Chronik 1945.07-II

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Weltchronik der zweiten Dekade des Juli 1945


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11.07.1945
Mittwoch, 11. Juli 1945

Das neue österreichische Staatsbürgerschaftsgesetz wird verlautbart. Demnach gelten alle Personen und ihre Angehörigen ab 27. April 1945 als österreichische Staatsbürger, die am 13. März 1938 die österreichische Staatsbürgerschaft besessen haben. Bei einem Besuch "Am Steinhof" teilte Bürgermeister Körner mit, dass bereits "jeden dritten Tag ein Eisenbahnzug mit Kohle aus Fohnsdorf nach Wien kommt". Aus der Staatsdruckerei wird eine "Glanzleistung" gemeldet. Demnach mussten "von den neuen österreichischen Briefmarken, für die ursprünglich eine Herstellungszeit von vier Wochen vorgesehen war, die Hauptwerte in vier Tagen hergestellt sein, was täglich eine Arbeitsleistung von 60 Millionen Briefmarken bedeutete". Für Kleinstkinder bis zu einem Jahr wird statt Erbsen auch Gries ausgegeben. Im Apollo-Kino findet die österreichische Erstaufführung der sowjetischen Filmreportage "Kampf um Wien" in deutscher Synchronisation statt. Von Hans Moser gibt es gute Nachrichten: Er ist wohlauf und spielt Theater in Bad Ischl.

12.07.1945
Donnerstag, 12. Juli 1945

Das "Neue Österreich" meldet, dass die "Ernährungskrise als Kriegsfolge" ganz Europa erfasst hat. Es bestehe keinerlei Aussicht auf "eine baldige bessere Versorgungslage". Im bereits während Krieg und Nazibesatzung schwer geprüften Holland wird die Tagesration von 1.380 auf 2.000 Kalorien hinaufgesetzt. In Griechenland herrscht ein "riesiger Kleidermangel". Was Österreich betrifft, berichtet die Zeitung: "Lebensmittel nur für Arbeitswillige". Das Blatt bezieht sich auf eine Erklärung der Stadt Wien, wonach bei der nächsten Ausgabe der Lebensmittelkarten Werktätige die Art ihrer Arbeit, Mittelschüler den Besuch und Arbeitslose ihre Meldung beim Arbeitsamt nachweisen müssen. - Unter dem Titel "Wiener Fußballer nach Budapest" wird das erste Länderspiel Österreich - Ungarn nach der Befreiung angekündigt. Es soll am 15. August stattfinden.

13.07.1945
Freitag, 13. Juli 1945

Das "Neue Österreich" veröffentlicht einen vom Kabinettsrat am 10. Juni beschlossenen Aufruf an das österreichische Volk mit dem Titel "Mit aller Kraft an die Aufbauarbeit!". Im Text heißt es wörtlich: "Alle gewerblichen und kaufmännischen Betriebe sind aufgefordert, ihre Geschäftslokale vertrauensvoll zu öffnen, nachdem auch die Sparkassen, Kreditgenossenschaften und Banken geöffnet haben....Nach der Freigabe des Geldverkehrs und nach Wiedererschließung der Kreditquellen haben alle Erzeugerbetriebe, wo immer dies möglich ist, die Arbeit aufzunehmen, Gemeinden und sonstige öffentliche Körperschaften und Anstalten Aufträge zur Behebung der Kriegsschäden hinauszugeben, und die Bevölkerung hat alle Tatkraft zur Wiederbelebung unserer Volkswirtschaft einzusetzen." Auf Initiative des Staatsamtes für Ernährung stellt die Gemeinde Wien für die Versorgung der Industriegebiete in Niederösterreich und der Steiermark leihweise 1.000 Tonnen Brotgetreide zur Verfügung. In einer Meldung wird beklagt, dass das "Rucksackverbot" sich auch gegen Kleingärtner richte. In einigen Fällen seien die Früchte ihrer Anstrengungen beim Transport in die Stadt bei Kontrollen konfisziert worden. Im Kulturteil berichtet das "Neue Österreich" unter dem Titel "Hoffnungsvolle junge Kunst" über die Eröffnung einer Kunstausstellung durch Stadtrat Matejka, die zum Aufbau der Wiener Kunsthalle beitragen soll.

14.07.1945
Samstag, 14. Juli 1945

Unter dem Titel "Österreichs Blutzeugen" berichtet das "Neue Österreich" im Aufmacher über die Ermordung von prominenten Österreichern in den Konzentrationslagern der Nazi. Am Ende des Artikels wird an den Schwur der Lagerinsassen von Buchenwald zur Stunde der Befreiung erinnert, nicht eher zu ruhen, bis der letzte Schuldige verurteilt sei. In einer Zuschrift an das Blatt wird angeregt, dass die E-Werke Stromabschaltungen nicht überfallsartig, sondern erst nach Vorankündigung im Radio vornehmen. Unter dem Titel "Hände weg von herumliegendem Kriegsgerät" heißt es: "Am Donnerstag sind gegen Abend im Arenbergpark der 14jährige Peter Fasenlechner und der 13jährige Hellmuth Zahler schwer verunglückt. Sie hatten einen Gewehrlauf und Patronen im Gelände aufgestöbert und diese zur Explosion gebracht." Als erstes Konzert für den Wiederaufbau der Staatsoper spielen die Wiener Philharmoniker Beethovens Neunte Symphonie.

15.07.1945
Sonntag, 15. Juli 1945

Unter dem Titel "Ein Vertrauensvotom für das neue Österreich" zieht Staatssekretär Zimmermann im "Neuen Österreich" Bilanz über die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs im Kreditsektor. Wörtlich heißt es: "In der ersten Woche nach der Schaltereröffnung haben in Wien die Neueinlagen um rund 100 Millionen Reichsmark mehr betragen als die Abhebungen. Damit ist die Volksabstimmung über das Vertrauen zur österreichischen Wirtschaft eingeleitet." In einer Versammlung in Stammersdorf ruft Unterstaatssekretär Genner die Arbeiter der Wiener Randbezirke zur Beteiligung am Ernteeinsatz auf. Meldungen für die Suchaktion des Roten Kreuzes nach vermissten Österreichern können noch am 16., 17. und 18. Juli in den Bezirksgesundheitsämtern abgegeben werden. Das "Neue Österreich" meldet: "Reiche Marillenernte in Niederösterreich - Auch die Wiener sollen ihren Anteil bekommen", "Der Rathausplatz wird wiederhergestellt" und "Willi Forst an der Arbeit". Auf einem Rundkurs im Prater findet das erste Straßen-Radrennen nach der Befreiung in Wien statt. In der Allgemeinen Klasse sind 50 Kilometer zurückzulegen. Mit einem 6:3 über die Austria gelingt Sportklub bei einer Doppelveranstaltung im Prater die "Überraschung des Tages".

16.07.1945
16. Juli 1945

Im Neuen Palais von Potsdam, das Friedrich der Große nach dem Siebenjährigen Krieg bauen ließ, wird eine Konferenz der Staatsmänner Truman, Churchill und Stalin eröffnet. Während westliche Kommentatoren schwierige Verhandlungen vorhersagen, zeigt die Moskauer "Prawda" sich zuversichtlich, dass "die freundschaftliche Zusammenarbeit aller drei Großmächte, die sich im Kriege so bewährt hat, auch die Schwierigkeiten im Frieden überwinden" werde. In den Wiener städtischen Betrieben ist ein Ausbau der Betriebsdemokratie vorgesehen. Und zwar sollen künftig Delegierte der Beschäftigten an Beratungen der Werksleitungen teilnehmen. Der Verkehr der Stadtbahn wird von Hauptzollamt (heute: Bahnhof Mitte) über die Donaukanallinie bis Währingerstraße erweitert.

Vereinigte Staaten von Amerika (New Mexico) Auf dem Testgelände Alamogordo bei Los Alamos findet die erste Kernwaffenexplosion der Geschichte statt.

17.07.1945
17. Juli 1945

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland / Sowjetunion /Vereinigte Staaten von Amerika (USA) Beginn der Potsdamer Konferenz, abgehalten im Schloß Cäcilienhof von Stalin, Truman und Churchill, in Anwesenheit der Außenminister und führender Militärs.

SPANIEN Verabschiedung des Gesetzes über die bereits im Mai 1945 verfügte Blockierung des deutschen Eigentums.

Der Kabinettsrat beschließt das Opferfürsorgegesetz, das Trägern und Opfern des Freiheitskampfes für Österreich zugute kommen soll. Die Tabakwerke lassen mit einer Verlautbarung im "Neuen Österreich" aufhorchen. Unter dem Titel "Verkauf von Regiezigaretten für den Wiederaufbau" heißt es unter anderem wörtlich: "Die 'Wiederaufbau-Zigaretten' kosten demnach pro Stück 2,10 RM und können aus technischen Gründen nur in Packungen von je 100 Stück abgegeben werden. Besonders spendenfreudige Raucher können bis zu zehn Packungen erhalten. Minderbemittelte Raucher schließen sich zu einer Käufergruppe zusammen." Wer sich auch das nicht leisten kann, dem wird empfohlen, seine rauchmäßige "Enthaltsamkeit" insofern als Beitrag zum Wiederaufbau zu betrachten, als dadurch kaufkräftigere Kreise zum Zuge und die Behörden zu Geld kommen.

18.07.1945
18. Juli 1945

SPANIEN Verkündigung des von der Cortes angenommenen Grundgesetzes der Spanier (Fuero de los Espanoles), durch das die bürgerlichen Rechte gesichert werden.

Sowjetunion / Vereinigte Staaten von Amerika (USA) / Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland / Deutschland / Tschechoslowakische Republik Der sowjetische Parteichef Josef Stalin verbreitet auf der Potsdamer Konferenz die Behauptung, dass nach dem Münchner Abkommen im November 1938 Tschechen in großem Stil aus den sudetendeutschen Grenzgebieten ins Landesinnere der Tschechoslowakei vertrieben wurden, was inzwischen in der wissenschaftlichen Forschung widerlegt ist.

Auf Einladung von Staatskanzler Renner hält sich eine Gruppe von Künstlern aus Moskau in Wien auf. Sie gehören den Ensembles der Großen Oper, der Philharmonischen Theaters und des Großen Akademischen Theaters an. Bürgermeister Körner richtet unter dem Titel "Heraus zur Aufbauarbeit für Stadt und Vaterland!" einen Aufruf an die Wiener Jugend. Darin heißt es unter anderem wörtlich: "Wir wollen wieder verjüngen und verschönern. Wir wollen den Bauern helfen, die Ernte einzubringen, damit Brot und Obst dem Volke gesichert werde. Die Gartenanlagen Wiens müssen wieder in Ordnung kommen. Wir werden Jugendherbergen, Schutzhütten, Ferienheime bauen oder neu herrichten, wir wollen Sportplätze und Volksparkanlagen schaffen, euch umschulen für Berufe, die der Neuaufbau unseres Landes erfordert. Wir werden in froher Gemeinschaft die alten Volkslieder singen, wollen lernen, Sport betreiben und gute Kameraden sein. Kommt! Meldet euch! An die frohe Arbeit!"

19.07.1945
19. Juli 1945

Königreich Belgien Durch Gesetz wird festgelegt, dass Leopold III. seine Rechte erst nach Zustimmung des Parlaments wieder aufnehmen darf. Von seinen Gegnern werden ihm die von ihm vollzogene Kapitulation sowie seine zweite – 1941 geschlossene – Ehe mit der zur Prinzessin von Réthy erhobenen Demoiselle Baels, deren Familie zu den Kollaborateuren gezählt wird, vorgeworfen. Der König, der aus der deutschen Haft in die Schweiz gelangt ist, bleibt daher dort. Regent bleibt Prinz Karl.

Die Simmeringer Waggonfabrik nimmt die Arbeit wieder auf. Damit ist die schrittweise Reparatur von Tramwaygarnituren und Einsatzfahrzeugen der Gemeindeverwaltung gewährleistet. Die E-Werke nehmen zur Anregung in einer Leserzuschrift des "Neuen Österreich" Stellung, Stromabschaltungen vorher im Radio anzukündigen. Da es sich dabei um eine Notmaßnahme handelt, ist das nicht möglich.

20.07.1945
20. Juli 1945

SPANIEN Nach Forderung des Infanten Don Juan von Italien aus nach Francos Rücktritt und die Wiederherstellung der Monarchie werden bei einer Umbildung des Kabinetts Monarchisten berücksichtigt. Franco verspricht die Wiedereinführung der Monarchie zu einem späteren Zeitpunkt.

Der Staatsrat beschließt die gesetzlichen Grundlagen für die Wiedererrichtung der Arbeiterkammern. Stadtrat Slavik kündigt einschneidende Änderungen in der Praxis des Wohnungsamtes an. Er verweist darauf, dass täglich 2.500 bis 3.000 Gesuche (meist mit unvollständigen Angaben) einlangen. Es wurde daher ein Formular ausgearbeitet, das ab 23. Juli in allen Bezirksämtern aufliegt. Diese "Wohnungswerberblätter" sind ausschließlich per Post an das Wohnungsamt zu senden. Zur gerechten Einstufung wurde ein Punktesystem entwickelt. Jeder Wohnungswerber wird über seine Einstufung verständigt und kann gegen diese Entscheidung Einspruch erheben. Für ehemalige Nationalsozialisten sind Punkteabzüge vorgesehen. Insgesamt sind fast 100.000 Wohnungen durch die Folgen von Bombenangriffen unbewohnbar geworden. Im Saal der Bundesländer-Versicherung in der Renngasse findet die erste Großversammlung der Wiener Metallarbeiter statt. Dabei wird eine Resolution beschlossen, die unter anderem folgende Forderungen enthält:

•Schaffung eines Betriebsrätegesetzes als Basis für die Betriebsdemokratie. •Verstaatlichung sämtlicher Unternehmen im Besitz deutschen Kapitals. •Planmäßige Leitung der gesamten Wirtschaft unter Mitwirkung der Gewerkschaftsbewegung. Im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses findet die erste Modeschau nach der Befreiung statt.

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