ESC 1961
EUROPEAN SONG CONTEST 1961
| Gastgeber | Datum & Ort | Siegerin |
|---|---|---|
18.03.1961 |
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| Teilnehmende Länder | Wettbewerbsjury | |
Jedes Land stellt 10 Jurymitglieder. |
Der 6. Eurovision Song Contest findet am 18. März 1961 zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren im Palais des Festivals et des Congrès in Cannes statt. Moderiert wurde die Veranstaltung erneut von Jacqueline Joubert. Die EBU hat inzwischen entschieden, dass der Eurovision Song Contest ab 1963 nur noch am Samstag veranstaltet werden soll. Mit 16 Ländern gibt es erneut einen Teilnehmerrekord. Die folgenden drei Länder nehmen zum ersten Mal teil: Finnland, Spanien und Jugoslawien.
Der Sänger Bob Benny ist einer von zwei wiederkehrenden Interpreten, denn er vertrat bereits 1959 das Königreich Belgien. Die Norwegerin Nora Brockstedt vertrat ihr Land bereits im letzten Jahr. Es bleibt jedem Land selbst überlassen, einen eigenen Dirigenten nach Cannes zu entsenden. Da aber der inzwischen weltberühmte Komponist Frank Pourcel wieder die musikalische Leitung des Wettbewerbs übernimmt, verzichten viele Länder auf diese Möglichkeit, darunter auch Deutschland. Der ebenfalls sehr bekannte Niederländer Dolf van der Linden vertritt ebenfalls sein Land, so wie auch zehn weitere Länder. Das Abstimmungsverfahren blieb unverändert. Wieder saßen in den einzelnen Ländern jeweils zehn Jurymitglieder, die jeweils eine Stimme an ein Lied vergeben durften. Die Ergebnisse wurden telefonisch und öffentlich übermittelt.
Sieger des diesjährigen Wettbewerbs wird Jean-Claude Pascal, der für Luxemburg antritt, obwohl er ein Franzose ist. Pascal wurde 1927 in Paris geboren und ist Sohn eines Textilindustriellen und Urenkel des Modeschöpfers Charles Worth. Mit 17 kämpfte er in der Division Leclerc und wurde mit dem Croix de guerre ausgezeichnet. Anschließend studierte er Jura und Wirtschaft an der Sorbonne und arbeitete als Modedesigner bei Hermès und Dior. Seit 1949 ist er Schauspieler in französischen Filmen und Theaterstücken, zuletzt im Film "Die schöne Lügnerin" mit Romy Schneider.
Die deutsche Sängerin Lale Andersen (* 1905 in Lehe, später Bremerhaven, als Liese-Lotte-Helene Berta Brunnenberg, kurz "Lale"), die viele Zuschauer noch an den Krieg mit dem an allen Fronten beliebten Lied "Lili Marlen" erinnerte, das davon handelte, dass sich ein Soldat sich an die Zeit mit seiner Freundin vor der Kaserne erinnert, und sie aufforderte, ihn dort wieder zu treffen. Der deutsche ESC-Beitrag dieses Jahres "Einmal sehen wir uns wieder" lädt die Hörer dazu ein, darüber nachzudenken, ob es vielleicht als eine Fortsetzung der Geschichte von Lili Marlen handeln könnte. Das Besondere an Lale Andersens Lied ist, dass sie die letzte Strophe teilweise auf französisch singt, ein bislang ungewöhnlicher Sprachenmix im ESC, der aber in Deutschland bereits eine aufkommende Mode ist, wenn ein Schlager zweisprachig oder wenigstens mit einer englischen Titelzeile aufgenommen wird. "Lili Marlen" ist übrigens nicht im Krieg entstanden, sondern wurde genau einen Monat vor Beginn des Zweiten Weltkrieges aufgenommen, nämlich am 1. August 1939. Da Lale Andersens Kontakte zu einem Schweizer Juden bekannt wurden, ließ Reichspropagandaminister Joseph Goebbels das Lied im April 1942 verbieten. Der Name und die Bilder von Lale Andersen verschwanden allmählich aus der Presse. Ab Oktober 1942 verhängte das Reichspropagandaministerium gegen die Sängerin ein Auftrittsverbot. Ihre Platten sollten mit Ausnahme des Originals vom „Laternen-Lied“ im Rundfunk „vorerst zurückgestellt werden“, Direktsendungen seien „zur Zeit zu vermeiden“. Die britische BBC bemerkte das Verschwinden von Lale Andersen und "Lili Marleen" und vermutete, dass sich Andersen im Konzentrationslager befinde. Ab Mai 1943 durfte – zur Widerlegung der Feindpropaganda – Lale Andersen wieder beschränkt auftreten, Lili Marleen jedoch nicht mehr singen. Der Wehrmachtssender Belgrad erhielt in der Hochphase täglich über 12.000 Soldatenzuschriften, meistens das Lied "Lili Marleen" betreffend. Bald breitete sich das Lied über alle anderen Wehrmachtssender aus. So wurde "Lili Marleen", obwohl das NS-Regime das Lied wegen seines „morbiden und depressiven“ Textes vorübergehend verbot, zu einem „Schicksalslied“ des Zweiten Weltkriegs. Die Kaserne, die als Ort im Lied benannt wird, stand übrigens im Bezirk Mitte, also im derzeitigen sowjetischen Sektor Berlins, allerdings nicht mehr als Kaserne des Garde-Füsilier-Regiments sondern als "Militärfiskus". Sie ist nicht weit entfernt von der S-Bahnstation Nordbahnhof.
Platzierungen
Punktevergabe 1961
In der inoffiziellen „ewigen“ Wertung behauptet Frankreich trotz eines vierten Platzes in diesem Jahr weiterhin souverän Rang eins – ein Vorsprung, der wohl noch einige Zeit Bestand haben wird. Die Schweiz verteidigt mit einem dritten Platz ihre Rolle als Nummer zwei im europäischen Musikwettbewerb. Zum ersten Mal gehen vier Teilnehmerländer leer aus und erhalten keinen „Oteripedia!-Punkt“. Diese Zahl bleibt vergleichsweise gering, da sich drei Länder – die Niederlande, Monaco und Finnland – mit jeweils einem Punkt noch auf den geteilten zehnten Platz retten. Mit seinem ersten Sieg und zehn Punkten springt Luxemburg, das im Vorjahr noch Letzter war, ins Mittelfeld der Gesamtwertung. Die Länder mit den meisten ausländischen Interpreten heißen Luxemburg und Monaco – beide setzen auf Sänger und Komponisten aus Frankreich. Zur Erinnerung: Nach der Punktevergabe in Oteripedia! erhält der Sieger zehn Punkte, der Zweitplatzierte neun – und so weiter bis hin zu einem Punkt für Platz zehn. Danach gehen die Länder leer aus. Diese enge Staffelung soll helfen, auch kleinere Verschiebungen und Tendenzen schneller sichtbar zu machen.
Inoffizielle Gesamtwertung nach ESC 1961
*Punktevergabe nach Oteripedia!-Schema: 10 Punkte für Platz 1, 9 für Platz 2 … bis 1 Punkt für Platz 10.