Olympische Spiele: Unterschied zwischen den Versionen
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* [[Datei:Dimitrios Vikelas.jpg|thumb|100px]] Der Grieche Dimitrios Vikelas, geboren am 15.02.1835 in Ermoupolis auf der Kykladeninsel Syros, ist ein griechischer Geschäftsmann und Literat, der aufgrund einer medizinischen Behandlung seiner Frau zurzeit in Paris wohnt. Vikelas wird zu seiner Überraschung beim Kongress in Paris sogar der Vorsitz der Kommission übertragen, die sich mit der Möglichkeit der Wiederherstellung der Olympischen Spiele beschäftigen soll. Während des Kongresses machte er dann den Vorschlag, Athen als Austragungsort für die ersten Olympischen Spiele vorzusehen. Dies überzeugt die Mehrzahl der Kommissionsmitglieder und setzte sich damit gegen die Absicht Pierre de Coubertins durch, die ersten Spiele erst 1900 in Paris durchzuführen. In dem von de Coubertin nominierten und vom Kongress bestätigten Internationalen Olympischen Komitee soll Vikelas nun die Präsidentschaft übernehmen, dies deckt sich mit den Statuten des IOCs, die vorsehen, dass der Präsident aus dem Land kommen solle, in dem die nächsten Olympischen Spiele stattfinden werden. | * [[Datei:Dimitrios Vikelas.jpg|thumb|100px]] Der Grieche Dimitrios Vikelas, geboren am 15.02.1835 in Ermoupolis auf der Kykladeninsel Syros, ist ein griechischer Geschäftsmann und Literat, der aufgrund einer medizinischen Behandlung seiner Frau zurzeit in Paris wohnt. Vikelas wird zu seiner Überraschung beim Kongress in Paris sogar der Vorsitz der Kommission übertragen, die sich mit der Möglichkeit der Wiederherstellung der Olympischen Spiele beschäftigen soll. Während des Kongresses machte er dann den Vorschlag, Athen als Austragungsort für die ersten Olympischen Spiele vorzusehen. Dies überzeugt die Mehrzahl der Kommissionsmitglieder und setzte sich damit gegen die Absicht Pierre de Coubertins durch, die ersten Spiele erst 1900 in Paris durchzuführen. In dem von de Coubertin nominierten und vom Kongress bestätigten Internationalen Olympischen Komitee soll Vikelas nun die Präsidentschaft übernehmen, dies deckt sich mit den Statuten des IOCs, die vorsehen, dass der Präsident aus dem Land kommen solle, in dem die nächsten Olympischen Spiele stattfinden werden. | ||
* [[Datei:Pierre de Coubertin.jpg|thumb|100px]] Der Franzose Pierre de Coubertin, geboren am 1. Januar 1863 in Paris, wird zum Generalsekretär des IOC gewählt. Er ist bereits Generalsekretär des französischen Sportverbandes Union des Sociétés de Sports Athlétiques und nun der "Erfinder" der Olympischen Spiele der Neuzeit. Er ist noch ledig. | * [[Datei:Pierre de Coubertin.jpg|thumb|100px]] Der Franzose Pierre de Coubertin, geboren am 1. Januar 1863 in Paris, wird zum Generalsekretär des IOC gewählt. Er ist bereits Generalsekretär des französischen Sportverbandes Union des Sociétés de Sports Athlétiques und nun der "Erfinder" der Olympischen Spiele der Neuzeit. Er ist noch ledig. | ||
− | * [[Datei: | + | * [[Datei:Ernest Callot.jpg|thumb|100px]] Der Franzose Ernest Callot, geboren am 9. April 1840 in La Rochelle, ist Übersetzer für Griechisch und Latein und Vorsitzender und Präsident verschiedener Sport- und Turnvereine. Durch ihn kam sein Kollege Vikelas in das Komitee, da er ihn durch seine berufliche Tätigkeit kennt. Callot wird erster Schatzmeister des IOC. |
* [[Datei:Viktor Balck.jpg|thumb|100px]] Der schwedische Offizier Viktor Gustaf Balck, geboren am 25. April 1844 in Karlskrona, ist Armeesportlehrer und Sportfunktionär. Er war aktiver Fechter und Turner. Nach der Abschlussprüfung blieb er als Turnlehrer, ehe er 1866 in Närke Leutnant und 1884 Hauptmann im selben Regiment wurde. Den größten Teil der Zeit verbrachte er allerdings als Turnlehrer und Verantwortlicher für militärische Leibesübungen. Seit 1885 ist er der Leiter des Militärturnens im Schwedischen Zentralinstitut für Gymnastik (Gymnastik- och idrottshögskolan), der ältesten Sporthochschule der Welt. Er ist seit diesem Jahr auch Präsident der Internationalen Eislaufunion und gilt im übrigen als Erfinder der Balck-Schlittschuhe. Sein Ziel ist es, die Olympischen Spiele auch nach Schweden zu holen. | * [[Datei:Viktor Balck.jpg|thumb|100px]] Der schwedische Offizier Viktor Gustaf Balck, geboren am 25. April 1844 in Karlskrona, ist Armeesportlehrer und Sportfunktionär. Er war aktiver Fechter und Turner. Nach der Abschlussprüfung blieb er als Turnlehrer, ehe er 1866 in Närke Leutnant und 1884 Hauptmann im selben Regiment wurde. Den größten Teil der Zeit verbrachte er allerdings als Turnlehrer und Verantwortlicher für militärische Leibesübungen. Seit 1885 ist er der Leiter des Militärturnens im Schwedischen Zentralinstitut für Gymnastik (Gymnastik- och idrottshögskolan), der ältesten Sporthochschule der Welt. Er ist seit diesem Jahr auch Präsident der Internationalen Eislaufunion und gilt im übrigen als Erfinder der Balck-Schlittschuhe. Sein Ziel ist es, die Olympischen Spiele auch nach Schweden zu holen. | ||
* [[Datei:Alexej Butowski.jpg|thumb|100px]] Der russische General und Militärpädagoge Alexej Dmitrijewitsch Butowski wurde am 9. Juni 1838 im Gouvernement Poltawa (heute Ukraine) als Sohn eines russischen Großgrundbesitzers und Gutsherren geboren. Der literarisch interessierte junge Butovsky begann eine Ausbildung an verschiedenen Offizierschulen. Bereits mit 19 Jahren war er an diesen Schulen als Nachhilfelehrer tätig. 1871 wurde er schließlich Lehrer am Petersburger Militärgymnasium. Butovsky erkannte, dass die traditionelle Körperertüchtigung an den Offizierschulen für die Erfordernisse der Zeit, die sich durch moderne Kriegstechniken vollkommen verändert hatte, nicht mehr ausreichend war. Er verfasste neue Theorien und Methodiken der Leibeserziehung, die er, inzwischen in der Hauptverwaltung der Offizierschulen tätig, umzusetzen versuchte. Butovsky erzielte damit auch außerhalb des Militärs Aufmerksamkeit, und so berief das Ministerium für Volksaufklärung ihn 1888 in einen Ausschuss, der eine Verbesserung des Turnunterrichts in den zivilen Lehranstalten herbeiführen sollte. Butovsky verfügte neben seiner Militärausbildung über ein sehr fundiertes Wissen. So beherrschte er mehrere Fremdsprachen fließend, wobei er eine besondere Vorliebe für Französisch hatte. Er unternahm eine Reihe von Studienreisen, vornehmlich nach Frankreich. Auf einer mehrmonatigen Reise im Frühjahr 1892, mit der er in verschiedenen Ländern das dortige System im Turnen und Fechten studieren wollte, traf er erstmals auf Pierre de Coubertin, der sich zu dieser Zeit bereits intensiv mit der Wiederbelebung der Olympischen Spiele beschäftigte. Coubertin benötigte zur Umsetzung seiner Idee für das 1894 gegründete Internationale Olympische Komitee Vertreter aus möglichst allen politisch und geografisch bedeutsamen Ländern jener Zeit. Hierzu gehörte auch Russland, dass sich Frankreich auf politischer Ebene durch Freundschaftsvertrag (1891) und Militärkonvention (1893) inzwischen stark angenähert hatten. Seine Wahl fiel auf Butovsky. Der gebildete Herr aus gutem Haus mit Interesse für Pädagogik und moderne Leibeserziehung passte genau in das Bild, das sich Coubertin von den Mitgliedern des IOCs gemacht hatte. | * [[Datei:Alexej Butowski.jpg|thumb|100px]] Der russische General und Militärpädagoge Alexej Dmitrijewitsch Butowski wurde am 9. Juni 1838 im Gouvernement Poltawa (heute Ukraine) als Sohn eines russischen Großgrundbesitzers und Gutsherren geboren. Der literarisch interessierte junge Butovsky begann eine Ausbildung an verschiedenen Offizierschulen. Bereits mit 19 Jahren war er an diesen Schulen als Nachhilfelehrer tätig. 1871 wurde er schließlich Lehrer am Petersburger Militärgymnasium. Butovsky erkannte, dass die traditionelle Körperertüchtigung an den Offizierschulen für die Erfordernisse der Zeit, die sich durch moderne Kriegstechniken vollkommen verändert hatte, nicht mehr ausreichend war. Er verfasste neue Theorien und Methodiken der Leibeserziehung, die er, inzwischen in der Hauptverwaltung der Offizierschulen tätig, umzusetzen versuchte. Butovsky erzielte damit auch außerhalb des Militärs Aufmerksamkeit, und so berief das Ministerium für Volksaufklärung ihn 1888 in einen Ausschuss, der eine Verbesserung des Turnunterrichts in den zivilen Lehranstalten herbeiführen sollte. Butovsky verfügte neben seiner Militärausbildung über ein sehr fundiertes Wissen. So beherrschte er mehrere Fremdsprachen fließend, wobei er eine besondere Vorliebe für Französisch hatte. Er unternahm eine Reihe von Studienreisen, vornehmlich nach Frankreich. Auf einer mehrmonatigen Reise im Frühjahr 1892, mit der er in verschiedenen Ländern das dortige System im Turnen und Fechten studieren wollte, traf er erstmals auf Pierre de Coubertin, der sich zu dieser Zeit bereits intensiv mit der Wiederbelebung der Olympischen Spiele beschäftigte. Coubertin benötigte zur Umsetzung seiner Idee für das 1894 gegründete Internationale Olympische Komitee Vertreter aus möglichst allen politisch und geografisch bedeutsamen Ländern jener Zeit. Hierzu gehörte auch Russland, dass sich Frankreich auf politischer Ebene durch Freundschaftsvertrag (1891) und Militärkonvention (1893) inzwischen stark angenähert hatten. Seine Wahl fiel auf Butovsky. Der gebildete Herr aus gutem Haus mit Interesse für Pädagogik und moderne Leibeserziehung passte genau in das Bild, das sich Coubertin von den Mitgliedern des IOCs gemacht hatte. | ||
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* [[Datei:Ferenc Kemeny.jpg|thumb|100px]] Der ungarische Pädagoge und Humanist Ferenc Kemény wurde am 17. Juli 1860 in Nagybecskerek (heute Zrenjanin in Serbien) geboren. Der ursprüngliche Familienname von Ferenc Kemény, dessen Familie jüdischer Abstammung ist, lautet Kohn. Er absolvierte seine Schulzeit in Budapest, wo er anschließend ein Studium für ein Lehramt begann. Ein längerer Studienaufenthalt brachte ihn nach Stuttgart, auch um seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. 1883 erhielt er an der Universität Budapest das Lehramtsdiplom für Mathematik und Physik. 1884 ging er nach Paris und besuchte hier Vorlesungen am Collège de France und an der Sorbonne, vorwiegend, um die französische Sprache zu vertiefen. In studentischen Kreisen lernte er Pierre de Coubertin kennen. Als Pädagoge war Kemény von Coubertins Grundidee, einer auf dem Sport beruhenden Reform des Erziehungswesens, beeindruckt. Mehr noch beschäftigte ihn aber die frühe bürgerliche Friedensbewegung, für die Paris zu jener Zeit eines der Zentren war. Nach Quellen des Ungarischen Nationalen Olympischen Komitees soll es Kemény gewesen sein, der neben der erzieherischen Wirkung des Sports auch die Möglichkeit sah, den Sport für die Friedensbewegung zu nutzen, und deshalb bei seinem Aufenthalt in Paris Coubertin den Vorschlag unterbreitet habe, die Olympischen Spiele der Antike wiederzubeleben. Kemény und Coubertin wird zeitlebens enge Freundschaft verbinden; so blieben beide auch nach Keménys Rückkehr nach Ungarn, 1888, in ständigem brieflichen Kontakt. Während seiner Zeit als Lehrer in der ungarischen Provinz erwarb Kemény Diplome für Deutsch und Französisch. 1890 nahm er eine Lehrerstelle in Eger an, wo er später zum Schuldirektor ernannt wurde. Kemény, der inzwischen durch Veröffentlichungen über die Modernisierung des Bildungssystems bekannt wurde, stieß hiermit in konservativen aristokratischen Kreisen erstmals auf Widerstand. | * [[Datei:Ferenc Kemeny.jpg|thumb|100px]] Der ungarische Pädagoge und Humanist Ferenc Kemény wurde am 17. Juli 1860 in Nagybecskerek (heute Zrenjanin in Serbien) geboren. Der ursprüngliche Familienname von Ferenc Kemény, dessen Familie jüdischer Abstammung ist, lautet Kohn. Er absolvierte seine Schulzeit in Budapest, wo er anschließend ein Studium für ein Lehramt begann. Ein längerer Studienaufenthalt brachte ihn nach Stuttgart, auch um seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. 1883 erhielt er an der Universität Budapest das Lehramtsdiplom für Mathematik und Physik. 1884 ging er nach Paris und besuchte hier Vorlesungen am Collège de France und an der Sorbonne, vorwiegend, um die französische Sprache zu vertiefen. In studentischen Kreisen lernte er Pierre de Coubertin kennen. Als Pädagoge war Kemény von Coubertins Grundidee, einer auf dem Sport beruhenden Reform des Erziehungswesens, beeindruckt. Mehr noch beschäftigte ihn aber die frühe bürgerliche Friedensbewegung, für die Paris zu jener Zeit eines der Zentren war. Nach Quellen des Ungarischen Nationalen Olympischen Komitees soll es Kemény gewesen sein, der neben der erzieherischen Wirkung des Sports auch die Möglichkeit sah, den Sport für die Friedensbewegung zu nutzen, und deshalb bei seinem Aufenthalt in Paris Coubertin den Vorschlag unterbreitet habe, die Olympischen Spiele der Antike wiederzubeleben. Kemény und Coubertin wird zeitlebens enge Freundschaft verbinden; so blieben beide auch nach Keménys Rückkehr nach Ungarn, 1888, in ständigem brieflichen Kontakt. Während seiner Zeit als Lehrer in der ungarischen Provinz erwarb Kemény Diplome für Deutsch und Französisch. 1890 nahm er eine Lehrerstelle in Eger an, wo er später zum Schuldirektor ernannt wurde. Kemény, der inzwischen durch Veröffentlichungen über die Modernisierung des Bildungssystems bekannt wurde, stieß hiermit in konservativen aristokratischen Kreisen erstmals auf Widerstand. | ||
* Der Italiener Mario Adinolfo Lucchesi-Palli, Fürst von Campofranco und Herzog von Grazia, wurde am 10. März 1840 in Graz geboren. Im Hauptberuf verwaltete er als ältester Sohn zunächst die Schlösser Brunnsee und Schloss Weinburg am Saßbach, die durch ihre Internationalität gekennzeichnet waren. Gegenwärtig ist er Vizekonsul in der italienischen Botschaft in Paris. | * Der Italiener Mario Adinolfo Lucchesi-Palli, Fürst von Campofranco und Herzog von Grazia, wurde am 10. März 1840 in Graz geboren. Im Hauptberuf verwaltete er als ältester Sohn zunächst die Schlösser Brunnsee und Schloss Weinburg am Saßbach, die durch ihre Internationalität gekennzeichnet waren. Gegenwärtig ist er Vizekonsul in der italienischen Botschaft in Paris. | ||
− | * [[Datei: | + | * [[Datei:Oliver Russell 2nd Baron Ampthill.jpg|thumb|100px]] Der englische Adlige und Diplomat Arthur Oliver Villiers Russell, 2. Baron Ampthill wurde am 19. Februar 1869 in Rom geboren. Er ist der Sohn von Sir Odo Russell, der damals inoffizieller Vertreter Großbritanniens beim Vatikan war. In seiner Studienzeit am Eton College und an der Universität Oxford war Russell aktiver Sportler. Insbesondere tat er sich als Ruderer hervor und nahm als solcher an zahlreichen Rennen verschiedener Collegemannschaften teil, von denen das Boat Race zwischen den Universitäten von Oxford und Cambridge wohl das berühmteste Rennen ist. |
* [[Datei:William Milligan Sloane.jpg|thumb|100px]] Der US-amerikanische Philologe und Historiker William Milligan Sloane wurde am 12. November 1950 in Richmond, Ohio, geboren. Sloane, dessen Spezialgebiet die französische Geschichte ist, unternahm für seine Forschungen und literarische Studien mehrfach Reisen nach Europa, insbesondere nach Frankreich. 1888 hielt er sich mehrere Monate in Paris auf, wo er häufig ein Gast von Hippolyte Taine war, einem französischen Philosophen, der mit seinen Theorien über das Wesen des Menschen, gestützt durch psychologische Studien über Napoléon Bonaparte, Aufmerksamkeit in den intellektuellen Kreisen erweckte. Auch Pierre de Coubertin, war mit Taine bekannt. Bei einer Zusammenkunft in seinem Haus lernten sich Sloane und Coubertin erstmals kennen. Das gemeinsame Interesse für bildungspolitische Themen und das besondere Interesse Coubertins am anglo-amerikanischen Bildungssystem bildete die Grundlage für ihre langjährigen Beziehungen und spätere Freundschaft. Sloane bereitete den Weg für Coubertins erste Reise in die Vereinigten Staaten 1889 vor, indem er ihm Zugang zu den wichtigsten Universitäten des Landes verschaffte und ihm Politiker vorstellte, unter denen sich auch Theodore Roosevelt befand. Eine zweite Reise Coubertins in die Vereinigten Staaten 1893 stand bereits unter dem Einfluss des Gedankens, die Olympischen Spiele wiederzubeleben. In Sloane hoffte er auf einen Unterstützer seiner Ideen zu treffen. Der weltmännische und stets um internationalen Gedankenaustausch bemühte Sloane nahm Coubertins Idee begeistert auf. Er war überzeugt von der Leidenschaft seiner Landsleute für den Sport, und wie zum Beweis nahm er Coubertin an Thanksgiving zu einem Footballspiel der Ivy League mit, das in New York City zwischen den Universitätsmannschaften aus Princeton und Yale ausgetragen wurde. 25.000 Zuschauer im Manhattan Field Stadium bejubelten den ersten Sieg von Princeton über Yale seit über 10 Jahren. Vom Enthusiasmus der Zuschauer und den anschließenden Feierlichkeiten mit Feuerwerk und Paraden war Coubertin so begeistert, dass er von einer wahrhaftigen Szenerie des modernen olympischen Gedankens sprach. | * [[Datei:William Milligan Sloane.jpg|thumb|100px]] Der US-amerikanische Philologe und Historiker William Milligan Sloane wurde am 12. November 1950 in Richmond, Ohio, geboren. Sloane, dessen Spezialgebiet die französische Geschichte ist, unternahm für seine Forschungen und literarische Studien mehrfach Reisen nach Europa, insbesondere nach Frankreich. 1888 hielt er sich mehrere Monate in Paris auf, wo er häufig ein Gast von Hippolyte Taine war, einem französischen Philosophen, der mit seinen Theorien über das Wesen des Menschen, gestützt durch psychologische Studien über Napoléon Bonaparte, Aufmerksamkeit in den intellektuellen Kreisen erweckte. Auch Pierre de Coubertin, war mit Taine bekannt. Bei einer Zusammenkunft in seinem Haus lernten sich Sloane und Coubertin erstmals kennen. Das gemeinsame Interesse für bildungspolitische Themen und das besondere Interesse Coubertins am anglo-amerikanischen Bildungssystem bildete die Grundlage für ihre langjährigen Beziehungen und spätere Freundschaft. Sloane bereitete den Weg für Coubertins erste Reise in die Vereinigten Staaten 1889 vor, indem er ihm Zugang zu den wichtigsten Universitäten des Landes verschaffte und ihm Politiker vorstellte, unter denen sich auch Theodore Roosevelt befand. Eine zweite Reise Coubertins in die Vereinigten Staaten 1893 stand bereits unter dem Einfluss des Gedankens, die Olympischen Spiele wiederzubeleben. In Sloane hoffte er auf einen Unterstützer seiner Ideen zu treffen. Der weltmännische und stets um internationalen Gedankenaustausch bemühte Sloane nahm Coubertins Idee begeistert auf. Er war überzeugt von der Leidenschaft seiner Landsleute für den Sport, und wie zum Beweis nahm er Coubertin an Thanksgiving zu einem Footballspiel der Ivy League mit, das in New York City zwischen den Universitätsmannschaften aus Princeton und Yale ausgetragen wurde. 25.000 Zuschauer im Manhattan Field Stadium bejubelten den ersten Sieg von Princeton über Yale seit über 10 Jahren. Vom Enthusiasmus der Zuschauer und den anschließenden Feierlichkeiten mit Feuerwerk und Paraden war Coubertin so begeistert, dass er von einer wahrhaftigen Szenerie des modernen olympischen Gedankens sprach. | ||
* [[Datei:José Benjamin Zubiaur.jpg|thumb|100px]] Der argentinische Pädagoge und Erneuerer des dortigen Schulsystems José Mariano Benjamin Zubiaur wurde am 31. März 1856 in Paraná, Entre Rios in Argentinien geboren. Zubiaur entstammt einer Familie spanischer Basken; sein Großvater verließ im späten 18. Jahrhundert den kleinen Ort Viscaya und siedelte in das spanische Vizekönigreich des Río de la Plata über. Zubiaur gehörte 1889 als Pädagoge zu den Respektspersonen seines Heimatlandes. Im Auftrag des Ministeriums der Justiz, das auch für Kultur und Bildung zuständig war, wurde Zubiaur zum Mitglied einer Delegation berufen, die Argentinien auf der Weltausstellung in Paris vertreten sollte. Zum Zweck des Studiums verschiedener europäischer Schulsysteme jener Zeit ermöglichte man ihm, ein komplettes Jahr in Europa zu bleiben, weshalb er die lange Reise mit seiner gesamten Familie unternahm. Eine seiner Töchter, América, erblickte in Frankreich das Licht der Welt. Bei seiner Teilnahme an diversen Kongressen traf er Pierre de Coubertin. Schnell stellten sie Gemeinsamkeiten fest, insbesondere waren beide vom anglo-amerikanischen Erziehungsprogramm überzeugt, das die körperliche Ertüchtigung durch Sport als wesentlichen Faktor für die charakterliche Bildung ansah. Für Zubiaur war diese Begegnung wegweisend für seine weitere Arbeit in Argentinien. Couberins Pläne für eine Wiederbelebung der Olympischen Spiele waren zu dieser Zeit noch kein ernsthaftes Thema. Nachdem Zubiaur nach Argentinien zurückgekehrt war, nutzte er seine Position zur Einführung des Sportunterrichts an Schulen. Als er 1892 Direktor des Colegio Nacional del Uruguay wurde, also der Schule, an der seine eigene Ausbildung begann, revolutionierte er förmlich die Unterrichtsmethoden. Er förderte die Kunsterziehung, bildete ein Schulorchester, unternahm Exkursionen mit den Studenten, unterstützte studentische Gesellschaften und ließ erstmals in der Geschichte des Landes Frauen zum Studium zu. Er führt das in Argentinien inzwischen bekannt Fußballspiel und Rudern in den Sportunterricht ein und organisierte hierfür Wettkämpfe unter Schulen. | * [[Datei:José Benjamin Zubiaur.jpg|thumb|100px]] Der argentinische Pädagoge und Erneuerer des dortigen Schulsystems José Mariano Benjamin Zubiaur wurde am 31. März 1856 in Paraná, Entre Rios in Argentinien geboren. Zubiaur entstammt einer Familie spanischer Basken; sein Großvater verließ im späten 18. Jahrhundert den kleinen Ort Viscaya und siedelte in das spanische Vizekönigreich des Río de la Plata über. Zubiaur gehörte 1889 als Pädagoge zu den Respektspersonen seines Heimatlandes. Im Auftrag des Ministeriums der Justiz, das auch für Kultur und Bildung zuständig war, wurde Zubiaur zum Mitglied einer Delegation berufen, die Argentinien auf der Weltausstellung in Paris vertreten sollte. Zum Zweck des Studiums verschiedener europäischer Schulsysteme jener Zeit ermöglichte man ihm, ein komplettes Jahr in Europa zu bleiben, weshalb er die lange Reise mit seiner gesamten Familie unternahm. Eine seiner Töchter, América, erblickte in Frankreich das Licht der Welt. Bei seiner Teilnahme an diversen Kongressen traf er Pierre de Coubertin. Schnell stellten sie Gemeinsamkeiten fest, insbesondere waren beide vom anglo-amerikanischen Erziehungsprogramm überzeugt, das die körperliche Ertüchtigung durch Sport als wesentlichen Faktor für die charakterliche Bildung ansah. Für Zubiaur war diese Begegnung wegweisend für seine weitere Arbeit in Argentinien. Couberins Pläne für eine Wiederbelebung der Olympischen Spiele waren zu dieser Zeit noch kein ernsthaftes Thema. Nachdem Zubiaur nach Argentinien zurückgekehrt war, nutzte er seine Position zur Einführung des Sportunterrichts an Schulen. Als er 1892 Direktor des Colegio Nacional del Uruguay wurde, also der Schule, an der seine eigene Ausbildung begann, revolutionierte er förmlich die Unterrichtsmethoden. Er förderte die Kunsterziehung, bildete ein Schulorchester, unternahm Exkursionen mit den Studenten, unterstützte studentische Gesellschaften und ließ erstmals in der Geschichte des Landes Frauen zum Studium zu. Er führt das in Argentinien inzwischen bekannt Fußballspiel und Rudern in den Sportunterricht ein und organisierte hierfür Wettkämpfe unter Schulen. |
Version vom 19. Juli 2018, 03:58 Uhr
DIE GESCHICHTE DER OLYMPISCHEN SPIELE DER NEUZEIT
DIESE SEITE IST EINE BAUSTELLE
Sitz des Internationalen Olympischen Komitees: Paris (1894-1915), Lausanne (seit 1915)
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Vorbemerkung
Eine Olympiade bezeichnet gemeinhin den vierjährigen Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Dem Ursprung nach beginnt sie mit der Eröffnung Olympischer Spiele und endet mit dem Moment, in dem die Folgeolympiade einsetzt. Nach neuzeitlicher Definition beginnt eine Olympiade dagegen bereits mit dem Beginn des Jahres, in dem Olympische Sommerspiele turnusgemäß abgehalten werden, womit sie dann exakt vier Jahre umfasst. Schon in der griechischen Archaik des 6. Jahrhunderts v. Chr., wie teilweise auch heute, wird die Bezeichnung auch für die Olympischen Spiele selbst verwendet.
Antike
Die ersten Olympischen Spiele in Olympia wurden der Überlieferung zufolge im antiken Griechenland im Jahr 776 BC abgehalten. Mit diesem Jahr beginnen die Siegerlisten. Es ist der Ausgangspunkt der klassischen griechischen Zeitrechnung. Die Zählung der Olympiaden wurde aber erst vom Geschichtsschreiber Timaios von Tauromenion eingeführt, der im 4. und 3. Jahrhundert BC lebte. Erst danach begann die Datierung von Ereignissen nach Olympiaden, und die Olympiadenrechnung wurde zur Grundlage der griechischen Chronologie.
Neuzeit
1896 begann die erste Olympiade der Neuzeit in Athen. Das Internationale Olympische Komitee definiert die Olympiade als den Zeitraum von vier Jahren, der jeweils am 1. Januar des Jahres der Sommerspiele beginnt. Die erste Olympiade der Neuzeit begann demnach am 1. Januar 1896, die XXXI. Olympiade der Neuzeit am 1. Januar 2016, im Jahr der Olympischen Sommerspiele 2016, die deshalb offiziell die Spiele (zur Feier) der XXXI. Olympiade heißen. Die Olympiaden werden mit römischen Zahlen nummeriert. Sommerspiele finden in jenen Jahren statt, die durch vier teilbar sind.
Die Zeitrechnung in Olympiaden ist unabhängig davon, ob die Spiele stattfinden oder nicht. Die Olympischen Sommerspiele 1936 waren die Spiele der XI. Olympiade. Nachdem wegen des Zweiten Weltkrieges 1940 und 1944 keine Spiele ausgetragen wurden, wurden die Sportveranstaltungen 1948 mit den Spielen der XIV. Olympiade wieder aufgenommen.
Die Winterspiele werden im Gegensatz zu den Sommerspielen fortlaufend nummeriert. Die IV. Olympischen Winterspiele wurden 1936 ausgetragen, die V. Olympischen Winterspiele aber erst 1948. Seit 1994 finden die Olympischen Winterspiele zudem in jenen geraden Jahren statt, in denen keine Sommerspiele stattfinden. Sie finden seither in der Mitte jeder Olympiade statt.
Französische Republik Der französische Pädagoge, Historiker und Sportfunktionär Pierre de Frédy, Baron de Coubertin, der an der Sorbonne Kunst, Philologie und Rechtswissenschaften studierte und als Pädagoge tätig ist, tritt, beeinflusst durch die archäologischen Ausgrabungen im griechischen Olympia, für eine Wiederbelebung der Olympischen Spiele ein, mit welchen er nationale Egoismen überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beitragen will. Der Grenzen überwindende Fortschritt im gesellschaftlichen Bereich soll durch ein sportliches Rekordstreben nach dem Motto „Citius, altius, fortius“ (lateinisch für "schneller, höher, stärker") symbolisiert werden. Nach Coubertins olympischem Idealbild sollen nur erwachsene, männliche Einzelkämpfer teilnehmen, ähnlich dem antiken Vorbild. Frauen sollen von der Teilnahme an den Spielen ausgeschlossen sein. | |
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Der Geistliche der Anglikanischen Kirche Astley Cooper fordert in der imperialen Zeitung Greater Britain (London) regelmäßig wiederkehrende sportliche Wettkämpfe für das gesamte Britische Empire durchzuführen, eingebettet in Empire-Ausstellungen. Auch sollen hiermit Stipendien für besonders begabte Personen aus dem Empire verbunden sein. Aus der öffentlichen Diskussion in den führenden englischen Zeitungen entsteht die Vorstellung, alle vier Jahre Pan-Britannische Olympische Spiele durchzuführen. Den Begriff der Olympischen Spiele bringt der Historiker James Anthony Froude in diesem Zusammenhang in die Diskussion, der hiermit an die klassische Bildungstradition anknüpfen und vor allem die Studenten ansprechen will. | |
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Französische Republik Da Pierre de Coubertin, als Verantwortlicher des französischen Universitätssports, fürchten muss, mit seinen französischen Sportlern von dem vor drei Jahren von Astley Cooper in London postulierten Ereignis von Pan-Britannischen Olympischen Spielen ausgeschlossen zu sein, setzt er die weltweiten Olympischen Spiele dagegen. Da Astley Cooper nicht aus der Sportbewegung kommt, ist ihm die Begrenzung der Teilnahme auf Amateure auch nicht wichtig. Coubertin, der in diesem Monat seine Einladungen für einen Sportkongress in Paris versendet, verbindet aber seine Spiele mit den Amateursportverbänden. Durch die Verbreitung der Astley-Cooper–Komitees werden die Olympischen Spiele von Beginn an Teilnehmer aus Australien begrüßen. Der Panhellenische Gymnastclub dagegen zeigt wenig Interesse, Abgeordnete zu einem Sportkongress nach Paris zu entsenden. | |
Französische Republik An der Sorbonne in Paris beginnt ein internationaler Sportkongress, der später als Erster Olympischer Kongress bezeichnet werden wird, bei dem sich eine von Baron Pierre de Coubertin gebildete Kommission mit der Wiederaufnahme der Olympischen Spiele beschäftigt. Der durch seine Studien von der erzieherischen und sozialisierenden Wirkung des Sports überzeugte Pädagoge de Coubertin sieht in der Wiederbelebung der Olympischen Spiele der Antike eine Chance, die Völker und Nationen der Welt einander näherzubringen, um nationale Egoismen zu überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beizutragen. Die mit zunehmender Technik immer stärkere Internationalisierung der Gesellschaft jener Zeit bekräftigt sein Vorhaben. In der Zusammensetzung seiner Kommission orientiert sich Coubertin am Jockey Club in England (Newmarket), da dieser Verein alle Krisen überstanden hat, immer wichtiger geworden ist und an den Schichten orientiert war, die Coubertin bevorzugt. Etwa die Hälfte der Mitglieder des zu gründenden Komitees sollen aus der Sportbewegung kommen, die andere Hälfte herausragende Persönlichkeiten mit Sportinteresse sein. Der Kongress findet daher auch in der Woche des Derby von Frankreich statt, da zu diesem Termin ohnehin viele Sportfans von Adel in Paris weilen. | |
Olympische Spiele / Französische Republik Es bleibt Coubertin überlassen, den auf dem Pariser Kongress gefassten Beschluss zur Gründung eines Komitees umzusetzen. Baron de Coubertin ist daran gelegen, ein hohes Interesse für die Olympischen Spiele zu wecken, um ihnen den Nimbus von Größe und Ruhm verleihen zu können, wie Coubertin es selbst formuliert. Die ersten Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees sollen deshalb möglichst aus allen Teilen der Welt kommen und dort aufgrund ihres Ansehens und ihrer Beziehungen die Olympische Idee verbreiten. Die Gründungsmitglieder wird Coubertin persönlich berufen und im kommenden Monat bekanntgeben. | |
Französische Republik Der französische Baron Pierre de Coubertin gibt die Namen der 13 Mitglieder des im Vormonat in Paris gegründeten Comité International Olympique (CIO) (Internationales Olympisches Komitee IOC) bekannt:
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Olympiade | Jahr | Austragungsort | Nationen | Teilnehmer | Sportarten | Anmerkungen | ||
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Athen | Erste Olympische Spiele der Neuzeit. Wettbewerbe im Fechten, Gewichtheben, Leichtathletik, Radsport, Ringen, Schießen, Schwimmen, Tennis und Turnen. Die Ruder- und Segelwettbewerbe fielen wetterbedingt aus. | |||||||
Paris | Erstmals mit Frauen in zwei Sportarten (Golf, damals olympisch, und Tennis). Viele für heute exotische Wettbewerbe in den Sportarten wie Cricket oder Pelota im olympischen und Ballonfahren oder Jeu de Paume im nichtolympischen Programm. | |||||||
St. Louis | Letztmals mit gemischten Nationalmannschaften, zum Beispiel im Fechten. | |||||||
Athen | Jubiläumsspiele (10 Jahre), werden vom IOC nicht als Olympische Spiele anerkannt, gelten aber als inoffizielle Zwischenspiele. | |||||||
London | Zum ersten Mal Wettbewerbe im Eiskunstlauf. | |||||||
wird fortgesetzt |
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