Kapitel 8 - Die Gemeinschaften und Sonderarbeiten: Unterschied zwischen den Versionen
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'''''Abteilung Pankow''''' <br> | '''''Abteilung Pankow''''' <br> | ||
| − | Die hiesige Gemeinschaftsarbeit nahm ihren Anfang am 1. November 1903 in der Privatwohnung eines Buchdruckers. Leider erwiesen sieh die lieben Leute nach anfänglich großer Begeisterung als nicht stark genug, die bald im Hause einsetzende Schmach zu tragen, und schoben uns nach einiger Zeit aus ihrem Heim hinaus. Da sich aber inzwischen schon ein netter kleiner Stamm gebildet hatte, wagten wir es, im Nebenhaus Brehmestraße 61 eine kleine Wohnung zu mieten, wo wir bald guten Besuch hatten. Eine gleichzeitig begonnene Sonntagsschule wuchs in einiger Zeit auf etwa 150—200 Kinder. Eine Wochenbibelstunde wurde erforderlich. Nach Jahresfrist setzte eine Jungmännerarbeit, eine Jungfrauenabteilung und eine Kleinkinderarbeit ein, die gut entwickelten. Die große Not der Trunksucht in vielen Familien führte zur Gründung einer Trinkerrettungsarbeit, die bis zum Kriege vielen Männern als Wegweiser zur Freiheit diente. Nach einigen Jahren wurde der Raum zu eng, und wir bezogen in derselben Straße Nr. 11 neue größere Räume, wo die Arbeit viel Gnade und Segen Gottes erfahren durfte. Der erste Weltkrieg brachte uns leider im Männer- und Jungmännerkreis so große Verluste, daß wir letzteren ganz neu anfangen mußten. Aus dem Nachwuchs einer großen Jungschar, während des Krieges weiter geführt wurde, erhielten wir neue Mitglieder. Die Gemeinschaftsarbeit baute sich auch wieder neu auf, auch die regelmäßigen und nahmen ihren Fortgang, größere Veranstaltungen fanden in einer nahen Schulaula statt. Im April 1926 übernahm Br. Schorr diese Arbeit. Leider kam es zur schmerzlichen Abtrennung fast des ganzen Kreises im April 1931. Mit den Trümmern | + | Die hiesige Gemeinschaftsarbeit nahm ihren Anfang am 1. November 1903 in der Privatwohnung eines Buchdruckers. Leider erwiesen sieh die lieben Leute nach anfänglich großer Begeisterung als nicht stark genug, die bald im Hause einsetzende Schmach zu tragen, und schoben uns nach einiger Zeit aus ihrem Heim hinaus. Da sich aber inzwischen schon ein netter kleiner Stamm gebildet hatte, wagten wir es, im Nebenhaus Brehmestraße 61 eine kleine Wohnung zu mieten, wo wir bald guten Besuch hatten. Eine gleichzeitig begonnene Sonntagsschule wuchs in einiger Zeit auf etwa 150—200 Kinder. Eine Wochenbibelstunde wurde erforderlich. Nach Jahresfrist setzte eine Jungmännerarbeit, eine Jungfrauenabteilung und eine Kleinkinderarbeit ein, die gut entwickelten. Die große Not der Trunksucht in vielen Familien führte zur Gründung einer Trinkerrettungsarbeit, die bis zum Kriege vielen Männern als Wegweiser zur Freiheit diente. Nach einigen Jahren wurde der Raum zu eng, und wir bezogen in derselben Straße Nr. 11 neue größere Räume, wo die Arbeit viel Gnade und Segen Gottes erfahren durfte. Der erste Weltkrieg brachte uns leider im Männer- und Jungmännerkreis so große Verluste, daß wir letzteren ganz neu anfangen mußten. Aus dem Nachwuchs einer großen Jungschar, während des Krieges weiter geführt wurde, erhielten wir neue Mitglieder. Die Gemeinschaftsarbeit baute sich auch wieder neu auf, auch die regelmäßigen und nahmen ihren Fortgang, größere Veranstaltungen fanden in einer nahen Schulaula statt. Im April 1926 übernahm Br. Schorr diese Arbeit. Leider kam es zur schmerzlichen Abtrennung fast des ganzen Kreises im April 1931. Mit den Trümmern wird nun seit Mai 1931 im neuen Saal Wollankstraße 134 versucht, das Werk wieder aufzubauen. Das ist in der heutigen Zeit eine doppelte Glaubensarbeit. <br> |
| − | wird nun seit Mai 1931 im neuen Saal Wollankstraße 134 versucht, das Werk wieder aufzubauen. Das ist in der heutigen Zeit eine doppelte Glaubensarbeit. <br> | ||
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Nur langsam kann die Arbeit in anbetracht der Zeitverhältnisse aufgebaut werden. Ein Jugendbund junger Midchen hat sich inzwischen gebildet mit einer als Vorschule, die letzthin ein liebliches Maienfest veranstaltete. Der im Advent 1931 begonnene kleine Gemischte Chor hat sich zu unserer Freude gut entwickelt und ist uns ein wertvoller Faktor beim Wiederaufbau. Die Evangelisation von Br. Dams Anfang Januar | Nur langsam kann die Arbeit in anbetracht der Zeitverhältnisse aufgebaut werden. Ein Jugendbund junger Midchen hat sich inzwischen gebildet mit einer als Vorschule, die letzthin ein liebliches Maienfest veranstaltete. Der im Advent 1931 begonnene kleine Gemischte Chor hat sich zu unserer Freude gut entwickelt und ist uns ein wertvoller Faktor beim Wiederaufbau. Die Evangelisation von Br. Dams Anfang Januar | ||
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'''''Arbeit an der weiblichen Jugend ''''' <br> | '''''Arbeit an der weiblichen Jugend ''''' <br> | ||
| − | Daß der Gründer und Leiter des St.-Michaels-Werkes, Graf Pückler, besonderes Interesse der Jugend und ihrer Sammlung unter Christi Fahne schenkte, lag wohl einmal daran, daß er selbst noch jung den Heiland fand, sodann aber auch an der Erkenntnis, daß, wer die Jugend hat, die Zukunft baut. So förderte er in jeder Weise die Zusammenkünfte auch der jungen Mädchen und sorgte dafür, daß in jeder Gemeinschaft ihnen Raum und Zeit gelassen wurden. Wie oft erschien er dann plötzlich hier und da in ihren Stunden und freute sich, wenn er Freude aus den Augen der Mädchen leuchten sah, während sie ihre Heilandslieder sangen oder bei der Besprechung des Wortes Gottes waren! Uns Führerinnen der Gruppen lud er hin her zu einer Tasse Kaffee in das Hospiz St. Michael ein und besprach mit uns Arbeit und Gottes Wort. Da floß das Wort noch viel mehr, als es heute überall der Fall ist, aus dem ursprünglichen Quell. Die sogenannte Jugendbewegung, die in den Ietzten zwanzig Jahren entstanden war, zog auch in unsere Kreise viele Jugendliche hinein. Da war starke, innere Arbeit nötig, die Bewegung, die wir merklich stark in den Jahren 1923—26 bei uns hatten, zu einer Bewegung für und in Christus werden zu lassen. Eine Anzahl aus den stark Jugendbewegten sind | + | Daß der Gründer und Leiter des St.-Michaels-Werkes, Graf Pückler, besonderes Interesse der Jugend und ihrer Sammlung unter Christi Fahne schenkte, lag wohl einmal daran, daß er selbst noch jung den Heiland fand, sodann aber auch an der Erkenntnis, daß, wer die Jugend hat, die Zukunft baut. So förderte er in jeder Weise die Zusammenkünfte auch der jungen Mädchen und sorgte dafür, daß in jeder Gemeinschaft ihnen Raum und Zeit gelassen wurden. Wie oft erschien er dann plötzlich hier und da in ihren Stunden und freute sich, wenn er Freude aus den Augen der Mädchen leuchten sah, während sie ihre Heilandslieder sangen oder bei der Besprechung des Wortes Gottes waren! Uns Führerinnen der Gruppen lud er hin her zu einer Tasse Kaffee in das Hospiz St. Michael ein und besprach mit uns Arbeit und Gottes Wort. Da floß das Wort noch viel mehr, als es heute überall der Fall ist, aus dem ursprünglichen Quell. Die sogenannte Jugendbewegung, die in den Ietzten zwanzig Jahren entstanden war, zog auch in unsere Kreise viele Jugendliche hinein. Da war starke, innere Arbeit nötig, die Bewegung, die wir merklich stark in den Jahren 1923—26 bei uns hatten, zu einer Bewegung für und in Christus werden zu lassen. Eine Anzahl aus den stark Jugendbewegten sind ganz an Christus ausgelieferte Leute geworden, die zum Teil noch heute mithelfen. In diesen Jahren entstanden auch - im Jahre 1922 zuerst - unsere Jugendbundfreizeiten. Zuerst waren sie mehrmalig in Hohenbinde bei Erkner. Gern denke an sie zurück, auch an den St.-Michaels-Sonntag, der stets hieran anschloß, an denen mehrere hundert St.-Michaels-Leute zu uns hinauskamen, mit denen wir dann gemeinsame Waldgottesdienste hatten. Einmal war eine solche Freizeit in Harnekop bei Sternebeck. Da schlief dann die ganze Jugendgesells&aft der Billigkeit halber auf Stroh in kostete jeder Tag schon 50 000 Mark (Inflationszeit). Auch weitere Wanderungen wurden, den Forderungen der Zeit entsprechend, gemacht: durch den Harz. durchs Riesengebirge und auf der Insel Rügen. Unvergeßlich ist vielen da so manche Stunde des gemeinsamen Genießens der Naturschönheiten, so manche Bibelbesprechung, die nach Zeugnissen manchem Vieles gab. Die Not der Zeit hat uns manche dieser Freuden genommen und dadurch, was verständlich ist, die große Jugendzahl gemindert. Nun kommt es darauf an, was ja das Wesentliche unserer Arbeit ist, daß die Freude allein am Herrn unsere große Freude wird. <br> |
| − | ganz an Christus ausgelieferte Leute geworden, die zum Teil noch heute mithelfen. In diesen Jahren entstanden auch - im Jahre 1922 zuerst - unsere Jugendbundfreizeiten. Zuerst waren sie mehrmalig in Hohenbinde bei Erkner. Gern denke an sie zurück, auch an den St.-Michaels-Sonntag, der stets hieran anschloß, an denen mehrere hundert St.-Michaels-Leute zu uns hinauskamen, mit denen wir dann gemeinsame Waldgottesdienste hatten. Einmal war eine solche Freizeit in Harnekop bei Sternebeck. Da schlief dann die ganze Jugendgesells&aft der Billigkeit halber auf Stroh in kostete jeder Tag schon 50 000 Mark (Inflationszeit). Auch weitere Wanderungen wurden, den Forderungen der Zeit entsprechend, gemacht: durch den Harz. durchs Riesengebirge und auf der Insel Rügen. Unvergeßlich ist vielen da so manche Stunde des gemeinsamen Genießens der Naturschönheiten, so manche Bibelbesprechung, die nach Zeugnissen manchem | ||
| − | Vieles gab. Die Not der Zeit hat uns manche dieser Freuden genommen und dadurch, was verständlich ist, die große Jugendzahl gemindert. Nun kommt es darauf an, | ||
| − | was ja das Wesentliche unserer Arbeit ist, daß die Freude allein am Herrn unsere große Freude wird. <br> | ||
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Erwähnen muss ich noch, daß unsere Jugendbundkreise seit 1923 ihr eigenes Werbeblatt, „Durch zum Licht", haben, von der Unterzeichneten herausgegeben, das in | Erwähnen muss ich noch, daß unsere Jugendbundkreise seit 1923 ihr eigenes Werbeblatt, „Durch zum Licht", haben, von der Unterzeichneten herausgegeben, das in | ||
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Außer dem Hause „Morija" pachteten wir in den kommenden Jahren noch das Pfarrhaus im benachbarten Dorf Cöthen zur Erholung unserer Schwestern und Kinder und | Außer dem Hause „Morija" pachteten wir in den kommenden Jahren noch das Pfarrhaus im benachbarten Dorf Cöthen zur Erholung unserer Schwestern und Kinder und | ||
kauften noch zwei Villengrundstücke in Falkenberg, unsere „Morgenröte", die zum Erholungsheim eingerichtet wurde, und unsern "Abendfrieden" für ein Altersheim. In diesen Heimen fanden unsere Haushaltungsschülerinnen ihre Ausbildung. Wir freuen uns, daß diese drei Heime auch jetzt bestehen und ihre Aufgabe erfüllen. <br> | kauften noch zwei Villengrundstücke in Falkenberg, unsere „Morgenröte", die zum Erholungsheim eingerichtet wurde, und unsern "Abendfrieden" für ein Altersheim. In diesen Heimen fanden unsere Haushaltungsschülerinnen ihre Ausbildung. Wir freuen uns, daß diese drei Heime auch jetzt bestehen und ihre Aufgabe erfüllen. <br> | ||
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| − | Über diese eigenen Anstalten und Heime hinaus konnten wir den an uns gerichteten Bitten entsprechen und eine Anzahl von Stationen im Laufe der Jahre mit unsern | + | Nach Ablauf der Pacht des Hauses „Morija" konnten wir im Januar 1937 das Schloß „Seewalde" in Mecklenburg günstig kaufen und nun in eigene Räume ziehen. Ein selten mit seinen Seen und Wäldern, seiner in sich geschlossenen Landwirtschaft 150 Morgen und seinen großen Obstanlagen und einer Fülle von Räumen zur Aufnahme unserer Gäste! In der Tat eine wunderbare und gnädige Führung unseres Herrn! Schon im ersten Jahre unseres Dortseins begannen wir mit Freizeiten für unsere Gäste und die umliegenden Gemeinden (Zedliner Hütte, Rheinsberg usw.), bald auch mit Freizeiten für Pfarrer. Auch hier brach eine Segenszeit an, die uns unvergeßlich sein wird. Die Missionsfeste feierten wir hier alljährlich weiter. Dazu kamen die Gäste aus den umliegenden Gemeinden mit Dampfern über den See nach Seewalde - ein wunderschöner Anblick! Mit Dank erinnern wir uns an die prächtigen Männer, die uns am Wort gedient haben: Die Pfarrer Jobs, Lohmann, Schnepel, Moll, Huhn, Gensichen, Kottmeier, Finndorf, Reinhold; Bürgermeister Dr. Berg aus Neustrelitz und die Missionare aus verschiedenen Missionsgesellschaften. Auch fand in Seewalde in jedem Sommer eine große Schar Berliner Kinder Erholung. Wir denken aber auch an den schweren Brand, den wir im strengen Januar 1940 dort erlebten und der das Schloß bis auf das Erdgeschoß zerstörte, und an zwei weitere kleine Brände im Seitenflügel, so daß wir uns, auch wegen der Unwirtschaftlichkeit dieser Arbeit und auf Grund des Druckes der Wehrmacht entschlossen, das wiederaufgebaute schöne Anwesen im Juni 1941 wieder zu veräußern. Ein Schloß in der Oberlausitz, „Bärwalde", pachteten wir 1947 als Ersatz vom Ministerium in Dresden; es wurde uns aber schon nach wenigen Jahren wieder entzogen. <br> |
| − | Schwestern besetzen: Zuerst in Oberschlesien die Gemeindestationen mit Kindergarten in Falkenberg, Graase, Schedlau, Heidersdorf, Grotikau, Kirchberg, Groß-Gohlau, Schurgast, Löwen, Hilbersdorf, später in Goldschmieden und Neukirch bei Breslau; ferner die Krankenhäuser in Groß-Jestin in Pommern und Bitterfeld in Sachsen und nach Ablösung des letzteren das Krankenhaus in Woldenberg/Neumark. Schöne Arbeitsfelder für unsere Schwestern, die wir als Hauseltern gern besuchten, wo wir alljährlich mit unseren Schwestern köstliche Zeiten der inneren Stärkung durch Gottes Wort erlebten! <br> | + | <br> |
| + | Über diese eigenen Anstalten und Heime hinaus konnten wir den an uns gerichteten Bitten entsprechen und eine Anzahl von Stationen im Laufe der Jahre mit unsern Schwestern besetzen: Zuerst in Oberschlesien die Gemeindestationen mit Kindergarten in Falkenberg, Graase, Schedlau, Heidersdorf, Grotikau, Kirchberg, Groß-Gohlau, Schurgast, Löwen, Hilbersdorf, später in Goldschmieden und Neukirch bei Breslau; ferner die Krankenhäuser in Groß-Jestin in Pommern und Bitterfeld in Sachsen und nach Ablösung des letzteren das Krankenhaus in Woldenberg/Neumark. Schöne Arbeitsfelder für unsere Schwestern, die wir als Hauseltern gern besuchten, wo wir alljährlich mit unseren Schwestern köstliche Zeiten der inneren Stärkung durch Gottes Wort erlebten! <br> | ||
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Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 begann auch für unser Schwesternwerk und seine Stationen eine schwere Zeit, die dann in der totalen Zerstörung des Mutterhauses in Friedenau im September 1944 auslief und in all dem schrecklichen Erleben beim Einbruch des Feindes im Frühjahr 1945, damit verbunden dem Verlust aller Arbeitsfelder unserer Schwestern in Schlesien, Pommern und der Neumark und gar mancher lieber Schwester durch den Tod im Kriegszusammenhang. Neue Stationen gewannen wir in Drang und Not für unsere heimgekehrten Schwestern in Süd- und Westdeutschland: Krankenhaus Weißenbrunn, Gemeinden Unterrodach, Fischbach und Burggrub in Bayern, in Hannover-Kleefeld, Duisburg, zuletzt in Bingerbrück/Rhein, Daaden/ieg und auch in Berlin-Neuheiligensee. <br> | Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 begann auch für unser Schwesternwerk und seine Stationen eine schwere Zeit, die dann in der totalen Zerstörung des Mutterhauses in Friedenau im September 1944 auslief und in all dem schrecklichen Erleben beim Einbruch des Feindes im Frühjahr 1945, damit verbunden dem Verlust aller Arbeitsfelder unserer Schwestern in Schlesien, Pommern und der Neumark und gar mancher lieber Schwester durch den Tod im Kriegszusammenhang. Neue Stationen gewannen wir in Drang und Not für unsere heimgekehrten Schwestern in Süd- und Westdeutschland: Krankenhaus Weißenbrunn, Gemeinden Unterrodach, Fischbach und Burggrub in Bayern, in Hannover-Kleefeld, Duisburg, zuletzt in Bingerbrück/Rhein, Daaden/ieg und auch in Berlin-Neuheiligensee. <br> | ||
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| − | Das Mutterhaus aber lag in Trümmern, und wir wohnten - nach der schon 1943 erfolgten Verlagerung unserer Kinder nach Bayern und nach Aufhebung des Altersheims | + | Das Mutterhaus aber lag in Trümmern, und wir wohnten - nach der schon 1943 erfolgten Verlagerung unserer Kinder nach Bayern und nach Aufhebung des Altersheims - in Notquartieren in Friedenau, bis sich uns nach langen vergeblichen Bemühungen um ein geeignetes größeres Gebäude für unser Mutterhaus ein schönes kleineres Villengrundstück in Berlin-Lichterfelde-West zum Kauf bot, das wir im März 1951 bezogen, und ein zweites zur Pacht im Januar 1952. <br> |
| − | - in Notquartieren in Friedenau, bis sich uns nach langen vergeblichen Bemühungen um ein geeignetes größeres Gebäude für unser Mutterhaus ein schönes kleineres Villengrundstück in Berlin-Lichterfelde-West zum Kauf bot, das wir im März 1951 bezogen, und ein zweites zur Pacht im Januar 1952. <br> | ||
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Nach langjähriger Vorarbeit treuer Mitarbeiter können wir nun mit Hilfe von staatlichen Mitteln nach dem Verkauf unseres Grundes und Bodens in Friedenau und dem Erwerb eines geeigneten Geländes in der Nachbarschaft unseres jetzigen kleinen Mutterhauses em neues Mutterhaus mit rund 65 Zimmern und einem großen Kirchensaal mit Feierabendhaus für unsere Schwestern und einer Ausbildungsstätte für junge Mädchen, verbunden mit einem Altersheim, aufbauen. <br> | Nach langjähriger Vorarbeit treuer Mitarbeiter können wir nun mit Hilfe von staatlichen Mitteln nach dem Verkauf unseres Grundes und Bodens in Friedenau und dem Erwerb eines geeigneten Geländes in der Nachbarschaft unseres jetzigen kleinen Mutterhauses em neues Mutterhaus mit rund 65 Zimmern und einem großen Kirchensaal mit Feierabendhaus für unsere Schwestern und einer Ausbildungsstätte für junge Mädchen, verbunden mit einem Altersheim, aufbauen. <br> | ||
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'''''St. Michael seit Graf Pücklers Tod bis zur Gegenwart''''' <br> | '''''St. Michael seit Graf Pücklers Tod bis zur Gegenwart''''' <br> | ||
| − | Dem schönen St.-Michaels-Werk fehlte nun der einzigartige Führer. Das Werk war auf seine Person zugeschnitten. Es mußte diese Arbeit des Grafen unverändert in den alten Bahnen weiterzuführen. Der Vizepräses, Rechnungsrat Hagedorn, tat, was er konnte. Treu hat er über dem Werk gewacht. Die Schwierigkeiten lagen | + | Dem schönen St.-Michaels-Werk fehlte nun der einzigartige Führer. Das Werk war auf seine Person zugeschnitten. Es mußte diese Arbeit des Grafen unverändert in den alten Bahnen weiterzuführen. Der Vizepräses, Rechnungsrat Hagedorn, tat, was er konnte. Treu hat er über dem Werk gewacht. Die Schwierigkeiten lagen gar nicht so sehr in dem hohen Alter des lieben Bruders, sondern vielmehr in dem ganzen Aufbau des Werkes. „Der zu spärliche Einsatz gediegener Berufsarbeiter zu rechter Zeit und die zu starke Zentralisation des St.-Michaels-Werkes haben es verhindert, daß dieses herrliche Werk sich nicht noch mehr ausgedehnt hat und die einzelnen Stationen nicht mehr erstarkt sind. Wenn zwölf Großstadtgemeinschaften durch drei bis vier Berufsarbeiter betreut werden, dann kann das keine intensive Arbeit sein mit Hausbesuchen, Blättermission und Jugendarbeit. Die Folge davon ist, daß andere dicht daneben aufwachsen und die Fortentwicklung der ersteren zu leicht beeinträchtigen. Man sagt oft, unter den vielen Menschen der Großstadt könnte eine Gemeinschaft neben der anderen sein. Theoretisch ist das richtig, aber in der Praxis zeigt sich bald, daß die Leute, die für Jesus disponiert sind, nicht so zahlreich sind, daß bei den hohen Mieten die Mittel und Kräfte für einen geordneten Gemeinschaftsbetrieb und für so viele Stationen aufgebracht werden können." Das hat dann auch St. Michael erfahren. <br> |
| − | gar nicht so sehr in dem hohen Alter des lieben Bruders, sondern vielmehr in dem ganzen Aufbau des Werkes. „Der zu spärliche Einsatz gediegener Berufsarbeiter zu rechter Zeit und die zu starke Zentralisation des St.-Michaels-Werkes haben es verhindert, daß dieses herrliche Werk sich nicht noch mehr ausgedehnt hat und die einzelnen Stationen nicht mehr erstarkt sind. Wenn zwölf Großstadtgemeinschaften durch drei bis vier Berufsarbeiter betreut werden, dann kann das keine intensive Arbeit sein mit Hausbesuchen, Blättermission und Jugendarbeit. Die Folge davon ist, daß andere dicht daneben aufwachsen und die Fortentwicklung der ersteren zu leicht beeinträchtigen. Man sagt oft, unter den vielen Menschen der Großstadt könnte eine Gemeinschaft neben der anderen sein. Theoretisch ist das richtig, aber in der Praxis zeigt sich bald, daß die Leute, die für Jesus disponiert sind, nicht so zahlreich sind, daß bei den hohen Mieten die Mittel und Kräfte für einen geordneten Gemeinschaftsbetrieb und für so viele Stationen aufgebracht werden können." Das hat dann auch St. Michael erfahren. <br> | ||
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Mit aus diesen Gedankengängen heraus hat Regierungs- und Baurat Müller, der später vorübergehend Präses war, den Grafen wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß es sich empfehlen dürfte, die an vielen Stellen neu entstehenden Gemeinschaften dem St.-Michaels-Werk - vielleicht unter anderer Bezeichnung - anzugliedern. Grundsätzlich war er nicht dagegen, konnte sich jedoch zu einem endgültigen Entschluß nicht aufraffen. St. Michael war sein Schoßkind, das er nicht einmal dem Gnadauer Verband angeschlossen hat. Die Folge davon war, daß die anderen Gemeinschaften nach und nach Anschluß bei dem Brandenburger Gemeinschaftsbund suchten, der sich 1907 aus zum Teil vom Verbande abgezweigten Gemeinschaften bildete. Eine günstige Gelegenheit, die einzelnen St.-Midnaels-Gemeinschaften durch Einstellung einer größeren Zahl jüngerer Berufsarbeiter und intensive Arbeit zu stärken und geldlich unabhängiger zu machen, bot sich in den Jahren der Inflation, deren Ende ziemlich mit dem Heimgang des Grafen zusammenfiel. Die Hospize warfen damals einen ganz schönen Überschuß ab, und die Kollekteneingänge waren gleich nach der Inflation in den Gemeinschaften besser denn je. Die Überschüsse des Hospizes St. Michael und ein Vermächtnis des Grafen wollte Regierungsrat Hagedorn, der als Nachfolger des Grafen zum Vorsitzenden des Werkes gewählt wurde, aufsparen, sie wurden jedoch für die Erweiterung des Schwestern- und Kinderheims St. Michael in Falkenberg (Mark), freilich unter der der späteren Rückzahlung, verwendet. <br> | Mit aus diesen Gedankengängen heraus hat Regierungs- und Baurat Müller, der später vorübergehend Präses war, den Grafen wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß es sich empfehlen dürfte, die an vielen Stellen neu entstehenden Gemeinschaften dem St.-Michaels-Werk - vielleicht unter anderer Bezeichnung - anzugliedern. Grundsätzlich war er nicht dagegen, konnte sich jedoch zu einem endgültigen Entschluß nicht aufraffen. St. Michael war sein Schoßkind, das er nicht einmal dem Gnadauer Verband angeschlossen hat. Die Folge davon war, daß die anderen Gemeinschaften nach und nach Anschluß bei dem Brandenburger Gemeinschaftsbund suchten, der sich 1907 aus zum Teil vom Verbande abgezweigten Gemeinschaften bildete. Eine günstige Gelegenheit, die einzelnen St.-Midnaels-Gemeinschaften durch Einstellung einer größeren Zahl jüngerer Berufsarbeiter und intensive Arbeit zu stärken und geldlich unabhängiger zu machen, bot sich in den Jahren der Inflation, deren Ende ziemlich mit dem Heimgang des Grafen zusammenfiel. Die Hospize warfen damals einen ganz schönen Überschuß ab, und die Kollekteneingänge waren gleich nach der Inflation in den Gemeinschaften besser denn je. Die Überschüsse des Hospizes St. Michael und ein Vermächtnis des Grafen wollte Regierungsrat Hagedorn, der als Nachfolger des Grafen zum Vorsitzenden des Werkes gewählt wurde, aufsparen, sie wurden jedoch für die Erweiterung des Schwestern- und Kinderheims St. Michael in Falkenberg (Mark), freilich unter der der späteren Rückzahlung, verwendet. <br> | ||
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| − | Krankheitshalber mußte Br. Hagedorn dann den Vorsitz bald niederlegen. Bis Eintritt des Regierungsrates Müller als Vorsitzender, im Frühjahr 1928, leitete der | + | Krankheitshalber mußte Br. Hagedorn dann den Vorsitz bald niederlegen. Bis Eintritt des Regierungsrates Müller als Vorsitzender, im Frühjahr 1928, leitete der Schatzmeister und stellvertretende Vorsitzende, Br. Kogelschatz, das Werk. Das Bestreben des Regierungsrats Müller war, entsprechend der Absicht und dem Willen des verstorbenen Grafen, die Kinderzahl des Kinderheims angesichts der immer mehr zutage tretenden Absicht der Behörden, die Kinder in eigenen Heimen unterzubringen, nach oben zu begrenzen und die Gemeinschaft und das Schwesternheim auszubauen und zu fördern. Während er bezüglich der Begrenzung der Kinderzahl bei einzelnen Brüdern auf Schwierigkeiten stieß, wurden auf seinen Wunsch zur intensiveren Bedienung der Gemeinschaften zwei junge Liebenzeller Brüder, die sich in der Ausbildung zur Äußeren Mission befanden, angestellt. <br> |
| − | Schatzmeister und stellvertretende Vorsitzende, Br. Kogelschatz, das Werk. Das Bestreben des Regierungsrats Müller war, entsprechend der Absicht und dem Willen des verstorbenen Grafen, die Kinderzahl des Kinderheims angesichts der immer mehr zutage tretenden Absicht der Behörden, die Kinder in eigenen | ||
| − | unterzubringen, nach oben zu begrenzen und die Gemeinschaft und das Schwesternheim auszubauen und zu fördern. Während er bezüglich der Begrenzung der Kinderzahl bei einzelnen Brüdern auf Schwierigkeiten stieß, wurden auf seinen Wunsch zur intensiveren Bedienung der Gemeinschaften zwei junge Liebenzeller Brüder, die sich in der Ausbildung zur Äußeren Mission befanden, angestellt. <br> | ||
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| − | Bald darauf (1929) legte Regierungsrat Müller seinen Vorsitz nieder, weil die mit St. Michael verbundenen Arbeiten neben der Leitung des sich immer mehr ausdehnenden Werkes es Verbandes seine Kraft überstiegen. Kurz vorher hatte Wasserbauinspektor Braemer sich bereit gefunden, den stellvertretenden Vorsitz zu | + | Bald darauf (1929) legte Regierungsrat Müller seinen Vorsitz nieder, weil die mit St. Michael verbundenen Arbeiten neben der Leitung des sich immer mehr ausdehnenden Werkes es Verbandes seine Kraft überstiegen. Kurz vorher hatte Wasserbauinspektor Braemer sich bereit gefunden, den stellvertretenden Vorsitz zu nehmen. Die Stelle des Präses blieb zwei volle Jahre verwaist. Der Vizepräses Braemer wohnte außerhalb Berlins in Althartmannsdorf, war schwer zu erreichen und außerdem durch seinen Beruf und durch seine Mithilfe in der Gemeinschaftsarbeit des Märkischen Verbandes stark besetzt. St. Michael brauchte mehr noch als in der ersten Zeit eine eigene, starke, verantwortliche Leitung, denn die Wirtschaftskrisis, die über unser Vaterland kam, griff auch über auf die Reichsgottesarbeit und Gemeinschaftswerke, auch auf unser durch den Grafen Pückler scheinbar fest gegründetes St.-Michaels-Werk. Die großen Häuser brachten keine Einnahme. Die Hospize, die nach der Inflationszeit noch erhebliche Überschüsse brachten, wurden sogar Zuschußbetriebe. Die Zahl der Kinder im Kinderheim ging ganz bedeutend zurück. Die Arbeitslosigkeit ergriff je länger je mehr auch unsere Kreise. Die Arbeitsfreudigkeit litt. Es fehlte der immer zuschießende und ermunternde Graf, und ein anderer Graf, der im Geiste Pücklers dieses Werk wieder aufrichten konnte, fand sich nicht. Dazu benötigte Herr Regierungsrat Müller den Vizepräses, Br. Braemer, der gewissermaßen nur in die Lücke eingesprungen war, ganz für seine Arbeit im Märkischen Verband, da ich meinem lieben Freunde bei meiner außeramtlich schon außerordentlich starken Inanspruchnahme in der Mark keine Hilfe zusagen konnte. Nun mußte eine Entscheidung getroffen werden. Deshalb schlug mich Regierungsrat Müller im Oktober 1931 dem Brüderrat St. Michaels als Vorsitzenden vor. Dieser Vorschlag überraschte die Mitglieder des Brüderrats in der Sitzung am 9. Oktober. Am 9. November 1931 wurde ich — auch die Abwesenden hatten ihre Zustimmung erteilt - einstimmig zum Vorsitzenden gewählt und stellte mich zur Verfügung. Am 28. November wurde ich in mein Amt eingeführt. In schwerer Zeit habe ich eine schwere Pflicht mit diesem Vorsitz übernommen. Sparmaßnahmen, die bereits eingeleitet waren, galt es durchzuführen, die Opferfreudigkeit der Gemeinschaftsmitglieder aufs äußerste anzuspannen bei immer mehr steigender Erwerbslosigkeit und Verringerung der Einkommensverhältnisse. Im Oktober wurde für das Hospiz Wedding in Frau Behrend eine neue Leitung gefunden. Leider gelingt es bei den überaus traurigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht, da der Fremdenzustrom aus dem Ausland wie auch aus den Provinzen ungeheuer nachgelassen hat, die Einnahmen der Hospize so zu heben, daß sie die Steuerlasten und Hypothekenzinsen selber tragen. An Überschüsse ist gar nicht zu denken. <br> |
| − | nehmen. Die Stelle des Präses blieb zwei volle Jahre verwaist. Der Vizepräses Braemer wohnte außerhalb Berlins in Althartmannsdorf, war schwer zu erreichen und außerdem durch seinen Beruf und durch seine Mithilfe in der Gemeinschaftsarbeit des Märkischen Verbandes stark besetzt. St. Michael brauchte mehr noch als in der ersten Zeit eine eigene, starke, verantwortliche Leitung, denn die Wirtschaftskrisis, die über unser Vaterland kam, griff auch über auf die Reichsgottesarbeit und Gemeinschaftswerke, auch auf unser durch den Grafen Pückler scheinbar fest gegründetes St.-Michaels-Werk. Die großen Häuser brachten keine Einnahme. Die Hospize, die nach der Inflationszeit noch erhebliche Überschüsse brachten, wurden sogar Zuschußbetriebe. Die Zahl der Kinder im Kinderheim ging ganz bedeutend zurück. Die Arbeitslosigkeit ergriff je länger je mehr auch unsere Kreise. Die Arbeitsfreudigkeit litt. Es fehlte der immer zuschießende und ermunternde Graf, und ein anderer Graf, der im Geiste Pücklers dieses Werk wieder aufrichten konnte, fand sich nicht. Dazu benötigte Herr Regierungsrat Müller den Vizepräses, Br. Braemer, der gewissermaßen nur in die Lücke eingesprungen war, ganz für seine Arbeit im Märkischen Verband, da ich meinem lieben Freunde bei meiner außeramtlich schon außerordentlich starken Inanspruchnahme in der Mark keine Hilfe zusagen konnte. Nun mußte eine Entscheidung getroffen werden. Deshalb schlug mich Regierungsrat Müller im Oktober 1931 dem Brüderrat St. Michaels als Vorsitzenden vor. Dieser Vorschlag überraschte die Mitglieder | ||
| − | des Brüderrats in der Sitzung am 9. Oktober. Am 9. November 1931 wurde ich — auch die Abwesenden hatten ihre Zustimmung erteilt - einstimmig zum Vorsitzenden gewählt und stellte mich zur Verfügung. Am 28. November wurde ich in mein Amt eingeführt. In schwerer Zeit habe ich eine schwere Pflicht mit diesem Vorsitz übernommen. Sparmaßnahmen, die bereits eingeleitet waren, galt es durchzuführen, die Opferfreudigkeit der Gemeinschaftsmitglieder aufs äußerste anzuspannen bei immer mehr steigender Erwerbslosigkeit und Verringerung der Einkommensverhältnisse. Im Oktober wurde für das Hospiz Wedding in Frau Behrend eine neue Leitung gefunden. Leider gelingt es bei den überaus traurigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht, da der Fremdenzustrom aus dem Ausland wie auch aus den Provinzen ungeheuer nachgelassen hat, die Einnahmen der Hospize so zu heben, daß sie die Steuerlasten und Hypothekenzinsen selber tragen. An Überschüsse ist gar nicht zu denken. <br> | ||
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Der innere Zustand unserer Gemeinsdlaften muß leiden, weil vier Prediger in 14 Gemeinschaften nicht den intensiven Dienst durch seelsorgerliche Betreuung verrichten können, der allein eine innerliche Belebung unseres Werkes bringen könnte. (Die beiden von Regierungsrat Müller eingestellten Liebenzeller Brüder, Gresse und Haag, sind infolge der einsetzenden Wirtschaftskrisis wieder an die Missionsanstalt zurückgegeben worden.) <br> | Der innere Zustand unserer Gemeinsdlaften muß leiden, weil vier Prediger in 14 Gemeinschaften nicht den intensiven Dienst durch seelsorgerliche Betreuung verrichten können, der allein eine innerliche Belebung unseres Werkes bringen könnte. (Die beiden von Regierungsrat Müller eingestellten Liebenzeller Brüder, Gresse und Haag, sind infolge der einsetzenden Wirtschaftskrisis wieder an die Missionsanstalt zurückgegeben worden.) <br> | ||
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| − | Trotzdem sehen wir unverzagt in die Zukunft. Gott hat uns wunderbar durch diesen Sommer hindurchgeholfen. Die einzelnen Abteilungen opfern freudig für den | + | Trotzdem sehen wir unverzagt in die Zukunft. Gott hat uns wunderbar durch diesen Sommer hindurchgeholfen. Die einzelnen Abteilungen opfern freudig für den Herrn und unser St.-MichaeIs-Werk bis zu 5, ja 8 Mark monatlich auf den Kopf der zahlenden Mitglieder. Gott hält uns Segnungen bereit, wenn wir uns nur mit unserer ganzen Person für ihn einsetzen wollten. Wir werden darauf bedacht sein müssen, den Geist in unserm Werk zu heben, die innere Kraft unserer Abteilungen zu steigern, die Jugend noch mehr als bisher mit unserm Werk innerlich zu vereinigen, besonders die männliche Jugend, die in Br. Felgentreu einen treuen Führer gefunden hat. Gott muß uns dann noch neue Kräfte zuführen, die neben die bewährten alten Mitarbeiter treten, damit sic mit den freien Laienkräften, die immer noch wie einst in unserm Werk in großer Zahl in treuer Arbeit stehen, an dem inneren und äußeren Aufbau unseres St.-Michaels-Werkes Zur Ehre Gottes arbeiten. <br> |
| − | Herrn und unser St.-MichaeIs-Werk bis zu 5, ja 8 Mark monatlich auf den Kopf der zahlenden Mitglieder. Gott hält uns Segnungen bereit, wenn wir uns nur mit unserer ganzen Person für ihn einsetzen wollten. Wir werden darauf bedacht sein müssen, den Geist in unserm Werk zu heben, die innere Kraft unserer Abteilungen zu steigern, die Jugend noch mehr als bisher mit unserm Werk innerlich zu vereinigen, besonders die männliche Jugend, die in Br. Felgentreu einen treuen Führer gefunden hat. Gott muß uns dann noch neue Kräfte zuführen, die neben die bewährten alten Mitarbeiter treten, damit sic mit den freien | + | <br> |
| − | Laienkräften, die immer noch wie einst in unserm Werk in großer Zahl in treuer Arbeit stehen, an dem inneren und äußeren Aufbau unseres St.-Michaels-Werkes Zur Ehre Gottes arbeiten. <br> | + | Gott aber segne dieses Werk und schenke auch mir, dem derzeitigen Präses, viel Weisheit und Tatkraft und Kraft des Heiligen Geistes, damit ich diesem herrlichen Werk in rechter Weise dienen kann! Gott schenke uns auch den rechten Gebetsgeist und innige Fürbitte, die ich besonders brauche und mir sehr erflehe. Damit aber meiner noch lieber und treuer vor dem Herrn der Gnade gedacht werde, möchte ich mich allen lieben Geschwistern etwas bekanntmachen: Als jüngster Sohn eines Kaufmanns 1880 in Gilgenburg (Ostpreußen), dicht bei dem Tannenberger Schlachtfeld, geboren, habe ich meine Schulzeit in Danzig verlebt. Während meiner Studentenzeit habe ich im Januar 1903 durch eine vierzehntägige Evangelisation des Predigers Amstein in meinen Heiland gefunden und bin Besuche von Gemeinschaftsversammlungen in Graudenz während meiner Lehrvikariarszeit 1905/06 und durch Gemeinschaftskonferenzen mit der Gemeinsschaftsbewegung in Berührung gekommen, als ich in Debenke, Kr. Wirsitz, meine Kirchengemeinde erhielt und oft in Vandsburg weilte. Hier lernte ich auch meine Frau kennen, die tätiges Mitglied im Jugendbund für EC in Neustettin war. Wir heirateten 1908 und haben jetzt noch vier lebende Kinder, die sämtlich Mitglieder des EC sind. 1915 wurde ich zum Vorsitzenden des Landesverbandes Posen vom Jugendbund für EC ernannt. Bald danach sollte ich auch Vorsitzender des Posener Gemeinschaftsverbandes werden, was ich wegen Arbeitsüberlastung ablehnte. Von 1916 bis 1921 war ich in Rogasen, also zwei Jahre unter polnischer Gewaltherrschaft, die mich auch Juni/Juli 1919 ins Gefangenenlager in Szczypiorno brachte. 1921 kam als Pfarrer an die Reformationskirche nach Berlin, wurde 1925 |
| + | Vorsitzender des Brandenburger EC-Verbandes, kam als solcher in die Vorstände des Märkischen Verbandes und des Brandenburger Gemeinschaftsbundes und wurde Mitglied der Provinzial- und der Generalsynode. Ich stehe mit meinem ganzen Herzen in der Gemeinschaftsarbeit, aber auch ebenso treu in der Kirche, weil mir das Wesen der Landeskirche und das der Gemeinschaftsbewegung ganz klar ist und ich auch glaube, beides bisher unparteiisch vertreten zu haben. ''Pfarrer Jakubski'' <br> | ||
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| + | Unser Präses, Pfarrer Karl Jakubski, ging im Kriegsjahr 1940 in Magdeburg heim, infolge einer Krankheit. Wir verloren in ihm einen Mann, der in ganzer Hingabe und in bester Meinung unserer Christlichen Gemeinschaft St. Michael diente. Er gab auch die Festschrift zum 50iährigen Bestehen unserer Gemeinschaft heraus, welche auch als Material für diese Arbeit (Chronik, die Red.) diente. Der Schriftführer des Geschäftsführenden Vereins der Christlichen Gemeinschaft St. Michael, Stadtoberinspektor Br. Robert Pirow, übernahm den Vorsitz bis zu seinem Heimgang im Jahre | ||
| + | 1946. Im Jahre 1947 übernahm Pfarrer Lic. Dr. Wilhelm Herbst den Vorsitz, welcher als Pfarrer der Heilandskirehe 1941 nach Berlin gekommen war. Am 7. Juni 1957 nahm Gott der Herr seinen Diener und Zeugen nach kurzer Krankheit plötzlich heim. Er fand an seinem sechsundsechzigsten Geburtstag, dem 12. Juni, seine Ruhestätte auf dem stillen, kleinen Friedhof in Berlin-Schmargendorf. Er war ein Verkündiger des Wortes Gottes und ein Seelsorger besonders geprägter Art, mit einem warmherzigen, fröhlichen Wesen. Wir gedenken seiner in Dankbarkeit für die Regelung unserer geschäftlichen Angelegenheiten und Wiederaufbau unseres Gemeinschaftshauses in der Schönwalder Straße 21. Der eigentlichen Gemeinschaftsarbeit konnte er sich nicht so recht widmen, da er in seinem kirchlichen Amt ganz aufging. Von 1947 bis 1950 leitete er kommissarisch auch die beiden Gemeinschaftsverbände und war mit tätig beim Zusammenschluß der Verbände und dem Anschluss der Christlichen Gemeinschaft St. Michael mit ihren noch bestehenden acht Abteilungen an das Gemeinschaftswerk Berlin-Brandenburg. Prediger Völtz war von Juni 1950 bis März 1953 Vorsitzender des Gemeinschaftswerkes und im Jahre 1954 wurde dann Direktor Br. Thümmich zum Vorsitzenden des Gemeinschaftswerkes gewählt. Br. Lüthje—Hermsdorf diente auch in großer Liebe und Treue in dem Märkischen Verband bis zu seinem Heimgang im Jahre 1950. <br> | ||
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| + | Wir hatten in unserer St.-Michaels-Germeinschaft bisher, noch vom Grafen Pückler geordnet, Älteste, die in den Gemeinschaften mit den Prediger—Brüdern zusammen die Abteilungen leiteten welche der Graf zu Arbeitsbesprechungen von Zeit zu Zeit zusammenrief. Unter dem Präses Pfarrer Jakubski hatten wir einen Brüderrat, bestehend aus dem Vorstand des Geschäftsführenden Vereins und die vom Vorstand berufenen Beisitzer. Durch die neuen Satzungen (Verfassung), welche sich das Gemeinschaftswerk gab, wurden unsere Abteilungen selbständige Gemeinschaften mit eigenem Vorstand, gewählt von der Gemeinschaft in der Jahreshauptversammlung auf die Dauer von drei Jahren. Wahlberechtigt sind die tätigen Mitglieder. Wir paßten uns hiermit in unserer Organisation dem Jugendbund für EC an. <br> | ||
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| + | Heimgegangen sind aus dem im Jahre 1933 bestandenen Brüderrat: Pfarrer Jakubski, Wasserbauinspektor Braemer, Stadtoberinspektor Pirow, Kaufmann Otto Kogelschatz, Dekorateur Otto Gauen, Karl Kampmann, Prediger P. Manitz. Kaufmann Ernst Karin, Prediger Max Sommer, Stadtvormund Richter, Kunstmaler Ringhandt, Kaufmann Hermann Furchner. <br> | ||
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| + | Heimgegangen von den beruflich angestellten Geschwistern: Fritz Kreuter, Paul Manitz, Alma Stillger, Anna Behrendt, Marg. von Münnich, Max Sommer, Prediger Br. Fritz gilt als vermißt. <br> | ||
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| + | Prediger Schwarck ist ausgeschieden, Prediger Fritz Felgentreu ging in eine Arbeit der Berliner Stadtmission, ebenso auch unser Prediger Schönleben. <br> | ||
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| − | + | Katechet Br. Erich Meyer dient als Prediger der Gemeinschaft in Berlin-Schmargendorf und Prediger Fritz Schmidt dient der Gemeinschaft in Berlin-Friedenau und der Gemeinschaft in Berlin-Wedding. Br. Schmidt brachte auch zum 100jährigen Geburtstag des Grafen Pückler am 13. September 1953 einen Rückblick im Verteilblatt „Kraft und Licht". Die Gemeinschaft St. Michael begann diesen Tag des Gedenkens mit einer Feier in der Nazarethkirche am Wedding. <br> | |
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| − | + | Der Geschäftsführende Verein der Christlichen Gemeinschaft St. Michael zu Berlin e.V. setzt sich gegenwärtig aus folgenden Personen zusammen: <br> | |
| − | + | 1. Vorsitzender: Heinz Krüger, Korrespondent <br> | |
| + | 2. Vorsitzender: Martin Berndt, Polizeimeister <br> | ||
| + | Schriftführer: Max Huuk, Geschäftsführer <br> | ||
| + | Schatzmeister: (noch offen) <br> | ||
| + | Beisitzer: Johannes Vollbrecht, Fritz Knoll, Wrasse <br> | ||
| + | Mitglieder: Gemeinschaft Wedding (Schellong), Gemeinschaft Gesundbrunnen (Förster und Zachrau). Gemeinschaft Süd-West (Bierhals), Gemeinschaft Schmargendorf (Amlung), Gemeinschaft Niederschönhausen (Bergmann), Hohenschönhausen (Mau), Schreinerstraße (Rabbel) <br> | ||
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| − | + | Der Vorstand der Christlichen Gemeinschaft St. Michael, Berlin N 65, Schönwalder Straße 21: <br> | |
| − | + | I. Vorsitzender: Fritz Knoll <br> | |
| − | + | 2. Vorsitzender: Max Diedrich <br> | |
| − | + | Kassiererin: Martha Wehner <br> | |
| − | + | Schriftführer: Herberth Burkhardt <br> | |
| − | + | Prediger: Fritz Schmidt <br> | |
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| − | Der Vorstand der Christlichen Gemeinschaft St. Michael, | ||
| − | Berlin N 65, Schönwalder Straße 21: | ||
| − | I. Vorsitzender: Fritz Knoll | ||
| − | 2. Vorsitzender: Max Diedrich | ||
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| − | Schriftführer: Herberth Burkhardt | ||
| − | Prediger: Fritz Schmidt | ||
Beisitzer: Willi Jonske, Gerhard Schellong, Adele Gabriel, Berta Buchholz <br> | Beisitzer: Willi Jonske, Gerhard Schellong, Adele Gabriel, Berta Buchholz <br> | ||
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| − | Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt | + | ''Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt (1. Joh. 4,19)'' |
| − | 1. Joh. 4,19 | ||
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{| class="wikitable" | style="color:blue;background-color:#a2ecf6;" cellpadding="10" cellspacing="0" border="5" | {| class="wikitable" | style="color:blue;background-color:#a2ecf6;" cellpadding="10" cellspacing="0" border="5" | ||
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'''[[Kapitel 6 - Das St.-Michaels-Werk im äußeren Wachstum]]''' <br> | '''[[Kapitel 6 - Das St.-Michaels-Werk im äußeren Wachstum]]''' <br> | ||
'''[[Kapitel 7 - Graf Pückler in seiner Bedeutung für das Reich Gottes]]''' <br> | '''[[Kapitel 7 - Graf Pückler in seiner Bedeutung für das Reich Gottes]]''' <br> | ||
| − | '''[[Kapitel 8 - Die Gemeinschaften und Sonderarbeiten]]' | + | '''[[Kapitel 8 - Die Gemeinschaften und Sonderarbeiten]]''' <br> |
'''[[Kapitel 9 - Die religiöse Lage in Berlin um 1955]]''' <br> | '''[[Kapitel 9 - Die religiöse Lage in Berlin um 1955]]''' <br> | ||
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Version vom 24. Juni 2019, 14:51 Uhr
GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN GEMEINSCHAFTEN ST. MICHAEL
Autor: Max Diedrich (1958)
| Abteilung Wedding Da über die Entstehung und weitere Entwicklung der ersten St.-Michaels-Genneinschaft am Wedding bereits in den verschiedenen Abschnitten die Rede war, folgt hier nur noch der Bericht über die weiteren Jahre. Das verflossene Winterhalbjahr und Frühjahr 1932 brachten uns, wie überall, viele Nöte und Widerstände, aber auch viel gnadenreiche Durchhilfe unseres Herrn. Das 49. Jahresfest, Mitte ]anuar 1932, wurde durch einen reich gesegneten Festgottesdienst mit Predigt des Präses und durch einen gutbesuchten Teeabend gefeiert. Die Unterabteilungen einschließlich der Jugendkreise haben fleißig gearbeitet. Unsere verschiedenen Missionsarbeiten konnten trotz der Not der Zeitnoch durchgehalten werden, wiewohl die Kraft manchmal ermattete und die dazu nötigen Mittel immer spärlicher eingingen. Im Februar feierte unser Blaukreuzverein sein 25jähriges Bestehen mit Festgottesdienst und Predigt von Herrn P. Kunzendorf und einem schönen Fest-Teeabend unter starker Beteiligung des Berliner Blaukreuz-Kreisverbandes. Diese so wichtige Arbeit wird hier mit großem Eifer von einer Anzahl treuer Männer in reichem Segen getan, zum Teil von einstmaligen schweren Trinkern. Unsere Parkmission am Neuen Pauls-Friedhof ist uns trotz des Freiversamrnlungs-Verhotes wieder erlaubt worden. Es werden dort wieder an den Sonntagabenden große Scharen Volksparkbesucher mit der Frohbotschaft erreicht, die eine ganze Anzahl unserer Männer freudig bezeugt. Diese von unserm Gründer zuerst eingeführte Außenarbeit wird nun bald seit 50 Iahren hier oben im Norden getan und hat manche Frucht gebracht. So sind die Türen trotz allem, gottlob, noch weit offen für das teure Evangelium, und wir glauben, daß es auch durch unsern Dienst mitwirken wird zur Wiedergeburt unserer Volksgenossen und noch viele Verirrte wieder heimfinden werden ins Vaterhaus. (P. M.) |