Norddeutscher Bund 1870-III

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Wappen Norddeutscher Bund

NORDDEUTSCHER BUND

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1870

III. Quartal 1870


In Berlin wird die Deutsche Bank AG gegründet

Die Nationalliberalen im Reichstag setzen sich vergeblich für die Aufnahme Badens in den Bund ein

Die Stadtverordnetenversammlung Berlins tagt zum ersten Mal im neuen Roten Rathaus


Hauptseite Map Norddeutscher Bund 1866-1870.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
(nach Geburtsjahr geordnet)
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Wichtige Ereignisse des Quartals im Norddeutschen Bund

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Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres 1869
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres 1870
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
01.07.1870
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Norddeutscher Bund
Die Regierung des Norddeutschen Bundes zu Beginn des Quartals
Deutsches Reich.gif Funktion Name seit Jahre
Wilhelm I.jpg
Präsident des Norddeutschen Bundes
(König von Preußen)
Wilhelm I. von Preußen
18.08.1866
(07.10.1858)
3,9
(11,7)
Graf Otto von Bismarck.jpg
Kanzler des Norddeutschen Bundes
(Preußischer Ministerpräsident)
Graf Otto von Bismarck
18.08.1866
(23.09.1862)
3,9
(7,8)
Norddeutscher Bund.gif 50px
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Der Hofgärtner Johann Heinrich Gustav Meyer wird zum ersten Gartendirektor Berlins berufen. Damit beginnt die eigentliche Geschichte der Berliner Gartenverwaltung.

06.07.1870
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Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Frankreich teilt den europäischen Hauptstädten die französische Sicht zur Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen auf den spanischen Thron mit. Außenminister Antoine Alfred Graf Agénor de Gramont verliest eine von Kaiser Napoléon III. gutgeheißene und von der Regierung einstimmig gebilligte scharfe Erklärung vor der „Chambre législative“, wonach Frankreich eine solche Entwicklung nicht hinnehmen und sollte es doch dazu kommen ohne Zögern seine Pflicht tun werde, was als eine kaum verschleierte Kriegsdrohung angesehen wird: „Frankreich würde nicht dulden, dass der Prinz von Hohenzollern oder sonst irgendein preußischer Prinz den spanischen Thron besteigt. Um diesen möglichen Fall zu verhindern, zählt die Regierung zugleich auf die Klugheit des deutschen Volkes und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte es jedoch anders kommen, so wüssten wir kraft Ihrer (der Abgeordneten) Unterstützung und derjenigen der Nation ohne Zögern und ohne Schwäche unsere Pflicht zu tun.“

12.07.1870
Spanien 1785-1873.gif Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Der französische Botschafter am preußischen Hof, Vincent Graf Benedetti, wird nach Bad Ems entsandt, wo sich König Wilhelm I. von Preußen gerade aufhält, um den preußischen König aufzufordern, Prinz Leopold von Hohenzollern und Sigmaringen, zum Verzicht auf die spanische Thronkandidatur zu bewegen. Es entsteht so viel Druck auf die Familie Hohenzollern, dass Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, Leopolds Vater, angesichts des Aufziehens einer europäischen Krise im Namen seines Sohnes den Verzicht auf die spanische Königswürde erklärt.

13.07.1870
Spanien 1785-1873.gif Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich
Graf Otto von Bismarck kürzt ein Telegramm und beschwört damit einen Krieg herauf
Helmuth Graf von Moltkes letzter Wunsch ist ein Krieg gegen Frankreich
In Folge von Ressentiments, welche durch die napoleonische Niederlage gegenüber Preußen noch immer in Frankreich herrscht, wird der preußische König Wilhelm I. aufgefordert, öffentlich erklären, dass auch in Zukunft niemals ein Mitglied der Hohenzollern den spanischen Thron besteigen wird. Der französische Außenminister Antoine Alfred Herzog von Gramont fordert von Wilhelm ein persönliches Entschuldigungsschreiben an Napoléon III.; unterdessen sendet Wilhelm ein Telegramm an Graf Otto von Bismarck ab, in dem er diesen über seine Unterredung mit Benedetti informiert. Dieser Brief, die später „Emser Depesche“ genannt werden wird, wird von Bismarcks engstem Mitarbeiter Heinrich Abeken, der den König nach Bad Ems begleitet, an Bismarck telegrafiert und hat folgenden Wortlaut: Seine Majestät der König schreibt mir: ‚Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, dass ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen. Ich wies ihn, zuletzt etwas ernst, zurück, da man à tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne. Natürlich sagte ich ihm, dass ich noch nichts erhalten hätte und, da er über Paris und Madrid früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, dass mein Gouvernement wiederum außer Spiel sei.‘ Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen. Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, dass er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchstderselbe, mit Rücksicht auf die obige Zumuthung, auf des Grafen Eulenburg und meinen Vortrag, beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen, daß Seine Majestät jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe. Seine Majestät stellt Eurer Excellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich, sowohl unsern Gesandten, als in der Presse mitgetheilt werden sollte. Bismarck überarbeitet das Telegramm, so dass die französischen Forderungen schließlich den Charakter eines Ultimatums bekommen. Während eines Essens, zu dem er Roon und Generalfeldmarschall Moltke geladen hat, liest Bismarck seinen beiden Gästen das Telegramm vor, deren Niedergeschlagenheit so tief wurde, dass sie Speise und Trank verschmähten. Daraufhin redigiert und kürzt Bismarck das Telegramm stark und liest diese gekürzte Fassung ebenfalls seinen Gästen vor. Sie lautet wie folgt: Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der Französische Botschafter in Ems an S. Maj. den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, dass er nach Paris telegraphiere, dass S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten. Seine Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den Franz. Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass S. Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe. Aus dieser neuen Fassung geht nicht mehr hervor, dass König Wilhelm I. von Preußen eine Unterredung mit dem französischen Botschafter gehabt und ihm seine Ablehnung erläutert habe; lediglich die französische Forderung und die Verweigerung einer weiteren Audienz werden in knappen Worten berichtet. Durch diese Kürzungen kann die Meldung leicht den Eindruck erwecken, Benedetti sei in Bad Ems in ungebührlicher Weise aufgetreten, und weitere diplomatische Kontakte seien vom König abgelehnt worden. Sofort schlägt die Stimmung Roons und Moltkes von Niedergeschlagenheit in lebhafte Freude um. Bismarck erläutert seinen Gästen, dass die sofortige Veröffentlichung seiner Version „den Eindruck des roten Tuches auf den gallischen Stier machen“ wird, der nun schlagen müsse, und dann als Angreifer dastehe. Moltke sagt wörtlich: Wenn ich das noch erlebe, in solchem Kriege unsere Heere zu führen, so mag gleich nachher die alte Karkasse der Teufel holen. Vor der Freigabe des Textes an die Presse erkundigt sich Bismarck noch bei General Moltke nach dem Stand der Rüstung. Er will wissen, wie viel Zeit zur Vorbereitung eines erfolgreichen Krieges notwendig sei. Moltke hält den schnellen Ausbruch eines Krieges im Ganzen für vorteilhafter als eine Verschleppung. Bismarck gibt der Presse diese gekürzte Fassung zur Veröffentlichung frei, die noch am selben Abend von der regierungsnahen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” in einer Sondernummer veröffentlicht wird. Von Bismarck ist sich dessen sicher, dass eine etwaige französische Kriegserklärung die süddeutschen Staaten dazu bringen wird, für die Sache Preußens einzutreten und eine spätere Einigung Deutschlands herbeizuführen.
15.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Bayern / Französisches Kaiserreich

Bayern ist beunruhigt wegen der Gebietsforderungen Frankreichs auf die Pfalz und ordnet die Mobilisierung der Armee an.

50px Metis.gif Hudson Bay Company.gif
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Manitoba / Northwest Territories

Manitoba wird nach New Brunswick, Nova Scotia, Ontario und Québec die fünfte Provinz Kanadas und die dritte, in der ausschließlich Englisch Verkehrssprache ist. Fort Garry, ein Handelsposten der Hudson Bay Company in Manitoba, wird zur Provinzhauptstadt. Die neue Provinz umfasst nur 5,6 Prozent des späteren Ausmaßes von 1912 und wird daher in Kanada als "Briefmarken-Provinz" verspottet. Zum ersten Premierminister Manitobas, der hier "Chief Minister" genannt wird, wird Alfred Boyd bestimmt, der sich wohl vor allem für das Amt qualifiziert, weil er zweisprachig und ein Gegner des Rebellen Louis Riels ist.
Die ehemaligen Gebiete der Hudson’s Bay Company werden zu kanadischen Gebieten erklärt und verwaltungsmäßig der Hauptstadt Yellowknife zugeordnet.

50px Georgia 1861-1879.gif CSA.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Georgia / Konföderierte Staaten von Amerika

Georgia wird als letzter der ehemaligen Konföderierten Staaten von Amerika wieder in die Union aufgenommen. Mit dem Wiedereintritt Georgias als letzten konföderierten Staat in die Vereinigten Staaten von Amerika wird der Bund der Konföderierten Staaten von Amerika („Südstaaten“) de facto aufgelöst.

15.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Baden 1862-1871.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Großherzogtum Baden / Französisches Königreich

Der Bundesrat tritt zusammen und erklärt sich mit den Erklärungen und der Ablehnung des Kanzlers Otto Graf von Bismarck zu den Forderungen Frankreichs, dass niemals ein Angehöriger des Hauses Hohenzollern ohne die Erlaubnis des französischen Königshauses König in einem anderen Land werden darf, einverstanden. Die Mobilisierung Preußens wird angeordnet, ebenso mobilisiert der Großherzog von Baden seine Armee für einen eventuellen Krieg gegen Frankreich.

Norddeutscher Bund.gif 50px Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Königreich

Die französische Legislative bewilligt bei nur sechs Gegenstimmen die Finanzmittel für einen Krieg gegen Preußen.

50px
Schweizerische Eidgenossenschaft

Der Bundesrat der Schweiz erklärt in der sich ankündigenden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich die Neutralität der Schweiz. Gleichzeitig werden fünf Divisionen mobilisiert.

17.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Württemberg 1816-1945.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Württemberg / Französisches Königreich

Angesichts der Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung der Länder des Norddeutschen Bundes oder der Nachbarn Bayern und Badens gegen Frankreich wird in Württemberg die Mobilisierung der Armee angeordnet.

18.07.1870
Frankreich.gif Vatikan 1870-1929.gif
Französisches Kaiserreich / Kirchenstaat

Das I. Vatikanische Konzil verkündet das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes.

19.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px Baden 1862-1871.gif 50px Württemberg 1816-1945.gif Frankreich.gif 50px
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Französisches Königreich / Österreichisch-Ungarische Monarchie

Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wird einberufen und von König Wilhelm, dem Bundespräsidenten, mit einer verhältnismäßig gemäßigten Thronrede eröffnet. Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfängt Bismarck die französische Kriegserklärung; die Mitteilung darüber wird in der sogleich anschließenden Reichstagsitzung mit Jubel aufgenommen. Die süddeutschen Fürsten befehlen aufgrund dieser Kriegserklärung ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen. Damit erfüllt die Emser Depesche vom 13. Juli den von Bismarck beabsichtigten Zweck: Frankreich betätigt sich als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit ist der Anlass nichtig, die Franzosen haben sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht. Bismarck hat diese französische Antwort auf seine Veröffentlichung der geänderten Depesche richtig einkalkuliert, denn nur bei einem Angriff von außen kann er die bestehenden militärischen Beistandsbündnisse der einzelnen süddeutschen Staaten einfordern und damit sein politisches Ziel erreichen: ein Kleindeutsches Reich unter Preußens Führung. Durch geschickte Diplomatie seitens Bismarcks und ebenso ungeschickte seitens Napoléons III. wird Frankreich isoliert und gilt als der Aggressor. Das 1866 geschlagene Österreich zieht es unter anderem wegen mangelnder Vorbereitung, drückender Schulden und Maßnahmen von Seiten des propreußischen Russlands vor, neutral zu bleiben – es fordert keine „Rache für Sadowa“ (für die französische Aussprache ist Königgrätz zu schwierig, dass statt dessen französische Militärhistoriker die österreichische Niederlage 1866 dem nahe Königgrätz gelegenen Ort Sadowa zuordnen). Dafür, dass Preußen seine früher Frankreich gegenüber gemachten Versprechungen nicht eingehalten hat, wolle man nun Rache nehmen, so die öffentlich manipulierte Meinung in der französischen Presse. Belgien und die Niederlande hält Bismarck aus dem Krieg, indem er ein Papier hervorholt, in welchem Frankreich im Vorfeld des Krieges 1866 Pläne zur Annexion des frankophonen Teils Belgiens niederlegte. Russland war Frankreichs Gegner im Krimkrieg gewesen, der noch nicht vergessen ist, und nimmt nun eine drohende Haltung gegen Österreich ein, um dieses von einer Unterstützung für Frankreich abzuhalten. Die jüngst teilweise geeinten Italiener haben zwar erduldet, dass Savoyen von Frankreich annektiert wurde, beanspruchen aber den Kirchenstaat um Rom herum. Frankreich tritt allerdings als Schutzmacht des Papstes auf. Großbritannien ist in der Frage gespalten, ob es trotz des Konfliktes mit Preußen um die Welfen-Enteignung und den Welfenfonds nicht doch Königin Victorias Sympathie für die deutsche Seite nachgeben soll; trotzdem tritt die britische Regierung für Frankreich, den ehemaligen Verbündeten im Krimkrieg und im Mexiko-Abenteuer, ein. So bleibt Großbritannien neutral und löst die profranzösische Welfenlegion auf, aber eben diese britische Neutralität hält nun auch Dänemark davon ab, mit Frankreich eine zweite Front zu eröffnen. Ursprüngliche französische Pläne einer Landung in Norddeutschland werden daher aufgegeben. Die französische Flotte blockiert dann statt dessen zunächst die deutsche Nordseeküste. Frankreich, die gegenwärtig wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hält sich in dem drohenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wird unterschätzt. Einer kompletten Fehleinschätzung erliegt man auch hinsichtlich der Tatsache, dass die süddeutschen Staaten mit Preußen (und nicht gegen Preußen) auftreten. Zumindest hat Paris wohl auf eine Neutralität Bayerns, Badens und Württembergs gesetzt und von deren geheimen Militärabkommen mit Preußen zu wenig erfahren. Zudem ist Bayern durch die ultimativ verkündeten französische Gebietsforderungen auf die Pfalz (einschließlich Rheinhessen mit Mainz) verärgert. Baden wiederum muss durch französische Pläne auch zur Neuordnung Süddeutschlands beunruhigt sein. Französische Minimalforderung aber sind (die zwischen 1797 und 1815 schon einmal französisch besetzten) Teile des preußischen Saarlandes, deren Eroberung Napoléons Sohn militärischen Ruhm einbringen und dessen zukünftige Position als Thronfolger festigen soll. Ohne diesen Krieg wird Ihr Sohn nie herrschen, soll der französische Marschall Mac-Mahon den Kaiser und die Kaiserin gedrängt haben. Auch der Zeitvorteil der französischen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflichtigenarmeen in Deutschland ist geringer als erhofft. Trotzdem lässt man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht werden können. Erst danach marschieren die Truppen an der französischen Grenze auf. An Streitkräften der verbündeten deutschen Staaten sind vorhanden: In erster Aufstellung zu den Operationen 447.000 Mann, als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im Ganzen also 1.021.000 Mann. Frankreich verfügt dagegen nur über 200.000 Soldaten. Die deutschen Truppen stehen unter dem Oberkommando König Wilhelms I. von Preußen und seines Generalstabschefs Helmuth Karl Graf von Moltke.

20.07.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
Der Augenarzt Albrecht von Graefe
Der Augenarzt Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (* 22. Mai 1828 in Berlin), der 1856 als Erster erfolgreich den grünen Star operierte, stirbt im Alter von 42 Jahren in seiner Geburtsstadt an Lungentuberkulose. Er war königlich-preußischer Geheimer Medizinalrat und ordentlicher Professor der Augenheilkunde an der Humboldt-Universität. Als seine bedeutendste Leistung gilt die Heilung des akuten Glaukoms durch Iridektomie. Er begründete in Deutschland das Fach der Ophtalmologie. In seiner Privatklinik in der Karlstraße hielt der an Tuberkulose erkrankte Augenarzt noch einen Monat zuvor seine letzten Sprechstunden und verließ die Klinik in der Gewißheit seines nahen Todes. Albrecht von Graefe war königlich preußischer Geheimer Medizinalrat und o. Professor der Augenheilkunde an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er entstammte einer sächsischen Familie und war der Sohn des königlich preußischen Geheimen Medizinalrats und Generalstabsarztes der Armee Prof. Dr. med. Karl von Graefe (1787–1840), ordentlicher Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik der Universität Berlin, und der Auguste von Alten (1797–1857). Vater Karl war erst am 2./14. Februar 1826 in Sankt Petersburg in den polnischen erblichen Adelsstand erhoben worden mit preußischer Adelsanerkennung am 16. November 1826 in Berlin. Graefe heiratete am 7. Juni 1862 in Sacrow bei Potsdam Anna Gräfin Knuth (Haus Conradsborg) (* 15. März 1842 in Frederiksborg, Dänemark), die Tochter des königlich dänischen Kammerherrn und Amtmanns Hans Schack Graf Knuth und der Frederikke de Løvenørn. Sein Sohn Albrecht ist seit 1868 Reichstagsabgeordneter. Graefe studierte Medizin, Mathematik, Physik und Chemie in Berlin. Seine Dissertation verfasste er 1847 noch auf Lateinisch. Danach war er Assistenzarzt in Prag, wo er begann, sich ganz der Augenheilkunde zu widmen. Er lernte weiter in Paris, Wien und London und kehrte 1852 nach Berlin zurück, wo er sich habilitierte und eine private Augenklinik mit 120 Betten eröffnete, die sowohl in der Praxis wie auch in der Forschung alsbald Weltruhm genoss. Bei der Behandlung war Graefe außerordentlich sozial eingestellt, da er keinen Unterschied hinsichtlich der sozialen Schichten machte – nicht zuletzt deshalb nannte ihn sein Schüler Julius Hirschberg in einem Nachruf einen „Apostel der leidenden Menschheit". Zwei Jahre später, 1854, gründete er mit dem „Archiv für Ophthalmologie" die erste augenärztliche Fachzeitschrift. 1866 wurde Graefe Direktor der augenärztlichen Abteilung der Charité und war besonders erfolgreich bei der Behandlung des Grünen Stars und des Schielens (Strabismus). Mehr als 10.000 Augenoperationen soll er durchgeführt haben. Verschiedene Fachbegriffe tragen den Namen des Mediziners, wie beispielsweise das „Graefe-Syndrom", der „Graefe-Fleck" oder der „Graefe-Reflex". Auch die konsequente Anwendung des von Helmholtz entwickelten Augenspiegels geht auf Graefe zurück.
24.07.1870
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Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Vor den Toren Saarbrückens bei Gersweiler findet das erste Gefecht zwischen Truppen des Norddeutschen Bundes und Frankreichs statt.

25.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Im Unterelsass beim Weiler Scheuerlenhof, das heute zu Gundershofen im Kreis Hagenau gehört, findet das erste Gefecht zwischen Truppen des Norddeutschen Bundes und Frankreichs auf französischem Boden statt.

30.07.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Französisches Königreich

Rede des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen vor seinen in der Pfalz stationierten Soldaten: Soldaten der dritten Armee! Von seiner Majestät dem König von Preußen zum Oberbefehlshaber der dritten Armee ernannt, entbiete ich den von heute ab unter meinem Befehl vereinigten königlich preußischen, königlich bayerischen, königlich württembergischen und großherzoglich badischen Truppen meinen Gruß. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, an der Spitze der aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes vereinigten Söhne für die gemeinsame nationale Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen. Wir gehen einem großen und schweren Kampf entgegen, aber in dem Bewusstsein unseres guten Rechts und im Vertrauen auf Eure Tapferkeit, Ausdauer und Mannszucht ist uns der siegreiche Ausgang gewiss. So wollen wir denn aushalten in treuer Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hilfe unsere Fahnen zu neuen Siegen zu entfalten für des geeinigten Deutschlands Ruhm und Frieden.

31.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich

Die Peenemünder Schanze wird einen kriegsbereiten Zustand versetzt, Kanonen werden zur Schanze gefahren, dort auf den Schanzenwall gebracht und auf das Fahrwasser gerichtet. Durch das Entfernen aller Seezeichen und die Anlage von Sperren aus Balken und versenkten Fahrzeugen quer über die Peene wird diese für den Feind unbefahrbar gemacht.

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Österreichisch-Ungarische Monarchie

Das „Linzer Volksblatt“ geht in das Eigentum des Katholischen Preßvereins über.

Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres 1870
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres 1870
IV. Quartal
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1870/71
Deutsches Reich 1870/71
Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres 1871
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ...
1872 - 1873 - 1874 - 1875 - 1876 - 1877 - 1878 - 1879 - 1880

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