Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein

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Biografie

HEINRICH FRIEDRICH KARL REICHSFREIHERR VOM UND ZUM STEIN

* 26. Oktober 1757 in Nassau, † 29. Juni 1831 in Cappenberg bei Lünen (Westfalen)

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein
  • Hauptbetreiber der preußischen Reformen
  • Minister für Wirtschaft und Finanzen in Preußen
  • Leiter der gesamten Zivilverwaltung in Preußen
  • Leiter der Zentralverwaltungsbehörde für die vormals von Napoléon eroberten Gebiete
  • Mitbegründer der Monumenta Germaniae Historica
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25.10.1757 - Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein wird als Sohn von Karl Philipp Reichsfreiherr vom und zum Stein und seiner Frau Henriette Karoline Langwerth von Simmern, verwitwete Löw von und zu Steinfurth, einer "anmutigen, verständigen Frau von frommem Sinn und wirtschaftlicher Tatkraft", in Nassau geboren. Er ist das zweitjüngste von neun Geschwistern, von denen aber nur sechs das Erwachsenenalter erreichen werden. Die Herrschaft Stein ist seit dem 17. Jahrhundert reichsunmittelbar. Steins Familie besitzt entlang des Rheins und der Lahn mehrere kleine Güter. Insgesamt macht der Besitz etwa 2400 nassauische Morgen aus. Als Reichsritter ist sie durch Reichsgesetze geschützt und kann sich bei Streitigkeiten direkt an Reichsgerichte wenden. Sie hat die hohe Gerichtsbarkeit und eine herrschaftliche Stellung in einigen Dörfern wie Frücht oder Schweighausen inne. Das Einkommen aus diesen Besitzungen reicht jedoch nicht für ein standesgemäßes Leben aus. Daher treten auch die Oberhäupter des Hauses seit Jahrhunderten in die Dienste größerer Fürsten und Landesherren. Karl Philipp ist trotz seiner evangelischen Konfession kurmainzischer Kammerherr und Geheimer Rat. Durch die häufige dienstliche Abwesenheit des Vaters liegt die frühe Erziehung Steins überwiegend in den Händen der Mutter. Diese ist gebildet und steht in Kontakt mit dem Gelehrten Johann Caspar Lavater. Im Zentrum steht für sie die sittlich-religiöse Erziehung. Karl vom Stein ist der Lieblingssohn seiner Mutter. Um den Familienbesitz zusammenzuhalten, hat Karl Philipp einen Fideikommiss gegründet. Einige Zeit später wird gegen den Protest der älteren Brüder Karl vom Stein der alleinige Erbe.

Herbst 1773 - Im Alter von 16 Jahren nimmt vom und zum Stein ein Studium der Jura, Geschichte und Kameralwissenschaften (Vorläufer der Wirtschaftswissenschaft) an der Universität Göttingen auf. Er wird von seinem Hofmeister begleitet. Erheblichen geistigen Einfluss auf ihn übt August Ludwig Schlözer aus, der versucht, zwischen modernem Verfassungsdenken und konservativen Vorstellungen von altdeutscher Libertät zu vermitteln. Daneben studiert vom und zum Stein auch bei Johann Stephan Pütter, einem der besten Kenner der Verfassung und Struktur des Heiligen Römischen Reiches.

Ostern 1777 - Wie in dieser Zeit für Studenten adeligen Standes üblich, verlässt Freiherr vom und zum Stein die Universität Göttingen ohne Abschluss. Da sein Studium vor allem auf den Reichsdienst ausgerichtet war, absolviert Stein anschließend für einige Monate ein Praktikum beim Reichskammergericht in Wetzlar.

1778 - Auf verschiedenen Kavaliersreisen lernt Freiherr vom und zum Stein in den kommenden Jahren Regensburg als Sitz des Reichstages, die Höfe und Regierungen verschiedener Territorien des Reiches wie Mainz, Mannheim, Darmstadt, München sowie in Wien die Residenz des Kaisers kennen. Außerdem reist Stein in die Steiermark und nach Ungarn. Dabei interessiert er sich auch für das Bergwerkswesen.

Februar 1780 - Auf Bemühen seiner Mutter tritt Freiherr vom und zum Stein in den preußischen Staatsdienst ein. Er selbst begründet diesen Schritt mit seiner Bewunderung für König Friedrich II. und der Liberalität des preußischen Staates, der keine Vorbehalte gegen Außenseiter kennt und ihnen gute Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Als Referendar wird er in Berlin beim Bergwerks- und Hüttendepartment des Generaldirektoriums angestellt, wo ihn Minister Friedrich Anton von Heynitz fördert. Stein absolviert eine entsprechende Fachausbildung, teilweise an der sächsischen Bergakademie in Freiberg. Ausgedehnte Dienstreisen mit dem Minister vervollständigten seine Kenntnisse.

1783 - Nach dem Tod der Mutter wird Karl vom und zum Stein für die Verwaltung der Reichsritterschaft verantwortlich, da sich der Vater aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls zurückgezogen hat. Wegen seiner preußischen Beamtenlaufbahn überträgt Stein die tatsächliche Leitung der Güterverwaltung seiner Schwester, der unverheirateten Stiftsdame Marianne.

Februar 1784 - Freiherr vom und zum Stein nimmt eine eigenverantwortliche Stellung im Bereich des Bergbaus des westfälischen Teils der preußischen Staaten ein. Als Direktor der Bergämter Wetter an der Ruhr und Ibbenbüren ist Stein für den Wegebau, den Ruhrkanal und die Organisation des unter staatlicher Aufsicht betriebenen Bergbaus zuständig. Dabei intensiviert er die staatliche Aufsicht über die Gruben und verbessert dabei auch die Verbindung der Steinkohlegruben im späteren Ruhrgebiet mit den Gewerberegionen im Sauerland, Siegerland und Bergischen Land.

1785 - Verschiedene Male werden Freiherr vom und zum Stein diplomatische Posten angeboten, die er bis auf eine Gesandtschaftsreise nach Mainz mit dem Ziel, den Kurfürsten zum Anschluss an den Fürstenbund zu bewegen, ausschlägt.

Oktober 1786 - Freiherr vom und zum Stein wird zum Oberbergrat ernannt.

November 1786 - Freiherr vom und zum Stein geht auf eine "mineralogische und technologische" Reise nach England, um den dortigen Bergbau, Kanalbau und insgesamt die Anfänge der industriellen Revolution zu studieren. Die so gewonnenen Erkenntnisse kann er nach seiner Rückkehr teilweise im Ruhrbergbau umsetzen. Auch gelingt es ihm, einen Liefervertrag für eine Dampfmaschine von Boulton & Watt abzuschließen.

August 1787 - Freiherr vom und zum Stein wird nach seiner Rückkehr aus England zum Leiter der märkischen Kriegs- und Domänenkammern in Hamm ernannt. In dieser Funktion ist er für die Schiffbarmachung der Ruhr verantwortlich, lässt als einer der Ersten in Deutschland einige Meilen befestigter Chausseen anlegen und verzichtet dabei auf die sonst übliche Fronarbeit. Außerdem sorgt er für eine Beschränkung der Steuern und eine Liberalisierung der Verkehrs- und Gewerbebestimmungen.

1792 - Freiherr vom und zum Stein erhält als Landtagskommissar die Staatsaufsicht für die Landstände der Grafschaft Mark. Als leitender Beamter wird er in der Grafschaft Mark für eine umfassende Steuerreform zuständig werden, die für die Einwohner eine Verringerung der Abgaben bedeutet. Den durch die kriegsbedingte Teuerung hervorgerufenen Unruhen begegnet vom und zum Stein, indem er gegen den Widerstand des Militärs Getreide aus den Speichern der Armee zu günstigen Preisen an die Bevölkerung abgeben lässt. Gegen die Versuche der preußischen Zentralverwaltung schützt vom und zum Stein die Reste der Ständeverfassung und der kommunalen Selbstverwaltung. Als Stein während des ersten Koalitionskrieges im Hauptquartier des Königs für die Verpflegung der Armee zuständig wird, wird er Zeuge der Belagerung und des Falls von Mainz, der Hauptstadt der Mainzer Republik. Dabei wird er auch Zeuge der Festnahme und körperlichen Misshandlung des Revolutionärs Friedrich Georg Pape.

1793 - Freiherr vom und zum Stein wird zusätzlich Präsident der Kammer des Herzogtums Kleve mit Sitz in Kleve. Seinen Wohnsitz nimmt er im Klever Herzogsschloss. Im selben Jahr heiratet er die Gräfin Wilhelmine von Wallmoden (* 1772), die Tochter Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborns, eines hannoverschen Feldmarschalls, der einer Liebesaffäre des englischen Königs Georg II. entstammt, und dessen erster Frau Charlotte Christiane Auguste Wilhelmine von Wangenheim (* 1740; † 1783). Politisch ist vom und zum Stein gegenwärtig ein Anhänger des englischen Verfassungssystems. Allerdings steht er anfangs auch der französischen Revolution nicht ohne Sympathie gegenüber. Beide Einflüsse führen dazu, dass er dem preußischen, auf die Bürokratie gestützten Absolutismus zunehmend kritisch gegenübersteht. Allerdings wird sich vom Steins Bild von der französischen Revolution rasch wandeln. Dazu trägt nicht zuletzt der Kontakt zu hochrangigen französischen Emigranten bei, die in Hamm Zuflucht fanden; zu diesen gehören nach der Hinrichtung Königs Louis' XVI. der Exil-Regent Frankreichs, der nachmalige König Louis XVIII., und sein Bruder Charles X. Philippe. Nachhaltig beeindruckt ist vom Stein über das im Vorjahr in London herausgegebene Werk Edmund Burkes „Reflection on the Revolution in France.“

1794 - Das Vordringen der Franzosen von den Niederlanden her nötigt Freiherr vom und zum Stein Kleve, wo er seinen Hausstand aufgeschlagen hat, zu verlassen. Er schickt seine Frau der größeren Sicherheit wegen nach Hannover zu ihren Verwandten und zieht selbst nach Wesel. Wiederum damit beschäftigt, das Unheil der feindlichen Invasion möglichst zu mildern und für die preußischen Truppen unter Möllendorffs Kommando Vorräte zu beschaffen, wird er durch den Abschluss des Friedens von Basel ganz und gar den Arbeiten der inneren Verwaltung zurückgegeben. Als Oberpräsident sämtlicher westfälischer Kammern mit dem Wohnsitz in Minden wird er Gelegenheit finden, seine hohen Begabungen für den inneren Staatsdienst unter Beweis zu stellen.

1796 - Freiherr vom und zum Stein wird zum Oberkammerpräsidenten aller westlichen preußischen Territorien mit Amtssitz in Minden ernannt. Im Auftrag Berlins sorgt er für eine Förderung der Wirtschaft durch Abbau von Vorschriften, Zöllen und ähnlichen ökonomischen Hemmnissen. Er belebt den Verkehr durch den Bau der Heerstraße zwischen Bielefeld und Osnabrück, verbessert die Schifffahrt auf der Weser, setzt sich für Leinwandfabrikation, Landwirtschaft und Holzkultur ein und beteiligt sich eifrig bei der Durchführung der großen Reform, welche darauf abzielt, die Dienste der Domänenbauern aufzuheben und sie zu freien Eigentümern zu machen. Auch dass die militärischen Einrichtungen Preußens der Reformen bedürften, erkennt er klar. Er verurteilte das Werbesystem für das Militär, weil er es für ein unveräußerliches Recht des Staates hält, "von den Untertanen die Verteidigung seiner Integrität und Independenz zu fordern". Es dauert nicht lange, bis er postuliert, dass niemand einen Bauernhof übernehmen oder einen städtischen Betrieb ausüben soll, der nicht als Soldat gedient habe und dass die Dienstzeit auf etwa zehn Jahre beschränkt werde. Ein unermüdlicher Arbeiter, unnachsichtig gegen nachlässige oder treulose Untergebene, von schonungslosem Freimut gegenüber höher Gestellten, erwirbt sich das Vertrauen der Bevölkerung. In seiner Nähe sucht er mahnend auf den Prinzen Louis Ferdinand einzuwirken. Auf Reisen, so namentlich nach Hannover, tritt er mit bedeutenden Zeitgenossen wie Scharnhorst und Münster in Beziehung. Jedem macht er den Eindruck eines genialen Feuergeistes. Der heilige Ernst, der ihn durchdringt, lässt auch seine Härten verzeihen. Ludwig von Vincke, der trotz mancher Reibungen den Vorgesetzten nach seinem vollen Wert erkennt, urteilte über ihn: "Ein trefflicher Mann, vielleicht noch besser zum Minister als zum Präsidenten" geeignet. Vom Stein leitet für die vereinigten Territorien Minden-Ravensberg Agrarreformen ein. Dazu gehört die Verringerung der Hand- und Spanndienste. Hinzu kommen Reformen der Verwaltung in seinem Amtsbereich.

1802 - Obwohl Freiherr vom und zum Stein Reichspatriot und nicht nur preußischer Beamter ist, billigt er die von Napoléon diktierten territorialen Veränderungen im Westen des Reiches und insbesondere die Säkularisation der geistlichen Territorien.

Ende September 1802 - Freiherr vom und zum Stein trifft in Münster ein, wo er in einem Flügel des vormals bischöflichen Schlosses residiert. Einen anderen Flügel bezieht in der Folge der Militärgouverneur General von Blücher. Die beiden Männer wohnen unter einem Dach und verstehen sich sehr gut miteinander. Neben von Blücher ist vom Stein besonders der Domdechant von Spiegel ein wertvoller Bundesgenosse für die Überleitung in die neuen Verhältnisse. Die Akten geben Zeugnis davon, mit wie viel Takt und Schonung diese geschieht. Steins Vorschläge, die Behörden auf preußischen Fuß einzurichten mit Beibehaltung alter, tauglicher Beamten, auf den katholischen Priesterstand der neuen Landesteile Rücksicht zu nehmen, ohne der Staatsgewalt etwas zu vergeben, die Abneigung gegen den Militärdienst zu bekämpfen, die ehemaligen geistlichen Einkünfte zu gemeinnützigen, insbesondere zu Schulzwecken, zu verwenden, durch Ermäßigung der Acquise den Handel zu entlasten und anderes mehr, beweisen, mit welchem Eifer und in welchem Geiste er sich seinen Obliegenheiten unterzog. Inzwischen wird er durch den Gang der allgemeinen Politik in mehr als einer Weise schmerzlich berührt. Preußens Neutralität bietet dem nördlichen Deutschland keine Schutzwehr gegen Frankreichs Eroberungen. Hannover wird von Mortier besetzt, und die Truppenmacht, die sich auflösen muss, statt den Feind abzuwehren, steht unter dem Kommando Wallmodens, des Schwiegervaters vom Steins. Er sieht den Untergang des Reiches klar vor Augen.

1803 - Von der preußischen Zentralregierung beauftragt, treibt Freiherr vom und zum Stein die Säkularisation der geistlichen Territorien in Westfalen noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss voran. Zwischen 1802 und 1804 leitet er von Münster aus die Eingliederung der geistlichen Herrschaften in den preußischen Staat. Nach der französischen Eroberung verkauft Freiherr vom und zum Stein seine linksrheinischen Güter und erwirbt jetzt dafür die Herrschaft Birnbaum in der späteren preußischen Provinz Posen.

1804 - In seiner westfälischen Zeit präsentierte sich Freiherr vom und zum Stein als überdurchschnittlich tüchtiger Verwaltungsbeamter insbesondere in Wirtschaftsfragen. Dadurch empfiehlt er sich für Aufgaben in der Berliner Zentrale. Freiherr vom Stein wird persönlich von den Veränderungen im Reich unmittelbar betroffen, als der nassauische Staatsminister Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein die Besitzungen der Familie vom Stein besetzen lässt und damit im Kleinen nichts anderes tut als vom Stein mit den westfälischen Bistümern im Großen. Dennoch protestiert vom Stein nachdrücklich und auch auf Druck von Kaiser Franz II. muss die Besetzung zunächst aufgehoben werden. Diese Episode wird zu einer lang anhaltenden Gegnerschaft Steins gegenüber Nassau und Marschall von Bieberstein führen. Letztlich werden auch die Besitzungen derer vom Stein mediatisiert. Stein verliert zwar seine Herrschaftsrechte, nicht aber den Besitz seiner Güter und Ländereien.

27.04.1804 - Freiherr vom und zum Stein wird als Nachfolgr Struensees als königlicher Finanz- und Wirtschaftsminister ins Generaldirektorium nach Berlin berufen, wo er für das Akzise-, Zoll-, Fabrik- und Kommerzialwesen zuständig wird. Hinter der Ernennung steckt vor allem der Kabinettsrat Carl Friedrich von Beyme, der in dem neuen Minister einen Anhänger einer umfassenden Reformpolitik sieht. Bereits bei der Übernahme dieser Aufgabe macht vom Stein deutlich, dass er über Preußen hinaus das gesamte Deutschland im Blick hat. „Wenn man überzeugt ist, dass Deutschlands Veredelung und Kultur fest und unzertrennlich an das Glück der preußischen Monarchie gekettet ist, so kann man gewiss nicht einen Augenblick zwischen Pflicht und Persönlichkeit schwanken, sondern man ist zu jeder Aufopferung der letzteren bereit.“ Vom Stein versucht als Verantwortlicher für den preußischen Staatshaushalt angesichts des drohenden Krieges die Staatseinnahmen zu erhöhen, bemüht sich aber auch um die Angleichung der regional sehr unterschiedlichen Steuern und Abgaben. So werden im Bereich des staatlichen Salzmonopols einheitliche Preise eingeführt, diese aber insgesamt erhöht, so dass sich daraus erhebliche Mehreinnahmen ergeben. In begrenztem Umfang werden Binnenzölle zwischen einigen Teilgebieten der Monarchie abgeschafft werden. Außerdem gründet er das "Preußische Statistische Bureau". Später gehören zudem die Königliche Hauptbank sowie die Seehandlung zu seinem Zuständigkeitsbereich. Für die Verwaltung der Bank, Seehandlung und des Salzwesens ist er in wichtigen Fragen an den Rat und an die Entscheidung des Grafen von der Schulenburg-Kehnert gebunden. Ungern verlässt er einen Posten, der nach seinem Wunsche durch Vincke in einer seiner würdigen Weise neu besetzt wird. Aber überzeugt davon, daß deutsche Veredelung und Cultur fest und unzertrennlich an das Glück der preußischen Monarchie gekettet ist, ist vom Stein "zu jeder Aufopferung" persönlicher Wünsche bereit. Von nun an steht er im Zentrum des Staates.

10.05.1805 - Freiherr vom und zum Stein gehört zur "Kriegspartei" um Königin Luise, die gemeinsam mit Louis Ferdinand Prinz von Preußen und General Ernst von Rüchel versucht, König Friedrich Wilhelm III. davon zu überzeugen, Napoléon militärisch entgegenzutreten. Vom Stein übergibt eine entsprechende Denkschrift, die in ihrer extrem schroffen Art – den Außenminister Christian Graf von Haugwitz nennt er beispielsweise einen „Mann ohne Wahrhaftigkeit, einen abgestumpften Wollüstling, schwelgend in Genüssen aller Art“ – dazu beiträgt, die Ablehnung gegen seine Vorstellungen noch zu verstärken. Der König lehnt vorerst ab und sieht in der Gruppe um Louis Ferdinand und Stein nicht zu Unrecht eine gegen seine Politik gerichtete Opposition.

Sommer 1805 - Freiherr vom und zum Stein tritt als Verfechter des Freihandels auf, setzt es durch, dass alle Binnen- und Provinzialzölle aufhören, die Acquisetarife in Ost- und Westpreußen verbessert, die indirekten Steuern in Süd- und Neu-Ostpreußen vereinfachen sollen. Dazu kommt eine Neueinrichtung der Salzadministration, die eine Ersparung der Hebungskosten herbeiführt, Minderung des Schreibwesens bei den Oberbehörden, Errichtung des statistischen Bureaus, Förderung der Industrie durch Einführung englischer Methoden. Als die Leitung der Bank und der Seehandlung von Schulenburgs Händen in seine übergeht, macht er sich an eine Umwandlung beider Anstalten, bei deren Verwaltung grobe Missbräuche einreißen, beruft ihn Niebuhr von Kopenhagen an ihre Spitze. Indessen wird eine gründliche Änderung des Finanzwesens durch die dringenden Sorgen der allgemeinen Politik unmöglich gemacht.

Anfang September 1805 - König Friedrich Wilhelm III. entschließt sich beim Ausbruch des neuen Koalitionskrieges zu mobilisieren, eine Maßregel, die sich zunächst gegen den drohenden Einmarsch des russischen Heeres zu richten scheint. Als aber Bernadotte das ansbachische Gebiet verletzt, folgt die freiwillige Preisgebung der Neutralität im Osten, der Abschluss des Vertrages mit dem Zaren, der Preußen die Rolle bewaffneter Vermittlung überweist, die Absendung des Grafen von Haugwitz mit dem Ultimatum in Napoléons Hauptquartier. Die Rüstung und die Aussicht auf den möglichen Eintritt in den Krieg machen es nothwendig, die Beschaffung von Geldmitteln ins Auge zu fassen. Freiherr vom und zum Stein bringt unter anderem Anleihen, Erhöhung und Ausgleichung der Steuern, Benutzung des Schatzes in Vorschlag, geht auch auf den Gedanken ein, Papiergeld auszugeben, das während des Krieges unrealisierbar, in Friedenszeiten aber möglich erscheint. Die Unterzeichnung des Vertrages von Schönbrunn durch Haugwitz und seine bedingte Annahme durch den König machen es schon halb gewiss, dass Preußen sich nicht zum Krieg entschließen würde. Die Annahme des noch ungünstigeren Vertrages von Paris vollendet seine Demütigung. Der erzwungene Rücktritt von Hardenbergs, die Verwicklungen mit England und Schweden, die Stiftung des Rheinbundes, die Täuschungen durch Napoleon in Sachen des Besitzes Hannovers und der Gründung eines norddeutschen Bundes belasten die Rechnung der preußischen Staatsleitung. Angesichts dieser Sachlage wird vom Stein dazu gedrängt, aus dem Rahmen des Fachministers herauszutreten. Er durchschaut die Mängel des Ganzen und übt daran freimütige Kritik.

Ende April 1806 - Freiherr vom und zum Stein publiziert die "Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinetts und der Notwendigkeit der Bildung einer Ministerial-Konferenz". Mit der stärksten, im einzelnen vielfach übertriebenen Charakteristik der einflußreichen Vertrauensmänner des Königs (Beyme, Lombard, Haugwitz, Köckeritz) verbindet sich die Forderung einer völligen Umbildung der höchsten Verwaltung. Er verlangt den Wegfall des Generaldirektoriums mit den Provinzialministern, Bildung eines einheitlichen, nach dem Realsystem geordneten Ministeriums, dessen Zusammenhang mit dem König nicht durch die Übergriffe eines unverantwortlichen Kabinetts zerrissen werden kann, Entlassung der Männer, die Preußen in den Abgrund stoßen würden, wenn sie auf ihren Posten blieben. Auf den Rat von Schrötters nimmt vom und zum Stein einzelne Milderungen und Änderungen seiner Denkschrift vor. Sie gelangt jedoch vermutlich weder in der einen noch in der anderen Form an den König, sondern wird von Königin Luise, die sie durch die Gräfin Voß empfing, zurückbehalten.

Oktober 1806 - Nach dem für Preußen katastrophal verlaufenden Feldzug fliehen der Hof und maßgebliche Politiker nach Königsberg. Freiherr vom und zum Stein sorgt für die Rettung der Staatskassen von Berlin nach Stettin und empfiehlt in Königsberg, den Krieg gegen Napoléon mit allen Kräften fortzusetzen. Infolge der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt und der durch sie offenkundig gewordenen Verkrustungen in Verwaltung und Militär wird der preußische Staat zu Veränderungen gezwungen. Vom Stein kritisiert scharf die während des Krieges deutlich gewordenen Schwächen der zivilen und militärischen Führung und macht auch vor der Kritik an dem monarchischen Regierungsstil nicht halt. Stattdessen fordert er grundlegende Reformen in der Struktur des Staates, um einen stabilen Unterbau für die Kriegsanstrengungen zu gewinnen. Dazu zählt insbesondere seine bereits vor Kriegsausbruch einsetzende Kritik am bisherigen absolutistischen Kabinettsystem; stattdessen plädiert er für ein Staatsministerium aus verantwortlichen Fachministern, die mit dem Monarchen zusammenarbeiten sollen.

20.10.1806 - Freiherr vom und zum Stein verlässt, sehr stark an einem Gichtanfall an den Zehen leidend, Berlin.

20.11.1806 - Freiherr vom und zum Stein trifft in Osterode im Harz ein, wo er die Bedingungen des von Napoléon diktierten Waffenstillstandes mit Preußen und dessen vorgeschlagene Bedingungen entgegennehmen soll. König Friedrich Wilhelm III. wünscht, dass vom Stein das Amt des Leiters des Departements für auswärtige Affairen zumindest interimsmäßig übernehmen möge, jedoch lehnt vom Stein dieses Ansinnen ab, indem er auf seine Unkenntnis der diplomatischen Geschäfte verweist, für deren Behandlung sich von Hardenberg besser eigne. Zugleich aber dringt er nochmals auf Umwandlung der obersten Behörden im Sinne seiner früheren Denkschrift. Es entwickelt sich nunmehr ein Kampf zwischen vom Stein und dem König um das Fortleben der Kabinettsregierung. Der König will durch Einsetzung eines in seinen Befugnissen beschränkten Rats nur ein halbes Zugeständnis machen, nachdem Lombard bereits entfernt wurde und er sich von Beyme als Kabinettsrat nicht trennen will. So wenig wie vom Stein ist von Hardenberg gewillt, sich darauf einzulassen.

19.12.1806 - Da sowohl Freiherr vom und zum Stein als auch Karl August von Hardenberg ablehnen, den Posten des Leiters des Departements für auswärtige Affairen zu übernehmen, wird Friedrich Wilhelm von Zastrow vorübergehend Leiter dieses Ministeriums, während Ernst von Rüchel das Kriegsministerium erhält. Vom Stein teilt mit, dass das Ministerium des Innern mit dem für Finanzen verbunden sein sollte. Von Zastrow, von Rüchel und der noch zu bestimmende Innen-/Finanzminister sollen unter Wahrung der Rechte von Beymes einen gemeinsamen Rat bilden. Zu diesem Zeitpunkt denkt vom und zum Stein noch nicht an das Ausscheiden, lehnt aber, da die Umwandlung eine Unvollständige geblieben ist, die ihm zugedachte Stellung im Rat durch ein Schreiben an von Rüchel ab. Dies kommt jedoch dem König nach von Rüchels schonendem Bericht nicht zum Bewußtsein. Vom Stein seinerseits hält daran fest, den Rat nach seiner Weigerung nicht für konstituiert anzusehen. Der Bruch erfolgt, als vom Stein sich abermals weigert, ein Gutachten über eine Angelegenheit abzugeben, das der König, zuletzt mit Berufung auf die neue Einrichtung des Rates, durch von Köckeritz ihm abverlangt. Nicht nur dass dieser Bote vom und zum Stein verhasst ist, er selbst ist durch Krankheit und Unwillen über den Lauf der Dinge gereizt; so weigert er sich, die übersandten Akten zu behalten, weil die fragliche Angelegenheit nicht zu seinem Geschäftskreise gehöre. Hierauf wirdauch die Geduld des Königs ein Ende haben.

03.01.1807 - Die scharfe Kritik Freiherr vom und zum Steins an der mangelhaften Verwaltung Preußens sowie an der Monarchie führen zur Entlassung des Ministers durch König Friedrich Wilhelm III. mit der Kommentierung daß ich mich leider nicht anfänglich in Ihnen geirrt habe, sondern daß Sie vielmehr als ein widerspenstiger, trotziger, hartnäckiger und ungehorsamer Staatsdiener anzusehen sind, der, auf sein Genie und seine Talente pochend, weit entfernt, das Beste des Staats vor Augen zu haben, nur durch Kapricen geleitet, aus Leidenschaft und aus persönlichem Haß und Erbitterung handelt … . Da Sie indessen vorgeben, ein wahrheitsliebender Mann zu sein, habe ich Ihnen auf gut deutsch meine Meinung gesagt, indem ich noch hinzufügen muß, daß, wenn Sie nicht Ihr respektwidriges und unanständiges Benehmen zu ändern willens sind, der Staat keine große Rechnung auf Ihre ferneren Dienste machen kann. Vom und zum Stein ist im Begriff, mit Zurücklassung der Seinigen, darunter eines am Nervenfieber todkranken Kindes, dem Hof von Königsberg nach Memel zu folgen, als ihm dieses Schreiben durch einen Feldjäger zugestellt wird. Er erbittet die sofortige Entlassung und erhält sie.

Juni 1807 - Freiherr vom und zum Stein zieht sich nach der Entlassung auf seine Besitzungen in Nassau zurück. Noch in diesem Jahr verfasst er die Nassauer Denkschrift als Reformprogramm für den preußischen Staat, wobei dessen Verwaltung im Zentrum steht. Dazu gehört die Forderung nach Selbstverwaltung für Provinzen, Kreise und Gemeinden. Dabei greift Stein weniger auf die moderne Staats- und Verfassungstheorie, sondern auf das Vorbild der älteren ständischen Verfassung zurück, wie er sie in Westfalen kennenlernte. Für vom und zum Stein spielen in dieser Frage nicht nur funktionelle Erwägungen, sondern in erster Linie politisch-pädagogische Ziele eine Rolle. In der Denkschrift formuliert er als Reformziel: Belebung des Gemeingeistes und des Bürgersinns, die Benutzung der schlafenden und falsch geleiteten Kräfte und zerstreut liegenden Kenntnisse, der Einklang zwischen dem Geist der Nation, ihren Ansichten und Bedürfnissen und denen der Staatsbehörden, die Wiederbelebung der Gefühle für Vaterland, Selbständigkeit und Nationalehre. Diese Schrift wird, ebenso wie die von einem Kreis um Karl August von Hardenberg erarbeitete Rigaer Denkschrift aus demselben Jahr, eine Basis für die preußischen Reformen. In vom Steins Denkschrift und der von ihm vertretenen Politik spielen immer der Rückbezug auf die altständischen Zustände und ganz allgemein auf die Einrichtungen des alten Reiches eine Rolle. Vom Stein ist sowohl Antiabsolutist als auch Anti-Etatist; zentralen Behörden und der Bürokratie insgesamt steht er skeptisch gegenüber. Stattdessen setzt er auf Dezentralisation und kollegiale Führung.

07.07.1807 - Die Niederlage des Vorjahres stürzt den preußischen Staat in eine der schwersten Krisen seiner Geschichte. Im heute geschlossenen Frieden von Tilsit verliert Preußen alle Territorien westlich der Elbe sowie einen Großteil der in den polnischen Teilungen gewonnenen Gebiete. Damit büßt der Staat etwa die Hälfte seiner Einwohner ein. Dem Königreich werden hohe Kontributionen auferlegt. Außerdem darf Preußen nur noch eine Armee von 40.000 Mann unterhalten und muss die französische Besatzung in wichtigen Festungen dulden. Insgesamt 150.000 fremde Soldaten stehen im Land und müssen von Preußen unterhalten werden.

10.07.1807 - Nicht zuletzt auf Drängen Napoléons, der in Freiherr vom und zum Stein fälschlich einen Unterstützer Frankreichs sieht, und der Reformpartei um Hardenberg, wird vom Stein zum Staatsminister berufen. Die Annahme macht vom und zum Stein von einigen Vorbedingungen abhängig. Dazu gehörte das Ende des Kabinettssystems. Stattdessen sollen die Minister unmittelbares Vortragsrecht beim König erhalten. Nachdem die Erfüllung dieser zentralen Forderung zugesagt wurde, tritt vom und zum Stein das Amt an. Direkt zuständig wird er für die Zivilverwaltung, über die anderen Ressorts übt er Kontrollfunktionen aus. In den nächsten Monaten werden die wichtigsten Reformgesetze erlassen oder vorbereitet. Von und zum Steins persönlicher Anteil an den einzelnen Reformen ist dabei unterschiedlich. Mit Detailfragen beschäftigt er sich kaum, viele Gesetze werden im Kern von Mitarbeitern wie Theodor von Schön oder Ludwig von Vincke entworfen. Vom und zum Stein aber ist verantwortlich für ihre Durchsetzung gegenüber dem König und verschiedenen widerstrebenden gesellschaftlichen Kräften.

15.07.1807 - Nur fünf Tage nach seiner Ernennung zum Minister für die gesamte Zivilverwaltung legt Freiherr vom und zum Stein das Oktoberedikt zur Bauernbefreiung, das eines der zentralen Reformgesetze darstellt, vor. Mit diesem Gesetz werden die Leibeigenschaft und Erbuntertänigkeit aufgehoben sowie die Freiheit der Berufswahl eingeführt.

19.11.1808 - Besonders deutlich wird die Handschrift Freiherr vom und zum Steins in der neuen Städteordnung. Deren Grundkonzeption stammte von seinem Mitarbeiter Johann Gottfried Frey. Die dort stark ausgeprägte Selbstverwaltungsidee nach dem Subsidiaritätsprinzip spiegelt vom Steins aus altständischen Wurzeln stammende Ablehnung des zentralisierten und bürokratischen Staates wider. Sein Versuch, die Selbstverwaltung auch auf das flache, wenig besiedelte Land auszudehnen, scheitert, damit auch sein Entwurf zur Judenemanzipation. Der Minister für die gesamte Zivilverwaltung Freiherr vom und zum Stein lässt im Bereich seines Ministeriums das bisherige Generaldirektorium auflösen. An dessen Stelle tritt ein Staatsministerium mit fünf Fachministern für Inneres, Finanzen, Auswärtiges, Krieg und Justiz. Außerdem werden zahlreiche, oft auch gegeneinander arbeitende Sonder- und Nebenbehörden aufgelöst. Im Bereich der Zentralverwaltung orientiert sich vom und zum Stein an der französischen Verfassung von 1791. Als beratendes Gremium ist allerdings zusätzlich ein Staatsrat vorgesehen. Für die Ebene unterhalb der Berliner Zentrale konzipiert vom Stein die Oberpräsidenten und die Regierungspräsidien, welche die Kriegs- und Domänenkammern ersetzen sollen. Diese Politik wurde vollzogen vor dem Hintergrund einer schwerwiegenden Finanzkrise, hervorgerufen von den Forderungen Napoléons. Dies zwingt vom und zum Stein zu einer radikalen Sparpolitik. Außerdem wird staatlicher Besitz verpfändet, hinzu kommen Bürgschaften. Nach dem erzwungenen Ausscheiden Freiherr vom Steins kann Karl August von Hardenberg, nach einer kurzen Zwischenphase unter Karl vom Stein zum Altenstein, einen laufenden Reformprozess übernehmen. Von Hardenberg ist stärker als der ständisch denkende vom Stein etatistisch ausgerichtet und orientiert sich an modernen Vorbildern. Allerdings geling es ihm wegen der wachsenden restaurativen Tendenzen nicht mehr, eine Nationalrepräsentation umzusetzen. Obwohl vom Stein von Karl August von Hardenberg protegiert wird, unterscheiden sich nicht nur ihre politischen Auffassungen, sondern auch ihr persönlicher Lebenswandel deutlich. Während vom Stein ein skandalloses Privatleben führt und kompromisslos seine Ziele verfolgt, ist von Hardenberg diplomatischen und außerehelichen Affären nicht abgeneigt. Beides bestimmt das Urteil von vom Stein über seinen Nachfolger. Er führt von Hardenbergs angeblichen Mangel an Tatkraft auf dessen unglückliche Hand bei Ernennungen und seinen vertrauten Umgang mit nichtswürdigen Weibern zurück. Anfangs setzte Stein auf eine Erfüllungs- und Koexistenzpolitik gegenüber Napoléon. Insbesondere die Verhandlungen über die Höhe der Kriegskontributionen und die immer wieder von französischer Seite vorgebrachten neuen Forderungen lassen bei ihm im Laufe seiner Amtszeit den Gedanken an Widerstand wachsen. Dazu trägt auch der beginnende Aufstand gegen Napoléon in Spanien bei. Vom Stein setzt auf einen allgemeinen Volksaufstand im nördlichen Deutschland und ein Bündnis mit Österreich. Wie für August Neidhardt von Gneisenau und Gerhard von Scharnhorst ist auch für ihn das Hauptziel der Politik Preußens, sich auf einen künftigen Krieg vorzubereiten. Die oppositionelle Haltung vom Steins gegenüber den Besatzern kommt in einem abgefangenen Brief zum Ausdruck, der in der französischen Regierungszeitung "Le Moniteur" abgedruckt wird. Napoléon wird den Brief dazu nutzen, Preußen unter Druck zu setzen und zur Annahme der Kriegskontributionen zu zwingen. Von Spanien aus gibt Napoléon selbst einen Heeresbefehl, in dem er vom Stein zu einem Feind Frankreichs erklärte. Napoléon befiehlt, die Besitzungen vom Steins zu beschlagnahmen und ihn selbst erschießen zu lassen.

24.11.1808 - Friedrich Wilhelm III., der keinen Bruch mit Frankreich riskieren will, entlässt Freiherr vom und zum Stein mit Dank für die geleisteten Dienste und der Fortzahlung seines Ministergehalts für ein Jahr. Noch am Tag der offiziellen Entlassung übersendet vom Stein den Mitgliedern des Königshauses sowie des Staatsrates eine im Wesentlichen durch von Schön verfasste Schrift, die später unter dem Namen „politisches Testament“ bekannt wurde. Sie zog einerseits ein Resümee der bisherigen Reformpolitik und spricht andererseits die seiner Meinung nach nötigen weiteren Veränderungen an. Zu letzteren gehört etwa die Gemeinheitsteilung und die Aufhebung der Fronarbeit, die Einführung einer Staatsrepräsentation, aber auch die Erziehung der Jugend zu Religion und Vaterlandsliebe sowie eine Stärkung des Adels. Die Entlassung markiert trotz der Reformen aber auch das politische Scheitern vom Steins als leitender Minister. Dabei ist die Zerstörung seiner Machtbasis vielfach auf ihn selbst zurückzuführen: So hat er sich in vielen Bereichen gleichzeitig Gegner gemacht, deren Stärke er unterschätzte. Dazu gehört insbesondere die Widerstandsfähigkeit von Adel und Krone. Beim König spielt auch der Unwillen über die Selbstherrlichkeit vom Steins eine Rolle. Nicht zuletzt die Schroffheit seines Wesens und sein aufbrausendes Temperament verringerten zunehmend seinen Einfluss. Dies werden auch die zentralen Gründe dafür sein, weshalb er auch künftig keine wirkliche Führungsrolle mehr in Preußen wird einnehmen können.

1809 - Nachdem der im November des Vorjahres entlassene preußische Minister Preußens Karl Freiherr vom und zum Stein davon erfährt, dass Napoléon befohlen hat, seine Besitzungen zu beschlagnahmen und ihn selbst erschießen zu lassen, flüchtet er nach Böhmen und hält sich zunächst in Brünn und später in Troppau auf. In dieser Zeit hofft er vergeblich auf einen Aufstand vor allem in den Napoléonischen Staaten Königreich Westphalen und Großherzogtum Berg. Mit großer Sympathie beobachtet er den Aufstand der Tiroler um Andreas Hofer. Im Exil entwirft er verschiedene Verfassungskonzepte für eine deutsche Verfassung; dabei spielt auch die Wiederherstellung des alten Reiches eine Rolle. Scharfe Kritik übt er an der Willfährigkeit der Rheinbundfürsten gegenüber den Franzosen. Mehrfach wird vom Stein versuchen, eine Begnadigung oder Milderung von Napoléon zu erreichen.

1811 - Karl Freiherr vom und zum Stein, der seit zwei Jahren in Böhmen lebt, mietet das Schloss Troja bei Prag als Sommerresidenz an. Napoléon, der seinen Tod befohlen hat, sieht in ihm, teilweise zu Recht, den Kopf eines möglichen Widerstands in den deutschen Staaten, verzichtet aber darauf, Österreich auf eine Auslieferung zu drängen. Die Ächtung vom Steins entgegen allen zwischenstaatlichen Gepflogenheiten erreicht ihr Ziel letztlich nicht, da dieser zu einem Symbol und einer führenden Persönlichkeit des antinapoléonischen Widerstandes geworden ist.

1812 - In Erwartung eines drohenden Kriegs mit Frankreich beginnt der russische Zar Alexander I., Gegner Napoléons an seinen Hof zu ziehen. Zu diesen gehört auch Freiherr vom und zum Stein, der zu einem Berater des Zaren wird, ohne jedoch in ein offizielles Dienstverhältnis zu treten. Er beginnt nunmehr damit, offensiv für den antinapoléonischen Widerstand zu werben. So schlägt er zur Koordination und Vorbereitung eines Volksaufstandes ein „Deutsches Komitee“ vor. Stein unterstützt Justus von Gruner, der von Prag aus den Aufbau eines Spionage- und Agentennetzes betreibt.

18.09.1812 - Der frühere preußische Minister Freiherr vom und zum Stein, der seit kurzem in Russland lebt, entwickelt in seiner Petersburger Denkschrift einen Plan für einen erfolgreichen Krieg gegen die Truppen Frankreichs in Deutschland.

Dezember 1812 - Nach dem Rückzug der Großen Armee Napoléons zieht Freiherr vom und zum Stein mit dem Hauptquartier des Zaren in Richtung der preußischen Grenze. Auf ostpreußischem Gebiet lässt vom Stein im Auftrag des Zaren sofort Landwehreinheiten bilden, obwohl Preußen zu diesem Zeitpunkt noch immer mit Frankreich verbündet ist. Auch die Landstände lässt er einberufen. Nachdem der preußische General Ludwig Yorck von Wartenburg in der Konvention von Tauroggen zu den alliierten Gegnern Napoléons übergewechselt ist, drängt vom Stein den noch immer zaudernden Friedrich Wilhelm III. zum Seitenwechsel.

28.02.1813 - Der preußische König Friedrich Wilhelm III. schließt durch Vermittlung des Freiherrn vom und zum Stein, der zum Berater des russischen Zaren avanciert ist, im Vertrag von Kalisch ein Bündnis mit Russland und der Befreiungskrieg wird proklamiert. Weil die französische Sprache die Sprache der Diplomatie ist, wird der Vertrag, obwohl er gegen Frankreich gerichtet ist, auf Französisch verfasst.

19.03.1813 - Der frühere preußische Minister Freiherr vom und zum Stein präzisiert seine Verfassungsvorstellungen vom vorangegangenen Jahr. Danach soll nicht nur der Rheinbund zerschlagen, sondern auch die Souveränitätsrechte der übrigen Staaten, wie die Entscheidung über Krieg und Frieden, zu Gunsten eines deutschen Kaisers und eines Reichstages begrenzt werden. Eine starke zentrale Exekutivgewalt soll hinzutreten. Um das Übergewicht Österreichs nicht zu groß werden zu lassen, fordert vom Stein auch eine Stärkung Preußens. Vom Stein schlägt die Einrichtung einer alliierten Zentralverwaltungsbehörde als Besatzungsbehörde und als Beschaffungsstelle für Geld, Waffen und Soldaten vor. Dahinter steckt vor allem die Absicht, eine Basis für die Wiederherstellung eines deutschen Reiches zu bilden. Diesem Konzept folgen die derzeitigen Regierungen Preußens und Russlands nicht. Die Aufgaben bleiben rein administrativer Natur. Vom Stein wird Leiter dieser Behörde, was ihm den spöttischen Beinamen „Kaiser von Deutschland“ einbringen wird. Zu den zu verwaltenden Gebieten gehören neben Teilen der ehemaligen Napoléonischen Modellstaaten wie Westphalen, Berg und Frankfurt auch das Königreich Sachsen, dessen König Friedrich August I. wegen seiner Treue zu Napoléon kurz nach der Völkerschlacht bei Leipzig verhaftet wurde. Vergeblich plädiert vom Stein dafür, die süddeutschen Rheinbundstaaten zu besetzen.

21.10.1813 - Die am 19. März ins Leben gerufene alliierte Zentralverwaltungsbehörde als Besatzungsbehörde und als Beschaffungsstelle für Geld, Waffen und Soldaten unter der Leitung des Freiherrn vom und zum Stein wird faktisch wieder aufgelöst. An seine Stelle tritt das Département Central d’Administration, das auch für die linksrheinischen Gebiete und die von den Koalitionstruppen besetzten französischen Gebiete zuständig werden wird. Vom Stein wird auch die Leitung dieser Behörde übertragen. Er erhält seine Weisungen von einem Diplomatenrat der Alliierten.

Winter 1813 - Während des Krieges und nach dem Sieg der Alliierten legt Freiherr vom und zum Stein zahlreiche Vorstellungen zur Neuordnung Deutschlands und Europas vor. Sowohl seine Kritik am russischen Plan, in Polen einen abhängigen Staat (Kongresspolen) zu errichten, wie seine Forderung nach einer Verschiebung der französischen Grenze nach Westen werden abgelehnt.Vom Steins Entwürfe für die Gestaltung Deutschlands sind von idealisierten Vorstellungen vom deutschen Kaisertum im Mittelalter bestimmt. Er plädiert für die Erneuerung des Kaisertums. Freilich will er kein Zurück zum Zustand des Reiches im 18. Jahrhundert, sondern schlägt einen preußisch-österreichisch dominierten Föderationsstaat vor. Insgesamt finden vom Steins Vorstellungen bei den maßgeblichen Fürsten und Politikern keine Zustimmung. Zwar wird vom und zum Stein russischer Gesandter auf dem Wiener Kongress, doch bleibt sein Einfluss gering. Zudem werden seine Positionen als widersprüchlich wahrgenommen. Als ehemaliger Reichsunmittelbarer unterstützt er die Forderung der mediatisierten Reichsstände nach Restauration ihrer Stellungen, andererseits spricht er sich für eine starke Kompetenz des Deutschen Bundes und die Einschränkung der Souveränität der Einzelstaaten aus. Ohne Erfolg reist Stein noch vor Verabschiedung der Bundesakte ab.

1814 - Freiherr vom und zum Stein erhält die während der Napoléonischen Ära beschlagnahmten Güter in Nassau mit einer beträchtlichen Entschädigung zurück. Die Verwaltung legt er, wie früher schon, in die Hände seiner Schwester Marianne. Im Sommer verbringt er selbst dort einige Monate. Sein Versuch, zumindest Teile seiner früheren Herrschaftsrechte zurückzubekommen, scheitern. Gleichwohl beteiligt sich vom Stein an der Ausarbeitung einer Verfassung für Nassau. Dadurch war das Land noch in diesem Jahr Vorreiter im Deutschen Bund werden. Vom Stein erhält eine Virilstimme im Landtag.

1816 - Freiherr vom und zum Stein tauscht Stein seine Herrschaft in der Provinz Posen gegen die Güter und das Gebäude des ehemaligen Klosters Cappenberg bei Lünen in Westfalen. Im gleichen Jahre verleiht ihm der preußischen König Friedrich Wilhelm III. den Schwarzen Adlerorden, den höchsten Orden Preußens. Die Position eines Bundestagsgesandten, die ihm sowohl von Österreich wie auch von Preußen angetragen wurde, lehnt vom Stein ab. Er wird aber durch eine umfangreiche Korrespondenz, die Besuche zahlreicher Gäste auf Cappenberg und seine Lektüre über das Zeitgeschehen gut informiert. Vom Stein unterstützt als reichsritterlicher Reichspatriot die nationale Bewegung. In einem Brief an Ernst von Münster schreibt er: Es tut mir leid, daß Euer Exzellenz in mir den Preußen vermuten … Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland, und da ich nach alter Verfassung nur ihm und keinem besonderen Teil desselben angehörte, so bin ich auch nur ihm und nicht einem Teil desselben von ganzer Seele ergeben. Darüber hinaus kritisiert er die Karlsbader Beschlüsse und die Demagogenverfolgung und begrüßt den Übergang der süddeutschen Staaten zum Konstitutionalismus. Die Zentraluntersuchungsbehörde verdächtigt ihn daher, die oppositionelle Bewegung im Deutschen Bund zu schützen und zu fördern. Er unterstützte teilweise mit erheblichen Geldbeträgen die Freiheitsbewegung in Griechenland und steht vergleichbaren nationalen Bewegungen, etwa in Polen oder in Süd- und Mittelamerika, positiv gegenüber. Allerdings lehnt vom Stein die frühliberale Bewegung und die Bildung von politischen Parteien ab, da sie nicht seinen altständischen Grundsätzen entsprechen. Scharf kritisiert er die belgische Revolution, da er in dem neuen Staat eine „Pöbelherrschaft“ befürchtet. Vom und zum Stein denkt an eine Ausweisung der Juden an „die Nordküste Afrikas“. Er beschwört antijüdische Klischees in Form angeblicher, von Juden ausgehender Gefahren, warnt davor, dass die aus der Leibeigenschaft befreiten Bauern in „die Hörigkeit an die Juden und an die Wucherer“ geraten würden und spricht von der Verderblichkeit der jüdischen Horde. Freiherr vom Stein wird Ehrenbürger von Bremen und von Frankfurt am Main.

1818 - Freiherr vom und zum Stein, dem eine Virilstimme im Landtag von Nassau zuerkannt worden ist, verliert diese Stimme nach vier Jahren, als er sich weigert, den Untertaneneid abzulegen. Wie sehr vom Steins politische ständische Ziele von denen der Liberalen entfernt sind, zeigt sich im Vorfeld der Einrichtung der Provinziallandtage. Er beteiligt sich an Diskussionen und Forderungen des westfälischen Adels. An einer Petition dieses Jahres ist er maßgeblich beteiligt. Zwar sollen die Bauern nicht von den Gremien ausgeschlossen werden, aber vom Stein verlangt, dass ihre Deputierten aus der Bauernschaft selbst und nicht aus den ländlichen Unterschichten oder aus der Schicht der Intellektuellen kommen sollen. Darüber hinaus kämpft er für besondere Adelsrechte wie eine erbliche Mitgliedschaft in den Landtagen, einen Vorzug bei der öffentlichen Stellenbesetzung, einen privilegierten Gerichtsstand und Ähnliches.

20.01.1819 - Das Projekt der Monumenta Germaniae Historica wird durch Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein gegründet und setzt sich das ehrgeizige Ziel, die wesentlichen Geschichtsquellen zur „deutschen“ Vergangenheit zu edieren. Zunächst wird die Unternehmung in Form einer „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ organisiert, deren Generaldirektion sich in der Wohnung Steins in Frankfurt konstituiert.

12.06.1819 - Nach fünf Beratungssitzungen wird die Satzung der "Monumenta Germaniae Historica" bekanntgegeben und die Gesellschaft für eine breitere (wissenschaftliche) Öffentlichkeit geöffnet. Johann Lambert Büchler gibt ihr und damit den MGH dabei das Motto "Sanctus amor patriae dat animum" (lateinisch für „Die heilige Vaterlandsliebe gibt den (rechten) Geist“) – ein Wahlspruch im Sinne des romantischen Nationalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Außerdem wird als Richtwert für den zeitlichen Umfang der Monumenta die Zeit von etwa 500 bis 1500 festgesetzt, vom Aufhören der klassischen Literatur bis zum allgemeinen Gebrauch der Buchdruckerkunst. Antike klassische Schriftsteller – wie etwa Tacitus – sollen allenfalls auszugsweise berücksichtigt werden. Hinsichtlich des räumlichen Umfangs soll die mittelalterliche Ausdehnung des römisch-deutschen Reiches maßgeblich sein, so dass auch die deutsche Schweiz, Elsass-Lothringen, die Ostseeprovinzen und die Niederlande berücksichtigt werden sollen.

1819 - Freiherr vom und zum Stein und seine Familie lebt überwiegend in Frankfurt am Main. Nach dem Tod seiner Gemahlin macht er gemeinsam mit seinen Töchtern ausgedehnte Reisen in die Schweiz und nach Italien.

1823 - Freiherr vom und zum Stein unterstellt jüdischen Bankiers einen „Mangel an Ehrgefühl“ und „Befriedigung der Habsucht“.

27.03.1824 - Freiherr vom und zum Steins Vorstellungen gehen zumindest teilweise in die Organisation der Provinzialstände in Preußen ein. Für die Provinz Westfalen wird die Provinzialordnung heute per Gesetz erlassen. Der Provinziallandtag wird in vier Stände eingeteilt. Vom Stein gehört als Standesherr automatisch zur Mitgliedschaft und bildet zusammen mit zehn weiteren Personen den ersten Stand. Hinzu kommen die Stände der Besitzer landtagsfähiger Rittergüter, der Städte und der Landgemeinden.

1825 - Freiherr vom und zum Stein gibt spätestens in diesem Jahr seinen Wohnsitz in Frankfurt am Main auf und lebt seither entweder in Nassau oder auf Cappenberg.

29.10.1826 - Der erste westfälische Provinziallandtag tritt in Münster zusammen und wird etwa zwei Monate tagen. Freiherr vom und zum Stein wird zum Landtagsmarschall und damit zum Vorsitzenden ernannt. In seiner Eröffnungsrede begrüßt er die Wiedereinführung der ständischen Verfassung und grenzt diese von der alles umformenden Verfassung zur Zeit der französischen Vorherrschaft ab. Auch die folgenden Tagungen der Versammlung werden unter seinem Vorsitz stehen. Auf dem ersten Provinziallandtag kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Adelsvertretern mit vom Stein an der Spitze auf der einen Seite und den Abgeordneten der Städte und Landgemeinden auf der anderen Seite. Auch in zahlreichen anderen Punkten, etwa der Erfassung der adeligen Besitzer durch staatliche Kataster als Basis einer Grundsteuer, oder in der Frage, ob Landbesitz frei verkäuflich sein sollte, zeigt er sich als Gegner wirtschaftsliberaler Reformen und Verteidiger adelig-ständischer Vorherrschaft.

1831 - Wie weit sich Freiherr vom und zum Stein von seinen Positionen der Reformzeit entfernt hat, wird nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Revision der Städteordnung von 1808 deutlich. Während er den Entwurf einer solchen Ordnung jetzt positiv bewertet, lehnen ihn die Vertreter der Städte wegen der vorgesehenen stärkeren staatlichen Kontrolle und Einschränkung der Selbstverwaltung ab. Allerdings hält vom Stein an seinen Vorstellungen eines gesamtstaatlichen Konstitutionalismus fest, wie sich während des Provinziallandtages von 1830/31 zeigte. Dabei gehen die Vorstellungen insbesondere des Bürgertums inzwischen deutlich weiter als die vom Steins. Während das Bürgertum unter Eindruck der revolutionären Ereignisse von 1830 einen direkten Antrag auf die Einberufung eines gesamtstaatlichen Parlaments fordert, hält vom Stein diese offene Kampfansage für ungebührlich. Ihm geling es nur mit Mühe, einen Kompromiss durchzusetzen und die Forderungen an den Prinzen Wilhelm zu richten.

29.06.1831 - Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein stirbt 74jährig in Cappenberg bei Lünen in Westfalen. In seinen letzten Lebensjahren litt vom Stein unter einem Lungenleiden und Herzkrankheiten. Er wird in der Familiengruft in Frücht bei Bad Ems beigesetzt werden, die er von dem Kölner Bildhauer Peter Joseph Imhoff bauen ließ. Der Grabstein in der Familiengruft in Frücht trägt folgende Inschrift:

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
geboren den 25sten Oktober 1757,
gestorben den 29sten Juni 1831, ruhet hier;
der Letzte seines über sieben Jahrhunderte
an der Lahn blühenden Rittergeschlechtes;
demütig vor Gott, hochherzig gegen Menschen,
der Lüge und des Unrechtes Feind,
hochbetagt in Pflicht und Treue,
unerschütterlich in Acht und Bann,
des gebeugten Vaterlandes ungebeugter Sohn,
in Kampf und Sieg Deutschlands Mitbefreier.
Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu seyn.

Karl Freiherr vom und zum Stein wird von seinen beiden Töchtern Henriette und Therese betrauert. Da die Ehe Henriettes kinderlos blieb, geht das Steinsche Erbe an die jüngere Tochter Therese.

1849 - Georg Heinrich Pertz verfasst eine erste sechsbändige Stein-Biographie. Hinter einer quellengesättigten Darstellung verbirgt sich dabei der Versuch, das Bild eines sowohl antirevolutionären wie antirestaurativen national gesinnten Liberalen zu zeichnen.

1858 - Karl Freiherr vom und zum Stein wird nicht nur Gegenstand historischer Darstellungen, sondern seine Person und sein Wirken werden von unterschiedlichen Seiten politisch vereinnahmt. Ernst Moritz Arndt begründete 1858 eine Tradition der kritiklosen Stein-Verehrung.

09.07.1872 - In den 1870er Jahren versuchen sowohl Liberale wie auch Konservative, sich auf Freiherr vom Stein zu berufen. Aber auch der Staat und die Monarchie beginnen, vom Stein für sich zu reklamieren. Als ein von Baurat Eduard Zais entworfenes Denkmal in der Form einer gotischen Fiale für ihn auf der Stammburg der Steins in Nassau eingeweiht wird, ist neben Otto von Bismarck auch Kaiser Wilhelm I. anwesend.

26.10.1875 - Für Karl Freiherr vom und zum Stein wird ein Denkmal, von den Berliner Bildhauern Hermann Schievelbein und Hugo Hagen entworfen und Gießer Hermann Gladenbeck in Bronze gegossen, auf dem Dönhoffplatz an der Leipziger Straße in Berlin eingeweiht, für das vor allem Liberale, unterstützt vom Staat, Gelder spendeten. Während des Kaiserreichs entstehen die ersten anspruchsvollen wissenschaftlichen Biographien. Der englische Historiker John Robert Seeley deutet Stein als Liberalen und entschiedenen Gegner Napoléons. Bei einer Forschungskontroverse, vor allem zwischen Ernst von Meier und Max Lehmann, der eine wichtige Biographie über vom Stein vorlegt, geht es um die Frage, ob vom Stein von den Ideen der französischen Revolution beeinflusst wurde. Lehmann betont dabei eine Nachahmung der französischen Entwicklung.

1879 - Die kaiserliche Marine stellt die Korvette SMS STEIN in Dienst, benannt nach dem früheren preußischen Minister Karl Freiherr vom und zum Stein.

1885 - In Charlottenburg wird der Steinplatz, benannt nach dem früheren preußischen Minister Karl Freiherr vom und zum Stein angelegt.

30.03.1901 - Kaiser Wilhelm II. in der Siegesallee das Denkmal für König Friedrich Wilhelm III. ein. Diese Figurengruppe war ein Werk des Berliner Bildhauer Gustav Eberlein. Eine aufwändige Inschrifttafel mit einem Reliefmedaillon vom Steins im Linksprofil, flankiert von zwei nachdenklichen Kraftprotzen, des Bildhauers Hugo Lederer im Erdgeschossbereich an der Fassade zur Freiherr-vom-Stein-Straße des Rathauses Berlin-Schöneberg, weist auf den Namensgeber der Straße hin. Ursprünglich handelt es sich um ein eigenständiges Denkmal, das gleichzeitig mit dem Rathaus im April 1914 enthüllt werden sollte.

1918 - Hugo Preuß und auch die Sozialdemokraten versuchen, Freiherr vom und zum Stein für die Republik in Anspruch zu nehmen. Für Preuß ist vom Stein „Deutschlands größter innerer Staatsmann“, dessen Ziel letztlich der „demokratisch selbst regierende Staat“ gewesen sei.

1921 - Die Landesbank der preußischen Provinz Westfalen lässt Notmünzen mit dem Kopfbild Karl Freiherr vom und zum Stein mit der Umschrift „Minister vom Stein Deutschlands Führer in schwerer Zeit 1757–1831“ prägen. Zahlreiche Straßen, Schulen, Plätze und Kasernen, aber auch eine Jugendherberge (in Altlünen, nahe bei Cappenberg) wurden nach ihm benannt. Nach Freiherrn vom Stein wurde die Zeche Minister Stein in Dortmund benannt.

1931 - Der Marxist Franz Mehring lobt den Patriotismus Freiherr vom und zum Steins und seine Durchsetzungsfähigkeit gegenüber einem zaudernden König. Vor diesem Hintergrund wird der hundertste Todestag Steins als Vorläufer der Republik gefeiert. Zahlreiche Schulen werden zu dieser Zeit nach vom Stein benannt. Daneben erscheint mit Gerhard Ritters Stein-Biographie eine bedeutende neue Interpretation. Dieser betont die altständischen Wurzeln vom Steins in der Tradition des Heiligen Römischen Reiches. Er stilisiert ihn zwar zu einem Nationalhelden, sieht aber innenpolitisch von Bismarck als wichtigere Person an. Franz Schnabel wiederum versucht, Stein als konstitutionellen Liberalen zu deuten.

1933 - Auch Nationalsozialisten wie Adolf Hitler und Alfred Rosenberg versuchen, Freiherr vom und zum Stein für sich zu reklamieren. Die neue nationalsozialistische Gemeindeordnung beruft sich ausdrücklich auf vom Stein. Erich Botzenhart, Herausgeber der ersten Gesamtausgabe der Schriften vom Steins, sieht in ihm gar einen Vorläufer des Nationalsozialismus.

1952 - Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchen beide deutsche Staaten Freiherr vom und zum Stein für sich zu vereinnahmen. In Rheinland-Pfalz wird von jetzt an alle drei Jahre die Freiherr-vom-Stein-Plakette für langjährige kommunalpolitische Tätigkeit verliehen. Außerdem wird in der Bundesrepublik Deutschland die Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft gegründet mit dem Ziel, die Ideen und Gedanken vom Steins wissenschaftlich zu betrachten und der Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten. Die Gesellschaft gibt verschiedene Schriften zu Einzelaspekten aus dem Leben und dem Wirken vom Steins heraus. In vielen deutschen Städten und Gemeinden werden von jetzt an Verwaltungsgebührenmarken mit dem Bildnis Freiherr vom und zum Steins verwendet.

28.06.1953 - Bundespräsident Theodor Heuss weiht in der Stadt Nassau ein neues Denkmal für Freiherr vom und zum Stein ein.

1957 - Die DDR versucht, Freiherr vom und zum Steins Revolutionsgesinnung etwa aus seinen Äußerungen von 1813 abzuleiten. Gordon A. Craig weist auf die Tatsache hin, dass vom Stein längere Zeit hindurch sowohl in der west- als auch in der ostdeutschen Forschung ähnlich positiv beurteilt wird. Eine frühere Ausgabe des Handbuchs der deutschen Geschichte bezeichnet ihn als den „besten Staatsmann, über den Deutschland damals verfügte“. Das Pendant aus der DDR, die Deutsche Geschichte in drei Bänden, bezeichnet ihn als den „bedeutendsten deutschen Staatsmann der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“.

1957 - Die Deutsche Bundespost gibt zum 200. Geburtstag Freiherr vom und zum Steins eine Sonderbriefmarke heraus.

1981 - Sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR werden Gedenkmünzen zum 150. Todestag ausgegeben.

2003 - Das 1875 eingeweihte Denkmal, das früher auf dem Dönhoffplatz an der Leipziger Straße in Berlin stand, wird neu vor dem Abgeordnetenhaus in der Niederkirchnerstraße aufgestellt.

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
Carl August von Struensee
1791-1804
Finanz- und Wirtschaftsminister
1804-1807
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Leiter der gesamten Zivilverwaltung
1807-1808
Friedrich Alexander zu Dohna-Schlobitten
1808-1810

Quellen: