Chronik 1945.12-II

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Weltchronik der zweiten Dekade des Dezember 1945


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01.12.1945
Frankreich.png USA 1912-1959.png
Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika


02.12.1945
USA 1912-1959.png Großbritannien.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Dienstag, 11. Dezember 1945 Laut "Neuem Österreich" steht ein Abschluss der Regierungsverhandlungen bevor. Unter anderem soll ein eigenes Verkehrs- und ein eigenes Energieministerium geschaffen werden. Die Agenden der Außenpolitik bleiben beim Bundeskanzler, werden aber von einem ihm zugeordneten Minister betreut. Einigkeit herrscht im Kabinettsrat und unter den drei Parteien drüber, der Bundesversammlung die Wahl von Staatskanzler Renner zum Bundespräsidenten vorzuschlagen. Das reaktivierte Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung hat soeben das erste Heft seiner "Monatsberichte" veröffentlicht. Es ist der Frage gewidmet: "Warum der Wiederaufbau nicht rascher voranschreitet". Als Hauptgrund wird die Beschlagnahmung von Maschinen und Rohstoffen durch die Besatzungsmächte unmittelbar nach Kriegsende angesehen. Im Zuge der Ausgabe der Lebensmittelkarten für die nächste Versorgungsperiode erhalten Kinder von 6 bis 12 Jahre eine Milchkarte.

12. Dezember 1945

Königreich der Niederlande Der am 7. Mai in Den Haag festgenommene ehemalige Führer der Niederländischen Nationalsozialistischen Bewegung, Anton Adrian Mussert, der seit dem 27. November vor Gericht steht, wird zum Tode verurteilt.

Starke Schneefälle behindern den Straßenbahnverkehr. Laut UNRRA-Chef Lehmann wird die Bitte des Alliierten Kontrollrats um Lebensmittel für Österreich erfüllt, sobald die Finanzierung gesichert sei. Staatssekretär Figl erklärt in einem Interview, die Regierungsbildung sei abgeschlossen. Er habe die Ministerliste dem Vorsitzenden des Alliierten Rates zur Genehmigung übergeben. Vorgesehen sei, dass dem Kabinett acht Vertreter der ÖVP, sechs Vertreter der SPÖ und ein Vertreter der KPÖ angehören. Erste Aufgabe der Regierung sei es, den Lebensmittel- und Brennstoffbedarf der Bevölkerung zu sichern. Neben dem Mangel an Bedarfsgütern erschwere das Transportproblem die Lösung dieser Aufgabe. Der designierte Bundeskanzler tritt dafür ein, dass einerseits die Illegalen und die Funktionäre der Nazipartei streng bestraft und andererseits die Mitläufer "großzügig sowie ohne jeden Hass und jede Rache" behandelt werden. Die Nationalbank ruft dazu auf, den Banknotenumtausch in den Geldinstituten an dem Tag vorzunehmen, der für den jeweiligen "Anfangsbuchstaben des Familiennamens des Haushaltsvorstandes" vorgesehen ist. Die Wiener Rettung registrierte im November 1.201 Ausfahrten bei Tag und 260 bei Nacht; im April lauteten die Vergleichszahlen 209 bzw. 135.

Donnerstag, 13. Dezember 1945 Der Umtausch von Reichsmark in Schilling beginnt. Vor den Geldinstituten bilden sich lange Menschenschlangen. Der britische Kriegsminister erlaubt den Briefverkehr zwischen österreichischen Kriegsgefangenen bzw. Internierten und allen Besatzungszonen Österreichs. Der Wiener Landtag tritt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Ins Präsidium werden Dr. Hans Neubauer, Leopold Thaller und Franz Bauer gewählt. In den Bundesrat werden unter anderen Karl Honay und Felix Slavik gewählt. Aus verfassungsmäßigen Gründen können Bürgermeister und Stadtsenat bzw. Landesregierung erst nach der Konstituierung des Nationalrats gekürt werden. Die Alliierte Stadtkommandantur hat einen Energiesparplan ausgearbeitet, der dem Bürgermeister zur Realisierung übergeben wurde. Er sieht unter anderem die Senkung des Stromverbrauchs in Haushalten mit Gasversorgung auf eine Kilowattstunde pro Tag und die Halbierung des Verbrauchs in allen öffentlichen Lokalen sowie die Beschränkung der Betriebszeiten in Produktion, Handel und Verwaltung auf die Zeit von 9 bis 16 Uhr vor. Einzige Ausnahme bilden Lebensmittelhandel und Apotheken. In ganz Wien sind acht Städtische (Tröpferl-)Bäder in Betrieb. Ein heftiger Sturm richtet erheblichen Schaden an.

Freitag, 14. Dezember 1945 Das "Neue Österreich" erscheint in erweitertem Umfang und mit folgender Schlagzeile auf Seite 1: "Beglückwünschung des Staatskanzlers im Kabinettsrat". Der Untertitel lautet: "Anläßlich seines 75. Geburtstages". Im Blattinneren wird Renner umfassend gewürdigt. Das Blatt versieht ferner die Meldung "Tabakfabrik Stein stellt Arbeiter ein" mit folgender Anmerkung: "Hoffentlich bedeutet diese Erhöhung der Belegschaft, dass man nun endlich die Produktion in solchem Maße aufnimmt, dass die Wiener und Niederösterreicher endlich wieder mit einer regelmäßigen, wenn auch bescheidenen Zuteilung von Rauchwaren rechnen können. Wien und Niederösterreich sind bisher die einzigen Teile des Bundesgebietes, in denen seit Monaten keine Ausgabe von Rauchwaren erfolgt ist, während in den anderen Bundesländern Raucherquoten bis zu 60 Zigaretten im Monat zur Ausgabe gelangen". Bis 6. Jänner können im Inlandsverkehr der Post wieder Glückwunschtelegramme "mit 17 verschiedenen feststehenden Texten" versandt werden. Pro Wort sind 8 Pfennig, pro Telegramm mindestens 80 Pfennig zu bezahlen. Zu Weihnachten ist "Das Turnier der Großen Vier" geplant, und zwar spielen am 23. Dezember Wacker - Vienna und Rapid - Austria, am 26. Dezember Vienna - Austria und Wacker - Rapid, am 30. Dezember Wacker - Austria und Rapid - Vienna. Die Wertung erfolgt nach Meisterschaftsregeln.

Samstag, 15. Dezember 1945 Weltbank und Währungsfonds befinden sich in Gründung. Die beiden Institute zur Lenkung der Weltwirtschaft sollen mit Kapital in der Höhe von 8,8 bzw. 9,1 Milliarden Dollar ausgestattet werden. Der Chef des britischen Kontrollamts für Deutschland und Österreich, Staatssekretär Hynd, erklärt vor dem Unterhaus, man könne noch keinen Zeitpunkt festlegen, zu dem ein vollständiger Abzug der britischen Truppen aus Österreich möglich sein werde. Allerdings sei die Zeit reif für eine Verringerung der Truppenstärke. Unter dem Titel "Unrechtmäßiger Christbaumbesitz wird bestraft!" veröffentlicht das "Neue Österreich" einen Appell der Rathaus-Korrespondenz: "Wiener, schont unsere Wälder, die bereits durch die Brennholzlieferung schwer angeschlagen wurden! Wer sich ohne Bescheinigung Christbäume aneignet oder solche mit sich führt, hat außer dem vollen Schadenersatz noch eine empfindliche Polizeistrafe zu gewärtigen". Überdies berichtet das Blatt: "In den Straßen bieten jetzt ambulante Händler Weihnachtssachen zu Wucherpreisen an. So werden, ...., kleine Arrangements - etwas Tannenreisig und ein Tannenzapfen - um den Preis von 2 Mark 50 Pfennig verkauft! ...Für Christbäume, ....werden Liebhaberpreise verlangt, 50 Mark für einen Christbaum, der sich keiner besonderen Schönheit erfreut, ist das wenigste, was man dafür verlangt". Die durchschnittlichen Monatseinkommen liegen bei 200 Mark bzw. Schilling.

Sonntag, 16. Dezember 1945 Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland / Sowjetunion / Vereinigte Staaten von Amerika (USA) Die Außenminister Großbritanniens, der Sowjetunion und der Vereinigte Staaten von Amerika (USA) treffen sich in Moskau, um die auf der September-Konferenz in London hervorgetretenen Gegensätze zu überbrücken.

In Moskau sind die Außenminister Großbritanniens und der USA zu Beratungen mit ihrem sowjetischen Amtskollegen eingetroffen. Das "Neue Österreich" meldet, dass die provisorische Regierung den Nationalrat und den Bundesrat für kommenden Mittwoch zur Konstituierung einberufen hat. Gleichzeitig werden strenge Maßnahmen gegen "Ablieferungssaboteure" angekündigt. Wörtlich heißt es: "Die Wirtschaftsverbände haben die vorgefundenen Vorräte ohne Rücksicht auf die Selbstversorgungsquote zu beschlagnahmen, so dass der Bauer, der Schleichhandel betreibt, am eigenen Leib verspüren soll, dass er die vorschriftswidrig abgegebenen Erzeugnisse auf Kosten seiner eigenen Ration verschachert hat". Ferner berichtet das Blatt: "Paula Wessely darf wieder auftreten!" Demnach hat die Kommission zur Überprüfung von Bühnenkünstlern im amerikanischen Sektor das wegen ihrer Mitwirkung am Nazi-Propagandafilm "Heimkehr" über die Schauspielerin verhängte Auftrittsverbot mit folgendem Hinweis aufgehoben: "Eine solche Weigerung (an dem Film mitzuwirken) wäre ein Akt von Heroismus gewesen, der den strengen idealen Anforderungen entsprochen hätte. In der Welt der realen Wirklichkeit können wir nicht mit idealen Forderungen, sondern nur mit Tatsachen rechnen. Und Tatsache ist, dass die Künstlerschaft Österreichs und Deutschlands im allgemeinen nicht aus Kämpfern bestand.... Diejenigen aber, die blieben oder bleiben mussten, vergaßen im täglichen Leben nur zu leicht, dass die eigentliche Aufgabe des Künstlers die Hochhaltung ethischer Grundsätze ist".

Montag, 17. Dezember 1945 In Wien trifft eine Delegation der ungarischen Regierung zu Verhandlungen ein. Der Kabinettsrat billigt den Terminplan für die Bildung der verfassungsmäßigen Organe in dieser Woche und nimmt einen Bericht von Staatssekretär Gruber über Wirtschaftsgespräche in Prag entgegen. Mit der Tschechoslowakei wurde ein Wirtschaftsabkommen zum verstärkten Warenaustausch abgeschlossen. Österreich wird dadurch Lebensmittel- und Kohlelieferungen gegen Rohstoffexporte erhalten. Für die Wiener Raucher gibt es ein Weihnachtsgeschenk: Zwischen 21. und 24. Dezember werden an alle Erwachsenen über 18 Jahre 20 Stück Zigaretten abgegeben. Im Lebensmittelaufruf für die Woche bis 22. Dezember heißt es unter anderem: "Trockenei an Stelle von Fleisch" oder "Salz, Kaffee und Zucker können erst im Laufe der Periode aufgerufen werden" und auf 110 und 100 Gramm Fettabschnitte werden neuerlich lediglich 70 Gramm abgegeben. Das Wohlfahrtsamt der Stadt Wien startet eine auf zwei Tage angesetzte Kleidersammlung für Arme und Bedürftige.

Dienstag, 18. Dezember 1945 Der Alliierte Rat genehmigt die von Ing. Figl vorgeschlagene neue Regierung. Das "Neue Österreich" meldet: "US-Senatoren verlangen Lebensmittelhilfe für Österreich" und "Quäker sammeln für Österreich". In Wien sind mehr als 30.000 Telefonanschlüsse wiederhergestellt. Um 11 Uhr wird Favoriten (außer den Siedlungen Wienerfeld, Favorit und Laaerberg sowie schwer bombengeschädigte Straßenzüge) mit Leutgas beliefert. Die noch nicht angeschlossenen Bezirke I, VI, VII und VIII sollen spätestens im Jänner in die Gasversorgung einbezogen werden. Die Alliierte Stadtkommandantur richtet im Kampf gegen Verkehrssünder militärische Schnellgerichte ein. Die Maßnahme steht damit in Zusammenhang, dass im November allein in Wien 220 Personen durch Verkehrsunfälle "zu Schaden an Leben und Gesundheit gekommen sind". 18 Menschen wurden getötet und 95 schwer verletzt. Als neues Heizmittel werden in Öl getränkte Sägespäne propagiert. Vier Kilogramm reichen angeblich aus, um in einem Raum einen Tag lang eine Temperatur von 22 Grad zu halten.

Mittwoch, 19. Dezember 1945 Um 10 Uhr tritt der Nationalrat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Staatskanzler Renner eröffnet die Sitzung und übergibt den Vorsitz unverzüglich an Altpräsident und Altbürgermeister Seitz. Unter dessen Leitung erfolgt die Angelobung sämtlicher Nationalratsabgeordneter. Anschließend wählen die Abgeordneten das Präsidium durch Akklamation, und zwar Leopold Kunschak (ÖVP) als ersten Präsidenten des Nationalrats, Karl Böhm (SPÖ) als zweiten Präsidenten und Alfons Gorbach (ÖVP) als dritten Präsidenten. Nach einer Rede Kunschaks gibt Staatskanzler Renner den Rechenschaftsbericht der provisorischen Regierung ab. Seine Ausführungen münden in die Aufforderung an den Nationalrat, die Unabhängigkeitserklärung und das Verfassungsüberleitungsgesetz zu billigen. Am Nachmittag konstituiert sich der Bundesrat in gleicher Weise. Ab sofort gelten nur mehr Schillingnoten; sie sind im Nennwert von 1.000, 100, 20 und 10 Schilling verfügbar. Für kleinere Beträge bleiben weiter die auf Mark lautenden Noten und Münzen bzw. die von den Alliierten ausgegebenen Schillingscheine im Umlauf. Das "Neue Österreich" meldet: "Weidinger und Norbert siegen durch Knockout". Wörtlich heißt es: "Endlich zwei Wiener als Schläger! Bisher haben fast alle Wiener Berufsboxer die nötige Schlagkraft vermissen lassen. Beim letzten Abend im Sofiensaal sah man endlich zwei Wiener, die mit entsprechender Kraft zu schlagen verstanden...."

Donnerstag, 20. Dezember 1945 ÖSTERREICH Dr. Karl Renner wird zum Präsidenten der Republik gewählt.

Über diesen Tag schreibt das "Neue Österreich": "Der 20. Dezember 1945 ist ein historisches Datum in der Geschichte der wiederhergestellten Republik Österreich. An diesem Tag hat die aus freien Wahlen hervorgegangene Volksvertretung im Verein mit den von den Landtagen entsandten Mitgliedern des Bundesrates als Bundesversammlung den bisherigen Staatskanzler Dr. Renner zum Bundespräsidenten gewählt, und der neue Bundespräsident hat den Führer der im Wahlkampf siegreichen Volkspartei, Ing. Figl, zum Bundeskanzler ernannt. Nach seinen Vorschlägen, denen wieder Vereinbarungen der demokratischen Parteien zugrunde liegen, wurde gleichzeitig die neue Bundesregierung ernannt. Das Provisorium, das seit der Befreiung Österreichs im April dieses Jahres bestanden hat, ist damit beendet, die höchsten Stellen der Republik sind wieder in legaler, verfassungsmäßiger Weise besetzt". Der Ministerrat, der um 15 Uhr seine erste Sitzung abhält, setzt sich folgendermaßen zusammen:

Bundeskanzler und Außenminister: Ing. Leopold Figl (ÖVP); Vizekanzler: Dr. Adolf Schärf (SPÖ); Inneres: Oskar Helmer (SPÖ); Staatssekretär: Ferdinand Graf (ÖVP); Unterricht: Dr. Felix Hurdes (ÖVP); Justiz: Dr. Josef Gerö (parteilos); Finanzen: Dr. Georg Zimmermann (parteilos); Land- und Forstwirtschaft: Josef Kraus (ÖVP); Handel: Dr. Eugen Fleischhacker (ÖVP); Volksernährung: Dr. Hans Frenzel (SPÖ); Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung: Dr. Peter Krauland (ÖVP); Staatssekretär: Ing. Karl Waldbrunner (SPÖ); Verkehr: Vinzenz Übeleis (SPÖ); Energie: Dr. Karl Altmann (KPÖ); Minister ohne Portefeuille: Alois Weinberger (ÖVP); Dr. Karl Gruber (ÖVP): Betraut mit der Führung des Außenministeriums.


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