Otto von Voß: Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Königreich Preußen 1806|03.11.1806]]''' - Freiherr vom Stein und Otto von Voß landet in Danzig an, wohin auch die Staatspapiere, Kostbarkeiten und Gelder verbracht wurden. Sie treffen hier die Anordnung, dass diese Dinge weiter nach Königsberg transportiert werden sollen. <br>
 
'''[[Königreich Preußen 1806|03.11.1806]]''' - Freiherr vom Stein und Otto von Voß landet in Danzig an, wohin auch die Staatspapiere, Kostbarkeiten und Gelder verbracht wurden. Sie treffen hier die Anordnung, dass diese Dinge weiter nach Königsberg transportiert werden sollen. <br>
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'''[[Königreich Preußen 1806|04.11.1806]]''' - König Friedrich Wilhelm III. beruft die meisten Minister, darunter Otto von Voß, nach Graudenz, um über die Frage, ob der von Napoléon angebotene Waffenstillstand anzunehmen sei, zu entscheiden. <br>
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'''[[Königreich Preußen 1806|06.11.1806]]''' - In Graudenz tagt König Friedrich Wilhelm III. mit seinen Ministern über die Frage des von Napoléon angebotenen Waffenstillstands. <br>
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'''[[Königreich Preußen 1806|21.11.1806]]''' - Die Anfang November in Graudenz unterbrochene Tagung des Königs mit den meisten seiner Minister wird in Osterode fortgesetzt. Die Mehrheit spricht sich für die Annahme des Waffenstillstandsangebotes Napoléons aus. Otto von Voß ist der erste, der dagegen stimmt; Ihm pflichten vom Stein, von Köckritz und von Beyme bei. Die völlige Vernichtung Preußens wäre, wie von Voß hervorhebt, die Folge der Ausführung der Mehrheitsansicht gewesen. Von Osterode kehrt er nach Königsberg zurück, wohin auch der Hof kommt. <br>
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'''[[Königreich Preußen 1807|03.01.1807]]''' - Der Sturz des Ministers vom Stein veranlasst auch Otto von Voß zu einem herzlichen Abschiedsschreiben: ''Was aus dem Staate werden soll, wenn Männer von solchem Talent, solcher Rechtlichkeit und so redlichem Eifer für sein Wohl ihn verlassen, das weih Gott! Ich mache E. E. kein Compliment, ich rede aus der Fülle meines Herzens''. <br>
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In den folgenden Monaten schien es so als wenn V. bestimmenden Einfluß auf den Gang der preußischen Politik gewinnen sollte. Er gehörte zu denen, die den Muth nicht sinken ließen und versicherte seiner Tante, der Oberhofmeisterin, ruhig (9. März): "Die Sachen ständen nicht so schlimm als der Hof dächte". Am 10. März überreichte er dem König eine Denkschrift, in der er für Einheit in der preußischen Verwaltung eintrat, die durch wöchentliche Sitzungen eines Raths von fünf Ministern herbeigeführt werden sollte. Auf Vorschlag Beyme's wurde ihm|Mitte März vom König das Finanzministerium übertragen, was Hardenberg als eine kränkende Zurücksetzung empfand. Diese Einrichtung dauerte aber nur wenige Wochen. V. gerieth ebenso wie Zastrow mit Hardenberg aneinander. Wie Niebuhr an Stein schrieb, "gerirte er sich als Premierminister", was Hardenberg mißfiel. Hardenberg setzte es schließlich beim König durch, daß ihm der Haupttheil der Finanzgeschäfte anvertraut wurde und V. nur geringe Functionen behielt. Darüber kam es zu einem scharfen Schriftwechsel zwischen V. und Hardenberg und zu getränkten Ergüssen Vossens an den König. Er warnte Friedrich Wilhelm vor Hardenberg's Verschwendung und bezeichnete die überragende Stellung, welche Hardenberg im Ministerium eingeräumt wurde, als nicht im preußischen Geiste liegend. Sie würde daher schwerlich in der preußischen Verfassung Wurzel schlagen. "Sie hat aus der brandenburgischen Geschichte nur unglückliche Beispiele aufzuweisen." Hardenberg antwortete: "Statt persönlichen Nutzens zum Nachtheile anderer ernte ich Unannehmlichkeiten ein, ich sah es voraus, aber ich durfte es des höheren Zwecks wegen nicht achten. Nur rasches Ineinandergreifen zu einem Zwecke, nur schnelles Handeln nach einem Plan kann jetzt allein retten". "Viele Köche verderben den Brei." Auch er erging sich in gereizten Ausführungen, hatte indeß offenbar das Recht und die Ueberlegenheit auf seiner Seite. Es kam so weit, daß V. Hardenberg zum Zweikampf fordern wollte und sich dies für später — nach Beendigung des Krieges — vorbehielt. Wie es scheint, gewann dieser Conflict seine Schärfe durch persönliche Rücksichten, indem es V. mit dem durch Hardenberg aus dem Sattel gehobenen General Zastrow, dessen topflose Politik V. sonst durchaus nicht mitgemacht hatte, hielt. V. erbat seinen Abschied und erhielt ihn. Er reiste infolgedessen am 19. Juni mit Zastrow über Kopenhagen ab und ging nach Havelberg. Als Hardenberg laut Bestimmung des Tilsiter Friedens (9. Juli) vom Ministerium zurücktrat, scheint V. sich um die Leitung des Ministeriums bemüht zu haben. Wenigstens läßt eine Bemerkung der Oberhofmeisterin (18. Aug. 1807) dies vermuthen: "V. übernimmt das Ministerium wieder, das betrübt mich sehr. Ich sagte es dem König, er wurde böse." Die Umgebung der Königin war nach den Mittheilungen der Oberhofmeisterin jedenfalls sehr gegen V. eingenommen als der Stelle nicht gewachsen. Wie bekannt, trat indeß Stein an die Spitze der Geschäfte und V. blieb verdrießlich in Havelberg. Als der König ihn im Juli 1807 für die Kurmark zwischen Elbe und Oder und für den dem Könige verbliebenen Theil von Magdeburg am rechten Ufer der Elbe zum Civilcommissar ernannt hatte, hatte er diese Stellung für sich nicht passend gefunden und sie abgelehnt. Dagegen nahm er sich jetzt wiederum mit frischem Eifer der Interessen der Ritterschaft in den Verhandlungen mit dem französischen Generalintendanten Daru an. Dies brachte Stein auf den Gedanken ihn an Stelle des bei Daru unliebsam gewordenen Geheimen Oberfinanzrathes Sack an die Spitze der Immediatfriedensvollziehungscommission zu stellen. Er empfahl ihn daher (8. Mai 1808) dem König als "einen geübten Geschäftsmann von gesundem Urtheil, Kenntniß des Landes und der französischen Sprache, Rang und Ordenszeichen". Sack schloß sich seinem Votum an.
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'''[[Königreich Preußen 1808|20.02.1808]]''' - Otto von Voß wird als königlicher Kommissar entlassen und lebt fortan zurückgezogen, zum Teil in Buch. Er verwaltete seine Güter Buch, Karow, Wartenberg, Flotow, Stavenow (bei Perleberg) und Trossin und pflegt seine große Sammlung an Musikalien und an alten Musikinstrumenten. <br>
 
'''[[Königreich Preußen 1808|20.02.1808]]''' - Otto von Voß wird als königlicher Kommissar entlassen und lebt fortan zurückgezogen, zum Teil in Buch. Er verwaltete seine Güter Buch, Karow, Wartenberg, Flotow, Stavenow (bei Perleberg) und Trossin und pflegt seine große Sammlung an Musikalien und an alten Musikinstrumenten. <br>
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Am 16. Mai 1808 übernahm V. dies wichtige Amt, in dem er die Auseinandersetzungen mit den französischen Behörden wegen der Bestimmungen des Tilsiter Friedens, insbesondere die Regelung der Contributionsabzahlungen vorzunehmen hatte, ohne Gehalt. Jedoch behagte es ihm nicht, daß Stein über ihm stand, da er früher als dieser Minister gewesen war und er stellte dies dem Könige vor (2. Juni). Friedrich Wilhelm erwiderte in einem sehr freundlichen Schreiben, Stein sei sein Premierminister und jeder andere müsse daher seinen Vorrang|anerkennen. V. verstand es durch sein Auftreten, das französische Beamtenthum zu gewinnen, hielt sich jedoch vielleicht zu oft in seinem Tusculum Havelberg auf, wodurch Mißstände eintraten. Wegen der zu zahlenden Contributionen kam er u. a. mit dem in Paris verhandelnden Prinzen Wilhelm in Briefwechsel. Durch ausgesuchte Höflichkeit suchte er die Franzosen zu veranlassen, die Höhe ihrer Forderungen etwas herabzuschrauben. Mit dem Militärintendanten Villemanzin schloß er am 12. November einen Vertrag wegen des Verpflegungswesens in den Festungen Stettin, Küstrin und Elogau. Am 1. December 1808 traf er mit Daru wegen der Contributionen ein Abkommen, das den in Königsberg weilenden Ministern sehr nachtheilig zu sein schien; jedoch gelang es ihm, sein Verfahren zu rechtfertigen. Mag gegen diese Thätigkeit nichts einzuwenden sein, so erwies sich seine damalige Haltung in anderer Hinsicht als höchst anfechtbar. Zum Theil aus gekränktem Ehrgeiz, zum Theil weil er die Privilegien der Ritterschaft gefährdet sah, zum Theil weil er sich von den Franzosen hinters Licht führen ließ, gerieth er in eine schroffe Gegnerschaft gegen die preußische Reformpartei, deren Führung jetzt wieder Stein übernommen hatte. Seine geistige Bedeutung verursachte es, daß er der Mittelpunkt aller reformfeindlichen Strömungen wurde, der Führer einer hartnäckig am Alten festhaltenden Partei, deren Verhalten in diesem Augenblick nicht gerade conservativ zu nennen war. Er schrieb dem König: "Man könne alles Vertrauen zu den Franzosen haben", was freilich ein gründlicher Irrthum war. Er befürwortete in seinen zahlreichen Berichten im Sinne der Daru, Davout, Hilaire u. s. w. eine Entfernung Stein's, der den Staat an den Rand des Abgrunds brächte. Auch Schön's Entfernung hielt er für dringend wünschenswerth. Es war erklärlich, wenn Stein jetzt V. als einen schlimmen Intriguanten ansah. Als Stein von Napoleon geächtet war, langte V. abermals "nach dem Steuerruder" nach Gneisenau's Zeugniß. Indeß auch der König war ihm nicht mehr günstig gesinnt. Er verdachte V. die ehrgeizige und in jener Zeit unpatriotische Politik sehr. In seiner klaren Art hatte er die betr. mißgünstigen Schriftstücke zu Stein's und Schön's Kenntniß gebracht. Als V. Schritte that, die märkischen Stände einzuberufen, trat er dazwischen, indem er ihm am 20. Februar 1809 eröffnete, daß nach den neueren Organisationsbestimmungen die bis dahin stattgefundene Einwirkung des Ministers v. V. auf alle ständischen Angelegenheiten in der Kurmark aufgehört hätte und am 13. Februar der kurmärkischen Landschaft bekannt gab, daß V. als kgl. Commissar bei ihr entlassen sei, jedoch seine Einnahmen auf Lebenszeit behalten solle. Fortan zog sich V. im höchsten Grade verstimmt nach Havelberg zurück.
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In der großen Zeit der Erhebung hat er völlig im Hintergrunde gestanden. Als Hardenberg 1817 den Staatsrath berief, überging er V. wohlweislich. Die alte Gegnerschaft trat bei V. wieder hervor, als der Staatskanzler die kurmärkische Landschaft aufhob, worin V. eine Verletzung der Rechte der Ritterschaft erblickte. Der Einfluß des allen zurückgesetzten Ministers begann wieder zu steigen, als der Kronprinz sich altständischen Ansichten zuwandte. Die von einer felsenfesten Ueberzeugung getragenen Reden des erfahrenen Staatsmannes verfehlten nicht ihren Eindruck auf den Thronfolger und seine Umgebung. Am meisten setzte V. den Verfassungsplänen Hardenberg's Widerstand entgegen. Zwar erkannte er (1817) an, daß eine Constitution nach dem Geiste der Zeit fast unvermeidlich sei. Man könne aber zunächst nur mit einer ständischen Verfassung beginnen. Demgemäß solle man nach Anhörung der alten Stände Provinzialstände einberufen. Später schränkte er dies Zugeständniß wieder ein. "Nach teutscher Verfassung kann niemand repräsentiren, der eine Mediatobrigkeit hat sagte er. Als die Berathungen über die Provinzialstände begannen, da|zog ihn der hier präsidirende Kronprinz hinzu (1821). In diesen Conferenzen meinte er im Hinblicke auf die königliche Verordnung vom 22. Mai 1815, die zweifellos die Zusage einer Verfassung enthielt: "Seine Majestät haben seitdem irgend auf eine Weise nicht zu erkennen gegeben, daß sie jene als Gesetzgeber gegebene Verordnung, in welcher ich ein Versprechen zu finden nicht vermag, sowie sie dasteht, ausgeführt wissen wollen; vielmehr möchte ich auf das Gegentheil schließen". Dies Wort wurde zum verhängnißvollen Schlagworte der reaktionären Partei, das sich nach fünfundzwanzig Jahren bitter rächen sollte. Als selbst Ancillon meinte, die allgemeinen Stände seien förmlich versprochen, erklärte er schroff: "Man dürfe dem gesetzgeberischen Willen nicht vorgreifen". Inzwischen entfremdete sich auch König Friedrich Wilhelm III. immer mehr dem Staatskanzler. Wie so oft in solchen Fällen hatte dies einen völligen Umschlag in der Politik zur Folge und so kam es, daß V., dieser persönlichste Gegner Hardenberg's, dessen Berufung der greise Fürst wie einen Schlag ins Gesicht empfinden mußte, nachdem der König ihn im Sommer in Buch, wo er still und zurückgezogen lebte, mit Vorliebe an musikalischen Zerstreuungen sich erfreuend, aufgesucht hatte, am 16. September 1822 zum Vicepräsidenten des Ministeriums und des Staatsraths ernannt wurde.
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'''[[Königreich Preußen 1821|1821]]''' - Als das Vertrauen des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen in seinen Staatskanzler Karl August von Hardenberg zu sinken beginnt, wird Otto von Voß wieder zu wichtigen Beratungen bei Hof hinzugezogen. <br>
 
'''[[Königreich Preußen 1821|1821]]''' - Als das Vertrauen des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen in seinen Staatskanzler Karl August von Hardenberg zu sinken beginnt, wird Otto von Voß wieder zu wichtigen Beratungen bei Hof hinzugezogen. <br>
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'''[[Königreich Preußen 1823|30.01.1823]]''' - Der Geheime Staatsminister und Magdeburger Domdechant Otto Karl Friedrich von Voß stirbt in Berlin. Er wird betrauert von seiner Witwe Karoline Maria Susanne Finck von Finckenstein und seinen vier Kindern Friedrich Wilhelm Maximilian, Karl Otto Friedrich, Auguste Amalie und Otto Karl Philipp. <br>
 
'''[[Königreich Preußen 1823|30.01.1823]]''' - Der Geheime Staatsminister und Magdeburger Domdechant Otto Karl Friedrich von Voß stirbt in Berlin. Er wird betrauert von seiner Witwe Karoline Maria Susanne Finck von Finckenstein und seinen vier Kindern Friedrich Wilhelm Maximilian, Karl Otto Friedrich, Auguste Amalie und Otto Karl Philipp. <br>
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In V. verkörperte sich das altpreußische Beamtenthum des 18. Jahrhunderts. In der Zeit der Reform Preußens nach Tilsit steht er wie eine Säule längst vergangener Tage. Pflichtgetreu, sparsam, voll praktischen Blickes und Thatkraft, auch einer schrittweisen Veränderung der Dinge durchaus nicht abgeneigt und in gewisser Hinsicht nicht ohne Verständniß für die Erfordernisse der Zeit, ist er jedoch ein abgesagter Feind radicaler Veränderungen gewesen, vor allem, wo sie die feudalen Interessen beeinträchtigten, deren Wahrnehmung ihm von Jugend an auf das innigste am Herzen lag, während das Wohl des Landes Preisgabe dieser Interessen verlangte. Diese zum Theil egoistischen Rücksichten verbunden mit einem bei ihm bis ins hohe Alter andauernden fast jugendlichen Ehrgeiz trüben das Bild dieses Mannes etwas, der im übrigen reiche Verdienste um den preußischen Staat auszuweisen hat.
  
  

Version vom 17. Mai 2018, 21:01 Uhr

Biografie

OTTO KARL FRIEDRICH VON VOSS

* 8, Juni 1755 in Berlin, † 30. Januar 1823 in Berlin

Otto Karl Friedrich von Voß
  • Geheimer Staatsminister Preußens
  • Domdechant
Dänemark.gif

Mecklenburg.gif

HRR 1402-1806.gif

Wappen Frankfurt.jpg


08.06.1755 - Otto Karl Friedrich von Voß, Abkömmling eines mecklenburgischen Adelsgeschlecht, wird in Berlin geboren. Seine Eltern sind der preußische Geheimrat Friedrich Christian Hieronymus von Voß (* 1724), Erbherr auf Flotow und Trollenhagen, und dessen Ehefrau Amalia Ottilie von Viereck (* 1736). Der Vater war von 1750 bis 1751 Gesandter in Kopenhagen.

21.04.1773 - Otto von Voß beginnt ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Frankfurt und wird später in Göttingen studieren.

25.07.1777 - Otto von Voß wird Referendar beim Kammerbericht.

Anfang 1780 - Otto von Voß besteht das große Examen, worauf er die Stelle eines Assistenzrates beim Kammergericht erhält.

11.12.1780 - Otto von Voß heiratet die Reichsgräfin Karline Maria Susanne Finck von Finckenstein (* 1751), Tochter des Kabinettsministers unter König Friedrichs des Großen, Karl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein. Nach seiner Heirat wird er, da sein Vater noch auf dem Familienbesitz in Buch lebt, in der Nähe das Gut Wartenberg in Niederbarnim. Dort und in Berlin abwechselnd seinen Wohnsitz nehmen.

1784 - Nach dem Tod des Vaters übernimmt Otto von Voß von diesem als Majoratsherr Buch, Karow und Birkholz (alle bei Berlin). Zugleich kauft er sich vom preußischen General Christoph Carl von Bülow, dem Kommandeur des Dragoner-Regiments "Markgraf von Anspach-Bayreuth", Generalinspekteur der in Preußen stehenden Kavallerie, Ritter des schwarzen Adlerordens sowie Amtshauptmann zu Memel und Oletzkow, die vom Vater innegehabte Havelberger Dompropstei. Der Dom zu Havelberg wurde fortan sein Lieblingsaufenthalt. Wie Otto von Voß gehört auch von Bülow zu einem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht.

Anfang Dezember 1786 - Otto von Voß tritt wieder in den Staatsdienst als Präsident der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer. Dies ist möglicherweise ein Akt der Auszeichnung, die der neue König Friedrich Wilhelm II. vollzieht, um den Bruder der von ihm geliebten Hofdame und Mätresse Julie von Voß, Gräfin von Ingenheim (* 1766) zu gewinnen. Schon zu Anfang dieses Jahres hatte die Gattin seines Onkels väterlicherseits, die Oberhofmeisterin von Voß, darauf gedrungen, das junge Mädchen vom Hofe zu entfernen, aber vergeblich. Zwar hat Otto von Voß seiner Schwester ins Gewissen zu reden gesucht. Dafür ist es jedoch bereits zu spät und er muss sich davon überzeugen, daß Julie völlig in den Bann des Königs geraten ist. Wenn er bald darauf nicht verhinderte, dass sein eigener Schwiegervater, der Graf von Finckenstein, die unglückliche Hofdame beredete, dem Könige nachzugeben, weil sie sich dadurch selbst dem Glück des Landes opfere, so verrät das mindestens Schwäche.

1789 - Julie von Voß, die Schwester Otto von Voß', stirbt unerwartet und ihr Bruder Otto übernimmt die Erziehung ihres Kindes, des Grafen von Ingenheim. Otto von Voß wird Staatsminister im Generaldirektorium mit dem Department Neumark, Neuchatel und später Magdeburg und Halberstadt und beginnt damit, sich besondere Verdienste um die Pflege des Invaliden- und Krankenwesens sowie um die innere Kolonisation zu erwerben. Die Neueinrichtung der Landarmen- und Invalidenhäuser zu Strausberg, Brandenburg und Wittstock sowie der Irrenanstalt zu Neuruppin werden sein Werk. Dadurch wird einigermaßen mit der Landplage vagabundierender Invaliden und Bettler aufgeräumt. In verschiedenen Ämtern des Oderbruchs, zum Beispiel in Wriezen und Wilhelmsaue, nimmt er große Kolonistenansiedlungen vor. Durch den Bau des Ruppiner Kanals wurde insbesondere Berlins Versorgung mit Feuerungsbedarf erleichtert werden.

1790 - Otto von Voß macht Versuche, die königlichen Vorwerke auszubauen und die diesen dienstpflichtigen Bauern und Kossäten mit Ablösung ihrer Dienste in freie Eigentümer zu verwandeln. Der König genehmigt den Vorschlag der Stände, wie er auch die Ernennung Otto von Voß' zum Direktor der kurmärkischen Landfeuersocietät bestätigt. So verknüpft ihn sein amtlicher, ständischer und privater Wirkungskreis aufs engste mit der Kurmark. Mit den übrigen seiner Verwaltung unterstellten Provinzen steht er in loserem Zusammenhang.

Februar 1793 - Otto von Voß wird erster Provinzialminister der neu erworbenen Provinz Südpreußen, die durch die zweite polnische Teilung an Preußen gefallen ist. Anfänglich teilt er sich die Aufgabe mit dem Minister Graf Hoym und dem Oberpräsidenten von Schrötter.

07.04.1793 - Otto von Voß, der vor zwei Monaten gemeinsam mit Graf Hoym und von Schrötter die Verwaltung der neu erworbenen preußischen Provinz Südpreußen übernahm, übernimmt von jetzt an diese Aufgabe allein.

26.05.1794 - Otto von Voß schreibt dem König von Preußen zur Reformpolitik zur Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft: Ich werde gewiß all mein Dichten und Trachten darauf lenken, höchstdero Willensmeinung in Absicht dieser geringen Volksclasse (der Bauern) zu erreichen und zu verhindern, daß sie nicht unmenschlich behandelt werde; dagegen aber dürfte es mehr schaden als nützen, wenn diese Menschen auf ein Mal in eine Verfassung gesetzt werden sollten, welche mit ihrer bisherigen in einem gänzlichen Contrast steht. Von Voß schlägt vor, ein Corps leichter Reiterei in den südpreußischen Gebieten zu bilden, in dem dienstfähige arme polnische Edelleute angestellt werden.

September 1795 - Nach dem Ausbruch von Unruhen in Südpreußen verliert Otto von Voß das Amt des Provinzialministers. Er erwirbt die Magdeburger Domherrenkurie und geht zurück nach Magdeburg. Neuer schlesischer Provinzialminister wird Karl Georg Heinrich von Hoym. Ein halbes Jahr später wird von Voß schreiben: Mir war das Glück nicht vorbehalten, von meinem Fleiß um Südpreußen auch nur die geringsten Früchte zu ernten. Gekränkt bittet er nunmehr auch um Befreiung von sämtlichen übrigen Ministerialgeschäften, die ihm auch gewährt wird.

22.05.1796 - Otto von Voß äußert in einer Denkschrift über die Verwaltung Südpreußens: So sehr auch Erleichterung des ganz unterdrückten Bauernstandes nothwendig war, so erforderte solche dennoch bei dem Einfluß des Adels, der nur immer auf Gelegenheit wartet, seine Unzufriedenheit zu äußern, die größte Behutsamkeit.

1798 - Der Magdeburger Domdechant Otto von Voß übernimmt um dritten Mal in den Staatsdienst übernommen und erneut mit den Amtsgeschäften eines Provinzialministers von Südpreußen betraut, der noch im selben Jahr die Verwaltung für Pommern und die Neumark sowie das Lotteriedepartement erhält, wo er eine außerordentlich segensreiche Thätigkeit entfalten wird und mehr als alle anderne Minister der allgemeinen Bauernbefreiung zuarbeiten wird. Durch die Einrichtung von drei Kriegs- und Domänenkammern, in Posen, Petrikau und Plock, unter denen 44 Landräte und 12 Steuerräte stehen, wird die Verwaltung im Einzelnen geregelt. Für die einzelnen verbesserungsfähigen Städte wird viel getan, so zum Beispiel das abgebrannte Kalisch wiederhergestellt. In vielen Gegenden wird der Zunftzwang gemildert, durch Polizeitaxen die große Verteuerung der Lebensmittel verhindert. Der Schulfonds, der aus den eingezogenen Jesuitenklöstern gebildet werden sollte, wird ergänzt und vermehrt.

1799 - Der Provinzialminister für Pommern, Neumark und Südpreußen Otto von Voß beginnt mit der allgemeinen Bauernbefreiung in den von ihm verwalteten Gebieten.

1800 -

  • Nach dem Tod seines Schwiegervaters erhält Otto von Voß das Palais Marschall in der Wilhelmstraße in Berlin (heutige Voßstraße auf diesem Gelände, benannt nach einem seiner Verwandten).
  • In Südpreußen wird das leichte Reitercorps von dienstfähigen, armen polnischen Edelleuten unter den Towarczys in Dienst gestellt. Dies entspricht einem von Otto von Voß bereits vor sechs Jahren angeregtem Gedanken.

17.08.1802 - Daß der Provinzialminister für Pommern, Neumark und Südpreußen Otto von Voß sich bei der Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft nicht von fiskalischem Interesse leiten lässt, geht aus einem Schreiben von ihm an die neumärkische Kammer in Küstrin hervor, in dem er mitteilt: Nicht die Vermehrung der Einkünfte, sondern die Beförderung des Wohlstandes der dienstpflichtigen Unterthanen und die Aufnahme des Landbaus im allgemeinen ist die eigentliche Absicht, welche der Dienstaufhebung zu Grunde liegt.

Mai 1804 - Der Provinzialminister für Pommern, Neumark und Südpreußen Otto von Voß meldet den vollständigen Vollzug der Bauernbefreiung in 25 pommerschen Ämtern.

März 1805 - Der Provinzialminister für Pommern, Neumark und Südpreußen Otto von Voß meldet den vollständigen Vollzug der Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft im größten Teil der märkischen Domänen.

11.03.1806 - Der Provinzialminister für Pommern, Neumark und Südpreußen Otto von Voß schränkt die planmäßige Befreiung der Privatbauern ohne Vorankündigung ein. König Friedrich Wilhelm III. erkennt wohl, welche wertvolle Kraft er in dem Minister besitzt und dankt ihm wiederholt in sehr warmen Worten für seine Tätigkeit.

23.10.1806 - Mit der Besetzung Südpreußens im Vierten Koalitionskrieg durch feindliche Truppen verliert der Provinzialminister von Südpreußen Otto von Voß seine Aufgabe und zieht sich nach Stettin zurück.

27.10.1806 - Der ehemalige Provinzialminister von Südpreußen Otto von Voß, der vor vier Tagen nach Stettin geflüchet ist, muss nun auch Stettin verlassen.

03.11.1806 - Freiherr vom Stein und Otto von Voß landet in Danzig an, wohin auch die Staatspapiere, Kostbarkeiten und Gelder verbracht wurden. Sie treffen hier die Anordnung, dass diese Dinge weiter nach Königsberg transportiert werden sollen.

04.11.1806 - König Friedrich Wilhelm III. beruft die meisten Minister, darunter Otto von Voß, nach Graudenz, um über die Frage, ob der von Napoléon angebotene Waffenstillstand anzunehmen sei, zu entscheiden.

06.11.1806 - In Graudenz tagt König Friedrich Wilhelm III. mit seinen Ministern über die Frage des von Napoléon angebotenen Waffenstillstands.

21.11.1806 - Die Anfang November in Graudenz unterbrochene Tagung des Königs mit den meisten seiner Minister wird in Osterode fortgesetzt. Die Mehrheit spricht sich für die Annahme des Waffenstillstandsangebotes Napoléons aus. Otto von Voß ist der erste, der dagegen stimmt; Ihm pflichten vom Stein, von Köckritz und von Beyme bei. Die völlige Vernichtung Preußens wäre, wie von Voß hervorhebt, die Folge der Ausführung der Mehrheitsansicht gewesen. Von Osterode kehrt er nach Königsberg zurück, wohin auch der Hof kommt.

03.01.1807 - Der Sturz des Ministers vom Stein veranlasst auch Otto von Voß zu einem herzlichen Abschiedsschreiben: Was aus dem Staate werden soll, wenn Männer von solchem Talent, solcher Rechtlichkeit und so redlichem Eifer für sein Wohl ihn verlassen, das weih Gott! Ich mache E. E. kein Compliment, ich rede aus der Fülle meines Herzens.

In den folgenden Monaten schien es so als wenn V. bestimmenden Einfluß auf den Gang der preußischen Politik gewinnen sollte. Er gehörte zu denen, die den Muth nicht sinken ließen und versicherte seiner Tante, der Oberhofmeisterin, ruhig (9. März): "Die Sachen ständen nicht so schlimm als der Hof dächte". Am 10. März überreichte er dem König eine Denkschrift, in der er für Einheit in der preußischen Verwaltung eintrat, die durch wöchentliche Sitzungen eines Raths von fünf Ministern herbeigeführt werden sollte. Auf Vorschlag Beyme's wurde ihm|Mitte März vom König das Finanzministerium übertragen, was Hardenberg als eine kränkende Zurücksetzung empfand. Diese Einrichtung dauerte aber nur wenige Wochen. V. gerieth ebenso wie Zastrow mit Hardenberg aneinander. Wie Niebuhr an Stein schrieb, "gerirte er sich als Premierminister", was Hardenberg mißfiel. Hardenberg setzte es schließlich beim König durch, daß ihm der Haupttheil der Finanzgeschäfte anvertraut wurde und V. nur geringe Functionen behielt. Darüber kam es zu einem scharfen Schriftwechsel zwischen V. und Hardenberg und zu getränkten Ergüssen Vossens an den König. Er warnte Friedrich Wilhelm vor Hardenberg's Verschwendung und bezeichnete die überragende Stellung, welche Hardenberg im Ministerium eingeräumt wurde, als nicht im preußischen Geiste liegend. Sie würde daher schwerlich in der preußischen Verfassung Wurzel schlagen. "Sie hat aus der brandenburgischen Geschichte nur unglückliche Beispiele aufzuweisen." Hardenberg antwortete: "Statt persönlichen Nutzens zum Nachtheile anderer ernte ich Unannehmlichkeiten ein, ich sah es voraus, aber ich durfte es des höheren Zwecks wegen nicht achten. Nur rasches Ineinandergreifen zu einem Zwecke, nur schnelles Handeln nach einem Plan kann jetzt allein retten". "Viele Köche verderben den Brei." Auch er erging sich in gereizten Ausführungen, hatte indeß offenbar das Recht und die Ueberlegenheit auf seiner Seite. Es kam so weit, daß V. Hardenberg zum Zweikampf fordern wollte und sich dies für später — nach Beendigung des Krieges — vorbehielt. Wie es scheint, gewann dieser Conflict seine Schärfe durch persönliche Rücksichten, indem es V. mit dem durch Hardenberg aus dem Sattel gehobenen General Zastrow, dessen topflose Politik V. sonst durchaus nicht mitgemacht hatte, hielt. V. erbat seinen Abschied und erhielt ihn. Er reiste infolgedessen am 19. Juni mit Zastrow über Kopenhagen ab und ging nach Havelberg. Als Hardenberg laut Bestimmung des Tilsiter Friedens (9. Juli) vom Ministerium zurücktrat, scheint V. sich um die Leitung des Ministeriums bemüht zu haben. Wenigstens läßt eine Bemerkung der Oberhofmeisterin (18. Aug. 1807) dies vermuthen: "V. übernimmt das Ministerium wieder, das betrübt mich sehr. Ich sagte es dem König, er wurde böse." Die Umgebung der Königin war nach den Mittheilungen der Oberhofmeisterin jedenfalls sehr gegen V. eingenommen als der Stelle nicht gewachsen. Wie bekannt, trat indeß Stein an die Spitze der Geschäfte und V. blieb verdrießlich in Havelberg. Als der König ihn im Juli 1807 für die Kurmark zwischen Elbe und Oder und für den dem Könige verbliebenen Theil von Magdeburg am rechten Ufer der Elbe zum Civilcommissar ernannt hatte, hatte er diese Stellung für sich nicht passend gefunden und sie abgelehnt. Dagegen nahm er sich jetzt wiederum mit frischem Eifer der Interessen der Ritterschaft in den Verhandlungen mit dem französischen Generalintendanten Daru an. Dies brachte Stein auf den Gedanken ihn an Stelle des bei Daru unliebsam gewordenen Geheimen Oberfinanzrathes Sack an die Spitze der Immediatfriedensvollziehungscommission zu stellen. Er empfahl ihn daher (8. Mai 1808) dem König als "einen geübten Geschäftsmann von gesundem Urtheil, Kenntniß des Landes und der französischen Sprache, Rang und Ordenszeichen". Sack schloß sich seinem Votum an.


20.02.1808 - Otto von Voß wird als königlicher Kommissar entlassen und lebt fortan zurückgezogen, zum Teil in Buch. Er verwaltete seine Güter Buch, Karow, Wartenberg, Flotow, Stavenow (bei Perleberg) und Trossin und pflegt seine große Sammlung an Musikalien und an alten Musikinstrumenten.


Am 16. Mai 1808 übernahm V. dies wichtige Amt, in dem er die Auseinandersetzungen mit den französischen Behörden wegen der Bestimmungen des Tilsiter Friedens, insbesondere die Regelung der Contributionsabzahlungen vorzunehmen hatte, ohne Gehalt. Jedoch behagte es ihm nicht, daß Stein über ihm stand, da er früher als dieser Minister gewesen war und er stellte dies dem Könige vor (2. Juni). Friedrich Wilhelm erwiderte in einem sehr freundlichen Schreiben, Stein sei sein Premierminister und jeder andere müsse daher seinen Vorrang|anerkennen. V. verstand es durch sein Auftreten, das französische Beamtenthum zu gewinnen, hielt sich jedoch vielleicht zu oft in seinem Tusculum Havelberg auf, wodurch Mißstände eintraten. Wegen der zu zahlenden Contributionen kam er u. a. mit dem in Paris verhandelnden Prinzen Wilhelm in Briefwechsel. Durch ausgesuchte Höflichkeit suchte er die Franzosen zu veranlassen, die Höhe ihrer Forderungen etwas herabzuschrauben. Mit dem Militärintendanten Villemanzin schloß er am 12. November einen Vertrag wegen des Verpflegungswesens in den Festungen Stettin, Küstrin und Elogau. Am 1. December 1808 traf er mit Daru wegen der Contributionen ein Abkommen, das den in Königsberg weilenden Ministern sehr nachtheilig zu sein schien; jedoch gelang es ihm, sein Verfahren zu rechtfertigen. Mag gegen diese Thätigkeit nichts einzuwenden sein, so erwies sich seine damalige Haltung in anderer Hinsicht als höchst anfechtbar. Zum Theil aus gekränktem Ehrgeiz, zum Theil weil er die Privilegien der Ritterschaft gefährdet sah, zum Theil weil er sich von den Franzosen hinters Licht führen ließ, gerieth er in eine schroffe Gegnerschaft gegen die preußische Reformpartei, deren Führung jetzt wieder Stein übernommen hatte. Seine geistige Bedeutung verursachte es, daß er der Mittelpunkt aller reformfeindlichen Strömungen wurde, der Führer einer hartnäckig am Alten festhaltenden Partei, deren Verhalten in diesem Augenblick nicht gerade conservativ zu nennen war. Er schrieb dem König: "Man könne alles Vertrauen zu den Franzosen haben", was freilich ein gründlicher Irrthum war. Er befürwortete in seinen zahlreichen Berichten im Sinne der Daru, Davout, Hilaire u. s. w. eine Entfernung Stein's, der den Staat an den Rand des Abgrunds brächte. Auch Schön's Entfernung hielt er für dringend wünschenswerth. Es war erklärlich, wenn Stein jetzt V. als einen schlimmen Intriguanten ansah. Als Stein von Napoleon geächtet war, langte V. abermals "nach dem Steuerruder" nach Gneisenau's Zeugniß. Indeß auch der König war ihm nicht mehr günstig gesinnt. Er verdachte V. die ehrgeizige und in jener Zeit unpatriotische Politik sehr. In seiner klaren Art hatte er die betr. mißgünstigen Schriftstücke zu Stein's und Schön's Kenntniß gebracht. Als V. Schritte that, die märkischen Stände einzuberufen, trat er dazwischen, indem er ihm am 20. Februar 1809 eröffnete, daß nach den neueren Organisationsbestimmungen die bis dahin stattgefundene Einwirkung des Ministers v. V. auf alle ständischen Angelegenheiten in der Kurmark aufgehört hätte und am 13. Februar der kurmärkischen Landschaft bekannt gab, daß V. als kgl. Commissar bei ihr entlassen sei, jedoch seine Einnahmen auf Lebenszeit behalten solle. Fortan zog sich V. im höchsten Grade verstimmt nach Havelberg zurück.

In der großen Zeit der Erhebung hat er völlig im Hintergrunde gestanden. Als Hardenberg 1817 den Staatsrath berief, überging er V. wohlweislich. Die alte Gegnerschaft trat bei V. wieder hervor, als der Staatskanzler die kurmärkische Landschaft aufhob, worin V. eine Verletzung der Rechte der Ritterschaft erblickte. Der Einfluß des allen zurückgesetzten Ministers begann wieder zu steigen, als der Kronprinz sich altständischen Ansichten zuwandte. Die von einer felsenfesten Ueberzeugung getragenen Reden des erfahrenen Staatsmannes verfehlten nicht ihren Eindruck auf den Thronfolger und seine Umgebung. Am meisten setzte V. den Verfassungsplänen Hardenberg's Widerstand entgegen. Zwar erkannte er (1817) an, daß eine Constitution nach dem Geiste der Zeit fast unvermeidlich sei. Man könne aber zunächst nur mit einer ständischen Verfassung beginnen. Demgemäß solle man nach Anhörung der alten Stände Provinzialstände einberufen. Später schränkte er dies Zugeständniß wieder ein. "Nach teutscher Verfassung kann niemand repräsentiren, der eine Mediatobrigkeit hat sagte er. Als die Berathungen über die Provinzialstände begannen, da|zog ihn der hier präsidirende Kronprinz hinzu (1821). In diesen Conferenzen meinte er im Hinblicke auf die königliche Verordnung vom 22. Mai 1815, die zweifellos die Zusage einer Verfassung enthielt: "Seine Majestät haben seitdem irgend auf eine Weise nicht zu erkennen gegeben, daß sie jene als Gesetzgeber gegebene Verordnung, in welcher ich ein Versprechen zu finden nicht vermag, sowie sie dasteht, ausgeführt wissen wollen; vielmehr möchte ich auf das Gegentheil schließen". Dies Wort wurde zum verhängnißvollen Schlagworte der reaktionären Partei, das sich nach fünfundzwanzig Jahren bitter rächen sollte. Als selbst Ancillon meinte, die allgemeinen Stände seien förmlich versprochen, erklärte er schroff: "Man dürfe dem gesetzgeberischen Willen nicht vorgreifen". Inzwischen entfremdete sich auch König Friedrich Wilhelm III. immer mehr dem Staatskanzler. Wie so oft in solchen Fällen hatte dies einen völligen Umschlag in der Politik zur Folge und so kam es, daß V., dieser persönlichste Gegner Hardenberg's, dessen Berufung der greise Fürst wie einen Schlag ins Gesicht empfinden mußte, nachdem der König ihn im Sommer in Buch, wo er still und zurückgezogen lebte, mit Vorliebe an musikalischen Zerstreuungen sich erfreuend, aufgesucht hatte, am 16. September 1822 zum Vicepräsidenten des Ministeriums und des Staatsraths ernannt wurde.


1821 - Als das Vertrauen des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen in seinen Staatskanzler Karl August von Hardenberg zu sinken beginnt, wird Otto von Voß wieder zu wichtigen Beratungen bei Hof hinzugezogen.

16.09.1822 - Otto von Voß wird zum Vizepräsidenten des Ministeriums und des preußischen Staatsrates ernannt.

28.01.1823 - König Friedrich Wilhelm III. verleiht dem Vizepräsidenten des Ministeriums und des preußischen Staatsrates den Schwarzen Adlerorden, den höchsten preußischen Orden.

30.01.1823 - Der Geheime Staatsminister und Magdeburger Domdechant Otto Karl Friedrich von Voß stirbt in Berlin. Er wird betrauert von seiner Witwe Karoline Maria Susanne Finck von Finckenstein und seinen vier Kindern Friedrich Wilhelm Maximilian, Karl Otto Friedrich, Auguste Amalie und Otto Karl Philipp.

In V. verkörperte sich das altpreußische Beamtenthum des 18. Jahrhunderts. In der Zeit der Reform Preußens nach Tilsit steht er wie eine Säule längst vergangener Tage. Pflichtgetreu, sparsam, voll praktischen Blickes und Thatkraft, auch einer schrittweisen Veränderung der Dinge durchaus nicht abgeneigt und in gewisser Hinsicht nicht ohne Verständniß für die Erfordernisse der Zeit, ist er jedoch ein abgesagter Feind radicaler Veränderungen gewesen, vor allem, wo sie die feudalen Interessen beeinträchtigten, deren Wahrnehmung ihm von Jugend an auf das innigste am Herzen lag, während das Wohl des Landes Preisgabe dieser Interessen verlangte. Diese zum Theil egoistischen Rücksichten verbunden mit einem bei ihm bis ins hohe Alter andauernden fast jugendlichen Ehrgeiz trüben das Bild dieses Mannes etwas, der im übrigen reiche Verdienste um den preußischen Staat auszuweisen hat.


Otto Karl Friedrich von Voß
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
Karl August von Hardenberg
1810-1822
Präsident des Staatsrates
1822-1823
Carl Friedrich Heinrich von Wylich und Lottum
1823-1841