Chronik 1700.09

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DIE EREIGNISSE DES SEPTEMBER 1700


Der spanische Staatsrat unterstützt den französischen Vorschlag der Nachfolgeregelung des Königs

Die spanischen Entdecker Juan Bautista und Jacinto de los Angeles werden bei einem indianischen Ritual getötet

Papst Innocentius XII. stirbt nach neun Amtsjahren



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Protestantische Glaubensflüchtlinge aus den Waldensern lassen sich in Württemberg nieder.
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Ereignis
01.09.1700
Frankreich 1632-1790.png HRR 1402-1806.png Württemberg 1700-1805.png
Königreich Frankreich / Heiliges Römisches Reich / Herzogtum Württemberg
Waldenser.png
28 Familien mit insgesamt 134 Personen gründen in Württemberg den Ort Le Bourcet. Diese Familien sind auch Piemont und Savoyen stammende protestantische Glaubensflüchtlinge. Der Name wurde in Anlehnung an das italienische Dorf Bourcet in den Cottischen Alpen gewählt, aus dem ein Großteil der Siedler stammt. Die Siedlung wird auf Land errichtet, das im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs und der nachfolgenden Pestepidemie nicht mehr bewirtschaftet wurde und zu Ödland geworden ist. Der größte Anteil der zugewiesenen Siedlungsfläche gehörte zuvor zu Simmozheim. Den zweitgrößten Anteil musste Möttlingen abtreten. Die restlichen Flächen kommen zu gleich großen Teilen von Hengstett (heute: Althengstett) und aus Hirsauischem Klosterbesitz. Später wird daran ein Gedenkstein erinnern, der von der lokalen Bevölkerung als "Waldenserstein" bezeichnet wird. Durch die im Vorjahr begonnene Initiative des Herzogs Eberhard Ludwig zur Aufnahme von Hugenotten und Waldensern werden verbesserte Textilmaschinen in Württemberg gebaut und betrieben werden können, wenn wenige Jahre nach ihrer Einwanderung das in Frankreich erlernte Strumpfwirkerhandwerk ausgebaut werden wird. Die eingewanderten Protestanten werden einen wichtigen Anteil an der Industrialisierung Württembergs haben. Die Waldenser gehören zu den ältesten protestantischen Kirchen. Ursprünglich als Gemeinschaft gläubiger Laien am Ende des 12. Jahrhunderts durch den Lyoner Kaufmann Petrus Valdes in Südfrankreich gegründet, wurden die apostolische Armut predigenden Waldenser, genannt auch "Arme von Lyon", während des Mittelalters von der katholischen Kirche ausgeschlossen und als Häretiker durch die Inquisition verfolgt. Trotz der Zwangsmaßnahmen breitete sich ihre Glaubensgemeinschaft rasch in Europa aus und beeinflussten später auch die evangelischen Kirchen der Reformationszeit. Die Waldenser verstehen sich als Teil und wichtiger Vorläufer des reformierten Protestantismus, die Kirchen sind sehr schlicht und haben weder Altar noch Kreuz. Ein wichtiges Rückzugsgebiet waren die Waldensertäler in den Westalpen, im Piemont an der Grenze zu Savoyen. Doch auch dort kam es Ende des 17. Jahrhunderts zu Vertreibungen, in deren Folge in Südwestdeutschland und in Hessen mehrere Tausend Waldenser, vielfach in neuen Siedlungen, eine neue Heimat fanden. Die Bezeichnung Waldenser wurde im Piemont, in Savoyen, Frankreich, in der Schweiz und in den Niederlanden oft zum Synonym nicht nur für Häretiker schlechthin, sondern von ihren Gegnern mit Hexen, Zauberern, Magiern und Astrologen in Teufelsdiensten gleichgedeutet. Zusammenfassend lassen sich die frühen Waldenser in religiöser Auffassung und Lebensart in folgender Weise kennzeichnen:
  • hohe Bedeutung des persönlichen Bibelstudiums
  • hohe Bedeutung der Beichte
  • Verbreitung des Evangeliums durch Laienprediger (Predigt)
  • Leben in freiwilliger Armut bzw. persönlicher Besitzlosigkeit (Vita apostolica)
  • Ablehnung der Heiligenverehrung
  • Ablehnung des Fegefeuers
  • Ablehnung des Ablasses
  • Ablehnung des Eides
  • Ablehnung aller Kirchensatzungen
  • Ablehnung der weltlichen Gerichtsbarkeit, insbesondere der Todesstrafe
  • Ablehnung der dualistischen Lehre der Katharer
03.09.1700
Dänemark.png Schweden.png England 2.png Niederlande.png Russland.png
Königreich Dänemark-Norwegen / Königreich Schweden / Königreich England / Republik der Sieben Vereinigten Provinzen / Zarentum Russland

Der niederländische Gesandte am russischen Hof teilt seiner Regierung mit, dass er bezweifelt, dass Russland in die Kriegskoalition gegen Schweden eingetreten wäre, wenn der Zar gewusst hätte, dass Dänemark aus der gegnerischen Koalition ausgeschieden ist: "Wenn diese Neuigkeit vierzehn Tage früher eingetroffen wäre, so zweifle ich sehr, ob S. Czarische Majestät sich mit ihrer Armee in Marsch gesetzt oder S. Majestät dem König von Schweden den Krieg erklärt hätte."

04.09.1700
HRR 1402-1806.png Kirchenstaat 1601-1798.png
Heiliges Römisches Reich / Kirchenstaat

Die Rumänische griechisch-katholische Kirche schließt eine Union mit der katholischen Kirche. Damit erkennt die "Biserica Română Unită cu Roma, Greco-Catolică" den Papst als ihr geistliches Oberhaupt an. Ihr Ursprung liegt im Jahr 1687, als der römisch-deutsche Kaiser Leopold I. aus dem Hause Habsburg das Karpatenbecken seinem Reich einverleibte. Schon 1693 begannen Jesuiten unter den orthodoxen Christen zu missionieren. Diese standen schon seit Jahrzehnten unter calvinistischem Einfluss. Ihre Bemühungen um die Menschen dort und vor allem wohl die politische Verweigerung der vollen Zivilrechte für Nichtkatholiken führten dazu, dass es jetzt zur Union mit der katholischen Kirche kommt.

10.09.1700
Spanien 1640-1700.png Frankreich 1632-1790.png
Königreich Spanien / Königreich Frankreich

In einer Sondersitzung des spanischen Staatsrates unterstützt Kardinal Luis Manuel Fernández de Portocarrero erneut die französische Lösung des Erbfolgeproblems. Weder die Königin noch der kaiserliche Botschafter Graf von Harrach noch seine Verbündeten, allen voran der Marquis de Leganés, können der frankreichfreundlichen Gruppe etwas entgegensetzen. England und die Niederlande befürchteten eine zu erwartende große Hegemonie Frankreichs unter seinem König Louis XIV., wenn die spanische Erbfolge im französischen Sinne geregelt werden sollte.

11.09.1700
HRR 1402-1806.png Brandenburg 1618-1701.png
Heiliges Römisches Reich / Kurfürstentum Brandenburg

Der Oberpräsident von Brandenburg und Statthalter von Altlandsberg Otto von Schwerin der Jüngere wird durch Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben. Graf von Schwerin war schon zwischen 1696 und 1699 bei Abwesenheit des Kurfürsten als Vorsitzender des Geheimen Rates faktisch Regent der Mark Brandenburg. Unter seiner Herrschaft veränderte Altlandsberg, das praktisch sein Eigentum geworden war, sein Gesicht.

16.09.1700
Spanien 1640-1700.png
Königreich Spanien / Vizekönigreich Neuspanien

Die spanischen Entdecker Juan Bautista und Jacinto de los Angeles werden bei einem geheimen indianischen Ritual getötet. Die römisch-katholische Kirche, die sie später zu "Heiligen" erklären wird, berichtet, dass beide "aus Liebe zu Gott" und ohne sich zu verteidigen, von Indios durch das Herunterstürzen von einem Berg getötet wurden. Anschließend seien sie aufgeschlitzt und ihre Eingeweide den Hunden zum Fressen gegeben worden. Die spanischen Behörden töten daraufhin zur Abschreckung 15 Indios.

Herbst 1700
Kursachsen.png Polen-Litauen.png Schweden.png Kurland.png
Königliche Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen / Kurfürstentum Sachsen / Königreich Schweden / Herzogtum Kurland

Da die Belagerung von Riga durch sächsische Truppen kaum Fortschritte erzielt, beschließt man auf sächsischer Seite, zunächst größere Teile Livlands zu sichern. Aus diesem Grund wird auch die kleinere Festung Kokenhausen belagert.

27.09.1700
Kirchenstaat 1601-1798.png
Kirchenstaat
Papst Innocentius XII. stirbt im neunen Jahr seines Amtes
Papst Innocentius XII. stirbt am frühen Morgen. Ein Konklave wird einberufen, das am 9. Oktober beginnen soll. Innocentius XII. wurde als Antonio Pignatelli am 13. März 1615 in Spinazzola in Ampulien geboren. Pignatelli, ein Angehöriger der neapolitanischen Aristokratie, wurde im Jesuitenkolleg in Rom erzogen. Er stieg stetig in der kirchlichen Hierarchie auf und wurde von mehreren Päpsten gefördert: Urbanus VIII. ernannte ihn 1635 zum Prolegaten von Urbino, Innocentius X. zum Nuntius in Florenz, Alexander VII. zum päpstlichen Legaten in Polen, Clemens IX. dann zum päpstlichen Nuntius in Wien. 1681 ernannte ihn Papst Innocentius XI. zum Kardinal der Titelkirche San Pancrazio und Erzbischof von Neapel. Als Papst Alexander VIII. starb, kam es im Konklave zu Streitigkeiten zwischen der spanisch-kaiserlichen und der französischen Partei der Kardinäle. Am 12. Juli 1691 wurde Antonio Pignatelli als Kompromisskandidat zum neuen Papst gewählt. Sein Pontifikat begann Innocentius XII. mit verschiedenen Reformen. So reformierte er mit der päpstlichen Bulle Romanum decet Pontificem den Kirchenstaat, indem er die Ausstattung von päpstlichen Verwandten mit Ämtern einschränkte; zusätzlich verschärfte er die gerichtlichen Bestrafungen in Rom. Ebenfalls strebte er danach, die Disziplin in den Mönchsklöstern wiederherzustellen. Er stieß jedoch besonders bei den Mönchen auf heftige Kritik. Zusätzlich zentralisierte er mit der Einrichtung der Curia Innocentiana die römischen Behörden und Gerichte. Bei der Bevölkerung des Kirchenstaats war Innocentius XII. sehr beliebt, man nannte ihn den Vater der Armen. Diese Beliebtheit verdankte er seiner sozialen Einstellung, da er einen Teil der kirchlichen Gelder für karitative Zwecke einsetzte. So errichtete er die Stadt Cervia an einem neuen, gesünderen Standort. Nachdem Papst Gregorius XIII. im 16. Jahrhundert den Kalender reformiert hatte, wurde der Jahreswechsel in weiten Teilen Europas dennoch an unterschiedlichen Tagen begangen; neben dem 1. Januar war vor allem der Weihnachtstag (25. Dezember) beliebt, hier wurde die Zeit bis zum 1. Januar als "Zwischen den Jahren" bezeichnet. Innocentius XII. legte dagegen 1691 fest, dass der 31. Dezember als letzter, der 1. Januar als erster Tag eines Jahres zu gelten habe. Dem König Carlos II. von Spanien riet er dazu, den Herzog von Anjou, den Enkel Louis' XIV. von Frankreich, als Erben seines Reiches einzusetzen, was aber den Spanischen Erbfolgekrieg nicht verhindern wird. Während der Sedisvakanz (Nichtbesetzung des Papstamtes bis zur Wahl eines neuen Papstes) übernimmt das Kardinalskollegium offiziell die Aufgaben des Verstorbeben. Das Kollegium kann praktisch alle Aufgaben erfüllen, nur darf es keine neuen Kardinäle berufen. Am Tag der Einberufung des Konklaves wird als erstem Akt von den anwesenden Kardinälen ein Kardinalsdekan gewählt werden, der bis zur Einsetzung des neuen Papstes kommissarisch die Leitung der Kirche übernehmen und damit das Kardinalskollegium entlasten wird.
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