01.02.1910 - Das erste Flugzeugführerpatent: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „__NOTOC__ <font face="Verdana"> ''https://www.oteripedia.de/Geschichte_Tag_für_Tag zurück == <center> '''GESCHICHTE TAG FÜR TAG''' </center> == D…“) |
|||
| Zeile 2: | Zeile 2: | ||
<font face="Verdana"> | <font face="Verdana"> | ||
| − | + | [[Datei:Logo Kalender.JPG|150px|center]] | |
== <center> '''GESCHICHTE TAG FÜR TAG''' </center> == | == <center> '''GESCHICHTE TAG FÜR TAG''' </center> == | ||
| − | |||
=== <center> '''01.02.1910 - Das erste Flugzeugführerpatent''' </center> === | === <center> '''01.02.1910 - Das erste Flugzeugführerpatent''' </center> === | ||
| − | [[Datei:August Euler.jpg|thumb|left | + | 01.02.1910 - Das erste Flugzeugführerpatent |
| + | |||
| + | [[Datei:August Euler.jpg|thumb|left|Der erste ''Alte Adler'' August Euler]] [[Datei:Voisin Delagrange 1908.jpg|thumb|right|''Voisin Delagrange, das erste Flugzeug Eulers'']] | ||
<br> | <br> | ||
'''Auf Eulers Schwingen ...''' <br> | '''Auf Eulers Schwingen ...''' <br> | ||
| − | Wahrscheinlich trage ich heute | + | Wahrscheinlich trage ich heute Eulen nach Athen, denn der Mensch, um den es heute geht, wurde zwar im Münsterland geboren, starb in Feldberg im Schwarzwald, begraben aber wurde er in Frankfurt, das sein geografischer Lebensmittelpunkt gewesen war. Ich spreche von August Euler, dem Automobil- und Fahrradfabrikanten, der im Jahre 1906 Sieger des Radrennens "Tour de Paris" wurde. Als Champion bekam er Kontakt zu den französischen Luftfahrt-Pionieren Louis Blériot und Gabriel Voisin. |
| − | <br> | + | <br> |
| − | In den Jahren 1908 und 1909 pachtete er bei Darmstadt einen Truppenübungsplatz und baute dort den ersten deutschen Flugplatz und eine Flugzeugfabrik, die "Euler-Flugmaschinen-Werke" sowie eine Flugschule auf. Außerdem erwarb er die Lizenz zum Nachbau des Voisin-Doppeldeckers. Bis zur ersten Luftfahrt-Ausstellung (ILA) in Frankfurt am Main baute er vier Motor- und drei Gleitflugzeuge und wurde dann der einzige deutsche Teilnehmer in Frankfurt. | + | In den Jahren 1908 und 1909 pachtete er bei Darmstadt einen Truppenübungsplatz und baute dort den ersten deutschen Flugplatz und eine Flugzeugfabrik, die "Euler-Flugmaschinen-Werke" sowie eine Flugschule auf. Außerdem erwarb er die Lizenz zum Nachbau des Voisin-Doppeldeckers. Bis zur ersten Luftfahrt-Ausstellung (ILA) in Frankfurt am Main baute er vier Motor- und drei Gleitflugzeuge und wurde dann der einzige deutsche Teilnehmer in Frankfurt. |
| − | <br> | + | <br> |
| − | Am 31. Dezember 1909 bestand er als erster deutscher Flieger die Pilotenscheinprüfung, die im selbst konstruierten Flugzeug vom Deutschen Luftschiffer-Verband - damals die "Herren der Lüfte" - abgenommen wurde, nur weil dieser Verband als einziger in Deutschland Mitglied der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), der internationalen Vereinigung, war. Eine eigene Behörde hatten deutsche Piloten damals noch nicht. | + | Am 31. Dezember 1909 bestand er als erster deutscher Flieger die Pilotenscheinprüfung, die im selbst konstruierten Flugzeug vom Deutschen Luftschiffer-Verband - damals die "Herren der Lüfte" - abgenommen wurde, nur weil dieser Verband als einziger in Deutschland Mitglied der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), der internationalen Vereinigung, war. Eine eigene Behörde hatten deutsche Piloten damals noch nicht. |
| − | <br> | + | <br> |
| − | Das Flugzeugführerpatent, das Euler erhielt, galt ausschließlich für Flüge mit Doppeldeckern. Und sein Patent erhielt die laufende Nummer 1 mit dem Datum vom 1. Februar 1910. Am gleichen Tag erhielt auch der Magdeburger Hans Grade, der Altmeister des deutschen Motorflugs und Lehrling Otto Lilienthals, den Pilotenschein Nr. 2. | + | Das Flugzeugführerpatent, das Euler erhielt, galt ausschließlich für Flüge mit Doppeldeckern. Und sein Patent erhielt die laufende Nummer 1 mit dem Datum vom 1. Februar 1910. Am gleichen Tag erhielt auch der Magdeburger Hans Grade, der Altmeister des deutschen Motorflugs und Lehrling Otto Lilienthals, den Pilotenschein Nr. 2. |
| − | <br> | + | <br> |
| − | Euler zog 1911 um und eröffnete in Frankfurt-Niederrad einen weiteren Flugplatz mit Flugschule. Einer seiner Flugschüler, Ferdinand von Hiddessen, führte mit der Euler-Flugmaschine Nr. 33 "Gelber Hund" am 10. Juni 1912 die erste amtlich genehmigte Luftpostbeförderung durch. Für die beförderten 20.000 Luftpostkarten, die auf der Strecke Frankfurt - Darmstadt - Worms - Mainz - Frankfurt befördert wurden, hatte die Deutsche Reichspost Marken im Wert von 40 Pfennig bis drei Mark herausgegeben - eine Goldgrube. | + | Euler zog 1911 um und eröffnete in Frankfurt-Niederrad einen weiteren Flugplatz mit Flugschule. Einer seiner Flugschüler, Ferdinand von Hiddessen, führte mit der Euler-Flugmaschine Nr. 33 "Gelber Hund" am 10. Juni 1912 die erste amtlich genehmigte Luftpostbeförderung durch. Für die beförderten 20.000 Luftpostkarten, die auf der Strecke Frankfurt - Darmstadt - Worms - Mainz - Frankfurt befördert wurden, hatte die Deutsche Reichspost Marken im Wert von 40 Pfennig bis drei Mark herausgegeben - eine Goldgrube. |
| − | <br> | + | <br> |
| − | Euler wurde international sehr bekannt, besonders nach seinem Dauerflugrekord von drei Stunden, sechs Minuten und 18 Sekunden. Er konstruierte 21 verschiedene Flugzeugmodelle. Von 1918 bis 1922 war er Unterstaatssekretär im neu gegründeten Reichsluftamt (so lautete die Bezeichnung tatsächlich!); während seiner Amtszeit wurde die erste Luftverkehrsordnung in Deutschland geschaffen und die erste Polizei-Fliegertruppe geschaffen. | + | Euler wurde international sehr bekannt, besonders nach seinem Dauerflugrekord von drei Stunden, sechs Minuten und 18 Sekunden. Er konstruierte 21 verschiedene Flugzeugmodelle. Von 1918 bis 1922 war er Unterstaatssekretär im neu gegründeten Reichsluftamt (so lautete die Bezeichnung tatsächlich!); während seiner Amtszeit wurde die erste Luftverkehrsordnung in Deutschland geschaffen und die erste Polizei-Fliegertruppe geschaffen. |
| − | <br> | + | <br> |
| − | Alle Menschen, die vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges die Prüfung zum Flugzeugführer bestanden hatten, durften sich ab 1927 "Alte Adler" nennen. Auch Heinrich von Preußen, ein Bruder des Kaisers steht auf dieser Liste. Er bewies, dass jeder Mensch ein Flugzeug pilotieren kann, egal, wie es um seine geistigen Fähigkeiten bestellt sei. Denn seine Mutter, die deutsche Kaiserin Victoria und älteste Tochter der britischen Queen Victoria, schrieb einmal in einem Brief an ihre Mutter über den jungen Mann: "Er ist schrecklich zurückgeblieben in allem, ist hoffnungslos faul, langweilig und träge in seinen Schulstunden." <br> | + | Alle Menschen, die vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges die Prüfung zum Flugzeugführer bestanden hatten, durften sich ab 1927 "Alte Adler" nennen. Auch Heinrich von Preußen, ein Bruder des Kaisers steht auf dieser Liste. Er bewies, dass jeder Mensch ein Flugzeug pilotieren kann, egal, wie es um seine geistigen Fähigkeiten bestellt sei. Denn seine Mutter, die deutsche Kaiserin Victoria und älteste Tochter der britischen Queen Victoria, schrieb einmal in einem Brief an ihre Mutter über den jungen Mann: "Er ist schrecklich zurückgeblieben in allem, ist hoffnungslos faul, langweilig und träge in seinen Schulstunden." |
| − | Keine Angst um Prinz Heinrich, er wurde später sogar noch Großadmiral. Erst nachdem der Krieg verloren war, wurden seine wirklichen Fähigkeiten wieder interessant für sein weiteres Leben. Und den Pilotenschein konnte er ab 1919 auch nicht mehr gebrauchen, weil Deutschen das Pilotieren von Flugzeugen für lange Zeit verboten wurde. Seine Cousins in England wollen ihn auch nicht mehr sehen. Einfach dumm gelaufen, das mit dem Krieg. | + | <br> |
| − | <br> | + | Keine Angst um Prinz Heinrich, er wurde später sogar noch Großadmiral. Erst nachdem der Krieg verloren war, wurden seine wirklichen Fähigkeiten wieder interessant für sein weiteres Leben. Und den Pilotenschein konnte er ab 1919 auch nicht mehr gebrauchen, weil Deutschen das Pilotieren von Flugzeugen für lange Zeit verboten wurde. Seine Cousins in England wollen ihn auch nicht mehr sehen. Einfach dumm gelaufen, das mit dem Krieg. |
| − | ''Der Text darf unter Nennung der www-Seite und dem Namen des Autors "Hellmut Hentschel" weiter veröffentlicht werden.'' | + | <br> |
| + | ''Der Text darf unter Nennung der www-Seite und dem Namen des Autors "Hellmut Hentschel" weiter veröffentlicht werden.'' | ||
| + | |||
''[[https://www.oteripedia.de/Geschichte_Tag_für_Tag zurück]] | ''[[https://www.oteripedia.de/Geschichte_Tag_für_Tag zurück]] | ||
Version vom 7. Februar 2025, 16:59 Uhr
GESCHICHTE TAG FÜR TAG
01.02.1910 - Das erste Flugzeugführerpatent
01.02.1910 - Das erste Flugzeugführerpatent
Auf Eulers Schwingen ...
Wahrscheinlich trage ich heute Eulen nach Athen, denn der Mensch, um den es heute geht, wurde zwar im Münsterland geboren, starb in Feldberg im Schwarzwald, begraben aber wurde er in Frankfurt, das sein geografischer Lebensmittelpunkt gewesen war. Ich spreche von August Euler, dem Automobil- und Fahrradfabrikanten, der im Jahre 1906 Sieger des Radrennens "Tour de Paris" wurde. Als Champion bekam er Kontakt zu den französischen Luftfahrt-Pionieren Louis Blériot und Gabriel Voisin.
In den Jahren 1908 und 1909 pachtete er bei Darmstadt einen Truppenübungsplatz und baute dort den ersten deutschen Flugplatz und eine Flugzeugfabrik, die "Euler-Flugmaschinen-Werke" sowie eine Flugschule auf. Außerdem erwarb er die Lizenz zum Nachbau des Voisin-Doppeldeckers. Bis zur ersten Luftfahrt-Ausstellung (ILA) in Frankfurt am Main baute er vier Motor- und drei Gleitflugzeuge und wurde dann der einzige deutsche Teilnehmer in Frankfurt.
Am 31. Dezember 1909 bestand er als erster deutscher Flieger die Pilotenscheinprüfung, die im selbst konstruierten Flugzeug vom Deutschen Luftschiffer-Verband - damals die "Herren der Lüfte" - abgenommen wurde, nur weil dieser Verband als einziger in Deutschland Mitglied der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), der internationalen Vereinigung, war. Eine eigene Behörde hatten deutsche Piloten damals noch nicht.
Das Flugzeugführerpatent, das Euler erhielt, galt ausschließlich für Flüge mit Doppeldeckern. Und sein Patent erhielt die laufende Nummer 1 mit dem Datum vom 1. Februar 1910. Am gleichen Tag erhielt auch der Magdeburger Hans Grade, der Altmeister des deutschen Motorflugs und Lehrling Otto Lilienthals, den Pilotenschein Nr. 2.
Euler zog 1911 um und eröffnete in Frankfurt-Niederrad einen weiteren Flugplatz mit Flugschule. Einer seiner Flugschüler, Ferdinand von Hiddessen, führte mit der Euler-Flugmaschine Nr. 33 "Gelber Hund" am 10. Juni 1912 die erste amtlich genehmigte Luftpostbeförderung durch. Für die beförderten 20.000 Luftpostkarten, die auf der Strecke Frankfurt - Darmstadt - Worms - Mainz - Frankfurt befördert wurden, hatte die Deutsche Reichspost Marken im Wert von 40 Pfennig bis drei Mark herausgegeben - eine Goldgrube.
Euler wurde international sehr bekannt, besonders nach seinem Dauerflugrekord von drei Stunden, sechs Minuten und 18 Sekunden. Er konstruierte 21 verschiedene Flugzeugmodelle. Von 1918 bis 1922 war er Unterstaatssekretär im neu gegründeten Reichsluftamt (so lautete die Bezeichnung tatsächlich!); während seiner Amtszeit wurde die erste Luftverkehrsordnung in Deutschland geschaffen und die erste Polizei-Fliegertruppe geschaffen.
Alle Menschen, die vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges die Prüfung zum Flugzeugführer bestanden hatten, durften sich ab 1927 "Alte Adler" nennen. Auch Heinrich von Preußen, ein Bruder des Kaisers steht auf dieser Liste. Er bewies, dass jeder Mensch ein Flugzeug pilotieren kann, egal, wie es um seine geistigen Fähigkeiten bestellt sei. Denn seine Mutter, die deutsche Kaiserin Victoria und älteste Tochter der britischen Queen Victoria, schrieb einmal in einem Brief an ihre Mutter über den jungen Mann: "Er ist schrecklich zurückgeblieben in allem, ist hoffnungslos faul, langweilig und träge in seinen Schulstunden."
Keine Angst um Prinz Heinrich, er wurde später sogar noch Großadmiral. Erst nachdem der Krieg verloren war, wurden seine wirklichen Fähigkeiten wieder interessant für sein weiteres Leben. Und den Pilotenschein konnte er ab 1919 auch nicht mehr gebrauchen, weil Deutschen das Pilotieren von Flugzeugen für lange Zeit verboten wurde. Seine Cousins in England wollen ihn auch nicht mehr sehen. Einfach dumm gelaufen, das mit dem Krieg.
Der Text darf unter Nennung der www-Seite und dem Namen des Autors "Hellmut Hentschel" weiter veröffentlicht werden.
[zurück]