Norddeutscher Bund 1870-III: Unterschied zwischen den Versionen

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Bayern ist beunruhigt wegen der Gebietsforderungen Frankreichs auf die Pfalz und ordnet die Mobilisierung der Armee an. <br>
 
Bayern ist beunruhigt wegen der Gebietsforderungen Frankreichs auf die Pfalz und ordnet die Mobilisierung der Armee an. <br>
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Manitoba wird nach New Brunswick, Nova Scotia, Ontario und Québec die fünfte Provinz Kanadas und die dritte, in der ausschließlich Englisch Verkehrssprache ist. Fort Garry, ein Handelsposten der Hudson Bay Company in Manitoba, wird zur Provinzhauptstadt. Die neue Provinz umfasst nur 5,6 Prozent des späteren Ausmaßes von 1912 und wird daher in Kanada als "Briefmarken-Provinz" verspottet. Zum ersten Premierminister Manitobas, der hier "Chief Minister" genannt wird, wird Alfred Boyd bestimmt, der sich wohl vor allem für das Amt qualifiziert, weil er zweisprachig und ein Gegner des Rebellen Louis Riels ist.  <br>
 
Die ehemaligen Gebiete der Hudson’s Bay Company werden zu kanadischen Gebieten erklärt und verwaltungsmäßig der Hauptstadt Yellowknife zugeordnet. <br>
 
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Georgia wird als letzter der ehemaligen Konföderierten Staaten von Amerika wieder in die Union aufgenommen. Mit dem Wiedereintritt Georgias als letzten konföderierten Staat in die Vereinigten Staaten von Amerika wird der Bund der Konföderierten Staaten von Amerika („Südstaaten“) de facto aufgelöst. <br>
 
 
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Version vom 24. Januar 2018, 20:26 Uhr

Deutsches Reich.gif
Wappen Norddeutscher Bund

NORDDEUTSCHER BUND

Hauptstadt: Berlin

Chronik des Jahres 1870

III. Quartal 1870


DIESE SEITE IST EINE BAUSTELLE


Hauptseite Map Norddeutscher Bund 1866-1870.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
(nach Geburtsjahr geordnet)
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Länderchroniken
Wichtige Ereignisse des Quartals im Norddeutschen Bund

frühere Chroniken Deutschlands
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres ...
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Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres ...
1867 - 1868
Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres 1869
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
Chronik des Norddeutschen Bundes des Jahres 1870
I. Quartal - II. Quartal - III. Quartal - IV. Quartal
01.07.1870
Norddeutscher Bund.gif
Norddeutscher Bund
Die Regierung des Norddeutschen Bundes zu Beginn des Quartals
Deutsches Reich.gif Funktion Name seit Jahre
Wilhelm I.jpg
Präsident des Norddeutschen Bundes
(König von Preußen)
Wilhelm I. von Preußen
18.08.1866
(07.10.1858)
3,9
(11,7)
Graf Otto von Bismarck.jpg
Kanzler des Norddeutschen Bundes
(Preußischer Ministerpräsident)
Graf Otto von Bismarck
18.08.1866
(23.09.1862)
3,9
(7,8)
Norddeutscher Bund.gif 50px
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Der Hofgärtner Johann Heinrich Gustav Meyer wird zum ersten Gartendirektor Berlins berufen. Damit beginnt die eigentliche Geschichte der Berliner Gartenverwaltung.

06.07.1870
Spanien 1785-1873.gif Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Frankreich teilt den europäischen Hauptstädten die französische Sicht zur Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen auf den spanischen Thron mit. Außenminister Antoine Alfred Graf Agénor de Gramont verliest eine von Kaiser Napoléon III. gutgeheißene und von der Regierung einstimmig gebilligte scharfe Erklärung vor der „Chambre législative“, wonach Frankreich eine solche Entwicklung nicht hinnehmen und sollte es doch dazu kommen ohne Zögern seine Pflicht tun werde, was als eine kaum verschleierte Kriegsdrohung angesehen wird: „Frankreich würde nicht dulden, dass der Prinz von Hohenzollern oder sonst irgendein preußischer Prinz den spanischen Thron besteigt. Um diesen möglichen Fall zu verhindern, zählt die Regierung zugleich auf die Klugheit des deutschen Volkes und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte es jedoch anders kommen, so wüssten wir kraft Ihrer (der Abgeordneten) Unterstützung und derjenigen der Nation ohne Zögern und ohne Schwäche unsere Pflicht zu tun.“

12.07.1870
Spanien 1785-1873.gif Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Der französische Botschafter am preußischen Hof, Vincent Graf Benedetti, wird nach Bad Ems entsandt, wo sich König Wilhelm I. von Preußen gerade aufhält, um den preußischen König aufzufordern, Prinz Leopold von Hohenzollern und Sigmaringen, zum Verzicht auf die spanische Thronkandidatur zu bewegen. Es entsteht so viel Druck auf die Familie Hohenzollern, dass Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, Leopolds Vater, angesichts des Aufziehens einer europäischen Krise im Namen seines Sohnes den Verzicht auf die spanische Königswürde erklärt.

13.07.1870
Spanien 1785-1873.gif Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Königreich Spanien / Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich
Graf Otto von Bismarck kürzt ein Telegramm und beschwört damit einen Krieg herauf
Helmuth Graf von Moltkes letzter Wunsch ist ein Krieg gegen Frankreich
In Folge von Ressentiments, welche durch die napoleonische Niederlage gegenüber Preußen noch immer in Frankreich herrscht, wird der preußische König Wilhelm I. aufgefordert, öffentlich erklären, dass auch in Zukunft niemals ein Mitglied der Hohenzollern den spanischen Thron besteigen wird. Der französische Außenminister Antoine Alfred Herzog von Gramont fordert von Wilhelm ein persönliches Entschuldigungsschreiben an Napoléon III.; unterdessen sendet Wilhelm ein Telegramm an Graf Otto von Bismarck ab, in dem er diesen über seine Unterredung mit Benedetti informiert. Dieser Brief, die später „Emser Depesche“ genannt werden wird, wird von Bismarcks engstem Mitarbeiter Heinrich Abeken, der den König nach Bad Ems begleitet, an Bismarck telegrafiert und hat folgenden Wortlaut: Seine Majestät der König schreibt mir: ‚Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, dass ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen. Ich wies ihn, zuletzt etwas ernst, zurück, da man à tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne. Natürlich sagte ich ihm, dass ich noch nichts erhalten hätte und, da er über Paris und Madrid früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, dass mein Gouvernement wiederum außer Spiel sei.‘ Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen. Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, dass er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchstderselbe, mit Rücksicht auf die obige Zumuthung, auf des Grafen Eulenburg und meinen Vortrag, beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen, daß Seine Majestät jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe. Seine Majestät stellt Eurer Excellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich, sowohl unsern Gesandten, als in der Presse mitgetheilt werden sollte. Bismarck überarbeitet das Telegramm, so dass die französischen Forderungen schließlich den Charakter eines Ultimatums bekommen. Während eines Essens, zu dem er Roon und Generalfeldmarschall Moltke geladen hat, liest Bismarck seinen beiden Gästen das Telegramm vor, deren Niedergeschlagenheit so tief wurde, dass sie Speise und Trank verschmähten. Daraufhin redigiert und kürzt Bismarck das Telegramm stark und liest diese gekürzte Fassung ebenfalls seinen Gästen vor. Sie lautet wie folgt: Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der Französische Botschafter in Ems an S. Maj. den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, dass er nach Paris telegraphiere, dass S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten. Seine Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den Franz. Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass S. Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe. Aus dieser neuen Fassung geht nicht mehr hervor, dass König Wilhelm I. von Preußen eine Unterredung mit dem französischen Botschafter gehabt und ihm seine Ablehnung erläutert habe; lediglich die französische Forderung und die Verweigerung einer weiteren Audienz werden in knappen Worten berichtet. Durch diese Kürzungen kann die Meldung leicht den Eindruck erwecken, Benedetti sei in Bad Ems in ungebührlicher Weise aufgetreten, und weitere diplomatische Kontakte seien vom König abgelehnt worden. Sofort schlägt die Stimmung Roons und Moltkes von Niedergeschlagenheit in lebhafte Freude um. Bismarck erläutert seinen Gästen, dass die sofortige Veröffentlichung seiner Version „den Eindruck des roten Tuches auf den gallischen Stier machen“ wird, der nun schlagen müsse, und dann als Angreifer dastehe. Moltke sagt wörtlich: Wenn ich das noch erlebe, in solchem Kriege unsere Heere zu führen, so mag gleich nachher die alte Karkasse der Teufel holen. Vor der Freigabe des Textes an die Presse erkundigt sich Bismarck noch bei General Moltke nach dem Stand der Rüstung. Er will wissen, wie viel Zeit zur Vorbereitung eines erfolgreichen Krieges notwendig sei. Moltke hält den schnellen Ausbruch eines Krieges im Ganzen für vorteilhafter als eine Verschleppung. Bismarck gibt der Presse diese gekürzte Fassung zur Veröffentlichung frei, die noch am selben Abend von der regierungsnahen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” in einer Sondernummer veröffentlicht wird. Von Bismarck ist sich dessen sicher, dass eine etwaige französische Kriegserklärung die süddeutschen Staaten dazu bringen wird, für die Sache Preußens einzutreten und eine spätere Einigung Deutschlands herbeizuführen.
15.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Bayern / Französisches Kaiserreich

Bayern ist beunruhigt wegen der Gebietsforderungen Frankreichs auf die Pfalz und ordnet die Mobilisierung der Armee an.

15.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Baden 1862-1871.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Großherzogtum Baden / Französisches Königreich

Der Bundesrat tritt zusammen und erklärt sich mit den Erklärungen und der Ablehnung des Kanzlers Otto Graf von Bismarck zu den Forderungen Frankreichs, dass niemals ein Angehöriger des Hauses Hohenzollern ohne die Erlaubnis des französischen Königshauses König in einem anderen Land werden darf, einverstanden. Die Mobilisierung Preußens wird angeordnet, ebenso mobilisiert der Großherzog von Baden seine Armee für einen eventuellen Krieg gegen Frankreich.

Norddeutscher Bund.gif 50px Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Königreich

Die französische Legislative bewilligt bei nur sechs Gegenstimmen die Finanzmittel für einen Krieg gegen Preußen.

50px
Schweizerische Eidgenossenschaft

Der Bundesrat der Schweiz erklärt in der sich ankündigenden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich die Neutralität der Schweiz. Gleichzeitig werden fünf Divisionen mobilisiert.

17.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Württemberg 1816-1945.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Württemberg / Französisches Königreich

Angesichts der Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung der Länder des Norddeutschen Bundes oder der Nachbarn Bayern und Badens gegen Frankreich wird in Württemberg die Mobilisierung der Armee angeordnet.

18.07.1870
Frankreich.gif Vatikan 1870-1929.gif
Französisches Kaiserreich / Kirchenstaat

Das I. Vatikanische Konzil verkündet das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes.

19.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px Baden 1862-1871.gif 50px Württemberg 1816-1945.gif Frankreich.gif 50px
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Französisches Königreich / Österreichisch-Ungarische Monarchie

Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wird einberufen und von König Wilhelm, dem Bundespräsidenten, mit einer verhältnismäßig gemäßigten Thronrede eröffnet. Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfängt Bismarck die französische Kriegserklärung; die Mitteilung darüber wird in der sogleich anschließenden Reichstagsitzung mit Jubel aufgenommen. Die süddeutschen Fürsten befehlen aufgrund dieser Kriegserklärung ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen. Damit erfüllt die Emser Depesche vom 13. Juli den von Bismarck beabsichtigten Zweck: Frankreich betätigt sich als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit ist der Anlass nichtig, die Franzosen haben sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht. Bismarck hat diese französische Antwort auf seine Veröffentlichung der geänderten Depesche richtig einkalkuliert, denn nur bei einem Angriff von außen kann er die bestehenden militärischen Beistandsbündnisse der einzelnen süddeutschen Staaten einfordern und damit sein politisches Ziel erreichen: ein Kleindeutsches Reich unter Preußens Führung. Durch geschickte Diplomatie seitens Bismarcks und ebenso ungeschickte seitens Napoléons III. wird Frankreich isoliert und gilt als der Aggressor. Das 1866 geschlagene Österreich zieht es unter anderem wegen mangelnder Vorbereitung, drückender Schulden und Maßnahmen von Seiten des propreußischen Russlands vor, neutral zu bleiben – es fordert keine „Rache für Sadowa“ (für die französische Aussprache ist Königgrätz zu schwierig, dass statt dessen französische Militärhistoriker die österreichische Niederlage 1866 dem nahe Königgrätz gelegenen Ort Sadowa zuordnen). Dafür, dass Preußen seine früher Frankreich gegenüber gemachten Versprechungen nicht eingehalten hat, wolle man nun Rache nehmen, so die öffentlich manipulierte Meinung in der französischen Presse. Belgien und die Niederlande hält Bismarck aus dem Krieg, indem er ein Papier hervorholt, in welchem Frankreich im Vorfeld des Krieges 1866 Pläne zur Annexion des frankophonen Teils Belgiens niederlegte. Russland war Frankreichs Gegner im Krimkrieg gewesen, der noch nicht vergessen ist, und nimmt nun eine drohende Haltung gegen Österreich ein, um dieses von einer Unterstützung für Frankreich abzuhalten. Die jüngst teilweise geeinten Italiener haben zwar erduldet, dass Savoyen von Frankreich annektiert wurde, beanspruchen aber den Kirchenstaat um Rom herum. Frankreich tritt allerdings als Schutzmacht des Papstes auf. Großbritannien ist in der Frage gespalten, ob es trotz des Konfliktes mit Preußen um die Welfen-Enteignung und den Welfenfonds nicht doch Königin Victorias Sympathie für die deutsche Seite nachgeben soll; trotzdem tritt die britische Regierung für Frankreich, den ehemaligen Verbündeten im Krimkrieg und im Mexiko-Abenteuer, ein. So bleibt Großbritannien neutral und löst die profranzösische Welfenlegion auf, aber eben diese britische Neutralität hält nun auch Dänemark davon ab, mit Frankreich eine zweite Front zu eröffnen. Ursprüngliche französische Pläne einer Landung in Norddeutschland werden daher aufgegeben. Die französische Flotte blockiert dann statt dessen zunächst die deutsche Nordseeküste. Frankreich, die gegenwärtig wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hält sich in dem drohenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wird unterschätzt. Einer kompletten Fehleinschätzung erliegt man auch hinsichtlich der Tatsache, dass die süddeutschen Staaten mit Preußen (und nicht gegen Preußen) auftreten. Zumindest hat Paris wohl auf eine Neutralität Bayerns, Badens und Württembergs gesetzt und von deren geheimen Militärabkommen mit Preußen zu wenig erfahren. Zudem ist Bayern durch die ultimativ verkündeten französische Gebietsforderungen auf die Pfalz (einschließlich Rheinhessen mit Mainz) verärgert. Baden wiederum muss durch französische Pläne auch zur Neuordnung Süddeutschlands beunruhigt sein. Französische Minimalforderung aber sind (die zwischen 1797 und 1815 schon einmal französisch besetzten) Teile des preußischen Saarlandes, deren Eroberung Napoléons Sohn militärischen Ruhm einbringen und dessen zukünftige Position als Thronfolger festigen soll. Ohne diesen Krieg wird Ihr Sohn nie herrschen, soll der französische Marschall Mac-Mahon den Kaiser und die Kaiserin gedrängt haben. Auch der Zeitvorteil der französischen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflichtigenarmeen in Deutschland ist geringer als erhofft. Trotzdem lässt man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht werden können. Erst danach marschieren die Truppen an der französischen Grenze auf. An Streitkräften der verbündeten deutschen Staaten sind vorhanden: In erster Aufstellung zu den Operationen 447.000 Mann, als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im Ganzen also 1.021.000 Mann. Frankreich verfügt dagegen nur über 200.000 Soldaten. Die deutschen Truppen stehen unter dem Oberkommando König Wilhelms I. von Preußen und seines Generalstabschefs Helmuth Karl Graf von Moltke.

20.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
Der Augenarzt Albrecht von Graefe
Der Augenarzt Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (* 22. Mai 1828 in Berlin), der 1856 als Erster erfolgreich den grünen Star operierte, stirbt im Alter von 42 Jahren in seiner Geburtsstadt an Lungentuberkulose. Er war königlich-preußischer Geheimer Medizinalrat und ordentlicher Professor der Augenheilkunde an der Humboldt-Universität. Als seine bedeutendste Leistung gilt die Heilung des akuten Glaukoms durch Iridektomie. Er begründete in Deutschland das Fach der Ophtalmologie. In seiner Privatklinik in der Karlstraße hielt der an Tuberkulose erkrankte Augenarzt noch einen Monat zuvor seine letzten Sprechstunden und verließ die Klinik in der Gewißheit seines nahen Todes. Albrecht von Graefe war königlich preußischer Geheimer Medizinalrat und o. Professor der Augenheilkunde an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er entstammte einer sächsischen Familie und war der Sohn des königlich preußischen Geheimen Medizinalrats und Generalstabsarztes der Armee Prof. Dr. med. Karl von Graefe (1787–1840), ordentlicher Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik der Universität Berlin, und der Auguste von Alten (1797–1857). Vater Karl war erst am 2./14. Februar 1826 in Sankt Petersburg in den polnischen erblichen Adelsstand erhoben worden mit preußischer Adelsanerkennung am 16. November 1826 in Berlin. Graefe heiratete am 7. Juni 1862 in Sacrow bei Potsdam Anna Gräfin Knuth (Haus Conradsborg) (* 15. März 1842 in Frederiksborg, Dänemark), die Tochter des königlich dänischen Kammerherrn und Amtmanns Hans Schack Graf Knuth und der Frederikke de Løvenørn. Sein Sohn Albrecht ist seit 1868 Reichstagsabgeordneter. Graefe studierte Medizin, Mathematik, Physik und Chemie in Berlin. Seine Dissertation verfasste er 1847 noch auf Lateinisch. Danach war er Assistenzarzt in Prag, wo er begann, sich ganz der Augenheilkunde zu widmen. Er lernte weiter in Paris, Wien und London und kehrte 1852 nach Berlin zurück, wo er sich habilitierte und eine private Augenklinik mit 120 Betten eröffnete, die sowohl in der Praxis wie auch in der Forschung alsbald Weltruhm genoss. Bei der Behandlung war Graefe außerordentlich sozial eingestellt, da er keinen Unterschied hinsichtlich der sozialen Schichten machte – nicht zuletzt deshalb nannte ihn sein Schüler Julius Hirschberg in einem Nachruf einen „Apostel der leidenden Menschheit". Zwei Jahre später, 1854, gründete er mit dem „Archiv für Ophthalmologie" die erste augenärztliche Fachzeitschrift. 1866 wurde Graefe Direktor der augenärztlichen Abteilung der Charité und war besonders erfolgreich bei der Behandlung des Grünen Stars und des Schielens (Strabismus). Mehr als 10.000 Augenoperationen soll er durchgeführt haben. Verschiedene Fachbegriffe tragen den Namen des Mediziners, wie beispielsweise das „Graefe-Syndrom", der „Graefe-Fleck" oder der „Graefe-Reflex". Auch die konsequente Anwendung des von Helmholtz entwickelten Augenspiegels geht auf Graefe zurück.
24.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Vor den Toren Saarbrückens bei Gersweiler findet das erste Gefecht zwischen Truppen des Norddeutschen Bundes und Frankreichs statt.

25.07.1870
Norddeutscher Bund.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Im Unterelsass beim Weiler Scheuerlenhof, das heute zu Gundershofen im Kreis Hagenau gehört, findet das erste Gefecht zwischen Truppen des Norddeutschen Bundes und Frankreichs auf französischem Boden statt.

30.07.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px Baden 1862-1871.gif 50px Württemberg 1816-1945.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Großherzogtum Baden / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Französisches Königreich

Rede des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen vor seinen in der Pfalz stationierten Soldaten: Soldaten der dritten Armee! Von seiner Majestät dem König von Preußen zum Oberbefehlshaber der dritten Armee ernannt, entbiete ich den von heute ab unter meinem Befehl vereinigten königlich preußischen, königlich bayerischen, königlich württembergischen und großherzoglich badischen Truppen meinen Gruß. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, an der Spitze der aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes vereinigten Söhne für die gemeinsame nationale Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen. Wir gehen einem großen und schweren Kampf entgegen, aber in dem Bewusstsein unseres guten Rechts und im Vertrauen auf Eure Tapferkeit, Ausdauer und Mannszucht ist uns der siegreiche Ausgang gewiss. So wollen wir denn aushalten in treuer Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hilfe unsere Fahnen zu neuen Siegen zu entfalten für des geeinigten Deutschlands Ruhm und Frieden.

31.07.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich

Die Peenemünder Schanze wird einen kriegsbereiten Zustand versetzt, Kanonen werden zur Schanze gefahren, dort auf den Schanzenwall gebracht und auf das Fahrwasser gerichtet. Durch das Entfernen aller Seezeichen und die Anlage von Sperren aus Balken und versenkten Fahrzeugen quer über die Peene wird diese für den Feind unbefahrbar gemacht.

01.08.1870
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Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Bei Stürzelbronn im französischen Département Moselle in der Region Lothringen in den Nordvogesen findet das zweite Gefecht zwischen den Truppen des Norddeutschen Bundes und dem Kaiserreich Frankreich auf französischem Boden statt.

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Französisches Kaiserreich / Département d'Alger / Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Die Spahis-Reiter-Regimenter, die sich hauptsächlich aus Soldaten der von Frankreich besetzten algerischen Gebiete zusammen setzt, erklären ihre Weigerung, an der Seite der Franzosen gegen die Preußen zu kämpfen. Spahis kommt von dem persischen Wort Sipâhi, welches in Indien in Sepoy umgewandelt wurde.

02.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich

Drei deutsche Armeen unter der Führung von General Karl Friedrich von Steinmetz, Prinz Friedrich Karl von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen marschieren von der Pfalz aus in Frankreich ein. Unterdessen vertreiben französische Soldaten das preußische Kommando aus Saarbrücken.

03.08.1870
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Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich

Der ursprüngliche Plan des französischen Kriegsministers Adolphe Niel, über Trier ins Rheinland vorzustoßen, wird aufgegeben; stattdessen stellt man sich zunächst defensiv auf und möchte gemäß des Planes von General Charles Auguste Frossard innerdeutsche Auseinandersetzungen abwarten, worauf man als Befreier einmarschieren könnte. Der Aufmarsch der deutschen Truppenteile erfolgt dagegen in hohem Tempo und trifft die französische Armee zum Teil unvorbereitet. Jetzt stehen bereits 320.000 Deutsche an der Grenze, eine vom französischen Volk erhoffte Großoffensive würde scheitern. Saarbrücken jedoch, strategisch eher isoliert und nur mit einer Division geschützt, wird zunächst von französischen Streitkräften eingenommen, dann aber wieder geräumt. Die französischen Truppen werden durch die am Vortag in Frankreich einmarschierten drei beweglichen deutschen Armeen ausmanövriert. Die deutschen Armeekorps werden von Generalfeldmarschall Helmuth Karl Graf von Moltke koordiniert.

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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

In Berlin wird, zwanzig Jahre nach Gründung der ersten vier Volksbibliotheken, die elfte Bibliothek dieser Art eröffnet.

04.08.1870
Norddeutscher Bund.gif 50px 50px Württemberg 1816-1945.gif Baden 1862-1871.gif Frankreich.gif
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich
Kronprinz Friedrich III. von Preußen
Der französische Marschall Patrice de Mac-Mahon
Bei der Grenzstadt Weißenburg (frz. Wissembourg, lat. Leucopolis) im Elsass, 58 Kilometer nördlich von Straßburg am Fuß der Vogesen auf der Straße von Straßburg nach Landau, findet die erste Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges statt, bei welcher zum ersten Mal ein gesamtdeutsches Heer (außer Österreich-Ungarn) auftritt. Hier kämpft auf deutscher Seite die 3. Armee unter der Führung von Kronprinz Friedrich von Preußen gegen die sogenannte Elsassarmee unter Marschall Patrice de Mac-Mahon. Weißenburg ist das nördliche Eingangstor zum Elsass. Nach dem Krieg von 1693, als Ludwig XIV. das Elsass für Frankreich annektierte, wurden um Weißenburg von dem französischen Ingenieur Villars die sogenannten Weißenburger Linien angelegt, die sich entlang der Lauter bis Lauterburg erstreckten und das Elsass vor einem Angriff von Norden her schützen sollten. Diese Weißenburger Linien wurden im Zickzack angelegt, geschmeidig dem Terrain angepasst und bestehen aus Brustwehr und Graben. Allerdings verfielen diese Wehranlagen seit der Französischen Revolution zusehends. Für eine Erneuerung dieser Wehranlagen vor dem bevorstehenden Krieg blieb Frankreich keine Zeit. Auch schon davor scheint niemand ein Interesse zur Erneuerung dieser Anlagen gehabt zu haben, da auch die Verteidigungsanlagen an der Stadtmauer von Weißenburg selbst im Verfall begriffen sind. Auch auf deutscher Seite gibt es in der bayerischen Pfalz mit den Festungen Landau und Germersheim einen wichtigen Verteidigungsabschnitt gegen einen Angriff aus dem Süden. Die Stellung der „Elsassarmee“, welche den rechten Flügel der französischen Armee bildet, reicht gegenwärtig von einer Linie Bitsch - Hagenau (5.Corps de Failly, und Teile des 1.Corps Mac Mahon) bis Strassbourg (Division Lartique vom 1.Corps). Das 7.Corps unter General Félix-Charles Douay lagert in zweiter Linie in Belfort. Die Division seines Bruders, des Generals Carl Abel Douay des 1. Corps mit den Brigaden Pelletier de Montmarie und der Brigade Pellé sind vorgezogen in Weißenburg (Wissembourg) und Sulz unterm Wald (Soultz-sous-Forêts) positioniert. Die dritte Armee, auch „deutsche“ Armee genannt, da sie zum größeren Teil aus nicht preußischen Teilen besteht, ist zusammengesetzt aus fünf Corps, dem V. und XI. preußischen, dem I. und II. bayerischen, sowie dem VI. Corps, dem gemeinsamen württembergisch-badischen Corps, das jeweils eine Division des jeweiligen Landes hatte. Das I. bayerische Corps, das V. und XI. Corps sowie die württembergische Division stehen zwischen Germersheim und Landau, das II. bayerische Corps bei Bergzabern in der Bayerischen Pfalz leicht vorgeschoben. Nur die badische Division ist noch rechtsrheinisch zurück geblieben und harrt bei Rastatt, um bei einer möglichen Invasion von Straßburg aus auf badischen Boden schnell Gegenmaßnahmen treffen zu können. Den Deutschen scheint es, dass Mac Mahon seine Division, die noch in Straßburg weilt, mit seinem restlichen Corps bei Bitsch oder bei Metz mit der Rheinarmee zusammenführen wolle, um bei einem möglichen Angriff der Deutschen, welcher auf Metz erwartet wird, eine stärkere Macht einsetzen zu können. Zur Absicherung dieser Truppenverlegung wird auch die Division Douay vom 7. Corps vorgeschoben. Da die Deutschen eine Truppenkonzentration vermeiden wollen, entschloss man sich bereits am Vortag, nach Südwesten vorzustoßen, um die Armee Mac-Mahons zu überraschen und zu isolieren, zur Schlacht zu zwingen und, wo möglich, zu schlagen. Die einzelnen deutschen Corps brechen gegen 4:00 Uhr bei Nieselregen ihr Biwak ab und begeben sich in ihre Ausgangspositionen. Diese sind:
  • Das II. Bayerische Corps zieht auf die Höhe von Schweigen und trifft dort gegen 8:00 Uhr ein.
  • Das V. Corps setzt sich Richtung Schweighofen in Bewegung und wartet auf den dortigen Anhöhen auf den Angriff auf Altenstadt.
  • Das XI. Corps zieht durch den Bienwald, um die Befestigungen der Weißenburger Linien, welche östlich von Altenstadt liegen, zu überrennen.
  • Das VI. Corps macht sich auf breiter Front auf den Weg nach Lauterburg.
  • Das I. Bayerische Corps hält sich als Reserve westlich von Langenkandel bereit.
  • Der Kronprinz trifft gegen 0800 Uhr unmittelbar nach dem II. Bayerischen Corps in Schweigen ein. Von Schweigens Anhöhe hat er einen guten Überblick auf Weißenburg, Altenstadt und den dahinter liegenden Gaisberg, auf dem General Abel Douay sein Zeltlager aufgeschlagen hat und gerade seinen Morgenkaffee genießt. Die Franzosen scheinen von der Ankunft der deutschen Truppen völlig überrascht zu sein. Erst nach dem Eintreffen der deutschen Truppen eilen ein Bataillon der 74. Infanterie und das 1. Regiment algerischer Tirailleurs (Turcos) nach Weißenburg und Altenstadt, um ihre Stellungen einzunehmen. Der Hauptteil des Truppenkontingents bleibt auf dem Gaisberg und formiert sich beim Schloss und dem nahe gelegenen Gehöft Schafbusch. Der Kampf in den Vormittagsstunden ist geprägt vom Artilleriefeuer und den algerischen Truppen. Nach dem Eintreffen des V. Corps in Schweighofen übernimmt die 9. Division unter Generalmajor von Sandrart die Führung, um über Altenstadt nach Weißenburg zu gelangen. Das 5. Jäger-Bataillon (Görlitzer) unter Major Alfred Graf von Waldersee nimmt Altenstadt ohne großen Widerstand ein. Als sich seine Truppe anschließend gegen Weißenburg wendet, wird sie am Ortsrand von Altenstadt mit einem Kugelhagel von den in den Vorgärten gut verschanzten Algeriern empfangen. Ebenso macht das Artilleriefeuer vom Gaisberg ein Vorwärtskommen sehr schwer. Es gibt schwere Verluste auf beiden Seiten. Erst vor einer Übermacht der Deutschen ziehen sich die Franzosen weiter Richtung Wissembourg (Weißenburg) zurück. Mit dem 58er Bataillon in der Mitte, flankiert von dem 5. Jäger-Bataillon, ziehen die Deutschen nun weiter Richtung Weißenburg. Auf Höhe des Bahnhofes, der sich noch außerhalb der Stadt befindet, kommt eine Abteilung des französischen 74. Infanterie-Regiments den Algerischen Tirailleuren zu Hilfe und gemeinsam werden die deutschen Truppen angegriffen, die mit einem heftigem Gewehrfeuer antworten, das dazu führt, dass die Franzosen in die Stadt zurückgedrängt werden. Als noch zwei weitere Bataillone den deutschen Angriff unterstützen, kann der Bahnhof gegen 1100 Uhr gestürmt werden. Die in den Vorstadthäusern verschanzten algerischen Truppen werden überrannt und gefangengenommen. Kurz darauf dringen deutsche Streitkräfte durch das Hagenauer Tor in die Stadt Weißenburg ein. Zur selben Zeit, als die 9. Division gegen Altenburg vorgeht, wendet sich die Division General Friedrich Graf von Bothmers vom II. Bayerischen Corps von Schweigen aus gegen die Stadt. Das 10. Jäger-Bataillon, unterstützt vom III. Bataillon des 5. Infanterie-Regiments, schiebt sich von Norden Richtung in Weißenburg vor. Der Vorstoß trifft auf heftigen Widerstand der hier in Hecken und Gräben gut verschanzten algerischen Tirailleure. So verzögert sich der Vorstoß der Deutschen, die auf weitere Verstärkung hoffen. Die III. Bataillone des 11. und 14. Infanterie-Regiments sowie die 7. Brigade unter Generalmajor von Thiereck gehen links des 10. Jäger-Bataillons in Stellung und schließen so die Lücke zum V. Corps. Als nun Altenburg eingenommen wird und das V. Corps auf den Bahnhof zustürmt, greifen das 10. Jäger-Bataillon sowie die III. Bataillone des 5., 11. und 14. Infanterie-Regiments von Norden und Nordosten die Stadt Weißenburg an. Der Widerstand gegen die Bayern ist bereits erheblich schwächer geworden, da die Franzosen sich mit den meisten Kräften auf das Hagenauer Tor und den Bahnhof konzentrieren. Gegen 1200 Uhr nehmen die Bayern das Landauer Tor und ziehen geschlossen und unter Hörnerklang in die Stadt ein. Ein Teil der Franzosen versucht noch, durch das Bitscher Tor zu entkommen, wird aber von einer Kompanie des 10. Jäger-Bataillons aufgehalten, welche ihnen den Rückzugsweg abschneidet. Nach der Einnahme von Weißenburg wendet man sich den französischen Stellungen auf dem Gaisberg zu; hier befindet sich auf halber Höhe
    General Carl Abel Douay stirbt ebenfalls auf dem Schlachtfeld
    zum Schloss Gaisberg das Hauptquartier des französischen Generals Carl Abel Douay, sowie oben auf dem Berg, westlich vom Schloss, ein Gehöft mit dem Namen Schafbusch. Die französischen Truppen, die noch vor Ort sind, werden zwischen den beiden Gebäuden verteilt, worauf sich der Großteil der deutschen Truppen auf das Schloss Gaisberg konzentriert, da der Gaisberg nach Osten hin seine geringste Neigung hat und am leichtesten erstürmt werden kann. Im Laufe der Schlacht um den Gaisberg bekommt der General Douay noch Unterstützung aus Sulz durch das 3. Husaren- und das 11. Chasseurs-Regiment der Kavalleriebrigade Septeuil. Vom Gaisberg sehen die Franzosen, dass von Osten her, aus der Richtung des Bienwaldes, die 41. Brigade des XI. Corps (hessisches Füsilier-Regiment Nr. 80; nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 87) im Anmarsch ist. Gleichzeitig formieren sich im Tal das Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 in der Mitte, das freigewordene 5. Jäger-Bataillon rechts und die bisher noch nicht eingesetzten Bataillone des 47. und 58. Regiments links, für die Erstürmung des Gaisberges. Während das 7. Regiment mit den 3 Teilregimentern den Gaisberg unter der Führung von Major von Kaisenberg hinaufstürmt, setzt sich die 41. Brigade nach Süden in Bewegung und versucht, durch Umgehung des Gaisberges von hinten den Schafbusch zu erreichen. Die Franzosen sind im Schloss und in den Gebäuden allerdings gut verschanzt, weshalb Erstürmung des Gaisbergs viele Opfer fordert. Jedes Bataillon der Deutschen, welches auf den Berg stürmt, zieht zwei Kompanien in dichter Kette vor, zwei weitere Kompanien folgen als Halbbataillon. So, aus dem 1866er Krieg erprobt, versucht Major von Kaisenberg die Erstürmung des Schlosses. Als er auf halbem Wege zum Schloss ist, beginnt das 74. französische Infanterie-Regiment mit aufgepflanztem Bajonett einen Gegenstoß, der jedoch scheitert. Das Füsilier-Bataillon setzt die Erstürmung bis zum Schlossgebäude fort, wird jedoch von gut positionierten Franzosen gestoppt: Durch vernichtendes Schnellfeuer finden viele Füsiliere den Tod. Major von Kaisenberg, der mit seinem Bataillon an der Spitze die Höhe stürmt, wird schwer verwundet, schnell ist die halbe Anhöhe mit Toten und Verwundeten bedeckt. Die restlichen Soldaten der Bataillone des 7. Regiments müssen in Gräben, nahe dem Schlossgebäude, Deckung suchen und auf Verstärkung warten. Diese Verstärkung lässt nicht lange auf sich warten: Das 5. Jäger-Bataillon, links davon die Bataillone der Regimenter 47. und 58. stürmen auf die Höhe, um sich heftige Gefechte mit den Franzosen zu liefern. Die 41. Brigade, welche den Gaisberg nach Süden umging und nun von Südosten auf den Berg stürmt, nimmt nach kurzem Kampf den Schafbusch und greift nun die Stellungen der Franzosen am Schloss Gaisberg von hinten an. Nun erst wird der Kampfgeist der Franzosen gebrochen und sie geben den Gaisberg auf. Um ihren Rückzug in südlicher Richtung über die Straße nach Sulz zu decken, versuchen die Franzosen noch eine kurzen Gegenangriff, der sich allerdings als Scheinangriff entpuppt. Gegen 1400 Uhr übernehmen die zwei Kavallerieregimenter der 9. und 10. Preußischen Division die Verfolgung. An der Schlacht von Weißenburg waren auf deutscher Seite 22 Bataillone, auf französischer Seite 11 Bataillone beteiligt. Den Sieg dieser Schlacht verdanken die Deutschen zum einen wegen ihrer numerischen Überlegenheit sowie der Tatsache, dass General Douay auf einen Kampf anscheinend nicht vorbereitet war. Fontane unterstellt dem gefallenen General Douay, dass dieser erst am Vortag der Schlacht sich zum ersten Mal eine Karte des Gebietes angesehen habe. Die Verluste sind auf beiden Seiten erheblich. Auf deutscher Seite gibt es 700 Tote, Verwundete und Gefangene, auf französischer Seite über 1000. Unter den Toten befinden sich unter anderen Major von Unruh und Major von Kaisenberg, sowie General Carl Abel Douay auf französischer Seite. Ein Offizier des hessischen Füsilierregiments Nr. 80 schreibt nach dem Gefecht: Am Gefechtstage bei Weißenburg hatten wir die kolossalste Anstrengung, die ich je erlebt. Um 0200 Uhr nachts Alarm, um 0400 Uhr in strömendem Regen ausmarschiert, in Eilmärschen über die Grenze, um 1200 Uhr ins Gefecht, bis 1600 Uhr im Feuer, dann Biwak, immer im stärksten Regen.
05.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
General Friedrich Wilhelm Paul Fürst Radziwill stirbt
Friedrich Wilhelm Paul Nikolaus Fürst von Radziwill (* 19.03.1797 in Berlin), Abkömmling eines der ältesten litauischen Fürstengeschlechts und des mächtigsten Adelsgeschlechts der 1. Polnischen Republik, preußischer General der Infanterie, stirbt in seinem Berliner Palais in der Wilhelmstraße 77. Im Rang eines Majors trat er nach dem Zweiten Pariser Frieden zur weiteren Ausbildung in die Allgemeine Kriegsschule ein und wurde zugleich Mitglied der Militärischen Gesellschaft in Berlin. 1821 erhielt er seine Versetzung als Bataillonskommandeur nach Posen, „wo sein Haus einen glänzenden Mittelpunkt der Gesellschaft bildete.“ Im Jahr 1829 bereiste er Italien und besuchte Griechenland und Konstantinopel, um sich ein Bild von der militärischen und politischen Lage in den damaligen Krisengebieten zu verschaffen. Nach seiner Rückkehr erhielt er das Kommando des 11. Infanterieregiments in Breslau und wurde 1832 zum Oberst ernannt. Der Tod seines Vaters zwang ihn, das Kommando abzugeben und sich der Verwaltung seiner Güter zu widmen. 1833 wurde er Ehrenritter des Malteserordens. Als Kommandeur der 6. Landwehrbrigade kehrte er 1838 in sein aktives Dienstverhältnis zurück. 1839 wurde er zum Generalmajor und 1846 zum Generalleutnant befördert. Im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) übernahm er unter Generalfeldmarschall von Wrangel gegen Dänemark das Kommando der preußischen Truppen. Für sein umsichtiges und tapferes Verhalten bei Schleswig und Düppel erhielt er den Orden Pour le Mérite. Im Mai 1849 wurde er zum Kommandanten von Torgau ernannt und 1852 Kommandierenden General des IV. Armeekorps in Magdeburg. Als Auszeichnung für seine Leistungen erfolgte 1853 seine Ernennung zum Chef des 27. Infanterieregiments. Im Rang eines Generals der Infanterie kommandierte er von 1858 an das III. Armeekorps und bekleidete während der Mobilmachung von 1859 das Amt des Militärgouverneurs der Provinz Brandenburg.

Mit der Neubildung des Heeres ab 1860 war er Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspektor der preußischen Festungen. Er hat die ihm hier gestellten Aufgaben mit großem Geschick gelöst; die Schärfe seines Verstandes und sein militärisches Können bewährten sich auch auf diesem für ihn gänzlich neuen Gebiet. Er hob die Technik der Pioniere, setzte ihre organisatorische Vermehrung durch und richtete sein Hauptaugenmerk auf die soldatische Ausbildung der Truppe. Mit Recht trug das ostpreuß. Pionierbataillon Nr. 1 in Anerkennung der Verdienste des Fürsten um das Pionier- und Ingenieurkorps bis zu seiner Auflösung im Jahre 1918 den Namen ‚Fürst Radziwill‘ , wird es in einer späteren Würdigung heißen. Wilhelm von Radziwill war Teilnehmer an den Befreiungskriegen sowie am dänischen Krieg von 1864. Nachdem er sich von einem im gleichen Jahr erlittenen Schlaganfall erholt hatte, ging er 1866 in den Ruhestand.

06.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich
Der französische General Charles Auguste Frossard
Der französische Marschall François-Achille Bazaine
Der deutsche Generalfeldmarschall Karl Friedrich von Steinmetz
Der deutsche General Georg von Kameke
Bei Spicheren im Département Moselle in der Region Lothringen, direkt an der deutsch-französischen Grenze, findet die zweite Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges statt. Sie wird später nach ihrem Schauplatz, dem Dorf Spicheren bei Forbach unweit der deutsch-französischen Grenze bei Saarbrücken, benannt. Nach einem unbedeutenden Gefecht am 2. August bei Saarbrücken hatte sich das 2. französische Korps unter General auf die Höhen von Spicheren und unterhalb davon um die Dörfer Stieringen und Schöneck zurückgezogen. Der festungsartige Rote Berg und das massive Dorf Stieringen-Wendel sind kaum angreifbare Stützpunkte der Stellung. Aufklärer haben dem französischen Oberkommando den Vormarsch von Teilen der 1. und 2. Deutschen Armee unter General Karl Friedrich von Steinmetz bereits im Vorfeld gemeldet. Der französische General Frossard ist mit dem Ort vertraut; von seinem Quartier im Forbacher Rathaus steht er mit Marschall in Sankt Avold in Verbindung. Nachdem am Morgen die Vortruppen der Deutschen die Saar überschreiten, gewinnen sie den Eindruck, dass die Bahnhöfe von Stieringen und Forbach nur durch eine einfache Verteidigungslinie geschützt und die französischen Truppen bereits auf dem Rückzug seien, ohne zu bemerken, dass französische Artillerie von den Bergen um Spicheren aus alle Bewegungen zwischen Saarbrücken und den französischen Stellungen bedroht. Der deutsche General Georg von Kameke erteilt seiner 14. Division eigenmächtig den Befehl zum Angriff. Das 39. und das 74. Regiment, beide unter dem Kommando des preußischen Brigadegenerals Bruno von François, ziehen die Metzer Straße entlang und stoßen am späten Vormittag bei großer Hitze an der Goldenen Bremm und bei Schöneck auf den erbitterten Widerstand französischer Truppen. Am frühen Nachmittag versuchen die Preußen unter großen Verlusten, den Roten Berg zu erstürmen, wobei von François den Tod findet. Nur ein kleiner Teil des Berges kann besetzt werden, französische Gegenangriffe drohen die Preußen wieder vom Roten Berg zu vertreiben. Erst einige, unter schweren Verlusten an Soldaten und Zugpferden, auf den Berg geschaffte Geschütze der Brandenburgischen 5. Division bewirken eine Stabilisierung der Lage. Durch Kameke und den Geschützdonner alarmiert, beschleunigen die 5., 13. und 16. Division (Zastrow, Alvensleben, von Barnekow) ihren Vormarsch und greifen ab 15 Uhr in den Kampf ein, der sich bald zu Gunsten der Preußen wendet. Nacheinander werden die Goldene Bremm, der Rote Berg und der Forbacher Berg eingenommen, während es im Giffertwald zu blutigen Zweikämpfen kommt. Gegen 19 Uhr befiehlt Frossard den Rückzug aus Stieringen, aber um das Dorf ziehen sich erbarmungslose Kämpfe Mann gegen Mann bis in die Nacht hin. Die Preußen, die schwere Verluste haben, organisieren den Abtransport von Toten und Verwundeten nach Saarbrücken, da die Feldlazarette noch nicht im Einsatz sind. In der Nacht tritt General Charles Auguste Frossard den Rückzug nach Saargemünd an. Die Verluste in dieser Schlacht sind auf beiden Seiten hoch: Von 20.000 deutschen, meist preußischen Soldaten, fallen 850 und 4000 werden verwundet. Von den 25.000 französischen Soldaten werden 320 getötet und 1660 verwundet; 2100 gehen in deutsche Gefangenschaft.
Der französische Marschall Patrice de Mac-Mahon
Kronprinz Friedrich III. von Preußen
Am selben Tag findet in der Nähe des Ortes Wörth an der Sauer im französischen Département Bas-Rhin, etwa 26 Kilometer südwestlich von Wissembourg (Weißenburg) an der Grenze zu Baden, westlich von Karlsruhe, eine weitere Schlacht statt, die später auf französisch als "Bataille de Frœschwiller-Wœrth" bezeichnet werden wird. Der Befehlshaber der französischen Rheinarmee, Marschall Patrice de Mac-Mahon, hatte mit dem I. Armeekorps und Divisionen aus anderen Korps am Vortag auf dem westlichen, erhöhten Talrand des Baches Sauer eine starke Stellung besetzt, die sich von Fröschweiler über Reichshofen - wo sich sein Hauptquartier befindet - bis nach Görsdorf längs des Talrandes hinzieht. Die Sauer deckt die gesamte Front. Kronprinz Friedrich von Preußen, der Befehlshaber der deutschen 3. Armee, hatte nach der siegreichen Schlacht bei Weißenburg am 4. August den Vormarsch in südwestlicher Richtung fortgesetzt und sein Hauptquartier nach Soultz-sous-Forêts verlegt. Er ordnet für den nächsten Tag nur das Aufschließen und eine Frontänderung seiner Armee an. Heute entwickeln sich jedoch bereits bei Tagesanbruch Scharmützel zwischen den beiderseitigen Vorposten. Um 0700 Uhr wird Wörth vom preußischen V. Korps besetzt. Gegen 0800 Uhr befiehlt General Hugo Ewald von Kirchbach die Einstellung des Gefechts, muss es jedoch in der nächsten Stunde bereits wieder aufnehmen, da inzwischen vom II. Korps der Bayerischen Armee vom äußersten rechten Flügel her starker Kanonendonner herüberschallt. Auch das preußische XI. Korps hatte bereits den Kampf aufgenommen. Dieses beginnt um 1100 Uhr mit einer Umgehung der französischen Stellung, was die I. Französische Division zu einer Frontveränderung zwingt. Lange Zeit bleiben alle Anstrengungen der Preußen vergebens. Um 1300 Uhr übernimmt Kronprinz Friedrich persönlich die Leitung auf dem Schlachtfeld. Gegen 1330 Uhr erstürmt das preußische V. Korps den westlichen Talrand der Sauer zwischen Wörth und Fröschweiler, während gleichzeitig die württembergische Kavallerie auf dem linken Flügel erscheint und das preußische XI. Armeekorps sich zum Angriff gegen den Niederwald entwickelt. Um der hier drohenden Umfassung des linken Flügels zu begegnen wird ein Gegenangriff durch Kavallerie befohlen. Mac-Mahon hat hier die Kavalleriedivision unter General Xavier Duhesme zur Verfügung. Diese Division umfasst eine schwere Kürassierbrigade unter General Alexandre Michel mit zwei Regimentern. Michel war vor dem Krieg Kommandant der Kaiserlichen Kavallerieschule. Seine Brigade wird von einem Regiment Lanciers unterstützt und erhält gegen 1300 Uhr den Befehl, das XI. Korps unter Bose zurückzuwerfen. Michel beklagt sich über den schlechten Untergrund und störende Bäume in diesem Gebiet, die seinem Angriff den Schwung nehmen. Trotzdem wirft er sich mit insgesamt 1200 Reitern von Eberbach her auf die vorrückende Infanterie der 22. Division. Die Sachsen antworten darauf mit sogenanntem Schnellfeuer, bei dem jeder Soldat nach der ersten zusammengefassten Salve den Feuerkampf selbstständig führt. Diese neue Taktik der Kavallerieabwehr wird in dieser Art nur von den Preußen und Verbündeten praktiziert und bedeutet eine Abkehr vom Karree. Die Französischen Reiter geraten bei Ihrem Angriff in Flankenfeuer preußischer Infanterie, die sich im Niederwald zwischen Elsasshausen und Eberbach festgesetzt hat. Der Angriff wird bei Morsbronn vollkommen aufgerieben. Kein Reiter schafft es, die Infanterielinien zu erreichen. Die Verluste der Franzosen bei diesem Angriff betragen 800 von 1200 Soldaten und nahezu alle Pferde. Bei den Kürassieren bewähren sich trotz der enormen Verluste die kurz vor dem Krieg eingeführten neuen Helme und Brustpanzer, während die leichten Ulanen ohne diesen Schutz chancenlos sind. Obwohl sich die nicht verwundeten Kürassiere zu Fuß innerhalb der Reichweite der Preußen zurückziehen müssen, lassen einige preußische Offiziere das Feuer gegen den jetzt wehrlosen Gegner einstellen. Der Angriff hat den Vormarsch des XI. Korps nur kurz aufhalten können. Gegen 1430 Uhr ist der Niederwald im Besitz der Preußen, die bald darauf von Morsbronn und Eberbach aus einen Schwenk nach rechts durchführen, das hartnäckig verteidigte Elsasshausen stürmen und weiter in Richtung Fröschweiler vorgehen. Von Süden und Osten dringen gegen 1515 Uhr die Preußen gegen Fröschweiler vor und stürmten es. Es kommt dabei zu harten Auseinandersetzungen, bis sich die Spitzen der vom Süden her vorrückenden Preußen mit den vom Norden kommenden Bayern im Zentrum treffen und den Franzosen somit die Einkreisung droht. Ulanen vom XI. Korps erreichen den Wald zwischen Elsasshausen und Reichshofen im Rücken der Franzosen, erste Infanterieschwärme treten in Reichweite der Straße nach Reichsofen und nehmen diese unter Gewehr- und Artilleriefeuer. Schließlich muss sich das französische Heer in völliger Auflösung unter dem Feuer der Preußen, Sachsen und Bayern zurückziehen. Auf der Flucht wird französische Infanterie auch von der eigenen Kavallerie niedergeritten. Algerische Tirailleure halten ihre Position noch weiter und verhinderen somit die völlige Vernichtung der Franzosen. Die Fliehenden werden von beiden Flügeln des deutschen Heeres unverzüglich verfolgt. Erst von Niederbronn aus deckt die von Bitsch her herangerückte Division Lespart den weiteren Rückzug. Die Deutschen verlieren in der Schlacht bei Wörth 10.642 von 88.000 Mann. Die Verluste der Franzosen, die nur 45.000 Mann in dieser Schlacht hatten, betragen 8.000 Tote und Verwundete, sowie 9.000 unverwundete Gefangene und 6.000 Versprengte. Daneben erobert die deutsche Seite 30 Geschütze und fünf Mitrailleusen, was der kompletten Ausrüstung einer ganzen Division entspricht. Nach der Schlacht bei Wörth zieht sich die Armee von Marschall Patrice de Mac-Mahon über Nancy und Toul in Richtung auf das Lager von Châlons-en-Champagne zurück. Hierbei werden seine Korps so energisch von den deutschen Truppen der 3. Armee unter Kronprinz Friedrich von Preußen verfolgt, dass der Rückzug in eine Flucht ausartet. Teile der französischen Korps können sich zwar mit der Eisenbahn absetzen, jedoch wird dem Vormarsch der deutschen Truppen kaum organisierter Widerstand entgegengebracht. Die deutschen Truppen erobern den befestigten Ort Marsal mit 60 Geschützen. Mac-Mahon wird in den nächsten Tagen in Paris berichten, dass seine Einheiten alle ihre Zelte, Feldküchen, Verpflegung, Lebensmittel und Munition verloren hätten.
07.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich

Preußische Truppen besetzen kampflos Forbach und stoßen damit das "Tor" in Richtung Metz auf. Der Sieg der Preußen ist unvorhergesehen: Generalfeldmarschall Moltke und die deutsche Heeresleitung befinden sich noch in Mainz und waren daher überhaupt nicht in der Lage, einen Angriffsbefehl zu geben. Das eigenmächtige Handeln von Teilen der Armee Steinmetz wird durch diesen später gedeckt werden. Es war allerdings ein großes Risiko, einen Feind von unbekannter Truppenstärke und in starken Stellungen anzugreifen, das ebenso gut in einer Niederlage hätte enden können, auf jeden Fall aber verlustreich war. Ein Grund für den preußischen Sieg ist das zögerliche Verhalten der französischen Führung: General Frossard wurde am frühen Nachmittag in seinem Quartier in Forbach vom Anrücken der preußischen Verstärkung informiert und bat seinen Vorgesetzten, den Marschall François-Achille Bazaine, Oberbefehlshaber der Armee Lothringen, dringend um Hilfe. Bazaine hatte Einheiten in Sankt Avold, nur 30 Eisenbahnkilometer westlich, zögerte aber mit deren Entsendung. Gegen 1900 Uhr entschied sich Frossard zum Rückzug, da von Bazaine keine Hilfe kam und er das Kräfteverhältnis falsch einschätzte. Tatsächlich hätte die militärische Lage noch keinen Anlass für einen Rückzug gegeben.

12.08.1870
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General August von Werder
Der französische General Jean-Jacques Uhrig
Nach der Schlacht bei Wörth befiehlt Kronprinz Friedrich von Preußen dem preußischen General August von Werder, nach Süden gegen die Festung von Straßburg vorzurücken. Straßburg wird (neben der Festung Metz) als stärkste französische Festung beziehungsweise als eine der am stärksten verteidigten Städte eingeschätzt. Werders Armee besteht zu Beginn aus 40.000 Soldaten aus Württemberg und Baden; das Hinzustoßen von 10.000 Mann, vornehmlich Pioniere und Artillerie, ist geplant), welche auf der anderen Rhein-Seite genau gegenüber von Straßburg stehen. Die 17.000 Mann starke Besatzung der Festung steht unter dem Kommando des 68-jährigen Generals Jean-Jacques Uhrich. Die ersten Truppenteile erreichen den Stadtrand Straßburgs und schneiden die Stadt von der Außenwelt ab; die Verteidiger ziehen sich in die Festungen zurück. Der französische General Patrice de Mac-Mahon erhält den Befehl, sich nach Châlons zurückzuziehen. Der Befehlshaber der französischen Rheinarmee, François-Achille Bazaine, wird angewiesen, seine Stellungen und vor allem Metz selbst um jeden Preis zu halten. Er bekommt vom französischen Kaiser das Oberkommando der französischen Truppen übertragen. Deutsche Truppen stoßen derweil mit einer neuen Gruppe nach Phalsbourg (Pfalzburg) vor und beginnen mit der Belagerung der Stadt, die im Südosten des Départements Moselle, etwa 50 Kilometer nordwestlich von Straßburg und 65 Kilometer südlich von Saarbrücken entfernt legt.
14.08.1870
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Der preußische General Georg von Kameke
Der deutsche General Ritter von Hartmann entscheidet die Schlacht
Der französische Marschall François-Achille Bazaine
Bei Colombey-Nouilly östlich von Metz findet eine weitere Schlacht des Französisch-Deutschen Krieges statt. Im französischen Sprachraum ist sie auch als "Bataille de Borny" oder "Bataille de Courcelles" bekannt. Frühmorgens tritt das französische Heer seinen Rückzug von Metz an, um in Châlons zur Armee Patrice de Mac-Mahons zu stoßen; zwei Korps haben unmittelbar davor auf das linke Ufer übergesetzt, als nach 1500 Uhr ein von den deutschen Generälen Manteuffel und Steinmetz auf dem rechten Moselufer auf eigene Faust eingeleiteter Angriff beginnt, um die Franzosen festzuhalten. Das Gefecht wird von der 26. Infanteriebrigade vom VII. Korps unter Generalmajor Eduard Kuno von der Goltz eröffnet, der den Angriff zunächst gegen Colombey richtete, wo die 3. Division des von General Claude Théodore Decaen befehligten 3. Armeekorps stand. Die Franzosen haben eine durch das Terrain geschützte Stellung, sodass die Deutschen einen schweren Stand haben, zumal die Franzosen ihnen hier auch an Streitkräften weit überlegen sind. Erst nachdem der Kampf bei Colombey längere Zeit dauert, entwickelt sich nördlich davon ein Gefecht bei Montoy und Noisseville, wo die 1. und 2. deutsche Division gegen die Division Grenier vordringen. Um 1700 Uhr wird Montoy genommen, doch dauert der Kampf in aller Heftigkeit fort, wobei die Deutschen durch die ihnen gegenüberstehende Sonne geblendet und am Zielen gehindert werden. Zwar dringen sie bis Mey vor, müssen aber vor den von General Ladmirault gesendeten Verstärkungen wieder auf Montoy zurückweichen, wo ein dreimaliger Angriff der Franzosen unter großem Verlust abgeschlagen wird. Die hart mitgenommene 26. Brigade erhält jetzt Unterstützung durch die 25. Brigade unter General Glümer, aber erst als um 1830 Uhr Manteuffel mit der Spitze des I. Korps und um 1845 Uhr Georg von Kameke mit der 14. Division bei Colombey erscheinen, während zugleich die zur 2. Armee gehörige 1. Kavalleriedivision unter General Jakob Ritter von Hartmann von Süden her gegen Mercy le Haut vordringt, wird der Kampf entschieden. Die Franzosen ziehen sich unter die Forts von Metz zurück, die Deutschen nehmen, da sie sie nicht weiter verfolgen konnten, ihre frühere Stellung wieder ein. Der Gesamtverlust der Deutschen beträgt etwa 5000 Mann (davon 1189 Tote, 3590 Verwundete und 127 Vermisste), der der Franzosen 3600 Mann (377 Tote, 2641 Verwundete, 490 Vermisste), was sich aus der gedeckten Stellung der Franzosen erklärt. Der französische General Claude Théodore Decaen wird schwer verwundet. Der Gewinn des Tags ist, dass die Franzosen in ihrem Marsch auf das linke Moselufer aufgehalten wurden, wodurch die Umgehung derselben durch die 2. Armee möglicht war.
15.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich

Der preußische General August von Werder übernimmt das Kommando über die Belagerungs-Truppen von Straßburg. Werder kennt die Vorteile, die eine Eroberung der Stadt mit sich bringt und will eine lange Belagerung vermeiden. Stattdessen entscheidet er sich für eine schnellere Aktion: Er will die Befestigungen und die Zivilbevölkerung bis zur Kapitulation mit Artillerie bombardieren. Währenddessen tobt bei Vionville eine weitere Schlacht unter dem Oberkommando von General François-Achille Bazaine, die die Franzosen verlieren.

16.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich
  • Nancy wird ohne größere Kämpfe von den deutschen Truppen genommen, die Einnahme der kleinen Festung von Toul (dt. Tull, lat. Tullum Leucorum), dem Hauptort eines Arrondissements im Département Meurthe-et-Moselle westlich von Nancy, durch Teile des IV. Korps und des II. Bayerischen Korps scheitert jedoch am Widerstand der Besatzung. An diesem ersten Eroberungsversuch ist unter anderem das 5. Bayerische Infanterieregiment beteiligt, das dabei auch die zwei Tage vorher in Marsal eroberten, vormals französischen Geschütze einsetzt. Man rechnet allerdings kaum mit längerem Widerstand der Franzosen an diesem Ort. Ein Sturm der Festung wird nicht versucht, die Belagerung beschränkt sich auf die Einschließung und sporadischen Artilleriebeschuss. Die Festung von Toul blockiert die Bahnlinie von Nancy nach Paris. Dies spielt zu diesem Zeitpunkt noch keine große Rolle, da das preußische Oberkommando zu diesem Zeitpunkt noch plant, die französische Armee in einer großen Feldschlacht zu vernichten. Sollte es zu einer deutschen Belagerung von Paris kommen, würde die Unterbrechung der Bahnlinie bei Toul ein Problem für die Versorgung der deutschen Truppen darstellen, da die einzige Bahnlinie von Straßburg nach Paris hier verläuft. So trifft der deutsche Generalstab Pläne für eine Eroberung der Festung von Toul.
  • In der Nähe der Ortschaften Mars-la-Tour und Vionville im Nordosten Frankreichs, etwa 20 Kilometer westlich von Metz findet die "Schlacht von Vionville" statt. Zwei preußische Korps besiegen die zahlenmäßig deutlich überlegene komplette „Französische Rheinarmee“ und zwingen diese zum Rückzug in die Festung Metz. Die Schlachten in den ersten Wochen des Krieges haben bislang gezeigt, dass die französische Strategie nicht mehr umsetzbar ist: Der geplante Vormarsch nach Deutschland hinein ist nicht mehr möglich. Gleichzeitig ist der erhoffte Kriegseintritt dritter Nationen wie Österreich-Ungarns, Italiens und Dänemarks auf Seiten Frankreichs nicht mehr zu erwarten. Die Rheinarmee unter Bazaine soll sich daher von Metz über Verdun und Sainte-Menehould nach Châlons zurückziehen und sich mit den weiteren Armeen vereinigen. Dieser Rückzug wurde aber bislang aus verschiedenen Gründen immer weiter herausgezögert, zuletzt durch die Schlacht bei Colombey am 14. August. Der Rückzug beginnt heute über Gravelotte und von hier ab in zwei Kolonnen über Doncourt und Étain sowie über Vionville, Mars-la-Tour und Fresnes. Ab Verdun soll wieder
    Der deutsche General Constantin von Alvensleben
    gemeinsam marschiert werden. Nach Colombey hat das preußische III. Korps unter General von Alvensleben den Auftrag, die Mosel bei Novéant und Champey zu überschreiten. Gleichzeitig wird das X. Korps (Voigts-Rhetz), das Pont-à-Mousson und das linke Moselufer bereits besetzt hat, angewiesen, die Straße Metz-Verdun aufzuklären. Ziel ist es, festzustellen, ob die französische Armee aus Metz bereits abgezogen oder noch im Abzug begriffen ist. Eine Kavallerieaufklärung des 1. Hannoverschen Dragoner-Regiments Nr. 9 ergibt, dass sich französische Truppen aus Metz in Richtung Verdun zurückziehen. In der Annahme, dass dies nur noch die Nachhut sei, befiehlt der Kommandeur der 2. Armee, Friedrich Karl von Preußen, den sofortigen Angriff, allerdings mit nur zwei Korps. Das III. Korps soll über Gorze und Onville, das X. über Thiaucourt einen Vorstoß gegen die Straße Metz-Verdun ausführen. Die weiteren Korps der 2. Armee, die zum Teil ebenfalls bereits die Mosel überschritten haben, sollen den Marsch nach Westen fortsetzen, um die Franzosen an der Maas zu stellen. Hierbei setzt das Oberkommando voraus, dass die Hauptmasse der Rheinarmee schon in vollem Marsch nach Verdun sei, was aber nicht der Fall ist. Zwar war dieser Zug bereits am 13. August geplant, aber da durch die Schlacht bei Colombey der Abmarsch der Franzosen nach Westen erst am 15. begonnen wurde, sind die Franzosen bisher lediglich bis Vernéville gelangt. Drei Divisionen stehen noch im Moseltal, daher befiehlt Bazaine, dass heute der weitere Rückzug erst nachmittags stattfinden soll, um das 3. und 4. Korps nachkommen zu lassen. Das deutsche III. Korps unter General von Alvensleben traf bei seinem Vorstoß in Richtung Rezonville auf drei komplette französische Korps. Ein viertes, das französische 3. Korps, befindet sich in unmittelbarer Nähe. Die Vorhut der abrückenden Franzosen bildet die Kavallerie der Division Forton. Diese wird bei Vionville von der Artillerie der deutschen 3. und 6. Division überrascht und zieht sich ungeordnet zurück. Das französische 2. Korps geht mit der Infanterie in Richtung des Kanonendonners vor, vertreibt die deutsche Kavallerie aus Vionville und besetzt den Höhenzug nach Gorze sowie den Ort Flavigny. Etwa gegen 1000 Uhr erhalten die deutschen Reiter Verstärkung durch die 5. Infanteriedivision, Generalleutnant Wolf Louis Anton Ferdinand von Stülpnagel und 6. Infanteriedivision Gustav Freiherr von Buddenbrock, die von Gorze und Onville her das Schlachtfeld erreichen. General von Alvensleben befiehlt der Infanterie sofort den Angriff und geht dabei davon aus, nur noch die französische Nachhut vor sich zu haben. Bis zum Mittag hat die 5. Division Flavigny wieder erobert, während gleichzeitig die Divisionsartillerie in einer Linie gegen den Ort Rezonville kämpft. Die 6. Division geht gleichzeitig erst nördlich bis Tronville vor und schwenkt dann teilweise nach Osten ab in Richtung der 5. Division und erobert Vionville gegen 1130 Uhr. Damit vereinigen sich die beiden deutschen Divisionen zwischen den Ortschaften Vionville und Flavigny wieder und verringern somit die Gefahr, dass die beiden Divisionen voneinander getrennt werden. Das 24. Regiment der 6. Division befindet sich in einer langgestreckten Linie nordwestlich von Vionville und wird dabei fast ununterbrochen vom 6. französischen Korps (Canrobert) angegriffen. In den folgenden Stunden müssen sich diese deutschen Einheiten gegen einen mehrfach überlegenen Gegner halten. Ziel des französischen Oberbefehlshabers Bazaine ist es, nicht von Metz abgedrängt zu werden. Er geht daher nicht nur mit den beiden Korps vor Vionville zurückhaltend vor, sondern hat auch den linken Flügel bei Gravelotte verstärkt, weil er hier irrtümlicherweise den Hauptangriff der Preußen erwartet. Das zahlenmäßig 1:5 unterlegene deutsche Korps verhindert mit der Einnahme von Vionville weitere Rückzüge nach Westen. Einmal vom Rückzug abgeschnitten, hat die französische Armee bei Metz keine Chance mehr, die Schlacht zu verhindern. Nach dem Verlust von Vionville und Flavigny beginnen Kavallerieangriffe von beiden Seiten. Den 11. und Braunschweiger Husaren gelingt es hierbei zwar beinahe, Bazaine selbst gefangen zu nehmen, aber alle Angriffe können die gesetzten Ziele nicht erfüllen. Der Angriff der deutschen 6. Kavalleriedivision wird von der südlich von Rezonvile in Stellung gegangenen und noch ausgeruhten französischen Gardedivision abgewiesen. Gegen 1400 Uhr bemerkt Marschall Canrobert, dass der linke Flügel der 6. Division in Bedrängnis geraten ist und befiehlt daher einen allgemeinen Angriff des 6. Korps. Von der französischen Artillerie angegriffen und einen Einfall der Franzosen an der linken Flanke fürchtend, sendet Kommandeur von Alvensleben eine Nachricht an den Kommandeur der 12.
    Generalmajor Adalbert von Bredow
    Kavalleriebrigade, Generalmajor Adalbert von Bredow mit dem Befehl, die französische Artillerie unter General Canrobert und die Reiterverstärkung der Franzosen auszuschalten. Unter der Devise „Koste es, was es wolle“ befahl von Bredow seiner Brigade, die aus dem Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, dem Oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr.19 und dem Altmärkischen Ulanenregiment Nr. 16 besteht, um 1400 Uhr, vorzurücken. In dem später als „Von Bredows Todesritt“ bekannt gewordenen Vorgehen rücken die Kavalleristen vor, während von Bredow klug das Terrain und den Kanonenrauch nutzt, um die Bewegungen der Brigade so lange wie möglich vor den französischen Spähern geheimzuhalten. Knappe 1000 Meter vor den französischen Linien heranstürmend brechen die Deutschen durch und verursachen weiträumige Panik unter den Soldaten von Canrobert. Die französische Reiterei versucht, die Deutschen zu stoppen; dies wird aber von den eigenen Soldaten vereitelt, da diese in ihrer Panik auf alle Reiter innerhalb ihrer Schussreichweite feuerten. Nachdem sie auftragsgemäß die französische Artillerie und Kavallerie eliminiert haben, kann die Brigade von Bredows sich zurückziehen. Die Verluste betragen ungefähr die Hälfte, unter den Verwundeten befindet sich auch Herbert von Bismarck, der Sohn des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. Nach diesem Angriff sind sowohl die deutschen als auch die französischen Truppen erschöpft und leiden unter Munitionsmangel. Bis gegen 1600 Uhr finden daher nur wenige Kämpfe statt. Nach der Versorgung greifen gegen 16 Uhr die Franzosen mit dem 3. Korps und einer Division des 4. Korps jetzt von Saint-Marcel und Bruville her wieder an. Dabei wird der linke deutsche Flügel aus den Tronviller Büschen vertrieben und hinter Tronville zurückgedrängt. In diesem kritischen Augenblick trifft nach einem Gewaltmarsch die 20. Infanteriedivision (v. Kraatz-Koschlau) bei Tronville ein. Ein Teil kommt der 5. Division zu Hilfe, während die Artillerie den weiteren französischen Vormarsch aufhält. Im Gegenangriff geling es dem 79. und 17. Regiment die Tronviller Büsche wieder zu besetzen. Etwa gleichzeitig trifft von Westen her ein Teil der 19. Division (Schwartzkoppen) und die 38. Brigade unter Wedell auf dem Schlachtfeld ein. Die 38. Brigade hat auf dem Marsch nach Étain an der Maas bereits einen Marsch von 12 Stunden zurückgelegt. Der Angriff auf die französische Flanke von Mars-la-Tour aus gegen die Höhen von Bruville wird allerdings von den französischen Divisionen Grenier und Cissey unter schweren Verlusten (2600 Mann) abgewiesen. Auch hier muss die Reiterei rettend eingreifen. Die Gardedragoner werfen die heftig nachdringenden Franzosen zurück. Der für die Deutschen siegreiche Ausgang eines Reiterkampfes, der gegen 1900 Uhr bei Bruville ausgetragen wird, wo General von Barby mit fünf Regimentern die französische Kavallerie in die Flucht schlägt, bewegt General Ladmirault, den Kommandeur des 4. Korps, von einem weiteren Angriff auf Mars-la-Tour und Tronville abzusehen, womit die Gefahr für den deutschen linken Flügel abgewendet wird.
    Der französische Marschall Bazaine begnügt sich mit Sicherungen von Stellungen
    Der rechte preußische Flügel hat von Friedrich Karl von Preußen, der um 1600 Uhr von Pont à Mousson her kommend auf dem Schlachtfeld eintrifft, den Befehl erhalten, nur seine Stellung zu behaupten. Bazaine begnügt sich seinerseits damit, seine Verbindung nach Metz zu sichern, und unterlässt es daher, seine Übermacht zu einem entscheidenden Angriff zu verwenden. Die vereinzelten Angriffe der Franzosen hatten daher ebenso wenig Erfolg wie anderseits die Vorstöße der zur Verstärkung der 5. Division herankommenden deutschen Truppenteile vom X. und VIII. Korps. Teile dieser Einheiten, zum Beispiel die 16. Division unter von Barnekow sind, ohne einen Befehl abzuwarten, in Richtung des Gefechtslärms aufgebrochen. Dabei wird besonders um eine Anhöhe südlich von Rezonville erbittert gekämpft. Dreimal wird diese Anhöhe von preußischen Einheiten, bestehend aus der 32. Infanteriebrigade (72. und 40. Regiment) von der 16. Division, verstärkt durch das 11. Regiment vom IX. Korps genommen (letzteres muss sich nach Gegenangriffen der Franzosen wieder zurückziehen). Erst als es bereits dämmert, gelingt die endgültige Eroberung dieser Anhöhe, nachdem die Artillerie und weitere Brigaden zum Kampf hinzugeeilt kamen. Die Kämpfe enden erst gegen 22 Uhr. Die französischen Verluste belaufen sich an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf 879 Offiziere und 16.128 Mann bei 127.000 Teilnehmern, die deutschen auf 711 Offiziere und 15.079 Mann bei bis zu 80.000 Teilnehmern. wovon das III. Korps 310 Offiziere und 6641 Mann, das X. Korps 202 Offiziere und 4945 Mann verlor. Auf deutscher Seite waren unter anderem auch der General von Doering gefallen und von Rauch und von Diepenbroick-Grüter verwundet wurden. Die Schlacht ist ein taktisches Unentschieden, aber ein großer strategischer Sieg für die Preußen. Bazaine kann jetzt mit seinen Truppen nicht mehr nach Verdun flüchten, sondern befiehlt seinen Truppen den Rückzug in die Festung Metz befohlen. Gründe hierfür sind neben den hohen Verlusten auch der Mangel an Munition. Der geplante Rückzug in Richtung Verdun ist damit zunächst abgebrochen.
17.08.1870
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Der französische General Claude Théodore Decaen erliegt seinen Verletzungen
Französisches Kaiserreich / Norddeutscher Bund

Der französische General Claude Théodore Decaen stirbt in Metz an seinen am 14. August in der Schlacht von Colombey in Lothringen erlittenen Verletzungen. Decaen machte den ersten algerischen Feldzug (1830–1831) mit und stieg 1838 zum Capitaine auf. 1851 erhielt er das Kommando des „1e bataillon de chasseurs á pied“ (1. Jägerbataillon zu Fuß), mit dem er nach Afrika zurückkehrte. 1855 kam er als Colonel auf die Krim, wurde wegen seines bei der Erstürmung des Fort Malakow bewiesenen Mutes zum Général de brigade befördert und erhielt bei seiner Rückkehr nach Frankreich das Kommando über eine Brigade der kaiserlichen Garde. 1859 machte er den italienischen Feldzug mit, wurde am Tag nach der Schlacht bei Magenta an Stelle des gefallenen Generals Espinasse zum Général de division befördert und zeichnete sich in der Schlacht bei Solferino aus, wo er das bei San Cassiano schon verlorene Gefecht in Verbindung mit La Motterouge wieder für die Franzosen gewann. 1870 befehligte er die 4. Infanteriedivision im 3. Armeekorps unter Bazaine, und als dieser das Kommando über die Rheinarmee übernahm, erhielt Decaen am 12. August das Kommando des 3. Korps. Am 14. August in der Schlacht bei Colombey-Nouilly wurde er tödlich verwundet.

18.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich

Eine weitere Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg findet bei Gravelotte (lat. Graveium) im Département Moselle in Lothringen, 15 Kilometer westlich von Metz, statt. In Frankreich wird sie "Bataille de Saint-Privat" genannt, in Deutschland auch die „Dritte Schlacht von Metz“. 188.000 deutsche Soldaten mit 732 Geschützen unter dem Befehl von Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke greifen 113.000 Franzosen mit 520 Geschützen unter Marschall François-Achille Bazaine an. Nach zähen Kämpfen gelingt es den Deutschen, Bazaine zurückzuwerfen und damit dem Gegner alle Wege nach Westen zu versperren und die Belagerung von Metz zu beginnen. Die Verluste sind auf beiden Seiten erheblich, auf deutscher Seite etwa 20.000 Tote und Verwundete, auf französischer Seite etwa 9000 Tote und Verwundete.

19.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich

Die III. Preußische Armee erhält den Befehl, vorläufig an der Maas Halt zu machen, um die Einheiten der Maasarmee aufschließen zu lassen. Es werden Vorbereitungen für eine Belagerung von Metz getroffen.

20.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich

Nach der Niederlage bei Gravelotte zieht Marschall François-Achille Bazaine die französische Rheinarmee zurück nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels. Dort werden er und seine Truppen nun von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl von Preußen(linkes Moselufer) und der ersten Armee, anfangs unter General Karl Friedrich von Steinmetz, der von Generalfeldmarschall Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer) abgelöst wird, eingeschlossen. Die III. Preußische Armee erreicht die Maas.

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Norddeutscher Bund / Französisches Kaiserreich / Österreichisch-Ungarische Monarchie Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Russisches Kaiserreich

Es beginnen gleichzeitig umfangreiche diplomatische Aktivitäten zur Beendigung des Französisch-Deutschen Krieges. In Österreich, England und selbst in Russland werden Stimmen laut, die einen baldigen Friedensschluss fordern und Bedenken gegen eine Veränderung des Kräftegleichgewichts in Mitteleuropa äußern. Gleichzeitig kommt ein Gerücht auf, dass die Franzosen doch noch eine Landung an einer der deutschen Küsten planen oder sogar bis zu den Häfen von Hamburg oder Bremen vordringen wollen. Immerhin sind die als Elite bezeichneten Marinesoldaten bis jetzt nicht eingesetzt worden und die französische Marine ist der deutschen zahlenmäßig zehn zu eins überlegen. Eine auch nur kurz andauernde Blockade der deutschen Häfen würde für die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft schwerwiegende Folgen haben. Die französische Flotte operiert zu diesem Zeitpunkt zwar in der Nordsee und im Skagerrak, hat jedoch erhebliche Versorgungsprobleme insbesondere mit Kohle und sieht keine Möglichkeit, offensiv tätig zu werden. Kleine Ziele an der Küste würden keinen Angriff rechtfertigen; Der preußische Überseehafen "Wilhelmshaven" ist zwar noch im Bau, aber bereits gut befestigt und mit schwerer Artillerie geschützt und für Angriffe auf die Binnenhäfen fehlen detaillierte Karten oder Lotsen. All diese Punkte führen dazu, das zwar zwei französische Flottenverbände im August in der deutschen Bucht operieren, aber letztlich keine Feindberührung suchen.

21.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich

Französische Einheiten drohen mit einer Anlandung vor Swinemünde. Zwischen Ahlbeck und Peenemünde wird eine freiwillige Küstenwache für das innere Küstengewässer des Stettiner Haffs eingerichtet.

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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Österreichisch-Ungarische Monarchie
Der deutsche Politiker und Radikaldemokrat Gustav Struve
Gustav von Struve bzw. nach der Ablegung seines Adelstitels Gustav Struve (* 11.10.1805 in München) stirbt in Wien. Er war ein deutscher Politiker, Rechtsanwalt, Publizist und radikaldemokratischer Revolutionär während der Märzrevolution von 1848/1849 im Großherzogtum Baden. Struve war der Sohn des aus russischem Kleinadel stammenden Staatsrats Johann Gustav von Struve. Aufgewachsen in München, absolvierte er ein juristisches Studium in Göttingen und Heidelberg. Zwischen 1829 und 1831 war er im oldenburgischen Staatsdienst beschäftigt. 1836 ließ er sich im badischen Mannheim als Rechtsanwalt nieder. Zusammen mit Friedrich Hecker beteiligte sich Struve an führender Stelle an der badischen Revolution ab März 1848. Auch Hecker gehörte wie Struve zum radikaldemokratischen und antimonarchistischen Flügel der Revolutionäre, der in Baden, hier insbesondere in den vielerorts gegründeten politischen Volksvereinen relativ stark vertreten war. Als die Märzrevolution ausgelöst wurde, forderte Struve in einem von ihm veröffentlichten Programm eine föderative Republik für ganz Deutschland, das aber vom Frankfurter Vorparlament abgelehnt wurde. Gemeinsam mit Hecker und anderen führenden Aufständischen wollte er seine Ideen von Südwestdeutschland aus verbreiten. Im sogenannten Heckeraufstand riefen Hecker, Struve und andere am 12. April 1848 in Konstanz die Republik aus. Struve und seine Frau waren daraufhin beteiligt am Heckerzug, einer Freischar, die sich mit der aus dem Elsass anmarschierenden Deutschen Demokratischen Legion des revolutionären Dichters Georg Herwegh vereinigen und in die badische Hauptstadt Karlsruhe marschieren wollte, um die Republik von dort aus in ganz Baden durchzusetzen. Der Heckerzug wurde jedoch bald im Schwarzwald bei Kandern von regulären Truppen besiegt und die Revolutionäre aufgerieben. Hecker und Struve flohen in die Schweiz, von wo aus Gustav Struve weiter versuchte, die Revolution voran zu bringen. Im Verlauf des badischen Maiaufstands gelang es, nachdem die badische Garnison in der Bundesfestung Rastatt gemeutert hatte, den Großherzog Leopold (Baden) in die Flucht zu treiben, worauf sich am 1. Juni 1849 eine provisorische republikanische Regierung unter dem gemäßigteren liberalen Politiker Lorenz Brentano bildete, an der Struve beteiligt war. Gegenüber der Gefahr durch die anrückenden Truppen des deutschen Bundes unter Führung des preußischen Prinzen Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I., verhielt sich Brentano zögerlich und hoffte, durch Verhandlungen eine militärische Eskalation zu vermeiden. Darauf wurde Brentano von Struve und dessen Anhängern gestürzt. Es kam zur Volksbewaffnung. Unter Führung des polnischen Revolutionsgenerals Ludwik Mieroslawski versuchte das Revolutionsheer, die Übermacht der preußischen Truppen abzuwehren, aber die Revolution wurde schließlich nach heftigen Kämpfen um Rastatt am 23. Juli 1849 von den preußischen Truppen niedergeschlagen und war damit endgültig gescheitert. Gustav Struve konnte sich mit einigen anderen Revolutionären einer Hinrichtung entziehen, und floh zusammen mit seiner Frau, die ihn während der Revolution immer auch aktiv kämpfend und agitatorisch unterstützt hatte, ins Exil, das die Eheleute zunächst in die Schweiz, und über England schließlich 1851 in die USA führte. Auch hier versuchte er, publizistisch für seine radikaldemokratischen Ziele zu arbeiten. Durch seinen energischen Einsatz für die Präsidentschaftskandidatur von Abraham Lincoln trug er dazu bei, die deutschstämmige Bevölkerung des Bundesstaats New York, die bis dahin eher zu den Demokraten neigte, für die damalige republikanische Partei zu gewinnen, was mit zum letztlichen Wahlsieg Lincolns beitrug. Anfang der 1860er Jahre war Struve am Sezessionskrieg auf Seiten der Nordstaaten beteiligt. Nach dem Tod seiner Frau Amalie, die an den Folgen einer Geburt 1862 in New York gestorben war, und nachdem er in der alten Heimat amnestiert worden war, kehrte er 1863 nach Deutschland zurück. Struve war schon 1832 durch die Lektüre von Jean-Jacques Rousseaus Roman Émile Vegetarier geworden und wurde in den sechziger Jahren zu einem der Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland. 1868 gründete er mit Gesinnungsgenossen aus Stuttgart und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 erschien sein Werk Pflanzenkost – die Grundlage einer neuen Weltanschauung, das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Mit 62 Jahren heiratete er seine zweite Frau Katharina.
22.08.1870
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Der Zusammenschluss der III. Preußischen Armee mit der Maas-Armee wird vollendet. Da man Kenntnis davon erhalten hat, dass sich bei Châlon starke französische Kräfte sammeln, ergeht der Befehl an die Dritte Armee, nach Châlon vorzurücken, die Maasarmee soll gleichzeitig weiter nördlich in Richtung Paris vorgehen.

23.08.1870
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  • Die Artilleriegeschütze General August von Werders eröffnen das Feuer auf die belagerte Stadt Straßburg und verursachen starke Schäden, auch an historischen Bauwerken und Wahrzeichen. Der Bischof von Straßburg bittet Werder um eine Einstellung des Feuers und die Zivilbevölkerung schlägt vor, Werder jeden Tag 100.000 Franc zu bezahlen, an dem er die Stadt nicht bombardiert. Der französische Kommandant der Stadt, General Uhrich, ergibt sich nicht, und bald wird von Werder klar, dass er mit seiner Munition ein solches Dauerfeuer über die gesamte Stadt nicht durchhalten kann. Von Werder fährt mit dem Bombardement der Stadt fort, allerdings werden jetzt ausgewählte Befestigungsanlagen aufs Korn genommen, die Linien der Deutschen bewegen sich mit dem Fall der jeweiligen Festungen rapide auf die Stadt zu. Die Franzosen beschränken sich auf passive Verteidigung und vereinzelte schwache Ausfälle.
  • Die deutschen Truppen beschießen die Stadt Toul (deutsch Tull, lat. Tullum Leucorum) im Département Meurthe-et-Moselle in Lothringen.
  • Deutsche Truppen erreichen die Stadt Verdun.
24.08.1870
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  • Die III. Preußische Armee steht an der Marne. Auf dem Weg der Maasarmee befinden sich die Befestigungsanlagen von Verdun, das am Vortag erreicht wurde. Nachdem ein Angriff heute ohne Erfolg bleibt, muss die Stadt umgangen werden. Gleichzeitig wird mit der Belagerung begonnen. Während der Belagerung wird Verdun ein wichtiger Ausgangspunkt für Aktionen im Rücken der deutschen Front sein. Ein anderes Hindernis ist die Festung von Toul. Auch diese Festung muss belagert werden, da ein direkter Sturmangriff vorerst erfolglos bleibt. Erst jetzt stößt Prinz Albert daher weiter über Sainte-Menehould und Vitry-le-François vor. Während dieses Vormarsches treten zwar bei den deutschen Verbänden die ersten Versorgungsengpässe an Nahrungsmitteln auf, es gelingt aber, eine Mindestversorgung durch Requirierungen, aber auch durch Ankäufe von Lebensmitteln in den Ortschaften entlang des Marsches sicherzustellen. Gleichzeitig kommen die deutschen Reserveverbände bei den Armeen an. Das deutsche Heer hat insgesamt Verstärkungen von 150.000 Mann erhalten, Einheiten mit insgesamt 300.000 weiteren Soldaten werden gerade aufgestellt. Damit werden nicht nur die Verluste der ersten Wochen ausgeglichen, es können auch Einheiten für diverse kleinere Belagerungen und für den Schutz der Nachschubwege abgestellt werden. Neben der rein zahlenmäßigen Verstärkung zum Ausgleich erlittener Ausfälle kommt auch noch das VI. Korps unter General von Tümpling zur III. Armee. Dieses Korps war bis zum 6. August als Reserve für einen möglichen Konflikt mit Österreich in Schlesien geblieben. Während des Vormarsches der deutschen Truppen treten im Gebiet entlang der Maas erstmals die Franc-tireurs in größerem Maße in Erscheinung. Gleichzeitig aber erklären sich auch Ortschaften als offene Städte oder Dörfer. So öffnet sich die Stadt Bar-le-Duc den ersten preußischen Reitern, da man keine Möglichkeit der Verteidigung sieht. Der deutsche Kronprinz wird daraufhin in Bar-le-Duc für einige Tage sein Hauptquartier aufschlagen. Außerdem erreicht eine preußische Kavallerieaufklärungsmission das inzwischen verlassene Lager von Châlon. Andere Patrouillen stoßen bis kurz vor Reims vor, verhören die örtlichen Bürgermeister und beschlagnahmen jede Postsendung, die sie finden können, in der Hoffnung, hierbei brauchbare Informationen zu finden.
  • Beginn der Belagerung von Diedenhofen (frz. Thionville) im Département Moselle in Lothringen durch deutsche Truppen.
25.08.1870
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Da noch keine genauen Informationen über Bewegungen der unter dem Befehl von General Patrice de Mac-Mahon stehenden Streitkräfte vorliegen, beschließt das Oberkommando der deutschen Truppen in Frankreich, morgen weiter in Richtung Reims vorzurücken. Der direkte Weg für Mac-Mahon nach Metz ist verlegt und ein Ausweichen in Richtung belgische Grenze wird als wenig wahrscheinlich angesehen. Für übermorgen wird ein weiterer Ruhetag angekündigt, der aber nicht umgesetzt wird, um Mac-Mahon die Chancen zu nehmen, an den deutschen Truppen vorbei nach Metz vorzustoßen. Im Laufe des Tages jedoch treffen Informationen über die tatsächlichen Bewegungen von Mac-Mahon ein. Um dessen Armee noch abzufangen, wird ein Rechtsschwenk der deutschen Einheiten erforderlich. Das Problem ist jedoch, dass man für einen Vormarsch Richtung Westen ausgerichtet war und nicht Richtung Norden. Im Hauptquartier in Bar-le-Duc wird die Entscheidung getroffen. Um 2300 Uhr ergeht der Befehl mit den geänderten Marschrichtungen. Wenn man den Rechtsschwenk erfolgreich umsetzen könnte, dann waren die Chancen sehr gut, die Armee von Mac-Mahon gegen die belgische Grenze zu drücken und dort auszuschalten. Gleichzeitig bedeutete der Rechtsschwenk aber auch ein großes Risiko. Zwei deutsche Armeekorps gehen jetzt nebeneinander auf einer Breite von fast 50 km vor und würden sich kaum gegenseitige Unterstützung geben können. Auch gibt es neben der eigenen Aufklärung noch Berichte in diversen Zeitungen, welche die Franzosen auf dem Rückzug nach Paris meldeten. Der Vormarsch hätte sich somit auch als Fehler herausstellen können und den Franzosen auf dem Marsch nach Paris einen Vorsprung von einer Woche eingebracht.

26.08.1870
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  • Die französische Rheinarmee unter Marschall François-Achille Bazaine versucht einen Ausbruch aus der Festung Metz. In der Nähe des Fort St. Julien (zwischen Noiseville und der Mosel) sammeln sich insgesamt drei französische Korps mit dem erklärten Ziel, in Richtung Thionville (dt. Diedenhofen) auszubrechen. Die Garnison der Festung in Thionville hat sich auf das Eintreffen der Einheiten bereits eingestellt und Nachschub an Lebensmitteln bereitgestellt. Weiterhin wurden hier Pontonbrücken für die zusätzlichen Überquerungen der Orne und der Mosel bereitgestellt worden. Der Angriff gerät jedoch in schlechtes Wetter und gibt hier den Preußen Zeit, ihre Verteidigung zu organisieren. Der langsame Vormarsch der Franzosen kann bereits von den deutschen Vorposten gestoppt werden und bald beginnt der Rückzug in den Schutz der Festung St. Julien.
  • Auf deutscher Seite wird mit der Umsetzung der geänderten Pläne begonnen. Der Vormarsch wurde aber durch schlechtes Wetter und unwegsames Gelände behindert. Bei Vouziers und Grandpré im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne kommt es zum Kontakt mit französischen Einheiten, ohne das sich daraus größere Kämpfe entwickeln. Aus dem Belagerungsring um Metz werden vorsorglich das III. und II. Korps herausgenommen, um notfalls die Maasarmee zu unterstützen. Nachdem klar wird, dass man die beiden Korps nicht brauchen wird, kehren sie nach Metz zurück.
27.08.1870
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Der Vormarsch auf Damvillers sowie die Sicherung der Maasübergänge bei Dun und Stenay werden angeordnet. Der Vormarsch erfolgt dabei weitgehend ohne Feindberührung. Die französische Kavallerie hängt zu diesem Zeitpunkt hinter der eigenen Armee zurück, normalerweise ist es ihre Aufgabe, die rechte Flanke der Armee zu sichern. Aus dieser Sicherung würden sich dann Kontakte zwischen der Kavallerie ergeben, ein deutliches Zeichen dafür, dass General Patrice de Mac-Mahon wie vermutet vorrücken wird. Lediglich bei Buzancy im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne kommt es zu einem kleinen Gefecht zwischen Kavallerieeinheiten. Im Laufe des Tages wird deutlich, dass die französischen Einheiten die Maas noch nicht überschritten haben. Daraufhin wird für den kommenden Tag der Vormarsch auf Vouziers im Département Ardennes und Beaumont im Département Meurthe-et-Moselle angeordnet. Da die Einheiten der III. Preußischen Armee aber noch nicht ihre vorgesehenen Stellungen erreicht hatten, soll ein Entscheidungskampf am 28. August noch vermieden werden. Auf französischer Seite hat man kaum Informationen über die deutschen Einheiten. Nachdem klar wurde, dass ein Durchbruch von Marschall Bazaines durch die Belagerungslinien bei Metz nicht mehr zu erwarten ist, soll ein Rückzug in Richtung Mézières erfolgen. Dieser Rückzug wird jedoch durch die Regierung in Paris gestoppt. Für morgen planen die Franzosen ein Vorrücken auf Montmédy. Durch die Vorstöße deutscher Kavallerie sind die Telegrafenlinien nach Paris oft gestört, sodass die Übermittlung von Nachrichten für die französischen Einheiten immer schwieriger wird.

28.08.1870
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Auf deutscher Seite werden die letzten Zweifel über die strategische Situation beseitigt, nachdem ein französischer Offizier mit den kompletten Marschplänen und der Aufstellung (Ordre de Battailie) gefangen genommen wird.

29.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französisches Kaiserreich
  • Der in Metz eingeschlossene Marschall François-Achille Bazaine und seine Rhein-Armee hatte in den ersten Wochen der Belagerung immer wieder Informationen und Nachrichten über die Aufstellung der Châlon-Armee unter Marschall Patrice de Mac-Mahon erhalten, unterrichtet selbst jedoch erst heute seine Korpsgeneräle vom bereits laufenden Entsatzversuch. Diese späte Information wird nach dem Krieg einer der Hauptvorwürfe gegen Bazaine im Kriegsgerichtsverfahren wegen Verrats werden. Der Plan sieht vor, auf dem rechten Ufer der Mosel mit seiner ganzen Armee die feindliche Einschließung zu durchbrechen, bei Diedenhofen (frz. Thionville) die Mosel zu überqueren und sich in Richtung Sedan mit Mac-Mahon zu vereinigen. Zu diesem Zweck befiehlt er, dass das III., IV., VI. Armee und als Reserve das Gardekorps in der Nacht des 30. August die Brücken unterhalb der Festung überschreiten und am nächsten Morgen (31. August 1870) die beherrschende Höhe von Sainte Barbe nehmen sollen; erst nach Erstürmung der Höhe soll der Abmarsch der Armee angetreten werden. Aus unerklärlichen Gründen verzögert Bazaine jedoch den Beginn der Schlacht immer weiter, so das es wiederum den Preußen möglich wird, Verstärkungen heranzuziehen. Ursprünglich standen in Noiseville lediglich drei preußische Bataillone. Der heutige Tag ist geprägt durch gegenseitiges Abtasten. Da auf beiden Seiten noch nicht alle Einheiten am Kampf teilnehmen können, wird die Entscheidung auf den nächsten Tag verschoben. Bei Nouart im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne kommt es zu einem Gefecht zwischen dem französischen V. Korps (Failly) und dem sächsischen XII. Korps. Da es an diesem Tag nur darum geht, die Stärke des Gegners festzustellen, ziehen sich die Franzosen am Nachmittag in südlicher Richtung zurück. Die 5. Kavalleriedivision, inzwischen der III. Preußischen Armee zugeordnet, rückt in Richtung Attigny vor und zerstört zwischen Rethel und Mézières die Eisenbahnlinie. Ende August ist man sich im deutschen Hauptquartier darüber im Klaren, dass man Mac-Mahon ausmanövriert hat und bald erfolgreich schlagen wird. Ob dies durch ein Abdrängen nach Belgien, eine Schlacht mit Rückzug und Verfolgung oder durch eine Kesselschlacht erfolgen wird, ist hierbei nicht ausschlaggebend. Problematisch wäre es nur, wenn Napoléon III. in der folgenden Schlacht gefangen oder getötet würde. Bismarck braucht Napoléon III. als Machthaber, um mit ihm einen schnellen Frieden schließen zu können, solange die anderen europäischen Mächte sich weiterhin neutral verhalten. Ein langwieriger Kampf mit einer postrevolutionären Republik könnte den Krieg auf dritte Staaten ausweiten, würde unnötige Opfer kosten und in Deutschland Erwartungen wecken, die einen Friedensschluss wie mit Österreich erheblich erschweren würden.
  • Deutsche Truppen erobern die Gemeinde Voncq im Arrondissement Vouziers im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne.
30.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich
Prinz Albert von Sachsen
General Patrice de Mac-Mahon
General Pierre de Failly

In Beaumont findet im Vorfeld der zu erwartenden Schlacht von Sedan ein weiteres Gefecht statt. Teile der III. und IV. Preußischen Armee schlagen Teile der französischen Châlons-Armee, die die eingeschlossene Rheinarmee entsetzen sollte, sich nun aber nach Sedan zurückzieht. Die nach den Grenzschlachten in Frankreich eingedrungenen deutschen Armeen haben mittlerweile die französische Rheinarmee unter François-Achille Bazaine eingeschlossen und bewegen sich weiter in der allgemeinen Richtung auf Paris. Die unter General Patrice Mac-Mahon bei Châlons zusammengezogene französische Châlons-Armee begann bereits am 23. August 1870 mit dem Marsch nach Reims in der Absicht, weiter über Montmédy um dann entlang der belgischen Grenze zur bei Metz eingeschlossenen Rheinarmee zu gelangen. Die III. Preußische Armee unter ihrem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und die 4. Armee (auch Maasarmee genannt) unter dem sächsischen Kronprinzen Albert marschierten währenddessen noch zwei Tage konzentrisch auf Châlons zu, da sie den Gegner noch vor sich in Richtung Paris vermuteten. Erst am 26. August begannen beide Armeen, nach rechts zu schwenken und sich in Richtung der Châlons-Armee zu bewegen. Diese hatte Mac-Mahon zwischen Vouziers und Chesne konzentriert und für einen Angriff auf die deutschen Truppen in südlicher Richtung aufgestellt. Der Angriff wurde dann aber nicht ausgeführt, und die Armee marschierte in nordöstlicher Richtung ab, wodurch sich die Disziplin aufzulösen begann. Um einer Umklammerung durch die III. und IV. Preußische Armee zu entgehen, bereitete Mac-Mahon einen Marsch nach Nordwesten auf Mézières vor. Das Kriegsministerium untersagte jedoch eine solche Bewegung und befahl den weiteren Vormarsch in Richtung Metz. Da deutsche Truppen die Maas schon bis Stenay im Norden erreicht hatten, musste Mac-Mahon noch weiter nördlich ausweichen, um Metz noch über Carignan erreichen zu können. Doch nur der linke französische Flügel erreichte bei Mouzon die Maas noch ohne Kampf. Weiter südlich standen deutsche Truppen der IV. Preußischen Armee bereits westlich der Maas und trafen unter anderem bei Nouart auf Teile der französischen Châlons-Armee. In der Nacht zu heute rastet das V. Korps der Châlonsarmee unter General Pierre Louis Charles Achille de Failly bei Beaumont-en-Argonne. Dieses Korps ist durch lange Märsche sehr erschöpft und nach einem Marsch über schlechte Feldwege und durch Wälder auseinandergezogen. Die Soldaten nutzten die Möglichkeit zum Lagern bei Beaumont zur Rast. Die ersten Franzosen hatten diesen Ort gegen Mitternacht erreicht, die letzten erst im Morgengrauen. Die Franzosen befinden sich hier, ohne es zu wissen, zwischen dem IV. Korps als linkem Flügel der Maasarmee von Prinz Albert und dem I. Bayerischen Korps als rechtem Flügel der dritten Armee des Kronprinzen. Die Bayern erwarten zu diesem Zeitpunkt Kontakt mit der gesamten französischen Armee und betreiben daher intensive Aufklärung durch Kavallerie und leichte Infanterie. Zwei dieser Aufklärungseinheiten sichten zeitgleich am Mittag die auf den Höhen von Beaumont rastenden Franzosen. Die Franzosen sind damit beschäftigt sich mit Nahrung zu versorgen und viele Einheiten schlafen noch. Zwar gibt es Hinweise aus der Bevölkerung, dass die Preußen kommen, aber es werden keine Vorkehrungen zur Abwehr getroffen. Etwa zeitgleich werden die Franzosen vom IV. Preußischen Armeekorps angegriffen. Noch während die Franzosen sich zu einem Gegenangriff sammeln, formieren sich auch die ersten Bayern von der 2. Division und gehen voran. Sie haben hier den großen Vorteil, dass sie bergab angreifen können. Obwohl die Bayern an diesem Tag bereits einen langen Marsch von etwa 19 Meilen hinter sich haben, wird sofort angegriffen, um die günstige Gelegenheit auszunutzen. Trotz erheblicher Verluste durch das überlegene Chassepotgewehr der Franzosen gelingt es, den Angriff so schnell voranzutreiben, dass das französische Feuer unterlaufen werden kann. Geschwindigkeit und Überraschung sind ein großer Vorteil für die Preußen und Bayern. Zwischen den angreifenden Bayern und Preußen befindet sich jedoch eine große Lücke, die bei einem Gegenangriff für die Deutschen gefährlich wird, vor allem weil keine Reserven zur Verfügung stehen. Viele französische Soldaten werden durch den Angriff jedoch noch im Schlaf überrascht und so beginnen die ersten Soldaten eine wilde Flucht in Richtung Mouzon. Die größten Verluste erleiden die Franzosen auf dieser Straße, die zeitweise durch umgestürzte Wagen völlig verstopft ist und wo sie auch dem Artilleriefeuer des Gegners schutzlos ausgeliefert sind. Das 86. Regiment aus der Bretagne verliert hier fast 600 Mann. Die französischen Truppen können erst nach einiger Zeit zu einem Gegenangriff übergehen, der allerdings abgewiesen wird. Auf deutscher Seite greift nun die gesamte Artillerie des IV. Armeekorps ein, die im weiteren Verlauf noch von Teilen der Artillerie des sächsischen XII. sowie des Bayrischen Armeekorps Unterstützung erhalten. Unter diesem Druck muss das gesamte französische Korps auf Mouzon zurückgehen, weil auch der Angriff von Teilen des VII. Französischen Korps auf das Bayrische Korps abgewiesen wird, das nun seinerseits die französischen Kräfte nach Norden zurückdrängt. Die Straße nach Mouzon steigt an und hier gelingt es den französischen Offizieren, die Flucht aufzuhalten und sowohl Artillerie als auch Mitrailleusen in Stellung zu bringen und damit den Verfolgern erhebliche Verluste zuzuführen. Das preußische Gardekorps dringt bis nach Beaumont vor; es entwickeln sich heftige Kämpfe, die bis zum Einbruch der Dunkelheit andauern und in deren Ergebnis die französischen Truppen bis in das Tal der Maas zurückgedrängt werden. Die Franzosen verlieren innerhalb kurzer Zeit etwa 5700 Soldaten an Gefallenen, Verwundeten; etwa 1800 Franzosen werden von deutschen Truppen gefangengenommen. Die Verluste der deutschen Truppen betragen 3400 Mann, den größten Teil davon am späten Nachmittag; sie erbeuten unter anderem 28 Kanonen, acht Mitrailleusen, 60 vollgeladene Munitionswagen und diverse weitere Ausrüstung. Prinz Albert von Sachsen, der das Schlachtfeld nach dem Gefecht besucht, nimmt sein Abendessen im Zelt von General de Failly ein, wo sich noch die gesamten für den General bestimmten Delikatessen befinden. Im Ergebnis des Gefechts ist starken französischen Kräften eine Niederlage zugefügt worden, was Mac-Mahon dazu veranlasst, den Marsch auf Metz zunächst aufzugeben und auf Sedan zurückzugehen. Er hofft, die Armee in Sedan sammeln und versorgen zu können, um sich dann weiter auf Mézières zu bewegen. Als Ergebnis der Schlacht befiehlt Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke dem V. und XI. Korps, sich zwischen Sedan und der Grenze zu Belgien zu postieren. Gleichzeitig versperrt die III. Preußische Armee jetzt den Rückzug in Richtung Paris oder Mézieres. Erleichternd kommt für die Deutschen hinzu, dass die französische Kavallerie ihre Geschwindigkeit nicht zur Verzögerung der Deutschen nutzt, sondern sich als erste zurückzieht und so Sedan einen Tag vor der Infanterie erreicht. In Sedan befindet sich die Châlons-Armee in einer gefährlichen Situation, da sie zwischen den schnell vorrückenden deutschen Armeen und der belgischen Grenze nur wenig Raum zum Manövrieren hat. Die beiden deutschen Armeen sind nun dabei, die Lücke zwischen sich langsam zu schließen. Sie treffen sich in der Nähe von Beaumont, wo das V. Französische Korps nach den Kämpfen vom Vortag und einer durchmarschierten Nacht völlig erschöpft lagert. Gleichzeitig und völlig überraschend werden die Franzosen von zwei deutschen Korps (IV. Preußische und I. Bayerische) aus der Bewegung heraus angegriffen. Ohne die Möglichkeit, sich zur Verteidigung zu organisieren werden die Franzosen dabei zurückgetrieben und müssen 5700 Tote und Verwundete, 1800 Gefangene und den Verlust des größten Teils ihrer Ausrüstung beklagen. Die deutschen Verluste beim Angriff und der Verfolgung belaufen sich auf insgesamt 3400 Mann, hauptsächlich als die fliehenden Franzosen sich vor der Maas zur Verteidigung sammeln können.

31.08.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Königreich Württemberg / Großherzogtum Baden / Französisches Kaiserreich
  • In Wadelincourt, einem Vorort im Westen von Sedan sowie in Frénois im Département Vosges finden Gefechte zwischen den deutschen und den französischen Truppen statt.
  • In Rémilly im Arrondissement Metz-Campagne im Département Moselle in der Region Lothringen findet die „Kanonade von Rémilly“ statt.
  • Die französische Kleinstadt Bazeilles im Département Ardennes in der Region Champagne-Ardenne wird von deutschen Truppen erstürmt.
  • Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hat, ist immer noch von der II. Preußischen Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee unter General Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen. Bazaine versucht ohne Erfolg, den Belagerungsring durch den Angriff bei Noisseville zu durchbrechen. Die Schlacht von Noisseville zwischen der französischen Rheinarmee unter Bazaine und der deutschen Blockade-Armee beginnt vor Metz. Diesen deutschen Truppen stehen 90.000 Mann, acht Infanteriedivisionen und mehrere Kavalleriebrigaden mit zusammen 162 Geschützen entgegen. Allerdings erhalten die deutschen Truppen auch Verstärkung von der linken Seite der Mosel. Teile des X. Korps überqueren die Mosel unterhalb von Metz beim Ort Hauconcourt und liegen damit unmittelbar im geplanten Fluchtweg von Bazaine. Diese Truppenverlegungen finden in Sichtweite der Franzosen statt. Anstatt einen sofortigen Angriff zu befehlen, werden ab Mittag schwere 24-Pfund-Festungsgeschütze aus dem Fort St. Julien nach St. Barbe gebracht um die angelegten Straßensperren zu zerstören. Diese Maßnahme kostet erneut mehrere Stunden. Erst um 1600 Uhr wird der Kampf durch ein heftiges Geschützfeuer begonnen. Die Aufstellung der Franzosen ist:
    • IV. Korps unter Ladmirault im Zentrum
    • VI. Korps unter Canrobert linke Flanke bei Malroy
    • III. Korps unter Leboeuf rechte Flanke bei Noiseville
    • Gardekorps in Reserve dahinter.

Die deutschen Truppen, welche die bedrohten Stellungen der Einschließungslinie inne haben, die 3. Reservedivision unter Generalleutnant Ferdinand von Kummer in Malroy, das I. Korps unter Edwin von Manteuffel in Servigny und das II. Korps in Laquenexy, zusammen etwa 41.000 Mann mit 138 Geschützen. Hinzu kommen die Einheiten vom X. Korps, die in der Flanke des jetzt begonnenen Angriffs stehen. Insgesamt ist es dem preußischen Oberkommandierenden vor Metz, Friedrich Karl von Preußen, gelungen, fast 60.000 Soldaten hier zusammenzuziehen. Als der französische Angriff beginnt, empfängt Manteuffel den auf St. Barbe vorgehenden Gegner sofort mit so wirksamem Feuer von 60 vor die eigentliche Verteidigungslinie vorgegangenen Geschützen, dass das Vordringen der Franzosen bereits hier ins Stocken gerät. Nur auf dem rechten Flügel entreißt die Brigade Justin Clinchant dem 4. Regiment das Dorf Noisseville um 18 Uhr, während ein Versuch der preußischen 3. Infanterie-Brigade unter Albert von Memerty, das von den Franzosen besetzte Montoy wieder zu erobern, völlig scheitert und auf dem äußersten rechten Flügel von den Franzosen auch Colombey und Aubigny genommen wird. Dagegen wird ein vom III. und IV. Preußischen Korps bei Anbruch der Dunkelheit erneuerter Angriff auf die wichtigste Stellung bei St. Barbe, die Dörfer Poix und Servigny, und des VI. Korps auf Failly von den ostpreußischen Regimentern zurückgewiesen. Um 2100 Uhr nimmt die Division Aymard das Dorf Servigny mit dem Bajonett, wird aber bereits um 22 Uhr unter großen Verlusten wieder daraus vertrieben. Das Resultat der Kämpfe dieses Tages ist also, dass es den Franzosen gelang, sich durch die Besetzung von Noisseville, Flanville, Coincy und Aubigny zwischen die I. und II. Preußische Division keilartig einzuschieben, dass dieselben dagegen in der Hauptrichtung des beabsichtigten Durchbruchs gegen die Hochfläche von St. Barbe infolge des hartnäckigen Widerstandes der Preußen keine Fortschritte zu erzielen vermochten. Der Angriff der Franzosen entwickelt zu keinem Zeitpunkt die mögliche Stärke, sondern wird nur halbherzig vorangetrieben. So ergeht an die Garde als Reserve kein Angriffsbefehl, so das diese nicht in die Kämpfe eingreifen. Das Gardekorps war bereits in der Schlacht von Gravelotte in Reserve geblieben und hätte daher ohne größere Ausfälle zur Verfügung gestanden. Die Preußen waren so siegessicher, das Friedrich Karl sich lieber auf einen mögliche Abmarsch zur Verstärkung nach Sedan vorbereitete und auf der linken Seite der Mosel in seinem Hauptquartier in Briey geblieben ist. Das Kommando auf der rechten Seite bleibt bei Manteuffel und Voigts-Rhetz. Weil er die Stärke und Geschwindigkeit der deutschen Verbände unterschätzte, glaubte Mac-Mahon bei Sedan seine Armee sammeln zu können, um sie zu reorganisieren und ihren Nachschub zu ergänzen. Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke jedoch hat fast 200.000 Mann in Eilmärschen hinter den angeschlagenen französischen Truppen hergeschickt; seine Spitzenverbände erreichen bereits den Raum Sedan unweit der belgischen Grenze. Auf französischer Seite sind an der Schlacht vier Armeekorps beteiligt, die relativ gebündelt im Raum Sedan stehen. Ihnen gegenüber stehen jetzt sieben deutsche Armeekorps, die sich um Sedan herum großflächig verteilen. Den militärischen Oberbefehl über die Truppen hat Moltke. König Wilhelm von Preußen und sein Stab beobachten die Schlacht von einem Hügel in der Nähe von Frénois aus. Die französischen Truppen unterstehen zunächst Marschall Mac-Mahon, bevor dieser verwundet wird und das Kommando an General Ducrot überträgt, der wiederum vom dienstälteren General Wimpffen genötigt wurde, ihm das Kommando zu überlassen. Kaiser Napoléon III. befindet sich ebenfalls in Sedan, greift aber zunächst nicht in militärische Belange ein. Es gelingt einer Vorausabteilung des 4. Bayerischen Jägerbataillons, die Eisenbahnbrücke unterhalb Remilly zu besetzen, ehe sie von französischen Truppen gesprengt werden kann. Nördlich des Ortes errichten sie eine Pontonbrücke, um erneut die Maas zu überqueren, die dort einen Bogen schlägt. Die nachrückenden Teile des Bataillons überqueren so den Fluss Maas und erreichen so den Ort Bazeilles, etwa fünf Kilometer südöstlich von Sedan. Der Ort ist die südlichste Verteidigungsstellung der französischen Armee und mit starken Truppenverbänden besetzt. So werden die bayerischen Vorausabteilungen durch einen energischen Gegenangriff wieder bis zur Brücke zurückgedrängt. Gegen Abend sammeln sich an dieser Brücke bei Remilly das 1. Bayerische Korps, das 4. Korps und das 2. Bayerische Korps. Die Schlacht um Sedan steht nun unmittelbar bevor.

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