04.08.1870 50px 50px |
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich
Kronprinz Friedrich III. von Preußen Marschall Patrice de Mac-Mahon
Bei der Grenzstadt Weißenburg (frz. Wissembourg, lat. Leucopolis) im Elsass, 58 Kilometer nördlich von Straßburg am Fuß der Vogesen auf der Straße von Straßburg nach Landau findet die erste Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges statt, bei welcher zum ersten Mal ein gesamtdeutsches Heer (außer Österreich-Ungarn) auftritt. Hier kämpft auf deutscher Seite die 3. Armee unter der Führung von Kronprinz Friedrich von Preußen gegen die sogenannte Elsassarmee unter Marschall Patrice de Mac-Mahon. Weißenburg ist das nördliche Eingangstor zum Elsass. Nach dem Krieg von 1693, als Ludwig XIV. das Elsass für Frankreich annektierte, wurden um Weißenburg von dem französischen Ingenieur Villars die sogenannten Weißenburger Linien angelegt, die sich entlang der Lauter bis Lauterburg erstreckten und das Elsass vor einem Angriff von Norden her schützen sollten. Diese Weißenburger Linien wurden im Zickzack angelegt, geschmeidig dem Terrain angepasst und bestehen aus Brustwehr und Graben. Allerdings verfielen diese Wehranlagen seit der Französischen Revolution zusehends. Für eine Erneuerung dieser Wehranlagen vor dem bevorstehenden Krieg blieb Frankreich keine Zeit. Auch schon davor scheint niemand ein Interesse zur Erneuerung dieser Anlagen gehabt zu haben, da auch die Verteidigungsanlagen an der Stadtmauer von Weißenburg selbst im Verfall begriffen sind. Auch auf deutscher Seite gibt es in der bayerischen Pfalz mit den Festungen Landau und Germersheim einen wichtigen Verteidigungsabschnitt gegen einen Angriff aus dem Süden. Die Stellung der „Elsassarmee“, welche den rechten Flügel der französischen Armee bildet, reicht gegenwärtig von einer Linie Bitsch - Hagenau (5.Corps de Failly, und Teile des 1.Corps Mac Mahon) bis Strassbourg (Division Lartique vom 1.Corps). Das 7.Corps unter General Félix-Charles Douay lagert in zweiter Linie in Belfort. Die Division seines Bruders, des Generals Carl Abel Douay des 1. Corps mit den Brigaden Pelletier de Montmarie und der Brigade Pellé sind vorgezogen in Weißenburg (Wissembourg) und Sulz unterm Wald (Soultz-sous-Forêts) positioniert. Die dritte Armee, auch „deutsche“ Armee genannt, da sie zum größeren Teil aus nicht preußischen Teilen besteht, ist zusammengesetzt aus fünf Corps, dem V. und XI. preußischen, dem I. und II. bayerischen, sowie dem VI. Corps, dem gemeinsamen württembergisch-badischen Corps, das jeweils eine Division des jeweiligen Landes hatte. Das I. bayerische Corps, das V. und XI. Corps sowie die württembergische Division stehen zwischen Germersheim und Landau, das II. bayerische Corps bei Bergzabern in der Bayerischen Pfalz leicht vorgeschoben. Nur die badische Division ist noch rechtsrheinisch zurück geblieben und harrt bei Rastatt, um bei einer möglichen Invasion von Straßburg aus auf badischen Boden schnell Gegenmaßnahmen treffen zu können. Den Deutschen scheint es, dass Mac Mahon seine Division, die noch in Straßburg weilt, mit seinem restlichen Corps bei Bitsch oder bei Metz mit der Rheinarmee zusammenführen wolle, um bei einem möglichen Angriff der Deutschen, welcher auf Metz erwartet wird, eine stärkere Macht einsetzen zu können. Zur Absicherung dieser Truppenverlegung wird auch die Division Douay vom 7. Corps vorgeschoben. Da die Deutschen eine Truppenkonzentration vermeiden wollen, entschloss man sich bereits am Vortag, nach Südwesten vorzustoßen, um die Armee Mac-Mahons zu überraschen und zu isolieren, zur Schlacht zu zwingen und, wo möglich, zu schlagen. Die einzelnen deutschen Corps brechen gegen 4:00 Uhr bei Nieselregen ihr Biwak ab und begeben sich in ihre Ausgangspositionen. Diese sind:
- Das II. bayerische Corps zieht auf die Höhe von Schweigen und trifft dort gegen 8:00 Uhr ein.
- Das V. Corps setzt sich Richtung Schweighofen in Bewegung und wartet auf den dortigen Anhöhen auf den Angriff auf Altenstadt.
- Das XI. Corps schritt durch den Bienwald, um die Befestigungen der Weißenburger Linien, welche östlich von Altenstadt vorhanden waren, zu überrennen.
- Das VI. Corps machte sich auf breiten Straßen auf den Weg nach Lauterburg.
- Das I. bayerische Corps hielt sich als Reserve westlich von Langenkandel bereit.
- Der Kronprinz trifft gegen 8:00 Uhr unmittelbar nach dem II. bayerischen Corps in Schweigen ein. Von Schweigens Anhöhe hat er einen guten Überblick auf Weißenburg, Altenstadt und den dahinter liegenden Gaisberg, auf dem General Abel Douay sein Zeltlager aufgeschlagen hat und gerade seinen Morgenkaffee genießt. Die Franzosen scheinen von der Ankunft der deutschen Truppen völlig überrascht zu sein. Erst nach dem Eintreffen der deutschen Truppen eilen ein Bataillon der 74. Infanterie und das 1. Regiment algerischer Tirailleurs (Turcos) nach Weißenburg und Altenstadt, um ihre Stellungen einzunehmen. Der Hauptteil des Truppenkontingents bleibt auf dem Gaisberg und formiert sich beim Schloss und dem nahe gelegenen Gehöft Schafbusch. Der Kampf in den Vormittagsstunden ist geprägt vom Artilleriefeuer und den algerischen Truppen. Nach dem Eintreffen des V. Corps in Schweighofen übernimmt die 9. Division unter
General Carl Abel Douay stirbt ebenfalls auf dem Schlachtfeld Generalmajor von Sandrart die Führung, um über Altenstadt nach Weißenburg zu gelangen. Das 5. Jäger-Bataillon (Görlitzer) unter Major Alfred Graf von Waldersee nimmt Altenstadt ohne großen Widerstand ein. Als sich seine Truppe anschließend gegen Weißenburg wendet, wird sie am Ortsrand von Altenstadt mit einem Kugelhagel von den in den Vorgärten gut verschanzten Algeriern empfangen. Ebenso macht das Artilleriefeuer vom Gaisberg ein Vorwärtskommen sehr schwer. Es gibt schwere Verluste auf beiden Seiten, darunter auch Major Graf Waldersee. Das 5. Jäger-Bataillon bekam nun Unterstützung von zwei Bataillonen des 58er Infanterie-Regiments. Erst vor dieser Übermacht der Deutschen zogen sich die Franzosen weiter Richtung Weißenburg zurück. Mit dem 58er Bataillon in der Mitte, flankiert von dem 5. Jäger-Bataillon, ziehen die Deutschen nun weiter Richtung Weißenburg. Auf Höhe des Bahnhofes, der sich noch außerhalb der Stadt Weißenburg befindet, kommt eine Abteilung des französischen 74. Infanterie-Regiments den Algerischen Tirailleuren zu Hilfe und greift die Deutschen an. Die deutschen Truppen beantworten dies mit heftigem Gewehrfeuer, das dazu führt, dass die Franzosen in die Stadt zurückgedrängt werden. Als noch zwei Bataillone des 47. Infanterie-Regiments den deutschen Angriff unterstützen, kann der Bahnhof gegen 11 Uhr gestürmt werden. Die in den Vorstadthäusern verschanzten algerischen Truppen werden überrannt und gefangengenommen. Kurz darauf dringen die 58er Füsiliere durch das Hagenauer Tor in die Stadt Weißenburg ein. Zur selben Zeit, als die 9. Division gegen Altenburg vorgeht, wendet sich die Division General Friedrich Graf von Bothmers vom II. bayerischen Corps von Schweigen aus gegen Weißenburg. Das 10. Jäger-Bataillon, unterstützt vom III. Bataillon des 5. Infanterie-Regiments, schiebt sich von Norden Richtung in Weißenburg vor. Der Vorstoß trifft auf heftigen Widerstand der hier in Hecken und Gräben gut verschanzten algerischen Tirailleure. So verzögert sich der Vorstoß und es wird auf Verstärkung gehofft. Die III. Bataillone des 11. und 14. Infanterie-Regiments sowie die 7. Brigade unter Generalmajor von Thiereck gehen links des 10. Jäger-Bataillons in Stellung und schließen so die Lücke zum V. Corps. Als nun Altenburg eingenommen wird und das V. Corps auf den Bahnhof zustürmt, greifen das 10. Jäger-Bataillon sowie die III. Bataillone des 5., 11. und 14. Infanterie-Regiments von Norden und Nordosten die Stadt Weißenburg an. Der Widerstand gegen die Bayern ist bereits erheblich schwächer geworden, da die Franzosen sich mit den meisten Kräften auf das Hagenauer Tor und den Bahnhof konzentrieren. Gegen 12 Uhr nehmen die Bayern das Landauer Tor und das 10. Jäger-Bataillon zieht geschlossen und unter Hörnerklang in die Stadt ein. Ein Teil der Franzosen versucht noch durch das Bitscher Tor zu entkommen, wird aber von einer Kompanie des 10. Jäger-Bataillons aufgehalten, welche ihnen den Rückzugsweg abschneidet. Nach der Einnahme von Weißenburg wendet man sich den französischen Stellungen auf dem Gaisberg zu. Auf dem Gaisberg existieren zwei Gebäude, auf halber Höhe das Schloss Gaisberg, welches auch das Hauptquartier des Generals Carl Abel Douays bildet, sowie oben auf dem Berg, westlich vom Schloss, ein Gehöft mit dem Namen Schafbusch. Die französischen Truppen, dies sind Teile des 74. Infanterie-Regiments, das 50. Infanterie-Regiment, das 16. Jäger-Bataillons der Brigade Pelletier de Montmarie, sowie das 78. Infanterie-Regiment der Brigade Pellé, dazu noch 3 Batterien Artillerie und eine Batterie Mitrailleusen, werden zwischen den beiden Gebäuden verteilt, worauf sich der Großteil der deutschen Truppen auf das Schloss Gaisberg konzentriert, da der Gaisberg nach Osten hin seine geringste Neigung hat und am leichtesten erstürmt werden kann. Im Lauf der Schlacht um den Gaisberg bekommt Douay noch Unterstützung aus Sulz durch das 3. Husaren- und das 11. Chasseurs-Regiment der Kavalleriebrigade Septeuil. Vom Gaisberg sehen die Franzosen, dass von Osten her, aus der Richtung des Bienwaldes, die 41. Brigade des XI. Corps (hessisches Füsilier-Regiment Nr. 80; nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 87) im Anmarsch ist. Gleichzeitig formieren sich im Tal das Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 in der Mitte, das freigewordene 5. Jäger-Bataillon rechts und die bisher noch nicht eingesetzten I. Bataillone des 47. und 58. Regiments links, für die Erstürmung des Gaisberges. Während das 7. Regiment mit den 3 Teilregimentern den Gaisberg unter der Führung von Major von Kaisenberg hinaufstürmt, setzt sich die 41. Brigade nach Süden in Bewegung und versucht, durch Umgehung des Gaisberges von hinten den Schafbusch zu erreichen. Die Franzosen sind im Schloss und in den Gebäuden allerdings gut verschanzt, weshalb Erstürmung des Gaisbergs mit vielen Opfern bezahlt werden muss. Jedes Bataillon der Deutschen, welches auf den Berg stürmt, zieht zwei Kompanien in dichter Kette vor, zwei weitere Kompanien folgen als Halbbataillon. So, aus dem 1866er Krieg erprobt, versucht Major von Kaisenberg sein Glück bei der Erstürmung des Schlosses. Als er auf halbem Wege zum Schloss ist, beginnt das 74. französische Infanterie-Regiment mit aufgepflanztem Bajonett einen Gegenstoß, der jedoch scheitert. Das Füsilier-Bataillon setzt die Erstürmung bis zum Schlossgebäude fort. Dort werden sie von gut positionierten Franzosen gestoppt: Durch vernichtendes Schnellfeuer finden viele Füsiliere den Tod. Major von Kaisenberg, der mit seinem Bataillon an der Spitze die Höhe stürmt, wird schwer verwundet, schnell ist die halbe Anhöhe mit Toten und Verwundeten bedeckt. Die restlichen Soldaten der Bataillone des 7. Regiments müssen in Gräben, nahe dem Schlossgebäude, Deckung suchen und auf Verstärkung warten. Diese Verstärkung lässt nicht lange auf sich warten. Rechts des Zentrums stürmt das 5. Jäger-Bataillon, links davon die Bataillone der Regimenter 47. und 58. die Höhe, die sich heftige Gefechte mit den Franzosen liefern. Die 41. Brigade, welche den Gaisberg nach Süden umging und nun von Südosten auf den Berg stürmt, nimmt nach kurzem Kampf den Schafbusch und greift nun die Stellungen der Franzosen am Schloss Gaisberg im Rücken an. Nun erst wird der Kampfgeist der Franzosen gebrochen und sie geben den Gaisberg preis. Um ihren Rückzug in südlicher Richtung über die Straße nach Sulz zu decken, versuchen die Franzosen noch eine kurzen Gegenangriff, der sich allerdings als Scheinangriff entpuppt. Gegen 14:00 Uhr übernehmen die zwei Kavallerieregimenter der 9. und 10. Preußischen Division die Verfolgung. An der Schlacht von Weißenburg waren auf deutscher Seite 22 Bataillone, auf französischer Seite 11 Bataillone beteiligt. Die Schlacht haben die Deutschen zum einen wegen ihrer numerischen Überlegenheit sowie der Tatsache, dass General Douay auf einen Kampf anscheinend nicht vorbereitet war, zu verdanken. Fontane unterstellt dem gefallenen General Douay, dass dieser erst am Vortag der Schlacht sich zum ersten Mal eine Karte des Gebietes angesehen habe. Die Verluste sind auf beiden Seiten erheblich. Auf deutscher Seite gibt es 700 Tote, Verwundete und Gefangene, auf französischer Seite über 1000. Unter den Toten befinden sich unter anderen Major Graf Waldersee, Major von Unruh und Major von Kaisenberg, sowie General Carl Abel Douay auf französischer Seite. Ein Offizier des hessischen Füsilierregiments Nr 80 schreibt nach dem Gefecht: Am Gefechtstage bei Weißenburg hatten wir die kolossalste Anstrengung, die ich je erlebt. Um 2 Uhr nachts Alarm, um 4 Uhr in strömendem Regen ausmarschiert, in Eilmärschen über die Grenze, um 12 Uhr ins Gefecht, bis 4 Uhr im Feuer, dann Biwak, immer im stärksten Regen.
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen 5. August 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen)
Friedrich Wilhelm Paul Fürst Radziwill (* 19. März 1797 in Berlin), preußischer General der Infanterie und Teilnehmer an den Befreiungskriegen sowie am dänischen Krieg von 1864, stirbt in Berlin. Wilhelm Fürst von Radziwill war Abkömmling der Radziwi??s, eines der ältesten litauischen Fürstengeschlechter und des mächtigsten Adelsgeschlechts der 1. Polnischen Republik. 1848 übernahm er unter Generalfeldmarschall von Wrangel im Schleswig-Holsteinischen Krieg gegen Dänemark das Kommando der preußischen Truppen. Ab 1860 war er Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspektor der preußischen Festungen. 1866 ging er in den Ruhestand.
6. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Bei Spicheren im Département Moselle in der Region Lothringen, direkt an der deutsch-französischen Grenze, findet die zweite Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges statt. Sie wurde nach ihrem Schauplatz, dem Dorf Spicheren bei Forbach unweit der deutsch-französischen Grenze bei Saarbrücken, benannt. Nach einem unbedeutenden Gefecht am 2. August bei Saarbrücken hatte sich das 2. französische Korps unter General Charles Auguste Frossard auf die Höhen von Spicheren und unterhalb davon um die Dörfer Stieringen und Schöneck, südlich von Saarbrücken, zurückgezogen und die natürliche Verteidigungsfähigkeit durch Schützengräben und Batterieeinschnitte erhöht. Der festungsartige Rote Berg und das massive Dorf Stieringen-Wendel waren vortreffliche, kaum angreifbare Stützpunkte der Stellung. Aufklärer hatten dem französischen Oberkommando den Vormarsch von Teilen der 1. und 2. Armee unter Steinmetz bereits im Vorfeld gemeldet. Frossard war mit dem Ort vertraut, da er das Gelände eingehend studiert hatte. Von seinem Quartier im Forbacher Rathaus stand er mit Marschall François-Achille Bazaine in Sankt Avold in Verbindung. Nachdem am Morgen des 6. August die Vortruppen der 1. und 2. deutschen Armee die Saar überschritten hatten, gewannen sie den Eindruck, die Bahnhöfe von Stieringen und Forbach seien nur durch eine einfache Verteidigungslinie geschützt und die französischen Truppen befänden sich auf dem Rückzug. Französische Artillerie bedrohte aber von den Bergen um Spicheren aus alle Bewegungen zwischen Saarbrücken und den französischen Stellungen. General Georg von Kameke erteilte seiner 14. Division eigenmächtig den Befehl zum Angriff. Das 39. und das 74. Regiment, beide unter dem Kommando des preußischen Brigadegenerals Bruno von François, zogen die Metzer Straße entlang und stießen am späten Vormittag bei großer Hitze an der Goldenen Bremm und bei Schöneck auf den erbitterten Widerstand französischer Truppen. Am frühen Nachmittag versuchten die Preußen unter großen Verlusten, den Roten Berg zu erstürmen, wobei von François den Tod fand. Nur ein kleiner Teil des Berges konnte besetzt werden, französische Gegenangriffe drohten die Preußen wieder vom Roten Berg zu vertreiben. Erst einige, unter schweren Verlusten an Soldaten und Zugpferden, auf den Berg geschaffte Geschütze der Brandenburgischen 5. Division halfen, die Lage zu stabilisieren. Durch Kameke und den Geschützdonner alarmiert, beschleunigten die 5., 13. und 16. Division (Zastrow, Alvensleben, von Barnekow) ihren Vormarsch und griffen ab 15 Uhr in den Kampf ein, der sich bald zu Gunsten der Preußen wendete. Nacheinander wurden die Goldene Bremm, der Rote Berg und der Forbacher Berg eingenommen, während es im Giffertwald zu blutigen Zweikämpfen kam. Gegen 19 Uhr befahl Frossard den Rückzug aus Stieringen, aber um das Dorf zogen sich erbarmungslose Kämpfe Mann gegen Mann bis in die Nacht hin. Die Preußen, die schwere Verluste erlitten hatten, organisierten den Abtransport von Toten und Verwundeten nach Saarbrücken, da die Feldlazarette noch nicht eingetroffen waren. In der Nacht trat Frossard den Rückzug nach Saargemünd an. Am nächsten Morgen besetzten die Preußen kampflos Forbach. Dadurch stand der Weg in Richtung Metz offen. Der Sieg der Preußen war unvorhergesehen: Moltke und die Heeresleitung waren noch in Mainz, kannten nicht die französischen Stellungen und hatten noch keinen Angriffsbefehl gegeben. Das eigenmächtige Handeln von Teilen der Armee Steinmetz wurde durch diesen später gedeckt. Es war allerdings ein großes Risiko, einen Feind von unbekannter Truppenstärke und in starken Stellungen anzugreifen, das in einer Niederlage hätte enden können, auf jeden Fall aber verlustreich war (850 Tote und 4000 Verwundete von nicht ganz 20.000 preußischen Soldaten; gegenüber 320 Toten, 1660 Verwundeten und 2100 Gefangenen von etwa 25.000 französischen Soldaten). Ein Grund für den preußischen Sieg war das zögerliche Verhalten der französischen Führung: Frossard wurde am frühen Nachmittag in seinem Quartier in Forbach vom Anrücken der preußischen Verstärkung informiert und bat seinen Vorgesetzten, den Marschall François-Achille Bazaine , Oberbefehlshaber der Armee Lothringen, dringend um Hilfe. Bazaine hatte Einheiten in Sankt Avold, nur 30 Eisenbahnkilometer westlich, zögerte aber mit deren Entsendung. Gegen 19 Uhr entschied sich Frossard für den Rückzug, da von Bazaine keine Hilfe kam und er das Kräfteverhältnis falsch einschätzte. Tatsächlich hätte die militärische Lage noch keinen Anlass für einen Rückzug gegeben.
| Schlacht bei Spicheren, Lothringen (Zusammenfassung)
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| Datum |
6. August 1870
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| Ort |
Spicheren, Lothringen
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| Ausgang |
Sieg der Deutschen
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| Konfliktparteien
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| Preußen und Verbündete |
Frankreich
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| Befehlshaber
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| General Karl Friedrich von Steinmetz |
General Charles Auguste Frossard
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| Truppenstärke
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| weniger als 20.000 |
etwa 25.000
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| Verluste
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| 850 Tote, 4.000 Verwundete |
320 Tote, 1.660 Verwundete, 2.100 Gefangene
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Am selben Tag findet in der Nähe des Ortes Wörth an der Sauer im französischen Département Bas-Rhin, etwa 26 Kilometer südwestlich von Wissemburg (Weißenburg) an der Grenze zu Baden, westlich von Karlsruhe, eine weitere Schlacht statt (französisch als Bataille de Frœschwiller-Wœrth bezeichnet). Der Befehlshaber der französischen Rheinarmee, Marschall Patrice de Mac-Mahon, hatte mit dem I. Armeekorps, einer Division des VII. Armeekorps sowie einer Kavalleriedivision am 5. August auf dem westlichen, erhöhten Talrand des Baches Sauer eine starke Stellung besetzt, die sich von Fröschweiler über Reichshofen - wo sich das Hauptquartier befand - bis nach Görsdorf längs des Talrandes hinzog. Die Sauer deckte die gesamte Front. Kronprinz Friedrich von Preußen, der Befehlshaber der deutschen 3. Armee, hatte nach der siegreichen Schlacht bei Weißenburg am 4. August den Vormarsch in südwestlicher Richtung fortgesetzt und sein Hauptquartier nach Soultz-sous-Forêts verlegt. Er ordnet für den nächsten Tag nur das Aufschließen und eine Frontänderung seiner Armee an. Am 6. August entwickelten sich jedoch bereits bei Tagesanbruch Scharmützel zwischen den beiderseitigen Vorposten. Um 7 Uhr wurde Wörth vom preußischen V. Korps besetzt. Gegen 8 Uhr befahl General Hugo Ewald von Kirchbach die Einstellung des Gefechts, musste es jedoch in der nächsten Stunde bereits wieder aufnehmen, da inzwischen vom II. Korps der bayerischen Armee am äußersten rechten Flügel her starker Kanonendonner herüberschallte. Auch das preußische XI. Korps hatte bereits den Kampf aufgenommen. Dieses begann um 11 Uhr eine Umgehung der französischen Stellung, was die 1. französische Division zu einer Frontveränderung zwang. Lange Zeit blieben alle Anstrengungen der Preußen vergebens. Um 13:00 Uhr übernahm Kronprinz Friedrich persönlich die Leitung auf dem Schlachtfeld. Gegen 13:30 Uhr erstürmte das preußische V. Korps den westlichen Talrand der Sauer zwischen Wörth und Fröschweiler, während gleichzeitig die württembergische Kavallerie auf dem linken Flügel erschien und das preußische XI. Armeekorps sich zum Angriff gegen den Niederwald entwickelte. Um der hier drohenden Umfassung des linken Flügels zu begegnen wurde ein Gegenangriff durch Kavallerie befohlen. Mac-Mahon hatte hier die Kavalleriedivision unter General Xavier Duhesme zur Verfügung. Diese Division umfasste eine schwere Kürassierbrigade unter General Alexandre Michel mit zwei Regimentern. Michel war vor dem Krieg Kommandant der Kaiserlichen Kavallerieschule. Seine Brigade wurde von einem Regiment Lanciers unterstützt und erhielt gegen ein Uhr den Befehl das XI. Korps unter Bose zurückzuwerfen. Michel beklagte sich über den schlechten Untergrund und störende Bäume in diesem Gebiet, die seinem Angriff den Schwung nehmen würden. Trotzdem warf er sich mit insgesamt 1.200 Reitern von Eberbach her auf die vorrückende Infanterie der 22. Division. Die Sachsen antworteten darauf mit sog. Schnellfeuer, bei dem jeder Soldat nach der ersten zusammengefassten Salve den Feuerkampf selbständig führte. Diese neue Taktik der Kavallerieabwehr wurde in dieser Art nur von den Preußen und Verbündeten praktiziert und bedeutete eine Abkehr vom Karree. Die Französischen Reiter gerieten bei Ihrem Angriff in Flankenfeuer preußischer Infanterie, die sich im Niederwald zwischen Elsasshausen und Eberbach festgesetzt hatten. Der Angriff wurde bei Morsbronn vollkommen aufgerieben. Kein Reiter schaffte es, die Infanterielinien zu erreichen. Die Verluste der Franzosen bei diesem Angriff betrugen 800 von 1200 Soldaten und nahezu alle Pferde. Bei den Kürassieren hatte sich trotz der enormen Verluste die kurz vor dem Krieg eingeführten neuen Helme und Brustpanzer bewährt, während die leichten Ulanen ohne diesen Schutz chancenlos waren. Obwohl sich die nicht verwundeten Kürassiere zu Fuß innerhalb der Reichweite der Preußen zurückziehen mussten, ließen einige preußische Offiziere das Feuer gegen den jetzt wehrlosen Gegner einstellen. Der Angriff hatte den Vormarsch des XI. Korps nur kurz aufhalten können. Gegen 14:30 Uhr war der Niederwald im Besitz der Preußen, die bald darauf von Morsbronn und Eberbach aus einen Schwenk nach rechts durchführten, das hartnäckig verteidigte Elsasshausen stürmten und weiter in Richtung Froeschwiller vorgingen. Von Süden und Osten drangen gegen 15:15 Uhr die Preußen gegen Fröschweiler vor und stürmten es. Es kam dabei zu harten Auseinandersetzungen, bis sich die Spitzen der vom Süden her vorrückenden Preußen mit den vom Norden kommenden Bayern im Zentrum trafen und den Franzosen somit die Einkreisung drohte. Ulanen vom XI. Korps erreichten den Wald zwischen Elsasshausen und Reichshofen im Rücken der Franzosen und erste Infanterieschwärme kamen in Reichweite der Straße nach Reichsofen und nahmen diese unter Gewehr- und Artilleriefeuer. Schließlich musste sich das französische Heer in völliger Auflösung unter dem Feuer der Preußen, Sachsen und Bayern zurückziehen. Auf der Flucht wurde französische Infanterie auch von der eigenen Kavallerie niedergeritten. Algerische Tirailleure hielten ihre Position noch weiter und verhinderten somit die völlige Vernichtung der Franzosen. Die Fliehenden wurden von beiden Flügeln des deutschen Heeres unverzüglich verfolgt. Erst von Niederbronn aus deckte die von Bitsch her herangerückte Division Lespart den weiteren Rückzug. Die Deutschen verloren in der Schlacht bei Wörth 10.642 Mann. Die Verluste der Franzosen betrugen 8.000 Tote und Verwundete, sowie 9.000 unverwundete Gefangene und 6.000 Versprengte. Daneben eroberte die deutsche Seite 30 Geschütze, 5 Mitrailleusen, was der kompletten Ausrüstung einer ganzen Division entspricht. Mac-Mahon berichtete in den nächsten Tagen nach Paris, seine Einheiten hätten alle ihre Zelte, Feldküchen, Verpflegung, Lebensmittel und Munition verloren.
| Schlacht bei Wörth (Zusammenfassung)
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| Datum |
6. August 1870
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| Ort |
Wörth
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| Ausgang |
Sieg der Deutschen
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| Konfliktparteien
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| Preußen und Verbündete |
Frankreich
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| Befehlshaber
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| Kronprinz Friedrich III. |
Marschall Patrice de Mac-Mahon
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| Truppenstärke
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| 88.000 |
45.000
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| Verluste
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| 10.642 Tote, Verwundete |
8.000 Tote, Verwundete, 6.000 Gefangene, 6.000 Versprengte
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8. August 1870
Osmanisches Reich - Fürstentum Rumänien (Republik Ploe?ti)
In der Stadt Ploiesti findet eine währende Revolte gegen Fürst Carol I. von Rumänien statt. Der Gegner des Königs Alexandru Candiano-Popescu, der zwei geheime Treffen der Liberalen organisiert hat, kündigt an, dass die Monarchie am Abend gestürzt werden soll. Alle größeren Städte seien für den Aufstand vorbereitet und eine Rumänische Republik solle ausgerufen werden. Er versichert dabei, dass die republikanische Bewegung die Unterstützung der großen europäischen Mächte habe und als solche König Carol I. nicht mit einer Unterstützung aus dem Ausland rechnen könne. Alexandru Candiano-Popescu gibt außerdem bekannt, dass er der neue Präfekt des Kreises Prahova sei und dass Stan Popescu der neue Polizeichef von Ploie?ti sei. Der Aufstand verläuft wie geplant: Der Chef der Polizei und der Präfekt werden in der Nacht verhaftet und die Telegrafenstation wird von Gomiano und Gut? besetzt. Alexandru Candiano-Popescu, bewaffnet mit einem Revolver, besetzt die Feuerwache. Da ein paar Stunden später die Bewacher betrunken sind, gelingt es dem Telegraphen Grigore Iorgulescu, dem Ministerpräsidenten Manolache Costache Epureanu ein Telegramm zu senden, um ihn nach der Situation in Bukarest zu fragen, da er befürchtete, dass der Putsch bereits in Bukarest durchgeführt worden sei. Als die Antwort kommt, dass in Bukarest alles ruhig sei, berichtet Iorgulescu, was in Ploie?ti geschehen ist. Inzwischen haben die Rebellen das Postamt besetzt und Alexandru Candiano-Popescu versichert sich der Treue der zivilen Verwaltung von Ploie?ti sowie des Militärs.
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Französisches Kaiserreich / Königreich Italien
Nach den ersten französischen Niederlagen im Deutsch-Französischen Krieg (bei Weißenburg (4.), bei Spichern und bei Wörth (beide 6. August)) wird das Kabinett Émile Ollivier entlassen. Ollivier, der durch .... ersetzt wird, flieht nach Italien.
12. August 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen) / Großherzogtum Baden / Königreich Württemberg / Kaiserreich Frankreich
Nach der Schlacht bei Wörth befiehlt Kronprinz Friedrich von Preußen dem preußischen General August von Werder gen Süden gegen die Festung von Straßburg vorzurücken. Straßburg wird (neben der Festung Metz) als stärkste französische Festung bzw. als eine der am stärksten verteidigten Städte eingeschätzt. Werders Armee besteht zu Beginn aus 40.000 Soldaten aus Württemberg und Baden (es ist das Hinzustoßen von 10.000 Mann, vornehmlich Pioniere und Artillerie geplant), welche auf der anderen Rhein-Seite genau gegenüber von Straßburg stehen. Die 17.000 Mann starke Besatzung der Festung steht unter dem Kommando des 68-jährigen Generals Jean-Jacques Uhrich. Die ersten Truppenteile erreichen den Stadtrand Straßburgs und schneiden die Stadt von der Außenwelt ab; die Verteidiger ziehen sich in die Festungen zurück. Der französische General Patrice de Mac-Mahon erhält den Befehl, sich nach Châlons zurück zu ziehen. Der Befehlshaber der französischen Rheinarmee François-Achille Bazaine, wird angewiesen, seine Stellungen und vor allem Metz selbst um jeden Preis zu halten. Er bekommt vom französischen Kaiser das Oberkommando der französischen Truppen übertragen. Deutsche Truppen beginnen außerdem mit der Belagerung von Pfalzburg (frz. Phalsbourg) im Südosten des Départements Moselle, etwa 50 Kilometer nordwestlich von Straßburg und 65 Kilometer südlich von Saarbrücken entfernt.
14. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Bei Colombey-Nouilly östlich von Metz in der Nähe zweier Dörfer findet eine weitere Schlacht des Französisch-Deutschen Krieges statt. Im französischen Sprachraum ist sie auch als Bataille de Borny oder Bataille de Courcelles bekannt. Frühmorgens trat das französische Heer seinen Rückzug von Metz an, um in Châlons zur Armee Patrice de Mac-Mahons zu stoßen; zwei Korps hatten bereits auf das linke Ufer übergesetzt, als nach 3 Uhr nachmittags von den Generälen Manteuffel und Steinmetz der ersten deutschen Armee auf dem rechten Moselufer auf eigene Faust ein Angriff eingeleitet wurde, um die Franzosen festzuhalten. Das Gefecht wurde von der 26. Infanteriebrigade vom VII. Korps unter Generalmajor Eduard Kuno von der Goltz eröffnet, der den Angriff zunächst gegen Colombey richtete, wo die 3. Division des von General Claude Théodore Decaen befehligten 3. Armeekorps stand. Die Franzosen hatten eine durch das Terrain geschützte Stellung, die sie auch sehr gut zu benutzen wussten, sodass die Deutschen einen schweren Stand hatten, zumal die Franzosen ihnen auch an Zahl weit überlegen waren. Erst nachdem der Kampf bei Colombey längere Zeit gedauert hatte, entspann sich nördlich davon ein Gefecht bei Montoy und Noisseville, wo die 1. und 2. deutsche Division gegen die Division Grenier vordrangen. Um 17 Uhr wurde Montoy genommen, doch dauerte der Kampf in aller Heftigkeit fort, wobei die Deutschen durch die ihnen gegenüberstehende Sonne geblendet und am Zielen gehindert wurden. Zwar drangen sie bis Mey vor, mussten aber vor den von General Ladmirault gesendeten Verstärkungen wieder auf Montoy zurückweichen, wo ein dreimaliger Angriff der Franzosen unter großem Verlust abgeschlagen wurde. Die hart mitgenommene 26. Brigade erhielt jetzt Unterstützung durch die 25. Brigade unter General Glümer; aber erst als um 18.30 Uhr Manteuffel mit der Spitze des I. Korps und um 18.45 Uhr Georg von Kameke mit der 14. Division bei Colombey erschienen, während zugleich die zur zweiten Armee gehörige 1. Kavalleriedivision unter General Jakob Ritter von Hartmann von Süden her gegen Mercy le Haut vordrang, wurde der Kampf entschieden. Die Franzosen zogen sich unter die Forts von Metz zurück, die Deutschen nahmen, da sie nicht weiter verfolgen konnten, ihre frühere Stellung wieder ein. Der Gesamtverlust der Deutschen betrug ca. 5.000 Mann (davon 1.189 Tote, 3.590 Verwundete und 127 Vermisste), der der Franzosen nur 3.600 Mann (377 Tote, 2.641 Verwundete, 490 Vermisste), was sich aus der gedeckten Stellung der Franzosen erklärt. Der französische General Decaen wird schwer verwundet. Der Gewinn des Tags war, dass die Franzosen in ihrem Marsch auf das linke Moselufer aufgehalten wurden, wodurch die Umgehung derselben durch die 2. Armee ermöglicht war.
Nach der Schlacht bei Wörth am 6. August 1870 zog sich die Armee von Marschall Patrice de Mac-Mahon über Nancy und Toul in Richtung auf das Lager von Châlons-en-Champagne zurück. Hierbei wurden seine Korps so energisch von den deutschen Truppen der 3. Armee unter Kronprinz Friedrich verfolgt, dass der Rückzug zur Flucht wurde. Teile der französischen Korps konnten sich zwar mit der Eisenbahn absetzen, jedoch wurde dem Vormarsch der deutschen Truppen kaum organisierter Widerstand entgegengebracht. Heute wurde der befestigte Ort Marsal erobert und unter anderem 60 Geschütze erbeutet.
15. August 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen) / Großherzogtum Baden / Königreich Württemberg / Kaiserreich Frankreich
General August von Werder übernimmt das Kommando über die Belagerungs-Truppen von Straßburg. Werder kennt die Vorteile, die eine Eroberung der Stadt mit sich bringt und will eine lange Belagerung vermeiden. Stattdessen entscheidet er sich für eine schnellere Aktion: Er will die Befestigungen und die Zivilbevölkerung bis zur Kapitulation mit Artillerie bombardieren. Währenddessen tobt bei Vionville eine weitere Schlacht unter dem Oberkommando von François-Achille Bazaine, die die Franzosen verlieren.
16. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich / Königreich Bayern
- Nancy wird ohne größere Kämpfe genommen, die Einnahme der kleinen Festung von Toul (dt. Tull, lat. Tullum Leucorum), dem Hauptort eines Arrondissements im Département Meurthe-et-Moselle westlich von Nancy durch Teile des IV. Korps und des II. Bayerischen Korps scheiterte jedoch am Widerstand der Besatzung. An diesem ersten Eroberungsversuch war unter anderem das 5. Bayerische Infanterieregiment beteiligt, das dabei auch die zwei Tage vorher in Marsal eroberten Geschütze einsetzte. Man rechnete allerdings auch kaum mit längerem Widerstand der Franzosen an dieser Stelle. Ein Sturm der Festung wurde nicht versucht, die Belagerung beschränkte sich auf die Einschließung und sporadischen Artilleriebeschuss. Die Festung von Toul blockierte die Bahnlinie von Nancy nach Paris. Dies spielte im August noch keine große Rolle, da das preußische Oberkommando zu diesem Zeitpunkt noch plante, die französische Armee in einer großen Feldschlacht zu vernichten. Als sich nach der Schlacht von Sedan abzeichnet, dass es zu einer Belagerung von Paris kommen könnte, wurde die Unterbrechung der Bahnlinie bei Toul für die Versorgung der deutschen Truppen zum Problem. Für die Versorgung der Truppen von Paris stand nur die Bahnlinie von Straßburg über Nancy und Toul in Richtung Paris zur Verfügung. Diese war zwar im weiteren Verlauf durch die Sprengung eines Tunnels auch unterbrochen, aber die Eroberung von Toul war ein vermeintlich leichter zu lösendes Problem. Das Deutsche XIII. Armeekorps wurde beauftragt, die Festung von Toul einzunehmen und die Bahnlinie für die Versorgung freizumachen.
- In der Nähe der Ortschaften Mars-la-Tour und Vionville im Nordosten Frankreichs, etwa 20 Kilometer westlich von Metz (in den Quellen auch Schlacht von Vionville) wird eine weitere Schlacht geschlagen. Zwei preußische Korps besiegten die zahlenmäßig deutlich überlegene komplette „Französische Rheinarmee“ und zwingen diese zum Rückzug in die Festung Metz. Die Schlachten in den ersten Wochen des Krieges hatten gezeigt, dass die französische Strategie nicht mehr umsetzbar war. Der geplante Vormarsch nach Deutschland hinein war nicht mehr möglich. Gleichzeitig war der erhoffte Kriegseintritt dritter Nationen (z. B. Österreich, Italien, Dänemark) auf Seiten Frankreichs nicht mehr zu erwarten. Die Rheinarmee unter Bazaine sollte sich daher von Metz über Verdun und Sainte-Menehould nach Châlons zurückziehen und mit den weiteren Armeen vereinigen. Dieser Rückzug wurde aber aus verschiedenen Gründen immer weiter herausgezögert, zuletzt durch die Schlacht bei Colombey am 14. August. Der Rückzug begann heute über Gravelotte und ab hier in zwei Kolonnen über Doncourt und Etain bzw. über Vionville, Mars-la-Tour und Fresnes. Ab Verdun sollte wieder zusammen marschiert werden. Nach Colombey hatte das preußische III. Korps unter General von Alvensleben den Auftrag, die Mosel bei Novéant und Champey zu überschreiten. Hierbei wurde es durch die 6. Kavalleriedivision verstärkt. Gleichzeitig war das X. Korps (Voigts-Rhetz), das Pont-à-Mousson und das linke Moselufer bereits besetzt hatte angewiesen, mit der 5. Kavalleriedivision die Straße Metz-Verdun aufzuklären. Ziel war es, festzustellen, ob die französische Armee aus Metz bereits abgezogen oder noch im Abzug begriffen sei. Eine Kavallerieaufklärung der 1. Hannoversches Dragoner-Regiment Nr. 9 ergab, dass sich französische Truppen aus Metz in Richtung Verdun zurückzogen. In der Annahme, dass dies nur noch die Nachhut sei, befahl der Kommandeur der 2. Armee, Friedrich Karl von Preußen den sofortigen Angriff, allerdings mit nur zwei Korps. Das III. Korps sollte über Gorze und Onville, das X. über Thiaucourt einen Vorstoß gegen die Straße Metz-Verdun ausführen. Die weiteren Korps der 2. Armee (Garde, XII., IV., II. und IX.), die zum Teil ebenfalls bereits die Mosel überschritten hatten, sollten den Marsch nach Westen fortsetzen, um die Franzosen an der Maas zu stellen. Hierbei setzte das Oberkommando voraus, dass die Hauptmasse der Rheinarmee schon in vollem Marsch nach Verdun sei. Dies war jedoch nicht der Fall. Zwar war der bereits am 13. August geplante, aber durch die Schlacht bei Colombey unterbrochene Abmarsch der Franzosen nach Westen am 15. begonnen worden, doch waren der linke Flügel (2. und 6. Korps und Garde) auf der südlichen Straße erst bis Rezonville, der rechte Flügel (3. und 4. Korps) nur zum Teil bis Vernéville gelangt. Drei Divisionen standen noch im Moseltal, daher befahl Bazaine, dass am 16. der weitere Rückzug erst nachmittags stattfinden sollte, um das 3. und 4. Korps nachkommen zu lassen. Das deutsche III. Korps unter General von Alvensleben traf bei seinem Vorstoß in Richtung Rezonville auf drei komplette französische Korps. Ein viertes, das französische 3. Korps, befand sich in unmittelbarer Nähe. Die Vorhut der abrückenden Franzosen bildete die Kavallerie der Division Forton. Diese wurde bei Vionville von der Artillerie der deutschen 3. und 6. Division überrascht und zog sich ungeordnet zurück. Das französische 2. Korps ging mit der Infanterie in Richtung des Kanonendonners vor, vertrieb die deutsche Kavallerie aus Vionville und besetzte den Höhenzug nach Gorze sowie den Ort Flavigny. Etwa gegen 10 Uhr erhielten die deutschen Reiter Verstärkung durch die 5. Infanteriedivision, Generalleutnant Wolf Louis Anton Ferdinand von Stülpnagel und 6. Infanteriedivision Gustav Freiherr von Buddenbrock, die von Gorze und Onville her das Schlachtfeld erreichten. General von Alvensleben befahl der Infanterie sofort den Angriff, er ging dabei davon aus, nur noch die französische Nachhut vor sich zu haben. Bis zum Mittag hatte die 5. Division Flavigny wieder erobert, während gleichzeitig die Divisionsartillerie in einer Linie gegen den Ort Rezonville kämpfte. Die 6. Division ging gleichzeitig erst nördlich bis Tronville vor und schwenkte dann teilweise nach Osten ab in Richtung der 5. Division und eroberte Vionville gegen 11:30 Uhr. Damit hatten sich die beiden deutschen Divisionen zwischen den Ortschaften Vionville und Flavigny vereinigt und verringerten somit die Gefahr, dass die beiden Divisionen voneinander getrennt würden. Das 24. Regiment der 6. Division befand sich in einer langen gestreckten Linie nordwestlich von Vionville und wurde dabei fast ununterbrochen vom 6. französischen Korps (Canrobert) angegriffen. In diesen Positionen mussten sich die deutschen Einheiten ohne nennenswerte Verstärkung, nur ein Teil der 37. Brigade vom X. Korps konnte zur Unterstützung eingreifen, den ganzen Nachmittag über gegen den mehrfach überlegenen Gegner halten. Ziel des französischen Oberbefehlshabers Bazaine war es, nicht von Metz abgedrängt zu werden. Er ging daher nicht nur mit den beiden Korps vor Vionville zurückhaltend vor, sondern hatte auch den linken Flügel bei Gravelotte durch die Garde und eine Division des 6. Korps verstärkt, weil er hier irrtümlicherweise den Hauptangriff der Preußen erwartete. Das zahlenmäßig 1:5 unterlegene deutsche Korps verhinderte mit der Einnahme von Vionville weitere Rückzüge nach Westen. Einmal vom Rückzug abgeschnitten, hatte die französische Armee bei Metz keine Chance mehr, die Schlacht zu verhindern. Nach dem Verlust von Vionville und Flavigny, als ein Flügel des 2. Korps zurückweichen musste, begannen Kavallerieangriffe von beiden Seiten. Den 11. und Braunschweiger Husaren gelang es hierbei zwar beinahe, Bazaine selbst gefangen zu nehmen, aber alle Angriffe konnten die gesetzten Ziele nicht erreichen. Der Angriff der deutschen 6. Kavalleriedivision wurde von der südlich von Rezonvile in Stellung gegangenen und noch ausgeruhten französischen Gardedivision abgewiesen. Gegen 14:00 Uhr bemerkte Marschall Canrobert, dass der linke Flügel der 6. Division in Bedrängnis geraten war und befahl daher einen allgemeinen Angriff des 6 Korps. Von der französischen Artillerie angegriffen und einen Einfall der Franzosen an der linken Flanke fürchtend, sandte Kommandeur v. Alvensleben eine Nachricht an den Kommandeur der 12. Kavalleriebrigade, Generalmajor Adalbert von Bredow, mit dem Befehl, die französische Artillerie unter General Canrobert und die Reiterverstärkung der Franzosen auszuschalten. Unter der Devise „Koste es, was es wolle“ befahl von Bredow seiner Brigade, die aus dem Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, dem Oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr.19 und dem Altmärkischen Ulanenregiment Nr. 16 bestand, um 14 Uhr, vorzurücken. In dem später als „Von Bredows Todesritt“ bekannt gewordenen Vorgehen rückten die Kavalleristen vor, während von Bredow klug das Terrain und den Kanonenrauch nutzte, um die Bewegungen der Brigade so lange wie möglich vor den französischen Spähern geheimzuhalten. Knappe 1000 Meter vor den französischen Linien heranstürmend brachen die Deutschen durch und verursachten weiträumige Panik unter den Soldaten von Canrobert. Die französische Reiterei versuchte, die Deutschen zu stoppen; dies wurde aber von den eigenen Soldaten vereitelt, da diese in ihrer Panik auf alle Reiter innerhalb ihrer Schussreichweite feuerten. Nachdem sie auftragsgemäß die französische Artillerie und Kavallerie eliminiert hatten, konnte die Brigade von v. Bredow sich zurückziehen. Die Verluste betrugen ungefähr die Hälfte, unter den Verwundeten befand sich auch Herbert von Bismarck, der Sohn des damaligen preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. Nach diesem Angriff waren sowohl die deutschen als auch die französischen Truppen erschöpft und litten unter Munitionsmangel. Bis gegen 16 Uhr fanden daher nur wenige Kämpfe statt. Nach der Versorgung griffen gegen 16 Uhr die Franzosen mit dem 3. Korps und einer Division des 4. Korps jetzt von Saint-Marcel und Bruville her wieder an. Dabei wurde der linke deutsche Flügel aus den Tronviller Büschen vertrieben und hinter Tronville zurückgedrängt. In diesem kritischen Augenblick traf nach einem Gewaltmarsch die 20. Infanteriedivision (v. Kraatz-Koschlau) bei Tronville ein. Ein Teil kam der 5. Division zu Hilfe, während die Artillerie den weiteren französischen Vormarsch aufhielt. Im Gegenangriff gelang es dem 79. und 17. Regiment die Tronviller Büsche wieder zu besetzen. Etwa gleichzeitig traf von Westen her ein Teil der 19. Division (Schwartzkoppen), die 38. Brigade (mit den Regimentern Nr. 16 und Nr. 57) unter Wedell auf dem Schlachtfeld ein. Die 38. Brigade hatte auf dem Marsch nach Étain an der Maas bereits einen Marsch von 12 Stunden zurückgelegt. Der Angriff auf die französische Flanke von Mars-la-Tour aus gegen die Höhen von Bruville wurde allerdings von den französischen Divisionen Grenier und Cissey unter schweren Verlusten (2.600 Mann) zurückgewiesen. Auch hier musste die Reiterei rettend eingreifen. Die Gardedragoner warfen die heftig nachdringenden Franzosen zurück. Der für die Deutschen siegreiche Ausgang eines Reiterkampfs (gegen 19 Uhr abends) bei Bruville, wo General von Barby mit fünf Regimentern die französische Kavallerie in die Flucht schlug, bewog General Ladmirault (Kommandeur des 4. Korps), von einem weiteren Angriff auf Mars-la-Tour und Tronville abzusehen, womit die Gefahr für den deutschen linken Flügel abgewendet war. Der rechte preußische Flügel hatte von Friedrich Karl von Preußen, der um 16 Uhr von Pont à Mousson auf dem Schlachtfeld eingetroffen war, den Befehl erhalten, nur seine Stellung zu behaupten. Bazaine begnügte sich seinerseits damit, seine Verbindung nach Metz zu sichern, und unterließ es daher, seine Übermacht zu einem entscheidenden Angriff zu verwenden. Die vereinzelten Angriffe der Franzosen hatten daher ebenso wenig Erfolg wie anderseits die Vorstöße der zur Verstärkung der 5. Division herankommenden deutschen Truppenteile vom X. und VIII. Korps. Teile dieser Einheiten, z.B. die 16. Division unter von Barnekow waren, ohne einen Befehl abzuwarten, in Richtung auf den Gefechtslärm aufgebrochen. Dabei wurde besonders um eine Anhöhe südlich von Rezonville erbittert gekämpft. Dreimal wurde diese Anhöhe von preußischen Einheiten, bestehend aus der 32. Infanteriebrigade (72. und 40. Regiment) von der 16. Division, verstärkt durch das 11. Regiment vom IX. Korps genommen, sie mussten sich aber jeweils nach Gegenangriffen der Franzosen wieder zurückziehen. Erst als es bereits dämmerte, gelang die endgültige Eroberung diese Anhöhe, nachdem die Artillerie und die 14. Brigade Grüter von der 6. Kavalleriedivision ebenfalls mit angriffen. Die Kämpfe endeten erst gegen 22 Uhr. Die französischen Verluste beliefen sich an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf 879 Offiziere und 16.128 Mann, die deutschen auf 711 Offiziere und 15.079 Mann, wovon das III. Korps 310 Offiziere und 6641 Mann, das X. Korps 202 Offiziere und 4945 Mann verlor. Auf deutscher Seite waren unter anderem auch der General von Doering gefallen und von Rauch und von Diepenbroick-Grüter waren verwundet worden. Die Schlacht war ein taktisches Unentschieden, aber ein großer strategischer Sieg für die Preußen. Bazaine konnte mit seinen Truppen nicht mehr nach Verdun flüchten, sondern hatte seinen Truppen den Rückzug in die Festung Metz befohlen. Gründe hierfür waren neben den hohen Verlusten auch der Mangel an Munition. Der geplante Rückzug in Richtung Verdun war damit zunächst abgebrochen.
17. August 1870
Kaiserreich Frankreich
Der französische General Claude Théodore Decaen stirbt an seinen am 14. August in der Schlacht von Colombey in Lothringen erlittenen Wunden.
18. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Eine weitere Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg findet bei Gravelotte (lat. Graveium) im Département Moselle in Lothringen statt, 15 Kilometer westlich von Metz. In Frankreich wird sie Bataille de Saint-Privat genannt, in Deutschland auch die „Dritte Schlacht von Metz“. 188.000 Deutsche mit 732 Geschützen unter dem Befehl von Helmuth Graf von Moltke greifen 113.000 Franzosen mit 520 Geschützen unter Marschall François-Achille Bazaine an. Nach zähen Kämpfen gelingt es den Deutschen, Bazaine zurückzuwerfen und damit dem Gegner alle Wege nach Westen zu versperren und die Belagerung von Metz zu beginnen. Die Verluste sind auf beiden Seiten erheblich, auf deutscher Seite ca. 20.000 Tote und Verwundete, auf französischer Seite ca. 9.000 Tote und Verwundete.
19. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Die Dritte Armee erhält den Befehl, vorläufig an der Maas Halt zu machen, um die Einheiten der Maasarmee aufschließen zu lassen. Es werden Vorbereitungen für eine Belagerung von Metz getroffen.
20. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich / Österreich-Ungarische Monarchie / Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland / Russisches Reich
Es beginnen gleichzeitig umfangreiche diplomatische Aktivitäten zur Beendigung des Französisch-Deutschen Krieges. In Österreich, England und selbst in Russland wurden Stimmen laut, die einen baldigen Friedensschluss fordern und Bedenken gegen eine Veränderung des Kräftegleichgewichts in Mitteleuropa äußern. Der deutschen Politik drohen daher trotz militärischer Erfolge einige Probleme. Gleichzeitig kommt ein Gerücht auf, dass die Franzosen doch noch eine Landung an einer der deutschen Küsten planen oder sogar bis zu den Häfen von Hamburg oder Bremen vordringen werden. Immerhin sind die als Elite bezeichneten Marinesoldaten bis jetzt nicht eingesetzt worden und die französische Marine war der deutschen zehn zu eins überlegen. Eine auch nur kurz andauernde Blockade der deutschen Häfen hätte für die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft schwerwiegende Folgen. Die französische Flotte operiert zu diesem Zeitpunkt zwar in der Nordsee und im Skagerrak, hat jedoch erhebliche Versorgungsprobleme insbesondere mit Kohle und sieht keine Möglichkeit, offensiv tätig zu werden. Kleine Ziele an der Küste würden keinen Angriff rechtfertigen; Wilhelmshaven ist zwar noch im Bau, aber bereits gut befestigt und mit schwerer Artillerie geschützt und für Angriffe auf die Binnenhäfen fehlen detaillierte Karten oder Lotsen. All diese Punkte führen dazu, das zwar zwei französische Flottenverbände im August in der deutschen Bucht operieren, aber nicht tätig werden können.
21. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Französische Einheiten landen vor Swinemünde an. Zwischen Ahlbeck und Peenemünde wird eine freiwillige Küstenwache eingerichtet.
Großherzogtum Baden / Königreich Bayern
Gustav von Struve bzw. nach der Ablegung seines Adelstitels Gustav Struve (* 11. Oktober 1805 in München) stirbt in Wien. Er war ein deutscher Politiker, Rechtsanwalt, Publizist und radikaldemokratischer Revolutionär während der Märzrevolution von 1848/1849 im Großherzogtum Baden. Struve war der Sohn des aus russischem Kleinadel stammenden Staatsrats Johann Gustav von Struve. Aufgewachsen in München, absolvierte er ein juristisches Studium in Göttingen und Heidelberg. Zwischen 1829 und 1831 war er im oldenburgischen Staatsdienst beschäftigt. 1836 ließ er sich im badischen Mannheim als Rechtsanwalt nieder. Zusammen mit Friedrich Hecker beteiligte sich Struve an führender Stelle an der badischen Revolution ab März 1848. Auch Hecker gehörte wie Struve zum radikaldemokratischen und antimonarchistischen Flügel der Revolutionäre, der in Baden, hier insbesondere in den vielerorts gegründeten politischen Volksvereinen relativ stark vertreten war. Als die Märzrevolution ausgelöst wurde, forderte Struve in einem von ihm veröffentlichten Programm eine föderative Republik für ganz Deutschland, das aber vom Frankfurter Vorparlament abgelehnt wurde. Gemeinsam mit Hecker und anderen führenden Aufständischen wollte er seine Ideen von Südwestdeutschland aus verbreiten. Im sogenannten Heckeraufstand riefen Hecker, Struve und andere am 12. April 1848 in Konstanz die Republik aus. Struve und seine Frau waren daraufhin beteiligt am Heckerzug, einer Freischar, die sich mit der aus dem Elsass anmarschierenden Deutschen Demokratischen Legion des revolutionären Dichters Georg Herwegh vereinigen und in die badische Hauptstadt Karlsruhe marschieren wollte, um die Republik von dort aus in ganz Baden durchzusetzen. Der Heckerzug wurde jedoch bald im Schwarzwald bei Kandern von regulären Truppen besiegt und die Revolutionäre aufgerieben. Hecker und Struve flohen in die Schweiz, von wo aus Gustav Struve weiter versuchte, die Revolution voran zu bringen. Im Verlauf des badischen Maiaufstands gelang es, nachdem die badische Garnison in der Bundesfestung Rastatt gemeutert hatte, den Großherzog Leopold (Baden) in die Flucht zu treiben, worauf sich am 1. Juni 1849 eine provisorische republikanische Regierung unter dem gemäßigteren liberalen Politiker Lorenz Brentano bildete, an der Struve beteiligt war. Gegenüber der Gefahr durch die anrückenden Truppen des deutschen Bundes unter Führung des preußischen Prinzen Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I., verhielt sich Brentano zögerlich und hoffte, durch Verhandlungen eine militärische Eskalation zu vermeiden. Darauf wurde Brentano von Struve und dessen Anhängern gestürzt. Es kam zur Volksbewaffnung. Unter Führung des polnischen Revolutionsgenerals Ludwik Mieroslawski versuchte das Revolutionsheer, die Übermacht der preußischen Truppen abzuwehren, aber die Revolution wurde schließlich nach heftigen Kämpfen um Rastatt am 23. Juli 1849 von den preußischen Truppen niedergeschlagen und war damit endgültig gescheitert. Gustav Struve konnte sich mit einigen anderen Revolutionären einer Hinrichtung entziehen, und floh zusammen mit seiner Frau, die ihn während der Revolution immer auch aktiv kämpfend und agitatorisch unterstützt hatte, ins Exil, das die Eheleute zunächst in die Schweiz, und über England schließlich 1851 in die USA führte. Auch hier versuchte er, publizistisch für seine radikaldemokratischen Ziele zu arbeiten. Durch seinen energischen Einsatz für die Präsidentschaftskandidatur von Abraham Lincoln trug er dazu bei, die deutschstämmige Bevölkerung des Bundesstaats New York, die bis dahin eher zu den Demokraten neigte, für die damalige republikanische Partei zu gewinnen, was mit zum letztlichen Wahlsieg Lincolns beitrug. Anfang der 1860er Jahre war Struve am Sezessionskrieg auf Seiten der Nordstaaten beteiligt. Nach dem Tod seiner Frau Amalie, die an den Folgen einer Geburt 1862 in New York gestorben war, und nachdem er in der alten Heimat amnestiert worden war, kehrte er 1863 nach Deutschland zurück. Struve war schon 1832 durch die Lektüre von Jean-Jacques Rousseaus Roman Émile Vegetarier geworden und wurde in den sechziger Jahren zu einem der Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland. 1868 gründete er mit Gesinnungsgenossen aus Stuttgart und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 erschien sein Werk Pflanzenkost – die Grundlage einer neuen Weltanschauung, das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Mit 62 Jahren heiratete er seine zweite Frau Katharina.
22. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Der Zusammenschluss der Dritten Armee mit der Maas-Armee wird vollendet. Da man Kenntnis davon erhalten hat, dass sich bei Châlon starke französische Kräfte sammeln, ergeht der Befehl an die Dritte Armee, nach Châlon vorzurücken, die Maasarmee soll gleichzeitig weiter nördlich in Richtung Paris vorgehen.
Vereinigte Staaten von Amerika (Montana)
Unter der Leitung des Generalinspektors des Bundesstaates Montana Henry Dana Washburn beginnen 19 Männer aus Montana bei Fort Ellis die Durchquerung des Gebietes des heutigen Yellowstone-Nationalparks. Der so genannten „Washburn-Langford-Doane-Expedition“ gehören außerdem der Schriftsteller Nathaniel P. Langford und Leutnant Gustavus C. Doane mit einer Abteilung Soldaten an. Es werden 40 Pferde und Maultiere sowie der Hund „Bobby“ mitgenommen. Ältester Teilnehmer ist Truman Everts mit 54 Jahren.
23. August 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen) / Großherzogtum Baden / Königreich Württemberg / Kaiserreich Frankreich
- Die Artilleriegeschütze General August von Werders eröffnen das Feuer auf die belagerte Stadt Straßburg und verursachen starke Schäden, auch an historischen Wahrzeichen. Der Bischof von Straßburg bittet Werder um eine Einstellung des Feuers und die Zivilbevölkerung schlägt vor, Werder jeden Tag 100.000 Franc zu bezahlen, an dem er die Stadt nicht bombardiert. Uhrich allerdings ergibt sich nicht, und bald wird von Werder klar, dass er mit seiner Munition ein solches Dauerfeuer über die gesamte Stadt nicht durchhalten kann. Von Werder fährt mit dem Bombardement der Stadt fort, allerdings werden jetzt ausgewählte Befestigungsanlagen aufs Korn genommen, die Linien der Deutschen bewegen sich mit dem Fall der jeweiligen Festungen rapide auf die Stadt zu. Die Franzosen beschränken sich auf passive Verteidigung und vereinzelte schwache Ausfälle.
- Die deutschen Truppen beschießen die Stadt Toul (deutsch Tull, lat. Tullum Leucorum) im Département Meurthe-et-Moselle in Lothringen.
- Deutsche Truppen erreichen die Stadt Verdun.
24. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
- Die dritte Armee steht bereits an der Marne. Auf dem Weg der Maasarmee befinden sich die Befestigungsanlagen von Verdun, das am 23. August erreicht wurde. Nachdem ein Angriff heute ohne Erfolg bleibt, muss die Stadt umgangen werden. Gleichzeitig wird mit der Belagerung begonnen. Während der Belagerung wird Verdun ein wichtiger Ausgangspunkt für Aktionen im Rücken der deutschen Front. Ein anderes Hindernis ist die Festung von Toul. Auch diese Festung muss belagert werden, da ein direkter Sturmangriff erfolglos bleibt. Erst in der letzten Augustwoche stößt Prinz Albert daher weiter über Sainte-Menehould und Vitry-le-François vor. Während dieses Vormarsches traten zwar bei den deutschen Verbänden die ersten Versorgungsengpässe an Nahrungsmitteln auf, es gelang aber, eine Mindestversorgung durch Requirierungen aber auch Ankäufe von Lebensmitteln in den Ortschaften entlang des Marsches sicherzustellen. Gleichzeitig kommen die deutschen Reserveverbände bei den Armeen an. Das deutsche Heer hat insgesamt Verstärkungen von 150.000 Mann erhalten, Einheiten mit insgesamt 300.000 weiteren Soldaten werden gerade aufgestellt. Damit werden nicht nur die Verluste der ersten Wochen ausgeglichen, es können auch Einheiten für diverse kleinere Belagerungen und für den Schutz der Nachschubwege abgestellt werden. Neben der rein zahlenmäßigen Verstärkung zum Ausgleich erlittener Ausfälle kommt auch noch das VI. Korps unter General von Tümpling zur dritten Armee. Dieses Korps war bis zum 6. August als Reserve für einen möglichen Konflikt mit Österreich in Schlesien geblieben. Während des Vormarsches der deutschen Truppen traten im Gebiet entlang der Maas erstmals die Franc-tireurs in größerem Maße in Erscheinung. Gleichzeitig aber erklären sich auch Ortschaften als offene Städte bzw. Dörfer. So öffnet sich die Stadt Bar-le-Duc den ersten preußischen Reitern, da man keine Möglichkeit der Verteidigung sieht. Der deutsche Kronprinz nahm daraufhin in Bar-le-Duc für einige Tage sein Hauptquartier. Außerdem erreicht eine preußische Kavallerieaufklärungsmission das inzwischen verlassene Lager von Châlon. Andere Patrouillen stoßen bis kurz vor Reims vor, verhören die örtlichen Bürgermeister und beschlagnahmen jede Postsendung, die sie finden können, in der Hoffnung, hierbei brauchbare Informationen zu finden.
- Beginn der Belagerung von Diedenhofen (frz. Thionville) im Département Moselle in Lothringen durch deutsche Truppen.
Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland (Dominion of Canada – Manitoba)
Mit der Ankunft der Wolseley-Expedition und der Flucht des Aufständischen Louis Riel endet die „Red River Rebellion“ in Manitoba.
25. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Da noch keine genauen Informationen über die Bewegungen von Patrice de Mac-Mahon vorliegen, wird beschlossen, morgen weiter in Richtung Reims vorzurücken. Der direkte Weg für Mac-Mahon nach Metz ist verlegt und ein Ausweichen in Richtung belgische Grenze wird als wenig wahrscheinlich angesehen. Für den 27. August wird ein weiterer Ruhetag geplant. Wären diese Pläne umgesetzt worden, dann hätte Mac-Mahon gute Chancen gehabt, an den deutschen Truppen vorbei nach Metz vorzustoßen. Im Laufe des Tages jedoch treffen Informationen über die tatsächlichen Bewegungen von Mac-Mahon ein. Um dessen Armee noch abzufangen, wird ein Rechtsschwenk der deutschen Einheiten erforderlich. Das Problem war jedoch, dass man für einen Vormarsch Richtung Westen ausgerichtet war und nicht Richtung Norden. Im Hauptquartier in Bar-le-Duc wurde die Entscheidung getroffen. Um 23 Uhr erging der Befehl mit den geänderten Marschrichtungen. Wenn man den Rechtsschwenk erfolgreich umsetzen könnte, dann waren die Chancen sehr gut, die Armee von Mac-Mahon gegen die belgische Grenze zu drücken und dort auszuschalten. Gleichzeitig bedeutete der Rechtsschwenk aber auch ein großes Risiko. Die beiden deutschen Armeen gingen jetzt nebeneinander auf einer Breite von fast 50 km vor und würden sich kaum gegenseitige Unterstützung geben können. Auch gab es neben der eigenen Aufklärung noch Berichte in diversen Zeitungen, welche die Franzosen auf dem Rückzug nach Paris meldeten. Der Vormarsch hätte sich somit auch als Fehler herausstellen können und den Franzosen auf dem Marsch nach Paris einen Vorsprung von einer Woche eingebracht.
26. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
- Die französische Rheinarmee unter Marschall François-Achille Bazaine versucht einen Ausbruch aus der Festung Metz. In der Nähe des Fort St. Julien (zwischen Noiseville und der Mosel) sammeln sich insgesamt drei französische Korps mit dem erklärten Ziel, in Richtung Thionville (dt. Diedenhofen) auszubrechen. Die Garnison der Festung in Thionville hat sich auf das Eintreffen der Einheiten bereits eingestellt und Nachschub an Lebensmitteln bereitgestellt. Weiterhin sind hier Pontonbrücken für die zusätzlichen Querungen der Orne und der Mosel bereitgestellt worden. Der Angriff gerät jedoch in schlechtes Wetter und gibt hier den Preußen Zeit, ihre Verteidigung zu organisieren. Der langsame Vormarsch der Franzosen kann bereits von den deutschen Vorposten gestoppt werden und bald beginnt der Rückzug in den Schutz der Festung St. Julien.
- Auf deutscher Seite wird mit der Umsetzung der geänderten Pläne begonnen. Der Vormarsch wurde aber durch schlechtes Wetter und unwegsames Gelände behindert. Bei Vouziers und Grandpré im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne kommt es zum Kontakt mit französischen Einheiten, ohne das sich daraus größere Kämpfe entwickeln. Aus dem Belagerungsring um Metz werden vorsorglich das III. und II. Korps herausgenommen, um notfalls die Maasarmee zu unterstützen. Nachdem klar wird, dass man die beiden Korps nicht brauchen wird, kehren sie nach Metz zurück.
27. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Der Vormarsch auf Damvillers sowie die Sicherung der Maasübergänge bei Dun und Stenay werden angeordnet. Der Vormarsch erfolgt dabei weitgehend ohne Feindberührung. Die französische Kavallerie hängt zu diesem Zeitpunkt hinter der eigenen Armee zurück, normalerweise ist es ihre Aufgabe, die rechte Flanke der Armee zu sichern. Aus dieser Sicherung würden sich dann Kontakte zwischen der Kavallerie ergeben, ein deutliches Zeichen dafür, das Patrice de Mac-Mahon wie vermutet vorrücken würde. Lediglich bei Buzancy im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne kommt es zu einem kleinen Gefecht zwischen Kavallerieeinheiten. Im Laufe des Tages wird deutlich, dass die französischen Einheiten die Maas noch nicht überschritten haben. Daraufhin wird für den nächsten Tag der Vormarsch auf Vouziers im Département Ardennes und Beaumont im Département Meurthe-et-Moselle angeordnet. Da die Einheiten der Dritten Armee aber noch nicht ihre vorgesehenen Stellungen erreicht hatten, soll ein Entscheidungskampf am 28. August noch vermieden werden. Auf französischer Seite hat man kaum Informationen über die deutschen Einheiten. Nachdem klar geworden ist, dass ein Durchbruch von Marschall Bazaines durch die Belagerungslinien bei Metz nicht mehr zu erwarten ist, soll ein Rückzug in Richtung Mézières erfolgen. Dieser Rückzug wird jedoch auf Druck aus Paris gestoppt. Für morgen wird ein Vorrücken auf Montmédy geplant. Durch die Vorstöße deutscher Kavallerie sind die Telegrafenlinien nach Paris oft gestört, sodass die Übermittlung von Nachrichten für die französischen Einheiten immer schwieriger wird.
28. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
Auf deutscher Seite werden die letzten Zweifel über die strategische Situation beseitigt, nachdem ein französischer Offizier mit den kompletten Marschplänen und der Aufstellung (Ordre de Battailie) gefangen genommen wird.
29. August 1870
Norddeutscher Bund / Königreich Sachsen / Kaiserreich Frankreich
- Der in Metz eingeschlossene Marschall François-Achille Bazaine und seine Rhein-Armee hatte in den ersten Wochen der Belagerung immer wieder Informationen und Nachrichten über die Aufstellung der Châlon-Armee unter Marschall Patrice de Mac-Mahon erhalten, unterrichtet selbst jedoch erst heute seine Korpsgeneräle vom bereits laufenden Entsatzversuch. Diese späte Information ist nach dem Krieg einer der Hauptvorwürfe gegen Bazaine im Kriegsgerichtsverfahren wegen Verrat. Der Plan sieht vor, auf dem rechten Ufer der Mosel mit seiner ganzen Armee die feindliche Einschließung zu durchbrechen, bei Diedenhofen (frz. Thionville) die Mosel zu überqueren und sich in Richtung Sedan mit Mac-Mahon zu vereinigen. Zu diesem Zweck befiehlt er, dass das 3., 4., 6. und als Reserve das Gardekorps in der Nacht des 30. August die Brücken unterhalb der Festung überschreiten und am nächsten Morgen (31. August 1870) die beherrschende Höhe von Ste.-Barbe nehmen sollen; erst nach Erstürmung der Höhe soll der Abmarsch der Armee angetreten werden. Aus unerklärlichen Gründen verzögert Bazaine jedoch den Beginn der Schlacht immer weiter, so das es wiederum den Preußen möglich wird, Verstärkungen heranzuziehen. Ursprünglich standen in Noiseville lediglich drei preußische Bataillone. Der heutige Tag ist geprägt vom gegenseitigen Abtasten. Da auf beiden Seiten noch nicht alle Einheiten am Kampf teilnehmen können, wird die Entscheidung auf den nächsten Tag verschoben. Bei Nouart im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne kommt es zu einem Gefecht zwischen dem französischen V. Korps (Failly) und dem sächsischen XII. Korps. Da es an diesem Tag nur darum geht, die Stärke des Gegners festzustellen, ziehen sich die Franzosen am Nachmittag in südlicher Richtung zurück. Die 5. Kavalleriedivision, inzwischen der Dritten Armee zugeordnet, rückt in Richtung Attigny vor und zerstört zwischen Rethel und Mézières die Eisenbahnlinie. Ende August ist man sich im deutschen Hauptquartier darüber im Klaren, dass man Mac-Mahon ausmanövriert hat und bald erfolgreich schlagen wird. Ob dies durch ein Abdrängen nach Belgien, eine Schlacht mit Rückzug und Verfolgung oder durch eine Kesselschlacht erfolgen wird, ist hierbei nicht ausschlaggebend. Problematisch wär es nur, wenn Napoleon III. in der folgenden Schlacht gefangen oder getötet würde. Bismarck braucht Napoleon III. als Machthaber, um mit ihm einen schnellen Frieden schließen zu können, solange die anderen europäischen Mächte sich weiterhin neutral verhalten. Ein langwieriger Kampf mit einer postrevolutionären Republik könnte den Krieg auf dritte Staaten ausweiten, würde unnötige Opfer kosten und in Deutschland Erwartungen wecken, die einen Friedensschluss wie mit Österreich erheblich erschweren würden.
- Deutsche Truppen erobern die Gemeinde Voncq im Arrondissement Vouziers im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne.
30. August 1870
Norddeutscher Bund (Königreich Preußen / Königreich Sachsen / Königreich Bayern / Kaiserreich Frankreich
In Beaumont findet im Vorfeld der zu erwartenden Schlacht von Sedan ein weiteres Gefecht statt. Teile der preußischen 3. und 4. Armee schlagen Teile der französischen Châlons-Armee, die die eingeschlossene Rheinarmee entsetzen wollte, sich nun aber nach Sedan zurück zieht. Die nach den Grenzschlachten in Frankreich eingedrungenen deutschen Armeen haben mittlerweile die französische Rheinarmee unter François-Achille Bazaine eingeschlossen und bewegen sich weiter in der allgemeinen Richtung auf Paris. Die unter General Patrice Mac-Mahon bei Châlons zusammengezogene französische Châlons-Armee begann am 23. August 1870 mit dem Marsch nach Reims in der Absicht, weiter über Montmédy um dann entlang der belgischen Grenze zur bei Metz eingeschlossenen Rheinarmee zu gelangen. Die deutsche 3. Armee unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und die 4. Armee (auch Maasarmee genannt) unter dem sächsischen Kronprinzen Albert marschierten währenddessen noch zwei Tage konzentrisch auf Châlons zu, da sie den Gegner noch vor sich in Richtung Paris vermuteten. Erst ab dem 26. August begannen beide Armeen, nach rechts zu schwenken und sich in Richtung der Châlons-Armee zu bewegen. Diese hatte Mac-Mahon zwischen Vouziers und Chesne konzentriert und für einen Angriff auf die deutschen Truppen in südlicher Richtung aufgestellt. Der Angriff wurde dann aber nicht ausgeführt, und die Armee marschierte in nordöstlicher Richtung ab, wodurch sich die Disziplin aufzulösen begann. Um einer Umklammerung durch die deutsche 3. und 4. Armee zu entgehen, bereitete Mac-Mahon einen Marsch nach Nordwesten auf Mézières vor. Das Kriegsministerium untersagte aber eine solche Bewegung und befahl den weiteren Vormarsch in Richtung Metz. Da deutsche Truppen die Maas schon bis Stenay im Norden erreicht hatten, musste Mac-Mahon noch weiter nördlich ausweichen, um Metz noch über Carignan erreichen zu können. Doch nur der linke französische Flügel erreichte bei Mouzon die Maas noch ohne Kampf. Weiter südlich standen deutsche Truppen der 4. Armee bereits westlich der Maas und trafen unter anderem bei Nouart auf Teile der französischen Châlons-Armee. In der Nacht vom 29. auf den 30. August rastete das V. Korps der Châlonsarmee unter General Pierre Louis Charles Achille de Failly bei Beaumont-en-Argonne. Dieses Korps war durch lange Märsche sehr erschöpft und nach einem Marsch über schlechte Feldwege und durch Wälder auseinandergezogen. Die Soldaten nutzten die Lagermöglichkeit bei Beaumont zur Rast. Die ersten Franzosen hatten den Ort gegen Mitternacht erreicht, die letzten erst im Morgengrauen. Die Franzosen befinden sich hier ohne es zu wissen zwischen dem IV. Korps als linkem Flügel der Maasarmee von Prinz Albert und dem I. Bayerischen Korps als rechtem Flügel der dritten Armee des Kronprinzen. Die Bayern erwarten zu diesem Zeitpunkt Kontakt mit der gesamten französischen Armee und betreiben daher intensive Aufklärung durch Kavallerie und leichte Infanterie. Zwei dieser Aufklärungseinheiten sichten zeitgleich am Mittag die auf den Höhen von Beaumont rastenden Franzosen. Die Franzosen sind damit beschäftigt sich mit Nahrung zu versorgen und viele Einheiten schlafen noch. Zwar gibt es Hinweise aus der Bevölkerung, dass die Preußen kommen würden, aber es werden keine Vorkehrungen zur Abwehr getroffen. Etwa zeitgleich werden die Franzosen vom preußischen IV. Armeekorps angegriffen. Noch während die Franzosen sich zu einem Gegenangriff sammeln, formieren sich auch die ersten Bayern von der 2. Division und gehen vor. Sie haben hier den großen Vorteil, dass sie bergab angreifen können. Obwohl die Bayern an diesem Tag bereits einen langen Marsch von ca. 19 Meilen hinter sich haben, wird sofort angegriffen, um die günstige Gelegenheit auszunutzen. Trotz erheblicher Verluste durch das überlegene Chassepotgewehr der Franzosen gelingt es den Angriff so schnell voranzutreiben, dass das französische Feuer unterlaufen werden kann. Geschwindigkeit und Überraschung sind ein großer Vorteil für die Preußen und Bayern. Zwischen den angreifenden Bayern und Preußen befindet sich jedoch eine große Lücke, die bei einem Gegenangriff für die Deutschen gefährlich wird, vor allem weil keine Reserven zur Verfügung stehen. Viele französische Soldaten werden durch den Angriff jedoch noch im Schlaf überrascht und so beginnen die ersten Soldaten eine wilde Flucht in Richtung Mouzon. Die größten Verluste erleiden die Franzosen auf dieser Straße, die zeitweise durch umgestürzte Wagen völlig verstopft ist und wo sie auch dem Artilleriefeuer des Gegners schutzlos ausgeliefert sind. Das 86. Regiment aus der Bretagne verliert hier fast 600 Mann. Die französischen Truppen können erst nach einiger Zeit zu einem Gegenangriff übergehen, der allerdings abgewiesen wird. Auf deutscher Seite greift nun die gesamte Artillerie des IV. Armeekorps ein, die im weiteren Verlauf noch von Teilen der Artillerie des sächsischen XII. sowie des bayrischen Armeekorps Unterstützung erhalten. Unter diesem Druck muss das gesamte französische Korps auf Mouzon zurückgehen, weil auch der Angriff von Teilen des französischen 7. Korps auf das bayrische Korps abgewiesen wird, das nun seinerseits die französischen Kräfte nach Norden zurückdrängt. Die Straße nach Mouzon steigt an und hier gelingt es den französischen Offizieren, die Flucht aufzuhalten und sowohl Artillerie als auch Mitrailleusen in Stellung zu bringen und damit den Verfolgern erhebliche Verluste zuzuführen. Das preußische Gardekorps dringt bis nach Beaumont vor; es entwickelten sich heftige Kämpfe, die bis zum Einbruch der Dunkelheit andauern und in deren Ergebnis die französischen Truppen bis in das Tal der Maas zurückgedrängt werden. Die Franzosen verlieren innerhalb kurzer Zeit ca. 5.700 Soldaten an Gefallenen, Verwundeten und ca. 1.800 Gefangene. Die Verluste der deutschen Truppen betragen 3.400 Mann, den größten Teil davon am späten Nachmittag, sie erbeuten unter anderem 28 Kanonen, acht Mitrailleusen, 60 vollgeladene Munitionswagen und diverse weitere Ausrüstung. Prinz Albert von Sachsen, der das Schlachtfeld nach dem Gefecht besucht, nahm sein Abendessen im Zelt von Generals de Failly ein, wo sich noch die gesamten für den General bestimmten Delikatessen befinden. Im Ergebnis des Gefechts ist starken französischen Kräften eine Niederlage zugefügt worden, was Mac-Mahon dazu veranlasst, den Marsch auf Metz zunächst aufzugeben und auf Sedan zurückzugehen. Er hofft, die Armee in Sedan sammeln und versorgen zu können, um sich dann weiter auf Mézières zu bewegen. Als Ergebnis der Schlacht befiehlt Helmuth Graf von Moltke dem V. und XI. Korps sich zwischen Sedan und der Grenze zu Belgien zu schieben. Gleichzeitig versperrt die dritte Armee jetzt den Rückzug in Richtung Paris oder Mézieres. Erleichternd kommt für die Deutschen hinzu, dass die französische Kavallerie ihre Geschwindigkeit nicht zur Verzögerung der Deutschen nutzt, sondern sich als erste zurück zieht und so Sedan einen Tag vor der Infanterie erreicht. In Sedan befindet sich die Châlons-Armee in einer gefährlichen Situation, da sie zwischen den schnell vorrückenden deutschen Armeen und der belgischen Grenze nur wenig Raum zum manövrieren hat.
| Schlacht von Beaumont (Zusammenfassung)
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| Datum |
30. August 1870
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| Ort |
Buzancy (Ardennes), Beaumont-en-Argonne, Villers-devant-Mouzon
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| Ausgang |
Sieg der Deutschen
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| Konfliktparteien
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| Bayern, Sachsen und Preußen |
Frankreich
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| Befehlshaber
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| Prinz Albert von Sachsen |
Marschall Patrice de Mac-Mahon
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| Truppenstärke
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| ? |
?
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| Verluste
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| 3.400 |
7.500
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Die beiden deutschen Armeen sind nun dabei, die Lücke zwischen sich langsam zu schließen. Sie treffen sich in der Nähe von Beaumont, wo das französische V. Korps nach den Kämpfen vom Vortag und einer durchmarschierten Nacht völlig erschöpft lagert. Gleichzeitig und völlig überraschend werden die Franzosen von zwei deutschen Korps (IV. und I. Bay.) aus der Bewegung heraus angegriffen. Ohne die Möglichkeit, sich zur Verteidigung zu organisieren werden die Franzosen dabei zurückgetrieben und müssen 5.700 Tote und Verwundete, 1.800 Gefangene und den Verlust des größten Teils ihrer Ausrüstung beklagen. Die deutschen Verluste beim Angriff und der Verfolgung belaufen sich auf insgesamt 3.400 Mann, hauptsächlich als die fliehenden Franzosen sich vor der Maas zur Verteidigung sammeln können.
31. August 1870
Norddeutscher Bund / Kaiserreich Frankreich
- In Wadelincourt, einem Vorort im Westen von Sedan sowie in Frénois im Département Vosges finden Gefechte zwischen den deutschen und den französischen Truppen statt.
- In Rémilly im Arrondissement Metz-Campagne im Département Moselle in der Region Lothringen findet die „Kanonade von Rémilly“ statt.
- Die französische Kleinstadt Bazeilles im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne wird von deutschen Truppen erstürmt.
- Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hat, ist immer noch von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee, anfangs unter Steinmetz, später unter Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen. Bazaine versucht ohne Erfolg, den Belagerungsring durch den Angriff bei Noisseville zu durchbrechen. Die Schlacht von Noisseville zwischen der französischen Rheinarmee unter Bazaine und der deutschen Zernierungsarmee beginnt vor Metz. Benannt ist sie nach einem Dorf im Département Moselle, Region Lothringen, ca. 8 km östlich von Metz. Diesen deutschen Truppen stehen 90.000 Mann, acht Infanteriedivisionen und mehrere Kavalleriebrigaden mit zusammen 162 Geschützen entgegen. Allerdings erhalten die deutschen Truppen auch Verstärkung von der linken Seite der Mosel. Teile des X. Korps überqueren die Mosel unterhalb von Metz beim Ort Hauconcourt und liegen damit unmittelbar im geplanten Fluchtweg von Bazaine. Diese Truppenverlegungen finden in Sichtweite der Franzosen statt. Anstatt einen sofortigen Angriff zu befehlen, werden ab Mittag noch schwere 24-Pfund Festungsgeschütze aus dem Fort St. Julien nach St. Barbe gebracht um die angelegten Straßensperren zu zerstören. Diese Maßnahme kostet erneut mehrere Stunden. Erst vier Uhr nachmittags wird durch ein heftiges Geschützfeuer den Kampf begonnen. Die Aufstellung der Franzosen ist wie folgt:
o IV. Korps unter Ladmirault im Zentrum
o VI. Korps unter Canrobert linke Flanke bei Malroy
o III. Korps unter Leboeuf rechte Flanke bei Noiseville
o Gardekorps in Reserve dahinter.
Die deutschen Truppen, welche die bedrohten Stellungen der Einschließungslinie inne haben, die 3. Reservedivision (Generalleutnant Ferdomamd von Kummer) in Malroy, das I. Korps unter Edwin von Manteuffel in Servigny und das II. Korps in Laquenexy, betragen ca. 41.000 Mann mit 138 Geschützen. Hinzu kommen die Einheiten vom X. Korps, die in der Flanke des jetzt begonnenen Angriffs stehen. Insgesamt ist es dem preußischen Oberkommandierenden vor Metz, Friedrich Karl von Preußen gelungen, fast 60.000 Soldaten hier zusammenzuziehen. Als der französische Angriff beginnt, empfängt Manteuffel den auf St. Barbe vorgehenden Gegner sofort mit so wirksamem Feuer von 60 vor die eigentliche Verteidigungslinie vorgegangenen Geschützen, dass sein Vordringen bereits hier ins Stocken gerät. Nur auf dem rechten Flügel entreißt die Brigade Justin Clinchant dem 4. Regiment das Dorf Noisseville um 6 Uhr, während ein Versuch der preußischen 3. Infanterie-Brigade unter Albert von Memerty, das von den Franzosen besetzte Montoy wieder zu erobern, völlig scheitert und auf dem äußersten rechten Flügel von den Franzosen auch Colombey und Aubigny genommen wird. Dagegen wird ein vom 3. und 4. Korps bei Anbruch der Dunkelheit erneuerter Angriff auf die wichtigste Stellung bei St. Barbe, die Dörfer Poix und Servigny, und des 6. Korps auf Failly von den ostpreußischen Regimentern zurückgewiesen. Um 9 Uhr abends nimmt die Division Aymard das Dorf Servigny mit dem Bajonett, wird aber bereits um 10 Uhr unter großen Verlusten wieder daraus vertrieben. Das Resultat der Kämpfe des 31. August ist also, dass es den Franzosen gelungen ist, sich durch die Besetzung von Noisseville, Flanville, Coincy und Aubigny zwischen die 1. und 2. preußische Division keilartig einzuschieben, dass dieselben dagegen in der Hauptrichtung des beabsichtigten Durchbruchs gegen die Hochfläche von St. Barbe infolge des hartnäckigen Widerstandes der Preußen keine Fortschritte zu erzielen vermögen. Der Angriff der Franzosen entwickelt nie die mögliche Stärke, sondern wird nur halbherzig vorangetrieben, so ergeht an die Garde als Reserve kein Angriffsbefehl, so das diese nicht in die Kämpfe eingreifen. Das Gardekorps war der bereits in der Schlacht von Gravelotte in Reserve geblieben und hätte daher ohne größere Ausfälle zur Verfügung gestanden. Die Preußen waren so siegessicher, das Friedrich Karl sich lieber auf einen mögliche Abmarsch zur Verstärkung nach Sedan vorbereitet und auf der linken Seite der Mosel in seinem Hauptquartier in Briey geblieben ist. Das Kommando auf der rechten Seite bleibt bei Manteuffel und Voigts-Rhetz. Weil er die Stärke und Geschwindigkeit der deutschen Verbände unterschätzte, glaubt Mac-Mahon bei Sedan seine Armee sammeln zu können, um sie zu reorganisieren und ihren Nachschub zu ergänzen. General Helmuth Graf von Moltke jedoch hat fast 200.000 Mann in Eilmärschen hinter den angeschlagenen französischen Truppen hergeschickt; seine Spitzenverbände erreichen bereits den Raum Sedan unweit der belgischen Grenze. Auf französischer Seite sind an der Schlacht 4 Armeekorps beteiligt, die relativ gebündelt im Raum Sedan stehen. Ihnen gegenüber stehen jetzt 7 Armeekorps, die sich um Sedan herum großflächig verteilen. Den militärischen Oberbefehl über die Truppen hat Helmuth Graf von Moltke. König Wilhelm von Preußen und sein Stab beobachten die Schlacht von einem Hügel in der Nähe von Frénois aus. Die französischen Truppen unterstehen zunächst Marschall Mac-Mahon, bevor der verwundet wird und das Kommando an General Ducrot überträgt, der wiederum vom dienstälteren General Wimpffen genötigt wurde, ihm das Kommando zu überlassen. Kaiser Napoléon III. befindet sich ebenfalls in Sedan, aber greift zunächst nicht in militärische Belange ein. Es gelingt einer Vorausabteilung des 4. Bayerischen Jägerbataillons, die Eisenbahnbrücke unterhalb Remilly zu besetzen, ehe sie von französischen Truppen gesprengt werden kann. Nördlich des Ortes errichten sie eine Pontonbrücke, um erneut die Maas zu überqueren, die dort einen Bogen schlägt. Die nachrückenden Teile des Bataillons überqueren so den Fluss Maas und erreichen mit Hilfe der Pontonbrücke den Ort Bazeilles, etwa 5 km südöstlich von Sedan. Der Ort ist die südlichste Verteidigungsstellung der französischen Armee und mit starken Truppenverbänden besetzt. So werden die bayerischen Vorausabteilungen durch einen energischen Gegenangriff wieder bis zur Brücke zurückgedrängt. Gegen Abend sammeln sich an dieser Brücke bei Remilly das 1. Bayerische Korps, das 4. Korps und das 2. Bayerische Korps.
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