Stamm der Magyaren 900: Unterschied zwischen den Versionen
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| − | | rowspan="3" colspan="2" | [[Datei: | + | | rowspan="3" colspan="2" | [[Datei:Pannonisches Fürstentum.jpg|800px]] <br> '''Die geografische Lage Pannoniens''' |
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| − | Während die Magyaren im Jahre 895 lediglich bis zur Linie der Flüsse Donau und Gran vordrangen, die für den Stammesverband eine natürliche Grenze darstellte, überqueren diese nun die Flüsse nach Westen und nehmen auch Transdanubien in Besitz. Die bislang dort lebenden Ostfranken und Mähren können keinen Widerstand mehr leisten, auch weil die Mähren durch den Tod ihres Führers Svatopluks und die Deutschen durch den Tod ihres Königs Arnolf von Kärnten im Vorjahr geschwächt sind. In | + | Während die Magyaren im Jahre 895 lediglich bis zur Linie der Flüsse Donau und Gran vordrangen, die für den Stammesverband eine natürliche Grenze darstellte, überqueren diese nun die Flüsse nach Westen und nehmen auch Transdanubien in Besitz. Die bislang dort lebenden Ostfranken und Mähren können keinen Widerstand mehr leisten, auch weil die Mähren durch den Tod ihres Führers Svatopluks und die Deutschen durch den Tod ihres Königs Arnolf von Kärnten im Vorjahr geschwächt sind. In Mähren tobt darüber hinaus ein Thronfolgestreit der Söhne des Verstorbenen geschwächt sind. Die Magyaren besetzen in erster Linie die Ebenen und dehnen ihre Siedlungen daraufhin schrittweise bis an die Berge aus. Ihre Wahl bestimmen vorrangig strategische Gesichtspunkte. Sie sind bestrebt, sich an Gewässern, in Flusstälern oder in von Sümpfen geschütztem Gelände niederzulassen. Chroniken zufolge befinden sich die Wohnplätze der Fürsten am mittleren Abschnitt der Donau - das Zentrum Árpáds wird die Insel Csepel, die Unterkunft von Kurszán hingegen Óbuda. Die bedeutendsten archäologischen Funde bezeugen jedoch, dass als fürstliches Siedlungsgebiet in der Zeit nach der Landnahme in erster Linie die Obere Theißgegend in Frage kommt. Durch den Tod des fränkischen Kaisers Arnulf nutzt Árpád die Gelegenheit, das unter der Herrschaft der Ostfranken beanspruchte Pannonische Fürstentum anzugreifen. Dieses auch "Plattensee-Fürstentum" genannte Gebiet besteht seit 839, die Hauptstadt Blatnohrad liegt am Kleinen Plattensee. Die vorwiegend slawisch-awarische Bevölkerung ist eine eigenständige Mischkultur: die so genannte Pókaszepetk-Zalakomár-Gruppe. Das historische Geschehen der Region war bislang geprägt von intensiver Christianisierung sowie den Bestrebungen slawischer Knesen nach mehr Unabhängigkeit von den Franken. Nun wird das Gebiet von den Magyaren erobert und in einen neu entstehenden Staat der Magyaren integriert. <br> |
| + | Die Magyaren überschreiten die Adda, als ihnen gut gerüstet Berengar I., König von Italien, begegnet. Von der Überzahl des italienischen Heeres erschreckt, entscheiden die Magyaren sich für den Rückzug, indem sie die Adda wiederum durchschwimmen, wobei viele zugrunde gehen. Berengar hat einen Teil seines Heeres bereits auf die andere Flussseite gebracht und erwartet dort die flüchtenden Magyaren, die sich umzingelt wähnen. Schließlich verhandeln die Magyaren und bieten die Freilassung aller Gefangenen, die Rückgabe aller Beute und die Auslieferung ihrer Waffen an; lediglich ein Pferd soll den Kämpfern zur Flucht bleiben. Außerdem geloben sie, nie wieder nach Italien zu kommen, wenn Berengar I. sie ungefährdet ziehen ließe. Berengar verwirft diesen Antrag und erzeugt damit bei den Gegnern den verzweifelten Entschluss zur Schlacht. Während eines Mahles überfallen die Magyaren das italienische Heer und erschlagen 20.000 Kämpfer und treiben die Übrigen in alle Himmelsrichtungen in die Flucht. Ganz Oberitalien ist nun den Magyaren preisgegeben. Ein magyarischer Haufen wendet sich gegen Venedig; die Magyaren werfen sich in die Barken, die sie am Ufer finden, und dringen auf ihnen gegen Venedig vor. Binnen kurzer Zeit verheeren die Magyaren die Inselkette um Venedig und bringen die Città Nuova, Equillo, Capo d'Argere und Chiozza in ihre Gewalt. Lediglich der Meeresarm zwischen Malamocco und Venedig schützt noch die Stadt. In Venedig selbst herrschen Schrecken und Verwirrung unter der Bevölkerung. Die Magyaren, bislang der Seefahrt nicht kundig, schiffen sich auf ihren geraubten Barken ein und fahren gegen die Stadt. Der venezianische Doge Peter Tribuno segelt ihnen entgegen und ruft seinen Leuten ins Gedächtnis, dass ihre Ahnen in ähnlicher Mission in der selben Gegend über Pipin siegten. Das kenntnislose Wissen der Magyaren erliegt dem größeren Wissen der höheren Ordnung der venezianischen Marine: Die Magyaren werden empfindlich geschlagen. <br> | ||
| + | Eine weitere magyarische Heeresabteilung streift bis an den Bernhardsberg und kehrt mit reicher Beute zurück. Liutard, Bischof von Vercelli und Ratgeber des westfränkischen Kaisers Karl des Dicken, wird mit seinen gesamten Schätzen, die er als Günstling des Kaisers gesammelt hat, von den Magyaren bei seiner Flucht vor ihnen in deren Gefangenschaft. Sein Vermögen wird ihm abgenommen und er wird getötet. Die Menschen Norditaliens wagen es nicht mehr, abzuwarten, was geschieht, wenn die Magyaren ihre Region plündern, und suchen Zuflucht hinter festen Mauern. So entstehen die Befestigungen mehrerer Städte wie Bergamo, das Castell von Cereta und mehrere andere Burgen. <br> | ||
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| + | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 901|11.04.901]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] [[Datei:Franken.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]] / [[Ostfränkisches Reich 900|Ostfränkisches Reich]]''' <br> | ||
| + | Nach einem Ungarneinfall wird eine auf dem Rückweg befindliche Truppe von einem Aufgebot bairischer Ritter am Donau-Nebenfluss Fischa östlich von Wien geschlagen. <br> | ||
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| + | | <center>'''[[Chronik 902|902]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] [[Datei:Kreuz von Morava.jpg|50px]] </center> || '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]] / [[Großmährisches Reich]]''' <br> | ||
| + | Magyarische Reiter unter ihrem Häuptling Árpád überfallen zum ersten Mal Gebiete in Schlesien und Mähren und plündern Dörfer aus. Aus dem östlichen Mähren ziehen sich die Magyaren nicht mehr zurück, sondern verleiben einen Teil dieser Gebiete in ihr Territorium ein und errichten feste Wohnplätze unter anderem im Donautal. Von diesen neu eroberten Gebieten wird vermutlich auch die schnelle Verschmelzung der Magyaren mit der anfangs noch versklavten slawischen Bevölkerung ausgehen. <br> | ||
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| + | | <center>'''[[Chronik 904|Sommer 904]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] [[Datei:Franken.gif|50px]] </center> || '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]] / [[Ostfränkisches Reich 900|Ostfränkisches Reich]]''' <br> | ||
| + | Der Sohn des ostfränkischen Kaisers Arnulf, Ludwig das Kind, lädt den magyarischen Kündü Kurszán und sein Gefolge ein, an der Fischa an der Westgrenze Pannoniens zu verhandeln. Alle Mitglieder der magyarischen Delegation, darunter Kurszán, werden während eines Festmahls von Bajuwaren ermordet. Von jetzt an ist Árpád alleiniger Herrscher über alle Stämme der Magyaren, muss dies aber mit Hilfe seiner fünf Söhne, die große Reiterverbände befehligen, militärisch erkämpfen. Er besetzt die bislang zu Kurszán gehörigen Gebiete, die Hinterbliebenen von Kurszán dürfen sich in der Nähe von Óbuda niederlassen, wo sie das Schloss von Kurszán, Kurszánvára, bauen. Später werden die Hinterbliebenen des ermordeten Führers den Namen Kartal annehmen. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 905|905]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 905|905]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]]''' <br> | ||
| − | Nach rund zehn Jahren Herrschaft stirbt der | + | Nach rund zehn Jahren Herrschaft stirbt der Kündü und damit der Häuptling und religiöse Führer der Magyaren, Kurszán. Der Gyula, der militärische und weltliche Führer der Magyaren, Árpád fia Álmos, wird alleiniger Kündü der Magyaren. Das von den Chasaren inspirierte Doppelfürstentum findet damit sein Ende. <br> |
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| <center>'''[[Chronik 906|906]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] [[Datei:Kreuz von Morava.jpg|50px]] [[Datei:Franken.gif|50px]] </center> || '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]] / [[Königreich Großmähren 900|Königreich Großmähren]] / [[Ostfränkisches Reich 900|Ostfränkisches Reich]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 906|906]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] [[Datei:Kreuz von Morava.jpg|50px]] [[Datei:Franken.gif|50px]] </center> || '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]] / [[Königreich Großmähren 900|Königreich Großmähren]] / [[Ostfränkisches Reich 900|Ostfränkisches Reich]]''' <br> | ||
| − | Die in Mitteleuropa eingewanderten Magyaren besetzen das Gebiet Moraviens und erklären es zu einem Teil ihres Herrschaftsgebietes. <br> | + | Die in Mitteleuropa eingewanderten Magyaren besetzen das Gebiet Moraviens und erklären es zu einem Teil ihres Herrschaftsgebietes. Solt, der jüngste Sohn Häuptling Árpáds, heiratet eine mährische Fürstentochter und wird der erste magyarische Statthalter in Mähren. Außerdem unternehmen die Magyaren Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen. <br> |
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 907|907]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 907|907]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]]''' <br> | ||
| − | Nach rund zwölf Jahren Herrschaft stirbt Árpád fia Almos, der Führer der Magyaren. | + | Nach rund zwölf Jahren Herrschaft stirbt Árpád fia Almos, der Führer der Magyaren. Da vier seiner Söhne (Levente, Tarhos, Jutas und Üllö) bereits gestorben oder im Kampf um die Landnahme der Magyaren in Mitteleuropa ums Leben gekommen sind, wird der fünfte Sohn, Solt, Nachfolger des Kündü. <br> |
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| + | Anonymus benutzt in seiner Chronik für Solt den Namen Zolta und schreibt über dessen Erbe: "... das Erbe trat sein (Árpáds) Sohn Zolta an, er hatte die gleichen Grundsätze wie sein Vater, jedoch sein Charakter war anders. Er lispelte ein wenig, hatte weiße Haut, weiche und blonde Haare, war von mittlerer Größe ein kampflustiger Führer mit mutigen Herzen, seinen Untertanen gegenüber gütig, leutselig aber nach Macht strebend. Er wurde von den Oberen und Helden Ungarns geliebt." <br> | ||
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| + | Magyarische Reiter unternehmen weitere Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen. <br> | ||
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| + | In der Schlacht von Pressburg zieht Markgraf Luitpold von Baiern mit einem Heer gegen die Magyaren unter ihrem Häuptling Árpád, verliert aber sowohl die Schlacht als auch sein Leben. Außer Markgraf Luitpold kommen bei dieser Schlacht noch Erzbischof Thietmar von Salzburg, die Bischöfe Udo von Freising, Zacharias von Säben-Brixen sowie 19 Grafen und der Großteil des bairischen Heerbanns ums Leben. Das Ziel dieses Feldzuges dürfte zumindest eine dauerhafte Sicherung des bairischen Ostlandes gegen die ungarischen Eindringlinge gewesen sein, möglicherweise verfolgte der Markgraf aber auch weiter reichende Pläne, wie beispielsweise die Eroberung ungarischen Gebiets. Die entscheidende Schlacht wird nahe Brezalauspurc geschlagen, einem Ort, der zumeist mit dem heutigen Bratislava (deutsch: Pressburg bzw. Preßburg ungarisch Pozsony) gleichgesetzt wird. Angenommen wird, dass die Magyaren, der Kampftaktik der Steppenvölker entsprechend, einem frontalen Zusammenstoß mit den wesentlich besser ausgerüsteten Baiern ausweichen und diese stattdessen fortwährend durch schnell vorgetragene Reiterattacken, bei denen sie ihre Gegner mit einem Pfeilhagel aus der Ferne überschütten, bedrängen. Schließlich gelingt des ihnen, das bairische Heer einzukesseln und auf diese Weise nahezu vollständig zu vernichten. Die ostfränkische Grenzlinie, die seit der Zeit Karls des Großen bis jetzt bis zum Balaton oder gar darüber hinaus reichte, wird nie wieder erreicht werden. <br> | ||
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| + | In der letzten von drei Schlachten bei Pressburg besiegen die Magyaren ein bairisches Heer des im Vormonat gefallenen Markgrafen Luitpold von Baiern vernichtend. Die Niederlage bewirkt auch den Untergang des Großmährischen Reiches und ermöglicht künftige Einfälle der Magyaren ins Ostfrankenreich. Die „Ungarnnot“ beginnt“. <br> | ||
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| + | | <center>'''[[Chronik 908|908]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] [[Datei:Kreuz von Morava.jpg|50px]] [[Datei:Franken.gif|50px]] </center> || '''[[Stamm der Magyaren 900|Stamm der Magyaren]] / [[Ostfränkisches Reich 900|Ostfränkisches Reich]]''' <br> | ||
| + | Magyarische Reiter unternehmen weitere Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen. <br> | ||
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| + | Magyarische Reiter unternehmen weitere Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen und plündern Schwaben aus. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 909|31.12.909]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> '''[[Chronik 909|31.12.909]]''' <br> [[Datei:Lehel-Horn.jpg|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Stamm der Magyaren]]''' <br> | ||
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| − | | <center> [[Datei: | + | | <center> [[Datei:Solt fia Árpád.jpg|70px]] </center> || <center> '''Kündü'''<br>''(Häuptling und religiöser Führer)''</center> || <center> '''Solt fia Árpád''' <br>(* ~ 890)'' </center> || <center>'''907''' </center> || <center>'''2''' </center> |
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| <center>'''Weblinks'''</center> || | | <center>'''Weblinks'''</center> || | ||
| + | * [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81rp%C3%A1d Árpád] | ||
* [https://hu.wikipedia.org/wiki/Levedi_t%C3%B6rzsf%C5%91 Levedi] | * [https://hu.wikipedia.org/wiki/Levedi_t%C3%B6rzsf%C5%91 Levedi] | ||
| − | |||
* [http://www.worldstatesmen.org/Hungary.htm Ungarn bei Worldstatesmen.org] | * [http://www.worldstatesmen.org/Hungary.htm Ungarn bei Worldstatesmen.org] | ||
* [http://mek.oszk.hu/01900/01994/html/index.html Emese Sage - Vorgeschichte bis 1038] | * [http://mek.oszk.hu/01900/01994/html/index.html Emese Sage - Vorgeschichte bis 1038] | ||
Aktuelle Version vom 22. Dezember 2017, 17:51 Uhr
Stamm der Magyaren
Dekade 900-909
| Hauptseite | 800px Die geografische Lage Pannoniens | |
| Jahres-Chroniken | ||
| Länderchroniken | ||
| frühere Chroniken | ||||||||||||||||||||||||||
| 800 / 810 / 820 / 830 / 840 / 850 / 860 / 870 / 880 / 890 | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich Zu Beginn des 10. Jahrhunderts wird das Ostfränkische Reich mehrfach von Beutezügen des magyarischen Reitervolks heimgesucht. Die Magyaren wollen nicht erobern – sie fallen blitzartig ins Land ein, rauben und brandschatzen und verschwinden wieder. Manche Unternehmungen führen sie tief nach Süddeutschland, nach Oberitalien und sogar nach Lothringen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren Die Magyaren werden von einer Doppelspitze angeführt. Der Gyula ist nominal dem Kündü (Kende) untergeordnet und der Zweite im Rang. Während der Kündü das "Staatsoberhaupt" und der religiöse Führer der Stammesföderation ist, ist der Gyula der weltliche und militärischer Anführer der Föderation. Diese Organisationsform wurde wahrscheinlich von den Chasaren übernommen; die Wortherkunft für "Gyula" könnte auf "dzsula" (Fackel) hinweisen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Königreich Großmähren / Ostfränkisches Reich / Pannonisches Fürstentum Während die Magyaren im Jahre 895 lediglich bis zur Linie der Flüsse Donau und Gran vordrangen, die für den Stammesverband eine natürliche Grenze darstellte, überqueren diese nun die Flüsse nach Westen und nehmen auch Transdanubien in Besitz. Die bislang dort lebenden Ostfranken und Mähren können keinen Widerstand mehr leisten, auch weil die Mähren durch den Tod ihres Führers Svatopluks und die Deutschen durch den Tod ihres Königs Arnolf von Kärnten im Vorjahr geschwächt sind. In Mähren tobt darüber hinaus ein Thronfolgestreit der Söhne des Verstorbenen geschwächt sind. Die Magyaren besetzen in erster Linie die Ebenen und dehnen ihre Siedlungen daraufhin schrittweise bis an die Berge aus. Ihre Wahl bestimmen vorrangig strategische Gesichtspunkte. Sie sind bestrebt, sich an Gewässern, in Flusstälern oder in von Sümpfen geschütztem Gelände niederzulassen. Chroniken zufolge befinden sich die Wohnplätze der Fürsten am mittleren Abschnitt der Donau - das Zentrum Árpáds wird die Insel Csepel, die Unterkunft von Kurszán hingegen Óbuda. Die bedeutendsten archäologischen Funde bezeugen jedoch, dass als fürstliches Siedlungsgebiet in der Zeit nach der Landnahme in erster Linie die Obere Theißgegend in Frage kommt. Durch den Tod des fränkischen Kaisers Arnulf nutzt Árpád die Gelegenheit, das unter der Herrschaft der Ostfranken beanspruchte Pannonische Fürstentum anzugreifen. Dieses auch "Plattensee-Fürstentum" genannte Gebiet besteht seit 839, die Hauptstadt Blatnohrad liegt am Kleinen Plattensee. Die vorwiegend slawisch-awarische Bevölkerung ist eine eigenständige Mischkultur: die so genannte Pókaszepetk-Zalakomár-Gruppe. Das historische Geschehen der Region war bislang geprägt von intensiver Christianisierung sowie den Bestrebungen slawischer Knesen nach mehr Unabhängigkeit von den Franken. Nun wird das Gebiet von den Magyaren erobert und in einen neu entstehenden Staat der Magyaren integriert. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich Nach einem Ungarneinfall wird eine auf dem Rückweg befindliche Truppe von einem Aufgebot bairischer Ritter am Donau-Nebenfluss Fischa östlich von Wien geschlagen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Großmährisches Reich Magyarische Reiter unter ihrem Häuptling Árpád überfallen zum ersten Mal Gebiete in Schlesien und Mähren und plündern Dörfer aus. Aus dem östlichen Mähren ziehen sich die Magyaren nicht mehr zurück, sondern verleiben einen Teil dieser Gebiete in ihr Territorium ein und errichten feste Wohnplätze unter anderem im Donautal. Von diesen neu eroberten Gebieten wird vermutlich auch die schnelle Verschmelzung der Magyaren mit der anfangs noch versklavten slawischen Bevölkerung ausgehen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich Der Sohn des ostfränkischen Kaisers Arnulf, Ludwig das Kind, lädt den magyarischen Kündü Kurszán und sein Gefolge ein, an der Fischa an der Westgrenze Pannoniens zu verhandeln. Alle Mitglieder der magyarischen Delegation, darunter Kurszán, werden während eines Festmahls von Bajuwaren ermordet. Von jetzt an ist Árpád alleiniger Herrscher über alle Stämme der Magyaren, muss dies aber mit Hilfe seiner fünf Söhne, die große Reiterverbände befehligen, militärisch erkämpfen. Er besetzt die bislang zu Kurszán gehörigen Gebiete, die Hinterbliebenen von Kurszán dürfen sich in der Nähe von Óbuda niederlassen, wo sie das Schloss von Kurszán, Kurszánvára, bauen. Später werden die Hinterbliebenen des ermordeten Führers den Namen Kartal annehmen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren Nach rund zehn Jahren Herrschaft stirbt der Kündü und damit der Häuptling und religiöse Führer der Magyaren, Kurszán. Der Gyula, der militärische und weltliche Führer der Magyaren, Árpád fia Álmos, wird alleiniger Kündü der Magyaren. Das von den Chasaren inspirierte Doppelfürstentum findet damit sein Ende.
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| Stamm der Magyaren / Königreich Großmähren / Ostfränkisches Reich Die in Mitteleuropa eingewanderten Magyaren besetzen das Gebiet Moraviens und erklären es zu einem Teil ihres Herrschaftsgebietes. Solt, der jüngste Sohn Häuptling Árpáds, heiratet eine mährische Fürstentochter und wird der erste magyarische Statthalter in Mähren. Außerdem unternehmen die Magyaren Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren Nach rund zwölf Jahren Herrschaft stirbt Árpád fia Almos, der Führer der Magyaren. Da vier seiner Söhne (Levente, Tarhos, Jutas und Üllö) bereits gestorben oder im Kampf um die Landnahme der Magyaren in Mitteleuropa ums Leben gekommen sind, wird der fünfte Sohn, Solt, Nachfolger des Kündü.
Anonymus benutzt in seiner Chronik für Solt den Namen Zolta und schreibt über dessen Erbe: "... das Erbe trat sein (Árpáds) Sohn Zolta an, er hatte die gleichen Grundsätze wie sein Vater, jedoch sein Charakter war anders. Er lispelte ein wenig, hatte weiße Haut, weiche und blonde Haare, war von mittlerer Größe ein kampflustiger Führer mit mutigen Herzen, seinen Untertanen gegenüber gütig, leutselig aber nach Macht strebend. Er wurde von den Oberen und Helden Ungarns geliebt." | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich Magyarische Reiter unternehmen weitere Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich In der Schlacht von Pressburg zieht Markgraf Luitpold von Baiern mit einem Heer gegen die Magyaren unter ihrem Häuptling Árpád, verliert aber sowohl die Schlacht als auch sein Leben. Außer Markgraf Luitpold kommen bei dieser Schlacht noch Erzbischof Thietmar von Salzburg, die Bischöfe Udo von Freising, Zacharias von Säben-Brixen sowie 19 Grafen und der Großteil des bairischen Heerbanns ums Leben. Das Ziel dieses Feldzuges dürfte zumindest eine dauerhafte Sicherung des bairischen Ostlandes gegen die ungarischen Eindringlinge gewesen sein, möglicherweise verfolgte der Markgraf aber auch weiter reichende Pläne, wie beispielsweise die Eroberung ungarischen Gebiets. Die entscheidende Schlacht wird nahe Brezalauspurc geschlagen, einem Ort, der zumeist mit dem heutigen Bratislava (deutsch: Pressburg bzw. Preßburg ungarisch Pozsony) gleichgesetzt wird. Angenommen wird, dass die Magyaren, der Kampftaktik der Steppenvölker entsprechend, einem frontalen Zusammenstoß mit den wesentlich besser ausgerüsteten Baiern ausweichen und diese stattdessen fortwährend durch schnell vorgetragene Reiterattacken, bei denen sie ihre Gegner mit einem Pfeilhagel aus der Ferne überschütten, bedrängen. Schließlich gelingt des ihnen, das bairische Heer einzukesseln und auf diese Weise nahezu vollständig zu vernichten. Die ostfränkische Grenzlinie, die seit der Zeit Karls des Großen bis jetzt bis zum Balaton oder gar darüber hinaus reichte, wird nie wieder erreicht werden. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich In der letzten von drei Schlachten bei Pressburg besiegen die Magyaren ein bairisches Heer des im Vormonat gefallenen Markgrafen Luitpold von Baiern vernichtend. Die Niederlage bewirkt auch den Untergang des Großmährischen Reiches und ermöglicht künftige Einfälle der Magyaren ins Ostfrankenreich. Die „Ungarnnot“ beginnt“. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich Magyarische Reiter unternehmen weitere Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen. | ||||||||||||||||||||||||||
| Stamm der Magyaren / Ostfränkisches Reich Magyarische Reiter unternehmen weitere Einfälle in Sachsen, in Thüringen und in Ostwestfalen und plündern Schwaben aus. | ||||||||||||||||||||||||||
Stamm der Magyaren
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| 910 / 920 / 930 / 940 / 950 / 960 / 970 / 980 / 990 / 1000 | ||||||||||||||||||||||||||
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| Ungarn gibt sich die erste Flagge im Jahre 997. | ||||||||||||||||||||||||||
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