Aserbaidschan - Vorzeit

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ASERBAIDSCHAN - VORZEIT

bis ca. 100


heutige Bezeichnungen: Republik Aserbaidschan


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Ereignis
3400 BC
Georgien / Armenien / Türkei / Aserbaidschan / Dagestan

In Georgien beginnt die Kura-Araxes-Kultur, auch Frühtranskaukasische Kultur oder Mtkwari-Araxas-Kultur genannt, die nach den beiden ins Kaspische Meer mündenden Flüssen Kura und Araxes benannt wird. Die Kura-Araxes-Kultur findet sich im zentralen und nordöstlichen Kaukasus, in Transkaukasien mit Ausnahme der Küste der Kolchis, dem östlichen Anatolien und dem nordwestlichen Iran. Die frühesten Funde liegen in der Ararat-Ebene, von da wird sie sich ins östliche Georgien, in das Gebiet um Erzurum und nach Kilikien ausbreiten. Der georgische Forscher Lordkipanidse sieht ihren Ursprung dagegen im südgeorgischen Kuratal. Die nördlichsten Fundorte liegen in Dagestan (Kayakent, Velikent) und Aserbaidschan, wobei Velikent auch deutliche Steppeneinflüsse zeigt. Während frühe Forscher die kulturelle Einheitlichkeit betonen, werden später mehrere Lokalgruppen unterschieden. Manche Forscher sehen in der Kura-Araxes-Kultur einen Kulturkomplex aus mehreren eng verwandten lokalen Kulturen. Dazu gehören unter anderem die Schengavit-Kultur und die Velikent-Kultur (auch als Dagestanische Variante oder Nordvariante der Kura-Araxes-Kultur bezeichnet) in der Chachmas-Kuban-Zone. Die Keramik der frühen Phase ist handgemacht, reduzierend gebrannt und hat eine helle Oberfläche. Sie ist organisch, mit Sand oder zerstoßenem Obsidian gemagert. Die Oberfläche ist meist glänzend poliert. Typisch sind Tassen mit einem oder zwei randständigen Henkelösen, Schalen und kleine Tassen mit leicht abgesetztem kurzen Hals und bikonische Töpfe mit zwei Henkelösen am Umbruch. Plastische Verzierung ist häufig. Typisch für die Keramik der späten Phase sind die grau-schwarze Farbe oder schwarz-rote Farbe der polierten Feinkeramik und geritzte und plastische Spiralverzierungen und konzentrische Kreise. Sie ist manchmal mit Abbildungen von Tieren (Hirsche, Steinböcke), besonders Vögeln (Kraniche?) verziert. Keramische Gefäß-Ständer haben oft Hufeisenform, aber auch runde Exemplare sind bekannt. Im Gebiet des heutigen Dagestan wird eine polierte Scheibenware hergestellt, die mit Kammeindrücken verziert ist. Hier sind auch plastische Verzierungen aus aufgelegten Bändern typisch. Die transkaukasische Ware ist allerdings überwiegend unverziert. Frauenfiguren aus Ton sind meist stark stilisiert, im Gesicht wird nur die Nase plastisch hervorgehoben. Auch Figuren von Schafen sind häufig. Aus Chisanaant-Gora sind Feuerstein-Sicheln bekannt. Neben Feuerstein wird auch Obsidian verarbeitet. Polierte Steinäxte mit gebogenem Längsprofil sind in Gebrauch, es gibt Werkzeuge, die offenbar im Bergbau eingesetzt werden. In der ersten Phase der Kura-Araxes-Kultur ist Metall noch selten. Unter den Bronzegegenständen sind Schaftlochäxte, Tüllenmeißel, Kugelkopfnadeln mit durchbohrtem Schaft, Schlingenkopfnadeln, Nadeln mit sichelförmigem und T-förmigem Kopf und durchbohrtem geschwollenen Schaft sowie Armreife mit verdickten Enden und ankerförmige Anhänger typisch. Auch Bronzesicheln und Speerspitzen sind belegt. Trianguläre Flachdolche mit und ohne Mittelrippe sind häufig. Später kommen auch Dolche mit angegossenem Metallgriff vor. Aus Kwazchela stammen Kupferplatten mit den stilisierten Bildern von Tieren (Hirsche und Vögeln). Auch Gold, Silber und Blei werden verarbeitet. Die Siedlungen liegen meist in geschützten Lagen entlang der Flüsse, oft in relativ dichtem Abstand. Die Mehrzahl der Fundorte findet sich im Flachland. Sie sind meist unbefestigt. Typisch sind Rundhäuser, entweder aus Stein (im Gebirge), aus lehmverschmiertem Flechtwerk (auch durch Hüttenlehmfunde nachgewiesen) oder aus Stampflehm. Das flache Dach besteht aus Stampflehm und wird von einem zentralen Pfosten gestützt. Im Zentrum der Häuser liegt eine runde oder hufeisenförmige Herdstelle. In Transkaukasien haben die Herdstellen oft Lehmeinbauten. Entlang der Wände liegen Tonbänke. Der Fußboden aus Stampflehm ist manchmal mit Ocker verziert. Die Herdstelle wird manchmal durch einen Streifen mit eingeritzter Verzierung hervorgehoben. Auch Grubenhäuser sind bekannt. Die Häuser sind oft in Reihen angeordnet. Im Flachland haben die Fundstellen oft eine mächtige Kulturschicht, die 4-6 Meter dick sein kann. Kültepe II in Nachitschewan hat 14 Kulturschichten, Yanik Tepe elf. Ab Phase II werden auch rechteckige Häuser gebaut werden, welche zuerst im Westen aufkommen werden. Sub-rechteckige Häuser, teilweise mit einem kurzen Vorbau werden zum Beispiel aus Kwazchela errichtet. Sie sind 30-50 qm groß. Auch sie haben Bänke, entweder nur an der Rückwand oder auch an den seitlichen Wänden. In den Siedlungen finden sich glockenförmige Vorratsgruben. Auch Vorratsgefäße aus Ton werden zur Lagerung von Getreide verwendet. Im späteren Georgien haben die Häuser einen Mittelpfosten, der das flache Dach stützt. Dort bestehen die rechteckigen Häuser aus einem Wohnraum und einem Raum für Wirtschaftszwecke, einzelne Häuser hatten ovale Apsiden, denen eine kultische Bedeutung zugeschrieben wird. Typisch sind bei der Bevölkerung Körperbestattungen, entweder als Flachgräber in Seitenlage oder unter Grabhügeln (Kurganen). In den Hügeln liegen die Bestatteten meist auf dem Rücken. Es sind aber auch seitliche Hocker belegt. Aus Georgien sind auch Katakombengräber bekannt. Aus der frühen Phase sind auch Siedlungsbestattungen bekannt. Die Bestattungssitten sind sehr vielfältig. Kollektivgräber sind häufig, hier werden die Knochen der älteren Bestattungen oft zur Seite geschoben um neuen Toten Platz zu machen. Die meisten Gräber werden innerhalb oder direkt neben den Siedlungen angelegt. Einzelgräber sind selten, in der Frühphase sind paarweise Bestattungen üblich. Bestattung des Körpers ohne Kopf wie auch des Kopfes ohne Körper sind nicht unüblich. Die Grabbeigaben bestehen aus Keramik und Fleischbeigaben, Kupfer- und Bronzegegenstände werden erst allmählich häufiger. Männern werden Waffen beigelegt, den Frauen Schmuck. Die Grabbeigaben lassen auf eine egalitäre Gesellschaft schließen. In der Landwirtschaft werden weiter auch einfachere Werkzeuge aus Holz, Knochen und Steinen verwendet. Es wird Nacktweizen, Gerste und Hirse angebaut, vielleicht auch Hafer und Roggen. Aus Kwazchela und Chisanaant-Gora sind Traubenkerne bekannt. Leinsamen werden bisher nicht nachgewiesen, Textilabdrücke auf Keramik weisen jedoch darauf hin, dass Leinwand gefertigt wird. Als Haustiere sind Schafe und Kühe belegt, Siebgefäße werden als Hinweis auf Milchwirtschaft gedeutet. Rinder werden als Zugvieh verwendet. Der Anteil kleinen Hornviehs nimmt zu, Schaf- und Ziegenherden werden weit in die Gebirge getrieben und damit neue Gebiete erschlossen. Es sind vierrädrige Wagen bekannt. Während man früher annahm, dass die Kenntnis der Metallverarbeitung den Kaukasus aus Mesopotamien erreicht habe, geht man inzwischen von einer eigenständigen Entwicklung aus. Die Bronzewaffen gehen denen Anatoliens und des Kuban-Gebietes zeitlich voraus, die Gussformen der Beile deuten aber auf eine mesopotamische Herkunft. Kupfervorkommen sind unter anderem aus dem Gebiet des unteren Kartli (Bolnissi, Marneuli) bekannt. Das oxidische Kupfer ist einfach zu verarbeiten. Meist wird jedoch das charakteristische arsenhaltige kaukasische Kupfer oder Arsenbronze verarbeitet (bis zu 4 % Arsen), die sich zum Beispiel auch in einem Hort aus Arslantepe findet. Weitere Beimischungen (Unreinheiten?) sind Gold, Antimon, Zink und Blei. In Georgien wird aus Mangel an Zinn die Bronze mit Arsen oder Antimon hergestellt. 10-22 Prozent Arsen machen die Bronze härter und verleihen ihr einen weißen Glanz. Bei größeren oder geschmiedeten Gegenständen beträgt der Arsenanteil ein bis sieben Prozent. Schmelzöfen sind unter anderem aus Baba-Dervish II, Aserbaidschan und Amiranis Gora bekannt, wo auch Blasebalg-Düsen aus Ton und Gussformen für Barren gefunden werden. Weitere Beispiele stammen aus Chisanaant Gora. Schlackenfunde stammen aus Baba-Dervisch II, Chizanaant Gora, Kül Tepe II und Garni in Armenien. Gussformen für Beile sind aus Garni, Schengavit, Kül Tepe, Kvatschelebi und Baba-Dervisch II bekannt, Gussformen für Barren aus Igdir und Gudabertka (bei Gori), aus Kvazchela eine Gussform für ein Flachbeil.

3000 BC
Europa / Skandinavien / Hellas / Georgien / Armenien / Türkei / Aserbaidschan / Volk der Elamiter / Russland / Mesopotamien / Israel / Iberische Halbinsel

Die Angehörigen der Kurgan-III-Kultur unternehmen eine dritte Auswanderungswelle von der Wolgasteppe aus, die 200 Jahre lang andauern wird. Diese indoeuropäischen Zuzügler verstärken die schon einige Generationen früher nach Mitteleuropa gezogenen Migranten. Damit wird das Gebiet von sogenannten Kurgan-Abkömmlingen insbesondere nach Westen erweitert, bis jenseits des Rheins, nach Norden bis Skandinavien und ins nördliche Russland. Auch in die Gebiete um die Ägäis (Griechenland, West-Anatolien) sowie die Länder südlich des Kaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Ost- und Mittel-Anatolien, und den nördlichen Iran). Die Historiker Schmoeckel und Wolf versuchen den Nachweis, sogenannte Kurgangruppen seien bis nach Syrien, Palästina und bis nach Ägypten vorgedrungen (Lit.: Schmoeckel, 1999). Ausgrabungen und die Mythologie zeigen die Verschiebungen der matriarchalen Lebensweise der Urbevölkerung hin zu den Sitten, die ihnen von den patriarchalen Eroberern aufgezwungen werden. Die Mobilität der Kurganvölker basiert auf der Domestikation des Pferdes in dieser Region, sowie die Haltung von Rindern, Schafen und Ziegen und - am Rand des Waldgürtels - auch Schweinehaltung. Pferde sind den Ackerbauern des Alten Europa zwar bislang nicht unbekannt (Iberische Pferde), bisher wurden diese allerdings nicht domestiziert. Archäologische Funde, untermauert durch eine vergleichende indoeuropäische Sprach- und Mythologieforschung, sprechen für eine die kulturellen Grundfesten erschütternde Kollision zweier Ideologien, Gesellschaftssysteme und Wirtschaftsformen. Durch diesen Zusammenprall der Kulturen verändert sich das Alte Europa nach der Theorie von Gimbutas, und in der späteren europäischen Vorgeschichte und Geschichte gehen vorindoeuropäische und indoeuropäische Elemente ineinander über. Beispielsweise wird in Sprache und Mythologie ein starkes nichtindoeuropäisches Fundament erhalten bleiben.


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