Freistaat Preußen 1918

Aus Oteripedia
Version vom 10. September 2021, 21:59 Uhr von Oteriwutaban (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „__NOTOC__ <font face="Verdana"> 150px|left = <center> '''FREISTAAT PREUSSEN'''</center> = ===<center> '''Hauptstadt: Berlin…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

FREISTAAT PREUSSEN

Hauptstadt: Berlin

Chronik ab 14. November 1918



Hauptseite Map Deutsches Kaiserreich.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Quartals
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Ereignisse

frühere Chroniken Preußens
Chronik des Königreichs Preußen des Jahres ...
1908 / 1909 / 1910 / 1911 / 1912 / 1913 / 1914 / 1915 / 1916 / 1917 / 1918
09.11.1918
Deutsches Reich.png
Deutsches Reich
  • Am Morgen findet im Reichstag eine sozialdemokratische Fraktionssitzung statt, an der auch die Delegierten der Vertreter der großen Betriebe teilnehmen. Da der Kaiser zu den Forderungen seiner Abdankung bisher schweigt, herrscht rasch eine Übereinstimmung darüber, dass man nicht länger warten möchte. Die Berliner Zeitung schreibt: "Die Arbeiterschaft drängt auf eine Lösung, die gründlich, ruhig und ohne Blutvergießen erfolgen soll. Von verschiedenen Seiten wird der Wunsch nach Verständigung mit den Unabhängigen betont, es soll ein gemeinsamer Ausschuß gebildet werden. Die Vertreter der Betriebe teilen mit, dass in einzelnen Werken die Arbeit schon niedergelegt sei. Einmütig wird darauf der Austritt der Sozialdemokraten aus der Regierung beschlossen. Ebert, Braun, Wels und Eugen Ernst werden dazu bestimmt, mit zwölf Vertrauensleuten der Fabriken einen engeren Ausschuß zu bilden, der sich gegebenenfalls mit einem von anderer Seite zu bildenden Arbeiter- und Soldatenrat verständigen soll. Unmittelbar danach tritt der große Ausschuß der Vertrauensleute der Partei in den Betrieben zusammen und beschließt den allgemeinen Ausstand. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) setzt mit den Fabrikvertrauensleuten einen engeren Ausschuß ein, der mit der Regierung über die Übernahme der Geschäfte verhandeln soll. Es gehören ihm an Ebert, Scheidemann, Braun, Wuschick und Hölder. Mit den Unabhängigen ist eine Verständigung nicht möglich, da sie keinen bestimmten Standpunkt einnehmen. Nachdem sich Jägerbataillone schon am Morgen der Bewegung zur Verfügung stellten, spricht mittags der Reichstagsabgeordnete Otto Wels in der Kaserne der Gardejäger und des Alexanderregiments. Die Regimenter beschließen den Übergang zur Republik, und die versammelte Mannschaft stimmt in ein Hoch auf den freien deutschen Volksstaat ein. Die Wilhelmshavener Matrosen schicken eine Abordnung im Luftschiff nach Berlin. Der Flugplatz Johannisthal ist von den Arbeitern besetzt, damit das Luftschiff ohne Schwierigkeiten landen kann. 3000 Kieler Matrosen befinden sich im Marsch auf Berlin. Da die Schienen teilweise aufgerissen sind, werden sie zu Fuß erst gegen 15 Uhr in Berlin eintreffen. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter ist ihnen entgegengefahren, um sich an ihre Spitze zu stellen."
  • Reichskanzler Ebert (SPD) beauftragt den Vorsitzenden der preußischen SPD, Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews bestätigt.
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, erklärt in Berlin seine Abdankung als deutscher Kaiser, nicht aber als König von Preußen.
  • Die bereits gewählten Arbeiter- und Soldatenräte halten gegen 22 Uhr im großen Sitzungssaal des Reichstages eine Sitzung ab und beschließen Folgendes: Sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen versammeln sich am Sonntag, 10. November, vormittags 10 Uhr in den Fabriken und wählen Arbeiterräte. Frauen sind wählbar. Sämtliche Soldaten versammeln sich gleichfalls in den Kasernen bezw. Lazaretten vormittags 10 Uhr. Auf ein Bataillon beziehungsweise eine Formation entfällt ein Soldatenrat. Auf 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen entfällt ein Arbeiterrat. Kleinere Betriebe vereinigen sich zur Wahl eines Arbeiterrats. Um 17 Uhr versammeln sich die gewählten Arbeiter- und Soldatenräte im Zirkus Busch und wählen die provisorische Regierung. Reichskanzler Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) beauftragt den Vorsitzenden der preußischen SPD, Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews bestätigt.
  • Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen.
  • Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg benennen in Berlin den "Berliner Lokalanzeiger" um in die Zeitung "Die Rote Fahne" als Zentralorgan des Spartakusbundes.
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Saargebiet

In Saarbrücken wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.

10.11.1918
Deutsches Reich.png Belgien.png Niederlande.png
Deutsches Reich / Königreich Belgien / Königreich der Niederlande

Kaiser Wilhelm II. von Deutschland, der am Vortag abdankte, trifft mit zehn Herren Gefolge in Arnheim in Holland ein und nimmt dort in der Villa des Baron Bentinck Wohnung. Holländische Zeitungen melden: "Heute früh 7 Uhr trafen in Eysden auf der Straße von Visse her zehn Autos mit kaiserlichen Wappen ein. Die Insassen waren: der Kaiser, der Kronprinz, höhere Offiziere und Hofwürdenträger, im ganzen 51 Personen. Sie verließen Spa um 5 Uhr morgens und fuhren über Verviers und Battice. Um 8 Uhr morgens traf in Eysden ein Hofzug mit den Archiven und dem Personal des Großen Hauptquartiers ein. Die Autos wurden auf Waggons geladen, und mit der Eisenbahn setzten der Kaiser und sein Gefolge die Reise in nördlicher Richtung fort.

Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Am Abend kommen etwa 3000 Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin im Circus Busch zusammen. Eine Legitimationskontrolle findet nicht statt. Die Mehrheit von ihnen unterstützt die Politik der Mehrheits-Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD, später SPD) und die bereits am Vortag zwischen den Parteien beschlossene Bildung des Rates des Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert. In der Versammlung wird so etwas wie eine Fraktionsbildung SPD, USPD, Linke USPD sowie "Revolutionäre Obleute/Spartakus" deutlich. Emil Barth (USPD) beantragt die Bildung eines Aktionsausschusses der Vollversammlung und schlägt als Mitglieder Vertreter der Revolutionären Obleute und des Spartakusbundes vor. Ziel ist die Schaffung eines revolutionären Gremiums als Gegengewicht zum Rat der Volksbeauftragten und die Rückgewinnung der Initiative für die radikale Linke, die die Revolution vorbereitete. Friedrich Ebert verlangt stattdessen einen paritätisch aus Mitgliedern von USPD und MSPD besetzten Ausschuss. Nach heftigen Auseinandersetzungen wird vor allem auf Druck der Soldatenvertreter ein gemeinsames Gremium beschlossen. Die Bezeichnung ist unterschiedlich – eine Version lautet: „Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates in Berlin“ eine andere „Der Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin.“ Das Komitee der Arbeiter besteht aus 14 Mitgliedern. Von diesen gehörten jeweils sieben der MSPD und der USPD an. Die Mitglieder der USPD sind: Emil Barth, Paul Eckert, Georg Ledebour, Richard Müller, Paul Neuendorf und Paul Wegmann. Bis auf Ledebour kommen sie aus den Reihen der revolutionären Obleute. Die Mitglieder der MSPD sind: Franz Büchel, Gustav Heller, Ernst Jülich, Max Maynz, Otto Hiob (?) und Oskar Rusch. Die meisten von ihnen sind gewerkschaftsnahe Betriebsvertrauensleute. Die Mehrzahl der ebenfalls 14 Soldatenvertreter gehört keiner Partei an. Später soll als Soldatenvertreter noch Max Cohen-Reuß, ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter in das Gremium kommen. Für die USPD soll später Ernst Däumig hinzukommen. Zusammen bildeten Arbeiter- und Soldatenkommission den „Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin.“ Der Vorsitzende wird Richard Müller. Die Kritik der bürgerlichen und sozialdemokratischen Presse richtet sich gegen den Anspruch des Vollzugsrates für ganz Deutschland zu sprechen, obwohl er nur aus Berlinern besteht.
  • In Kiel werden die Opfer vom 3. und 5. November beigesetzt.
  • In Breslau, Görlitz und Glogau werden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet.
  • In Berlin bildet sich der Rat geistiger Arbeiter, der für die politischen Ideale der sozialistischen Republik eintreten will.
  • Dem in Breslau gebildeten Volksrat mit 66 Sozialisten und 34 Linksbürgerlichen unter dem Vorsitz Felix Philipp (SPD) werden sämtliche schlesischen Behörden sowie die schlesischen Arbeiter- und Soldatenräte unterstellt.
  • Der seit dem 21. Oktober zur Behandlung seiner Kriegsverletzungen in Pasewalk im Lazarett liegende österreichische Soldat Adolf Hitler hört erstmals von der Novemberrevolution und den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne; sechs Jahre später wird er die Ereignisse im Sinne der Dolchstoßlegende als "größte Schandtat des Jahrhunderts" bezeichnen, die ihn zu dem Entschluss veranlasst habe, Politiker zu werden. Dies gilt jedoch als unglaubwürdig, da Hitler in seinem derzeitigen Zustand nahezu mittel- und perspektivlos ist, keine Kontakte zu Politikern hat und den angeblichen Entschluss bis 1923 auch nie erwähnen wird. Hitlers Entlassung aus dem Lazarett ist für den 19. November vorgesehen.
11.11.1918
Deutsches Reich.png 70px Polen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistatt Preußen / Generalgouvernement Warschau

Polnische Truppen besetzen Gnesen, Teile des Regierungsbezirks Bromberg und Teile von Westpreußen. Das deutsche Ostheer bleibt auch nach dem Waffenstillstand weiterhin im Osten Europas und besonders in Russland stationiert, lediglich die deutschen Truppen in Warschau werden von Polen entwaffnet. Das Polnische Nationalkomitee, das heute in Volksrat (Rada Ludowa) umbenannt wird, und die Lubliner Regierung legen alle Staatsgewalt in die Hände Józef Piłsudskis. Damit endet die Ära des Regentschaftskönigreiches Polen. Die Gründung einer unabhängigen Republik Polen steht unmittelbar bevor.

Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Cottbus wird ein Soldatenrat gegründet.

Frankreich.png Deutsches Reich.png 70px
Französische Republik / Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Saargebiet

Die deutsche Armee beginnt mit der Räumung des linken Rheinufers, die französische Armee beginnt mit dem Einrücken nach Deutschland. Die Besetzung des Saarlandes beginnt.

12.11.1918
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Rat der Volksbeauftragten stellt fest, dass dieser mit Friedrich Ebert und Hugo Haase als seinen beiden Vorsitzenden die Funktionen des Kaisers, des Reichskanzlers und teilweise weiterer Staatsorgane bis auf weiteres ausübt.
  • In Berlin tritt erstmals die revolutionäre preußische Regierung unter der Kontrolle der Arbeiter- und Soldatenräte zusammen. Einer der ersten Beschlüsse ist die Beschlagnahmung des gesamten Vermögens des Königshauses.
  • Der Rat der Volksbeauftragten verkündet sein Regierungsprogamm. Es sieht unter anderem die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen und die Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts vor.
  • In allen Betrieben in und um Berlin wird der Generalstreik beendet.
  • Einen Tag nach der Bestätigung der provisorischen Reichsregierung unter Friedrich Ebert (SPD) bestätigt der "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates" auch die preußische Räteregierung unter Paul Hirsch (SPD). Allerdings beansprucht der "Vollzugsrat" für die Stadt Berlin die "höchste Gewalt". Sogar den Anspruch auf diktatorische Gewalt sowie legislative und exekutive Kompetenzen wird erhoben. Über eine Durchsetzungsmöglichkeit dieser Ansprüche verfügt der Rat insbesondere angesichts des Ebert-Groener-Bündnisses aber nicht. Der Aufbau einer „Roten Garde“ muss angesichts des Widerstandes von SPD und Soldatenvertretern wieder aufgegeben werden. Der "Rat der Volksbeauftragten" erkennt den alles umfassenden Kompetenzanspruch des Vollzugsrates nicht an und wird dies auch niemals tun. Exekutive Befugnisse werden ihm nicht zugestanden, vielmehr stellt er aus Sicht der Regierung so etwas wie ein Übergangsparlament dar. Auch innerhalb des Vollzugsrates lässt sich der umfassende Anspruch wegen der geschilderten politischen Gegensätze kaum durchsetzen: Die "Mehrheitssozialisten" (MSPD) blockieren die Durchsetzung der Machtansprüche des Vollzugsrates gegenüber dem Rat der Volksbeauftragten. In vielen Bereichen herrscht dennoch Einigkeit zwischen den unterschiedlichen Lagern des Vollzugsrates. Einig ist man sich darin, den Militarismus zu beseitigen und ein friedliches, demokratisches und sozialistisches Deutschland zu schaffen. In welcher Art und Weise dies geschehen soll, ist indes umstritten. Einige sehen in der Schaffung einer parlamentarisch-demokratischen Republik eine Weg zum Sozialismus, andere plädieren für die Ziele der Rätebewegung und wieder andere sehen in Sowjetrussland ein Vorbild. Die Auseinandersetzungen im Vollzugsrat spiegeln damit die unklare Vorstellung über den einzuschlagenden Weg in der gesamten Rätebewegung wider.
  • Neues Mitglied der Richsregierung, aber nicht des Vollzugsrates, wird Joseph Koeth aus Bayern, der gerade seinen Armeedienst quittierte. Koeth wird sowohl von dem Gewerkschaften als auch vom Vollzugsrat für das Amt vorgeschlagen. Seine Aufgabe wird sein, die Wirtschaft von Kriegs- auf Friedensproduktion umzustellen.
13.11.1918
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Das Vermögen des preußischen Königshauses ("Konfideikomissvermögens") wird beschlagnahmt; es wird vom Departement des Co-Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten, Philipp Scheidemanns, verwaltet, das für die Reichsfinanzen zuständig ist.
  • In Preußen tritt die Verordnung über die Erwerbslosenfürsorge in Kraft, die erstmals das Recht auf Arbeit festschreibt.
  • In Magdeburg entwirft der Fabrikant Franz Seldte den Organisationsplan des reaktionären Frontkämpferbundes „Der Stahlhelm. Bund der Fontsoldaten" als Zusammenschluss von Soldaten des Weltkriegs zur Abwehr der Novemberrevolution.
14.11.1918
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Die provisorische Regierung des des Rates der Volksbeauftragten von Preußen
Revolutionskabinett
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Paul Hirsch.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten und
Co-Minister des Innern
Paul Hirsch
(* 1868 Prenzlau, Uckermark, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Heinrich Schëuch.jpg Kriegsminister Generalleutnant Heinrich Schëuch
(* 1864 Schlettstadt, Elsaß)
parteilos
14.11.1918 -
Mann.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten und
Co-Minister des Innern
Heinrich Ströbel
(* 1869 Bad Nauheim, Hessen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Albert Südekum.jpg Co-Finanzminister Dr. Albert Südekum
(* 1871 Wolfenbüttel, Braunschweig)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Mann.jpg Co-Finanzminister Hugo Simon
(* 1880 Usch, Posen, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 -
Kurt Rosenfeld.jpg Justizminister Dr. Kurt Rosenfeld
(* 1877 Marienwerder, Westpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 -
Otto Braun.jpg Co-Landwirtschaftsminister Dr. Otto Braun
(* 1872 Königsberg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Mann.jpg Co-Landwirtschaftsminister Adolf Hofer
(* 1868 Pleinlauken, Ostpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 -
Adolf Hoffmann.jpg Co-Wissenschaftsminister Adolph Hoffmann
(* 1858 Berlin)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 -
Konrad Haenisch.jpg Co-Wissenschaftsminister Dr. Konrad Haenisch
(* 1876 Greifswald)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Otto Fischbeck.jpg Handelsminister Otto Fischbeck
(* 1865 Güntershagen bei Dramburg, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
05.10.1918 41 Tage
Wilhelm Hoff.jpg Minister für öffentliche Arbeiten Wilhelm Hoff
(* 1851 Hirschberg in Westfalen, Preußen)
parteilos
14.11.1918 -
Emil Eichhorn.jpg Großberliner Polizeipräsident Emil Eichhorn
(* 1863 Röhrsdorf, Sachsen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
09.11.1918 6 Tage
Eugen Ernst.jpg Minister ohne Geschäftsbereich Eugen Ernst
(* 1864 Murowana-Goslin, Posen, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Bemerkungen:

Kurze Biografie der preußischen Minister:

  • Paul Hirsch studierte Medizin, Sozialwissenschaften und Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Seit 1892 arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. Er war unter anderem Parlamentsberichterstatter und Mitherausgeber einer Parlamentskorrespondenz. In den 1890er Jahren wurde er Mitglied der SPD. Von 1899 bis 1920 war er Charlottenburger und Berliner Stadtverordneter. 1908 wurde er als einer der ersten Sozialdemokraten ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis jetzt als Fraktionsvorsitzender der SPD angehört.
  • Heinrich Schëuch ist Generalleutnant der Infanterie. Er ist einer der wenigen Elsässer, die im Deutschen Kaiserreich einen höheren militärischen Rang erlangten. Vater von Schëuch war Oberlandesgerichtsrat in Colmar. Nach dem Besuch des Lyceums in Colmar und der Kadettenanstalt wurde Schëuch am 15. April 1882 als charakterisierter Fähnrich dem 4. Badischen Infanterie-Regiment „Prinz Wilhelm“ Nr. 112 der Preußischen Armee in Colmar überwiesen. Nachdem er am 16. November 1882 das Patent zu seinem Dienstgrad erhalten hatte, wurde er am 17. Oktober 1883 zum Sekondeleutnant befördert. Ab 30. August 1889 fungierte er als Adjutant des IV. Bataillons und wurde dann zum 1. April 1890 in das 7. Badische Infanterie-Regiment Nr. 142 versetzt und hier als Adjutant des I. Bataillons verwendet. In dieser Funktion wurde Schëuch am 28. Juli 1892 Premierleutnant und besuchte vom 1. Oktober 1892 bis 30. September 1893 die Kriegsakademie. Im Anschluss daran war er bis 11. September 1895 Regimentsadjutant. Daran schloss sich seine weitere Verwendung als Adjutant der 58. Infanterie-Brigade an. Unter Belassung in diesem Kommando und unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann wurde Schëuch am 27. Januar 1897 in das 2. Oberrheinische Infanterie-Regiment Nr. 99 versetzt. Mitte November 1897 kommandierte man ihn zum Kriegsministerium nach Berlin. Mit seiner Ernennung zum Adjutant des Direktors des Militär-Ökonomie-Departements versah Schëuch bis 15. Juni 1900 seinen Dienst im Kriegsministerium. Er trat dann wieder in den Truppendienst zurück und wurde Kompaniechef im 7. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 69. Am 22. März 1902 folgten seine erneute Kommandierung zum Kriegsministerium und einen Monat später seine Versetzung hierher. Schëuch diente bis 17. Oktober 1908 als Etat-Referent in der Armee-Abteilung und wurde zwischenzeitlich am 18. August 1903 zum Major befördert. Ein weiteres Truppenkommando erfolgte als Kommandeur des I. Bataillons im 4. Garde-Regiment zu Fuß. Am 7. Juli 1913 beauftragte man ihn mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Direktor des Zentral-Departments im Kriegsministerium. Ab 21. Juli 1913 war Schëuch auch gleichzeitig stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Schëuch am 2. August 1914 zum Chef des mobilen Stabes des Kriegsministers Erich von Falkenhayn ernannt und übte auch die Funktion des Direktors des Allgemeinen Kriegsdepartements aus. Am 8. August kam es zu einem Treffen mit Walther Rathenau, der die Gründung einer Kriegsrohstoffabteilung vorschlug, was Schëuch sofort umsetzte. Nachdem Schëuch am 27. Januar 1916 zum Generalmajor befördert worden war, übernahm er am 11. Mai 1916 das Kommando über die 29. Infanterie-Brigade und führte diese unter anderem in der Schlacht an der Somme. Das Kommando über die Brigade gab er am 12. Januar 1917 ab und wurde zum Kommandeur der 33. Division ernannt. In dieser Funktion nahm er unter anderem an den Kämpfen in den Argonnen sowie der Doppelschlacht Aisne-Champagne teil. Nach Querelen über die Kriegsgewinne und deren Abschöpfung musste der Leiter des Kriegsamtes Generalleutnant Wilhelm Groener seinen Posten am 15. August 1917 räumen und wurde durch Schëuch ersetzt. Schëuch musste erhebliche Einbußen in den Kompetenzen des Kriegsamtes hinnehmen und unter den Bedingungen einer immer weiter verschlechterten Kriegslage sein Amt ausüben. Für seine Verdienste verlieh ihm Wilhelm II. am 8. April 1918 den Orden Pour le Mérite.
  • Heinrich Ströbel ist ein sozialistischer deutscher Publizist und Politiker. Ströbel stammt aus bürgerlichen Verhältnissen, absolvierte die Realschule und begann im Anschluss eine Kaufmannsausbildung, welche er nach kurzer Zeit abbrach. Danach bildete er sich autodidaktisch in Literaturgeschichte und Ökonomie sowie anderen zeittypischen Fächern weiter. 1889 trat er noch während der Zeit des Sozialistengesetzes der SPD bei und begann für verschiedene Parteizeitungen (unter anderem für "Die Neue Zeit" und den "Vorwärts") zu schreiben. In den folgenden Jahren konzentrierte sich Ströbel darauf, Karriere innerhalb der SPD zu machen und zu einem Parteiführer aufzusteigen, was ihm auch weitestgehend gelang. Bereits im Jahr 1900 wurde Ströbel auf Initiative Rosa Luxemburgs Redakteur beim Zentralorgan der SPD und war von 1908 bis 1918 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. 1914 war Ströbel zum Chefredakteur des Vorwärts aufgestiegen und nahm von Anfang an eine kritische Position gegenüber der Burgfriedenspolitik der SPD-Führung im Ersten Weltkrieg ein. 1917 wechselte er daher zur USPD, nachdem er schon 1915 an der ersten Ausgabe der Zeitschrift "Die Internationale" mitgearbeitet hatte. Zuvor hatte er Kontakt zur "Deutschen Friedensgesellschaft" (DFG) gesucht und sich der pazifistischen Sammlungsbewegung "Bund Neues Vaterland" angeschlossen. Bereits 1916 verlor Ströbel im Zuge des sogenannten Vorwärts-Raub seine Stellung und rief fortan zum Boykott des Zentralorgans der SPD auf.
  • Albert Oskar Wilhelm Südekum besuchte das herzoglich-braunschweigische Gymnasium in Wolfenbüttel. Nach dem Abitur 1891 nahm er ein Studium der Nationalökonomie und Staatswissenschaften in Genf, München, Berlin und Kiel auf, das er 1893 mit der Promotion zum Dr. phil. beendete. Von 1893 bis 1894 leistete er seinen Militärdienst im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1. Nachdem er sich während des Studiums unter dem Einfluss Georg von Vollmars und Ferdinand Tönnies’ der SPD angeschlossen hatte, trat er 1895 als Volontär in die Redaktion des "Vorwärts" ein, bevor er 1896/97 die stellvertretende Leitung der Leipziger Volkszeitung übernahm. Weitere Stationen seiner Karriere waren die Chefredaktion der Fränkischen Tagespost (Nürnberg) (1898 bis 1900) und der Sächsischen Arbeiterzeitung (Dresden) (1900 bis 1903). 1900 gründete er die SPD-Zeitschrift Kommunale Praxis; 1908 bis 1930 war er neben Hugo Preuß, Otto Most und Rudolf Schwander Mitherausgeber des Kommunalen Jahrbuchs und profilierte sich so als einer der führenden Kommunalexperten seiner Partei. Besondere Aufmerksamkeit widmete Albert Südekum – zuerst als Kommunalpolitiker, dann als Reichstagsabgeordneter – der Wohnungspolitik. Sein 1908 erschienenes Buch Großstädtisches Wohnungselend eröffnete er mit dem Vorspruch „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung geradeso gut töten wie mit einer Axt.“ Dieser Satz wurde häufig zitiert, unter anderem von Heinrich Zille, sodass gelegentlich diesem das Zitat irrtümlich zugeschrieben wird. Seit Mai 1900 Mitglied des Reichstags, profilierte er sich rasch als einer der aktivsten Parlamentarier der SPD und einer der markantesten Vertreter der Fraktionsrechten. Der stellvertretende Vorsitz der Budgetkommission des Reichstags, eines der wichtigsten politischen Ämter, das die SPD-Reichstagsfraktion zu vergeben hatte, spiegelte diese Bedeutung ebenso wider wie das Lob, das seiner Fachkompetenz seitens der Regierung und der politischen Gegner immer wieder gespendet wurde. Als Haushalts- und Kommunalpolitiker bemühte sich Südekum um eine reformorientierte Bündnisstrategie mit den Liberalen, durch die das Hauptziel, die Demokratisierung des Reiches, erreicht werden sollte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte er sich kompromisslos in den „Dienst des Vaterlandes“. Die am 4. August 1914 von dem widerstrebenden Parteivorsitzenden Hugo Haase verlesene Erklärung zur Kriegskreditbewilligung war von ihm maßgeblich inspiriert. Durch seine Regierungsnähe wirkte er als eine Art informelles Bindeglied zwischen sozialdemokratischem Parteivorstand und Reichsleitung und gehörte neben Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Eduard David dem Führungszirkel der Mehrheitssozialdemokratie an. Als „Agent“ des Auswärtigen Amtes unternahm er politische Missionen in Italien, Schweden und Rumänien, um die neutralistischen Flügel der sozialistischen Bruderparteien zu stärken. Der Begriff der „Südekumerei“ avancierte daraufhin zu einem international gebräuchlichen Schlagwort und trug ihm die unversöhnliche Feindschaft der revolutionären Linken ein. Südekum war Mitglied der "Deutschen Gesellschaft 1914", der "Vereinigung Gleichgesinnter" und des "Deutschen Nationalausschusses".

wird fortgesetzt ***