Formel 1 - 1895

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DIE FORMEL 1 IM JAHRE 1895

In diesem Jahr findet kein Autorennen nach internationalem Standard oder in ausreichender Länge statt



Geschichte der Formel 1 :
1878 / 1887 / 1894



Ereignisse
18.05.1895
Italien 1861-1946.png
Königreich Italien

Heute findet das Experimento di Corsa di Veicoli Automotori 1895 statt, das erste Autorennen in Italien und das vierte der Geschichte überhaupt. Auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin wird eine Strecke von 93 Kilometern zurückgelegt. Fünf Fahrzeuge stehen am Start, jedoch kommen nur drei ins Ziel. Der Start erfolgt um 0730 Uhr in Moncalieri südlich von Turin. Exakt drei Stunden später trifft der italienische Ingenieur Simone Federmann mit seinem Daimler „Omnibus“ in Asti auf der Piazza Alfieri ein. Erst eineinhalb Stunden später folgen die Motorräder des Italieners Giovanni Battista Ceirano und der Deutsche Alois Wolfsmuller. Der Italiener Cleto Brena trifft mit seinem Benz erst um 14 Uhr in Asti ein und entschließt sich, das Rennen "wegen Müdigkeit in den Beinen" nicht fortzusetzen. Auch das dritte Auto, Sclaverani in einem Eigenbau, kommt nicht viel weiter: Er stellt seinen Wagen mit Motorproblemen vor Villafranca d’Asti ab. Währenddessen führt Simone Federmann weiterhin das kleine Feld an und geht schließlich nach sechseinhalb Stunden Fahrt als Erster durchs Ziel in Turin. Die beiden Motorradfahrer treffen nach ihm ein. Federmanns Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 15,5 km/h; sein viersitziger „Omnibus“ der Firma Daimler wird ein Vorläufer für spätere Limousinen.
Das Ergebnis:
1 Italien 1861-1946.png Simone Federmann auf Daimler, Zeit: 6:00
DNF Italien 1861-1946.png Sclaverani auf Sclaverani, Ausfall hinter Asti
DNF Italien 1861-1946.png Cleto Brena auf Benz, Ausfall hinter Asti

11.06.1895
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Französische Republik

1er GRAND PRIX D'AUTOMOBILE CLUB DE FRANCE A.C.F. 1895

Paris-Bordeaux-Paris

(wird nachträglich zum 1. Grand Prix des französischen Automobilclubs erklärt werden)

Der verhinderte Sieger des Autorennens des letzten Jahres, das mit mehr als zwei Wagen stattfand, Albert de Dion, gründete gemeinsam mit anderen ein Komitee, das die Vorbereitungen für das Rennen Paris-Bordeaux-Paris regeln sollte, das schließlich heute startet. Offizieller Veranstalter ist die Zeitung „Le Petit Journal“. Das Rennen ist für mindestens zwei Tage geplant. Um Chancengleichheit zu wahren, müssen alle Fahrzeuge Platz für vier Passagiere bieten. Die Strecke für dieses Rennen führt von Paris über Versailles, Orléans, Tours, Poitiers und Angoulême nach Bordeaux und zurück und mit seinen zwei angesetzten Tagen und der Strecke von 1178 Kilometern ein wirkliches Ausdauerrennen. 22 Fahrzeuge starten um 09 Uhr in Paris auf dem Place de l‘Étoile, darunter 15 benzingetriebene, 6 mit Dampfantrieb und eines mit Elektroantrieb. Das Feld bewegt sich mit einer imposanten Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 km/h über den Place d‘Arc de Triomphe bis zum Schloss Versailles, wo der erste Wagen um 1010 Uhr eintrifft. Das Feld wird angeführt von dem Franzosen Louis Rigoulot auf einem Peugeot, gefolgt von Le Compte de Chasseloup-Laubat auf einem de Dion und Auguste Doriot, ebenfalls auf Peugeot. Johannes Thurn, der einzige Deutsche in diesem Rennen, liegt mit seinem Benz auf einem hervorragenden fünften Platz.
Nach einer Pause wird das Feld um 1205 Uhr neu gestartet. Louis Rigoulot wird mit seinem Peugeot als erster auf die Strecke geschickt, die weiteren Fahrer folgen genau in dem Abstand ihres Eintreffens in Versailles. Als letzter Fahrer verlässt Georges Osmont auf seinem motorisierten Zweirad um 1315 Uhr die Stadt. Es sind noch 21 von 22 gestarteten Wagen im Rennen. Alle diese Wagen sind technisch vollkommen in Ordnung.
Um 1419 Uhr trifft der erste Fahrer in Étampes ein. Es ist der Comte de Chasseloup Laubat mit seinem de Dion, der zwei Stunden zuvor noch auf dem zweiten Platz hinter dem Führenden Louis Rigoulot gelegen hatte. Nun hat der Comte 16 Minuten Vorsprung vor Émile Levassor auf Panhard und weitere 8 Minuten auf Louis Rigoulot. Um 1455 Uhr wird die Zeit von Auguste Doriot gemessen, der als Vierter den Kontrollpunkt erreicht. Der einzige Deutsche im Feld, Johannes Thum, erscheint mit seinem Benz als Achter um 1555 Uhr. Zwischen dem Vierten und dem Achten liegen Prévost, Jules-Albert de Dion, und Émile Mayade. Noch 18 von 22 Fahrzeugen sind im Rennen. Die Zeiten der Ankünfte in Étampes:
01. 1419 Uhr - Comte de Chasseloup Laubat
02. 1435 Uhr - Émile Levassor
03. 1443 Uhr - Louis Rigoulot
04. 1455 Uhr - Auguste Doriot
05. 1505 Uhr - Charles Prévost
06. 1546 Uhr - Jules-Albert de Dion
07. 1550 Uhr - Émile Mayade
08. 1555 Uhr - Johannes Thum
09. 1600 Uhr - Boulanger
10. 1605 Uhr - Félix Millet
11. 1605 Uhr - Amédée Bollée
12. 1605 Uhr - Émile Roger
13. 1605 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
14. 1625 Uhr - Georges Osmont
15. 1640 Uhr - Léon Serpollet
16. 1705 Uhr - Frédéric / Paul Thaillier
18. 1800 Uhr - Charles Jeantaud

Um 1634 Uhr erreicht der Führende Comte de Chasseloup Laubat auf seinem de Dion als Erster den Kontrollpunkt in Orléans. Noch sind 17 von 22 Fahrzeugen im Rennen; Félix Millet setzt seine Fahrt von hier aus wegen technischer Probleme nicht mehr fort. Jules-Albert de Dion, beim vorigen Kontrollpunkt noch auf Position 6 liegend, kommt erst als Zehnter ins Ziel. Die Zeiten der Ankünfte in Orléans:
01. 1634 Uhr - Comte de Chasseloup Laubat
02. 1640 Uhr - Émile Levassor
03. 1713 Uhr - Louis Rigoulot
04. 1736 Uhr - Auguste Doriot
05. 1740 Uhr - Charles Prévost
06. 1848 Uhr - Boulanger
07. 1856 Uhr - Johannes Thum
08. 1857 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
09. 1859 Uhr - Amédée Bollée
10. 1901 Uhr - Jules-Albert de Dion
11. 1954 Uhr - Émile Roger
12. 2009 Uhr - Léon Serpollet
13. 2119 Uhr - Émile Mayade
14. 2138 Uhr - Frédéric / Paul Thaillier
15. 2146 Uhr - Georges Osmont
16. 2146 Uhr - Charles Jeantaud (?)
17. 2203 Uhr - Pierre Gautier

Obwohl es keine Verpflichtung gibt, auch den Kontrollpunkt in Blois anzufahren, lassen sich die fünf führenden Fahrer dies nicht nehmen. Um 1822 Uhr ist der Comte de Chasseloup Laubat immer noch in Führung, gefolgt von Émile Levassor, dessen Abstand zum Führenden wieder auf 20 Minuten angewachsen ist. 71 Minuten nach dem Führenden erreicht Louis Rigoulot die Stadt, gefolgt von Prévost und Auguste Doriot.
Nächster offizieller Kontrollpunkt ist Tours. Da der seit Étampes führende Comte de Chasseloup Laubat in der Nähe von Tours einen Unfall hat, gelingt es Émile Levassor, ihn zu überholen und um 2045 Uhr als Erster anzukommen. Der Comte liegt nunmehr 65 Minuten hinter Levassor, gefolgt von Louis Rigoulot, der gegen 2210 Uhr in Tours ankommt. Hinter ihm sind Prévost und Auguste Doriot. Bis Mitternacht erreicht kein weiterer der noch 15 Fahrer die Stadt. Da Émile Levassor später vom Rennen disqualifiziert wird, wird Comte Gaston de Chasseloup Laubat zum Sieger der Tagesetappe erklärt werden. Die Zeiten der Ankünfte am Hotel du Faisan in Tours:
01. 2045 Uhr - Émile Levassor
02. 2150 Uhr - Comte de Chasseloup Laubat
03. 2210 Uhr - Louis Rigoulot
04. 2240 Uhr - Charles Prévost
05. 2245 Uhr - Auguste Doriot
06. 2400 Uhr - Boulanger

12.06.1895
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Französische Republik

Nach Mitternacht kommen weitere Fahrer am Kontrollpunkt am Hotel du Faisan in Tours an:
07. 0040 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
08. 0112 Uhr - Johannes Thum
09. 0225 Uhr - Jules-Albert de Dion
10. 0228 Uhr - Émile Roger
11. 0312 Uhr - Léon Serpollet
12. 0333 Uhr - Émile Mayade
13. 0703 Uhr - Georges Osmont

Um 0045 Uhr erreicht Émile Levassor den Kontrollpunkt vor dem Hôtel Tribot in Poitiers. Über zwei Stunden hinter ihm ist Louis Rigoulot vor Auguste Doriot. Der Deutsche Johannes Thum, der 6 Stunden und 50 Minuten zurückliegt, fährt nach dem Ausfall des Comte de Chasseloup Laubat nunmehr auf dem siebten Platz. Es sind nur noch 14 Fahrer im Rennen. Die Ankunftszeiten am Hotel Tribot in Poitiers:
01. 0045 Uhr - Émile Levassor
02. 0247 Uhr - Louis Rigoulot
03. 0300 Uhr - Auguste Doriot
04. 0329 Uhr - Charles Prévost
05. 0512 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
06. 0550 Uhr - Boulanger
07. 0735 Uhr - Johannes Thum
08. 0816 Uhr - Léon Serpollet
09. 0826 Uhr - Émile Mayade
10. 0850 Uhr - Émile Roger
11. 0930 Uhr - Jules-Albert de Dion
12. 1128 Uhr - Georges Osmont
13. später - Amédée Bollée
14. später - die Brüder Michelin

Um 0525 Uhr trifft der führende Fahrer Émile Levassor am Buffet de la gare in Angoulême ein. Er hat einen Vorsprung von 3 Stunden und 15 Minuten auf seinen Verfolger Louis Rigoulot. Der zweite Platz wird hart bekämpft, denn Auguste Doriot ist nur drei, Prévost lediglich fünf Minuten hinter ihm. Es sind weiterhin noch 14 von 22 Fahrern im Rennen. Die Ankunftszeiten in Angoulême:
01. 0525 Uhr - Émile Levassor
02. 0840 Uhr - Louis Rigoulot
03. 0843 Uhr - Auguste Doriot
04. 0845 Uhr - Charles Prévost
05. 1119 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
06. 1145 Uhr - Boulanger
07. 1329 Uhr - Johannes Thum
08. 1522 Uhr - Léon Serpollet
09. 1830 Uhr - Jules-Albert de Dion
10. 1855 Uhr - Georges Osmont
11. später - Émile Mayade
12. später - Émile Roger
13. später - Amédée Bollée
14. später - die Brüder Michelin

Um 1038 Uhr überquert Émile Levassor mit seinem Panhard die „Halb-Ziellinie“ in Bordeaux und lässt sich fünf Minuten lang mit Champagner feiern. Er kann sich diese Auszeit leisten, liegt er doch 3 Stunden und 32 Minuten vor dem Zweitplatzierten Louis Rigoulot auf Peugeot. Dritter im Feld ist Auguste Doriot auf Peugeot. Der Deutsche Johannes Thum ist inzwischen Sechster und kommt um 2245 Uhr an dem Kontrollpunkt bei den Alleen von Tourny an. Die weiteren sechs Fahrer, die noch im Rennen sind, werden an diesem Tag Bordeaux nicht mehr erreichen.
Um 1208 Uhr hat der Wagen von Levassor bei Arveyres einen Unfall und wird schnell repariert. Die Ankunftszeiten in Bordeaux:
01. 1038 Uhr - Émile Levassor
02. 1410 Uhr - Louis Rigoulot
03. 1528 Uhr - Auguste Doriot
04. 1723 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
05. 1920 Uhr - Boulanger
06. 2245 Uhr - Johannes Thum

Die Spitzengruppe des 1178 Kilometer langen Autorennens Paris-Bordeaux-Paris, bei dem noch neun Fahrer im Rennen sind, erreicht am selben Tag noch das Buffet de la gare in Angoulême mit folgenden Ankunftszeiten:
01. 1628 Uhr - Émile Levassor
02. 2015 Uhr - Louis Rigoulot
03. 2350 Uhr - Auguste Doriot

Dem Spitzenreiter Émile Levassor gelingt noch die Ankunft in Poitiers um 2150 Uhr.

13.06.1895
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Französische Republik

Während die drei Franzosen Émile Levassor, Louis Rigoulot und Auguste Doriot noch am Vortag Angoulême erreichten, ist die Verfolgergruppe noch in Bordeaux in folgender Reihenfolge angekommen:
07. 0022 Uhr - Émile Mayade
08. 0115 Uhr - Léon Serpollet
09. 0720 Uhr - Émile Roger
10. 0945 Uhr - Amédée Bollée
11. 1222 Uhr - Charles Prévost
12. 1245 Uhr - die Brüder Michelin

In Angoulême kommt nun das weitere Fahrerfeld an:
04. 0420 Uhr - Charles Prévost
05. 0716 Uhr - Johannes Thum
06. 0950 Uhr - Léon Serpollet
07. 1007 Uhr - Émile Mayade
08. 1255 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
09. später - Charles Prévost
10. später - Amédée Bollée
11. später - die Brüder Michelin

In Tours ist der nächste Kontrollpunkt des Fahrerfeldes. Es sind noch zehn Fahrer im Rennen. Die Reihenfolge der Durchfahrt ist:
01. 0210 Uhr - Émile Levassor
02. 0700 Uhr - Louis Rigoulot
03. 1220 Uhr - Auguste Doriot
04. 1237 Uhr - Isaac / Paul Koechlin
05. 1945 Uhr - Johannes Thum
06. 2020 Uhr - Boulanger
07. später - Léon Serpollet
08. später - Émile Mayade
09. später - Amédée Bollée
10. später - die Brüder Michelin

Um 1257 Uhr wird Émile Levassor mit seinem Panhard nach 48 Stunden und 44 Minuten erster Sieger eines Langstreckenrennens im Automobilsport. Der Zweite, Louis Rigoulot, trifft mit seinem Peugeot um 1837 Uhr nach 54 Stunden und 53 Minuten ein. Als Dritter kommt Auguste Doriot, ebenfalls mit einem Peugeot, nach 59 Stunden und 49 Minuten ins Ziel. Alle drei sind Franzosen.

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit
1 Frankreich.png Émile Levassor Frankreich.png Panhard & Levassor 48:44
2 Frankreich.png Louis Rigoulot Frankreich.png Peugeot 54:53
3 Frankreich.png Paul Koechlin Frankreich.png Peugeot 59:49
14.06.1895
Frankreich.png
Französische Republik

Beim 1178 Kilometer langen Langstreckenrennen Paris-Bordeaux-Paris, das gestern von drei Franzosen gewonnen wurde, treffen weitere Fahrer ein: Um 0002 Isaac und Paul Koechlin auf Peugeot nach 59 Stunden und 48 Minuten, um 1122 Uhr der einzige Deutsche im Feld Johannes Thum auf Benz, um 1655 Uhr Émile Mayade auf Panhard, um 1700 Uhr Belanger und H. Panhard ebenfalls auf Panhard und um 2215 Émile Roger auf Roger. Nur Amédée Bollée und die Brüder Michelin sind noch unterwegs.
Inzwischen hat die Rennleitung entschieden, dass den beiden Siegern, Émile Levassor und Louis Rigoulot, der Sieg und der zweite Platz aberkannt werden, da sie mit leichteren Zweisitzern unterwegs waren, was ihnen einen Vorteil gegenüber den schwereren Viersitzern brachte. Durch diese Verschiebung ist nun Paul Koechlin auf Peugeot der Sieger vor Auguste Doriot, ebenfalls Peugeot und dem einzigen Deutschen im Feld, Johannes Thum auf Benz. Koechlin kassiert eine Siegprämie von 31.500 Französischen Francs. Moralischer Sieger, auch aus der Sicht des Publikums, ist jedoch Levassor. Das Rennen bringt den Triumph der Benzinwagen gegenüber den dampfbetriebenen, da alle neun Fahrzeuge im Ziel vierrädrige Benziner sind; neben den siegreichen Marken Panhard und Peugeot sind dies Benz und Roger-Benz sowie eine Amédée Bollée Voiturette. Die ausgeschiedenen Dampfwagen stammen von führenden Herstellern wie Serpollet oder De Dion-Bouton (chauffiert von Comte Gaston de Chasseloup-Laubat), ferner zwei Gautier-Wehrlé und ein Rossel, Ebenfalls nicht ins Ziel kommen der Jeantaud-Elektrowagen, die teilnehmenden Motorräder der Marken Winke & Delmer, Hildebrand & Wolfmüller (beide bis Angoulême) und Millet (mit Umlaufmotor im Hinterrad; bis Orléans). Der Peugeot der Michelin-Brüder, der ausgerechnet wegen Reifenproblemen nach 100 Stunden aus dem Rennen genommen wird, wird erst morgen Abend in Paris eintreffen. Dennoch bleibt die Teilnahme der Brüder Michelin ein historisches Ereignis, denn diese fahren als Erste mit Schlauchreifen. Auch wenn sie sehr spät eintreffen, ist nicht zu leugnen, dass ihr Experiment als erfolgreich anzusehen ist. Émile Levassor, der nur „Sieger der Herzen“ geworden ist, bleibt der Trost, dass er wenigstens den bestehenden Rekord der Radfahrer auf dieser Strecke gebrochen hat. Der korrigierte Zieleinlauf des ersten Langstreckenrennens der Welt:

Das Ergebnis des 1er GRAND PRIX D'AUTOMOBILE CLUB DE FRANCE A.C.F. 1895
Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit/Ausfall
1 Frankreich.png Paul Koechlin Frankreich.png Peugeot 59:48
2 Frankreich.png Auguste Doriot Frankreich.png Peugeot 59:49
3 Deutsches Reich.png Johannes Thum Deutsches Reich.png Benz 64:30
4 Frankreich.png Émile Mayade Frankreich.png Panhard 72:14
5 Frankreich.png Boulanger Frankreich.png Panhard 78:07
6 Frankreich.png Émile Roger Frankreich.png Roger 82:48
7 Frankreich.png Amédée Bollée Frankreich.png Bollée 90:03
DNF Frankreich.png André Michelin Frankreich.png Peugeot Reifen
DNF Frankreich.png Charles Prévost Frankreich.png Panhard Rad
DNF Frankreich.png Comte Gaston de Chasseloup Laubat Frankreich.png de Dion Getriebe
DSQ Frankreich.png Émile Levassor Frankreich.png Panhard 48:44
DSQ Frankreich.png Louis Rigoulot Frankreich.png Peugeot 54:53
01.11.1895
USA 1891-1896.png
Vereinigte Staaten von Amerika

In den USA wird der erste Automobilclub gegründet. Er trägt den Namen "The American Motor League".

02.11.1895
USA 1891-1896.png
Vereinigte Staaten von Amerika

Der Chicago Times-Herald Expo Run wurde sehr kurzfristig angesetzt. Die Strecke führt über 151 km von Chicago nach Waukegan und zurück. Eigentlich sollte dies der Chicago Times-Herald Contest werden, der ursprünglich auf dieses Datum angesetzt war. Das Interesse war enorm; es gingen fast 100 Anmeldungen für einen Startplatz ein. Allerdings kam es in der Folge zu zahlreichen, kurzfristigen Absagen wegen nicht startbereiten Fahrzeugen. Daraufhin wurde dieses Rennen auf den 28. November verlegt. Um dem Publikum dennoch etwas zu bieten und das Interesse am Hauptrennen zu erhalten, wird jetzt stattdessen auf der vorgesehenen Route der "Expo Run" durchgeführt. Für die Teilnehmer am eigentlichen Contest wird der Expo Rund jedoch nicht attraktiv sein, da ein erhebliches Unfallrisiko besteht oder das Fahrzeug mit einem nicht rechtzeitig reparablen Defekt am Herald-contest ausfallen könnte. Daher ist nachvollziehbar, dass die Fahrer ihr Material schonen. Mehrere der für den Contest gemeldeten Rennwagen werden lediglich ausgestellt und nur zwei Teilnehmer starten tatsächlich zur „Wettfahrt“. J. Frank Duryea scheidet aus. Noch vor Waukegan landete sein Buggyaut im Straßengraben, als ein Pferdefuhrwerk beim Überholen ausschert. Das Fahrzeug muss zur Reparatur nach Hause geschickt werden. Davor hatte sich gezeigt, dass es deutlich schneller ist als der Mueller-Benz. Als Folge des Unfalls kommt Oscar Mueller als Einziger ins Ziel:
1 USA 1891-1896.png Oscar Mueller auf Mueller-Benz, Zeit: 8:42
DNF USA 1891-1896.png J. Frank Duryea auf Duryea, keine Zeitnahme

05.11.1895
Frankreich.png
Französische Republik

In Frankreich gründet der französische Autorennfahrer Albert Comte de Dion zusammen mit anderen Automobilenthusiasten den "Automobile Club de France" (ACF), eine Vereinigung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Autofahren publik zu machen und Autorennen zu organisieren und auch durchzuführen.

12.11.1895
Frankreich.png Belgien.png
Französische Republik / Königreich Belgien

Der Frankobelgier Baron de Zuylen, in Belgien bekannt unter dem Namen Étienne van Zuylen van Nyevelt, wird zum ersten Präsidenten des Automobilclubs von Frankreich (ACF) gewählt. Van Zuylen ist aktiver Autorennfahrer, ebenso seine Gemahlin.

28.11.1895
USA 1891-1896.png
Vereinigte Staaten von Amerika
James Frank Duryea
America's First Car Race Map 1895

Die eigentliche Geschichte des Motorsports in den USA beginnt am Thanksgiving Day des Jahres 1895. An diesem Tag mit dem "Chicago Times-Herald Contest" findet eine Veranstaltung statt, die gelegentlich auch als das erste Autorennen in den Vereinigten Staaten bezeichnet wird, obwohl das genau genommen nicht zutrifft. Sie ist jedoch die erste ihrer Art, die in den USA ein breites öffentliches Interesse zu wecken vermag und so einen entscheidenden Anstoß zur Motorisierung im Land bietet, außerdem ist es ein Rennen ohne Wagen, die mit Dampf angetrieben werden. Die teilnehmenden Fahrzeuge müssen mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, da ein Schiedsrichter in jedem Auto mitfahren soll. Zu diesen gehörten Persönlichkeiten wie Hiram Percy Maxim oder Charles Brady King; sie werden den jeweiligen Fahrzeugen per Losentscheid zugeteilt. King ist einer der Konstrukteure, die ihre Anmeldung zurückziehen mussten, weil das Auto nicht startbereit war. Nach Absagen und Disqualifikationen blieben 79 Anmeldungen übrig. Vor dem Rennen hat es drei Tage lang heftig geschneit. Kurzfristig wird daher entschieden, das Rennen in verkürzter Form zu starten; statt bis Waukegan führt die Strecke nun nur noch von Chicago nach Evanston, Illinois, und zurück. Die Entscheidung, das Rennen überhaupt durchzuführen, führt dazu, dass sich weitere Gemeldete zurückziehen. Es bleiben - vorerst - 31 übrig. Nur acht erscheinen tatsächlich; drei bleiben schon beim Start liegen. Einer der Favoriten, Oscar Mueller, geht das Rennen nach hektischen Reparaturen mit über einer Stunde Verspätung an. Viele Fahrer ziehen es vor, ohne Abmeldung fernzubleiben, so auch Edward Joel Pennington, der sich zu dieser Zeit bereits nach Großbritannien eingeschifft hat und so nach Meinung der Presse unter Beweis stellt, dass er nie ernsthaft teilnehmen wollte. Im Feld der Startenden sind zwei "Electrics"; drei der Benziner sind Benz-Konstruktionen, die von ihren Besitzern an die schlechten Straßen in den USA angepasst wurden. Besonderes Pech hat Elwood Haynes, ein weiterer Favorit: Er erleidet in Chicago noch während der Anfahrt zur Veranstaltung einen Unfall mit Totalschaden. Auch während des Rennens herrscht Schneefall und eisige Kälte. Nur zwei der sechs Starter erreichen das Ziel. Als erster fällt John Chester mit dem De la Vergne-Benz aus. Oscar Mueller bricht eine Stunde vor dem Ziel vor Kälte und Erschöpfung zusammen; sein Schiedsrichter lenkt das Auto über die Ziellinie. Auf der 87,484 km langen Strecke erreicht der Sieger eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 8,425 10,4 km/h, also viel langsamer als ein Fahrrad. Das Ergebnis:
1 USA 1891-1896.png J. Frank Duryea auf Duryea, Zeit: 10:23"
2 USA 1891-1896.png Oscar Mueller auf Mueller-Benz, Zeit: 10:47"
3 USA 1891-1896.png Jerry O'Connor auf Macy-Roger-Benz, Zeit: 39:00"

05.12.1895
USA 1891-1896.png
Vereinigte Staaten von Amerika

Die Preise für den am 28. November durchgeführten "Chicago Times-Herald Contest" werden verliehen: James Frank Duryea erhält 2000 US-Dollar für die beste Leistung, die höchste Geschwindigkeit und die beste Festigkeit und Kompaktheit seiner Konstruktion. 1500 US-Dollar erhält die Firma Müller-Benz für die Leistung und Wirtschaftlichkeit der Maschine, 500 US-Dollar gehen an Macy-Roger-Benz für seine Teilnahme am Rennen. Es wurden zahlreiche Sicherheitstests für das tatsächliche Rennen durchgeführt, dem acht Autos unterzogen wurden, die sechs Teilnehmer des Rennens sowie zwei weitere, beide mit Ölantrieb: Haynes und Apperson und Lewis. Die Tests, die von den beiden amerikanischen Ingenieuren J. Lundie und L. Summers kuratiert wurden, zeigten die besten Eigenschaften und die besten Erträge der gleichen Fahrzeuge, die den Chicago-Evanston-Chicago absolviert hatten: den Duryea und die beiden „abgeleiteten Autos“ Benz, der Müller-Benz und der Macy-Roger-Benz.

Dezember 1895
Großbritannien.png
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Auf Initiative von Sir David Salomon wird in Großbritannien die "Self Propelled Traffic Association" gegründet: Neben einem erklärten allgemeinen Engagement für die Verbreitung der mechanischen Fortbewegung setzth die neue Vereinigung zum Ziel, das geltende veraltete und sehr strenge Gesetz zum Fahren mit motorisierten Autos, das diese Art der Fortbewegung eher behindert als fördert, abzuschaffen.

Inoffizielle Wertung des bisher einzigen internationalen Autorennens
(fand im Vorjahr statt)
Um über die Jahrzehnte hinweg einen Vergleich der besten Fahrer und der besten Fabrikate zu realisieren, ist eine inoffizielle Wertung nötig. Die "ewige Wertung" bei Oteripedia erfolgt so:
  • Gewertet werden nur internationale Rennen, bei denen mindestens ein ausländischer Fahrer unter den ersten Zehn verzeichnet wird.
  • Gewertet werden nur Rennen, die mindestens über 100 Kilometer gehen.
  • Der Sieger erhält 10 Punkte, der Zweite 9 Punkte und so weiter bis zum Zehnten, der 1 Punkt erhält. Kommen keine 10 Fahrzeuge ins Ziel oder ist die Reihenfolge des Eintreffens im Ziel nicht mehr genau bekannt, werden die entsprechenden Punkte nicht mehr vergeben.
  • Bei Langstreckenrennen, die in Etappen gefahren werden, kann es einen Extrapunkt für jeden Etappensieg geben, außerdem gibt es von der Einführung der Rundrennen an einen Punkt für die schnellste gefahrene Runde im Rennen, auch wenn das Fahrzeug nicht ins Ziel gekommen ist.
  • Für die Qualifikationsrunden zur Startaufstellung wird später die Pole Position mit einem Punkt bewertet werden.
  • Solange es noch keine "Rennställe" gibt, werden die Punkte bei der Konstrukteurswertung geteilt, wenn Motorhersteller und Konstrukteur der Karosserie bekannt sind.
  • Wechseln sich Fahrer ab, werden diese Punkte ebenfalls geteilt, und zwar geteilt durch die Anzahl der Beteiligten und nicht der zurückgelegten Kilometer.

Erfolgreichster Fahrer und erster inoffizieller Weltmeister des Automobilrennsportes ist der Franzose Paul Koechlin.