Deutscher Bund 1848: Unterschied zwischen den Versionen

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Der oberste Regierungsbeamte Preußens, der Geheime Staatsminister Ludwig Gustav von Thile, wird durch Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg ersetzt, der nicht mehr zum "Staatsminister", sondern zum erstmalig ernannten "Ministerpräsidenten" des Landes ernannt wird. Ludwig Gustav von Thile hatte sein Amt sieben Jahre inne. Der Ministerpräsident wurde am 10.04.1803 in Berlin geboren. Er ist Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Domdechant in Brandenburg, Kammerherr und Major der Landwehr-Kavallerie. Zunächst erhielt er Privatunterricht und war dann am Joachimsthalschen Gymnasium und von 1819 bis 1821 am Friedrichwerderschen Gymnasium in Berlin. Nach seinem Jurastudium in Berlin und Göttingen war er 1825 als Einjährig-Freiwilliger bei den Garde-Ulanen. 1825 trat er in den preußischen Justiz- und Staatsdienst, zunächst als Auskultator am Stadtgericht und als Referendar am Kammergericht Berlin. 1830 wurde er Landrat im Kreis Uckermark und 1833 Vizepräsident im Regierungsbezirk Stralsund. Ab 1834 war er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Aachen und ab 1838 des Regierungsbezirks Merseburg. 1840 wurde von Arnim-Boitzenburg Oberpräsident der Provinz Posen. 1842 wurde er mit knapp 40 Jahren jüngster Preußischer Innenminister. Als solcher kämpfte er vergeblich für eine Verfassungsreform. Da er die romantisch-irrealen Pläne von Friedrich Wilhelm IV. nicht mittragen wollte, trat er 1845 zurück. Auch deswegen holte ihn der König nach dem Scheitern seiner Verfassungspläne und dem Ausbruch der Deutschen Revolution 1848/49 zurück in die Regierung. <br>
 
Der oberste Regierungsbeamte Preußens, der Geheime Staatsminister Ludwig Gustav von Thile, wird durch Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg ersetzt, der nicht mehr zum "Staatsminister", sondern zum erstmalig ernannten "Ministerpräsidenten" des Landes ernannt wird. Ludwig Gustav von Thile hatte sein Amt sieben Jahre inne. Der Ministerpräsident wurde am 10.04.1803 in Berlin geboren. Er ist Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Domdechant in Brandenburg, Kammerherr und Major der Landwehr-Kavallerie. Zunächst erhielt er Privatunterricht und war dann am Joachimsthalschen Gymnasium und von 1819 bis 1821 am Friedrichwerderschen Gymnasium in Berlin. Nach seinem Jurastudium in Berlin und Göttingen war er 1825 als Einjährig-Freiwilliger bei den Garde-Ulanen. 1825 trat er in den preußischen Justiz- und Staatsdienst, zunächst als Auskultator am Stadtgericht und als Referendar am Kammergericht Berlin. 1830 wurde er Landrat im Kreis Uckermark und 1833 Vizepräsident im Regierungsbezirk Stralsund. Ab 1834 war er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Aachen und ab 1838 des Regierungsbezirks Merseburg. 1840 wurde von Arnim-Boitzenburg Oberpräsident der Provinz Posen. 1842 wurde er mit knapp 40 Jahren jüngster Preußischer Innenminister. Als solcher kämpfte er vergeblich für eine Verfassungsreform. Da er die romantisch-irrealen Pläne von Friedrich Wilhelm IV. nicht mittragen wollte, trat er 1845 zurück. Auch deswegen holte ihn der König nach dem Scheitern seiner Verfassungspläne und dem Ausbruch der Deutschen Revolution 1848/49 zurück in die Regierung. <br>
 
11.3.
 
Petition liberaler Landtagsabgeordneter des Rheinlands an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.
 
 
 
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Petition liberaler Landtagsabgeordneter des Rheinlands an König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. <br>
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Nach 25,1 Jahren seiner Amtszeit wird der Präsidialgesandte und höchste Verwaltungsbeamte im Deutschen Bund, Joachim Eduard von Münch-Bellinghausen, aus dem Amt entlassen. Sein Nachfolger wird der am 29. Oktober 1799 in Wien geborene österreichische Diplomat Franz de Paula von Colloredo-Wallsee. Franz de Paula von Colloredo-Wallsee trat frühzeitig in die Armee, schlug aber 1820 eine diplomatische Laufbahn ein. 1830 war er Gesandter in Dresden. 1837 war er Gesandter in München. 1843 bis 1847 war er Gesandter in Sankt Petersburg.  
 
Nach 25,1 Jahren seiner Amtszeit wird der Präsidialgesandte und höchste Verwaltungsbeamte im Deutschen Bund, Joachim Eduard von Münch-Bellinghausen, aus dem Amt entlassen. Sein Nachfolger wird der am 29. Oktober 1799 in Wien geborene österreichische Diplomat Franz de Paula von Colloredo-Wallsee. Franz de Paula von Colloredo-Wallsee trat frühzeitig in die Armee, schlug aber 1820 eine diplomatische Laufbahn ein. 1830 war er Gesandter in Dresden. 1837 war er Gesandter in München. 1843 bis 1847 war er Gesandter in Sankt Petersburg.  
 
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In den Residenzstädten des Deutschen Bundes, vor allem aber in den beiden Hauptstädten Wien und Berlin, versammelt sich das Volk zu Demonstrationen und Protestkundgebungen und fordert liberale Freiheiten: Presse- und Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung, Schwurgerichte, Verantwortlichkeit der Minister gegenüber einem Parlament, liberale Verfassungen überhaupt und ein gesamtdeutsches Parlament ("Märzforderungen"). Symbole der Unterdrückung wie Polizeiwachen oder Gefängnisse werden gestürmt. Vielerorts antwortet das herbeigerufene Militär mit Gegengewalt. Die Fürsten der Klein- und Mittelstaaten weichen zunächst zurück, erkennen die "Märzforderungen" an und berufen liberale "Märzminister". Auch in Württemberg entsteht so das erste parlamentarische Ministerium. In einer Reihe von deutschen Staaten werden in kurzer Zeit liberale Verfassungen eingeführt. Auch in den Großstädten Wien und Berlin werden liberale Forderungen erhoben. Der Wiener Staatsrat unter der Leitung des Fürsten Metternich verweigert liberale Konzessionen, worauf es zu Demonstrationen und zu Straßenkämpfen kommt. Noch am selben Abend muss Metternich, der zur Symbolfigur für die Reaktion geworden ist, Österreich verlassen und der Kaiser muss seinem Volk wichtige Rechte zugestehen. Der österreichische Staatsminister Clemens Wenzel Fürst von Metternich verlässt nach 38,5 Jahren im Amt das Land in Richtung London. Karl Borromäus Graf von Inzaghi übernimmt kommissarisch die Nachfolge unter dem Titel des "Obersthofkanzlers". <br>
 
In den Residenzstädten des Deutschen Bundes, vor allem aber in den beiden Hauptstädten Wien und Berlin, versammelt sich das Volk zu Demonstrationen und Protestkundgebungen und fordert liberale Freiheiten: Presse- und Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung, Schwurgerichte, Verantwortlichkeit der Minister gegenüber einem Parlament, liberale Verfassungen überhaupt und ein gesamtdeutsches Parlament ("Märzforderungen"). Symbole der Unterdrückung wie Polizeiwachen oder Gefängnisse werden gestürmt. Vielerorts antwortet das herbeigerufene Militär mit Gegengewalt. Die Fürsten der Klein- und Mittelstaaten weichen zunächst zurück, erkennen die "Märzforderungen" an und berufen liberale "Märzminister". Auch in Württemberg entsteht so das erste parlamentarische Ministerium. In einer Reihe von deutschen Staaten werden in kurzer Zeit liberale Verfassungen eingeführt. Auch in den Großstädten Wien und Berlin werden liberale Forderungen erhoben. Der Wiener Staatsrat unter der Leitung des Fürsten Metternich verweigert liberale Konzessionen, worauf es zu Demonstrationen und zu Straßenkämpfen kommt. Noch am selben Abend muss Metternich, der zur Symbolfigur für die Reaktion geworden ist, Österreich verlassen und der Kaiser muss seinem Volk wichtige Rechte zugestehen. Der österreichische Staatsminister Clemens Wenzel Fürst von Metternich verlässt nach 38,5 Jahren im Amt das Land in Richtung London. Karl Borromäus Graf von Inzaghi übernimmt kommissarisch die Nachfolge unter dem Titel des "Obersthofkanzlers". <br>
 
 
 
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| <center>'''[[Chronik 03.1848|16.03.1848]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Bayern 1388-1918.gif|50px]] </center>  || '''[[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Königreich Bayern 1840|Königreich Bayern]]''' <br>  
 
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| <center>'''[[Chronik 03.1848|18.03.1848]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1823-1863.gif|50px]] </center>  || '''[[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Königreich Preußen 1848|Königreich Preußen]]''' <br>
 
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Barrikadenaufstand in Berlin. Zugeständnisse der Regierungen in Berlin und in den anderen deutsche Ländern ("Märzforderungen" - "Märzminister")
 
Barrikadenaufstand in Berlin. Zugeständnisse der Regierungen in Berlin und in den anderen deutsche Ländern ("Märzforderungen" - "Märzminister")
 
 
 
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1848|19.03.1848]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1823-1863.gif|50px]] </center>  || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg.jpg|thumb|150px|left|''Der erste Ministerpräsident Preußens Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg dankt ab'']] [[Datei:Ludolf Camphausen.jpg|thumb|150px|''Gottfried Ludolf Camphausen wird neuer preußischer Ministerpräsident'']] '''[[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Königreich Preußen 1848|Königreich Preußen]]''' <br>
 
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1848|19.03.1848]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Preußen 1823-1863.gif|50px]] </center>  || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg.jpg|thumb|150px|left|''Der erste Ministerpräsident Preußens Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg dankt ab'']] [[Datei:Ludolf Camphausen.jpg|thumb|150px|''Gottfried Ludolf Camphausen wird neuer preußischer Ministerpräsident'']] '''[[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Königreich Preußen 1848|Königreich Preußen]]''' <br>
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Seit den 1830er Jahren entwickelte sich im Rheinland ein von den großbürgerlichen Unternehmern der Region getragene Spielart des Liberalismus. In den frühen 1840er Jahren weckte die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. Hoffnungen auf Reformen. Im „Montagskränzchen“, einem informellen Gesprächskreis, an dem sich Camphausen intensiv beteiligte, begann sich die liberale Bewegung im Rheinland zu verdichten. Neben Hermann von Beckerath, Mevissen und Hansemann gehörte Camphausen zu den führenden Köpfen der rheinischen Liberalen. Da es noch keine Parteien gab, bauten insbesondere Camphausen und Hansemann die Kölner Handelskammer auch zu einer politischen Plattform aus. Im Gegensatz zum süddeutschen Liberalismus war der rheinische Liberalismus weniger theoretisch orientiert, aber macht- und selbstbewusster. Ökonomische Fragen spielten bei dieser Gruppe eine wichtige Rolle, wobei der Freihandel, wie ihn Adam Smith propagiert hatte, nicht unumstritten war. Die rheinischen Liberalen übten scharfe Kritik an der obrigkeitsstaatlichen Gängelung der Wirtschaft. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sahen sie deutlicher als die süddeutschen Liberalen, die von einer klassenlosen Gesellschaft mittlerer Existenzen auf einer vorindustriellen Basis träumten, dass die Entwicklung in Richtung von Industrialisierung und sozialer Veränderung verlaufen würde. Während die süddeutschen Liberalen nicht selten die drohende Alleinherrschaft des Geldes befürchteten und für den Schutz des alten Gewerbes eintraten, sah Camphausen die Verdrängung des Handwerks durch die Industrie als unvermeidlich an. Dabei meinte er, dass Pauperismus und Verelendung der Heimarbeiter schmerzlich, aber für eine Übergangszeit unumgänglich seien. In Hinblick auf den politischen Einfluss der unteren Schichten gab es unterschiedliche Vorstellungen. Während etwa Mevissen sozialpolitisch orientiert war und sich für gleiche politische Rechte aussprach, wollten Camphausen und andere rheinische Liberale die politischen Rechte der Besitzlosen begrenzen. Im Jahr 1844 empörte sich Camphausen darüber, dass demokratische Intellektuelle versuchten, „den arbeitenden Klassen das Gefühl ihrer Rechte und der Gleichheit ihrer Stellung mit uns beizubringen“. Der starke demokratische und sozialistische Einfluss veranlasste Camphausen, sich wieder von der Gründung eines lokalen Ablegers des Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen zurückzuziehen. Zum Schutz ihrer Interessen forderten Camphausen und die rheinischen Liberalen daher ein Zensuswahlrecht. Gleichzeitig kämpften sie gegen Adelsvorrechte und die Reste des Feudalismus. Ihr Plädoyer für ein starkes Parlament war auch eine Kampfansage an das bestehende monarchische System. Im Jahr 1843 wurde Camphausen in den rheinischen Provinziallandtag gewählt. Dort trat er entschieden für die Einführung der Pressefreiheit ein. Gleichzeitig bot der Landtag trotz aller Beschränkungen die Möglichkeit zu einem stärkeren Zusammenschluss der rheinischen Liberalen. Dabei spielte Camphausen eine wichtige Rolle. Mevissen notierte: „An der Spitze der liberalen Partei des Landtages von 1843 steht der durch Schärfe des Geistes, Besonnenheit und Klarheit gleich ausgezeichnete L. Camphausen aus Köln.“ 1845 stellte er im Landtag unter Hinweis auf die Beschlüsse des Wiener Kongresses den Antrag auf „Bildung einer Repräsentation des Volkes im Sinne der königlichen Verordnung vom 22. Mai 1815.“ Camphausen verband dies unter anderem mit einer scharfen Kritik am preußischen Beamtenregiment. Dies führte zu einer heftigen Debatte im Provinziallandtag. An ihr beteiligten sich fast alle maßgeblichen Vertreter des rheinischen Liberalismus, die übereinstimmend den Antrag des Vorsitzenden der ersten Kurie, von Bianco, ablehnten, die Entscheidung über eine Verfassung allein dem König zu überlassen. Zahlreiche rheinische Städte unterstützten diese Forderung mit entsprechenden Petitionen. Camphausen resümierte, dass die Stände mehr parlamentarische Haltung als bei früheren Landtagen gezeigt und ihre „Hauptkräfte auf die wunden Stellen des Staatsorganismus gerichtet“ hätten. Mit seinem Antrag reihte sich Camphausen in eine ganze Reihe vergleichbarer Anträge, etwa in der Provinz Westfalen durch Georg von Vincke, ein. Im Jahr 1847 sah sich König Friedrich Wilhelm IV. gezwungen, auf Grund des Staatsschuldengesetzes von 1820 eine gesamtstaatliche Vertretung zu berufen, um die nötigen Finanzmittel zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Berlin nach Königsberg zu bewilligen. An Stelle eines gewählten preußischen Landtages wurde allerdings nur eine ständisch gegliederte Versammlung aus Mitgliedern der Provinziallandtage, der Vereinigte Landtag, einberufen. Unmittelbar nach Bekanntwerden des entsprechenden Patents vom 3. März 1847 übte Camphausen in einem Brief an seinen Bruder scharfe Kritik am Vorgehen des Monarchen und machte deutlich, dass die rheinischen Liberalen bereit waren, in die Offensive zu gehen und die Gelegenheit zur Durchsetzung einer gesamtstaatlichen Verfassung zu nutzen. Das Patent müsse „notwendig einen Verfassungsstreit hervorrufen, und wären die zahlreichen angreifbaren Stellen nicht vorhanden, so müsste die Opposition deren aufsuchen. Die lebendigere Erkenntnis der Rechten und Pflichten im Staate und die bis zur Furchtlosigkeit und Hingebung gesteigerte Teilnahme für sie kann nur im Kampf gewonnen werden, den die Presse zu eröffnen hat.“ Camphausen wurde vom rheinischen Provinziallandtag in den Vereinigten Landtag gewählt. Neben von Beckerath, Hansemann, August von der Heydt, Mevissen, Maximilian von Schwerin-Putzar und von Vincke war er eine der führenden Persönlichkeiten der liberal-konstitutionellen Opposition. Bereits unmittelbar nach der Eröffnung gehörte er zu denjenigen, die dafür eintraten, anstelle der ständischen Strukturen eine einheitliche Versammlung zur Beratung der Gesetze zu bilden. Außerdem plädierte Camphausen für den periodischen Zusammentritt einer solchen Versammlung. Um den Forderungen der gemäßigten liberalen Opposition Nachdruck zu verleihen, entwarf Camphausen zusammen mit von Beckerath und von der Heydt eine Petition, die von 139 Mitgliedern der Versammlung unterzeichnet wurde. Camphausen unterstützte von Beckeraths Antrag, das Gesetz, das bislang die Wählbarkeit an bestimmte Konfessionen knüpfte, aufzuheben. Allerdings zeigte sich Camphausen auch kompromissbereit. So plädierte er am 25. Juni 1847 dafür, in der Verfassungsfrage der Herrenkurie entgegenzukommen, um überhaupt zu einer Einigung zu gelangen. Seine Bereitschaft, den Gegensatz zur Krone nicht noch weiter zu vertiefen, zeigte sich auch nach der Ablehnung der Verfassungsforderung durch den König. Während Hansemann, unterstützt von weiteren 138 Abgeordneten, in einer Erklärung die liberalen Ziele noch einmal bekräftigte, wollte Camphausen die königliche Erklärung unerwidert lassen und stattdessen den Petitionsweg einschlagen. Als schwacher Ersatz für die Periodizität des Landtages wurden vom König vereinigte Ausschüsse zugestanden. Während eine Minderheit um Hansemann die Beteiligung an den Ausschusswahlen verweigerte, sprach sich Camphausen für eine Beteiligung aus, beharrte aber darauf, dass die Ausschüsse keinen Ersatz für einen Landtag darstellten und ließ keinen Zweifel daran, dass für die liberale Opposition die Verfassungsfrage weiterhin akut bleibe. Als die Ausschüsse Ende 1847 einberufen wurden, um über den Entwurf eines Strafgesetzbuches zu beraten, plädierte die Mehrzahl der rheinischen Liberalen, die das im Rheinland geltende französische Recht in Gefahr sahen, für einen Boykott. Camphausen zog sich den Unmut der übrigen Liberalen zu, als er sich für eine Beteiligung aussprach, um dort die Position der Opposition darzulegen. Als Mitglied des Vereinigten ständischen Ausschusses sorgte Camphausen dafür, dass die Verfassungsfrage auf der Tagesordnung blieb. Er zog die Legitimität dieses Organs in Frage und warf der Regierung vor, am Schluss der ersten Sitzungsperiode des Vereinigten Landtages die zur Verständigung ausgestreckten Hand der Ständevertreter „im Zorn zurückgestossen“ zu haben. Damit setzten die Liberalen noch vor Beginn der Märzrevolution in Preußen ein Zeichen. Eine revolutionäre Umwälzung wollten sie allerdings unter allen Umständen vermeiden. Die Februarrevolution in Paris schreckte die deutschen Liberalen auf. Camphausen schrieb am 1. März, dass die Ereignisse „in Frankreich wie Blei auf alle Sinnen“ wirkten. Während ein Teil der Liberalen die Revolution in Frankreich als Druckmittel nutzen wollte, um die Regierungen in Deutschland endlich zu Reformen zu bewegen, lehnte Camphausen dies ab. Vor allem die Beteiligung Hansemanns an der Heidelberger Versammlung, deren Beschlüsse schließlich zur Frankfurter Nationalversammlung führten, stieß auf die Kritik Camphausens, der schon im Oktober 1847 die Einladung Hansemanns zur Teilnahme an der Heppenheimer Tagung abgelehnt hatte. Stattdessen setzte er auf eine Vereinbarung zwischen bürgerlicher Opposition und den Landesherren und letztlich auf eine Reform des Deutschen Bundes durch einen Fürstenkongress statt auf eine Veränderung durch ein revolutionäres Parlament. Der Deutsche Bund sollte dabei im liberalen Sinn umgestaltet werden und eine Volksvertretung erhalten. Das revolutionär zustande gekommene Vorparlament sollte, so Camphausen, durch eine legitime Versammlung gesprengt werden. „Was die Heidelberger, unter ihnen Hansemann, beschlossen, wäre nicht viel weniger als die deutsche Republik; ich will womöglich zur Vernunft reden und einstweilen die Hand drin haben.“ Im Rheinland versuchte Camphausen die Opposition auf seine äußerst gemäßigte Linie festzulegen. Es gelang ihm, die Petitionen des Kölner Gemeinderates in seinem Sinne zu beeinflussen. Auch auf einer Tagung führender rheinischer Liberaler in Bonn setzte er nach heftigen Kontroversen mit Hansemann und Mevissen seine Haltung durch. Die schließlich angenommene Erklärung blieb aber wirkungslos, da sich die Situation mit der Märzrevolution in Berlin am 6. März 1848 ohnehin grundlegend gewandelt hatte. In den meisten deutschen Staaten zeigten sich die Monarchen bereit, gemäßigte Oppositionelle aus dem Vormärz in die Regierungen zu berufen, in der Hoffnung, die revolutionäre Bewegung bremsen zu können. Diese Regierungen werden im Allgemeinen als '''Märzministerium'' bezeichnet. Der erste Versuch scheiterte in Preußen allerdings daran, dass diesem vor allem Beamte angehörten. Unmittelbar nach dem Beginn der Revolution hatte der König mit Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Allerdings wurde sein Kabinett vor allem im Rheinland scharf kritisiert und stattdessen ein „volkstümliches Ministerium“ gefordert. Es waren sogar Gerüchte über separatistische Tendenzen im Umlauf. Der Kölner Regierungspräsident Karl Otto von Raumer argumentierte, dass in der Rheinprovinz nur ein Kabinett akzeptiert würde, dem Camphausen und möglichst auch Hansemann angehörten. Der König wollte zunächst Camphausen in das Kabinett von Arnim-Boitzenburg integrieren. Als Camphausen sich weigert, sieht sich König Friedrich Wilhelm IV. zur Bildung einer neuen Regierung unter Camphausen gezwungen. Camphausen wird damit der erste Bürgerliche auf diesem Posten überhaupt. Als Finanzminister spielt auch Hansemann eine wichtige Rolle. Daher wird diese Regierung in der Regel als "Kabinett Camphausen–Hansemann" bezeichnet. König Friedrich Wilhelm IV. demonstriert mit der Ernennung von führenden Vertretern der vormärzlichen Opposition seine Anerkennung der Revolution. Als wichtiger Nebeneffekt wird die Kreditwürdigkeit des preußischen Staates, die durch die Revolution erschüttert wurde, durch die Regierungsbeteiligung von Camphausen und Hansemann wiederhergestellt. Die Regierung Camphausen-Hansemann besteht aus gemäßigten liberalen Großbürgern und Adligen. Alfred von Auerswald wird Innenminister, Friedrich Wilhelm Ludwig Bornemann Justizminister und Heinrich Alexander von Arnim Außenminister. Kriegsminister wird vorerst Karl von Reyher. Das neue Kabinett weist eine starke Kontinuität auf: Nur Camphausen, Hansemann und Kanitz sind neu, die übrigen Minister bleiben im Amt oder stammen wie Bornemann aus der hohen Ministerialbürokratie. Die Regierung sieht ihre Aufgabe darin, alles zur „Rettung des Staates“ zu tun. Von zentraler Bedeutung wird dabei die Einlösung des Verfassungsversprechens. Dabei setzt die Regierung allerdings zunächst nicht auf eine Nationalversammlung, sondern auf die Wiedereinberufung des Vereinigten Landtages, um so Kontinuität zur vorrevolutionären Zeit zu demonstrieren. Die Errungenschaften der Märzrevolution sollen gesichert werden, gleichzeitig soll die Revolution selbst „geschlossen“ werden. Camphausen beschreibt den Charakter und die Zielsetzung seiner Regierung später als ein „Ministerium, nach seiner persönlichen Zusammensetzung geeignet, den Staat ohne lebensgefährliche Zuckungen über die Kluft, welche das alte System von dem neuen trennt, hinüber zu führen.“ Eine andere Selbstcharakterisierung ist „Ministerium des Übergangs, der Vermittlung“. <br>
 
Seit den 1830er Jahren entwickelte sich im Rheinland ein von den großbürgerlichen Unternehmern der Region getragene Spielart des Liberalismus. In den frühen 1840er Jahren weckte die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. Hoffnungen auf Reformen. Im „Montagskränzchen“, einem informellen Gesprächskreis, an dem sich Camphausen intensiv beteiligte, begann sich die liberale Bewegung im Rheinland zu verdichten. Neben Hermann von Beckerath, Mevissen und Hansemann gehörte Camphausen zu den führenden Köpfen der rheinischen Liberalen. Da es noch keine Parteien gab, bauten insbesondere Camphausen und Hansemann die Kölner Handelskammer auch zu einer politischen Plattform aus. Im Gegensatz zum süddeutschen Liberalismus war der rheinische Liberalismus weniger theoretisch orientiert, aber macht- und selbstbewusster. Ökonomische Fragen spielten bei dieser Gruppe eine wichtige Rolle, wobei der Freihandel, wie ihn Adam Smith propagiert hatte, nicht unumstritten war. Die rheinischen Liberalen übten scharfe Kritik an der obrigkeitsstaatlichen Gängelung der Wirtschaft. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sahen sie deutlicher als die süddeutschen Liberalen, die von einer klassenlosen Gesellschaft mittlerer Existenzen auf einer vorindustriellen Basis träumten, dass die Entwicklung in Richtung von Industrialisierung und sozialer Veränderung verlaufen würde. Während die süddeutschen Liberalen nicht selten die drohende Alleinherrschaft des Geldes befürchteten und für den Schutz des alten Gewerbes eintraten, sah Camphausen die Verdrängung des Handwerks durch die Industrie als unvermeidlich an. Dabei meinte er, dass Pauperismus und Verelendung der Heimarbeiter schmerzlich, aber für eine Übergangszeit unumgänglich seien. In Hinblick auf den politischen Einfluss der unteren Schichten gab es unterschiedliche Vorstellungen. Während etwa Mevissen sozialpolitisch orientiert war und sich für gleiche politische Rechte aussprach, wollten Camphausen und andere rheinische Liberale die politischen Rechte der Besitzlosen begrenzen. Im Jahr 1844 empörte sich Camphausen darüber, dass demokratische Intellektuelle versuchten, „den arbeitenden Klassen das Gefühl ihrer Rechte und der Gleichheit ihrer Stellung mit uns beizubringen“. Der starke demokratische und sozialistische Einfluss veranlasste Camphausen, sich wieder von der Gründung eines lokalen Ablegers des Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen zurückzuziehen. Zum Schutz ihrer Interessen forderten Camphausen und die rheinischen Liberalen daher ein Zensuswahlrecht. Gleichzeitig kämpften sie gegen Adelsvorrechte und die Reste des Feudalismus. Ihr Plädoyer für ein starkes Parlament war auch eine Kampfansage an das bestehende monarchische System. Im Jahr 1843 wurde Camphausen in den rheinischen Provinziallandtag gewählt. Dort trat er entschieden für die Einführung der Pressefreiheit ein. Gleichzeitig bot der Landtag trotz aller Beschränkungen die Möglichkeit zu einem stärkeren Zusammenschluss der rheinischen Liberalen. Dabei spielte Camphausen eine wichtige Rolle. Mevissen notierte: „An der Spitze der liberalen Partei des Landtages von 1843 steht der durch Schärfe des Geistes, Besonnenheit und Klarheit gleich ausgezeichnete L. Camphausen aus Köln.“ 1845 stellte er im Landtag unter Hinweis auf die Beschlüsse des Wiener Kongresses den Antrag auf „Bildung einer Repräsentation des Volkes im Sinne der königlichen Verordnung vom 22. Mai 1815.“ Camphausen verband dies unter anderem mit einer scharfen Kritik am preußischen Beamtenregiment. Dies führte zu einer heftigen Debatte im Provinziallandtag. An ihr beteiligten sich fast alle maßgeblichen Vertreter des rheinischen Liberalismus, die übereinstimmend den Antrag des Vorsitzenden der ersten Kurie, von Bianco, ablehnten, die Entscheidung über eine Verfassung allein dem König zu überlassen. Zahlreiche rheinische Städte unterstützten diese Forderung mit entsprechenden Petitionen. Camphausen resümierte, dass die Stände mehr parlamentarische Haltung als bei früheren Landtagen gezeigt und ihre „Hauptkräfte auf die wunden Stellen des Staatsorganismus gerichtet“ hätten. Mit seinem Antrag reihte sich Camphausen in eine ganze Reihe vergleichbarer Anträge, etwa in der Provinz Westfalen durch Georg von Vincke, ein. Im Jahr 1847 sah sich König Friedrich Wilhelm IV. gezwungen, auf Grund des Staatsschuldengesetzes von 1820 eine gesamtstaatliche Vertretung zu berufen, um die nötigen Finanzmittel zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Berlin nach Königsberg zu bewilligen. An Stelle eines gewählten preußischen Landtages wurde allerdings nur eine ständisch gegliederte Versammlung aus Mitgliedern der Provinziallandtage, der Vereinigte Landtag, einberufen. Unmittelbar nach Bekanntwerden des entsprechenden Patents vom 3. März 1847 übte Camphausen in einem Brief an seinen Bruder scharfe Kritik am Vorgehen des Monarchen und machte deutlich, dass die rheinischen Liberalen bereit waren, in die Offensive zu gehen und die Gelegenheit zur Durchsetzung einer gesamtstaatlichen Verfassung zu nutzen. Das Patent müsse „notwendig einen Verfassungsstreit hervorrufen, und wären die zahlreichen angreifbaren Stellen nicht vorhanden, so müsste die Opposition deren aufsuchen. Die lebendigere Erkenntnis der Rechten und Pflichten im Staate und die bis zur Furchtlosigkeit und Hingebung gesteigerte Teilnahme für sie kann nur im Kampf gewonnen werden, den die Presse zu eröffnen hat.“ Camphausen wurde vom rheinischen Provinziallandtag in den Vereinigten Landtag gewählt. Neben von Beckerath, Hansemann, August von der Heydt, Mevissen, Maximilian von Schwerin-Putzar und von Vincke war er eine der führenden Persönlichkeiten der liberal-konstitutionellen Opposition. Bereits unmittelbar nach der Eröffnung gehörte er zu denjenigen, die dafür eintraten, anstelle der ständischen Strukturen eine einheitliche Versammlung zur Beratung der Gesetze zu bilden. Außerdem plädierte Camphausen für den periodischen Zusammentritt einer solchen Versammlung. Um den Forderungen der gemäßigten liberalen Opposition Nachdruck zu verleihen, entwarf Camphausen zusammen mit von Beckerath und von der Heydt eine Petition, die von 139 Mitgliedern der Versammlung unterzeichnet wurde. Camphausen unterstützte von Beckeraths Antrag, das Gesetz, das bislang die Wählbarkeit an bestimmte Konfessionen knüpfte, aufzuheben. Allerdings zeigte sich Camphausen auch kompromissbereit. So plädierte er am 25. Juni 1847 dafür, in der Verfassungsfrage der Herrenkurie entgegenzukommen, um überhaupt zu einer Einigung zu gelangen. Seine Bereitschaft, den Gegensatz zur Krone nicht noch weiter zu vertiefen, zeigte sich auch nach der Ablehnung der Verfassungsforderung durch den König. Während Hansemann, unterstützt von weiteren 138 Abgeordneten, in einer Erklärung die liberalen Ziele noch einmal bekräftigte, wollte Camphausen die königliche Erklärung unerwidert lassen und stattdessen den Petitionsweg einschlagen. Als schwacher Ersatz für die Periodizität des Landtages wurden vom König vereinigte Ausschüsse zugestanden. Während eine Minderheit um Hansemann die Beteiligung an den Ausschusswahlen verweigerte, sprach sich Camphausen für eine Beteiligung aus, beharrte aber darauf, dass die Ausschüsse keinen Ersatz für einen Landtag darstellten und ließ keinen Zweifel daran, dass für die liberale Opposition die Verfassungsfrage weiterhin akut bleibe. Als die Ausschüsse Ende 1847 einberufen wurden, um über den Entwurf eines Strafgesetzbuches zu beraten, plädierte die Mehrzahl der rheinischen Liberalen, die das im Rheinland geltende französische Recht in Gefahr sahen, für einen Boykott. Camphausen zog sich den Unmut der übrigen Liberalen zu, als er sich für eine Beteiligung aussprach, um dort die Position der Opposition darzulegen. Als Mitglied des Vereinigten ständischen Ausschusses sorgte Camphausen dafür, dass die Verfassungsfrage auf der Tagesordnung blieb. Er zog die Legitimität dieses Organs in Frage und warf der Regierung vor, am Schluss der ersten Sitzungsperiode des Vereinigten Landtages die zur Verständigung ausgestreckten Hand der Ständevertreter „im Zorn zurückgestossen“ zu haben. Damit setzten die Liberalen noch vor Beginn der Märzrevolution in Preußen ein Zeichen. Eine revolutionäre Umwälzung wollten sie allerdings unter allen Umständen vermeiden. Die Februarrevolution in Paris schreckte die deutschen Liberalen auf. Camphausen schrieb am 1. März, dass die Ereignisse „in Frankreich wie Blei auf alle Sinnen“ wirkten. Während ein Teil der Liberalen die Revolution in Frankreich als Druckmittel nutzen wollte, um die Regierungen in Deutschland endlich zu Reformen zu bewegen, lehnte Camphausen dies ab. Vor allem die Beteiligung Hansemanns an der Heidelberger Versammlung, deren Beschlüsse schließlich zur Frankfurter Nationalversammlung führten, stieß auf die Kritik Camphausens, der schon im Oktober 1847 die Einladung Hansemanns zur Teilnahme an der Heppenheimer Tagung abgelehnt hatte. Stattdessen setzte er auf eine Vereinbarung zwischen bürgerlicher Opposition und den Landesherren und letztlich auf eine Reform des Deutschen Bundes durch einen Fürstenkongress statt auf eine Veränderung durch ein revolutionäres Parlament. Der Deutsche Bund sollte dabei im liberalen Sinn umgestaltet werden und eine Volksvertretung erhalten. Das revolutionär zustande gekommene Vorparlament sollte, so Camphausen, durch eine legitime Versammlung gesprengt werden. „Was die Heidelberger, unter ihnen Hansemann, beschlossen, wäre nicht viel weniger als die deutsche Republik; ich will womöglich zur Vernunft reden und einstweilen die Hand drin haben.“ Im Rheinland versuchte Camphausen die Opposition auf seine äußerst gemäßigte Linie festzulegen. Es gelang ihm, die Petitionen des Kölner Gemeinderates in seinem Sinne zu beeinflussen. Auch auf einer Tagung führender rheinischer Liberaler in Bonn setzte er nach heftigen Kontroversen mit Hansemann und Mevissen seine Haltung durch. Die schließlich angenommene Erklärung blieb aber wirkungslos, da sich die Situation mit der Märzrevolution in Berlin am 6. März 1848 ohnehin grundlegend gewandelt hatte. In den meisten deutschen Staaten zeigten sich die Monarchen bereit, gemäßigte Oppositionelle aus dem Vormärz in die Regierungen zu berufen, in der Hoffnung, die revolutionäre Bewegung bremsen zu können. Diese Regierungen werden im Allgemeinen als '''Märzministerium'' bezeichnet. Der erste Versuch scheiterte in Preußen allerdings daran, dass diesem vor allem Beamte angehörten. Unmittelbar nach dem Beginn der Revolution hatte der König mit Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Allerdings wurde sein Kabinett vor allem im Rheinland scharf kritisiert und stattdessen ein „volkstümliches Ministerium“ gefordert. Es waren sogar Gerüchte über separatistische Tendenzen im Umlauf. Der Kölner Regierungspräsident Karl Otto von Raumer argumentierte, dass in der Rheinprovinz nur ein Kabinett akzeptiert würde, dem Camphausen und möglichst auch Hansemann angehörten. Der König wollte zunächst Camphausen in das Kabinett von Arnim-Boitzenburg integrieren. Als Camphausen sich weigert, sieht sich König Friedrich Wilhelm IV. zur Bildung einer neuen Regierung unter Camphausen gezwungen. Camphausen wird damit der erste Bürgerliche auf diesem Posten überhaupt. Als Finanzminister spielt auch Hansemann eine wichtige Rolle. Daher wird diese Regierung in der Regel als "Kabinett Camphausen–Hansemann" bezeichnet. König Friedrich Wilhelm IV. demonstriert mit der Ernennung von führenden Vertretern der vormärzlichen Opposition seine Anerkennung der Revolution. Als wichtiger Nebeneffekt wird die Kreditwürdigkeit des preußischen Staates, die durch die Revolution erschüttert wurde, durch die Regierungsbeteiligung von Camphausen und Hansemann wiederhergestellt. Die Regierung Camphausen-Hansemann besteht aus gemäßigten liberalen Großbürgern und Adligen. Alfred von Auerswald wird Innenminister, Friedrich Wilhelm Ludwig Bornemann Justizminister und Heinrich Alexander von Arnim Außenminister. Kriegsminister wird vorerst Karl von Reyher. Das neue Kabinett weist eine starke Kontinuität auf: Nur Camphausen, Hansemann und Kanitz sind neu, die übrigen Minister bleiben im Amt oder stammen wie Bornemann aus der hohen Ministerialbürokratie. Die Regierung sieht ihre Aufgabe darin, alles zur „Rettung des Staates“ zu tun. Von zentraler Bedeutung wird dabei die Einlösung des Verfassungsversprechens. Dabei setzt die Regierung allerdings zunächst nicht auf eine Nationalversammlung, sondern auf die Wiedereinberufung des Vereinigten Landtages, um so Kontinuität zur vorrevolutionären Zeit zu demonstrieren. Die Errungenschaften der Märzrevolution sollen gesichert werden, gleichzeitig soll die Revolution selbst „geschlossen“ werden. Camphausen beschreibt den Charakter und die Zielsetzung seiner Regierung später als ein „Ministerium, nach seiner persönlichen Zusammensetzung geeignet, den Staat ohne lebensgefährliche Zuckungen über die Kluft, welche das alte System von dem neuen trennt, hinüber zu führen.“ Eine andere Selbstcharakterisierung ist „Ministerium des Übergangs, der Vermittlung“. <br>
 
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Abzug der Truppen aus Berlin. Proklamation Friedrich Wilhelms IV. Gewährung der Bürgerbewaffnung. Flucht des Prinzen Wilhelm aus Berlin
 
Abzug der Truppen aus Berlin. Proklamation Friedrich Wilhelms IV. Gewährung der Bürgerbewaffnung. Flucht des Prinzen Wilhelm aus Berlin
 
[https://de.wikipedia.org/wiki/Märzrevolution_1848_in_Berlin Märzrevolution bei Wiki]
 
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König Ludwig I. von Bayern, König seit dem 13. Oktober 1825, dankt zugunsten seines Sohnes Maximilian II. freiwillig ab. Da er nicht den Anschein erwecken will, dass er zum Rücktritt gezwungen wird, wird er einige Wochen später schreiben: ''Regieren konnte ich nicht mehr, und einen Unterschreiber abgeben wollte ich nicht. Nicht Sklave zu werden, wurde ich Freiherr.'' Es liegt somit an Ludwigs Nachfolger, der revolutionären Stimmung in Bayern zu begegnen und die versprochenen Reformen zu gewähren. Durch die Märzproklamation band der Vater seinen Sohn an ein Programm, mit dessen Umsetzung er aus Bayern erst eine konstitutionelle Monarchie im eigentlichen Sinn machte. Man bezeichnet Ludwig I. deshalb als den letzten souverän regierenden Monarchen in Bayern. [[Datei:Maximilian II. von Bayern.jpg|thumb|150px|left|''Der neue König Maximilian II. von Bayern'']] Der neue bayerische König Maximilian II. ist der älteste Sohn König Ludwigs I. und dessen Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen, die ihr Leben lang evangelisch blieb. Nach der Abdankung seines Vaters übernimmt Maximilian die Regierungsgeschäfte und erklärt nach der Eidesleistung in seiner Thronrede: "Ich bin stolz, mich einen konstitutionellen König zu nennen." Kurz nach seinem Regierungsantritt gewährt er eine Reform der Verfassung, die noch sein Vater zugestanden hatte. Unter seiner Regierung soll der Landtag dann liberale Reformen in den Bereichen Landtagswahlrecht, Pressezensur, Versammlungs- und Vereinsrecht sowie Gerichtswesen, ebenso die Bauernbefreiung, beschließen. Auch soll das Prinzip der Ministerverantwortlichkeit beginnen und in der Justiz Schwurgerichte eingeführt und die Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Verfahrens verfügt werden. Es soll außerdem ein neues Wahlgesetz verabschiedet werden, das zum Inhalt haben soll, dass die Mitglieder der 2. Kammer nicht mehr nach Berufsgruppen gewählt werden, und dass der Landtag das Recht zur Gesetzesinitiative erhält. Die Umsetzung dieser Reformen wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch wird Bayern eine konstitutionelle Monarchie und ein Rechtsstaat. Der neue König verfügt eine Generalamnestie für alle politischen Verbrechen und Vergehen sowie für alle Fälle von Wals- und Forstfrevel als Entgegenkommen für die von Missernten geplagte Bevölkerung. <br>
 
König Ludwig I. von Bayern, König seit dem 13. Oktober 1825, dankt zugunsten seines Sohnes Maximilian II. freiwillig ab. Da er nicht den Anschein erwecken will, dass er zum Rücktritt gezwungen wird, wird er einige Wochen später schreiben: ''Regieren konnte ich nicht mehr, und einen Unterschreiber abgeben wollte ich nicht. Nicht Sklave zu werden, wurde ich Freiherr.'' Es liegt somit an Ludwigs Nachfolger, der revolutionären Stimmung in Bayern zu begegnen und die versprochenen Reformen zu gewähren. Durch die Märzproklamation band der Vater seinen Sohn an ein Programm, mit dessen Umsetzung er aus Bayern erst eine konstitutionelle Monarchie im eigentlichen Sinn machte. Man bezeichnet Ludwig I. deshalb als den letzten souverän regierenden Monarchen in Bayern. [[Datei:Maximilian II. von Bayern.jpg|thumb|150px|left|''Der neue König Maximilian II. von Bayern'']] Der neue bayerische König Maximilian II. ist der älteste Sohn König Ludwigs I. und dessen Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen, die ihr Leben lang evangelisch blieb. Nach der Abdankung seines Vaters übernimmt Maximilian die Regierungsgeschäfte und erklärt nach der Eidesleistung in seiner Thronrede: "Ich bin stolz, mich einen konstitutionellen König zu nennen." Kurz nach seinem Regierungsantritt gewährt er eine Reform der Verfassung, die noch sein Vater zugestanden hatte. Unter seiner Regierung soll der Landtag dann liberale Reformen in den Bereichen Landtagswahlrecht, Pressezensur, Versammlungs- und Vereinsrecht sowie Gerichtswesen, ebenso die Bauernbefreiung, beschließen. Auch soll das Prinzip der Ministerverantwortlichkeit beginnen und in der Justiz Schwurgerichte eingeführt und die Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Verfahrens verfügt werden. Es soll außerdem ein neues Wahlgesetz verabschiedet werden, das zum Inhalt haben soll, dass die Mitglieder der 2. Kammer nicht mehr nach Berufsgruppen gewählt werden, und dass der Landtag das Recht zur Gesetzesinitiative erhält. Die Umsetzung dieser Reformen wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch wird Bayern eine konstitutionelle Monarchie und ein Rechtsstaat. Der neue König verfügt eine Generalamnestie für alle politischen Verbrechen und Vergehen sowie für alle Fälle von Wals- und Forstfrevel als Entgegenkommen für die von Missernten geplagte Bevölkerung. <br>
 
21.3.
 
Aufruf Friedrich Wilhelms IV. "An mein Volk und die deutsche Nation"
 
22.3.
 
Proklamation Friedrich Wilhelms IV. über politische Reformen und die Einberufung einer Volksvertretung, Bestattung der Märzgefallenen.
 
 
 
 
 
 
 
30.3.
 
Beginn der Feindseligkeiten in Schleswig
 
 
31.3.-3.4.
 
Frankfurter Vorparlament
 
 
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 03.1848|31.03.1848]]''' [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Österreich 1804-1869.jpg|50px]] </center>  || style="color:blue;background-color:#eeffcc | ''' [[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Kaisertum Österreich 1848|Kaisertum Österreich]]''' <br>
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'''Aufruf Friedrich Wilhelms IV. "An mein Volk und die deutsche Nation"''' <br>
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'''Proklamation Friedrich Wilhelms IV. über politische Reformen und die Einberufung einer Volksvertretung, Bestattung der Märzgefallenen.''' <br>
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'''Beginn der Feindseligkeiten in Schleswig'''. <br>
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'''31.3.-3.4.1848 - Frankfurter Vorparlament ''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Österreich 1804-1869.jpg|50px]] </center>  || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Franz Anton Kolowrat.jpg|thumb|150px|left|''Der österreichische Ministerpräsident Graf Kolowrat tritt von seinem Amt zurück'']] [[Datei:Karl Ludwig Graf Ficquelmont.jpg|thumb|150px|''Der in Metz geborene General Ficquelmont wird neuer Ministerpräsident Österreichs'']] '''[[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Kaisertum Österreich 1848|Kaisertum Österreich]]''' <br>
 
Elf Tage nach der Übernahme des Amtes des Ministerpräsidenten durch den Liberalen Böhmer Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky übernimmt der General Karl Ludwig Graf Ficquelmont das Amt. <br>
 
Elf Tage nach der Übernahme des Amtes des Ministerpräsidenten durch den Liberalen Böhmer Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky übernimmt der General Karl Ludwig Graf Ficquelmont das Amt. <br>
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'''Ablehnung der tschechischen Teilnahme an der Frankfurter Nationalversammlung.''' <br>
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'''Von Konstanz aus beginnen badische Revolutionäre unter ihrem Anführer Friedrich Hecker einen bewaffneten Freiheitszug mit dem Ziel, die badische Regierung zu stürzen.''' <br>
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hier weiterlesen: <br>
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hecker Biografie Friedrich Heckers bei wikipedia.de]
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* [https://www.angelbachtal.de/fileadmin/downloads/sonstiges/friedrich_hecker_biografie.pdf Festschrift der Gemeinde Angelbachtal zum 200. Heckerjubiläum]
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 04.1848|20.-27.04.1848]]''' <br> [[Datei:Deutschland.gif|50px]] [[Datei:Baden 1803-1848.jpg|50px]] </center>  || style="color:blue;background-color:#eeffcc | [[Datei:Friedrich Hecker.jpg|thumb|150px|left|''Der badische Rechtsanwalt Politiker und radikaldemokratische Revolutionär Friedrich Hecker'']] '''[[Deutscher Bund 1848|Deutscher Bund]] / [[Großherzogtum Baden 1840|Großherzogtum Baden]]''' <br>
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'''Niederlagen des Heckerzuges bei Kandern, Freiburg und Steinen''' <br>
  
11.4.
 
Ablehnung der tschechischen Teilnahme an der Frankfurter Nationalversammlung
 
13.4.
 
Beginn des Heckerzuges von Konstanz aus
 
20.-27.4.
 
Niederlagen des Heckerzuges bei Kandern, Freiburg und Steinen
 
 
25.4.
 
25.4.
 
Erlass einer antidemokratischen Verfassung für die Habsburgermonarchie
 
Erlass einer antidemokratischen Verfassung für die Habsburgermonarchie

Version vom 5. März 2018, 15:27 Uhr

Wappen der Hauptstadt des Deutschen Bundes Frankfurt am Main

DEUTSCHER BUND

Hauptstadt: Frankfurt am Main

Chronik des Deutschen Bundes vom 1. Januar bis zum 12. Juli 1848

Die Deutsche Revolution beginnt


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Hauptseite Deutscher Bund.png
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Deutschen Bundes des Jahres
(nach Geburtsjahr geordnet)
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Ereignisse
frühere Chroniken Deutschlands
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres ... 1838 - 1839 - 1840 - 1841 - 1842 - 1843 - 1844 - 1845 - 1846 - 1847
01.01.1848
Wappen Frankfurt.gif
Deutscher Bund
Die wichtigsten Politiker des Deutschen Bundes am Beginn des Jahres
Wappen Frankfurt.gif Funktion Name seit Jahre
Ludwig von Habsburg-Lothringen.jpg
Präsident des Deutschen Bundes
Ludwig von Habsburg-Lothringen
(* 1784 Florenz)
04.03.1835
12,4
Metternich.jpg
Staatsminister Österreichs
Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein
(* 1773 Koblenz)
08.10.1809
38,2
Friedrich Wilhelm IV.jpg
König von Preußen
Friedrich Wilhelm IV.
(* 1795 Berlin)
07.06.1840
7,6
Ludwig Gustav von Thile.jpg
Geheimer Staatsminister Preußens
Ludwig Gustav von Thile
(* 1781 Dresden)
09.03.1841
6,8
Mann.jpg
Präsidialgesandter
Joachim Eduard Freiherr von Münch-Bellinghausen
(* 1786 Wien)
24.02.1823
24,9
03.03.1848
Wappen Frankfurt.gif 50px
Deutscher Bund / Königreich Bayern

In Bayern hat es seit Beginn des Jahres vielerorts Unruhen und Proteste gegeben. Die Missernten im Vorjahr führten zu den höchsten Lebensmittelpreisen seit 1800. Gleichzeitig sanken die Löhne immer weiter. Die Nachricht von der sogenannten "Februar-Revolution" in Paris erreicht das Königreich. Die Kundgebungen in München, Augsburg und Nürnberg hören nicht mehr auf. Heute unterschreiben Tausende Bürger im Münchner Rathaus eine Petition mit der Forderung nach weiteren Reformen und Freiheitsrechten.

04.03.1848
Wappen Frankfurt.gif 50px
Deutscher Bund / Königreich Bayern

Demonstranten stürmen das Münchner Zeughaus und bewaffnen sich mit dem dort eingelagerten Kriegsgerät, bevor sie in Richtung der Residenz des Königs ziehen. Prinz Karl, der Bruder des Königs Ludwig I. von Bayern und Generalfeldmarschall der bayerischen Armee, sorgt durch sein Erscheinen und sein besonnenes Eingreifen für Ruhe und eine friedliche Auflösung der Demonstration, nachdem er Freibier ausschenken lässt. Daraufhin stellen sich seine Familie und die konservativen Kreise gegen König Ludwig I. Auch die Minister beginnen damit, mit dem Volk zu sympathisieren.

05.03.1848
Wappen Frankfurt.gif Baden 1803-1848.jpg
Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

In Heidelberg kommen - zehn Tage nach Ausrufung der Französischen Republik - 51 Mitglieder der süddeutschen Landtage zusammen. In dieser "Heidelberger Versammlung" wird beschlossen, Liberale aus ganz Deutschland nach Frankfurt einzuladen, um dort eine "Verfassunggebende Nationalversammlung" (auch "Vorparlament" genannt) vorzubereiten. Heidelberg wurde von den Veranstaltern als Tagungsort ausgewählt, weil es verkehrsgünstig liegt und weil es als Verlagsort der "Deutschen Zeitung" einen hohen Ruf unter den liberalen Kräften besitzt.

06.03.1848
Wappen Frankfurt.gif 50px
König Ludwig I. von Bayern
Deutscher Bund / Königreich Bayern

In München münden Demonstrationen in Straßenkämpfen. König Ludwig I. von Bayern verspricht seinem Volk in der sogenannten "Märzproklamation" die umgehende Einberufung der Ständeversammlung und die Veranlassung von Reformen. Beispielsweise soll die Armee fortan auf die Verfassung und nicht mehr auf den König vereidigt werden. In Nürnberg und andernorts in Bayern versammeln sich die Bürger, um die Reformankündigung mit Jubel zu feiern. Die "Märzproklamation" wird von den Mitglieder des Staatsrats – neben dem König und dem Kronprinzen die beiden jüngeren Söhne Ludwigs I., Luitpold und Adalbert, sowie Prinz Karl, der Bruder des Monarchen, ferner Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein (Verweser des Ministeriums des Innern und des Ministeriums des königlichen Hauses und des Äußern), Hermann von Beisler (Verweser des Ministeriums der Justiz), Karl Friedrich von Heres (Verweser des Ministeriums der Finanzen), Heinrich von der Mark (Verweser des Ministeriums im Kriegswesen) und Ludwig Friedrich von Voltz (Staatsrat ohne Geschäftsbereich) unterzeichnet. Der Text der Proklamation geht auf einen Entwurf Oettingen-Wallersteins zurück, den der König weitgehend übernimmt. Der Wortlaut der Bekanntmachung Ludwigs I. lautet:

Königliche Proklamation. Ich habe mich entschlossen die Stände meines Reiches um Mich zu versammeln; dieselben sind auf den 16. d. Mts. in die Hauptstadt berufen. Die Wünsche Meines Volkes haben in Meinem Herzen jederzeit vollen Wiederhall gefunden. An die Stände des Reiches werden ungesäumt Gesetz-Vorlagen gelangen, unter anderen:

  • über die verfassungsmässige Verantwortlichkeit der Minister;
  • über vollständige Preßfreiheit;
  • über Verbesserung der Stände-Wahl-Ordnung;
  • über Einführung der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit in die Rechtspflege mit Schwur-Gerichten;
  • über die in der IX. Verfassungs-Beilage angedeutete umfassendere Fürsorge für die Staatsdiener und deren Relikten; dann deren Ausdehnung auf die übrigen Angestellten des Staates;

über Verbesserung der Verhältnisse der Israeliten.
Ferner ordne Ich in diesem Augenblicke die schleunige Abfassung eines Polizei-Gesetz-Buches an; ebenso befehle Ich die unverzügliche Beeidigung Meines Heeres auf die Verfassung, und lasse Ich von heute an die Censur über äussere wie innere Angelegenheiten ausser Anwendung treten. Bayern erkennt in diesem Entschlusse die angestammte Gesinnung der Wittelsbacher. Ein großer Augenblick ist in der Entwicklung der Staaten eingetreten. Ernst ist die Lage Teutschlands. Wie Ich für [die] teutsche Sache denke und fühle, davon zeugt Mein ganzes Leben. Teutschlands Einheit durch wirksame Maaßnahmen zu stärken, dem Mittelpunkte des vereinten Vaterlandes neue Kraft und nationale Bedeutsamkeit mit einer Vertretung der teutschen Nation am Bunde zu sichern, und zu dem Ende die schleunige Revision der Bundes-Verfassung in Gemäßheit der gerechten Erwartungen Teutschlands herbeizuführen, wird mir ein theuerer Gedanke, wird Ziel meines Strebens bleiben. Bayerns König ist stolz darauf, ein teutscher Mann zu seyn.
Bayern! Eurer Vertrauen wird erwiedert, es wird gerechtfertiget werden! Schaaret Euch um den Thron. Mit Euerem Herrscher vereint, vertreten durch Euere verfassungsmässigen Organe, laßt Uns erwägen, was Uns, was dem gemeinsamen Vaterlande Noth thut.
Alles für Mein Volk! Alles für Teutschland!
München, den 6. März 1848.

09.03.1848
Wappen Frankfurt.gif Deutschland.gif
Deutschland.gif
Deutscher Bund

Die Nationalversammlung in Frankfurt am Main entscheidet über die künftigen Nationalfarben Schwarz, Rot und Gold für den Deutschen Bund und legt auch die Nationalfahne mit schwarz-rot-goldenen Querstreifen fest. Die Farben symbolisieren die Schwärze der Knechtschaft, aus der durch blutig-rote Schlachten das goldene Licht der Freiheit erreicht werden soll. Ihren Ursprung haben die Farben als Erkennungsmerkmale in den Uniformen des Lützower Freikorps. Diese militärische Einheit kämpfte 1813 unter dem Befehl des preußischen Majors Adolf von Lützow für die Befreiung von der französischen Fremdherrschaft. Sie bestand aus Freiwilligen, vor allem aus Studenten, die von einem vereinten Deutschland träumten. Die Uniformen des Freiwilligenkorps waren schwarz mit roten Aufschlägen und Goldknöpfen. Auch wenn Lützow die Farben aus eher praktischen Gründen wählte – mit Schwarz etwa konnten die Zivilröcke der Freiwilligen am einfachsten einheitlich gefärbt werden –, wurden Schwarz, Rot und Gold zu einem Symbol des Einheitsgedanken. Das Freikorps hatte in seinen Kämpfen hohe Verluste zu verzeichnen und wurde in einem Hinterhalt der Franzosen im Juni 1813 beinahe vollständig aufgerieben. Das brachte den freiwilligen Kämpfern Anerkennung, Bewunderung und Verehrung in der Bevölkerung. Damit wurde der positive Charakter des Korps auch auf die Farben Schwarz, Rot und Gold übertragen. Im Jahre 1815 gründeten Studenten, die im Lützower Freiheitskorps gedient hatten, die Burschenschaft zu Jena. Frustriert vom Scheitern der Freiheitskämpfe wollten sie nun im Kleinen für ihr Ideal vom vereinten Deutschland kämpfen und eine Verbindung aller deutschen Studenten erreichen. Für ihre Flagge wählten sie die Farben der Lützower. Die Studentenbewegung fand Anklang. Schon bald gründeten sich nach dem Vorbild der Jenaer weitere Burschenschaften in Berlin, Göttingen, Heidelberg und Bonn – und alle erklärten die Einheitsfarben zu ihrem Symbol. Die Studenten kämpften mit zahlreichen Gleichgesinnten weiter gegen die Adelsherrschaft und für ein vereintes Deutschland, traten für nationale und liberale Ideale ein. So präsentierten sich zum Beispiel 1832 auf dem Hambacher Fest 40.000 national gesinnte Studenten und Professoren mit ihren Farben.

Deutschland.gif 50px
Der scheidende oberste Beamte Preußens Ludwig Gustav von Thile
Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg wird der erste "Ministerpräsident" Preußens
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der oberste Regierungsbeamte Preußens, der Geheime Staatsminister Ludwig Gustav von Thile, wird durch Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg ersetzt, der nicht mehr zum "Staatsminister", sondern zum erstmalig ernannten "Ministerpräsidenten" des Landes ernannt wird. Ludwig Gustav von Thile hatte sein Amt sieben Jahre inne. Der Ministerpräsident wurde am 10.04.1803 in Berlin geboren. Er ist Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Domdechant in Brandenburg, Kammerherr und Major der Landwehr-Kavallerie. Zunächst erhielt er Privatunterricht und war dann am Joachimsthalschen Gymnasium und von 1819 bis 1821 am Friedrichwerderschen Gymnasium in Berlin. Nach seinem Jurastudium in Berlin und Göttingen war er 1825 als Einjährig-Freiwilliger bei den Garde-Ulanen. 1825 trat er in den preußischen Justiz- und Staatsdienst, zunächst als Auskultator am Stadtgericht und als Referendar am Kammergericht Berlin. 1830 wurde er Landrat im Kreis Uckermark und 1833 Vizepräsident im Regierungsbezirk Stralsund. Ab 1834 war er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Aachen und ab 1838 des Regierungsbezirks Merseburg. 1840 wurde von Arnim-Boitzenburg Oberpräsident der Provinz Posen. 1842 wurde er mit knapp 40 Jahren jüngster Preußischer Innenminister. Als solcher kämpfte er vergeblich für eine Verfassungsreform. Da er die romantisch-irrealen Pläne von Friedrich Wilhelm IV. nicht mittragen wollte, trat er 1845 zurück. Auch deswegen holte ihn der König nach dem Scheitern seiner Verfassungspläne und dem Ausbruch der Deutschen Revolution 1848/49 zurück in die Regierung.

11.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Petition liberaler Landtagsabgeordneter des Rheinlands an König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.

12.03.1848
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Neuer Präsidialgesandter in Frankfurt wird Franz de Paula von Colloredo-Wallsee
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Nach 25,1 Jahren seiner Amtszeit wird der Präsidialgesandte und höchste Verwaltungsbeamte im Deutschen Bund, Joachim Eduard von Münch-Bellinghausen, aus dem Amt entlassen. Sein Nachfolger wird der am 29. Oktober 1799 in Wien geborene österreichische Diplomat Franz de Paula von Colloredo-Wallsee. Franz de Paula von Colloredo-Wallsee trat frühzeitig in die Armee, schlug aber 1820 eine diplomatische Laufbahn ein. 1830 war er Gesandter in Dresden. 1837 war er Gesandter in München. 1843 bis 1847 war er Gesandter in Sankt Petersburg.

13.03.1848
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

In den Residenzstädten des Deutschen Bundes, vor allem aber in den beiden Hauptstädten Wien und Berlin, versammelt sich das Volk zu Demonstrationen und Protestkundgebungen und fordert liberale Freiheiten: Presse- und Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung, Schwurgerichte, Verantwortlichkeit der Minister gegenüber einem Parlament, liberale Verfassungen überhaupt und ein gesamtdeutsches Parlament ("Märzforderungen"). Symbole der Unterdrückung wie Polizeiwachen oder Gefängnisse werden gestürmt. Vielerorts antwortet das herbeigerufene Militär mit Gegengewalt. Die Fürsten der Klein- und Mittelstaaten weichen zunächst zurück, erkennen die "Märzforderungen" an und berufen liberale "Märzminister". Auch in Württemberg entsteht so das erste parlamentarische Ministerium. In einer Reihe von deutschen Staaten werden in kurzer Zeit liberale Verfassungen eingeführt. Auch in den Großstädten Wien und Berlin werden liberale Forderungen erhoben. Der Wiener Staatsrat unter der Leitung des Fürsten Metternich verweigert liberale Konzessionen, worauf es zu Demonstrationen und zu Straßenkämpfen kommt. Noch am selben Abend muss Metternich, der zur Symbolfigur für die Reaktion geworden ist, Österreich verlassen und der Kaiser muss seinem Volk wichtige Rechte zugestehen. Der österreichische Staatsminister Clemens Wenzel Fürst von Metternich verlässt nach 38,5 Jahren im Amt das Land in Richtung London. Karl Borromäus Graf von Inzaghi übernimmt kommissarisch die Nachfolge unter dem Titel des "Obersthofkanzlers".

16.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Bayern

In München kommt es wieder zu Unruhen unter der Bevölkerung, da angeblich Lola Montez, die im Volk verhasste Geliebte des Königs Ludwig I., nach ihrer Verbannung wieder in die Hauptstadt gereist sei.

17.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Bayern

Da die mutmaßlich am Vortag nach ihrer Verbannung wieder in München eingetroffene Geliebte des Königs Ludwig I. von Bayern nicht gefunden wurde, lässt der König sie per Fahndungsaufruf von der Polizei suchen, was die für ihn schlimmste Demütigung darstellt. Die Geschichte des Königs mit seiner irischen Geliebten, die seit zwei Jahren in einer außerehelichen Beziehung stehen, wird vom bayerischen Volk sehr negativ aufgenommen.

18.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Barrikadenaufstand in Berlin. Zugeständnisse der Regierungen in Berlin und in den anderen deutsche Ländern ("Märzforderungen" - "Märzminister")

19.03.1848
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Der erste Ministerpräsident Preußens Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg dankt ab
Gottfried Ludolf Camphausen wird neuer preußischer Ministerpräsident
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der erste Ministerpräsident Preußens Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg, seit zehn Tagen im Amt, tritt zurück, weil der König gegen seinen Rat eigene Pläne verfolgt, dieses Mal mit dem Versuch, sich an die Spitze der Nationalbewegung zu stellen. Arnim gehörte von 1839 bis 1868 dem brandenburgischen Provinziallandtag und 1847 dem Vereinigten Landtag an. Der neue Ministerpräsident Preußens, Gottfried Ludolf Camphausen, wurde am 10.01.1803 während der Annexion des Rheinlandes durch Napoléon als französischer Bürger in Hünshoven bei Geilenkirchen (Département de la Roer, Französische Republik) geboren und wurde erst 1815 Preuße. Camphausen ist Bankier; seine Familie spielt seit vielen Jahren eine bedeutende Rolle für den Handel und das produzierende Gewerbe im Rheinland. Gottfried Ludolf war Sohn des Kaufmannes Gerhard Gottfried Camphausen, der eine Tabak- und Ölhandlung betrieb. Die Mutter war Maria Wilhelmine geborene Peuchen. Das Ehepaar hatte mehrere Kinder. Camphausen besuchte das Gymnasium in Weilburg. Später ging er auf die Handelsschulen in Rheydt und Berg. Anschließend machte er eine kaufmännische Lehre in Düsseldorf und beteiligte sich am kulturellen Leben der Stadt. Durch den Besuch der Handelsschulen gehörte Camphausen zu der kleinen Gruppe der höher Gebildeten unter den frühen Unternehmern. Dies erleichterte ihm später die Kontakte mit den Bildungsbürgern auf der einen Seite und den vielfach aus der Praxis kommenden Wirtschaftsbürgern auf der anderen Seite. Ludolf Camphausen heiratete Elise Lenssen, die Tochter eines Spinnereibesitzers aus Rheydt. Zusammen mit seinem Bruder August übernahm Camphausen nach dem Tod des Vaters das elterliche Geschäft. Daraus ging später das Handels- und Bankhaus A. u. L. Camphausen hervor. Im Jahr 1826 errichteten sie eine Zweigniederlassung in Köln. Da der Geschäftsumfang der Kölner Niederlassung stark anwuchs, zog Ludolf Camphausen 1831 ganz nach Köln. Das Bankhaus gehörte rasch zu den vier größten Kölner Banken. Seit 1831 war Camphausen Mitglied der Kölner Handelskammer, von 1838 bis 1848 ihr Präsident. Als Präsident der Kammer versuchte er mit Eingaben und Denkschriften Einfluss auf die preußischen Regierungsbehörden zu nehmen. Zusammen mit Heinrich Merkens, Wilhelm Ludwig Deichmann und Heinrich von Wittgenstein versuchte Camphausen der Kölner Wirtschaft neue Impulse zu geben und die Stadt zum dominierenden Handels- und Verkehrszentrum des Rheinlands auszubauen. Stärker als andere rheinische liberale Politiker wie Gustav Mevissen war Camphausen Anhänger des Freihandels. Mevissen und Camphausen waren in den 1840er Jahren denn auch Protagonisten im Streit zwischen Freihändlern und Anhängern des Schutzzolls, der die Handelskammer, den städtischen Rat und die Bürgerschaft zeitweise in zwei Lager spaltete. Dabei konnte sich die freihändlerische Position Camphausens letztlich durchsetzen. Während sich die meisten Unternehmer in der Zeit der frühen deutschen Industrialisierung zunächst auf ein Geschäftsfeld konzentrierten, gab es insbesondere im Rheinland auch solche wie Camphausen, die in verschiedenste Unternehmungen investierten. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Eine Neuerung in der Schifffahrt war die Einführung von dampfgetriebenen Schleppern und Lastkähnen. Camphausen gründete 1841 eine rheinische Dampfschleppschifffahrtsgesellschaft, die neben der von Mathias Stinnes zur führenden Schifffahrtsgesellschaft auf dem Rhein wurde. Vor allem setzte er sich aber für den Eisenbahnbau ein. Camphausen begann sich nach seiner Übersiedlung nach Köln intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck studierte er die Literatur zum Eisenbahnwesen und entsprechende Gesetzgebung in England, Belgien und den USA. Die Bahn war für Camphausen ein zentraler Hebel für die Beförderung materieller Wohlfahrt. Der Fortschritt von gewöhnlichen Straßen zu Eisenbahnen ist so riesengroß, dass ein Land, welches sie besitzt, das Land, welches sie nicht besitzt, als auf einer niedrigeren Kulturstufe mit Recht betrachten mag, schrieb Camphausen 1838. Bis 1837 schrieb er insgesamt 18 Denkschriften zu Wirtschaftsfragen. Die wohl berühmteste ist die vom „Eisernen Rhein“, der Eisenbahn von Köln nach Antwerpen. An der Umsetzung waren neben Camphausen auch David Hansemann und Gustav Mevissen führend beteiligt. Camphausen stieg aus der Führung allerdings schließlich aus. Grund dafür war ein Streit um die Streckenführung der Kölner Investoren mit einer Gruppe aus Aachen um Hansemann. Stark engagiert war Camphausen auch beim Bau der Köln-Mindener und der Bonn-Kölner Eisenbahn. Zu seinen vielen Aktivitäten gehörte auch die Beteiligung an der Gründung der (älteren) Rheinischen Zeitung 1842. Camphausen, Mevissen und andere Großbürger finanzierten das Blatt mit der Absicht, ein in ihrem Sinn fortschrittliches Organ für Politik und Wirtschaft zu etablieren. Journalistisch geprägt wurde es allerdings von linksgerichteten Intellektuellen wie Karl Marx, deren Beiträge deutlich radikaler waren als von den Finanziers beabsichtigt. Obwohl Camphausen die Zeitung weiter finanziell unterstützte und seinen Aktienanteil verdoppelte, stand er ihrem radikalen Kurs kritisch gegenüber. Um ausgleichend zu wirken, schrieben sowohl Camphausen als auch Gustav Mevissen eigene Beiträge für das Blatt. Dennoch konnte dies nicht verhindern, dass die Zeitung 1843 von den preußischen Behörden als Oppositionsblatt verboten wurde. Nicht zuletzt investierte das Bankhaus Camphausen in Industrie- und Bergbauunternehmen im entstehenden rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Es war zusammen mit dem Schaaffhausen’schen Bankverein an der Gründung einer der ersten bergbaulichen Aktiengesellschaften im Ruhrgebiet beteiligt. Bei den Eisenbahnen, im Bergbau und der Großindustrie hatten sich Aktiengesellschaften als besonders effektive und leistungsfähige Form der Kapitalbeschaffung erwiesen. Konsequenterweise forderte Camphausen 1839 die Möglichkeit, auch Banken als Aktiengesellschaften zu führen. Dies stieß aber noch für Jahre auf scharfe Ablehnung durch die preußischen Behörden. Camphausen kam durch seine unternehmerische Tätigkeit ebenso wie sein Bruder auf ein jährliches Einkommen von etwa 24.000 Talern. Damit gehörten beide zu der nur etwa 2 % der Gesamtbevölkerung umfassende Oberschicht Kölns. Neben seiner wirtschaftlichen Tätigkeit widmete sich Camphausen bereits früh politischen Fragen. Im kommunalen Bereich schlug er zur Finanzierung städtischer Aufgaben die Auflegung einer städtischen Anleihe mit progressiven Tilgungsraten vor. Er wurde 1831 Mitglied des Stadtrates von Köln. Angesichts des erst ein Jahr zuvor erworbenen Bürgerrechts war dies ein ungewöhnlich früher politischer Erfolg. Dem Gremium gehörte er mit nur kurzen Unterbrechungen bis zum Vorabend der Revolution von 1848 an. Seit den 1830er Jahren entwickelte sich im Rheinland ein von den großbürgerlichen Unternehmern der Region getragene Spielart des Liberalismus. In den frühen 1840er Jahren weckte die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. Hoffnungen auf Reformen. Im „Montagskränzchen“, einem informellen Gesprächskreis, an dem sich Camphausen intensiv beteiligte, begann sich die liberale Bewegung im Rheinland zu verdichten. Neben Hermann von Beckerath, Mevissen und Hansemann gehörte Camphausen zu den führenden Köpfen der rheinischen Liberalen. Da es noch keine Parteien gab, bauten insbesondere Camphausen und Hansemann die Kölner Handelskammer auch zu einer politischen Plattform aus. Im Gegensatz zum süddeutschen Liberalismus war der rheinische Liberalismus weniger theoretisch orientiert, aber macht- und selbstbewusster. Ökonomische Fragen spielten bei dieser Gruppe eine wichtige Rolle, wobei der Freihandel, wie ihn Adam Smith propagiert hatte, nicht unumstritten war. Die rheinischen Liberalen übten scharfe Kritik an der obrigkeitsstaatlichen Gängelung der Wirtschaft. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sahen sie deutlicher als die süddeutschen Liberalen, die von einer klassenlosen Gesellschaft mittlerer Existenzen auf einer vorindustriellen Basis träumten, dass die Entwicklung in Richtung von Industrialisierung und sozialer Veränderung verlaufen würde. Während die süddeutschen Liberalen nicht selten die drohende Alleinherrschaft des Geldes befürchteten und für den Schutz des alten Gewerbes eintraten, sah Camphausen die Verdrängung des Handwerks durch die Industrie als unvermeidlich an. Dabei meinte er, dass Pauperismus und Verelendung der Heimarbeiter schmerzlich, aber für eine Übergangszeit unumgänglich seien. In Hinblick auf den politischen Einfluss der unteren Schichten gab es unterschiedliche Vorstellungen. Während etwa Mevissen sozialpolitisch orientiert war und sich für gleiche politische Rechte aussprach, wollten Camphausen und andere rheinische Liberale die politischen Rechte der Besitzlosen begrenzen. Im Jahr 1844 empörte sich Camphausen darüber, dass demokratische Intellektuelle versuchten, „den arbeitenden Klassen das Gefühl ihrer Rechte und der Gleichheit ihrer Stellung mit uns beizubringen“. Der starke demokratische und sozialistische Einfluss veranlasste Camphausen, sich wieder von der Gründung eines lokalen Ablegers des Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen zurückzuziehen. Zum Schutz ihrer Interessen forderten Camphausen und die rheinischen Liberalen daher ein Zensuswahlrecht. Gleichzeitig kämpften sie gegen Adelsvorrechte und die Reste des Feudalismus. Ihr Plädoyer für ein starkes Parlament war auch eine Kampfansage an das bestehende monarchische System. Im Jahr 1843 wurde Camphausen in den rheinischen Provinziallandtag gewählt. Dort trat er entschieden für die Einführung der Pressefreiheit ein. Gleichzeitig bot der Landtag trotz aller Beschränkungen die Möglichkeit zu einem stärkeren Zusammenschluss der rheinischen Liberalen. Dabei spielte Camphausen eine wichtige Rolle. Mevissen notierte: „An der Spitze der liberalen Partei des Landtages von 1843 steht der durch Schärfe des Geistes, Besonnenheit und Klarheit gleich ausgezeichnete L. Camphausen aus Köln.“ 1845 stellte er im Landtag unter Hinweis auf die Beschlüsse des Wiener Kongresses den Antrag auf „Bildung einer Repräsentation des Volkes im Sinne der königlichen Verordnung vom 22. Mai 1815.“ Camphausen verband dies unter anderem mit einer scharfen Kritik am preußischen Beamtenregiment. Dies führte zu einer heftigen Debatte im Provinziallandtag. An ihr beteiligten sich fast alle maßgeblichen Vertreter des rheinischen Liberalismus, die übereinstimmend den Antrag des Vorsitzenden der ersten Kurie, von Bianco, ablehnten, die Entscheidung über eine Verfassung allein dem König zu überlassen. Zahlreiche rheinische Städte unterstützten diese Forderung mit entsprechenden Petitionen. Camphausen resümierte, dass die Stände mehr parlamentarische Haltung als bei früheren Landtagen gezeigt und ihre „Hauptkräfte auf die wunden Stellen des Staatsorganismus gerichtet“ hätten. Mit seinem Antrag reihte sich Camphausen in eine ganze Reihe vergleichbarer Anträge, etwa in der Provinz Westfalen durch Georg von Vincke, ein. Im Jahr 1847 sah sich König Friedrich Wilhelm IV. gezwungen, auf Grund des Staatsschuldengesetzes von 1820 eine gesamtstaatliche Vertretung zu berufen, um die nötigen Finanzmittel zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Berlin nach Königsberg zu bewilligen. An Stelle eines gewählten preußischen Landtages wurde allerdings nur eine ständisch gegliederte Versammlung aus Mitgliedern der Provinziallandtage, der Vereinigte Landtag, einberufen. Unmittelbar nach Bekanntwerden des entsprechenden Patents vom 3. März 1847 übte Camphausen in einem Brief an seinen Bruder scharfe Kritik am Vorgehen des Monarchen und machte deutlich, dass die rheinischen Liberalen bereit waren, in die Offensive zu gehen und die Gelegenheit zur Durchsetzung einer gesamtstaatlichen Verfassung zu nutzen. Das Patent müsse „notwendig einen Verfassungsstreit hervorrufen, und wären die zahlreichen angreifbaren Stellen nicht vorhanden, so müsste die Opposition deren aufsuchen. Die lebendigere Erkenntnis der Rechten und Pflichten im Staate und die bis zur Furchtlosigkeit und Hingebung gesteigerte Teilnahme für sie kann nur im Kampf gewonnen werden, den die Presse zu eröffnen hat.“ Camphausen wurde vom rheinischen Provinziallandtag in den Vereinigten Landtag gewählt. Neben von Beckerath, Hansemann, August von der Heydt, Mevissen, Maximilian von Schwerin-Putzar und von Vincke war er eine der führenden Persönlichkeiten der liberal-konstitutionellen Opposition. Bereits unmittelbar nach der Eröffnung gehörte er zu denjenigen, die dafür eintraten, anstelle der ständischen Strukturen eine einheitliche Versammlung zur Beratung der Gesetze zu bilden. Außerdem plädierte Camphausen für den periodischen Zusammentritt einer solchen Versammlung. Um den Forderungen der gemäßigten liberalen Opposition Nachdruck zu verleihen, entwarf Camphausen zusammen mit von Beckerath und von der Heydt eine Petition, die von 139 Mitgliedern der Versammlung unterzeichnet wurde. Camphausen unterstützte von Beckeraths Antrag, das Gesetz, das bislang die Wählbarkeit an bestimmte Konfessionen knüpfte, aufzuheben. Allerdings zeigte sich Camphausen auch kompromissbereit. So plädierte er am 25. Juni 1847 dafür, in der Verfassungsfrage der Herrenkurie entgegenzukommen, um überhaupt zu einer Einigung zu gelangen. Seine Bereitschaft, den Gegensatz zur Krone nicht noch weiter zu vertiefen, zeigte sich auch nach der Ablehnung der Verfassungsforderung durch den König. Während Hansemann, unterstützt von weiteren 138 Abgeordneten, in einer Erklärung die liberalen Ziele noch einmal bekräftigte, wollte Camphausen die königliche Erklärung unerwidert lassen und stattdessen den Petitionsweg einschlagen. Als schwacher Ersatz für die Periodizität des Landtages wurden vom König vereinigte Ausschüsse zugestanden. Während eine Minderheit um Hansemann die Beteiligung an den Ausschusswahlen verweigerte, sprach sich Camphausen für eine Beteiligung aus, beharrte aber darauf, dass die Ausschüsse keinen Ersatz für einen Landtag darstellten und ließ keinen Zweifel daran, dass für die liberale Opposition die Verfassungsfrage weiterhin akut bleibe. Als die Ausschüsse Ende 1847 einberufen wurden, um über den Entwurf eines Strafgesetzbuches zu beraten, plädierte die Mehrzahl der rheinischen Liberalen, die das im Rheinland geltende französische Recht in Gefahr sahen, für einen Boykott. Camphausen zog sich den Unmut der übrigen Liberalen zu, als er sich für eine Beteiligung aussprach, um dort die Position der Opposition darzulegen. Als Mitglied des Vereinigten ständischen Ausschusses sorgte Camphausen dafür, dass die Verfassungsfrage auf der Tagesordnung blieb. Er zog die Legitimität dieses Organs in Frage und warf der Regierung vor, am Schluss der ersten Sitzungsperiode des Vereinigten Landtages die zur Verständigung ausgestreckten Hand der Ständevertreter „im Zorn zurückgestossen“ zu haben. Damit setzten die Liberalen noch vor Beginn der Märzrevolution in Preußen ein Zeichen. Eine revolutionäre Umwälzung wollten sie allerdings unter allen Umständen vermeiden. Die Februarrevolution in Paris schreckte die deutschen Liberalen auf. Camphausen schrieb am 1. März, dass die Ereignisse „in Frankreich wie Blei auf alle Sinnen“ wirkten. Während ein Teil der Liberalen die Revolution in Frankreich als Druckmittel nutzen wollte, um die Regierungen in Deutschland endlich zu Reformen zu bewegen, lehnte Camphausen dies ab. Vor allem die Beteiligung Hansemanns an der Heidelberger Versammlung, deren Beschlüsse schließlich zur Frankfurter Nationalversammlung führten, stieß auf die Kritik Camphausens, der schon im Oktober 1847 die Einladung Hansemanns zur Teilnahme an der Heppenheimer Tagung abgelehnt hatte. Stattdessen setzte er auf eine Vereinbarung zwischen bürgerlicher Opposition und den Landesherren und letztlich auf eine Reform des Deutschen Bundes durch einen Fürstenkongress statt auf eine Veränderung durch ein revolutionäres Parlament. Der Deutsche Bund sollte dabei im liberalen Sinn umgestaltet werden und eine Volksvertretung erhalten. Das revolutionär zustande gekommene Vorparlament sollte, so Camphausen, durch eine legitime Versammlung gesprengt werden. „Was die Heidelberger, unter ihnen Hansemann, beschlossen, wäre nicht viel weniger als die deutsche Republik; ich will womöglich zur Vernunft reden und einstweilen die Hand drin haben.“ Im Rheinland versuchte Camphausen die Opposition auf seine äußerst gemäßigte Linie festzulegen. Es gelang ihm, die Petitionen des Kölner Gemeinderates in seinem Sinne zu beeinflussen. Auch auf einer Tagung führender rheinischer Liberaler in Bonn setzte er nach heftigen Kontroversen mit Hansemann und Mevissen seine Haltung durch. Die schließlich angenommene Erklärung blieb aber wirkungslos, da sich die Situation mit der Märzrevolution in Berlin am 6. März 1848 ohnehin grundlegend gewandelt hatte. In den meisten deutschen Staaten zeigten sich die Monarchen bereit, gemäßigte Oppositionelle aus dem Vormärz in die Regierungen zu berufen, in der Hoffnung, die revolutionäre Bewegung bremsen zu können. Diese Regierungen werden im Allgemeinen als 'Märzministerium bezeichnet. Der erste Versuch scheiterte in Preußen allerdings daran, dass diesem vor allem Beamte angehörten. Unmittelbar nach dem Beginn der Revolution hatte der König mit Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Allerdings wurde sein Kabinett vor allem im Rheinland scharf kritisiert und stattdessen ein „volkstümliches Ministerium“ gefordert. Es waren sogar Gerüchte über separatistische Tendenzen im Umlauf. Der Kölner Regierungspräsident Karl Otto von Raumer argumentierte, dass in der Rheinprovinz nur ein Kabinett akzeptiert würde, dem Camphausen und möglichst auch Hansemann angehörten. Der König wollte zunächst Camphausen in das Kabinett von Arnim-Boitzenburg integrieren. Als Camphausen sich weigert, sieht sich König Friedrich Wilhelm IV. zur Bildung einer neuen Regierung unter Camphausen gezwungen. Camphausen wird damit der erste Bürgerliche auf diesem Posten überhaupt. Als Finanzminister spielt auch Hansemann eine wichtige Rolle. Daher wird diese Regierung in der Regel als "Kabinett Camphausen–Hansemann" bezeichnet. König Friedrich Wilhelm IV. demonstriert mit der Ernennung von führenden Vertretern der vormärzlichen Opposition seine Anerkennung der Revolution. Als wichtiger Nebeneffekt wird die Kreditwürdigkeit des preußischen Staates, die durch die Revolution erschüttert wurde, durch die Regierungsbeteiligung von Camphausen und Hansemann wiederhergestellt. Die Regierung Camphausen-Hansemann besteht aus gemäßigten liberalen Großbürgern und Adligen. Alfred von Auerswald wird Innenminister, Friedrich Wilhelm Ludwig Bornemann Justizminister und Heinrich Alexander von Arnim Außenminister. Kriegsminister wird vorerst Karl von Reyher. Das neue Kabinett weist eine starke Kontinuität auf: Nur Camphausen, Hansemann und Kanitz sind neu, die übrigen Minister bleiben im Amt oder stammen wie Bornemann aus der hohen Ministerialbürokratie. Die Regierung sieht ihre Aufgabe darin, alles zur „Rettung des Staates“ zu tun. Von zentraler Bedeutung wird dabei die Einlösung des Verfassungsversprechens. Dabei setzt die Regierung allerdings zunächst nicht auf eine Nationalversammlung, sondern auf die Wiedereinberufung des Vereinigten Landtages, um so Kontinuität zur vorrevolutionären Zeit zu demonstrieren. Die Errungenschaften der Märzrevolution sollen gesichert werden, gleichzeitig soll die Revolution selbst „geschlossen“ werden. Camphausen beschreibt den Charakter und die Zielsetzung seiner Regierung später als ein „Ministerium, nach seiner persönlichen Zusammensetzung geeignet, den Staat ohne lebensgefährliche Zuckungen über die Kluft, welche das alte System von dem neuen trennt, hinüber zu führen.“ Eine andere Selbstcharakterisierung ist „Ministerium des Übergangs, der Vermittlung“.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Abzug der Truppen aus Berlin. Proklamation Friedrich Wilhelms IV. Gewährung der Bürgerbewaffnung. Flucht des Prinzen Wilhelm aus Berlin Märzrevolution bei Wiki

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Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

In Offenburg finden Massenveranstaltungen von aufgebrachten Bürgern statt.

20.03.1848
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Der Regierende Obersthofkanzler Karl Borromäus Graf von Inzaghi wird nach sieben Tagen im Amt durch den Liberalen Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky ersetzt, der der erste so genannte Ministerpräsident in Österreich wird. Graf Kolowrat ist gebürtiger Prager und Angehöriger der böhmischen Volksgruppe.

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König Ludwig I. von Bayern dankt ab
Deutscher Bund / Königreich Bayern
König Ludwig I. von Bayern, König seit dem 13. Oktober 1825, dankt zugunsten seines Sohnes Maximilian II. freiwillig ab. Da er nicht den Anschein erwecken will, dass er zum Rücktritt gezwungen wird, wird er einige Wochen später schreiben: Regieren konnte ich nicht mehr, und einen Unterschreiber abgeben wollte ich nicht. Nicht Sklave zu werden, wurde ich Freiherr. Es liegt somit an Ludwigs Nachfolger, der revolutionären Stimmung in Bayern zu begegnen und die versprochenen Reformen zu gewähren. Durch die Märzproklamation band der Vater seinen Sohn an ein Programm, mit dessen Umsetzung er aus Bayern erst eine konstitutionelle Monarchie im eigentlichen Sinn machte. Man bezeichnet Ludwig I. deshalb als den letzten souverän regierenden Monarchen in Bayern.
Der neue König Maximilian II. von Bayern
Der neue bayerische König Maximilian II. ist der älteste Sohn König Ludwigs I. und dessen Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen, die ihr Leben lang evangelisch blieb. Nach der Abdankung seines Vaters übernimmt Maximilian die Regierungsgeschäfte und erklärt nach der Eidesleistung in seiner Thronrede: "Ich bin stolz, mich einen konstitutionellen König zu nennen." Kurz nach seinem Regierungsantritt gewährt er eine Reform der Verfassung, die noch sein Vater zugestanden hatte. Unter seiner Regierung soll der Landtag dann liberale Reformen in den Bereichen Landtagswahlrecht, Pressezensur, Versammlungs- und Vereinsrecht sowie Gerichtswesen, ebenso die Bauernbefreiung, beschließen. Auch soll das Prinzip der Ministerverantwortlichkeit beginnen und in der Justiz Schwurgerichte eingeführt und die Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Verfahrens verfügt werden. Es soll außerdem ein neues Wahlgesetz verabschiedet werden, das zum Inhalt haben soll, dass die Mitglieder der 2. Kammer nicht mehr nach Berufsgruppen gewählt werden, und dass der Landtag das Recht zur Gesetzesinitiative erhält. Die Umsetzung dieser Reformen wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch wird Bayern eine konstitutionelle Monarchie und ein Rechtsstaat. Der neue König verfügt eine Generalamnestie für alle politischen Verbrechen und Vergehen sowie für alle Fälle von Wals- und Forstfrevel als Entgegenkommen für die von Missernten geplagte Bevölkerung.
21.03.1848
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König Friedrich Wilhelm IV.
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Aufruf Friedrich Wilhelms IV. "An mein Volk und die deutsche Nation"

22.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Proklamation Friedrich Wilhelms IV. über politische Reformen und die Einberufung einer Volksvertretung, Bestattung der Märzgefallenen.

30.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen / Kaisertum Österreich / Königreich Dänemark

Beginn der Feindseligkeiten in Schleswig.

31.03.1848
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Deutscher Bund

31.3.-3.4.1848 - Frankfurter Vorparlament

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Der österreichische Ministerpräsident Graf Kolowrat tritt von seinem Amt zurück
Der in Metz geborene General Ficquelmont wird neuer Ministerpräsident Österreichs
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Elf Tage nach der Übernahme des Amtes des Ministerpräsidenten durch den Liberalen Böhmer Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky übernimmt der General Karl Ludwig Graf Ficquelmont das Amt.

11.04.1848
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Ablehnung der tschechischen Teilnahme an der Frankfurter Nationalversammlung.

13.04.1848
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Der badische Rechtsanwalt Politiker und radikaldemokratische Revolutionär Friedrich Hecker
Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

Von Konstanz aus beginnen badische Revolutionäre unter ihrem Anführer Friedrich Hecker einen bewaffneten Freiheitszug mit dem Ziel, die badische Regierung zu stürzen.
hier weiterlesen:

20.-27.04.1848
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Der badische Rechtsanwalt Politiker und radikaldemokratische Revolutionär Friedrich Hecker
Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

Niederlagen des Heckerzuges bei Kandern, Freiburg und Steinen

25.4. Erlass einer antidemokratischen Verfassung für die Habsburgermonarchie 26.4. Barrikadenkampf in Mannheim zur Verteidigung der Stadt gegen die vom Großherzog herbeigerufenen (nassauischen und bayerischen) Bundestruppen 1.5. Wahl der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt und der preußischen Nationalversammlung in Berlin

04.05.1848 Deutschland.gif 50px
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Nach nur 34 Tagen tritt der Ministerpräsident Österreichs, General Karl Ludwig Graf Ficquelmont, von seinem Amt zurück. Seine Aufgabe übernimmt Franz Xaver Freiherr von Pillersdorff.


09.05.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Kapitulation nationalpolnischer Truppen vor der preußischen Übermacht in Posen

14.05.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der Präsidialgesandte des Präsidenten in Frankfurt am Main, Franz Graf von Colloredo-Wallsee, muss sein Amt Anton von Schmerling überlassen.


15.05.1848 Deutschland.gif 50px
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Neuer Revolutionssturm in Wien

18.05.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Zusammentritt der Verfassunggebenden Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche

19.05.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Wahl Heinrich von Gagerns zum Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung.

26.-28.5. Barrikadenkämpfe in Wien

07.06.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Rückkehr des Prinzen Wilhelm nach Berlin; Zeichen des Erstarkens der preußischen Reaktion


07.06.1848
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Deutscher Bund / Königreich Bayern

König Maximilian II. von Bayern gibt ein "Generalpardon", durch das alle Fälle von Ungehorsam und Widerstand gegen die Konskription durch die bayerische Armee für nichtig erklärt werden. Der König lässt auch die Gehälter für Beamte und Offiziere anheben, was während der Regierungszeit Ludwigs I. praktisch niemals erfolgte. Das so befriedete Militär wird nach Baden, Frankfurt am Main, in die thüringischen Staaten und bis nach Schleswig-Holstein als Besatzungsmacht gesandt.


17.06.1848 Deutschland.gif 50px
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich
Niederschlagung des Prager Aufstands durch österreichische Truppen
20.06.1848
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Gottfried Ludolf Camphausen dankt nach 83 Tagen als preußischer Ministerpräsident ab
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der preußische Ministerpräsident Gottfried Ludolf Camphausen verliert nach 83 Tagen sein Amt; ein Nachfolger wird zunächst nicht benannt. Die Nationalversammlung hätte bei aller Kritik gern an ihm festgehalten hätte. Temme etwa schreibt im Rückblick: „War seitdem noch ein ehrliches Ministerium in Preußen? Ein so ehrliches gewiss nicht!“ Camphausen erklärt, der Zweck seines Amtes sei erreicht, das Ministerium der Vermittlung müsse sich nun in ein Ministerium der Ausführung wandeln. Nach Camphausens Rücktritt versucht Heinrich von Gagern, ihn für den Eintritt in die provisorische Zentralgewalt – die von der Frankfurter Nationalversammlung eingerichtete gesamtdeutsche Exekutive – zu gewinnen. Vorgesehen sei er für das Amt des Außenministers, andere Historiker vermuten, sogar für die Position des Präsidenten. Camphausen lehnt ab, weil er befürchtet, in Frankfurt „gebraucht und missbraucht“ zu werden. Vor allem die Tendenz der Nationalversammlung, regieren zu wollen, führt zu einer Absage, obwohl ihn der neue preußische Ministerpräsident und selbst der König drängen, das Amt anzunehmen, um in Frankfurt den preußischen Einfluss zu stärken. Stattdessen geht Camphausen nun als Bevollmächtigter Preußens bei der Zentralgewalt nach Frankfurt. Dies scheint ihm eine Möglichkeit zu sein, aus dem Hintergrund Einfluss auf die Verfassungsdiskussion zu nehmen und für seine gemäßigt liberalen Ziele tätig zu werden. Wie in Berlin wird er auch in Frankfurt Gegner der demokratischen Bewegung sein und mit dem Mandat Preußens für die kleindeutsch-preußisch orientierte Lösung der deutschen Frage eintreten: „Nur Preußen vermag in Deutschland die Einheit zu schaffen; kein anderer Staat hat dazu die Festigkeit, Kraft und Bedürfnis wie wir; es wird unvermeidlich unser Los sein, das letzte Wort zu reden.“ Die von der Nationalversammlung schließlich verabschiedete Reichsverfassung wird Camphausen ohne Vereinbarung mit den Monarchen ablehnen, obwohl er dem preußischen König zur Annahme der angebotenen Kaiserkrone rät.

25.06.1848
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Rudolf Ludwig Cäsar von Auerswald wird neuer Ministerpräsident Preußens
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Nachdem das Amt des Ministerpräsidenten Preußens fünf Tage lang vakant war, wird Rudolf Ludwig Cäsar von Auerswald zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Von Auerswald entstammt einem Meißner Adelsgeschlecht und verbrachte seine Jugendjahre in Ostpreußen. Er ist befreundet mit Prinz Wilhelm. Nach dem Abschluss des Studiums ging er zum Militär und trat in das 1. Leibhusarenregiment ein. Unter General Yorck nahm er 1812 an Feldzügen in Livland und Kurland teil. Auch während der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 blieb von Auerswald Soldat. Bis 1821 blieb er in verschiedenen Positionen beim Militär und schied als Rittmeister aus. Bereits 1817 verheiratete er sich mit seiner Cousine Gräfin Adele Dohna-Lauck. Nach seinem Abschied vom Militär erwarb er in Groß Rödersdorf (heute russisch: Nowosjolowo) im Kreis Heiligenbeil in Ostpreußen das Gut und wurde dort 1824 Landrat. Im Jahr 1835 wurde er von der preußischen Landschaft zum „General-Landschaftsrath“ gewählt, seit 1838 war er außerdem Oberbürgermeister von Königsberg. Parallel dazu war er Mitglied der Ritterschaft im Provinziallandtag der Provinz Preußen. Dabei fungierte er zeitweise als stellvertretender Landtagsmarschall. Er gehörte zu denjenigen, die 1840 maßgeblich dazu beitrugen, während des Huldigungslandtages den neuen König Friedrich Wilhelm IV. an die Verfassungsversprechen von 1815 zu erinnern und um eine Verfassung für Preußen zu bitten. In der älteren Geschichtsschreibung gilt dieser Schritt als der eigentliche Beginn des Liberalismus in den preußischen Ostprovinzen. Die Tätigkeit in der ständischen Vertretung wie auch seine Posten als Bürgermeister und in der preußischen Landschaft gab von Auerswald 1842 zugunsten der Position eines Regierungspräsidenten in Trier auf. Unmittelbar nach Beginn der Märzrevolution wurde er 1848 unter Ministerpräsident Ludolf Camphausen zum Oberpräsident von Ostpreußen ernannt. Nach dem Rücktritt von Camphausen wird nun Rudolf von Auerswald dessen Nachfolger und übernimmt gleichzeitig das Auswärtige Amt. Neben ihm spielt der rheinische Liberale David Hansemann eine Schlüsselrolle. In Auerswalds Amtszeit wird die Vorlage des Regierungsentwurfs einer neuen preußischen Verfassung. Vorbild wird die liberale belgische Verfassung von 1831, die als eine der liberalsten und modernsten gilt und insbesondere den rheinischen Liberalismus stark beeinflusst.

28.6.

28.06.1848
Deutschland.gif
Deutscher Bund

Gesetz der Frankfurter Nationalversammlung über die Einführung einer provisorischen deutschen Zentralgewalt [1]

29.06.1848 Deutschland.gif 50px
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Wahl des österreichischen Erzherzogs Johann zum Reichsverweser durch die Nationalversammlung in Frankfurt

09.07.1848
Deutschland.gif Deutscher Bund 50px Kaisertum Österreich

Nach 66 Tagen tritt der Ministerpräsident Österreichs, Franz Xaver Freiherr von Pillersdorff, von seinem Amt zurück. Seine Aufgabe übernimmt vorübergehend Anton Freiherr von Doblhoff-Dier.

11.7. Einzug des Reichsverwesers in Frankfurt [2]

12.07.1848
Deutschland.gif Deutscher Bund

12.7. Erklärung des Bundestags, nicht über das "Ende seines Bestehens", sondern nur über "das Ende seiner bisherigen Tätigkeit" Der Deutsche Bund endet vorerst in den Unruhen der Deutschen Revolution.

Die wichtigsten Politiker des Deutschen Bundes am vorläufigen Ende des Bundes
Wappen Frankfurt.gif Funktion Name seit Jahre
Ludwig von Habsburg-Lothringen.jpg
Präsident des Deutschen Bundes
Ludwig von Habsburg-Lothringen
(* 1784 Florenz)
04.03.1835
12,4
Anton Doblhoff-Dier.jpg
Ministerpräsident Österreichs
Anton Freiherr von Doblhoff-Dier
(* 1800 Gorizia/Venetien)
09.07.1848
0,0
Friedrich Wilhelm IV.jpg
König von Preußen
Friedrich Wilhelm IV.
(* 1795 Berlin)
07.06.1840
7,6
Rudolf von Auerswald.jpg
Ministerpräsident Preußens
Rudolf Ludwig Cäsar von Auerswald
(* 1795)
25.06.1848
0,1
Die obersten Verwaltungsbeamten des Deutschen Bundes mit der längsten Amtszeit
Funktion und Amtszeit Name und Herkunft Jahre im Amt
Metternich.jpg
Staatsminister Österreichs
(1809-1848)
Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein
(* 1773 Koblenz)
38,5
Mann.jpg
Präsidialgesandter
(1823-1848)
Joachim Eduard Freiherr von Münch-Bellinghausen
(* 1786 Wien)
25,1
Carl Heinrich von Wylich und Lottum.jpg
Vortragender Kabinettsminister Preußens
(1823-1841)
Carl Heinrich von Wylich und Lottum
(* 1767 Berlin)
18,1
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres ... 1848
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ... 1848 - 1849
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres ... 1849/1850 -1851 - 1852 - 1853 - 1854 - 1855 - 1856 - 1857
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