Deutsches Reich 07.1848
DEUTSCHES REICH
Chronik Juli 1848
(ab 12. Juli 1848)
Hauptstadt: Frankfurt am Main
Mit Johann von Österreich ist erstmals ein Reichsverweser Staatsoberhaupt in Deutschland
Anton von Schmerling wird erster Innen- und Außenminister Gesamtdeutschlands
Hauptseite | Aufruf des Reichsverwesers an das deutsche Volk am 15. Juli 1848 |
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Deutsches Reich Kaisertum Österreich Nach offizieller Erklärung der Gründung des "Deutschen Reiches" wird als die neue "Provisorische Zentrale Autorität" im Reich der am Vortag berufene Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich im Amt bestätigt. Heinrich Freiherr von Gagern wurde bereits am Vortag von seinem Amt als Präsident der "Verfassunggebenden Versammlung" und damit höchsten Beamten des neuen Staates nach 55 Tagen entbunden, der österreichische Präsidialgesandte Anton von Schmerling nach 60 Tagen Amtszeit ebenfalls. Der Reichsverweser Johann hatte sich in der Steiermark bemüht, durch eine gute Verwaltung Wirtschaft und Infrastruktur zu fördern und dadurch die Lage der Bevölkerung zu verbessern. Darüber hinaus gehende politische oder deutschlandpolitische Vorstellungen hat er bislang kaum verlauten lassen. Er gilt allerdings als volkstümlich, nicht nur wegen seines jovialen Auftretens bei Bürgern und Bauern, sondern auch wegen seiner bürgerlichen Ehefrau. | |||
Deutsches Reich Der Reichsverweser und Abgeordnete der Nationalversammlung in Frankreich sind auf der Suche nach einem geeigneten Reichsministerpräsidenten. Der aus Berlin angereiste ehemalige Ministerpräsident Preußens, Camphausen, lehnt jedoch nach einer Unterredung mit Heinrich von Gagern in Frankfurt ab. Er weist ihn noch darauf hin, dass er es für problematisch hält, dass der Reichsverweser Johann von Österreich auch als Stellvertreter des österreichischen Kaisers amtiere. Außerdem missfällt es ihm, dass die Nationalversammlung die Zentralgewalt ohne Beteiligung der Einzelstaaten eingesetzt hat. Ebenso wie die wohl angestrebte Unterwerfung der Einzelstaaten, so vermutet er, werde dies auf längere Sicht einen Konflikt mit Preußen hervorrufen. Camphausen zufolge solle Gagern selbst Ministerpräsident und Außenminister werden, da die Mehrheit der Nationalversammlung ihn emporgetragen habe. Er lehnt bei dieser Gelegenheit auch Gagerns Vorschlag ab, Minister in einem Kabinett Gagern zu werden. Der preußische König sagt brieflich dem Reichsverweser zu, dass er versuche, Camphausen umzustimmen. Preußische Kreise gehen davon aus, dass Gagern als Präsident gebraucht werde und nur der angesehene Beckerath als Ministerpräsident in Frage käme (der allerdings vorerst ablehnt). In Frankfurt zeichnet sich mittlerweile ab, dass Schmerling Innenminister werden sollte, der Bremer Arnold Duckwitz Handelsminister und der Badener Karl Mathy Finanzminister. Für die Justiz denkt man schon länger an Johann Gustav Heckscher. General Wrangel ist als militärisches Urgestein bekannt und sein Kollege Schreckenstein ist vor kurzem zum preußischen Kriegsminister ernannt worden. So fällt die Wahl auf Eduard von Peucker, preußischer Generalmajor und letzter Militärbevollmächtiger beim Bundestag. Peucker erhält von seinem König die Zustimmung für sein Ministeramt und hat vom Reichsverweser versichert bekommen, dass die Landeskriegsminister nicht zu Untergebenen des Reichskriegsministers gemacht werden sollen. Das Kabinett soll sechs Ressorts aufweisen, obwohl deutlich wird, dass drei Minister wohl ausreichen würden. Man brauche einen Kriegsminister, Inneres und Äußeres könnten zusammen erledigt werden, ebenso Finanzen und Handel. Die Justiz ist immer noch Sache der Einzelstaaten. Zu den Ministern kommen noch Unterstaatssekretäre als Stellvertreter von Ministern. So können die Fraktionen besser personell berücksichtigt werden. Das Kriegsministerium übernehmen die Mitarbeiter der ehemaligen Militärkommission beim Bundestag, sonst haben die Ministerien nur wenige qualifizierte Mitarbeiter. | ||||
Deutsches Reich Auf Rat Anton von Schmerlings entscheidet Reichsverweser Johann von Österreich, bald zumindest ein Interimskabinett zu bilden, noch bevor er nach Wien zur Eröffnung des dortigen Reichstags abreisen wird. So ernennt er Anton von Schmerling zum Innen- und Außenminister, Johann Gustav Heckscher zum Justizminister und Eduard von Peucker zum Kriegsminister. Die Ernennungsurkunden werden auf den 15. Juli ausgestellt und werden von je einem anderen Minister gegengezeichnet. Die Abgeordneten Schmerling und Heckscher gehen davon aus, dass sie nur so lange Minister sein können, wie sie das Vertrauen der Mehrheit der Nationalversammlung hinter sich wissen. Am Abend spricht die Casino-Fraktion (benannt nach dem Hotel, in dem sich die Gruppe trifft) einstimmig ihnen das Vertrauen aus. Dies war nicht ausdrücklich vom Zentralgewaltgesetz verlangt, doch gibt es außerhalb des Parlaments keine Machtgrundlage für die Minister. | ||||
Deutsches Reich Der Reichsverweser des Deutschen Reiches muss sich eingestehen, dass die Suche nach einem Reichsministerpräsidenten sich schwieriger gestaltet als vorher gedacht. Um den Fortgang der Entwicklung im Reich nicht zu bremsen, übergibt Johann von Österreich nun die ersten drei Ernennungsurkunden an die Reichsminister, die ihm bis zur Wahl eines Ministerpräsidenten direkt unterstellt werden. Es sind der frühere Präsidialgesandte Anton von Schmerling als Innenminister und Minister des Auswärtigen, Johann Gustav Heckscher als Justizminister und Eduard von Peucker als Kriegsminister.
Anton von Schmerling erhält vom Reichsverweser den Auftrag, weiter nach Ministerkandidaten zu suchen. Preußen ist über einige Umstände in Frankfurt (wie den Huldigungserlass) verärgert und nimmt sein Angebot zurück, nach einer geeigneten preußischen Persönlichkeit zu suchen. | ||||
Deutsches Reich / Königreich Bayern Im Saal der "Buttleschen Brauerei zum Bayerischen Löwen" wird der "Münchner Turnverein" gegründet. | ||||
Deutsches Reich / Freie Stadt Frankfurt In Frankfurt am Main findet eine Zusammenkunft des "Allgemeinen Handwerker- und Gewerbekongresses" statt. | ||||
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Deutsches Reich / Kaisertum Österreich Nach neun Tagen im Amt des kommissarischen Ministerpräsidenten Österreichs tritt Anton von Doblhoff-Dier tritt dieser zugunsten von Johann Philipp Freiherr von Wessenberg-Ampringen von seinem Amt zurück. Anton von Doblhoff-Dier war 1848 liberales Mitglied des Österreichischen Reichstages. Er wird zum österreichischen Handelsminister im Kabinett Pillersdorf berufen und soll kurzfristig das Innen- und Unterrichtsministerium sowie schließlich den Posten des Ministerpräsidenten übernehmen. Doblhoff-Dier schloss sich 1819 dem Burschenschaftlichen Kreis Wien an. Sein Nachfolger im Amt, der in Sachsen geborene Johann Philipp Freiherr von Wessenberg-Ampringen, war 1809–10 österreichischer Gesandter in Berlin, 1811–13 und 1818–20 in gleicher Position in München und 1830–35 im Haag. Nun übernimmt er sowohl das Ministerpräsidenten- als auch das Amt des Minister des Äußern. | |||
Deutsches Reich Seit zwei Wochen hat das Deutsche Reich drei Minister: Den Reichsinnen- und Außenminister Anton von Schmerling, den Reichskriegsminister Eduard von Peucker sowie den Reichsjustizminister Johann Gustav Heckscher. Der Reichsverweser Johann von Österreich, hat noch nicht mitgeteilt, wen er zum Reichsministerpräsidenten vorschlagen wird, daher kursieren viele Gerüchte durch das Haus. Im Gespräch für den Posten des Reichsministerpräsidenten ist Baron Christian Friedrich von Stockmar, ehemaliger Bundesgesandter von Sachsen-Coburg-Gotha, und als Außenminister Christian Karl Josias von Bunsen, der preußische Gesandte in London. Stockmar lehnte bereits das Außenministerium aus Altersgründen ab; der an Höfen erfahrene Politiker meint, durch seine und Bunsens Vermittlung könnte Preußen doch noch die Führung bei der Neugestaltung Deutschlands einnehmen, trotz aller Verstimmungen zwischen Frankfurt und Berlin. Er wollte aber nur dann Ministerpräsident werden, wenn sein Freund Bunsen Außenminister würde. Bunsen äußert zunächst Interesse, sagt aber nach Erleben der frostigen Haltung in Berlin ab. Daraufhin empfiehlt Schmerling den Fürsten Karl zu Leiningen. Das rechte Zentrum in der Nationalversammlung versucht, auch Angehörige des linken Zentrums (Württemberger Hof, genannt nach dem Hotel, in dem sich die Abgeordneten dieser Gruppierung gewöhnlich treffen) heranzuziehen. Damit soll das Kabinett eine breitere parlamentarische Basis erhalten. Das rechte Zentrum fühlt sich stark genug, das linke mit drei Unterstaatssekretären abspeisen zu können (Robert von Mohl im Innenministerium, Johannes Fallati im Handelsministerium und Christian Widenmann im Justizministerium). Es akzeptierte im Gegenzug, dass die Unterstaatssekretäre das volle Stimmrecht im Gesamt-Reichsministerium erhielten. Dem widersprechen unerwartet Karl zu Leiningen und Justizminister Heckscher, weil dann die Unterstaatssekretäre die Mehrheit hätten (sieben gegenüber sechs Ministern), obwohl nur die Minister die politische Verantwortung tragen. | ||||
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