Deutsches Reich 1919: Unterschied zwischen den Versionen

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* Der Vorsitzende des Rates der Volksdeputierten, Friedrich Ebert, und der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, nehmen in Berlin eine Parade der 1. Garde-Infanterie-Division ab, die am 12. Dezember 1918 demobilisiert wurde; die meisten Angehörigen des Regiments wurden ins Zivilleben entlassen, ein Teil jedoch geht nun in das Baltenland, um den Krieg gegen die Bolschewiki weiter zu führen. Dieses „Grenzschutz Ost“ oder „Grenzschutz Kurland“ genannte Freikorps, bzw. dessen I. Bataillon steht unter dem Befehl von Hauptmann von Schauroth und entstand am 27. Dezember 1918. Die Truppen im Baltikum stehen unter dem Befehl des Generalmajors Rüdiger von der Goltz und nennen sich „1. Garde-Reserve-Division“. Ein anderer Teil der Angehörigen des Ersten Garderegiments zu Fuß trat zum „Freikorps Potsdam“ über und steht zur Verfügung der Regierung in Berlin.
 
* Der Vorsitzende des Rates der Volksdeputierten, Friedrich Ebert, und der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, nehmen in Berlin eine Parade der 1. Garde-Infanterie-Division ab, die am 12. Dezember 1918 demobilisiert wurde; die meisten Angehörigen des Regiments wurden ins Zivilleben entlassen, ein Teil jedoch geht nun in das Baltenland, um den Krieg gegen die Bolschewiki weiter zu führen. Dieses „Grenzschutz Ost“ oder „Grenzschutz Kurland“ genannte Freikorps, bzw. dessen I. Bataillon steht unter dem Befehl von Hauptmann von Schauroth und entstand am 27. Dezember 1918. Die Truppen im Baltikum stehen unter dem Befehl des Generalmajors Rüdiger von der Goltz und nennen sich „1. Garde-Reserve-Division“. Ein anderer Teil der Angehörigen des Ersten Garderegiments zu Fuß trat zum „Freikorps Potsdam“ über und steht zur Verfügung der Regierung in Berlin.
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* Der Volksbeauftragte Gustav Noske verlässt Berlin mit dem Ziel, eigene Freikorps aufzustellen.
 
* [[Datei:Emil Eichhorn.jpg|thumb|150px|''Der entlassene Polizeipräsident von Berlin, Emil Eichhorn (USPD)'']] Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, USPD) wird vom Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert entlassen, weil er die Politik der Spartakisten begünstige. Eichhorn war rechtmäßig vom ersten Rat der Volksbeauftragten ernannt worden und gehört Kraft seines Amtes der vorläufigen Regierung Preußens an. Der "Rat der Volksbeauftragten" war am 9. November 1918 aus je drei Vertretern der SPD und USPD als provisorische Reichsregierung gebildet und von der Obersten Heeresleitung (OHL) im geheimen Ebert-Groener-Pakt akzeptiert worden. Bei den Weihnachtskämpfen hatte die Volksmarinedivision, die zum Schutz der Übergangsregierung beauftragt war, Otto Wels (SPD) am 23. Dezember 1918 als Geisel festgenommen, um ihrer Forderung nach Auszahlung des ausstehenden Solds Nachdruck zu verleihen. Eichhorn hatte sich am 24. Dezember gegen den Befehl der drei SPD-Volksbeauftragten Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg geweigert, die ihm unterstehende Sicherheitswehr gegen die im Berliner Schloss einquartierte Volksmarinedivision einzusetzen, um Wels zu befreien. Seitdem hatte Ebert ihn als unzuverlässig angesehen. Die drei USPD-Vertreter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth hatten den Rat der Volksbeauftragten am 29. Dezember 1918 aus Protest gegen Eberts Schießbefehl und die Todesopfer bei den Weihnachtsunruhen verlassen. Die SPD-Vertreter beriefen daraufhin ohne Rechtsgrundlage die SPD-Mitglieder Gustav Noske und Rudolf Wissell als Ersatz in den restlichen Rat. Die USPD betrachtete diesen nicht mehr als rechtmäßige Übergangsregierung. SPD-Mehrheiten im Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin und im Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik stimmten Eberts Wunsch, Eichhorn abzusetzen und auch den preußischen Ministerpräsidenten Paul Hirsch (SPD) zu entlassen, jedoch zu. Eine große Mehrheit des Reichsrätekongresses hatte am 16. Dezember 1918 die baldige Durchführung freier Wahlen für eine Nationalversammlung und die Selbstauflösung der aus der Revolution hervorgegangenen Arbeiter- und Soldatenräte beschlossen, um die politischen Errungenschaften der Revolution durch eine parlamentarische Demokratie zu legitimieren. Zugleich hatte der Kongress die sofortige Sozialisierung einiger kriegswichtiger Industriezweige und Kontrolle des Militärs beschlossen. Die USPD und die Spartakisten wollten letztere Beschlüsse vor den Wahlen umsetzen. Weil die SPD diese Umsetzung verhindern wollte und auch die Mehrheit der USPD-Mitglieder eine Fortsetzung der Revolution zur Umsetzung der Sozialisierungsbeschlüsse ablehnte, hatten der Spartakusbund und weitere linkssozialistische Gruppen am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet. Diese strebte eine Räterepublik an, die sie als Produkt der Revolution, also Ausdruck eines Mehrheitswillens der Bevölkerung ansah, und lehnte die Auflösung der Räte und Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zur Nationalversammlung ab. Seit Anfang Dezember 1918 wurden in und um Berlin Freikorps aus ehemaligen Frontsoldaten und Freiwilligen gebildet. Seit Jahresbeginn ließ Ebert sie zusammen mit republiktreuen Verbänden wie der republikanischen Soldatenwehr und kaiserlichen, teils loyalen, meist aber republikfeindlichen Regimentern um Berlin zusammenziehen. Die Entlassung Eichhorns wird von der radikalen Linken als Provokation angesehen. Noch am gleichen Tage beschließen der Vorstand der Berliner USPD zusammen mit den Revolutionären Obleuten für den folgenden Tag eine Demonstration durchzuführen. Die Obleute waren frei gewählte, von den Gewerkschaften unabhängige Betriebsräte. Sie hatten sich im Verlauf des Ersten Weltkriegs vor allem in den Berliner Rüstungsbetrieben gebildet und unter anderem den Januarstreik 1918 durchgeführt. Als Kriegsgegner haben sie sich überwiegend der USPD angeschlossen und lehnen die Mitgliedschaft in der am 1. Januar 1919 neu gegründeten KPD ab. Die meisten von ihnen unterstützen die Besetzung des Berliner Zeitungsviertels, aber zwei ihrer Sprecher, Richard Müller und Ernst Däumig, lehnen diese ab. Beide befürworteten eine zweite Revolution gegen den Rat der Volksbeauftragten zwar grundsätzlich, halten aber den Zeitpunkt für verfrüht und taktisch unklug. Alle Ministerien bis auf das Handelsministerium, das von Otto Fischbeck von der DDP geleitet wurde, wurde bislang von je einem "Rat der Volksbeauftragten" von der SPD und einem von der USPD geführt. Da die USPD-Mitglieder aus der vorläufigen preußischen Regierung ausgetreten sind, ist der preußische "Rat der Volksbeauftragten" merklich verkleinert worden: <br>
 
* [[Datei:Emil Eichhorn.jpg|thumb|150px|''Der entlassene Polizeipräsident von Berlin, Emil Eichhorn (USPD)'']] Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, USPD) wird vom Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert entlassen, weil er die Politik der Spartakisten begünstige. Eichhorn war rechtmäßig vom ersten Rat der Volksbeauftragten ernannt worden und gehört Kraft seines Amtes der vorläufigen Regierung Preußens an. Der "Rat der Volksbeauftragten" war am 9. November 1918 aus je drei Vertretern der SPD und USPD als provisorische Reichsregierung gebildet und von der Obersten Heeresleitung (OHL) im geheimen Ebert-Groener-Pakt akzeptiert worden. Bei den Weihnachtskämpfen hatte die Volksmarinedivision, die zum Schutz der Übergangsregierung beauftragt war, Otto Wels (SPD) am 23. Dezember 1918 als Geisel festgenommen, um ihrer Forderung nach Auszahlung des ausstehenden Solds Nachdruck zu verleihen. Eichhorn hatte sich am 24. Dezember gegen den Befehl der drei SPD-Volksbeauftragten Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg geweigert, die ihm unterstehende Sicherheitswehr gegen die im Berliner Schloss einquartierte Volksmarinedivision einzusetzen, um Wels zu befreien. Seitdem hatte Ebert ihn als unzuverlässig angesehen. Die drei USPD-Vertreter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth hatten den Rat der Volksbeauftragten am 29. Dezember 1918 aus Protest gegen Eberts Schießbefehl und die Todesopfer bei den Weihnachtsunruhen verlassen. Die SPD-Vertreter beriefen daraufhin ohne Rechtsgrundlage die SPD-Mitglieder Gustav Noske und Rudolf Wissell als Ersatz in den restlichen Rat. Die USPD betrachtete diesen nicht mehr als rechtmäßige Übergangsregierung. SPD-Mehrheiten im Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin und im Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik stimmten Eberts Wunsch, Eichhorn abzusetzen und auch den preußischen Ministerpräsidenten Paul Hirsch (SPD) zu entlassen, jedoch zu. Eine große Mehrheit des Reichsrätekongresses hatte am 16. Dezember 1918 die baldige Durchführung freier Wahlen für eine Nationalversammlung und die Selbstauflösung der aus der Revolution hervorgegangenen Arbeiter- und Soldatenräte beschlossen, um die politischen Errungenschaften der Revolution durch eine parlamentarische Demokratie zu legitimieren. Zugleich hatte der Kongress die sofortige Sozialisierung einiger kriegswichtiger Industriezweige und Kontrolle des Militärs beschlossen. Die USPD und die Spartakisten wollten letztere Beschlüsse vor den Wahlen umsetzen. Weil die SPD diese Umsetzung verhindern wollte und auch die Mehrheit der USPD-Mitglieder eine Fortsetzung der Revolution zur Umsetzung der Sozialisierungsbeschlüsse ablehnte, hatten der Spartakusbund und weitere linkssozialistische Gruppen am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet. Diese strebte eine Räterepublik an, die sie als Produkt der Revolution, also Ausdruck eines Mehrheitswillens der Bevölkerung ansah, und lehnte die Auflösung der Räte und Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zur Nationalversammlung ab. Seit Anfang Dezember 1918 wurden in und um Berlin Freikorps aus ehemaligen Frontsoldaten und Freiwilligen gebildet. Seit Jahresbeginn ließ Ebert sie zusammen mit republiktreuen Verbänden wie der republikanischen Soldatenwehr und kaiserlichen, teils loyalen, meist aber republikfeindlichen Regimentern um Berlin zusammenziehen. Die Entlassung Eichhorns wird von der radikalen Linken als Provokation angesehen. Noch am gleichen Tage beschließen der Vorstand der Berliner USPD zusammen mit den Revolutionären Obleuten für den folgenden Tag eine Demonstration durchzuführen. Die Obleute waren frei gewählte, von den Gewerkschaften unabhängige Betriebsräte. Sie hatten sich im Verlauf des Ersten Weltkriegs vor allem in den Berliner Rüstungsbetrieben gebildet und unter anderem den Januarstreik 1918 durchgeführt. Als Kriegsgegner haben sie sich überwiegend der USPD angeschlossen und lehnen die Mitgliedschaft in der am 1. Januar 1919 neu gegründeten KPD ab. Die meisten von ihnen unterstützen die Besetzung des Berliner Zeitungsviertels, aber zwei ihrer Sprecher, Richard Müller und Ernst Däumig, lehnen diese ab. Beide befürworteten eine zweite Revolution gegen den Rat der Volksbeauftragten zwar grundsätzlich, halten aber den Zeitpunkt für verfrüht und taktisch unklug. Alle Ministerien bis auf das Handelsministerium, das von Otto Fischbeck von der DDP geleitet wurde, wurde bislang von je einem "Rat der Volksbeauftragten" von der SPD und einem von der USPD geführt. Da die USPD-Mitglieder aus der vorläufigen preußischen Regierung ausgetreten sind, ist der preußische "Rat der Volksbeauftragten" merklich verkleinert worden: <br>
 
* '''Präsident der Regierung (Vorsitz):''' Paul Hirsch (SPD) [[Datei:Paul Hirsch.jpg|thumb|150px|''Der Präsident der Regierung Preußens, Paul Hirsch (SPD)'']]
 
* '''Präsident der Regierung (Vorsitz):''' Paul Hirsch (SPD) [[Datei:Paul Hirsch.jpg|thumb|150px|''Der Präsident der Regierung Preußens, Paul Hirsch (SPD)'']]
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* '''Kriegsminister:''' Generalmajor Walter Reinhardt
 
* '''Kriegsminister:''' Generalmajor Walter Reinhardt
 
* '''Großberliner Polizeipräsident:''' Eugen Ernst (SPD)  
 
* '''Großberliner Polizeipräsident:''' Eugen Ernst (SPD)  
Der Volksbeauftragte Gustav Noske verlässt Berlin mit dem Ziel, Freikorps aufzustellen. <br>
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Der alte und neue Vorsitzende der preußischen Regierung Paul Hirsch wurde 1868 in Prenzlau in der Uckermark geboren. Er besuchte von 1879 bis 1888 in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Dann studierte er Medizin, Sozialwissenschaften und Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Seit 1892 arbeitete Hirsch als freier Schriftsteller und Journalist. Er war unter anderem Parlamentsberichterstatter und Mitherausgeber einer Parlamentskorrespondenz. In den 1890er Jahren wurde er Mitglied der SPD. Von 1899 bis 1920 war er Charlottenburger und Berliner Stadtverordneter. 1908 wurde er als einer der ersten Sozialdemokraten ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis November 1918 als Fraktionsvorsitzender der SPD angehörte. Am 12. November 1918 übernahm er im Auftrag des Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte gemeinsam mit dem USPD-Vertreter Heinrich Ströbel den Vorsitz der preußischen Staatsregierung („Rat der Volksbeauftragten“). Zugleich ist Hirsch aktueller preußischer Innenminister. In dieser Eigenschaft enthob er den der USPD angehörenden Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn seines Amtes, worauf die USPD-Mitglieder die Regierung verließen. <br>
 
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| <center>'''[[Chronik 1919|06.01.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </Center> || [[Datei:Gustav Noske.jpg|thumb|150px|''Der Militärbeauftragte des Rates der Volksbeauftragten, Gustav Noske (SPD)'']] '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]]''' <br>
Der am Vortag begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem Tausende von Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Bewaffnete Gruppen halten weiterhin verschiedene Verlagsgebäude und Druckereien besetzt. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand". Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialistischen Partei Deutschlands (USPD), der KPD und "Revolutionären Vertrauensleuten" gebildeter Revolutionsausschuss erklärt unter Leitung des USPD-Politikers Georg Ledebour und des Spartakisten Karl Liebknecht die Absetzung des Rates der Volksbeauftragten und die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), der Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt. Die Führungen von USPD und KPD beschließen hingegen, die Berliner Bevölkerung zu einem Generalstreik am morgigen Tag aufzurufen, der das Ziel hat, die Restregierung Friedrich Eberts zu stürzen. <br>
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Der am Vortag begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem Tausende von Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Bewaffnete Gruppen halten weiterhin verschiedene Verlagsgebäude und Druckereien besetzt. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand". Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), der KPD und "Revolutionären Vertrauensleuten" gebildeter Revolutionsausschuss erklärt unter Leitung des USPD-Politikers Georg Ledebour und des Spartakisten Karl Liebknecht die Absetzung des Rates der Volksbeauftragten und die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), der Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt. Die Führungen von USPD und KPD beschließen hingegen, die Berliner Bevölkerung zu einem Generalstreik am morgigen Tag aufzurufen, der das Ziel hat, die Restregierung Friedrich Eberts zu stürzen. <br>
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Gustav Noske ist seit 1884 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und wurde 1892, zwei Jahre nach Ende des Sozialistengesetzes, zum Vorsitzenden des sozialdemokratischen Vereins seiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel gewählt. Als Redakteur der Chemnitzer Volksstimme erlangte Noske eine große Anhängerschaft, sodass er Anfang 1906 mit 37 Jahren als Abgeordneter des Wahlkreises Chemnitz in den Deutschen Reichstag einzog. Als neu gewählter Abgeordneter war er im Reichstag mit einer großen Debatte um die deutschen Kolonien konfrontiert. Mit dem Zentrum opponierten die Sozialdemokraten gegen die Kolonien. Noske stimmte seinen Genossen zu, wenn sie vortrugen, dass Geldausgaben zur Lösung sozialer Probleme in Deutschland Vorrang haben müssten vor den Investitionen in den Kolonien. Nicht folgen konnte er ihnen bei ihren Polemiken gegen die deutsche Kolonialpolitik. Der Durchbruch in die Spitzengruppe der SPD-Fraktion und überhaupt des ganzen Reichstages gelang Noske im Jahre 1907, als er gegenüber den Vorwürfen des Kriegsministers Karl von Einem, der „die Begründung des Heeresetats mit heftigen Angriffen gegen die SPD gewürzt und den Sozialdemokraten dabei die nationale Gesinnung abgesprochen hatte“, eine sachkundige Rede hielt, die „jeden ideologischen Seitenhieb vermied.“ Damit distanzierte er sich von August Bebel und wurde zugleich zur Zielscheibe des linken Flügels in der SPD. Während des Kieler Matrosenaufstandes Anfang November 1918 schickte Reichskanzler Prinz Max von Baden ihn in die Ostseestadt, um dort die Lage zu beruhigen. Noske wurde zwar umgehend zum Vorsitzenden des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates gewählt, vermochte aber nicht das Übergreifen der Revolution auf das gesamte Reichsgebiet zu verhindern. Bereits am 9. November 1918 erfolgte während der Novemberrevolution die Ausrufung der Republik, was die unmittelbare Flucht des Kaisers Wilhelm II. in die Niederlande zur Folge hatte. Nachdem die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 (Weihnachtskämpfe) aus dem Rat der Volksbeauftragten ausgeschieden war, wurde Noske Volksbeauftragter für Heer und Marine. <br>
 
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In der Pfalz, der ein Landesteil Bayerns ist, findet heute die Wahl zum 1. Bayerischen Landtag statt. Da die Wahl im Kernland Bayern erst auf den 2. Februar festgesetzt wurde, findet auch erst dann die Stimmenauszählung statt. <br>
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In der Pfalz, der ein Landesteil Bayerns ist, findet heute die Wahl zum 1. Bayerischen Landtag statt. Da die Wahl im Kernland Bayern erst auf den 2. Februar festgesetzt wurde, findet auch erst dann die Bekanntgabe des Wahlergebnisses statt. <br>
 
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Fritz Henck, der Schwiegersohn Philipp Scheidemanns, versichert öffentlich in Berlin, die Anführer des Aufstands werden „nicht ungeschoren davonkommen“. Schon in wenigen Tagen werde sich zeigen, „daß auch mit ihnen Ernst gemacht wird.“ <br>
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Der Redakteur der kürzlich gegründeten "Volkswehr-Zeitung für die Soldaten der deutschen Republik" und Schwiegersohn Philipp Scheidemanns, Fritz Henck, versichert öffentlich in Berlin, die Anführer des Aufstands werden „nicht ungeschoren davonkommen“. Schon in wenigen Tagen werde sich zeigen, „dass auch mit ihnen Ernst gemacht wird.“ Henck ist Mitdlied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er wurde 1868 in Rostock geboren. Nach dem Volksschulabschluss absolvierte er ein Zimmererlehre, arbeitete bis 1900 in diesem Beruf und war seit 1895 Vorsitzender der Filiale des Zimmererverbandes in Rostock. Von 1900 bis 1903 war er zunächst als Expedient, von 1903 bis 1905 dann als Redakteur bei der Mecklenburgischen Volkszeitung tätig. Von Oktober 1905 bis 1918 wirkte er als Arbeitersekretär in Rostock. <br>
 
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| <center>'''[[Chronik 1919|15.01.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </Center> || [[Datei:Karl Liebknecht.jpg|thumb|150px|left|''Der Vorsitzende der KPD, Karl Liebknecht, wird ermordet'']] [[Datei:Rosa Luxemburg.jpg|thumb|150px|''Die Vorsitzende der KPD, Rosa Luxemburg, wird ermordet'']] '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]]''' <br>
 
| <center>'''[[Chronik 1919|15.01.1919]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1863-1918.gif|50px]] </Center> || [[Datei:Karl Liebknecht.jpg|thumb|150px|left|''Der Vorsitzende der KPD, Karl Liebknecht, wird ermordet'']] [[Datei:Rosa Luxemburg.jpg|thumb|150px|''Die Vorsitzende der KPD, Rosa Luxemburg, wird ermordet'']] '''[[Deutsches Reich]] / [[Freistaat Preußen]]''' <br>

Version vom 25. Januar 2017, 11:23 Uhr

Deutsches Reich.gif
Wappen Weimarer Republik
Deutschland.gif

DEUTSCHES REICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1919 - I. Quartal 1919


Spartakusaufstand in Berlin

Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung in Deutschland

Als erste Frau spricht Marie Juchacz im deutschen Parlament


Hauptseite Map Deutsches Kaiserreich.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Wichtige Ereignisse des Jahres im Deutschen Bund

frühere Chroniken Deutschlands
Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ...
1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917 - 1918
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ...
1918 (ab 10.11.1918)
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
1919
Deutsches Reich.gif
Deutsches Reich

Prof. Ludwig Prandtl veröffentlicht auf der Mitgliederversammlung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Flugtechnik (WGL) seine Tragflügeltheorie. Erstmals beschreibt er die Zusammenhänge von Tragflächenauftrieb und Widerstand sowie die Wirbelbildung hinter einem Tragflügel. Nach Ansicht führender Aerodynamiker ist dies eine von Prandtls größten wissenschaftlichen Leistungen.


Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Das im Jahre 1914 gekappte Überseekabel in Borkum wird wieder neu aufgebaut.
  • In Borkum sind 30 Kilometer der Gleise der Inselbahn wieder hergestellt.
Januar 1919
Deutsches Reich.gif
Deutsches Reich

In Deutschland sichert die Reichspost ihren Anspruch auf das Funkwesen und gliedert dafür aus ihrer alten Abteilung „Telegraphen- und Fernsprechwesen“ eine neue Abteilung für „Funkentelegraphie“ aus.

01.01.1919
Deutsches Reich.gif
Deutsches Reich

Obwohl es in Deutschland noch keine gewählte Regierung gibt, führen die Volksvertreter den Achtstundentags im Deutschen Reich ein. Grundlage ist die von dem Industriellen Hugo Stinnes für die Arbeitgeberverbände und von Carl Legien für die Gewerkschaften am 15. November 1918 unterzeichnete Vereinbarung (Stinnes-Legien-Abkommen). In der Vereinbarung sind zentrale Forderungen der Gewerkschaften berücksichtigt, sie soll der Umstellung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft dienen.

Die Regierung des Deutschen Reiches am Beginn des Jahres
Deutsches Reich.gif Funktion Name, Parteizugehörigkeit Beginn der Amtszeit Tage im Amt
Robert Leinert.jpg
Vorsitzender des Zentralrates der
Deutschen Sozialistischen Republik
Robert Leinert
(* 1873 bei Dresden, Sachsen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
20.12.1918
11
Max Cohen.jpg
Vorsitzender des Zentralrates der
Deutschen Sozialistischen Republik

Emmanuel "Max" Cohen
(* 1876 Kreis Mettmann, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
20.12.1918
11
Hermann Müller.jpg
Vorsitzender des Zentralrates der
Deutschen Sozialistischen Republik
Hermann Müller
(* 1876 Mannheim, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
20.12.1918
11
Friedrich Ebert.jpg
Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
Friedrich Ebert
(* 1871 Heidelberg, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918
52
Philipp Scheidemann.jpg
Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
30.12.1918
2
Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Ulrich von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918
18
01.01.1919
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif
Deutsches Reich
Karl Liebknecht (KPD)
Rosa Luxemburg (KPD)
Durch den Rätekongress und die Weihnachtskämpfe verschärften sich auch die Spannungen zwischen den verschiedenen Flügeln der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). So gründet der "Spartakusbund" zusammen mit Hamburger und Bremer Linksradikalen die "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD), die von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geführt wird. Die strikt rätedemokratisch denkende Rosa Luxemburg versucht die KPD von Lenins Parteidiktatur in Russland abzugrenzen: "Der Sozialismus wird nicht gemacht und kann nicht gemacht werden durch Dekrete [...]. Der Sozialismus muss durch die Massen, durch jeden Proletarier gemacht werden. [...] Wir wollen innerhalb der Nationalversammlung ein siegreiches Zeichen aufpflanzen, gestützt auf die Aktion von außen." Dennoch beschließt der vom "Geist eines fanatischen Utopismus" (Arthur Rosenberg) beherrschte Gründungsparteitag, die Wahl der Nationalversammlung zu boykottieren, weil diese ein "Organ der Bourgeoisie" (das heißt des kapitalbesitzenden Bürgertums) sei. Mit dieser Entscheidung gegen den Willen der beiden frisch gewählten Vorsitzenden begibt sich die KPD gleich am ersten Tag ihrer Existenz sogleich ins politische Abseits.
02.01.1919
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Generalmajor Heinrich Scheüch, einer der wenigen Elsässer, die im Deutschen Kaiserreich einen höheren militärischen Dienstgrad erlangen konnten, tritt nach kurzer Amtszeit als preußischer Kriegsminister von seinem Amt zurück. Er war am 9. Oktober in den preußischen "Rat der Volksbeauftragten" berufen worden. Seinem Entlassungsgesuch vom 15. Dezember 1918 wurde erst heute entsprochen.

03.01.1919
Deutsches Reich.gif
Der Abgeordnete Hugo Preuß (DDP)
Deutsches Reich

Der Abgeordnete der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), der 59 Jahre alte Berliner Staatsrechtlehrer Hugo Preuß, legt eine "Denkschrift zum Entwurf des allgemeinen Teils der Reichsverfassung" vor. Der Mitbegründer der DDP entwarf diese im Auftrag von Friedrich Ebert (SPD).

03.01.1919
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) scheidet aus der preußischen Regierung aus. Der parteilose Stuttgarter Generalmajor Walther Reinhardt wird anstelle des gestern zurückgetretenen Generals Heinrich Scheüch neuer preußischer Kriegsminister. Bisher war er für die Demobilisierung der heimkehrenden Truppen verantwortlich gewesen.

03.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Flaschenhals

Nach Kriegsende wurde im Waffenstillstand von Compiègne die Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch die Alliierten und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln (britisch), Koblenz (US-amerikanisch) und Mainz (französisch) angeordnet. Zwischen dem US-amerikanischen Brückenkopf von Koblenz und dem französischen Brückenkopf bei Mainz, die jeweils einen Radius von 30 km hatten, blieb ein schmaler Streifen zwischen dem Rheintal und Limburg an der Lahn unbesetzt. Das Gebiet unterstand bis zu diesem Zeitpunkt den Kreisverwaltungen des Rheingaukreises, des Untertaunuskreises und des Landkreises St. Goarshausen, deren Hoheitsgewalt nunmehr an den Grenzen der besetzten Brückenköpfe endete, so dass im dazwischen liegenden „Flaschenhals“ auf dieser Verwaltungsebene ein Notstand eintrat. Mit Erlass des Oberpräsidiums Kassel wird nun die kommunale Verwaltung auf den Landrat des Kreises Limburg übertragen. Limburg an der Lahn ist die nächstgelegene nicht besetzte Kreis- und Gerichtsstadt. Die Region beherbergt 17.363 Einwohner in den Orten Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth, Egenroth und Laufenselden. Der Bürgermeister von Lorch, Edmund Anton Pnischeck, wird als Vertreter des Landrats Büchting mit der Verwaltung vor Ort beauftragt.

04.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Vorsitzende des Rates der Volksdeputierten, Friedrich Ebert, und der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, nehmen in Berlin eine Parade der 1. Garde-Infanterie-Division ab, die am 12. Dezember 1918 demobilisiert wurde; die meisten Angehörigen des Regiments wurden ins Zivilleben entlassen, ein Teil jedoch geht nun in das Baltenland, um den Krieg gegen die Bolschewiki weiter zu führen. Dieses „Grenzschutz Ost“ oder „Grenzschutz Kurland“ genannte Freikorps, bzw. dessen I. Bataillon steht unter dem Befehl von Hauptmann von Schauroth und entstand am 27. Dezember 1918. Die Truppen im Baltikum stehen unter dem Befehl des Generalmajors Rüdiger von der Goltz und nennen sich „1. Garde-Reserve-Division“. Ein anderer Teil der Angehörigen des Ersten Garderegiments zu Fuß trat zum „Freikorps Potsdam“ über und steht zur Verfügung der Regierung in Berlin.
  • Der Volksbeauftragte Gustav Noske verlässt Berlin mit dem Ziel, eigene Freikorps aufzustellen.
  • Der entlassene Polizeipräsident von Berlin, Emil Eichhorn (USPD)
    Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, USPD) wird vom Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert entlassen, weil er die Politik der Spartakisten begünstige. Eichhorn war rechtmäßig vom ersten Rat der Volksbeauftragten ernannt worden und gehört Kraft seines Amtes der vorläufigen Regierung Preußens an. Der "Rat der Volksbeauftragten" war am 9. November 1918 aus je drei Vertretern der SPD und USPD als provisorische Reichsregierung gebildet und von der Obersten Heeresleitung (OHL) im geheimen Ebert-Groener-Pakt akzeptiert worden. Bei den Weihnachtskämpfen hatte die Volksmarinedivision, die zum Schutz der Übergangsregierung beauftragt war, Otto Wels (SPD) am 23. Dezember 1918 als Geisel festgenommen, um ihrer Forderung nach Auszahlung des ausstehenden Solds Nachdruck zu verleihen. Eichhorn hatte sich am 24. Dezember gegen den Befehl der drei SPD-Volksbeauftragten Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg geweigert, die ihm unterstehende Sicherheitswehr gegen die im Berliner Schloss einquartierte Volksmarinedivision einzusetzen, um Wels zu befreien. Seitdem hatte Ebert ihn als unzuverlässig angesehen. Die drei USPD-Vertreter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth hatten den Rat der Volksbeauftragten am 29. Dezember 1918 aus Protest gegen Eberts Schießbefehl und die Todesopfer bei den Weihnachtsunruhen verlassen. Die SPD-Vertreter beriefen daraufhin ohne Rechtsgrundlage die SPD-Mitglieder Gustav Noske und Rudolf Wissell als Ersatz in den restlichen Rat. Die USPD betrachtete diesen nicht mehr als rechtmäßige Übergangsregierung. SPD-Mehrheiten im Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin und im Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik stimmten Eberts Wunsch, Eichhorn abzusetzen und auch den preußischen Ministerpräsidenten Paul Hirsch (SPD) zu entlassen, jedoch zu. Eine große Mehrheit des Reichsrätekongresses hatte am 16. Dezember 1918 die baldige Durchführung freier Wahlen für eine Nationalversammlung und die Selbstauflösung der aus der Revolution hervorgegangenen Arbeiter- und Soldatenräte beschlossen, um die politischen Errungenschaften der Revolution durch eine parlamentarische Demokratie zu legitimieren. Zugleich hatte der Kongress die sofortige Sozialisierung einiger kriegswichtiger Industriezweige und Kontrolle des Militärs beschlossen. Die USPD und die Spartakisten wollten letztere Beschlüsse vor den Wahlen umsetzen. Weil die SPD diese Umsetzung verhindern wollte und auch die Mehrheit der USPD-Mitglieder eine Fortsetzung der Revolution zur Umsetzung der Sozialisierungsbeschlüsse ablehnte, hatten der Spartakusbund und weitere linkssozialistische Gruppen am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet. Diese strebte eine Räterepublik an, die sie als Produkt der Revolution, also Ausdruck eines Mehrheitswillens der Bevölkerung ansah, und lehnte die Auflösung der Räte und Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zur Nationalversammlung ab. Seit Anfang Dezember 1918 wurden in und um Berlin Freikorps aus ehemaligen Frontsoldaten und Freiwilligen gebildet. Seit Jahresbeginn ließ Ebert sie zusammen mit republiktreuen Verbänden wie der republikanischen Soldatenwehr und kaiserlichen, teils loyalen, meist aber republikfeindlichen Regimentern um Berlin zusammenziehen. Die Entlassung Eichhorns wird von der radikalen Linken als Provokation angesehen. Noch am gleichen Tage beschließen der Vorstand der Berliner USPD zusammen mit den Revolutionären Obleuten für den folgenden Tag eine Demonstration durchzuführen. Die Obleute waren frei gewählte, von den Gewerkschaften unabhängige Betriebsräte. Sie hatten sich im Verlauf des Ersten Weltkriegs vor allem in den Berliner Rüstungsbetrieben gebildet und unter anderem den Januarstreik 1918 durchgeführt. Als Kriegsgegner haben sie sich überwiegend der USPD angeschlossen und lehnen die Mitgliedschaft in der am 1. Januar 1919 neu gegründeten KPD ab. Die meisten von ihnen unterstützen die Besetzung des Berliner Zeitungsviertels, aber zwei ihrer Sprecher, Richard Müller und Ernst Däumig, lehnen diese ab. Beide befürworteten eine zweite Revolution gegen den Rat der Volksbeauftragten zwar grundsätzlich, halten aber den Zeitpunkt für verfrüht und taktisch unklug. Alle Ministerien bis auf das Handelsministerium, das von Otto Fischbeck von der DDP geleitet wurde, wurde bislang von je einem "Rat der Volksbeauftragten" von der SPD und einem von der USPD geführt. Da die USPD-Mitglieder aus der vorläufigen preußischen Regierung ausgetreten sind, ist der preußische "Rat der Volksbeauftragten" merklich verkleinert worden:
  • Präsident der Regierung (Vorsitz): Paul Hirsch (SPD)
    Der Präsident der Regierung Preußens, Paul Hirsch (SPD)
  • Justizminister: Dr. Wolfgang Heine (SPD)
  • Innenminister: Paul Hirsch (SPD)
  • Finanzminister: Dr. Albert Südekum (SPD)
  • Landwirtschaftsminister: Dr. Otto Braun (SPD)
  • Wissenschaftsminister: Dr. Konrad Haenisch (SPD)
  • Handelsminister: Otto Fischbeck (DDP)
  • Kriegsminister: Generalmajor Walter Reinhardt
  • Großberliner Polizeipräsident: Eugen Ernst (SPD)

Der alte und neue Vorsitzende der preußischen Regierung Paul Hirsch wurde 1868 in Prenzlau in der Uckermark geboren. Er besuchte von 1879 bis 1888 in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Dann studierte er Medizin, Sozialwissenschaften und Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Seit 1892 arbeitete Hirsch als freier Schriftsteller und Journalist. Er war unter anderem Parlamentsberichterstatter und Mitherausgeber einer Parlamentskorrespondenz. In den 1890er Jahren wurde er Mitglied der SPD. Von 1899 bis 1920 war er Charlottenburger und Berliner Stadtverordneter. 1908 wurde er als einer der ersten Sozialdemokraten ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis November 1918 als Fraktionsvorsitzender der SPD angehörte. Am 12. November 1918 übernahm er im Auftrag des Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte gemeinsam mit dem USPD-Vertreter Heinrich Ströbel den Vorsitz der preußischen Staatsregierung („Rat der Volksbeauftragten“). Zugleich ist Hirsch aktueller preußischer Innenminister. In dieser Eigenschaft enthob er den der USPD angehörenden Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn seines Amtes, worauf die USPD-Mitglieder die Regierung verließen.

04.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Der provisorische Nationalrat beschließt das "vorläufige Staatsgrundgesetz der Republik Bayern."

04.01.1919
(Fortsetzung)
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Reichskanzler a.D. Georg Graf von Hertling (Z)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern

Der ehemalige Reichskanzler Georg von Hertling (* 31.08.1843 in Darmstadt, seit 1914 Graf) stirbt in Ruhpolding (Bayern). Außerdem war er Vorsitzender im Ministerrat des Königreiches Bayern, Ministerpräsident von Preußen und Preußischer Außenminister. Während des Ersten Weltkrieges war Hertling vom 1. November 1917 bis zum 30. September 1918 Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs. Obwohl er selbst gegen eine Parlamentarisierung des Reiches war, war sein Kabinett doch in Abstimmung mit den Mehrheitsparteien aus dem Interfraktionellen Ausschuss zustande gekommen. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte Hertling die Positionen des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg und lehnte nach dessen Sturz 1917 die Übernahme der Reichskanzlerschaft zunächst ab. Erst nach dem Scheitern von Bethmanns Nachfolger Georg Michaelis übernahm der körperlich bereits hinfällige Hertling doch noch die Ämter des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten. Die Tatsache, dass mit Hertling der erste Nicht-Preuße und der erste Katholik in dieses Amt gelangte, sorgte bei den Zeitgenossen für Aufsehen.

05.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Bayern / Freistaat Sachsen
  • Beginn des „Spartakusaufstandes“ in Berlin. Tausende von Arbeiter fordern in einer Massendemonstration die Rücknahme der von Friedrich Ebert ausgesprochenen Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorn, der der USPD angehört. Die Entlassung war ausgesprochen worden, weil Eichhorn sich am 24. Dezember 1918 geweigert hatte, gegen die im Berliner Schloss einquartierte Volksmarinedivision vorzugehen und die ihm unterstehende Sicherheitswehr gegen diese einzusetzen. Seitdem betrachtet Ebert ihn als unzuverlässig. Die drei USPD-Vertreter hatten am 29. Dezember 1918 die provisorische Regierung verlassen, damit die drei verbliebenen SPD-Politiker keine rechtmäßige Entscheidungskompetenzen mehr hätten. Während der Demonstration besetzen bewaffnete Demonstranten die Druckereien des sozialdemokratischen Vorwärts und des Berliner Tageblatts sowie die Verlagsgebäude von Scherl, Ullstein, Mosse, die Druckerei Büxenstein und das Wolffsche Telegraphenbüro. Die Führungen von USPD und KPD beschließen, die begonnenen Besetzungen zu unterstützen. Besetzer und Parteienvertreter bilden am Abend einen etwa 50-köpfigen „Revolutionsausschuss“.
  • Gründung der antisemitisch eingestellten "Deutschen Arbeiterpartei" (DAP) durch den Maschinenschlosser Anton Drexler und den Sportjournalisten Karl Harrer in München.
  • Unruhen in Leipzig führen zu Todesopfern und Verletzten.
05.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Universität von Köln, die 1798 von den Franzosen während der Napoleonischen Kriege geschlossen wurde, wird wiedereröffnet.

06.01.1919
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Der Militärbeauftragte des Rates der Volksbeauftragten, Gustav Noske (SPD)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am Vortag begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem Tausende von Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Bewaffnete Gruppen halten weiterhin verschiedene Verlagsgebäude und Druckereien besetzt. Der Aufruhr entwickelt sich zum "Januaraufstand". Ein von Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), der KPD und "Revolutionären Vertrauensleuten" gebildeter Revolutionsausschuss erklärt unter Leitung des USPD-Politikers Georg Ledebour und des Spartakisten Karl Liebknecht die Absetzung des Rates der Volksbeauftragten und die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Die Regierung ruft zu einer Gegendemonstration auf. Gustav Noske (SPD), der Leiter des Militärressorts im Rat der Volksbeauftragten, wird mit der militärischen Niederschlagung des Aufstands beauftragt. Die Führungen von USPD und KPD beschließen hingegen, die Berliner Bevölkerung zu einem Generalstreik am morgigen Tag aufzurufen, der das Ziel hat, die Restregierung Friedrich Eberts zu stürzen.
Gustav Noske ist seit 1884 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und wurde 1892, zwei Jahre nach Ende des Sozialistengesetzes, zum Vorsitzenden des sozialdemokratischen Vereins seiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel gewählt. Als Redakteur der Chemnitzer Volksstimme erlangte Noske eine große Anhängerschaft, sodass er Anfang 1906 mit 37 Jahren als Abgeordneter des Wahlkreises Chemnitz in den Deutschen Reichstag einzog. Als neu gewählter Abgeordneter war er im Reichstag mit einer großen Debatte um die deutschen Kolonien konfrontiert. Mit dem Zentrum opponierten die Sozialdemokraten gegen die Kolonien. Noske stimmte seinen Genossen zu, wenn sie vortrugen, dass Geldausgaben zur Lösung sozialer Probleme in Deutschland Vorrang haben müssten vor den Investitionen in den Kolonien. Nicht folgen konnte er ihnen bei ihren Polemiken gegen die deutsche Kolonialpolitik. Der Durchbruch in die Spitzengruppe der SPD-Fraktion und überhaupt des ganzen Reichstages gelang Noske im Jahre 1907, als er gegenüber den Vorwürfen des Kriegsministers Karl von Einem, der „die Begründung des Heeresetats mit heftigen Angriffen gegen die SPD gewürzt und den Sozialdemokraten dabei die nationale Gesinnung abgesprochen hatte“, eine sachkundige Rede hielt, die „jeden ideologischen Seitenhieb vermied.“ Damit distanzierte er sich von August Bebel und wurde zugleich zur Zielscheibe des linken Flügels in der SPD. Während des Kieler Matrosenaufstandes Anfang November 1918 schickte Reichskanzler Prinz Max von Baden ihn in die Ostseestadt, um dort die Lage zu beruhigen. Noske wurde zwar umgehend zum Vorsitzenden des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates gewählt, vermochte aber nicht das Übergreifen der Revolution auf das gesamte Reichsgebiet zu verhindern. Bereits am 9. November 1918 erfolgte während der Novemberrevolution die Ausrufung der Republik, was die unmittelbare Flucht des Kaisers Wilhelm II. in die Niederlande zur Folge hatte. Nachdem die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 (Weihnachtskämpfe) aus dem Rat der Volksbeauftragten ausgeschieden war, wurde Noske Volksbeauftragter für Heer und Marine.

07.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem zahllose Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. In Berlin besetzen die Aufständischen die Eisenbahndirektion, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz und weitere zentrale Punkte. Dem gestrigen Aufruf zum Generalstreik folgen etwa 500.000 Menschen, die in die Berliner Innenstadt strömen. Eine große Menschenmenge sammelt sich auf einem der Berliner Plätze. Sie wird zunächst weder an Kämpfen teilnehmen noch wird sie von den Streikführern beteiligt, obwohl sie wie schon am 9. November 1918 zum Entwaffnen der Soldaten bereit war. Auf ihren Plakaten und Spruchbändern stehen zum Teil dieselben Parolen wie zu Beginn der Novemberrevolution: „Frieden und Einigkeit“. Die Verhandlungen zwischen den Vertretern der SPD und der USPD scheitern an der beiderseitigen Kompromissunfähigkeit, die Chance zur gewaltfreien Beilegung des Konflikts wird vertan. Am selben Tag übergibt Ebert den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin an Gustav Noske und es ergehen Aufrufe zur Aufstellung weiterer Freikorps in Berlin. Noske befiehlt unverzüglich nach seiner Ernennung, alle Mitglieder des Revolutionsausschusses telefonisch überwachen zu lassen, um sie später festzunehmen. Dazu werden 50 ausgesuchte Offiziere in allen Berliner Postämtern eingesetzt.

07.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Im Anschluss an eine Erwerbslosendemonstration auf der Theresienwiese stürmen Demonstranten das Ministerium für Soziale Fürsorge und können erst durch das Eingreifen der Republikanischen Schutztruppe auseinandergetrieben werden.

07.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Fünf Tage vor der Wahl zur Badischen Nationalversammlung treten die beiden USPD-Minister von ihren Ämtern zurück. Der scheidende Minister für militärische Angelegenheiten Johannes Brümmer (USPD) wird durch Anton Geiß (SPD) ersetzt, der auch als Vorsitzender der provisorischen Regierung fungiert. Neuer Minister für soziale Fürsorge wird anstelle von Adolf Schwarz (USPD) der Minister für Übergangswirtschaft und Wohnungswesen Philipp Martzloff (SPD), der nun beide Ämter in Personalunion wahrnimmt.

08.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 5. Januar begonnene „Spartakusaufstand“ in Berlin, in dem nunmehr Hunderttausende Arbeiter in Massendemonstrationen die Rücknahme der Entlassung des Berliner Polizeichefs Emil Eichhorns fordern, wird fortgesetzt. Die von der USPD initiierten Verhandlungen mit der Regierung scheitern. Es kommt zum offenen Kampf zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen, die vor allem aus neugebildeten Freikorps und sozialdemokratischen Kampftruppen bestehen. Einige Vertreter fordern den bewaffneten Aufstand, andere plädierten für Verhandlungen mit dem Ratsvorsitzenden Ebert. Die Hausbesetzer erhalten Waffen. Der KPD-Führer Karl Liebknecht befürwortet gegen den Rat von Rosa Luxemburg den Versuch, den Rat der Volksbeauftragten mit Waffengewalt zu stürzen und damit die für den 19. Januar angesetzten ersten freien Wahlen zur Nationalversammlung zu verhindern. Er fürchtet, die KPD könnte sich andernfalls zu sehr von den Arbeitern isolieren, die den Sturz der Regierung anstreben. Zugleich versuchen die KPD-Vertreter, einige der in Berlin stationierten Regimenter, vor allem die Volksmarinedivision, auf ihre Seite zu ziehen. Dies gelingt jedoch nicht, weil die meisten der Soldaten bereits zu Hause sind und ihre Loyalität dem bisherigen Rat der Volksbeauftragten gilt. Ebenso stellt sich ein Teil der Berliner Bevölkerung hinter die Regierung Ebert, folgt einem Streikaufruf und sichert Regierungsgebäude seit dem 6. Januar als lebende Schutzschilde. Seit vorgestern verhandelt der Revolutionsausschuss auf Vermittlung der USPD-Leitung mit Ebert. Der Rat der Volksbeauftragten ruft die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen und deren beabsichtigte Regierungsübernahme auf und veröffentlicht ein Flugblatt mit dem Titel: „Die Stunde der Abrechnung naht!“ Darin wird den Aufständischen mit physischer Vernichtung gedroht.

09.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 5. Januar in Berlin begonnene „Spartakusaufstand“ wird fortgesetzt. Die Aufständischen rufen den Generalstreik aus. In zahlreichen Städten gibt es Solidaritätsbekundungen. Die Revolutionären Obleute, der Zentralvorstand der Berliner USPD und der KPD wenden sich in einem gemeinsamen Aufruf zum Kampf gegen „die Judasse in der Regierung. […] Sie gehören ins Zuchthaus, aufs Schafott. […] Gebraucht die Waffen gegen eure Todfeinde!“

10.01.1919
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Oberst Wilhelm Reinhard, Chef der Brigade Reinhard
Rekrutierungsplakat Brigade Reinhard in Berlin
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der sogenannte „Spartakusaufstand“ in Berlin dauert an. Das "Freiwilligen-Regiment Reinhard" (auch Freikorps Reinhard), ein am 24. Dezember 1918 gebildeter paramilitärischer deutscher Freikorps-Verband, der den Namen seines Kommandeurs, des Obersten Wilhelm Reinhard führt, überfällt das spartakistische Hauptquartier in Spandau bei Berlin. Zu Beginn des Spartakusaufstands war Reinhards Regiment die einzige kampfkräftige Truppe, über die die Regierung im Zentrum der Stadt verfügte. Der Rest der Berliner Garnison ging zwar nicht zu den Revolutionären über, war aber auch nicht bereit, sich für die Ebert-Regierung zu schlagen. Die noch unter Otto Wels aufgestellte Republikanische Soldatenwehr, in die auch zahlreiche Anhänger der USPD eingetreten waren, sah der zum Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen in und bei Berlin ernannte Gustav Noske im Grunde als Gegner an. Die organisatorische Zusammenfassung bewaffneter SPD-Anhänger unter dem Kommando ehemaliger Offiziere und Unteroffiziere (in Gestalt der Regimenter Liebe und Reichstag) begann erst nach dem 6. Januar. Das Regiment Reinhard sorgte bis zum Einmarsch der Noske-Truppen in das Zentrum Berlins, der am Abend beginnt, insbesondere dafür, dass die Regierungsgebäude im Bereich der Wilhelmstraße nicht an die Aufständischen fielen (die allerdings bis auf einen unorganisierten Vorstoß am 6. Januar, der 25 Menschenleben kostete, keinen ernsthaften Versuch unternahmen, sich derselben zu bemächtigen). Auf dem Balkon des Prinz-Friedrich-Leopold-Palais' postierte Maschinengewehrschützen des Regiments schossen am 6. Januar in die auf dem Wilhelmplatz versammelte Menge, wodurch 60 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Seit heute nun beteiligt sich das Regiment am Angriff auf das Zeitungsviertel und unternimmt Vorstöße in die Arbeiterbezirke im Norden und Osten Berlins.
  • Der deutsche Publizist Eduard Stadtler hält während des sogenannten „Spartakusaufstandes“ in Berlin vor einer Versammlung der deutschen Großindustriellen und Verbandsvertreter einen Vortrag über den „Bolschewismus als Weltgefahr“. Diese finanzieren daraufhin mit nominal 500 Millionen Reichsmark den „Antibolschewistenfonds“, mit dessen Geldern für Armee und Freikorps die deutschen Räterepubliken militärisch zerschlagen werden sollen. In der Folge werden zudem nationalistische republikfeindliche Gruppen erstarken.
10.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

Nach spartakistischen Unruhen in der württembergischen Hauptstadt Stuttgart scheiden die Abgeordneten der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) aus der württembergischen Regierung aus. Es sind der Minister für Inneres Artur Crispien und Kriegsminister Fischer. Während der Kriegsminister durch den Abgeordneten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Dr. Immanuel Herrmann ersetzt wird, wird das Amt des Innenministers kommissarisch von Ministerpräsident Wilhelm Blos (SPD) wahrgenommen, der auch Außenminister ist.

10.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen

Nach der Entwaffnung des Infanterie-Regiments Bremen Nr. 75 rufen Vertreter der KPD, der USPD und der soldatenräte in Bremen auf einer von der KPD organisierten Massendemonstration die Räterepublik als selbständige "Sozialistische Republik Bremen" und setzen sich selbst als Volksbeauftragte ein, während sie den Senat und die Bürgerschaft für abgesetzt erklären. Die Reichsregierung erkennt die Vertreter der Räterepublik nicht als rechtmäßige Volksvertreter an und macht Pläne für eine Niederschlagung der Räterepublik in Bremen.

10.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Flaschenhals

Durch einen Vermessungsfehler entsteht auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hessen-Nassau zwischen den nach dem Ersten Weltkrieg von Frankreich und den USA besetzten Gebieten die Mikronation Freistaat Flaschenhals. Die Region beherbergt 17.363 Einwohner in den Orten Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth, Egenroth und Laufenselden. Ein großes Problem ist die Versorgung der Region, da sämtliche Verkehrswege infolge der engen Grenzziehung durch einen der Brückenköpfe führen und damit blockiert sind, was bei der Ziehung der 30-km-Radien nicht bedacht wurde. Es gibt keine nennenswerten direkten Verkehrswege zwischen dem übrigen unbesetzten Deutschland und dem „Flaschenhals“. Eisenbahnzüge fahren ohne Halt durch. Auch eine Versorgung auf dem Wasser- oder Luftweg ist politisch nicht möglich. Handelsgüter können daher nur durch Schmuggel in die Region hinein- und aus der Region herausgebracht werden. Der Bürgermeister von Lorch, Edmund Anton Pnischeck, wird als Vertreter des Landrats Büchting mit der Verwaltung vor Ort beauftragt. Wegen der schwierigen Verbindung zum unbesetzten Deutschland droht das Wirtschaftsleben zusammenzubrechen; deswegen veranlasst Pnischeck den Druck eines eigenen Notgeldes.

11.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Berlin gibt der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, den Einsatzbefehl gegen die Besetzer der Redaktion des SPD-Organs "Vorwärts". Die Angreifer sind noch mit Kriegsausrüstung bewaffnet und ihren Gegnern daher weit überlegen. Das Freikorps Potsdam stürmt das Gebäude mit Flammenwerfern, Maschinengewehren, Mörsern und Artillerie. Die Erstürmung des "Vorwärts"-Verlagsgebäudes kostet Dutzende von Menschenleben.

11.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

Der mit der politischen Entwicklung in Berlin unzufriedene Arbeiter- und Soldatenrat ruft die „Sozialistische Republik Cuxhaven“ aus. Die Stadt sollte mit dem Amt Ritzebüttel von Hamburg gelöst, und mit den Kreisen Hadeln und Neuhaus zu einer Räterepublik vereinigt werden. Der Arbeiter- und Soldatenrat des Kreises Jork (Altes Land) bekundet seine Bereitschaft der „Republik“ Cuxhaven beizutreten. Unter weniger revolutionären Vorzeichen erwägen aber auch andere Politiker und Kommunalbeamte die Zusammenlegung der Kreise Lehe und Geestemünde mit Bremerhaven. Die SPD und Gewerkschaften gegenüber der Elbe in Hamburg rufen daraufhin zum Generalstreik gegen den Arbeiter- und Soldatenrat auf und zwingen diesen so zur Zusage baldiger Bürgerschaftsneuwahlen.

12.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Weitere besetzte Gebäude und Straßen im Berliner Zeitungsviertel werden von Freikorps, die auf Seiten der Regierung operieren, zurückerobert. Nach der Einnahme des Berliner Polizeipräsidiums, der insgesamt 165 Opfer fordert, bricht der "Januaraufstand" zusammen; zu organisierten Schlachten kommt es nicht mehr, da die Aufständischen nicht darauf vorbereitet sind; vielfach ergeben sie sich freiwillig. Dennoch erschießt das Militär über hundert Aufständische und eine unbekannte Zahl von unbeteiligten Zivilisten vor Ort, darunter den Arbeiterdichter Werner Möller. Die Militärs zählen in ihren Reihen dreizehn Gefallene und zwanzig Verwundete.

12.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

Bei den Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung Württembergs wird die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) stärkste Partei vor der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der katholischen Zentrums-Partei (Z). Das Ergebnis:

Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung Württembergs 1919
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 452.699 34,5 % 52
2 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 328.689 25,0 % 38
3 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 273.200 20,8 % 31
4 Württembergische Bürgerpartei 97.840 7,4 % 11
5 Württembergischer Bauernbund 76.098 5,8 % 10
6 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 40.634 3,1 % 4
7 Württembergischer Kleinbauern- und Weingärtnerbund 35.285 2,7 % 4
8 Vereinigung der Landwirte Oberschwabens 5.755 0,4 % -
9 Deutsche Friedenspartei 4.034 0,3 % -
ungültige Stimmen 2.817 0,2 %
gültige Stimmen 1.314.234 99,8 % 150
Wahlbeteiligung 90,9 %
12.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Auch in Baden findet eine Wahl zur Nationalversammlung statt. Stärkste Partei wird das Zentrum (Z) vor der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Die Parteien der "Weimarer Koalition" erreichen 91,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das Ergebnis:

Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Landesversammlung Badens 1919
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Badische Zentrumspartei (Z) 376.208 36,6 % 39
2 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 329.317 32,1 % 36
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 233.956 22,8 % 25
4 Christliche Volkspartei in Baden 72.211 7,0 % 7
5 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 15.449 1,5 % 0
ungültige Stimmen 1.897 0,2 %
gültige Stimmen 1.027.141 99,8 % 107
Wahlbeteiligung 88,1 %
12.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In der Pfalz, der ein Landesteil Bayerns ist, findet heute die Wahl zum 1. Bayerischen Landtag statt. Da die Wahl im Kernland Bayern erst auf den 2. Februar festgesetzt wurde, findet auch erst dann die Bekanntgabe des Wahlergebnisses statt.

13.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Weitere umliegende Freikorps rücken in die Stadt Berlin ein. Das größte von ihnen ist die so genannte Garde-Kavallerie-Schützen-Division unter dem Offizier Waldemar Pabst, der im Krieg General Hans von Seeckt unterstand. Die Berliner Zeitungen begrüßten den Einzug nach Ende der Kämpfe als Wiederherstellung von „Ruhe und Ordnung“. Der militärischen Besetzung folgten erhebliche Gewaltexzesse der rechtsgerichteten Truppen, die weit über vorherige Gewalttaten einiger Linken hinausgehen.
  • Im Ruhrgebiet kommt es bei den Bergarbeitern zu einer Politisierung der Ausstände. Einer der Auslöser dafür ist der Aufstand in Berlin. 80.000 Menschen, die Mehrheit von ihnen Bergarbeiter, beteiligen sich an der Streikbewegung. Während es in Berlin um den Sturz der Regierung geht, kämpfen die Streikenden im Ruhrgebiet für die Umsetzung des Beschluss des Reichsrätekongresses. Viele der Streikenden stehen teilweise dem Syndikalismus nahe, der um Hamborn eine Hochburg hat. In dieser Situation übernimmt der Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt Essen die Koordination und Leitung. Aus Vertretern von KPD, USPD und SPD wird dazu die so genannte „Neunerkommission“ gebildet. Vorsitzender wird der Landrichter Ernst Reuben (SPD). Neben der Durchsetzung der Sozialisierung geht es der Neunerkommission auch darum, die Kontrolle über die spontan entstandene Bewegung zurückzugewinnen und die befürchtete wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern. In gewisser Weise versteht sich die Gruppe als Stellvertreter für die Reichsleitung, die die Stimmung der Arbeiter nicht kennt und im Revier wegen der Berliner Januarkämpfe nicht handlungsfähig ist. Die Neunerkommission ordnet die Besetzung der Büros des Kohlesyndikats an und beschließt eine Preis- und Lohnkontrolle. Außerdem wird ein Volkskommissar für die Sozialisierung eingesetzt. Die Neunerkommission fordert die Streikenden allerdings auch auf, die Arbeit wieder aufzunehmen. Das Sozialisierungsmodell der Neunerkommission stammt nicht von Anhängern des Syndikalismus. Es weist aber starke syndikalistische Elemente auf, staatssozialistische Vorstellungen sind in diesem Modell nachrangig. Die Bergarbeiter wählen Steigerrevierräte, diese wiederum wählen Zechenräte. Letztere bestehen aus einem technischen und einem kaufmännischen Angestellten sowie drei Belegschaftsmitgliedern. Die nächsthöhere Stufe sind Bergrevierräte. An der Spitze steht der Zentralzechenrat. Zur Wahl der Räte rufen nicht nur der freigewerkschaftliche "Alte Verband", sondern auch die liberalen, christlichen und polnischen Bergarbeiterverbände im Revier auf. Bislang lehnten die Gewerkschaften eine Sozialisierung ab. An eine unmittelbare Verstaatlichung der Zechen ist nicht gedacht, es geht um die Erlangung wirtschaftlicher Kontrollrechte. Julian Marchlewski (KPD), auch als Karski bekannt, formuliert als volkswirtschaftlicher Berater der Neunerkommission: „Die Bergarbeiter sind denn auch bereit, das Joch des Privatkapitals noch eine Zeitlang zu dulden, aber sie bestehen darauf, daß das Recht der Kontrolle, das in ihrem Interesse wie im Interesse der Allgemeinheit absolut notwendig ist, sofort eingeführt werden muss. Dieser Kontrolle und nur dieser Kontrolle sollen die Räte dienen.“ Nach der Einsetzung der Neunerkommission zur Sozialisierung des Bergbaus zur Sozialisierung des Bergbaus gehen die Streiks im Ruhrgebiet unverzüglich zurück.
  • Die Delegierten sämlichter Arbeiter- und Soldatenräte tagen aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Auch Abgesandte der Reichsregierung und Gewerkschaftsvertreter sind an den Verhandlungen beteiligt. Zudem sind Otto Hue, der Vorsitzende des Alten Verbandes, sowie der Unterstaatssekretär des Reichsarbeitsministeriums, Johannes Giesberts (Zentrum), anwesend. Die Delegierten beschließen einstimmig, mit der Sozialisierung des Bergbaus sofort zu beginnen. Daraufhin kehren die meisten Streikenden an die Arbeit zurück.
  • Seit Anfang Dezember 1918 hatte die Antibolschewistische Liga Plakate und Aufrufe an die Berliner Bevölkerung drucken lassen, die dazu aufforderten, die „Rädelsführer“ ausfindig zu machen und den Militärs zu übergeben. Dafür hatte sie eine hohe Belohnung ausgesetzt. Ein in hoher Auflage verbreitetes Flugblatt fordert:

Das Vaterland ist dem Untergang nahe. Rettet es!
Es wird nicht von außen bedroht, sondern von innen: Von der Spartakusgruppe.
Schlagt ihre Führer tot! Tötet Liebknecht!
Dann werdet ihr Frieden, Arbeit und Brot haben. Die Frontsoldaten.

Nach der Niederschlagung des Aufstands müssen die Führer der Spartakisten um ihr Leben fürchten und untertauchen. Nun sucht auch die reguläre Regierung sie als vermeintliche Putschisten, um sie wegen des Umsturzversuchs kurz vor den freien Wahlen zu belangen. Im Berliner Vorwärts erscheint ein Gedicht von Artur Zickler, das mit den Zeilen endet:

„Viel Hundert Tote in einer Reih’ –
Proletarier!
Karl, Rosa, Radek und Kumpanei –
es ist keiner dabei, es ist keiner dabei!
Proletarier!“

14.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der Redakteur der kürzlich gegründeten "Volkswehr-Zeitung für die Soldaten der deutschen Republik" und Schwiegersohn Philipp Scheidemanns, Fritz Henck, versichert öffentlich in Berlin, die Anführer des Aufstands werden „nicht ungeschoren davonkommen“. Schon in wenigen Tagen werde sich zeigen, „dass auch mit ihnen Ernst gemacht wird.“ Henck ist Mitdlied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er wurde 1868 in Rostock geboren. Nach dem Volksschulabschluss absolvierte er ein Zimmererlehre, arbeitete bis 1900 in diesem Beruf und war seit 1895 Vorsitzender der Filiale des Zimmererverbandes in Rostock. Von 1900 bis 1903 war er zunächst als Expedient, von 1903 bis 1905 dann als Redakteur bei der Mecklenburgischen Volkszeitung tätig. Von Oktober 1905 bis 1918 wirkte er als Arbeitersekretär in Rostock.

15.01.1919
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Der Vorsitzende der KPD, Karl Liebknecht, wird ermordet
Die Vorsitzende der KPD, Rosa Luxemburg, wird ermordet
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden die beiden bekanntesten Führer der Spartakisten durch Angehörige der Garde-Schützen-Kavallerie-Division gefangen genommen und ermordet. Am Abend werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in der Wohnung eines Freundes, Dr. Markussohn, in Berlin-Wilmersdorf von der Wilmersdorfer Bürgerwehr entdeckt, verhaftet und in das Eden-Hotel gebracht. Ihr Aufenthaltsort ist wahrscheinlich durch die von dem Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen Gustav Noske befohlene Telefonüberwachung bekannt geworden. Der Chef der Brigade, Offizier Waldemar Pabst, lässt die Gefangenen stundenlang verhören und misshandeln. Ein weiterer verhafteter KPD-Führer, Wilhelm Pieck, wird Zeuge dieser Misshandlungen sowie von Telefonaten; eines davon führt Pabst wahrscheinlich mit der Reichskanzlei. Die geplante Ermordung der Politiker soll wie ein Attentat aussehen. Der Soldat Otto Runge (* 1875) versetzt aus der Menge heraus Rosa Luxemburg beim Abtransport vom Hotel einen schweren Kolbenschlag. Bereits bewusstlos, wird sie dann unterwegs im Wagen von Leutnant zur See Hermann Souchon mit einem aufgesetzten Schläfenschuss erschossen. Die Tote wird in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Liebknecht wird kurz nach Rosa Luxemburg ebenfalls vom Hotel abtransportiert und fast bewusstlos geschlagen; er wird gezwungen, unterwegs auszusteigen und wird dann als „Flüchtender“ von hinten erschossen. Der Tote wird einer Berliner Polizeistation als „unbekannte Leiche“ übergeben. Wilhelm Pieck erreicht, dass er in ein Gefängnis verlegt werden soll; auf dem Weg dorthin gelingt ihm die Flucht. Nach der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg schreibt der USPD-Vorsitzende Hugo Haase an seine Kusine: "Über die Zustände in Berlin kannst Du Dir keine Vorstellung machen. Der weiße Terror wütet wie nur je unter dem zaristischen Regime... Die Landsberg, Ebert, Scheidemann, die sich als Hüter der Gesetzlichkeit aufspielen, lassen die Soldateska, die sie aus den alten Offiziers- und Unteroffizierselementen und Bourgeois-Söhnchen zusammengesetzt und verhetzt haben, schalten." Die Morde des 15. Januar lösen im ganzen Deutschen Reich schwere Unruhen und Aufstände aus. Dagegen und gegen die Räterepubliken in einigen deutschen Großstädten setzt Gustav Noske die Freikorps und Reichswehrverbände ein, die alle derartigen Umsturzversuche gewaltsam niederschlagen sollen.

16.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Berliner Presse stellte die Morde an die kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg folgenderweise dar: Liebknecht sei auf der Flucht erschossen, Luxemburg von einer aufgebrachten Menge gelyncht worden. Basis dieser Darstellung ist ein Schriftstück, das der Leiter der Garde-Schützen-Kavallerie-Division Pabst am Abend der Morde verfasste und als amtlichen Bericht seiner Division herausgeben ließ. Nach dem Bekanntwerden beruft die Restregierung eine Sondersitzung ein; dort zeigt sich der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert betroffen über die Morde an seinen jahrzehntelangen Parteigenossen. Verantwortliche der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) fürchten eine Ausweitung der Aufstände im Reich als Folge der Morde.


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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Die Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Sachsen verlassen den Arbeiter- und Soldatenrat.

17.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Damit die Beschlüsse der "Neunerkommission" des Ruhrgebietes vom 13. Januar von der Reichsregierung anerkannt werden können, reist eine Delegation zu Verhandlungen nach Berlin. Der Rat der Volksbeauftragten erfüllt die konkreten Forderungen des Arbeiterrates nicht. Stattdessen bekennt er sich in einer abstrakten Form zur „gesetzlichen Regelung einer umfassenden Beeinflussung des gesamten Kohlebergbaus durch das Reich“ und zur „Festlegung der Beteiligung der Volksgesamtheit an den Erträgen – Sozialisierung.“ Des Weiteren ernennt die Reichsregierung neben der bestehenden Sozialisierungskommission drei Sozialisierungskommissare für das Revier: Bergrat Röhrig, den Generaldirektor der Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG Albert Vögler sowie Otto Hue. Zugestanden wird zwar auch die Wahl von Räten, allerdings ohne die von der Neunerkommission vorgesehenen weitreichenden Kontrollrechte. Die Neunerkommission akzeptiert nur Teile der Regierungsmaßnahmen. So verzichtet sie auf die Ernennung eines Volkskommissars, gleichzeitig besteht sie auf ihrer eigenen Anerkennung und fordert die Anerkennung des wirtschaftlichen Rätesystems bis zum 15. Februar.

18.01.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Woodrow T. Wilson, Präsident der USA
Georges Clemenceau, Ministerpräsident Frankreichs
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

In Paris beginnt eine Friedenskonferenz zwischen dem Deutschen Reich und 31 seiner ehemaligen Kriegsgegner. Prominenteste Vertreter sind der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Woodrow Wilson und der Ministerpräsident des Vereinigten Königreiches, Lloyd George sowie der französische Gastgeber Georges Clemenceau. Auf deutscher Seite leitet der von Friedrich Ebert beauftragte Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Hermann Müller die Verhandlungen. Hier die Liste der Leiter der einzelnen Delegationen sowie die Namen von prominenten weiteren Delegierten:

  • USA - Präsident Woodrow Wilson, Staatssekretär Robert Lansing
  • Großbritannien - Ministerpräsident David Lloyd George, Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten Arthur James Balfour
  • Kanada - Justizminister Charles Joseph Doherty, Zollminister Arthur Lewis Sifton
  • Australien - Ministerpräsident und Justizminister William Morris Hughes und Marineminister Sir Joseph Cook
  • Südafrikanische Union - Ministerpräsident General Louis Botha und Verteidigungsminister Jan Christiaan Smuts
  • Neuseeland - Ministerpräsident William Ferguson Massey
  • Indien - Maharadscha Generalmajor Sir Ganga Singh Bahadur, Staatssekretär Edwin Samuel Montagu
  • Frankreich - Ministerpräsident und Kriegsminister Georges Clemenceau und Minister für Auswärtige Angelegenheiten Stephen Pichon
  • Italien - Abgeordneter Baron S. Sonnino und Senator und Botschafter des Königs Marquis G. Imperiali
  • Japan - Ehemaliger Präsident des Ministerrates Marquis Saionzi und Ehemaliger Minister für Auswärtige Angelegenheiten Baron Makino
  • Belgien - Minister für Auswärtige Angelegenheiten Paul Hymans und Justiz- und Staatsminister Emile Vandervelde
  • Bolivien - Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Ismael Montes
  • Brasilien - Ehemaliger Finanzminister und Abgeordneter Joao Pandiá Calogeras und Professor für Völkerrecht Rodrigo Octavio des L. Menezes
  • China - Minister für Auswärtige Angelegenheiten Lou Tseng-Tsiang und Ehemaliger Minister für Ackerbau und Handel Chenting Thomas Wang
  • Kuba - Dekan der juristischen Fakultät und Präsident der kubanischen Gesellschaft für Völkerrecht Antonio Sanchez de Bustamante
  • Ecuador - Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Enrique Dorn y de Alsúa
  • Griechenland - Präsident des Ministerrates Eleftherios Venisélos und Minister für Auswärtige Angelegenheiten Nicolas Politis
  • Guatemala - Ehemaliger Staatsminister und außerordentlicher Gesandter Joaquin Méndez
  • Haiti - Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Tertullien Guilbaud
  • Hedscha - Rustem Haidar und Abdul Hadi Aouni
  • Honduras - Ehemaliger Präsident, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Dr. Policarpo Bonilla
  • Liberia - Staatssekretär Charles Dunbar Burgess King
  • Nicaragua - Präsident der Abgeordnetenkammer Salvador Chamorro
  • Panama - Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Antonio Burgos
  • Peru - Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Carlos G. Candamo
  • Polen - Präsident des Ministerrates und Minister für Auswärtige Angelegenheiten Ignaz Paderewski und Präsident des polnischen Nationalkomitees Roman Dmowski
  • Portugal - Ehemaliger Präsident des Ministerrates Dr. Affonso Augusto da Costa und Ehemaliger Minister für Auswärtige Angelegenheiten Dr. Augusto Luiz Vieira Soares
  • Rumänien - Präsident des Ministerrates und Minister für Auswärtige Angelegenheiten Jon Bratiano und Kommandierender General und ehemaliger Präsident des Ministerrates Constantin Coanda
  • Slowaken, Kroaten und Serben - Früherer Präsident des Ministerrates Nicolas Paschitsch und Minister für Auswärtige Angelegenheiten Anti Trumbic
  • Siam - Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Fürst Charoon und Unterstaatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten Fürst Traidos Prabandhu
  • Tschecho-Slowakei - Präsident des Ministerrates Karel Kramár und Minister für Auswärtige Angelegenheiten Eduard Benes
  • Uruguay - Minister für Auswärtige Angelegenheiten Juan Antonio Buero
  • Deutschland - Ehemaliger Vorsitzender des Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik Hermann Müller und designierter Reichsminister für Verkehr und Kolonien Dr. Johannes Bell
  • Völkerbund (zukünftig) - Designierter Generalsekretär Sir James Eric Drummond (Großbritannien)

Das Datum des Beginns der Konferenz ist nicht zufällig gewählt: Es fällt auf den Jahrestag der deutschen Reichsgründung zu Versailles im Jahre 1871. In demselben Spiegelsaal des Schlosses von Versailles, in dem der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser proklamiert wurde, soll nun die Vertragsunterzeichnung mit Deutschland stattfinden. Die Vorstellungen Wilsons aus seinem 14-Punkte-Programm, insbesondere das Selbstbestimmungsrecht der Völker, werden – wie im Falle Südtirols – teilweise massiv missachtet werden. Große nationale Minderheiten in den neu entstandenen Nationalstaaten Osteuropas stellen eine schwere Belastung für die angestrebte Friedensordnung dar und könnten sich als Auslöser weiterer Kriege erweisen. Auch mit seinen Vorstellungen über die Freiheit der Meere möchte sich Wilson durchsetzen, da der US-Senat die Verträge ratifizieren muss, bevor der US-Präsident unterschreiben darf.

19.01.1919
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Deutsches Reich

Die bürgerkriegsähnlichen Zusammenstöße belasten die junge "Weimarer Republik" von ihrer Gründung an schwer. Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung ist die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hat die Bildung einer verfassunggebenden Nationalversammlung zum Ziel. Auch soll der Rat der Volksbeauftragten durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie ist die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht und die erste, in der Frauen das Wahlrecht haben. Da auch das Wahlalter von 25 auf 20 Jahre gesenkt wurde, steigt die Zahl der Wahlberechtigten um etwa 20 Millionen Menschen an. Im Vorfeld bildeten sich vor allem im bürgerlichen Lager aus den alten Parteien neue politische Gruppierungen, ohne dass sich am Parteienspektrum selbst etwas Gravierendes änderte. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) geht zwar als stärkste Kraft aus den Wahlen hervor, ohne absolute Mehrheit ist sie jedoch auf Koalitionspartner angewiesen. Zusammen mit der Zentrumspartei und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wird sie die in der Folge so genannte Weimarer Koalition bilden. Die Linke verfehlt insgesamt die absolute Mehrheit. In Koalitionsverhandlungen treten nun die Parteivorsitzenden Hermann Müller (SPD), Adolf Gröber (Z) und Friedrich von Payer (DDP). Diese drei Parteien stellen mit 329 gewonnenen Mandaten gemeinsam drei Viertel der Abgeordneten.

Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung 1919
Rang Partei Stimmen in % Änderung Sitze Änderung
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 11.509.048 37,9 % + 3,1 % 163 + 53
2 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 5.980.216 19,7 % + 3,3 % 91 0
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 5.641.825 18,6 % + 18,6 % 75 + 75
4 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 3.121.479 10,3 % - 15,6 % 44 - 43
5 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 2.317.290 7,6 % + 7,6 % 22 + 22
6 Deutsche Volkspartei (DVP) 1.345.638 4,4 % - 7,9 % 19 - 23
7 Bayerischer Bauernbund 275.125 0,9 % - 1,0 % 4 - 3
8 Deutsch-Hannoversche Partei 77.226 0,3 % - 0,4 % 1 - 4
9 Schleswig-Holsteinische Bauern- und Landarbeiter-Demokratie 57.913 0,2 % + 0,2 % 1 + 1
10 Braunschweigischer Landeswahlverband 56.858 0,2 % + 0,2 % 1 + 1
11 Mecklenburgischer Dorfbund 10.891 0,0 % - 0 0
12 Deutsche Beamten-, Angestellten- und Mittelstandspartei 3.503 0,0 % - 0 0
13 Christlich-Soziale Partei 664 0,0 % - 0 0
14 Mittelstandspartei 640 0,0 % - 0 0
15 Deutsche Sozialaristokratie (Bund der Freien Deutschlands) 279 0,0 % - 0 0
16 Demokratische Mittelstandspartei 208 0,0 % - 0 0
17 Soziale Reformpartei 45 0,0 % - 0 0
ungültige Stimmen 124.562 0,4 % 0
gültige Stimmen 30.400.286 421 + 24
Wahlberechtigte 36.766.500
Wahlbeteiligung 83,02 % - 1,5 %

Die Wahl von zwei Abgeordneten durch die noch im Osten stehenden Truppenverbände steht noch aus; die Auszählung dieser Stimmen kann erst am 2. Februar 1919 vorgenommen werden. Gemäß eines Erlasses der Reichsregierung erhalten die Soldatenräte Funktionen in Fürsorge-, Beschwerde- und Disziplinarfragen, während die Befehlsgewalt bei den militärischen Führern verbleibt. Das Oberkommando erhält der Rat der Volksbeauftragten, der die Ausübung an den preußischen Kriegsminister Reinhardt überträgt. Die Oberste Heeresleitung existiert weiter und wird dem preußischen Kriegsministerium unterstellt. Bis zur Wahl eines Reichspräsidenten durch die Nationalversammlung soll der Rat der Volksbeauftragten seine Regierung noch fortsetzen.

19.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Gemäß eines Erlasses der Reichsregierung erhalten die Soldatenräte Funktionen in Fürsorge-, Beschwerde- und Disziplinarfragen, während die Befehlsgewalt bei den militärischen Führern verbleibt. Das Oberkommando erhält der Rat der Volksbeauftragten, der die Ausübung an den preußischen Kriegsminister und General der Infanterie Walther Reinhardt überträgt. Die Oberste Heeresleitung existiert weiter und wird dem preußischen Kriegsministerium unterstellt. Reinhardt ist Träger des Eisernen Kreuzes II. und I. Klasse.

22.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

In Sachsen wird eine reine SPD-"Volksregierung Gradnauer" als "Rat der Volksbeauftragten" gebildet:

  • Vorsitzender, Außen- und Innenminister: Dr. Georg Gradnauer (SPD)
    Der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten von Sachsen, Dr. Georg Gradnauer
  • Minister für Arbeit und Wohlfahrt: Max (Wilhelm August) Heldt (SPD)
  • Wirtschaftsminister: Albert Schwarz (SPD)
  • Finanzminister: (August) Emil Nitzsche (SPD)
  • Kultusminister: (Johann) Wilhelm Buck (SPD)
  • Justizminister: Dr. Rudolf Harnisch (SPD)
  • Minister für Militärwesen: Gustav Neuring (SPD)
23.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Auf einer gemeinsamen Sitzung von Zentralrat und preußischer Regierung wenden sich der preußische Finanzminister Albert Südekum (SPD), Landwirtschaftsminister Otto Braun (SPD) und Wissenschaftsminister Konrad Haenisch (SPD) gegen eine Zerschlagung Preußens.

25.01.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Die Alliierten beschließen auf der Pariser Friedenskonferenz die Gründung des Völkerbunds, der den Mitgliedsstaaten territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit sichern soll. Alle ehemaligen Feindmächte bleiben vorerst vom Beitritt ausgeschlossen.

25.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich

Die zweite Konferenz der Regierungen der deutschen Einzelstaaten führt im Ergebnis zur Konstituierung eines provisorischen Staatenhauses, wie es ursprünglich im Deutschen Bund in der Verfassung des deutschen Reiches vom 28. März 1849 vorgesehen war.

25.01.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Gotha

Wilhelm Bock (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands USPD) scheidet aus dem Rat der Volksbeauftragten von Gotha aus; Nachfolger wird sein Parteigenosse Albin Tenner.

26.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Das Ergebnis der Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Preußen wird veröffentlicht. Wie auch im gesamten Reich wurden hier die Sozialdemokraten stärkste Kraft vor dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP):

Ergebnis der Wahl zur verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung 1919
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 6.278.291 36,4 % 145
2 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 3.834.953 22,2 % 93
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 2.796.359 16,2 % 65
4 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 1.936.939 11,2 % 48
5 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 1.280.803 7,4 % 24
6 Deutsche Volkspartei (DVP) 981.665 5,7 % 23
7 Deutsch-Hannoversche Partei 84.975 0,5 % 2
8 Schleswig-Holsteinische Bauern- und Landarbeiter-Demokratie 61.565 0,4 % 1
9 Christlich-Soziale Partei 1.211 0,0 % -
10 Evangelische Volkspartei 552 0,0 % -
11 Soziale Reformpartei 31 0,0 % -
ungültige Stimmen 0,4 %
gültige Stimmen 17.257.344 99,6 % 401
Wahlbeteiligung 74,8 %
26.01.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg

Auch in Sachsen-Altenburg findet eine Landtagswahl statt. Stärkste Partei wird die Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die die absolute Mehrheit erhält; gemeinsam mit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) kann sie 34 der 40 Sitze erobern. Das Ergebnis:

Ergebnis der Landtagswahl in Sachsen-Altenburg
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 58.979 58,6 % 24
2 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 24.820 24,6 % 10
3 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 16.940 16,8 % 6
ungültige Stimmen ?
gültige Stimmen 100.739 40
Wahlbeteiligung 80,2 %
29.01.1919
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Franz Mehring (KPD)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Tod des Politikers und Historikers Franz Mehring in Berlin. Franz Mehring (* 27. Februar 1846 in Schlawe in Pommern; † 28. Januar 1919 in Berlin) war ein deutscher Publizist und Politiker. Er gilt zugleich als einer der führenden marxistischen Historiker. Franz Mehring war Sohn eines ehemaligen Offiziers und höheren Steuerbeamten. Er besuchte das Gymnasium in Greifenberg und studierte von 1866 bis 1870 Klassische Philologie in Leipzig und Berlin. In Leipzig gehörte er zeitweise der Leipziger Burschenschaft Dresdensia an. Politisch war er zunächst bürgerlicher Demokrat. Seit 1870 arbeitete er für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen und verfasste über mehrere Jahre Leitartikel für die Wochenzeitschrift Die Neue Zeit. 1868 wechselte er zum weiteren Studium nach Berlin und arbeitete in der Redaktion der bürgerlich-demokratischen Tageszeitung Die Zukunft. Im Jahr 1882 promovierte Mehring schließlich zum Dr. phil. in Leipzig. Bereits 1867 traf Mehring in Berlin auf August Bebel und Wilhelm Liebknecht, ohne dass dies zunächst Folgen für seinen politischen Standpunkt gehabt hätte. Vielmehr wandte er sich unter dem Eindruck des Krieges von 1870/71 vorübergehend von den Demokraten ab und dem nationalliberalen Lager zu. In den folgenden Jahren kehrte er jedoch zu seinen demokratischen Positionen zurück. 1871 bis 1874 berichtete er für das „Oldenberg’sche Korrespondenzbüro“ über Reichstags- und Landtagssitzungen und wurde zu einem bekannten Parlamentsreporter. Er arbeitet für die Frankfurter Zeitung und Die Waage, eine Zeitung des Demokraten Leopold Sonnemann, der für einen Ausgleich zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung eintrat. Außerdem arbeitete er für die Weser-Zeitung (1878-1884), sowie die Demokratischen Blätter (1883/84). In politischen Auseinandersetzungen fühlte er sich schnell persönlich angegriffen. Deshalb verließ er nach einem Streit mit Sonnemann Die Waage. Zeitweise trat Mehring bereits für die Ziele der Arbeiterbewegung ein, wobei er zunächst den Ansichten von Ferdinand Lassalle zuneigte. Kurzfristig distanzierte er sich um 1878 wieder von der Sozialdemokratie. Allerdings las er um 1880 intensiv die Schriften von Karl Marx und wurde davon stark beeinflusst. Die Kritik an den Sozialistengesetzen und die Überzeugung, dass Bismarcks Sozialgesetzgebung keine grundlegende Lösung der Sozialen Frage bringen würde, führten zu einer Wiederannäherung an die Sozialdemokratie. So wurde Mehring 1884 zunächst Mitarbeiter und ab 1889 Chefredakteur der liberalen Berliner Volks-Zeitung, einem Sprachrohr entschiedener Gegner der Sozialistengesetze im bürgerlichen Lager. In dieser Zeit entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis zu Bebel und Liebknecht. Aus persönlichen Gründen kommt es 1890 zum endgültigen Bruch mit der bürgerlichen Presse. Im Jahr 1891 trat Mehring der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei. In der Folgezeit arbeitete er für verschiedene sozialdemokratische Blätter. In den Jahren 1891 bis 1913 schrieb er für Die Neue Zeit, die damals wichtigste theoretische Zeitschrift der SPD. Von 1902 bis 1907 war Mehring Chefredakteur der sozialdemokratischen Leipziger Volkszeitung. Bis 1913 blieb er weiter Mitarbeiter des Blattes. Außerdem publizierte er im Vorwärts und anderen sozialdemokratischen Blättern. In den Jahren 1913/14 war er Mitherausgeber der Sozialdemokratischen Korrespondenz. Neben der publizistischen Tätigkeit lehrte Mehring von 1906 bis 1911 an der zentralen Parteischule der SPD. Daneben war er von 1892 bis 1895 Leiter des Vereins der Freien Volksbühne in Berlin. 1917/1918 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. In den innerparteilichen Grundsatzdebatten vor dem ersten Weltkrieg, bei dem etwa Eduard Bernstein und der neue Parteivorsitzende Friedrich Ebert revisionistische reformorientierte Positionen vertraten, beharrte Mehring ähnlich wie Karl Liebknecht auf den traditionellen Vorstellung vom Klassenkampf. Obwohl er bürgerlicher Herkunft war und erst spät zur Arbeiterbewegung gestoßen war, wurde Mehring somit zu einem der entschiedensten Verteidiger der revolutionären Intentionen des Marxschen Werkes. Während des Ersten Weltkrieges distanzierte er sich aufgrund der Burgfriedenspolitik und der Zustimmung der Partei zum Weltkrieg weiter von der SPD. Dies führte letztlich zur Spaltung der Partei, Mehring gehörte zusammen mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu den führenden Mitgliedern des 1916 gegründeten Spartakusbundes. Im Jahr 1915 war Mehring Mitherausgeber der Zeitschrift "Die Internationale". Seit 1917 war der Spartakusbund als Fraktion in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) organisiert, die für eine sofortige Beendigung des Krieges eintrat. Nach der Novemberrevolution differenzierte sich das politische Spektrum weiter aus, die USPD zerfiel. Mehring blieb dem Spartakus treu und war Ende 1918 entscheidend an der Vorbereitung des Gründungsparteitages der KPD beteiligt, welche die Arbeit des Spartakusbundes fortführte. Mehrings Bedeutung liegt weniger in seinem konkreten politischen Handeln, sondern in seinen zahlreichen Schriften insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Dazu zählt etwa die zweibändige Geschichte der deutschen Sozialdemokratie (1898). Seine 1910/11 erschienene Deutsche Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bediente sich der von Marx und Engels begründeten Methode des historischen Materialismus. Mehring war einer der ersten Historiker, der die marxistische Theorie konsequent auf die Geschichtswissenschaft anwandte. Kurz vor seinem Tode veröffentlichte er im Jahr 1918 die erste und bis heute einflussreiche Biographie über Karl Marx.

30.01.1919
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Deutsches Reich

Zum letzten Mal tritt der Bundesrat des Deutschen Reiches zusammen.

30.01.1919
(Fortsetzung)
Frankreich.gif Deutsches Reich.gif Baden.gif
Französische Republik Deutsches Reich / Freistaat Baden

Französische Truppen unter dem Kommando des ihres Militärgouverneurs General André Hirschauer kommen über die Rheinbrücke und nehmen die badische Stadt Kehl ein, die direkt gegenüber von Strasbourg liegt. General Hirschauer verhängt unverzüglich Verordnungen, die das zivile Leben in der Stadt regeln sollen. Es kommt in der Stadt zu Einschränkungen beim Post- und beim Warenverkehr, zu Ausgangssperren, Reiseverboten und zu Ein- und Ausreiseverboten. Außerdem werden viele Häuser und Wohnungen von den Besatzungstruppen beschlagnahmt. Die französischen Militärbehörden bekämpfen jede Form von Widerstand gegen die Zwangsräumungen mit Verhaftungen und Kriegsgerichtsverfahren und verhängen hier Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr oder auch Geldstrafen bis zu 1000 Francs. Zur Abschreckung der Bevölkerung sollen die Verhafteten mit Namen und dem vorgeworfenen Delikt in der Lokalzeitung und mit einem Aushang veröffentlicht werden. Die Kosten für die Besetzung der Stadt und den Unterhalt der Truppen wird vollständig der deutschen Regierung in Berlin auferlegt. Die Besetzung Kehls, der Rheinbrücke und des Hafens ist auch für die badische Regierung ein schwerer politischer Einschnitt. Auch Breisach und Rheinau werden zeitweilig von französischen Truppen besetzt.

01.02.1919
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Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Z)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der 53 Jahre alte Kölner Oberbürgermeister und Jurist Konrad Adenauer, der der katholischen Zentrumspartei angehört, will die Gründung einer selbständigen "Westdeutschen Republik" vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung des Rheinlands vom Reich ein. Adenauer wirde am 18. September 1917 zum jüngsten Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt; das Amt wurde ihm einen Monat später offiziell durch einen Erlass des Königs von Preußen übertragen. Im Februar 1918 wurde er auf Lebenszeit in das Preußische Herrenhaus berufen, welches allerdings infolge der Novemberrevolution im gleichen Jahr abgeschafft wurde. Im Weltkrieg zeigte Adenauer Weitblick dadurch, dass er – vor vielen anderen – den Krieg frühzeitig als verloren ansah und damit begann, Nahrungsmittel zu horten. Nach dem Krieg setzte er durch, dass aus dem alten preußischen Festungsring um die Stadt Köln herum ein Grüngürtel wurde – eine ungewöhnliche Neuerung.

Februar 1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Seit Februar firmiert das Berliner Freikorps, das unter der Bezeichnung "Brigade Reinhard" bekannt wurde, offiziell als 2. Garde-Infanterie-Brigade oder auch als "Brigade Reinhard".

Anfang Februar 1919
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Deutsches Reich

Die Parteien im Reich ringen um eine Regierungsbildung. Aus der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar ging die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) mit 37,9 Prozent als stärkste Partei hervor. Die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) kamen auf 7,6 Prozent der Stimmen. Die stärkste bürgerliche Partei war die Deutsche Demokratische Partei (DDP) mit 18,5 Prozent, Zentrum und Bayerische Volkspartei kamen zusammen auf 19,7 Prozent. Die rechtsnationalen Parteien Deutsche Nationale Volkspartei (DNVP) kam auf 10,3 Prozent und die Deutsche Volkspartei (DVP) auf nur 4,4 Prozent. Gegen die SPD ist eine Regierungsbildung wohl kaum denkbar. Aber anders als von den einen gehofft und von den anderen befürchtet, ist eine sozialistische Mehrheitsregierung nicht möglich. Eine sozialistische Minderheitsregierung Ist aber denkbar unrealistisch. Diese würde unter ständigem Druck der bürgerlichen Opposition stehen, und zudem sind die Gegensätze zwischen SPD und USPD zu groß. Denkbar wäre auch eine Minderheitsregierung von SPD und DDP. Aber da die Demokraten befürchten, von dem stärkeren Partner dominiert zu werden, lehnen sie diese Möglichkeit ab und bringen das Zentrum als dritten Koalitionspartner mit ins Spiel. Diese "Weimarer Koalition" bedeutet die Neuauflage der Zusammenarbeit im letzten Reichskabinett des Prinzen von Baden aus dem Oktober 1918. Die SPD macht zur Bedingung, dass die Koalitionspartner „die rückhaltlose Anerkennung der republikanischen Staatsform, eine Finanzpolitik mit scharfer Heranziehung von Vermögen und Besitz und tiefgreifende Sozialpolitik und Sozialisierung der hierzu geeigneten Betriebe“ werden. Mit der DDP ist die SPD schnell einig geworden; im Zentrum gibt es durchaus Stimmen, die eine Koalition mit der SPD ablehnen. Vor allem Matthias Erzberger gelingt es jedoch, eine Mehrheit für die Beteiligung in der Zentrumsfraktion zu organisieren.

02.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Bei den im Osten stehenden Truppenverbänden findet eine Nachwahl zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung statt. Zwei Sitze sind zu vergeben. Das Ergebnis:

Ergebnis der Nachwahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung 1919 (der im Osten stehenden Truppenverbände)
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 7.804 60,0 % 2
2 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 1.945 15,0 % -
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 1.681 12,9 % -
4 Parteilose Liste 1.389 10,7 % -
5 Deutsche Volkspartei (DVP) 74 0,6 % -
6 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 62 0,5 % -
7 Zentrum / Christliche Volkspartei (Z) 43 0,3 % -
ungültige Stimmen 390 2,9 %
gültige Stimmen 12.998 2
Wahlbeteiligung 97,1 %
02.02.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Nachdem bereits am 12. Januar in der Pfalz die Wahl zum 1. Bayerischen Landtag vollzogen wurde, wird heute auch im restlichen Freistaat die Bevölkerung zur Stimmabgabe aufgefordert. Das Ergebnis:

Ergebnis der Wahl zum 1. Bayerischen Landtag
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Bayerische Volkspartei (BVP) 1.193.101 35,0 % 66
2 Sozialdemokratische Partei Bayerns (Pfalz: Sozialdemokratische Partei) 1.124.584 33,0 % 61
3 Deutsche Volkspartei (DVP) (Pfalz: Deutsche Demokratische Partei DDP) 477.992 14,0 % 25
4 Bayerischer Bauernbund (BBB) 310.165 9,1 % 16
5 Nationalliberale Partei in Bayern und Bayerische Mittelpartei (Pfalz: Deutsche Volkspartei der Pfalz) 196.818 5,8 % 9
6 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 86.254 2,5 % 3
7 Bund der Berufs-Unteroffiziere Bayerns 15.582 0,5 % -
8 Mittelstandspartei 2.269 0,1 % -
9 Demokratisch-sozialistische Bürgerpartei 1.350 0,0 % -
10 "Matthias Dippold" (Sozialdemokratische Partei) 865 0,0 % -
11 "Gerechtigkeit erhöhet ein Volk" 403 0,0 % -
12 Bayerische Volkspartei Bezirksamt Nördlingen 157 0,0 % -
13 Bayerischer Bauernbund Bezirksamt Gerolzhofen 1 0,0 % -
ungültige Stimmen 21.377 0,6 %
gültige Stimmen 3.409.541 99,4 % 180
Wahlbeteiligung 86,3 %
02.02.1919
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif Sachsen 1918-1919.gif
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

In Sachsen findet die Wahl zur Volkskammer statt. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) wird stärkste Partei, die Linke erreicht insgesamt 57,9 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis:

Ergebnis der Wahl Volkskammer des Freistaats Sachsen
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 891.804 41,6 % 42
2 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 490.666 22,9 % 22
3 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 350.069 16,3 % 15
4 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 306.718 14,4 % 13
5 Deutsche Volkspartei (DVP) 84.615 3,9 % 4
6 Christliche Volkspartei 21.823 1,0 % 1
ungültige Stimmen 5.056 0,2 %
gültige Stimmen 2.145.695 99,8 % 97
Wahlbeteiligung ca. 74 %
03.02.1919
Deutsches Reich.gif Polen 1918-1919.gif
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg
Deutsches Reich / Republik Polen

Die Oberste Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Wilhelm Groener übernimmt den Schutz der deutschen Ostgrenze gegen vorrückende polnische Verbände, die Gebiete für Polen annektieren wollen.

04.02.1919
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Gustav Noske (SPD)
Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen

Die am 10. Januar in Bremen ausgerufene Räterepublik, auf der in einer von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) organisierten Massendemonstration Vertreter der KPD, der USPD und der Soldatenräte Bremen zur selbständigen, sozialistischen Republik erklärt hatten, wird auf Befehl des Volksbeauftragten für Heer und Marine, Gustav Noske, durch Regierungstruppen niedergeschlagen, als der Einmarsch der "Division Gerstenberg" die Existenz der "Räterepublik Bremen" beendet; bei Gefechten kommen 81 Menschen ums Leben. Unverzüglich wird eine provisorische Regierung gebildet und der Belagerungszustand wird verhängt.

05.02.1919
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Anläßlich der bevorstehenden konstituierenden Nationalversammlung in Weimar wird der erste deutsche Post- und Verkehrsflug auf der Strecke Berlin-Weimar aufgenommen. Es ist der Beginn der zivilen Luftpost in Deutschland. Zweimal täglich werden von jetzt an Flugzeuge in Berlin-Johannisthal starten, um Postsendungen zum Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar zu transportieren.

06.02.1919
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Wilhelm Pfannkuch (SPD), Alterspräsident des Reichstages
Deutsches Reich

Aus zwei Gründen tagt die konstituierende Nationalversammlung nicht in der Hauptstadt Berlin, sondern im Weimarer Nationaltheater. Zum Einen wegen der politisch unsicheren Lage in Berlin, zum Anderen, um das republikanische Deutschland symbolisch mit den humanistischen, aufklärerischen und klassischen Traditionen der deutschen Kultur zu verbinden. Der sozialdemokratische Parlamentarier und Gewerkschaftler Wilhelm Pfannkuch leitet als 77jähriger Alterspräsident die konstituierenden Nationalversammlung an diesem Tag. Ein wichtiges politisches Ziel des ersten Alterspräsidenten des Deutschen Reiches ist die Wiedervereinigung der zerstrittenen sozialdemokratischen Parteien SPD und USPD.

07.02.1919
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Eduard David (SPD), neuer Präsident der konstituierenden Nationalversammlung Deutschlands
Deutsches Reich

Neuer Präsident der konstituierenden Nationalversammlung wird der Angehörige der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Eduard Heinrich Rudolf David. Zu seinen Vizepräsidenten werden Konstantin Fehrenbach vom Zentrum und Conrad Haußmann von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gewählt. Die Fraktionsvorsitzenden in der neuen Nationalversammlung sind die jeweiligen Vorsitzenden der Parteien:

  • Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Hermann Müller
  • Zentrum (Z): Adolf Gröber
  • Deutsche Demokratische Partei (DDP): Friedrich von Payer
  • Deutsche Nationale Volkspartei (DNVP): Graf Arthur von Posadowsky-Wehner
  • Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Hugo Haase
  • Deutsche Volkspartei (DVP): Rudolf Heinze
09.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Coburg

Bei den Landtagswahlen im Freistaat Coburg erreicht die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 58,6 Prozent gegenüber einer bürgerlichen Einheitsliste. Die SPD gewinnt sieben Mandate, die Deutsche Demokratische Partei (DDP) drei und der Coburger Bauernverein ein Mandat.

10.02.1919
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Deutsches Reich

Gegen die Stimmen der USPD verabschiedet die Nationalversammlung in Weimar das "Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt". Damit erhält die Nationalversammlung die Legislative, der Reichspräsident soll die "Geschäfte des Reiches" führen, der Staatenausschuss als Vertretung der Einzelstaaten fungieren.

11.02.1919
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Friedrich Ebert (SPD)
Deutsches Reich

Philipp Scheidemann, Mitglied der Nationalversammlung für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), möchte seinen Parteivorsitzenden Friedrich Ebert, der das Reichspräsidentenamt anstrebt, zur Übernahme des Reichskanzleramtes bewegen, da er der Überzeugung ist, dass Eberts Stärken eher in der praktischen als in der repräsentativen Tätigkeit liegen. Deshalb kandidiert er gegen Ebert bei der Präsidentenwahl, erhält jedoch nur eine Stimme. Der mit großer Mehrheit gewählte Ebert beauftragt daraufhin seinen bisherigen Co-Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten, Philipp Scheidemann, mit der Regierungsbildung, die zum 13. Februar 1919 erfolgen soll. Friedrich Ebert wurde 1913 nach dem Tode August Bebels neben Hugo Haase zum Vorsitzenden der angesichts des drohenden Krieges zerstrittenen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gewählt. Während des Krieges vertrat er mit großer Härte bis zum Schluss die Politik der „Vaterlandsverteidigung“ und des „Burgfriedens“ und versuchte, die Kriegsgegner um Haase und Karl Liebknecht aus der SPD auszugrenzen. 1918 übernahmen seine Partei sowie die von ihr abgespaltene USPD die Regierungsgeschäfte. Philipp Scheidemann ist einer der herausragenden Protagonisten seiner Partei. Während der Novemberrevolution am 9. November 1918 verkündete er von einem Fenster des Reichstagsgebäudes aus den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches und proklamierte die Deutsche Republik. Nachdem er 96 Tage lang gemeinsam mit Scheidemann der provisorischen Reichsregierung vorstand, wird der Sozialdemokrat Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten gewählt. Der parteilose Ulrich von Brockdorff-Rantzau ist zurzeit einziges Mitglied von Scheidemanns Kabinett, da er bereits am 13. Dezember von Ebert und Scheidemann gemeinsam in das Amt des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes berufen wurde (derzeitige Bezeichnung für das Amt des Außenministers).

Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches
Deutsches Reich.gif Funktion Name, Parteizugehörigkeit Beginn der Amtszeit Tage im Amt
Philipp Scheidemann.jpg
Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
30.12.1918
43
Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Ulrich von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918
60
11.02.1919
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif 50px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Münster kommt es zur Auflösung des als radikal geltenden Soldatenrates für das VII. Armeekorps.

12.02.1919
Deutsches Reich.gif 50px
Leo Jogiches (KPD)
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Leo Jogiches, Rosa Luxemburgs früherer Partner, übernimmt nach ihrem Tod die Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und versucht, die Morde aufzuklären. In einem heute erschienenen Artikel des Parteiblattes "Rote Fahne" gibt er nach eigenen Recherchen die Namen einiger der mutmaßlich Beteiligten bekannt.

13.02.1919
Deutsches Reich.gif
Deutsches Reich

Das Amt des Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten wird umbenannt in "Präsident des Reichsministeriums". Philipp Scheidemann, der bisherige Amtsinhaber, bekleidet das höchste Regierungsamt auch weiterhin. Der bisherige Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und damit Inhaber des höchsten Amtes in dieser Behörde erfährt mit seiner Ernennung zum "Reichsminister des Auswärtigen" ebenfalls eine Änderung der Amtsbezeichnung. Weitere Mitglieder des ersten Kabinetts des Deutschen Reiches werden berufen und von Reichspräsident Friedrich Ebert ernannt. Mit der Ernennung der ersten Reichsregierung der "Weimarer Republik" wird der bisherige "Rat der Volksbeauftragten" aufgelöst. Die Regierung wird aus Angehörigen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und des Zentrums (Z) gebildet. Die Rolle des Oppositionsführers übernimmt Arthur Graf von Posadowsky-Wehner von der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP). In der Nationalversammlung hat die Regierung 330 von 423 Abgeordneten hinter sich. Die Ernennung Scheidemanns ist vollkommen unumstritten. Scheidemann ist ein guter Redner, wenn auch eher konfliktscheu. Er sieht sich im Kabinett als eine Art Moderator, vermittelt bei Streitigkeiten und wird als pragmatisch und undogmatisch angesehen. Im Parlament vertritt er die Grundlinien der Regierung und stellt dabei zumeist das Gemeinsame in den Vordergrund. Es gibt hinsichtlich der sozialdemokratischen Minister eine deutliche personelle Kontinuität zum letzten Rat der Volksbeauftragten. Otto Landsberg wird Justizminister. Gustav Noske, der wohl umstrittenste sozialdemokratische Politiker, war schon im Rat der Volksbeauftragten für Militärfragen zuständig und übernimmt nun das Reichswehrministerium. Rudolf Wissell vom Gewerkschaftsflügel der SPD wird Reichswirtschaftsminister. Problematisch ist, dass er als solcher einen dogmatischen Kurs mit dem Ziel von strukturellen Veränderungen in Richtung Gemeinwirtschaft verfolgt und damit auf erheblichen Widerstand im Kabinett stoßen wird. Auch Gustav Adolf Bauer kommt aus den Gewerkschaften und hat sich als Experte für den Arbeitsschutz hervorgetan. Bereits im Kabinett von Max von Baden leitete er das neue Reichsarbeitsministerium, dem er auch während der Revolution und in der Regierung Scheidemann vorstand. Ähnliches gilt auch für Robert Schmidt, der 1918 Unterstaatssekretär im Reichsernährungsamt war und nun das Reichsernährungsministerium übernimmt. Eduard David galt vor dem Krieg als einer der führenden Köpfe des revisionistischen Flügels der SPD. Er war 1918 Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt und hat zusammen mit Karl Kautsky begonnen, die Kriegsschuldfrage zu untersuchen. Als Minister ohne Portefeuille werden die Friedens- und die Kriegsschuldfrage seine Hauptaufgabengebiete sein. Das Zentrum hat mit Matthias Erzberger, Johannes Bell und Johannes Giesberts drei Minister im Kabinett Scheidemann. Matthias Erzberger kommt aus den christlichen Gewerkschaften und spielte in der Endphase des Krieges als Staatssekretär und Leiter der deutschen Waffenstillstandskommission eine wichtige Rolle. Als Minister ohne Geschäftsbereich wird er weiterhin mit den Friedensverhandlungen betraut und ist darüber hinaus eine der zentralen Figuren des Kabinetts. Bell übernimmt das Reichskolonialministerium und Giesberts das Reichspostministerium. Beide werden aber kaum eine nennenswerte Rolle in der Regierung spielen. Von der DDP gehören Hugo Preuß, Georg Gothein und Eugen Schiffer dem Kabinett an. Preuß war Professor für Staatsrecht und seit November 1918 Staatssekretär im Reichsamt des Inneren. Er war mit dem Entwurf der neuen Reichsverfassung beauftragt und wird im Kabinett Scheidemann Innenminister. Gothein war Handelskammersyndikus gewesen und wird im Kabinett Scheidemann zunächst Minister ohne Geschäftsbereich. Er spielt im Kabinett eine Rolle als liberales, marktwirtschaftliches Gegengewicht zu Wissell. Schiffer gehörte früher den Nationalliberalen an und hatte schon im Kaiserreich Karriere in der Regierung als Staatssekretär des Reichsschatzamtes gemacht. Vor allem als Finanzfachmann und weniger als Parteivertreter wird er ins Kabinett berufen. Obwohl Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau nicht der DDP angehört, wird der Berufsdiplomat dieser Partei zugerechnet. Der alte Außenminister wird auch zum neuen Außenminister berufen. Keiner Partei zugeordnet ist Oberstleutnant Joseph Koeth, als Sachkenner Reichsminister für wirtschaftliche Demobilmachung.

Die aktuelle Regierung des Deutschen Reiches
Deutsches Reich.gif Funktion Name, Parteizugehörigkeit Beginn der Amtszeit Tage im Amt
Philipp Scheidemann.jpg
Präsident der
Reichsregierung
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
30.12.1918
45
Eugen Schiffer.jpg
Stellvertretender Präsident der
Reichsregierung
und Reichsfinanzminister
Eugen Schiffer
(* 1860 Breslau, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
-
Ulrich von Brockdorff-Rantzau.jpg
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Ulrich von Brockdorff-Rantzau
(* 1869 Schleswig, Preußen)
(parteilos)
13.12.1918
62
Hugo Preuß.jpg
Reichsinnenminister
Hugo Preuß
(* 1860 Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
-
Otto Landsberg.jpg
Reichsjustizminister
Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
-
Rudolf Wissell.jpg
Reichswirtschaftsminister
Rudolf Wissell
(* 1869 Göttingen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
-
Robert Schmidt.jpg
Reichsernährungsminister
Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
-
Gustav Bauer.jpg
Reichsarbeitsminister
Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
-
Gustav Noske.jpg
Reichswehrminister
Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
-
Johannes Bell.jpg
Reichsverkehrsminister
und Reichsminister für Kolonien
Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919
-
Johannes Giesberts.jpg
Reichspostminister
Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919
-
Eduard David.jpg
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
-
Matthias Erzberger.jpg
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Zentrum
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
13.02.1919
-
Georg Gothein.jpg
Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Georg Gothein
(* 1857 Neumarkt, Schlesien, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
13.02.1919
-

In verfassungsrechtlicher Hinsicht unterscheidet sich die Regierung von ihren Vorgängern und Nachfolgern. Sie wird nach dem Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt gebildet. Viele Bestimmungen darin sind nicht klar formuliert. Ein großer Unterschied zu den Vorgänger- und Nachfolgekabinetten wird darin bestehen, dass es sich um ein reines Kollegialorgan handelt. Der Ministerpräsident hat keinerlei herausgehobenen Kompetenzen. Tatsächlich wird sein Amt nicht einmal im Gesetz erwähnt. Die relativ konfliktfreie Arbeit der Koalitionsregierung wird von späteren Historikern der eher moderierenden als wirklich führenden Amtsführung Scheidemanns zugeschrieben werden. Solche Einschätzungen werden bisweilen als Anzeichen von Führungsschwäche und mangelndem Durchsetzungswillen gedeutet. Gustav Noske, der als Reichswehrminister an der Regierung beteiligt ist, beschreibt das Regierungshandeln als Ausdruck der demokratischen Gesinnung der sozialdemokratischen Führer, denen „der Gedanke der Vergewaltigung anders Denkender verbrecherisch erschien“. Aus Respekt vor dem Wahlergebnis, nach dem es nun keine sozialdemokratische Mehrheit mehr gab, sei man in den Koalitionsregierungen gegenüber den bürgerlichen Kollegen „niemals vergewaltigend“ aufgetreten. Das Durchschnittsalter des ersten Reichskabinetts einschließlich des Ministerpräsidenten beträgt 62 Jahre. Ältester Minister ist der Reichsminister ohne Geschäftsbereich Georg Gothein mit 65 Jahren, jüngster Minister ist der Reichsarbeitsminister Gustav Bauer mit 48 Jahren. Von den 14 Angehörigen des Kabinetts wurden 13 in Preußen geboren; einzig Matthias Erzberger kommt aus dem Königreich Württemberg. Sieben Minister einschließlich des Ministerpräsidenten sind Sozialdemokraten und jeweils drei gehören zur DDP und zum Zentrum.

14.02.1919
Deutsches Reich.gif
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg
Deutsches Reich

Der 72 Jahre alte Chef der Obersten Heeresleitung Generalfeldmarschall Paul von Beneckendorff und von Hindenburg erlässt einen Appell "An Deutschlands Söhne" und ruft zur freiwilligen Meldung für den Ostschutz auf. Freiwillige sollen in Schlesien und in Westpreußen gegen polnische Verbände kämpfen, die die umstrittenen Gebiete für Polen beanspruchen. Im Baltikum kämpfen deutsche Freikorps und Freiwillige gegen sowjetrussische Truppen. Von Hindenburg ist gebürtiger Posener.

14.02.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Nach blutigen Kämpfen besetzt das Freikorps Lichtschlag den Ort Hervest-Dorsten. Außerdem fordern Vertreter der Arbeiter- und Soldatenräte die Wiedereinsetzung des Soldatenrates in Münster und stellen der Regierung ein Ultimatum bis zum 17. Februar.

16.02.1919
50px Belgien.gif Bolivien.gif Brasilien 1889-1960.gif 50px Australien.gif Südafrikanische Union 1912-1928.gif Neuseeland.gif China 1917-1928.gif Kuba.gif Ecuador.gif Frankreich.gif 50px Guatemala 1900-1968.gif Haiti.gif Hedschas 1917-1920.gif Honduras 1838-1949.gif 50px Japan.gif Liberia.gif Nicaragua 1857-1971.gif Panama.gif Peru.gif Polen 1918-1919.gif 50px Rumänien 1866-1948.gif 50px Thailand.gif 50px Uruguay.gif Deutsches Reich.gif
Vereinigte Staaten von Amerika / Königreich Belgien / Republik Bolivien / Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Dominion Kanada / Australischer Bund / Südafrikanische Union / Dominion Neuseeland / Kaiserreich Indien / Republik China / Republik Kuba / Republik Ecuador / Französische Republik / Republik Guatemala / Republik Haiti / Königreich Hedschas / Republik Honduras / Königreich Italien / Kaiserreich Großjapan / Republik Liberia / Republik Nicaragua / Republik Panama / Peruvianische Republik / Republik Polen / Portugiesische Republik / Königreich Rumänien / Staat der Slowenen, Kroaten und Serben / Königreich Siam / Tschecho-Slowakische Republik / Staat östlich des Uruguay / Deutsches Reich

Der am 11. November 1918 geschlossene Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den Entente-Staaten wird auf unbestimmte Zeit verlängert. Das Deutsche Reich verpflichtet sich außerdem, auf alle Feindseligkeiten an der Grenze zu Polen zu verzichten.

16.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Angehörige der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) fordern wegen Verdunkelungsgefahr vergeblich eine unabhängige Untersuchung der Attentate auf Karl Liebknecht und auf Rose Luxemburg durch ein nichtmilitärisches Sondergericht.
  • Eine Konferenz von Arbeiterräten in Mülheim an der Ruhr beschließt den Generalstreik. Syndikalisten und Kommunisten beherrschen die Versammlung. Die eigentliche Entscheidung soll dabei übermorgen auf einer Gesamtkonferenz der Arbeiter- und Soldatenräte fallen. Die Mehrheitssozialdemokraten (SPD) haben zwar auch mit dem Generalstreik gedroht, wollen aber ein Bündnis mit Syndikalisten und Kommunisten nicht mittragen. Ihre Delegierten sprechen sich gegen den Generalstreik aus, verlassen die Konferenz und erklären den Austritt der SPD aus der Neunerkommission. Die Vertreter von USPD und KPD bekräftigen den Beschluss zum Generalstreik. An diesem Generalstreik beteiligen sich etwa 180.000 Arbeiter. Dies entspricht etwa der Hälfte der Belegschaft des Ruhrbergbaus. Freikorps und streikenden Arbeiter liefern sich teilweise blutige Auseinandersetzungen.
17.02.1919
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Deutsches Reich

Die Nationalversammlung beschließt das Gesetz über die Bildung einer Vorläufigen Reichswehr. Bis 1921 soll das neue Berufsheer aufgebaut werden. Zeitgleich soll die Reduzierung des Heeres von 800.000 auf 100.000 Mann erfolgen. Viele der aus dem Heer entlassenen Frontsoldaten schließen sich paramilitärischen, rechtsradikalen Organisationen an.

17.02.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Republik Polen

Das Deutsche Reich verkündet, dass es offiziell alle kriegerischen Handlungen an der Ostgrenze zu Polen eingestellt hat. Die Alliierten bestimmen einen Grenzverlauf, wonach die Provinz Posen an Polen fällt und Westpreußen größtenteils beim Deutschen Reich verbleiben soll.

18.02.1919
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Deutsches Reich

Die in Weimar tagende Deutsche Nationalversammlung beschließt die Einführung von Schwarz-Rot-Gold als neue Nationalfarben.

19.02.1919
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Marie Juchacz (SPD) - sie spricht als erste Frau in einem deutschen Parlament
Deutsches Reich

Die 40 Jahre alte Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Marie Juchacz hält vor der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau in einem deutschen Parlament eine Rede. Juchacz wurde in Landsberg an der Warthe geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Landsberg an der Warthe arbeitete Juchacz ab 1893 zunächst als Dienstmädchen und kurzzeitig als Fabrikarbeiterin. Von 1896 bis 1898 war sie in der Krankenpflege tätig. Anschließend absolvierte sie eine Lehre zur Schneiderin. In diesem Beruf war sie bis 1913 tätig. Nachdem sie sich 1906 von ihrem Mann, dem Schneidermeister Bernhard Juchacz, getrennt hatte, übersiedelte sie mit den beiden Kindern nach Berlin. Während des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 arbeitete sie zusammen mit Anna Maria Schulte, Elisabeth Röhl und Else Meerfeld in der „Heimarbeitszentrale“ und war Mitglied der sogenannten „Lebensmittelkommission“. Juchacz trat 1908 der SPD bei, mit deren Programm sie ein älterer Bruder vertraut gemacht hatte. In kurzer Zeit entwickelte Juchacz sich zur gefragten Versammlungsrednerin. Im Jahr 1913 wurde sie in Köln Frauensekretärin für den Parteibezirk Obere Rheinprovinz, wo sie sich vor allem um die Organisation der Textilarbeiterinnen im Aachener Raum kümmerte. Als es 1917 zur Spaltung der Sozialdemokraten und zur Gründung der USPD kam, erhielt Marie Juchacz, die bei den Mehrheitssozialdemokraten blieb, von Friedrich Ebert die Stelle als Frauensekretärin im Zentralen Parteivorstand, die zuvor Clara Zetkin innehatte. Sie übernahm außerdem die Redaktionsleitung der Frauenzeitung "Die Gleichheit". Der Wortlaut der ersten Rede einer Frau in einem deutschen Parlament:

Meine Herren und Damen! (Heiterkeit). Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen, und zwar ganz objektiv, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Die Frauen besitzen heute das ihnen zustehende Recht der Staatsbürgerinnen. Gemäß ihrer Weltanschauung konnte und durfte eine vom Volke beauftragte, sozialistische Regierung nicht anders handeln, wie sie gehandelt hat. Sie hat getan, was sie tun musste, als sie bei der Vorbereitung dieser Versammlung die Frauen als gleichberechtigte Staatsbürgerinnen anerkannte. (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Ich möchte hier feststellen und glaube damit im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist. (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Wollte die Regierung eine demokratische Verfassung vorbereiten, dann gehörte zu dieser Vorbereitung das Volk, das ganze Volk in seiner Vertretung. Die Männer, die dem weiblichen Teil der deutschen Bevölkerung das bisher zu Unrecht vorenthaltene Staatsbürgerrecht gegeben haben, haben damit eine für jeden gerecht denkenden Menschen, auch für jeden Demokraten selbstverständliche Pflicht erfüllt. Unsere Pflicht aber ist es, hier auszusprechen, was für immer in den Annalen der Geschichte festgehalten werden wird, dass es die erste sozialdemokratische Regierung gewesen ist, die ein Ende gemacht hat mit der politischen Unmündigkeit der deutschen Frau. (Bravo! bei den Sozialisten) Durch die politische Gleichstellung ist nun meinem Geschlecht die Möglichkeit gegeben zur vollen Entfaltung seiner Kräfte. Mit Recht wird man erst jetzt von einem neuen Deutschland sprechen können und von der Souveränität des ganzen Volkes. Durch diese volle Demokratie ist aber auch zum Ausdruck gebracht worden, dass die Politik in Zukunft kein Handwerk sein soll. Scharfes, kluges Denken, ruhiges Abwägen und warmes menschliches Fühlen gehören zusammen in einer vom ganzen Volke gewählten Körperschaft, in der über das zukünftige Wohl und Wehe des ganzen Volkes entschieden werden soll.

Der Herr Ministerpräsident hat in seinem Regierungsprogramm einen Ausblick gegeben für unser Arbeiten in der Zukunft. Er hat aber auch zu gleicher Zeit einen besonderen Ausblick gegeben für das Wirken der Frauen im neuen Deutschland. Er hat uns weite hoffnungsvolle Perspektiven gegeben für unser Arbeiten. Ich möchte hier sagen, dass die Frauenfrage, so wie sie jetzt in Deutschland, in ihrem alten Sinne nicht mehr besteht, dass sie gelöst ist. (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Wir werden es nicht mehr nötig haben, mit Versammlungen, mit Resolutionen, mit Eingaben um unser Recht zu kämpfen. Der politische Kampf, der immer bestehen bleiben wird, wird sich von nun an in anderen Formen abspielen. Innerhalb des durch Weltanschauung und selbstgewählte Parteigruppierungen gezogenen Rahmens haben wir Frauen nunmehr Gelegenheit, unsere Kräfte auswirken zu lassen.

Aber damit begeben wir uns nun keineswegs des Rechts, andersgeartete Menschen, weibliche Menschen zu sein. Es wird uns nicht einfallen, unser Frauentum zu verleugnen, weil wir in die politische Arena getreten sind und für die Rechte des Volkes mitkämpfen. (Bravo! bei den Sozialisten)

Kein Punkt des neuen Regierungsprogramms ist da, an dem wir sozialdemokratischen Frauen ohne Interesse wären.

Ich begrüße es ganz besonders, dass im Regierungsprogramm bekundet wird, dass auch das Verwaltungswesen demokratisiert werden soll, so dass in Zukunft den Frauen auch Gelegenheit gegeben sein wird, mit in alle offenstehende Ämter einzutreten. (Sehr richtig! Links)

Ich betrachte den Punkt des Arbeitsprogramms, der da sagt: Heranziehung der Frauen zum öffentlichen Dienst, entsprechend den auf allen Gebieten vermehrten Frauenaufgaben, nur als eine Konsequenz des jetzt gegebenen Zustandes. (Sehr richtig! links.) Ich bringe diesem Passus durchaus kein Misstrauen entgegen, sondern betrachte es als eine Selbstverständlichkeit, dass auch in der neuen Verfassung, die wir mit schaffen helfen werden, die Frau als gleichberechtigte und freie Staatsbürgerin neben dem Manne stehen wird. Ich wünsche ganz besonders, dass bei den jetzt schon fälligen Aufgaben im Verwaltungswesen die Frauen mit herangezogen werden, und denke dabei in aller erster Linie an eine Stelle, die nach meinem Dafürhalten im Arbeitsamt des Reiches einrichtet werde müsste, wo Frauen selbständig arbeiten, bei der Witwen- und Waisenfürsorge, bei der Regelung der Fürsorge für Kriegshinterbliebene. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Das ist ein Gebiet, in welches die Frauen einfach hineinpassen und hineingehören nach ihrer ganzen Veranlagung und wo sie für das Wohl das Volkes Ersprießliches leisten können.

Wir Frauen werden mit ganz besonderem Eifer tätig sein auf dem Gebiet des Schulwesens, auf dem Gebiet der allgemeinen Volksbildung, und ich glaube, hier aussprechen zu dürfen, dass die Mütter es ganz besonders begrüßen müssen, dass auch nun wir Frauen Gelegenheit haben werden, unsere Kinder den Bildungsanstalten zuzuführen, welche das neue Deutschland ihnen öffnen wird.

Die gesamte Sozialpolitik überhaupt, einschließlich des Mutterschutzes, der Säuglings- und Kinderfürsorge, wird im weitesten Sinne Spezialgebiet der Frauen sein müssen. Die Wohnungsfrage, die Volksgesundheit, die Jugendpflege, die Arbeitslosenfürsorge sind Gebiete, an denen das weibliche Geschlecht besonders interessiert ist und für welche das weibliche Geschlecht ganz besonders geeignet ist. (Sehr richtig! Links)

Hier möchte ich einflechten und glaube, damit einem Wunsche weiter großer Kreise Ausdruck zu geben: es ist jetzt schon im Moment bitter notwendig, dass die Bezüge unserer Alters- und Invalidenrentner aufgebessert werden. (Sehr richtig! Links.) Es ist absolut keine Kategorie von Menschen da, die so unter der Not des Krieges, unter dem Elend, den Folgeerscheinungen des Krieges leiden muss, wie diese Ärmsten und Bedauernswerten (Erneute Zustimmung Links).

An einem gesunden Aufbau unseres Wirtschaftslebens sind wir Frauen gleicherweise interessiert wie die Männer und jede einzelne Frau wird in ihrer Partnergruppe nach ihrer Weltanschauung das Beste dazu geben, dass wir wieder zu einer Gesundung unseres Wirtschaftslebens kommen. Wissen doch gerade wir Frauen und Mütter am besten, was auf dem Spiele steht, wenn es uns nicht gelingt, uns wieder aus diesem Elend zu erheben, in dem wir uns jetzt befinden. (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Wir Frauen sind uns sehr bewusst, dass in zivilrechtlicher wie auch in wirtschaftlicher Beziehung die Frauen noch lange nicht die Gleichberechtigten sind. Wir wissen, dass hier noch mit sehr vielen Dingen der Vergangenheit aufzuräumen ist, die nicht von heute auf morgen aus der Welt zu schaffen sind. Es wird hier angestrengtester und zielbewusstester Arbeit bedürfen, um den Frauen im staatsrechtlichen und wirtschaftlichen Leben zu der Stellung zu verhelfen, die ihnen zukommt.

Zu all diesen Dingen, die wir uns vorstellen, hat die Umgestaltung unserer Staatsform zur Demokratie uns die Wege geöffnet. Jetzt heißt es, diese Wege zu beschreiten und das zu schaffen, was zum Glück unseres Volkes in der Zukunft notwendig ist. Zum Glück dieses Volkes, zur vollen Befreiung des Volkes ist aber notwendig, dass alle Parteien wissen, worauf es in jeder Stunde ankommt, und da möchte ich ganz besonders sagen, dass wir den Zug der Zeit nicht aufhalten dürfen, dass wir nicht bremsen dürfen, sondern immer mit vorwärts schreiten müssen, dass wir den Strömungen der Zeit ein psychologisches Verständnis entgegenbringen müssen.

Diese Strömungen, die aus der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung geboren werden, sind lange genug mit Gewalt, mit starrer Gewalt, die in unserem alten System wurzelte, zurückgehalten worden und konnten nicht zur Entfaltung kommen, bis es explodierte. Es ist hier in der politischen Debatte so manches gesagt worden, was mich zum Widerspruch reizte und zum Nachdenken gebracht hat.

Herr Graf v. Posadowsky hat zum Beispiel hier die Frage gestellt: Was ist unter Junkernherrschaft zu verstehen? (Lachen bei den Sozialisten) Das weiß alle Welt (Sehr richtig! bei den Sozialisten) mit Ausnahme einer ganz kleinen Gruppe, die sich bisher gegen dieses Wissen verschlossen hat. (Erneute Zustimmung bei den Sozialisten) Ich möchte Herrn Graf v. Posadowsky-Wehner den Rat geben, einmal bei den deutschen Frauen anzufragen, was man unter den Junkern bisher in Deutschland verstanden hat und auch noch heute versteht. Dieses freieste Wahlrecht, unter dem diese Nationalversammlung gewählt worden ist, hat die Stärke der Gruppe des Herrn Grafen v. Posadowsky und seiner Freunde gezeigt, und wir alle wissen - und es hat mich gewundert, dass es niemand bisher hier gesagt hat - , dass auch unter dem demokratischen Wahlrecht zum Deutschen Reichstag es nicht möglich gewesen ist, der Volksmehrheit so zu ihrem Rechte zu verhelfen, wie es eigentlich hätte sein müssen, weil unsere Auffassung das nicht zugelassen hat. Der Einfluss der Junker war stets stärker, als er ihnen zahlenmäßig gebührte. (Glocke des Präsidenten).

Es ist weiter von Herrn Graf v. Posadowsky gefragt worden, warum wir uns diesen Waffenstillstand haben gefallen lassen. Die Antwort ist bisher in diesem Hause schon gegeben worden, aber ganz kurz will ich meine Meinung dazu sagen. Der Herr Graf v. Posadowsky und seine Freunde wissen ganz genau, warum wir uns diesen Waffenstillstand gefallen lassen müssen. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Weil dieser Krieg durch ihre Politik bis zum moralischen Zusammenbruch unseres Volkes geführt hat. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozialisten - Zurufe Rechts: Weltrevolution) Und die Revolution! Ja, meine Herren, Sie werden diese Revolution nicht verstehen, Sie werden sie niemals buchen als das, was sie ist, eine geschichtliche Tatsache, die herauswachsen musste aus den Verhältnissen, zu denen Sie getrieben haben. (Zustimmung bei den Sozialisten - Zurufe rechts)

Wilsons Urteil früherer Zeit ist hier angeführt worden. Warum wird es dann nicht in Vergleich gestellt mit dem, was Wilson jetzt sagt? Das ist doch das Maßgebende, dass er nicht verhandeln und nicht Frieden schließen wollte mit einer Regierung, die nicht aus der Demokratie hervorgegangen ist. (Sehr gut! bei den Sozialisten - Zurufe Rechts.) Nicht, was vor vier Jahren gesagt worden ist, sondern was gesagt wurde mit Bezug auf die heutigen Zustände, das ist das Maßgebende, nach dem man sich richten muss.

Es ist die Frage gestellt worden, woher denn plötzlich die vielen Feinde gekommen seien, mit denen Deutschland zu rechnen hatte. Es ist gesagt worden, der Deutsche sei vor dem Kriege geehrt und geachtet gewesen. Ja, eine Gegenfrage: War das nicht Selbsttäuschung, sind diese Feinde nun plötzlich aus dem Boden herausgewachsen, nachdem der Krieg da war, oder ist es nicht vielleicht so, dass das, was gedacht und gefühlt worden ist, nunmehr zum Ausdruck kam? Preußen-Deutschland hatte keine Sympathien im Ausland (Sehr richtig! bei den Sozialisten), das hat uns der Krieg gezeigt. Wenn wir dafür sorgen helfen, dass Deutschland wieder zu vernünftigen Zuständen kommt, dass Deutschland wieder das Land wird, in dem alle seine Bewohner Gerechtigkeit genießen und sich wohlfühlen können, wenn wir aufgrund demokratischer Verhältnisse zu anderen Zuständen kommen, als wir sie heute haben (ironische Zurufe Rechts: Sehr richtig!), vielleicht ist es dann einmal möglich, eine geachtete Stellung im Ausland zu bekommen (Zurufe Rechts), aber mit einer ganz anderen Politik, als sie unter dem alten Regiment mit Ihrer Hilfe gemacht worden ist. (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Herr Graf Posadowsky sagte, die staatliche Ordnung wäre jetzt gestört, alle öffentliche Ordnung läge darnieder. Mord, Raub, Plünderung, Diebstahl, Verbrechen aller Art wären an der Tagesordnung. (Lebhafte Zurufe: Sehr richtig! Rechts.) Wie war es denn im Kriege? Hat denn das alte Regiment vermeiden können, dass täglich neue Plakate an die Litfasssäulen unserer Großstädte geschlagen wurden, worin 100.000, 50.000, 20.000 und 10.000 Mark Belohnung ausgesetzt wurden für Diebe, Räuber, Mörder aller Art. Ist das eine Erscheinung, die erst jetzt aus den revolutionären Zuständen herausgewachsen ist, oder ist es nicht vielleicht so, dass wir all diese schlimmen Zustände infolge des Kriegselends bekommen haben? (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Schon zu Anfang des Krieges und während der Kriegsjahre sind ganze Postzüge ausgeraubt worden, und es ist begreiflicherweise nicht alles, was geschehen ist, in die Zeitungen gekommen. Aber all das ist unter dem alten Regiment geschehen. Ich verwahre mich von vornherein ganz stark dagegen, dass ich etwa unsere Beamtenschaft verunglimpfe, wenn ich hier feststelle, dass auch Beamte an dieser Ausplünderung ganzer Eisenbahnwaggons mit beteiligt waren. Ich will nur feststellen, dass sich auch unter dem alten Regiment Raub, Mord, Diebstahl und Verbrechen aller Art in so erschreckender Weise gehäuft haben (Sehr wahr! bei den Sozialisten - Widerspruch Rechts), dass wir wirklich nicht mit Stolz auf die vier Kriegsjahre zurückblicken können.

Ich werte alle diese Erscheinungen rein menschlich; sie sind geboren aus der Not und dem Elend des Volkes. Der Krieg ist kein Jungbrunnen der Moral. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Physisch und moralisch hat das Volk unter diesem Kriege ganz ungeheuer gelitten und leidet heute noch unter seinen Folgeerscheinungen. Deshalb soll man nicht wie ein Philister über die verschiedensten Taten, die uns nicht gefallen, herziehen. Man soll von ihnen sprechen und auf Abhilfe sinnen.

Von dem Herrn Grafen v. Posadowsky wurde auch die Unterdrückung der Presse als etwas ganz Neues angeführt. Wir billigen die Unterdrückung der Presse von heute durchaus nicht; das brauche ich nicht besonders festzustellen. Aber wo war denn die Pressfreiheit während des Krieges? (Sehr gut! bei den Sozialisten) Wer erinnert sich nicht der endlosen Zensurdebatten, die wir bis zum Überdruss in den Zeitungen gelesen haben. Wir haben niemals einen Erfolg der vielen Proteste zu sehen bekommen, bis das alte System zusammengebrochen ist. So lange hatten wir auch die schimpfliche Knebelung der Presse auch in politischer Beziehung. (Zurufe Rechts: In den anderen Ländern war es schlimmer!) Die Zeitungen der verschiedensten Richtungen, auch die Zeitungen Ihrer Partei (nach Rechts) haben ja bitter darüber Klage geführt. Deshalb mutet es heute ganz besonders an, wenn gerade Herr Graf v. Posadowsky als Ihr Vertreter sich über die Knebelung der Presse beklagt. Wir stellen die Freiheit der Presse und die Freiheit der Versammlungen über alles.

Während des Krieges aber ist es hundertfach vorgekommen, dass auch Abgeordnete des Reichstags aufgefordert wurden, die Manuskripte ihrer Beiträge in Versammlungen einzureichen, und dass sie mit einer Unmenge behördlicher Schikanen kämpfen mussten. (Zustimmung bei den Sozialisten) Dem Tüchtigen freie Bahn, das ist die Parole, die wir auch zu jeder Zeit anerkennen. Aber es ist in Preußen-Deutschland nicht so gewesen, wie er Herr Graf v. Posadowsky es hier hat hinstellen wollen. Wo waren denn die sozialdemokratischen Schöffen und Geschworenen, wo hatte man den sozialdemokratischen Lehrer gefunden in dem Lande, in dem nicht einmal ein sozialdemokratischer Nachtwächter angestellt werden konnte. Ein Aufatmen ist durch die Reihen der Beamtenschaft und der Lehrer am 9. November gegangen. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Das können wir am allerbesten beurteilen. Die Tausende von Zuschriften, die wir bekommen haben, die vielen Anmeldungen für unsere Bewegung (sehr richtig! bei den Sozialisten), die wir aus diesen Kreisen erhalten haben, sind uns ein Beweis, und das Gros der Beamtenschaft zweifelt gar nicht daran, dass sie unter der neuen Regierung und unter dem neuen System sich zweifellos auch wirtschaftlich besserstehen werden.

Die Sozialdemokratie hat es in der Zeit ihres Wirkens, schon bevor sie eine solche Machtstellung eingenommen hat wie heute, bewiesen, dass sie die Interessen der Beamtenschaft wohl zu wahren weiß. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Ähnlich verhält es sich mit dem Mittelstand. Die Beamtenschaft ist politisch geknebelt worden, und die warmen Befürworter des Mittelstandes, sie haben ihre Machtstellung in der Vergangenheit mit dazu benützt, auch den Mittelstand vor ihren Wagen zu spannen, indem sie ihn wirtschaftlich in Fesseln schlugen. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Die einfachen und mittleren Verhältnisse, aus denen die höheren Staatsbeamten hervorgegangen sind, mit denen ist es auch nicht allzu weit her. Ich habe nicht oft davon gehört, dass Söhne und Töchter von Arbeitern und Taglöhnern in höhere staatliche Dienste genommen worden wären. (Widerspruch Rechts und Ruf: Beispiele.) Welche Geheimräte, welche Landräte, welche Regierungspräsidenten, welche Staatssekretäre und Minister sind denn unter dem alten System aus so einfachen Verhältnissen hervorgegangen? Können Sie solche nennen? Ich bezweifle es.

Hatten wir Offiziere aus Arbeiterkreisen? Nein, die hatten wir nicht. (Rufe Rechts: Giesberts, Erzberger. - Heiterkeit) Es ist ja wunderbar, wie wir jetzt von allen Seiten Helfershelfer für die sozialpolitischen Arbeiten bekommen, nur sieht man bei all den Vorschlägen, die Sie (nach rechts) machen, sehr den Pferdefuß. Es ist der ganzen Welt bekannt, dass es in unserem sozialpolitischen Leben immer so gewesen ist, dass es uns nicht genug war, was geschehen, aber Ihnen (nach rechts) stets zuviel. (Sehr richtig! bei den Sozialisten)

Wir Frauen können uns ja dessen nur freuen, wenn Sie jetzt plötzlich den Hang verspüren, fruchtbare sozialpolitische Arbeit zu leisten. Wir können dabei ja gar nicht genügend Bundesgenossen bekommen. Wenn alle Parteien bis zum äußersten rechten Winkel hier den starken Willen zur Sozialpolitik bekunden, dann kann es ja mit dieser Fortentwicklung in Deutschland nicht schlecht bestellt sein. Ganz (?...?) mutet es mich an, als an die bürgerlichen Parteien hier von dem Herrn Grafen das Ersuchen zum Zusammenschluss gerichtet wurde, nach einem so starken Bekenntnis zur Monarchie. Ich habe die Ansicht, dass es ganz konsequent ist nach diesem starken Bekenntnis zur Monarchie, wie es hier abgelegt worden ist, dass Ihre Partei isoliert bleiben muss in diesem Hause.

Es ist selbstverständlich Sache der bürgerlichen Parteien selbst, sich gerade dazu zu äußern, aber ich möchte hierbei doch sagen, da es ganz komisch anmutete, und zwar roch es sehr stark nach der alten Kampfmaxime gegen die Sozialdemokratie. Ich bin überzeugt, dass Sie sich keinen Augenblick bedenken würden, die große Mehrheit des deutschen Volkes auch heute noch nach dem alten Muster zu vergewaltigen, wenn Sie dazu die Macht hätten. (Sehr wahr! bei den Sozialisten) Ich möchte noch einiges andere sagen.

Es ist hier von Herrn Haase einiges über die Politik der Unabhängigen Sozialdemokratie ausgesprochen worden. Nach seinem Dafürhalten müssen wir Deutsche stillhalten unter allen Umständen, auch wenn wir sehen, dass - und ich gebrauche mit Absicht dieses so viel benutzte Schlagwort - die Errungenschaften der Revolution kaputtgemacht werden, dass Pressfreiheit und Freiheit der Staatsbürger, Versammlungsfreiheit vernichtet werden, dass der Demokratie mit Maschinengewehren und bedrohlichen Umzügen das Grab gegraben wird. Dazu haben wir nicht den Willen; das Bekenntnis zur Demokratie, welches ich im Anfang meiner Ausführungen hier für uns eingelegt habe, verbietet es uns und macht es uns grundsätzlich zur Unmöglichkeit, die Wege einzuschlagen, wie sie von jener Seite beliebt werden. (Sehr richtig! und Bravo! bei den Sozialisten) Es muss noch einmal festgestellt werden, obwohl es schon des öfteren geschehen ist, dass die Unabhängige Sozialdemokratie die Spartakuspolitik unterstützt hat. (Sehr richtig! bei den Sozialisten) Ich erinnere daran, dass zwischen dem 6. und 13. Januar dieses Jahres, als die Presse in Berlin geknebelt war, die Aufrufe, die von der Spartakusgruppe, von den revolutionären Obleuten und von der Unabhängigen Sozialdemokratie unterzeichnet waren, die Volksgenossen, die Arbeiter zur Bewaffnung aufgefordert haben. Ich meine, dass dieses mit dem vielen anderen zusammengenommen, was hier gesagt worden ist, die Rechtfertigung dafür abgibt, dass eine solche Politik von der Sozialdemokratie nicht gutgeheißen werden kann, weil sie all dem widerspricht, was uns in den langen Jahren vor dieser Zeit von den Führern und Führerinnen der Unabhängigen Sozialdemokratie gesagt und gelehrt worden ist, die sich jetzt auf der anderen Seite befinden. (Sehr wahr! bei den Sozialisten)

Es ist gesagt worden, in dem Programm der Regierung fehle jeder Tropfen Sozialismus. Darauf möchte ich erwidern, dass es heißt, die Augen vor den Realitäten des heutigen Lebens zu schließen. (Sehr richtig! bei den Sozialisten und den Demokraten) Wir sind es der Arbeiterschaft einfach schuldig, eine solche Politik zu verfolgen, wie wir es heute tun, weil wir es vor der Masse der Arbeiter, vor den Männern und Frauen und vor unseren Kindern nicht verantworten könnten, wenn wir durch eine derart verkehrte Politik, wie es von jener Seite beliebt wird, dazu beitragen würden, dass alles das, was die Arbeiterschaft in den ersten Novemberwochen sich errungen hat, die Freiheit des Staatsbürgers bis zur letzten Konsequenz wieder verscherzt würde und dass damit dem Fortschritt die Wege wieder verschlossen würden. (Sehr wahr! bei den Sozialisten)

Die befreiten Frauen Deutschlands sollten den Söhnen, Vätern, Brüdern, Freunden, die sich in Feindesland befinden, heute hier von dieser Stelle ihre herzlichen Grüße zurufen. (Bravo! bei den Sozialisten) Wir bedauern es aufs tiefste, dass sie dort die ganzen seelischen und körperlichen Qualen der Gefangenschaft durchmachen müssen, und wir bedauern die vielen Angehörigen hier in unserem armen unglücklichen Deutschland, die auch heute noch bangen müssen um ihre Lieben da draußen, denen der Krieg noch immer nicht zu Ende gegangen ist, weil sie ihre Lieben noch nicht in die Arme schließen können, weil die Frauen, die hier in Seelenqual um ihre Männer bangen, das Verlangen danach haben, all die Qual der letzten viereinhalb Jahre auszulöschen in den Herzen derer, mit denen sie verbunden sind.

Das soll hier mit diesen Worten zum Ausdruck gebracht werden. Wir wollen unsere Stimme laut ertönen lassen, damit auch die Frauen in den anderen Ländern, damit die Völker der anderen Länder es hören, dass es deutsche Frauen, deutsche Männer und Frauen sind, die sich innerlich empören gegen dieses furchtbare Unrecht, das uns hier geschieht. (Lebhafter Beifall bei den Sozialisten und Demokraten. - Zurufe von den Unabhängigen Sozialisten) Es ist nicht berechtigt, dass man unsere Volksgenossen uns so lange fernhält. Wir wenden uns auch hier an dieser Stelle gegen die furchtbare Blockade, die uns auch heute noch und jede Stunde mit dem Hungertod bedroht. Dieser Hunger, der schon so viele unserer Volksgenossen dahingerafft hat, weicht auch heute noch nicht von unserer Seite, trotzdem der Friede vor der Türe stehen sollte und trotzdem der Völkerhass heute schweigen müsste, und es ist das Furchtbarste, was die Entente sich heute in dieser Stunde noch zuschulden kommen lässt, dass sie dieses wehrlose deutsche Volk auch noch weiter dem Hunger überliefert, nachdem sie viereinhalb Jahre und länger diese Blockade aufrechterhalten hat.

Unter einziger wirtschaftlicher Reichtum ist unsere Arbeitskraft. Nur vermöge dieser Arbeitskraft und ihrer Anwendung ist es möglich, uns wieder aus diesem tiefen Elend zu erheben. Aber wenn man uns nicht die Nahrungsmittel und unserer Industrie nicht die Rohstoffe gibt, wenn man uns nicht in anderer Weise durch Gewährung von Kredit und anderen Hilfsmitteln entgegenkommt, dann macht man uns dieses Aufrichten so bitter schwer, und die Völker der ganzen Welt benachteiligen sich selbst. Denn was ein Volk leistet in der Welt, kommt dem anderen zugute. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien) Genau so, wie der einzelne Mensch arbeiten muss, um die Volkskraft zu stärken in dem Lande, dem er angehört, so sollten auch die Völker zusammenwirken zu ihrem eigenen Wohl und Besten. (Lebhafter Beifall bei den Sozialisten)

21.02.1919
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Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) wird bei einem Attentat getötet
Erhard Auer (SPD), politischer Gegenspieler Eisners, überlebt ein Attentat schwer verletzt
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In München wird der für seinen Pazifismus bekannte, bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) durch Anton Graf Arco auf Valley, einem Studenten aus dem Umfeld der gegen die Revolution agierenden deutsch-völkischen und antisemitischen Thule-Gesellschaft, ermordet, als er auf dem Weg zum Landtag ist, wo er seinen Rücktritt erklären wollte. Historische Bedeutung erlangte Eisner vor allem als Anführer der Novemberrevolution von 1918 in München. Eisner rief nach dem Sturz des letzten bayerischen Königs Ludwig III. die bayerische Republik als „Freistaat“ aus und wurde von der Versammlung der Arbeiter- und Soldatenräte zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Attentäter Graf von Arco, der durch Schüsse von Eisners Begleitern lebensgefährlich verletzt und von dem zufälligen Augenzeugen Ferdinand Sauerbruch medizinisch versorgt wird, wird festgenommen. Als sich die Nachricht vom Tod des Ministerpräsidenten im Landtag verbreitet, kommt es hier zu Tumulten, bei denen der Innenminister Erhard Auer (SPD), ein politischer Rivale Eisners, von dem Linksradikalen Alois Lindner, einem gelernten Metzger und Koch, der Auer als Drahtzieher des Attentates auf den Ministerpräsidenten sieht, kurz nach 11 Uhr mit einem gezielten Schuss niedergestreckt und schwer verletzt wird, und der Major Paul Ritter von Jahreiß (Referent im bayerischen Kriegsministerium), der versuchte, Lindner aufzuhalten, getötet wird. Der konservative Abgeordnete Heinrich Osel stirbt ebenfalls an einer Schusswunde, die Täterschaft bleibt jedoch in diesem Fall ungeklärt, da gleichzeitig von der Besuchergalerie herab ein Unbekannter ins Plenum feuerte. Die konstituierende Sitzung des Landtages wird daraufhin von Alterspräsident Eugen Jäger (Z) auf unbestimmte Zeit verschoben. Lindner entkommt und kann sich ins Ausland flüchten. Die Linksparteien berufen eine Versammlung der Münchner Räte ein, aus der eine provisorische Räteregierung ohne Beteiligung der SPD hervorgehen soll.

21.02.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Eine Delegiertenkonferenz in Mülheim an der Ruhr, an der wieder Vertreter der SPD beteiligt sind, beschließt das Ende des Generalstreiks. Unter den radikaleren Kräften verstärkt sich der Unmut über die SPD und die in der Sozialisierungsfrage tatenlose Regierung unter Philipp Scheidemann.

22.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Im Anschluss an eine Trauerfeier für Kurt Eisner kommt es in Mannheim zur Ausrufung der Räterepublik durch KPD-Vertreter.

23.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Baden

Der am Vortag ausgerufene Aufstand und die Räterepublik brechen zusammen. Im Zuge der Rückgabe des Verlages, der die sozialdemokratische "Volksstimme" herausgibt, wird ein SPD-Mitglied von Kommunisten erschossen.

25.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Gotha

Im Freistaat Gotha findet die erste Landtagswahl statt. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) erreicht knapp die absolute Mehrheit der Stimmen und der Sitze. Das Ergebnis:

Ergebnis der Landtagswahl in Gotha
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 43.922 50,9 % 10
2 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 18.130 21,0 % 4
3 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und Deutsche Volkspartei (DVP) 12.944 15,0 % 3
4 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 7.873 9,1 % 1
5 Bauernbund 3.406 4,0 % 1
ungültige Stimmen ?
gültige Stimmen 86.275 19
Wahlbeteiligung 75,2 %
25.02.1919
(Fortsetzung)
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Ernst Niekisch bildet einen Zentralrat der Republik für Bayern
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Unter dem 30 Jahre alten Abgeordneten Ernst Niekisch wird ein "Zentralrat der Republik für Bayern" gegründet. Niekisch lehnt zunächst den Wiederzusammentritt des Landtages ab. Provisorischer Präsident des Präsidiums des 1. Bayerischen Landtages wird Franz Schmitt (SPD), 1. (provisorischer) Vizepräsident wird Heinrich Königbauer von der Bayerischen Volkspartei. 2. Vizepräsident wird Dr. Karl Hammerschmidt (DDP).

25.02.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich

In Weimar beginnen Verhandlungen zwischen dem österreichischen Staatssekretär des Äußern mit der Reichsregierung über einen Zusammenschluss beider Länder. Beide Seiten stehen diesem Ansinnen grundsätzlich positiv gegenüber. Die Verhandlungen sollen eine Woche andauern.

28.02.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Die Volkskammer Sachsens verabschiedet das "vorläufige Grundgesetz für den Freistaat Sachsen" gegen die Stimmen von USPD und DNVP.

Ende Februar 1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Beginn eines Generalstreiks in Mitteldeutschland, dem sich mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter vom Raum Halle-Merseburg über die Provinz Sachsen auf Anhalt, Thüringen, Leipzig und das Senftenberger Braunkohlegebiet anschließen. Sie fordern unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe.

01.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In Bayern einigen sich nach den tragischen Attentaten des 21. Februar die Abgeordneten der SPD, der USPD und des Bayerischen Bauernbundes auf eine Regierungsbildung. Der Sieger der Wahl vom 12. Januar, die Bayerische Volkspartei (BVP), soll an der Regierung nicht beteiligt werden. Die drei Parteien bilden ein Minderheitskabinett.

März 1919
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Leo Jogiches (KPD) wird ermordet
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der russische Staatsbürger Leo Jogiches, der nach den Morden an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) übernommen hat, wird bei Freikorpseinsätzen gegen linke Arbeiterführer verhaftet und in einem Berliner Gefängnis ermordet. Jogiches war gebürtiger Litauer und eine Zeitlang Lebensgefährte der ermordeten Politikerin. Er war seit September 1916 der Herausgeber der marxistischen Zeitung "Spartacus". Er nutzte für seine journalistischen Tätigkeiten zuweilen auch die Pseudonyme Johannes Kraft und Otto Engelmann.

02.03.1919
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Deutsches Reich

In Berlin beginnt ein viertägiger, außerordentlicher Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD).

03.03.1919
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Der SPD-Reichswehrminister Gustav Noske gibt wieder einen Schießbefehl
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die "Spartakus-Gruppe" under der Arbeiterrat von Groß-Berlin proklamieren unter der Parole "Alle Macht den Räten" den Generalstreik und beginnen einen Aufstand. Das preußische Staatsministerium verhängt über Berlin den Ausnahmezustand. Durch diese Entscheidung geht die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Gustav Noske über, der den durch kein Gesetz gedeckten Befehl ausgibt, dass jeder bewaffnete Aufständische sofort zu erschießen sei, nachdem ihn eine Falschmeldung erreichte, dass Aufständische im heftig umkämpften Lichtenberg 60 Polizisten ermordet hätten. Soldaten der "Brigade Reinhard" ermorden auf Anordnung des Oberleutnants Marloh, der vom Brigadeführer Reinhard zuvor entsprechend orientiert worden war, in einem an der Französischen Straße in Berlin-Mitte gelegenen Bankgebäude 29 ehemalige Angehörige der Volksmarinedivision. Auf Seiten des Militärs ist vor allem die Garde-Kavallerie-Schützen-Division beteiligt, die unter dem Kommando von Generalleutnant Heinrich von Hoffmann steht, faktisch aber von ihrem ersten Generalstabsoffizier Hauptmann Waldemar Pabst geführt wird. Oberbefehlshaber des zuständigen Generalkommandos für Berlin und Umgebung ist General Walther von Lüttwitz.

03.03.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich

Die einwöchigen Verhandlungen zwischen dem österreichischen Staatssekretär des Äußern mit der Reichsregierung in Weimar über einen Zusammenschluss beider Länder geht zu Ende. Beide Seiten stehen diesem Ansinnen grundsätzlich positiv gegenüber und vereinbaren als ersten Schritt weitere Verhandlungen über die Errichtung einer Zoll- und Handelsunion.

04.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der gestern von der Spartakus-Gruppe und dem Arbeiterrat von Groß-Berlin begonnene Generalstreik führt zu bewaffneten Auseinandersetzungen auf dem Berliner Alexanderplatz zwischen den von Reichswehrminister Gustav Noske befehligten Regierungstruppen und aufständischen Spartakisten. Einheiten des Generalkommandos der Armee beginnen mit dem Einmarsch in die Stadt. Am Alexanderplatz kommt es zu schweren Zusammenstößen mit der Volksmarinedivision, nachdem deren Einheiten bereits gestern von Soldaten der Deutschen Schutzdivision beschossen wurden.

05.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der am 3. März in Berlin begonnene bewaffnete Aufstand der marxistischen Spartakisten dauert an. Die Kämpfe verlagerten sich in die Straßen nördlich und östlich des Alexanderplatzes, vor allem entlang der Prenzlauer Allee und der Großen Frankfurter Straße sowie der Frankfurter Allee bis nach Lichtenberg.

06.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Berlin geht ein viertägiger, außerordentlicher Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) zu Ende, auf dem ein deutlicher Linksschwenk der Partei offenbar wurde, was sich unter anderem in der Befürwortung des Rätesystems und der Diktatur des Proletariats zeigt. Währenddessen dauert der am 3. Mai begonnene bewaffnete Aufstand der Spartakisten in Berlin an. Das Reichskabinett beschließt die Einrichtung einer "vorläufigen Reichswehr" unter dem Befehl des Reichswehrministers Gustav Noske. Inzwischen haben sich etwa 100 Freikorps unterschiedlicher Stärke mit einer Gesamtzahl von 250.000 Mann in ganz Deutschland gebildet. Die Mitglieder dieser Freikorps fühlen sich in der Regel allein ihren Kommandeuren und dem Staat als solchem verpflichtet, nicht aber der Republik und der Demokratie. Daher soll ein großer Teil der Mitglieder in die Reichswehr integriert werden.

07.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der "Märzaufstand" der radikalisierten Arbeiterschaft unter der Führung der Spartakisten in Berlin dauert an. Die hohe Zahl von Opfern unter der Arbeiterschaft erklärt sich durch den Einsatz von schwerer Artillerie in den Wohngebieten und durch durchgeführte standrechtliche Erschießungen.

08.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Regierungstruppen, die seit dem 3. März im Kampf gegen die bewaffneten aufständischen Spartakisten eingesetzt werden, zwingen diese zur Aufgabe ihres Hauptquartiers.

08.03.1919
(Fortsetzung)
Deutsches Reich.gif Württemberg 1816-1945.gif
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

In Württemberg wird eine "Regierung der Weimarer Koalition" unter Wilhelm Blos (SPD) gebildet. Das 2. Ministerium Blos besteht aus folgenden Ministern:

  • Ministerpräsident und Minister für Äußeres: Wilhelm Blos, SPD
    Ministerpräsident Wilhelm Blos, SPD
  • Minister für Inneres: Dr. (Karl) Hugo Lindemann, SPD
  • Minister für Justiz: Johann Baptist (von) Kiene, Zentrum
  • Minister für Finanzen: Theodor Liesching, DDP
  • Minister für Arbeit: Dr. (Fr. Eduard) Alexander Schlicke, SPD
  • Minister für Ernährung: Julius Baumann, DDP
  • Kriegsminister: Dr. Immanuel Herrmann, SPD
09.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Im Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach finden Landtagswahlen statt. Das Ergebnis:

Ergebnis der Wahl zum Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 72.730 40,4 % 16
2 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 38.924 21,6 % 10
3 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 35.072 19,5 % 10
4 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 18.411 10,2 % 5
5 Deutsche Volkspartei (DVP) 9.812 5,4 % 1
6 Zentrum (Z) 5.284 2,9 % 0
ungültige Stimmen ?
gültige Stimmen 180.233 42
Wahlbeteiligung 67,4 %
09.03.1919
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Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen

Auch im Volksstaat Sachsen-Meiningen finden Landtagswahlen statt. Das Ergebnis:

Ergebnis der Wahl zum Landtag von Sachsen-Meiningen
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 57.739 52,2 % 13
2 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 20.214 18,3 % 5
3 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 17.076 15,4 % 3
4 Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) 8.456 7,6 % 2
5 Deutsche Volkspartei (DVP) 7.124 6,4 % 1
ungültige Stimmen ?
gültige Stimmen 110.609 24
Wahlbeteiligung 60,9 %
10.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Coburg

Der Landtag des Freistaats Coburg verabschiedet das "Vorläufige Gesetz über die Gesetzgebung und Verwaltung im Freistaate Coburg".

13.03.1919
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Deutsches Reich

Die Nationalversammlung des Deutschen Reiches verabschiedet ein Sozialisierungsgesetz, das eine Vergesellschaftung von Bergbau und Energiewirtschaft "gegen angemessene Entschädigung" ermöglicht. Wegen der damit verbundenen hohen Kosten werden Enteignungen praktisch unmöglich gemacht.

13.03.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Nach zehn Tagen endet der von der Spartakus-Gruppe und dem Arbeiterrat von Groß-Berlin initiierte bewaffnete Aufstand mit der endgültigen militärischen Niederschlagung der "Märzunruhen". 1200 Menschenleben sind zu beklagen, viele Kommunisten werden verhaftet. Der Berliner Stadtteil Lichtenberg wird kampflos durch Regierungstruppen eingenommen. Für die hohe Opferzahl sind auch zwei geheime Zusatzbefehle von Waldemar Pabst verantwortlich, nach denen die Häuser zu durchsuchen und jeder zu erschießen sei, bei dem Waffen gefunden wurden. Viele Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg hatten noch Waffen oder Waffenkomponenten als Andenken aufbewahrt und wurden nach Hausdurchsuchungen hingerichtet. Zudem gab es auch Hinrichtungen auf Grund von Denunziationen und bloßem Verdacht.
  • In Berlin findet die konstituierende Sitzung der Landesversammlung statt. Der Verfassungsausschuss der Preußischen Landesversammlung besteht aus 27 Mitgliedern. Gemäß des Wahlergebnisses vom 26. Januar stellt die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) davon elf, das Zentrum sechs, die Deutsche Demokratische Partei (DDP) vier, die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) vier, die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) einen sowie die Deutsche Volkspartei (DVP) ebenfalls einen Abgeordneten.
14.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Der sächsische Vorsitzende des "Rates der Volksbeauftragten", Dr. Georg Gradnauer (SPD), bildet ein zweites Kabinett ("Ministerium"). Seine Amtsbezeichnung ist ab sofort "Ministerpräsident". Das neue Kabinett ist ein Minderheitskabinett, dem ausschließlich SPD-Mitglieder angehören. Es besteht aus:

  • Ministerpräsident und Innenminister: Dr. Georg Gradnauer (SPD)
    Der Ministerpräsident Sachsens, Dr. Georg Gradnauer
  • Minister für Arbeit und Wohlfahrt: Max (Wilhelm August) Heldt (SPD)
  • Wirtschaftsminister: Albert Schwarz (SPD)
  • Finanzminister: (August) Emil Nitzsche (SPD)
  • Kultusminister: (Johann) Wilhelm Buck (SPD)
  • Justizminister: Dr. Rudolf Harnisch (SPD)
  • Minister für Militärwesen: Gustav Neuring (SPD)
17.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Ein kommunistischer Aufruf zum Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den Einmarsch von Regierungstruppen, die verhindern sollen, dass weitere alliierte Truppen in das Ruhrgebiet einmarschieren, wird teilweise befolgt.

17.03.1919
(Fortsetzung)
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Johannes Hoffmann (SPD), Ministerpräsident Bayerns
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Der 1. Bayerische Landtag wählt Johannes Hoffmann (SPD) einstimmig zum Ministerpräsidenten und verabschiedet ebenfalls einstimmig das vorläufige Staatsgrundgesetz. Das 1. Ministerium Hoffman besteht aus folgenden Mitgliedern:

  • Ministerpräsident, Minister für Äußeres, Kultus und Unterricht: Johannes Hoffmann (SPD)
  • Justizminister: Friedrich Endres (SPD)
  • Innenminister: Martin Segitz (SPD)
  • Finanzminister: Dr. Karl Neumaier (parteilos)
  • Minister für soziale Fürsorge: Hans Unterleitner (USPD)
  • Minister für Handel, Industrie und Gewerbe: Josef Simon (USPD)
  • Verkehrsminister: Heinrich Ritter von Frauendorfer (parteilos)
  • Militärminister: Ernst Schneppenhorst (SPD)
  • Minister für Land- und Forstwirtschaft: Martin Steiner (BBB)

Ministerpräsident Johannes Hoffmann wurde 1867 in Ilbesheim bei Landau in der Pfalz geboren. Von 1899 bis 1904 war der Volksschullehrer Mitglied des Stadtrats von Kaiserslautern für die Deutsche Volkspartei (DVP). 1907 trat er der SPD bei und 1908 wurde er als Abgeordneter der Partei in den Landtag gewählt. Infolge seiner Kandidatur für die Sozialdemokraten ging die Kreisregierung in Speyer disziplinarisch gegen ihn vor, woraufhin er aus dem Staatsdienst austrat. 1910 kehrte er in den Stadtrat zurück und wurde Erster Adjunkt, während des Krieges musste er den an der Front befindlichen Oberbürgermeister Küffner vertreten. 1912 wurde er für den Wahlkreis Kaiserslautern-Kirchheimbolanden in den Reichstag gewählt. Von November 1918 bis März 1919 war er bayerischer Kultusminister in der Regierung von Kurt Eisner. Hoffmann, der nun sein Nachfolger im Amt wurde, jedoch das Amt des Kultusministers behält, gilt als Verfechter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie.

19.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Sachsen

Ende des Mitteldeutschen Generalstreiks, der sich seit Ende Februar vom Raum Halle-Merseburg über die Provinz Sachsen auf Anhalt, Thüringen, Leipzig und das Senftenberger Braunkohlegebiet ausgedehnt hatte. Dem Streik schlossen sich, mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe, die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter an. Sie forderten unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe.

20.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Preußische Landesversammlung verabschiedet das "Gesetz zur vorläufigen Ordnung der Staatsgewalt in Preußen". Darin wird unter anderem das landesherrliche Kirchenregiment auf drei vom Staatsministerium bestimmte Minister evangelischen Glaubens übertragen. Am Tage der Annahme des Gesetzentwurfes durch die Landesversammlung stellt die Regierung ihre Ämter der Landesversammlung zur Verfügung, erklärt sich auf Wunsch der letzteren aber bereit, sie bis zur Berufung einer neuen Staatsregierung weiterzuführen.

21.03.1919
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Deutsches Reich
Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD)
Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann (SPD)
Erstmals wird an höchster Stelle die Bedeutung des Reichsministerpräsidenten erwähnt, als in einem Erlass des Reichspräsidenten die Errichtung und die Bezeichnung der obersten Reichsbehörden die Position erwähnt wird. Der Reichsministerpräsident ist bis jetzt eigentlich nur Moderator und Diskussionsleiter gewesen. Im Übrigen hatte es im Kaiserreich im Grunde nur den Reichskanzler als Reichsminister gegeben. Nunmehr wurden dessen Kompetenzen auf die verschiedenen Minister aufgeteilt. Für ihre Ministerien sind die Ressortchefs selbst verantwortlich. Durch die Konstruktion werden Streitigkeiten zwischen den Ministerien und den Ministern vorprogrammiert. Unklar ist auch noch, wer die „Geschäfte des Reiches“ führt. Im Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt ist dies der Reichspräsident. In dem heutigen Erlass wird dies jedoch das Reichsministerium in der Person Philipp Scheidemanns.

Reichsministerpräsident Scheidemann teilt mit, dass Georg Gothein von der Deutschen Demokratischen Partei, bisher Reichsminister ohne Geschäftsbereich, ab sofort das neu geschaffene Reichsschatzministerium leiten wird.

21.03.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Nach vier Tagen wird der von den Kommunisten initiierte Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den Einmarsch von Regierungstruppen, der teilweise befolgt wurde, beendet.



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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Der sächsische Ministerpräsident und Minister für Inneres gibt sein Amt als Innenminister an (Karl) Otto Uhlig (SPD).

22.03.1919
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Generalleutnant Wilhelm Groener
Deutsches Reich

Auf einer Konferenz mit den Chefs der Armeekorps in Kolberg stellt sich der aus Württemberg stammende Generalleutnant und Chef des Generalstabes Wilhelm Groener, gegen die Reichswehrpläne der Regierung.

23.03.1919
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Deutsches Reich

Die Nationalversammlung des Deutschen Reiches verabschiedet ein Kohlenwirtschaftsgesetz, dass die bestehenden Kohlensyndikate (Absatzkartelle) unter die Kontrolle eines 60köpfigen Reichskohlenrates stellt, dem auch 22 Arbeitnehmervertreter angehören.

24.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Die Preußische Landesversammlung verabschiedet – bei Enthaltung des Zentrum – eine Entschließung gegen alle Loslösungsbestrebungen Preußens vom Deutschen Reich.
  • Der Einfluss der radikalen Syndikalisten auf die Sozialisierung im Ruhrgebiet führt zu blutigen Kämpfen zwischen Arbeitern und Angehörigen von Freikorps in Witten. Dies löst die dritte Phase der großen Streiks im Revier aus. Zu den nun aufgestellten Forderungen gehören die Anerkennung der Räte, die Auflösung der Freikorps und die Einführung von Sechsstundenschichten im Bergbau. Hinzu kommt das Verlangen nach Anerkennung der „Hamburger Punkte“ zur Militärpolitik, wie sie der Reichsrätekongress beschlossen hat, und nach Entwaffnung der Polizei.
25.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Präsident der Preußischen Landesversammlung ernennt ein Kabinett der "Weimarer Koalition".
  • Die gestern begonnenen blutigen Kämpfe zwischen Arbeiter und Angehörigen von Freikorps in Witten führen zu einer neuen, großen Streikwelle zwischen Bochum und Dortmund.
25.03.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Gotha

Im Freistaat Gotha konstituiert sich der Landtag und wählt die Mitglieder des Rates der Volksbeauftragten. Da die Landtagswahl die provisorische Regierung von Otto Geithner bestätigte, bleibt dieser Leitender Staatsminister. Alle Mitglieder des Ministeriums sind Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Das Staatsministerium der Legislaturperiode des 1. Landtages von Gotha:

  • Leitender Staatsminister: Otto Geithner, USPD
  • Minister: Cuno Blechschmidt, USPD
  • Minister: Emil Grabow, USPD
  • Minister: Albin Tenner, USPD

Der alte und neue Landesherr, geboren 1876 in Merseburg, besuchte die achtklassige Bürgerschule und absolvierte eine Tischlerlehre; anschließend ging er auf die Walz, dort vor allem in der Schweiz, kam er mit sozialistischen Ideen in Kontakt und schloss sich 1894 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. 1899 bis 1910 war er Vorsitzender der Arbeiterbildungsschule in Berlin, 1908 bis 1910 fungierte er als Redakteur des Pressebüros der SPD-Parteischule. Ab 1907, zunächst als Expedient des Parteiverlags, dann als Literaturredakteur des sozialdemokratischen Pressedienstes und ab 1910 als Redakteur und 1910 bis 1915 Chefredakteur des Gothaer Volksblattes war er hauptamtlich für die Partei tätig. 1912 bis 1918 war Geithner Abgeordneter des gothaischen Landtags und von 1915 bis 1918 Soldat. Die Burgfriedenspolitik der Parteimehrheit nach Beginn des Ersten Weltkrieges ablehnend, machte Geithner aus dem von ihm geleiteten Regionalblatt ein bis zum Verbot im Februar 1915 wichtiges Organ der Kriegsgegner. Geithner nahm im März 1915 an Treffen der Gruppe Internationale teil, fertigte später illegale Flugblätter des Spartakusbundes an und schloss sich 1917 der neu gegründeten USPD an, der sich in Gotha und Umgebung große Teile der bisherigen SPD-Mitgliedschaft anschlossen. Nach der Novemberrevolution und der Abschaffung der Monarchie war Geithner als Vorsitzender des örtlichen Rates der Volksbeauftragten bis zur Berufung von Wilhelm Bock, Emil Grabow und Adolf Schauder als Volksbeauftragte am 30. November 1918 faktisch Regierungschef des Freistaates Sachsen-Gotha. In dieser Zeit wurde auch Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates und Redakteur in Gotha. Geithner plant unter anderem für Sozialreformen wie die Einführung des Acht-Stunden-Tages.

26.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Die Allgemeine Studentenversammlung an der Universität von Leipzig beschließt, dass sich die Studentenschaft bei einer Bedrohung des Staates an einem militärischen Freiwilligenverband beteiligen würde. Gegenwärtig wird vom Reichswehrministerium die Lage als "nicht so bedrohlich" eingestuft, dass die Universitäten im Land geschlossen werden müssten. Mit Rücksicht auf die Friedensverhandlungen in Versailles wird der Aufruf gestoppt. In ganz Sachsen werden Einwohnerwehren als Selbstschutzorganisationen mit polizeilichen Aufgaben gebildet, aus denen Zeitfreiwilligenregimenter hervorgehen werden, die militärisch eingesetzt werden sollen, sofern es nötig würde.

26.03.1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Altenburg

Zwei Monate nach der Landtagswahl, bei der die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) die absolute Mehrheit gewann, wird in Altenburg eine neue Regierung berufen. Das Amt des Leitenden Staatsministers Wilhelm Tell von der Fortschrittspartei wird aufgelöst und der bisherige Staatsrat August Frölich von der SPD wird auch der neue Staatsrat, dieses Mal aber als Inhaber des höchsten Amtes des Staates.

29.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Freier Volksstaat Württemberg / Freistaat Baden

Eine Konferenz der süddeutschen Länder äußert in der "Stuttgarter Resolution" diverse Wünsche der Länder an die Reichsregierung auf eine Stärkung föderalistischer Elemente.

30.03.1919
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Essen tritt eine Schachtdelegiertenkonferenz zusammen. Die Verhandlung wird von Vertretern der KPD und der Syndikalisten beherrscht. Sie beschließt den Austritt aus den etablierten Gewerkschaften und die Gründung einer „Allgemeinen Bergarbeiterunion.“ An die Stelle der Neunerkommission tritt nun ein Zentralzechenrat. Außerdem wird ein unbefristeter Generalstreik beschlossen.

31.03.1919
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Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

Ein Generalstreik in Württemberg wird durch bürgerliche Gegenstreiks beantwortet.

Ende März 1919
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Vorsitzender Minister Dr. Arnold Paulssen
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

Im Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach wird eine neue Regierung gebildet. Dr. Arnold (Rudolf) Paulssen von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wird neuer Vorsitzender des Staatsministeriums, der bisherige Staatskommissar und Staatsminister August Baudert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) übernimmt das Amt des Staatsministers. Weitere Minister des Kleinstaates kommen aus der SPD (3) und aus der DDP (2). Dr. Arnold Paulssen wurde 1864 in Sömmerda geboren und entstammt einer großbürgerlichen Familie. Er ist Dr. der Rechtswissenschaften. Er war ab 1894 als Landrichter in Weimar tätig und wurde ein Jahr später Finanzrat und Vortragender Rat im Großherzoglich Sächsischen Staatsministerium. Gleichzeitig fungierte er als Geheimer Referendar des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach. Nach seiner Ernennung zum Geheimen Legationsrat 1899 war er stellvertretender Bevollmächtigter im Bundesrat für das Großherzogtum Sachsen und die thüringischen Staaten. 1905 wurde er zum Staatsrat, 1908 dann zum Geheimen Staatsrat ernannt. Paulssen war von 1908 bis 1912 Leiter des Ministeriums des Innern und Äußern des Großherzogtums Sachsen und amtierte von 1912 bis 1918 als Bevollmächtigter des Großherzogtums im Bundesrat. Arnold Paulssen engagiert sich insbesondere für den Zusammenschluss der thüringischen Kleinstaaten zu einem Land Thüringen.

Ende März 1919
(Fortsetzung)
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Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen

Im Volksstaat Sachsen-Meiningen wird eine neue Regierung gebildet. Leitender Minister bleibt der parteilose Ludwig Freiherr von Türcke. Ihm zur Seite stehen die Staatsräte Karl Marr und Ottmar Benz (beide Deutsche Demokratische Partei DDP) und die nebenamtlichen Staatsräte Arthur Hofmann, Heinrich Eckardt (beide Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD) sowie Adalbert Enders (DDP). Obwohl die SPD bei den vorhergehenden Wahlen die absolute Mehrheit der Stimmen erhielt, teilt sie sich die Regierungsverantwortung mti der DDP, die gemeinsam mit dem parteilosen Leitenden Minister sogar eine Minderheit im "Ministerium" abgibt. Von Türcke wurde 1857 in Meiningen, der Landeshauptstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen geboren. Nach dem Besuch des dortigen Gymnasiums Bernhardinum und dem Ablegen des Abiturs studierte er in Leipzig und Jena Rechtswissenschaft (Jura). Anschließend trat er 1888 in den Meininger Verwaltungsdienst ein. Ab 1896 war Türcke Landrat des Landkreises Hildburghausen und ab 1901 Landrat im Landkreis Meiningen, bis man ihn 1908 als Sachsen-meiningischen Regierungsrat in das Staatsministerium nach Meiningen berief. 1912 wurde er zum Geheimen Staatsrat ernannt und stand der Abteilung Inneres vor. Nach der Novemberrevolution wählte der Meininger Landtag am 12. November 1918 den parteilosen Ludwig Freiherr von Türcke als Ersten Staatsminister und Vorsitzenden des Gesamtstaatsrats in die neue Regierung des Freistaats Sachsen-Meiningen. Hier übernahm er die Ressorts Inneres und Äußeres.

Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1919
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