Deutsches Reich 1919.05

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Deutsches Reich.png
Wappen Weimarer Republik

DEUTSCHES REICH

Hauptstadt: Berlin

Tagungsort der Nationalversammlung: Weimar

Chronik Mai 1919


Die deutsche Delegation weigert sich den Vertragsentwurf der Siegermächte zu unterzeichnen

Der Generalstreik im Ruhrgebiet wird beendet


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Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Jahre ... 1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917
Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate des Jahres 1918 Januar - Februar - März - April - Mai - Juni - Juli - August - September - Oktober - November
Chronik des Deutschen Reiches der Monate des Jahres 1918 November - Dezember
Chronik des Deutschen Reiches der Monate des Jahres 1919 Januar - Februar - März - April - Mai - Juni - Juli - August - September - Oktober - November - Dezember
fortlaufende Ereignisse
  • Seit 29.01.1919 ist die badische Stadt Kehl von französischen Truppen besetzt.
  • Seit 01.04.1919 befindet sich das Ruhrgebiet im Generalstreik.
  • Seit 20.04.1919 gilt der "verschärfte", seit 29.04. der "normale Belagerungszustand" in Bremen.
01.05.1919
Deutsches Reich.png
Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches am Anfang des Monats
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Philipp Scheidemann.jpg Präsident des
Reichsministeriums
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
03.10.-09.11.1918
seit 11.11.1918
insgesamt
210 Tage
Bernhard Dernburg.jpg Vizepräsident des
Reichsministeriums
und Reichsfinanzminister
Bernhard Dernburg
(* 1865 Darmstadt, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
14.07.1909-09.06.1910
seit 19.04.1919
insgesamt
344 Tage
Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg Reichsminister des Auswärtigen Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918 140 Tage
Hugo Preuß.jpg Reichsminister des Innern Dr. Hugo Preuß
(* 1860 Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
15.11.1918 168 Tage
Gustav Bauer.jpg Reichsminister des Arbeitsamtes Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 210 Tage
Rudolf Wissell.jpg Reichsminister des Wirtschaftsamtes Rudolf Wissell
(* 1869 Göttingen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918 124 Tage
Robert Schmidt.jpg Reichsminister des Ernährungsamtes Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919 78 Tage
Otto Landsberg.jpg Reichsminister der Justiz Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.11.1918 172 Tage
Gustav Noske.jpg Reichswehrminister Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918 124 Tage
Johannes Bell.jpg Reichsminister der Kolonien Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 78 Tage
Johannes Giesberts.jpg Reichspostminister Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 78 Tage
Eduard David.jpg Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919 78 Tage
Matthias Erzberger.jpg Reichsminister ohne Geschäftsbereich Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
04.10.1918 210 Tage
Walther Reinhardt.jpg Preußischer Kriegsminister General Walther Reinhard
(* 1872 Stuttgart, Württemberg)
parteilos
(mit beratender Stimme)
13.02.1919 78 Tage
Mann.jpg Chef der Admiralität Konteradmiral Adolf von Trotha
(* 1868 Koblenz, Preußen)
parteilos
(mit beratender Stimme)
27.03.1919 36 Tage
Bemerkungen: "Dauer" bezieht sich auf die Zeit in Regierungsverantwortung.
Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Konterrevolutionäre Truppen rücken unter starken Straßenkämpfen in München ein. Beginn des "Weißen Terrors", der über 1000 Opfer fordert. Die Münchner Räteregierung wird nach drei Wochen zur Aufgabe gezwungen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung tritt der vor zwei Wochen gewählte Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik Adolf Hitler auf und denunziert andere Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung als „ärgste und radikalste Hetzer […] für die Räterepublik“, trägt damit zu ihrer Verurteilung bei und erkauft sich das Wohlwollen der neuen Machthaber. Später verschweigt er seine vorherige Zusammenarbeit mit den sozialistischen Soldatenräten. Diese wird meist als Opportunismus oder als Beleg dafür gewertet, dass Hitler bis dahin kein ausgeprägter Antisemit gewesen sein kann. Er schließt sich, anders als andere Angehörige seines Regiments, auch keinem der gegen die Räterepublik aufgestellten Freikorps an. Noch im Mai trifft Hitler erstmals den Leiter der „Aufklärungsabteilung“ im Reichswehrgruppenkommando 4, Hauptmann Karl Mayr. Die Annahme, dass dieser Hitler kurz darauf als V-Mann rekrutieren wird, ist ungewiss, da man später seinen Namen im „Verzeichnis von Propagandaleuten“ vergeblich suchen wird.

02.05.1919
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 1. April im Ruhrgebiet begonnene Generalstreik wird endgültig beendet. Zum Höhepunkt des Streiks am 10. April streikten 307.000 Arbeiter. In der Folge des Streiks verloren die Gewerkschaften zahlreiche Mitglieder an die neue kommunistische Allgemeine Bergarbeiterunion und an die syndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Insbesondere jüngere Arbeiter schlossen sich diesen neuen Organisationen an. Allein der freigewerkschaftliche Verband verlor ein Drittel, in einigen Orten sogar die Hälfte der Mitglieder. Innerhalb des alten Verbandes gewann die Opposition, die meist der USPD nahestand, an Einfluss. Zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeitergesellschaften wird zum ersten Mal ein Tarifvertrag abgeschlossen.

Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Reichswehrtruppen des Obersten von Epp besetzen nach heftigen Kämpfen gegen Kommunisten und Anarchisten München.

03.05.1919
Deutsches Reich.png Bremen.png
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen

Der am 20. April wegen des Generalstreiks über Bremen verhängte "verschärfte Belagerungszustand" wird in einen "normalen Belagerungszustand" umgewandelt.

07.05.1919
USA 1912-1959.png Belgien.png Bolivien.png Brasilien 1889-1960.png Großbritannien.png Australien.png Südafrikanische Union 1912-1928.png Neuseeland.png Indien.png China 1917-1928.png Kuba.png Ecuador.png Frankreich.png Griechenland 1822-1924.png Guatemala 1900-1968.png Haiti 1806-1964.png Hedschas 1917-1926.png Honduras 1838-1949.png Italien 1861-1946.png Japan 1889-1945.png Liberia.png Nicaragua 1857-1971.png Panama.png Peru.png Polen 1918-1919.png Portugal.jpg Rumänien 1866-1948.png Serbien 1882-1918.png Thailand.png Tschecho-Slowakei.png Uruguay.png Deutsches Reich.png
Woodrow T. Wilson, Präsident der USA
Georges Clemenceau, Ministerpräsident Frankreichs
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Das Ergebnis der Verhandlungen der Siegermächte des Weltkrieges wird der deutschen Delegation unter ihrem Leiter Hermann Müller fast vier Monaten als Vertragsentwurf vorgelegt. Dies geschieht nicht zufällig am Jahrestag der Versenkung der RMS LUSITANIA. Die deutsche Delegation – zu der inzwischen auch die Professoren Max Weber, Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Hans Delbrück sowie der General Max Graf Montgelas gehörten – weigert sich zu unterschreiben und drängt auf Milderung der Bestimmungen, wobei die deutsche Delegation zu mündlichen Verhandlungen wie auch schon in den letzten vier Monaten nicht zugelassen wird; stattdessen werden Noten ausgetauscht. In Berlin ist die Mehrheit der deutschen Abgeordneten, die bislang auf einen vergleichsweise günstigen Verständigungsfrieden hoffte, entsprechend empört über die nun zutage getretenen harten Bedingungen des von den Siegermächten ausgearbeiteten Friedensvertrages. Dazu gehören unter anderem:

  • Erhebliche Gebietsverluste zu Gunsten eines neuen polnischen Staates im Osten
  • Verlust von Elsass-Lothringen an Frankreich
  • Verlust aller Kolonien
  • Auslieferung des Ex-Kaisers Wilhelm II. und anderer "Kriegsverbrecher"
  • Reduzierung der Reichswehr auf nicht mehr als 100.000 Soldaten
  • Abschaffung der Wehrpflicht
  • Militärische Räumung des linken Rheinufers, das anschließend von den Alliierten besetzt wird.
  • Hohe Reparationsleistungen (noch nicht beziffert)

Die Regierung unter Ministerpräsident Philipp Scheidemann steht nun vor der schwierigen Frage, ob sie diese Bedingungen annehmen sollte oder nicht. Anfangs dominieren diejenigen, die eine Unterzeichnung des Friedensvertrages ablehnten. Die Ablehnungsfront scheint das gesamte politische Spektrum von den Deutschnationalen bis hin zur SPD aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber zu umfassen. Entsprechend äußern sich der parteilose Reichsaußenminister Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau und auch der der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehörende Ministerpräsident Scheidemann. Dieser sagt in einer Versammlung: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fessel legt“ und kündigt seinen Rücktritt für den Fall an, dass der Vertrag nicht vor der Unterzeichnung nachhaltig verbessert werden könnte. Im Kabinett lehnen vor allem die Minister der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) die Friedensbedingungen strikt ab. Dem schließen sich von der SPD Otto Landsberg und Gustav Bauer und vom Zentrum Johannes Giesberts an. Dabei spielt die Hoffnung eine Rolle, durch eine harte Haltung doch noch eine Milderung bewirken zu können. Dagegen sprechen sich der Vorsitzende des Zentrums, Matthias Erzberger, als einer der Leiter der deutschen Friedensdelegation, aber auch der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David (SPD) und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) aus. Sie warnen bei einer Ablehnung vor einer völligen Besetzung Deutschlands. Innerhalb der Nationalversammlung zeigen sich die Fraktionen von SPD und Zentrum gespalten.

Deutsches Reich.png 70px Litauen.png
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Litauen

Die Republik Litauen fordert zum ersten Mal die Abtrennung des Memelgebietes vom Deutschen Reich.

08.05.1919
Deutsches Reich.png
Deutsches Reich
  • Erst jetzt werden einige der mutmaßlichen Ausführenden der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar – darunter Otto Wilhelm Runge und Oberleutnant Kurt Vogel – vor ein Feldkriegsgericht ihrer eigenen Division gestellt. Die Hauptverhandlung ist auf eine Woche festgesetzt. Darin wurde mehrfach ausgesagt, ein „Helfersdienst der MSPD“ habe eine Kopfprämie von 100.000 Mark für die Ergreifung der Spartakusführer ausgesetzt. Wilhelm Pieck wird zu einem der wichtigsten Zeugen der Vorfälle im Hotel, die den Morden vorausgingen. Er und Hotelangestellte hatten die Misshandlung der dann Ermordeten und Telefonate zwischen Offizieren und ihren Vorgesetzten bemerkt. Pieck sagt aus: Ich sah dann, dass ein Offizier, der von den anderen als Hauptmann angeredet wurde, herumlief, den Soldaten Zigaretten anbot und sagte: Die Bande darf nicht mehr lebend das Edenhotel verlassen! […] Kurze Zeit danach kam ein Dienstmädchen herauf, fiel einer Kollegin in die Arme und rief: Ich werde den Eindruck nicht los, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift hat.
  • Das Deutsche Stickstoff-Syndikat (DSS) wird als Kartell der größten deutschen Produzenten von Stickstoffdüngern und technischen Düngern, zunächst unter der Führung der BASF gegründet. Es soll die Drehscheibe und Clearingstelle für den weltweiten Handel von Stickstoffdüngern bilden und führt das Internationale Stickstoffkartell mit dem Namen „Convention de l'Industrie de l'Azote“ (CIA) an. Im Weltkrieg wurden zur Munitionserzeugung große Anlagen zur Erzeugung von Ammoniak nach dem Haber-Bosch-Verfahren aufgebaut. Anlass zur Bildung der Gesellschaft, unter dem Namen Stickstoff-Syndikat G.m.b.H., waren nicht Überkapazitäten, sondern im Gegenteil die übergroße Nachfrage, für die die zur Verfügung stehenden Mengen gerecht und zweckmäßig verteilt werden müssen. Das Syndikat führt feste Syndikats-Verbraucherpreise unabhängig von den durch räumliche Lage des Abnehmers entstehenden Transportkosten ein. Dadurch wird die östliche Landwirtschaft, die weit von den Werken der Stickstoffindustrie im Westen und in Mitteldeutschland entfernt liegt, überhaupt erst konkurrenzfähig. Die stabilen Preise ermöglichen der Landwirtschaft, ihre Investitions- und Anbaupläne sicherer zu kalkulieren. Zudem wird durch zentrale Versanddisposition ein deutlicher Rationalisierungseffekt bei den Versandkosten erzielt.
09.05.1919
Deutsches Reich.png Bremen.png
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen

Die Nationalversammlung von Bremen fordert den Senat auf, den 1. Mai zum Feiertag zu erklären.

10.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig

Aufgrund der unerwartet friedlichen und sich schnell entspannenden Lage in Braunschweig können die Freikorps-Truppen die Stadt bereits wieder verlassen – diesmal in Richtung Leipzig, wo sie mit 18.000 Soldaten am Tag darauf einmarschieren sollen. Stadt und Freistaat Braunschweig sind damit wieder unabhängig. Eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Braunschweigischen Regierung besteht nun darin, die Finanzen des Freistaates zu sanieren und so zu einer Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft beizutragen, denn die Revolution hat das Land sieben Millionen Mark an „revolutionärer Verteidigung“ gekostet. Zudem ist zu befürchteten, dass die Reichsregierung mehrere Millionen Mark an Schadensersatz fordern könnte. Die zahlreichen Streiks im Lande haben die Inflation beschleunigt und gleichzeitig die Produktivität der Wirtschaft erheblich gesenkt. Das Ergebnis der Ereignisse der vergangene sechs Monate seit Kriegsende ist für Braunschweig verheerend: Der Graben zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum hat sich vertieft, die Polarisierung der jeweiligen Standpunkte verschärft.

11.05.1919
Deutsches Reich.png Sachsen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Auf Befehl der Reichsregierung und mit Zustimmung der sächsischen Landesregierung zieht General Ludwig Maercker mit einem Freikorps von 20.000 Soldaten in Leipzig ein und verhängt das Standrecht. Standrecht bezeichnet im Wehrrecht den Zustand, bei dem die von Behörden des öffentlichen Rechts ausgeübte Gerichtsbarkeit im öffentlichen Recht auf den höchsten Militärbefehlshaber übergeht, dem ein Kriegsgericht zur Seite steht, das so genannte Standgericht. Die Einführung des Standrechts basiert auf der Annahme, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit nicht durchführbar und eine Bestrafung des Täters in Form des „Kurzen Prozesses“ wegen der Bedeutung der Tat – oder als abschreckendes Beispiel für andere – unumgänglich sei. Das Freikorps General Maerckers entwaffnet die Sicherheitswehr des Arbeiter- und Soldatenrates der Stadt, setzt den Rat der Stadt ab und nimmt dessen Führung vorübergehend fest. Räume der Universität Leipzig werden mit Truppen, Waffen und Munition belegt. Mitglieder der "Weißen Garde", die schon im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums begonnen haben, stellen sich General Maercker als Zivilaufklärer und ortskundige Führer zur Verfügung.

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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

Ernst Thälmann wird zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Hamburg gewählt.

12.05.1919
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Deutsches Reich

Die Nationalversammlung tritt zu einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag zusammen. Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann erklärt, dass der Vertrag unannehmbar sei. Daraufhin erklärt sich eine knappe Mehrheit der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegen die Annahme der Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensgesprächen.

13.05.1919
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Deutsches Reich / Vereinigte Staaten von Amerika

In einem Aufruf an die amerikanische Regierung bezeichnet Reichspräsident Friedrich Ebert die Versailler Friedensbedingungen als völlige "Negierung" des 14-Punkte-Programms des US-amerikanischen Präsident Wilson.

Deutsches Reich.png Sachsen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Die "Weiße Garde", eine paramilitärische Gruppe, die im Dezember 1918 heimlich mit der Bewaffnung des Bürgertums in Leipzig begonnen hatte, wird im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung von General Ludwig Maercker, der gegenwärtig der standrechtliche Militärbefehlshaber der Stadt ist, als Zeitfreiwilligenregiment unter dem XIX. Armeekommando legalisiert. Es besteht aus vier Bataillionen und rekrutiert sich aus Studenten, Beamten und Stadtangestellten.

14.05.1919
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Deutsches Reich

Im Prozess um die Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die Urteile gesprochen. Der Angeklagte Otto Runge erhält eine zweijährige, Vogel eine 28-monatige Gefängnisstrafe. Die beteiligten Offiziere Heinz und Horst von Pflugk-Harttung werden freigesprochen. Ihr Anführer Pabst war nicht angeklagt, mögliche Auftraggeber waren nicht gesucht worden. Als Oberbefehlshaber der Truppen bestätigt Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) das Urteil persönlich mit seiner Unterschrift. KPD, USPD, einige SPD-Vertreter und Liberale betrachten das militärische Gerichtsverfahren und die Urteile als Justizskandal. Versuche, das Urteil anzufechten und den Prozess in höherer Instanz wiederaufzunehmen, werden verschleppt werden. Sämtliche übrigen Mitglieder des Revolutionsausschusses waren inhaftiert worden, werden aber mangels Beweisen für einen bewaffneten Umsturzplan freigelassen.

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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

Die Hamburger Bürgerschaft verabschiedet das Gesetz über die Einheitsschule, das unter anderem eine vierjährige obligatorische Grundschule, die Schulgeldfreiheit der Volksschule, Reformoberschulen nach der 7. Klasse der Volksschule sowie eine obligatorische Berufsschule vorschreibt.

16.05.1919
USA 1912-1959.png Belgien.png Bolivien.png Brasilien 1889-1960.png Großbritannien.png Australien.png Südafrikanische Union 1912-1928.png Neuseeland.png Indien.png China 1917-1928.png Kuba.png Ecuador.png Frankreich.png Griechenland 1822-1924.png Guatemala 1900-1968.png Haiti 1806-1964.png Hedschas 1917-1926.png Honduras 1838-1949.png Italien 1861-1946.png Japan 1889-1945.png Liberia.png Nicaragua 1857-1971.png Panama.png Peru.png Polen 1918-1919.png Portugal.jpg Rumänien 1866-1948.png Serbien 1882-1918.png Thailand.png Tschecho-Slowakei.png Uruguay.png Deutsches Reich.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Nachdem vor vier Tagen eine knappe Mehrheit der SPD-Fraktion der Deutschen Nationalversammlung die Bedingungen der Siegermächte bei den Pariser Friedensverhandlungen ablehnte, gerät die Situation mit der Antwort der Alliierten in Bewegung. In dieser Reaktion werden die Bedingungen nur wenig abgemildert und hinsichtlich der Kriegsschuldfrage wird die Haltung nicht nur bestätigt, sondern sogar verschärft. Außerdem wird nunmehr der deutschen Seite eine Frist von weiteren zwei Tagen eingeräumt, in denen eine Entscheidung nötig wäre. Verweigert Deutschland die Unterschrift, würde die vollständige Besetzung des Landes durch die Alliierten beginnen.

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Deutsches Reich

Einem der verurteilten Täter im Prozess um den Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gelingt mit Hilfe von Reichswehroffizieren die Flucht aus dem Gefängnis.

17.05.1919
Deutsches Reich.png Hessen 1919-1935.png Frankreich.png
Deutsches Reich / Volksstaat Hessen / Französische Republik
Hans Adam Dorten, "Führer" der "Rheinstaat-Bewegung"
Der französische General Charles Mangin
Der Führer der "Rheinstaat-Bewegung", Hans Adam Dorten, trifft im Großherzoglichen Palais in Mainz, dem Hauptquartier der französischen Truppen in Deutschland, mit dem französischen General Charles Marie Emmanuel Mangin zusammen, wahrscheinlich, um mit ihm über den von ihm geplanten bevorstehenden Separationsputsch zu beraten, der mit stillschweigender Billigung des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau vorbereitet wird. Dieser von Dorten geplante Putschversuch hat zum Ziel, das Rheinland an die Französische Republik anzugliedern.
19.05.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Der Landtag beschließt die "Verfassung für den Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach". Arnold Rudolf Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bleibt Vorsitzender Staatsminister des Landes.

Deutsches Reich.png Sachsen 1918-1919.png Sachsen-Weimar-Eisenach.png Sachsen-Coburg 1826-1918.png Gotha.png Schwarzburg-Sondershausen.png Deutschland.png 70px
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimer-Eisenach / Volksstaat Sachsen-Meiningen / Freistaat Sachsen-Altenburg / Freistaat Gotha / Freistaat Schwarzburg-Sondershausen / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Reuß / Freistaat Preußen

Die am Vortag begonnene Tagung der thüringischen-preußischen Staatsministerkonferenz in Jena geht weiter. Ein vom dem parteilosen Dr. Karl Eduard Freiherr von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages für Thüringen allgemein gebilligt.

20.05.1919
Deutsches Reich.png Sachsen-Weimar-Eisenach.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach / Freier Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Der Landtag beschließt die Umwandlung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach in einen Freien Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach.

21.05.1919
Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Der bayerische Landtag tritt in Bamberg zusammen.

23.05.1919
Deutsches Reich.png Sachsen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Der standrechtliche Militärbefehlshaber von Leipzig und Führer eines Freikorps, das seinen Namen trägt, General Ludwig Maercker, wirbt persönlich auf einer Studentenversammlung an der geschlossenen Universität Leipzig bei den Studenten für den Eintritt in sein Regiment. Das Leipziger Zeitfreiwilligenregiment hat bereits 2000 Mitglieder, davon sind ein Drittel Studenten. Viele Bürger unterstützen inzwischen General Maercker, weil sie einen Putsch linker Kräfte befürchten. Der Senat der Universität und das Ministerium bemühen sich, den Einsatz der Studenten durch die Bereitstellung von Räumen in der Universität und Studienerleichterungen wie Abhaltung von Zwischensemestern, Notprüfungen und vereinfachte Examensvoraussetzungen zu ermöglichen. Von staatlicher Seite wird den Zeitfreiwilligen finanzielle Unterstützung zugesagt.

31.05.1919
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Rosa Luxemburg (KPD)
Deutsches Reich

Die Leiche der am 15. Januar 1919 ermordeten Politikerin Rosa Luxemburg wird aus dem Berliner Landwehrkanal geborgen.

Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Ministerpräsident Hoffmann bildet eine Koalitionsregierung unter Einbeziehung bürgerlicher Parteien:

  • Ministerpräsident, Minister für Äußeres sowie Kultus und Unterricht: Johannes Hoffmann (SPD)
    Ministerpräsident Johannes Hoffmann (SPD)
  • Minister für Justiz: Dr. Ernst Müller-Meiningen (DDP)
  • Minister für Inneres: Friedrich Endres (SPD)
  • Minister für Finanzen: Karl (Friedrich) Speck (BVP)
  • Ministr für soziale Fürsorge: Martin Segitz (SPD)
  • Minister für Handel, Industrie und Gewerbe: Eduard Hamm (DDP)
  • Minister für Verkehr: Heinrich Ritter von Frauendorfer (parteilos)
  • Minister für Militär: Ernst Schneppenhorst (SPD)
  • Minister für Landwirtschaft: Karl Freiherr von Freyberg-Jetzendorf (BVP)
Deutsches Reich.png
Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches am Ende des Monats
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Philipp Scheidemann.jpg Präsident des
Reichsministeriums
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
03.10.-09.11.1918
seit 11.11.1918
insgesamt
240 Tage
Bernhard Dernburg.jpg Vizepräsident des
Reichsministeriums
und Reichsfinanzminister
Bernhard Dernburg
(* 1865 Darmstadt, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
14.07.1909-09.06.1910
seit 19.04.1919
insgesamt
1,02 Jahre
Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg Reichsminister des Auswärtigen Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918 170 Tage
Hugo Preuß.jpg Reichsminister des Innern Dr. Hugo Preuß
(* 1860 Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
15.11.1918 198 Tage
Gustav Bauer.jpg Reichsminister des Arbeitsamtes Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 240 Tage
Rudolf Wissell.jpg Reichsminister des Wirtschaftsamtes Rudolf Wissell
(* 1869 Göttingen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918 154 Tage
Robert Schmidt.jpg Reichsminister des Ernährungsamtes Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919 108 Tage
Otto Landsberg.jpg Reichsminister der Justiz Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.11.1918 202 Tage
Gustav Noske.jpg Reichswehrminister Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918 154 Tage
Johannes Bell.jpg Reichsminister der Kolonien Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 108 Tage
Johannes Giesberts.jpg Reichspostminister Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 108 Tage
Eduard David.jpg Reichsminister ohne Geschäftsbereich Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919 108 Tage
Matthias Erzberger.jpg Reichsminister ohne Geschäftsbereich Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
04.10.1918 240 Tage
Walther Reinhardt.jpg Preußischer Kriegsminister General Walther Reinhard
(* 1872 Stuttgart, Württemberg)
parteilos
(mit beratender Stimme)
13.02.1919 108 Tage
Mann.jpg Chef der Admiralität Konteradmiral Adolf von Trotha
(* 1868 Koblenz, Preußen)
parteilos
(mit beratender Stimme)
27.03.1919 66 Tage
Bemerkungen: "Dauer" bezieht sich auf die Zeit in Regierungsverantwortung.
Mai 1919
(ohne genaues Datum)

Deutsches Reich.png Sachsen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

In Sachsen formieren sich Einwohnerwehren.

Mai/Juni 1919
Deutsches Reich.png Sachsen-Coburg 1826-1918.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha

Der Landtag von Sachsen-Coburg-Gotha lehnt die Zustimmung zum Gemeinschaftsvertrag zur Gründung eines Landes Thüringen ab und will vorerst das Referendum im November 1919 abwarten.

Chronik des Deutschen Reiches der Monate des Jahres 1919 Januar - Februar - März - April - Mai - Juni - Juli - August - September - Oktober - November - Dezember
Chronik des Deutschen Reiches der Monate des Jahres 1920 Januar - Februar - März - April - Mai - Juni - Juli - August - September - Oktober - November - Dezember
Chronik des Deutschen Reiches der Jahre ... 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929

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