Chronik 12.1871
DIE EREIGNISSE IM DEZEMBER 1871
DIE SCHLAGZEILEN DES MONATS
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Öffentliche politische Äußerungen von Geistlichen werden in Deutschland mit Festungshaft bedroht
Deutschland erhält eine einheitliche Währung
Home | Die Mark ist die neue gesamtdeutsche Währung |
(nach Geburtsjahr geordnet) | ||||
Jahres-Chroniken | ||||||
Länderchroniken |
Nation | Name | Regierungszeit | ||
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Premierminister William Ewart Gladstone |
03.12.1868-20.02.1874 | |||
Kardinalstaatssekretär Iacobus Cardinale Antonelli |
12.04.1850-06.11.1876 (secundum mandatum) | |||
Präsident des Ministerrates Adolf Wilhelm Daniel Fürst Auersperg |
25.11.1871-15.02.1879 | |||
Vorsitzender des Ministerrates Pawel Pawlowitsch Gagarin |
02.03.1864-04.03.1872 | |||
Vizepräsident Schuyler Colfax |
04.03.1869-04.03.1873 | |||
Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck |
(1862) 21.03.1871-20.03.1890 | |||
Chronik 1861 / Chronik 1862 / Chronik 1863 / Chronik 1864 / Chronik 1865 / Chronik 1866 / Chronik 1867 / Chronik 1868 / Chronik 1869 | |||||
Chronik Januar 1870 / Februar 1870 / März 1870 / April 1870 / Mai 1870 / Juni 1870 / Juli 1870 / August 1870 / September 1870 / Oktober 1870 / November 1870 / Dezember 1870 | |||||
Chronik Januar 1871 / Februar 1871 / März 1871 / April 1871 / Mai 1871 / Juni 1871 / Juli 1871 / August 1871 / September 1871 / Oktober 1871 / November 1871 / Dezember 1871 | |||||
* Besetzung Paraguays durch Brasilien (seit März 1870) | |||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Auf der am 1. November fertiggestellten Strecke Berlin - Lehrte wird der durchgehende Personenverkehr ab Lehrter Bahnhof (Tiergarten) aufgenommen. | ||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Die Generalversammlung des Lette-Vereins beschließt, dass Mitglieder des Vereins ohne Unterschied des Geschlechts in Ämter des Vorstandes wählbar sein sollten. | ||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Im deutschen Reichstag wird das erste Reichsmünzgesetz verabschiedet, das die Einführung der Papiermark beschließt. Der Name der ersten gemeinsamen Währung in Deutschland leitet sich von der ursprünglichen germanischen Gewichtseinheit "Mark" ab, der später auf die Mark als Währung vor allem im Bereich der norddeutschen Hansestädte als "Mark Courant" überging. Gelegentlich wird in der Literatur von Goldmark und von Reichsmark gesprochen. Tatsächlich ist die neue Währung zu einem Drittel goldgedeckt, der Ausdruck "Goldmark" ist jedoch zum Zeitpunkt der Entstehung der Währung noch unbekannt. "Reichsmark" ist noch keine offizielle Bezeichnung, sie bezeichnet vielmehr die Tatsache, dass diese Währung im gesamten Reich gültig ist. Das buchhalterische Zeichen für die "Mark" ist ein "M" in lateinischer Schreibschrift. Ursprünglich sollte diese Währung "Deutscher Franc" heißen, was durch den Deutsch-Französischen Krieg verhindert wurde. Die "Mark" kann in 100 Pfennig geteilt werden. In die Definition des Goldgehalts der Mark flossen verschiedene Überlegungen ein. Erstens soll die Mark in einem einfachen Verhältnis zu den noch existierenden gängigen deutschen Silbermünzen und den Vereinstalern des Deutschen Zollvereins stehen. Zweitens soll sich die Mark am Wert der in Norddeutschland (Hamburg, Lübeck) aus Rechnungseinheit genutzten "Courantmark" orientieren. Da drei Kurantmark grob so viel Silber enthielten wie ein Vereinstaler, wurde das Verhältnis von Vereinstaler zur Mark als 1:3 festgelegt. Aus einem Zollpfund Silber à 500 g wurden 30 Vereinstaler geprägt. Ein Vereinstaler hat somit einen Feinsilbergehalt von 16,667 g. Im Verhältnis 1:3 zu Mark ergibt sich für die Mark ein rechnerisches Silberäquivalent von 5,556 g. Da die Mark aber eine Währung nach dem Goldstandard ist, muss der Silbergehalt in einen Goldgehalt umgerechnet werden. Das Wertverhältnis von Gold zu Silber liegt in diesem Jahr bei 1:15,5. Daraus ergibt sich ein Goldgehalt der Mark von 0,35842 g Feingold. Selbst bei einer stark kupferhaltigen Goldlegierung würde ein Einmarkstück in Gold kaum ein Gramm wiegen. Daher werden keine einzelnen „Goldmark“-Stücke geprägt. Die Einmarkstücke sind tatsächlich aus 900/1000 Silber. Ihr Feinsilbergehalt liegt jedoch nicht bei 5,556 g, sondern nur bei 5 g; die Silbermünzen der Mark sind Scheidemünzen. Selbst die Prägung von Fünfmarkstücken in Gold wird nach wenigen Jahren wieder eingestellt werden. Die Reichsbank, die Reichsschuldenverwaltung und einige weitere privilegierte Privatnotenbanken geben auf Mark lautende Banknoten aus. Die Banknoten der Reichsbank haben Nominale von 20 Mark, 50 Mark, 100 Mark und 1000 Mark, die Reichskassenscheine der Reichsschuldenverwaltung Nominale in 5 Mark, 10 Mark, 20 Mark und 50 Mark bei relativ geringer Emissionszahl. Die Reichsbank wird eine Zentralnotenbank, sie besitzt gegenüber den „normalen“ Privatnotenbanken eine Reihe von Vorzugsrechten. Geldscheine werden vorerst nicht nur von der Reichsbank ausgegeben, sondern auch in den Ländern von anfangs 32 Privatnotenbanken (z. B. Sächsische Bank in Dresden, Bayerische Notenbank in München) sowie von der Reichsschuldenverwaltung als Reichskassenscheine. Reichs- und Privatbanknoten müssen mindestens zu einem Drittel mit Gold abgedeckt sein. Weiterhin reichen auch später neben diskontierten Wechseln auch Reichskassenscheine der Regierung dafür aus. Das bedeutete, dass Reichsbanknoten zumindest teilweise mit Reichskassenscheinen – also Papier mit Papier abgedeckt war. Jedem Bundesstaat ist es erlaubt, die Vorderseite, das Avers, zu gestalten und Münzen zu prägen. In der Regel wird dort das Abbild des jeweiligen regierenden Monarchen zu sehen sein. Die freien Städte Bremen, Hamburg und Lübeck werden das Stadtwappen auf ihre Münzen prägen. Die Rückseite, das Revers, hingegen wird einheitlich mit dem Reichsadler versehen. | ||||
Vereinigte Staaten von Amerika
Das Dampfschiff HASSLER, benannt nach dem schweizerischen Geodäten Ferdinand Rudolph Hassler, legt unter der Leitung des Kommandanten Philip Carrigan Johnson im Hafen von Boston ab. Ziel der Mission sind die Umschiffung des Kap Horn und Forschungen in der Region der Magellanstraße. Die sogenannte Hassler-Expedition ist eine US-amerikanische Ozean-Forschungsreise, die Aufschlüsse über die geologische, zoologische und physikalische Beschaffenheit der Küstenregionen der beiden amerikanischen Teilkontinente bringen soll. | |||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Die Stadtverordnetenversammlung von Berlin bewilligt zur Bekämpfung einer ausgebrochenen Pockenepidemie 150.000 Mark zum Ausbau der Isolierbaracken in Moabit. | ||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Der auf bayerischen Antrag hin von Bundesrat und Reichstag verabschiedete "Kanzelparagraph" tritt als Reichsgesetz in Kraft. Als Zusatz zum Strafgesetzbuch stellt er politische, den öffentlichen Frieden gefährdende Kanzeläußerungen unter Strafe und gilt als eine der ersten staatlichen Maßnahmen im so genannten Kulturkampf gegen den politischen Katholizismus. Der vom Pietismus beeinflusste Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck empfindet den politischen Katholizismus als Bedrohung für die preußisch-protestantische Monarchie. Die Verkündung des “ Infallibilitätsdogmas” durch Papst Pius IX. in Glaubensfragen für unfehlbar erklärt, wird auch von den Liberalen als unerhörte Provokation und eine Art Kriegserklärung gegen den modernen Nationalstaat verstanden. Zwischen der katholischen Kirche und den liberal ausgerichteten Regierungen im deutschen Reich kommt es zu Auseinandersetzungen. Sie finden ihre dramatische Zuspitzung, als Preußen per Gesetz den Kirchen (auch den protestantischen) das Recht zur Schulaufsicht entzieht. Alle Schulen werden nun einer staatlichen Inspektion unterstellt. Diese Maßnahme führt zum Bruch Bismarcks mit den preußischen Altkonservativen, die sich der protestantischen Kirche verbunden fühlen. In diesem Gesetz heißt es unter anderem: „...Ein Geistlicher..., welcher in Ausübung oder in Veranlassung der Ausübung seines Berufes öffentlich vor einer Menschenmenge, oder welcher in einer Kirche oder an einem andern zu religiösen Versammlungen bestimmten Orte vor Mehreren Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstande einer Verkündigung oder Erörterung macht, wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft...“ | ||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Der aus einer hugenottischen Familie namens Harenc aus der Bretagne stammende Georg Wilhelm Heinrich Häring, der bekannt ist unter dem Namen Willibald Alexis (* 29. Juni 1798 in Breslau) stirbt nach zwei Gehirnschlägen geistig umnachtet in Arnstadt. Alexis war ein deutscher Schriftsteller, der als Begründer des realistischen historischen Romans in der deutschen Literatur gilt. Um Witze über seinen Namen zu vermeiden, nahm er den Namen Alexis an, da „alex“ die lateinische Übersetzung von Hering ist. Alexis war Redakteur verschiedener Zeitungen, freier Schriftsteller und Feuilletonist. | ||||
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Kaiserreich Großjapan Die japanische Iwakura-Mission nach Nordamerika und Europa beginnt. Iwakura-Mission ist der Name einer auf zwei Jahre angesetzten Reise einer Gruppe unter der Leitung von Fürst Iwakura Tomomi aus hochrangigen japanischen Politikern und Gelehrten sowie Studenten nach Nordamerika und Europa. In den letzten Jahren des Shogunats wurden dem japanischen Staat verschiedene Ungleiche Verträge durch die USA, Großbritannien und weitere europäische Staaten aufgenötigt. Da die Revision dieser Verträge ansteht, beabsichtigt nun die neue Regierung, diese Verträge mit diplomatischen Mitteln aufzukündigen. Ein weiteres Ziel dieser Reise ist die Erkundung der europäischen Staaten, ihrer Staatsform, der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Technologie. Die Erkenntnisse, die auf dieser Mission gewonnen wurden, sollen für die Entwicklung des modernen japanischen Staates eine entscheidende Rolle spielen. Ein bedeutender Initiator ist der niederländische Missionar Guido Verbeck, der das japanische Kultusministerium berät und an verschiedenen Schulen tätig ist. Ein hochrangiges Delegationsmitglied, Ito Hirobumi, war bereits 1863 als Student in Europa gewesen. Auch die in Japan ansässigen europäischen Missionare unterstützten die Reise, insbesondere 1869 der holländische Missionar Guido Verbeck, der das Kultusministerium beriet und an verschiedenen Schulen tätig war. Die Gesamtzahl der Teilnehmer an der Iwakura-Mission beläuft sich auf 48 Personen. Es reisen 60 Studenten mit der Gesandtschaft, die zum Teil in den besuchten Ländern zurückgelassen werden, um an Studiengängen und Ausbildungen in den fremden Ländern teilzunehmen. Fünf junge Frauen bleiben in den Vereinigten Staaten. Die hochrangigen Mitglieder der Delegation sind:
Verlauf[Bearbeiten]
Die Gesandtschaft verlässt den Hafen Yokohama und fährt über den Stillen Ozean nach San Francisco. | |||||
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Osmanisches Reich / Vizekönigreich Ägypten / Königreich Italien Die Oper Aida des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi mit dem Libretto von Antonio Ghislanzoni, verfasst nach einem Szenarium von Auguste Ferdinand François Mariette, wird am Khedivial-Opernhaus in Kairo uraufgeführt. Verdi feiert mit der Aufführung seines Werkes in vier Akten einen großen Erfolg. Schauplatz der Oper ist Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Die Titelfigur Aida ist eine äthiopische Königstochter, die nach Ägypten als Geisel verschleppt wurde. Der ägyptische Heerführer Radamès muss sich entscheiden zwischen seiner Liebe zu Aida und seiner Loyalität dem Pharao gegenüber beziehungsweise der Hochzeit mit Amneris, der Tochter des Pharao. | ||||
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Deutsches Kaiserreich Auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude findet eine dritte Grundsteinlegung für die Siegessäule statt. Ursprünglicher Anlass zur Erbauung der Säule war der Sieg Preußens im Deutsch-Dänischen Krieg 1864. Innerhalb weniger Jahre kamen zwei weitere siegreiche Kriege hinzu, der Deutsche Krieg 1866 gegen Österreich sowie der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. An diese drei Siege soll durch die drei ursprünglichen Segmente erinnert werden, denen eine Bronzeskulptur aufgesetzt werden soll. | |||||
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Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Der britische Komponist Arthur Sullivan und der Schriftsteller und Librettist William Schwenck Gilbert schreiben ihre erste Operette, die "Komische Oper" genannt wird. Wegen der künstlerisch eingeschränkten Möglichkeiten des Gaity Theatres zeigt sich das Ergebnis für Sullivan unbefriedigend. Das Stück gerät in Vergessenheit, die Partitur geht verloren und beide Künstler gehen vorerst wieder getrennte Wege. | ||||
Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Eine Volkszählung ergibt 825.937 Einwohner für Berlin, davon 442.668 Berufstätige. | |||||
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland beträgt im Jahre 1871 bei Männern 35, bei Frauen 38 Jahre. | ||||
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