Chronik 1945.12

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Weltchronik der ersten Dekade des Dezember 1945


Ereignisse vom 01.-10. des Monats    Ereignisse vom 11.-20. des Monats     Ereignisse vom 21.-Ende des Monats


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01.12.1945
Frankreich.png USA 1912-1959.png
Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika


02.12.1945
USA 1912-1959.png Großbritannien.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Dezember 1945

Aserbaidschan (Iran) / Sowjetunion Kurzfristige Bildung einer „Demokratischen Republik Aserbaidschan“ im iranischen Teil durch die 1941 in Iran gegründete Tudeh-Partei mit Unterstützung der Sowjetunion.

Samstag, 1. Dezember 1945 ÖVP-Obmann Figl, vom Gesamtvorstand seiner Partei als Bundeskanzler vorgeschlagen, spricht sich in einem TASS-Interview für eine Konzentrationsregierung, freundschaftliche Beziehungen zu den Nachbarstaaten und ein besonderes enges Verhältnis zur Sowjetunion aus. Der britische Staatsminister John Hynd trifft zu Verhandlungen mit der Regierung in Wien ein. In einer amtlichen Verlautbarung gibt das Arbeitsamt Wien bekannt: "Es mehren sich Klagen, dass Arbeitnehmer an einzelnen Tagen der Woche unentschuldigt, ohne triftigen Grund, ihrem Arbeitsplatz fernbleiben. Dies geschieht auch bei besonders wichtigen Arbeiten des Wiederaufbaues und bei Arbeiten im Dienste der alliierten Besatzungsmächte, unter anderem auch bei solchen, die der Ernährungssicherung dienen. Die Arbeiter verrichten an diesen Tagen, wie festgestellt werden konnte, meist Schwarzarbeit oder Aushilfsarbeit bei anderen Arbeitgebern. .... Der Arbeitnehmer muss gewissenhaft seiner Arbeit nachgehen und darf seinem Arbeitsplatz nicht unentschuldigt... fernbleiben, der Arbeitgeber aber darf ohne Zustimmung des Arbeitsamtes keine Arbeitskraft, auch nur tagsüber, einstellen und beschäftigen". Das "Neue Österreich" meldet, dass die 45.000 Karten für das Fußballänderspiel Österreich gegen Frankreich innerhalb weniger Stunden ausverkauft waren und folgert: "Ganz Wien will am Mittwoch im Stadion zusehen".

Sonntag, 2. Dezember 1945 Das "Neue Österreich" meldet: "Übergang zur Schillingwährung" und referiert den entsprechenden Gesetzestext. Wörtlich heißt es: "Zur Vorbereitung einer einheitlichen österreichischen Währung werden zunächst die auf 10 Reichsmark (RM) und darüber und die auf 10 Alliierte Militärschilling (AMS) und darüber lautenden Noten aus dem Verkehr gezogen und durch von der Österreichischen Nationalbank auszugebende, auf Schilling lautende Banknoten ersetzt..... Vom 21. Dezember 1945 an wird in der Republik gesetzliches Zahlungsmittel:

a.)die von der Österreichischen Nationalbank ausgegebenen, auf Schilling lautenden Banknoten; b.)die Noten der Alliierten Militärbehörde im Nennwert von 5,2 und 1 Schilling sowie 50 Groschen; c.)die Reichsbanknoten und Rentenmarkscheine zu 5,2 und 1 Reichsmark (Rentenmark); d.)die Scheidemünzen der Reichsmarkwährung. ... Vom 21. Dezember 1945 an ist in der ganzen Republik Österreich der Schilling die einzige Rechnungseinheit; er ist in 100 Groschen untergeteilt. Auf Reichsmark lautende Beiträge sind im Verhältnis eine Reichsmark gleich ein Schilling umzurechnen". Der Notenumtausch soll zwischen 13. und 20. Dezember abgewickelt werden. Dabei werden pro Kopf zunächst 150 Schilling eingewechselt. Das übrige Bargeld ist auf ein Bankkonto oder Sparbuch einzuzahlen, wobei die Einlagen bis auf weiteres nur eingeschränkt verfügbar sind.

Montag, 3. Dezember 1945 Aus London wird gemeldet, dass Großbritannien eine Initiative zur Herabsetzung der Zahl der Besatzungstruppen in Österreich gesetzt hat. Unter anderem soll dadurch die Versorgung in Österreich erleichtert werden. Der Politische Kabinettsrat, der im Moment die verfassungsmäßige Funktion des Bundespräsidenten wahrnimmt, beauftragt ÖVP-Obmann Figl mit der Regierungsbildung. Figl sagt in einem Interview zu den Zielen seiner Regierung: "Unsere ganze Arbeit dient ausschließlich dem Wiederaufbau Österreichs. Bei grundsätzlichem Schutz von Besitz und Eigentum verlangen wir soziale Gerechtigkeit und freie Aufstiegsmöglichkeiten für jeden Arbeiter. Unser Ziel ist nicht die Verproletarisierung, sondern die Schaffung von wirtschaftlichen Möglichkeiten, die den Besitzlosen zum Besitzenden macht. Der Weg hierzu wird schwer und lang sein". Zum Charakter der künftigen Regierung sagt Figl: "Die Österreichische Volkspartei .... richtet an die beiden Parteien die Aufforderung zu einer Konzentrationsregierung und nimmt an, dass aus den Beratungen in kürzester Zeit eine neue demokratische Regierung entsteht". Der Lebensmittelaufruf für die Woche bis 8. Dezember zeigt eine Normalisierung der Versorgung mit Brot und Grundnahrungsmittel. Allerdings wird Fett eingeschränkt und statt Fleisch Trockenei abgegeben. Auf Zusatzkarten gibt es Hülsenfrüchte statt Fleisch und Fischkonserven statt Fett. Wegen Kohlemangels wird der Personenzugsverkehr fast vollständig eingestellt.

Dienstag, 4. Dezember 1945 Im "Neuen Österreich" erscheint eine "Erste Kriegsverbrecherliste Österreichs", die die Namen von 86 hochkarätigen Nazi enthält. Wörtlich heißt es: "Die Kommission zur Vorbereitung der Kriegsverbrecherprozesse hat schon umfangreiches Belastungsmaterial aus den verschiedensten Quellen und aus allen Teilen Österreichs zusammengetragen, in mehrfachen Sitzungen gesichtet und bisher über 300 besonders schwere Kriegsverbrecherfälle festgestellt. ....ist es derzeit nicht zweckmäßig, die Öffentlichkeit bis ins einzelne zu unterrichten. Es werden jedoch fortlaufend Listen mit Namen solcher besonders schwerer Kriegsverbrecher veröffentlicht werden". Da das Flugzeug, das die französische Fußball-Nationalmannschaft an Bord hatte, wegen Nebels in Wien nicht landen kann, wird das Länderspiel von Mittwoch auf Donnerstag verschoben. Für Kinder bis 12 Jahre gibt es einen "Krampus"-Sonderaufruf: 125 Gramm Schokoladenpulver.

Mittwoch, 5. Dezember 1945 Die UNO-Hilfsorganisation UNRRA versorgt in Österreich lediglich Flüchtlinge und Verschleppte. Für die Unterstützung der österreichischen Bevölkerung wurde vom Alliierten Kontrollrat bisher kein offizieller Antrag gestellt. In London rechnet man damit, dass die Militärregierung in Österreich nun durch eine alliierte Überwachung der freigewählten österreichischen Regierung ersetzt wird. Guido Schmidt, der letzte österreichische Außenminister vor dem "Anschluss", wird nach seiner Auslieferung durch Italien zur Untersuchungshaft ins Landesgericht Wien eingeliefert. Er soll wegen der "Vorbereitung der Annexion Österreichs" als Kriegsverbrecher angeklagt werden. Die Schuster in Wien klagen über Rohstoffmangel. Das "Neue Österreich" bringt folgenden Vergleich: "Seit Kriegsende konnte den Wiener Schuhmachern insgesamt 19.800 Kilogramm Gummisohlenmaterial zugewiesen werden,.... Die Kriegszuteilungen betrugen 120.000 Kilogramm vierteljährlich". Aufgrund besserer Rohstoffversorgung werden die ans Wiener Gasnetz angeschlossenen Haushalte ab heute wieder von 5.30 bis 14 Uhr und von 18 bis 20 Uhr beliefert. Ungefähr die Hälfte der Wiener Haushalte kann bereits mit Gas versorgt werden. Die Gaswerke kündigen an, dass das Netz künftig auch außerhalb der Belieferungszeiten unter leichtem Druck gehalten wird. Die Brunner Glasfabrik kann mit der Produktion des dringend benötigten Fensterglases beginnen.

Donnerstag, 6. Dezember 1945 Aus Washington wird gemeldet, Großbritannien und die USA seien für eine Reduzierung der Besatzungstruppen in Österreich. Sobald die beiden anderen Mächte dem zustimmen, werden entsprechende Maßnahmen vom Alliierten Rat angekündigt. Die UNO-Hilfsorganisation UNRRA versorgt gegenwärtig 50.000 Flüchtlinge und Verschleppte in Österreich. Falls um Unterstützung für Österreich angesucht wird, können Hilfslieferungen frühestens im März 1946 anlaufen. 500 Wiener Kinder fahren auf Erholung in die Schweiz. Die Wiener Verkehrsbetriebe geben "zur Behebung des vorübergehend aufgetretenen Kleingeldmangels Gutscheine über 1 Schilling aus. Sie sind nur zum Ankauf von Fahrscheinen der Straßenbahn und Stadtbahn bis zum 31. Dezember 1945 gültig". Die Polizei beschlagnahmt ein Schleichhandelslager am Margaretenplatz. Neben Zucker, Puderdosen, Feuersteinen und Feuerzeugen finden sich auch Banknoten im Wert von rund 1,5 Millionen, darunter große Mengen von 1-, 2- und 5-Schillingnoten. Am Tag des "Großen Länderspiels Österreich - Frankreich" veröffentlicht das "Neue Österreich" Ratschläge, wie man zu Fuß ins Praterstadion kommt und wie man sich in der bombengeschädigten Anlage zu verhalten hat. Zur allgemeinen Überraschung besiegt Österreich Frankreich mit 4:1. Die Treffer für Österreich erzielen Decker (3) und Riegler (1).

Freitag, 7. Dezember 1945 Der Alliierte Kontrollrat untersagt die Errichtung eines Unterstaatssekretariats für das Heerwesen. Nach einer Zählung des Wiener Arbeitsamtes wohnen in Wien gegenwärtig mit 1,418.000 Menschen rund ein Viertel weniger als vor dem Krieg. Von ihnen sind 550.000 berufstätig - 318.000 als unselbständige und 83.000 als selbständige Erwerbstätige; 149.000 sind arbeitslos. Überdies werden 42.000 Studentinnen und Studenten gezählt. Nach einer Meldung des "Neuen Österreich" hat der Kabinettsrat ein "Warenverkehrsgesetz" beschlossen, das befristete Eingriffe der Behörden in den Warenverkehr zwischen Unternehmen und in die Lagerhaltung der Betriebe erlaubt. Nach Abschluss der Reparaturen an der II. Hochquellenwasserleitung verfügt Wien wieder über einwandfreies Trinkwasser.

Samstag, 8. Dezember 1945 Im "Neuen Österreich" versucht ein Experte folgende Frage zu beantworten: "Bankkonto und Sparkassenbuch nach dem Schillinggesetz - Wie kann man über sein Konto oder sein Sparbuch verfügen?" Die Sache erweist sich als kompliziert, weil ab 23. Dezember vier unterschiedliche Guthabenarten existieren. Wird bereits jetzt nach dem Schaltergesetz von Juli zwischen sogenannten Alt- und Neukonten unterschieden, so müssen künftig zusätzlich Guthaben unterschiedlich behandelt werden, auf die einerseits zwischen 13. und 20. Dezember und andererseits Einzahlungen nach dem 23. Dezember erfolgt sind. Die Alliierte Kommandantur erlässt "Maßnahmen gegen das Anwachsen der Verkehrsunfälle". Unter anderem wird die Höchstgeschwindigkeit im Stadtgebiet auf 30 Stundenkilometer herabgesetzt. In einem Rechenschaftsbericht des Wiener Wohnungsamtes über seine Tätigkeit von 24. April bis 24. November heißt es: "Eine Erleichterung auf dem Wohnungsmarkt ist bei Verminderung der Besatzung zu erhoffen. Für die Zwecke der Besatzungstruppen hat das Wohnungsamt 5.652 mittlere und größere Wohnungen, 800 Zimmer, 87 Kabinette und 154 Villen zur Verfügung gestellt". In der Nachberichterstattung über das Länderspiel Österreich - Frankreich wird die Leistung des Läufertrios, das die Urwiener Namen Joksch, Sabeditsch und Mikolasch trägt, besonders hervorgehoben.

Sonntag, 9. Dezember 1945 Die Zeitungen melden, dass Mitte des Monats in Moskau eine neue "Dreierkonferenz" zwischen den Außenministern Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion beginnen soll. Das "Neue Österreich" macht mit folgender Nachricht auf: "Ausgabe von staatlichem Notgeld - Abschnitte zu 50 Pfg., 1 und 2 RM - Gültig bis 20. Dezember". Aus einer Reportage über die Brunner Glasfabrik spricht Zuversicht, was die Normalisierung der Versorgung mit Fensterglas betrifft. Wörtlich heißt es: "Hatten wir bisher zu wenig Glas, wird es in kurzer Zeit genügend Glas, aber zu wenig Glaserer geben". Die Wiener Universität stellt den Betrieb ein, weil es kein Heizmaterial gibt.

Montag, 10. Dezember 1945 Nach einer Meldung aus London herrscht "Europamüdigkeit in allen Ländern". Demnach sind die Auswandererzahlen in allen befreiten europäischen Ländern sprunghaft angestiegen. Der Alliierte Rat beschließt, ein formelles Ansuchen an die UNO-Hilfsorganisation UNRRA zur Unterstützung der österreichischen Bevölkerung mit Lebensmittellieferungen zu richten. Im Lebensmittelaufruf für die Woche bis 15. Dezember heißt es: "Trockenei, Grieß und Mehl als Milchausgleich für Kinder". Österreich gehört wieder dem Weltpostverein an. Man kann Briefe und Karten in alle Länder außer Deutschland und Japan schicken.

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Chronik 1945.12-II
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