Deutsches Reich 1919: Unterschied zwischen den Versionen
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Unter einziger wirtschaftlicher Reichtum ist unsere Arbeitskraft. Nur vermöge dieser Arbeitskraft und ihrer Anwendung ist es möglich, uns wieder aus diesem tiefen Elend zu erheben. Aber wenn man uns nicht die Nahrungsmittel und unserer Industrie nicht die Rohstoffe gibt, wenn man uns nicht in anderer Weise durch Gewährung von Kredit und anderen Hilfsmitteln entgegenkommt, dann macht man uns dieses Aufrichten so bitter schwer, und die Völker der ganzen Welt benachteiligen sich selbst. Denn was ein Volk leistet in der Welt, kommt dem anderen zugute. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien) Genau so, wie der einzelne Mensch arbeiten muss, um die Volkskraft zu stärken in dem Lande, dem er angehört, so sollten auch die Völker zusammenwirken zu ihrem eigenen Wohl und Besten. (Lebhafter Beifall bei den Sozialisten) | Unter einziger wirtschaftlicher Reichtum ist unsere Arbeitskraft. Nur vermöge dieser Arbeitskraft und ihrer Anwendung ist es möglich, uns wieder aus diesem tiefen Elend zu erheben. Aber wenn man uns nicht die Nahrungsmittel und unserer Industrie nicht die Rohstoffe gibt, wenn man uns nicht in anderer Weise durch Gewährung von Kredit und anderen Hilfsmitteln entgegenkommt, dann macht man uns dieses Aufrichten so bitter schwer, und die Völker der ganzen Welt benachteiligen sich selbst. Denn was ein Volk leistet in der Welt, kommt dem anderen zugute. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien) Genau so, wie der einzelne Mensch arbeiten muss, um die Volkskraft zu stärken in dem Lande, dem er angehört, so sollten auch die Völker zusammenwirken zu ihrem eigenen Wohl und Besten. (Lebhafter Beifall bei den Sozialisten) | ||
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| + | Im Verfassungsentwurf für die neue deutsche Republik, den die Reichsregierung der Nationalversammlung zur Beratung vorlegt, heißt es: „Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold“. Dies entspricht auch dem ausdrücklichen Wunsch des Gesandten Deutschösterreichs, dessen Regierung den von den Siegermächten verwehrten Anschluss der Republik Österreich an das Deutsche Reich erstrebte und für die das die preußische Hegemonie symbolisierende Schwarz-Weiß-Rot im Falle eines Beitritts nicht akzeptabel wäre. <br> | ||
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 02.1919|21.02.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Bayern.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Kurt Eisner.jpg|thumb|150px|left|''Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) wird bei einem Attentat getötet'']] [[Datei:Erhard Auer.jpg|thumb|150px|''Erhard Auer (SPD), politischer Gegenspieler Eisners, überlebt ein Attentat schwer verletzt'']] '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern]]''' <br> | | style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 02.1919|21.02.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Bayern.gif|50px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Kurt Eisner.jpg|thumb|150px|left|''Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) wird bei einem Attentat getötet'']] [[Datei:Erhard Auer.jpg|thumb|150px|''Erhard Auer (SPD), politischer Gegenspieler Eisners, überlebt ein Attentat schwer verletzt'']] '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Bayern]]''' <br> | ||
Version vom 10. Februar 2017, 14:20 Uhr
DEUTSCHES REICH
Hauptstadt: Berlin
Chronik des Jahres 1919
I. Quartal 1919
Spartakusaufstand in Berlin
Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung in Deutschland
Als erste Frau spricht Marie Juchacz im deutschen Parlament
| Hauptseite | |||
| Jahres-Chroniken | |||
| Länderchroniken | |||
| frühere Chroniken Deutschlands | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| 1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917 - 1918 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| 1918 (ab 10.11.1918) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Prof. Ludwig Prandtl veröffentlicht auf der Mitgliederversammlung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Flugtechnik (WGL) seine Tragflügeltheorie. Erstmals beschreibt er die Zusammenhänge von Tragflächenauftrieb und Widerstand sowie die Wirbelbildung hinter einem Tragflügel. Nach Ansicht führender Aerodynamiker ist dies eine von Prandtls größten wissenschaftlichen Leistungen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich In Deutschland sichert die Reichspost ihren Anspruch auf das Funkwesen und gliedert dafür aus ihrer alten Abteilung „Telegraphen- und Fernsprechwesen“ eine neue Abteilung für „Funkentelegraphie“ aus. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Obwohl es in Deutschland noch keine gewählte Regierung gibt, führen die Volksvertreter den Achtstundentags im Deutschen Reich ein. Grundlage ist die von dem Industriellen Hugo Stinnes für die Arbeitgeberverbände und von Carl Legien für die Gewerkschaften am 15. November 1918 unterzeichnete Vereinbarung (Stinnes-Legien-Abkommen). In der Vereinbarung sind zentrale Forderungen der Gewerkschaften berücksichtigt, sie soll der Umstellung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft dienen. Deutschland hat noch keine gewählte Regierung; die politische Führung üben der "Rat der Volksbeauftragten" und der "Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik" aus, deren Mitglieder, die überwiegend der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehören, ihre Entscheidungen innerhalb ihres Gremiums gemeinsam fällen: Karl Liebknecht, 1871 in Leipzig geboren, war schon im Kaiserreich ein prominenter Marxist und Antimilitarist. Seit 1900 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), war er von 1912 bis 1916 einer ihrer Abgeordneten im Reichstag, wo er den linksrevolutionären Flügel der SPD vertrat. Ab 1915 bestimmte er zusammen mit Rosa Luxemburg wesentlich die Linie der Gruppe Internationale. 1916 wurde er aufgrund seiner Ablehnung der Burgfriedenspolitik aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und wenig später wegen „Kriegsverrat“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach etwa zwei Jahren Haft wurde er knapp drei Wochen vor dem Ende des Ersten Weltkrieges freigelassen. Während der Novemberrevolution rief Liebknecht am 9. November 1918 vor dem Berliner Schloss eine „freie sozialistische Republik“ aus. Am 11. November gründete er gemeinsam mit Rosa Luxemburg, Leo Jogiches, Ernst Meyer, Wilhelm Pieck, Hugo Eberlein und anderen die Gruppe Internationale neu als Spartakusbund. Im Dezember wurde sein Konzept einer Räterepublik von der Mehrheit im Reichsrätekongress abgelehnt. Zum Jahreswechsel 1918/19 war Liebknecht einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Generalmajor Heinrich Scheuch, einer der wenigen Elsässer, die im Deutschen Kaiserreich einen höheren militärischen Dienstgrad erlangen konnten, tritt nach kurzer Amtszeit als preußischer Kriegsminister von seinem Amt zurück. Er war am 9. Oktober in den preußischen "Rat der Volksbeauftragten" berufen worden. Seinem Entlassungsgesuch vom 15. Dezember 1918 wurde erst heute entsprochen. Scheuch (gesprochen Sché-uch) wurde 1864 in Schlettstadt geboren. Er wurde als Hauptmann Mitte November 1897 zum Kriegsministerium nach Berlin abkommendiert. Mit seiner Ernennung zum Adjutant des Direktors des Militär-Ökonomie-Departements versah Scheuch bis 15. Juni 1900 hier seinen Dienst. Am 7. Juli 1913 beauftragte man ihn - bereits als Major - mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Direktor des Zentral-Departments im Kriegsministerium. Ab 21. Juli 1913 war Scheuch auch gleichzeitig stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Scheuch am 2. August 1914 zum Chef des mobilen Stabes des Kriegsministers Erich von Falkenhayn ernannt und übte auch die Funktion des Direktors des Allgemeinen Kriegsdepartements aus. Nachdem Schëuch am 27. Januar 1916 zum Generalmajor befördert worden war, übernahm er am 11. Mai 1916 das Kommando über die 29. Infanterie-Brigade und führte diese unter anderem in der Schlacht an der Somme. Das Kommando über die Brigade gab er am 12. Januar 1917 ab und wurde zum Kommandeur der 33. Division ernannt. In dieser Funktion nahm er auch an den Kämpfen in den Argonnen sowie der Doppelschlacht Aisne-Champagne teil. Nach Querelen über die Kriegsgewinne und deren Abschöpfung musste der Leiter des Kriegsamtes Generalleutnant Wilhelm Groener seinen Posten am 15. August 1917 räumen und wurde durch Scheuch ersetzt. Schëuch musste erhebliche Einbußen in den Kompetenzen des Kriegsamtes hinnehmen und unter den Bedingungen einer immer weiter verschlechterten Kriegslage sein Amt ausüben. Für seine Verdienste verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. am 8. April 1918 den Orden Pour le Mérite. Der Höhepunkt seiner militärischen Karriere war die Ernennung am 9. Oktober 1918 zum preußischen Kriegsminister, in dem Amt er im Grunde genommen nur noch als Nachlassverwalter eines verlorenen Krieges fungieren konnte. Zusätzlich war er ab dem 13. Oktober 1917 in Personalunion auch gleichzeitig der Bevollmächtigte Preußens im Bundesrat. Am 9. November 1918 brach die Revolution in Deutschland aus und der Waffenstillstand wurde am 11. November im Eisenbahnwagen im Wald von Compiègne geschlossen. Scheuch reichte sein Entlassungsgesuch als preußischer Kriegsminister zum 15. Dezember 1918 ein. Am 2. Januar 1919 wurde seinem Entlassungsersuchen stattgegeben, unter Belassung der gesetzlichen Pension. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Der Abgeordnete der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der 59 Jahre alte Berliner Staatsrechtlehrer Hugo Preuß, legt eine "Denkschrift zum Entwurf des allgemeinen Teils der Reichsverfassung" vor. Der Mitbegründer der DDP entwarf diese im Auftrag von Friedrich Ebert (SPD). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) scheidet aus der preußischen Regierung aus. Der parteilose Stuttgarter Generalmajor Walther Reinhardt wird anstelle des gestern zurückgetretenen Generals Heinrich Scheüch neuer preußischer Kriegsminister. Bisher war er für die Demobilisierung der heimkehrenden Truppen verantwortlich gewesen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Flaschenhals Nach Kriegsende wurde im Waffenstillstand von Compiègne die Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch die Alliierten und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln (britisch), Koblenz (US-amerikanisch) und Mainz (französisch) angeordnet. Zwischen dem US-amerikanischen Brückenkopf von Koblenz und dem französischen Brückenkopf bei Mainz, die jeweils einen Radius von 30 km hatten, blieb ein schmaler Streifen zwischen dem Rheintal und Limburg an der Lahn unbesetzt. Das Gebiet unterstand bis zu diesem Zeitpunkt den Kreisverwaltungen des Rheingaukreises, des Untertaunuskreises und des Landkreises St. Goarshausen, deren Hoheitsgewalt nunmehr an den Grenzen der besetzten Brückenköpfe endete, so dass im dazwischen liegenden „Flaschenhals“ auf dieser Verwaltungsebene ein Notstand eintrat. Mit Erlass des Oberpräsidiums Kassel wird nun die kommunale Verwaltung auf den Landrat des Kreises Limburg übertragen. Limburg an der Lahn ist die nächstgelegene nicht besetzte Kreis- und Gerichtsstadt. Die Region beherbergt 17.363 Einwohner in den Orten Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth, Egenroth und Laufenselden. Der Bürgermeister von Lorch, Edmund Anton Pnischeck, wird als Vertreter des Landrats Büchting mit der Verwaltung vor Ort beauftragt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Der alte und neue Vorsitzende der preußischen Regierung Paul Hirsch wurde 1868 in Prenzlau in der Uckermark geboren. Er besuchte von 1879 bis 1888 in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Dann studierte er Medizin, Sozialwissenschaften und Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Seit 1892 arbeitete Hirsch als freier Schriftsteller und Journalist. Er war unter anderem Parlamentsberichterstatter und Mitherausgeber einer Parlamentskorrespondenz. In den 1890er Jahren wurde er Mitglied der SPD. Von 1899 bis 1920 war er Charlottenburger und Berliner Stadtverordneter. 1908 wurde er als einer der ersten Sozialdemokraten ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis November 1918 als Fraktionsvorsitzender der SPD angehörte. Am 12. November 1918 übernahm er im Auftrag des Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte gemeinsam mit dem USPD-Vertreter Heinrich Ströbel den Vorsitz der preußischen Staatsregierung („Rat der Volksbeauftragten“). Zugleich ist Hirsch aktueller preußischer Innenminister. In dieser Eigenschaft enthob er den der USPD angehörenden Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn seines Amtes, worauf die USPD-Mitglieder die Regierung verließen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der provisorische Nationalrat beschließt das "vorläufige Staatsgrundgesetz der Republik Bayern." | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern Der ehemalige Reichskanzler Georg von Hertling (* 31.08.1843 in Darmstadt, seit 1914 Graf) stirbt in Ruhpolding (Bayern). Außerdem war er Vorsitzender im Ministerrat des Königreiches Bayern, Ministerpräsident von Preußen und Preußischer Außenminister. Während des Ersten Weltkrieges war Hertling vom 1. November 1917 bis zum 30. September 1918 Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs. Obwohl er selbst gegen eine Parlamentarisierung des Reiches war, war sein Kabinett doch in Abstimmung mit den Mehrheitsparteien aus dem Interfraktionellen Ausschuss zustande gekommen. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte Hertling die Positionen des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg und lehnte nach dessen Sturz 1917 die Übernahme der Reichskanzlerschaft zunächst ab. Erst nach dem Scheitern von Bethmanns Nachfolger Georg Michaelis übernahm der körperlich bereits hinfällige Hertling doch noch die Ämter des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten. Die Tatsache, dass mit Hertling der erste Nicht-Preuße und der erste Katholik in dieses Amt gelangte, sorgte bei den Zeitgenossen für Aufsehen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern / Freistaat Sachsen
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am Vortag begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem Tausende von Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Bewaffnete Gruppen halten weiterhin verschiedene Verlagsgebäude und Druckereien besetzt. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand". Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), der KPD und "Revolutionären Vertrauensleuten" gebildeter Revolutionsausschuss erklärt unter Leitung des USPD-Politikers Georg Ledebour und des Spartakisten Karl Liebknecht die Absetzung des Rates der Volksbeauftragten und die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), der Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt. Die Führungen von USPD und KPD beschließen hingegen, die Berliner Bevölkerung zu einem Generalstreik am morgigen Tag aufzurufen, der das Ziel hat, die Restregierung Friedrich Eberts zu stürzen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen In Bremen wird ein neuer Arbeiterrat gewählt. Die Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) werden von der Wahl ausgeschlossen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem zahllose Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. In Berlin besetzen die Aufständischen die Eisenbahndirektion, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz und weitere zentrale Punkte. Dem gestrigen Aufruf zum Generalstreik folgen etwa 500.000 Menschen, die in die Berliner Innenstadt strömen. Eine große Menschenmenge sammelt sich auf einem der Berliner Plätze. Sie wird zunächst weder an Kämpfen teilnehmen noch wird sie von den Streikführern beteiligt, obwohl sie wie schon am 9. November 1918 zum Entwaffnen der Soldaten bereit war. Auf ihren Plakaten und Spruchbändern stehen zum Teil dieselben Parolen wie zu Beginn der Novemberrevolution: „Frieden und Einigkeit“. Die Verhandlungen zwischen den Vertretern der SPD und der USPD scheitern an der beiderseitigen Kompromissunfähigkeit, die Chance zur gewaltfreien Beilegung des Konflikts wird vertan. Am selben Tag übergibt Ebert den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin an Gustav Noske und es ergehen Aufrufe zur Aufstellung weiterer Freikorps in Berlin. Noske befiehlt unverzüglich nach seiner Ernennung, alle Mitglieder des Revolutionsausschusses telefonisch überwachen zu lassen, um sie später festzunehmen. Dazu werden 50 ausgesuchte Offiziere in allen Berliner Postämtern eingesetzt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Im Anschluss an eine Erwerbslosendemonstration auf der Theresienwiese stürmen Demonstranten das Ministerium für Soziale Fürsorge und können erst durch das Eingreifen der Republikanischen Schutztruppe auseinandergetrieben werden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Baden Fünf Tage vor der Wahl zur Badischen Nationalversammlung treten die beiden USPD-Minister von ihren Ämtern zurück. Der scheidende Minister für militärische Angelegenheiten Johannes Brümmer (USPD) wird durch Anton Geiß (SPD) ersetzt, der auch als Vorsitzender der provisorischen Regierung fungiert. Neuer Minister für soziale Fürsorge wird anstelle von Adolf Schwarz (USPD) der Minister für Übergangswirtschaft und Wohnungswesen Philipp Martzloff (SPD), der nun beide Ämter in Personalunion wahrnimmt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem nunmehr Hunderttausende Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern. Es kommt zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen. Einige Vertreter fordern den bewaffneten Aufstand, andere plädierten für Verhandlungen mit dem Ratsvorsitzenden Ebert. Die Hausbesetzer erhalten Waffen. Der KPD-Führer Karl Liebknecht befürwortet gegen den Rat von Rosa Luxemburg den Versuch, den Rat der Volksbeauftragten mit Waffengewalt zu stürzen und damit die für den 19. Januar angesetzten ersten freien Wahlen zur Nationalversammlung zu verhindern. Er fürchtet, die KPD könnte sich andernfalls zu sehr von den Arbeitern isolieren, die den Sturz der Regierung anstreben. Zugleich versuchen die KPD-Vertreter, einige der in Berlin stationierten Regimenter, vor allem die Volksmarinedivision, auf ihre Seite zu ziehen. Dies gelingt jedoch nicht, weil die meisten der Soldaten bereits zu Hause sind und ihre Loyalität dem bisherigen Rat der Volksbeauftragten gilt. Ebenso stellt sich ein Teil der Berliner Bevölkerung hinter die Regierung Ebert, folgt einem Streikaufruf und sichert Regierungsgebäude seit dem 6. Januar als lebende Schutzschilde. Seit vorgestern verhandelt der Revolutionsausschuss auf Vermittlung der USPD-Leitung mit Ebert. Der Rat der Volksbeauftragten ruft die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen und deren beabsichtigte Regierungsübernahme auf und veröffentlicht ein Flugblatt mit dem Titel: „Die Stunde der Abrechnung naht!“ Darin wird den Aufständischen mit physischer Vernichtung gedroht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 5. Januar in Berlin begonnene „Spartakusaufstand“ wird fortgesetzt. Die Aufständischen rufen den Generalstreik aus. In zahlreichen Städten gibt es Solidaritätsbekundungen. Die Revolutionären Obleute, der Zentralvorstand der Berliner USPD und der KPD wenden sich in einem gemeinsamen Aufruf zum Kampf gegen „die Judasse in der Regierung. […] Sie gehören ins Zuchthaus, aufs Schafott. […] Gebraucht die Waffen gegen eure Todfeinde!“ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg Nach spartakistischen Unruhen in der württembergischen Hauptstadt Stuttgart scheiden die Abgeordneten der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) aus der württembergischen Regierung aus. Es sind der Minister für Inneres Artur Crispien und Kriegsminister Fischer. Während der Kriegsminister durch den Abgeordneten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Dr. Immanuel Herrmann ersetzt wird, wird das Amt des Innenministers kommissarisch von Ministerpräsident Wilhelm Blos (SPD) wahrgenommen, der auch Außenminister ist. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen Nach der Entwaffnung des Infanterie-Regiments Bremen Nr. 75 rufen Vertreter der KPD, der USPD und der soldatenräte in Bremen auf einer von der KPD organisierten Massendemonstration die Räterepublik als selbständige "Sozialistische Republik Bremen" und setzen sich selbst als Volksbeauftragte ein, während sie den Senat und die Bürgerschaft für abgesetzt erklären. Die Reichsregierung erkennt die Vertreter der Räterepublik nicht als rechtmäßige Volksvertreter an und macht Pläne für eine Niederschlagung der Räterepublik in Bremen. Der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, setzt die Division Gerstenberger, in der auch Teile der 1. Marinebrigade ("Eiserne Brigade") stehen, in Marsch nach Bremen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Flaschenhals Durch einen Vermessungsfehler entsteht auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hessen-Nassau zwischen den nach dem Ersten Weltkrieg von Frankreich und den USA besetzten Gebieten die Mikronation Freistaat Flaschenhals. Die Region beherbergt 17.363 Einwohner in den Orten Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth, Egenroth und Laufenselden. Ein großes Problem ist die Versorgung der Region, da sämtliche Verkehrswege infolge der engen Grenzziehung durch einen der Brückenköpfe führen und damit blockiert sind, was bei der Ziehung der 30-km-Radien nicht bedacht wurde. Es gibt keine nennenswerten direkten Verkehrswege zwischen dem übrigen unbesetzten Deutschland und dem „Flaschenhals“. Eisenbahnzüge fahren ohne Halt durch. Auch eine Versorgung auf dem Wasser- oder Luftweg ist politisch nicht möglich. Handelsgüter können daher nur durch Schmuggel in die Region hinein- und aus der Region herausgebracht werden. Der Bürgermeister von Lorch, Edmund Anton Pnischeck, wird als Vertreter des Landrats Büchting mit der Verwaltung vor Ort beauftragt. Wegen der schwierigen Verbindung zum unbesetzten Deutschland droht das Wirtschaftsleben zusammenzubrechen; deswegen veranlasst Pnischeck den Druck eines eigenen Notgeldes. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen In Berlin gibt der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, den Einsatzbefehl gegen die Besetzer der Redaktion des SPD-Organs "Vorwärts". Die Angreifer sind noch mit Kriegsausrüstung bewaffnet und ihren Gegnern daher weit überlegen. Das Freikorps Potsdam stürmt das Gebäude mit Flammenwerfern, Maschinengewehren, Mörsern und Artillerie. Die Erstürmung des "Vorwärts"-Verlagsgebäudes kostet Dutzende von Menschenleben. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg Der mit der politischen Entwicklung in Berlin unzufriedene Arbeiter- und Soldatenrat ruft die „Sozialistische Republik Cuxhaven“ aus. Die Stadt sollte mit dem Amt Ritzebüttel von Hamburg gelöst, und mit den Kreisen Hadeln und Neuhaus zu einer Räterepublik vereinigt werden. Der Arbeiter- und Soldatenrat des Kreises Jork (Altes Land) bekundet seine Bereitschaft der „Republik“ Cuxhaven beizutreten. Unter weniger revolutionären Vorzeichen erwägen aber auch andere Politiker und Kommunalbeamte die Zusammenlegung der Kreise Lehe und Geestemünde mit Bremerhaven. Die SPD und Gewerkschaften gegenüber der Elbe in Hamburg rufen daraufhin zum Generalstreik gegen den Arbeiter- und Soldatenrat auf und zwingen diesen so zur Zusage baldiger Bürgerschaftsneuwahlen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Weitere besetzte Gebäude und Straßen im Berliner Zeitungsviertel werden von Freikorps, die auf Seiten der Regierung operieren, zurückerobert. Nach der Einnahme des Berliner Polizeipräsidiums, der insgesamt 165 Opfer fordert, bricht der "Januaraufstand" zusammen; zu organisierten Schlachten kommt es nicht mehr, da die Aufständischen nicht darauf vorbereitet sind; vielfach ergeben sie sich freiwillig. Dennoch erschießt das Militär über hundert Aufständische und eine unbekannte Zahl von unbeteiligten Zivilisten vor Ort, darunter den Arbeiterdichter Werner Möller. Die Militärs zählen in ihren Reihen dreizehn Gefallene und zwanzig Verwundete. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg Bei den Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung Württembergs wird die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) stärkste Partei vor der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der katholischen Zentrums-Partei (Z). Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Baden Auch in Baden findet eine Wahl zur Nationalversammlung statt. Stärkste Partei wird das Zentrum (Z) vor der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Die Parteien der "Weimarer Koalition" erreichen 91,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Bayern In der Pfalz, der ein Landesteil Bayerns ist, findet heute die Wahl zum 1. Bayerischen Landtag statt. Da die Wahl im Kernland Bayern erst auf den 2. Februar festgesetzt wurde, findet auch erst dann die Bekanntgabe des Wahlergebnisses statt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Nach der Niederschlagung des Aufstands müssen die Führer der Spartakisten um ihr Leben fürchten und untertauchen. Nun sucht auch die reguläre Regierung sie als vermeintliche Putschisten, um sie wegen des Umsturzversuchs kurz vor den freien Wahlen zu belangen. Im Berliner Vorwärts erscheint ein Gedicht von Artur Zickler, das mit den Zeilen endet:
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Redakteur der kürzlich gegründeten "Volkswehr-Zeitung für die Soldaten der deutschen Republik" und Schwiegersohn Philipp Scheidemanns, Fritz Henck, versichert öffentlich in Berlin, die Anführer des Aufstands werden „nicht ungeschoren davonkommen“. Schon in wenigen Tagen werde sich zeigen, „dass auch mit ihnen Ernst gemacht wird.“ Henck ist Mitdlied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er wurde 1868 in Rostock geboren. Nach dem Volksschulabschluss absolvierte er ein Zimmererlehre, arbeitete bis 1900 in diesem Beruf und war seit 1895 Vorsitzender der Filiale des Zimmererverbandes in Rostock. Von 1900 bis 1903 war er zunächst als Expedient, von 1903 bis 1905 dann als Redakteur bei der Mecklenburgischen Volkszeitung tätig. Von Oktober 1905 bis 1918 wirkte er als Arbeitersekretär in Rostock. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die beiden bekanntesten Führer der Spartakisten durch Angehörige der Garde-Schützen-Kavallerie-Division gefangen genommen und ermordet. Am Abend werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in der Wohnung eines Freundes, Dr. Markussohn, in Berlin-Wilmersdorf von der Wilmersdorfer Bürgerwehr entdeckt, verhaftet und in das Eden-Hotel gebracht. Ihr Aufenthaltsort ist wahrscheinlich durch die von dem Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen Gustav Noske befohlene Telefonüberwachung bekannt geworden. Der Chef der Brigade, Offizier Waldemar Pabst, lässt die Gefangenen stundenlang verhören und misshandeln. Ein weiterer verhafteter KPD-Führer, Wilhelm Pieck, wird Zeuge dieser Misshandlungen sowie von Telefonaten; eines davon führt Pabst wahrscheinlich mit der Reichskanzlei. Die geplante Ermordung der Politiker soll wie ein Attentat aussehen. Der Soldat Otto Runge (* 1875) versetzt aus der Menge heraus Rosa Luxemburg beim Abtransport vom Hotel einen schweren Kolbenschlag. Bereits bewusstlos, wird sie dann unterwegs im Wagen von Leutnant zur See Hermann Souchon mit einem aufgesetzten Schläfenschuss erschossen. Die Tote wird in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Liebknecht wird kurz nach Rosa Luxemburg ebenfalls vom Hotel abtransportiert und fast bewusstlos geschlagen; er wird gezwungen, unterwegs auszusteigen und wird dann als „Flüchtender“ von hinten erschossen. Der Tote wird einer Berliner Polizeistation als „unbekannte Leiche“ übergeben. Wilhelm Pieck erreicht, dass er in ein Gefängnis verlegt werden soll; auf dem Weg dorthin gelingt ihm die Flucht. Nach der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg schreibt der USPD-Vorsitzende Hugo Haase an seine Kusine: "Über die Zustände in Berlin kannst Du Dir keine Vorstellung machen. Der weiße Terror wütet wie nur je unter dem zaristischen Regime... Die Landsberg, Ebert, Scheidemann, die sich als Hüter der Gesetzlichkeit aufspielen, lassen die Soldateska, die sie aus den alten Offiziers- und Unteroffizierselementen und Bourgeois-Söhnchen zusammengesetzt und verhetzt haben, schalten." Die Morde des 15. Januar lösen im ganzen Deutschen Reich schwere Unruhen und Aufstände aus. Dagegen und gegen die Räterepubliken in einigen deutschen Großstädten setzt Gustav Noske die Freikorps und Reichswehrverbände ein, die alle derartigen Umsturzversuche gewaltsam niederschlagen sollen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Berliner Presse stellte die Morde an die kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg folgenderweise dar: Liebknecht sei auf der Flucht erschossen, Luxemburg von einer aufgebrachten Menge gelyncht worden. Basis dieser Darstellung ist ein Schriftstück, das der Leiter der Garde-Schützen-Kavallerie-Division Pabst am Abend der Morde verfasste und als amtlichen Bericht seiner Division herausgeben ließ. Nach dem Bekanntwerden beruft die Restregierung eine Sondersitzung ein; dort zeigt sich der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert betroffen über die Morde an seinen jahrzehntelangen Parteigenossen. Verantwortliche der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) fürchten eine Ausweitung der Aufstände im Reich als Folge der Morde. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Die Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Sachsen verlassen den Arbeiter- und Soldatenrat. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Damit die Beschlüsse der "Neunerkommission" des Ruhrgebietes vom 13. Januar von der Reichsregierung anerkannt werden können, reist eine Delegation zu Verhandlungen nach Berlin. Der Rat der Volksbeauftragten erfüllt die konkreten Forderungen des Arbeiterrates nicht. Stattdessen bekennt er sich in einer abstrakten Form zur „gesetzlichen Regelung einer umfassenden Beeinflussung des gesamten Kohlebergbaus durch das Reich“ und zur „Festlegung der Beteiligung der Volksgesamtheit an den Erträgen – Sozialisierung.“ Des Weiteren ernennt die Reichsregierung neben der bestehenden Sozialisierungskommission drei Sozialisierungskommissare für das Revier: Bergrat Röhrig, den Generaldirektor der Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG Albert Vögler sowie Otto Hue. Zugestanden wird zwar auch die Wahl von Räten, allerdings ohne die von der Neunerkommission vorgesehenen weitreichenden Kontrollrechte. Die Neunerkommission akzeptiert nur Teile der Regierungsmaßnahmen. So verzichtet sie auf die Ernennung eines Volkskommissars, gleichzeitig besteht sie auf ihrer eigenen Anerkennung und fordert die Anerkennung des wirtschaftlichen Rätesystems bis zum 15. Februar. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich In Paris beginnt eine Friedenskonferenz zwischen dem Deutschen Reich und 31 seiner ehemaligen Kriegsgegner. Prominenteste Vertreter sind der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Woodrow Wilson und der Ministerpräsident des Vereinigten Königreiches, Lloyd George sowie der französische Gastgeber Georges Clemenceau. Auf deutscher Seite leitet der von Friedrich Ebert beauftragte Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Hermann Müller die Verhandlungen. Hier die Liste der Leiter der einzelnen Delegationen sowie die Namen von prominenten weiteren Delegierten:
Das Datum des Beginns der Konferenz ist nicht zufällig gewählt: Es fällt auf den Jahrestag der deutschen Reichsgründung zu Versailles im Jahre 1871. In demselben Spiegelsaal des Schlosses von Versailles, in dem der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser proklamiert wurde, soll nun die Vertragsunterzeichnung mit Deutschland stattfinden. Die Vorstellungen Wilsons aus seinem 14-Punkte-Programm, insbesondere das Selbstbestimmungsrecht der Völker, werden – wie im Falle Südtirols – teilweise massiv missachtet werden. Große nationale Minderheiten in den neu entstandenen Nationalstaaten Osteuropas stellen eine schwere Belastung für die angestrebte Friedensordnung dar und könnten sich als Auslöser weiterer Kriege erweisen. Auch mit seinen Vorstellungen über die Freiheit der Meere möchte sich Wilson durchsetzen, da der US-Senat die Verträge ratifizieren muss, bevor der US-Präsident unterschreiben darf. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die bürgerkriegsähnlichen Zusammenstöße belasten die junge "Weimarer Republik" von ihrer Gründung an schwer. Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung ist die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hat die Bildung einer verfassunggebenden Nationalversammlung zum Ziel. Auch soll der Rat der Volksbeauftragten durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie ist die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht und die erste, in der Frauen das Wahlrecht haben. Da auch das Wahlalter von 25 auf 20 Jahre gesenkt wurde, steigt die Zahl der Wahlberechtigten um etwa 20 Millionen Menschen an. Im Vorfeld bildeten sich vor allem im bürgerlichen Lager aus den alten Parteien neue politische Gruppierungen, ohne dass sich am Parteienspektrum selbst etwas Gravierendes änderte. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) geht zwar als stärkste Kraft aus den Wahlen hervor, ohne absolute Mehrheit ist sie jedoch auf Koalitionspartner angewiesen. Zusammen mit der Zentrumspartei und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wird sie die in der Folge so genannte Weimarer Koalition bilden. Die Linke verfehlt insgesamt die absolute Mehrheit. In Koalitionsverhandlungen treten nun die Parteivorsitzenden Hermann Müller (SPD), Adolf Gröber (Z) und Friedrich von Payer (DDP). Diese drei Parteien stellen mit 329 gewonnenen Mandaten gemeinsam drei Viertel der Abgeordneten.
Die Wahl von zwei Abgeordneten durch die noch im Osten stehenden Truppenverbände steht noch aus; die Auszählung dieser Stimmen kann erst am 2. Februar 1919 vorgenommen werden. Gemäß eines Erlasses der Reichsregierung erhalten die Soldatenräte Funktionen in Fürsorge-, Beschwerde- und Disziplinarfragen, während die Befehlsgewalt bei den militärischen Führern verbleibt. Das Oberkommando erhält der Rat der Volksbeauftragten, der die Ausübung an den preußischen Kriegsminister Reinhardt überträgt. Die Oberste Heeresleitung existiert weiter und wird dem preußischen Kriegsministerium unterstellt. Bis zur Wahl eines Reichspräsidenten durch die Nationalversammlung soll der Rat der Volksbeauftragten seine Regierung noch fortsetzen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Gemäß eines Erlasses der Reichsregierung erhalten die Soldatenräte Funktionen in Fürsorge-, Beschwerde- und Disziplinarfragen, während die Befehlsgewalt bei den militärischen Führern verbleibt. Das Oberkommando erhält der Rat der Volksbeauftragten, der die Ausübung an den preußischen Kriegsminister und General der Infanterie Walther Reinhardt überträgt. Die Oberste Heeresleitung existiert weiter und wird dem preußischen Kriegsministerium unterstellt. Reinhardt ist Träger des Eisernen Kreuzes II. und I. Klasse. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen In Sachsen wird eine reine SPD-"Volksregierung Gradnauer" als "Rat der Volksbeauftragten" gebildet:
Der alte und neue Vorsitzende im Rat der Volksbeauftragten Sachsens wurde 1866 in Magdeburg als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte in Genf, Berlin, Marburg und Halle/Saale Geschichte, Literatur und Philosophie. Nach der 1889 in Halle erfolgten Promotion, einer Arbeit über „Mirabeaus Gedanken über die Erneuerung des französischen Staates“, war er bis 1897 Schriftleiter der Sächsischen Arbeiterzeitung. Hier als leitender Redakteur bat er Friedrich Engels um einen Beitrag zum 1. Mai 1893. Von 1896 bis 1905 war er Redakteur des Vorwärts in Berlin und anschließend bis 1918 leitender Redakteur der Dresdner Volkszeitung in Dresden. Von 1889 bis 1890 absolvierte Gradnauer seinen Militärdienst. Er trat im Oktober 1890 in die SPD ein. 1898–1906 und 1912–1918 war er Mitglied des Reichstages (MdR). Im Zuge des Umbruchs nach dem Ersten Weltkrieg wurde Gradnauer Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten im Freistaat Sachsen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Auf einer gemeinsamen Sitzung von Zentralrat und preußischer Regierung wenden sich der preußische Finanzminister Albert Südekum (SPD), Landwirtschaftsminister Otto Braun (SPD) und Wissenschaftsminister Konrad Haenisch (SPD) gegen eine Zerschlagung Preußens. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Die Alliierten beschließen auf der Pariser Friedenskonferenz die Gründung des Völkerbunds, der den Mitgliedsstaaten territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit sichern soll. Alle ehemaligen Feindmächte bleiben vorerst vom Beitritt ausgeschlossen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die zweite Konferenz der Regierungen der deutschen Einzelstaaten führt im Ergebnis zur Konstituierung eines provisorischen Staatenhauses, wie es ursprünglich im Deutschen Bund in der Verfassung des deutschen Reiches vom 28. März 1849 vorgesehen war. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Gotha Wilhelm Bock (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands USPD) scheidet aus dem Rat der Volksbeauftragten von Gotha aus; Nachfolger wird sein Parteigenosse Albin Tenner. Der 1846 in Großbreitenbach im heutigen Ilm-Kreis Thüringens geborene Wilhelm Bock kam bereits während seiner Gesellenwanderung als Schuhmachergeselle in Hamburg in Kontakt mit der Arbeiterbewegung und begann sich politisch zu betätigen. Im Jahr 1866 trat er dem Hamburger Arbeiterbildungsverein und ein Jahr später dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) von Ferdinand Lassalle bei. Im August 1869 nahm er als Delegierter seiner Ortsgruppe am Eisenacher Parteitag teil und wurde damit Gründungsmitglied der SDAP von August Bebel und Wilhelm Liebknecht. In den folgenden Jahren wurde Bock zu einem der aktivsten und erfolgreichsten Agitatoren der neuen Partei und wurde aus politischen Gründen mehrfach verhaftet. Außerdem betätigte er sich auch gewerkschaftlich. Seit Juni 1873 war er Präsident der Internationalen Gewerkgenossenschaft der Schuhmacher mit Sitz in Gotha. Außerdem war er Redakteur des Verbandsblattes "Der Wecker". Im Jahr 1875 war er Mitglied der Programmkommission zur Vorbereitung der Vereinigung von ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei auf dem Gothaer Parteitag. Am Zustandekommen dieses Zusammenschlusses war Bock stark beteiligt. Im Zusammenhang mit dem Sozialistengesetz wurden der Schuhmacherverband und deren Zeitung 1878 verboten. Dasselbe geschah mit dem 1878 von Bock gegründeten Gothaer Volksblatt. Bock war dann von 1878 bis 1920 Redakteur der neuen Zeitung "Der Schuhmacher" (seit 1887 "Schuhmacher-Fachblatt"). Seit 1887 war er Vorsitzender des zentralen Verbandsausschusses des Schuhmacherverbandes. Seit der Zeit des Sozialistengesetzes war er ein führender sozialdemokratischer Funktionär im Gebiet des heutigen Thüringen. In dieser Zeit organisierte er acht illegale Landeskonferenzen der Partei. Durch die Immunität seiner politischen Mandate war Bock vor politischer Verfolgung relativ geschützt. So war er von 1884 bis 1887 Reichstagsmitglied für den Wahlkreis Sachsen-Coburg-Gotha. Bock trug maßgeblich dazu bei, dass in Gotha nach dem Ende des Sozialistengesetzes ein geradezu idealtypisches sozialdemokratisches Milieu gruppiert um Partei, Gewerkschaften, Volkshaus, sozialdemokratisch orientiertes Vereinswesen und lokaler Parteizeitung entstehen konnte. Er gründete das Gothaische Volksblatt, das in einer eigenen Buchdruckerei hergestellt wurde. Auf die Initiative von Bock kaufte die Partei das ehemalige Gasthaus zum Mohren in Gotha, dass nun als Volkshaus zum Mohren zum Versammlungsort der Arbeiterbewegung wurde. Die Partei hatte um 1913 etwa 1.000 und die freien Gewerkschaften rund 4.000 Mitglieder. Die SPD erreichte bei der Reichstagswahl von 1912 34,8 % der Stimmen. Auch nach dem Ende des Sozialistengesetzes war Bock von 1890 bis 1907 und von 1912 bis 1918 Mitglied des Reichstages. Außerdem war Bock von 1893 bis 1907 Mitglied des Landtages von Sachsen-Coburg-Gotha. Bock vertrat einen wenig revolutionären Kurs. Dies erleichterte die Zusammenarbeit mit den liberalen bürgerlichen Politikern der Stadt. Ein Ausdruck dessen war seine Wahl zum Vizepräsidenten des Landtages (1903 bis 1907) und seine Mitgliedschaft im Verwaltungsgerichtshof des Herzogtums. Reichsweit einmalig war, dass der Staat das Arbeitersekretariat in Gotha mit Steuermitteln unterstützte. Außerdem förderte die Stadtverwaltung die Arbeit der freireligiösen Gemeinde, in der Bock ebenfalls aktiv war. Innerhalb der örtlichen Partei begann noch vor dem Ersten Weltkrieg ein Generationswechsel. Die führenden Parteimitglieder waren wie Bock in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren. Im Jahr 1910 kam mit Otto Geithner (1876–1948) aus Berlin ein theoretisch geschulter Mann zur Redaktion des Volksblattes, der bald als führender Nachwuchspolitiker in Gotha galt. Dieser selbst rechnete sich dem linken Parteiflügel zu, vermied aber alles um in Konflikt mit Bock zu geraten. Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte zu einem tiefgreifenden Wandel innerhalb der örtlichen Partei. Mit der Expansion der Rüstungsindustrie kamen zahlreiche neue Arbeiter in die Stadt, die mit der örtlichen Vorkriegssozialdemokratie und ihren führenden Repräsentanten nichts verband. Hinzu kam, dass bald auch Konflikte zwischen Bock und Geithner sichtbar wurden. Beide waren entschiedene Kriegsgegner. In diesem Sinn äußerte sich daher auch die örtliche Parteizeitung. Allerdings machte Bock, heftig kritisiert von Geithner, gegenüber der Parteiführung und der Regierung Zugeständnisse, um das Blatt zu retten. Dies erwies sich als vergeblich, da die Zeitung bereits 1914 verboten wurde. Die inneren Konflikte der Partei wurden durch die Einberufung von Geithner erst einmal vertagt. Bock schloss sich als Gegner der Kriegskredite 1916 der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft um Hugo Haase und 1917 der USPD an. Die Gründungsveranstaltung der neuen Partei fand in Gotha im Volkshaus zum Mohren statt. Auch in der neuen Partei war er Mitglied der Kontrollkommission und gehörte eher dem rechten Flügel der USPD an. Den Schritt zur USPD machte die örtliche Partei geschlossen mit. Allerdings gelang es ihr nur noch bedingt, die neuen Arbeiter zu integrieren. Partei und Gewerkschaften verloren zunehmend die Kontrolle über die Arbeiterschaft, was sich unter anderem in politisch motivierten Streiks äußerte. Die Novemberrevolution verlief zunächst friedlich unter der Führung von Bock. Ein von der USPD dominierter Arbeiter- und Soldatenrat übernahm die Macht. In dieser Funktion erklärte er am 9. November Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha für abgesetzt. Der Arbeiter- und Soldatenrat setzte als provisorische Regierung einen Rat der Volksbeauftragten ein. Dazu gehörten Bock, Adolf Schauder und Emil Grabow. Auch im Arbeiter- und Soldatenrat begannen die radikaleren Kräfte, die insbesondere jede Zusammenarbeit mit dem Bürgertum ablehnten, die Oberhand zu gewinnen. So führte das Bekenntnis des Rates zur „sozialistischen Republik“ zu einer letztlich dauerhaften Entfremdung zwischen der Arbeiterbewegung und dem Bürgertum in Gotha. Innerhalb der Arbeiterbewegung der Stadt und Land Gotha kam es nicht nur zu Konflikten der USPD mit den wenigen Anhängern der MSPD, sondern auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der USPD selbst. Ein radikalerer und jüngerer Flügel um Geithner plädierte für eine Räterepublik als Instrument zur Durchsetzung der Diktatur des Proletariats. Eine gemäßigte Richtung um Bock und den noch jungen Hermann Brill hatte als Ziel zwar auch eine sozialistische Gesellschaft, verfocht aber weiterhin demokratische und friedliche Formen der politischen Auseinandersetzung. Neben den meisten Führungskräften der Vorkriegspartei wurde diese Richtung auch von der örtlichen Führung der Gewerkschaften unterstützt. Diese Richtung stand ganz in der Tradition der Vorkriegssozialdemokratie, hatte aber durch ihre Kompromissbereitschaft gegenüber den Behörden während des Krieges einen erheblichen Vertrauensverlust erlitten. Auch im Rat der Volksbeauftragten hatte der radikale Flügel bald die Mehrheit, weshalb Bock nun von der Regierung zurücktrat. Der Nachfolger Wilhelm Bocks, Albin Tenner, wurde 1885 in Rauenstein geboren. 1915 wurde er zum Militär eingezogen und war während des Ersten Weltkrieges in Ohrdruf als Militärdolmetscher und später in Gotha als Materialprüfer der dortigen Flugzeugfabrik und Leiter des Wetterdienstes tätig. Durch die Kriegserfahrung radikalisiert, trat Tenner 1918 einem Soldatenrat bei, schloss sich der USPD an und wurde Landtagsabgeordneter und als Volksbeauftragter Mitglied der von der USPD gestellten Landesregierung im Freistaat Gotha, die ihn nun zum Präsidenten des Freistaats wählte. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Das Ergebnis der Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen wird veröffentlicht. Wie auch im gesamten Reich wurden hier die Sozialdemokraten stärkste Kraft vor dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP):
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| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg Auch in Sachsen-Altenburg findet eine Landtagswahl statt. Stärkste Partei wird die Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die die absolute Mehrheit erhält; gemeinsam mit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) kann sie 34 der 40 Sitze erobern. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Tod des Politikers und Historikers Franz Mehring in Berlin. Franz Mehring (* 27. Februar 1846 in Schlawe in Pommern; † 28. Januar 1919 in Berlin) war ein deutscher Publizist und Politiker. Er gilt zugleich als einer der führenden marxistischen Historiker. Franz Mehring war Sohn eines ehemaligen Offiziers und höheren Steuerbeamten. Er besuchte das Gymnasium in Greifenberg und studierte von 1866 bis 1870 Klassische Philologie in Leipzig und Berlin. In Leipzig gehörte er zeitweise der Leipziger Burschenschaft Dresdensia an. Politisch war er zunächst bürgerlicher Demokrat. Seit 1870 arbeitete er für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen und verfasste über mehrere Jahre Leitartikel für die Wochenzeitschrift Die Neue Zeit. 1868 wechselte er zum weiteren Studium nach Berlin und arbeitete in der Redaktion der bürgerlich-demokratischen Tageszeitung Die Zukunft. Im Jahr 1882 promovierte Mehring schließlich zum Dr. phil. in Leipzig. Bereits 1867 traf Mehring in Berlin auf August Bebel und Wilhelm Liebknecht, ohne dass dies zunächst Folgen für seinen politischen Standpunkt gehabt hätte. Vielmehr wandte er sich unter dem Eindruck des Krieges von 1870/71 vorübergehend von den Demokraten ab und dem nationalliberalen Lager zu. In den folgenden Jahren kehrte er jedoch zu seinen demokratischen Positionen zurück. 1871 bis 1874 berichtete er für das „Oldenberg’sche Korrespondenzbüro“ über Reichstags- und Landtagssitzungen und wurde zu einem bekannten Parlamentsreporter. Er arbeitet für die Frankfurter Zeitung und Die Waage, eine Zeitung des Demokraten Leopold Sonnemann, der für einen Ausgleich zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung eintrat. Außerdem arbeitete er für die Weser-Zeitung (1878-1884), sowie die Demokratischen Blätter (1883/84). In politischen Auseinandersetzungen fühlte er sich schnell persönlich angegriffen. Deshalb verließ er nach einem Streit mit Sonnemann Die Waage. Zeitweise trat Mehring bereits für die Ziele der Arbeiterbewegung ein, wobei er zunächst den Ansichten von Ferdinand Lassalle zuneigte. Kurzfristig distanzierte er sich um 1878 wieder von der Sozialdemokratie. Allerdings las er um 1880 intensiv die Schriften von Karl Marx und wurde davon stark beeinflusst. Die Kritik an den Sozialistengesetzen und die Überzeugung, dass Bismarcks Sozialgesetzgebung keine grundlegende Lösung der Sozialen Frage bringen würde, führten zu einer Wiederannäherung an die Sozialdemokratie. So wurde Mehring 1884 zunächst Mitarbeiter und ab 1889 Chefredakteur der liberalen Berliner Volks-Zeitung, einem Sprachrohr entschiedener Gegner der Sozialistengesetze im bürgerlichen Lager. In dieser Zeit entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis zu Bebel und Liebknecht. Aus persönlichen Gründen kommt es 1890 zum endgültigen Bruch mit der bürgerlichen Presse. Im Jahr 1891 trat Mehring der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei. In der Folgezeit arbeitete er für verschiedene sozialdemokratische Blätter. In den Jahren 1891 bis 1913 schrieb er für Die Neue Zeit, die damals wichtigste theoretische Zeitschrift der SPD. Von 1902 bis 1907 war Mehring Chefredakteur der sozialdemokratischen Leipziger Volkszeitung. Bis 1913 blieb er weiter Mitarbeiter des Blattes. Außerdem publizierte er im Vorwärts und anderen sozialdemokratischen Blättern. In den Jahren 1913/14 war er Mitherausgeber der Sozialdemokratischen Korrespondenz. Neben der publizistischen Tätigkeit lehrte Mehring von 1906 bis 1911 an der zentralen Parteischule der SPD. Daneben war er von 1892 bis 1895 Leiter des Vereins der Freien Volksbühne in Berlin. 1917/1918 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. In den innerparteilichen Grundsatzdebatten vor dem ersten Weltkrieg, bei dem etwa Eduard Bernstein und der neue Parteivorsitzende Friedrich Ebert revisionistische reformorientierte Positionen vertraten, beharrte Mehring ähnlich wie Karl Liebknecht auf den traditionellen Vorstellung vom Klassenkampf. Obwohl er bürgerlicher Herkunft war und erst spät zur Arbeiterbewegung gestoßen war, wurde Mehring somit zu einem der entschiedensten Verteidiger der revolutionären Intentionen des Marxschen Werkes. Während des Ersten Weltkrieges distanzierte er sich aufgrund der Burgfriedenspolitik und der Zustimmung der Partei zum Weltkrieg weiter von der SPD. Dies führte letztlich zur Spaltung der Partei, Mehring gehörte zusammen mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu den führenden Mitgliedern des 1916 gegründeten Spartakusbundes. Im Jahr 1915 war Mehring Mitherausgeber der Zeitschrift "Die Internationale". Seit 1917 war der Spartakusbund als Fraktion in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) organisiert, die für eine sofortige Beendigung des Krieges eintrat. Nach der Novemberrevolution differenzierte sich das politische Spektrum weiter aus, die USPD zerfiel. Mehring blieb dem Spartakus treu und war Ende 1918 entscheidend an der Vorbereitung des Gründungsparteitages der KPD beteiligt, welche die Arbeit des Spartakusbundes fortführte. Mehrings Bedeutung liegt weniger in seinem konkreten politischen Handeln, sondern in seinen zahlreichen Schriften insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Dazu zählt etwa die zweibändige Geschichte der deutschen Sozialdemokratie (1898). Seine 1910/11 erschienene Deutsche Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bediente sich der von Marx und Engels begründeten Methode des historischen Materialismus. Mehring war einer der ersten Historiker, der die marxistische Theorie konsequent auf die Geschichtswissenschaft anwandte. Kurz vor seinem Tode veröffentlichte er im Jahr 1918 die erste und bis heute einflussreiche Biographie über Karl Marx. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Zum letzten Mal tritt der Bundesrat des Deutschen Reiches zusammen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Französische Republik Deutsches Reich / Freistaat Baden Französische Truppen unter dem Kommando des ihres Militärgouverneurs General André Hirschauer kommen über die Rheinbrücke und nehmen die badische Stadt Kehl ein, die direkt gegenüber von Strasbourg liegt. General Hirschauer verhängt unverzüglich Verordnungen, die das zivile Leben in der Stadt regeln sollen. Es kommt in der Stadt zu Einschränkungen beim Post- und beim Warenverkehr, zu Ausgangssperren, Reiseverboten und zu Ein- und Ausreiseverboten. Außerdem werden viele Häuser und Wohnungen von den Besatzungstruppen beschlagnahmt. Die französischen Militärbehörden bekämpfen jede Form von Widerstand gegen die Zwangsräumungen mit Verhaftungen und Kriegsgerichtsverfahren und verhängen hier Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr oder auch Geldstrafen bis zu 1000 Francs. Zur Abschreckung der Bevölkerung sollen die Verhafteten mit Namen und dem vorgeworfenen Delikt in der Lokalzeitung und mit einem Aushang veröffentlicht werden. Die Kosten für die Besetzung der Stadt und den Unterhalt der Truppen wird vollständig der deutschen Regierung in Berlin auferlegt. Die Besetzung Kehls, der Rheinbrücke und des Hafens ist auch für die badische Regierung ein schwerer politischer Einschnitt. Auch Breisach und Rheinau werden zeitweilig von französischen Truppen besetzt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der 53 Jahre alte Kölner Oberbürgermeister und Jurist Konrad Adenauer, der der katholischen Zentrumspartei angehört, will die Gründung einer selbständigen "Westdeutschen Republik" vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung des Rheinlands vom Reich ein. Adenauer wirde am 18. September 1917 zum jüngsten Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt; das Amt wurde ihm einen Monat später offiziell durch einen Erlass des Königs von Preußen übertragen. Im Februar 1918 wurde er auf Lebenszeit in das Preußische Herrenhaus berufen, welches allerdings infolge der Novemberrevolution im gleichen Jahr abgeschafft wurde. Im Weltkrieg zeigte Adenauer Weitblick dadurch, dass er – vor vielen anderen – den Krieg frühzeitig als verloren ansah und damit begann, Nahrungsmittel zu horten. Nach dem Krieg setzte er durch, dass aus dem alten preußischen Festungsring um die Stadt Köln herum ein Grüngürtel wurde – eine ungewöhnliche Neuerung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Seit Februar firmiert das Berliner Freikorps, das unter der Bezeichnung "Brigade Reinhard" bekannt wurde, offiziell als 2. Garde-Infanterie-Brigade oder auch als "Brigade Reinhard". | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die Parteien im Reich ringen um eine Regierungsbildung. Aus der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar ging die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) mit 37,9 Prozent als stärkste Partei hervor. Die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) kamen auf 7,6 Prozent der Stimmen. Die stärkste bürgerliche Partei war die Deutsche Demokratische Partei (DDP) mit 18,5 Prozent, Zentrum und Bayerische Volkspartei kamen zusammen auf 19,7 Prozent. Die rechtsnationalen Parteien Deutsche Nationale Volkspartei (DNVP) kam auf 10,3 Prozent und die Deutsche Volkspartei (DVP) auf nur 4,4 Prozent. Gegen die SPD ist eine Regierungsbildung wohl kaum denkbar. Aber anders als von den einen gehofft und von den anderen befürchtet, ist eine sozialistische Mehrheitsregierung nicht möglich. Eine sozialistische Minderheitsregierung Ist aber denkbar unrealistisch. Diese würde unter ständigem Druck der bürgerlichen Opposition stehen, und zudem sind die Gegensätze zwischen SPD und USPD zu groß. Denkbar wäre auch eine Minderheitsregierung von SPD und DDP. Aber da die Demokraten befürchten, von dem stärkeren Partner dominiert zu werden, lehnen sie diese Möglichkeit ab und bringen das Zentrum als dritten Koalitionspartner mit ins Spiel. Diese "Weimarer Koalition" bedeutet die Neuauflage der Zusammenarbeit im letzten Reichskabinett des Prinzen von Baden aus dem Oktober 1918. Die SPD macht zur Bedingung, dass die Koalitionspartner „die rückhaltlose Anerkennung der republikanischen Staatsform, eine Finanzpolitik mit scharfer Heranziehung von Vermögen und Besitz und tiefgreifende Sozialpolitik und Sozialisierung der hierzu geeigneten Betriebe“ werden. Mit der DDP ist die SPD schnell einig geworden; im Zentrum gibt es durchaus Stimmen, die eine Koalition mit der SPD ablehnen. Vor allem Matthias Erzberger gelingt es jedoch, eine Mehrheit für die Beteiligung in der Zentrumsfraktion zu organisieren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Bei den im Osten stehenden Truppenverbänden findet eine Nachwahl zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung statt. Zwei Sitze sind zu vergeben. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Nachdem bereits am 12. Januar in der Pfalz die Wahl zum 1. Bayerischen Landtag vollzogen wurde, wird heute auch im restlichen Freistaat die Bevölkerung zur Stimmabgabe aufgefordert. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen In Sachsen findet die Wahl zur Volkskammer statt. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) wird stärkste Partei, die Linke erreicht insgesamt 57,9 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Republik Polen Die Oberste Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Wilhelm Groener übernimmt den Schutz der deutschen Ostgrenze gegen vorrückende polnische Verbände, die Gebiete für Polen annektieren wollen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Der Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik überträgt seine Gewalt auf die Nationalversammlung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach Anläßlich der bevorstehenden konstituierenden Nationalversammlung in Weimar wird der erste deutsche Post- und Verkehrsflug auf der Strecke Berlin-Weimar aufgenommen. Es ist der Beginn der zivilen Luftpost in Deutschland. Zweimal täglich werden von jetzt an Flugzeuge in Berlin-Johannisthal starten, um Postsendungen zum Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar zu transportieren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen / Freistaat Preußen Die Arbeiterschaft der Reichs-, der Gemermania- und der Howaldt-Werft in Kiel führen einen Sympathiestreik für Bremen durch. Spartakisten besetzen die Kaserne in der Annenstraße und die Marinestation in Kiel. Die Kaserne wird am selben Tag von einer Abteilung der Sicherheitswehr des Soldatenrats, die sich aus Deckoffizieren zusammensetzt und durch Studenten und Offiziere verstärkt wird, zurückerobert. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Aus zwei Gründen tagt die konstituierende Nationalversammlung nicht in der Hauptstadt Berlin, sondern im Weimarer Nationaltheater. Zum Einen wegen der politisch unsicheren Lage in Berlin, zum Anderen, um das republikanische Deutschland symbolisch mit den humanistischen, aufklärerischen und klassischen Traditionen der deutschen Kultur zu verbinden. Der sozialdemokratische Parlamentarier und Gewerkschaftler Wilhelm Pfannkuch leitet als 77jähriger Alterspräsident die konstituierenden Nationalversammlung an diesem Tag. Ein wichtiges politisches Ziel des ersten Alterspräsidenten des Deutschen Reiches ist die Wiedervereinigung der zerstrittenen sozialdemokratischen Parteien SPD und USPD. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen In Kiel rufen die Spartakisten und andere linke Gruppierungen zum Generalstreik auf, der von der Arbeiterschaft der Reichs-, der Gemermania- und der Howaldt-Werft sowie der Torpedowerkstatt befolgt wird. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Neuer Präsident der konstituierenden Nationalversammlung wird der Angehörige der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Eduard Heinrich Rudolf David. Zu seinen Vizepräsidenten werden Konstantin Fehrenbach vom Zentrum und Conrad Haußmann von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gewählt. Die Fraktionsvorsitzenden in der neuen Nationalversammlung sind die jeweiligen Vorsitzenden der Parteien:
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der Generalstreik in Kiel wird beendet. Der Gouverneur von Kiel, Gustav Garbe, verlangt die Abgabe der Waffen von den Studenten und lässt die spartakistischen Anführer frei. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Coburg Bei den Landtagswahlen im Freistaat Coburg erreicht die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 58,6 Prozent gegenüber einer bürgerlichen Einheitsliste. Die SPD gewinnt sieben Mandate, die Deutsche Demokratische Partei (DDP) drei und der Coburger Bauernverein ein Mandat. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Gegen die Stimmen der USPD verabschiedet die Nationalversammlung in Weimar das "Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt". Damit erhält die Nationalversammlung die Legislative, der Reichspräsident soll die "Geschäfte des Reiches" führen, der Staatenausschuss als Vertretung der Einzelstaaten fungieren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die Regierung Deutschlands, offizielle Bezeichnung "Rat der Volksbeauftragten", tritt geschlossen zurück, um die Bildung einer parlamentarischen Regierung durch die Nationalversammlung zu erhöhen. Philipp Scheidemann, Mitglied der Nationalversammlung für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), möchte seinen Parteivorsitzenden Friedrich Ebert, der das Reichspräsidentenamt anstrebt, zur Übernahme des Reichskanzleramtes bewegen, da er der Überzeugung ist, dass Eberts Stärken eher in der praktischen als in der repräsentativen Tätigkeit liegen. Deshalb kandidiert er gegen Ebert bei der Präsidentenwahl, erhält jedoch nur eine Stimme. Der mit großer Mehrheit gewählte Ebert beauftragt daraufhin seinen bisherigen Co-Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten, Philipp Scheidemann, mit der Regierungsbildung, die zum 13. Februar 1919 erfolgen soll. Friedrich Ebert wurde 1913 nach dem Tode August Bebels neben Hugo Haase zum Vorsitzenden der angesichts des drohenden Krieges zerstrittenen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gewählt. Während des Krieges vertrat er mit großer Härte bis zum Schluss die Politik der „Vaterlandsverteidigung“ und des „Burgfriedens“ und versuchte, die Kriegsgegner um Haase und Karl Liebknecht aus der SPD auszugrenzen. 1918 übernahmen seine Partei sowie die von ihr abgespaltene USPD die Regierungsgeschäfte. Philipp Scheidemann ist einer der herausragenden Protagonisten seiner Partei. Während der Novemberrevolution am 9. November 1918 verkündete er von einem Fenster des Reichstagsgebäudes aus den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches und proklamierte die Deutsche Republik. Nachdem er 94 Tage lang gemeinsam mit Scheidemann der provisorischen Reichsregierung vorstand, wird der Sozialdemokrat Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten gewählt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen In Münster kommt es zur Auflösung des als radikal geltenden Soldatenrates für das VII. Armeekorps. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Leo Jogiches, Rosa Luxemburgs früherer Partner, übernimmt nach ihrem Tod die Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und versucht, die Morde aufzuklären. In einem heute erschienenen Artikel des Parteiblattes "Rote Fahne" gibt er nach eigenen Recherchen die Namen einiger der mutmaßlich Beteiligten bekannt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Das Amt des Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten wird umbenannt in "Präsident des Reichsministeriums". Philipp Scheidemann, der bisherige Amtsinhaber, bekleidet das höchste Regierungsamt auch weiterhin. Der bisherige Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und damit Inhaber des höchsten Amtes in dieser Behörde erfährt mit seiner Ernennung zum "Reichsminister des Auswärtigen" ebenfalls eine Änderung der Amtsbezeichnung. Weitere Mitglieder des ersten Kabinetts des Deutschen Reiches werden berufen und von Reichspräsident Friedrich Ebert ernannt. Mit der Ernennung der ersten Reichsregierung der "Weimarer Republik" wird der bisherige "Rat der Volksbeauftragten" aufgelöst. Die Regierung wird aus Angehörigen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und des Zentrums (Z) gebildet. Die Rolle des Oppositionsführers übernimmt Arthur Graf von Posadowsky-Wehner von der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP). In der Nationalversammlung hat die Regierung 330 von 423 Abgeordneten hinter sich. Die Ernennung Scheidemanns ist vollkommen unumstritten. Scheidemann ist ein guter Redner, wenn auch eher konfliktscheu. Er sieht sich im Kabinett als eine Art Moderator, vermittelt bei Streitigkeiten und wird als pragmatisch und undogmatisch angesehen. Im Parlament vertritt er die Grundlinien der Regierung und stellt dabei zumeist das Gemeinsame in den Vordergrund. Es gibt hinsichtlich der sozialdemokratischen Minister eine deutliche personelle Kontinuität zum letzten Rat der Volksbeauftragten. Otto Landsberg wird Justizminister. Gustav Noske, der wohl umstrittenste sozialdemokratische Politiker, war schon im Rat der Volksbeauftragten für Militärfragen zuständig und übernimmt nun das Reichswehrministerium. Rudolf Wissell vom Gewerkschaftsflügel der SPD wird Reichswirtschaftsminister. Problematisch ist, dass er als solcher einen dogmatischen Kurs mit dem Ziel von strukturellen Veränderungen in Richtung Gemeinwirtschaft verfolgt und damit auf erheblichen Widerstand im Kabinett stoßen wird. Auch Gustav Adolf Bauer kommt aus den Gewerkschaften und hat sich als Experte für den Arbeitsschutz hervorgetan. Bereits im Kabinett von Max von Baden leitete er das neue Reichsarbeitsministerium, dem er auch während der Revolution und in der Regierung Scheidemann vorstand. Ähnliches gilt auch für Robert Schmidt, der 1918 Unterstaatssekretär im Reichsernährungsamt war und nun das Reichsernährungsministerium übernimmt. Eduard David galt vor dem Krieg als einer der führenden Köpfe des revisionistischen Flügels der SPD. Er war 1918 Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt und hat zusammen mit Karl Kautsky begonnen, die Kriegsschuldfrage zu untersuchen. Als Minister ohne Portefeuille werden die Friedens- und die Kriegsschuldfrage seine Hauptaufgabengebiete sein. Das Zentrum hat mit Matthias Erzberger, Johannes Bell und Johannes Giesberts drei Minister im Kabinett Scheidemann. Matthias Erzberger kommt aus den christlichen Gewerkschaften und spielte in der Endphase des Krieges als Staatssekretär und Leiter der deutschen Waffenstillstandskommission eine wichtige Rolle. Als Minister ohne Geschäftsbereich wird er weiterhin mit den Friedensverhandlungen betraut und ist darüber hinaus eine der zentralen Figuren des Kabinetts. Bell übernimmt das Reichskolonialministerium und Giesberts das Reichspostministerium. Beide werden aber kaum eine nennenswerte Rolle in der Regierung spielen. Von der DDP gehören Hugo Preuß, Georg Gothein und Eugen Schiffer dem Kabinett an. Preuß war Professor für Staatsrecht und seit November 1918 Staatssekretär im Reichsamt des Inneren. Er war mit dem Entwurf der neuen Reichsverfassung beauftragt und wird im Kabinett Scheidemann Innenminister. Gothein war Handelskammersyndikus gewesen und wird im Kabinett Scheidemann zunächst Minister ohne Geschäftsbereich. Er spielt im Kabinett eine Rolle als liberales, marktwirtschaftliches Gegengewicht zu Wissell. Schiffer gehörte früher den Nationalliberalen an und hatte schon im Kaiserreich Karriere in der Regierung als Staatssekretär des Reichsschatzamtes gemacht. Vor allem als Finanzfachmann und weniger als Parteivertreter wird er ins Kabinett berufen. Obwohl Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau nicht der DDP angehört, wird der Berufsdiplomat dieser Partei zugerechnet. Der alte Außenminister wird auch zum neuen Außenminister berufen. Keiner Partei zugeordnet ist Oberstleutnant Joseph Koeth, als Sachkenner Reichsminister für wirtschaftliche Demobilmachung. In verfassungsrechtlicher Hinsicht unterscheidet sich die Regierung von ihren Vorgängern und Nachfolgern. Sie wird nach dem Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt gebildet. Viele Bestimmungen darin sind nicht klar formuliert. Ein großer Unterschied zu den Vorgänger- und Nachfolgekabinetten wird darin bestehen, dass es sich um ein reines Kollegialorgan handelt. Der Ministerpräsident hat keinerlei herausgehobenen Kompetenzen. Tatsächlich wird sein Amt nicht einmal im Gesetz erwähnt. Die relativ konfliktfreie Arbeit der Koalitionsregierung wird von späteren Historikern der eher moderierenden als wirklich führenden Amtsführung Scheidemanns zugeschrieben werden. Solche Einschätzungen werden bisweilen als Anzeichen von Führungsschwäche und mangelndem Durchsetzungswillen gedeutet. Gustav Noske, der als Reichswehrminister an der Regierung beteiligt ist, beschreibt das Regierungshandeln als Ausdruck der demokratischen Gesinnung der sozialdemokratischen Führer, denen „der Gedanke der Vergewaltigung anders Denkender verbrecherisch erschien“. Aus Respekt vor dem Wahlergebnis, nach dem es nun keine sozialdemokratische Mehrheit mehr gab, sei man in den Koalitionsregierungen gegenüber den bürgerlichen Kollegen „niemals vergewaltigend“ aufgetreten. Das Durchschnittsalter des ersten Reichskabinetts einschließlich des Ministerpräsidenten beträgt 62 Jahre. Ältester Minister ist der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Georg Gothein mit 65 Jahren, jüngster Minister ist der Reichsarbeitsminister Gustav Bauer mit 48 Jahren. Von den 14 Angehörigen des Kabinetts wurden 13 in Preußen geboren; einzig Matthias Erzberger kommt aus dem Königreich Württemberg. Sieben Minister einschließlich des Ministerpräsidenten sind Sozialdemokraten und jeweils drei gehören zur DDP und zum Zentrum. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Der 72 Jahre alte Chef der Obersten Heeresleitung Generalfeldmarschall Paul von Beneckendorff und von Hindenburg erlässt einen Appell "An Deutschlands Söhne" und ruft zur freiwilligen Meldung für den Ostschutz auf. Freiwillige sollen in Schlesien und in Westpreußen gegen polnische Verbände kämpfen, die die umstrittenen Gebiete für Polen beanspruchen. Im Baltikum kämpfen deutsche Freikorps und Freiwillige gegen sowjetrussische Truppen. Von Hindenburg ist gebürtiger Posener. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Nach blutigen Kämpfen besetzt das Freikorps Lichtschlag den Ort Hervest-Dorsten. Außerdem fordern Vertreter der Arbeiter- und Soldatenräte die Wiedereinsetzung des Soldatenrates in Münster und stellen der Regierung ein Ultimatum bis zum 17. Februar. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich Der am 11. November 1918 geschlossene Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den Entente-Staaten wird auf unbestimmte Zeit verlängert. Das Deutsche Reich verpflichtet sich außerdem, auf alle Feindseligkeiten an der Grenze zu Polen zu verzichten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich Die Nationalversammlung beschließt das Gesetz über die Bildung einer Vorläufigen Reichswehr. Bis 1921 soll das neue Berufsheer aufgebaut werden. Zeitgleich soll die Reduzierung des Heeres von 800.000 auf 100.000 Mann erfolgen. Viele der aus dem Heer entlassenen Frontsoldaten schließen sich paramilitärischen, rechtsradikalen Organisationen an. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Republik Polen Das Deutsche Reich verkündet, dass es offiziell alle kriegerischen Handlungen an der Ostgrenze zu Polen eingestellt hat. Die Alliierten bestimmen einen Grenzverlauf, wonach die Provinz Posen an Polen fällt und Westpreußen größtenteils beim Deutschen Reich verbleiben soll. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die in Weimar tagende Deutsche Nationalversammlung beschließt die Einführung von Schwarz-Rot-Gold als neue Nationalfarben. Es wird ein Ausschuss gegründet, der eine Gesetzesvorlage erarbeiten soll. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die 40 Jahre alte Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Marie Juchacz hält vor der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau in einem deutschen Parlament eine Rede. Juchacz wurde in Landsberg an der Warthe geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Landsberg an der Warthe arbeitete Juchacz ab 1893 zunächst als Dienstmädchen und kurzzeitig als Fabrikarbeiterin. Von 1896 bis 1898 war sie in der Krankenpflege tätig. Anschließend absolvierte sie eine Lehre zur Schneiderin. In diesem Beruf war sie bis 1913 tätig. Nachdem sie sich 1906 von ihrem Mann, dem Schneidermeister Bernhard Juchacz, getrennt hatte, übersiedelte sie mit den beiden Kindern nach Berlin. Während des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 arbeitete sie zusammen mit Anna Maria Schulte, Elisabeth Röhl und Else Meerfeld in der „Heimarbeitszentrale“ und war Mitglied der sogenannten „Lebensmittelkommission“. Juchacz trat 1908 der SPD bei, mit deren Programm sie ein älterer Bruder vertraut gemacht hatte. In kurzer Zeit entwickelte Juchacz sich zur gefragten Versammlungsrednerin. Im Jahr 1913 wurde sie in Köln Frauensekretärin für den Parteibezirk Obere Rheinprovinz, wo sie sich vor allem um die Organisation der Textilarbeiterinnen im Aachener Raum kümmerte. Als es 1917 zur Spaltung der Sozialdemokraten und zur Gründung der USPD kam, erhielt Marie Juchacz, die bei den Mehrheitssozialdemokraten blieb, von Friedrich Ebert die Stelle als Frauensekretärin im Zentralen Parteivorstand, die zuvor Clara Zetkin innehatte. Sie übernahm außerdem die Redaktionsleitung der Frauenzeitung "Die Gleichheit". Der Wortlaut der ersten Rede einer Frau in einem deutschen Parlament:
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| Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich Im Verfassungsentwurf für die neue deutsche Republik, den die Reichsregierung der Nationalversammlung zur Beratung vorlegt, heißt es: „Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold“. Dies entspricht auch dem ausdrücklichen Wunsch des Gesandten Deutschösterreichs, dessen Regierung den von den Siegermächten verwehrten Anschluss der Republik Österreich an das Deutsche Reich erstrebte und für die das die preußische Hegemonie symbolisierende Schwarz-Weiß-Rot im Falle eines Beitritts nicht akzeptabel wäre. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern In München wird der für seinen Pazifismus bekannte, bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) durch Anton Graf Arco auf Valley, einem Studenten aus dem Umfeld der gegen die Revolution agierenden deutsch-völkischen und antisemitischen Thule-Gesellschaft, ermordet, als er auf dem Weg zum Landtag ist, wo er seinen Rücktritt erklären wollte. Historische Bedeutung erlangte Eisner vor allem als Anführer der Novemberrevolution von 1918 in München. Eisner rief nach dem Sturz des letzten bayerischen Königs Ludwig III. die bayerische Republik als „Freistaat“ aus und wurde von der Versammlung der Arbeiter- und Soldatenräte zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Attentäter Graf von Arco, der durch Schüsse von Eisners Begleitern lebensgefährlich verletzt und von dem zufälligen Augenzeugen Ferdinand Sauerbruch medizinisch versorgt wird, wird festgenommen. Als sich die Nachricht vom Tod des Ministerpräsidenten im Landtag verbreitet, kommt es hier zu Tumulten, bei denen der Innenminister Erhard Auer (SPD), ein politischer Rivale Eisners, von dem Linksradikalen Alois Lindner, einem gelernten Metzger und Koch, der Auer als Drahtzieher des Attentates auf den Ministerpräsidenten sieht, kurz nach 11 Uhr mit einem gezielten Schuss niedergestreckt und schwer verletzt wird, und der Major Paul Ritter von Jahreiß (Referent im bayerischen Kriegsministerium), der versuchte, Lindner aufzuhalten, getötet wird. Der konservative Abgeordnete Heinrich Osel stirbt ebenfalls an einer Schusswunde, die Täterschaft bleibt jedoch in diesem Fall ungeklärt, da gleichzeitig von der Besuchergalerie herab ein Unbekannter ins Plenum feuerte. Die konstituierende Sitzung des Landtages wird daraufhin von Alterspräsident Eugen Jäger (Z) auf unbestimmte Zeit verschoben. Lindner entkommt und kann sich ins Ausland flüchten. Die Linksparteien berufen eine Versammlung der Münchner Räte ein, aus der eine provisorische Räteregierung ohne Beteiligung der SPD hervorgehen soll. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Eine Delegiertenkonferenz in Mülheim an der Ruhr, an der wieder Vertreter der SPD beteiligt sind, beschließt das Ende des Generalstreiks. Unter den radikaleren Kräften verstärkt sich der Unmut über die SPD und die in der Sozialisierungsfrage tatenlose Regierung unter Philipp Scheidemann. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Baden Im Anschluss an eine Trauerfeier für Kurt Eisner kommt es in Mannheim zur Ausrufung der Räterepublik durch KPD-Vertreter. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Baden Der am Vortag ausgerufene Aufstand und die Räterepublik brechen zusammen. Im Zuge der Rückgabe des Verlages, der die sozialdemokratische "Volksstimme" herausgibt, wird ein SPD-Mitglied von Kommunisten erschossen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Gotha Im Freistaat Gotha findet die erste Landtagswahl statt. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) erreicht knapp die absolute Mehrheit der Stimmen und der Sitze. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Unter dem 30 Jahre alten Abgeordneten Ernst Niekisch wird ein "Zentralrat der Republik für Bayern" gegründet. Niekisch lehnt zunächst den Wiederzusammentritt des Landtages ab. Provisorischer Präsident des Präsidiums des 1. Bayerischen Landtages wird Franz Schmitt (SPD), 1. (provisorischer) Vizepräsident wird Heinrich Königbauer von der Bayerischen Volkspartei. 2. Vizepräsident wird Dr. Karl Hammerschmidt (DDP). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich In Weimar beginnen Verhandlungen zwischen dem österreichischen Staatssekretär des Äußern mit der Reichsregierung über einen Zusammenschluss beider Länder. Beide Seiten stehen diesem Ansinnen grundsätzlich positiv gegenüber. Die Verhandlungen sollen eine Woche andauern. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die Nationalversammlung beschließt das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr. Bis 1921 soll das neue Berufsheer aufgebaut werden. Zeitgleich soll die Reduzierung des Heeres von 800.000 auf 100.000 Mann erfolgen. Viele der aus dem Heer entlassenen Frontsoldaten schließen sich paramilitärischen, rechtsradikalen Organisationen an. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Die Volkskammer Sachsens verabschiedet das "vorläufige Grundgesetz für den Freistaat Sachsen" gegen die Stimmen von USPD und DNVP. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Beginn eines Generalstreiks in Mitteldeutschland, dem sich mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter vom Raum Halle-Merseburg über die Provinz Sachsen auf Anhalt, Thüringen, Leipzig und das Senftenberger Braunkohlegebiet anschließen. Sie fordern unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern In Bayern einigen sich nach den tragischen Attentaten des 21. Februar die Abgeordneten der SPD, der USPD und des Bayerischen Bauernbundes auf eine Regierungsbildung. Der Sieger der Wahl vom 12. Januar, die Bayerische Volkspartei (BVP), soll an der Regierung nicht beteiligt werden. Die drei Parteien bilden ein Minderheitskabinett. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der russische Staatsbürger Leo Jogiches, der nach den Morden an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) übernommen hat, wird bei Freikorpseinsätzen gegen linke Arbeiterführer verhaftet und in einem Berliner Gefängnis ermordet. Jogiches war gebürtiger Litauer und eine Zeitlang Lebensgefährte der ermordeten Politikerin. Er war seit September 1916 der Herausgeber der marxistischen Zeitung "Spartacus". Er nutzte für seine journalistischen Tätigkeiten zuweilen auch die Pseudonyme Johannes Kraft und Otto Engelmann. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich In Berlin beginnt ein viertägiger, außerordentlicher Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die "Spartakus-Gruppe" under der Arbeiterrat von Groß-Berlin proklamieren unter der Parole "Alle Macht den Räten" den Generalstreik und beginnen einen Aufstand. Das preußische Staatsministerium verhängt über Berlin den Ausnahmezustand. Durch diese Entscheidung geht die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Gustav Noske über, der den durch kein Gesetz gedeckten Befehl ausgibt, dass jeder bewaffnete Aufständische sofort zu erschießen sei, nachdem ihn eine Falschmeldung erreichte, dass Aufständische im heftig umkämpften Lichtenberg 60 Polizisten ermordet hätten. Soldaten der "Brigade Reinhard" ermorden auf Anordnung des Oberleutnants Marloh, der vom Brigadeführer Reinhard zuvor entsprechend orientiert worden war, in einem an der Französischen Straße in Berlin-Mitte gelegenen Bankgebäude 29 ehemalige Angehörige der Volksmarinedivision. Auf Seiten des Militärs ist vor allem die Garde-Kavallerie-Schützen-Division beteiligt, die unter dem Kommando von Generalleutnant Heinrich von Hoffmann steht, faktisch aber von ihrem ersten Generalstabsoffizier Hauptmann Waldemar Pabst geführt wird. Oberbefehlshaber des zuständigen Generalkommandos für Berlin und Umgebung ist General Walther von Lüttwitz. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich Die einwöchigen Verhandlungen zwischen dem österreichischen Staatssekretär des Äußern mit der Reichsregierung in Weimar über einen Zusammenschluss beider Länder geht zu Ende. Beide Seiten stehen diesem Ansinnen grundsätzlich positiv gegenüber und vereinbaren als ersten Schritt weitere Verhandlungen über die Errichtung einer Zoll- und Handelsunion. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der gestern von der Spartakus-Gruppe und dem Arbeiterrat von Groß-Berlin begonnene Generalstreik führt zu bewaffneten Auseinandersetzungen auf dem Berliner Alexanderplatz zwischen den von Reichswehrminister Gustav Noske befehligten Regierungstruppen und aufständischen Spartakisten. Einheiten des Generalkommandos der Armee beginnen mit dem Einmarsch in die Stadt. Am Alexanderplatz kommt es zu schweren Zusammenstößen mit der Volksmarinedivision, nachdem deren Einheiten bereits gestern von Soldaten der Deutschen Schutzdivision beschossen wurden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der am 3. März in Berlin begonnene bewaffnete Aufstand der marxistischen Spartakisten dauert an. Die Kämpfe verlagerten sich in die Straßen nördlich und östlich des Alexanderplatzes, vor allem entlang der Prenzlauer Allee und der Großen Frankfurter Straße sowie der Frankfurter Allee bis nach Lichtenberg. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen In Berlin geht ein viertägiger, außerordentlicher Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) zu Ende, auf dem ein deutlicher Linksschwenk der Partei offenbar wurde, was sich unter anderem in der Befürwortung des Rätesystems und der Diktatur des Proletariats zeigt. Währenddessen dauert der am 3. Mai begonnene bewaffnete Aufstand der Spartakisten in Berlin an. Das Reichskabinett beschließt die Einrichtung einer "vorläufigen Reichswehr" unter dem Befehl des Reichswehrministers Gustav Noske. Inzwischen haben sich etwa 100 Freikorps unterschiedlicher Stärke mit einer Gesamtzahl von 250.000 Mann in ganz Deutschland gebildet. Die Mitglieder dieser Freikorps fühlen sich in der Regel allein ihren Kommandeuren und dem Staat als solchem verpflichtet, nicht aber der Republik und der Demokratie. Daher soll ein großer Teil der Mitglieder in die Reichswehr integriert werden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Der "Märzaufstand" der radikalisierten Arbeiterschaft unter der Führung der Spartakisten in Berlin dauert an. Die hohe Zahl von Opfern unter der Arbeiterschaft erklärt sich durch den Einsatz von schwerer Artillerie in den Wohngebieten und durch durchgeführte standrechtliche Erschießungen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Regierungstruppen, die seit dem 3. März im Kampf gegen die bewaffneten aufständischen Spartakisten eingesetzt werden, zwingen diese zur Aufgabe ihres Hauptquartiers. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg In Württemberg wird eine "Regierung der Weimarer Koalition" unter Wilhelm Blos (SPD) gebildet. Das 2. Ministerium Blos besteht aus folgenden Ministern:
Ministerpräsident Blos wurde 1849 in Wertheim geboren. Als Journalist war er unter anderem erster verantwortlich Redakteur (Sitzredakteur) der Satirezeitschrift "Der Wahre Jacob". Für den Wahren Jacob schrieb er unter dem Pseudonym Hans Flux, eine Schrift erschien unter dem Pseudonym A. Titus. In Nürnberg wurde er 1872 Mitglied der SDAP. In Eisenach lernte er August Bebel und Wilhelm Liebknecht kennen. Da Bebel, Liebknecht und Adolf Hepner verhaftet wurden, sollte Blos beim "Volksstaat", dem Organ der sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der internationalen Gewerksgenossenschaften, die Redaktionsarbeit übernehmen. Während der Arbeit am "Volksstaat" wurde Blos 1874 zu einer dreimonatigen Haftstrafe wegen Pressevergehens verurteilt. Karl Marx lernte er 1874 nach der Verbüssung seiner Haftstrafe kennen. 1875 gründete er in Mainz den "Mainzer Eulenspiegel", ein wöchentlich erscheinendes Satireblatt. Binnen kurzem wurde er erneut angeklagt und inhaftiert. Auf dem Gother Vereinigungskongress im Mai 1875 vertrat Blos, damals in Mainz wohnend, 125 Parteimitglieder aus Mainz und Gartenfeld. Bei den Reichstagswahlen 1877 und 1881 gewann er den Wahlkreis Reuß ältere Linie für die SPD. Von Herbst 1875 an arbeitete Blos in Hamburg bei dem von Wilhelm Hasselmann neu gegründeten "Hamburg-Altonaer Volksblatt". Die Stelle als Redakteur neben dem Arbeiterdichter Jacob Audorf (1875–1877) behielt er bis 1880. Auch an der Gerichtszeitung arbeitete Blos neben Ignaz Auer. Die Verabschiedung des Sozialistengesetzes am 19. Oktober 1878 beendete jedoch das Erscheinen vieler sozialdemokratischer Zeitschriften. Im eher liberalen Hamburg zögerte sich seine Durchsetzung jedoch noch hinaus. 1879 war Blos durch den Verleger Johann Heinrich Wilhelm Dietz erster „verantwortlicher“ Redakteur der monatlichen Satirezeitschrift "Der Wahre Jacob", die bereits Ende des Jahres ihr Erscheinen einstellen musste. Nach der Verhängung des Kleinen Belagerungszustands am 29. Oktober 1880 wurden Blos, Auer und andere Sozialdemokraten von den Reichsbehörden aus Hamburg und Preußen ausgewiesen. Nach Aufenthalten in Mainz und Bremen holte ihn Dietz 1883 nach Stuttgart, wo die Sozialdemokraten weniger scharf verfolgt wurden. Dort arbeitete er auch als Korrektor für "Die Neue Zeit". Nur 1884 schrieb er monatlich ‚quasi offiziell‘ unter dem Kürzel „W. B.“ eine „Politische Rundschau“. Beim Dampfersubventionsstreit (1884/1885) innerhalb der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion war Blos ein entschiedener Befürworter dieses Gesetzes. Er gehörte der sogenannten „Preßgalgenkommission“ an, die den "Züricher Sozialdemokrat" inhaltlich zensieren wollte. 1884 wurde "Der Wahre Jacob" in Stuttgart neu herausgegeben. Blos schrieb einige Artikel, Satiren und Gedichte für dieses Blatt. Das Berliner Volksblatt führte ihn von 1884 bis 1890 als Sitzredakteur, der in Fällen der Anklage verantwortlich zeichnete. Am 1. Januar 1891 erschien in Berlin das zentrale Organ der SPD "Berliner Volksblatt" als Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“. Chefredakteur war Wilhelm Liebknecht. Blos war für kurze Zeit Mitredakteur der Zeitung. Bei den Reichstagswahlen 1884 bis 1912 wurde er mit Unterbrechungen als Abgeordneter des Wahlkreises Braunschweig1–Blankenburg gewählt. Blos hat nach eigener Aussage „unter den parlamentarischen Gestirnen […] nicht geglänzt“. Politisch plädierte Blos ab den 1890er Jahren für ein Bündnis mit den Liberalen und bekannte sich zum Reformismus. 1890 wurde das Sozialistengesetz aufgehoben, und er widmete sich seinen historischen Forschungen. Seine Publikationen umfassen zwei Romane mit sozialkritischer Tendenz, Übersetzungen, Arbeiten zur Revolution 1848/49, zum Bauernkrieg und die autobiografischen Arbeiten „Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten“ und „Von der Monarchie zum Volksstaat“. Horst Krause kommt zu dem Urteil: „Seine Geschichtsschreibung wies ihn zwar nicht als großen Wissenschaftler aus […], daß ihm in historischen Fragen von bedeutenden Persönlichkeiten seiner Partei und über die Parteigrenzen hinaus nicht nur Kompetenz attestiert worden ist, sondern daß er ein breites Publikum gefunden und […] das politische Bewußtsein seiner Zeitgenossen mitgeprägt hat.“ Blos war ein aktiver und bedingter Befürworter der Bewilligung der Kriegskredite am 4. August 1914 sowie der Burgfriedenspolitik der SPD Reichstagsfraktion. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach Im Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach finden Landtagswahlen statt. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen Auch im Volksstaat Sachsen-Meiningen finden Landtagswahlen statt. Das Ergebnis:
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| Deutsches Reich / Freistaat Coburg Der Landtag des Freistaats Coburg verabschiedet das "Vorläufige Gesetz über die Gesetzgebung und Verwaltung im Freistaate Coburg". | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die Nationalversammlung des Deutschen Reiches verabschiedet ein Sozialisierungsgesetz, das eine Vergesellschaftung von Bergbau und Energiewirtschaft "gegen angemessene Entschädigung" ermöglicht. Wegen der damit verbundenen hohen Kosten werden Enteignungen praktisch unmöglich gemacht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Der sächsische Vorsitzende des "Rates der Volksbeauftragten", Dr. Georg Gradnauer (SPD), bildet ein zweites Kabinett ("Ministerium"). Seine Amtsbezeichnung ist ab sofort "Ministerpräsident". Das neue Kabinett ist ein Minderheitskabinett, dem ausschließlich SPD-Mitglieder angehören. Es besteht aus:
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| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Ein kommunistischer Aufruf zum Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den Einmarsch von Regierungstruppen, die verhindern sollen, dass weitere alliierte Truppen in das Ruhrgebiet einmarschieren, wird teilweise befolgt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern Der 1. Bayerische Landtag wählt Johannes Hoffmann (SPD) einstimmig zum Ministerpräsidenten und verabschiedet ebenfalls einstimmig das vorläufige Staatsgrundgesetz. Das 1. Ministerium Hoffman besteht aus folgenden Mitgliedern:
Ministerpräsident Johannes Hoffmann wurde 1867 in Ilbesheim bei Landau in der Pfalz geboren. Von 1899 bis 1904 war der Volksschullehrer Mitglied des Stadtrats von Kaiserslautern für die Deutsche Volkspartei (DVP). 1907 trat er der SPD bei und 1908 wurde er als Abgeordneter der Partei in den Landtag gewählt. Infolge seiner Kandidatur für die Sozialdemokraten ging die Kreisregierung in Speyer disziplinarisch gegen ihn vor, woraufhin er aus dem Staatsdienst austrat. 1910 kehrte er in den Stadtrat zurück und wurde Erster Adjunkt, während des Krieges musste er den an der Front befindlichen Oberbürgermeister Küffner vertreten. 1912 wurde er für den Wahlkreis Kaiserslautern-Kirchheimbolanden in den Reichstag gewählt. Von November 1918 bis März 1919 war er bayerischer Kultusminister in der Regierung von Kurt Eisner. Hoffmann, der nun sein Nachfolger im Amt wurde, jedoch das Amt des Kultusministers behält, gilt als Verfechter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Sachsen Ende des Mitteldeutschen Generalstreiks, der sich seit Ende Februar vom Raum Halle-Merseburg über die Provinz Sachsen auf Anhalt, Thüringen, Leipzig und das Senftenberger Braunkohlegebiet ausgedehnt hatte. Dem Streik schlossen sich, mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe, die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter an. Sie forderten unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Die Preußische Landesversammlung verabschiedet das "Gesetz zur vorläufigen Ordnung der Staatsgewalt in Preußen". Darin wird unter anderem das landesherrliche Kirchenregiment auf drei vom Staatsministerium bestimmte Minister evangelischen Glaubens übertragen. Am Tage der Annahme des Gesetzentwurfes durch die Landesversammlung stellt die Regierung ihre Ämter der Landesversammlung zur Verfügung, erklärt sich auf Wunsch der letzteren aber bereit, sie bis zur Berufung einer neuen Staatsregierung weiterzuführen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Erstmals wird an höchster Stelle die Bedeutung des Reichsministerpräsidenten erwähnt, als in einem Erlass des Reichspräsidenten die Errichtung und die Bezeichnung der obersten Reichsbehörden die Position erwähnt wird. Der Reichsministerpräsident ist bis jetzt eigentlich nur Moderator und Diskussionsleiter gewesen. Im Übrigen hatte es im Kaiserreich im Grunde nur den Reichskanzler als Reichsminister gegeben. Nunmehr wurden dessen Kompetenzen auf die verschiedenen Minister aufgeteilt. Für ihre Ministerien sind die Ressortchefs selbst verantwortlich. Durch die Konstruktion werden Streitigkeiten zwischen den Ministerien und den Ministern vorprogrammiert. Unklar ist auch noch, wer die „Geschäfte des Reiches“ führt. Im Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt ist dies der Reichspräsident. In dem heutigen Erlass wird dies jedoch das Reichsministerium in der Person Philipp Scheidemanns. Reichsministerpräsident Scheidemann teilt mit, dass Georg Gothein von der Deutschen Demokratischen Partei, bisher Reichsminister ohne Geschäftsbereich, ab sofort das neu geschaffene Reichsschatzministerium leiten wird. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen Nach vier Tagen wird der von den Kommunisten initiierte Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den Einmarsch von Regierungstruppen, der teilweise befolgt wurde, beendet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Der sächsische Ministerpräsident und Minister für Inneres gibt sein Amt als Innenminister an (Karl) Otto Uhlig (SPD). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Auf einer Konferenz mit den Chefs der Armeekorps in Kolberg stellt sich der aus Württemberg stammende Generalleutnant und Chef des Generalstabes Wilhelm Groener, gegen die Reichswehrpläne der Regierung. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich Die Nationalversammlung des Deutschen Reiches verabschiedet ein Kohlenwirtschaftsgesetz, dass die bestehenden Kohlensyndikate (Absatzkartelle) unter die Kontrolle eines 60köpfigen Reichskohlenrates stellt, dem auch 22 Arbeitnehmervertreter angehören. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
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| Deutsches Reich / Freistaat Gotha Im Freistaat Gotha konstituiert sich der Landtag und wählt die Mitglieder des Rates der Volksbeauftragten. Da die Landtagswahl die provisorische Regierung von Otto Geithner bestätigte, bleibt dieser Leitender Staatsminister. Alle Mitglieder des Ministeriums sind Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Das Staatsministerium der Legislaturperiode des 1. Landtages von Gotha:
Der alte und neue Landesherr, geboren 1876 in Merseburg, besuchte die achtklassige Bürgerschule und absolvierte eine Tischlerlehre; anschließend ging er auf die Walz, dort vor allem in der Schweiz, kam er mit sozialistischen Ideen in Kontakt und schloss sich 1894 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. 1899 bis 1910 war er Vorsitzender der Arbeiterbildungsschule in Berlin, 1908 bis 1910 fungierte er als Redakteur des Pressebüros der SPD-Parteischule. Ab 1907, zunächst als Expedient des Parteiverlags, dann als Literaturredakteur des sozialdemokratischen Pressedienstes und ab 1910 als Redakteur und 1910 bis 1915 Chefredakteur des Gothaer Volksblattes war er hauptamtlich für die Partei tätig. 1912 bis 1918 war Geithner Abgeordneter des gothaischen Landtags und von 1915 bis 1918 Soldat. Die Burgfriedenspolitik der Parteimehrheit nach Beginn des Ersten Weltkrieges ablehnend, machte Geithner aus dem von ihm geleiteten Regionalblatt ein bis zum Verbot im Februar 1915 wichtiges Organ der Kriegsgegner. Geithner nahm im März 1915 an Treffen der Gruppe Internationale teil, fertigte später illegale Flugblätter des Spartakusbundes an und schloss sich 1917 der neu gegründeten USPD an, der sich in Gotha und Umgebung große Teile der bisherigen SPD-Mitgliedschaft anschlossen. Nach der Novemberrevolution und der Abschaffung der Monarchie war Geithner als Vorsitzender des örtlichen Rates der Volksbeauftragten bis zur Berufung von Wilhelm Bock, Emil Grabow und Adolf Schauder als Volksbeauftragte am 30. November 1918 faktisch Regierungschef des Freistaates Sachsen-Gotha. In dieser Zeit wurde auch Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates und Redakteur in Gotha. Geithner plant unter anderem für Sozialreformen wie die Einführung des Acht-Stunden-Tages. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen Die Allgemeine Studentenversammlung an der Universität von Leipzig beschließt, dass sich die Studentenschaft bei einer Bedrohung des Staates an einem militärischen Freiwilligenverband beteiligen würde. Gegenwärtig wird vom Reichswehrministerium die Lage als "nicht so bedrohlich" eingestuft, dass die Universitäten im Land geschlossen werden müssten. Mit Rücksicht auf die Friedensverhandlungen in Versailles wird der Aufruf gestoppt. In ganz Sachsen werden Einwohnerwehren als Selbstschutzorganisationen mit polizeilichen Aufgaben gebildet, aus denen Zeitfreiwilligenregimenter hervorgehen werden, die militärisch eingesetzt werden sollen, sofern es nötig würde. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg Zwei Monate nach der Landtagswahl, bei der die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) die absolute Mehrheit gewann, wird in Altenburg eine neue Regierung berufen. Das Amt des Leitenden Staatsministers Wilhelm Tell von der Fortschrittspartei wird aufgelöst und der bisherige Staatsrat August Frölich von der SPD wird auch der neue Staatsrat, dieses Mal aber als Inhaber des höchsten Amtes des Staates. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Baden Eine Konferenz der süddeutschen Länder äußert in der "Stuttgarter Resolution" diverse Wünsche der Länder an die Reichsregierung auf eine Stärkung föderalistischer Elemente. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Preußen In Essen tritt eine Schachtdelegiertenkonferenz zusammen. Die Verhandlung wird von Vertretern der KPD und der Syndikalisten beherrscht. Sie beschließt den Austritt aus den etablierten Gewerkschaften und die Gründung einer „Allgemeinen Bergarbeiterunion.“ An die Stelle der Neunerkommission tritt nun ein Zentralzechenrat. Außerdem wird ein unbefristeter Generalstreik beschlossen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg Ein Generalstreik in Württemberg wird durch bürgerliche Gegenstreiks beantwortet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach Im Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach wird eine neue Regierung gebildet. Dr. Arnold (Rudolf) Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wird neuer Vorsitzender des Staatsministeriums, der bisherige Staatskommissar und Staatsminister August Baudert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) übernimmt das Amt des Staatsministers. Weitere Minister des Kleinstaates kommen aus der SPD (3) und aus der DDP (2). Dr. Arnold Paulssen wurde 1864 in Sömmerda geboren und entstammt einer großbürgerlichen Familie. Er ist Dr. der Rechtswissenschaften. Er war ab 1894 als Landrichter in Weimar tätig und wurde ein Jahr später Finanzrat und Vortragender Rat im Großherzoglich Sächsischen Staatsministerium. Gleichzeitig fungierte er als Geheimer Referendar des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach. Nach seiner Ernennung zum Geheimen Legationsrat 1899 war er stellvertretender Bevollmächtigter im Bundesrat für das Großherzogtum Sachsen und die thüringischen Staaten. 1905 wurde er zum Staatsrat, 1908 dann zum Geheimen Staatsrat ernannt. Paulssen war von 1908 bis 1912 Leiter des Ministeriums des Innern und Äußern des Großherzogtums Sachsen und amtierte von 1912 bis 1918 als Bevollmächtigter des Großherzogtums im Bundesrat. Arnold Paulssen engagiert sich insbesondere für den Zusammenschluss der thüringischen Kleinstaaten zu einem Land Thüringen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen Im Volksstaat Sachsen-Meiningen wird eine neue Regierung gebildet. Leitender Minister bleibt der parteilose Ludwig Freiherr von Türcke. Ihm zur Seite stehen die Staatsräte Karl Marr und Ottmar Benz (beide Deutsche Demokratische Partei DDP) und die nebenamtlichen Staatsräte Arthur Hofmann, Heinrich Eckardt (beide Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD) sowie Adalbert Enders (DDP). Obwohl die SPD bei den vorhergehenden Wahlen die absolute Mehrheit der Stimmen erhielt, teilt sie sich die Regierungsverantwortung mti der DDP, die gemeinsam mit dem parteilosen Leitenden Minister sogar eine Minderheit im "Ministerium" abgibt. Von Türcke wurde 1857 in Meiningen, der Landeshauptstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen geboren. Nach dem Besuch des dortigen Gymnasiums Bernhardinum und dem Ablegen des Abiturs studierte er in Leipzig und Jena Rechtswissenschaft (Jura). Anschließend trat er 1888 in den Meininger Verwaltungsdienst ein. Ab 1896 war Türcke Landrat des Landkreises Hildburghausen und ab 1901 Landrat im Landkreis Meiningen, bis man ihn 1908 als Sachsen-meiningischen Regierungsrat in das Staatsministerium nach Meiningen berief. 1912 wurde er zum Geheimen Staatsrat ernannt und stand der Abteilung Inneres vor. Nach der Novemberrevolution wählte der Meininger Landtag am 12. November 1918 den parteilosen Ludwig Freiherr von Türcke als Ersten Staatsminister und Vorsitzenden des Gesamtstaatsrats in die neue Regierung des Freistaats Sachsen-Meiningen. Hier übernahm er die Ressorts Inneres und Äußeres. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| 1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| spätere Chroniken Deutschlands | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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