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Deutsches Reich
- Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt den Parteivorsitzenden der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP, Adolf Hitler, zum neuen Reichskanzler. Im neu gebildeten Kabinett wird Franz von Papen Vizekanzler und Reichskommissar für Preußen, Alfred Hugenberg (DNVP) Wirtschaftsminister; von der NSDAP treten Hermann Göring und Wilhelm Frick in die Regierung als Innenminister und Minister ohne Geschäftsbereich ein. Die Berufung des neuen Reichskanzlers wird über den Rundfunk übertragen.
Das Kabinett des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler
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Funktion |
Name (Partei) |
seit |
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Reichskanzler |
Adolf Hitler (* 1889 Braunau am Inn, Niederösterreich) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) |
30.01.1933 |
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Adolf Hitler ist der Sohn des Zollbeamten Alois Hitler und seiner dritten Frau Klara Pötzl. Sein Vater starb Anfang 1903. Ein Jahr später schickte die Mutter Hitler auf die Oberrealschule in Steyr. Nach erfolgreich bestandener Nachprüfung im Herbst 1905 hätte Hitler in die fünfte Klasse aufsteigen können, er entschied sich aber, die Schule abzubrechen. In Linz lernte Hitler durch Mitschüler, Lehrer und Zeitungen das Denken des radikalen Antisemiten und Gründers der Alldeutschen Vereinigung, Georg von Schönerer, kennen. Er besuchte erstmals Aufführungen von Opern Richard Wagners, darunter Rienzi. Unter dem Eindruck der Hauptfigur soll er laut seinem damaligen Freund August Kubizek gesagt haben: „Ich will ein Volkstribun werden.“ In "Mein Kampf" stellte Hitler sein Schulverhalten als Lernstreik gegen den Vater dar und behauptete, ein schweres Lungenleiden habe seinen Schulabschluss vereitelt. Die Gewalttätigkeit des Vaters gilt als mögliche Wurzel für seine weitere Entwicklung. Nach dem Zeithistoriker Joachim Fest schwankte er schon in der Schulzeit zwischen intensiver Beschäftigung mit verschiedenen Projekten sowie Untätigkeit und zeigte ein Unvermögen zu regelmäßiger Arbeit. Seit 1906 wollte Hitler Kunstmaler werden und trug später diese Berufsbezeichnung. Er sah sich zeitlebens als verkannter Künstler. Im Oktober 1907 bewarb er sich erfolglos für ein Kunststudium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie. Er blieb zunächst in Wien, kehrte nach Linz zurück, als er am 24. Oktober erfuhr, dass seine Mutter nur noch wenige Wochen zu leben habe. Nach Aussage Blochs und Hitlers Schwester versorgte er den elterlichen Haushalt bis zum Tod der Mutter am 21. Dezember 1907 und sorgte für ihr Begräbnis zwei Tage darauf. Als vorgeblicher Kunststudent erhielt Hitler von Januar 1908 bis 1913 eine Waisenrente von 25 Kronen monatlich sowie das Erbe seiner Mutter von höchstens 1000 Kronen. Davon konnte er etwa ein Jahr in Wien leben. Hitler verachtete einen „Brotberuf“ und wollte in Wien Künstler werden. Im Februar 1908 ließ er eine Einladung des renommierten Bühnenbildners Alfred Roller ungenutzt, der ihm eine Ausbildung angeboten hatte. Als ihm das Geld ausging, besorgte er sich im August von seiner Tante Johanna einen Kredit über 924 Kronen. Bei der zweiten Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie im September wurde er nicht mehr zum Probezeichnen zugelassen. Er verschwieg seinen Verwandten diesen Misserfolg und seinen Wohnsitz, um seine Waisenrente weiter zu erhalten. Deshalb gab er sich bei Wohnungswechseln als „akademischer Maler“ oder „Schriftsteller“ aus. Ihm drohte die Einziehung zum Wehrdienst in der österreichischen Armee. Er behauptete später, er habe sich nach einer „deutschen Stadt“ gesehnt und sich zum „Architektur-Maler“ ausbilden lassen wollen. Nachdem die Münchner Kriminalpolizei ihn am 18. Januar 1914 aufgegriffen und beim österreichischen Konsulat vorgeführt hatte, wurde er am 5. Februar 1914 in Salzburg gemustert, als waffenunfähig beurteilt und vom Wehrdienst zurückgestellt. Liebesbeziehungen Hitlers zwischen 1903 und 1914 sind unbekannt. Kubizek und Hanisch zufolge äußerte er sich in Wien verächtlich über weibliche Sexualität und floh vor Annäherungsversuchen von Frauen. 1906 verehrte er, ohne Kontaktaufnahme, die Linzer Schülerin Stefanie Isak. Später bezeichnete er eine Emilie, vielleicht Häuslers Schwester, als seine „erste Geliebte“. Auch diese Beziehung stuft Brigitte Hamann als Wunschdenken ein. Hitler soll schon 1908, wie die Alldeutschen, ein Verbot der Prostitution und sexuelle Enthaltsamkeit für junge Erwachsene gefordert und Letztere aus Angst vor einer Infektion mit Syphilis selbst praktiziert haben. Wie viele andere begrüßte Adolf Hitler im August 1914 begeistert den Beginn des Ersten Weltkriegs. Nach eigener Darstellung hatte er die königliche Kanzlei Bayerns mit einem Immediatgesuch vom 3. August 1914 erfolgreich um die Erlaubnis ersucht, als Österreicher in die Bayerische Armee einzutreten. Am 16. August sei er als Kriegsfreiwilliger dort aufgenommen worden, am 8. Oktober sei er auf den König von Bayern vereidigt worden. Heute wird vermutet, dass Hitlers Staatsbürgerschaft für das bayerische Königreich im Trubel des Kriegsausbruches bei seiner Meldung keine Rolle spielte, zumal er nicht der einzige Österreicher im Regiment war. Möglicherweise wurde er gar nicht danach gefragt. Eine von ihm später behauptete, kurzfristig beantragte österreichische Sondergenehmigung gilt als Legende. Am 1. September 1914 wurde er der ersten Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 16 zugeteilt. Hitler nahm Ende Oktober 1914 an der Ersten Flandernschlacht teil. Am 1. November 1914 wurde er zum Gefreiten befördert und am 2. Dezember 1914 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, weil er am 15. November 1914 mit einem zweiten Meldegänger im Verlauf der Ersten Flandernschlacht nordwestlich von Messines das Leben des unter französischem Feuer stehenden Regimentskommandeurs Philipp Engelhardt geschützt und eventuell gerettet hatte. Ab 9. November 1914 bis zum Ende des Krieges diente Hitler als Ordonnanz und Meldegänger zwischen dem Regimentsstab und den Stäben der Bataillone mit 1,5 bis 5 Kilometer Abstand zur Hauptkampflinie, zunächst am Wytschaete-Bogen der Westfront. Entgegen seiner späteren Darstellung war er also kein besonders gefährdeter frontnaher Meldegänger eines Bataillons oder einer Kompanie und hatte weit bessere Überlebenschancen als diese. Vom März 1915 bis September 1916 wurde er im Sektor Aubers-Fromelles und in der Schlacht von Fromelles (19./20. Juli 1916) eingesetzt. In der Schlacht an der Somme wurde Hitler am 5. Oktober 1916 bei le Barqué (Ligny-Thilloy) durch einen Granatsplitter am linken Oberschenkel verwundet, was später zu zahlreichen Spekulationen über seine Monorchie führte. Er wurde bis zum 4. Dezember im Vereinslazarett Beelitz (Potsdam) gesund gepflegt und hielt sich danach zur Pflege in München auf. Am 5. März 1917 kehrte Hitler zu seiner inzwischen nach Vimy verlegten alten Einheit zurück. Im Frühjahr nahm er an der Schlacht von Arras, im Sommer an der Dritten Flandernschlacht, ab Ende März 1918 an der deutschen Frühjahrsoffensive und an der kriegsentscheidenden zweiten Schlacht an der Marne teil. Im Mai 1918 erhielt er ein Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit und das Verwundetenabzeichen in Schwarz. Am 4. August erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse für einen Meldegang an die Front nach dem Ausfall aller Telefonleitungen. Der Regimentsadjutant Hugo Gutmann, ein Jude, hatte ihm dafür diese Auszeichnung versprochen; der Divisionskommandeur genehmigte sie nach zwei Wochen. Hitler bestritt später, das Eiserne Kreuz I. Klasse im Ersten Weltkrieg getragen zu haben, da es dem Juden Gutmann (Hitler: „ein Feigling sondersgleichen“) ebenfalls verliehen wurde. Am 21. August 1918 verließ Hitler das in schwere Kämpfe verwickelte Regiment zu einem einwöchigen Telefonistenkurs in Nürnberg, um daraufhin seinen regulären Heimaturlaub in Berlin anzutreten. Während er später immer wieder auf seine Eindrücke in Berlin zu sprechen kam, verschwieg er den vermutlich erstmaligen Besuch in der späteren Stadt der Reichsparteitage zeitlebens, was zu Spekulationen über Zusammenhänge mit dem aus Nürnberg stammenden Vorgesetzten Gutmann Anlass gab. Am 27. September kehrte er an die Westfront zurück, wo sein Regiment inzwischen von den Auflösungserscheinungen betroffen war, die mit dem Schwarzen Tag des Deutschen Heeres am 8. August an der gesamten Westfront begonnen hatten. Am Morgen des 14. Oktober 1918 geriet Hitler auf einem Meldegang bei Wervik in Flandern in einen Senfgasangriff, den er auch in "Mein Kampf" schilderte. Gelangte das Gift in die Augen, schwollen die Lider unter heftigen Schmerzen schnell an, was zur funktionellen Erblindung führte. Kamen keine Komplikationen hinzu, klangen die Symptome wie bei Hitler nach wenigen Wochen oft vollständig ab. Die derart Verwundeten galten als „leicht verwundet“. Mit dieser Einstufung wurde Hitler unter der Nummer 7361 mit der Diagnose „gasvergiftet“ am 21. Oktober in das Reservelazarett Pasewalk, ein Genesungsheim für Leichtverletzte, eingeliefert. Üblicherweise dauerte der Genesungsaufenthalt vier Wochen. Hitler ging am 19. November als „kriegsverwendungsfähig“ zum Ersatzbataillon des 2. Bayerischen Infanterieregiments nach München ab. Hitler erfuhr in Pasewalk am 10. November von der Novemberrevolution und den Waffenstillstandsverhandlungen von Compiègne, was er zutiefst empört aufnahm. Später (1924) bezeichnete er diese Ereignisse im Sinne der Dolchstoßlegende als „größte Schandtat des Jahrhunderts“, die ihn zu dem Entschluss veranlasst habe, Politiker zu werden. Letzteres gilt als unglaubwürdig, da Hitler damals nahezu mittel- und perspektivlos war, keine Kontakte zu Politikern hatte und den angeblichen Entschluss bis 1923 nie erwähnte. Hitler verhielt sich laut Zeitzeugen unterwürfig gegenüber Offizieren. „Den Vorgesetzten achten, niemandem widersprechen, blindlings sich fügen“, gab er 1924 vor Gericht als seine Maxime an. Er klagte nie über schlechte Behandlung als Soldat und sonderte sich damit von seinen Kameraden ab. Darum beschimpften sie ihn als „weißen Raben“, als jemanden, der sich für etwas Besonderes hielt oder eine von der Mehrheit abweichende Meinung vertrat. Nach ihren Aussagen rauchte und trank er nicht, redete nie über Freunde und Familie, war nicht an Bordellbesuchen interessiert und saß oft stundenlang lesend, nachdenkend oder malend in einer Ecke des Unterstands. Im Jahre 1919 wurde Hitler von seiner Einheit zur Teilnahme an einem Rednerkurs für ausgewählte "Propagandaleute" an der Universität München vorgeschlagen und zeichnet sich dabei als talentierter Redner aus. In seinen ersten schriftlichen politischen Notizen hebt er als vordringlichstes Ziel die "Entfernung der Juden überhaupt" hervor. Am 12. September besuchte er eine Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) und trat ihr wenige Tage später mit der Mitgliedsnummer 555 bei. Die Partei hatte ihre Zählung bei 500 begonnen, um eine größere Mitgliederschaft vorzutäuschen. Einen Monat später hielt er seine erste politische Rede vor Mitgliedern der DAP. Im Februar 1920 arbeitete er am Programm der in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannten Partei mit. Am 31. März wurde Hitler wird aus der Reichswehr entlassen und widmet sich fortan der Parteiarbeit. Als Agitator unterdessen unentbehrlich geworden und über die Grenzen Münchens bekannt, gelang es ihm auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der NSDAP, die Führung der Partei mit diktatorischen Vollmachten zu übernehmen. Am 9. November wurde der nach ihm benannte Putsch in München von Regierungstruppen mit Waffengewalt niedergeschlagen. Die NSDAP wird am folgenden Tag verboten. Hitler floh und wurde zwei Tage später im bayerischen Uffing verhaftet. Am 26. Februar 1924 wurde Hitler zusammen mit Ernst Röhm, General Erich Ludendorff und anderen vor dem Münchener Volksgericht des Hochverrats angeklagt und schließlich zu fünfjähriger Festungshaft verurteilt. Die Prozessverhandlungen benutzt Hitler als Forum für seine antirepublikanische Agitation. Bereits am 20. Dezember des selben Jahres wurde er vorzeitig aus der Festung Landsberg entlassen, in der er den ersten Band seiner Schrift "Mein Kampf" geschrieben hatte. Am 27. Februar 1925 wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) neu gegründet. Am 30. April wurde Hitler auf Antrag aus der österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen und war seither staatenlos. Die bayerische Regierung sprach ein Redeverbot aus, dem sich auch die preußische Landesregierung anschloss. Nach Aufhebung des Redeverbots für Bayern sprach Hitler am 9. März 1927 zum ersten Mal wieder öffentlich, am 16. November nach entsprechendem Erlass für Preußen auch im Berliner Sportpalast. Am 10. Oktober 1931 empfing Reichspräsident Paul von Hindenburg Hitler erstmals zu einer Aussprache; einen Tag später wurde die Harzburger Front gebildet, in der die gesamte antirepublikanische Rechte vereinigt war: NSDAP, Deutschnationale Volkspartei (DNVP), Alldeutscher Verband und Stahlhelm. Am 26. Februar 1932 wurde Hitler die deutsche Staastsbürgerschaft zuerkannt. Am 13. März erhielt Hitler im ersten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl rund 30 Prozent der Stimmen. Im zweiten Wahlgang am 10. April erzielte er knapp 37 Prozent der Stimmen. Reichspräsident Hindenburg wurde wiedergewählt. Nach den Reichstagswahlen vom 31. Juli, aus denen die NSDAP als stärkste Fraktion hervorgegangen war, wurde Hitlers Forderung auf Ernennung zum Reichskanzler von Hindenburg am 13. August zurückgewiesen. Trotz erheblicher Verluste blieb die NSDAP bei der nächsten Reichstagswahl am 6. November die stärkste Fraktion im Reichstag.
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Stellvertreter des Reichskanzlers |
Franz von Papen (* 1879 Werl, Preußen) parteilos |
30.01.1933 |
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Franz von Papen ging mit elf Jahren auf eine Kadettenschule und begann so seine militärische Laufbahn. Er wurde Berufsoffizier. Ab 1913 arbeitete er als Militärattaché in Washington für das Gebiet USA und Meiko an der dortigen Deutschen Botschaft. In New York baute er nach Beginn des Ersten Weltkriegs einen Spionage- und Sabotagering auf. Im Januar 1916 wurde er des Landes verwiesen. Auf der Heimreise wurden ihm alle Unterlagen, die er mit sich führte, von der britischen Marine abgenommen, so dass die Briten in den Besitz umfangreicher Geheiminformationen kamen. Quittungen, Rechnungsbücher und andere Unterlagen machten die Identifizierung zahlreicher Mitglieder von Papens amerikanischer Agentengruppe möglich, was eine Reihe von Verhaftungen nach sich zog. Nach seiner Rückkehr nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wurde Generalstabsoffizier und Major. Er lernte in dieser Zeit Erich von Falkenhayn, Joachim von Ribbentrop und Paul von Hindenburg kennen. Im Frühjahr 1919 beendete er seine militärische Laufbahn, denn einer republikanischen Armee wollte er nicht dienen. 1921 wurde er politisch aktiv und trat er in die Zentrumspartei ein, wo er den rechten, monarchisch gesinnten Flügel vertrat. Er wurde sogleich in den Preußischen Landtag gewählt. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 unterstützte Franz von Papen nicht Wilhelm Marx, den Kandidaten seiner eigenen Partei, sondern den konservativen Paul von Hindenburg. Mehrfach forderte Papen ein Ende der Großen Koalition in Preußen und warb für ein Bündnis der Zentrumspartei mit der rechtsgesinnten DNVP. Am 1. Juni 1932 wurde Franz von Papen von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, nachdem Heinrich Brüning zurückgetreten war. Kurt von Schleicher hatte sich für von Papen eingesetzt. Von Papen holte Minister in sein Minderheitenkabinett, die entweder parteilos waren oder der DNVP angehörten. Er selbst trat am 3. Juni 1932 aus der Zentrumspartei aus und kam so seinem Ausschluss zuvor. Sieben der elf Minister waren adelig, sodass man auch spöttisch von einem Kabinett der Barone sprach. Franz von Papen plante unter dem Schlagwort "Der neue Staat" eine Reform der Verfassung, die den Einfluss des Reichstags noch weiter verringern und die Macht des Reichspräsidenten noch mehr stärken sollte. Am Ende sollte die Monarchie wieder eingeführt werden. Im Reichstag hatte Papens Kabinett jedoch keine Mehrheit. Um seine Ziele durchsetzen zu können, hätte er aber eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag benötigt. Mit dem "Preußenschlag" vom 20. Juli 1932 setzte Papen die bedeutendste demokratische Landesregierung des Deutschen Reichs - und letzte SPD-Regierung - außer Kraft. Papen setzte sich selber als Reichskommissar in Preußen ein. Nach dem Altonaer Blutsonntag am 14. Juli hatte Hindenburg dem per Notverordnung zugestimmt, als Vorwand für den Preußenschlag, bei dem sich Nationalsozialisten und Kommunisten eine Schlacht lieferten, die am Ende 15 Tote forderte. Franz von Papen gab vor, in Preußen müsse wieder Sicherheit und Ordnung hergestellt werden. Im Hintergrund zog zudem schon Reichswehrminister Kurt von Schleicher die Fäden. Er band die NSDAP ein. Die sagte der neuen Regierung ihre Unterstützung zu, wenn das unter Heinrich Brüning verhängte Verbot der SA und der SS aufgehoben würde und wenn es Neuwahlen gäbe. Beides wurde ihnen zugesichert. Bei den Wahlen am 31. Juli 1932 errang die NSDAP noch einmal deutliche Stimmengewinne dazu. Sowohl die Nationalsozialisten als auch die Kommunisten kreideten Franz von Papen an, dass er auf der Konferenz von Lausanne keine vollständige Streichung der deutschen Reparationszahlungen hatte durchsetzen können. Mit dem Wahlsieg der NSDAP am 31. Juli 1932 kündigten die Nationalsozialisten auch ihre Unterstützung von Papens Regierung auf. Hitler verlangte die Kanzlerschaft avon Paul von Hindenburg, der ihm diese jedoch verweigerte. Ein Misstrauensantrag fand am 12. September 1932, als der neu gewählte Reichstag zusammenkam, eine große Mehrheit. Der Reichstag wurde aufgelöst. Neuwahlen wurden für den 6. November 1932 ausgeschrieben. Die Regierung Papen erhielt keine Mehrheit. Daraufhin gab von Papen am 17. November seinen Rücktritt bekannt. Am 1. Dezember beauftragte Reichspräsident Hindenburg erneut von Papen mit der Regierungsbildung. Er plante jedoch schon, den Reichstag erneut aufzulösen, diesmal ohne Neuwahlen anzusetzen – dies wäre jedoch einem Staatsstreich und einem Bruch der Verfassung gleichgekommen. Damit wäre die Regierung ausgeschaltet und eine spätere Volksbefragung hätte die Verfassung ändern und den gesamten Staat umbauen können. Die Reichswehr sollte dies militärisch unterstützen. Die Minister verweigerten nun von Papen die Gefolgschaft. Am 3. Dezember 1932 ernannte Hindenburg Kurt von Schleicher zum neuen Reichskanzler.
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Reichsminister des Auswärtigen |
Konstantin Freiherr von Neurath (* 1873 Kleinglattbach in Württemberg) parteilos |
30.01.1933 |
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Konstantin Freiherr von Neurath war nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Thüringen Gerichtsassessor für eine Laufbahn im Auswärtigen Amt. Seine diplomatischen Stationen waren Vizekonsul und später Legationsrat in London, Botschaftsrat in Konstantinopel während des Weltkrieges. 1917 quittierte er den diplomatischen Dienst und wurde 1917/1918 Chef des württembergischen Zivilkabinetts. Reichspräsident Friedrich Ebert entsandte ihn 1919 nach Kopenhagen als Botschafter, ab 1921 nach Rom, Obwohl von Neurath den italienischen Faschismus missbilligte, stand er dem Duce Mussolini mit Respekt gegenüber. 1930 wurde von Neurath Botschafter in London und Reichsaußenminister unter von Papen, von Schleicher und nun Hitler.
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Reichsminister des Inneren |
Wilhelm Frick (* 1877 Alsenz, Nordpfalz) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) |
30.01.1933 |
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Wilhelm Frick war als Jurist maßgeblich an Aufbau und Etablierung des NS-Staates beteiligt. Als Leiter der politischen Polizei in München gehörte er in den 1920er Jahren zu den frühesten Förderern Adolf Hitlers und der NSDAP. Frick wurde 1917 zum Regierungsassessor befördert und zur Polizeidirektion München versetzt. Anfangs leitete Frick dort die Kriegswucher-Abteilung, was seine antisemitische Einstellung mit beeinflusst haben soll, wie ein Brief an seine Schwester zeigt. 1919 wurde ihm als Bezirksamtmann die Leitung der politischen Polizei übertragen. In dieser Funktion sympathisierte er mit dem Rechtsextremismus. Er verhalf einem Freikorpsmitglied, das Morde begangen hatte, durch die Ausstellung falscher Pässe zur Flucht. 1919 lernte er über den Polizeipräsidenten Ernst Pöhner Adolf Hitler kennen und unterstützte Hitler sowie die NSDAP durch die großzügige Genehmigung von Versammlungen und Hetzplakaten. 1923 wurde er Oberamtmann und Leiter des Sicherheitsdienstes der Kriminalpolizei München. Im November 1923 war er zusammen mit Pöhner, bis 1921 Münchener Polizeipräsident, am Hitlerputsch beteiligt. Frick sollte neuer Polizeipräsident werden. Während des Putschversuches blieb er in der Polizeidirektion und sorgte unter anderem dafür, dass die Landespolizei und der Vertreter des Polizeipräsidenten nicht sofort alarmiert wurden. Wegen „der Beihilfe zum Verbrechen des Hochverrats“ wurde er 1924 zu einer Strafe von 15 Monaten Festungshaft verurteilt, die aber nach ungefähr fünf Monaten Untersuchungshaft zur Bewährung ausgesetzt wurde. Für seine Teilnahme am Putsch wurde ihm 1935 von Hitler das Ehrenzeichen der Bewegung verliehen. Der Bayerische Disziplinarhof hob Fricks Entlassung aus dem Staatsdienst mit der Begründung auf, dass er nicht in hochverräterischer Absicht gehandelt hätte. Nach der Reichstagswahl am 4. Mai 1924 zog Wilhelm Frick als Abgeordneter der Nationalsozialistischen Freiheitspartei – das war eine Listenverbindung der Deutschvölkischen Freiheitspartei und der verbotenen NSDAP – für den Wahlkreis 24 (Oberbayern-Schwaben) in den Reichstag ein, dem er bis 1945 angehörte. Am 1. September 1925 wurde Frick Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 10). Den Vorsitz der Reichstagsfraktion mit damals zwölf Abgeordneten übernahm er 1928. In dieser Funktion wurde er 1933 von Hitler zum Reichsleiter berufen. Seine Reichstagsreden waren geprägt von einem radikalen Antisemitismus und Rassismus sowie massiven Beschimpfungen und Beleidigungen der politischen Gegner. Durch seine destruktive Arbeit im Reichstag wirkte er maßgeblich am Untergang des Parlamentarismus der Weimarer Republik mit. Am 23. Januar 1930 wurde Wilhelm Frick im Land Thüringen Staatsminister für Inneres und Volksbildung in einer Koalitionsregierung und somit der erste Minister der NSDAP zu Zeiten der Weimarer Republik. Frick war zugleich Stellvertreter des Vorsitzenden der Landesregierung Erwin Baum. Unter dem Namen Baum-Frick-Regierung wurde diese thüringische Landesregierung bekannt, eine Koalition aus Thüringer Landbund, NSDAP, Wirtschaftspartei, Deutschnationaler Volkspartei und Deutscher Volkspartei. Frick betrieb mit Verordnungen die Entlassung von kommunistischen Lehrern und Bürgermeistern, den Personalabbau insbesondere bei den sozialdemokratischen Beamten sowie die bevorzugte Einstellung von Nationalsozialisten in die neugeschaffene Landespolizei. Am 19. März 1930 sperrte deshalb Reichsinnenminister Carl Severing (SPD) die Reichszuschüsse für die thüringische Landespolizei, was am 16. April wieder aufgehoben wurde, nachdem die Landesregierung erklärt hatte, künftig keine Nationalsozialisten in die Polizei aufzunehmen. Auch die ausländische Presse nahm diese Vorgänge wahr. Die Londoner Times beschrieb Frick anlässlich der Machtergreifung Hitlers als „wohlbekannten Innenminister in Thüringen, der sich vieler administrativer Exzentrizitäten schuldig und die Polizei zu einem Instrument der Partei gemacht hatte.“ Frick setzte gegen den Willen der Universität Jena die Berufung des Rasseforschers Hans F. K. Günther für den neugeschaffenen Lehrstuhl Sozialanthropologie durch. Sein Ziel war die Förderung der nationalsozialistischen Bewegung und Weltanschauung. Er sorgte für zeitlich begrenzte Erscheinungsverbote von kritischen Zeitungen sowie für Aufführungsverbote von Theaterstücken und Filmen mit pazifistischen Inhalten. Am 8. Februar 1930 verfügte er, dass Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" in keiner Schule des Landes mehr gelesen werden durfte. Den im Dezember desselben Jahres erschienenen gleichnamigen Film ließ er in Thüringen noch vor dem allgemeinen Aufführungsverbot durch die Filmoberprüfstelle am 11. Dezember verbieten. Seine nationalsozialistische Art des Schulgebetes („Schenk uns des Heilandes heldischen Mut … Deutschland erwache! Herr mach uns frei!“) musste er aufgrund verfassungswidrigen Inhaltes wieder zurückziehen. An den Kunstschulen verloren zahlreiche Lehrkräfte ihren Arbeitsplatz. Im Oktober 1930 wurde die Sammlung des Weimarer Stadtschlosses von den Modernen „gesäubert“. Frick sorgte dafür, dass Werke von Paul Klee, Oskar Kokoschka, Emil Nolde und Ernst Barlach aus den Sammlungen entfernt wurden. Nach dem erfolgreichen Misstrauensantrag der SPD vom 1. April 1931 gegen ihn und den nationalsozialistischen Staatsrat Willy Marschler folgte sein Sturz und das Ausscheiden aus der Regierung.
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Reichsminister für Finanzen |
Johann Graf Schwerin von Krosigk (* 1887 in Rathmannsdorf in Anhalt) parteilos |
02.06.1932 |
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Johann Graf Schwerin von Krosigk war bereits im Kabinett Papen Finanzminister und behält sein Amt. Im Jahr 1920 arbeitete von Krosigk als Assessor beim Landratsamt in Hindenburg/Oberschlesien. Er wechselte dann als Regierungsrat in das Reichsfinanzministerium nach Berlin. 1922 folgte die Ernennung zum Oberregierungsrat und 1924 zum Ministerialrat. Ab 1929 leitete er als Ministerialdirektor die Etatabteilung des Reichsfinanzministeriums. 1931 übernahm er zusätzlich die Leitung der Reparationsabteilung. 1932 wurde er von Reichskanzler Franz von Papen als Reichsminister der Finanzen in das Kabinett berufen. In dieser Funktion nahm er an der Konferenz von Lausanne teil, die Deutschlands Reparationsverpflichtungen de facto beendete. Er behielt das Amt des Reichsfinanzministers auch unter Papens Amtsnachfolgern Kurt von Schleicher und Adolf Hitler.
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Reichsminister für Wirtschaft Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft |
Alfred Hugenberg (* 1865 in Hannover) Deutschnationale Volkspartei (DNVP) |
30.01.1933 |
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Alfred Hugenberg ist ein deutscher Montan-, Rüstungs- und Medienunternehmer. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des völkischen und antisemitischen Alldeutschen Verbandes, der zeitweise einer der größten und bekanntesten Agitationsverbände war. Mit seinem Hugenberg-Konzern, einem Medienkonzern, der die Hälfte der deutschen Presse kontrollierte, trug er mit nationalistischer und antidemokratischer Propaganda maßgeblich zur Zerstörung der Weimarer Republik bei. Hugenberg führte die DNVP, die sich von 1925 bis 1928 an demokratisch geführten Regierungen beteiligt hatte, in eine Fundamentalopposition und suchte dabei wiederholt die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten: 1929 arbeiteten beide Parteien im Reichsausschuss für das deutsche Volksbegehren zusammen, um mit einem reichsweiten Plebiszit den Young-Plan zu Fall zu bringen, der die Reparationszahlungen, die Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg zu zahlen hatte, endgültig regelte. Der Volksentscheid scheiterte am 22. Dezember 1929. Hugenbergs Kurs war in seiner Partei nicht unumstritten. Viele Deutschnationale empfanden es als empörend, dass das „Freiheitsgesetz“, das Hugenberg gemeinsam mit Hitler durchsetzen wollte, indirekt den verehrten Reichspräsidenten Paul von Hindenburg mit einer Haftstrafe bedrohte. Er war erst 1925 nicht zuletzt mit deutschnationalen Wählerstimmen ins Amt gekommen. Prominente Deutschnationale des gouvernementalen Flügels wie der ehemalige Vorsitzende Kuno Graf Westarp, Gottfried Treviranus, Hans Schlange-Schöningen und Martin Schiele verließen daher 1930 die DNVP. In der Folge unterstützten sie den konservativen Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, der im März 1930 den Auftrag erhielt, eine „antiparlamentarische und antimarxistische“ Regierung zu bilden, was eigentlich ganz im deutschnationalen Interesse lag. Doch Hugenberg wies Hindenburgs Bitte, Brüning durch seine Unterstützung zu ermöglichen „vom Regieren mit den Sozialdemokraten los[zu]kommen“, zurück. Hugenbergs Hoffnung auf eine fortgesetzte Zusammenarbeit mit der NSDAP erfüllte sich nicht: Im Wahlkampf zu den vorgezogenen Reichstagswahlen attackierten die Nationalsozialisten die DNVP als „reaktionär“. Deutschnationale Wähler, die 1929 beim Volksbegehren mit Ja gestimmt hatten, wechselten in den folgenden Jahren vermehrt zur NSDAP. Bei den Wahlen am 14. September 1930 errang die NSDAP einen Erdrutschsieg und kam auf 18 % der Stimmen, die DNVP dagegen halbierte ihren Stimmenanteil und erreichte nur 7,0 %. Der Plan, Hugenberg ins Abseits zu drängen, schien aufzugehen. Im Herbst 1931 startete Hugenberg eine neue Initiative, die regierungsfeindliche Rechte zu sammeln. Am 11. Oktober 1931 trafen sich in Bad Harzburg führende Deutschnationale, Nationalsozialisten, Mitglieder des Stahlhelms und einiger kleinerer rechter Organisationen zu einer Großveranstaltung, um ihre Geschlossenheit im Kampf gegen die Weimarer Republik zu demonstrieren. Mit dieser „Harzburger Front“ war es aber nicht weit her: Bereits wenige Monate später konnten sich Hugenberg und Hitler nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Reichspräsidentenwahl 1932 einigen: Hugenberg schlug den Schwerindustriellen Albert Vögler und Prinz Oskar von Preußen vor, was Joseph Goebbels in seinem Tagebuch kommentierte: „Die deutschnationale Partei ist und bleibt doch die Organisation aller reaktionären Kräfte. Wir müssen uns zum Kampfe mit ihr stellen.“ Schließlich machten Deutschnationale und Nationalsozialisten erneut Wahlkampf gegeneinander: Die NSDAP stellte Hitler auf, Hugenberg und die DNVP unterstützten den Stahlhelm-Führer Theodor Duesterberg. Im Wahlkampf zu den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 konkurrierte Hugenbergs DNVP mit den Nationalsozialisten um Wähler vom rechten Rand. Zu diesem Zweck beauftragte Hugenberg seine Parteifreunde Reinhold Quaatz und Paul Bang mit der Abfassung eines neuen Parteiprogramms. Um der NSDAP Stimmen abzunehmen, näherte es sich in Stil und Tonlage den Nationalsozialisten an. Hugenberg wurde im Frontispiz als deutschnationaler „Führer“ vorgestellt, der Text selbst polemisierte gegen den Sozialismus als Zerstörer aller „organischen Zusammenhänge von Staat, Wirtschaft und Volksleben“. Damit war aber nicht die SPD oder der Bolschewismus gemeint, sondern die bestehende demokratische Ordnung der Weimarer Republik. Sie sollte aber nicht durch die Wiederherstellung der Bismarckschen Reichsverfassung, sondern durch eine Diktatur ersetzt werden. Die Wähler dankten es Hugenberg nicht: Bei den Wahlen erzielte die DNVP mit 5,9 % das schlechteste Ergebnis der Parteigeschichte. Hugenberg gründete den Vierer-Ausschuss und war Mitglied der Gäa und verwaltete die Gelder der Ruhrlade, die an politische Parteien verteilt wurden. Von Zeitgenossen wurde ihm wiederholt vorgeworfen, dabei im Interesse der Großindustrie den Aufstieg der NSDAP zu finanzieren. Für diesen Vorwurf finden sich weder Belege noch ist er plausibel, denn DNVP und NSDAP konkurrierten in den Wahlkämpfen der Jahre 1930 bis 1932 hart. Hugenbergs Interesse war es daher, den Wahlkampf seiner eigenen, deutlich geschrumpften Partei zu finanzieren. Das Interesse der Großindustrie war es dagegen, die DNVP von der Fundamentalopposition ihres Vorsitzenden abzubringen. Ende 1929 wurden im Reichsverband der Deutschen Industrie 20.000 Reichsmark gesammelt, mit denen Werner von Alvensleben Hugenberg innerhalb der DNVP isolieren wollte, um die Partei wieder zur Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Mitte zurückzubewegen. Und am 5. September 1932 schrieb der Schwerindustrielle Paul Silverberg an Paul Reusch von der Gutehoffnungshütte, alle „politisch heimatlosen Angehörigen des Bürgertums“ sollten doch gemeinsam in die DNVP eintreten, „um dann als Parteimitglieder Herrn Hugenberg mürbe zu machen“. Dies misslang. Bei den Verhandlungen vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war Hugenberg eine „Schlüsselfigur der Rechten“. Man machte ihm das verlockende Angebot, als Chef eines „Superministeriums“ für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung in die neue Regierung einzutreten. In letzter Minute drohte das Projekt aber noch zu platzen: Erst als man sich am 30. Januar 1933 bereits im Reichspräsidentenpalais versammelt hatte, erfuhr Hugenberg, dass erneute Reichstagswahlen geplant waren. Von denen konnte er nur verlieren, weswegen er nun nicht mehr in die Regierung eintreten wollte. Hitler gab ihm sein Ehrenwort, die Zusammensetzung des Kabinetts nicht zu ändern, ganz gleich, wie die Wahlen ausgingen. Erst nach einer längeren Diskussion und als Staatssekretär Otto Meissner drängte, man dürfe den Reichspräsidenten nicht länger warten lassen, gab Hugenberg – wie der Historiker Hagen Schulze bemerkt, „mehr gezogen als freiwillig“ – nach.
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Reichsarbeitsminister |
Franz Seldte (* 1882 Magdeburg) Stahlhelm |
30.01.1933 |
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Franz Seldte war ein Unternehmer und Veteran des Ersten Weltkriegs, der als Gründer und Bundesführer des in der Weimarer Republik politisch einflussreichen, rechtsgerichteten Wehrverbands "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" hervortrat, sich erst in diesem Jahr der NSDAP anschloss und sofort zum Reichsarbeitsminister berufen wird. Seldte wuchs in einer protestantisch-gläubigen Familie auf. 1916 wurde er in der Schlacht an der Somme als Führer einer Maschinengewehrkompanie schwer verwundet, wodurch er seinen linken Arm verlor. Nach seiner Wiederherstellung kam er 1917 zu der im Vorjahr auf Betreiben General Erich von Falkenhayns gegründeten militärischen Abteilung des Auswärtigen Amtes (MAA) unter Oberst Hans von Haeften. Seldte wurde als Frontberichterstatter eingesetzt und führte einen Frontfilm- und Nachrichtentrupp. Er kam dadurch in Kontakt mit Walter Nicolai, dem Leiter der Abteilung III b des Großen Generalstabs, zu dessen Verantwortungsbereich die Kriegsberichterstattung in dieser Zeit gehörte. Ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse wurde er zum Hauptmann der Reserve befördert. Von Juni bis November 1918 leitete er im Auswärtigen Amt die Auslandsstelle des im Januar 1917 durch von Haeften für Zwecke der Kriegspropaganda geschaffenen Bild- und Filmamtes (BuFA), das jetzt von Major Alexander Grau geführt wurde. Dieser wollte die „überragende Macht des Bildes und des Films als Aufklärungs- und Beeinflussungsmittel“ für den Krieg und die deutsche Propaganda nach innen und außen nutzbar machen, war damit aber nur mäßig erfolgreich. Als Gegenreaktion auf die Novemberrevolution in Deutschland gründete Franz Seldte am 25. Dezember 1918 in Magdeburg zusammen mit seinen Brüdern und verschiedenen Regimentskameraden den monarchistisch-nationalistischen Veteranenverband „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“. Das Anliegen der Gruppe brachte Seldte bei einem Vortreffen am 13. November 1918 auf die Formel, „diese Schweinerei von Revolution nicht weiter so hingehen zu lassen“. Ziel war es, den nach Magdeburg heimkehrenden, demobilisierten Soldaten eine Heimstatt zu geben, den Geist der Front in die Heimat zu tragen, die Interessen der Soldaten zu vertreten und am Kampf gegen den Kommunismus-Bolschewismus teilzunehmen. Seldte, der schon vor 1914 den Nationalliberalen nahestand, gehörte zum Jahreswechsel 1918/1919 auch zu den prominenten Gründungsmitgliedern des Ortsvereins der DVP, die er 1927 wieder verließ, und war zeitweilig Mitglied des Magdeburger Stadtrates. Bezüglich der Kriegsniederlage behauptete er im Sinne der Dolchstoßlegende, im Weltkrieg sei die Propaganda der Feinde in Deutschland auf offene Ohren getroffen, „so daß schließlich die Heimarmee dem Feldheer in den Rücken gefallen“ sei. Im Sommer 1919 begann der "Stahlhelm" mit der Gründung von Ortsgruppen in ganz Deutschland. Am 14. März 1920 fand in Magdeburg der erste „Reichsfrontsoldatentag“ statt, in dessen Verlauf Franz Seldte zum ersten Bundesführer des Stahlhelm gewählt wurde und den bisherigen Vorsitzenden und Mitbegründer, den Magdeburger Rechtsanwalt Gustav Bünger, ablöste. Nach dem gescheiterten Kapp-Putsch (den Seldte ablehnte, während unter Stahlhelm-Anhängern auch Sympathien für die Putschisten bestanden) und der Auflösung rechtsgerichteter Einwohnerwehren und Freikorps nutzte Seldte den hieraus resultierenden Mitgliederzustrom, um den Stahlhelm zu einem paramilitärisch organisierten Wehrverband umzubauen. Zwei Jahre später hatte der Bund bereits über 100.000 Mitglieder. Bis 1924 wurden ausschließlich Weltkriegsteilnehmer aufgenommen. Nominell überparteilich und mit dem Anspruch errichtet, als Organisation aller Kriegsteilnehmer die neue republikanische Staatsform anzuerkennen und radikale politische Strömungen zu bekämpfen, stand der Stahlhelmbund tatsächlich von Beginn an in eindeutiger Opposition zum politischen System der Weimarer Republik. Am 16. Januar 1922 fand im Kristall-Palast Magdeburg die erste Reichsgründungsfeier statt, die der Verband in Erinnerung an die Kaiserproklamation von 1871 anstelle des Verfassungstags am 11. August, des Jahrestags der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung, bis 1932 in Magdeburg beging. Trotz einer demokratischen Mitgliederverfassung, nach der die Führer von den Mitgliedern gewählt wurden, und gewisser sozialegalitärer Elemente der Ideologie, die das soldatische Gleichheitsideal betonten und eine begrenzte Attraktivität über das national eingestellte Bürgertum hinaus erklären, positionierte sich die Vereinigung während der 1920er Jahre zunehmend antidemokratisch und antirepublikanisch. Der als DVP-Mitglied prinzipiell verfassungstreue Seldte besaß ausgezeichnete Verbindungen zur Reichswehr und zu anderen antirepublikanischen Parteien und Organisationen und hoffte, er selbst und seine Organisation könnten die Führung des nationalkonservativen Lagers übernehmen. Intern kam es allerdings zu andauernden Auseinandersetzungen mit dem stellvertretenden Bundesführer Theodor Duesterberg, der im Kaiserreich ein ranghoher Offizier im Kriegsministerium gewesen und 1919 in Halle (Saale) zum Stahlhelm gestoßen war. Er war Wahlkreisgeschäftsführer der DNVP und verlagerte seine Aktivitäten 1923 in die Hallenser Ortsgruppe des Stahlhelm, die er zum Kern eines völkisch-nationalen Flügels der Organisation ausbaute und vor allem in Mitteldeutschland einen beachtlichen Zuwachs an Mitgliedern für den Bund erzielte. Es gelang ihm gegen Bedenken aus dem liberalkonservativen Stahlhelmflügel unter Seldte, einen antisemitischen Arierparagraphen in die Satzung einzubringen, der jüdische Veteranen von der Mitgliedschaft im Stahlhelm ausschloss. Ab 1924 amtierte Franz Seldte als 1. Bundesführer des Stahlhelm, Duesterberg als 2. Bundesführer. Ab Mitte Januar 1933 setzte sich Franz Seldte vorbehaltlos für die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler ein. Im Ergebnis wurde er am 30. Januar überraschend (anstelle von Duesterberg, der schon zur Ministervereidigung erschienen war) zum Reichsarbeitsminister der neuen Regierung ernannt. Politisch verfolgte er unter den neuen Machtverhältnissen weiterhin die Schaffung eines autoritären Regimes, Ausschaltung des Parlaments und Abschaffung von Wahlen spätestens ab März 1933. Allerdings versuchte er im Vorfeld der Märzwahlen zunächst noch zusammen mit Hugenberg und in unrealistischer Verkennung der Lage, die maßgeblich vom Stahlhelm gestützte „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ zu einer mit der NSDAP konkurrierenden politischen Kraft auszubauen, dies misslang jedoch völlig.
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Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung und Ostsiedlungskommissar |
Günther Gereke (* 1893 Gruna, Sachsen) parteilos |
30.01.1933 |
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Günther Gereke , seit 1915 Jurist, wurde 1919 Landrat des Kreises Torgau; im selben Jahr wurde er Abgeordneter für die DNVP im Provinziallandtag der Provinz Sachsen. 1921 war er „wegen seiner nationalen völkischen Gesinnung“ an die Regierung Hannover, wo er bis 1923 als Regierungsrat tätig war, gewechselt. Er schied aus dem Dienst, um das Familiengut in Pressel-Winkelmühle in der Dübener Heide zu bewirtschaften. Er gründete den preußischen Landgemeindeverbund, der später zum gesamtdeutschen Landgemeindeverbund mit seinem Vorsitz (bis 1933) wurde. Der Landgemeindeverbund ist ein Gegengewicht gegen den Deutschen Städtetag unter dessen Vorsitzenden Konrad Adenauer. Des Weiteren wurde Seldte zum Vorsitzenden des Kreislandbundes und zum Bezirksvorsitzenden der östlichen Landbünde der Provinz Sachsen gewählt und folgte einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin, wo er über Staats-, Verwaltungs- und Genossenschaftsrecht las. Nebenbei betätigte er sich im Stahlhelm-Bund sowie im Wehrwolf, für den er zum Gauvorsitzenden im Elbe-Elster-Gau gewählt wurde. Von Mai 1924 bis 1928 war er Mitglied des Reichstages für die DNVP, die er 1929 verließ. Anschließend war er an der Gründung der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei (CNBL) beteiligt, zu deren stellvertretendem Vorsitzenden im Reich er gewählt wurde. Zudem wurde er Präsident des Deutschen Landgemeindetags und zum Bevollmächtigten zum Reichsrat für die Provinz Sachsen sowie stellvertretendes Mitglied des Preußischen Staatsrates und Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates. Als stellvertretender Vorsitzender vertritt er die CNBL seit 1930 im Reichstag. Unter Reichskanzler Heinrich Brüning war er Staatskommissar für öffentliche Arbeiten. Dabei war er federführend an den Plänen für Arbeitsbeschaffungsprogramme beteiligt, die in der NS-Zeit aufgegriffen wurden. Im Kabinett von Schleicher wurde Gereke Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung und Ostsiedlungskommissar und behielt dieses Amt auch über den Regierungswechsel hinaus, wo er Teil des ersten Kabinetts Hitlers wird.
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Reichsjustizminister |
Franz Gürtner (* 1881 Regensburg, Bayern) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei |
1932 |
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Franz Gürtner war in den 1920er Jahren bayerischer Justizminister und hielt seine schützende Hand über Adolf Hitler und die NSDAP. Seit dem Vorjahr ist er Reichsjustizminister.
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Reichswehrminister |
Werner von Blomberg (* 1989 Stargard, Pommern) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei |
30.01.1933 |
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Werner von Blomberg war er als Generalstabsoffizier Ia der 19. Reserve-Division eingesetzt, die unter anderem in der Schlacht an der Marne kämpfte. Am 22. März 1915 zum Major befördert, gehörte Blomberg zu den Planern der Angriffsoperationen der Division im Rahmen der Schlacht um Verdun. Auf Empfehlung von Friedrich Graf von der Schulenburg wurde Blomberg Erster Generalstabsoffizier bei der 7. Armee. Chef des Generalstabes war dort Walther Reinhardt, der Blomberg nachhaltig beeindruckte und beeinflusste. Für seine Leistungen wurde Blomberg am 3. Juni 1918 der Orden Pour le Mérite verliehen. Nach dem Krieg war Blomberg von 1919 bis 1921 als Referent im Reichswehrministerium tätig. 1920 zum Oberstleutnant befördert, war er von 1921 bis 1924 Stabschef beim Wehrkreiskommando V in Stuttgart und wurde in dieser Funktion 1923 zum Oberst befördert. 1925 avancierte Blomberg zum Chef des Heeresausbildungswesens. 1927 übernahm er die Leitung des Truppenamtes, das in der Zeit der Weimarer Republik aufgrund des entsprechenden Verbotes des Versailler Vertrages die Tarnbezeichnung des Generalstabes war, und im folgenden Jahr wurde er zum Generalmajor ernannt. Nach einer Kontroverse über die deutschen Chancen eines Zweifrontenkrieges mit Frankreich und Polen, die das Reichswehrministerium anders als er als aussichtslos beurteilte, wurde er von Kurt von Hammerstein-Equord abgelöst. 1929 bis 1933 war er Kommandeur der 1. Division, Befehlshaber des Wehrkreises I (Ostpreußen) und leitete 1932 die deutsche Militärdelegation bei der Genfer Abrüstungskonferenz. Er bereitete Deutschlands Austritt aus der Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund vor und verließ damit die frühere Militärpolitik Groeners, der die deutsche Rüstungspolitik in das 1919 entstandene multilaterale Sicherheitssystem eingeordnet hatte. Blomberg befürwortete die einseitige, außenpolitisch nicht abgesicherte Aufrüstung Deutschlands. Blomberg war an der deutsch-sowjetischen Rüstungszusammenarbeit sehr interessiert und beförderte die Projekte der Panzerschule Kama, in Tomka zur chemischen Kriegführung und die Fliegerschule Lipezk in besonderer Weise. Denn in der Zusammenarbeit zwischen der Roten Armee und der Reichswehr sah er vor allem Mitte der 1920er Jahre eine wichtige Bündnisnotwendigkeit. Praktisch steckte seine strategische Überlegung dahinter, auf diesem Weg die Ergebnisse des Ersten Weltkrieges wieder rückgängig machen zu können. Die Stärkung dieser militärischen Partnerschaft sah er in solchen gemeinsamen Projekten der Rüstungsentwicklung, des Baus und der Erprobung von Waffensystemen, aber auch der Ausbildung von deutschen Offizieren in der Sowjetunion die explizit den Bestimmungen des Versailler Vertrages widersprachen und laut Genfer Rüstungskonvention verboten waren, erfüllbar. Mehrere Reisen, darunter auch ein vierwöchiger Aufenthalt 1928, wo er sich auch in Lipezk aufhielt, führten ihn dann auch in die Sowjetunion.
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Reichspostminister und Reichsverkehrsminister |
Paul von Eltz-Rübenach (* 1975 Wahn, Kr. Mülheim am Rhein) parteilos |
01.06.1932 |
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Paul von Eltz-Rübenach diente Eltz-Rübenach bei den Eisenbahntruppen. 1916/17 hielt er sich zur Reorganisation der bulgarischen Eisenbahnen auf dem Balkan auf. Ab 1917 war er im Stab des Chefs des Feldeisenbahnwesens tätig. Nach dem Krieg an der Abwicklung im Eisenbahn- und Transportwesen beteiligt, wurde er im Juli 1924 zum Präsidenten der Reichsbahndirektion Karlsruhe ernannt. Am 1. Juni 1932 ernannte ihn Franz von Papen zum Verkehrs- und Postminister (siehe Kabinett Papen). Er behielt diese Position auch im nachfolgenden Kabinett Schleicher und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Kabinett Hitler. Aufgrund seiner katholischen Prägung wahrte er innere Distanz zur NSDAP und ihren Exponenten. Trotzdem beteiligte er sich an antisemitischen Maßnahmen der NS-Regierung.
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Reichsminister ohne Geschäftsbereich |
Hermann Göring (* 1893 Rosenheim, Bayern) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei |
30.01.1933 |
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Hermann Göring hatte im Ersten Weltkrieg als mit dem Pour le Mérite dekorierter Jagdflieger einige Bekanntheit erlangt. Er nahm im November 1923 in München am Hitlerputsch teil und trug maßgeblich zum Aufstieg der NSDAP bei. Im August 1932 wurde er zum Reichstagspräsidenten gewählt.an der Gleichschaltung und der Verfolgung der Opposition beteiligt, die er mit äußerster Brutalität betreiben ließ.
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Bemerkungen:
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- Aus Anlass der Machtübernahme paradieren in Berlin etwa 15.000 Mitglieder von SA, SS (Schutzstaffel) und "Stahlhelm" mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ruft zum Generalstreik auf.
- Das heutige Datum wird später als "Namensgeber" des "Volksempfängers VE 301" benutzt.
- Hans Bredow, der Schöpfer des deutschen Rundfunks und Vorstandsvorsitzender der Reichsrundfunkgesellschaft tritt von diesem Posten zurück und legt auch sein Amt als Reichsrundfunkkommissar nieder. Bredow erwartet, dass der Rundfunk Deutschlands den neuen Machthabern als ein Werkzeug für Propaganda dienen wird.
- Die von der Herrnhuter Brüdergemeine vor Jahren gezogene biblische Losung für den heutigen Tag lautet: „Du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt; wer böse ist, bleibt nicht vor dir“ aus Psalm 5, Vers 5.
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