Israel 1900 BC: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. Mai 2019, 13:00 Uhr

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ISRAEL

Die biblische Geschichte von Abraham bis Mose (III. Teil)

1950 - 1901 BC

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Israel 2091-2001 BC / 2000-1951 BC
Die Lebenszeiten der Menschen der Bibel nach deren Überlieferung
Geburt Name Ende des irdischen Lebens Alter
2387 BC Peleg ben Eber 1849 BC 538 Jahre
2081 BC Ismael ibn Abraham 1942 BC 137 Jahre
2066 BC Isaak ben Abraham 1886 BC 180 Jahre
2006 BC Jakob ben Isaak 1886 BC 180 Jahre
1921 BC Ruben ben Jakob nach 1822 BC > 100 Jahre
1920 BC Simeon ben Jakob nach 1821 BC > 100 Jahre
1919 BC Levi ben Jakob 1782 BC 137 Jahre
1919 BC Dan ben Jakob nach 1820 BC > 100 Jahre
1918 BC Juda ben Jakob nach 1819 BC > 100 Jahre
1918 BC Naphtali ben Jakob nach 1819 BC > 100 Jahre
1917 BC Gad ben Jakob nach 1818 BC > 100 Jahre
1916 BC Asser ben Jakob nach 1817 BC > 100 Jahre
1916 BC Isaschar ben Jakob nach 1817 BC > 100 Jahre
1915 BC Sebulon ben Jakob nach 1816 BC > 100 Jahre
1915 BC Josef ben Jakob 1805 BC 110 Jahre
1950 BC
Assyrisches Reich / Königreich Ur

Der älteste Mensch, der nach biblischer Überlieferung derzeit auf der Erde lebt, ist Peleg ben Eber mit 387 Jahren. Sein Vater Eber starb sieben Jahre zuvor mit 464 als damals ältester lebender Mensch auf der Erde. Die Lebenserwartung der Menschen der Bibel geht nach Ende der Großen Flut kontinuierlich zurück, wie es Gott auch in seinem Wort mitgeteilt hat.

1942 BC
Königreich Ägypten / Land Kanaan

Ismael, der älteste Sohn Abrahams, stirbt im Alter von 137 Jahren. Seine Existenz ist bezeugt im Tanach, im Alten Testament sowie im Koran, wo er zu den Propheten zählt. Der biblischen Erzählung zufolge ist Ismael Abrahams Sohn von Hagar, einer ägyptischen Magd von Abrahams Frau Sara. Er wird mit seiner Mutter aus Abrahams Haushalt verstoßen, nachdem Sara den Sohn Isaak geboren hat. Ismael lebt dann in der Wüste Pharan, wo er eine Ägypterin heiratet. Zu Abrahams Begräbnis kehrt er noch einmal nach Kanaan zurück. Für die Araber gilt Ismael als ihr Stammvater; er repräsentiert die ursprüngliche Verwandtschaft zwischen den Israeliten und den Arabern. Die arabische Überlieferung sieht in der Verschmelzung der Nachkommen von Ismaels Sohn Adnan mit den südarabischen Nachkommen des Patriarchen Qahtan die Entstehung des Volkes der Araber. Ismael selbst sei mit einer Nachkommin Dschorhams, eines Sohnes Qahtans, verheiratet gewesen. Nach islamischer Überlieferung wird er in Mekka neben der Kaaba beigesetzt. Das 1. Buch Mose berichtet über den Tod Ismaels in Kapitel 25 (mit Versangaben):

12 Das ist die Geschlechterfolge Ismaels, des Sohnes Abrahams, den die Ägypterin Hagar, die Magd Saras, dem Abraham geboren hat;
13 und dies sind die Namen der Söhne Ismaels mit ihren Namen, nach ihrer Geschlechterfolge: Der Erstgeborene Ismaels: Nebajot, dann Kedar und Adbeel und Mibsam
14 und Mischma und Duma und Massa,
15 Hadad und Tema, Jetur, Nafisch und Kedma.
16 Das sind die Söhne Ismaels, und das sind ihre Namen in ihren Gehöften und in ihren Zeltlagern; zwölf Fürsten nach ihren Völkerschaften.
17 Und dies sind die Lebensjahre Ismaels: 137 Jahre; und er verschied und starb und wurde versammelt zu seinen Völkern.
18 Und sie wohnten von Hawila an bis nach Schur, das vor Ägypten liegt, nach Assur hin. So setzte er sich allen seinen Brüdern vors Gesicht.

1929 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Isaak ist 137 Jahre alt und nahezu erblindet. Sein 77 Jahre alter Sohn Jakob ist noch unverheiratet. Durch einen Betrug gewinnt er den Segen seines Vaters, zieht aber die tödliche Feindschaft seines älteren Zwillingsbruders Esau auf sich. Die betagten Eltern schicken Jakob daraufhin zu seinem Onkel Laban und Beauftragen ihn, dort eine Ehefrau zu gewinnen. Jakob macht sich auf den Weg. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose in Kapitel 27 (mit Versangaben):

1 Und es geschah, als Isaak alt geworden und seine Augen trübe waren, so dass er nicht mehr sehen konnte, da rief er seinen älteren Sohn Esau und sagte zu ihm: Mein Sohn! Und er sagte zu ihm: Hier bin ich!
2 Und er sagte: Siehe doch, ich bin alt geworden, ich kenne nicht den Tag meines Todes.
3 Und nun nimm doch dein [Jagd-]Gerät, deinen Köcher und deinen Bogen, und gehe hinaus aufs Feld und erjage mir ein Wildbret;
4 und bereite mir einen Leckerbissen, wie ich ihn liebe, und bring ihn mir her, dass ich esse, damit meine Seele dich segnet, bevor ich sterbe!
5 Rebekka aber hatte gehört, wie Isaak zu seinem Sohn Esau redete. Und Esau ging aufs Feld, um ein Wildbret zu erjagen, um es [heim]zubringen.
6 Da sagte Rebekka zu ihrem Sohn Jakob: Siehe, ich habe deinen Vater zu deinem Bruder Esau so reden hören:
7 Bring mir ein Wildbret und bereite mir einen Leckerbissen, dass ich esse und dass ich dich vor dem HERRN segne, bevor ich sterbe!
8 Und nun, mein Sohn, höre auf meine Stimme in dem, was ich dir auftrage!
9 Geh doch zur Herde, und hole mir von dort zwei gute Ziegenböckchen! Und ich will sie zu einem Leckerbissen für deinen Vater zubereiten, wie er es liebt.
10 Dann sollst du es deinem Vater bringen, dass er isst, damit er dich vor seinem Tod segnet.
11 Da sagte Jakob zu Rebekka, seiner Mutter: Siehe, mein Bruder Esau ist ein behaarter Mann, und ich bin ein glatter Mann.
12 Vielleicht betastet mich mein Vater; dann wäre ich in seinen Augen wie einer, der Spott [mit ihm] treibt, und würde Fluch auf mich bringen und nicht Segen.
13 Seine Mutter aber sagte zu ihm: Dein Fluch [komme] auf mich, mein Sohn! Höre nur auf meine Stimme, und geh, hole mir!
14 Und er ging und holte und brachte [sie] seiner Mutter. Und seine Mutter bereitete einen Leckerbissen, wie sein Vater es gern hatte.
15 Dann nahm Rebekka die guten Kleider ihres älteren Sohnes Esau, die bei ihr im Haus waren, und zog sie ihrem jüngeren Sohn Jakob an.
16 Die Felle der Ziegenböckchen aber zog sie über seine Hände und über die Glätte seines Halses,
17 und sie gab den Leckerbissen und das Brot, das sie bereitet hatte, in die Hand ihres Sohnes Jakob.
18 So ging er zu seinem Vater hinein und sagte: Mein Vater! Und er sagte: Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?
19 Da sagte Jakob zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du zu mir geredet hast. Richte dich doch auf, setze dich, und iss von meinem Wildbret, damit deine Seele mich segnet! 20 Isaak aber sagte zu seinem Sohn: Wie hast du es denn so schnell gefunden, mein Sohn? Er sagte: Weil der HERR, dein Gott, es mir begegnen ließ.
21 Da sagte Isaak zu Jakob: Tritt doch heran, dass ich dich betaste, mein Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht!
22 Und Jakob trat zu seinem Vater Isaak heran; und er betastete ihn und sagte: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.
23 Und er erkannte ihn nicht, weil seine Hände behaart waren wie die Hände seines Bruders Esau. Da segnete er ihn.
24 Und er sagte: Bist du wirklich mein Sohn Esau? Er aber sagte: Ich bin's.
25 Da sagte er: Reiche es mir her! Ich will von dem Wildbret meines Sohnes essen, damit meine Seele dich segnet. Und er reichte es ihm hin, so dass er aß. Auch brachte er ihm Wein, und er trank.
26 Dann sagte sein Vater Isaak zu ihm: Tritt doch heran und küss mich, mein Sohn! Da trat er heran und küsste ihn.
27 Und als er den Geruch seiner Kleider roch, da segnete er ihn und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines Feldes, das der HERR gesegnet hat.
28 So gebe dir Gott vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und von Korn und Most die Fülle!
29 Völker sollen dir dienen und Völkerschaften sich vor dir niederbeugen! Sei Herr über deine Brüder, und vor dir sollen sich niederbeugen die Söhne deiner Mutter! Die dir fluchen, seien verflucht, und die dich segnen, seien gesegnet!
30 Und es geschah, sobald Isaak geendet hatte, Jakob zu segnen, ja, es geschah, als Jakob gerade eben von seinem Vater Isaak hinausgegangen war, da kam sein Bruder Esau von seiner Jagd.
31 Und auch er bereitete einen Leckerbissen, brachte ihn zu seinem Vater und sagte zu seinem Vater: Mein Vater richte sich auf und esse von dem Wildbret seines Sohnes, damit deine Seele mich segne!
32 Da sagte sein Vater Isaak zu ihm: Wer bist du? Er sagte: Ich bin dein erstgeborener Sohn Esau.
33 Da erschrak Isaak mit großem Schrecken über alle Massen und sagte: Wer war denn der, der ein Wildbret erjagt und mir gebracht hat, dass ich von allem gegessen habe, bevor du kamst, und ich ihn gesegnet habe? Er wird auch gesegnet bleiben.
34 Als Esau die Worte seines Vaters hörte, da schrie er mit lautem und erbittertem Geschrei über alle Massen und sagte zu seinem Vater: Segne mich, auch mich, mein Vater!
35 Er aber sagte: Dein Bruder ist mit Betrug gekommen und hat deinen Segen weggenommen.
36 Da sagte er: Heißt er darum Jakob, weil er mich nun [schon] zweimal betrogen hat? Mein Erstgeburtsrecht hat er genommen, und siehe, jetzt hat er [auch] meinen Segen genommen! Und er sagte: Hast du mir keinen Segen aufbehalten?
37 Da antwortete Isaak und sagte zu Esau: Siehe, ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder ihm zu Knechten gegeben, und mit Korn und Most habe ich ihn versehen, und nun, was kann ich [da noch] für dich tun, mein Sohn?
38 Da sagte Esau zu seinem Vater: Hast du [nur diesen] einen Segen, mein Vater? Segne mich, auch mich, mein Vater! Und Esau erhob seine Stimme und weinte.
39 Da antwortete sein Vater Isaak und sagte zu ihm: Siehe, fern vom Fett der Erde wird dein Wohnsitz sein und fern vom Tau des Himmels oben.
40 Von deinem Schwert wirst du leben, und deinem Bruder wirst du dienen. Doch wird es geschehen, wenn du dich losmachst, wirst du sein Joch von deinem Hals wegreißen.
41 Und Esau war dem Jakob Feind wegen des Segens, mit dem sein Vater ihn gesegnet hatte; und Esau sagte in seinem Herzen: Es nahen die Tage der Trauer um meinen Vater, dann werde ich meinen Bruder Jakob erschlagen.
42 Als nun der Rebekka die Worte ihres älteren Sohnes Esau berichtet wurden, da sandte sie hin, rief ihren jüngeren Sohn Jakob und sagte zu ihm: Siehe, dein Bruder Esau will an dir Rache nehmen [und] dich erschlagen.
43 Und nun, mein Sohn, höre auf meine Stimme, und mache dich auf, flieh zu meinem Bruder Laban, nach Haran;
44 und bleib einige Tage bei ihm, bis der Grimm deines Bruders sich wendet,
45 bis der Zorn deines Bruders sich von dir abwendet und er vergisst, was du ihm angetan hast! Dann will ich hinsenden und dich von dort holen lassen. Warum sollte ich euch beide an einem Tag verlieren?
46 Und Rebekka sagte zu Isaak: Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Töchter Hets. Wenn Jakob [auch] eine Frau wie diese nimmt, von den Töchtern Hets, von den Töchtern des Landes, was sollte mir [dann noch] das Leben?

Diese Begebenheit wird in Kapitel 28 fortgesetzt (mit Versangaben):

1 Da rief Isaak den Jakob und segnete ihn. Und er befahl ihm und sagte zu ihm: Nimm dir nicht eine Frau von den Töchtern Kanaans!
2 Mache dich auf, geh nach Paddan-Aram zum Haus Betuels, des Vaters deiner Mutter, und nimm dir von dort eine Frau von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter!
3 Gott, der Allmächtige, segne dich und mache dich fruchtbar und vermehre dich, dass du zu einer Schar von Völkern werdest;
4 und er gebe dir den Segen Abrahams, dir und deiner Nachkommenschaft mit dir, damit du das Land deiner Fremdlingschaft, das Gott dem Abraham gegeben hat, in Besitz nehmest!
5 So entließ Isaak den Jakob, und er ging nach Paddan-Aram zu Laban, dem Sohn des Aramäers Betuel, dem Bruder Rebekkas, der Mutter Jakobs und Esaus.

Als Esau erfährt, dass die Eltern seinen Bruder nach Mesopotamien schickten, damit er dort eine Frau aus seinem Volk fände, entschließt er sich, eine Frau aus der Verwandtschaft seiner Eltern zu heiraten. Er nimmt Mahalat, eine Tochter des bereits verstorbenen Halbbruders Isaaks, Ismaels, zu seinen beiden Frauen, die aus dem Reich der Hethiter stammen, dazu. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose Kapitel 28 (mit Versangaben):

6 Und als Esau sah, dass Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Paddan-Aram entlassen hatte, sich von dort eine Frau zu nehmen, indem er ihn segnete und ihm gebot: Nimm ja nicht eine Frau von den Töchtern Kanaans!
7 und dass Jakob seinem Vater und seiner Mutter gehorchte und nach Paddan-Aram ging,
8 da sah Esau, dass die Töchter Kanaans übel waren in den Augen seines Vaters Isaak,
9 und Esau ging zu Ismael und nahm sich Mahalat zur Frau, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajots, zu seinen [anderen] Frauen hinzu.

Jakob hat indes nach einer Tagesreise auf seinem Weg nach Mesopotamien, im Traum eine Begegnung mit Gott. Angesichts seiner nicht ungefährlichen Reise von Beerscheba ins 1250 Kilometer entfernte Haran verspricht er, dass er dem Gott seines Vaters Isaak und seines Großvaters Abraham dienen will, wenn er ihn dereinst wohlbehalten zu seiner Familie zurückbringe. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose Kapitel 28 (mit Versangaben):

10 Und Jakob zog aus von Beerscheba und ging nach Haran.
11 Und er gelangte an eine Stätte und übernachtete dort; denn die Sonne war [schon] untergegangen. Und er nahm [einen] von den Steinen der Stätte und legte ihn an sein Kopfende und legte sich nieder an jener Stätte.
12 Und er träumte: und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze berührte den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen darauf auf und nieder.
13 Und siehe, der HERR stand über ihr und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft.
14 Und deine Nachkommenschaft soll wie der Staub der Erde werden, und du wirst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden hin; und in dir und in deiner Nachkommenschaft sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.
15 Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich in dieses Land zurückbringen; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich zu dir geredet habe.
16 Da erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sagte: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich habe es nicht erkannt!
17 Und er fürchtete sich und sagte: Wie furchtbar ist diese Stätte! Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes, und dies die Pforte des Himmels.
18 Und Jakob stand früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er an sein Kopfende gelegt hatte, und stellte ihn auf als Gedenkstein und goss Öl auf seine Spitze.
19 Und er gab dieser Stätte den Namen Bet-El. Im Anfang jedoch war Lus der Name der Stadt.
20 Und Jakob legte ein Gelübde ab und sagte: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen und Kleidung anzuziehen gibt
21 und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, dann soll der HERR mein Gott sein.
22 Und dieser Stein, den ich als Gedenkstein aufgestellt habe, soll ein Haus Gottes werden; und alles, was du mir geben wirst, werde ich dir treu verzehnten.

Die Salbung des Gedenksteins mit Öl ist als eine Weihe zu verstehen, die eine Aussonderung oder Übereignung an Gott bedeutet. Öl gilt als Flüssigkeit, die sich mit keiner anderen mischt. Somit gilt der gesalbte Gegenstand aus allen übrigen geschieden und erhoben. Bereits Abraham hatte in dieser Gegend einen Gedenkstein errichtet, Jakob aber gibt dem Ort einen Namen: Bet-El, was "Haus Gottes" bedeutet. Wie noch 4000 Jahre später gilt die Entrichtung des Zehnten nicht als ein menschlicher Akt, sich Gottes Gunst zu sichern, sondern als eine Anerkennung, dass der Mensch, der den zehnten Teil seines Einkommens Gott zur Verfügung stellt, die Gesamtheit seines Eigentums Gott zu verdanken hat. Obwohl der Stein mit der von Jakob verliehenen Bezeichnung "Haus Gottes" als sehr anbetungswürdig erscheint, wird der Glaube der Nachkommen Jakobs zu keiner Zeit an einen geografisch auszumachenden Ort gebunden sein. Die Anbetung des lebendigen Gottes wird auch mit dem späteren Untergang Jerusalems und des (noch zu errichtenden) Tempels nicht aufhören. Jesus Christus wird später auf eine Frage einer Samariterin nach dem richtigen Ort der Anbetung lehren: "Die wahren Anbeter werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Johannes-Evangelium Kapitel 4 Vers 23).
Jakob kommt nach einigen Wochen an dem Ort an, wo die Familie seiner Mutter Rebekka lebt. Da er seine Familie mütterlicherseits nicht kennt, weiß er, dass er wie ein Fremder auf die dort lebenden Menschen wirken muss, auch wenn er sich vermutlich sprachlich mit ihnen einwandfrei verständigen kann. Er sucht als Erstes den wichtigsten Ort auf, an dem wenigstens ein Angehöriger jeder Familie einmal täglich anwesend ist, nämlich den Brunnen. Von den Hirten erfährt er, dass der Brunnen der gesamten Stadtgemeinde von Haran gehört. Der Brunnen ist mit einem Stein bedeckt, der vor Verdunstung und Verschmutzung einen gewissen Schutz bieten soll. Da mehrere Parteien gleiche Rechte an dem Brunnen haben, besteht eine Abmachung, dass der große Stein nur gemeinsam zur Seite gewälzt wird. Die Hirten sind nicht besonders gesprächig. Jakob fragt sie "Ist ihm Heil? (shalom)", die übliche Form der Frage nach dem Ergehen. Das Heilsein der Gemeinschaft ist die Voraussetzung für ein gemeinsames, friedliches Leben. Genau in diesem Augenblick erscheint Rahel, die ebenfalls eine Hirtin ist (ihr Name bedeutet bezeichnenderweise "Schaf") und das Kleinvieh ihres Vaters weidet. Hirtin zu sein wird im Orient noch 4000 Jahre später kein geringer Beruf sein, der sogar von Töchtern der Beduinenscheichs ausgeübt wird. Jakob will nicht warten, bis sich alle Hirten am Brunnen versammelt haben, sondern wälzt den Stein selbst zur Seite, tränkt die Herde Rahels und gibt sich ihr als Verwandter zu erkennen. Er begrüßt sie mit einem Kuss, wie dies unter Verwandten üblich ist (auch Cousin und Cousine dürfen sich im Orient öffentlich mit einem Kuss begrüßen). Im biblischen Hohelied der Liebe heißt es im 8. Kapitel: "Ach, wärst du doch mein Bruder, dann dürfte ich dich auf der Straße küssen, ohne dass mich jemand verachtete". Jakob fängt an, vor Freude über das glückliche Ende seiner Reise zu weinen. Die Schilderung der Begegnung zwischen Jakob und Rahel zeigt, dass sich die Frauen im Zweistromland ohne Schleier unter den Männern bewegen dürfen. Nur in der Hochzeitsnacht, wenn die Braut ihrem Bräutigam begegnet oder wenn sie in der Hochzeitsnacht von ihrem Vater zum Bräutigam geführt wird, trägt die Braut einen Schleier (was sich gewissermaßen für Jakob noch als ein Verhängnis herausstellen wird). Rahel läuft nach Hause und erzählt ihrem Vater von der Begegnung. Jakob wird in ihr Haus geführt und erzählt seine Geschichte. Jetzt erst erfährt Laban, dass Jakob offenbar mit leeren Händen gekommen ist. Die verwandtschaftliche Beziehung überwiegt: "Ja, du bist mein Fleisch und mein Blut" (wörtlich "Fleisch und Bein"), was der Ausdruck für direkte Blutsverwandtschaft ist. Laban sieht sich in einer schwierigen Situation, denn es ist nicht üblich, dass Verwandte für Lohn arbeiten; andererseits ist Jakob offenbar mittellos. Jakob findet eine Lösung für das Problem: Er bietet Laban seine Dienste an, um Rahel als Frau zu bekommen. Anstatt eines Brautpreises will er ein extrem hohes Maß an Arbeitsleistung für Laban erbringen und ihm sieben Jahre umsonst dienen. In den ganzen sieben Jahren, die nun folgen werden, wird Jakob verschwiegen werden, dass Rahel eine ältere Schwester namens Lea (zu deutsch: Kuh) hat, die nach dem Brauch des Landes vor Rahel verheiratet werden muss. Von ihr wird gesagt, dass ihre Augen "matt" sind, was eine Umschreibung dafür sein kann, dann Lea sowohl schwach als auch zart ist. Lea besitzt nicht die besondere Lebhaftigkeit von Rahel, und während die jüngere Schwester in den Augen Jakobs im ganzen schön ist, wird Lea demnach nur durch ihre schönen, zarten Augen zu etwas Besonderem. Die Bibel berichtet im 1. Buch Mose Kapitel 29 (mit Versangaben):

1 Und Jakob machte sich auf und ging in das Land der Söhne des Ostens.
2 Und er sah, und siehe, [da war] ein Brunnen auf dem Feld; und siehe, drei Schafherden lagerten dort an ihm, denn aus diesem Brunnen tränkte man die Herden; und der Stein auf der Öffnung des Brunnens war groß.
3 Und waren alle Herden dort versammelt, dann wälzte man den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe; dann brachte man den Stein wieder auf die Öffnung des Brunnens an seine Stelle.
4 Und Jakob sagte zu ihnen: Meine Brüder, woher seid ihr? Und Sie sagten: Wir sind von Haran.
5 Da sagte er zu ihnen: Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors? Sie sagten: Wir kennen ihn.
6 Und er sagte zu ihnen: Geht es ihm gut? sie sagten: [Es geht ihm] gut; doch siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen.
7 Da sagte er: Siehe, es ist noch hoch am Tag, es ist nicht Zeit, das Vieh zu sammeln. Tränkt die Schafe, und geht hin, weidet [sie]!
8 Sie aber sagten: Wir können nicht, bis alle Herden sich versammelt haben; dann wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens und wir tränken die Schafe.
9 Noch redete er mit ihnen, da kam Rahel mit den Schafen, die ihrem Vater gehörten; denn sie war eine Hirtin.
10 Und es geschah, als Jakob die Rahel sah, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, da trat Jakob hinzu und wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter.
11 Und Jakob küsste Rahel und erhob seine Stimme und weinte.
12 Und Jakob berichtete Rahel, dass er ein Neffe ihres Vaters und dass er der Sohn Rebekkas sei. Da lief sie und berichtete es ihrem Vater.
13 Und es geschah, als Laban die Nachricht von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, hörte, da lief er ihm entgegen und umarmte ihn und küsste ihn und führte ihn in sein Haus. Und er erzählte dem Laban alle diese Dinge.
14 Und Laban sagte zu ihm: Fürwahr, du bist mein Bein und mein Fleisch. Und er blieb bei ihm einen Monat lang.
15 Und Laban sagte zu Jakob: Solltest du, weil du mein Neffe bist, mir umsonst dienen? Sag mir, was soll dein Lohn sein?
16 Laban aber hatte zwei Töchter; der Name der älteren war Lea und der Name der jüngeren Rahel.
17 Leas Augen waren matt; Rahel aber war schön von Gestalt und schön von Aussehen.
18 Und Jakob liebte Rahel; so sagte er: Ich will dir sieben Jahre für deine jüngere Tochter Rahel dienen.
19 Da sagte Laban: Besser, ich gebe sie dir, als dass ich sie einem andern Mann gebe. Bleibe bei mir!

1922 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Jakob dient seinem Onkel Laban seit nunmehr sieben Jahren als Preis für dessen jüngere Tochter, die er heiraten will. Jakob ist inzwischen 78 Jahre alt und immer noch ledig. Am Morgen nach der Hochzeit stellt Jakob fest, dass er nicht mit Rahel, sondern mit Lea, der älteren Schwester verheiratet wurde. Der zur Rede gestellte Laban erklärt, dass es in seinem Land nicht üblich sei, die Jüngere vor der Älteren zu verheiraten und stellt diese dem Jakob unbekannte Tatsache als legitimen Grund für den Betrug dar. Schließlich einigt man sich darauf, dass Jakob nach einer Woche Ehe mit Lea deren jüngere Schwester als zweite Ehefrau dazubekommt. Zusätzlich zu den beiden Frauen erhält er auch deren Mägde, die offenbar nach der Sitte des Landes dem Hausherren als Nebenfrauen dienen sollen. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose Kapitel 29 (mit Versangaben):

20 So diente Jakob für Rahel sieben Jahre; und sie waren in seinen Augen wie einige [wenige] Tage, weil er sie liebte.
21 Und Jakob sagte zu Laban: Gib [mir nun] meine Frau! Denn meine Tage sind erfüllt, dass ich zu ihr eingehe.
22 Da versammelte Laban alle Männer des Ortes und veranstaltete ein Mahl.
23 Und es geschah am Abend, da nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm; und er ging zu ihr ein.
24 Und Laban gab ihr, seiner Tochter Lea, seine Magd Silpa als Magd.
25 Und es geschah am Morgen, siehe, da war es Lea. Da sagte er zu Laban: Was hast du mir da angetan? Habe ich nicht für Rahel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?
26 Laban aber sagte: Das tut man an unserm Ort nicht, die Jüngere vor der Erstgeborenen zu geben.
27 Vollende die [Hochzeits-]Woche [mit] dieser! Dann wollen wir dir auch jene geben, für den Dienst, den du bei mir noch weitere sieben Jahre dienen sollst.
28 Und Jakob tat so und vollendete die [Hochzeits-]Woche [mit] dieser. Dann gab er ihm seine Tochter Rahel zur Frau.
29 Und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha als ihre Magd.
30 Da ging er auch zu Rahel ein. Und er liebte auch Rahel, mehr als Lea. Und er diente bei ihm noch weitere sieben Jahre.

1921 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Nach der Sitte Mesopotamiens ist Jakob seit einem Jahr mit vier Frauen verheiratet: Lea und Rahel und deren Leibmägde, die nach der Sitte ihre Kinder auf den Knien ihrer Herrin zur Welt bringen müssen, so dass die Kinder der Sklavin als Kind ihres eigenen Schoßes erscheinen. Eine kinderlose Frau hat keine Zukunft in dieser Gesellschaft; Rahel kann sich zwar rühmen, die Lieblingsfrau ihres Mannes zu sein, aber Lea, die inzwischen schwanger wurde, wird eine besondere Anerkennung erhalten. Lea fühlt sich, da ihre Ehe mit Jakob unfreiwillig und durch eine List ihres Vaters zustande kam, zurückgesetzt und ungeliebt. Als ihr erster Sohn schließlich geboren wird, bekommt er von ihr einen Namen, der wie ein Ausrufezeichen wirkt: Ruben, was bedeutet: "Seht her! Ein Sohn!" Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose Kapitel 29 (mit Versangaben):

31 Und als der HERR sah, dass Lea zurückgesetzt war, öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar.
32 Und Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn, und sie gab ihm den Namen Ruben, denn sie sagte: Ja, der HERR hat mein Elend angesehen. Denn jetzt wird mein Mann mich lieben.

1920 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes Ruben werden Jakob und Lea erneut Eltern. Simeon (hebräisch Schim'on, zu deutsch: "Gott hat erhört"), der zweite Sohn, wird geboren. Hierzu berichtet die Bibel im 1. Buch Mose Kapitel 29 (mit Versangaben):

33 Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn; und sie sagte: Ja, der HERR hat gehört, dass ich zurückgesetzt bin, so hat er mir auch den gegeben. Und sie gab ihm den Namen Simeon.

1919 BC
Land Kanaan / Königreich Ur
Rahel, die Lieblingsfrau von Jakob, ist weiterhin noch kinderlos, während Lea, die vermeintlich ungeliebte Frau, bereits den dritten Sohn im dritten Jahr ihrer Ehe. Sie nennt ihn Levi. Die Bedeutung dieses Namens ist noch nicht vollständig geklärt, möglicherweise ist die derzeit beste Erklärung "verbunden mit"; möglicherweise will Lea, die Namensgeberin ihre Hoffnung ausdrücken, dass sie als Mutter von drei Söhnen Jakobs nun endlich von ihm die volle Anerkennung und seine ganze Liebe erhält. Hierzu berichtet die Bibel im 1. Buch Mose Kapitel 29 (mit Versangaben):

34 Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn; da sagte sie: Diesmal endlich wird sich mein Mann an mich anschliessen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren. Darum gab man ihm den Namen Levi.

Rahel kämpft um ihre Zukunft, die sie sich kinderlos nicht vorstellen kann. Daher fordert sie ihren Mann auf, mit Bilha, ihrer Leibmagd, Kinder zu bekommen, die auf den Knien ihrer Herrin zur Welt kommen sollen, um als ihre eigenen Kinder zu gelten. Hierzu berichtet die Bibel im 1. Buch Mose Kapitel 30 (mit Versangaben):

1 Und als Rahel sah, dass sie dem Jakob nicht gebar, da war Rahel auf ihre Schwester eifersüchtig und sagte zu Jakob: Gib mir Kinder! Und wenn nicht, dann sterbe ich.
2 Da entbrannte Jakobs Zorn gegen Rahel, und er sagte: Bin ich an Gottes Stelle, der dir Leibesfrucht vorenthalten hat?
3 Sie sagte: Siehe, [da ist] meine Magd Bilha. Geh zu ihr ein, dass sie auf meinen Knien gebäre und auch ich aus ihr erbaut werde!
4 Und sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau; und Jakob ging zu ihr ein.
5 Da wurde Bilha schwanger und gebar Jakob einen Sohn.
6 Rahel aber sagte: Gott hat mir Recht verschafft und auch auf meine Stimme gehört und mir einen Sohn gegeben. Darum gab sie ihm den Namen Dan.

Der Name Dan bedeutet "(Gott) hat Gericht gehalten, Recht verschafft".

1918 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Nachdem Bilha, die Leibmagd von Rahel, ein Kind von Jakob bekommen hat, das gesetzlich als das Kind Rahels gilt, bringt Lea, die erste Frau Jakobs, einen vierten Sohn zur Welt und nennt ihn Juda. Hierzu berichtet die Bibel im 1. Buch Mose Kapitel 29 (mit Versangaben):

35 Dann wurde sie noch einmal schwanger und gebar einen Sohn; und sie sagte: Diesmal will ich den HERRN preisen! Darum gab sie ihm den Namen Juda. Und sie hörte auf zu gebären.

Juda (hebräisch Jehuda) wird in der Bibel in einer Volksetymologie als Zusammensetzung aus dem Gottesnamen JHWH und dem Verb "hdh" (deutsch "loben, danken") in der Bedeutung "Dieses Mal will ich JHWH lobpreisen" verstanden. Die Nachkommen Judas werden später als "Jehudi" bezeichnet werden; daraus wird später die Bezeichnung "Jude" entstehen.
Bilha, die Leibmagd Rahels, wird erneut auf deren Knien von einem Knaben entbunden, der als zweiter Sohn Rahels und Jakobs gilt. Hierzu berichtet die Bibel im 1. Buch Mose Kapitel 30 (mit Versangaben):

7 Und Rahels Magd Bilha wurde noch einmal schwanger und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn.
8 Da sprach Rahel: Kämpfe Gottes habe ich mit meiner Schwester gekämpft, habe auch gesiegt. Und sie gab ihm den Namen Naftali.

Naphtali bedeutet auf hebräisch "Kampf" beziehungsweise "Ringkampf".

1917 BC
Land Kanaan / Königreich Elam

Eine Koalition von fünf Königen in Kanaan empört sich gegen die Herrschaft der Elamiter.


Land Kanaan / Königreich Ur
Nach dem mesopotamischen Gesetz kann auch eine kinderreiche Mutter von ihrem Ehemann verlangen, mit ihrer Leibmagd ein weiteres Kind zu zeugen. So fordert Lea, die annimmt, dass sie keine weiteren Kinder mehr bekommen kann, ihren Ehemann Jakob auf, dass er mit ihrer Magd ihren Kindersegen vermehren möge, da die Kinder der Leibmagd als Kinder der Herrin gelten. Silpa bringt Gad zur Welt. Die Bibel berichtet darüber im 1. Buch Mose Kapitel 30 (mit Versangaben):

9 Und als Lea sah, dass sie aufhörte zu gebären, da nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zur Frau.
10 Und Silpa, die Magd Leas, gebar dem Jakob einen Sohn.
11 Da sagte Lea: Zum Glück! Und sie gab ihm den Namen Gad.

Bei der Geburt des Knaben ruft Lea aus: "Glück ist gekommen", hebräisch "ba'gad". Der Name bedeutet im Hebräischen also soviel wie "Glückskind" oder "unerwartetes Glück". Gleichzeitig aber wird diese Bezeichnung in Assyrien und in Babylonien für den Namen des Planeten Jupiter und zugleich einer Gottheit verwendet. Mit dieser Namensgebung sollen also die Angehörigen Jakobs, der JHWH nachfolgt sowie die leibliche Mutter, die dieser Glaubensrichtung möglicherweise nicht angehört, befriedigt werden.

1916 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Ein Jahr nach der Entbindung von ihrem Sohn Gad bringt Silpa, die Leibmagd der Lea, noch einen Sohn zur Welt, dem sie den Namen Ascher gibt. Ruben, der älteste Sohn Jakobs und Leas, der inzwischen fünf Jahre alt ist, findet zur Zeit der Weizenernte auf dem Feld Dudaim-Pflanzen, die auch als "Liebesäpfel" bekannt sind, und bringt sie seiner Mutter Lea. Dudaim sind die gelbroten Früchte eines Nachtschattengewächses, denen fruchtbarkeitsfördernde Eigenschaften nachgesagt werden. Aus ihnen kann ein dafür geeignetes Getränk hergestellt werden. Als Rahel sieht, dass Ruben solche Früchte gefunden hat, bittet sie ihre Schwester darum, ihr welche abzugeben, da sie hofft, durch deren Hilfe schwanger zu werden. Sie ist bereit, Jakob vorübergehend an Lea "abzutreten". Lea willigt in den Handel ein. Die "Zauberfrüchte" nützen allerdings nichts; Lea wird unerwartet noch einmal schwanger und Rahel bleibt unfruchtbar. So wird Jakob in diesem Jahr zweimal Vater: Er bekommt einen Sohn Ascher durch die Leibmagd seiner Frau, Silpa, sowie den fünften Sohn von Lea mit dem Namen Issachar. Die Bibel berichtet darüber im 1. Buch Mose Kapitel 30 (mit Versangaben):

12 Und Silpa, die Magd Leas, gebar dem Jakob einen zweiten Sohn.
13 Da sprach Lea: Zu meiner Glückseligkeit! Denn glückselig preisen mich die Töchter. Und sie gab ihm den Namen Ascher.
14 Und Ruben ging aus in den Tagen der Weizenernte und fand Dudaim auf dem Feld; und er brachte sie seiner Mutter Lea. Da sagte Rahel zu Lea: Gib mir doch von den Dudaim deines Sohnes!
15 Sie aber sagte zu ihr: Ist es dir zu wenig, meinen Mann zu nehmen, dass du auch die Dudaim meines Sohnes nehmen willst? Da sagte Rahel: So mag er denn diese Nacht bei dir liegen [als Entgelt] für die Dudaim deines Sohnes.
16 Und als Jakob am Abend vom Feld kam, da ging Lea hinaus, ihm entgegen, und sagte: Zu mir sollst du eingehen, denn gekauft habe ich dich, gekauft mit den Dudaim meines Sohnes. Da lag er in dieser Nacht bei ihr.
17 Und Gott hörte auf Lea, so dass sie schwanger wurde und dem Jakob einen fünften Sohn gebar.
18 Da sagte Lea: Gott hat [mir] meinen Lohn gegeben dafür, dass ich meinem Mann meine Magd gegeben habe. Und sie gab ihm den Namen Issachar.

Die Bedeutung des Namens Ascher ist "Glücksspender" oder "der Glückliche". Issachar hingegen ist abgeleitet von einem Zeitwort mit der Bedeutung "Lohn zahlen" (hebräisch "sakar"). Lea betrachtet diesen Sohn als Belohnung. Issachar kann auch übersetzt werden als "Es gibt einen Lohn".

1915 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Lea, die im letzten Jahr ihren fünften Sohn gebar, obwohl sie zuvor angenommen hatte, dass sie nicht mehr schwanger werden kann, wird Mutter eines sechsten Sohnes, Sebulon. Nun erfolgt die Wende der Großfamilie von Jakob, die die Bibel mit den Worten: "Und Gott dachte an Rahel..." einleitet. Rahel, die nun schon sieben Jahre als unfruchtbar gilt, wird Mutter ihres ersten Sohnes, dem sie den Namen Josef gibt. Jakob ist inzwischen 91 Jahre alt. Die Bibel berichtet über die beiden Geburten im 1. Buch Mose Kapitel 30 (mit Versangaben):

19 Und Lea wurde noch einmal schwanger und gebar dem Jakob einen sechsten Sohn.
20 Da sagte Lea: Mir hat Gott ein schönes Geschenk geschenkt; diesmal wird mein Mann mich erheben, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren. Und sie gab ihm den Namen Sebulon.
22 Und Gott dachte an Rahel, und Gott hörte auf sie und öffnete ihren Mutterleib.
23 Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sagte sie: Gott hat meine Schmach weggenommen.
24 Und sie gab ihm den Namen Joseph und sagte: Der HERR füge mir einen anderen Sohn hinzu!

Der Hinweis, dass Gott auf das Gebet Rahels hörte und sie fruchtbar machte, sowie der Ausruf Leas sollen ein Hinweis dafür sein, dass für diese unerwarteten Schwangerschaften keine "Liebesäpfel" die Ursache sind, sondern dass Gott selbst das teilweise langjährige, scheinbar unbeachtete Gebet schließlich erhörte. Die Bedeutung des Namens Sebulon ist noch nicht gesichert. Zum einen kann Sebulon mit dem aramäischen Wort für "Geschenk" oder "schenken" (aramäisch: "sebeb") zusammenhängen, zum Anderen mit einem Wortstamm, der soviel bedeutet wie "(wohnen) bleiben" oder "als "Fürstin behandelt beziehungsweise geehrt werden" (hebräisch "sabal"). Lea ruft bei der Geburt ihres Sohnes aus: "Gott hat mit ein Geschenk gemacht, mein Mann wird mich ehren." Lea ist davon überzeugt, dass ihr Mann nach der Geburt ihres sechsten Sohnes sich uneingeschränkt zu ihr hingezogen fühlen wird. "Josef" wird von seiner Mutter Rahel mit dem Satz: "Gott hat meine Schmach weggenommen" begrüßt. Das hebräische Zeitwort "jasaph" für "wegnehmen" (im Sinne vom Wegnehmen der Schmach der Kinderlosigkeit) lässt auf die Bedeutung des Namens schließen. Zugleich bedeutet "jasaph" aber auch "Mehrer", also der, der als erster einen zweiten mit sich bringt. Der Name Josef bedeutet also: "ER (Gott) möge noch andere Kinder hinzufügen." Jakob möchte nun mit seiner Familie wieder in seine Heimat Beerscheba zurück. Doch sein Schwiegervater Laban überredet ihn, noch eine Zeit bei ihm zu bleiben, weil er merkt, dass sein Reichtum sich durch die Arbeit Jakobs vermehrt hat. So willigt Jakob ein, noch sechs Jahre bei Laban zu bleiben und sich selbst in dieser Zeit eine Herde heranzuzüchten. Laban versucht dabei, Jakob wiederholt zu betrügen. Doch dieser hat durch den Segen Gottes soviel Erfolg, dass er am Ende sehr reich werden wird.

1914 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Die Bibel berichtet davon, dass Lea einem weiteren Kind das Leben schenkt. Mit Dina wird die erste und wahrscheinlich einzige Tochter der Großfamilie geboren. Einige Theologen sind der Auffassung, dass die weiblichen Kinder nicht erwähnt wurden; diese Denkweise ist aber angesichts der Erwähnung der Geburt von Leas Tochter nicht einleuchtend. Tatsächlich kann davon ausgegangen werden, dass Jakob mit seinen vier Frauen Vater von zwölf Söhnen und einer Tochter wurde. Der Name Dina stammt aus dem hebräischen und bedeutet "Recht" oder "Urteil". Dina ist also "die Richterin" oder "die Gerechte".

1909 BC
Land Kanaan / Königreich Ur

Sechs Jahre, nachdem Jakob seinem Schwiegervater Laban gegenüber einwilligte, noch ein paar Jahre in Mesopotamien zu bleiben, will Jakob nun endgültig in seine Heimat zurückkehren. Jakob ist mittlerweile 97 Jahre alt und möchte seinen Vater Isaak noch zu dessen Lebzeiten in der Heimat antreffen. Isaak ist inzwischen 157 Jahre alt. Jakobs ältester Sohn Ruben ist jetzt zwölf Jahre alt, sein jüngster, Josef, sechs. Als seine Frauen einverstanden sind, entschließt sich Jakob kurzerhand, aufzubrechen. Dabei nimmt er alles mit, was ihm gehört, ohne allerdings Laban Bescheid zu geben. Der zieht ihm nach, als er entdeckt, dass seine Familie verschwunden ist und nimmt einen ganzen Trupp aus seiner Verwandtschaft mit. Zehn Tage nach Jakobs Flucht erreicht Laban seinen Neffen, der inzwischen im Gebirgsland östlich des Jordan angekommen ist. In einer Nacht vorher erscheint Gott Laban und warnt ihn: "Hüte dich, mit Jakob anders als freundlich zu reden!" Jakob versöhnt sich mit Laban und schließt vor Gott einen Vertrag mit ihm. Die Bibel berichtet darüber im 1. Buch Mose Kapitel 30 (mit Versangaben):

25 Und es geschah, als Rahel den Joseph geboren hatte, da sagte Jakob zu Laban: Entlass mich, dass ich an meinen Ort und in mein Land ziehe!
26 Gib mir meine Frauen und meine Kinder, für die ich dir gedient habe, damit ich [weg] ziehe! Du selbst kennst ja meinen Dienst, mit dem ich dir gedient habe.
27 Laban aber sagte zu ihm: Wenn ich doch Gunst gefunden habe in deinen Augen - ich habe durch Wahrsagung erfahren, dass der HERR mich um deinetwillen gesegnet hat.
28 Und er sagte: Bestimme mir deinen Lohn, so will ich ihn [dir] geben!
29 Da sagte er zu ihm: Du weisst ja selbst, wie ich dir gedient habe und was aus deinem Vieh bei mir geworden ist.
30 Denn wenig war, was du vor mir hattest, und es hat sich zu einer Menge ausgebreitet, und der HERR hat dich gesegnet auf jedem meiner Tritte. Nun aber, wann soll ich auch für mein Haus schaffen?
31 Da sagte er: Was soll ich dir geben? Und Jakob sagte: Du sollst mir gar nichts geben; wenn du mir diese [eine] Sache zugestehst, dann will ich wieder deine Schafe weiden [und] hüten.
32 Ich will heute durch deine ganze Herde gehen und daraus aussondern jedes gesprenkelte und gefleckte Tier und jedes dunkelfarbige Tier unter den Schafen und das Gefleckte und Gesprenkelte unter den Ziegen: Das sei mein Lohn!
33 Und meine Gerechtigkeit soll an einem künftigen Tag für mich zeugen, wenn du herkommst wegen meines Lohnes vor dir: Alles, was nicht gesprenkelt und gefleckt ist unter den Ziegen und dunkelfarbig unter den Schafen, das gelte als gestohlen bei mir.
34 Da sagte Laban: Siehe, es geschehe nach deinem Wort!
35 So sonderte er an jenem Tag die gestreiften und gefleckten Böcke aus und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen, alles, woran [etwas] Weißes war, und alles Dunkelfarbige unter den Schafen, und gab sie in die Hand seiner Söhne.
36 Und er legte einen Weg von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob; und Jakob weidete die übrige Herde Labans.
37 Und Jakob nahm sich frische Stäbe von Storaxbaum, Mandelbaum und Platane und schälte an ihnen weisse Streifen heraus, indem er das Weisse, das an den Stäben war, bloßlegte.
38 Und er legte die Stäbe, die er geschält hatte, in die Tränkrinnen, in die Wassertränken, wohin die Tiere zum Trinken kamen, vor die Tiere hin; und sie waren brünstig, wenn sie zum Trinken kamen.
39 So waren die Tiere vor den Stäben brünstig, und die Tiere warfen gestreifte, gesprenkelte und gefleckte [Lämmer].
40 Und Jakob sonderte die Lämmer aus, und er richtete das Gesicht der Tiere auf das Gestreifte und alles Dunkelfarbige unter den Tieren Labans; und so legte er eigene Herden an für sich besonders und tat sie nicht zu den Tieren Labans.
41 Und es geschah, sooft die kräftigen Tiere brünstig waren, legte Jakob die Stäbe vor die Augen der Tiere in die Tränkrinnen, damit sie bei den Stäben brünstig würden;
42 wenn aber die Tiere schwächlich waren, legte er sie nicht hin. So wurden die schwächlichen dem Laban [zuteil] und die kräftigen dem Jakob.
43 Und der Mann breitete sich mehr [und] mehr aus, und er bekam viele Tiere, Mägde und Knechte, Kamele und Esel.

Die Beschreibung findet ihre Fortsetzung im 31. Kapitel des 1. Buches Mose in der Bibel (mit Versangaben):

1 Und er hörte die Reden der Söhne Labans, die sagten: Jakob hat alles an sich genommen, was unserem Vater gehörte; und von dem, was unserem Vater gehört, hat er sich all diesen Reichtum verschafft.
2 Und Jakob sah das Gesicht Labans, und siehe, es war ihm gegenüber nicht wie früher.
3 Und der HERR sprach zu Jakob: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft! Ich werde mit dir sein.
4 Da sandte Jakob hin und rief Rahel und Lea aufs Feld zu seinen Tieren.
5 Und er sagte zu ihnen: Ich sehe das Gesicht eures Vaters, dass es zu mir nicht wie früher ist; aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen.
6 Ihr selbst wisst ja, dass ich mit all meiner Kraft eurem Vater gedient habe.
7 Und euer Vater hat mich betrogen und hat meinen Lohn zehnmal verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, mir Böses zu tun.
8 Wenn er so sagte: Die Gesprenkelten sollen dein Lohn sein, dann gebaren alle Tiere Gesprenkelte; und wenn er so sagte: Die Gestreiften sollen dein Lohn sei, dann gebaren alle Tiere Gestreifte.
9 Und Gott hat eurem Vater das Vieh entzogen und mir gegeben.
10 Und es geschah zur Brunstzeit der Tiere, da hob ich meine Augen und sah im Traum: und siehe, die Böcke, die die Tiere besprangen, waren gestreift, gesprenkelt und scheckig.
11 Und der Engel Gottes sprach im Traum zu mir: Jakob! Und ich sagte: Hier bin ich!
12 Und er sprach: Hebe doch deine Augen auf und sieh: alle Böcke, die die Tiere bespringen, sind gestreift, gesprenkelt und scheckig; denn ich habe alles gesehen, was Laban dir antut.
13 Ich bin der Gott von Bethel, wo du einen Gedenkstein gesalbt, wo du mir ein Gelübde abgelegt hast. Mache dich jetzt auf, zieh aus diesem Land und kehre zurück in das Land deiner Verwandtschaft!
14 Da antworteten Rahel und Lea und sagten zu ihm: Haben wir noch einen Anteil und ein Erbe im Haus unseres Vaters?
15 Haben wir ihm nicht als Fremde gegolten? Denn er hat uns verkauft und hat sogar unseren [Kauf]-Preis völlig verzehrt.
16 Denn aller Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen hat, uns gehört er und unseren Kindern. So tu nun alles, was Gott zu dir gesagt hat!
17 Da machte Jakob sich auf und hob seine Kinder und seine Frauen auf die Kamele
18 und trieb all sein Vieh weg und all seine Habe, die er erworben, das Vieh seines Eigentums, das er in Paddan-Aram erworben hatte, um zu seinem Vater Isaak in das Land Kanaan zu kommen.
19 Laban aber war gegangen, um seine Schafe zu scheren; da stahl Rahel den Teraphim, der ihrem Vater gehörte.
20 Und Jakob täuschte Laban, den Aramäer, weil er ihm nicht mitteilte, dass er fliehen wollte.
21 Und er floh, er und alles, was er hatte; und er machte sich auf und setzte über den Strom und richtete sein Gesicht auf das Gebirge Gilead.
22 Am dritten Tag aber wurde dem Laban berichtet, dass Jakob geflohen sei.
23 Da nahm er seine Brüder mit sich und jagte ihm sieben Tagereisen weit nach und holte ihn auf dem Gebirge Gilead ein.
24 Gott aber kam zu Laban, dem Aramäer, in einem Traum der Nacht und sprach zu ihm: Hüte dich [davor], dass du mit Jakob Gutes oder Böses redest!
25 Und Laban erreichte Jakob, als Jakob sein Zelt auf dem Gebirge aufgeschlagen hatte; und [auch] Laban schlug es mit seinen Brüdern auf dem Gebirge Gilead auf.
26 Und Laban sagte zu Jakob: Was hast du getan, dass du mich getäuscht und meine Töchter wie Kriegsgefangene weggeführt hast?
27 Warum bist du heimlich geflohen und hast mich getäuscht und hast es mir nicht mitgeteilt? Ich hätte dich ja begleitet mit Freude und mit Gesängen, mit Tamburin und Zither!
28 Und du hast mich nicht [einmal] meine Söhne und meine Töchter küssen lassen! Nun, du hast töricht gehandelt.
29 Es stünde in der Macht meiner Hand, übel mit euch zu verfahren. Aber der Gott eures Vaters hat gestern Nacht zu mir geredet und gesagt: Hüte dich, mit Jakob Gutes oder Böses zu reden!
30 Nun denn - du bist nun einmal weggegangen, weil du dich so sehr nach dem Haus deines Vaters sehntest. Warum [aber] hast du meinen Gott gestohlen?
31 Da antwortete Jakob und sagte zu Laban: Ja, ich fürchtete mich; denn ich sagte [mir], du würdest deine Töchter von mir reißen.
32 [Doch] bei wem du deinen Gott findest, der soll nicht am Leben bleiben. Untersuche [hier] vor unseren Brüdern, was bei mir ist, und nimm es dir! Jakob aber wusste nicht, dass Rahel ihn gestohlen hatte.
33 Da ging Laban in das Zelt Jakobs und in das Zelt Leas und in das Zelt der beiden Mägde und fand nichts; und er kam aus Leas Zelt und ging in das Zelt Rahels.
34 Rahel aber hatte den Teraphim genommen und ihn in den Kamelsattel gelegt und sich darauf gesetzt. Und Laban tastete das ganze Zelt ab und fand nichts.
35 Da sagte sie zu ihrem Vater: Mein Herr, zürne nicht, dass ich nicht vor dir aufstehen kann; denn es [geht] mir nach der Weise der Frauen. Und er durchsuchte [alles] und fand den Teraphim nicht.
36 Da wurde Jakob zornig und stritt mit Laban. Und Jakob antwortete und sprach zu Laban: Was ist mein Verbrechen, was meine Sünde, dass du so hitzig hinter mir her bist?
37 Da du all meine Sachen durchtastet hast, was hast du gefunden von allen Sachen deines Hauses? Lege es hierher vor meine Brüder und deine Brüder, sie sollen zwischen uns beiden entscheiden!
38 Zwanzig Jahre bin ich nun bei dir gewesen; deine Mutterschafe und deine Ziegen haben nicht fehlgeboren, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen.
39 Das Zerrissene habe ich nicht zu dir gebracht, ich habe es ersetzen müssen; von meiner Hand hast du es gefordert, mochte es gestohlen sein bei Tag, mochte es gestohlen sein bei Nacht.
40 [So] erging es mir: Am Tag verzehrte mich die Hitze und der Frost in der Nacht, und mein Schlaf floh von meinen Augen.
41 Zwanzig Jahre bin ich nun in deinem Haus gewesen; vierzehn Jahre habe ich dir für deine beiden Töchter gedient und sechs Jahre für deine Herde, und du hast meinen Lohn zehnmal verändert.
42 Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, und der Schrecken Isaaks für mich gewesen wäre, gewiss, du hättest mich jetzt mit leeren Händen entlassen. Mein Elend und die Arbeit meiner Hände hat Gott angesehen und hat gestern Nacht entschieden.
43 Da antwortete Laban und sagte zu Jakob: Die Töchter sind meine Töchter, und die Söhne sind meine Söhne, und die Tiere sind meine Tiere, und alles, was du [hier] siehst, mir gehört es! Aber meinen Töchtern [gegenüber], was könnte ich ihnen heute tun, oder ihren Söhnen, die sie geboren haben?
44 Und nun komm, lass uns einen Bund schließen, ich und du, der sei zum Zeugnis zwischen mir und dir!
45 Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn als Gedenkstein auf.
46 Und Jakob sagte zu seinen Brüdern: Sammelt Steine! Da nahmen sie Steine und machten [daraus] einen Haufen und aßen dort auf dem Haufen.
47 Und Laban nannte ihn Jegar-Sahaduta, und Jakob nannte ihn Gal-Ed.
48 Und Laban sagte: Dieser Haufen sei heute Zeuge zwischen mir und dir! Darum gab man ihm den Namen Gal-Ed
49 und Mizpa, weil er sagte: Der HERR halte Wache zwischen mir und dir, wenn wir uns nicht mehr sehen!
50 Wenn du meine Töchter unterdrücken und wenn du [noch andere] Frauen zu meinen Töchtern hinzunehmen solltest, - kein Mensch ist bei uns, siehe, Gott ist Zeuge zwischen mir und dir.
51 Und Laban sagte zu Jakob: Siehe, dieser Haufen, und siehe, der Gedenkstein, den ich errichtet habe zwischen mir und dir,
52 dieser Haufen sei Zeuge und der Gedenkstein ein Zeugnis, dass ich nicht über diesen Haufen zu dir hinausgehe und dass du über diesen Haufen und diesen Gedenkstein nicht zu mir hinausgehst zum Bösen.
53 Der Gott Abrahams und der Gott Nahors soll zwischen uns richten, der Gott ihres Vaters! Da schwor Jakob bei dem Schrecken seines Vaters Isaak.
54 Und Jakob opferte ein Schlachtopfer auf dem Berg und lud seine Brüder ein zu essen; und sie aßen und übernachteten auf dem Berg.
55 \32:1\ Und Laban stand früh am Morgen auf, küsste seine Söhne und seine Töchter und segnete sie; und Laban ging und kehrte an seinen Ort zurück.

Lief die letzte Begegnung zwischen Jakob und Laban noch glimpflich ab, macht sich Jakob viel mehr Sorgen darüber, wie die Begegnung mit seinem Bruder Esau verlaufen wird, der ihn vor fast 20 Jahren wegen seines Betruges zum Erlangen des Erstgeburtsrechtes noch umbringen wollte. Jakob schickt zu seinem ebenso alten, 97jährigen Bruder Boten, die ihn über seine bevorstehende Ankunft unterrichten sollen. Doch als die Boten ihm berichten, dass Esau ihm mit 400 Mann entgegenzieht, teilt er seine Leute in zwei Lager und schickt außerdem seinem Bruder fünf Herden als Geschenk entgegen, was einen Eindruck von seinem Reichtum vermitteln soll: Ziegen, Schafe, Kamele, Rinder und Esel. Esau ist inzwischen der Anführer eines Beduinenstammes geworden, der sich im Gebirge Seïr aufhält und damit begonnen hat, die Gegend zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Eilat zu besiedeln. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose in Kapitel 32 (mit Versangaben):

2 Und Jakob zog seiner Wege. Da begegneten ihm Engel Gottes.
3 Und Jakob sagte, als er sie sah: Das ist das Heerlager Gottes. Und er gab dieser Stätte den Namen Mahanajim.
4 Und Jakob sandte Boten vor sich her zu seinem Bruder Esau in das Land Seir, das Gebiet Edom.
5 Und er befahl ihnen: So sollt ihr zu meinem Herrn, zu Esau, sagen: So spricht dein Knecht Jakob: Bei Laban habe ich mich als Fremder aufgehalten und bin bis jetzt geblieben;
6 und ich habe Rinder und Esel, Schafe und Knechte und Mägde; und ich sende [Boten], es meinem Herrn mitzuteilen, um Gunst zu finden in deinen Augen.
7 Und die Boten kehrten zu Jakob zurück und sagten: Wir sind zu deinem Bruder, zu Esau, gekommen, und er zieht dir auch [schon] entgegen und vierhundert Mann mit ihm.
8 Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde angst; und er teilte das Volk, das bei ihm war, die Schafe, die Rinder und die Kamele in zwei Lager.
9 Er sagte [sich] nämlich: Wenn Esau über das eine Lager kommt und es schlägt, dann wird das übriggebliebene Lager entkommen können.
10 Und Jakob sprach: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, HERR, der du zu mir geredet hast: `Kehre zurück in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, und ich will dir Gutes tun!'
11 Ich bin zu gering für alle Gnadenerweise und all die Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast; denn mit meinem Stab bin ich über diesen Jordan gegangen, und nun bin ich zu zwei Lagern geworden.
12 Rette mich doch vor der Hand meines Bruders, vor der Hand Esaus - denn ich fürchte ihn -, dass er nicht etwa komme und mich schlage, die Mutter samt den Kindern!
13 Du hast doch selbst gesagt: Gutes, ja Gutes will ich dir tun und deine Nachkommenschaft [zahlreich] machen wie den Sand des Meeres vor Menge, den man vor Menge nicht zählen kann.
14 Und er übernachtete dort in jener Nacht; und er nahm von dem, was in seine Hand gekommen war, ein Geschenk für seinen Bruder Esau:
15 Zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder,
16 dreißig säugende Kamele mit ihren Fohlen, vierzig Kühe und zehn Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselhengste.
17 Und er gab sie in die Hand seiner Knechte, Herde [für] Herde besonders, und sagte zu seinen Knechten: Zieht vor mir her, und lasst einen Abstand zwischen Herde und Herde!
18 Und er befahl dem ersten und sagte: Wenn mein Bruder Esau dir begegnet und dich fragt: `Wem gehörst du an, und wohin gehst du, und wem gehören diese da vor dir?'
19 dann sollst du sagen: `Deinem Knecht Jakob; es ist ein Geschenk, gesandt an meinen Herrn, an Esau; und siehe, er selbst ist hinter uns.
20 Und auch dem zweiten, auch dem dritten, auch allen, die hinter den Herden hergingen, befahl er: Nach diesem Wort sollt ihr zu Esau reden, wenn ihr ihn trefft,
21 und sollt sagen: `Siehe, dein Knecht Jakob ist selbst hinter uns.' Denn er sagte [sich]: Ich will ihn versöhnen durch das Geschenk, das vor mir hergeht, danach erst will ich sein Gesicht sehen; vielleicht wird er mich annehmen.
22 So zog das Geschenk vor ihm her, er aber übernachtete in jener Nacht im Lager.
23 Und er stand in jener Nacht auf, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde und seine elf Söhne und zog über die Furt des Jabbok;
24 und er nahm sie und führte sie über den Fluss und führte hinüber, was er hatte.

Der Jabbok ("blauer Fluss") mündet 40 Kilometer nördlich vom Toten Meer in den Jordan. Er fließt zum Teil durch tiefe Schluchten; streckenweise ist er sogar ein reißender Fluss. Es gibt Übergänge, bei denen der Wasserstand lediglich zwischen einem und anderthalb Meter beträgt. Warum Jakob noch einmal zurückgeht, ist nicht bekannt, denn er könnte auch einen Knecht senden, der überprüft, ob etwas Wertvolles am anderen Ufer zurückgeblieben ist. Jedenfalls erlebt Jakob etwas Ungewöhnliches, als er plötzlich und unerwartet von einem "Jemand" (hebräisch "isch") angefallen wird. Diese Bezeichnung erklärt nicht, wer oder was mit Jakob hier kämpft. Auch Jakob kennt den Gegner nicht, aber er bemerkt schnell, dass er den Gegner nicht besiegen kann. Die ganze Nacht geht dieser Kampf und als sich gegen Morgengrauen dieser "Jemand" absetzen will, hält Jakob, der ahnt, dass er mit keinem Geringeren als Gott ringt, diesen fest und fordert ihn auf, dass er ihn segnet. Der Prophet Hosea wird später beschreiben, dass dieser "Jemand" der Engel Gottes ist. Jakob glaubt indes, mit Gott selbst im Kampf zu sein und wird später sagen, dass er Gott von Angesicht gesehen hat und, im Gegensatz zu der landläufigen Befürchtung, dass ein Mensch, der Gott von Angesicht sieht, unverzüglich sterben muss, bleibt Jakob am Leben, wird aber zeitlebens mit der Verrenkung seiner Hüfte leben müssen. Das göttliche Wesen fragt Jakob nach seinem Namen. Von seinen Eltern hatte er den Namen bekommen, der übersetzt bedeutet. "Gott möge beschützen". Aufgrund der Ereignisse um seine Geburt und der Klangähnlichkeit der Bezeichnung, die auch die Deutung "Fersenhalter" oder "Überlister" zulässt, erhält er von Gott einen neuen Namen: "Israel", einen Satznamen, der aus "el" für Gott und aus "Sarah" für "herrschen" besteht. Der Name mit der Bedeutung "Gott herrscht" ist für Jakob der Beginn für sein neues Leben unter Gott. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose in Kapitel 32 (mit Versangaben):

25 Und Jakob blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkam.
26 Und als er sah, dass er ihn nicht überwältigen konnte, berührte er sein Hüftgelenk; und das Hüftgelenk Jakobs wurde verrenkt, während er mit ihm rang.
27 Da sagte er: Lass mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen! Er aber sagte: Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich [vorher] gesegnet.
28 Da sprach er zu ihm: Was ist dein Name? Er sagte: Jakob.
29 Da sprach er: Nicht mehr Jakob soll dein Name heissen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt.
30 Und Jakob fragte und sagte: Teile [mir] doch deinen Namen mit! Er aber sagte: Warum fragst du denn nach meinem Namen? Und er segnete ihn dort.
31 Und Jakob gab der Stätte den Namen Pnuel: denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!
32 Und die Sonne ging ihm auf, als er an Pnuel vorüberkam; und er hinkte an seiner Hüfte.
33 Darum essen die Söhne Israel bis zum heutigen Tag nicht den Hüftmuskel, der über dem Hüftgelenk ist, weil er das Hüftgelenk Jakobs, den Hüftmuskel, berührt hat.

Jakob, der jetzt Israel genannt wird, versöhnt sich schließlich mit seinem Bruder Esau. Die Bibel berichtet hierüber im 1. Buch Mose in Kapitel 33 (mit Versangaben):

1 Und Jakob erhob seine Augen und sah: und siehe, Esau kam und mit ihm vierhundert Mann. Da verteilte er die Kinder auf Lea und auf Rahel und auf die beiden Mägde;
2 und er stellte die Mägde und ihre Kinder vornan und Lea und ihre Kinder dahinter und Rahel und Joseph zuletzt.
3 Er selbst aber ging vor ihnen her und warf sich siebenmal zur Erde nieder, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war.
4 Esau aber lief ihm entgegen, umarmte ihn und fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten.
5 Und er erhob seine Augen und sah die Frauen und die Kinder und sagte: Wer sind diese [bei] dir? Er sagte: Die Kinder, die Gott deinem Knecht aus Gnaden geschenkt hat.
6 Da traten die Mägde heran, sie und ihre Kinder, und verneigten sich.
7 Und auch Lea trat heran und ihre Kinder, und sie verneigten sich. Und danach traten Joseph und Rahel heran und verneigten sich.
8 Und er sagte: Was willst du mit diesem ganzen Lager, dem ich begegnet bin? Er sagte: Um Gunst zu finden in den Augen meines Herrn.
9 Da sagte Esau: Ich habe genug, mein Bruder; es sei dein, was du hast.
10 Jakob aber sagte: Nicht doch; wenn ich überhaupt Gunst gefunden habe in deinen Augen, dann nimm mein Geschenk aus meiner Hand! Denn ich habe ja doch dein Angesicht gesehen, wie man das Angesicht Gottes sieht, und du hast Gefallen an mir gehabt.
11 Nimm doch mein Geschenk, das dir überbracht worden ist! Denn Gott hat es mir aus Gnaden geschenkt, und ich habe alles. Und als er in ihn drang, da nahm er es.
12 Und Esau sagte: Lass uns aufbrechen und weiterziehen, und ich will vor dir herziehen.
13 Er aber sagte zu ihm: Mein Herr weiß, dass die Kinder zart sind und dass säugende Schafe und Kühe bei mir sind; wenn man sie nur einen Tag zu schnell triebe, so würde die ganze Herde sterben.
14 Mein Herr ziehe doch vor seinem Knecht hin! Ich aber, ich will einherziehen nach meiner Gemächlichkeit, nach dem Schritt des Viehs, das vor mir ist, und nach dem Schritt der Kinder, bis ich zu meinem Herrn nach Seir komme.
15 Da sagte Esau: Ich will doch von dem Volk, das bei mir ist, [einige] bei dir zurücklassen. Er aber sagte: Wozu das? Möchte ich [nur] Gunst finden in den Augen meines Herrn!
16 So kehrte Esau an diesem Tag auf seinem Weg nach Seir zurück.
17 Und Jakob brach auf nach Sukkot und baute sich ein Haus, und seinem Vieh machte er Hütten; darum gab er dem Ort den Namen Sukkot.
18 Und Jakob kam wohlbehalten zur Stadt Sichem, die im Land Kanaan ist, als er aus Paddan-Aram kam, und lagerte vor der Stadt.

Die Stadt Sichem ist erst zehn Jahre zuvor gegründet worden. Jakob trachtet danach, von den Stadtgründern ein Stück Land kaufen zu dürfen.

1908 BC
Land Kanaan

Nachdem er einige Monate mit seiner Familie und seinen Knechten, seinen Mägden und seinem Vieh vor der Stadt Sichem lagerte, sind nun die Stadtältesten bereit, Jakob ein Stück Land für seine Familie und für sein zahlreiches Vieh zu verkaufen. Der Wert der hier genannte Kaufsumme von 100 "Kesita" ist nicht mehr zu deuten, da es sich hier um eine Maßeinheit für Gewichte handelt. 1 Kesita entspreicht 46 Gramm, wobei wir nicht wissen, ob es sich bei dem Kauf zum Beispiel um Edelmetall, und falls ja, um welches es sich handelt. Die Bibel berichtet im 1. Buch Mose in Kapitel 33 (mit Versangaben):

19 Und er kaufte das Stück Feld, wo er sein Zelt aufgeschlagen hatte, von der Hand der Söhne Hamors, des Vaters Sichems, für hundert Kesita.
20 Und er richtete dort einen Altar auf und nannte ihn: Gott, der Gott Israels.

1904 BC
Land Kanaan

Jakob, der jetzt Israel heißt, lebt mit seiner großen Familie und seinen zahlreichen Angestellten nun bereits seit vier Jahren vor der Stadt Sichem. Dina, seine einzige Tochter, bewegt sich wie bereits ihre Mutter und ihre Großmutter unverschleiert zwischen dem von Israel gegründeten "Vorort" und der Stadt. Sie ist nun etwa 17 Jahre alt und sucht Kontakt zu gleichaltrigen Mädchen. Dabei fällt sie dem jungen Sichem, einem Sohn des Hiwiters und Stadtfürsten Hamor, auf. Die Hiwiter sind Kanaanäer und eine große Gruppe der gemischten Bevölkerung der Stadt Sichem. Der Sohn Hamors, der wie die Stadt den Namen Sichem trägt, vergewaltigt Dina und nimmt ihr anschließend ihre Bewegungsfreiheit, da sie so lange in seinem Haus festgehalten werden soll, bis ihre Eltern in eine Heirat Dinas mit ihrem Vergewaltiger einwilligen. Nicht erst seit es in der Bibel aufgeschrieben wurde, sondern bereits 500 Jahre zuvor, gilt es unter den Kanaanitern als Gesetz, dass ein Vergewaltiger seine Tat mit dem Tode büßen muss und das Mädchen ungestraft bleibt. In der Bibel wird dieses Gesetz später in abgemilderter Form Anwendung finden und diese Straftat durch eine Heirat des Mädchens gesühnt werden kann; dieses Gesetz ist zu diesem Zeitpunkt in Kanaan unbekannt. Sichem bittet, weil angeblich sein Herz an Dina hängt, seinen Vater, den Stadtfürsten, um Vermittlung. Die Geschichte und ihr grausames Ende wird ausführlich im 1. Buch Mose in Kapitel 34 beschrieben (mit Versangaben):

1 Und Dina, die Tochter Leas, die sie dem Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen.
2 Da sah Sichem sie, der Sohn des Hewiters Hamor, des Fürsten des Landes; und er nahm sie und legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an.
3 Und seine Seele hing an Dina, der Tochter Jakobs, und er liebte das Mädchen und redete zum Herzen des Mädchens.
4 Und Sichem sagte zu seinem Vater Hamor: Nimm mir dieses Mädchen zur Frau!
5 Und Jakob hatte gehört, dass er seine Tochter Dina entehrt hatte, seine Söhne aber waren mit seinem Vieh auf dem Feld; so schwieg Jakob, bis sie kamen.
6 Und Hamor, der Vater Sichems, kam heraus zu Jakob, um mit ihm zu reden.
7 Und die Söhne Jakobs kamen vom Feld. Als sie [aber davon] hörten, fühlten sich die Männer gekränkt und wurden sehr zornig, weil er eine Schandtat in Israel verübt hatte, bei der Tochter Jakobs zu liegen. Denn so [etwas] hätte nicht geschehen dürfen.
8 Und Hamor redete mit ihnen und sagte: Mein Sohn Sichem - seine Seele hängt an eurer Tochter. Gebt sie ihm doch zur Frau,
9 und verschwägert euch mit uns: gebt uns eure Töchter, und nehmt euch unsere Töchter;
10 und bleibt bei uns wohnen, und das Land soll [offen] vor euch liegen! Bleibt, verkehrt darin, und macht euch darin ansässig!
11 Und Sichem sprach zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: Lasst mich Gunst finden in euren Augen! Was ihr mir sagt, will ich geben.
12 Legt mir sehr viel auf als Heiratsgeld und als Geschenk, ich will es geben, so wie ihr [es] mir sagt; nur gebt mir das Mädchen zur Frau!
13 Da antworteten die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hamor mit Hinterlist und redeten, weil er ihre Schwester Dina entehrt hatte;
14 und sie sagten zu ihnen: Wir können das nicht tun, unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben, denn das wäre eine Schande für uns.
15 Nur unter der [Bedingung] wollen wir euch zu Willen sein, wenn ihr werdet wie wir, indem sich alles Männliche bei euch beschneiden lässt;
16 dann wollen wir euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen, und wir wollen bei euch wohnen bleiben und zu einem Volk werden.
17 Wenn ihr aber nicht auf uns hört, euch beschneiden zu lassen, dann nehmen wir unsere Tochter und ziehen weg.
18 Und ihre Worte waren gut in den Augen Hamors und in den Augen Sichems, des Sohnes Hamors.
19 Und der junge Mann zögerte nicht, dies zu tun, denn er hatte Gefallen an der Tochter Jakobs. Und er genoss mehr Ansehen als alle im Haus seines Vaters.
20 Und Hamor und sein Sohn Sichem kamen in das Tor ihrer Stadt, und sie redeten zu den Männern ihrer Stadt und sagten:
21 Diese Männer sind friedlich gegen uns [gesinnt], so mögen sie im Land wohnen bleiben und darin verkehren; und das Land, siehe, nach beiden Seiten ausgedehnt [liegt es] vor ihnen. Wir wollen uns ihre Töchter als Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter geben.
22 Nur unter der [Bedingung] wollen die Männer uns zu Willen sein, bei uns zu wohnen [und] ein Volk [mit uns] zu werden, dass sich bei uns alles Männliche beschneiden lässt, so wie sie beschnitten sind.
23 Ihre Herden und ihr Besitz und all ihr Vieh, werden die nicht uns gehören? Nur lasst uns ihnen zu Willen sein, und sie werden bei uns wohnen.
24 Da hörten auf Hamor und auf seinen Sohn Sichem alle, die zum Tor seiner Stadt [ein- und] ausgingen. So liess sich alles Männliche beschneiden, alle die zum Tor seiner Stadt [ein- und] ausgingen.
25 Und es geschah am dritten Tag, als sie in Schmerzen waren, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, jeder sein Schwert und kamen ungehindert gegen die Stadt und erschlugen alles Männliche.
26 Auch Hamor und seinen Sohn Sichem erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und nahmen Dina aus dem Haus Sichems und gingen davon.
27 Die Söhne Jakobs kamen über die Erschlagenen und plünderten die Stadt, weil sie ihre Schwester entehrt hatten.
28 Ihre Schafe und ihre Rinder und ihre Esel und [alles], was in der Stadt und was auf dem Feld war, nahmen sie;
29 und all ihr Vermögen und alle ihre Kinder und ihre Frauen führten sie weg und plünderten auch alles, was in den Häusern war.
30 Da sagte Jakob zu Simeon und Levi: Ihr habt mich ins Unglück gebracht, indem ihr mich stinkend macht bei den Bewohnern des Landes, bei den Kanaanitern und bei den Perisitern. Ich aber bin ein geringes Häuflein. Wenn sie sich gegen mich versammeln, werden sie mich schlagen, und ich werde vernichtet, ich und mein Haus.
31 Sie aber sagten: Durfte er unsere Schwester wie eine Hure behandeln?

Nach diesem Vorfall ist Israel in Furcht vor den Bewohnern des Landes. Gott schickt ihn mit seiner ganzen Familie nach Beth-El, wo er ihn abermals segnet und seinen neuen Namen bestätigt. Die Bibel berichtet darüber im 1. Buch Mose in Kapitel 35 (mit Versangaben):

1 Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, zieh hinauf nach Bethel und wohne dort, und mache dort einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, als du vor deinem Bruder Esau flohest!
2 Da sagte Jakob zu seinem Haus und zu allen, die bei ihm waren: Schafft die fremden Götter weg, die in eurer Mitte sind, reinigt euch, und wechselt eure Kleider!
3 Dann wollen wir uns aufmachen und nach Bethel hinaufziehen, dort werde ich dem Gott einen Altar machen, der mir am Tag meiner Not geantwortet hat und der mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gegangen bin.
4 Und sie gaben Jakob alle fremden Götter, die in ihrer Hand waren, und die Ringe, die an ihren Ohren [hingen], und Jakob vergrub sie unter der Terebinthe, die bei Sichem ist.
5 Und sie brachen auf. Und der Schrecken Gottes kam über die Städte, die rings um sie her waren, so dass sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten.
6 So kam Jakob nach Lus, das im Land Kanaan [liegt], das ist Bethel, er und alles Volk, das bei ihm war.
7 Und er baute dort einen Altar und nannte den Ort El-Bethel; denn dort hatte Gott sich ihm geoffenbart, als er vor seinem Bruder floh.
8 Und Debora, die Amme Rebekkas, starb, und sie wurde unterhalb von Bethel begraben unter der Eiche; und er gab ihr den Namen Allon Bachut.
9 Und Gott erschien dem Jakob noch einmal, als er aus Paddan-Aram kam, und segnete ihn.
10 Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob. Dein Name soll nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein! So gab er ihm den Namen Israel.
11 Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich; eine Nation und eine Schar von Nationen soll aus dir entstehen, und Könige sollen aus deinen Lenden hervorkommen!
12 Und das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, dir will ich es geben, und deinen Nachkommen nach dir will ich das Land geben.
13 Und Gott fuhr von ihm auf an dem Ort, an dem er mit ihn geredet hatte.
14 Und Jakob richtete einen Gedenkstein auf an dem Ort, an dem er mit ihm geredet hatte, ein Denkmal aus Stein, und spendete darauf ein Trankopfer und goss Öl darauf.
15 Und Jakob gab dem Ort, wo Gott mit ihm geredet hatte, den Namen Bethel.

"Biblische Geschichte von Abraham bis Mose"
Israel 1900-1851 BC / 1850-1551 BC / 1550-1501 BC / 1500-1451 BC / 1450-1406 BC
1406 - 1010 BC
Judikat Israel
1010 - 931 BC
Königreich Israel
911 - 605 BC
Assyrisches Reich
ab 586 BC
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