Chronik 1945.12-III

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Weltchronik der dritten Dekade des Dezember 1945


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01.12.1945
Frankreich.png USA 1912-1959.png
Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika


02.12.1945
USA 1912-1959.png Großbritannien.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

... Freitag, 21. Dezember 1945 Der Nationalrat tritt zu seiner zweiten Sitzung zusammen. Bundeskanzler Figl gibt die Regierungserklärung ab. Redner aller drei Parteien - Koref für die SPÖ, Fischer für die KPÖ und Raab für die ÖVP - sagen der Konzentrationsregierung angesichts der Notwendigkeit, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, ihre Unterstützung zu. Der Bürgermeister der Stadt Wien ruft Hausbewohner und Hausbesitzer auf, "aus Anlass der Wahl Dr. Renners zum Bundespräsidenten und der Ernennung der ersten demokratischen Bundesregierung die Häuser und Wohnung zu beflaggen". Als erstes Gesetz wird eine Amnestie für alle Kämpfer gegen den Nationalsozialismus beschlossen. Rund 2.000 Wiener Kinder in Spitälern und Waisenhäusern erhalten Weihnachtspakete aus den USA. Aus Wels trifft eine Spende von acht Tonnen Lebensmitteln für die hungernden Wiener Kinder ein. Das "Neue Österreich" meldet: "Die Wiener Gemeindeverwaltung ... gibt bekannt, dass sie infolge der derzeitigen besonderen Verhältnisse (enorme Einnahmeausfälle) nicht in der Lage ist, ihren Angestellten eine Weihnachtsrenuneration zu gewähren". Im Lebensmittelaufruf für die Woche von 23. bis 29. Dezember heißt es: "Normalverbraucher über 12 Jahre müssen auf den Abschnitt II der Brotkarte, die auf 500 Gramm Brot oder 375 Gramm Mehl lautet, 350 Gramm Keks beziehen. ...Die auf 100 Gramm und 110 Gramm Fett lautenden Abschnitte ... werden einheitlich mit 70 Gramm Fett eingelöst.... Fleischersatz durch Suppenpulver.... Zucker wird entsprechend dem aufgedruckten Abschnittswert einschließlich der Kleinabschnitte abgegeben. Auf den Kaffeeabschnitt kommen 60 Gramm gerösteter Bohnenkaffee oder 70 Gramm Rohkaffee sowie 250 Gramm Ersatzkaffee zur Abgabe. Salz kommt auf den hierfür bestimmten Abschnitten in der Höhe von 100 Gramm zur Verteilung". Gesondert heißt es: "Auf verschiedene Anfragen wird aus dem Rathaus mitgeteilt, dass die Alliierten bis jetzt Lebensmittel für Sonderzuteilungen zu den Weihnachtsfeiertagen nicht zur Verfügung gestellt haben". Für Personen ab 18 Jahre gibt es die zweite Zuteilung von Zigaretten seit März: 20 Stück pro Kopf um 6 Groschen je Stück. Auf dem Schwarzmarkt kostet eine Zigarette jetzt zwischen 2 Schilling (bulgarische) und 10 Schilling (Pall Mall).

Samstag, 22. Dezember 1945 Bundesminister Gruber erklärt, dass Österreich gegenüber Deutschland bezüglich des sogenannten deutschen Ecks eine Grenzberichtigung anstrebt. Die "Times" zeigt sich in einem Kommentar verwundert über die vehemente Forderung Renners und Figl nach der Rückkehr Südtirols zu Österreich. Nach einem Bericht des "Neuen Österreich" will die Alliierte Stadtkommandantur veranlassen, dass die Kohleversorgung der Wiener Privathaushalte in den nächsten Tagen aufgenommen wird. Zur Verfügung stehen 32.500 Tonnen Kohle im Monat für insgesamt 650.000 Haushalte. Auf jeden Haushalt entfallen somit 50 Kilogramm. Jedem Haushalt ohne Gasanschluss werden überdies 100 Kilogramm Brennholz zugebilligt. Für die Schüler beginnen die Weihnachtsferien. Sie dauern bis 6. Jänner. Damit lebt eine Regelung wieder auf, die zuletzt im Schuljahr 1937/38 praktiziert wurde. Seit Schulbeginn ist die Schülerzahl in Wien übrigens von rund 95.000 auf 122.911 angewachsen. Diese Steigerung wird vor allem auf die Rückkehr von Wiener Familien aus den westlichen Bundesländern zurückgeführt. Die Post stellt die ersten genormten Hilfspakete aus dem Ausland zu. Aus der Schweiz kommt "Noel" mit 1 kg Schmalz, 2 kg Zucker, 2 kg Mehl und 1 kg Kaffee. Aus den USA kommen Care-Pakete, die auch noch Schokolade, Fleischkonserven und Zigaretten enthalten.

Sonntag, 23. Dezember 1945 Das "Neue Österreich" meldet: "Hausbrandkohle für die Wiener Bevölkerung - Ausgabe nach den Feiertagen bei den Kleinkohlehändlern", "Die Ärzte Niederösterreichs verlangen Aufhebung der Demarkationslinien", "Weihnachtsrationen für Oberösterreich und Salzburg". Unter dem Titel "Die Rote Armee beschenkt Kinder" berichtet das Blatt über eine Weihnachtsfeier im Lustspielkino in der Leopoldstadt für rund 900 Kinder. Nach der Aufführung von "Schneewittchen und den sieben Zwergen" gab es "Weihnachtspäckchen mit einem Striezel, Zuckerln, 5 Dekagramm Wurst und Keks". Der erste Spieltag im "Fußballturnier der großen Vier" bringt folgende Kantersiege: Wacker - Vienna 7:1; Austria - Rapid 6:2. In Klagenfurt hat die neugegründete Wiener Eisrevue Premiere.

Montag, 24. Dezember 1945 Bürgermeister Theodor Körner richtet folgenden - vermutlich einzigartigen - Weihnachtsgruß an die Wiener Bevölkerung: "Zu den Weihnachtstagen und zum neuen Jahr wünsche ich allen Wienerinnen und Wienern, alt und jung, Mann, Frau und Kind, alles Gute! Gewiss ist alles noch grau in grau. Und doch soll niemand verzagen und sich immer vor Augen halten, wie es vor gar nicht vielen Monaten in Wien noch ausgesehen hat. Die Zwischengrenzen (Demarkationslinien) werden fallen, weil die Vernunft siegen wird. Dann wird die Stadt Wien im wahrsten Sinne des Wortes freier atmen können. Und die Kontrolle wird sich sofort milder gestalten und damit unsere Selbständigkeit wiederhergestellt werden. Deshalb Kopf hoch und vorwärtsschauen! Kann überhaupt ein Bürgermeister etwas anderes, als den Bewohnern der Stadt das Beste wünschen?" Um 15 Uhr geben die Wiener Sängerknaben ein Konzert von einer halben Stunde Dauer vor dem Sitz des US-Oberkommandierenden im Haus der Nationalbank. Am Abend hält Bundeskanzler Figl jene Radiorede, die auch jetzt noch immer wieder zitiert wird. Unter anderem sagt er: "Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum, wenn Ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Ich kann Euch keine Gaben für Weihnachten geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!"

Dienstag, 25. Dezember 1945 In einer mit p. k. gezeichneten Glosse (Titel: "Das Volksgericht") wird im "Neuen Österreich" die aktuelle Weihnachtsstimmung skizziert. Wörtlich heißt es: "Wenn Esau heute lebte, bekäme er für seine Erstgeburt kein Linsen-, sondern ein Erbsengericht. Die Erbsen sind ein Volksgericht. Ja, man ist manchmal sogar versucht zu glauben, dass sie das Weltgericht seien. In jeden Erdenwinkel scheint man Erbsen zusammenzukratzen, um uns damit eine Freude zu bereiten. Auch das Weihnachtsfest steht im Zeichen der Erbse. Ich will nicht behaupten, dass Erbsen früher, in seligen Friedensweihnachten, keine Rolle gespielt hätten. Nur galten sie damals nicht als kalorienreiches Hauptnahrungsmittel, sondern dienten Kindern als Munition für die kleinen Kanonen, die man ihnen geschenkt hatte. Vielleicht sind diese Erbsen, die unter den Zinnsoldaten so grässliche Verheerungen angerichtet haben, mit daran schuld, dass später aus großen Kanonen mit Granaten geschossen wurde. Hätten die Eltern damals gewusst, dass die Erbsen, mit denen ihre Kinder schossen, diesen später einmal schwer im Magen liegen und dass sich die Erbssünden der Eltern an den Kindern rächen, so hätten sie diesen vielleicht harmlosere, keine kriegerischen Instinkte weckenden Spielsachen geschenkt. Die Soldatenspielerei jedenfalls ist uns teuer zu stehen gekommen. So teuer, dass wir zu Weihnachten in ungeheizten Räumen sitzen, ohne Tannenbaum, Zuckerln, Äpfeln, Nüssen, Fleisch und Wein. Fast nichts haben wir kaufen können. Wir waren von der Qual der Wahl befreit. Die einzige Festesfreude besteht darin, dass wir uns mit den Tschicks der vor einigen Tagen bezogenen 20 Zigaretten blauen Dunst vormachen können. Erbsen und Zigaretten - Schall und Rauch. In diesem Zeichen feiern wir das Fest des Friedens und der Nächstenliebe. Sogar das Märchenbuch, das ich gegen Hingabe eines Paars Ohrenschützer erstand, war auf eine unheimliche Art aktuell, denn das erste Märchen, das mir das Kind, dem ich das Buch geschenkt hatt, vorlas, hatte den Titel: "Die Prinzessin auf der Erbse".

Mittwoch, 26. Dezember 1945 In Wien trifft erstmals wieder eine Milchlieferung aus der Steiermark ein. Künftig sollen täglich rund 10.000 Liter Milch von der Molkerei Steinach-Irdning nach Wien geliefert werden. Dazu bemerkt das "Neue Österreich": "Es wäre wünschenswert, dass es endlich gelingt, aus der amerikanisch besetzten Zone Oberösterreichs die dort ausreichend vorhandene Milch über die Demarkationslinie bei Enns nach Wien zu bringen". Die Rote Armee verteilt rund 10.000 Weihnachtspakete an Wiener Kinder in der sowjetischen Besatzungszone, wo auf öffentlichen Plätzen vor Tannenbäumen Militärmusikkapellen aufspielen. Der zweite Spieltag im "Fußballturnier der großen Vier" bringt folgende Resultate: Austria - Vienna 7:1; Rapid - Wacker 1:0.

Donnerstag, 27. Dezember 1945 VEREINTE NATIONEN Begründung der auf der Bretton-Woods-Konferenz vorgeschlagenen Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung im Rahmen der Vereinten Nationen mit Sitz in Washington.

In Moskau wird das Dreimächtetreffen (der Außenminister Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion) abgeschlossen. Der italienische Ministerpräsident de Gasperi erklärt zur Südtirolfrage, dass die Grenzen eines Staats mit 45 Millionen Einwohnern nicht wegen einer "unbedeutenden Minderheit, die Anhänger des Nationalsozialismus war", geändert werden können. Gleichzeitig bot er Verhandlungen über die Autonomie Südtirols an. Die Bezirke I, VI, VII und VIII werden an das Gasnetz angeschlossen. Damit ist Wien wieder voll mit Leuchtgas versorgt. Für die nahe Zukunft kündigen die Gaswerke eine Stabilisierung der Gaszufuhr an. 7.500 Kinder zwischen einem und zwölf Jahre werden im 14. Bezirk von den französischen Besatzungstruppen mit Bäckereien beschenkt.

Samstag, 29. Dezember 1945 Beim Neujahrsempfang im Rathaus würdigt Bürgermeister Körner die Beamten und Bediensteten der Stadt Wien, "die in ungeheizten Büroräumen und mit erfrorenen Fingern unverdrossen ihre Arbeit leisten". Das "Neue Österreich" meldet, dass die Alliierte Stadtkommandantur die Vollversorgung Wiens mit Leuchtgas begrüßt. Weiters heißt es: "Die dadurch ermöglichte 20prozentige Stromeinsparung wird die Ausdehnung der elektrischen Straßenbeleuchtung auf bisher unbeleuchtete Straßenzüge gestatten. Dies ist umso mehr zu begrüßen, da die Sicherheitsverhältnisse leider immer noch nicht befriedigend sind. So sind von der Woche vom 9. bis 15. Dezember bis zur Woche vom 15. bis 21. Dezember die Verbrechensfälle von 1.384 auf 1.657 (in der Hauptsache Wohnungs- und Geschäftseinbrüche) angestiegen". Die Kommandanten zeigten ferner ihre "Unzufriedenheit über die Arbeit der Wiener Gerichte in bezug auf die Behandlung der Nazi". Eine Wäschespende der Gemeinde Goisern für Wien umfasst 3.558 Wäschestücke, darunter 2.040 Leintücher, 231 Polsterüberzüge und 1.225 Handtücher. Sie werden Spitälern und Kinderheimen zur Verfügung gestellt. Aus den USA kommen die ersten Lieferungen getragener Kleidung, die dort für Europa gesammelt wurden.

Sonntag, 30. Dezember 1945 Das "Neue Österreich" meldet: "Seit Juli 8.000 Ehescheidungen". Der Lebensmittelaufruf für die Woche bis 5. Jänner zeigt, dass vorläufig alles beim alten bleibt: "Hülsenfrüchte und Suppenpulver statt Fleisch". Nach einem 1:1 gegen Wacker am dritten Spieltag gewinnt Austria ungeschlagen das "Fußballturnier der großen Vier"; die Partie Rapid - Vienna endete 7:3. Das "Neue Österreich" schreibt: "Das miserable Wetter, trostlose Bodenverhältnisse, unzulängliche Schiedsrichterleistung, Disziplinlosigkeit der Spieler....gestalteten das entscheidende Spiel des Turniers zu einer wirkungsvollen Propaganda gegen den Fußballsport". Die Stadt Wien kündigt die Eröffnung von 32 Wärmestuben an.

Montag, 31. Dezember 1945 Das Ensemble der Wiener Staatsoper spielt zu Silvester in der Volksoper "Die Fledermaus" und am Theater an der Wien "Don Pasquale". Im Hörfunk wenden sich Bundeskanzler Figl und Bundespräsident Renner mit Reden an die Bevölkerung. In Radio Wien verbindet Bürgermeister Körner den Dank an die Alliierten für Befreiung und Rettung vor Hunger und Epidemien mit einer Kritik an der Aufrechterhaltung der Demarkationslinien. Sie werden beseitigt, sagt Renner, "wenn die Alliierten erkennen, dass hier ein stolzes Volk lebt, das sich selbst moralisch vollkommen von dem Fluch der Vergangenheit befreit hat, das friedlich und demokratisch ist und die größten Opfer bringen will, um sich wirtschaftlich wieder zu erheben". Dazu passt der Wetterbericht: "Nördlich der Alpen hat sich über Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet aufgebaut".


Sowjetunion (Armenien) In den Jahren nach Kriegsende kehren 90.000, nach anderen Quellen bis zu 200.000 Auslandsarmenier in den sowjetischen Teil Armeniens zurück. Bis zu 100.000 in Armenien angesiedelte Aserbaidschaner werden gleichzeitig ausgewiesen.


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