Chronik 1609
1609-1622 Protestantische Union
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Im Mai 1609 traten Nürnberg, Straßburg und Ulm der Union bei, zwei Monate später auf Vermittlung Nürnbergs die fränkischen Städte Schweinfurt, Rothenburg, Weißenburg und Windsheim. Im Januar und Februar 1610 tagte die Union in Schwäbisch Hall. Hier erklärten Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Landgraf Moritz von Hessen-Kassel ihren Beitritt, ebenso die Städte Hall, Heilbronn, Kempten, Memmingen und Nördlingen. Später kamen noch Esslingen, Aalen, Giengen, Speyer und Worms hinzu. Als Reaktion auf die Union gründeten katholische Fürsten und Städte 1609 die katholische Liga unter Führung Maximilians von Bayern. Im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mobilisierten beide Lager ihre Truppen. Dabei zeigte sich die Union alles andere als einig. Gegen die zur Mäßigung ratenden Städte setzte sich die harte Position Christians von Anhalt durch, der ab 1610 als Kanzler auch offiziell die kurpfälzische Außenpolitik bestimmte. 1613 schwächten zwei Konfessionswechsel die Union: Johann Sigismund trat endgültig zum Calvinismus über, Wolfgang Wilhelm hingegen wurde katholisch und paktierte mit Spanien. Aus Verbündeten waren Feinde geworden. Ein Krieg von europäischer Dimension konnte noch verhindert, aber letztlich nur um wenige Jahre aufgeschoben werden. Bei Verhandlungen über eine Verlängerung der Union konnte man sich lediglich auf weitere drei Jahre, also bis Mai 1621, verständigen. Mehr und mehr sahen sich die Städte als Spielball der kurpfälzischen Ambitionen, den jungen Kurfürsten Friedrich V. auf den böhmischen Thron zu bringen. Mit diesem Versuch, die Machtverhältnisse im Reich zugunsten des Protestantismus zu verschieben, steuerte die Union auf die offene Auseinandersetzung mit dem Kaiser zu. Nachdem Friedrich am 26. August 1619 tatsächlich zum böhmischen König gewählt worden war, ließ sich der Bruch innerhalb des protestantischen Lagers nicht mehr vermeiden. Am 12. September 1619, beim Treffen der Union in Rothenburg, riet eine von Württemberg angeführte Mehrheit Friedrich davon ab, die Wahl anzunehmen. Der Pfälzer ignorierte die Warnungen, obwohl ihm spätestens jetzt klar sein musste, dass er sich isoliert hatte. Unter französischer Vermittlung schlossen Union und Liga am 31. Juli 1620 den Ulmer Vertrag, ein Neutralitätsabkommen, das sich aber nicht auf Böhmen erstreckte. Damit konnten Kaiser und Liga gegen Friedrich vorgehen, ohne dass die Union eingriff. Beim Unionstag in Heilbronn wurde die Auflösung der Union am 24. April 1621 förmlich vollzogen. Die mit dem Ulmer Vertrag verbundene Hoffnung, den Krieg auf Böhmen beschränken zu können, sollte sich nicht erfüllen. Bereits 1622 flammten die Kämpfe in der Kurpfalz auf – eine weitere Etappe des Dreißigjährigen Kriegs, der weite Teile des Reichs verwüstete.