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Fränkisches Reich
Frankenköng Clotaire I. (Clothar I.) Der König des Vereinigten Fränkischen Reiches, Clotaire I. (Chlothar, auch Chlotachar), stirbt in Compiègne nach 50 Jahren der Herrschaft, in den letzten drei Jahren als Herrscher eines vereinigten Frankenreiches. Clotaire I. war der jüngste Sohn des Frankenkönigs Clovis' I. (Chlodwig I.) und der Königin Chrodechild. Von seinen drei älteren Brüdern stammte der älteste, Thierry I. (Theuderich I.), aus einer unehelichen Verbindung, die beiden anderen – Clodomir und Childebert I. – stammten aus der Ehe mit Chrodechild. Bei der Reichsteilung nach Clovis' Tod 511 erhielt Thierry den weitaus größten, Clotaire den quantitativ geringsten der vier Reichsteile, der jedoch die alten salischen Stammlande einschloss. Dieser umfasste Soissons, Laon, Noyon, Cambrai, Tournai, Thérouanne, Arras, Tongeren und Maastricht. Clotaire residierte in Soissons. Er erhielt ebenso wie seine Brüder sowohl einen Teil von Chlodwigs ursprünglichem Reichsgebiet zwischen Rhein und Loire als auch einen Teil des von Chlodwig erst später eroberten Aquitanien. Clotaire griff zusammen mit seinen Brüdern Clodomir und Childebert 523 das Reich der Burgunden an. Nachdem Clodomir 524 im Burgundenkrieg gefallen war, teilten die drei überlebenden Brüder sein Reich auf, wobei Clotaire Tours und Poitiers erhielt; die definitive Aufteilung scheint allerdings erst einige Jahre später um 532 erfolgt zu sein. Clotaire heiratete Guntheuca, die Witwe Clodomirs. Guntheuca hatte drei unmündige Söhne aus ihrer Ehe mit Clodomir. Von diesen ermordete Clotaire die beiden Älteren im Einvernehmen mit Childebert, um ihre Erbansprüche auszuschalten; der jüngste, Chlodoald, wurde für den geistlichen Stand bestimmt und damit regierungsunfähig, wodurch er dem Tod entging. 531 beteiligte sich Clotaire am erfolgreichen Angriff seines Halbbruders Thierry I. auf das Reich der Thüringer. Nach dem fränkischen Sieg an der Unstrut kam es bei der Beuteteilung zu einem Konflikt zwischen Clotaire und Thierry um die gefangene thüringische Königstochter Radegunde, die Clotaire in seine Gewalt brachte und später heiratete, um sich dadurch Erbansprüche zu sichern. Radegundes Bruder, den einzigen männlichen Überlebenden des thüringischen Königshauses, ließ Clotaire ermorden. Nach der Vernichtung des Thüringerreichs kam Thüringen allerdings in den Machtbereich Thierrys; Clotaire erhielt nur einen Anteil der Beute. Ein Mordanschlag Thierrys auf Clotaire schlug fehl. 532 griff Clotaire erneut zusammen mit Childebert das Burgunderreich an. Die Burgunder wurden bei Autun besiegt und ihr Reich in einem Kampf, der von 532 bis 534 andauerte, vernichtet. In der Endphase dieses Krieges beteiligte sich wohl auch Clotaires Neffe Thibert I. (Theudebert I.), der Sohn und Nachfolger des 533 gestorbenen Thierry, an den Kämpfen; jedenfalls wurde er 534 bei der Aufteilung des eroberten Gebiets berücksichtigt. Clotaire erhielt nur den äußersten Süden des Burgundenreichs (Valence, Embrun). Nach dem Tod Thierrys hatten Childebert und Clotaire vergeblich versucht, Thibert aus dem Weg zu räumen. Als das misslang, verbündete sich Childebert mit Thibert und adoptierte ihn. Dadurch wurde Clotaire isoliert. Ein gemeinsamer Angriff Childeberts und Thiberts auf Clotaire wurde aber abgebrochen, es kam zu keiner Entscheidung. 541 griffen Childebert und Clotaire gemeinsam die Westgoten an. Das fränkische Heer überschritt die Pyrenäen, konnte aber Saragossa nicht einnehmen; der Feldzug war ein Misserfolg. Nach dem Tod Theudeberts (547/548) trat dessen Sohn Theudebald (Theudowald) die Nachfolge an. Als Theudebald 555 kinderlos starb, konnte Childebert das Erbe des Sohnes seines Adoptivsohns nicht in seinen Besitz bringen; vielmehr kam dieses Mal Clotaire zum Zug, dem es gelang, sich mit der Witwe Theudebalds, der Langobardin Walderada zu verbinden (ob eine reguläre Heirat stattfand, ist unklar). Clotaire konnte sich das gesamte Reich von Reims, das größte der Merowingerreiche, aneignen, und Childebert ging leer aus. Diesen Herrscherwechsel nutzten Sachsen und Thüringer zu einem Aufstand, sie wurden aber nach wechselhaften Kämpfen 556 von Clotaire bezwungen. Eine große Gefahr für Clotaire war der Aufstand seines Sohnes Chram, den er zum Unterkönig in Aquitanien erhoben hatte. Chram verbündete sich mit Childebert gegen seinen Vater. Childebert starb jedoch 558, und da er keine Söhne hatte, konnte Clotaire sich das Reich Childeberts aneignen. Daraufhin unterwarf sich Chram. Damit konnte Clotaire das gesamte Frankenreich unter seiner Herrschaft vereinigen. 560 erhob sich Chram erneut, wurde aber rasch besiegt und getötet. Clotaire wird in der Kirche des von ihm gegründeten Klosters Saint-Médard in Soissons bestattet werden. Die Reihenfolge und Chronologie der Ehen Clotaires ist nicht gesichert, er hatte gleichzeitig mehrere Gemahlinnen und Konkubinen. Seine erste Gattin war Ingund(e), die er um 516 heiratete. 524 heiratete er Guntheuca, die Witwe seines Bruders Clodomir, nachdem er die Verbindung mit Ingund gelöst hatte. Später kehrte er – vielleicht, nachdem Guntheuca gestorben war – zu Ingund zurück; außerdem war er, als Ingund noch am Leben war, mit deren Schwester Arnegunde (auch Aregunde genannt) verheiratet (Heirat um 533/534). Wohl um 540 heiratete er die nach dem Sieg über die Thüringer neun Jahre zuvor gefangen genommene Radegundis (Radegunde), eine Tochter des Thüringerkönigs Berthachar. Später wurde diese Ehe aufgelöst, und Radegunde gründete das Kloster Sainte-Croix in Poitiers, in das sie eintrat. Eine weitere Ehefrau hieß Chunsine. Außerdem heiratete Clotaire auch Walderada (Waldrada), eine Tochter des Langobardenkönigs Wacho und Witwe seines 555 gestorbenen Großneffen Theudebald, doch löste er diese Verbindung auf Druck des Klerus auf und gab Walderada dem Bayernherzog Garibald I. zur Ehe. Aus seiner Ehe mit Ingund stammen die meisten seiner Kinder, nämlich die Söhne Gunthar (532 als waffenfähig bezeugt; † vor 561), Childerich († vor 561), Charibert I., Gontran (Guntram; Guntchramn) und Sigebert I. (Sigibert I.) sowie die Tochter Chlodoswinth, die um 560 den Langobardenkönig Alboin heiratete. Aus der Ehe mit Arnegunde stammt ein weiterer Sohn, Chilperich I. Von Chunsine hatte Clotaire den Sohn Chram. Ein weiterer Sohn – unehelich oder von einer unbekannten Gattin – soll Gundowald gewesen sein, der später als Thronprätendent auftrat, obwohl Clotaire ihn nicht als Sohn anerkannt hatte. Nach Clotaires Tod teilen die überlebenden vier Söhne Charibert I., Gontram, Sigebert I. (Sigibert I.) und Chilperic I. (Chilperich I.) das Reich untereinander auf.
| Die aktuellen Herrscher des Fränkischen Reiches
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Funktion
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Name
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seit
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Jahre
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König (Teilkönigreich Paris) |
Caribert I. (Charibert I.) (* 517 Paris) |
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König (Teilkönigreich Orléans) |
Gontran (Guntram) (* 532 Soissons) |
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König (Teilkönigreich Metz) |
Sigebert I. (Sigibert I.) (* 535) |
561 |
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König (Teilkönigreich Soissons) |
Chilperic I. (Chilperich I.) (* 539) |
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