Ungarn - Vorzeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine der wichtigsten danubischen Kulturen des Frühneolithikums namens Körös-Kultur beginnt in der Gegend des späteren '''[[Ungarn - Vorzeit|ungarischen Siedlungsgebietes]]'''. Die Kultur wird gemeinsam mit der im ehemaligen Jugoslawien und im ungarischen Transdanubien verbreiteten Starcevo-Kultur als eine der formativen Kulturen der Linearbandkeramik betrachtet und firmiert auch unter dem Begriff Starcevo-Körös-Cri?-Kultur. Benannt ist sie nach der Körös (rumänisch Cri?), einem Nebenfluss des ostungarischen Flusses Theiß. Fundorte der Körös-Kultur finden sich hauptsächlich in der Nähe von Flüssen. Siedlungsschwerpunkte treten im Mündungsgebiet des Maros sowie entlang der Körös und ihrer und rumänischen Zuflüsse (Schwarze, Weiße und Schnelle Cri?) auf. Fundhäufungen liegen in der Gegend um die heutigen Städte Hódmezovásárhely und Endrod. Über das Siedlungswesen der Körös-Kultur ist bislang wenig bekannt. Es liegen einerseits einfache Bauten in Pfostenbauweise vor, die durchweg kleineren Ausmaßes sind; andererseits treten sog. "Grubenhäuser" auf, große Wohnbauten, die in den Boden eingetieft sind. Die Häuser werden - ähnlich wie in der mitteleuropäischen Bandkeramik - nach etwa 20 bis 25 Jahren aufgegeben und teilweise verbrannt. In den Siedlungen existieren mehrere Grubenhäuser mit Öfen. Hinzu kommen weitere Gruben, die reich mit Keramik und Knochenmaterial verfüllt sind. Die Siedlung von Endrod wird etwa 500 Jahre bestehen. Weitab vom eigentlichen Verbreitungsgebiet liegt im Norden des heutigen '''[[Ungarn - Vorzeit|Ungarns]]''' die Körös-Siedlung von Méhtelek-Nádas. Es wird vermutet, dass diese Siedlung errichtet wird, um Obsidian abzubauen. Dafür spricht die Tatsache, dass 80 Prozent aller Geräte in Méhtelek aus diesem Gestein gefertigt wurden. Obsidian als besonders hochwertiges und ästhetisch ansprechendes Material kann wie Feuerstein zur Herstellung von Geräten verwendet werden und ist weit verbreitet. Weitere Siedlungen sind Szajol-Felsoföld, Röszke-Ludvár und Endrod. Im Gegensatz zur Keramik der Starcevo-Kultur, die Bemalung in weiß-auf-rot und dunkel-auf-rot kennt, ist die Keramik der Körös-Kultur oft unbemalt. Typische Gefäßformen sind große Vorratsgefäße, Schüsseln, Schalen und halbkugelige Gefäße. Auffällig ist, dass viele dieser Stücke drei bis sechs kleinen Füßchen haben. Verzierungen sind meist plastisch appliziert und äußerst vielgestaltig. Es treten plastische Leisten, Warzen, Buckel und flächige Rauungen (Barbotinedekor) auf. Als Besonderheit sind plastisch applizierte anthropo- und zoomorphe Darstellungen zu erwähnen, etwa Ziegen und Hirsche. Sonderformen sind rundliche Gegenstände aus gebranntem Ton, die in verschiedenen Formen auftreten (tomatenförmig, blumenförmig, flach etc.) und in der Mitte durchlocht sind. Da sich die Körös-Siedlungen stets in Gewässernähe befinden, spricht einiges für die Deutung der Stücke als Netzsenker. Bis heute sind nur wenige Bestattungen der Körös-Kultur bekannt. Es handelt sich dabei meist um so genannte Hockergräber (auf der Seite liegend Bestattete), die häufig zusammen mit zahlreichen Keramikfragmenten und Tierknochen in großen Gruben innerhalb von Siedlungen liegen. Da es sich aber insgesamt nur um eine Handvoll Bestattungen handelt, stellt sich die Frage, ob in der Körös-Kultur nicht weitaus häufiger eine Bestattungssitte ausgeübt wurde, die eine Auffindung der Toten unmöglich macht - etwa die Aufbahrung außerhalb der Siedlung, wo Tiere die Toten entfleischen. Ein solches Totenritual wäre archäologisch nicht nachweisbar. Im Fundmaterial der Körös-Kultur begegnen, ähnlich wie im Bereich der Starcevo-Kultur, doch bedeutend zahlreicher, anthropomorphe Idole aus Ton. Es liegen einfache, säulenartig gestaltete Stücke und besser ausgeformte Figuren vor, die, soweit erkennbar, weiblichen Geschlechts sind; sie weisen oft lange, stabartige Köpfe und Hälse und ein stark betontes Gesäß auf. Es wird vermutet, dass diese Stücke mit einem Fruchtbarkeitskult in Verbindung stehen. Auch zoomorphe Stücke treten auf, wobei das dargestellte Tier oft schwer zu identifizieren ist. Als Besonderheit sind sogenannte Altäre zu erwähnen, Keramikgegenstände auf drei oder vier Füßen, deren Verwendungszweck bis heute ungeklärt ist. Es mag sich um Kulttischchen oder anderes handeln. Das Spektrum der Knochengeräte der Körös-Kultur umfasst Pfrieme und besonders häufig löffel- und spatelartige Geräte. Aus Stein wurden Beile hergestellt, aus Feuerstein, Pfeilspitzen, Querschneider, Kratzer, Schaber und andere Steingeräte. <br>
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Eine der wichtigsten danubischen Kulturen des Frühneolithikums namens Körös-Kultur beginnt in der Gegend des späteren '''[[Ungarn - Vorzeit|ungarischen Siedlungsgebietes]]'''. Die Kultur wird gemeinsam mit der im ehemaligen Jugoslawien und im ungarischen Transdanubien verbreiteten Starcevo-Kultur als eine der formativen Kulturen der Linearbandkeramik betrachtet und firmiert auch unter dem Begriff Starcevo-Körös-Cris-Kultur. Benannt ist sie nach der Körös (rumänisch Cris), einem Nebenfluss des ostungarischen Flusses Theiß. Fundorte der Körös-Kultur finden sich hauptsächlich in der Nähe von Flüssen. Siedlungsschwerpunkte treten im Mündungsgebiet des Maros sowie entlang der Körös und ihrer und rumänischen Zuflüsse (Schwarze, Weiße und Schnelle Cris) auf. Fundhäufungen liegen in der Gegend um die heutigen Städte Hódmezovásárhely und Endrod. Über das Siedlungswesen der Körös-Kultur ist bislang wenig bekannt. Es liegen einerseits einfache Bauten in Pfostenbauweise vor, die durchweg kleineren Ausmaßes sind; andererseits treten sog. "Grubenhäuser" auf, große Wohnbauten, die in den Boden eingetieft sind. Die Häuser werden - ähnlich wie in der mitteleuropäischen Bandkeramik - nach etwa 20 bis 25 Jahren aufgegeben und teilweise verbrannt. In den Siedlungen existieren mehrere Grubenhäuser mit Öfen. Hinzu kommen weitere Gruben, die reich mit Keramik und Knochenmaterial verfüllt sind. Die Siedlung von Endrod wird etwa 500 Jahre bestehen. Weitab vom eigentlichen Verbreitungsgebiet liegt im Norden des heutigen '''[[Ungarn - Vorzeit|Ungarns]]''' die Körös-Siedlung von Méhtelek-Nádas. Es wird vermutet, dass diese Siedlung errichtet wird, um Obsidian abzubauen. Dafür spricht die Tatsache, dass 80 Prozent aller Geräte in Méhtelek aus diesem Gestein gefertigt wurden. Obsidian als besonders hochwertiges und ästhetisch ansprechendes Material kann wie Feuerstein zur Herstellung von Geräten verwendet werden und ist weit verbreitet. Weitere Siedlungen sind Szajol-Felsoföld, Röszke-Ludvár und Endrod. Im Gegensatz zur Keramik der Starcevo-Kultur, die Bemalung in weiß-auf-rot und dunkel-auf-rot kennt, ist die Keramik der Körös-Kultur oft unbemalt. Typische Gefäßformen sind große Vorratsgefäße, Schüsseln, Schalen und halbkugelige Gefäße. Auffällig ist, dass viele dieser Stücke drei bis sechs kleinen Füßchen haben. Verzierungen sind meist plastisch appliziert und äußerst vielgestaltig. Es treten plastische Leisten, Warzen, Buckel und flächige Rauungen (Barbotinedekor) auf. Als Besonderheit sind plastisch applizierte anthropo- und zoomorphe Darstellungen zu erwähnen, etwa Ziegen und Hirsche. Sonderformen sind rundliche Gegenstände aus gebranntem Ton, die in verschiedenen Formen auftreten (tomatenförmig, blumenförmig, flach etc.) und in der Mitte durchlocht sind. Da sich die Körös-Siedlungen stets in Gewässernähe befinden, spricht einiges für die Deutung der Stücke als Netzsenker. Bis heute sind nur wenige Bestattungen der Körös-Kultur bekannt. Es handelt sich dabei meist um so genannte Hockergräber (auf der Seite liegend Bestattete), die häufig zusammen mit zahlreichen Keramikfragmenten und Tierknochen in großen Gruben innerhalb von Siedlungen liegen. Da es sich aber insgesamt nur um eine Handvoll Bestattungen handelt, stellt sich die Frage, ob in der Körös-Kultur nicht weitaus häufiger eine Bestattungssitte ausgeübt wurde, die eine Auffindung der Toten unmöglich macht - etwa die Aufbahrung außerhalb der Siedlung, wo Tiere die Toten entfleischen. Ein solches Totenritual wäre archäologisch nicht nachweisbar. Im Fundmaterial der Körös-Kultur begegnen, ähnlich wie im Bereich der Starcevo-Kultur, doch bedeutend zahlreicher, anthropomorphe Idole aus Ton. Es liegen einfache, säulenartig gestaltete Stücke und besser ausgeformte Figuren vor, die, soweit erkennbar, weiblichen Geschlechts sind; sie weisen oft lange, stabartige Köpfe und Hälse und ein stark betontes Gesäß auf. Es wird vermutet, dass diese Stücke mit einem Fruchtbarkeitskult in Verbindung stehen. Auch zoomorphe Stücke treten auf, wobei das dargestellte Tier oft schwer zu identifizieren ist. Als Besonderheit sind sogenannte Altäre zu erwähnen, Keramikgegenstände auf drei oder vier Füßen, deren Verwendungszweck bis heute ungeklärt ist. Es mag sich um Kulttischchen oder anderes handeln. Das Spektrum der Knochengeräte der Körös-Kultur umfasst Pfrieme und besonders häufig löffel- und spatelartige Geräte. Aus Stein wurden Beile hergestellt, aus Feuerstein, Pfeilspitzen, Querschneider, Kratzer, Schaber und andere Steingeräte. <br>
 
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Die vor fast 1000 Jahren im Gebiet des heutigen '''[[Österreich - Vorzeit|Österreich]], [[Tschechien - Vorzeit|Mähren]], [[Kroatien - Vorzeit|Kroatien]], [[Polen - Vorzeit|Polen]], [[Ungarn - Vorzeit|Zentralungarn]]''' und '''[[Bayern]]''' aufgekommene Lengyel-Kultur endet. Diese Kultur ist ein Komplex, der andere architektonische, technische und künstlerische Traditionen hervorbringt. Die Siedlungen sind von breiten Spitzgräben umgeben. Die typischen bemalten birnenförmigen Gefäße und Fußschalen weisen Ähnlichkeiten mit denen der Danilo-Hvar Kultur und der Butmir-Kultur auf. Ihre Entstehung im Kerngebiet der Starcevo-Kultur in '''[[Kroatien - Vorzeit|Slawonien]]''', Srem (Sirmien) und Südungarn ist auf verstärkten Austausch mit dem Westen, mit '''[[Bosnien und Herzegowina - Vorzeit|Bosnien]]''' und '''[[Kroatien - Vorzeit|Dalmatien]]''' an der Adriaküste zurückzuführen. Vom frühen 5. Jahrtausend unterscheidet sich die Bevölkerung westlich und nördlich der mittleren Donau deutlich durch einen eigenen Kunststil. Die Keramikphasen der Lengyel-Kultur werden unterteilt in a) polychrom, b) bichrom und c) unbemalt. Diese Kultur setzt die für danubische Kulturen übliche Herstellung von Figurinen fort und erreicht dabei eine besondere Vielfalt. <br>
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Die vor fast 1000 Jahren im Gebiet des heutigen '''[[Österreich - Vorzeit|Österreich]], [[Tschechien - Vorzeit|Mähren]], [[Kroatien - Vorzeit|Kroatien]], [[Polen - Vorzeit|Polen]], [[Ungarn - Vorzeit|Zentralungarn]]''' und '''[[Deutschland - Vorzeit|Bayern]]''' aufgekommene Lengyel-Kultur endet. Diese Kultur ist ein Komplex, der andere architektonische, technische und künstlerische Traditionen hervorbringt. Die Siedlungen sind von breiten Spitzgräben umgeben. Die typischen bemalten birnenförmigen Gefäße und Fußschalen weisen Ähnlichkeiten mit denen der Danilo-Hvar Kultur und der Butmir-Kultur auf. Ihre Entstehung im Kerngebiet der Starcevo-Kultur in '''[[Kroatien - Vorzeit|Slawonien]]''', Srem (Sirmien) und Südungarn ist auf verstärkten Austausch mit dem Westen, mit '''[[Bosnien und Herzegowina - Vorzeit|Bosnien]]''' und '''[[Kroatien - Vorzeit|Dalmatien]]''' an der Adriaküste zurückzuführen. Vom frühen 5. Jahrtausend unterscheidet sich die Bevölkerung westlich und nördlich der mittleren Donau deutlich durch einen eigenen Kunststil. Die Keramikphasen der Lengyel-Kultur werden unterteilt in a) polychrom, b) bichrom und c) unbemalt. Diese Kultur setzt die für danubische Kulturen übliche Herstellung von Figurinen fort und erreicht dabei eine besondere Vielfalt. <br>
 
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Version vom 29. Dezember 2016, 15:38 Uhr

UNGARN - VORZEIT

Vor 450.000.000 bis 6000 BC
Heutige Bezeichnungen: Republik Ungarn
Home
Ungarn (Quelle: NASA)
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Zeitraum
Ereignis
450.000 BC
Phanerozoikum – Quartär – Pleistozän – Mittelpleistozän (Ionium) - Europa

60 Kilometer westlich des heutigen Budapest lebt der Homo heidelbergensis. Es werden zerbrochene Knochen von Nagetieren, Bären und Nashörnern gefunden, die der Homo heidelbergensis benötigte, um das Knochenmark zu verzehren.

410.000 BC
Phanerozoikum – Quartär – Pleistozän – Mittelpleistozän (Ionium) - Europa

Der Homo erectus in der Gegend des heutigen Ungarn und in Großbritannien beherrscht das Feuer.

6200 BC
Mitteleuropa

Eine der wichtigsten danubischen Kulturen des Frühneolithikums namens Körös-Kultur beginnt in der Gegend des späteren ungarischen Siedlungsgebietes. Die Kultur wird gemeinsam mit der im ehemaligen Jugoslawien und im ungarischen Transdanubien verbreiteten Starcevo-Kultur als eine der formativen Kulturen der Linearbandkeramik betrachtet und firmiert auch unter dem Begriff Starcevo-Körös-Cris-Kultur. Benannt ist sie nach der Körös (rumänisch Cris), einem Nebenfluss des ostungarischen Flusses Theiß. Fundorte der Körös-Kultur finden sich hauptsächlich in der Nähe von Flüssen. Siedlungsschwerpunkte treten im Mündungsgebiet des Maros sowie entlang der Körös und ihrer und rumänischen Zuflüsse (Schwarze, Weiße und Schnelle Cris) auf. Fundhäufungen liegen in der Gegend um die heutigen Städte Hódmezovásárhely und Endrod. Über das Siedlungswesen der Körös-Kultur ist bislang wenig bekannt. Es liegen einerseits einfache Bauten in Pfostenbauweise vor, die durchweg kleineren Ausmaßes sind; andererseits treten sog. "Grubenhäuser" auf, große Wohnbauten, die in den Boden eingetieft sind. Die Häuser werden - ähnlich wie in der mitteleuropäischen Bandkeramik - nach etwa 20 bis 25 Jahren aufgegeben und teilweise verbrannt. In den Siedlungen existieren mehrere Grubenhäuser mit Öfen. Hinzu kommen weitere Gruben, die reich mit Keramik und Knochenmaterial verfüllt sind. Die Siedlung von Endrod wird etwa 500 Jahre bestehen. Weitab vom eigentlichen Verbreitungsgebiet liegt im Norden des heutigen Ungarns die Körös-Siedlung von Méhtelek-Nádas. Es wird vermutet, dass diese Siedlung errichtet wird, um Obsidian abzubauen. Dafür spricht die Tatsache, dass 80 Prozent aller Geräte in Méhtelek aus diesem Gestein gefertigt wurden. Obsidian als besonders hochwertiges und ästhetisch ansprechendes Material kann wie Feuerstein zur Herstellung von Geräten verwendet werden und ist weit verbreitet. Weitere Siedlungen sind Szajol-Felsoföld, Röszke-Ludvár und Endrod. Im Gegensatz zur Keramik der Starcevo-Kultur, die Bemalung in weiß-auf-rot und dunkel-auf-rot kennt, ist die Keramik der Körös-Kultur oft unbemalt. Typische Gefäßformen sind große Vorratsgefäße, Schüsseln, Schalen und halbkugelige Gefäße. Auffällig ist, dass viele dieser Stücke drei bis sechs kleinen Füßchen haben. Verzierungen sind meist plastisch appliziert und äußerst vielgestaltig. Es treten plastische Leisten, Warzen, Buckel und flächige Rauungen (Barbotinedekor) auf. Als Besonderheit sind plastisch applizierte anthropo- und zoomorphe Darstellungen zu erwähnen, etwa Ziegen und Hirsche. Sonderformen sind rundliche Gegenstände aus gebranntem Ton, die in verschiedenen Formen auftreten (tomatenförmig, blumenförmig, flach etc.) und in der Mitte durchlocht sind. Da sich die Körös-Siedlungen stets in Gewässernähe befinden, spricht einiges für die Deutung der Stücke als Netzsenker. Bis heute sind nur wenige Bestattungen der Körös-Kultur bekannt. Es handelt sich dabei meist um so genannte Hockergräber (auf der Seite liegend Bestattete), die häufig zusammen mit zahlreichen Keramikfragmenten und Tierknochen in großen Gruben innerhalb von Siedlungen liegen. Da es sich aber insgesamt nur um eine Handvoll Bestattungen handelt, stellt sich die Frage, ob in der Körös-Kultur nicht weitaus häufiger eine Bestattungssitte ausgeübt wurde, die eine Auffindung der Toten unmöglich macht - etwa die Aufbahrung außerhalb der Siedlung, wo Tiere die Toten entfleischen. Ein solches Totenritual wäre archäologisch nicht nachweisbar. Im Fundmaterial der Körös-Kultur begegnen, ähnlich wie im Bereich der Starcevo-Kultur, doch bedeutend zahlreicher, anthropomorphe Idole aus Ton. Es liegen einfache, säulenartig gestaltete Stücke und besser ausgeformte Figuren vor, die, soweit erkennbar, weiblichen Geschlechts sind; sie weisen oft lange, stabartige Köpfe und Hälse und ein stark betontes Gesäß auf. Es wird vermutet, dass diese Stücke mit einem Fruchtbarkeitskult in Verbindung stehen. Auch zoomorphe Stücke treten auf, wobei das dargestellte Tier oft schwer zu identifizieren ist. Als Besonderheit sind sogenannte Altäre zu erwähnen, Keramikgegenstände auf drei oder vier Füßen, deren Verwendungszweck bis heute ungeklärt ist. Es mag sich um Kulttischchen oder anderes handeln. Das Spektrum der Knochengeräte der Körös-Kultur umfasst Pfrieme und besonders häufig löffel- und spatelartige Geräte. Aus Stein wurden Beile hergestellt, aus Feuerstein, Pfeilspitzen, Querschneider, Kratzer, Schaber und andere Steingeräte.

5400 BC
Südosteuropa

Beginn der Besiedlung des heutigen Serbien, West-Rumänien, Süd-Ungarn und des östlichen Bosnien. Diese Donauzivilisationen werden heute unter dem Begriff Vinca-Kultur zusammengefasst. Typisch ist eine sehr qualitätvolle, überwiegend unbemalte Keramik. Die Oberfläche ist meist geglättet und glänzend poliert, teilweise mit Riefen oder Kanneluren verziert. Daneben kommen rechtwinklige Ritzmuster vor. Scharf profilierte bikonische Formen sind häufig. Oft sitzen 2 bis 4 Knubben am Umbruch. Die Vinca-Kultur zeichnet sich durch folgende keramischen Merkmale aus:

  • Vinca A: bikonische Schalen und Schüsseln, Becher mit Kragenrand, hohe Fußschalen, oft mit rotem Überzug, doppelkonische Gefäße mit Zylinderhals, eiförmige Töpfe. Verzierung durch Kannelurmuster, geradlinige Ritzmuster
  • Vinca B: Die meisten Formen aus A setzen sich fort. Bei den Verzierungen tauchen nun auch gerundete Ritzmuster auf, sowie mit Stichen gefüllte Bänder.
  • Vinca C: Töpfe mit Spiralriefenverzierung und Mäandermuster mit stichgefüllten Bändern. Erstmals Knopfhenkel und Gefäße mit Ausguss.
  • Vinca D: Gefäßformen ähneln C, nun aber pastose weiße und rote Bemalung mit rektilinearen Mustern.

Tonfiguren zeigen meist stehende Frauen mit großen und vortretenden Augen und einem dreieckigen Gesicht, das von manchen Forschern als Maske gedeutet wird. Diese Gesichtsform findet sich auch bei tierförmigen Figuren wie maskierten Rindern. Menschen- und Tierköpfe aus Ton werden als Giebelzier der Häuser gedeutet. Im jüngeren Vinca kommen auch sitzende Figuren vor. Ferner finden sich menschen- und tiergestaltige Gefäßdeckel, die meist mit Ritzlinien verziert sind und dieselben hervorquellenden Augen wie die Idole zeigen. Auf einigen der Idole finden sich einzelne Ritzlinien, die als Töpfer- oder Besitzermarken gedeutet werden. Einige Forscher wollen daraus eine Frühform der Schrift ableiten. Typisch für die Vinca-Kultur sind lange, regelmäßige Klingen. Obsidian aus Semplen wird gewöhnlich zur Geräteherstellung verwendet, daneben wird „balkanischer“ honiggelber Silex importiert. Gegen Ende der Vinca-Kultur nehmen Importe deutlich ab. Beile sind insgesamt selten und oft sehr klein. Aus der Vinca-Kultur sind auch Knochenidole und oft stark abgenutzte Löffelchen (spatulae) aus Rindermetapodien bekannt. Aus diesen werden bandkeramische Knochenidole, wie sie später in Niedermörlen gefunden wurden, abgeleitet. Aus der Schale der Spondylus-Muschel werden Schmuckstücke gefertigt. Die Siedlungen liegen meist auf Siedlungshügeln, die zwischen drei und zwölf Meter hoch sein können und manchmal durch Grabenwerke befestigt sind. Daneben sind aber auch Flachsiedlungen bekannt, wenn auch kaum erforscht. Die rechteckigen, teilweise mehrräumigen Häuser haben Fußböden aus dünnen Baumstämmen, die mit Estrich bedeckt sind, die Wände bestehen aus lehmverschmiertem Flechtwerk, das möglicherweise zuweilen eine plastische Verzierungen trägt. Im Gebiet des heutigen Rumänien werden teilweise Schwellbauten angenommen, da Pfostenlöcher fehlen. In den Häusern befinden sich Herdstellen und Backöfen, die häufig erneuert werden. Wie das Dach aussieht, ist unbekannt. Da tragende Pfosten im Hausinneren fehlen, muss es offenbar recht leicht gewesen sein und besteht vielleicht aus Holzschindeln oder Rinde. Die Häuser sind entlang von Straßen recht regelmäßig angeordnet. Sehr häufig finden sich durch Brand zerstörte Häuser, was zu der Annahme verleiten kann, dass die Gebäude beim Tod eines Familienmitgliedes absichtlich in Brand gesetzt werden. Über Bestattungsriten ist bisher nichts bekannt. Bei Par?a im heutigen Rumänien existiert ein 11,5 Meter langer und 6 Meter breiter Altarraum, der aus zwei Teilen, der Altarkammer und der Opferstelle besteht (Heiligtum von Par?a). Auf dem Altar befinden sich zwei Statuen, eine weibliche Gottheit und ein Stier als Symbol der Fruchtbarkeit. Der Tempel dient wahrscheinlich auch als Kalender. Genau zur Zeit der Tagundnachtgleiche fällt das Licht durch einen Spalt und beleuchtet den Altar. Im Altarraum werden auch Gefäße aus Keramik für Opfergaben aufbewahrt. An Haustieren sind neben dem Hund Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine bekannt. In Liubcova wie in Uivar dominiert das Rind. Auch der Hund wird anscheinend gegessen, aus Liubcova liegen zahlreiche Knochen mit Schlachtspuren vor. Daneben werden Rothirsch, Wildesel, Reh, Ur, Biber und einige andere Wildtierarten gejagt, wobei noch unklar ist, mit welchen Werkzeugen das geschieht; Pfeilspitzen aus Silex sind unbekannt. Wichtigste Kulturpflanze ist das Einkorn, eine primitive Weizenart, daneben werden auch Emmer, Nacktweizen, Spelzgerste, Erbsen, Linsen und Flachs angebaut. Auch Sammelpflanzen wie Haselnüsse, Schlehen, Kornelkirsche und Weißer Gänsefuß wurden genutzt. Die Zinnober-Mine von Šuplja Stena am Avalaberg wird gern der Vinca-Kultur zugeordnet, da alle Schichten von Vinca Zinnober enthalten, der vermutlich als Farbstoff verwendet wird.

5300 BC
Osteuropa

Die Völker der „Vinca-Kultur“, die das heutige Serbien, West-Rumänien, Süd-Ungarn und des östlichen Bosnien bevölkern, entwickeln unter anderem in Tartaria in Transsylvanien ein erstes mutmaßliches Schriftsystem, eingeritzt auf Tontafeln.

5000 BC
Mitteleuropa

Im Gebiet des heutigen Österreich, Mähren, Kroatien, Polen, Zentralungarn und Bayern löst die Lengyel-Kultur die Linearbandkeramik ab. Parallelkulturen sind nördlich die Stichbandkeramik, nordwestlich u.a. die Rössener Kultur. Die Lengyel-Kultur ist ein Komplex, der andere architektonische, technische und künstlerische Traditionen hervorbringt. Die Siedlungen sind von breiten Spitzgräben umgeben. Die typischen bemalten birnenförmigen Gefäße und Fußschalen weisen Ähnlichkeiten mit denen der Danilo-Hvar Kultur und der Butmir-Kultur auf. Ihre Entstehung im Kerngebiet der Starcevo-Kultur in Slawonien, Srem (Sirmien) und Südungarn ist auf verstärkten Austausch mit dem Westen, mit Bosnien und Dalmatien an der Adriaküste zurückzuführen. Vom frühen 5. Jahrtausend unterscheidet sich die Bevölkerung westlich und nördlich der mittleren Donau deutlich durch einen eigenen Kunststil. Die Keramikphasen der Lengyel-Kultur werden unterteilt in a) polychrom, b) bichrom und c) unbemalt. Diese Kultur setzt die für danubische Kulturen übliche Herstellung von Figurinen fort und erreicht dabei eine besondere Vielfalt.

4300 BC
Südosteuropa / Mitteleuropa
Ausbreitung der Kurgan-Tradition zwischen 4300 und 3500 BC (Quelle: Wikipedia.de)
Im Gebiet des heutigen Moldawien, Südrumänien und in Ostungarn entstehen Rundhügelgräber, die ein breites Zeugnis für die Wanderungen der Kurganvölker aus den Steppen Südrusslands ablegen. Im krassen Gegensatz zum ausgeglichenen Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Bestattungen auf den zeitgleichen Friedhöfen des Alten Europa, sind die Kurgangräber fast ausschließlich für männliche Leichname ausgelegt. Während zu dieser Zeit im Alten Europa einfache Erdgruben üblich sind, bedecken die Kurganstämme ihre Gräber mit einem Erd- oder Steinhügel und bestatten darin ausschließlich ihre „Krieger“-Fürsten zusammen mit deren bevorzugtem Kriegswerkzeug, dem Speer, Pfeil und Bogen und Feuersteindolch oder Langmesser. Die Grabfunde enthüllen zwei Charakteristika des indoeuropäischen Weltbildes, wie sie sich in Ostmitteleuropa zum ersten Mal in den beiden Grabstätten Suworowo (Bezirk Warna, Bulgarien) und Casimcea (Donautal) manifestieren. Die Fundorte bezeugen, dass die sogenannten Kurganvölker das Pferd als heiliges Tier verehren, was sich durchaus mit den vom Permafrost konservierten Hügelgräbern der Skythen am Altai vergleichen lässt, und dass die Frau oder Gefährtin eines Stammeshäuptlings nach dessen Tod geopfert wird. Angebliche Bevölkerungsverschiebungen im alten Mitteleuropa nach Norden und Nordwesten weisen indirekt auf eine Katastrophe von so gewaltigem Ausmaß hin, dass sie nicht mit klimatischen Veränderungen oder Epidemien erklärbar sind, für die ohnehin aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends keinerlei Hinweise vorliegen. Dagegen ist angeblich belegt, dass berittene Krieger in diese Landstriche einfallen, nicht nur durch die Funde von Hügelgräbern, die für einen einzigen Mann angelegt werden, sondern weil zu diesem Zeitpunkt ein ganzer Komplex von gesellschaftlichen Zügen hervortritt, der für die Kurgankultur charakteristisch ist: Höhensiedlungen, Haltung von Pferden, eine auf Weidewirtschaft ausgerichtete Ökonomie, Hinweise auf Gewaltbereitschaft und Patriarchat sowie religiöse Symbole, die auf einen Sonnenkult hinweisen. Radiokarbon-Daten siedeln diese Periode zwischen 4400 und 3900 an. Im Gegensatz zu den massiven, oberirdisch gebauten Langhäusern der vorhergehenden Zeitspanne, entstehen die kleinen Trichterbecherhäuser. Sie enthalten Keramik, die mit Furchenstichtechnik angebrachten Sonnensymbolen, Fischgräten- und Stichmustern verziert sind. Unter den Grabfunden Südosteuropas finden sich, abgesehen von Gerätschaften zur Jagd, keine Waffen und keine Hinweise auf Befestigungen. So werden wahrscheinlich die friedfertigen Ackerbauern eine leichte Beute wandernden Menschen der Kurgan-Kultur, die sie überrennen. Die Eindringlinge sind mit Stich- und Hiebwaffen ausgerüstet: mit langen Dolchen, Speeren, Lanzen, Pfeilen und den typischen Kurgan-Bögen aus Holz. Untersuchungen der Kurgan-Grabstätten ("Kurgane") ergeben, dass nur ein Teil der Männer Waffen ins Jenseits mitbekommen, während in Kurganen späterer Reiternomaden alle Männergräber und viele Frauengräber Waffen enthalten.
3950 BC
Mitteleuropa

Die vor fast 1000 Jahren im Gebiet des heutigen Österreich, Mähren, Kroatien, Polen, Zentralungarn und Bayern aufgekommene Lengyel-Kultur endet. Diese Kultur ist ein Komplex, der andere architektonische, technische und künstlerische Traditionen hervorbringt. Die Siedlungen sind von breiten Spitzgräben umgeben. Die typischen bemalten birnenförmigen Gefäße und Fußschalen weisen Ähnlichkeiten mit denen der Danilo-Hvar Kultur und der Butmir-Kultur auf. Ihre Entstehung im Kerngebiet der Starcevo-Kultur in Slawonien, Srem (Sirmien) und Südungarn ist auf verstärkten Austausch mit dem Westen, mit Bosnien und Dalmatien an der Adriaküste zurückzuführen. Vom frühen 5. Jahrtausend unterscheidet sich die Bevölkerung westlich und nördlich der mittleren Donau deutlich durch einen eigenen Kunststil. Die Keramikphasen der Lengyel-Kultur werden unterteilt in a) polychrom, b) bichrom und c) unbemalt. Diese Kultur setzt die für danubische Kulturen übliche Herstellung von Figurinen fort und erreicht dabei eine besondere Vielfalt.

3500 BC
Südosteuropa

Die Völker der sogenannten Kurgan-II-Gruppe, die ihren Ursprüng nördlich des Schwarzen Meeres haben, wo sie ihre Herden auf weiten Steppen weiden, ziehen wegen ihrer großen Herden, die in der einsetzenden Dürre nicht überleben können, nach Westen, Nordwesten, Norden und Südosten. Fast die ganze Balkanhalbinsel und die Gebiete des heutigen Ungarn, Österreich, Ostdeutschlands bis zur Elbe, Polen und das mittlere Russland, aber auch das Gebiet nördlich des Kaukasus, werden von indoeuropäischen Gruppen besiedelt. Die russische Archäologie bezeichnet Kurgan II als „Michajlowka I“ oder „Maikop-Kultur“. Die vor 1000 Jahren neben der Dnepr-Don-Kultur nördlich des Asowschen Meeres zwischen den Flüssen Dnepr und Don entstandene Sredny-Stog-Kultur, eine nordpontische neolithisch-chalkolithische archäologische Kultur, verschwindet wieder. Der Name stammt von jenem ukrainischen Dorf, in dem die Kultur zuerst lokalisiert wurde. Eine der bekanntesten mit dieser Kultur verbunden Siedlungen ist Derijiwka am Dnjepr. Die Kultur gehört ebenfalls zu den Kurgankulturen. Die Verstorbenen liegen auf dem Rücken mit angezogenen Beinen und manchmal mit Ocker bestreut. Schnurverzierte Tonware und Steinaxtformen, die möglicherweise mit den Indoeuropäern nach Westen gelangen, treten in der Endphase auf.

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