Chronik 1933.03

Aus Oteripedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Pixabay-Globus.jpg

Weltchronik der ersten Dekade des März 1933



Ereignisse vom 01.-10. des Monats    Ereignisse vom 11.-20. des Monats     Ereignisse vom 21.-Ende des Monats


Franklin D. Roosevelt wird neuer Präsident der USA

Polen erhebt Gebietsansprüche auf Pommern, Schlesien, Sachsen und die Tschechoslowakei

Das Mount Rushmore National Memorial wird eingeweiht

Map 1933 Gebietsansprüche Polens.jpg


Gebietsansprüche des polnischen Ministerpräsidenten Jozef Piłsudski
Hier geht es zu den Ereignissen der Jahre... 1923 / 1924 / 1925 / 1926 / 1927 / 1928 / 1929 / 1930 / 1931
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1932 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1933 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
01.03.1933
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Angesichts in der unklaren Sicherheitslage, in der sich die Menschen des Deutschen Reiches sehen, erlässt der Reichstag die "Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat" (Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich) erlassen. Mit ihr werden zentrale Artikel der Weimarer Republik wie die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Vereins- und Versammlungsrecht sowie das Brief- und Fernsprechgeheimnis, welches Grundrechte der Bevölkerung darstellen, maßgeblich beschnitten oder ganz außer Kraft gesetzt. Mit Einschränkung des Presserechts und dem Verbot sämtlicher Zeitschriften und Flugblätter der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) werden die zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zur Opposition stehenden Parteien entscheidend in Ihrer Möglichkeit zur Wahlwerbung zur Reichstagswahl am 5. März geschwächt.
  • Der Reichsminister für Inneres Wilhelm Frick (NSDAP) ersucht die Landesregierungen aufgrund der Notverordnung vom Vortag alle Zeitungen und Versammlungen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zu verbieten.
  • Die nationalsozialistischen Unter-Organisationen "Sturmabteilung" (SA), "Sturmstaffel" (SS) und "Stahlhelm" werden von der Landesregierung im Land Braunschweig zu Hilfspolizeitruppen ernannt.
  • Das Deutsche Theater in Berlin zeigt Hugo von Hofmannsthals "Das große Welttheater". Es ist die letzte Inszenierung Max Reinhardts in Deutschland.
Österreich.png
Republik Österreich

Mit einem zweistündigen Warnstreik antwortet das österreichische Bundesbahnpersonal auf die Absicht der Regierung, die Gehälter in zwei Raten auszuzahlen.

Japan 1889-1945.png Manchukuo.png
Kaiserreich Großjapan / Staat Mandschukuo

Japan gründet den Staat Mandschukuo, eine Art "Kaiserreich" in der Mandschurei. Die Staatsform von Mandschukuo ist eine konstitutionelle Monarchie, die eine Marionettenregierung Japans ist. Als Herrscher wird Puyi eingesetzt, der als Kleinkind von 1908 bis 1912 der letzte Kaiser von China war. Puyi wird vorerst die Funktion eines Präsidenten von Mandschukuo verliehen. Japan versucht, das Gebiet kulturell an sich zu binden und wirtschaftlich auszubeuten. So wurde die japanische Sprache offizielle Sprache und Shinto die offizielle Staatsreligion. Mit dem Eintrachtverband sollte eine künftige staatstragende Partei aufgebaut werden. Wirtschaft und Infrastruktur sollen massiv ausgebaut werden.

März 1933
USA 1912-1959.png New York 1901-2020.png

Kalifornien.png Indiana.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA) / New York / Kalifornien / Indiana

Die "National Broadcasting Company" (NBC) schließt den Sender am Empire State Building und führt nun geheime Tests durch. Die einzigen Sender in den USA, die jetzt noch mit einiger Regelmäßigkeit Sendungen ausstrahlen, sind Don Lee in Los Angeles und der Sender der Purdue University in West Lafayette, Indiana, die in eingeschränktem Rahmen weiterhin Programme senden.

02.03.1933
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Ein Berliner Landgericht untersagt NSDAP-Gauleiter und Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels als Herausgeber der Zeitung "Der Angriff" unter Androhung einer Geldstrafe, die ehemaligen preußischen SPD-Regierungsmitglieder Otto Braun und Carl Severing der persönlichen Bereicherung mit Steuergeldern zu bezichtigen.
  • Der Landtagspräsident von Oldenburg, Georg Joel (NSDAP), verbietet den beiden Abgeordneten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) "bis auf weiteres" das Betreten des Landtages.
USA 1912-1959.png New York 1901-2020.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA) / New York

Die Originalverfilmung von "King Kong" mit Fay Wray in der Hauptrolle wird in der Radio City Music Hall und dem RKO Roxy Theater in New York City uraufgeführt.

03.03.1933
Schweiz.png
Schweizerische Eidgenossenschaft

Das "Radio della Svizzera Italiana" (RSI) beginnt mit Versuchssendungen für die Schulen.

Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Aus Protest gegen das geplante Verbot der Zeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), des "Hamburger Echos", verlassen die SPD-Senatoren den Hamburger Senat.
  • Auf den Oldenburger Abgeordneten Johann Gerdes, der der KPD angehört, wird durch einen Trupp der nationalsozialistischen "Sturmabteilung" (SA) ein Attentat verübt, bei dem er zusammengeschlagen wird. Anschließend schießt der SA-Führer Ludwig Thielebeute auf Gerdes, wodurch er lebensgefährlich verletzt wird.
  • Der Chefredakteur des liberalen "Berliner Tagblatts", Theodor Wolff, wird von seinem Verleger Hans Lachmann-Mosse entlassen.
  • Ernst Thälmann
    In Berlin wird der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wird in seinem Versteck verhaftet.
USA 1912-1959.png South Dakota 1909-1963.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA) / South Dakota

Mount Rushmore.jpg
Mount Rushmore
Der Bau des Mount Rushmore National Memorial wird in South Dakota in der Nähe der Stadt Keystone eingeweiht, obwohl es nach sechs Jahren Bauzeit noch nicht vollkommen fertiggestellt ist. Das 5,17 qkm große Denkmal soll aus monumentalen Portraitköpfen der vier bis heute als am bedeutendssten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten besteht. Jedes Porträt ist 18 Meter hoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Vor dem Denkmal sind Ausschnitte aus berühmten Reden der vier Präsidenten auf Schrifttafeln zu lesen. Das Mount-Rushmore-Nationaldenkmal wird auch als Shrine of Democracy (Schrein der Demokratie) bezeichnet. Allerdings wird es auch als eine Entweihung eines heiligen Berges der Lakota-Indianer betrachtet, der "Six Grandfathers" genannt wurde. Der Mount Rushmore ist ein 1745 m hoher Berg in den Black Hills, South Dakota. Der Berg verdankt seinen Namen dem New Yorker Anwalt Charles Rushmore, der ursprünglich die Goldschürfrechte für das Gebiet erworben hatte.

Japan 1889-1945.png
Kaiserreich Großjapan

Um 0231 Uhr Ortszeit ereignet sich 290 Kilometer östlich von Jokohama sich ein Erdbeben in einer Tiefe von 10 Kilometern mit der Magnitude von 8,4 auf der Momenten-Magnituden-Skala (das Skalenende liegt bei 10,6 entsprechend der Annahme, dass bei diesem Wert die Erdkruste vollständig auseinanderbrechen müsste), dem ein Tsunami mit einer Wellenhöhe von 28,7 Metern folgt, der die Sanriku-Küste trifft. In der Nähe von Jokohama werden etwa 3000 Häuser komplett zerstört und 2000 beschädigt. Der Tsunami verursacht auch kleinere Schäden auf Hawaii, wo in Napoopoo eine Wellenhöhe von 2,9 Metern gemessen wird. In Jokohama kommen durch das später so genannte Showa-Sanriku-Erdbeben etwa 3000 Menschen getötet. Ähnlich verheerende Erdbeben an gleicher Stelle waren das Jogan-Sanriku-Erdbeben im Jahre 869 und das Keicho-Sanriku-Erdbeben im Jahre 1611 sowie das Meiji-Sanriku-Erdbeben im Jahre 1896.

04.03.1933
Deutschland.png Schweiz.png
Deutsches Reich / Schweizerische Eidgenossenschaft

Der frühere preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD) emigriert in die Schweiz.

Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Der Hamburger Bürgermeister Carl Petersen (Deutsche Staats-Partei) tritt aus dem Senat aus.
Österreich.png
Republik Österreich

Bei der Debatte über den Bundesbahnerstreik vom 1. März treten alle drei Präsidenten des österreichischen Nationalrats zurück, womit sich das Parlament faktisch selbst ausschaltet.

USA 1912-1959.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
Präsident Herbert Hoover
Präsident Franklin D. Roosevelt
In den USA löst der Demokrat Franklin D. Roosevelt als 32. Präsident den Republikaner Herbert Hoover ab, den er bei der Präsidentschaftswahl im November 1932 erdrutschartig geschlagen hat. Roosevelt wird am ehesten zugetraut, die vorwiegend wirtschaftlichen Probleme lösen zu können. Mit dem New Deal, einem Wahlversprechen, das er sofort nach seiner Vereidigung in die Tat umzusetzen beginnt, soll über die folgenden Jahre die Große Depression bekämpft werden. Außenpolitisch will sich Roosevelt bemühen, den Eindruck eines US-amerikanischen Imperialismus zu zerstreuen. Gleich bei seiner Antrittsrede verkündet er eine Good Neighbor Policy mit den lateinamerikanischen Staaten. In seiner Antrittsrede verkündet er mit Blick auf die Große Depression: "Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst." Er wird vom Obersten Richter Charles Evans Hughes vereidigt. Dies soll die letzte Amtseinführung eines US-Präsidenten am 4. März sein, da gemäß dem 20. Zusatzartikel zur Verfassung der USA alle folgenden Einführungen am 20. Januar stattfinden sollen. Die heutige Amtseinführung von Franklin D. Roosevelt findet im East Portico des Capitols in Washington, D.C., statt. Neuer Vizepräsident wird John Nance Garner. Frances Perkins wird Arbeitsministerin der USA und damit das erste weibliche Mitglied eines Kabinetts der Vereinigten Staaten von Amerika.
05.03.1933
Portugal.png
Staat Portugal

Auf Mittelwelle macht sich seit heute der portugiesische Staatsrundfunk mit Testsendungen bemerkbar.

Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Bei den Reichstagswahlen erreicht die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) im Bündnis mit der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot/Deutschnationale Front, trotz massiver Propaganda und Terrors 43,9 Prozent der Stimmen und verfehlt die für sicher gehaltene absolute Mehrheit. Die SPD erhält 18,3 Prozent, die KPD 12,3 Prozent, das Zentrum 11,2 Prozent und die als Kampffront Schwarz-Weiß-Rot angetretene Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 7,97 Prozent. Die gleichzeitigen Wahlen zum preußischen Landtag haben ein ähnliches Ergebnis. Der Urnengang selbst war alles in allem frei, auch die KPD durfte kandidieren; im Wahlkampf selbst konnte die NSDAP jedoch Staatsapparat und Kommunikationsmittel wie den Rundfunk voll ausnutzen, während die Linksparteien und teilweise auch die bürgerliche Mitte durch Einschüchterungen, Verhaftungen, Zeitungsverbote usw. massiv beeinträchtigt wurden. Vor allem im Süden Deutschlands kann die Hitlerbewegung überdurchschnittlich zulegen. Das Ergebnis der Reichstagswahl:
Ergebnis der Wahl zum 8. Reichstag 1933
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
(Hitlerbewegung)
17.277.180 43,91 % 288
2 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 7.516.243 19,10 % 125
3 Kommunistische Partei Deutschland 4.848.058 12,32 % 81
4 Deutsche Zentrumspartei 4.424.905 11,25 % 73
5 Deutsch-Nationale Volkspartei (DNVP)
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot
3.136.760 7,97 % 52
6 Bayerische Volkspartei 1.073.552 2,73 % 19
7 Deutsche Volkspartei (DVP) 432.312 1,10 % 2
8 Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVd)
(Evangelische Bewegung)
383.999 0,98 % 4
9 Deutsche Bauernpartei 114.048 0,29 % 2
10 Württembergischer Bauern- und Weingärtnerbund
(Landbund)
83.839 0,21 % 1
11 Deutsch-Hannoveranische Partei 47.743 0,12 % -
12 Sozialistische Kampfgemeinschaft 3.954 0,01 % -
13 Kampfgemeinschaft der Arbeiter und Bauern 1.110 0,00 % -
ungültige Stimmen 333.698 0,79 %
gültige Stimmen 39.343.331 99,21 % 647
Wahlbeteiligung 88,74 %
Bemerkungen:

334.242 der Stimmen für die SPD kommen von der Deutschen Staatspartei, die sich der SPD angeschlossen hat.

  • Die nationalsozialistische "Sturmabteilung" SA und die "Schutzstaffel" SS besetzen das Hamburger Rathaus. SA-Standartenführer Alfred Richter wird zum kommissarischen Polizeichef ernannt.
  • Der Oldenburger Abgeordnete Johann Gerdes, der der KPD angehört und auf den vor zwei Tagen durch einen Trupp der nationalsozialistischen "Sturmabteilung" (SA) ein Mordanschlag verübt wurde, erliegt seinen lebensgefährlichen Schussverletzungen an Lunge, Leber, Magen und Milz. Der Täter SA-Führer Ludwig Thielebeule wird festgenommen.
  • In Berlin erscheint die letzte Ausgabe der "Arbeiter-Illustrierte Zeitung" (A-I-Z). Die Geschichte dieser Zeitung begann im Jahre 1921 mit einer Hungersnot in Sowjetrussland und dem Appell Lenins vom 2. August 1921 an die Arbeiterklasse um solidarische Hilfe. Als Unterstützungsorganisation zur Bekämpfung der Hungerkatastrophe bildete sich die Internationale-Arbeiter-Hilfe (IAH), die maßgeblich von Willi Münzenberg aufgebaut und geleitet wurde. Zur Unterstützung der Arbeit der IAH wurde in Deutschland am 7. November 1921 die Monatszeitschrift „Sowjet-Russland im Bild“ gegründet. Das Hauptaugenmerk richtete diese Zeitung anfangs auf die Berichterstattung über den jungen russischen Sowjetstaat, seine Leistungen und Probleme. Die Zeitschrift war, so die spätere A-I-Z-Chefredakteurin Lilly Becher: „…kein Meisterwerk. Ihre grauen, schmucklosen Seiten, die technisch höchst mangelhaften Fotos…“ entsprachen in dieser Anfangszeit bei weitem nicht den sonst üblichen Standards, die von den großen Verlagen erreicht wurden. Bereits im Laufe des Jahres 1922 nahm die Redaktion auch Berichte auf, die das deutsche Proletariat zum Thema hatten. Zu dieser Zeit hatte das Blatt eine Auflage von ca. 10.000 Exemplaren. Aus dem Bedürfnis heraus, dem deutschen Proletariat eine eigene revolutionäre Illustrierte zu schaffen – das bürgerliche Vorbild war die Berliner Illustrirte Zeitung –, wurde das Blatt noch 1922, unter einer weiteren Ausdehnung der Berichterstattung, die über den Rahmen des Blattes als Organ der IAH hinauswies, in Sichel und Hammer umbenannt. Auch hier hatte die Propaganda für die Sowjetunion und die Arbeit der IAH noch einen bedeutenden Platz, doch weiteten regelmäßig Mitarbeiter wie George Grosz, Maxim Gorki, George Bernard Shaw, Käthe Kollwitz und andere die inhaltliche Breite in Richtung Gesellschaftskritik aus. Die Zeitschrift erschien nun im Großformat. Der wachsende Einfluss drückte sich auch in den Auflagenzahlen aus; waren es 1922 etwa 100.000 Exemplare, so kam man bereits 1924 auf 180.000 Exemplare. Am Ende des Jahres 1924 wuchs das Blatt endgültig aus dem Status eines IAH-Organs heraus. Am 30. November 1924 erschien im Neuen Deutschen Verlag Willi Münzenbergs unter einem erneut veränderten Layout, nunmehr im zweiwöchentlichen Rhythmus, die erste A-I-Z. Mit diesem erneuten Wechsel begann der rasante Aufstieg der A-I-Z, die jetzt zu der sozialistischen Illustrierten in Deutschland geworden war. Die Zeitung deckte nun eine große Bandbreite an Themen ab. Neben aktuellen Berichten und Reportagen wurden in der A-I-Z auch regelmäßig Erzählungen und Gedichte veröffentlicht, beispielsweise von Anna Seghers, Erich Kästner und Maxim Gorki sowie Theobald Tiger (Kurt Tucholsky). Willi Münzenberg verfolgte mit seiner Zeitung eine Strategie der Verbindung der kommunistischen Bewegung mit den bedeutendsten Köpfen seiner Zeit. Die Leser sollten zu einem festen Leserkreis vereint, durch Autorenlesungen, Filmvorträge, Vorträge bildender oder unterhaltender Art, Frauen- und Kinderveranstaltungen, Sommerfesten, Sportveranstaltungen und anderes mehr zu einer Gemeinschaft werden. Als 1926 die Auflage bis auf 200.000 Exemplare gestiegen war, stellte der Verlag im November auf ein wöchentliches Erscheinen um. Um die Illustrierte vertreiben zu können, musste eine eigene Organisation mit mehreren tausend Mitarbeitern – überwiegend Arbeitslosen – geschaffen werden. Alfred Hugenberg, dessen Zeitungskonzern faktisch den Zeitungsmarkt kontrollierte, hatte zum Boykott des Blattes bei den Händlern aufgerufen. Bis 1933 stieg die Auflage der A-I-Z auf über eine halbe Million. Ihr Wirkungskreis war jedoch wesentlich größer, da sie aufgrund ihrer ärmeren Zielgruppe zumeist von mehreren Leuten gemeinsam gelesen wurde. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 muss nun auch die A-I-Z ins Exil gehen. Sie soll in Prag unter ihrem Chefredakteur Franz Carl Weiskopf weiterexistieren.
Deutschland.png Danzig 1457-1939.png

Polen.png
Deutsches Reich / Freie Stadt Danzig / Republik Polen

Polnische Truppen landen vertragswidrig auf der Westerplatte im Freistaat Danzig. Der polnische Ministerpräsident Jozef Piłsudski sondiert in Paris, ob Frankreich zu einer militärischen Intervention gegen das nationalsozialistische Deutschland bereit sei. Piłsudski schlägt einen Zweifrontenkrieg gegen Deutschland vor und meldet Gebietsansprüche an. So sollen ganz Pommern (einschließlich Vorpommern), Ostbrandenburg (einschließlich Frankfurt/Oder), Schlesien sowie ganz Sachsen im Falle eines gewonnenen Krieges zu Polen kommen. Außerdem berichtet Piłsudski von Interessen Polens an dem Staatsgebiet der Tschechoslowakischen Republik. Frankreich lehnt das polnische Ansinnen ab. Die (obige) Grafik zeigt die Polnische Westgrenze nach dem Wunsch Józef Piłsudskis.

USA 1912-1959.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Der Präsident der USA, Franklin D. Roosevelt, erklärt einen "Bankfeiertag", schließt alle Banken in den USA und friert alle Finanztransaktionen ein. Der "Bankfeiertag" soll mehrere Tage andauern.

06.03.1933
Vatikan.png
Staat der Vatikanstadt

Papst Pius XI. kündigt zur Erinnerung an 1900 Jahre seit dem Erlösungstod Jesu am Kreuz von Golgatha mit der Ankündigung der Bulle "Quod Nuper" ein außerordentliches Heiliges Jahr an. Das Ereignis wird mit außergewöhnlicher Pracht begangen. Der Papst wird in den nächsten Monaten über 600 Ansprachen und Predigten halten; der Vatikan rechnet mit über zwei Millionen Pilgern. Über 500 Eisenbahnwagen werden zum Einsatz kommen, um die Gläubigen aus der ganzen Welt zu transportieren.

Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Beginn von Angriffen der Nationalsozialisten gegen Juden auf dem Berliner Kurfürstendamm.
  • In Bremen treten die drei der Sozialdemokratischen Partei angehörenden Senatoren nach einer Demonstration der nationalsozialistischen "Sturmabteilung" ihren Rücktritt. Der Senat beauftragt die Bürgerschaft, eine Neuwahl des Senats anzuberaumen.
  • In der Freien und Hansestadt Lübeck treten die SPD-Senatoren zurück.
  • Paul Löwigt, der Bürgermeister Lübecks sowie die SPD-Senatoren treten zurück. Neuer Leiter der Polizei wird der Gauleiter der NSDAP in Lübeck-Mecklenburg, Walther Schröder.
  • In Thüringen werden das "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" und die "Eiserne Front" verboten, ebenso der "Centralverein deutscher Staatsangehöriger jüdischen Glaubens." Dies gilt als der Beginn der vollständigen Zerschlagung dieser Organisationen im ganzen Reichsgebiet.
Deutschland.png Danzig 1457-1939.png
Deutsches Reich / Freie Stadt Danzig

Die Westerplatte im Gebiet des Danziger Hafens wird wegen eines angeblich bevorstehenden Umsturzes in der Freien Stadt Danzig von polnischen Truppen besetzt. Hierdurch versucht die polnische Regierung, ihr Prestige in der Freien Stadt Danzig wiederherzustellen.

USA 1912-1959.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
  • US-Präsident Roosevelt erklärt, dass sein "New Deal" vor allem die Arbeitslosigkeit bekämpft und die Bankenkrise überwunden werden soll. Alle US-Banken werden angewiesen, für vier Tage zu schließen ("Bank Holiday"). In dieser Zeit soll geprüft werden, welche Banken durch staatliche Kreditvergabe gerettet werden können und welche für immer schließen müssen. In dieser Zeit soll auch die Emergency Banking Bill verabschiedet werden, mit der die Banken zukünftig unter Aufsicht des United States Department of the Treasury gestellt werden. So soll es gelingen, das Vertrauen der Bürger in das Bankensystem kurzfristig wiederherzustellen: Unmittelbar nach Wiedereröffnung der Banken soll sich der Einlagenbestand um eine Milliarde Dollar erhöhen. Präsident Roosevelt beruft für den 9. März den Kongress ein, der über Sondermaßnahmen zur Überwindung der Bankenkrise und Arbeitslosigkeit beraten soll.
  • Der bei dem Attentat auf den designierten Präsidenten Roosevelt verletzte Bürgermeister von Chicago, Anton Cermak, stirbt an seiner am 15. Februar erlittenen Verwundung.
07.03.1933
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • In Schaumburg-Lippe tritt die Landesregierung unter Ministerpräsident Heinrich Lorentz (Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD) zurück und beruft den Landtag ein.
  • In Baden tritt das ZENTRUM in Koalitionsverhandlungen mit der NSDAP ein.
  • Die nationalsozialistische "Sturmabteilung (SA)" verhindert in der Dresdner Oper eine Aufführung von Giuseppe Verdis "Rigoletto" unter der Leitung des Generalmusikdirektors Fritz Busch.
Österreich.png
Republik Österreich
  • Die österreichische Regierung unter Engelbert Dollfuß erklärt sich trotz der Handlungsunfähigkeit des Parlaments als weiter im Amt befindlich. Mit dem gleichzeitig verkündeten Versammlungsverbot beginnt die autoritäre Regierungsführung.
  • Die "Neue Wiener Presse" veröffentlicht die Zusage des konservativen deutschen Vizekanzlers von Papen, das in Deutschland die Juden genauso behandelt werden wie alle anderen Staatsbürger.
08.03.1933
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Auf Basis der Notverordnungen ("Reichstagsbrandverordnung") werden die Sitze der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) im Reichstag annulliert. Das Karl-Liebknecht-Haus in Berlin, die Parteizentrale der KPD, wird von der Polizei besetzt. Es wird bekannt gegeben, daß die 81 gewählten Abgeordneten der KPD ihre Mandate im Reichstag nicht antreten dürfen. Der Reichsinnenminister erklärt dazu, daß die Kommunisten bei Reichstagszusammentritt durch dringende und nützlichere Arbeit an der Teilnahme verhindert sein würden. Man werde ihnen in Konzentrationslagern Gelegenheit geben, sich an fruchtbringende Arbeit zu gewöhnen. Wenn sie sich zu nützlichen Gliedern der Nation erziehen lassen, werde man sie wieder willkommen heißen, sonst aber sie auf die Dauer unschädlich zu machen wissen. Durch die Aufhebung der kommunistischen Mandate verfügen die Nationalsozialisten nun über die absolute Mehrheit im Reichstag. Der Platz vor dem Karl-Liebknecht-Haus sowie das ehemalige Parteitagsgebäude der KPD wird umbenannt nach dem 1930 erschossenen SA-Mannes Horst Wessel.
  • Reichsinnenminister Wilhelm Frick von der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP) setzt in Baden, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Württemberg Reichskommissare für die Polizeibefugnisse ein. Damit haben in allen Ländern bis auf Bayern NSDAP-Mitglieder die Befehlsgewalt über die Polizei.
  • Die Hamburger Bürgerschaft wählt einen neuen Senat, der zur Hälfte aus Nationalsozialisten (NSDAP) und je zwei Anhörigen der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) und des Stahlhelms besteht. Neuer Erster Bürgermeister wird Carl Vincent Krogmann (NSDAP).
  • In Baden werden die Koalitionsverhandlungen zwischen ZENTRUM und NSDAP fortgesetzt. Da ein Erfolg nicht ansteht, wird die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) in die Verhandlungen einbezogen.
09.03.1933
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • In Berlin, Magdeburg und im Rheinland blockieren SA-Männer vereinzelt jüdische Warenhäuser und Geschäfte. In Chemnitz zwingen SA und Stahlhelm jüdische Beamte zum Verlassen des Amtsgerichts; ähnliches geschieht in mehreren schlesischen Städten.
  • Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens - die zahlenmäßig und politisch bedeutendste Organisation der deutschen Juden - veröffentlicht eine Meldung über ein Gespräch mit Minister Göring. Dieser habe zugesagt, daß die Sicherheit des Lebens und des Eigentums der jüdischen Staatsbürger, die sich der Regierung gegenüber loyal verhalten, gewährleistet werde. Anhaltspunkte für Zusammenhänge des Centralvereins mit kommunistischen und staatsfeindlichen Bestrebungen liegen laut Göring nicht vor.
  • Nachdem die am 7. März aufgenommenen Koalitionsverhandlungen zwischen NSDAP und der Bayerischen Volkspartei (BVP) ergebnislos geblieben sind, übernimmt Generalleutnant a. D. Franz Ritter von Epp (NSDAP) als Reichskommissar die vollziehende Gewalt und bildet die bayerische Landesregierung um. Ministerpräsident Held (BVP) willigt unter Protest ein, um die Gefahr eines SA-/SS-Putsches zu bannen.
  • In seiner Kölner Wohnung wird der Chefredakteur der "Rheinischen Zeitung" und frühere Reichsinnenminister Wilhelm Sollmann (SPD) von SA-Leuten mißhandelt. Wie andere Funktionäre von SPD und KPD wird er in "Schutzhaft" genommen, um "der Gefahr tätlicher Angriffe vorzubeugen".
  • Nachdem sich in Baden das Zentrum, die NSDAP und die DNVP nicht auf eine gemeinsame Regierung einigen konnten, wird Robert Wagner (NSDAP) als Reichskommissar eingesetzt.
  • Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) erklärt in Frankfurt am Main dass die Abgeordneten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) am 21. März im Reichstag fehlen werden. Er fügt hinzu: "Sie haben dafür im KZ (Konzentrationslager) Gelegenheit, sich an fruchtbringende Arbeit zu gewöhnen":
  • Die nationalsozialistische Unterorganisation "Sturmstaffel" (SS) stürmen um 1605 Uhr das Volksfreund-Haus in der Schlossstraße 8 in Braunschweig, das der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gehört. Ziel dieser Besetzung ist die Enteignung und Übergabe des Hauses an die NSDAP. Die Besetzung steht unter der Führung des SS-Truppführers Friedrich Alpers. Im Volksfreund-Haus haben unter anderem die SPD, Gewerkschaften und eine sozialdemokratische Zeitung ihren Sitz. Die Angreifer geben vor, nach Belastungsmaterial und Waffen zu suchen. Während sie in das Haus eindringen, geben sie Schüsse ab. Von einem dieser Schüsse wird der Berliner Kaufmann Hans Saile tödlich getroffen. Die SS-Männer treiben die Menschen im Haus zusammen und misshandeln sie. Das Inventar wird zertrümmert, Bücher, Akten, Zeitungen und Fahnen der SPD und der Gewerkschaften werden auf dem Ackerhof vor dem Volksfreund-Haus aufgetürmt und angezündet. Drei Tage brennt das Feuer - und ist damit quasi eine der ersten öffentlichen Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten.
  • Der Landtag von Schaumburg-Lippe wird vorzeitig aufgelöst. Eine Neuwahl wird für den 30. April angesetzt.
USA 1912-1959.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Der US-Kongress verabschiedet neue Gesetze für die Errichtung des von US-Präsident Franklin D. Roosevelt postulierten New Deals.

10.03.1933
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Der neue bayerische Reichskommissar mit polizeilichen Befugnissen Generalleutnant von Epp (NSDAP) bildet eine Kommissariatsregierung.
  • In Sachsen tritt die von Walter Schieck (parteilos) geführte Landesregierung zurück. Der am 8. März zum Reichskommissar ernannte Manfred von Killinger (NSDAP) übernimmt die Regierungsgewalt und setzt eine Kommissariatsregierung ein, der unter anderem Otto Thierack als Justizminister angehört.
  • Die Bremische Bürgerschaft beschließt Änderungen des Wahlgesetzes und der Verfassung und löst sich anschließend auf.
  • Als letzte SPD-Zeitungen müssen die "Bremer Volkszeitung" und die "Schwäbische Tagwacht" ihr Erscheinen aufgrund eines Verbots einstellen.
  • Nach Einsetzung des Reichskommissars für Baden Robert Wagner (NSDAP) tritt die bayerische Landesregierung zurück.
  • Der vor fünf Tagen von einem SA-Trupp erschossene Oldenburger Abgeordnete Johann Gerdes wird auf dem Ohmstedter Friedhof nach einem großen Trauerzug beigesetzt. Der Trauerzug wird die letzte große Demonstration gegen den Nationalsozialismus in Oldenburg. Der festgenommene Mörder, SA-Führer Ludwig Thielebeule, wird aufgrund einer Amnestie freigelassen.
  • Der Intendant der Vereinigten Theater von Breslau, Paul Barnay, wird von SA-Leuten entführt und schwer mißhandelt. Er muss sein Amt aufgeben.
USA 1912-1959.png Deutschland.png
Deutsches Reich / Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Die US-amerikanische Westküste südlich der Innenstadt von Los Angeles wird um 1754 Uhr Ortszeit von einem Erdbeben der Stärke 6,4 auf der Mercalli-Skala heimgesucht, das 115-120 Tote fordert. Das Erdbeben, das in 10 Kilometern Tiefe geschah, wird nach der im US-Bundesstaat Kalifornien liegenden Stadt Long Beach genannt, das Epizentrum liegt aber vor der Küste des nahen Huntington beach der der Newport-Inglewood-Verwerfung. Das Erdbeben ist nicht so heftig wie das von 1906, das die Stärke 7,8 hatte und wodurch etwa 700 Menschen ums Leben kamen. Der Schaden bei dem aktuellen Erdbeben beträgt 40 Millionen US-Dollar. Der größte Schaden ereignete sich in der dicht besiedelten Stadt Long Beach an der Südküste des Los Angeles County. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich der Schaden auch auf das Industriegebiet südlich der Innenstadt von Los Angeles erstreckte. Die Magnitude des Erdbebens wird als mittel eingeschätzt, aber aufgrund ungünstiger geologischer Bedingungen (Deponie, wassergetränktes Schwemmland ) in Kombination mit schlecht gebauten Gebäuden blieben erhebliche Schäden zurück. In Long Beach stürzten Gebäude ein, Wassertanks fielen durch Dächer und Häuser wurden von ihren Fundamenten geworfen. Schulgebäude gehörten zu den Bauwerken, die am schwersten beschädigt wurden. Es wurde erkannt, dass unbewehrte Mauerwerkswände der Grund dafür waren, dass Schulgebäude durch das Erdbeben so stark beschädigt wurden.

USA 1912-1959.png New York 1901-2020.png
Vereinigte Staaten von Amerika (USA) / New York

Durch einen Punktsieg über den deutschen Europameister Adolf Heuser in New York bleibt Maxie Rosenbloom (USA) Weltmeister im Halbschwergewicht. Heuser wurde 1907 in Buschdorf bei Bonn geboren. Trotz der Niederlage erhält Heuser dennoch 70.000 US-Dollar Preisgeld. Der gleichaltrige Sieger Max Everlitt Rosenbloom stammt aus Connecticut und bereits seit dem Vorjahr Weltmeister.

Chronik 1933.03-II
Hier geht es zur zweiten Dekade des März 1933
Chronik 1933.03-III
Hier geht es zur dritten Dekade des März 1933
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1933 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1934 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Jahre... 1935 / 1936 / 1937 / 1938 / 1939 / 1940 / 1941 / 1942 / 1943
Weblinks