Chronik 1945.09-II

Aus Oteripedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Pixabay-Globus.jpg

Weltchronik der zweiten Dekade des September 1945


Ereignisse vom 01.-10. des Monats    Ereignisse vom 11.-20. des Monats     Ereignisse vom 21.-Ende des Monats


800px


xxx
Hier geht es zu den Ereignissen der Jahre... 1935 / 1936 / 1937 / 1938 / 1939 / 1940 / 1941 / 1942 / 1943
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1944 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1945 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
01.09.1945
Frankreich.png USA 1912-1959.png
Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika
02.09.1945
USA 1912-1959.png Großbritannien.png
Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Dienstag, 11. September 1945 Der Alliierte Kontrollrat, den die Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen in Österreich bilden, tritt im Hotel Imperial unter dem Vorsitz von Marschall Konjew zu seiner ersten Sitzung zusammen. Vereinbart wird, den Vorsitz monatlich in der Reihenfolge USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion zu wechseln und jeweils am 10., 20. und 30. eines Monats zu tagen. Für Wien wird eine Interalliierte Kommandantur eingerichtet, die aus den Stadtkommandanten der vier Mächte besteht. Der Kontrollrat betrachtet es als vordringliche Aufgaben, die wirtschaftliche Einheit des Landes wieder herzustellen, den unbehinderten Verkehr zwischen den Besatzungszonen zu gestatten, die Versorgung der Bevölkerung in die Hand zu nehmen und Vorbereitungen für Wahlen zu treffen. In einem "Aufruf an das österreichische Volk" unterstreicht der Rat, dass er "die oberste Macht in Österreich in Fragen, die Österreich als Ganzes betreffen", übernommen hat, während "jeder Oberbefehlshaber die volle Macht innerhalb des Gebietes ausübt, das von den Streitkräften seiner Nation besetzt ist". Wörtlich heißt es: "Die dringendste Aufgabe ist die Wiedervereinigung und der wirtschaftliche Wiederaufbau des Landes sowie die Beseitigung der Kriegsfolgen und der Hitlermisswirtschaft und jedes deutschen Einflusses auf das gesamte Leben Österreichs... Der Wiederaufbau des freien, unabhängigen und demokratischen Österreich muss Sache des österreichischen Volkes selbst werden!" Die Preise für Milch und Molkereiprodukte werden neu festgelegt. Und zwar kosten ab nun 1 Liter Vollmilch 36 Pfg., 1 Liter Magermilch 20 Pfg., 1 Kilogramm Butter 4,80 RM und 1 Kilogramm Topfen 1 RM. In Graz werden Festwochen eröffnet.

Mittwoch, 12. September 1945 In allen größeren Gemeinden Tirols werden dieser Tage Kundgebungen für die Wiedervereinigung Südtirols mit Österreich abgehalten. Die Aktivitäten stehen mit der seit heute in London tagenden Konferenz der alliierten Außenminister in Zusammenhang, bei der auch ein Friedensvertrag für Italien verhandelt wird. Zur ersten Tagung des Alliierten Kontrollrats in Wien wird ergänzend mitgeteilt, dass bei dieser Gelegenheit die Erhöhung der Lebensmittelnormen für die Wiener Bevölkerung per 23. September angekündigt wurde. Auf Vorschlag der USA soll die tägliche Kalorienzahl auf 1550 pro Tag festgesetzt werden. Für Schwerarbeiter wird sie fast das Doppelte betragen. Dazu bemerkt das "Neue Österreich": "Die Kalorienmenge beträgt derzeit bekanntlich nur 900, blieb aber in der jüngsten Zeit meist darunter." Der sowjetische Ortskommandant von Wien beauftragt den Polizeipräsidenten, dafür zu sorgen, dass bis 15. September sämtliche Kraftwagen und bis 1. Oktober sämtliche Motor- und Fahrräder registriert werden. Fahrzeuge, für die nach diesem Zeitpunkt keine entsprechende Bescheinigung präsentiert werden kann, werden aus dem Verkehr gezogen und der Gemeinde Wien übergeben.


13. September 1945

Königreich der Niederlande Die Widerstandsbewegung der Niederlande, die seit 3. September 1944 von Prinz Bernhard Leopold Frederik der Niederlanden kommandiert wurde, wird aufgelöst.

"Zur alliierten Verwaltung Wiens" schreibt das "Neue Österreich", aus der Einteilung der Besatzungszonen gehe hervor, "dass die Bezirke I bis XXI unter die Kontrolle der Interalliierten Kommandantur kommen". Auf die Bezirke XXII bis XXVI, die gegenwärtig der Gemeinde Wien unterstehen und zu denen selbständige Orte wie Mödling oder Brunn am Gebirge zählen, trifft das hingegen nicht zu. Im Rahmen der Kommandantur wird eine Reihe von technischen Stäben eingerichtet, die Ressorts wie Finanzen, Schulwesen oder Sicherheit umfassen. Meldungen des Tages zur Lage in Wien lauten: "Gründung eines Verbandes der KZ-Häftlinge", "Im Oktober teilweise Straßenbeleuchtung", "Petroleum für die Haushalte". Zur "Versorgungslage Wiens" heißt es: "Große Schwierigkeiten bereitet der Stadtverwaltung die Zoneneinteilung, durch die die gleichmäßige und rechtzeitige Ausgabe der Lebensmittel beträchtlich erschwert wird. Die Brotversorgung war dadurch gefährdet und unliebsames Anstellen vor den Bäckerläden die Folge. Die Wiener Bevölkerung begrüßte mit großer Begeisterung das in den Zonen der westlichen Alliierten ausgegebene Weißbrot, während in der russischen Zone wie bisher dunkles Brot ausgegeben werden musste,. Allerdings ist auch hier eine wesentliche Besserung eingetreten, da ab 3. September das Brotgetreide zu 86 Prozent gegenüber bisher 95 Prozent ausgemahlen wird. Dadurch sind nach Verbackung der alten Vorräte eine bedeutende Verbesserung des Mehls und damit des Brotes erreicht....In Kürze kommt der als unrecht empfundene Unterschied zwischen der Brotqualität der verschiedenen Zonen zum Verschwinden!"

Freitag, 14. September 1945 Die provisorische Regierung veröffentlicht eine Stellungnahme zum Aufruf des Alliierten Kontrollrates an die österreichische Bevölkerung. In der Erklärung heißt es: "Das österreichische Volk ist von tiefstem Dank erfüllt für die anerkennenden Worte des Aufrufes. Es wird seine Weisungen befolgen in der doppelten Erkenntnis, dass sie ihm zum unmittelbaren Wohle gereichen und zugleich den Weg zur Rückkehr in die Gemeinschaft der freien demokratischen Nationen weisen". Aus New York wird gemeldet, dass der Vertreter Großbritanniens in der ersten Sitzung des Alliierten Rates gegen die Anerkennung der provisorischen Regierung für ganz Österreich aufgetreten ist, weil ihre Zusammensetzung nicht ausreichend repräsentativ sei. Der Alliierte Kontrollrat veröffentlicht den einstimmigen Beschluss, dass die Tätigkeit der drei demokratischen Parteien SPÖ, ÖVP und KPÖ in ganz Österreich erlaubt wird.

Samstag, 15. September 1945 Gegenüber ausländischen Medien äußert Staatskanzler Renner die Absicht, die Regierung umzubilden, um sie repräsentativ für ganz Österreich zu machen. Gleichzeitig wird die Einberufung einer Länderkonferenz für 24. September nach Wien bekannt gegeben, bei der es zu einer Aussprache zwischen Regierung und Ländervertretern kommen soll. Am Rande der Außenministerkonferenz in London ist davon die Rede, dass die ersten freien Wahlen in Österreich Anfang Dezember stattfinden könnten. Das in Zistersdorf geförderte Erdöl soll zwischen Österreich und der Sowjetunion geteilt werden. Die Interalliierte Kommandantur wird ihren Sitz im Justizpalast haben. Vor ihrer ersten Tagung am Montag wird bekannt, dass die Verteilung der Lebensmittel in der Hand der Zivilverwaltung bleiben soll und die Kommandantur nur Kontrollrechte beansprucht. In Mittersill (Salzburg) wird der Komponist Anton von Webern von einem amerikanischen Soldaten unter ungeklärten Umständen erschossen. Webern war 1922-34 Leiter der Wiener Arbeiter-Symphoniekonzerte und des Arbeiter-Singvereins, in der Nazizeit waren seine Werke verboten.

Sonntag, 16. September 1945 Das "Neue Österreich" macht mit der Meldung auf: "Alliierte spenden Lebensmittel für Schulkinder". Wörtlich heißt es: "Aus General Mark W. Clarks Hauptquartier wird mitgeteilt, dass ab Montag 95.000 hungrige Wiener Schulkinder täglich ein warmes Mittagessen bekommen werden." Zu diesem Zweck wurden bereits 25 Tonnen Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Sie werden in acht Großküchen verarbeitet; das Essen soll ohne Marken an 100 Schulen verteilt werden. Der zusätzliche Nährwert einer derartigen Mahlzeit beträgt 385 Kalorien. Im Radio kündigt Stadtrat Fritsch eine "Wesentliche Erhöhung der Wiener Rationen" an. Ab 23. September soll "die tägliche Kalorienmenge für Schwerarbeiter von 1.620 auf 3.000, die der Arbeiter von 1.315 auf 2.250, die der Angestellten von 970 auf 1.750 und die der Normalverbraucher von 806 auf 1.550 erhöht werden". Um Blutspender zu gewinnen, locken die Krankenhäuser laut "Neuem Österreich" mit "ansehnlichen Entschädigungen". "Man erhält für die Spende von 300 Kubikzentimeter Blut 50 RM, von 400 Kubikzentimeter 65 RM und von 500 Kubikzentimeter 80 RM. Die Naturalabgaben bestehen in einem besonders kräftigen Mittagessen (Suppe, Hauptspeise, Brot), 500 Gramm Brot, einem halben Liter Milch und 250 Gramm Wurst oder Fleisch."

Montag, 17. September 1945 Der Alliierte Kontrollrat tritt im Auftrag der Londoner Außenministerkonferenz zu einer Sondersitzung zusammen, um Lösungen für die Ernährungsprobleme Österreichs zu beraten. Die Interalliierte Kommandantur für Wien nimmt ihre Arbeit im Justizpalast auf. Die Mehrzahl der Wiener Schulen nimmt den Unterricht auf. Dabei wird erstmals auch das versprochene Mittagessen verteilt, das in der Regel aus einer Suppe mit Einlage und einem Stück Brot oder Kuchen besteht.

Dienstag, 18. September 1945 Nach einem Bericht aus den USA muss Europa im kommenden Jahr mindestens 100 bis 120 Millionen Tonnen Lebensmittel importieren, um die Folgen der jahrelangen Unterernährung zu überwinden. Gegenwärtig müssen mindestens 100 Millionen Europäer von Rationen leben, die bedeutend unter den Friedessätzen liegen. Die Hilfs- und Wiederaufbauorganisation der Vereinten Nationen UNRRA strebt Ernährungssätze von 2.600 Kalorien an, befürchtet aber nur 2.000 Kalorien gewährleisten zu können. Das Zentralernährungsamt in Wien untersagt jeden "privaten Kartoffelverkehr". Wörtlich heißt es in einer Erklärung: "Alle greifbaren Mengen von Speisekartofflen müssen für die Bevölkerung sichergestellt werden. Es geht nicht an, dass einige wenige auf Grund guter Verbindungen sich mit großen Mengen von Kartoffeln eindecken und dadurch die allgemeine Versorgung unmöglich machen. In Hinkunft wird daher jeder Kartoffeltransport, der nicht von einer zuständigen Stelle veranlasst ist, angehalten und die Ware beschlagnahmt werden." Es gibt wieder Trabrennen in der Krieau. Erstmals erscheint die Tageszeitung "Weltpresse" als Organ der britischen Besatzungsmacht. In Salzburg tagen die Vertreter der westlichen und südlichen Bundesländer. Sie formulieren, unter welchen Bedingungen sie die Regierung Renner anerkennen können. Sie schlagen vor, dass Salzburg die Hauptstadt von Österreich wird.

Mittwoch, 19. September 1945 Die Ernährungsfrage steht weiter im Mittelpunkt des öffentlichen und privaten Interesses. Dazu erscheinen in der Presse folgende Meldungen: "USA können Haupterfordernisse Europas decken". Fraglich ist jedoch, ob diese Hilfe ausreicht, um einen Winter ohne Not zu sichern. "Welternährungskonferenz in London". Dabei wird ein Manko an Lebensmitteln registriert, das keine sofortige Auffettung von Hungerrationen zulässt. "Glückliches Dänemark!" Das Land weist einen Fleischüberschuss von 3000 bis 4000 Tonnen pro Woche auf; der Export wird vom Mangel an Transportmitteln behindert. "Aufhebung der Brotrationierung in Frankreich". Diese Maßnahme wird für Anfang November angekündigt; gleichzeitig wird eine bessere Fleischversorgung in Aussicht gestellt. - Die Ausgangssperre in Wien wird mit sofortiger Wirkung auf 24 bis 5 Uhr verkürzt. Bei der Neuordnung der Lebensmittelversorgung in Wien ab 23. September ist vorgesehen, dass die Verbraucher in den Bezirksstellen einheitliche Grundkarten erhalten und die zusätzlichen Bezugsscheine für Schwerarbeiter usw. in den Betrieben ausgegeben werden. Die Linie 331 verkehrt wieder, und zwar als Verlängerung der Linie 31 bis Stammersdorf. Die Linie 43 wird vom Gürtel bis zur Schottengasse verlängert. Mit dem Rapidler Edi Bauer wird ein "Modellfußballer als Verbandskapitän" eingesetzt.

20.09.1945
Alliierter Kontrollrat für Deutschland (Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland / Französische Republik / Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken)

Der Alliierte Kontrollrat hebt das am 7. April 1933 erlassene "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", kurz "Berufsbeamtengesetz (BBG)", das den nationalsozialistischen Machthabern erlaubte, jüdische und politisch missliebige Beamte aus dem Dienst zu entfernen, durch das "Alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 1" auf.

Donnerstag, 20. September 1945 Nach Meinung von Experten fehlen in Europa eine Million Güterwagen. Das ungelöste Transportproblem erschwert die Lebensmittelversorgung. Der Alliierte Rat billigt den Plan der provisorischen Regierung, am 24. September eine Länderkonferenz einzuberufen. Die amerikanischen Besatzungsbehörden verfügen einen Lohnstopp und die Arbeitspflicht. Löhne und Gehälter werden auf dem Stand vom 1. Mai 1945 eingefroren. Erhöhungen der Bezüge sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des US-Hauptquartiers zulässig. Personen zwischen 16 und 60 Jahren müssen sich registrieren lassen und werden aufgefordert, sich zur Arbeit zu melden. Die Dauer der normalen Arbeitswoche soll 48 Stunden betragen. Die Ausgabe von Lebensmittelkarten für die nächste Versorgungsperiode von 23. September bis 20. Oktober beginnt ab sofort. Dazu wird amtlich mitgeteilt: "Neben der Brotkarte erhält jeder Verbraucher eine Lebensmittelkarte, die nur mit Nummern versehen ist.... Die Waren, die auf die Lebensmittelkarten zur Ausgabe gelangen sollen, werden jeweils wöchentlich auf Nummern dieser Karten aufgerufen. Die Annahme von losen Kartenabschnitten ist verboten". Aus Oberösterreich kehren 850 Wiener Kinder zurück, die größtenteils im Sommer 1944 verschickt wurden, als die Luftangriffe ständig zunahmen. Das "Neue Österreich" fragt: "Was wird ein Viertel Wein kosten?" Und antwortet: "In einfachen Gaststätten wird Wein mittlerer Qualität pro Viertel zirka RM 1,- bis RM 1,50 kosten."


...

Chronik 1945.09
Hier geht es zur ersten Dekade des September 1945
Chronik 1945.09-III
Hier geht es zur dritten Dekade des September 1945
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1945 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1946 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Jahre... 1947 / 1948 / 1949 / 1950 / 1951 / 1952 / 1953 / 1954 / 1955
Weblinks