Formel 1 - 1907
DIE FORMEL 1 IM JAHRE 1907
XX Der Belgier Arthur Duray verteidigt erstmals die Position als erfolgreichster Fahrer des Jahres
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XX Der mit Dampf betriebene Stanley Rocket Steamer erReicht als erstes Fahrzeug über 200 km/h
| Ereignisse des Jahres 1906 | ||||||
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Datei:Glenn H. Curtiss.jpg Glenn Curtiss ist seit 24.01.1907 schnellster Mensch der Welt mit 219,31 km/h | |||||
| Bisherige inoffizielle Weltmeisterschaften | Aktuelle Geschwindigkeitsrekorde für Landfahrzeuge |
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| Geschichte der Formel 1 : 1894 / 1895 / 1896 / 1897 / 1898 / 1899 / 1900 / 1901 / 1902 / 1903 / 1904 / 1905 / 1906 |
seit 26.01.1906 205,44 km/h |
Die Fahrer von 1907 sind keine Punktesammler, sondern Maschinenprüfer, Streckenleser, Grenztester. Für sie zählt, ob das Fahrzeug durchhält, ob die Kühlung funktioniert, ob die Bremsen am Madonie-Gefälle nicht versagen. Ob der Beifahrer ein Schweizer oder ein Bretone ist, irrelevant. Was 1907 ein technischer Versuch ist, wird später ganz sicher zur Weltmeisterschaftsfrage werden. Die Fahrer des Jahres 1907 fahren jedenfalls nicht für Punkte oder Nationen, sondern für Funktion, für Fortschritt, für die Maschine. Alles andere ist retrospektive Ordnung.
| Datum | Länge km | Bezeichnung und Ort | Sieger |
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| 18.04.1907 |
In der Madonie auf Sizilien findet ein Straßenrennen statt über 297,65 km (148,83 km x 2 Runden). Die I COPPA DELLE VETTURETTE. Es handelt sich um ein Vetturette-Rennen (französisch Voiturette), was bedeutet, dass das Auto mit maximal 100 mm Bohrung bei einem Einzylinder und 80 mm beim einem Zweizylinder teilnehmen darf. Allerdings wird das Rennen bei Oteripedia! nicht gewertet, da nur Fahrer aus zwei Ländern teilnehmen und in die Ränge fahren. Sieger wird der Mitbesitzer und Mäzen einer französischen Autofabrik, Louis Naudin, der auch die schnellste Runde mit 3h51m07,8 mit 38,64 km/h. Das Ergebnis: |
| 22.04.1907 |
Datei:Datei:1907-04-21 Targa Florio Petralia FIAT Nazzaro.jpg Felice Nazzaro fährt durch Petralia auf Sizilien |
| 07.06.1907 | ||||||||||||||||||||||||
am 25. Mai 1907 russischer Zeitrechnung (7. Juni nach dem gregorianischen Kalender) machen sich 26 Fahrzeuge in Moskau auf, um die FERNFAHRT DES RUSSISCHEN AUTOMOBILCLUBS VON MOSKAU NACH ST. PETERSBURG aufzunehmen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit wird 73,5 km/h betragen. Leider sind von den Rennfahrern entweder nur die Nachnamen bekannt oder gar kein Name. Das Rennen wurde in die Oteripedia-Wertung aufgenommen, da nachweislich Fahrer aus mindestens drei unterschiedlichen Staaten teilnahmen. Während Arthur Duray als Belgier und Folkin als Russe dokumentiert sind, kann der drittplatzierte Fahrer Schwarz bislang keiner Nationalität eindeutig zugeordnet werden. Da jedoch weder belgische noch russische Herkunft belegt oder naheliegend ist, wird Schwarz als Vertreter einer dritten Nationalität gewertet. Diese Entscheidung folgt der redaktionellen Linie, dass für die Anerkennung einer internationalen Beteiligung eine positive Differenzierung genügt, sofern eine negative Ausschlusslogik eine Dopplung mit bereits gezählten Nationen plausibel ausschließt. Eine nachträgliche Korrektur bleibt vorbehalten, sollte eine eindeutige Herkunft Schwarz’ dokumentiert werden. Das Ergebnis:
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| 13./14.06.1907 |
Felice Nazzaro ist der Sieger des KAISERPREIS-RENNENS mit Start und Ziel am Castel Saalburg, in dem auch die Orte Oberursel, Bad Homburg, Usingen. Weilburg, Weilmünster, Esch und Königstein durchfahren werden. Der Sieg von Camille Jenatzy auf Mercedes im Gordon-Bennett-Cup von 1903, mit dem er gleichzeitig dem Deutschen Automobilclub (DAC) auch das Austragungsrecht für das Rennen im Folgejahr sicherte, weckte in Deutschland eine allgemeine nationale Rennbegeisterung, von der nicht zuletzt auch das Kaiserhaus erfasst wurde. So soll Kaiser Wilhelm II. persönlich an der Auswahl der Rennstrecke im Taunus bei Homburg beteiligt gewesen sein und mit dem Kastell Saalburg wurde ein weiteres Prestigeobjekt des Kaisers als Ort für Start und Ziel ausgewählt. Das Rennen von 1904 endete dann allerdings mit einem Erfolg für Frankreich durch Léon Théry auf Richard-Brasier, der den Cup auch ein Jahr später auf heimischem Boden noch einmal verteidigen konnte. Auch als der Automobile Club de France (ACF) den Gordon-Bennett-Cup 1906 durch den ersten „Grand Prix“ ablöste, blieb mit Ferenc Szisz auf Renault ein französisches Fabrikat siegReich. In Zeiten national aufgeladenen Prestigedenkens schien es aus Sicht des DAC – dank Schirmherrschaft des Kaisers mittlerweile in Kaiserlicher Automobilclub umbenannt – geboten, dem „französischen“ Grand Prix auf angemessene Weise durch eine eigene internationale Großveranstaltung zu begegnen. Ganz bewusst wurden für das Rennen um den Kaiserpreis dabei die technischen Bestimmungen in der Art festgelegt (Motoren mit maximal 8 Litern Hubraum bei einem Mindestgewicht der Wagen von 1175 kg, Vorgabe von Mindestabmessungen), dass damit auf vermeintlich alltagstaugliche Tourenwagen abgezielt wurde, im Gegensatz zu den überzüchteten Spezialkonstruktionen, die üblicherweise im Grand Prix zum Einsatz kamen. In der Praxis traten einige Firmen dennoch wiederum mit speziell für die Kaiserpreis-Formel entwickelten Hochleistungsmodellen an, die dann auch das Rennen beherrschten. Die technischen Bestimmungen der Kaiserpreis-Rennformel im Einzelnen:
Weitere Teilnahmebedingungen:
Das Rennen wird auf der etwas veränderten Strecke von 1904 ausgetragen, die nun in entgegengesetzter Richtung durchfahren wird. Die Rundenlänge wird dabei auf 117 km verkürzt, die Ortsdurchfahrten wurden – anders als zuvor – dabei nun nicht mehr „neutralisiert“. Start und Ziel wurden nach Kloster Thron verlegt, etwa 1200 Meter von der kaiserlichen Tribüne beim Kastell Saalburg entfernt. Die Veranstaltung erzielte ein beeindruckendes Meldeergebnis von 92 Teilnehmern, von denen 78 auch wirklich zum Start erschienen. Aufgrund der generellen Praxis, die Wagen einzeln und in festen Zeitintervallen ins Rennen zu schicken, würde dies bedeuten, dass unter normalen Umständen die ersten bereits aus ihrer ersten Runde zurückgekehrt wären, während die letzten noch immer auf den Start warteten. Um ein solches Szenario zu verhindern, finden am ersten Renntag zunächst zwei Ausscheidungsläufe über je zwei Runden statt. Die jeweils 20 Zeitschnellsten qualifizierten sich dabei für das Hauptrennen über vier Runden am Folgetag. Als „Teilnehmer“ gelten dabei jeweils die Wagen, so dass es Fahrern (wie z. B. dem heimlichen Weltmeister des Vorjahres Arthur Duray auf Lorraine-Dietrich) möglich wird, in beiden Vorläufen anzutreten und auf diese Weise zwei Autos zu qualifizieren. |
| 02.07.1907 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auf einem abgesperrten Straßenkurs in Dieppe findet der GRAND PRIX DE L'AUTOMOBILE CLUB DE FRANCE statt. Der Rundkurs hat eine Länge von 76,847 km, der zehnmal befahren werden muss, um nach 768,47 km ins Ziel zu kommen. Die schnellste Runde dieses Rennens fährt der amtierende inoffizielle Weltmeister und ehemaliger schnellster Mensch der Welt Arthur Duray in 37'59,8 Minuten, was einer Geschwindigkeit von 121,37 km/h bedeutet; leider musste Duray wegen eines Lagerschadens in der achten Runde den Wagen abstellen und nimmt jetzt als Trostpflaster einen Punkt für den Rekord mit nach Hause. Trotz des französischen Erfolgs und der breiten öffentlichen Aufmerksamkeit, die der Grand Prix von 1906 hervorgerufen hatte, war im Anschluss Kritik aufgekommen, die vor allem das Austragungsformat betraf. Das Rennen wurde insgesamt als zu lang empfunden und zu lange Startintervalle dafür verantwortlich gemacht, dass es kaum zu direkten Kämpfen zwischen den Wagen auf der Strecke gekommen war. Insbesondere war der Ausgang des Rennens als zu sehr von der Reifenfrage abhängig empfunden worden, zumal dieser Effekt noch dadurch verstärkt worden war, dass nur der Fahrer und sein Mechaniker am Auto hatten arbeiten dürfen. All das sollte mit der Neuauflage 1907 verbessert werden, zudem hatte man mit dem Badeort Dieppe einen für das Publikum und insbesondere für Gäste und Teilnehmer aus Großbritannien und Belgien wesentlich leichter erReichbaren Austragungsort gewählt, der obendrein auch noch einen gewissen „Glamourfaktor“ bot. Bei nur 6 Franc Eintritt war der Ort tagelang von festlichem Trubel erfüllt. Weniger glücklich war die Auswahl einer neuen Rennformel. An die Stelle des bisherigen Maximalgewichts von 1000 kg trat nun eine Verbrauchsformel, bei der den Teilnehmern des Grand Prix pro 100 km gefahrener Strecke 30 l Benzin zugestanden wurden. Ziel war, die Entwicklung der Rennwagen mehr in Richtung des alltäglichen Gebrauchs und somit insgesamt zu ausgewogeneren und weniger überzüchteten Konstruktionen zu lenken. Letztlich war damit die Absicht verbunden, den Ausgang der Rennen weniger abhängig von den Reifen zu machen. Allerdings waren im Grand Prix von 1906 fast alle Teilnehmer schon locker unter dieser Treibstoffmenge geblieben, darunter der siegReiche Renault von Szisz. Deswegen gab es für die Konstrukteure nur wenig Anlass zu gravierenden Änderungen und die meisten Hersteller traten wieder mit ihren bewährten „Eintonnern“ an. Aufgrund des Wegfalls der Gewichtsbegrenzung machten jedoch viele von der Möglichkeit Gebrauch, die Chassis gegenüber dem Vorjahr zusätzlich zu verstärken. Nur einige neue Teams brachten etwas Vielfalt ins Feld, allen voran der einzige US-amerikanische Hersteller-Vertreter John Walter Christie. Sein von ihm selbst entwickelter Wagen mit Frontantrieb war der leichteste im Feld und hatte dennoch mit einem quer über der Vorderachse eingebauten Vierzylinder von beinahe 20 l Hubraum den größten jemals in einem Grand-Prix-Wagen eingesetzten Motor. Um die größtmögliche Zylinderbohrung zu erzielen, waren die Zylinder in einer noch recht unüblichen V-Form angeordnet. Vier von Porthos aus Frankreich, Weigel aus Großbritannien und Dufaux aus der Schweiz eingesetzte Achtzylinder muteten dagegen schon beinahe wieder konventionell an. Insgesamt schickten 16 Hersteller aus sieben Ländern zusammen 37 Wagen auf die über zehn Runden führende Gesamtdistanz von 769,83 km, davon allein 24 Rennwagen der zehn französischen Fabrikate. Unter diesen befanden sich auch die drei Wagen von Clément-Bayard, obwohl Albert Clément, der Sohn des Firmengründers Adolphe Clément, im Vorfeld des Rennens bei Probefahrten auf der Strecke tödlich verunglückt war, ebenso wie der Darracq-Fahrer Marius Pin. Nachdem Aquila Italiana kurz vor dem Rennen noch zurückgezogen hatte, da das Fahrzeug von der Spedition nicht rechtzeitig zum Start gebracht werden konnte, vertrat FIAT allein die jetzt erstmals auch bei einem Grand Prix obligatorischen Nationalfarben Italiens. Neben den bereits genannten Wagen aus Großbritannien, der Schweiz und den USA komplettierten aus Deutschland wiederum Mercedes sowie Germain aus Belgien mit je einem Drei-Wagen-Team das Feld.
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| 02.07.1907 |
In Frankreich findet ein Straßenrennen über 421,86 km (42,186 km × 10 Runden) statt. Der COUPE DE LA COMMISSION SPORTIVE. Es handelt sich um ein Verbrauchsrennen, bei dem jedes Fahrzeug maximal 15 Liter Benzin pro 100 km verbrauchen darf. Die Fahrzeuge sind überwiegend französischer Herkunft, mit Ausnahme des belgischen Siegers und eines britischen Teilnehmers. Sieger wird der Belgier de Langhe auf Darracq, der auch die schnellste Runde mit 48'566 fährt. Das Ergebnis: |
| 13.08.1907 |
In Palermo findet ein Straßenrennen über 246,06 km (1 Runde) statt, die I CORSA SICILIANA VETTURETTE. Es handelt sich um ein Voiturette-Rennen mit elf Teilnehmern. Das Rennen wird bei Oteripedia! nicht gewertet, da ausschließlich italienische Fahrer in die Ränge fahren. Sieger wird Vincenzo Florio auf de Dion-Bouton mit einer Zeit von 6h45m17,8 und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,42 km/h. Das Ergebnis: |
| 13.08.1907 |
Die schnellste Runde fährt der Sieger Ferdinando Minoia in 33'34, oder 67,43 mph. |
