Kapitel 2 - Eduard Graf von Pückler (überarbeitet 2010)

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GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN GEMEINSCHAFTEN ST. MICHAEL


Autor: Max Diedrich (1958), überarbeitet von Hellmut Hentschel (2010)





Kapitel 2 - Eduard Graf von Pückler (überarbeitet 2010)
Am 13. September 1853 wurde Eduard, genannt Edy, als zweiter Sohn des Grafen Erdmann von Pückler und dessen Ehefrau Gräfin Berta Pückler, geborene Gräfin Pückler, in Rogau/Schlesien geboren. Nach dem Unterricht durch einen Hauslehrer auf dem väterlichen Gut und dem Besuch der Ritterakademie ab 1866 in Liegnitz leistete Eduard von Pückler seinen Militärdienst bei den Husaren in Bonn und war gleichzeitig Student an der dortigen juristischen Fakultät.


Da er bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges im Juli 1870 des 18. Lebensjahr noch nicht erreicht hatte, wurde er nicht in diesen Krieg eingezogen und verfolgte ihn durch seinen ein Jahr älteren Bruder, der als Breslauer Kürassier in den Krieg gezogen und an der Schlacht von Sedan teilgenommen hatte. Eduard setzte sein Studium in Leipzig fort und absolvierte sein juristisches Referendariat in Wiesbaden, Muskau, Görlitz und in Berlin. Am 1. Oktober 1873 leistet er dem Kaiser den Eid der Treue, in dem er in Bonn den Husaren beitrat. Nun begann er, ein Doppelleben zu führen: Das rauhe Soldatenleben unter Wachtmeistern und Unteroffizieren, die Geld aus den Freiwilligen herauszupressen suchen, und auch das fröhliche, ausgelassene, aber strenge Studenten- und Verbindungsleben. Für beides ist er dankbar: „Man lernt, sich anderen zu fügen, anderen etwas zu opfern, überhaupt für viele zu leben und nicht für sich."

Im Sommer 1875 hatte Graf Eduard einen so schweren Unfall, dass die Ärzte an seiner Genesung zweifelten. Einige Zeit später hätte ihn eine falsch behandelte Verletzung beinahe die Hand gekostet, wenn nicht eine Breslauer ärztliche Autorität sie ihm gerettet hätte. Später sollte Eduard immer wieder bezeugen, dass in dieser Zeit der HERR mit ihm immer wieder geredet habe.

In der weiteren Rückschau beschreibt Pückler seine Bekehrung im Jahre 1878 so: „Meine Bekehrung fällt in das Jahr 1878, wo ich den Herrn, ich kann sagen ohne Vermittlung eines Menschen, fand, und zwar durch das Licht, das von den Einsetzungsworten des heiligen Abendmahls ausstrahlte."

Sofort nach seinem Bekehrungserlebnis übernimmt er eine Sonntagsschulgruppe in seiner Kirchengemeinde und setzt diese Tätigkeit auch nach seiner Übersiedlung nach Breslau im Jahre 1880 fort. In dieser Zeit vertiefen sich seine Kontakte zu Eberhard von Rothkirch und zu Panthen, einem um ein Jahr älteren Kommilitonen von der Ritterakademie.

Ein Jahr später zieht Graf Eduard von Pückler nach Berlin und tritt gemeinsam mit von Rothkirch in die 1864 begründete Sonntagsschule in der Oranienstraße ein, an der Graf Bernstorff und der spätere Generalsekretär des Christlichen Vereins Junger Männer, Christian Phildius, damals noch Vorsitzender des Christlichen Vereins Junger Kaufleute in Berlin, tätig waren und die Graf Andreas Bernstorff mitbegründet hatte. In dieser Zeit durchlebte Pückler immer wieder depressive Phasen. Im Dezember 1882 bestand er das Assessorenexamen.

Während der Examenszeit nahm er an den Versammlungen teil, die der aus Württemberg stammende deutsch-amerikanische Methodistenpastor Friedrich von Schlümbach auf Einladungen von Pastor Theodor Christlieb und dem preußischen Hofprediger und Reichstagsabgeordneten Adolf Stoecker in Berlin hielt. Das Besondere an diesen Evangelisationsveranstaltungen war, dass sie im Stile Dwight Lyman Moodys in Bierlokalen und anderen großen Versammlungssälen außerhalb der Kirchen stattfanden. „Es gab einen ungeheuren Zulauf zu seinen Versammlungen, deren er täglich mehrere hielt. Er hat den Boden Berlins für wirkliche Reichsgottesarbeit zubereitet“, erinnerte sich von Pückler später.

Was tat Gott, um in Berlin sein Werk aufzurichten? – Dies werden wir im nächsten Kapitel erfahren.

Übersicht über die Geschichte der Christlichen Gemeinschaften St. Michael
Autor: Max Diedrich (1958)

Kapitel 1 - Die religiöse Lage in Berlin um 1880
Kapitel 2 - Eduard Graf von Pückler
Kapitel 3 - Die Entstehung der St.-Michaels-Gemeinschaft
Kapitel 4 - Gemeinschaft - Gemeinschaftsbewegung - Kirche
Kapitel 5 - Die St.-Michaels-Gemeinschaft in ihrem inneren Aufbau
Kapitel 6 - Das St.-Michaels-Werk im äußeren Wachstum
Kapitel 7 - Graf Pückler in seiner Bedeutung für das Reich Gottes
Kapitel 8 - Die Gemeinschaften und Sonderarbeiten
Kapitel 9 - Die religiöse Lage in Berlin um 1955

Überarbeitung von Hellmut Hentschel (2010)

Kapitel 1 - Die religiöse Lage in Berlin um 1880 (überarbeitet 2010)
Kapitel 2 - Eduard Graf von Pückler (überarbeitet 2010)
Kapitel 3 - Die Entstehung der St.-Michaels-Gemeinschaft (überarbeitet 2010)

Geschichte der Christlichen Gemeinschaften St. Michael der Dekade 1870 / Dekade 1880 / Dekade 1890 / Dekade 1900 / Dekade 1910 / Dekade 1920 / Dekade 1930 / Dekade 1940 / Dekade 1950 / Dekade 1960 / Dekade 1970 / Dekade 1980 / Dekade 1990 / Dekade 2000 / Dekade 2010
Jahres-Chroniken ab 1870 (in Bearbeitung)