Freistaat Anhalt 1918: Unterschied zwischen den Versionen

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| [[Datei:Max Gutknecht.jpg|70px]] || '''Staatsminister''' || '''Dr. Max Gutknecht''' <br> ''(* 1876 Altenburg)'' <br> ''(parteilos)'' || '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
 
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| colspan="9" align="left" | '''Dr. Max Gutknecht''' ist seit vier Tagen Chef der Übergangsregierung. Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum Bernburg begann Gutknecht an der Eberhard Karls Universität Tübingen Rechtswissenschaft zu studieren. 1896 wurde er im Corps Franconia Tübingen aktiv. Er wechselte im selben Jahr an die Universität Leipzig und schloss sich auch dem Corps Saxonia Leipzig an. Nach der Promotion zum Dr. iur. in Heidelberg wurde er Regierungsreferendar in Merseburg und später Regierungsassessor und Verwaltungsjurist in Dessau. Von 1909 bis 1918 war er Landrat des Kreises Zerbst. Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Rittmeister der Reserve teil, wurde jedoch bereits nach kurzer Zeit zum Vorsitzenden des anhaltischen Landesernährungsamtes berufen. <br>
 
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| [[Datei:Mann.jpg|70px]] || '''Staatsrat''' || '''Wilhelm Voigt''' <br> ''(* 1867)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)'' || '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
 
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| colspan="9" align="left" | '''Wilhelm Voigt''' absolvierte nach der Volksschule eine Lehre und arbeitete von 1902 bis 1907 als Materialwarenhändler und von 1907 bis 1918 als Gastwirt in Bernburg. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich in der Gewerkschaft Voigt war von 1901 bis 1910 Stadtverordneter und von 1914 bis 1918 Stadtrat in Bernburg. Seit 1902 ist er Landtagsabgeordneter im Herzogtum Anhalt. <br>
 
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| [[Datei:Mann.jpg|70px]] || '''Staatsrat''' || '''Dr. Hermann Cohn''' <br> ''(* 1869 Dessau)'' <br> ''Freisinnigen Volkspartei (FVp)'' || '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
 
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| colspan="9" align="left" | '''Dr. Hermann Cohn''' nahm nach dem Abitur ein Studium der Rechtswissenschaft auf, das er 1897 mit der Promotion zum Dr. jur. beendete. Im Anschluss arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar in Dessau. Er gehört dem Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens an, seit 1908 Mitglied von dessen Hauptvorstand. Er publiziert unter anderem in der Allgemeinen Zeitung des Judentums und tritt vielfach als Redner im Geist des liberalen deutschen Judentums und der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus auf. Cohn ist seit 1902 Stadtverordneter in Dessau und seit 1912 Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Seit 1902 gehörte er dem Anhaltischen Landtag an. Er war zunächst Mitglied der linksliberalen Freisinnigen Volkspartei (FVp), wechselte später zur Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) über. <br>
 
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| colspan="9" align="left" | Über '''Josef Lux''' (FVp) ist noch nichts bekannt. <br>
 
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| [[Datei:Mann.jpg|70px]] || '''Staatsrat''' || '''Heinrich Deist''' <br> ''(* 1874 Mittenrode)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)'' || '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
 
| [[Datei:Mann.jpg|70px]] || '''Staatsrat''' || '''Heinrich Deist''' <br> ''(* 1874 Mittenrode)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)'' || '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
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| colspan="9" align="left" | '''Heinrich Deist''' wurde als Sohn eines Bauern geboren, machte eine Lehre zum Schriftsetzer in Kassel. 1895 wurde er Mitglied der SPD. Nach einer Wanderschaft arbeitete Deist ab 1898 als Drucker in Bant, heute ein Stadtteil Wilhelmshavens. 1903 zog er mit seiner Familie nach Dessau und übernahm die Geschäftsführung der Gewerkschaftszeitung "Volksblatt für Anhalt". Seine politische Karriere für die Sozialdemokraten begann 1905 mit der Wahl zum Stadtrat, ab 1913 war er Stellvertreter des Stadtverordnetenvorstehers. <br>
 
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| [[Datei:Mann.jpg|70px]] || '''Beamteter Finanzdirektionspräsident''' || '''P. Lange''' <br> ''(parteilos)'' ||  '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
 
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| [[Datei:Mann.jpg|70px]] || '''Beamteter Finanzdirektionspräsident''' || '''Philipp Mühlenbein''' <br> ''(parteilos)''  || '''08.11.1918''' || '''4 Tage'''  
 
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Staatsminister '''Dr. Max Gutknecht''' (* 30.06.1876 Altenburg) ist seit vier Tagen Chef der Übergangsregierung. Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum Bernburg begann Gutknecht an der Eberhard Karls Universität Tübingen Rechtswissenschaft zu studieren. 1896 wurde er im Corps Franconia Tübingen aktiv. Er wechselte im selben Jahr an die Universität Leipzig und schloss sich auch dem Corps Saxonia Leipzig an. Nach der Promotion zum Dr. iur. in Heidelberg wurde er Regierungsreferendar in Merseburg und später Regierungsassessor und Verwaltungsjurist in Dessau. Von 1909 bis 1918 war er Landrat des Kreises Zerbst. Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Rittmeister der Reserve teil, wurde jedoch bereits nach kurzer Zeit zum Vorsitzenden des anhaltischen Landesernährungsamtes berufen. <br>
 
Staatsrat '''Wilhelm Voigt''' (* 13.06.1867) absolvierte nach der Volksschule eine Lehre und arbeitete von 1902 bis 1907 als Materialwarenhändler und von 1907 bis 1918 als Gastwirt in Bernburg. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich in der Gewerkschaft Voigt war von 1901 bis 1910 Stadtverordneter und von 1914 bis 1918 Stadtrat in Bernburg. Seit 1902 ist er Landtagsabgeordneter im Herzogtum Anhalt. <br>
 
Staatsrat '''Dr. Hermann Cohn''' (* 28.10.1869 Dessau) nahm nach dem Abitur ein Studium der Rechtswissenschaft auf, das er 1897 mit der Promotion zum Dr. jur. beendete. Im Anschluss arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar in Dessau. Er gehört dem Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens an, seit 1908 Mitglied von dessen Hauptvorstand. Er publiziert unter anderem in der Allgemeinen Zeitung des Judentums und tritt vielfach als Redner im Geist des liberalen deutschen Judentums und der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus auf. Cohn ist seit 1902 Stadtverordneter in Dessau und seit 1912 Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Seit 1902 gehörte er dem Anhaltischen Landtag an. Er war zunächst Mitglied der linksliberalen Freisinnigen Volkspartei (FVp), wechselte später zur Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) über. <br>
 
Über den Staatsrat '''Josef Lux''' (FVp) ist noch nichts bekannt. <br>
 
Staatsrat '''Heinrich Deist''' (* 09.07.1874 Mittenrode) wurde als Sohn eines Bauern geboren, machte eine Lehre zum Schriftsetzer in Kassel. 1895 wurde er Mitglied der SPD. Nach einer Wanderschaft arbeitete Deist ab 1898 als Drucker in Bant, heute ein Stadtteil Wilhelmshavens. 1903 zog er mit seiner Familie nach Dessau und übernahm die Geschäftsführung der Gewerkschaftszeitung "Volksblatt für Anhalt". Seine politische Karriere für die Sozialdemokraten begann 1905 mit der Wahl zum Stadtrat, ab 1913 war er Stellvertreter des Stadtverordnetenvorstehers. <br>
 
 
 
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[[Datei:Wolfgang Heine.jpg|thumb|150px|''Der neue Ministerpräsident von Anhalt, Dr. Wolfgang Heine (SPD)'']] Zwei Tage nach dem Rücktritt des Herzogs von Anhalt wird der Freistaat Anhalt ausgrufen. Dr. Wolfgang Heine von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) löst den bisherigen Staatsminister Dr. Max Gutknecht (parteilos) in diesem Amt ab. Der bisherige Staatsrat Heinrich Deist von der SPD wird neuer stellvertretender Ministerpräsident, die bisherigen Staatsräte Josef Lux und Dr. Hermann Cohn, beide von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), bleiben auch in der neuen Regierung Staatsrat: <br>
 
[[Datei:Wolfgang Heine.jpg|thumb|150px|''Der neue Ministerpräsident von Anhalt, Dr. Wolfgang Heine (SPD)'']] Zwei Tage nach dem Rücktritt des Herzogs von Anhalt wird der Freistaat Anhalt ausgrufen. Dr. Wolfgang Heine von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) löst den bisherigen Staatsminister Dr. Max Gutknecht (parteilos) in diesem Amt ab. Der bisherige Staatsrat Heinrich Deist von der SPD wird neuer stellvertretender Ministerpräsident, die bisherigen Staatsräte Josef Lux und Dr. Hermann Cohn, beide von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), bleiben auch in der neuen Regierung Staatsrat: <br>
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| [[Datei:Wolfgang Heine.jpg|70px]] || '''Vorsitzender des Staatsrates'''|| '''Wolfgang Heine''' <br> ''(* 03.03.1861 Posen)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)''  || '''14.11.1918''' ||  '''-'''  
 
| [[Datei:Wolfgang Heine.jpg|70px]] || '''Vorsitzender des Staatsrates'''|| '''Wolfgang Heine''' <br> ''(* 03.03.1861 Posen)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)''  || '''14.11.1918''' ||  '''-'''  
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| colspan="9" align="left" | Der neue Ministerpräsident Anhalts, '''Wolfgang Heine''', ist Jurist. Heine lernte als Sohn des Gymnasialdirektors Otto Heine (1832–1906) von 1867 bis 1869 an Privatschulen in Weimar und Hirschberg mit anschließendem Besuch des Gymnasium in Breslau. In den Jahren 1879 bis 1884 studierte Heine in Breslau, Tübingen und Berlin zunächst Naturwissenschaften und später Rechtswissenschaften. Dazwischen leistete er 1882 und 1883 seinen Militärdienst. Heine war von 1881 bis zu seinem Ausschluss 1897 Mitglied des Vereins Deutscher Studenten. Er trat für diesen als Redner auf und war Mitarbeiter der Vereinszeitschrift Kyffhäuser-Zeitung. Er studierte im Seminar von Adolph Wagner. Nach Ende des Studiums war er von 1884 bis 1889 Referendar im preußischen Justizdienst und seit 1889 Assessor. Seither hatte er eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin. Bereits 1887 trat Heine der SPD bei. Er galt als einer der wichtigsten Rechtsexperten der Partei und trat oft als Verteidiger in politischen Prozessen auf. So verteidigte er 1896 bis 1897 Ignaz Auer (und Genossen), die Angeklagten im Zusammenhang mit den Straßenunruhen in Berlin-Moabit (1910/11) und 1912 bis 1913 Julian Borchardt. In den Jahren 1898 bis 1918 war er Mitglied des Reichstags, ab 1912 für den Reichstagswahlkreis "Herzogtum Anhalt 1". Erhebliche Bedeutung hatte Heine für die Formulierung der sozialdemokratischen Position bei den Beratungen zum Reichsvereinsgesetz. In diesem Zusammenhang führte er im Auftrag des Parteivorstandes eine Umfrage zur Handhabung des bisherigen Vereinsrechts („Vereinsenquete“) durch. Daneben gab er juristische Einschätzungen zu zentralen innenpolitischen Themen, etwa zur Zabern- oder Daily-Telegraph-Affäre, ab. Außerdem äußerte er sich im innerparteilichen Streit zur Budgetfrage. Im November 1917 nahm er an der 'Berner Zusammenkunft zur Besprechung der Gestaltung der Völkerbeziehungen nach dem Kriege' teil. <br>
 
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|  [[Datei:Mann.jpg|70px]]  ||  '''Staatsrat''' <br> '''Stellvertretender Vorsitzender''' || '''Heinrich Deist''' <br> ''(* 1874 Mittenrode)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)''  ||  '''08.11.1918'''  || '''6 Tage'''  
 
|  [[Datei:Mann.jpg|70px]]  ||  '''Staatsrat''' <br> '''Stellvertretender Vorsitzender''' || '''Heinrich Deist''' <br> ''(* 1874 Mittenrode)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)''  ||  '''08.11.1918'''  || '''6 Tage'''  
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|  [[Datei:Mann.jpg|70px]]  ||  '''Staatsrat'''  || '''Richard Paulick'''  <br> ''(* 14.04.1876 Charlottenburg)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)'' || '''14.11.1918''' || '''-'''  
 
|  [[Datei:Mann.jpg|70px]]  ||  '''Staatsrat'''  || '''Richard Paulick'''  <br> ''(* 14.04.1876 Charlottenburg)'' <br> ''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)'' || '''14.11.1918''' || '''-'''  
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| colspan="9" align="left" | Der neue Staatsrat '''Richard Paulick''' arbeitete zunächst als Porzellandreher an der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin, zog dann nach Roßlau und widmete sich dort dem Aufbau der Porzellanfabrik H. Schomburg & Söhne. Er war gewerkschaftlich organisiert und von Februar 1905 bis November 1918 als Redakteur für das Volksblatt für Anhalt in Dessau tätig. Paulick war bis 1905 Stadtverordneter und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Roßlau. Seit 1912 ist er Stadtverordneter in Dessau. <br>
 
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|  [[Datei:Fritz Hesse.jpg|70px]]  ||  '''Staatsrat'''  || '''Fritz Hesse''' <br> ''(* 13.02.1881 Dessau)'' <br> ''Freisinnige Volkspartei (FVp)'' ||  '''14.11.1918'''  || '''-'''  
 
|  [[Datei:Fritz Hesse.jpg|70px]]  ||  '''Staatsrat'''  || '''Fritz Hesse''' <br> ''(* 13.02.1881 Dessau)'' <br> ''Freisinnige Volkspartei (FVp)'' ||  '''14.11.1918'''  || '''-'''  
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| colspan="9" align="left" | Der neue Staatsrat '''Fritz Hesse''' studierte nach dem Abitur in Dessau das Fach Jura in Jena, Berlin und Halle/Saale. Der evangelische Rechtsanwalt ließ sich 1907 in Dessau nieder und heiratete im selben Jahr Lucie Boelcke, die Schwester des Jagdfliegers Oswald Boelcke. Das Ehepaar hat zwei Söhne. Hesse wurde bei der Wahl 1910 Stadtverordneter in seiner Heimatstadt Dessau und ist seit dem 16. Februar 1918 Bürgermeister der Stadt. Eines seiner wichtigsten politischen Ziele ist die Förderung des Wohnungsbaus durch die Erschließung von preiswertem Bauland. <br>
 
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Kurzbiografien der neuen Mitglieder der Regierung des Freistaates Anhalt: <br>
 
Der neue Ministerpräsident Anhalts, '''Wolfgang Heine''' (* 03.05.1861 Posen) ist Jurist. Heine lernte als Sohn des Gymnasialdirektors Otto Heine (1832–1906) von 1867 bis 1869 an Privatschulen in Weimar und Hirschberg mit anschließendem Besuch des Gymnasium in Breslau. In den Jahren 1879 bis 1884 studierte Heine in Breslau, Tübingen und Berlin zunächst Naturwissenschaften und später Rechtswissenschaften. Dazwischen leistete er 1882 und 1883 seinen Militärdienst. Heine war von 1881 bis zu seinem Ausschluss 1897 Mitglied des Vereins Deutscher Studenten. Er trat für diesen als Redner auf und war Mitarbeiter der Vereinszeitschrift Kyffhäuser-Zeitung. Er studierte im Seminar von Adolph Wagner. Nach Ende des Studiums war er von 1884 bis 1889 Referendar im preußischen Justizdienst und seit 1889 Assessor. Seither hatte er eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin. Bereits 1887 trat Heine der SPD bei. Er galt als einer der wichtigsten Rechtsexperten der Partei und trat oft als Verteidiger in politischen Prozessen auf. So verteidigte er 1896 bis 1897 Ignaz Auer (und Genossen), die Angeklagten im Zusammenhang mit den Straßenunruhen in Berlin-Moabit (1910/11) und 1912 bis 1913 Julian Borchardt. In den Jahren 1898 bis 1918 war er Mitglied des Reichstags, ab 1912 für den Reichstagswahlkreis "Herzogtum Anhalt 1". Erhebliche Bedeutung hatte Heine für die Formulierung der sozialdemokratischen Position bei den Beratungen zum Reichsvereinsgesetz. In diesem Zusammenhang führte er im Auftrag des Parteivorstandes eine Umfrage zur Handhabung des bisherigen Vereinsrechts („Vereinsenquete“) durch. Daneben gab er juristische Einschätzungen zu zentralen innenpolitischen Themen, etwa zur Zabern- oder Daily-Telegraph-Affäre, ab. Außerdem äußerte er sich im innerparteilichen Streit zur Budgetfrage. Im November 1917 nahm er an der 'Berner Zusammenkunft zur Besprechung der Gestaltung der Völkerbeziehungen nach dem Kriege' teil. <br>
 
Der neue Staatsrat '''Richard Paulick''' (* 14.04.1876 Charlottenburg) arbeitete zunächst als Porzellandreher an der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin, zog dann nach Roßlau und widmete sich dort dem Aufbau der Porzellanfabrik H. Schomburg & Söhne. Er war gewerkschaftlich organisiert und von Februar 1905 bis November 1918 als Redakteur für das Volksblatt für Anhalt in Dessau tätig. Paulick war bis 1905 Stadtverordneter und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Roßlau. Seit 1912 ist er Stadtverordneter in Dessau. <br>
 
Der neue Staatsrat '''Fritz Hesse''' (* 13.02.1881 Dessau) studierte nach dem Abitur in Dessau das Fach Jura in Jena, Berlin und Halle/Saale. Der evangelische Rechtsanwalt ließ sich 1907 in Dessau nieder und heiratete im selben Jahr Lucie Boelcke, die Schwester des Jagdfliegers Oswald Boelcke. Das Ehepaar hat zwei Söhne. Hesse wurde bei der Wahl 1910 Stadtverordneter in seiner Heimatstadt Dessau und ist seit dem 16. Februar 1918 Bürgermeister der Stadt. Eines seiner wichtigsten politischen Ziele ist die Förderung des Wohnungsbaus durch die Erschließung von preiswertem Bauland. <br>
 
 
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| <center>'''[[Chronik 1918.11|20.11.1918]]'''<br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Anhalt.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1918.11|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Anhalt 1918|Freistaat Anhalt]]''' <br>
 
| <center>'''[[Chronik 1918.11|20.11.1918]]'''<br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Anhalt.png|70px]] </center> || '''[[Deutsches Reich 1918.11|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Anhalt 1918|Freistaat Anhalt]]''' <br>
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1918.12|15.12.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Anhalt.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1918.12|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Anhalt 1918|Freistaat Anhalt]]''' <br>
 
| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1918.12|15.12.1918]]''' <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Anhalt.png|70px]] </center> || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1918.12|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Anhalt 1918|Freistaat Anhalt]]''' <br>
 
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) erreicht bei den Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Anhalt die absolute Mehrheit, wird aber die Koalition mit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) fortsetzen. Das Wahlergebnis: <br>
 
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) erreicht bei den Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Anhalt die absolute Mehrheit, wird aber die Koalition mit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) fortsetzen. Das Wahlergebnis: <br>
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| colspan="9" align="center" | '''Ergebnis der Wahl zur konstituierenden Landesversammlung von Anhalt'''
 
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|    || align="left" | '''gültige Stimmen                                                || align="right" |  160.790 || 99,9 % ||  36'''   
 
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| style="color:blue;background-color:#eeffcc | <center>'''[[Chronik 1918.12|31.12.1918]] <br> [[Datei:Deutsches Reich.png|70px]] [[Datei:Anhalt.png|70px]] '''</center>  || style="color:blue;background-color:#eeffcc | '''[[Deutsches Reich 1918.12|Deutsches Reich]] / [[Freistaat Anhalt 1918|Freistaat Anhalt]]''' <br>
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Aktuelle Version vom 27. September 2021, 15:49 Uhr

Flagge Anhalts

FREISTAAT ANHALT

Hauptstadt: Dessau

Chronik des Jahres 1918

ab 12. November 1918


Bildung einer Regierung unter dem SPD-Politiker Wolfgang Heine

Die SPD erreicht bei den Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung die absolute Mehrheit


Hauptseite Map Weimarer Republik.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Jahres
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Wichtige Ereignisse des Quartals im Deutschen Reich

frühere Chroniken Deutschlands
Chronik des Herzogtums Anhalt des Jahres ...
1908 - 1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917 - 1918
Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
November 1918 - Dezember 1918
12.11.1918
Deutsches Reich.png Anhalt.png
Deutsches Reich / Freistaat Anhalt
Die Übergangsregierung des Freistaates Anhalt zu Beginn
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Max Gutknecht.jpg Staatsminister Dr. Max Gutknecht
(* 1876 Altenburg)
(parteilos)
08.11.1918 4 Tage
Dr. Max Gutknecht ist seit vier Tagen Chef der Übergangsregierung. Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum Bernburg begann Gutknecht an der Eberhard Karls Universität Tübingen Rechtswissenschaft zu studieren. 1896 wurde er im Corps Franconia Tübingen aktiv. Er wechselte im selben Jahr an die Universität Leipzig und schloss sich auch dem Corps Saxonia Leipzig an. Nach der Promotion zum Dr. iur. in Heidelberg wurde er Regierungsreferendar in Merseburg und später Regierungsassessor und Verwaltungsjurist in Dessau. Von 1909 bis 1918 war er Landrat des Kreises Zerbst. Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Rittmeister der Reserve teil, wurde jedoch bereits nach kurzer Zeit zum Vorsitzenden des anhaltischen Landesernährungsamtes berufen.
Mann.jpg Staatsrat Wilhelm Voigt
(* 1867)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
08.11.1918 4 Tage
Wilhelm Voigt absolvierte nach der Volksschule eine Lehre und arbeitete von 1902 bis 1907 als Materialwarenhändler und von 1907 bis 1918 als Gastwirt in Bernburg. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich in der Gewerkschaft Voigt war von 1901 bis 1910 Stadtverordneter und von 1914 bis 1918 Stadtrat in Bernburg. Seit 1902 ist er Landtagsabgeordneter im Herzogtum Anhalt.
Mann.jpg Staatsrat Dr. Hermann Cohn
(* 1869 Dessau)
Freisinnigen Volkspartei (FVp)
08.11.1918 4 Tage
Dr. Hermann Cohn nahm nach dem Abitur ein Studium der Rechtswissenschaft auf, das er 1897 mit der Promotion zum Dr. jur. beendete. Im Anschluss arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar in Dessau. Er gehört dem Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens an, seit 1908 Mitglied von dessen Hauptvorstand. Er publiziert unter anderem in der Allgemeinen Zeitung des Judentums und tritt vielfach als Redner im Geist des liberalen deutschen Judentums und der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus auf. Cohn ist seit 1902 Stadtverordneter in Dessau und seit 1912 Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Seit 1902 gehörte er dem Anhaltischen Landtag an. Er war zunächst Mitglied der linksliberalen Freisinnigen Volkspartei (FVp), wechselte später zur Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) über.
Mann.jpg Staatsrat Josef Lux
(* 1869)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
08.11.1918 4 Tage
Über Josef Lux (FVp) ist noch nichts bekannt.
Mann.jpg Staatsrat Heinrich Deist
(* 1874 Mittenrode)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
08.11.1918 4 Tage
Heinrich Deist wurde als Sohn eines Bauern geboren, machte eine Lehre zum Schriftsetzer in Kassel. 1895 wurde er Mitglied der SPD. Nach einer Wanderschaft arbeitete Deist ab 1898 als Drucker in Bant, heute ein Stadtteil Wilhelmshavens. 1903 zog er mit seiner Familie nach Dessau und übernahm die Geschäftsführung der Gewerkschaftszeitung "Volksblatt für Anhalt". Seine politische Karriere für die Sozialdemokraten begann 1905 mit der Wahl zum Stadtrat, ab 1913 war er Stellvertreter des Stadtverordnetenvorstehers.
Mann.jpg Beamteter Finanzdirektionspräsident P. Lange
(parteilos)
08.11.1918 4 Tage
Mann.jpg Beamteter Finanzdirektionspräsident Philipp Mühlenbein
(parteilos)
08.11.1918 4 Tage
14.11.1918
Deutsches Reich.png Anhalt.png
Deutsches Reich / Freistaat Anhalt
Der neue Ministerpräsident von Anhalt, Dr. Wolfgang Heine (SPD)
Zwei Tage nach dem Rücktritt des Herzogs von Anhalt wird der Freistaat Anhalt ausgrufen. Dr. Wolfgang Heine von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) löst den bisherigen Staatsminister Dr. Max Gutknecht (parteilos) in diesem Amt ab. Der bisherige Staatsrat Heinrich Deist von der SPD wird neuer stellvertretender Ministerpräsident, die bisherigen Staatsräte Josef Lux und Dr. Hermann Cohn, beide von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), bleiben auch in der neuen Regierung Staatsrat:
Die neue Regierung des Freistaates Anhalt
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Wolfgang Heine.jpg Vorsitzender des Staatsrates Wolfgang Heine
(* 03.03.1861 Posen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Der neue Ministerpräsident Anhalts, Wolfgang Heine, ist Jurist. Heine lernte als Sohn des Gymnasialdirektors Otto Heine (1832–1906) von 1867 bis 1869 an Privatschulen in Weimar und Hirschberg mit anschließendem Besuch des Gymnasium in Breslau. In den Jahren 1879 bis 1884 studierte Heine in Breslau, Tübingen und Berlin zunächst Naturwissenschaften und später Rechtswissenschaften. Dazwischen leistete er 1882 und 1883 seinen Militärdienst. Heine war von 1881 bis zu seinem Ausschluss 1897 Mitglied des Vereins Deutscher Studenten. Er trat für diesen als Redner auf und war Mitarbeiter der Vereinszeitschrift Kyffhäuser-Zeitung. Er studierte im Seminar von Adolph Wagner. Nach Ende des Studiums war er von 1884 bis 1889 Referendar im preußischen Justizdienst und seit 1889 Assessor. Seither hatte er eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin. Bereits 1887 trat Heine der SPD bei. Er galt als einer der wichtigsten Rechtsexperten der Partei und trat oft als Verteidiger in politischen Prozessen auf. So verteidigte er 1896 bis 1897 Ignaz Auer (und Genossen), die Angeklagten im Zusammenhang mit den Straßenunruhen in Berlin-Moabit (1910/11) und 1912 bis 1913 Julian Borchardt. In den Jahren 1898 bis 1918 war er Mitglied des Reichstags, ab 1912 für den Reichstagswahlkreis "Herzogtum Anhalt 1". Erhebliche Bedeutung hatte Heine für die Formulierung der sozialdemokratischen Position bei den Beratungen zum Reichsvereinsgesetz. In diesem Zusammenhang führte er im Auftrag des Parteivorstandes eine Umfrage zur Handhabung des bisherigen Vereinsrechts („Vereinsenquete“) durch. Daneben gab er juristische Einschätzungen zu zentralen innenpolitischen Themen, etwa zur Zabern- oder Daily-Telegraph-Affäre, ab. Außerdem äußerte er sich im innerparteilichen Streit zur Budgetfrage. Im November 1917 nahm er an der 'Berner Zusammenkunft zur Besprechung der Gestaltung der Völkerbeziehungen nach dem Kriege' teil.
Mann.jpg Staatsrat
Stellvertretender Vorsitzender
Heinrich Deist
(* 1874 Mittenrode)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
08.11.1918 6 Tage
Mann.jpg Staatsrat Wilhelm Voigt
(* 1867)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
08.11.1918 6 Tage
Mann.jpg Staatsrat Dr. Hermann Cohn
(* 1869 Dessau)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
08.11.1918 6 Tage
Mann.jpg Staatsrat Josef Lux
(* 1869)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
08.11.1918 6 Tage
Mann.jpg Staatsrat Richard Paulick
(* 14.04.1876 Charlottenburg)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 -
Der neue Staatsrat Richard Paulick arbeitete zunächst als Porzellandreher an der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin, zog dann nach Roßlau und widmete sich dort dem Aufbau der Porzellanfabrik H. Schomburg & Söhne. Er war gewerkschaftlich organisiert und von Februar 1905 bis November 1918 als Redakteur für das Volksblatt für Anhalt in Dessau tätig. Paulick war bis 1905 Stadtverordneter und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Roßlau. Seit 1912 ist er Stadtverordneter in Dessau.
Fritz Hesse.jpg Staatsrat Fritz Hesse
(* 13.02.1881 Dessau)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
14.11.1918 -
Der neue Staatsrat Fritz Hesse studierte nach dem Abitur in Dessau das Fach Jura in Jena, Berlin und Halle/Saale. Der evangelische Rechtsanwalt ließ sich 1907 in Dessau nieder und heiratete im selben Jahr Lucie Boelcke, die Schwester des Jagdfliegers Oswald Boelcke. Das Ehepaar hat zwei Söhne. Hesse wurde bei der Wahl 1910 Stadtverordneter in seiner Heimatstadt Dessau und ist seit dem 16. Februar 1918 Bürgermeister der Stadt. Eines seiner wichtigsten politischen Ziele ist die Förderung des Wohnungsbaus durch die Erschließung von preiswertem Bauland.
20.11.1918
Deutsches Reich.png Anhalt.png
Deutsches Reich / Freistaat Anhalt

Im Deutschen Reich wird die Deutsche Demokratische Partei (DDP) gegründet, die ein Zusammenschluss aus der 1910 gegründeten Freisinnigen Volkspartei, der Freisinnigen Vereinigung und der Deutschen Volkspartei (DtVP) hervorgegangenen eher linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei und dem vergleicheweise kleinen "linken" Flügel der vormaligen Nationalliberalen Partei ist. Die DDP vereint demokratische, liberale, nationale und soziale Positionen, grenzt sich aber von der Annexionspolitik der früheren Nationalliberalen des Kaiserreiches ab. Der Hauptvertreter dieser Richtung, Gustav Stresemann, der sich als Monarchist versteht, ist nun dabei, die Deutsche Volkspartei (DVP) zu gründen, die der Gründung einer Republik eher feindselig gegenüber steht. Keine andere Partei identifiziert sich so uneingeschränkt mit der parlamentarischen Demokratie wie die DDP; keine andere Partei bekennt sich so eindeutig zu individueller Freiheit und sozialer Verantwortung. Mit Hugo Preuß, Max Weber, Friedrich Naumann und mit Conrad Haußmann will die Partei zu den bevorstehenden Wahlen sowohl im Reich als auch in den einzelnen Freistaaten antreten. Die DDP strebt einen föderalen Einheitsstaat an und fordert – wie nahezu alle anderen Parteien auch – die Revision des Versailler Vertragswerks. Sie bekennt sich zum Völkerbund als Institution eines friedlichen Interessensausgleichs zwischen den Staaten. Sozialpolitisch steht die Partei den Reformbestrebungen der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine nahe und sucht über die Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen Ausgleich zwischen den sozial- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen von Arbeiterschaft und Bürgertum. Die DDP unterstützt das Prinzip der Privatwirtschaft, fordert jedoch staatliche Interventionsmöglichkeiten. Die DDP bietet politisch aktiven Frauen eine Heimat. Die drei Staatsräte Anhalts, die der Freisinnige Volkspartei (FVp) angehören, gehören nunmehr der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an.

15.12.1918
Deutsches Reich.png Anhalt.png
Deutsches Reich / Freistaat Anhalt

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) erreicht bei den Wahlen zur verfassunggebenden Landesversammlung in Anhalt die absolute Mehrheit, wird aber die Koalition mit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) fortsetzen. Das Wahlergebnis:

Ergebnis der Wahl zur konstituierenden Landesversammlung von Anhalt
Rang Partei Stimmen in % Sitze
1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 93.170 58,0 % 22
2 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 54.668 34,1 % 12
3 Deutschnationale Volkspartei und Landbund 9.525 5,9 % 2
4 Deutsche Mittelstandspartei 3.204 2,0 % -
ungültige Stimmen 223 0,1 %
gültige Stimmen 160.790 99,9 % 36
Wahlbeteiligung 81,5 %
31.12.1918
Deutsches Reich.png Anhalt.png
Deutsches Reich / Freistaat Anhalt
Die Regierung des Freistaates Anhalt am Ende des Jahres
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Wolfgang Heine.jpg Vorsitzender des Staatsrates Wolfgang Heine
(* 03.03.1861 Posen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 48 Tage
Mann.jpg Staatsrat
Stellvertretender Vorsitzender
Heinrich Deist
(* 1874 Mittenrode)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
08.11.1918 54 Tage
Mann.jpg Staatsrat Wilhelm Voigt
(* 1867)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
08.11.1918 54 Tage
Mann.jpg Staatsrat Dr. Hermann Cohn
(* 1869 Dessau)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
08.11.1918 54 Tage
Mann.jpg Staatsrat Josef Lux
(* 1869)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
08.11.1918 54 Tage
Mann.jpg Staatsrat Richard Paulick
(* 14.04.1876 Charlottenburg)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
14.11.1918 48 Tage
Fritz Hesse.jpg Staatsrat Fritz Hesse
(* 13.02.1881 Dessau)
Freisinnige Volkspartei (FVp)
14.11.1918 48 Tage
Chronik des Freistaates Anhalt des Jahres ...
1919 - 1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928
Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
November 1918 - Dezember 1918

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