Deutsches Reich 1919
DEUTSCHES REICH
Chronik des Jahres 1919
I. Quartal 1919
Hauptstadt: Berlin
Spartakusaufstand in Berlin
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| 1918 (ab 10.11.1918) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Obwohl es in Deutschland noch keine gewählte Regierung gibt, führen die Volksvertreter den Achtstundentags im Deutschen Reich ein. Grundlage ist die von dem Industriellen Hugo Stinnes für die Arbeitgeberverbände und von Carl Legien für die Gewerkschaften am 15. November 1918 unterzeichnete Vereinbarung (Stinnes-Legien-Abkommen). In der Vereinbarung sind zentrale Forderungen der Gewerkschaften berücksichtigt, sie soll der Umstellung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft dienen. Der Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beschließt gegen den Willen von Liebknecht und Rosa Luxemburg einen Boykott der Wahlen zur Nationalversammlung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Der Abgeordnete der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), Hugo Preuß, legt eine "Denkschrift zum Entwurf des allgemeinen Teils der Reichsverfassung" vor. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) scheidet aus der preußischen Regierung aus. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern Der ehemalige Reichskanzler Georg von Hertling (* 31.08.1843 in Darmstadt, seit 1914 Graf) stirbt in Ruhpolding (Bayern). Außerdem war er Vorsitzender im Ministerrat des Königreiches Bayern, Ministerpräsident von Preußen und Preußischer Außenminister. Während des Ersten Weltkrieges war Hertling vom 1. November 1917 bis zum 30. September 1918 Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs. Obwohl er selbst gegen eine Parlamentarisierung des Reiches war, war sein Kabinett doch in Abstimmung mit den Mehrheitsparteien aus dem Interfraktionellen Ausschuss zustande gekommen. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte Hertling die Positionen des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg und lehnte nach dessen Sturz 1917 die Übernahme der Reichskanzlerschaft zunächst ab. Erst nach dem Scheitern von Bethmanns Nachfolger Georg Michaelis übernahm der körperlich bereits hinfällige Hertling doch noch die Ämter des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten. Die Tatsache, dass mit Hertling der erste Nicht-Preuße und der erste Katholik in dieses Amt gelangte, sorgte bei den Zeitgenossen für Aufsehen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am Vortag begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem Tausende von Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Bewaffnete Gruppen halten weiterhin verschiedene Verlagsgebäude und Druckereien besetzt. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand". Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialistischen Partei Deutschlands (USPD), der KPD und "Revolutionären Vertrauensleuten" gebildeter Revolutionsausschuss erklärt die Absetzung des Rates der Volksbeauftragten und die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), der Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt. Die Führungen von USPD und KPD beschließen hingegen, die Berliner Bevölkerung zu einem Generalstreik am morgigen Tag aufzurufen, der das Ziel hat, die Restregierung Friedrich Eberts zu stürzen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem zahllose Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. In Berlin besetzen die Aufständischen die Eisenbahndirektion, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz und weitere zentrale Punkte. Dem gestrigen Aufruf zum Generalstreik folgen etwa 500.000 Menschen, die in die Berliner Innenstadt strömen. Eine große Menschenmenge sammelt sich auf einem der Berliner Plätze. Sie wird zunächst weder an Kämpfen teilnehmen noch wird sie von den Streikführern beteiligt, obwohl sie wie schon am 9. November 1918 zum Entwaffnen der Soldaten bereit war. Auf ihren Plakaten und Spruchbändern stehen zum Teil dieselben Parolen wie zu Beginn der Novemberrevolution: „Frieden und Einigkeit“. Die Verhandlungen zwischen den Vertretern der SPD und der USPD scheitern an der beiderseitigen Kompromissunfähigkeit, die Chance zur gewaltfreien Beilegung des Konflikts wird vertan. Am selben Tag übergibt Ebert den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin an Gustav Noske und es ergehen Aufrufe zur Aufstellung weiterer Freikorps in Berlin. Noske befiehlt unverzüglich nach seiner Ernennung, alle Mitglieder des Revolutionsausschusses telefonisch überwachen zu lassen, um sie später festzunehmen. Dazu werden 50 ausgesuchte Offiziere in allen Berliner Postämtern eingesetzt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem nunmehr Hunderttausende Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern. Es kommt zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen. Einige Vertreter fordern den bewaffneten Aufstand, andere plädierten für Verhandlungen mit dem Ratsvorsitzenden Ebert. Die Hausbesetzer erhalten Waffen. Der KPD-Führer Karl Liebknecht befürwortet gegen den Rat von Rosa Luxemburg den Versuch, den Rat der Volksbeauftragten mit Waffengewalt zu stürzen und damit die für den 19. Januar angesetzten ersten freien Wahlen zur Nationalversammlung zu verhindern. Er fürchtet, die KPD könnte sich andernfalls zu sehr von den Arbeitern isolieren, die den Sturz der Regierung anstreben. Zugleich versuchen die KPD-Vertreter, einige der in Berlin stationierten Regimenter, vor allem die Volksmarinedivision, auf ihre Seite zu ziehen. Dies gelingt jedoch nicht, weil die meisten der Soldaten bereits zu Hause sind und ihre Loyalität dem bisherigen Rat der Volksbeauftragten gilt. Ebenso stellt sich ein Teil der Berliner Bevölkerung hinter die Regierung Ebert, folgt einem Streikaufruf und sichert Regierungsgebäude seit dem 6. Januar als lebende Schutzschilde. Seit vorgestern verhandelt der Revolutionsausschuss auf Vermittlung der USPD-Leitung mit Ebert. Der Rat der Volksbeauftragten ruft die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen und deren beabsichtigte Regierungsübernahme auf und veröffentlicht ein Flugblatt mit dem Titel: „Die Stunde der Abrechnung naht!“ Darin wird den Aufständischen mit physischer Vernichtung gedroht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 5. Januar in Berlin begonnene „Spartakusaufstand“ wird fortgesetzt. Die Aufständischen rufen den Generalstreik aus. In zahlreichen Städten gibt es Solidaritätsbekundungen. Die Revolutionären Obleute, der Zentralvorstand der Berliner USPD und der KPD wenden sich in einem gemeinsamen Aufruf zum Kampf gegen „die Judasse in der Regierung. […] Sie gehören ins Zuchthaus, aufs Schafott. […] Gebraucht die Waffen gegen eure Todfeinde!“ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen In Bremen wird eine Räterepublik ausgerufen. Auf einer von der KPD organisierten Massendemonstration proklamieren Vertreter der KPD, der USPD und der Soldatenräte Bremen als selbständige "Sozialistische Republik Bremen" und setzen sich selbst als Volksbeauftragte ein, während sie den Senat und die Bürgerschaft für abgesetzt erklären. Die Reichsregierung erkennt die Vertreter der Räterepublik nicht als rechtmäßige Volksvertreter an und macht Pläne für eine Niederschlagung der Räterepublik in Bremen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen In Berlin gibt der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, den Einsatzbefehl gegen die Besetzer der Redaktion des SPD-Organs "Vorwärts". Die Angreifer sind noch mit Kriegsausrüstung bewaffnet und ihren Gegnern daher weit überlegen. Das Freikorps Potsdam stürmt das Gebäude mit Flammenwerfern, Maschinengewehren, Mörsern und Artillerie. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Der mit der politischen Entwicklung in Berlin unzufriedene Arbeiter- und Soldatenrat ruft die „Sozialistische Republik Cuxhaven“ aus. Die Stadt sollte mit dem Amt Ritzebüttel von Hamburg gelöst, und mit den Kreisen Hadeln und Neuhaus zu einer Räterepublik vereinigt werden. Der Arbeiter- und Soldatenrat des Kreises Jork (Altes Land) bekundet seine Bereitschaft der „Republik“ Cuxhaven beizutreten. Unter weniger revolutionären Vorzeichen erwägen aber auch andere Politiker und Kommunalbeamte die Zusammenlegung der Kreise Lehe und Geestemünde mit Bremerhaven. Die SPD und Gewerkschaften gegenüber der Elbe in Hamburg rufen daraufhin zum Generalstreik gegen den Arbeiter- und Soldatenrat auf und zwingen diesen so zur Zusage baldiger Bürgerschaftsneuwahlen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Weitere besetzte Gebäude und Straßen im Berliner Zeitungsviertel werden von Freikorps, die auf Seiten der Regierung operieren, zurückerobert. Zu organisierten Schlachten kommt es nicht, da die Aufständischen nicht darauf vorbereitet sind; vielfach ergeben sie sich freiwillig. Dennoch erschießt das Militär über hundert Aufständische und eine unbekannte Zahl von unbeteiligten Zivilisten vor Ort, darunter den Arbeiterdichter Werner Möller. Ein Untersuchungsausschuss des Preußischen Landtags beziffert die Zahl der Todesopfer später auf 156. Die Militärs zählen in ihren Reihen dreizehn Gefallene und zwanzig Verwundete. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Nach der Niederschlagung des Aufstands müssen die Führer der Spartakisten um ihr Leben fürchten und untertauchen. Nun sucht auch die reguläre Regierung sie als vermeintliche Putschisten, um sie wegen des Umsturzversuchs kurz vor den freien Wahlen zu belangen. Im Berliner Vorwärts erscheint ein Gedicht von Artur Zickler, das mit den Zeilen endet:
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Fritz Henck, der Schwiegersohn Philipp Scheidemanns, versichert öffentlich in Berlin, die Anführer des Aufstands werden „nicht ungeschoren davonkommen“. Schon in wenigen Tagen werde sich zeigen, „daß auch mit ihnen Ernst gemacht wird.“ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die beiden bekanntesten Führer der Spartakisten durch Angehörige der Garde-Schützen-Kavallerie-Division gefangen genommen und ermordet. Am Abend werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in der Wohnung eines Freundes, Dr. Markussohn, in Berlin-Wilmersdorf von der Wilmersdorfer Bürgerwehr entdeckt, verhaftet und in das Eden-Hotel gebracht. Ihr Aufenthaltsort ist wahrscheinlich durch die von dem Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen Gustav Noske befohlene Telefonüberwachung bekannt geworden. Der Chef der Brigade, Offizier Waldemar Pabst, lässt die Gefangenen stundenlang verhören und misshandeln. Ein weiterer verhafteter KPD-Führer, Wilhelm Pieck, wird Zeuge dieser Misshandlungen sowie von Telefonaten; eines davon führt Pabst wahrscheinlich mit der Reichskanzlei. Die geplante Ermordung der Politiker soll wie ein Attentat aussehen. Der Soldat Otto Runge (* 1875) versetzt aus der Menge heraus Rosa Luxemburg beim Abtransport vom Hotel einen schweren Kolbenschlag. Bereits bewusstlos, wird sie dann unterwegs im Wagen von Leutnant zur See Hermann Souchon mit einem aufgesetzten Schläfenschuss erschossen. Die Tote wird in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Liebknecht wird kurz nach Rosa Luxemburg ebenfalls vom Hotel abtransportiert und fast bewusstlos geschlagen; er wird gezwungen, unterwegs auszusteigen und wird dann als „Flüchtender“ von hinten erschossen. Der Tote wird einer Berliner Polizeistation als „unbekannte Leiche“ übergeben. Wilhelm Pieck erreicht, dass er in ein Gefängnis verlegt werden soll; auf dem Weg dorthin gelingt ihm die Flucht. Nach der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg schreibt der USPD-Vorsitzende Hugo Haase an seine Kusine: "Über die Zustände in Berlin kannst Du Dir keine Vorstellung machen. Der weiße Terror wütet wie nur je unter dem zaristischen Regime... Die Landsberg, Ebert, Scheidemann, die sich als Hüter der Gesetzlichkeit aufspielen, lassen die Soldateska, die sie aus den alten Offiziers- und Unteroffizierselementen und Bourgeois-Söhnchen zusammengesetzt und verhetzt haben, schalten." Die Morde des 15. Januar lösen im ganzen Deutschen Reich schwere Unruhen und Aufstände aus. Dagegen und gegen die Räterepubliken in einigen deutschen Großstädten setzt Gustav Noske die Freikorps und Reichswehrverbände ein, die alle derartigen Umsturzversuche gewaltsam niederschlagen sollen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Berliner Presse stellte die Morde an die kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg folgenderweise dar: Liebknecht sei auf der Flucht erschossen, Luxemburg von einer aufgebrachten Menge gelyncht worden. Basis dieser Darstellung ist ein Schriftstück, das der Leiter der Garde-Schützen-Kavallerie-Division Pabst am Abend der Morde verfasste und als amtlichen Bericht seiner Division herausgeben ließ. Nach dem Bekanntwerden beruft die Restregierung eine Sondersitzung ein; dort zeigt sich der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert betroffen über die Morde an seinen jahrzehntelangen Parteigenossen. Verantwortliche der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) fürchten eine Ausweitung der Aufstände im Reich als Folge der Morde. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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| Deutsches Reich Die bürgerkriegsähnlichen Zusammenstöße belasten die junge "Weimarer Republik" von ihrer Gründung an schwer. Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung ist die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hat die Bildung einer verfassunggebenden Nationalversammlung zum Ziel. Auch soll der Rat der Volksbeauftragten durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie ist die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht und die erste, in der Frauen das Wahlrecht haben. Im Vorfeld bildeten sich vor allem im bürgerlichen Lager aus den alten Parteien neue politische Gruppierungen, ohne dass sich am Parteienspektrum selbst etwas Gravierendes änderte. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) geht zwar als stärkste Kraft aus den Wahlen hervor, ohne absolute Mehrheit ist sie jedoch auf Koalitionspartner angewiesen. Zusammen mit der Zentrumspartei und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wird sie die in der Folge so genannte Weimarer Koalition bilden. Die Linke verfehlt insgesamt die absolute Mehrheit. In Koalitionsverhandlungen treten nun die Parteivorsitzenden Hermann Müller (SPD), Adolf Gröber (Z) und Friedrich von Payer (DDP). Diese drei Parteien stellen mit 329 gewonnenen Mandaten gemeinsam drei Viertel der Abgeordneten.
Die Wahl von zwei Abgeordneten durch die noch im Osten stehenden Truppenverbände steht noch aus; die Auszählung dieser Stimmen kann erst am 2. Februar 1919 vorgenommen werden. Gemäß eines Erlasses der Reichsregierung erhalten die Soldatenräte Funktionen in Fürsorge-, Beschwerde- und Disziplinarfragen, während die Befehlsgewalt bei den militärischen Führern verbleibt. Das Oberkommando erhält der Rat der Volksbeauftragten, der die Ausübung an den preußischen Kriegsminister Reinhardt überträgt. Die Oberste Heeresleitung existiert weiter und wird dem preußischen Kriegsministerium unterstellt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Auf einer gemeinsamen Sitzung von Zentralrat und preußischer Regierung wenden sich Albert Südekum, Otto Braun und Konrad Haenisch (alle SPD) gegen eine Zerschlagung Preußens. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das Ergebnis der Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen wird veröffentlicht. Wie auch im gesamten Reich wurden hier die Sozialdemokraten stärkste Kraft vor dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP):
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Seit Februar firmiert das Berliner Freikorps, das unter der Bezeichnung "Brigade Reinhard" bekannt wurde, offiziell als 2. Garde-Infanterie-Brigade oder auch als "Brigade Reinhard".
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| Deutsches Reich Nachdem er 96 Tage lang der Reichsregierung vorstand, wird der Sozialdemokrat Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten gewählt. Philipp Scheidemann wird nun alleiniger Führer der Reichsregierung.
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| Deutsches Reich Das Amt des Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten wird umbenannt in "Präsident der Reichsregierung". Philipp Scheidemann, der bisherige Amtsinhaber, bekleidet dieses Amt auch weiterhin. Der bisherige Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und damit Inhaber des höchsten Amtes in dieser Behörde erfährt mit seiner Ernennung zum "Reichsminister des Auswärtigen" ebenfalls eine Änderung der Amtsbezeichnung.
16.2.19 KPD-Angehörige forderten seit dem 16. Februar 1919 wegen Verdunkelungsgefahr vergeblich eine unabhängige Untersuchung durch ein nichtmilitärisches Sondergericht.
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Soldaten der "Brigade Reinhard" ermorden auf Anordnung des Oberleutnants Marloh, der vom Brigadeführer Reinhard zuvor entsprechend orientiert worden war, in einem an der Französischen Straße in Berlin-Mitte gelegenen Bankgebäude 29 ehemalige Angehörige der Volksmarinedivision.
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das Freikorps "Brigade Reinhard" wird neben anderen Freikorps und der Marine-Division dem Garde-Kavallerie-Schützen-Korps unterstellt. Ihr Führer ist Generalleutnant Heinrich von Hofmann. Mai 1919 Erst im Mai 1919 wurden einige der Ausführenden – darunter Otto Wilhelm Runge und Oberleutnant Kurt Vogel – vor ein Feldkriegsgericht ihrer eigenen Division gestellt. Die Hauptverhandlung fand vom 8. bis 14. Mai 1919 statt.[16] Darin wurde mehrfach ausgesagt, ein „Helfersdienst der MSPD“ habe eine Kopfprämie von 100.000 Mark für die Ergreifung der Spartakusführer ausgesetzt.[19] Wilhelm Pieck wurde zu einem der wichtigsten Zeugen der Vorfälle im Hotel, die den Morden vorausgingen. Er und Hotelangestellte hatten die Misshandlung der dann Ermordeten und Telefonate zwischen Offizieren und ihren Vorgesetzten bemerkt.[20] Pieck sagte aus:[21] „Ich sah dann, daß ein Offizier, der von den anderen als Hauptmann angeredet wurde, herumlief, den Soldaten Zigaretten anbot und sagte: ‚Die Bande darf nicht mehr lebend das Edenhotel verlassen!‘ […] Kurze Zeit danach kam ein Dienstmädchen herauf, fiel einer Kollegin in die Arme und rief: ‚Ich werde den Eindruck nicht los, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift hat.‘“ Runge erhielt eine zweijährige, Vogel eine 28-monatige Gefängnisstrafe. Die beteiligten Offiziere Heinz und Horst von Pflugk-Harttung wurden freigesprochen.[22] Ihr Anführer Pabst war nicht angeklagt, mögliche Auftraggeber waren nicht gesucht worden. Als Oberbefehlshaber der Truppen bestätigte Gustav Noske das Urteil persönlich mit seiner Unterschrift. Vogel wurde am 17. Mai, drei Tage nach der Verurteilung, von einem Leutnant Lindemann zwecks Überführung in das Strafgefängnis Tegel aus dem Moabiter Gefängnis geholt. Bei Lindemann handelte es sich in Wirklichkeit um Kapitänleutnant Wilhelm Canaris. Canaris brachte Vogel per Auto in die Niederlande. Canaris wurde dafür nie juristisch belangt.[23] KPD, USPD, einige MSPD-Vertreter und Liberale betrachteten das Militärverfahren und die Urteile als Justizskandal. Versuche, das Urteil anzufechten und den Prozess in höherer Instanz wiederaufzunehmen, wurden verschleppt. Sämtliche übrigen Mitglieder des Revolutionsausschusses waren inhaftiert worden, wurden aber mangels Beweisen für einen bewaffneten Umsturzplan freigelassen.
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| Deutsches Reich Nach 173 Tagen scheidet Philipp Scheidemann aus dem Amt des Präsidenten der Reichsregierung und wird durch seinen Parteigenossen Gustav Adolf Bauer ersetzt. Mit dem Regierungswechsel kommt auch mit Hermann Müller ein neuer Außenminister ins Amt. Während Ulrich von Brockdorff-Rantzau, der nach 190 Tagen im Amt ausscheidet, parteilos war, ist der neue Außenminister Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das Garde-Kavallerie-Schützen-Korps, das im April 1919 aus der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, der Marine-Division und weiterer Freikorps wie der "Brigade Reinhard" hervorgegangen ist, wird in die Reichswehr-Brigaden 15, 30, 31 und 40 der Vorläufigen Reichswehr aufgeteilt. Noch im Mai wurde das Korps bei der Zerschlagung der Münchner Räterepublik eingesetzt. Oberst Wilhelm Reinhard wird Infanterieführer der 15. Brigade.
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| Deutsches Reich Der Chef der Regierung des Deutschen Reiches wechselt die Bezeichnung von "Präsident der Reichsregierung" in "Reichskanzler". Amtsinhaber bleibt Gustav Adolf Bauer, der seit dem 21. Juni im Amt ist.
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der ehemalige Präsident der Reichsregierung Philipp Scheidemann (SPD) bezeichnet in einer als "Sensation" gewerteten Rede in Kassel das weitere Festhalten an Oberst Wilhelm Reinhard als "unerträglich" und wird dafür von Reichspräsident Friedrich Ebert und dem Reichswehrminister Gustav Noske streng zurechtgewiesen.
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