Karl August von Hardenberg

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Biografie

KARL AUGUST FÜRST VON HARDENBERG

* 31. Mai 1750 in Essenrode bei Wolfsburg, † 26. November 1822 in Genua

Karl August Fürst von Hardenberg
  • Verwaltungsbeamter, Diplomat, Gutsherr, Lebemann und einer der größten Staatsreformer des 19. Jahrhunderts
  • Minister des Markgrafen von Ansbach und Bayreuth 1790-1791
  • Preußischer Staats- und Kabinettsminister 1791-1803
  • Preußischer Außenminister mit Unterbrechungen von 1803-1806
  • Preußischer Staatskanzler von 1810-1822
  • Erhebung in den erblichen Fürstenstand 1814
HRR 1402-1806.png

Hannover 1727-1801.png

Braunschweig 1235-1814.png

Wappen Frankfurt.png



31.05.1750 - Karl August von Hardenberg wird als Sohn des Obersten Christian Ludwig von Hardenberg und seiner Frau Anna Sophia Ehrengart (geborene von Bülow aus Essenrode, Schwester von Friedrich Ernst von Bülow) geboren. Zum Zeitpunkt der Geburt ist sein Vater 49 und seine Mutter 19 Jahre alt. Karl August ist das älteste von acht Kindern. Dieser Aspekt wird ihn sein Leben lang beeinflussen. Die Erziehung Karl Augusts liegt während der ersten Jahre in der Hand seiner Erzieherin Gavell, die auch schon seine Mutter erzogen hat. Der Erziehungsplan richtet sich nach den Gewohnheiten der Zeit und seines Standes. Man spricht französisch, die Familie ist evangelisch.

1756 - Vom sechsten Lebensjahr an lernt von Hardenberg auch Latein. Der Hofmeister Wedekind übernimmt nun die Erziehung. Hardenberg besucht das private Lyzeum des Ludwig Wilhelm Ballhorn in Hannover, wo sich sein erster Freundeskreis gleichaltriger Kinder aus den ersten Familien des Kurfürstentums Hannover bildete. Karl August genießt jedoch eine für einen jungen Adligen ungewöhnlich fortschrittliche und aufgeklärte Erziehung.

1766 - Der Berufswunsch von Hardenbergs ist eine Tätigkeit im Staatsdienst. Er entschließt sich also, Jura zu studieren, und schreibt sich mit 16 Jahren zum Wintersemester 1766/1767 in der Universität Göttingen ein.

1768 - Von Hardenberg siedelt mit einem dem neuen Hofmeister Johann Friedrich Gervinus nach Leipzig über, um neben Rechtswissenschaften auch ein Jahr Belles Lettres zu studieren. Dort lernt er den jungen Johann Wolfgang von Goethe kennen.

1770 - Von Hardenberg erhält eine Auditorenstelle. Auditor ist die Bezeichnung für eine Hilfskraft am Gericht, in etwa entsprechend dem heutigen Referendar.

Januar 1771 - Ein halbes Jahr nach Amtsantritt wird von Hardenberg in die Finanzverwaltung des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg versetzt.

26.12.1771 - Völlig überraschend stirbt von Hardenbergs Förderer Burchard Christian von Behr.

Anfang 1772 - Mit dem Tod Burchard Christian von Behrs mangelt es von Hardenberg an einem Förderer und Mentor in der Finanzverwaltung des Kurfürstentums. Der Nachfolger des Verstorbenen, Benedict von Bremer, bringt seine eigenen Schützlinge mit. Erbost beschwert sich von Hardenberg bei König George III. in London, der ihm nahelegt, eine Reise durch Europa anzutreten, um seinen Horizont zu erweitern.

15.07.1772 - Von Hardenberg tritt zu seiner "Grand Tour" an und besucht mehrere deutsche Fürstenhöfe, das Reichskammergericht in Wetzlar und den Reichstag in Regensburg.

1773 - Von Hardenberg besucht die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, auch "Vereinigte Niederlande" genannt, und Großbritannien.

23.11.1773 - Von Hardenberg wird zum Kammerrat ernannt

08.06.1774 - Von Hardenberg heiratet die 15jährige begüterte dänische Gräfin Christiane Friederike Juliane von Reventlow, Tochter des dänischen Kammerherren Christian Detlev von Reventlow (* 01.11.1735, † 10.02.1759) und der Ida Lucia Scheel von Plessen. Auf diese Weise wird von Hardenberg königlich dänischer Kammerherr und legt sich den Doppelnamen Hardenberg-Reventlow zu. Zum Vermögen, dessen Nießbrauch von Hardenberg jetzt zusteht, gehört auch Schloss Krenkerup auf Lolland in Dänemark, wo von Hardenberg mehrfach den Sommer verbringen und zur Jagd gehen wird. Gleichzeitig immer noch Kammerrat in Hannover, muss von Hardenberg ausgiebige Revisionsreisen durch das Kurfürstentum unternehmen.

1775 - Den Eheleuten Von Hardenberg-Reventlow wird der Sohn Christian Heinrich August von Hardenberg-Reventlow geboren.

09.04.1776 - Den Eheleuten Von Hardenberg-Reventlow wird die Tochter Lucia Anna Wilhelmie Christina von Hardenberg-Reventlow geboren.

1778 - Von Hardenberg hält sich einige Zeit in London auf.

13.01.1780 - Von Hardenberg veröffentlicht eine Denkschrift zur Reform der hannoverschen Verwaltung, die auf eine Durchrationalisierung der Verwaltung Kurhannovers abzielen. Er macht sich auch Gedanken über das Zusammengehen mit Preußen.

15.02.1781 - Von Hardenberg zieht mit seiner Frau Christiane Reventlow nach London, um den Kurfürsten, der gleichzeitig König von Großbritannien ist, für seine Reform einzunehmen. Hier entwickelt sich eine Affäre zwischen seiner Frau Christiane und dem Prinzen von Wales (dem späteren George IV.).

30.05.1781 - Von Hardenberg wird zum herzoglich-braunschweigischen Wirklichen Geheimen Rat (vergleichbar mit einem Minister) ernannt. Er wird fortan mit "Exzellenz" angesprochen.

28.09.1781 - Da die Affäre zwischen seiner Frau Christiane und dem Prinzen von Wales öffentlich zu werden droht, reicht von Hardenberg am Hof in London sein Abschiedsgesuch ein.

Anfang 1783 - Von Hardenberg hat anfangs Aussichten, leitender Minister im Fürstentum von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig zu werden. Mit seinem neuen Dienstherren Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel stimmt er in vielen Grundsatzfragen überein. Er legt auch hier eine Denkschrift zur Verwaltungsmodernisierung vor. Er vertritt in einem Gutachten die Ansicht, dass die Reichsstände das Recht hätten, sich gegen den Kaiser zu stellen, sollte dieser gegen Reichsrecht verstoßen. In Braunschweig-Wolfenbüttel tritt er für einen Beitritt des Herzogtums zum preußisch dominierten Fürstenbund ein.

28.05.1786 - Von Hardenberg legt dem Fürsten eine Reformdenkschrift vor, in der er eine Verwaltungsreform vorschlägt. Künftig sollen drei Fachminister an die Spitze der ausführenden Behörden treten und eine enge Verbindung zwischen dem Conseil des Fürsten und der Bürokratie herstellen. In einem reichsrechtlichen Gutachten, das der Herzog bei ihm angefordert hat, führt von Hardenberg aus, dass die Reichsstände das Recht zu Verträgen gegen Kaiser und Reich besäßen, wenn der Kaiser gegen die Fundamentalgesetze des Reiches verstoße. Von jetzt an wird von Hardenberg in die Verhandlungen über den von Preußen geführten Fürstenbund eingeweiht. In einem weiteren Reformprojekt schließlich dem Fürsten von Braunschweig vor, dem landeskirchlichen Konsistorium die Schulaufsicht im Herzogtum zu nehmen und diese einem neu zu gründenden Schuldirektorium zu übertragen, dessen Chef er schließlich selbst wird. Das Direktorium soll dazu dienen, das Bildungswesen im Geist der Aufklärung, wie er von den Pädagogen Johann Heinrich Campe und Johann Heinrich Pestalozzi vertreten wird, umzugestalten. Von Hardenberg strebt die Trennung von Schule und Landeskirche an.

1. Hälfte 1788 - Das Ehepaar Von Hardenberg-Reventlow lässt sich scheiden.

09.06.1788 - Von Hardenberg heiratet seine Jugendfreundin Sophie von Hasberg (geschiedene von Lenthe), die sich von einem seiner besten Freunde, dem Staats- und Konferenzminister Ernst von Lenthe, scheiden ließ, um von Hardenberg heiraten zu können. Sophie ist die Tochter des kurfürstlichen Land- und Schatzrates Georg Albrecht von Hasberg und der Freiin Hedwig Dorothea Friedrike Löw von Steinfurth. Durch die Scheidung und schnelle Wiederheirat wird von Hardenberg für Braunschweig untragbar. Unzufriedenheit mit den braunschweigischen politischen Verhältnissen und das Aufsehen der Scheidung lassen es von Hardenberg geraten erscheinen, sich nach einer neuen Stellung umzusehen.

1790 - Da von Hardenberg sich gegen den Widerstand der Stände mit seinen Plänen eines weltlichen Schulkollegiums nicht durchsetzen kann, wird er vom Fürsten aufgefordert, das Schulprojekt wieder aufzuheben.

1790 - Friedrich Anton von Heynitz, ein Pate von Hardenbergs, vermittelt die Berufung in den Dienst König Friedrich Wilhelms II. von Preußen, der einen Minister sucht, dem er die Verwaltung der Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth übertragen kann. Von Hardenberg bekommt das Angebot, in den preußischen Dienst zu treten und geht als leitender Minister zum Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach nach Ansbach und Bayreuth. Hintergrund ist, dass dieser beabsichtigt, zurückzutreten und seinen Besitz an die preußische Linie der Hohenzollern zu übergeben.

16.01.1791 - Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach tritt in einem Geheimvertrag seine Fürstentümer an Preußen ab, da er kinderlos ist und Preußen nach seinem Tode sowieso Erbe würde (Passus im Vertragswerk des Friedens von Teschen vom 13. Mai 1779). Der Vertrag wurde von dem seit 1790 in Ansbach tätigen Minister Karl August Freiherr von Hardenberg arrangiert. Preußen zahlt dem Markgrafen als Entschädigung vertragsgemäß eine jährliche Leibrente von 300.000 Gulden und gliedert die beiden Fürstentümer als Verwaltungsgebiet Ansbach-Bayreuth in sein Herrschaftsgebiet ein. Von Hardenberg leitet die Eingliederung der Provinz als preußischer Minister. Er hat durchgesetzt, dass er direkt dem König und nicht der preußischen Verwaltung unterstellt wird. Dadurch kann er das Gebiet als selbständige Provinz weitgehend ohne Eingriffe von außen regieren. Wie ein Vizekönig hält er Hof in Ansbach, Triesdorf und Bayreuth.

August 1792 - Die Eingliederung der neuen Provinz Ansbach und Bayreuth in den preußischen Staat gestaltet sich für von Hardenberg sehr schwierig, liegen die beiden Gebiete doch in einer Gemengelage mit anderen Territorien. Es gibt Enklaven und Exklaven, teilweise überschneiden sich auch hoheitliche Rechte. Hardenberg scheut sich nicht, die Rechte von Reichsrittern und anderen Adeligen des Reiches zu verletzen und ihre Privilegien entgegen dem Reichsrecht aufzuheben. Er erzwingt den Austausch von Gebieten mit dem Ziel, ein klar abgegrenztes preußisches Gebiet zu schaffen. Im Inneren wird das Recht des Adels aufgehoben, sich in Streitfällen mit dem Landesherren an den Kaiser zu wenden. Von Hardenberg setzt notfalls auch militärischen Druck ein, um seine Ziele durchzusetzen. Mit Hilfe von heimlich finanzierten Zeitungen versucht er, die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen und erweist sich in diesem Punkt als einer der ersten Wegbereiter der Pressepolitik. Zu diesem Zweck beschäftigt er zunächst Wilhelm Ludwig Wekhrlin, der ab sofort die zweimal wöchentlich erscheinenden Ansbachischen Blätter herausgibt

November 1792 - Von Hardenbergs protegierter Journalist Wilhelm Ludwig Wekhrlin stirbt.

05.04.1795 - Von Hardenbergs wird Mitunterzeichner des Separatsfriedensvertrages von Basel mit Frankreich. Zwar muss das linke Rheinufer aufgegeben werden, aber Hardenberg versucht dennoch, die preußische Position zu stärken. Er erreicht die Schaffung einer Neutralitätslinie. Auch wenn diese nicht so weit ist, wie von ihm gehofft, führt sie doch dazu, dass Preußen und der norddeutsche Raum auf lange Sicht Frieden haben können, während Österreich und Süddeutschland weiterhin im Krieg stehen. In Ansbach-Bayreuth versucht er unterdessen durch Gebietserwerb die preußische Stellung im Süden Deutschlands zu stärken. Es gelingt allerdings weder der Erwerb von Nürnberg noch der der Hochstifte Würzburg und Bamberg.

1796 - In Ansbach-Bayreuth kann von Hardenberg seine früheren Pläne zu einer grundlegenden Verwaltungsreform umsetzen. Es werden Fachministerien für Justiz, Inneres, Krieg und Finanzen eingerichtet. Zahlreiche Beamte, die jetzt unter ihm dienen, werden später eine wichtige Rolle bei den Reformen auf der Ebene des Zentralstaates spielen. Andere, die nicht mit nach Berlin gehen werden, werden zu den Verwaltungsmodernisierern in Bayern, zu dem Ansbach-Bayreuth später fallen wird, gehören. Zu den bekannten Mitarbeitern gehören Alexander von Humboldt, Friedrich Leopold von Kircheisen, Karl vom Stein zum Altenstein und Friedrich von Schuckmann. Im Rahmen des ersten Koalitionskrieges werden von Hardenberg zunehmend auch außenpolitische Aufgaben übertragen. Er spricht sich für einen klaren Kriegskurs gegen Frankreich und für ein Bündnis mit Großbritannien und den Niederlanden aus. Von Hardenbergs Mitarbeiter Theodor von Kretschmann gibt kurzzeitig die propagandistische Volkszeitung heraus.

Ende 1796 - Von Hardenberg rekrutiert den braunschweigischen Schriftsteller, Kaufmann und Englandreisenden Simson Alexander David, der sich den Namen Karl Julius Lange gibt und betont aufklärerische Positionen vertritt.

Januar 1797 - Karl Julius Lange erregt mit seiner "Deutschen Reichs- und Staatszeitung für den Geschäfts- und Weltmann" sehr viel Aufsehen, da das Blatt de facto zensurfrei in Nürnberg, später in Erlangen erschien und durch die geheime Protektion von Hardenberg etliche Beleidigungsklagen und Beschwerden unbeschadet überstand. Zeitgenössische Beobachter bescheinigten der Zeitung, in der prominente, demokratisch gesinnte Autoren schrieben, "echten Oppositionsgeist". Vor allem der fränkische Landadel, die Kirchen und Österreich wurden, inspiriert von Hardenberg, heftig attackiert.

1798 - Von Hardenberg wird nach Berlin beordert, weil man ihm Verschwendung vorwirft. Seine Selbstständigkeit in der Verwaltung Ansbachs wird eingeschränkt, die Verwaltungsreformen müssen teilweise zurückgenommen und an den Stand des restlichen Preußens angepasst werden.

Mai 1799 - Karl Julius Lange muss die Herausgabe seiner "Deutschen Reichs- und Staatszeitung für den Geschäfts- und Weltmann" einstellen und flieht nach kurzer Inhaftierung ins dänische Altona in die Emigration. Von Hardenberg unterstützt den eigenwilligen Journalisten dort weiterhin insgeheim finanziell.

01.07.1803 - Von Hardenberg erlangt das Vertrauen des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen und wird zu einem der Minister für auswärtige Affairen ernannt.

14.04.1804 - Von Hardenberg übernimmt die Leitung des Kabinettsministeriums und wird offiziell alleiniger Minister für auswärtige Affairen. Er nutzt seinen steigenden Einfluss, um als Gegenleistung für die Neutralität Preußens Gebietsgewinne in Westfalen und Mitteldeutschland zu erzielen.

03.11.1805 - Zar Alexander I. von Russland verhandelt hauptsächlich mit von Hardenberg über eine gemeinsame Außenpolitik. Der preußisch-russische Vertrag bestimmt, dass Preußen die bewaffnete Vermittlung zwischen Frankreich und der Koalition übernehmen wird. Sollte Frankreich die zwischen Preußen und den Alliierten vereinbarten Bedingungen nicht annehmen, würde Preußen sich der Koalition anschließen. Haugwitz wird zu Napoléon entsandt, um diese Vermittlung auszuführen. Er kehrt jedoch aus Schönbrunn, wo er Napoléon getroffen hat, mit einem Allianztraktat zurück, der Preußen an Frankreich bindet. Als Beute soll Preußen das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg ("Kurhannover") erhalten.

15.02.1806 - Da er nicht mit der Politik des preußischen Königs gegenüber Frankreich übereinstimmt, tritt von Hardenberg auf Drängen Napoléons zurück. Dieser Vorgang macht ihn in der deutschen Freiheits- und Nationalbewegung zu einer populären Gestalt. Die unglückliche Schaukelpolitik Preußens zwischen Ost und West wird von von Hardenberg, vom Stein und einigen Mitstreitern auch auf den Regierungsstil zurückgeführt. Anders als vom Stein verzichtet von Hardenberg jedoch darauf, den König in Denkschriften über seine Umgebung aufzuklären, sondern sucht Einfluss über die Königin Luise zu nehmen, die ihm sehr gewogen ist.

Mitte März 1807 - Auf Vorschlag des Staatsministers Karl Friedrich von Beyme überträgt König Friedrich Wilhelm III. Otto von Voß das Finanzministerium, was Karl August von Hardenberg als eine kränkende Zurücksetzung empfindet, Diese Einrichtung wird jedoch nur wenige Wochen andauern, da von Voß wie vorher bereits Zastrow mit von Hardenberg aneinandergeraten wird. Wie Niebuhr an vom Stein schreibt, "geriert" sich von Voß als Premierminister, was von Hardenberg missfällt. Dieser setzt schließlich beim König durch, dass ihm der Hauptteil der Finanzgeschäfte anvertraut wird und von Voß nur geringe Funktionen behält. Darüber kommt es zu einem scharfen Schriftwechsel zwischen von Voß und von Hardenberg und zu Schreiben Voß' an den König. Er warnt Friedrich Wilhelm III. vor von Hardenbergs Verschwendung und bezeichnet die überragende Stellung, die Hardenberg im Ministerium eingeräumt wird, als nicht im preußischen Geiste liegend. Sie würde daher nur schwerlich in der preußischen Verfassung Wurzeln schlagen. Von Hardenberg antwortet: Statt persönlichen Nutzens zum Nachtheile anderer ernte ich Unannehmlichkeiten ein, ich sah es voraus, aber ich durfte es des höheren Zwecks wegen nicht achten. Nur rasches Ineinandergreifen zu einem Zwecke, nur schnelles Handeln nach einem Plan kann jetzt allein retten. Viele Köche verderben den Brei. Es kommt sogar so weit, daß von Voß von Hardenberg zum Zweikampf fordern will und sich dies für später — nach Beendigung des Krieges — vorbehält. Wie es scheint, gewinnt dieser Konflikt seine Schärfe durch persönliche Rücksichten, indem es von Voß mit dem durch von Hardenberg aus dem Sattel gehobenen Obersten Wilhelm von Zastrow, dessen einfallslose Politik von Voß sonst durchaus nicht mitgemacht hätte.

26.04.1807 - Nach einem Intermezzo mit dem Obersten Zastrow als Außenminister wird von Hardenberg, auch auf Betreiben des russischen Zaren Alexander I., zum Ersten Kabinettsminister ernannt, dem der König weitreichende Vollmachten verleiht, und der auch wieder für die Außen- und Innenpolitik zuständig ist. In dieser Funktion spricht er sich offen für einen gemeinsamen russisch-preußischen Kampf gegen Napoléon aus.

Mitte Juni 1807 - Der Staatsminister für Finanzen Otto von Voß erbittet wegen der Auseinandersetzungen mit von Hardenberg seinen Abschied und erhält ihn.

17.06.1807 - Von Hardenberg heiratet in dritter Ehe in aller Heimlichkeit seine langjährige Mätresse, die Sängerin und Schauspielerin Charlotte Schöneknecht (auch: Schönemann; * 1. März 1772). Seine dritte Gemahlin ist eine Tochter des Zeugmachers Johann Friedrich Schöneknecht und der Eleonore Maria Schlichting.

14.07.1807 - Als Bedingung nach dem Frieden von Tilsit muss von Hardenberg auf Befehl Napoléons, für den er "untragbar" ist und der ihn zu einem "Feind Frankreichs" erklärt hat, wieder von seinem Ministeramt zurücktreten und reist nach Riga. Die Berufung von Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein 1807 beeinflusste er von seinem Exil-Aufenthalt Riga aus entscheidend mit.

12.09.1807 - In Riga gibt von Hardenberg die im Auftrag des preußischen Königs verfasste Denkschrift „Über die Reorganisation des Preußischen Staats“ heraus. Hier entwickelt er Reformvorschläge, die eine Monarchie mit Freiheitsrechten und demokratischen Elementen ermöglichen sollen. Er empfiehlt seinem König, sich nicht auf die Legitimität seines Hauses als Gewähr für Preußens Zukunft zu verlassen, sondern im Kampf mit Napoléon – mit Vorsicht – auch auf das erwachende deutsche Nationalgefühl zu setzen: „Bei der immer drohender werdenden und nicht aus den Augen zu verlierenden Gefahr, daß Napoléon die Vernichtung Preußens beabsichtige, ist Bearbeitung und Benutzung des Nationalgeistes allerdings äußerst wichtig.“

11.11.1808 - Von Hardenberg trifft sich heimlich mit dem preußischen König in der Nähe von Königsberg und rät ihm, sich vom Freiherrn vom Stein zu trennen. Vom Stein hat jedoch Aufstandspläne gegen Napoléon ventiliert, was dessen Spitzeln bekannt wurde.

12.11.1808 - In der von ihm gefassten "Braunsberger Denkschrift" regt von Hardenberg die Entlassung des von ihm im Vorjahr vorgeschlagenen Staatsministers Karl vom und zum Stein an und schlägt dem König eine neue Ministerliste vor, in dem von Hardenbergs Lieblingsschüler aus der fränkischen Zeit, Karl Sigmund Freiherr vom Stein zum Altenstein, das Finanzressort erhalten soll.

04.06.1810 - Von Hardenberg erreicht die Entlassung des Kabinetts von Dohna-Altenstein. Es gelingt ihm auch, mit der Billigung Napoléons zum preußischen Staatskanzler ernannt zu werden. In dieser Funktion bündelt Hardenberg eine bis dahin nicht erreichte Machtfülle in einer Person: Neben dem Außen- und Innen- übernimmt er auch das Finanzressort. Die durch vom Stein begonnenen und unter von Altenstein ins Stocken gekommenen Preußischen Reformen setzt er fort, kann sich aber wie Altenstein nicht gegen die restaurativen Kräfte durchsetzen. Sein Hauptziel, die Einführung einer Verfassung und die Mitbestimmung des Bürgertums, kann er nicht erreichen.

27.10.1810 - Das von von Hardenberg selbst formulierte "Edikt über die Finanzen des Staats und die neuen Einrichtungen wegen der Abgaben u.s.w." stellt den Beginn der Hardenbergschen Reformen dar; es lässt erkennen, mit welcher Energie von Hardenberg jetzt das napoleonische Konzept einer Bündelung aller Kräfte und Kompetenzen in einer Hand - hinter der Fassade des weiter bestehenden monarchischen Absolutismus - auf Preußen anzuwenden gedenkt: Er erlässt nun die von ihm umgearbeitete "Verordnung über die veränderte Verfassung aller obersten Staatsbehörden".

1811 - Innerhalb der Hardenbergschen Reformen werden das Regulierungsedikt, das Gewerbesteuergesetz, das die Gewerbefreiheit festschreibt sowie Maßnahmen zur Bauernbefreiung verkündet. Von zentraler Bedeutung ist die im Finanzedikt vom Oktober 1810 angekündigte "vollkommene Gewerbe-Freiheit". Sie erscheint als die Voraussetzung, um ein stetiges Wirtschaftswachstum in Gang zu setzen, das wiederum für die Überwindung der Finanzmisere und die Wiederherstellung einer Handlungsfähigkeit des Staates erforderlich erscheint. Ebenfalls findet sich im Finanzedikt das erste der so genannten "Verfassungsversprechen" des Königs von Preußen. Im neuen bürgerlichen Zeitalter soll nur der Staat dauerhaft Zugang zu finanziellen Ressourcen erhalten, der in irgendeiner Form von Parlamentarismus seinen Steuerzahlern sowie den Zeichnern seiner Staatsanleihen Einblick in sein Finanzgebaren gewähren muss.

14.09.1811 - Von Hardenberg veröffentlicht das Regulierungsedikt und das "Edikt zur Beförderung der Land- Cultur". Im Regulierungsedikt wird vorgezeichnet, wie die Bauern, die die Verfügung über ihr Land mit ihren Gutsherren bislang hatten teilen müssen, zu freien Eigentümern ihres Bodens werden können.

11.03.1812 - Von Hardenberg und König Friedrich Wilhelm III. verkünden die vollständige Emanzipation der jüdischen Bevölkerung. Hier ziehen Beide die Konsequenz aus der Tatsache, dass in eine Gesellschaft, in der die Ständeschranken aufgehoben werden, auch für eine sonderständische Gruppe, wie sie die Juden bislang darstellte, als Gruppe kein Platz mehr ist und infolgedessen geboten ist, die Juden zu Staatsbürgern zu machen. Von Hardenberg tritt für einen liberalen Verfassungsstaat ein, wie er ihn schon in seiner Rigaer Denkschrift gefordert hat, lehnt im Gegensatz zu vom Stein aber die Schaffung eines deutschen Nationalstaats ab. Eine Steuerreform und die Schaffung einer repräsentativen Vertretung plant von Hardenberg ebenfalls, scheitert damit jedoch am Widerstand des konservativen Adels. Den russischen Bestrebungen um ein Bündnis gegen Napoléon gegenüber verhält sich von Hardenberg zunächst abwartend.

24.02.1812 - Da die bislang verbündeten Russen seit dem Vertrag von Tilsit sich nach der Meinung des preußischen Königs nicht so verhalten haben, wie man es von einem Vertrauen erweckenden Verbündeten erwarten müsse, setzt dieser sich mit seiner Ansicht durch und unterzeichnet den französisch-preußischen Allianzvertrag.

Ende 1812 - Nachdem die Armee Napoléons in Russland ein Desaster erlebte, wird von Hardenberg bezüglich der Schaffung eines neuen Bündnisses gegen Napoléon wieder aktiv. Den preußisch-russischen Vertrag von Kalisch, in dem eine gemeinsame Erhebung gegen Napoleon vereinbart wird, vermittelte er als Verhandlungsführer auf preußischer Seite, zusammen mit vom Stein, der den russischen Zaren vertritt.

02.01.1813 - Von Hardenberg erfährt, dass der preußische General Yorck in Tauroggen die Neutralisierung des an Frankreichs Seite im Krieg gegen Russland stehenden preußischen Korps vereinbart hat. Yorck drängt den König dazu, weiter zu gehen und sich gegen Napoléon zu wenden. Erst als feststeht, dass Russland nach Erreichen der schlesischen Grenze bereit wäre, den Krieg fortzusetzen, kann sich auch ein preußischer Entschluss bilden, in diesen Krieg mit aller Macht einzutreten.

1813 - Von Hardenberg zieht mit dem alliierten Hauptquartier durch Deutschland und Böhmen und unterzeichnet für Preußen die Allianzverträge von Teplitz mit Russland und mit Österreich.

26.11.1813 - Nach dem Ende des Königreiches Hannover geht der ehemalige Finanzminister Hans Graf von Bülow in preußische Dienste, wo ihn König Friedrich Wilhelm III. mit Kabinettsorder aus dem Hauptquartier Frankfurt am Main zum neuen Finanzminister Preußens bestellt. Er löst damit Karl August von Hardenberg ab, der neben dem Amt des Staatskanzlers und des Staatsministers des Innern bislang auch Staatsminister der Finanzen war.

20.10.1813 - Von Hardenberg besucht das Schlachtfeld von Leipzig.

November 1813 - Von Hardenberg setzt sich in Frankfurt am Main dafür ein, den Feldzug in das Innere Frankreichs hinein fortzusetzen.

09.03.1814 - Von Hardenberg unterzeichnet die preußische Beitrittserklärung zur Allianz von Chaumont, mit der sich die Großmächte einschließlich Englands verpflichteten, auf zwanzig Jahre gegen alle Versuche Frankreichs, das Gleichgewicht zu stören, zusammenzuhalten.

April 1814 - Zusammen mit Wilhelm von Humboldt und Freiherr vom Stein entwickelt von Hardenberg einen Entwurf für eine Bundesverfassung.

30.05.1814 - Nach der Unterzeichnung des Ersten Friedensvertrages von Paris reist von Hardenberg mit dem König von Preußen und den übrigen Staatsmännern der Siegermächte nach London.

03.06.1814 - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erhebt auf der Reise nach London von Hardenberg in den erblichen Fürstenstand. Das Diplom für diese Ernennung wurde bereits in Paris ausgestellt.

25.08.1814 - Nach Berlin heimgekehrt, empfängt von Hardenberg den Besuch seines Sohnes Christian, der als Bevollmächtigter des Königs von Dänemark mit ihm den Frieden zwischen Preußen und Dänemark abschließt, auch "Hardenbergscher Familienfrieden" genannt. Kurz darauf bricht von Hardenberg nach Wien auf, um zusammen mit Wilhelm von Humboldt Preußen auf dem dortigen Kongress zu vertreten.

11.11.1814 - Auf dem Wiener Kongress macht König Friedrich Wilhelm III. den Fürsten von Hardenberg zum erblichen Standesherrn auf den Gütern Quilitz, Rosenthal und der ehemaligen Kommende Lietzen, die unter dem Namen Neuhardenberg zusammengefasst werden.

Mai 1815 - Auf dem Wiener Kongress gelingt es von Hardenberg, Preußen erheblichen Gebietszuwachs zu sichern, und er plant die unverzügliche Etablierung neu organisierter Verwaltungen in den gewonnenen Gebieten. Der ebenfalls teilnehmende preußische König legt sich in Wien auf eine blinde Unterstützung des Zaren Alexander I. fest und von Hardenberg muss sich von diesem zurechtweisen lassen. Den schließlichen Kompromiss in der polnisch-sächsischen Streitfrage handelt er dennoch mit dem britischen Außenminister Lord Castlereagh aus. Um nicht neben den süddeutschen Staaten mit leeren Händen dastehen zu müssen, will von Hardenberg in Wien auch den Entwurf einer preußischen Verfassung ausarbeiten lassen, muss sich aber schließlich damit begnügen, dem König ein neues Verfassungsversprechen abzuringen.

09.06.1815 - Von Hardenberg unterzeichnet die Wiener Kongress-Akte und kehrt in seine Heimat zurück, von wo er bald wieder aufbrechen muss, um nach Napoléons endgültiger Niederlage den Zweiten Pariser Frieden zu schließen. Kurzzeitig kommt es in Paris zu einer schweren Autoritätskrise von Hardenbergs gegenüber dem preußischen Militär, die vom König durch die Auflösung des Oberkommandos der preußischen Frankreicharmee beigelegt werden muss.

1817 - Als Karl August von Hardenberg im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm III. zur Berufung einer Verfassungskommission einen neuen Staatsrat einberuft, übergeht er Otto von Voß wohlweislich. Die alte Gegnerschaft tritt bei von Voß wieder hervor, als der Staatskanzler die kurmärkische Landschaft aufhebt, worin von Voß eine Verletzung der Rechte der Ritterschaft sieht. Der Einfluss des allen zurückgesetzten Ministers beginnt wieder zu steigen, als der Kronprinz sich altständischen Ansichten zuwendet. Die von einer felsenfesten Ueberzeugung getragenen Reden des erfahrenen Staatsmannes verfehlen nicht ihren Eindruck auf den Thronfolger und seine Umgebung. Am meisten setzt von Voß den Verfassungsplänen von Hardenbergs Widerstand entgegen. Zwar erkennt er an, dass eine Konstitution im Geiste der Zeit fast unvermeidlich sei. Man könne aber zunächst nur mit einer ständischen Verfassung beginnen. Demgemäß solle man nach Anhörung der alten Stände Provinzialstände einberufen. Später wird er dieses Zugeständniß wieder einschränken. Nach teutscher Verfassung kann niemand repräsentiren, der eine Mediatobrigkeit hat, lässt er verlauten.

1818 - Das von von Hardenberg vorgelegte und vom preußischen Staatsrat beratene Zollgesetz wird verabschiedet; es schafft eine einheitliche Zollaußengrenze, während die Binnenzölle in Preußen aufgehoben werden. Von Hardenbergs Vorlage wird eine wichtige Voraussetzung des späteren Zollvereins darstellen. Von Hardenberg nimmt am europäischen Kongress von Aachen teil.

1819 - Nach den Karlsbader Beschlüssen schwindet von Hardenbergs Einfluss allmählich; er entwirft eine landständische Verfassung für Preußen, die allerdings nicht umgesetzt wird.

17.01.1820 - Im Staatsschuldengesetz bringt von Hardenberg ein weiteres königliches Verfassungsversprechen unter. Weitere Schulden sollen nur noch unter Zustimmung neu zu berufener "Reichsstände" aufgenommen werden können.

1820 - Der Star-Architekt Preußens Karl Friedrich Schinkel beginnt das ursprünglich barocke Schloss in Neuhardenberg im Auftrag des Fürsten von Hardenberg klassizistisch umzubauen; die Renovierung wird fast vier Jahre in Anspruch nehmen. Von Hardenberg nimmt am europäischen Kongress von Troppau teil.

1821 -

  • Von Hardenberg nimmt am europäischen Kongress von Laibach teil. Während einer von Laibach aus angetretenen Romreise von Hardenbergs arbeitet eine vom König eingesetzte Kommission zur Prüfung der Reformgesetze einen Bericht aus, der das Datum des 21. März 1821 trägt und dem König vorschlägt, von einer Verfassung für den preußischen Gesamtstaat vorläufig Abstand zu nehmen.
  • Als das Vertrauen des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen in seinen Staatskanzler Karl August von Hardenberg zu sinken beginnt, wird Otto von Voß auf Wunsch des Kronprinzen wieder zu wichtigen Beratungen bei Hof hinzugezogen. In diesen Konferenzen meint er im Hinblicke auf die königliche Verordnung vom 22. Mai 1815, die zweifellos die Zusage einer Verfassung enthielt: Seine Majestät haben seitdem irgend auf eine Weise nicht zu erkennen gegeben, daß sie jene als Gesetzgeber gegebene Verordnung, in welcher ich ein Versprechen zu finden nicht vermag, sowie sie dasteht, ausgeführt wissen wollen; vielmehr möchte ich auf das Gegentheil schließen.

11.06.1821 - König Friedrich Wilhelm III. teilt von Hardenberg mit, dass er sich statt mit Reichsständen vorläufig mit ständischen Repräsentationen für die einzelnen Provinzen begnügen wolle. Die Zusammenberufung der Reichsstände wird demzufolge auf unbestimmte Zeit verschoben.

24.06.1821 - Fürstin Charlotte von Hardenberg, die dritte Frau des Staatsministers, verlässt ihren Gemahl für immer, da dieser sich eine junge Frau namens Friederike Hähnel ins Haus genommen hat, die sich als "somnambules Medium" empfänglich erwiesen hat für die Therapiemethode des "tierischen Magnetismus", der von Franz Anton Mesmer entwickelt wurde und durch von Hardenberg im preußischen Medizinsystem protegiert wird.

Juni 1822 - Der preußische Präsident des Staatsrates Karl August Freiherr von Hardenberg erkrankt auf einem Kongress in Verona. Diese Krankheit zwingt ihn, vom Kanzleramt zurückzutreten. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. In höchsten Staatsämtern (als Staatsminister und als Präsident des Staatsrates) war Freiherr von Hardenberg insgesamt 26 Jahre, 4 Monate und rund 5 Tage im Amt.

16.09.1822 - Als Nachfolger des schwer erkrankten preußischen Präsidenten des Staatsrates Karl August Fürst von Hardenberg wird nun offiziell der Geheime Staatsminister Otto Carl Friedrich von Voß berufen. Der neue höchste Beamte des preußischen Staates wird den Titel "Vizepräsident des Ministeriums und des preußischen Staatsrates" tragen. Otto von Voß entstammt einem mecklenburgischen Adelsgeschlecht. Von Voß steht mit Unterbrechnungen seit 1780 im preußischen Staatsdienst, unter anderem als Präsident der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, als Staatsminister im Generaldirektorium mit dem Department Neumark, Neuchatel und später Magdeburg und Halberstadt, als erster Provinzialminister der neu erworbenen Provinz Südpreußen, für drei Monate als Staatsminister der Finanzen, ehe er von Fürst von Hardenberg aus dem Amt gedrängt wurde. Zeitlebens bestand ein Konkurrenzkampf zwischen von Voß und von Hardenberg.

15.10.1822 - Von Hardenberg trifft zu einem weiteren europäischen Kongress in Verona ein. Wesentliche Beschlüsse kann er nicht mehr durchsetzen, da seine Kräfte merklich nachgelassen haben.

November 1822 - Von Hardenberg reist nach Mailand, wo er an einem fieberhaften Katarrh und schwerem Asthma erkrankt. Man bringt ihn nach Genua, weil dies für die Heilung der Atemwege als günstig erscheint.

26.11.1822 - Von Hardenberg stirbt in Genua. König Friedrich Wilhelm III. erfährt davon, als er sich gerade in Neapel aufhält. Sein Kommentar gegenüber dem Kronprinzen lautet, dass von Hardenbergs schwache Seiten seit einigen Jahren auf die Angelegenheiten des Staats einen nachteiligen Einfluss hervorgebracht hätten. Der Freiherr vom Stein dagegen nimmt von Hardenbergs Tod zum Anlass, der preußischen Monarchie zu "gratulieren." Seine kavaliershafte Leichtlebigkeit, sein Umgang mit „unwürdigen Weibern“ (Stein) und zweifelhaften Ratgebern haben ebenso Anstoß erregt wie sein diplomatisches „Finassieren“ und sein Verhalten je nach der Gunst der Stunde. Dennoch hat kaum ein anderer Staatsmann den Gang der preußischen Geschichte so nachhaltig beeinflußt. Seine überlegene diplomatische Kunst, seine flexible Haltung und seine maßvolle Zurückhaltung haben ein großes Verdienst daran, daß Preußen die Zeit der napoleonischen Herrschaft überdauert hat. Nicht geringer ist sein Anteil an der Befestigung und Wiederherstellung der preußischen Selbständigkeit. Die von Stein begonnenen Reformen setzte er mit nüchternem Sinn für das Mögliche so fort, dass er neben seinen großen Vorgänger gestellt zu werden verdient. Freilich blieb ihm die Verwirklichung seines wahrscheinlich höchsten Zieles, nämlich die Einführung einer Verfassung und die politische Mitbestimmung des Bürgertums, versagt. Von Hardenbergs Wohn- und Diensträume werden versiegelt, seine Papiere vom König beschlagnahmt. Er wird auf der Rückseite der Schinkelkirche in Neuhardenberg beigesetzt werden, wo sich sein einbalsamiertes Herz auf dem Altar der Dorfkirche befindet.

1865 - In Charlottenburg wird eine Straße nach Hardenberg benannt.

1958 - In Charlottenburg wird ein Platz nach Hardenberg benannt.

Die Ämter von Karl August Fürst von Hardenberg
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
-
Staats- und Kabinettsminister
1791-1804
-
Christian von Haugwitz
1802-1804
Staatsminister
1804-1806
Christian von Haugwitz
1806
Karl Friedrich von Beyme
Friedrich Wilhelm von Zastrow
beide 1806-1807
Leiter im Département der auswärtigen Affairen
1807
August Friedrich Ferdinand von der Goltz
1808-1814
Alexander zu Dohna-Schlobitten
1808-1810
Staatskanzler
1810-1822
Otto von Voß
1822-1823
Alexander zu Dohna-Schlobitten
1808-1810
Staatsminister des Innern
1810-1814
Friedrich von Schuckmann
1814-1819
Freiherr von Stein zum Altenstein
1808-1810
Staatsminister der Finanzen
1810-1813
Hans Graf von Bülow
1813-1817
-
Schatzminister
1817-1822
Carl Heinrich von Wylich und Lottum
1822-1841