Deutsches Reich 1919.12
DEUTSCHES REICH
Hauptstadt: Berlin
Chronik Dezember 1919
Die SPD-Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz gründet die Arbeiterwohlfahrt
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Deutsches Reich | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Königreich Italien / Französische Republik Gemäß des Versailler Vertrages wird der Passagierbetrieb der deutschen Luftschiffe eingestellt, LZ 120 „Bodensee“ und LZ 121 „Nordstern“ werden beschlagnahmt. Die Luftschiffe werden als Reparationsleistungen an Italien und nach Frankreich übergeben werden. Das seit dem 24. August 1919 im Einsatz befindliche Linienluftschiff LZ 120 „Bodensee“ hat bislang 103 Passagierfahrten absolviert. Insgesamt war das Luftschiff dabei 532 Stunden in der Luft und bewährte sich auch bei schlechtem Wetter. Es war praktisch immer ausgebucht und beförderte insgesamt 4050 Personen, davon 2379 Passagiere, von denen 126 als geladene Gäste keinen Fahrpreis zu entrichten brauchten. LZ 120 legte auf diesen Fahrten eine Gesamtstrecke von 51.258 Kilometer zurück. Es wurden 4500 Kilogramm Post und 30.000 Kilogramm Fracht (inkl. Gepäck) befördert. 38 Mal stieg der Zeppelin in Friedrichshafen auf, um nach Berlin und zurückzufahren, 15 Mal landete er dabei auch in München. Nur eine Fahrt musste nach dem Start in Berlin am 24. November wegen zu starkem Gegenwind abgebrochen werden. Sieben Mal führte LZ 120 in Berlin Rundfahrten durch, einmal fuhr er von Berlin nach Stockholm und zurück. Eine ungeplante Fahrt endete am 2. November mit einer Notlandung in einem Wald in Sachsen-Anhalt. Mit der 103. Passagierfahrt wird das Luftschiff außer Betrieb genommen, wird aber in diesem Monat noch Testfahrten von Friedrichshafen aus durchführen, bei denen das Schiff und verschiedene Anlagen an Bord überprüft und weiterentwickelt werden sollen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Der sechstägige Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) endet mit der Verabschiedung eines Aktionsprogramms, das eine politische Kooperation mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ausschließt. Die USPD hält an einer auf dem Rätesystem basierenden sozialistischen Demokratie fest. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Im kurzfristig betriebenen Bergwerk Robertshall im Hamburger Stadtteil Hausbruch wird mit dem Abbau von Braunkohle begonnen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik / Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Französische Republik Der Oberste Rat der Alliierten legt die neue Ostgrenze Polens fest. Die später nach dem britischen Außenminister George Curzon (1859-1925) benannte "Curzon-Linie" verläuft entlang der Flüsse Bug und Njemen. Polen erhebt Anspruch auf weiter östlich gelegene Gebiete. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Hessen Die Abgeordneten der verfassungsgebenden Volkskammer in Darmstadt verabschieden die Verfassung des Volksstaats Hessen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen Das Staatsministerium von Sachsen-Meiningen legt dem Thüringer Volksrat eine Denkschrift mit seinen Eintrittsbedingungen für die Gründung eines zukünftigen Staates Thüringen vor. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die SPD-Reichstagsabgeordnete und Frauenrechtlerin Marie Juchacz gründet die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die sie fortan ehrenamtlich leitet. Juchacz war im Februar die erste Frau, die im Reichstag eine Rede hielt und ist die einzige Frau im "Ausschuss zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reiches" der Nationalversammlung. Juchacz ist gelernte Schneiderin, hat zwei Kinder und ist alleinerziehende Mutter. Während des Weltkrieges arbeitete sie als Mitglied der sogenannten "Lebensmittelkommission". 1908 trat sie der SPD bei, wurde 1913 Frauensekretärin für die Obere Rheinprovinz, nach der Spaltung der SPD blieb sie bei der Mehrheits-SPD und übernahm die Stelle als Frauensekretärin im Zentralen Parteivorstand, die zuvor Clara Zetkin innegehabt hatte. Reichspräsident Friedrich Ebert bezeichnet die "Arbeiterwohlfahrt" als "Selbsthilfe der Arbeiterschaft". Zunächst versucht die AWO, vor allem die Not der durch den Weltkrieg Geschädigten zu lindern, indem sie Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten zur Selbsthilfe und Beratungsstellen einrichten wird. Der Reichstag verabschiedet das Gesetz zur Reichsabgabenordnung. Das Mantelgesetz fasst die verschiedenen Steuerregelungen zusammen, bringt die Einführung der Finanzgerichte und schafft ein einheitliches Steuerstrafrecht. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Reuß Gründung der Volkshochschule Reuß in Gera-Tinz. Die als überparteilich-sozialistische Einrichtung konzipierte "Heimvolkshochschule" soll Arbeitern und unteren sozialen Schichten den Zugang zu Wissen und Bildung erleichtern. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich In Deutschland wird der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., kurz Volksbund genannt, als eingetragener Verein mit humanitärem Auftrag gegründet. Die Reichsregierung ist weder politisch noch wirtschaftlich in der Lage, sich um die Gräber der Gefallenen im Ausland zu kümmern. Heimkehrende Soldaten, Hinterbliebene der Opfer und andere Bürger suchen nach Wegen, um diesen von vielen als unerträglich empfundenen zustand zu ändern. Der neu gegründete Volksbund beruft sich auf Artikel 225 des Vertrages von Versailles vom 28. Juni 1919, der bestimmt, dass jeder Staat unabhängig von der Nationalität der Toten sich um alle Kriegsgräber auf seinem Gebiet kümmern sollte. Dem deutschen Staat ist somit die Pflege deutscher Kriegsgräber in anderen Staaten verwehrt. So übernimmt nun der Volksbund als privater Verein mti Billigung der Regierung die Pflege deutscher Kriegsgräber im Ausland. Erster Präsident der achtköpfigen Gründungsversammlung ist Oberst a.D. Joseph Koeth, der vom 12.11.1918 bis 30.04.1919 Staatssekretär unter Friedrich Ebert gewesen ist. Der Volksbund wird unterstützt durch Parteien, Wirtschaft, Militär, Gewerkschaften, dem Roten Kreuz, christlichen und jüdischen Gemeinden und Prominenz aus allen gesellschaftlichen Bereichen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die Deutsche Nationalversammlung in Berlin verabschiedet das Reichsnotopfergesetz, das eine einmalige Vermögensabgabe zur Begleichung der Reichsschulden vorsieht. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Baden / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Bayern Die preußische Landesversammlung beschließt mehrheitlich einen Antrag, der sich für ein unitarisches Reich einsetzt; dies wird von den süddeutschen Ländern zurückgewiesen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Der Reichstag verabschiedet ein Gesetz zur Verfolgung von Kriegsverbrechen und Kriegsvergehen zur Verfolgung von Straftaten, "die ein Deutscher im In- und Ausland während des Krieges" begangen hat. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen Der thüringische Volksrat akzeptiert die Beitrittsbedingungen des Volksstaates Sachsen-Meiningen zu einem künftigen Staat Thüringen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der ehemalige Reichskanzler Philipp Scheidemann wird zum Oberbürgermeister von Kassel gewählt. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig Der Braunschweiger Landtag verabschiedet ein Gesetz über die Trennung von staatlichem und kirchlichen Vermögen. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Die deutsche Reichspost teilt amtlich mit, dass sie ab 1. Januar 1920 die neue Sendungsart Päckchen zur Beförderung annimmt. | ||||||||||||||||||||
Königreich der Niederlande / Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Französische Republik / Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die niederländische Regierung erklärt, dass sie den ehemaligen deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm II. nicht an die Alliierten ausliefern wird. Wilhelm II. lebt in seinem Exil im Haus Doorn in den Niederlanden. Es ist nicht zu erwarten, dass Wilhelm II. jemals nach Deutschland zurückkehren wird. In seinem Testament verfügt er, dass selbst nach seinem Tod eine "Umbettung seiner Gebeine in deutsche Erde" erst nach der Wiedererrichtung der Monarchie in Deutschland durchzuführen sei. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Gotha Der Landtag verabschiedet das "Gesetz für die vorläufige Regierungsgewalt in der Republik Gotha". Lediglich die Bezeichnung "Volksbeauftragte" für Regierungsmitglieder erinnert an den Rätegedanken. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich Auf den internationalen Devisenmärkten fällt die Mark auf ihren tiefsten Stand seit Jahresbeginn. | ||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Bremen Der Bremer Senator Dr. Friedrich Nebelthau von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gibt sein Amt auf und wird "Bevollmächtigter Minister beim Reich". Damit unterhält Bremen zukünftig eine eigene Gesandtschaft in Berlin. | ||||||||||||||||||||
(ohne genaues Datum) |
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Deutsches Reich Da nunmehr in ganz Deutschland vom ganzen Volk legitimierte Vertreter in den Parlamenten sitzen, werden die Arbeiter-, Soldaten-, Beamten- und Bauernräte nach und nach aufgelöst.
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