Deutsches Reich 1918: Unterschied zwischen den Versionen
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* Der Leiter des Rates der Volksbeauftragten, Friedrich Ebert, beauftragt den Vorsitzenden der preußischen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews gebilligt. | * Der Leiter des Rates der Volksbeauftragten, Friedrich Ebert, beauftragt den Vorsitzenden der preußischen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews gebilligt. | ||
* Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen. <br> | * Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen. <br> | ||
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| + | In Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha]]''' <br> | ||
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Der deutsche Verhandlungsführer bei den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne bei Paris, Matthias Erzberger, hält Rücksprache mit Friedrich Ebert und dem Chef der Obersten Heeresleitung Paul von Hindenburg und wird von ihnen angewiesen, den Waffenstillstand mit Frankreich und Großbritannien zu jedweden Bedingungen anzunehmen. <br> | Der deutsche Verhandlungsführer bei den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne bei Paris, Matthias Erzberger, hält Rücksprache mit Friedrich Ebert und dem Chef der Obersten Heeresleitung Paul von Hindenburg und wird von ihnen angewiesen, den Waffenstillstand mit Frankreich und Großbritannien zu jedweden Bedingungen anzunehmen. <br> | ||
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| + | [[Datei:Anton Geiß.jpg|thumb|150px|''Anton Geiß (SPD), Chef der provisorischen Regierung Badens'']] In den badischen Städten Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung, Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück und eine in Karlsruhe vom "Wohlfahrtsausschuss" gebildete provisorische Allparteienregierung unter dem Sozialdemokraten Anton Geiß wird ohne Beteiligung des Großherzogs Friedrich II. von Baden gebildet, die aus folgenden Personen besteht: <br> | ||
| + | * '''Vorsitzender der Regierung:''' Anton Geiß, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
| + | * '''Minister für Äußeres:''' Dr. Hermann (Robert) Dietrich, Nationalliberale Partei (NL) | ||
| + | * '''Minister für Inneres:''' Ludwig Haas, Fortschrittspartei | ||
| + | * '''Finanzminister:''' Dr. Joseph (Karl) Wirth, Zentrumspartei | ||
| + | * '''Justizminister:''' Dr. Ludwig Marum, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
| + | * '''Minister für militärische Angelegenheiten:''' Johannes Brümmer, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) | ||
| + | * '''Unterrichtsminister:''' Friedrich Stockinger, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
| + | * '''Minister für soziale Fürsorge:''' Adolf Schwarz, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) | ||
| + | * '''Minister für Übergangswirtschaft und Wohnungswesen:''' Philipp Martzloff, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
| + | * '''Verkehrsminister:''' Leopold (Ferdinand Robert) Rückert, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | ||
| + | * '''Ernährungsminister:''' Dr. Gustav Trunk, Zentrumspartei | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|11.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] [[Datei:Großbritannien.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Französische Republik]] [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|11.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Frankreich.gif|50px]] [[Datei:Großbritannien.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Kaiserreich]] / [[Französische Republik]] [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]]''' <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Deutschland.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]] / [[Fürstentum Waldeck]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Deutschland.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]] / [[Fürstentum Waldeck]]''' <br> | ||
Der Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat versucht, den Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont aus dem Amt zu drängen. <br> | Der Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat versucht, den Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont aus dem Amt zu drängen. <br> | ||
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| + | Eine Versammlung badischer Arbeiter- und Soldatenräte in Karlsruhe bestätigt die Regierung und konstituiert sich als Landesausschuss badischer Arbeiter- und Soldatenräte. <br> | ||
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| <center>'''[[Chronik 11.1918|12.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Reich]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 11.1918|12.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Reich]]''' <br> | ||
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[[Datei:Bayerische Volkspartei.jpg|thumb|150px|left|''Wahlplakat der Bayerischen Volkspartei'']] [[Datei:Georg Heim.jpg|thumb|150px|''Georg Heim (BVP)'']] | [[Datei:Bayerische Volkspartei.jpg|thumb|150px|left|''Wahlplakat der Bayerischen Volkspartei'']] [[Datei:Georg Heim.jpg|thumb|150px|''Georg Heim (BVP)'']] | ||
* Nachdem die bayerische Organisation des Zentrums bereits während des Kaiserreichs eine Sonderrolle gespielt hat, gründen führende Mitglieder des bayerischen Zentrums um Georg Heim im November 1918 in Regensburg die Bayerische Volkspartei (BVP) als bayerischen Arm des politischen Katholizismus. Ausschlaggebend ist zum einen die Betonung des Föderalismus im Gegensatz zu dem unter Erzbergers Einfluss deutlich unitarischer eingestellten Zentrum, zum anderen die (auch in der Einschätzung der Novemberrevolution) deutlich konservativere Einstellung. Die BVP vertritt vor allem Interessen des Besitzbürgertums und von Teilen der Industrie. Der Mitbegründer der BVP, Georg Heim, geboren 1865 in Aschaffenburg, ist der Wortführer des bayerischen Separatismus. Da er 1893 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften promovierte, wird er von vielen Freunden und politischen Gegnern auch "der Bergdoktor" genannt. Er gründete 1900 die landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft der bayerischen Bauernvereine mit Sitz in Ansbach, ab 1907 in Regensburg, deren geschäftsführender Direktor er auch war. Neben den typischen geschäftlichen Aktivitäten einer landwirtschaftlichen Genossenschaft betrieb sie Waisenhäuser, Kliniken und Bildungseinrichtungen, darunter die Bauernuniversität in Regensburg, die von 1907 bis 1932 existierte. Heim war Begründer der bayerischen Landvolkshochschulbewegung. 1907 begann er, im Rahmen des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens Volkshochschulkurse in Regensburg zu geben. Schwerpunkt dieser Kurse waren Langzeitpädagogik und ganzheitliche Bildung für die Bevölkerung insbesondere in der an Regensburg angrenzenden strukturschwachen Region Niederbayern-Oberpfalz und im Hinterland um den Bayerischen Wald. Die bayerischen Bauernverbände schlossen sich 1898 unter Heim zum bayerischen Bauernverein zusammen. Zum 1. April 1918 gründete er die Handelspolitische Vereinigung der landwirtschaftlichen Körperschaften Bayerns einschließlich Müllerei und Mälzerei, deren Ziel es war, die geplante Zollunion mit Österreich-Ungarn zu verhindern, in der Heim Nachteile für die bayerische Landwirtschaft sah. Heim machte die Fuchsmühler Holzschlacht vom 30. Oktober 1894 über die Amberger Volkszeitung publik. Er brachte als Landtagsabgeordneter 1904/05 den Holzstreit zwischen Baron von Zoller und den Holzrechtlern zu einer friedlichen Einigung. Während und nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches infolge der Kriegsereignisse im Herbst und Winter 1918 vertrat Heim – vor allem in zahlreichen Artikeln des „Bayerischen Kuriers“ – eine strikt separatistische Haltung. Bayern sollte aus dem Deutschen Reich austreten und einen Zusammenschluss mit Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich suchen. Heim attackiert auch regelmäßig den Regierungschef des Freistaates Bayern, Kurt Eisner, mit antisemitischen Untertönen. Auch die Forderung nach Einführung einer Warenhaussteuer, die zum Beispiel gegen Oscar Tietz und Georg Wertheim gerichtet ist, dient ihm als Mittel judenfeindlicher Agitation. 1901 stellte er im bayerischen Landtag einen Antrag zur Beschränkung von Juden in der Justiz „im Verhältnisse der israelitischen Bevölkerung zur Gesamtbevölkerung“. Daneben zeichnet er das Bild einer angeblichen „jüdischen Pressemacht“ und definiert Juden wie auch Nicht-Juden in rassischen Kategorien. Heim war ursprünglich Mitglied des Zentrums. Nach Beginn der Novemberrevolution und Gründung der Bayerischen Volkspartei (BVP) soll nun zunächst noch keine vollständig Abtrennung von der Zentrumspartei vollzogen werden. Die BVP zielt vielmehr darauf, den Einfluss der Bayern innerhalb der Zentrumspartei zu stärken. Zugleich sollt die Macht Berlins in Bayern zurückgedrängt werden. Heim vertritt explizit die Forderung eines Austritts Bayerns aus dem Deutschen Reich („Los-von Preußen“-Bewegung): „Wir haben es satt, für die Zukunft von Berlin regiert zu werden. Wir lehnen die preußische Vorherrschaft ab. Bayern den Bayern“ soll er gesagt haben. Außerdem stammt von ihm folgendes Zitat: ''Wir (Anm.: die Bayern) hatten schon eine Kultur, als sich in der Mark Brandenburg noch die Wildschweine den Arsch an den Fichten gewetzt haben.'' <br> | * Nachdem die bayerische Organisation des Zentrums bereits während des Kaiserreichs eine Sonderrolle gespielt hat, gründen führende Mitglieder des bayerischen Zentrums um Georg Heim im November 1918 in Regensburg die Bayerische Volkspartei (BVP) als bayerischen Arm des politischen Katholizismus. Ausschlaggebend ist zum einen die Betonung des Föderalismus im Gegensatz zu dem unter Erzbergers Einfluss deutlich unitarischer eingestellten Zentrum, zum anderen die (auch in der Einschätzung der Novemberrevolution) deutlich konservativere Einstellung. Die BVP vertritt vor allem Interessen des Besitzbürgertums und von Teilen der Industrie. Der Mitbegründer der BVP, Georg Heim, geboren 1865 in Aschaffenburg, ist der Wortführer des bayerischen Separatismus. Da er 1893 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften promovierte, wird er von vielen Freunden und politischen Gegnern auch "der Bergdoktor" genannt. Er gründete 1900 die landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft der bayerischen Bauernvereine mit Sitz in Ansbach, ab 1907 in Regensburg, deren geschäftsführender Direktor er auch war. Neben den typischen geschäftlichen Aktivitäten einer landwirtschaftlichen Genossenschaft betrieb sie Waisenhäuser, Kliniken und Bildungseinrichtungen, darunter die Bauernuniversität in Regensburg, die von 1907 bis 1932 existierte. Heim war Begründer der bayerischen Landvolkshochschulbewegung. 1907 begann er, im Rahmen des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens Volkshochschulkurse in Regensburg zu geben. Schwerpunkt dieser Kurse waren Langzeitpädagogik und ganzheitliche Bildung für die Bevölkerung insbesondere in der an Regensburg angrenzenden strukturschwachen Region Niederbayern-Oberpfalz und im Hinterland um den Bayerischen Wald. Die bayerischen Bauernverbände schlossen sich 1898 unter Heim zum bayerischen Bauernverein zusammen. Zum 1. April 1918 gründete er die Handelspolitische Vereinigung der landwirtschaftlichen Körperschaften Bayerns einschließlich Müllerei und Mälzerei, deren Ziel es war, die geplante Zollunion mit Österreich-Ungarn zu verhindern, in der Heim Nachteile für die bayerische Landwirtschaft sah. Heim machte die Fuchsmühler Holzschlacht vom 30. Oktober 1894 über die Amberger Volkszeitung publik. Er brachte als Landtagsabgeordneter 1904/05 den Holzstreit zwischen Baron von Zoller und den Holzrechtlern zu einer friedlichen Einigung. Während und nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches infolge der Kriegsereignisse im Herbst und Winter 1918 vertrat Heim – vor allem in zahlreichen Artikeln des „Bayerischen Kuriers“ – eine strikt separatistische Haltung. Bayern sollte aus dem Deutschen Reich austreten und einen Zusammenschluss mit Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich suchen. Heim attackiert auch regelmäßig den Regierungschef des Freistaates Bayern, Kurt Eisner, mit antisemitischen Untertönen. Auch die Forderung nach Einführung einer Warenhaussteuer, die zum Beispiel gegen Oscar Tietz und Georg Wertheim gerichtet ist, dient ihm als Mittel judenfeindlicher Agitation. 1901 stellte er im bayerischen Landtag einen Antrag zur Beschränkung von Juden in der Justiz „im Verhältnisse der israelitischen Bevölkerung zur Gesamtbevölkerung“. Daneben zeichnet er das Bild einer angeblichen „jüdischen Pressemacht“ und definiert Juden wie auch Nicht-Juden in rassischen Kategorien. Heim war ursprünglich Mitglied des Zentrums. Nach Beginn der Novemberrevolution und Gründung der Bayerischen Volkspartei (BVP) soll nun zunächst noch keine vollständig Abtrennung von der Zentrumspartei vollzogen werden. Die BVP zielt vielmehr darauf, den Einfluss der Bayern innerhalb der Zentrumspartei zu stärken. Zugleich sollt die Macht Berlins in Bayern zurückgedrängt werden. Heim vertritt explizit die Forderung eines Austritts Bayerns aus dem Deutschen Reich („Los-von Preußen“-Bewegung): „Wir haben es satt, für die Zukunft von Berlin regiert zu werden. Wir lehnen die preußische Vorherrschaft ab. Bayern den Bayern“ soll er gesagt haben. Außerdem stammt von ihm folgendes Zitat: ''Wir (Anm.: die Bayern) hatten schon eine Kultur, als sich in der Mark Brandenburg noch die Wildschweine den Arsch an den Fichten gewetzt haben.'' <br> | ||
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| + | [[Datei:Friedrich II. von Baden.jpg|thumb|150px|left|''Großherzog Friedrich II. von Baden'']] [[Datei:Anton Geiß.jpg|thumb|150px|''Vorsitzender der provisorischen Regierung, Anton Geiß (SPD)'']] Großherzog Friedrich II. von Baden zieht sich auf Schloss Zwingenberg zurück, nachdem es vor seinem Amtssitz in Karlsruhe zu Schießereien gekommen ist. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|13.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|13.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]]''' <br> | ||
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''Ludwig'' <br> | ''Ludwig'' <br> | ||
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| + | Großherzog Friedrich II. von Baden verzichtet vorläufig auf die Führung der Regierungsgeschäfte von Baden. <br> | ||
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| <center>'''[[Chronik 11.1918|14.11.1918]]'''<br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Reich]]''' <br> | | <center>'''[[Chronik 11.1918|14.11.1918]]'''<br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Reich]]''' <br> | ||
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** '''Minister ohne Geschäftsbereich:''' Eugen Ernst (SPD) | ** '''Minister ohne Geschäftsbereich:''' Eugen Ernst (SPD) | ||
* Die vier führenden Bergarbeiterverbände und der Zechenverband einigen sich auf den 8-Stunden-Tag. <br> | * Die vier führenden Bergarbeiterverbände und der Zechenverband einigen sich auf den 8-Stunden-Tag. <br> | ||
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| + | Die provisorische Regierung Badens proklamiert die "Freie Volksrepublik Baden" und setzt den Termin für die Wahl der Landesversammlung auf den 5. Januar 1919 fest. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Sachsen-Coburg 1826-1918.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha]]''' <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|21.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Deutschland.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]] / [[Freistaat Waldeck]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|21.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] [[Datei:Deutschland.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]] / [[Freistaat Waldeck]]''' <br> | ||
Der vor einer Woche abgesetzte Fürst Friedrich von Waldeck-Pyrmont nimmt an einer öffentlichen Ordensverleihung statt, was vom Arbeiter- und Soldatenrat in Arolsen toleriert wird. <br> | Der vor einer Woche abgesetzte Fürst Friedrich von Waldeck-Pyrmont nimmt an einer öffentlichen Ordensverleihung statt, was vom Arbeiter- und Soldatenrat in Arolsen toleriert wird. <br> | ||
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| + | | <center>'''[[Chronik 11.1918|22.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Baden 1891-1918.gif|50px]] </center> || '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Baden]]''' <br> | ||
| + | Eine Landesversammlung von 70 badischen Arbeiter- und Soldatenräten in Mannheim erklärt sich zum Vorparlament und bildet einen 11-köpfigen Landesausschuss, der wiederum einen dreiköpfigen Ausschuss zur Kontrolle der Regierung bildet. Der Großherzog Badens, Friedrich II., dankt ab. In seiner Abdankungsurkunde schreibt er: "Ich will kein Hindernis derjenigen Neugestaltung der staatsrechtlichen Verhältnisse des badischen Landes sein, welche die verfassungsgebende Versammlung beschließen wird. Ich wünsche ..., dass die Beamten im Interesse der Aufrechterhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit ihren Dienst weiterführen und dass niemand sich durch Rücksicht auf meine Person oder die Treue und Anhänglichkeit für mich und mein Haus abhalten lässt, die Anordnungen der neuen Regierung zu befolgen. Gott schütze mein liebes Badner Land!" <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|23.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 11.1918|23.11.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich]]''' <br> | ||
Version vom 19. März 2017, 16:48 Uhr
DEUTSCHES REICH
Hauptstadt: Berlin
Chronik des Jahres 1918
IV. Quartal 1918 (seit 9. November 1918)
Reichskanzler Max von Baden übergibt die Regierungsgewalt an Friedrich Ebert
Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann
Unterzeichnung des Waffenstillstandes zwischen Deutschland und der Entente
| Hauptseite | |||
| Jahres-Chroniken | |||
| Länderchroniken | |||
| frühere Chroniken Deutschlands | ||||
| 1908 - 1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917 | ||||
| I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||
| Deutsches Kaiserreich / Deutsches Reich Prinz Max von Baden, eigentlich Maximilian Alexander Wilhelm Friedrich, ab 1907 designierter Nachfolger seines kinderlosen Neffen Friedrich II. von Baden, Präsident der Ersten Badischen Kammer; 1911 Abschied aus dem Militärdienst im Rang des Generalmajors. 1914 wurde Max von Baden bei Kriegsausbruch als Vertreter des Großherzogs im Stab des Generalkommandos des 14. Armeekorps (Baden) reaktiviert; diese Position gab er aus persönlichen wie gesundheitlichen Gründen jedoch bald wieder auf. Anschließend übernahm der Generalmajor den Ehrenvorsitz des badischen Roten Kreuzes und nutzte seine Beziehungen zum schwedischen und russischen Hof für die Durchführung seiner Hilfe für Kriegsgefangene. 1916 wurde ihm das Amt des Ehrenpräsidenten der deutsch-amerikanischen Kriegsgefangenenhilfe des Weltbunds des CVJM übertragen. Nach dem Rücktritt des Reichskanzlers Georg Graf von Hertling trat Max von Baden dessen Nachfolge an; zusätzlich übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten. In dieser Position übermittelte er die Bitte nach Waffenstillstand der deutschen OHL an den US-amerikanischen Präsidenten Wilson, setzte die Entlassung Erich Ludendorffs durch und verkündigt nun ohne Ermächtigung dazu die Abdankung des Kaisers. Er benennt Friedrich Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu seinem Nachfolger im Amt des Reichskanzlers und ordnet seinen eigenen Ruhestand an. Philipp Scheidemann (SPD) ruft um 14 Uhr die Republik aus, wenig später tut dies Karl Liebknecht von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) noch einmal, indem er die "Freie Sozialistische Räterepublik" ausruft. In Berlin beginnt ein Generalstreik. Schließlich erhält die SPD mehr Zustimmung durch die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten und erteilt damit der Parole der USPD "Alle Macht den Räten" de facto eine Absage. Allerdings setzt sich die USPD bei der Bildung der vorläufigen Regierung mit der Formulierung durch: "Die politische Gewalt liegt in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, die zur Vollversammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammengerufen sind." Die provisorische Regierung Deutschlands wird gebildet durch: | ||||
Deutsches Reich
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Großherzogtum Baden In Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück. | ||||
| Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha Wilhelm Bock, Mitglied des Reichstags in der Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), erklärt auf einer Großkundgebung in Gotha den Herzog für abgesetzt und den Arbeiter- und Soldatenrat zum obersten Machtorgan der "Republik Gotha". | ||||
| Deutsches Reich Kaiser Wilhelm II. begibt sich ins Exil in die Niederlande. Am Abend kommen etwa 3000 Arbeiter- und Soldatenräte im Circus Busch zusammen. Eine Legitimationskontrolle findet nicht statt. Die Mehrheit von ihnen unterstützt die Politik der Mehrheits-Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD, später SPD) und die bereits am Vortag zwischen den Parteien beschlossene Bildung des Rates des Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert. In der Versammlung wird so etwas wie eine Fraktionsbildung SPD, USPD, Linke USPD sowie "Revolutionäre Obleute/Spartakus" deutlich. Emil Barth (USPD) beantragt die Bildung eines Aktionsausschusses der Vollversammlung und schlägt als Mitglieder Vertreter der Revolutionären Obleute und des Spartakusbundes vor. Ziel ist die Schaffung eines revolutionären Gremiums als Gegengewicht zum Rat der Volksbeauftragten und die Rückgewinnung der Initiative für die radikale Linke, die die Revolution vorbereitete. Friedrich Ebert verlangt stattdessen einen paritätisch aus Mitgliedern von USPD und MSPD besetzten Ausschuss. Nach heftigen Auseinandersetzungen wird vor allem auf Druck der Soldatenvertreter ein gemeinsames Gremium beschlossen. Die Bezeichnung ist unterschiedlich – eine Version lautet: „Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates in Berlin“ eine andere „Der Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin.“ Das Komitee der Arbeiter besteht aus 14 Mitgliedern. Von diesen gehörten jeweils sieben der MSPD und der USPD an. Die Mitglieder der USPD sind: Emil Barth, Paul Eckert, Georg Ledebour, Richard Müller, Paul Neuendorf und Paul Wegmann. Bis auf Ledebour kommen sie aus den Reihen der revolutionären Obleute. Die Mitglieder der MSPD sind: Franz Büchel, Gustav Heller, Ernst Jülich, Max Maynz, Otto Hiob (?) und Oskar Rusch. Die meisten von ihnen sind gewerkschaftsnahe Betriebsvertrauensleute. Die Mehrzahl der ebenfalls 14 Soldatenvertreter gehört keiner Partei an. Später soll als Soldatenvertreter noch Max Cohen-Reuß, ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter in das Gremium kommen. Für die USPD soll später Ernst Däumig hinzukommen. Zusammen bildeten Arbeiter- und Soldatenkommission den „Volkszugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin.“ Der Vorsitzende wird Richard Müller. Die Kritik der bürgerlichen und sozialdemokratischen Presse richtet sich gegen den Anspruch des Vollzugsrates für ganz Deutschland zu sprechen, obwohl er nur aus Berlinern besteht.
Die Revolutionäre hatten im Verlauf der Revolution eine republikanische Soldatenwehr gegründet, diese war aber unzuverlässig. General Groener und die Heeresleitung sind an einer Zusammenarbeit mit der neuen Regierung interessiert, um
Groeners Grundlage für das Zusammengehen mit der SPD ist Reichspatriotismus, der die Loyalität gegenüber der Person des Kaisers ablöst. In einem Telefonat Groeners mit Ebert sichert der General dem Vorsitzenden der neuen Regierung die Loyalität der Reichswehr zu. Ihre gemeinsamen Ziele sind die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung, die Abwehr des Bolschewismus und eine Armee mit Disziplin zum Schutz des Staates. Die OHL ordnet sogar die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten an, um so die Bewegung besser kontrollieren zu können; allerdings bleibt gemäß der Abmachung zwischen Ebert und Groener die alleinige Befehlsgewalt bei den Offizieren. Der Generalstab organisiert die Rückführung der Truppen von der Front. | ||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha Der Landtag von Coburg wird aufgelöst. Es wird ein von Abgeordneten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) dominierter Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. | ||||
| Deutsches Kaiserreich / Französische Republik Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Der deutsche Verhandlungsführer bei den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne bei Paris, Matthias Erzberger, hält Rücksprache mit Friedrich Ebert und dem Chef der Obersten Heeresleitung Paul von Hindenburg und wird von ihnen angewiesen, den Waffenstillstand mit Frankreich und Großbritannien zu jedweden Bedingungen anzunehmen. | ||||
| Deutsches Reich / Großherzogtum Baden In den badischen Städten Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung, Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück und eine in Karlsruhe vom "Wohlfahrtsausschuss" gebildete provisorische Allparteienregierung unter dem Sozialdemokraten Anton Geiß wird ohne Beteiligung des Großherzogs Friedrich II. von Baden gebildet, die aus folgenden Personen besteht:
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| Deutsches Kaiserreich / Französische Republik Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland In Compiègne bei Paris wird der Waffenstillstand zwischen der Entente und Deutschland geschlossen. Die Unterzeichner sind: für Frankreich: Marschall Ferdinand Foch
Durch diese Maßnahmen sollte dem Deutschen Reich die Möglichkeit genommen werden, den Krieg fortzusetzen. Foch äußert, dass Deutschland jetzt "den Siegern auf Gnade und Ungnade ausgeliefert" sei. Der Waffenstillstand tritt um 11 Uhr französischer Zeit in Kraft und gilt zunächst für 36 Tage (ohne Nennung des konkreten Ablaufdatums), also bis zum 17. Dezember 1918. | ||||
| Deutsches Reich Auf der ersten Sitzung des "Vollzugsrates des Arbeiter- und Soldatenrates" wird die provisorische Regierung, die aus Mitgliedern der beiden sozialdemokratischen Parteien unter der Leitung von Friedrich Ebert (SPD) besteht, bestätigt. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Fürstentum Waldeck Der Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat versucht, den Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont aus dem Amt zu drängen. | ||||
| Deutsches Reich / Großherzogtum Baden Eine Versammlung badischer Arbeiter- und Soldatenräte in Karlsruhe bestätigt die Regierung und konstituiert sich als Landesausschuss badischer Arbeiter- und Soldatenräte. | ||||
| Deutsches Reich Der Rat der Volksbeauftragten des Deutschen Reiches verkündet sein vorläufiges Regierungsprogramm. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Einen Tag nach der Bestätigung der provisorischen Reichsregierung unter Friedrich Ebert (SPD) bestätigt der "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates" auch die preußische Räteregierung unter Paul Hirsch (SPD). Allerdings beansprucht der "Vollzugsrat" für die Stadt Berlin die "höchste Gewalt". Sogar den Anspruch auf diktatorische Gewalt sowie legislative und exekutive Kompetenzen wird erhoben. Über eine Durchsetzungsmöglichkeit dieser Ansprüche verfügt der Rat insbesondere angesichts des Ebert-Groener-Bündnisses aber nicht. Der Aufbau einer „Roten Garde“ muss angesichts des Widerstandes von SPD und Soldatenvertretern wieder aufgegeben werden. Der "Rat der Volksbeauftragten" erkennt den alles umfassenden Kompetenzanspruch des Vollzugsrates nicht an und wird dies auch niemals tun. Exekutive Befugnisse werden ihm nicht zugestanden, vielmehr stellt er aus Sicht der Regierung so etwas wie ein Übergangsparlament dar. Auch innerhalb des Vollzugsrates lässt sich der umfassende Anspruch wegen der geschilderten politischen Gegensätze kaum durchsetzen: Die "Mehrheitssozialisten" (MSPD) blockieren die Durchsetzung der Machtansprüche des Vollzugsrates gegenüber dem Rat der Volksbeauftragten. In vielen Bereichen herrscht dennoch Einigkeit zwischen den unterschiedlichen Lagern des Vollzugsrates. Einig ist man sich darin, den Militarismus zu beseitigen und ein friedliches, demokratisches und sozialistisches Deutschland zu schaffen. In welcher Art und Weise dies geschehen soll, ist indes umstritten. Einige sehen in der Schaffung einer parlamentarisch-demokratischen Republik eine Weg zum Sozialismus, andere plädieren für die Ziele der Rätebewegung und wieder andere sehen in Sowjetrussland ein Vorbild. Die Auseinandersetzungen im Vollzugsrat spiegeln damit die unklare Vorstellung über den einzuschlagenden Weg in der gesamten Rätebewegung wider. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Fürstentum Waldeck In Arolsen wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet, der gemeinsam mit dem Garnisonskommando und der Staatsregierung eine Erklärung abgibt. Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont, der zwei Tage zuvor vom Arbeiter- und Soldatenrat zur Abdankung aufgefordert wurde, ist nach wie vor im Amt. | ||||
Deutsches Reich / Königreich Bayern / Freistaat Bayern / Österreichisch-Ungarische Monarchie
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| Deutsches Reich / Großherzogtum Baden Großherzog Friedrich II. von Baden zieht sich auf Schloss Zwingenberg zurück, nachdem es vor seinem Amtssitz in Karlsruhe zu Schießereien gekommen ist. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das Vermögen des preußischen Königshauses ("Konfideikomissvermögens") wird beschlagnahmt; es wird vom Departement des Co-Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten, Philipp Scheidemanns, verwaltet, das für die Reichsfinanzen zuständig ist. | ||||
| Deutsches Reich / Königreich Bayern / Freistaat Bayern / Österreichisch-Ungarische Monarchie Mit der "Anifer Erklärung" des abgesetzten Königs von Bayern kehrt der ehemalige Vorsitzende des Ministerrates Otto von Dandl nach München zurück. Die neue bayerische Regierung von Kurt Eisner veröffentlicht unverzüglich diese Erklärung zusammen mit einer Erläuterung, in der sie vom „Thronverzicht“ des Königs Kenntnis nimmt. Tatsächlich aber haben weder der König noch andere Mitglieder des Hauses Wittelsbach auf den bayerischen Thron verzichtet. Der veröffentlichte Text hat folgenden Wortlaut:
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| Deutsches Reich / Großherzogtum Baden Großherzog Friedrich II. von Baden verzichtet vorläufig auf die Führung der Regierungsgeschäfte von Baden. | ||||
| Deutsches Reich Der Rat der Volksbeauftragten des Deutschen Reiches fällt den Beschluss, den Bundesrat vorläufig erhalten zu wollen. | ||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freie Volksrepublik Baden Die provisorische Regierung Badens proklamiert die "Freie Volksrepublik Baden" und setzt den Termin für die Wahl der Landesversammlung auf den 5. Januar 1919 fest. | ||||
| Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha erklärt durch seinen Staatsminister Hans Barthold von Bassewitz vor dem gemeinsamen Landtag von Coburg und Gotha seinen Thronverzicht auf beide Herzogtümer. In Coburg amtiert der Staatsrat Hermann Quarck weiter. Die Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) zieht aus dem gemeinschaftlichen Landtag aus, da die Coburger den Arbeiter- und Soldatenrat nicht anerkennen wollen. Dadurch zeichnet sich das Ende der Union von Sachsen und Gotha ab. Der scheidende Herrscher des Landes, der 1884 in der Grafschaft Surrey in England geborene Herzog Carl Eduard, ein Enkel Königin Viktorias und Cousin Kaiser Wilhelms II., übernahm 1905 die Herrschaft über das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, die seit dem Tode Herzog Alfreds im Jahr 1900 durch Ernst zu Hohenlohe-Langenburg als Regent ausgeübt worden war. Am 11. Oktober 1905 heiratete er in Schloss Glücksburg Prinzessin Viktoria Adelheid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, eine Nichte der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria. Der junge Herzog regierte demonstrativ konservativ und nationalistisch, mit reaktionären Tendenzen. Er war leidenschaftlicher Jäger und reiste viel. Der technikbegeisterte Regent besaß neben einem Salonwagen verschiedene Autos und wandte sich frühzeitig der Luftfahrt zu. Er förderte 1910 in Gotha den Bau eines Landeplatzes mit einer Luftschiffhalle und damit den Ausbau Gothas zur Fliegerstadt mit einer Fliegerschule und ab 1913 mit der Gothaer Waggonfabrik als Flugzeughersteller. Daneben engagierte sich Carl Eduard stark bei der Sanierung und dem Umbau der Veste Coburg und der Veste Wachsenburg. Neben zahlreichen Protektoraten unterstützte der an Rheuma erkrankte Herzog in Oberhof auch den Bobsport und das Golfspiel. Am Ersten Weltkrieg nahm er als sächsischer General der Kavallerie im Stab des Generalkommandos der 3. Armee teil, die unter anderem das XI. Armee-Korps mit der 38. Division und dem 6. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 95 umfasste, dem er als Chef vorstand. Dort war er nur formell und hatte, wie bei Bundesfürsten üblich, kein aktives Kommando inne. Er begleitete das Infanterieregiment an die Front und besuchte die Truppe dort oft. 38 Prozent der Kriegsdauer verbrachte er an der Front, bei insgesamt 18 Aufenthalten. Im Dezember 1914 wurde er zum General der Infanterie befördert. Carl Eduard stellte umfangreiche Räumlichkeiten in seinem Schloss in Gotha als Reservelazarett zur Verfügung. Um seine bedingungslose Loyalität zu Deutschland zu demonstrieren, unterzeichnete Carl Eduard am 12. März 1917 ein Gesetz, das außerdeutsche Mitglieder des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha von der Thron- und Erbfolge ausschloss, wenn ihr Heimatstaat Krieg gegen das Deutsche Reich führt. Ein Angriff auf London am 17. Juni 1917 mit 17 zweimotorigen Bombern der Gothaer Waggonfabrik kostete 160 Menschenleben und steigerte die antideutsche Stimmung in London. In der Folge verabschiedete das britische Parlament das Gesetz über die Entziehung von Titeln und Auszeichnungen (Titles Deprivation Act). Es war die rechtliche Grundlage für die Aberkennung seiner britischen Adelstitel und -rechte und damit auch seines Sitzes im englischen Oberhaus per Anweisung von König Georg V. von Großbritannien und Irland am 28. März 1919. Außer Carl Eduard als Duke of Albany, Earl of Clarence, Baron Arklow und Prinz von Großbritannien und Irland waren von diesem Gesetz drei weitere Personen betroffen: Ernst August, Kronprinz von Hannover als Herzog von Cumberland und Teviotdale, Earl of Armagh und Prinz von Großbritannien und Irland, ferner Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg als Prinz von Großbritannien und Irland sowie außerdem Heinrich Graf von Taaffe als 12. Viscount Taaffe of Corren and Baron of Ballymote. Gemäß dem Titles Deprivation Act haben die männlichen Erben dieser Personen das Recht, die britische Krone um ihre Wiedereinsetzung in diese Titel zu bitten. Der neue Regierungschef in Sachsen-Coburg-Gotha, Wilhelm Bock, ist seit 1873 Präsident der Internationalen Gewerkgenossenschaft der Schuhmacher mit Sitz in Gotha. Außerdem war er Redakteur des Verbandsblattes "Der Wecker". Im Jahr 1875 war er Mitglied der Programmkommission zur Vorbereitung der Vereinigung von ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei auf dem Gothaer Parteitag. Am Zustandekommen dieses Zusammenschlusses war Bock stark beteiligt. Im Zusammenhang mit dem Sozialistengesetz wurden der Schuhmacherverband und deren Zeitung 1878 verboten. Dasselbe geschah mit dem 1878 von Bock gegründeten Gothaer Volksblatt. Bock war dann von 1878 bis 1920 Redakteur der neuen Zeitung "Der Schuhmacher" (seit 1887 "Schuhmacher-Fachblatt"). Seit 1887 war er Vorsitzender des zentralen Verbandsausschusses des Schuhmacherverbandes. Seit der Zeit des Sozialistengesetzes war er ein führender sozialdemokratischer Funktionär in Thüringen. In dieser Zeit organisierte er acht illegale Landeskonferenzen der Partei. Durch die Immunität seiner politischen Mandate war Bock vor politischer Verfolgung relativ geschützt. So war er von 1884 bis 1887 Reichstagsmitglied für den Wahlkreis Sachsen-Coburg-Gotha. Bock trug maßgeblich dazu bei, dass in Gotha nach dem Ende des Sozialistengesetzes ein geradezu idealtypisches sozialdemokratisches Milieu gruppiert um Partei, Gewerkschaften, Volkshaus, sozialdemokratisch orientiertes Vereinswesen und lokaler Parteizeitung entstehen konnte. Er gründete das "Gothaische Volksblatt", das in einer eigenen Buchdruckerei hergestellt wurde und bis 1933 erschien. Auf die Initiative von Bock kaufte die Partei das ehemalige Gasthaus zum Mohren in Gotha, dass nun als Volkshaus zum Mohren zum Versammlungsort der Arbeiterbewegung wurde. Die Partei hatte um 1913 etwa 1.000 und die freien Gewerkschaften rund 4000 Mitglieder. Die SPD erreichte bei der Reichstagswahl von 1912 34,8 % der Stimmen. Auch nach dem Ende des Sozialistengesetzes war Bock von 1890 bis 1907 und von 1912 bis 1918 Mitglied des Reichstages. Außerdem war Bock von 1893 bis 1907 Mitglied des Landtages von Sachsen-Coburg-Gotha. Bock vertrat einen wenig revolutionären Kurs. Dies erleichterte die Zusammenarbeit mit den liberalen bürgerlichen Politikern der Stadt. Ein Ausdruck dessen war seine Wahl zum Vizepräsidenten des Landtages (1903 bis 1907) und seine Mitgliedschaft im Verwaltungsgerichtshof des Herzogtums. Reichsweit einmalig war, dass der Staat das Arbeitersekretariat in Gotha mit Steuermitteln unterstützte. Außerdem förderte die Stadtverwaltung die Arbeit der freireligiösen Gemeinde, in der Bock ebenfalls aktiv war. Innerhalb der örtlichen Partei begann noch vor dem Ersten Weltkrieg ein Generationswechsel. Die führenden Parteimitglieder waren wie Bock in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren. Im Jahr 1910 kam mit Otto Geithner (1876–1948) aus Berlin ein theoretisch geschulter Mann zur Redaktion des "Volksblattes", der bald als führender Nachwuchspolitiker in Gotha galt. Dieser selbst rechnete sich dem linken Parteiflügel zu, vermied aber alles um in Konflikt mit Bock zu geraten. Der Beginn des Weltkrieges führte zu einem tiefgreifenden Wandel innerhalb der örtlichen Partei. Mit der Expansion der Rüstungsindustrie kamen zahlreiche neue Arbeiter in die Stadt, die mit der örtlichen Vorkriegssozialdemokratie und ihren führenden Repräsentanten nichts verband. Hinzu kam, dass bald auch Konflikte zwischen Bock und Geithner sichtbar wurden. Beide waren entschiedene Kriegsgegner. In diesem Sinn äußerte sich daher auch die örtliche Parteizeitung. Allerdings machte Bock, heftig kritisiert von Geithner, gegenüber der Parteiführung und der Regierung Zugeständnisse, um das Blatt zu retten. Dies erwies sich als vergeblich, da die Zeitung bereits 1914 verboten wurde. Die inneren Konflikte der Partei wurden durch die Einberufung von Geithner vorerst vertagt. Bock schloss sich als Gegner der Kriegskredite 1916 der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft um Hugo Haase und 1917 der USPD an. Die Gründungsveranstaltung der neuen Partei fand in Gotha im Volkshaus zum Mohren statt. Auch in der neuen Partei war er Mitglied der Kontrollkommission und gehörte eher dem rechten Flügel der USPD an. Den Schritt zur USPD machte die örtliche Partei geschlossen mit. Allerdings gelang es ihr nur noch bedingt, die neuen Arbeiter zu integrieren. Partei und Gewerkschaften verloren zunehmend die Kontrolle über die Arbeiterschaft, was sich unter anderem in politisch motivierten Streiks äußerte. Die Novemberrevolution verlief zunächst friedlich unter der Führung von Bock. Ein von der USPD dominierter Arbeiter- und Soldatenrat übernahm die Macht. In dieser Funktion erklärte er am 9. November Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha für abgesetzt. Der Arbeiter- und Soldatenrat setzte als provisorische Regierung einen Rat der Volksbeauftragten ein. Dazu gehörten Bock, Adolf Schauder und Emil Grabow. Auch im Arbeiter- und Soldatenrat begannen die radikaleren Kräfte, die insbesondere jede Zusammenarbeit mit dem Bürgertum ablehnten, die Oberhand zu gewinnen. So führte das Bekenntnis des Rates zur „sozialistischen Republik“ zu einer letztlich dauerhaften Entfremdung zwischen der Arbeiterbewegung und dem Bürgertum in Gotha. Innerhalb der Arbeiterbewegung der Stadt und Land Gotha kommt es nunmehr nicht nur zu Konflikten der USPD mit den wenigen Anhängern der Mehrheits-SPD, sondern auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der USPD selbst. Ein radikalerer und jüngerer Flügel um Geithner plädiert für eine Räterepublik als Instrument zur Durchsetzung der Diktatur des Proletariats. Eine gemäßigte Richtung um Bock und den noch jungen Hermann Brill hat als Ziel zwar ebenfalls eine sozialistische Gesellschaft, verfechtet aber weiterhin demokratische und friedliche Formen der politischen Auseinandersetzung. Neben den meisten Führungskräften der Vorkriegspartei wird diese Richtung auch von der örtlichen Führung der Gewerkschaften unterstützt. Diese Richtung steht ganz in der Tradition der Vorkriegssozialdemokratie, hat aber durch ihre Kompromissbereitschaft gegenüber den Behörden während des Krieges einen erheblichen Vertrauensverlust erlitten. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Fürstentum Waldeck / Freistaat Waldeck Der Arbeiter- und Soldatenrat erklärt den Fürsten Friedrich Adolf Hermann von Waldeck und Pyrmont für abgesetzt und ruft den Freistaat Waldeck innerhalb des Freistaates Preußen aus. Damit ist in allen deutschen Staaten die Monarchie abgeschafft. Fürst Friedrich war General der Kavallerie im Weltkrieg. Als einziger Fürst in Deutschland ist er der einzige Fürst, der keinen Verzicht unterzeichnete (aus diesem Grund wird er später von Philipp Scheidemann scherzhaft "Friedrich der Trotzige" genannt werden). | ||||
| Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Sechs Tage nach Beginn der Militärrevolte in Bremen wird der Senat als politisches Organ ausgeschaltet. Die Bildung eines einen gemeinsamen Zwölfer-Ausschuss für die Verwaltung und die Arbeiterbewaffnung wird zu einem Problem zwischen Arbeiter- und Soldatenrat. | ||||
| Deutsches Reich Deutsche Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände gründen zum Interessenausgleich die Zentralarbeitsgemeinschaft. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die provisorische Regierung Preußens verfügt die Abschaffung des preußischen Herrenhauses sowie die Auflösung des Abgeordnetenhauses. | ||||
| Deutsches Reich Genau eine Woche nach der Revolution in Berlin erscheint in der Morgenausgabe des Berliner Tageblattes unter der Überschrift "Die große demokratische Partei" ein vom Chefredakteur des Berliner Tageblatts Theodor Wolff verfasster und von 60 namhaften Persönlichkeiten unterzeichneter Aufruf zur Gründung einer neuen demokratischen Partei (gemeint ist die "Deutsche Demokratische Partei"). Obwohl sich die Mehrheit der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft darüber einig ist, dass eine Parteifahne nicht die der neuen deutschen Republik werden könnte und obwohl es großen Teilen des Bürgertums zunächst wohl noch bewusst ist, dass man der Arbeiterschaft nicht zumuten kann, weiterhin unter der Flagge des Wilhelminischen Obrigkeitsstaates, der Sozialistengesetze und der Demokratenverfolgung zu leben, wehen überall im Land rote Fahnen. Der Herausgeber der „Deutschen Zeitung“ und spätere deutschnationale Reichstagsabgeordnete Reinhold Wulle schreibt: Als vor 70 Jahren die Sehnsucht nach Kaiser und Reich die große Volksbewegung des Jahres 1848 ins Leben rief, tauchten die Farben Schwarz-Rot-Gold auf als das Symbol Großdeutschlands. Wenn heute das ganze deutsche Volk zusammengefasst werden soll, unsertwegen auch im Zeichen der Demokratie, dann besinne man sich wieder auf die Farben Schwarz-Rot-Gold. Sie sind die Kennzeichen des deutschen Idealismus... Helfen kann uns nur die befreiende schwarz-rot-goldene Tat zur Einheit, Ordnung und Freiheit. | ||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Gemäß den Bedingungen des Waffenstillstands fahren das III. Geschwader und weitere Schiffe zunächst nach Wilhelmshaven. Von dort sollen sie in englische Küstengewässer und später in die Internierung nach Scapa Flow fahren. Vor allem die U-Boot-Fahrer setzen eine Überführungsprämie durch. Die SMS KÖNIG ist noch nicht fahrbereit und soll später folgen. | ||||
| Deutsches Reich Die "Fortschrittliche Volkspartei" und ein erheblicher Teil der Nationalliberalen mit den Unterzeichnern des Aufrufes vom 16. November im Berliner Tagblatt vereinigen sich in einer Gründungsversammlung zu einer "Deutschen Demokratischen Partei" (DDP). Mitbegründer der Partei sind der Publizist Theodor Wolff und Professoren wie Max Weber, Alfred Weber und Hugo Preuß. Die 1910 aus der Freisinnigen Volkspartei, der Freisinnigen Vereinigung und der Deutschen Volkspartei (DtVP) des Kaiserreichs hervorgegangene eher linksliberale Fortschrittliche Volkspartei und der vergleichsweise kleine „linke“ Flügel der vormaligen Nationalliberalen Partei des Kaiserreichs gehen in der neuen Partei auf. Die DDP vereint demokratische, liberale, nationale und soziale Positionen, grenzt sich aber von der Annexionspolitik der früheren Nationalliberalen des Kaiserreiches ab. Der Hauptvertreter dieser Richtung, Gustav Stresemann, der sich gegenwärtig noch als Monarchist versteht, betreibt daraufhin die Gründung einer der Republik eher feindselig gegenüberstehenden Partei, der Deutschen Volkspartei (DVP). Keine andere Partei identifiziert sich so uneingeschränkt mit der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik wie die DDP; keine andere Partei bekennt sich so eindeutig zu individueller Freiheit und sozialer Verantwortung. Die Partei strebt einen föderalen Einheitsstaat an. Sozialpolitisch steht die Partei den Reformbestrebungen der Hirsch-Dunker’schen Gewerkvereine nahe und sucht über die Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen Ausgleich zwischen den sozial- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen von Arbeiterschaft und Bürgertum. Die DDP unterstützt das Prinzip der Privatwirtschaft, fordert jedoch staatliche Interventionsmöglichkeiten. Das Programm der DDP ist eine Synthese aus liberalem und sozialem Gedankengut. In der Vorkriegszeit hatte solches bereits Friedrich Naumann versucht (er ist evangelischer Theologe und kommt aus der christlich-sozialen Bewegung). Anhänger und Mitglieder der Partei rekrutieren sich vor allem aus den freien Berufen, Lehrern und Hochschullehrern, also aus dem Bildungsbürgertum. Weiter wird sie getragen von leitenden Angestellten und Beamten, von vorwiegend der Chemie- und der Elektroindustrie zugehörigen Industriellen, von Mittelständlern sowie von liberalen Juden. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Waldeck Der vor einer Woche abgesetzte Fürst Friedrich von Waldeck-Pyrmont nimmt an einer öffentlichen Ordensverleihung statt, was vom Arbeiter- und Soldatenrat in Arolsen toleriert wird. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Baden Eine Landesversammlung von 70 badischen Arbeiter- und Soldatenräten in Mannheim erklärt sich zum Vorparlament und bildet einen 11-köpfigen Landesausschuss, der wiederum einen dreiköpfigen Ausschuss zur Kontrolle der Regierung bildet. Der Großherzog Badens, Friedrich II., dankt ab. In seiner Abdankungsurkunde schreibt er: "Ich will kein Hindernis derjenigen Neugestaltung der staatsrechtlichen Verhältnisse des badischen Landes sein, welche die verfassungsgebende Versammlung beschließen wird. Ich wünsche ..., dass die Beamten im Interesse der Aufrechterhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit ihren Dienst weiterführen und dass niemand sich durch Rücksicht auf meine Person oder die Treue und Anhänglichkeit für mich und mein Haus abhalten lässt, die Anordnungen der neuen Regierung zu befolgen. Gott schütze mein liebes Badner Land!" | ||||
| Deutsches Reich Da der am 10. November gebildete "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlins" zwar den Anspruch hat, für ganz Deutschland zu handeln, jedoch hauptsächlich aus Berlinern besteht, beschließt der Vollzugsrat die Erweiterung um Mitglieder aus dem gesamten Reich. Frauen sind noch nicht vertreten. Die hervorragenden Persönlichkeiten sind nun Max Cohen, Ernst Däumig, Georg Ledebour und insbesondere Hermann Müller. | ||||
| Deutsches Reich Die Deutschnationale Volkspartei wird als Nachfolgerin der Deutschkonservativen Partei, der Reichs- und Freikonservativen Partei, der Vaterlandspartei sowie einer Reihe kleinerer nationalkonservativer und zum Teil antisemitischer Gruppierungen; außerdem schließen sich einzelne Angehörige des rechten Flügels der Nationalliberalen Partei der DNVP an. Die DNVP sieht sich als Vertreter der „vaterländischen Verbände“. Aus diesem Grunde nimmt sie deutschnational in ihren Parteinamen auf. Dieser Begriff steht zwar in enger Beziehung mit der österreichischen „Deutschnationalen Bewegung“, im Deutschen Kaiserreich und in der nachfolgenden Weimarer Republik entspricht er aber eher „völkisch“ und „vaterländisch“. Die DNVP bezieht ihre Programmatik aus dem völkischen Nationalismus, Nationalkonservatismus, Monarchismus und Antisemitismus. Unterstützt wird sie vor allem von ostelbischen Großgrundbesitzern, Adligen und ehemaligen Offizieren der alten Armee und Marine. Zu ihrer Wählerschaft zählen aber auch Freiberufler, Intellektuelle, Beamte, Bauern, Teile der nicht von der politischen Linken oder dem katholischen Zentrum erfassten Arbeiterschaft sowie Angestellte. Für Arbeiter und Angestellte besteht mit dem Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband (DHV), der auch gewerkschaftliche Funktionen erfüllt, ein parteinahes Sammelbecken. Die bekanntesten Mitglieder und Gründer sind Oskar Hergt (ehemaliger preußischer Finanzminister), Alfred von Tirpitz (Großadmiral im Ersten Weltkrieg und Begründer der deutschen Hochseeflotte), Wolfgang Kapp (ehemals Vaterlandspartei), Alfred Hugenberg (bis 1918 Vorstandsvorsitzender der Friedrich Krupp AG), Karl Helfferich, ein ehemaliger Staatssekretär der Reichsfinanzen, der sich von einem Liberalen zu einem der heftigsten Wortführer der Deutschnationalen gewandelt hat, ferner Johann Victor Bredt, Hermann Dietrich, Siegfried von Kardorff, Martin Schiele, Wilhelm Wallbaum, Ferdinand Werner und Kuno Graf von Westarp. Die DNVP steht im rechtskonservativen Spektrum des Parteiensystems. Im Gegensatz zu den Konservativen der Kaiserzeit kann sie allerdings ihre soziale Basis erweitern und neben ihren Hochburgen in den ostelbischen Agrargebieten (Mecklenburg, Brandenburg, Pommern, Ostpreußen) auch in den städtischen Unter- und Mittelschichten Wähler gewinnen. In den Anfangsjahren bekämpft sie die Republik und tut sich in zum Teil hasserfüllter Polemik gegen Repräsentanten des neuen demokratischen Staates hervor, namentlich gegen Reichspräsident Friedrich Ebert sowie gegen Matthias Erzberger. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Regierung Preußens wird durch Dr. Wolfgang Heine (SPD) ergänzt, der nun gemeinsam mit Dr. Kurt Rosenfeld (USPD) das Justizministerium leitet. | ||||
| Deutsches Reich Der "Rat der Volksbeauftragten" beschließt die "Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung". | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Korvettenkapitän Wilfried von Loewenfeld beginnt heimlich, jedoch mit Wissen des Bevollmächtigten der Regierung in Berlin, Gustav Noske, mit dem Aufbau einer Freicorpsformation. Dieses Freicorps soll sich zusammensetzen aus einer konspirativen Vereinigung von Seeoffizieren, die die politische Entwicklung möglichst vollständig rückgängig machen wollen. | ||||
| Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Nach Bremen heimkehrende Truppen werden entwaffnet und dem Soldatenrat unterstellt, Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) scheidet "freiwillig" aus Räten aus wegen Radikalisierung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Das Bürgertum erstarkt durch wirtschaftliche und verwaltungstechnische Macht, der Senat verweigert zeitweise notwendige Finanzmittel. | ||||
| Deutsches Reich Der "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates" wird immer noch nicht von allen politischen Kräften anerkannt. Dies gilt zunächst für die gegenrevolutionären Kräfte. Anfang Dezember planen hohe Beamte und Offiziere den Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert zu überreden mit militärischen Mitteln eine vorübergehende Diktatur auszuüben, um die Räte und insbesondere den Vollzugsrat auszuschalten. Aber auch von Teilen der Anhänger der "Mehrheitssozilisten" der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD) wird der Vollzugsrat abgelehnt. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Bevollmächtigte der Regierung in Berlin, Gustav Noske, stellt eine Eiserne Brigade von 1600 Mann, bestehend aus Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, auf. Später wird diese Einheit in 1. Marine-Brigade (von Roden) umbenannt und manchmal auch als "Eiserne Division" bezeichnet werden. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der Landauer Chemiker Eberhard Haas und der Ludwigshafener Ludwig Emrich strebt eine autonome pfälzische Republik an. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Coburg-Gotha Der Arbeiter- und Soldatenrat und das Staatsministerium von Sachsen-Coburg-Gotha einigen sich darauf, die Anschlussfrage Coburgs an Bayern offen zu halten und per Referendum entscheiden zu lassen. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Gemäß den Bedingungen des Waffenstillstands fährt zwei Wochen nach dem übrigen III. Geschwader auch die reparierte SMS KÖNIG nach Wilhelmshaven. Von dort soll sie in englische Küstengewässer und später in die Internierung nach Scapa Flow fahren. | ||||
| Deutsches Reich Der Beirat des rheinischen Zentrums fasst eine Resolution, in der alle Parteien des Rheinlands und Westfalens aufgefordert werden, eine selbstständige Rheinisch-Westfälische Republik im Deutschen Reich zu errichten; Hintergrund sind Befürchtungen einer Bolschewisierung Preußens. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Bayern kündigt die erste Landtagswahl an, die am 12. Januar in Bayern und am 2. Februar im Landesteil Pfalz stattfinden wird; dann wird auch das Gesamtergebnis veröffentlicht werden. | ||||
| Deutsches Reich Eine Gruppe von Soldaten marschiert zur Reichskanzlei und ruft Friedrich Ebert zum Präsidenten aus. Ebert verhält sich abwartend. Daraufhin versuchen die Demonstranten, den Vollzugsrat zu verhaften, jedoch erfolglos. Infolge des Putschversuches kommt es schließlich an der Chausseestraße in Berlin zu Schießereien zwischen den Soldaten, die (seit November 1918) zu Freikorps zusammengestellt wurden, und demonstrierenden Arbeitern. In den Gefechten werden 16 Personen getötet und zwölf schwer verletzt. Es ist die erste gewalttätige Auseinandersetzung zwischen monarchistischen und rechtskonservativen Freikorpssoldaten, die vor allem aber antirevolutionäre und antidemokratische Ansichten vertreten, und revolutionären Arbeitern seit dem 9. November. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Lothar Popp, bisher Vorsitzender des Obersten Soldatenrates in Kiel, scheidet aus dem Soldatenrat aus, vermutlich aus Resignation, weil die Räte ihre Macht an die Nationalversammlung abgeben wollen. Nachfolger wird Karl Artelt. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Eine britische Untersuchungskommission trifft in der Marinestation in Kiel ein. Ziel der Untersuchung ist, festzustellen, ob Schiffe, die als Reparationssubjekte an die Briten ausgeliefert werden sollten, mutwillig beschädigt wurden oder verschwunden sind. | ||||
| Deutsches Reich Ulrich von Brockdorff-Rantzau wird mit der Wahrnehmung der auswärtigen Angelegenheiten betraut. | ||||
| Deutsches Reich / Französische Republik Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Der am 11. November in Compiègne bei Paris geschlossene Waffenstillstandsvertrag wird in Trier bis zum 17. Januar 1919 verlängert. | ||||
| Deutsches Reich Die Deutschen Volkspartei, eine Nachfolgepartei der Nationalliberalen Partei, wird gegründet. Gründungsvorsitzender ist Gustav Stresemann, weitere Mitbegründer dieser Partei sind der Jurist und Industrielle Jakob Riesser, der Verwaltungsrechtler Ernst von Richter, der Wirtschaftsexperte Julius Curtius sowie Otto Boelitz. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und des Kaiserreichs blieb das Parteiensystem in Deutschland mehr oder weniger bestehen. Das lag daran, dass die „sozialmoralischen“ Milieus (Gruppen mit gemeinsamer Religion, Sozialstatus, Kultur und so weiter) fortdauern. In der politischen Mitte bestehen sowohl in der Nationalliberalen Partei als auch in der Fortschrittlichen Volkspartei starke Bestrebungen, die historische Spaltung zwischen „Demokraten“ und „Liberalen“ zu überwinden und eine große bürgerlich-demokratische Partei zu bilden. Hjalmar Schacht, Alfred Weber und Theodor Wolff werden treibende Kräfte. Zu Beginn der Novemberrevolution sprachen auch die Parteiführer Gustav Stresemann (Nationalliberale) und Otto Fischbeck (Fortschrittliche) über derartige Möglichkeiten. Am 15. November 1918 begannen Verhandlungen zwischen beiden Parteien, und noch am selben Tage einigte man sich auf ein Programm, das den Nationalliberalen erhebliche Zugeständnisse abverlangte, so ein Bekenntnis zur Republik als zukünftiger Staatsform. Am 16. November wurde von Vertretern beider Parteien ein Aufruf zur Bildung einer Deutschen Demokratischen Partei veröffentlicht. Erstmals schien es möglich, die bürgerlich-nichtkonfessionellen Kräfte in Deutschland zu vereinen. Als Stresemann bei Alfred Weber anfragte, ob er in den Vorstand der neuen Partei aufgenommen werden könne, äußerte dieser Bedenken, weil Stresemann als Annexionspolitiker bekannt geworden sei; gegen seine Mitarbeit und eine Kandidatur zur Weimarer Nationalversammlung sei jedoch nichts einzuwenden. Die weiteren Verhandlungen über die Fusion am 18. und 19. November 1918 scheiterten schließlich an der Personalie Stresemann; die Masse der nationalliberalen Vorstandsmitglieder war nicht bereit, ihren politischen Kopf und begabtesten Rhetoriker fallen zu lassen. Daraufhin verfasste Stresemann am 20. November gemeinsam mit Robert Friedberg, Paul Vogel und Otto Hugo einen Aufruf zur Bildung der Deutschen Volkspartei, die sich schließlich am 22. November 1918 vorläufig und am heutigen Tage endgültig durch Beschluss des Zentralvorstandes der bisherigen Nationalliberalen Partei gründet. Dabei legt sie Wert darauf, sich nicht als Neugründung zu verstehen, sondern lediglich eine Umgründung der bisherigen Nationalliberalen Partei zu sein. | ||||
| Deutsches Reich Der Allgemeine Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte beschließt, dass ein von ihm bestellter Zentralrat der Arbeiter- und Soldatenräte die parlamentarische Überwachung der provisorischen Regierung in Preußen ausübt. Die provisorische Regierung behält aber die exekutive und legislative Gewalt. | ||||
| Deutsches Reich Der Reichs-Rätekongress in Berlin stimmt für Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung, die am 19.1.1919 stattfinden sollen. | ||||
| Deutsches Reich Der Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik wählt drei Sozialdemokraten zu ihren Co-Vorsitzenden: | ||||
| Deutsches Reich Der Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte unterstützt die Politik der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und schließt sich der Forderung nach baldigen Wahlen zur Nationalversammlung an. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die provisorische Regierung Preußens erlässt eine "Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden preußischen Landesversammlung". | ||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Co-Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert (SPD) informiert Generalquartiermeister Wilhelm Groener über die Lage und fordert Hilfe von der Armee. Das Garde-Schützenregiment greift die meuternden Matrosen an. Es kommt zu Verhandlungen zwischen der Regierung und der Volksmarinedivision. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Soldatenrat stellt eine "Revolutionäre Sicherheitstruppe" auf und setzt sich damit gegen den Kieler Gouverneur Gustav Noske von der Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) durch. Die Deck- und Unteroffiziere erhalten eine eigene Kompanie innerhalb des Freicorps "Eisernen Brigade". Der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert erbittet dringend von Noske, der sich gerade in Kiel befindet, dass er in die Regierung eintreten soll. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Gustav Noske, der bisherige Gouverneur von Kiel und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), fährt in Begleitung von Adolf von Trotha nach Berlin. Gustav Garbe, der Vorsitzende des Kieler Metallarbeiter-Verbandes, wird zum neuen Gouverneur ernannt. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Baden / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Bayern Eine Konferenz der süddeutschen Regierungen in Stuttgart fordert einen föderativen Neuaufbau des Reiches, Wahlen zur Nationalversammlung und einer Reichsregierung sowie einen schnellstmöglichen Friedensschluss. | ||||
| Deutsches Reich Als Konsequenz des am 10. November geschlossenen "Ebert-Groener-Paktes treten die Mitglieder des Rates der Volksbeauftragten, die der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) angehören, Hugo Haase (zuständig für Außenpolitik und Kolonien), Wilhelm Dittmann (zuständig für Demobilmachung, Verkehr und Rechtswesen) und Emil Barth (zuständig für Sozialpolitik) von ihren Ämtern zurück. Die beiden Co-Vorsitzenden Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann (beide SPD) berufen für die Ausgeschiedenen zwei neue Mitglieder in ihren Rat. Hier die Aufstellung der derzeigen wichtigsten politischen Führer im Deutschen Reich: | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen | ||||
| Deutsches Reich Die Volksbeauftragten des Deutschen Reiches fassen den Beschluss zur Demobilisierung der gesamten Armee des ehemaligen Deutschen Kaiserreiches. | ||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Polen Ein seit dem Frühherbst vorbereiteter polnischer Aufstand in der Provinz Posen bricht los. | ||||
| I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||
| 1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929 | ||||
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