Karl Ferdinand Friedrich von Nagler

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Biografie

KARL FERDINAND FRIEDRICH VON NAGLER

* 22. Januar 1770 in Ansbach † 13. Juni 1846 in Berlin

Karl Ferdinand Friedrich von Nagler
  • Preußischer Generalpostmeister
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22.01.1770 - Karl Ferdinand Friedrich Nagler wird in Ansbach geboren. Seine Eltern sind der Ansbacher Hof-, Regierungs- und Justizrat Simon Friedrich Nagler (* 1728) und dessen Ehefrau Charlotta Juliana Catharina Cramer (* 1736).

1787 - Karl Ferdinand Friedrich Nagler beginnt ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Erlangen und wird später in Göttingen sowie in Berlin studieren. Nach bestandenem Examen wird Nagler wird er in den Staatsdienst des Markgrafen von Ansbach und Bayreuth treten, wo er die Aufmerksamkeit des dirigierenden Ministers Karl August von Hardenberg erregen wird, der ihn bald in sein Vertrauen und seine unmittelbaren Nähe ziehen wird. Hier wird er mit der Neuorganisation der preußischen Provinzen in Franken beschäftigt sein.

1795 - Karl Ferdinand Friedrich Nagler wird zum Kriegs- und Domänenrat befördert.

1804 - Der Kriegs- und Domänenrat Karl Ferdinand Friedrich Nagler wird in Berlin Geheimer Legationsrat. Als nun Karl August von Hardenberg die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten in Berlin übernimmt, tritt Nagler als Rat in die Ministerialsphäre über und erwirbt sich nicht nur die Gunst des Königs Friedrich Wilhelm III., sondern steigt auch immer mehr in dem Vertrauen des Ministers von Hardenberg.

1806 - Der Geheime Legationsrat Karl Ferdinand Friedrich Nagler erhält den für ihn betrüblichen Auftrag, sein eigenes Vaterland, das Fürstentum Ansbach, im Namen des preußischen Staates an die Franzosen zu übergeben, welchen Auftrag er, wenn auch mit schwerem Herzen, zur vollen Zufriedenheit seiner Regierung vollzieht.

1809 - Der Geheime Legationsrat Karl Ferdinand Friedrich Nagler begleitet König Friedrich Wilhelm III. als Vizegeneralpostmeister auf eine Reise nach St. Petersburg. Als Kabinettssekretär führt er die Privatkorrespondenz der Königin Luise und wird zum Geheimen Staatsrat ernannt, noch bevor der König sein Hoflager nach Berlin zurückverlegt.

1810 - Der wieder eingesetzte Staatskanzler Karl August von Hardenberg, der inzwischen Karl Ferdinand Friedrich Nagler nicht mehr wohl gesonnen ist, verhindert vorerst das weitere Aufsteigen des Vizegeneralpostmeisters und Geheimen Legationsrates auf der Karriereleiter.

1811 - Der Geheime Legationsrat Karl Ferdinand Friedrich Nagler beginnt ausgiebige Reisen und legt hierbei den Grund zu seiner wertvollen Kupferstich-, Holzschnitt- und Gemäldesammlung, welche er später (mit Ausnahme der Gemälde) dem Staate verkaufen wird und die später eine Zierde und wertvoller Bestandteil der verschiedenen Kunstanstalten zu Berlin bilden werden. Hier sei auch noch erwähnt, dass Nagler sich ein nicht geringes Verdienst dadurch erwerben wird, dass er in Deutschland, namentlich aber in Baiern, durch sein rasches Handeln im Ankauf, viele Kunst- und Altertumsgegenstände, die zurzeit zu wahren Schleuderpreisen zu erhalten sind, sowohl vom gänzlichen Untergang als auch vor der Verbringung in das Ausland erretten wird.

1821 - Mit der abnehmenden Kraft des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg wird der Geheime Legationsrat Karl Ferdinand Friedrich Nagler nach zehn Jahren der Abwesenheit erneut darum ersucht, in die Regierungsarbeit einzusteigen; er wird Präsident der Generalpostverwaltung und führt als Leiter des Postwesens neue Grundsätze für diese Behörde ein.

Zweites Halbjahr 1823 - Der Präsident der Generalpostverwaltung Karl Ferdinand Friedrich Nagler wird nach dem Tod des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg Generalpostmeister, anfangs noch gemeinsam mit Johann Friedrich von Seegebarth, und als solcher auch Mitglied des Staatsrates. Bei diesem Anlass wird er von König Friedrich Wilhelm III. in den Adelsstand versetzt.

15.12.1823 - Mit dem Tod des Generalpostmeisters Johann Friedrich von Seegebarth übernimmt der seit einigen Monaten parallel an gleicher Stelle dienende Karl Ferdinand Friedrich von Nagler dessen Amt, das er mit neuen Ideen belebt. Nagler liegt die Beschleunigung und Sicherstellung aller Postsendungen ("-expeditionen") durch Vereinfachung des Geschäftsganges, durch Berücksichtigung begründeter Wünsche der Kunden, durch Anstellung tüchtiger Beamten, für deren Gehaltsverbesserung er sich einsetzt, als ihre Geschäfte und ihre Verantwortlichkeit zunehmen, sehr am Herzen. Durch Vermehrung der Postlinien und deren genaues Ineinandergreifen, durch zweckmäßige und bequemere Einrichtung der Postwagen, durch Übereinkünfte mit den Nachbarstaaten soll der Postverkehr optimiert werden. Jede Verbesserung dieser Zweige der Postverwaltung stoßen auf neue Schwierigkeiten, auf die der Generalpostmeister nicht unmittelbar einwirken kann, beispielsweise die Verzögerungen der Zustellungen infolge schlechter Straßen, die immer wieder zu zeitraubenden Reparaturen der Transportmittel vor Ort führen. Die Unzufriedenheit der Kunden macht, soweit sie sich in Zeitungen und öffentlichen Blättern äußern, in der Regel wenig Eindruck auf Nagler; Eigenmächtig und stolz auf das Geleistete, schert er sich nicht im Geringsten um das Dreinreden unberufener Dritter.

1824 - Generalpostmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler wird als Gesandter der preußischen Regierung häufig am Bundestag in Frankfurt am Main tätig. Der Aufenthalt in Frankfurt bietet ihm Gelegenheit, wichtige soziale Verbindungen zu knüpfen. Von Nagler schließt sich vollkommen den Ansichten derer an. welche im Deutschen Bund nur ein wirksames Polizeiorgan gegen die Ausschreitungen der Liberalen und einen Gendarmen gegen Turner und Studenten erblicken. Auf dem Johannisberger Congreß lässt er sich vom österreichischen Fürsten Metternich, dem er eine für einen preußischen Staatsmann fast allzu unbedingte Verehrung widmet, über das "höchst gefährliche Treiben" der Burschenschaftler und Journalisten Vorlesungen halten. In den Kreisen der freier denkenden Diplomaten ist von Nagler deshalb nicht gern gesehen, und wie sich selbst in seiner nächsten Nähe Gegenstrebungen zeigen, wie wenig beliebt er bei dem Personal der eigenen Gesandtschaft ist, lässt sich immerhin aus den sonst wenig zuverlässigen Mitteilungen seines Mitarbeiters Kombst schließen, der behauptet, dass in Naglers Haus von einem Mitglied der Gesandtschaft in Gegenwart und Beifall der anderen ausgesprochen wurde, dass es ein glücklicher Tag für das Personal sein werde, wo Ulan in scheinbarer Trauer der Leiche des gegenwärtigen Chefs zu folgen haben werde. Von Nagler erkennt wohl die Stimmung seiner Untergebenen und greift mit der ihm eigenen Energie ein, erbittert aber freilich dadurch nur noch mehr. Der Zwist mit dem späteren Plaggeist seines Lebens, Kombst und dessen Amtssuspension, werden ihm noch bis an sein Lebensende schwere Stunden bereiten. Gegen diesen talentvollen, aber gewissenlosen Literaten trägt von Nagler stets mit Furcht gemischten Hass. Wie Kombst seinem ehemaligen Chef gegenüber Alles für erlaubt ansieht, die amtliche Stellung, die er in Frankfurt eingenommen, dazu gestohlene Aktenstücke über die Reaktionspartei am Bundestag zu veröffentlichen und besonders den preußischen Bundestagsgesandten grau in grau zu schildern, so bietet auch von Nagler seinen ganzen Einfluß auf, um diesen unversöhnlichen Gegner mundtot zu machen. Er lässt Kombst auf Schritt und Tritt bewachen und verfolgen, seine Freunde und Agenten können ihm keinen größeren Dienst erweisen, als durch Mitteilungen über das Treiben dieses Mannes. Die Enttäuschungen, welche der liberalen Partei nach den Befreiungskriegen vorbehalten sind, die Verfolgungen, welche seit den Karlsbader Beschlüssen über Burschenschaftler, Turner und wie die gefährlichen Schwärmer für Deutschlands Einheit heißen mochten, verhängt werden, zwingen manche politisch Verdächtige ins europäische Ausland. In allen diesen Flüchtlingen sieht von Nagler die Mitverschworenen Kombsts. Kein Name ist in die politischen Untersuchungen und in die dunklen Schlichen des geheimen Polizeiwesens dieser Tage tiefer verwickelt als der von Naglers, Als Generalpostmeister instruierte von Nagler sein Departement, dass ihm von allen Orten, wo preußische Postbeamte sitzen, Nachrichten zukommen. Sie müssen alle Schriften, die den Chef in politisch oder sozialer Beziehung interessieren, einsenden. In Saarbrücken sitzt Opfermann, der die französischen Depeschen öffnet und auswertet und Briefe, die von Bedeutung sind, nach Berlin sendet. In Wetzlar ist der Landrat von Spane für von Nagler tätig. Aber auch die höheren Polizeibeamten werden angewiesen, dem königlichen Bundestagsgesandten von allen einigermaßen wichtigen Ereignissen, welche in ihrem Wirkungskreise vorkommen, Meldung zu machen. Die Grundanschauung von Naglers geht dahin, dass die Post mehr Institut des Staates als Institut für das Volk sei. Von diesem Gesichtspunkt aus mag er wohl eine Entschuldigung für den Unfug des Briefeöffnens finden, der unter seinem Regime in Preußen ähnlich wuchert wie in Österreich unter Metternich und Sedlnitzky. In späteren Jahren wird er ganz offen bekennen, dass er sich an die "albernen Briefeöffnungsskrupel" niemals gehalten habe: Wollte wohl einen Unterschied zwischen der in Preußen geltenden Methode, wonach man die Briefe lediglich öffnet und auswertet und der österreichischen, wo man sie gleich abschreibt, zu Gunsten der ersteren statuieren. Er pflegt zu erzählen, dass der Meister in solchen Dingen der russische Großfürst Konstantin Pawlowitsch Romanow (* 1779) gewesen sei, welcher ihn einmal weitläufig davon unterrichtet habe, dass er wahrscheinlich die ausgesuchteste Sammlung von unterschlagenen Briefen besäße. Er habe sie in Maroquin binden lassen und sie machten in 33 Bänden seiner Kabinettsbibliothek eine interessante Lektüre aus.

1835 - Generalpostmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler wird als Gesandter der preußischen Regierung am Bundestag in Frankfurt am Main zurückgerufen. In Berlin fährt er fort, die ganze Kraft seines hochgebildeten Geistes und seiner reichen Erfahrung seinen großartigen und weitgreifenden Reformen des preußischen und deutschen Postwesens zu widmen, wie er es auch während seiner Anwesenheit in Frankfurt zu tun gewohnt ist.

1836 - Da man mit den Leistungen des Generalpostmeisters Karl Ferdinand Friedrich von Nagler an höchster Stelle zufrieden ist, wird dieser zum Geheimen Staatsminister ernannt. Obwohl er aufgrund seiner sehr konservativen Haltung den Postverkehr zur polizeistaatlichen Überwachung nutzt, gilt er dennoch als Begründer des modernen Postwesens.

1840 - Generalpostmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler und seine königliche Post sieht sich immer noch der Kritik seiner Kunden ausgesetzt. So lässt er die Eisenbahnen, für die sich gleich die öffentliche Meinung entschieden aussprach, anfangs ganz unbeachtet. Er ist zwar nicht ein eingeschworener Feind derselben, aber der große Lärm, den diese Neuerung hervorruft, hat den vormals jugendlichen, energischen Generalpostmeister, der unterdessen ein Greis geworden ist, verstimmt. In seiner Korrespondenz an seinen Vertrauten, Hofrat Kelchner, berichtet er mit Verwunderung über den Menschenzusammenlauf, über die Frequenz, deren sich die Bahn nach Potsdam zu erfreuen habe, meint aber mit vielwissender, schadensfroher Miene, dass die Sache noch ein böses Ende nehmen werde. Ich hasse die Eisenbahn nicht, schwärme auch nicht für sie. Der König teilt diese Ansicht. Einer so großen Verkehrsrevolution, wie der durch die Eisenbahn bewirkten, kann sich von Nagler allerdings sich nicht entgegenstellen, aber er versucht, die Entwicklung zu blockieren, in dem er jede Kombination, durch welche die Eisenbahnen mit dem Postdienst in Verbindung gesetzt werden könnte, hintertreibt und nur widerstrebend Verträge mit den Eisenbahnen eingeht, die Privatunternehmungen geworden sind. Über die steigende Heftigkeit der Angriffe, denen seine Verwaltung ausgesetzt ist, vermag ihn die unausgesetzte Gunst seines Königs trösten, daher nimmt er großen Anteil an der Erkrankung und dem Tode Friedrich Wilhelms III., denn er ahnt, dass eine neue Zeit andere Männer ans Ruder bringen wird. In der Tat wird von Nagler nach Friedrich Wilhelms IV. Thronbesteigung immer mehr zur Seite geschoben. Obgleich er seine Stellung beibehalten wird, ist seine große Zeit definitiv vorbei, wo es darauf ankam, die frischen Bedürfnisse des Volkes zu ersticken, die Wünsche der Neuerer mit Polizeimitteln niederzuhalten und wo man den Ständen, wenn sie sich vielleicht herausnahmen politische Rechte zu beanspruchen, tüchtig auf die Finger klopfte.

19.03.1840 - Generalpostmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler klagt in einem Brief an Hofrath Kelchner: Ich bin zu alt, um in alle Formen zu passen.

13.06.1846 - Der Geheime Staatsminister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler stirbt in Berlin und wird auf dem ehemaligen Domfriedhof bestattet. Er war mit Ernestine Marianne Philippine vom Stein zum Altenstein (1778-1803) und nach ihrem Tod ihre mit ihrer jüngsten Schwester verheiratet, die ebenfalls bald starb. Der preußische Staatsminister Karl vom Stein zum Altenstein (1770-1840) war sein Schwager. Von Nagler heiratete daraufhin Emilie Herft (1790-1845), mit der er einen Sohn hatte.

Karl Ferdinand Friedrich von Nagler
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Friedrich von Seegebarth
1808-1821
Generalpostmeister
1823-1846
Eduard von Schaper
1846-1849

Quellen: