Formel 1 - 1900
DIE FORMEL 1 IM JAHRE 1900
Zum ersten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup ausgetragen, die ein internationaler Vergleich zwischen Rennwagen verschiedener Länder ermöglichen soll
Beim Saisonhöhepunkt des Rennens des Automobile Club de France bricht Mors erstmals die Dominanz von Panhard
Wegen eines Unfalls, bei dem Zuschauer ums Leben kamen, werden in Frankreich für einen Monat Autorennen verboten
Für die inoffizielle Weltmeisterschaft der Autorennfahrer werden lediglich die Rennen mit internationaler Beteiligung aufgeführt, die mindestens über eine Distanz von 100 Kilometern gehen.
Geschichte der Formel 1 : 1894 / 1895 / 1896 / 1897 / 1898 / 1899 |
(bis 1949 inoffiziell) | |||
Datum | Länge km | Bezeichnung und Ort | Sieger |
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Nice - Marseilles - Nice | René Knyff auf Panhard | ||
Turin-Pinerolo-Saluzzo-Cuneo-Racconigi-Turin | Cuchelet auf Peugeot | ||
Bordeaux - Périgueux - Bordeaux | Alfred Velghe alias "Levegh" auf Mors | ||
Gordon Bennett Trail Paris - Lyon | Fernand Charron auf Panhard | ||
Critérium de Provence | Camille Jenatzy auf Bolide | ||
Paris-Toulouse-Paris Trail | Alfred Velghe alias "Levegh" auf Mors |
Königreich Italien Giovanni Agnelli, der im Vorjahr mit sieben weiteren Personen die Autofabrik FIAT („Fabbrica Italiana Automobili Torino“) gründete, wird leitender Direktor dieser Firma. Seit dem Vorjahr wurden insgesamt 20 Exemplare des ersten Automodells „3 ½ HP“ hergestellt, aus dem in diesem Jahr das Modell „6/8 HP“ hervorgehen wird. | |||||||||||||||||
Französische Republik Auf dem Course du Catalogue wird das erste französische Autorennen in diesem Jahr ausgetragen. Es siegt der französische Autorennfahrer Léonce Girardot auf Panhard. Da von diesem Rennen nur noch der Sieger bekannt ist, wird es nicht für die inoffizielle Weltmeisterschaft gewertet. | |||||||||||||||||
Französische Republik / Königreich Belgien Angesichts des großen Erfolgs des ersten Rennens im Vorjahr organisiert der Automobilclub Béarnais ein komplettes Treffen: die „Semaine de Pau“. Das Hauptereignis des Treffens: Der "South-West Circuit" findet auf einer gleichnamigen Strecke von 337 Kilometern auf offenen Straßen statt, deren Start-/Ziellinie in Pau liegt. Der Kurs führt über Tarbes, Riscles, Saint Sever, Dax, Majendie, Bayonne, Peyrehorade und Orthez. Das Ereignis, das mehrere verschiedene Kategorien umfasst, wird in der Gesamtwertung von dem Franzosen René de Knyff auf seinem Panhard gewonnen, der auch die Kategorie „Grand Prix de Pau“ gewinnt. Zum ersten Mal ist die Verwendung des Begriffs "Grand Prix" nicht mehr dem Pferderennen vorbehalten. Der Sieger René de Knyff fährt mit seinem Panhard nach weniger als fünf Stunden über die Ziellinie. Von den ersten sechs Fabrikaten sind fünf von der Firma Panhard. An dem Rennen nehmem 9 Autos und 10 Motorräder teil. Das Ergebnis: | |||||||||||||||||
Französische Republik In Frankreich findet der Coupe de Voiturettes statt. Zum Rennen melden sich 57 Wagen, jedoch 35 schaffen es bis zum Start. Die leichteren Wagen starten um 0834 Uhr, die schwereren Wagen um 0900 Uhr. Die Wagen sind in mehrere Klassen eingeteilt: In "schwere wassergekühlte", "leichte wassergekühlte" sowie "leichte luftgekühlte" Motoren. Sieger des 220 Kilometer langen Straßenrennens wird der Franzose Léon Théry auf einem schweren wassergekühlten Decauville mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 km/h. Der Spitzname des Siegers ist "Le Chronometre". Das Ergebnis der besten Zehn des Coupe des Voiturettes: Das Rennen wird aus mangelnder Internationalität nicht in die Liste der gewerteten Autorennen dieses Jahres für die Vergabe einer inoffiziellen Weltmeisterschaft aufgenommen. | |||||||||||||||||
Französische Republik
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Highlights
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Das Rennen wird unter der Bezeichnung "Nice - Marseilles - Nice" gestartet. Als plötzlich des Wetter umschlägt und festgestellt wird, dass die Straße infolge des starken Regens nicht sicher passierbar ist, wird die Rückfahrt abgesagt, um die Fahrer nicht zu gefährden. Das Rennen wird dennoch gewertet. Zum ersten Mal fährt Emil Jellinek, ein österreich-ungarischer Geschäftsmann, unter die ersten Zehn in einem Autorennen. Er gibt seinem umgebauten, selbst erworbenen Daimler die Bezeichnung "Mercédès", benannt nach dem Vornamen seiner elfjährigen Tochter. Das Ergebnis:
Der österreichisch-ungarische Rennfahrer Wilhelm Bauer wird in der Nähe von La Turbie bei einem Trainingsunfall zu einem Rennen getötet. Das Rennen sollte das erste ausgetragene Bergrennen werden.
SPRINGFIELD-BABYLON ROAD RACE
Am Ostermontag findet in den USA das erste Autorennen dieses Jahres auf der westlichen Hemisphäre zwischen Springfield und Babylon statt. Die Länge beträgt 80 Kilometer. Sieger des Rennens ist der US-Amerikaner Andrew Riker auf einem von ihm selbst gebauten Riker Electric. Es sind auch Wagen am Start, die mit Dampf oder Gas fahren. Riker siegt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,29 Meilen/Stunde. C.H. Tandemann, ein Tricyclist, geht mehr als fünf Minuten vor dem Sieger durchs Ziel. Wegen fehlender Internationalität und aufgrund der zu geringen Strecke wird dieses Rennen bei der Ermittlung des inoffiziellen Weltmeisters im Automobilsport nicht berücksichtigt.
In Italien findet das erste Autorennen dieses Jahres statt:
AUTORENNEN
TORINO - PINEROLO - SALUZZO - CUNEO - RACCONIGI - TORINO
Highlights
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Von 18 Startern gehörten auch Tricycles, Quadricycles und Vetturettes. Das Ergebnis der Voitures und der Vetturettes:
In London startet das erste Langstreckenstraßenrennen, die „1000 Meilen von London“. Das Rennen ist auf mindestens drei Wochen angesetzt.
In Italien findet das zweite Autorennen dieses Jahres statt. Die 17 Wagen müssen die 48 Kilometer lange Strecke zwischen Turin und Asti zurücklegen. Sieger des 48 Kilometer langen Rennens ist der Italiener Felice Nazzaro auf einem Fiat 6 hp. Da die Renndistanz unter 100 Kilometer beträgt, wird das Rennen nicht für die inoffizielle Weltmeisterschaft gewertet. Das Ergebnis:
Auf einer Strecke über 232 Kilometern findet zwischen Bordeaux und Périgueux ein weiteres Autorennen statt, das der Franzose Barbeureau auf Bollée gewinnt. Er braucht für die Strecke 4h46m45s. Das Rennen wird mangels weiterer Erkenntnisse nicht für die inoffizielle Weltmeisterschaft gewertet.
Der Brite Charles Rolls entscheidet die dreiwöchige Ralley "One Thousand Miles of London" für sich. Er bewältigte die Strecke auf einem Panhard & Levassor. Das Rennen wurde am 23. April gestartet. Da über das Teilnehmerfeld und über die weiteren Bedingungen des Rennens nichts bekannt ist, wird es für die inoffizielle Weltmeisterschaft nicht gewertet.
Auf der Strecke Mannheim - Pforzheim - Mannheim findet ein 187 Kilometer langes Straßenrennen statt, das der Deutsche Fritz Held auf einem Benz gewinnt. Dieses Rennen wird aufgrund der geringen Kenntnisse über die Teilnehmer nicht für die inoffizielle Weltmeisterschaft gewertet.
In Österreich findet zwischen Salzburg und Wien ein Autorennen statt, das über Linz geleitet wird. Sieger wird Dr. Richard Ritter von Stern auf einem deutschen Daimler 24hp. Ritter von Stern ist ein Pionier des Automobilismus in Österreich. Da besonders über das weitere Teilnehmerfeld nichts bekannt ist, kommt dieses Rennen nicht in die inoffizielle Wertung für die Automobil-Weltmeisterschaft.
Zwischen Bordeaux und Périgueux findet ein 318 Kilometer langes Autorennen statt. Sieger wird Alfred Velghe mit dem Spitznamen „Levegh“ auf Mors. Die erste Etappe über 116 Kilometer gewinnt Levegh, den 202 Kilometer langen Rückweg gewinnt Levegh ebenfalls. Das Ergebnis:
AUTORENNEN
BORDEAUX - PERIGUEUX - BORDEAUX
Zwischen Bordeaux und Périgueux findet ein 318 Kilometer langes Autorennen statt. Sieger wird Alfred Velghe mit dem Spitznamen „Levegh“ auf Mors. Die erste Etappe über 116 Kilometer gewinnt Levegh, den 202 Kilometer langen Rückweg gewinnt Levegh ebenfalls. Das Ergebnis:
Highlights
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Zum ersten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup ausgetragen, der von jetzt an jährlich vergeben werden soll. Dieser Cup wird nicht an den siegreichen Fahrer, sondern der siegreichen Automarke gegeben werden. Initiator ist der 59 Jahre alte US-amerikanische Zeitungsverleger James Gordon Bennett. Zugelassen sind drei Fahrzeuge pro Nation, die gänzlich (Motor, Reifen und alle Kleinteile) in diesem Land hergestellt sein müssen. Das Gesamtgewicht eines Fahrzeuges darf nicht weniger als 400 kg und nicht mehr als 1000 kg betragen. Ausschließlich Zweisitzer werden zum Wettbewerb zugelassen. Die Streckenlänge soll immer zwischen 550 und 650 Kilometer liegen. Die siegreiche Nation soll die Aufgabe erhalten, das nächstjährige Rennen zu organisieren. In diesem Jahr ist die führende Automobilnation der Welt der Veranstalter. Es starten Fahrzeuge aus Frankreich, den USA und aus Belgien. Alfred Velghe alias "Levegh", der bereits ein internationales Rennen in diesem Jahr gewann, startet lediglich außer Konkurrenz auf einem Mors und geht als zweiter ungewertet durchs Ziel. Das Ergebnis:
GORDON BENNETT TRAIL
PARIS - LYON
Highlights
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Erste Austragung des Gordon-Bennett-Cups über die 569 km lange Strecke zwischen Paris und Lyon. Nur fünf Teilnehmer sind am Start, drei französische Autos des Typs Panhard-Levassor 40 PS, die von Fernand Charron, Girardot und De Knyff gefahren werden, ein amerikanischer Winton und ein belgischer Snoeck-Bolide, der von Camille Jenatzy gefahren wird. Außerhalb des Wettbewerbs nimmt Alfred Levegh auf einem Mors teil und kann sogar das Rennen für einen Moment führen, bevor er aufgeben muss. Im Rennen werden die Teilnehmer in zahlreiche Kollisionen mit Tieren verwickelt oder haben mit technischen Defekten und dem Unwillen der ansässigen Bevölkerung und den örtlichen Behörden zu kämpfen. Das Ziel in Lyon erreichen schließlich nur die beiden Panhard-Wagen von Fernand Charron und Leonce Girardot, beide in einem kaum noch fahrbereiten Zustand, dazu ein außer Konkurrenz gestarteter Mors. Nur zwei Panhard-Levassors beenden das Rennen, das Frankreich dank Fernand Charron vor Léonce Girardot in 9 Stunden und 9 Minuten gewinnt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 62 km/h mit einem 24-PS-Auto.
Heute finden zwei Autorennen statt: Das Critérium de Provence sowie das Straßenrennen rings um Padua. Das Rennen in Padua wird wegen mangelnder Internationalität nicht für die inoffizielle Weltmeisterschaft gewertet.
AUTORENNEN
CRITÉRIUM DE PROVENCE
SALON - ARLES - SALON
Auf der Strecke Salon - Arles - Salon findet ein 100 Kilometer langes Straßenrennen statt, das der Belgier Camille Jenatzy auf einem Bolide gewinnt. Die Fabrikate bei den anderen Rennfahrern sind leider nicht mehr bekannt. Das Ergebnis:
AUTORENNEN
PADUA-VICENZA-BASSANO-TREVISO-PADUA
Beim Autorennen Padua - Vicenza - Bassano - Treviso - Padua starten 26 Fahrzeuge, 17 kommen ins Ziel. Nur das Ergebnis der besten Acht ist überliefert. Sieger des 220 Kilometer langen Straßenrennens wird der Italiener Vincenzo Lancia auf einem FIAT 6 hp, der sein erstes Autorennen überhaupt fährt; seine Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 47,27 km/h. Da es sich hier um ein rein nationales Rennen handelt, wird es für die inoffizielle Weltmeisterschaft nicht gewertet.
In Südwestdeutschland findet ein 90 Kilometer langes Straßenrennen von Straßburg über Kehl, Dinglingen, Kappol, Rheinau und Boozheim nach Straßburg statt.
AUTORENNEN
STRASSBURG - KEHL - DINGLINGEN - KAPPOL - RHEINAU - BOOZHEIM - STRASSBURG
22 Fahrer starten in vier Klassen: Rennwagen, Schwere Wagen, Leichte Wagen und Motorräder. Da nur die Sieger überliefert sind, eignet sich dieses Rennen nicht für eine Wertung zur inoffiziellen Weltmeisterschaft. Hier die Sieger der Automobil-Klassen:
Pos. | Fahrer | Konstrukteur | Zeit |
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Sieger Rennwagen | Baron de Turckheim | Bollée | 1h28m |
Sieger Schwere Wagen | Schutzenberger | Bollée | 2h12m |
Sieger Leichte Wagen | Émile Kraeutler | Peugeot | 1h44m |
wird fortgesetzt