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Ereignis
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frühere Chroniken Deutschlands
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ... |
1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917
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Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate |
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
November 1918 - Dezember 1918
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
Januar 1919 - Februar 1919 - März 1919 - April 1919 - Mai 1919 - Juni 1919 - Juli 1919 - August 1919 - September 1919 - Oktober 1919 - November 1919 - Dezember 1919
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Juni 1919 fortlaufende Ereignisse |
Seit 29.01.1919 ist die badische Stadt Kehl von französischen Truppen besetzt.
Seit 20.04.1919 gilt der "verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen.
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg
Das württembergische Kriegsministerium unter Dr. Immanuel Herrmann wird aufgelöst. Dr. Herrmann gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an.
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern
Auf Empfehlung seines 2. Infanterieregiments nimmt der Soldat Adolf Hitler bis zum 5. Juli 1919 insgesamt drei Wochen lang an „antibolschewistischen Aufklärungskursen“ an der Universität München für „Propaganda bei der Truppe“ teil. Damit erhält er erstmals eine politische Schulung durch deutschnationale, alldeutsche und antisemitische Akademiker, darunter Karl Alexander von Müller, der Hitlers Talent als Redner entdeckt, und Gottfried Feder. Dieser soll ihn laut späterer Eigenaussage „zur Gründung einer neuen Partei“ anregen.
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01.06.1919 |
Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches am Anfang des Monats
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Funktion |
Name (Partei) |
seit |
Dauer
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Präsident der Reichsregierung |
Philipp Scheidemann (* 1865 Kassel, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
09.11.1918 |
205 Tage
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Stellvertretender Präsident der Reichsregierung und Reichsfinanzminister |
Bernhard Dernburg (* 1865 Darmstadt, Preußen) Deutsche Demokratische Partei (DDP) |
19.04.1919 |
44 Tage
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Staatssekretär des Auswärtigen Amtes |
Ulrich von Brockdorff-Rantzau (* 1869 Schleswig, Preußen) (parteilos) |
13.12.1918 |
171 Tage
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Reichsinnenminister |
Hugo Preuß (* 1860 Berlin, Preußen) Deutsche Demokratische Partei (DDP) |
13.02.1919 |
109 Tage
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Reichsschatzminister |
Georg Gothein (* 1857 Neumarkt, Schlesien, Preußen) Deutsche Demokratische Partei (DDP) |
13.02.1919 |
109 Tage
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Reichswirtschaftsminister |
Rudolf Wissell (* 1869 Göttingen, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
29.12.1918 |
155 Tage
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Reichsjustizminister |
Dr. Otto Landsberg (* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
09.11.1918 |
205 Tage
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Reichswehrminister |
Gustav Noske (* 1868 Brandenburg, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
29.12.1918 |
155 Tage
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Reichsarbeitsminister |
Gustav Bauer (* 1870 Darkehmen, Ostpreußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
04.10.1918 |
241 Tage
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Reichsverkehrsminister und Reichsminister für Kolonien |
Dr. Johannes Bell (* 1868 Essen, Preußen) Zentrum |
13.02.1919 |
109 Tage
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Reichspostminister |
Johannes Giesberts (* 1865 Straelen, Preußen) Zentrum |
13.02.1919 |
109 Tage
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Reichsernährungsminister |
Robert Schmidt (* 1864 Berlin, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
13.02.1919 |
109 Tage
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Reichsminister ohne Geschäftsbereich |
Eduard David (* 1863 Ediger/Mosel, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
13.02.1919 |
109 Tage
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Reichsminister ohne Geschäftsbereich Zentrum |
Matthias Erzberger (* 1875 Buttenhausen, Württemberg) Zentrum |
13.02.1919 |
109 Tage
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Bemerkungen:
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Deutsches Reich
Im Zuge des Truppenabbaus gemäß des Versailler Vertrags ordnet das Reichswehrministerium an, allen Volkswehrangehörigen zum 1. August 1919 zu kündigen.
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Hans Adam Dorten, "Präsident" der "Rheinischen Republik" Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Volksstaat Hessen
- In Wiesbaden wird ein "Rheinische Republik" ausgerufen, die Hans Adam Dorten, einen promovierte Juristen im Staatsdienst aus Bonn, als Päsidenten ausruft, was nicht ohne massive Proteste in der Bevölkerung geschieht. Nach seinem Studium war Dorten zunächst am Amtsgericht Waldbröl tätig, unterbrochen durch seinen Militärdienst im 2. Rheinischen Feldartillerie-Regiment Nr. 23. in Koblenz. 1902 wurde er für den Staatsdienst vereidigt und wechselte nach kurzer Zeit zur Staatsanwaltschaft am Landgericht Düsseldorf. 1907 promovierte er zum Dr. iur. an der Universität in Leipzig und bekleidete ab 1912 ein Richteramt am Amtsgericht Waldbröl. Vom 1. Oktober 1914 an sollte Dorten Staatsanwalt am Landgericht III in Berlin werden. Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte jedoch zu seiner Einberufung am 3. August 1914. Am 2. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen und bis zum Juli 1919 beurlaubt. Während des Krieges diente Dorten als Hauptmann im Generalkommando 54. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. Mit dem Ende des Kaiserreiches und den folgenden Veränderungen durch die Novemberrevolution wandte sich Dorten der Politik zu. Er verfolgt eine antisozialistische und rheinisch-regionalistische Politik. Seine Aktivitäten finanziert er durch sein Vermögen. Dorten sieht eine "Rheinische Republik" als sein politisches Ziel an, vorerst noch als Teil des Deutschen Reiches. Kontakte zu den rheinischen Ausschüssen und hervorragenden Zentrumspolitikern wie zum Beispiel Konrad Adenauer führten jedoch bislang nicht zu den von ihm gewünschten Ergebnissen, da er bislang keine führende Position in der separatistischen Bewegung erlangen konnte, nicht zuletzt deswegen, weil Dorten eine Einigung oder Kooperation mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Reichsleitung ablehnt und eine wirtschaftliche Annäherung an Frankreich forderte. Dorten bemühte sich durch das Sammeln von notariellen Vollmachten im Rheinland, die Zustimmung der Landkreise und Städte zu erhalten und sein Ziel zu legitimieren. Diese Versuche waren aber nur bedingt in Teilen des Unterwesterwaldes erfolgreich. Nach diversen Rückschlägen fand er politische Gleichgesinnte, darunter den Verleger der Rheinischen Volkszeitung im Rheingau, Dr. Geueke. Dorten führte Gespräche mit hochrangigen französischen Offizieren wie dem General Mangin, die ihn in der Gründung einer "Rheinischen Republik" bestärkten, dabei aber eine Lösung des Rheinlandes vom Deutschen Reiches forderten. Dorten ist jedoch bis jetzt lediglich bereit, das Rheinland aus dem preußischen Staat zu lösen und es als Teil des Deutschen Reiches zu belassen. Dorten zog Anfang 1919 nach Wiesbaden in die Hildastraße 14. Dort fanden häufige Gespräche und Treffen mit französischen Militärs und politischen Weggefährten statt.
- Im preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen findet eine Nachwahl zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen statt. Das Ergebnis:
Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung 1919 (Nachwahl in Hohenzollern-Sigmaringen)
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Rang |
Partei |
Stimmen |
in % |
Sitze
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1 |
Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) |
11.977 |
99,8 % |
1
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2 |
zersplittert ohne Angabe einer Partei |
29 |
0,2 % |
-
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ungültige Stimmen |
72 |
0,6 % |
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gültige Stimmen |
12.006 |
99,8 % |
1
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Wahlbeteiligung |
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29,7 % |
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern
Eberhard Haas versucht in Speyer, eine neutrale pfälzische Republik zu etablieren, die vom Reich und von Bayern gelöst ist; er scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden.
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03.06.1919 |
Deutsches Reich
In der entscheidenden Sitzung des Verfassungsausschusses des Nationalparlamentes prallen die unterschiedlichen Positionen aufeinander. Während der Vertreter der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit seinem Plädoyer für die rote Fahne allein bleibt und die Mehrheitssozialdemokraten von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) den Entwurf verteidigen, treten die Vertreter der neu gebildeten Deutschen Volkspartei (DVP) und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), deren Vorläufer die Eliten des Kaiserreiches repräsentierten, für die Beibehaltung von Schwarz-Weiß-Rot ein und begründen dies mit zwei Argumenten: Zum einen sei die geplante Beseitigung von Schwarz-Weiß-Rot ein Verstoß gegen die „nationale Würde“, weil das deutsche Volk unter diesen Farben einen „großartigen Aufschwung“ erlebt habe. Zum anderen nehmen sie darauf Bezug, dass Schifffahrts- und Handelskreise auf die schlechte Sichtbarkeit von Schwarz-Rot-Gold auf See hingewiesen hätten. Diese fadenscheinige Argumentation wird ergänzt durch den Hamburger Senator Edmund Sthamer, der im Namen der drei Hansestädte die Befürchtung äußert, dass ein Flaggenwechsel das Ansehen, das sich die deutsche Schifffahrt erworben habe, gefährden und so den wirtschaftlichen Wiederaufbau beeinträchtigen könnte. Der Abgeordnete Bruno Ablaß von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) schlägt daraufhin als Kompromiss vor, Schwarz-Weiß-Rot neben der schwarz-rot-goldenen Nationalfahne als Schifffahrts-, Marine- und Kolonialflagge beizubehalten.
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern
Mit Eugen Leviné wird einer der Führer der "Münchner Räterepublik" wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.
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04.06.1919 |
Deutsches Reich
Die beiden Abgeordneten der Nationalversammlung Hermann Molkenbuhr und Max Quarck von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) stellen in der Nationalversammlung folgenden Kompromissantrag: „Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold. Die Handelsflagge wird durch Reichsgesetz bestimmt.“ Mit der Einführung der Farben "Schwarz-Rot-Gold" steht die junge deutsche Demokratie vor massiven innerstaatlichen Problemen, da ein großer Teil der Parteien diese Farben ablehnt. Zu den Befürwortern gehören die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), für ein schlichtes Rot sprechen sich die kommunistische Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) und für die Beibehaltung der alten Reichsfarben die nationalliberale Deutsche Volkspartei (DVP), die Zentrumspartei (Z) und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) aus. Damit haben die Gegner dieser Farben im Reichstag die politische Mehrheit. Erst der Hinweis eines Gesandten Deutschösterreichs, dass in seiner Heimat mit der Beibehaltung der alten Farben Schwarz-Weiß-Rot ein Festhalten an der kleindeutschen, aber die Annahme der Farben Schwarz-Rot-Gold dort für die Vollendung der großdeutschen Idee steht, wird für "Schwarz-Rot-Gold" eine Probeabstimmung vorgenommen. Das Ergebnis ist: 23 Abgeordnete sind für und 19 Abgeordnete gegen die Annahme der Farbreihenfolge. Um die Konservativen, Nationalliberalen und Deutschnationalen versöhnlich zu stimmen, schläg das Zentrum schließlich einen Kompromiss vor: Die Reichsfarben sind Schwarz-Rot-Gold, die Handelsflagge ist Schwarz-Weiß-Rot mit den Reichsfarben in der inneren oberen Ecke. In der reichsdeutschen Nationalversammlung kommt es schließlich zur Abstimmung zur Gestaltung der Reichsflagge:
- Die radikale Linke unterstützt den Vorschlag der USDP, dass die Reichsfarbe Rot sei.
- Für den Antrag der Deutschnationalen und der Nationalliberalen, die bisherigen Reichsfarben beizubehalten stimmen beide Fraktionen sowie die Mehrheit der Linksliberalen und eine Minderheit des Zentrums.
- Für den vom Zentrum ausformulierten Kompromiss votieren schließlich 211 Abgeordnete, 90 lehnten diesen ab. Hinzu kommt eine Enthaltung. Jedoch fehlt in dieser entscheidenden Sitzung der Nationalversammlung rund ein Drittel der Delegierten und der so angenommene Art. 3 der Weimarer Reichsverfassung erreicht nicht die erforderliche Mehrheit der Abgeordneten.
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern
Der am Vortag zum Tode verurteilte Führer der "Münchner Räterepublik", Eugen Leviné, wird hingerichtet.
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05.06.1919 |
Deutsches Reich / Freier Volkstaat Sachsen-Weimar-Eisenach
Der Landtag des Freien Volksstaates Sachsen-Weimar-Eisenach ratifiziert den Thüringischen Gemeinschaftsvertrag mit 33 gegen 8 Stimmen.
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06.06.1919 |
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg
Der Landtag von Sachsen-Altenburg ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Errichtung eines zukünftigen Staates Thüringen mit 27 gegen 8 Stimmen.
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Deutsches Reich / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen
Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen ratifiziert einstimmig den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen.
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Deutsches Reich / Volksstaat Reuß
Der Volksrat des vereinigten Volksstaates Reuß ratifiziert den Gemeinschaftsvertrag zur Gründung des Landes Thüringen.
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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig
Die Reichsregierung hebt den Belagerungszustand in Braunschweig auf; den Landesarbeiterrat hatte sie bereits vorgestern wieder zugelassen.
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07.06.1919 70px |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Aufgrund des massiven Protestes der Bevölkerung, vieler Verbände und der gesamten Stadtverwaltung müssen die Putschisten und Gründer der "Rheinischen Republik" um ihren "Präsidenten" Hans Adam Dorten nach einer Woche den Putsch als gescheitert ansehen. Die im Vorfeld angekündigte Unterstützung gibt die französische Besatzungsmacht zugunsten einer strikten Neutralität auf. Dadurch haben die Gründer der "Rheinischen Republik" keine Möglichkeit mehr, sich gegen Stadt und Bürger durchzusetzen. Massiver Widerstand durch die Stadtverwaltung und die Bevölkerung verhindert die Etablierung einer Regierung. Gegen Dorten wird ein Haftbefehl wegen Landesverrats erlassen, der aber im von Frankreich besetzten Gebiet nicht vollstreckt werden kann.
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10.06.1919 70px |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern / Freistaat Sachsen / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Baden
In der "Weimarer Vereinbarung" verzichten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden auf militärische Reservatrechte. Das bedeutet, dass die großen Teilstaaten des Reiches ihre Vorherrschaft über die kleineren Staaten aufgeben.
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12.06.1919 |
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig
Der Ministerpräsident von Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) erbittet von der Reichsregierung die Erlaubnis, den Belagerungszustand verhängen zu dürfen, um einen angeblich drohenden kommunistischen Aufstand bekämpfen zu können.
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70px |
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, wird wieder eröffnet; dies geht auf eine Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer zurück.
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16.06.1919 |
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich
Fünf Wochen nach Vorlage des ersten Vertragsentwurfes der Siegermächte, der von der deutschen Delegation unter dem Drängen auf Milderung der Bestimmungen zurückgewiesen wurde, wird der deutschen Delegation unter Hermann Müller eine Nachbesserung vorgelegt, die eine Volksabstimmung über den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland vorsieht. Die Siegermächte lassen weitere Nachbesserungen nicht zu und verlangen ultimativ die Unterschrift. Andernfalls würden sie ihre Truppen nach Deutschland einrücken lassen. Hierfür hat Marschall Ferdinand Foch einen Plan ausgearbeitet: Vom bereits besetzten Rheinland aus sollen die Truppen der Entente entlang des Mains nach Osten vorrücken, um auf kürzestem Wege die tschechische Grenze zu erreichen und so Nord- und Süddeutschland voneinander zu trennen. In Kreisen um den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Adolf von Batocki, den Sozialdemokraten August Winnig und General Otto von Below werden Pläne entwickelt, die Friedensbedingungen rundweg abzulehnen und Westdeutschland den einrückenden Truppen der Siegermächte kampflos zu überlassen. In Ostmitteleuropa, wo die Reichswehr noch verhältnismäßig stark ist, soll dann ein Oststaat als Widerstandszentrum gegen die Entente gegründet werden. Die Reichsregierung erreicht einen Aufschub von zwei Tagen.
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17.06.1919 |
Deutsches Reich / Freistaat Oldenburg
Im Freistaat Oldenburg wird die "Verfassung für den Freistaat Oldenburg" durch die Landesversammlung verabschiedet.
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19.06.1919 |
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig
Im Braunschweiger Landtag stellen Abgeordnete der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Misstrauensanträge gegen den Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Jasper von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die vom Landtag abgelehnt werden. Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) stellen gegen die Minister August Junke und Gustav Gerecke von der USPD Misstrauensanträge, die trotz Enthaltung der SPD-Abgeordneten angenommen werden. Für eine Übergangszeit besitzt Braunschweig nun keine Minister für Recht, für Schule und für Ernährung, Handel und Verkehr. Die USPD ist insgesamt nicht mehr Regierungspartei in Braunschweig. Die Regierung bilden nunmehr SPD und DDP unter Duldung des Braunschweigische Landeswahlverband, da die beiden Parteien gemeinsam nur auf 30 von 60 Sitzen im Parlament kommen.
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20.06.1919 |
Der erste Regierungschef des Deutschen Reiches tritt aus Protest zurück Deutsches Reich
Aus Protest gegen die Unterzeichnung der Pariser Verträge tritt der Präsident der Reichsregierung Philipp Scheidemann nach 223 Tagen von seinem Amt zurück. Mit ihm zusammen verlassen folgende Minister die Regierung:
- Dr. Otto Landsberg, SPD, Reichsjustizminister, nach 224 Tagen im Amt
- Ulrich von Brockdorff-Rantzau, parteilos, Reichsminister des Auswärtigen, nach 190 Tagen im Amt
- Dr. Bernhard Dernburg, DDP, Reichsfinanzminister und Stellvertretender Regierungschef, nach 63 Tagen im Amt
- Dr. Hugo Preuß, DDP, Reichsinnenminister, nach 128 Tagen im Amt
- Dr. Georg Gothein, DDP, Reichsschatzminister, nach 128 Tagen im Amt
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21.06.1919 |
Reichspräsident Friedrich Ebert ernennt das Kabinett Bauer Gustav Bauer wird neuer Präsident der Reichsregierung Deutsches Reich
Der bisherige Arbeitsminister Gustav Bauer wird zum neuen Präsidenten der Reichsregierung gewählt. Mit 259 Tagen im Amt als Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums und als Reichsarbeitsminister ist er der Mann mit der derzeit größten Regierungserfahrung im Deutschen Reich. Gustav Bauer gehört der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. Für den ebenfalls am Vortag zurückgetretenen Außenminister Ulrich von Brockdorff-Rantzau wird Hermann Müller neuer Reichsminister des Auswärtigen. Müller war vom 20. Dezember 1918 bis zum 4.Februar 1919, 46 Tage lang, Co-Vorsitzender des Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik und Leiter der Friedensdelegation des Deutschen Reiches bei der Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge. Der Präsident der Reichsregierung bildet eine neue Reichsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrum.
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Deutsches Reich
Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches
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Funktion |
Name (Partei) |
seit |
Dauer
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Präsident der Reichsregierung |
Gustav Bauer (* 1870 Darkehmen, Ostpreußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
04.10.1918 |
261 Tage
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Reichsfinanzminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten |
Matthias Erzberger (* 1875 Buttenhausen, Württemberg) Zentrum (Z) |
13.02.1919 |
129 Tage
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Reichsminister des Auswärtigen |
Hermann Müller (* 1876 Mannheim, Baden) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
21.06.1919 |
insgesamt -
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Reichsinnenminister |
Dr. Eduard David (* 1863 Ediger/Mosel, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
13.02.1919 |
129 Tage
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Reichsschatzminister |
Wilhelm Mayer (* 1877 Enkenbach, Pfalz) Zentrum (Z) |
21.06.1919 |
-
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Reichswirtschaftsminister |
Rudolf Wissell (* 1869 Göttingen, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
29.12.1918 |
175 Tage
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Reichswehrminister |
Gustav Noske (* 1868 Brandenburg, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
29.12.1918 |
175 Tage
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Reichsarbeitsminister |
Dr. Alexander Schlicke (* 1863 Berlin) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
21.06.1919 |
-
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Reichsverkehrsminister und Reichsminister für Kolonien |
Dr. Johannes Bell (* 1868 Essen, Preußen) Zentrum (Z) |
13.02.1919 |
129 Tage
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Reichspostminister |
Johannes Giesberts (* 1865 Straelen, Preußen) Zentrum (Z) |
13.02.1919 |
129 Tage
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Reichsernährungsminister |
Robert Schmidt (* 1864 Berlin, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
13.02.1919 |
129 Tage
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Bemerkungen: Die Dauer bezieht sich auf die Zeit in der Regierungsverantwortung.
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21.06.1919 |
Deutsches Reich / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland
Konteradmiral Ludwig von Reuter Die in der Bucht von Scapa Flow auf den zu Schottland gehörenden Orkney-Inseln internierte deutsche Kriegsflotte wird auf Befehl des deutschen Konteradmirals Ludwig von Reuter von der eigenen Besatzung versenkt. Konteradmiral von Reuter vermutet, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte soll den Briten nicht in die Hände fallen. Mit wenigen Ausnahmen versinken die meisten der 74 deutschen Schiffe. Konteradmiral von Reuter lässt per Flaggensignal der in Scapa Flow ankernden Flotte den Befehl „Paragraph Elf. Bestätigen.“ übermitteln, ein zuvor von den Offizieren in Anlehnung an Paragraph 11 „Es wird fortgesoffen!“ des Biercomments der Studentenverbindungen vereinbartes Codewort, um eine Beschlagnahme der Flotte durch die Siegermächte zu verhindern. Die Vorbereitungen zur Selbstversenkung sind bereits vorher getroffen worden, ohne dass die britischen Bewacher es bemerkten. Auf von Reuters Befehl versenken sich innerhalb weniger Stunden zehn Großlinienschiffe, fünf Große Kreuzer, fünf Kleine Kreuzer und 32 Torpedoboote. Lediglich das Großlinienschiff SMS BADEN, die drei Kleinen Kreuzer EMDEN, SMS NÜRNBERG und SMS FRANKFURT, der Minenkreuzer SMS BREMSE sowie vierzehn Torpedoboote können durch das Eingreifen britischer Seeleute an der Selbstversenkung gehindert und in seichtes Wasser geschleppt werden. Nur vier Torpedoboote blieben schwimmfähig. Neun deutsche Seeleute verlieren ihr Leben; sie fallen entweder im Handgemenge mit britischen Marinesoldaten (wie der Kommandant der SMS MARKGRAF, der auf seinem Schiff erschossen wird) oder werden in ihren Rettungsbooten erschossen. Es sind die letzten deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs. Von Reuter und die verbliebenen 1.773 Offiziere und Mannschaften der Rumpfbesatzungen werden in England als Kriegsgefangene interniert. In Deutschland wird von Reuter als Held gefeiert, der die Ehre der deutschen Flotte gerettet hat.
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Deutsches Reich / Freistaat Baden
Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden in Mannheim Geschäfte gestürmt und geplündert. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet.
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Deutsches Reich / Freistaat Oldenburg
Theodor Tantzen jun. (DDP), der neue Ministerpräsident von Oldenburg Theodor (Johann) Tantzen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Oldenburg, bisher Mitglied im dortigen Landesdirektorium, wird von der Landesversammlung des 1. Landtages des Freistaats Oldenburg mit der Bildung eines Ministeriums aus Liberalen, Sozialdemokraten und dem Zentrum beauftragt:
- Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen und für Inneres: Theodor (Johann) Tantzen, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
- Minister für Justiz, Kirchen und Schulen: Otto Graepel, parteilos
- Minister für Finanzen und Handel: Dr. Franz Driver, Zentrumspartei (Z)
- Minister für soziale Fürsorge und Verkehr: Julius Meyer, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Der neue Ministerpräsident Theodor Tantzen besuchte die Volksschule und wurde Landwirt. 1895-1896 war er Soldat beim 13. Jäger-Bataillon in Dresden, seit 1905 Mitglied der Selbstverwaltungskörperschaften, bis 1915 Mitglied der Landwirtschaftskammer und seit 1910 Mitglied des Oldenburgischen Landtages, seit 10. November im Landesdirektorium. Bereits 1897 trat er in die Freisinnige Volkspartei ein, die 1910 in die Fortschrittliche Volkspartei umgewandelt wurde. 1911 wurde er in ihren Vorstand gewählt und noch im selben Jahr Landtagsabgeordneter. Er ist Befürworter des Freihandels und gegen eine Schutzzollpolitik; außerdem setzt er sich für Reformen im Schulwesen ein. Er befürwortet eine generelle Demokratisierung und Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie. 1916 wurde er von seiner Partei zum Vorsitzenden des Bezirks Oldenburg/Ostfriesland gewählt. Durch Kriegserfahrungen in Polen wandelte er sich zum Pazifisten. In der Novemberrevolution 1918 spielte er eine entscheidende Rolle und wurde Mitglied im so genannten Direktorium, dem er als Mitglied (Minister) angehörte.
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22.06.1919 |
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich
Die neue Reichsregierung erklärt sich mit Billigung der Nationalversammlung zur Annahme des Versailler Vertrages bereit, falls Deutschlands Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld gestrichen wird. Die Alliierten lehnen eine "bedingte Annahme" ab. Unter dem Druck des drohenden Einmarsches und der trotz Waffenstillstand fortbestehenden britischen Seeblockade, die eine dramatische Zuspitzung der Ernährungslage befürchten lässt, votiert die Deutsche Nationalversammlung mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Friedensvertrages mit den Alliierten. Der am Vortag ins Amt gewählte Parteifreund des zurückgetretenen Philipp Scheidemann, der neue Präsident der Reichsregierung Gustav Bauer ruft in der Sitzung aus: Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Vorbehalt unterzeichnet, so betont sie, daß sie der Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen. Verschiedene deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes gegen die Alliierten.
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Deutsches Reich / Freistaat Baden
Aus Protest gegen die Überteuerung von Lebensmitteln werden seit gestern in Mannheim Geschäfte gestürmt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei werden elf Demonstranten getötet.
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23.06.1919 |
Deutsches Reich
In Deutschland fürchtet man die Folgen einer militärischen Intervention der Siegermächte. Aus diesem Grund sieht sich die mehrheitlich sozialdemokratische Reichsregierung zur Annahme des Versailler Vertrages gezwungen.
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg
Verdorbene Ware der Heilschen Fleischkonservenfabrik löst in Hamburg die "Sülzeunruhen" aus.
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25.06.1919 |
Deutsches Reich
- Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg tritt von der Leitung der Obersten Heeresleitung (OHL) zurück, die daraufhin aufgelöst wird.
- Der deutsche Testpilot Emil Monz führt den Erstflug mit einer Junkers F 13, des weltweit ersten Passagierflugzeuges, durch. Monz war im Ersten Weltkrieg als Aufklärungsflieger eingesetzt und fand nach Kriegsende eine Anstellung als Pilot bei Junkers & Co. Seit Mai ist er im Besitz der Luftverkehrszulassungsbescheinigung und flog seither die Route Dessau-Weimar.
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg / Freistaat Preußen
Der Feuerwehr-Kommandant von Groß-Hamburg Walther Lamp'l von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) lässt wegen der nicht nachlassenden "Sülzeunruhen" in Hamburg den Belagerungszustand verkünden und erbittet vom zuständigen Reichswehrkommando Stettin, Truppen zur Verfügung zu stellen. Die Aufständischen stürmen Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude.
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26.06.1919 |
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig
In Braunschweig wird eine Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Liberalen gebildet, die vom Braunschweiger Landeswahlverband geduldet wird. Die umgebildete 1. Regierung Jasper besteht aus folgenden Mitgliedern:
- Vorsitz (Ministerpräsident), Minister für Inneres und Kammern: Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Minister für Recht: Dieses Amt wird freigehalten für einen Abgeordneten des Braunschweiger Landeswahlverbandes
- Minister für Schule: Heinrich Rönneburg, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
- Minister für Ernährung, Handel und Verkehr: Otto Antrick, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Minister für Arbeit und soziale Reformen: Gustav Steinbrecher, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Minister für Finanzen Ernst (Ludwig Emil) Bartels, parteilos
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27.06.1919 |
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg
Nach vier Tagen kommen die "Sülzeunruhen" in Hamburg zur Ruhe, die begonnen hatten, als in Heilschen Fleischkonserven verdorbene Ware gefunden wurde. Die Aufständischen verlassen wieder Rathaus, Stadthaus, Untersuchungsgefängnis und Strafjustizgebäude. Dennoch sind seit dem Hilferuf des Feuerwehr-Kommandanten von Groß-Hamburg Reichswehreinheiten unter dem Kommando von General Lettow-Vorbeck nach Hamburg unterwegs.
Paul von Lettow-Vorbeck
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28.06.1919 |
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich
Der deutsche Außenminister Hermann Müller unterzeichnet den Friedensvertrag von Versailles Der deutsche Außenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichneten nach dem Beschluss der Nationalversammlung – unter Protest – den Pariser Friedensvertrag, später bekannt als der "Vertrag von Versailles". Zwei der wichtigsten Mächte aus der Zeit des Kriegsbeginns existierten nicht mehr: Als Folge der Oktoberrevolution, die durch die Einschleusung Lenins durch das Deutsche Reich möglich geworden war, ist auf dem Boden des Russischen Reiches nun Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchten nun, der Sowjetstaat würde, der Weltrevolution verpflichtet, die innenpolitische Stabilität aller anderen Staaten bedrohen. Die österreich-ungarische Donaumonarchie hatte sich aus innenpolitischer Handlungsunfähigkeit in die Auslösung des Weltkrieges geflüchtet und ist beim Waffenstillstand endgültig zerfallen. Beide Kriegsparteien machten sich Nationalitätenprobleme in gegnerischen Staaten zunutze: Die Mittelmächte hatten auf dem Gebiet des Zarenreiches "Regentschaftspolen" gegründet und die Gründung Litauens wohlwollend geduldet. Die Alliierten und die slawischen Minderheiten der Donaumonarchie hatten sich gegenseitig unterstützt und waren nun einander verpflichtet. So war eine generelle Rückkehr zu den Vorkriegsgrenzen unmöglich und die Neuordnung mit jenen Problemen belastet, die die Grenzziehung zwischen Nationalstaaten unausweichlich mit sich bringt.
Der französische Premierminister Georges Clemenceau Die mit Abstand schwersten Kriegsschäden an der zivilen Infrastruktur hatten Frankreich und das von Deutschland überfallene Belgien zu verzeichnen. Premierminister Clemenceaus Mitarbeiter André Tardieu fasste die Ziele Frankreichs auf der Versailler Friedenskonferenz folgendermaßen zusammen: „Sicherheit zu schaffen war die erste Pflicht. Den Wiederaufbau zu organisieren war die zweite.“ Frankreich hatte mit dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg zwei deutsche Invasionen innerhalb eines halben Jahrhunderts erlebt, von denen die erste für Deutschland erfolgreich gewesen war und die zweite weite Landstriche Frankreichs verwüstet hatte. Daher war es vorrangiges Ziel Clemenceaus, neben der als selbstverständlich angesehenen Rückgabe Elsass-Lothringens einen erneuten deutschen Einmarsch von vornherein unmöglich zu machen. Zu diesem Zweck strebte er die Rheingrenze und eine möglichst weitgehende Schwächung Deutschlands an. Dies ging einher mit seinem zweiten Ziel: der Entschädigung für die Kriegszerstörungen und der Abdeckung der interalliierten Schulden, die Frankreich vor allem bei den Vereinigten Staaten hatte. Eine vollständige Abdeckung aller Auslagen, die der Krieg gebracht hatte, schien durchaus geeignet, den gefährlichen Nachbarn nachhaltig zu schwächen.
Der britische Premierminister David Lloyd George Das Vereinigtes Königreich hatte weit weniger unter dem Krieg gelitten als Frankreich, aber sich ebenfalls zur Finanzierung seiner Kriegsbeteiligung hoch bei der amerikanischen Regierung verschuldet. Nicht zuletzt angesichts der Entwicklung in Russland wollte die britische Regierung ein Machtvakuum in Mitteleuropa vermeiden und Deutschland daher im Sinne der klassischen Balance of Power-Strategie nicht zu sehr schwächen. Jedoch strebte die Regierung seiner Majestät eine nachhaltige Schwächung der deutschen Position in Übersee an, nachdem das Deutsche Kaiserreich zuletzt die jahrhundertelange Vormacht zur See des British Empire infrage gestellt hatte. Deutlich wird die britische Position in einem Memorandum vom Lloyd George vom März 1919: „Man mag Deutschland seiner Kolonien berauben, seine Rüstung auf eine bloße Polizeitruppe und seine Flotte auf die Stärke einer Macht fünften Ranges herabdrücken. Dennoch wird Deutschland zuletzt, wenn es das Gefühl hat, dass es im Frieden von 1919 ungerecht behandelt worden ist, Mittel finden, um seine Überwinder zur Rückerstattung zu zwingen. […] Um Vergütung zu erreichen, mögen unsere Bedingungen streng, sie mögen hart und sogar rücksichtslos sein, aber zugleich können sie so gerecht sein, dass das Land, dem wir sie auferlegen, in seinem Innern fühlt, es habe kein Recht sich zu beklagen. Aber Ungerechtigkeit und Anmaßung, in der Stunde des Triumphs zur Schau getragen, werden niemals vergessen noch vergeben werden. […] Ich kann mir keinen stärkeren Grund für einen künftigen Krieg denken, als dass das deutsche Volk, das sich sicherlich als einer der kraftvollsten und mächtigsten Stämme der Welt erwiesen hat, von einer Zahl kleinerer Staaten umgeben wäre, von denen manche niemals vorher eine standfeste Regierung für sich aufzurichten fähig war, von denen aber jeder große Mengen von Deutschen enthielte, die nach Wiedervereinigung mit ihrem Heimatland begehrten.“ Lloyd Georges finanzielle Forderungen sollten ursprünglich nur die britischen Kriegskosten decken. Die öffentliche Meinung in Großbritannien ist durch den Krieg stark gegen Deutschland aufgebracht, was sich nicht zuletzt in den sogenannten Khaki-Wahlen vom 14. Dezember 1918 zeigte. Unter dem starken innenpolitischen Druck willigte Lloyd George ein, dass in die Reparationen, die Deutschland auferlegt werden, auch der Wert sämtlicher Pensionen für Invalide und Kriegshinterbliebene einberechnet wird, was die Höhe der Reparationsforderungen enorm steigen lässt.
- Das Königreich Italien war sehr zögerlich in den Krieg eingetreten, nutzte aber die Chance, mit dem Sieg die letzten „Irredenta“ Trentino und Triest dem italienischen Staatsgebiet anzufügen, darüber hinaus eine leicht zu verteidigende Nordgrenze am Brenner zu gewinnen und eine Kolonie (Dodekanes). Italienische Forderungen gehen folglich im Wesentlichen in die Vertragstexte von Saint-Germain-en-Laye und Sèvres ein.
Der US-Präsident Woodrow Wilson Die Kriegsziele der USA sind die Aufhebung sämtlicher Handelsbeschränkungen und die Freiheit der Seeschifffahrt, deren Verletzung durch Deutschlands uneingeschränkten U-Boot-Krieg der Anlass zum Kriegseintritt der USA gewesen ist. Darüber hinaus strebt Präsident Woodrow Wilson eine gerechte Friedensordnung an, die einen weiteren Weltkrieg unmöglich machen sollte. Die Skizze einer solchen Friedensordnung, die auch die anderen amerikanischen Kriegsziele enthielt, hatte er im Januar 1918 mit seinem berühmten Vierzehn-Punkte-Programm veröffentlicht. Darin wurde unter anderem das Verbot jeglicher Geheimdiplomatie postuliert, ein Selbstbestimmungsrecht der Völker, eine weitgehende Abrüstung, ein Völkerbund, der Rückzug der Mittelmächte aus allen besetzten Gebieten und die Wiederherstellung Polens, das einen Zugang zum Meer erhalten sollte. Diese Forderungen stehen zum Teil miteinander in Widerspruch, denn die gesamte Südküste der Ostsee ist deutschsprachig. Das zwischen Hinterpommern und Ostpreußen gelegene Gebiet, das später vom Versailler Vertrag als Polnischer Korridor der Republik Polen übertragen werden soll, hat eine Bevölkerung, die sich aus Deutschen, Polen, Kaschuben und Juden zusammensetzt. Auch hier sind die Polen (ohne die stammesverwandten Kaschuben) nicht in der Mehrheit, weshalb ein polnischer Zugang zum Meer gleichzeitig einen Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht eines anderen Volkes bedeute. Auf Grundlage dieser Forderungen strebt Wilson zurzeit noch einen Verständigungsfrieden ohne Sieger und Besiegte an.
(Artikel 119)
Es wird Großbritannien erlaubt, mehr als 6000 Deutsche aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, die fortan unter Südafrikanischer Verwaltung steht, auszuweisen.
Kriegsschuldartikel (Artikel 231) als Grundlage für Reparationsforderungen
Im Artikel 231 heißt es: „Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.“ Der Vertrag weist allein dem kaiserlichen Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Verantwortung für den Ersten Weltkrieg zu. Er bedeutet eine anfängliche Isolation des Deutschen Reiches, das sich als Sündenbock für die Verfehlungen der anderen europäischen Staaten vor dem Weltkrieg sehen soll. Der Artikel wird als einseitige Schuldzuweisung verstanden und zur Kriegsschulddebatte führen. Darüber hinaus soll das Deutsche Reich finanziell für die Schäden an Land und Menschen haftbar gemacht werden, welche die kaiserlichen Truppen insbesondere in Frankreich angerichtet haben. Der Vertrag von Versailles legt daher den Grund für die Reparationsforderungen an das Deutsche Reich, deren Höhe allerdings zunächst nicht festgelegt wird. Die Vertreter des Deutschen Reiches protestierten gegen den Artikel 231 daher nicht bloß aus Gründen der Selbstrechtfertigung, sondern mit dem Ziel, die moralische Basis der gegnerischen Forderungen insgesamt zu unterminieren. Die deutschen Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg werden den neuen republikanischen Staat stark belasten.
Territoriale Bestimmungen
Das Reich muss zahlreiche Gebiete abtreten: Nordschleswig an Dänemark, den Großteil der Provinzen Westpreußen und Posen sowie das oberschlesische Kohlerevier und kleinere Grenzgebiete Schlesiens und Ostpreußens an den neuen polnischen Staat. Außerdem fällt das Hultschiner Ländchen an die neu gebildete Tschechoslowakei. Im Westen geht das Gebiet des Reichslandes Elsass-Lothringen an Frankreich und Belgien erhält das Gebiet Eupen-Malmédy mit einer ebenfalls überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung. Insgesamt verliert das Reich 13 Prozent seines vorherigen Gebietes und 10 Prozent seiner Bevölkerung. Darüber hinaus wird der gesamte reichsdeutsche Kolonialbesitz dem Völkerbund unterstellt, der ihn als Mandatsgebiete an interessierte Siegermächte übergeben wird. Das Deutsche Reich muss die Souveränität Österreichs anerkennen. Der von Deutschösterreich angestrebte Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich wird im Artikel 80 des Versailler Vertrags untersagt. Dieses Anschlussverbot wird sich ebenfalls in Artikel 88 des Vertrags von Saint-Germain, der zwischen den Siegermächten und Österreich geschlossen werden soll, wiederfinden.
Deutsche Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag
- Sofort abzutretene Gebiete (ohne Volksabstimmung):
- Elsass-Lothringen an Frankreich
- fast ganz Westpreußen (1466 bis 1772 als Preußen königlichen Anteils zu Polen gehörig) an Polen, jedoch ohne Danzig, das Abstimmungsgebiet Marienwerder, die Kreise Deutsch Krone, Flatow (Restkreis) und Schlochau
- Provinz Posen (9. Jahrhundert bis 1793 als historische Landschaft Großpolen polnisch) an Polen, jedoch ohne zwei kleinere deutschsprachige Randgebiete im Westen
- die südliche Hälfte des ostpreußischen Kreises Neidenburg
- das Reichthaler Ländchen an Polen
- kleine Grenzstreifen Niederschlesiens an Polen
- das Hultschiner Ländchen an die Tschecho-Slowakei
- Neukamerun, das erst 1911 durch Tausch Teil der deutschen Kolonie Kamerun geworden war, wieder zurück an Frankreich
- das Pachtgebiet Kiautschou in China unter japanisches Mandat
- die 1899 von Spanien käuflich erworbenen Inselgruppen der Marianen (spanisch seit 1556) und der Karolinen, beide unter japanisches Mandat
- Folgende Gebiete werden erst nach einer Volksabstimmung gegebenenfalls abzutreten sein:
- Nordschleswig und Südschleswig
- Oberschlesien; bis zur Volksabstimmung im kommenden Jahr wird Oberschlesien von alliierten Truppen besetzt bleiben, damit nicht deutsche Behörden Druck zulasten der polnischen Option ausüben können.
- Niederschlesien; Abtretung von Teilen der Landkreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg und Namslau an Polen.
- Eupen-Malmédy sowie das bisherige Neutral-Moresnet an Belgien; ursprünglich ohne Abstimmung vorgesehen.
- der Südteil Ostpreußens (jedoch ohne Soldau, Kreis Neidenburg)
- Dem Völkerbund wird unterstellt
- das Saargebiet, dessen Kohleproduktion Frankreich zufällt. Nach 15 Jahren soll eine Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit stattfinden.
- Danzig mit Umgebung wird zur Freien Stadt unter Kontrolle des Völkerbundes erklärt, in das polnische Zollgebiet eingeschlossen und von Polen außenpolitisch vertreten.
- das Memelland wird unter Kontrolle des Völkerbunds einem eigenen Staatsrat mit französischem Präfekten unterstellt (ab 15.02.1920).
- die deutschen Kolonien
- Befristet von den Siegermächten besetzt
- das Rheinland; die Räumung sollte bis spätestens 1935 erfolgen. Diese Befristung der Alliierten Rheinlandbesetzung haben die Briten den Franzosen, deren Ziel ursprünglich die Abtrennung des Rheinlands vom Reich gewesen ist, nur schwer abgerungen. Um die Sicherheit Frankreichs vor Deutschland auch ohne einen solchen massiven Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu gewährleisten, schließen die USA und Großbritannien mit der Französischen Republik ein Garantieabkommen ab, das jeden erneuten deutschen Angriff auf Frankreich zum Casus belli erklärt. Dieses Garantieabkommen muss, wenn es Gültigkeit erlangen soll, vom US-amerikanischen Senat ratifiziert werden.
Wirkung der Gebietsverluste auf die Staatsangehörigkeit
Nach Artikel 91 des Versailler Vertrags erwerben grundsätzlich alle deutschen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz in den endgültig als Bestandteil des wiedererrichteten polnischen Staates anerkannten Gebieten haben, von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. Zwei Jahre lang nach Inkrafttreten des Vertrags werden die hier wohnhaften über 18 Jahre alten deutschen Reichsangehörigen berechtigt, für die deutsche Staatsangehörigkeit zu optieren. Polen deutscher Reichsangehörigkeit im Alter von über 18 Jahren, die in Deutschland ihren Wohnsitz hatten, werden berechtigt, für die polnische Staatsangehörigkeit zu optieren. Allen Personen, die von dem Optionsrecht Gebrauch machen, steht es frei, innerhalb von zwölf Monaten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert haben. Sie durften dabei ihr gesamtes bewegliches Gut zollfrei mitnehmen. Es steht ihnen frei, das unbewegliche Gut zu behalten, das sie im Gebiete des anderen Staates besaßen, in dem sie vor der Option wohnten.
Militärische Bestimmungen
- In der Präambel zum fünften Teil des Vertrages wird erklärt, dass sich Deutschland, „um den Anfang einer allgemeinen Beschränkung der Rüstungen aller Nationen zu ermöglichen“, zur genauen Befolgung der nachstehenden Bestimmungen über die Land- See- und Luftstreitkräfte verpflichtet:
- Berufsarmee mit maximal 100.000 Mann einschließlich von höchstens 4000 Offizieren
- keine allgemeine Wehrpflicht
- Auflösung des Großen Generalstabs
- Beschränkung auf eine einmalige Dienstzeit von zwölf Jahren ohne Wiederverpflichtungsmöglichkeit, maximal 5 Prozent der Mannschaften dürften vorzeitig jährlich ausscheiden (so sollte einer heimlichen Wehrpflicht vorgebeugt werden)
- Verbot von militärischen Vereinen, Militärmissionen und Mobilmachungsmaßnahmen
- Marine mit 15.000 Mann, sechs gepanzerten Schiffen, sechs Kreuzern, 12 Zerstörern und 12 Torpedobooten
- keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer, Schlachtschiffe
- Verbot chemischer Kampfstoffe
- Beschränkung der Waffenvorräte (102.000 Gewehre, 40,8 Mio. Gewehrpatronen)
- Verbot des Wiederaufbaus von Luftstreitkräften
- Entmilitarisierung des Rheinlands und eines 50 Kilometer breiten Streifens östlich des Rheins
- Verbot des Festungsbaus entlang der deutschen Grenze
- Verbot von Befestigung und Artillerie zwischen Ost- und Nordsee
- Verbot jeglicher Maßnahmen, die zur Vorbereitung eines Krieges geeignet betrachtet werden. Dies hat unter anderem Auswirkungen auf das Deutsche Rote Kreuz, das in der Folge seine Ursprungsaufgabe in den Hintergrund stellen muss.
- Auch im zivilen Bereich wird die Entwaffnung verlangt.
- Die Weiterentwicklung von zivil oder militärisch genutzten Raketen wird im Versailler Vertrag nicht angesprochen und wird daher nicht verboten.
Wirtschaftliche Bestimmungen und Reparationen
- Das Deutsche Reich wurde zur Wiedergutmachung durch Geld- und Sachleistungen in noch durch die Reparationskommission festzulegender Höhe verpflichtet. Eine erste Rate von 20 Milliarden Goldmark ist bis April 1921 zu zahlen.
- Die Verkleinerung der reichsdeutschen Handelsflotte festgeschrieben. Die großen deutschen Schifffahrtswege, namentlich Elbe, Oder, Donau und Memel, werden für international erklärt.
- Für fünf Jahre muss das Deutsche Reich den Siegermächten einseitig die Meistbegünstigung gewähren. Im sogenannten Champagnerparagraphen 274 wurde festgelegt, dass Produktbezeichnungen, die ursprünglich Herkunftsbezeichnungen aus den Ländern der Siegermächte waren, nur noch verwendet werden durften, wenn die so bezeichneten Produkte auch tatsächlich aus der genannten Region stammen:
- Branntwein darf in Deutschland nicht mehr als Cognac verkauft werden
- Schaumwein darf in Deutschland nicht mehr als Champagner verkauft werden
- Luxemburg musste die bislang bestehende Zollunion mit dem Deutschen Reich aufgeben.
Völkerbund
Außerdem sieht der Vertrag die Gründung des Völkerbunds vor, eines der erklärten Ziele von US-Präsident Woodrow Wilson. Deutschland wird hier auf absehbare Zeit kein Mitglied.
Garantiebestimmungen
Als Garantie für die Durchführung der übrigen Bestimmungen des Vertrags wird eine alliierte Besetzung des linksrheinischen Gebietes und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln, Koblenz und Mainz vereinbart. Diese soll zeitlich gestaffelt fünf, zehn und 15 Jahre nach dem Ratifizierungsdatum aufgehoben werden.
Folgen für Deutschland
Das Deutsche Reich wird durch die territorialen Abtretungen in seiner Wirtschaftskraft erheblich geschwächt. Große Teile seiner Schwerindustrie werden getroffen. Es verliert 80 Prozent seiner Eisenerzvorkommen, 63 Prozent der Zinkerzlager, 28 Prozent seiner Steinkohleförderung und 40 Prozent seiner Hochöfen. Der Verlust Posens und Westpreußens verringert die landwirtschaftliche Nutzfläche um 15 Prozent, die Getreideernte um 17 Prozent und den Viehbestand um 12 Prozent. Die deutsche Landwirtschaft wird diesen Verlust zunächst nicht ausgleichen können. Deutschlands Bevölkerung verringert sich um sieben Millionen Menschen (11 %), von denen in den Folgejahren etwa eine Million ins Reich strömen werden, vor allem aus Elsass-Lothringen und aus den an Polen abgetretenen Gebieten. Durch den Verlust von 90 Prozent der Handelsflotte und des gesamten Auslandsvermögens wird der deutsche Außenhandel stark beeinträchtigt werden.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Der neue Oberpräsident von Ostpreußen, August Winnig (SPD) Die Regierung des Freistaats Preußen ernennt den Blankenburger August Winnig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), bisher Reichs- und Staatskommissar für Ost- und Westpreußen, nunmehr zum Oberpräsidenten Ostpreußens.
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Deutsches Reich / Volksstaat Hessen / Französische Republik
Anlässlich seines ersten Besuchs in den besetzten Gebieten trifft der hessische Ministerpräsident Ulrich von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auch mit dem Kommandeur der französischen Truppen, General Charles Mangin, zusammen.
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Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Französische Republik / Deutsches Reich
Mehr als drei Jahre nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Kamerun wird das ehemals deutsche Gebiet mit der Bezeichnung Deutsches Protektorat Kamerun in einen französisch und einen britisch verwalteten Teil getrennt. Durch die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg kann Großbritannien bis dahin deutsche Gebiete in sein Weltreich eingliedern. Mit der Schutzherrschaft über afrikanische und westasiatische Gebiete erreicht das Empire seine größte Ausdehnung.
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30.06.1919 |
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig
Der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, bildet auf Geheiß des Parlamentes sein Kabinett um, das nunmehr aus Abgeordneten der SPD und der DDP gebildet wird. Das Ministerium für Recht soll einen später zu benennenden Abgeordneten des Braunschweiger Landeswahlverbandes vorbehalten bleiben:
- Vorsitz (Ministerpräsident) und Minister für Inneres und Kammern: Dr. Heinrich Jasper, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Minister für Finanzen: Ernst (Ludwig Emil) Bartels, parteilos
- Minister für Ernährung, Handel und Verkehr: Otto Antrick, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Minister für Arbeit, soziale Reformen: Gustav Steinbrecher, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
- Minister für Schule: Heinrich Rönneburg, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
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Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches am Ende des Monats
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Funktion |
Name (Partei) |
seit |
Dauer
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Präsident der Reichsregierung |
Gustav Bauer (* 1870 Darkehmen, Ostpreußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
04.10.1918 |
270 Tage
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Reichsfinanzminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten |
Matthias Erzberger (* 1875 Buttenhausen, Württemberg) Zentrum (Z) |
13.02.1919 |
138 Tage
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Reichsminister des Auswärtigen |
Hermann Müller (* 1876 Mannheim, Baden) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
21.06.1919 |
9 Tage
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Reichsinnenminister |
Dr. Eduard David (* 1863 Ediger/Mosel, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
13.02.1919 |
138 Tage
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Reichsschatzminister |
Wilhelm Mayer (* 1877 Enkenbach, Pfalz) Zentrum (Z) |
21.06.1919 |
9 Tage
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Reichswirtschaftsminister |
Rudolf Wissell (* 1869 Göttingen, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
29.12.1918 |
184 Tage
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Reichswehrminister |
Gustav Noske (* 1868 Brandenburg, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
29.12.1918 |
184 Tage
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Reichsarbeitsminister |
Dr. Alexander Schlicke (* 1863 Berlin) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
21.06.1919 |
9 Tage
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Reichsverkehrsminister und Reichsminister für Kolonien |
Dr. Johannes Bell (* 1868 Essen, Preußen) Zentrum (Z) |
13.02.1919 |
138 Tage
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Reichspostminister |
Johannes Giesberts (* 1865 Straelen, Preußen) Zentrum (Z) |
13.02.1919 |
138 Tage
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Reichsernährungsminister |
Robert Schmidt (* 1864 Berlin, Preußen) Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
13.02.1919 |
138 Tage
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Bemerkungen: Die Dauer bezieht sich auf die Zeit in der Regierungsverantwortung.
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
Januar 1919 - Februar 1919 - März 1919 - April 1919 - Mai 1919 - Juni 1919 - Juli 1919 - August 1919 - September 1919 - Oktober 1919 - November 1919 - Dezember 1919
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Chronik des Deutschen Reiches der Monate |
Januar 1920 - Februar 1920 - März 1920 - April 1920 - Mai 1920 - Juni 1920 - Juli 1920 - August 1920 - September 1920 - Oktober 1920 - November 1920 - Dezember 1920
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Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ... |
1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929
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spätere Chroniken Deutschlands
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