Formel 1 - 1895: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
__NOTOC__ | __NOTOC__ | ||
<font face="Verdana"> | <font face="Verdana"> | ||
− | |||
[[Datei:F1.png|thumb|150px|left]] [[Datei:Frankreich.png|150px|right]] | [[Datei:F1.png|thumb|150px|left]] [[Datei:Frankreich.png|150px|right]] | ||
Zeile 17: | Zeile 16: | ||
| style="width:20%" | || style="width:80%" | <center> '''Ereignisse''' </center> | | style="width:20%" | || style="width:80%" | <center> '''Ereignisse''' </center> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.05|18.05.1895]]''' <br> [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] <center> || '''[[Königreich Italien 1895|Königreich Italien]]''' <br> | + | | <center> '''[[Chronik 1895.05|18.05.1895]]''' <br> [[Datei:Italien 1861-1946.png|70px]] </center> || '''[[Königreich Italien 1895|Königreich Italien]]''' <br> |
Heute findet das '''Experimento di Corsa di Veicoli Automotori 1895''' statt, das erste Autorennen in Italien und das vierte der Geschichte überhaupt. Auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin wird eine Strecke von 93 Kilometern zurückgelegt. Fünf Fahrzeuge stehen am Start, jedoch kommen nur drei ins Ziel. Der Start erfolgt um 0730 Uhr in Moncalieri südlich von Turin. Exakt drei Stunden später trifft der italienische Ingenieur Simone Federmann mit seinem Daimler „Omnibus“ in Asti auf der Piazza Alfieri ein. Erst eineinhalb Stunden später folgen die Motorräder des Italieners Giovanni Battista Ceirano und der Deutsche Alois Wolfsmuller. Der Italiener Cleto Brena trifft mit seinem Benz erst um 14 Uhr in Asti ein und entschließt sich, das Rennen "wegen Müdigkeit in den Beinen" nicht fortzusetzen. Auch das dritte Auto, Sclaverani in einem Eigenbau, kommt nicht viel weiter: Er stellt seinen Wagen mit Motorproblemen vor Villafranca d’Asti ab. Währenddessen führt Simone Federmann weiterhin das kleine Feld an und geht schließlich nach sechseinhalb Stunden Fahrt als Erster durchs Ziel in Turin. Die beiden Motorradfahrer treffen nach ihm ein. Federmanns Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 15,5 km/h; sein viersitziger „Omnibus“ der Firma Daimler wird ein Vorläufer für spätere Limousinen. <br> | Heute findet das '''Experimento di Corsa di Veicoli Automotori 1895''' statt, das erste Autorennen in Italien und das vierte der Geschichte überhaupt. Auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin wird eine Strecke von 93 Kilometern zurückgelegt. Fünf Fahrzeuge stehen am Start, jedoch kommen nur drei ins Ziel. Der Start erfolgt um 0730 Uhr in Moncalieri südlich von Turin. Exakt drei Stunden später trifft der italienische Ingenieur Simone Federmann mit seinem Daimler „Omnibus“ in Asti auf der Piazza Alfieri ein. Erst eineinhalb Stunden später folgen die Motorräder des Italieners Giovanni Battista Ceirano und der Deutsche Alois Wolfsmuller. Der Italiener Cleto Brena trifft mit seinem Benz erst um 14 Uhr in Asti ein und entschließt sich, das Rennen "wegen Müdigkeit in den Beinen" nicht fortzusetzen. Auch das dritte Auto, Sclaverani in einem Eigenbau, kommt nicht viel weiter: Er stellt seinen Wagen mit Motorproblemen vor Villafranca d’Asti ab. Währenddessen führt Simone Federmann weiterhin das kleine Feld an und geht schließlich nach sechseinhalb Stunden Fahrt als Erster durchs Ziel in Turin. Die beiden Motorradfahrer treffen nach ihm ein. Federmanns Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 15,5 km/h; sein viersitziger „Omnibus“ der Firma Daimler wird ein Vorläufer für spätere Limousinen. <br> | ||
Das Ergebnis: <br> | Das Ergebnis: <br> | ||
'''1''' [[Datei:Italien 1861-1946.png|25px]] '''Simone Federmann''' auf '''Daimler''', Zeit: '''6:00''' <br> | '''1''' [[Datei:Italien 1861-1946.png|25px]] '''Simone Federmann''' auf '''Daimler''', Zeit: '''6:00''' <br> | ||
'''DNF''' [[Datei:Italien 1861-1946.png|25px]] '''Sclaverani''' auf '''Sclaverani'', ''Ausfall hinter Asti'' <br> | '''DNF''' [[Datei:Italien 1861-1946.png|25px]] '''Sclaverani''' auf '''Sclaverani'', ''Ausfall hinter Asti'' <br> | ||
− | '''DNF''' [[Datei:Italien 1861-1946.png|25px]] '''Cleto Brena''' auf '''Benz''', ''hinter Asti'' <br> | + | '''DNF''' [[Datei:Italien 1861-1946.png|25px]] '''Cleto Brena''' auf '''Benz''', ''Ausfall hinter Asti'' <br> |
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.05|11.06.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png | + | | <center> '''[[Chronik 1895.05|11.06.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png|70px]] </center> || '''[[Französische Republik 1895|Französische Republik]]''' <br> |
==<CENTER> '''1er GRAND PRIX D'AUTOMOBILE CLUB DE FRANCE A.C.F. 1895''' </CENTER>== | ==<CENTER> '''1er GRAND PRIX D'AUTOMOBILE CLUB DE FRANCE A.C.F. 1895''' </CENTER>== | ||
==<CENTER> '''Paris-Bordeaux-Paris''' </CENTER>== | ==<CENTER> '''Paris-Bordeaux-Paris''' </CENTER>== | ||
Zeile 48: | Zeile 47: | ||
16. 1705 Uhr - Frédéric / Paul Thaillier <br> | 16. 1705 Uhr - Frédéric / Paul Thaillier <br> | ||
18. 1800 Uhr - Charles Jeantaud <br> | 18. 1800 Uhr - Charles Jeantaud <br> | ||
− | + | <br> | |
Um 1634 Uhr erreicht der Führende Comte de Chasseloup Laubat auf seinem de Dion als Erster den Kontrollpunkt in Orléans. Noch sind 17 von 22 Fahrzeugen im Rennen; Félix Millet setzt seine Fahrt von hier aus wegen technischer Probleme nicht mehr fort. Jules-Albert de Dion, beim vorigen Kontrollpunkt noch auf Position 6 liegend, kommt erst als Zehnter ins Ziel. Die Zeiten der Ankünfte in '''Orléans''': <br> | Um 1634 Uhr erreicht der Führende Comte de Chasseloup Laubat auf seinem de Dion als Erster den Kontrollpunkt in Orléans. Noch sind 17 von 22 Fahrzeugen im Rennen; Félix Millet setzt seine Fahrt von hier aus wegen technischer Probleme nicht mehr fort. Jules-Albert de Dion, beim vorigen Kontrollpunkt noch auf Position 6 liegend, kommt erst als Zehnter ins Ziel. Die Zeiten der Ankünfte in '''Orléans''': <br> | ||
01. 1634 Uhr - Comte de Chasseloup Laubat <br> | 01. 1634 Uhr - Comte de Chasseloup Laubat <br> | ||
Zeile 67: | Zeile 66: | ||
16. 2146 Uhr - Charles Jeantaud (?) <br> | 16. 2146 Uhr - Charles Jeantaud (?) <br> | ||
17. 2203 Uhr - Pierre Gautier <br> | 17. 2203 Uhr - Pierre Gautier <br> | ||
− | + | <br> | |
Obwohl es keine Verpflichtung gibt, auch den Kontrollpunkt in Blois anzufahren, lassen sich die fünf führenden Fahrer dies nicht nehmen. Um 1822 Uhr ist der Comte de Chasseloup Laubat immer noch in Führung, gefolgt von Émile Levassor, dessen Abstand zum Führenden wieder auf 20 Minuten angewachsen ist. 71 Minuten nach dem Führenden erreicht Louis Rigoulot die Stadt, gefolgt von Prévost und Auguste Doriot. <br> | Obwohl es keine Verpflichtung gibt, auch den Kontrollpunkt in Blois anzufahren, lassen sich die fünf führenden Fahrer dies nicht nehmen. Um 1822 Uhr ist der Comte de Chasseloup Laubat immer noch in Führung, gefolgt von Émile Levassor, dessen Abstand zum Führenden wieder auf 20 Minuten angewachsen ist. 71 Minuten nach dem Führenden erreicht Louis Rigoulot die Stadt, gefolgt von Prévost und Auguste Doriot. <br> | ||
Nächster offizieller Kontrollpunkt ist Tours. Da der seit Étampes führende Comte de Chasseloup Laubat in der Nähe von Tours einen Unfall hat, gelingt es Émile Levassor, ihn zu überholen und um 2045 Uhr als Erster anzukommen. Der Comte liegt nunmehr 65 Minuten hinter Levassor, gefolgt von Louis Rigoulot, der gegen 2210 Uhr in Tours ankommt. Hinter ihm sind Prévost und Auguste Doriot. Bis Mitternacht erreicht kein weiterer der noch 15 Fahrer die Stadt. ''Da Émile Levassor später vom Rennen disqualifiziert wird, wird '''Comte Gaston de Chasseloup Laubat''' zum '''Sieger der Tagesetappe''' erklärt werden.'' Die Zeiten der Ankünfte am Hotel du Faisan in '''Tours''': <br> | Nächster offizieller Kontrollpunkt ist Tours. Da der seit Étampes führende Comte de Chasseloup Laubat in der Nähe von Tours einen Unfall hat, gelingt es Émile Levassor, ihn zu überholen und um 2045 Uhr als Erster anzukommen. Der Comte liegt nunmehr 65 Minuten hinter Levassor, gefolgt von Louis Rigoulot, der gegen 2210 Uhr in Tours ankommt. Hinter ihm sind Prévost und Auguste Doriot. Bis Mitternacht erreicht kein weiterer der noch 15 Fahrer die Stadt. ''Da Émile Levassor später vom Rennen disqualifiziert wird, wird '''Comte Gaston de Chasseloup Laubat''' zum '''Sieger der Tagesetappe''' erklärt werden.'' Die Zeiten der Ankünfte am Hotel du Faisan in '''Tours''': <br> | ||
Zeile 77: | Zeile 76: | ||
06. 2400 Uhr - Boulanger <br> | 06. 2400 Uhr - Boulanger <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.06|12.06.1895]]''' <center> || <br> | + | | <center> '''[[Chronik 1895.06|12.06.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png|70px]] </center> || '''[[Französische Republik 1895|Französische Republik]]''' <br> |
Nach Mitternacht kommen weitere Fahrer am Kontrollpunkt am Hotel du Faisan in '''Tours''' an: <br> | Nach Mitternacht kommen weitere Fahrer am Kontrollpunkt am Hotel du Faisan in '''Tours''' an: <br> | ||
07. 0040 Uhr - Isaac / Paul Koechlin <br> | 07. 0040 Uhr - Isaac / Paul Koechlin <br> | ||
Zeile 86: | Zeile 85: | ||
12. 0333 Uhr - Émile Mayade <br> | 12. 0333 Uhr - Émile Mayade <br> | ||
13. 0703 Uhr - Georges Osmont <br> | 13. 0703 Uhr - Georges Osmont <br> | ||
− | + | <br> | |
Um 0045 Uhr erreicht Émile Levassor den Kontrollpunkt vor dem Hôtel Tribot in Poitiers. Über zwei Stunden hinter ihm ist Louis Rigoulot vor Auguste Doriot. Der Deutsche Johannes Thum, der 6 Stunden und 50 Minuten zurückliegt, fährt nach dem Ausfall des Comte de Chasseloup Laubat nunmehr auf dem siebten Platz. Es sind nur noch 14 Fahrer im Rennen. Die Ankunftszeiten am Hotel Tribot in '''Poitiers''': <br> | Um 0045 Uhr erreicht Émile Levassor den Kontrollpunkt vor dem Hôtel Tribot in Poitiers. Über zwei Stunden hinter ihm ist Louis Rigoulot vor Auguste Doriot. Der Deutsche Johannes Thum, der 6 Stunden und 50 Minuten zurückliegt, fährt nach dem Ausfall des Comte de Chasseloup Laubat nunmehr auf dem siebten Platz. Es sind nur noch 14 Fahrer im Rennen. Die Ankunftszeiten am Hotel Tribot in '''Poitiers''': <br> | ||
01. 0045 Uhr - Émile Levassor <br> | 01. 0045 Uhr - Émile Levassor <br> | ||
Zeile 102: | Zeile 101: | ||
13. später - Amédée Bollée <br> | 13. später - Amédée Bollée <br> | ||
14. später - die Brüder Michelin <br> | 14. später - die Brüder Michelin <br> | ||
− | + | <br> | |
Um 0525 Uhr trifft der führende Fahrer Émile Levassor am Buffet de la gare in Angoulême ein. Er hat einen Vorsprung von 3 Stunden und 15 Minuten auf seinen Verfolger Louis Rigoulot. Der zweite Platz wird hart bekämpft, denn Auguste Doriot ist nur drei, Prévost lediglich fünf Minuten hinter ihm. Es sind weiterhin noch 14 von 22 Fahrern im Rennen. Die Ankunftszeiten in '''Angoulême''': <br> | Um 0525 Uhr trifft der führende Fahrer Émile Levassor am Buffet de la gare in Angoulême ein. Er hat einen Vorsprung von 3 Stunden und 15 Minuten auf seinen Verfolger Louis Rigoulot. Der zweite Platz wird hart bekämpft, denn Auguste Doriot ist nur drei, Prévost lediglich fünf Minuten hinter ihm. Es sind weiterhin noch 14 von 22 Fahrern im Rennen. Die Ankunftszeiten in '''Angoulême''': <br> | ||
01. 0525 Uhr - Émile Levassor <br> | 01. 0525 Uhr - Émile Levassor <br> | ||
Zeile 118: | Zeile 117: | ||
13. später - Amédée Bollée <br> | 13. später - Amédée Bollée <br> | ||
14. später - die Brüder Michelin <br> | 14. später - die Brüder Michelin <br> | ||
− | + | <br> | |
Um 1038 Uhr überquert Émile Levassor mit seinem Panhard die „Halb-Ziellinie“ in Bordeaux und lässt sich fünf Minuten lang mit Champagner feiern. Er kann sich diese Auszeit leisten, liegt er doch 3 Stunden und 32 Minuten vor dem Zweitplatzierten Louis Rigoulot auf Peugeot. Dritter im Feld ist Auguste Doriot auf Peugeot. Der Deutsche Johannes Thum ist inzwischen Sechster und kommt um 2245 Uhr an dem Kontrollpunkt bei den Alleen von Tourny an. Die weiteren sechs Fahrer, die noch im Rennen sind, werden an diesem Tag Bordeaux nicht mehr erreichen. <br> | Um 1038 Uhr überquert Émile Levassor mit seinem Panhard die „Halb-Ziellinie“ in Bordeaux und lässt sich fünf Minuten lang mit Champagner feiern. Er kann sich diese Auszeit leisten, liegt er doch 3 Stunden und 32 Minuten vor dem Zweitplatzierten Louis Rigoulot auf Peugeot. Dritter im Feld ist Auguste Doriot auf Peugeot. Der Deutsche Johannes Thum ist inzwischen Sechster und kommt um 2245 Uhr an dem Kontrollpunkt bei den Alleen von Tourny an. Die weiteren sechs Fahrer, die noch im Rennen sind, werden an diesem Tag Bordeaux nicht mehr erreichen. <br> | ||
Um 1208 Uhr hat der Wagen von Levassor bei Arveyres einen Unfall und wird schnell repariert. Die Ankunftszeiten in '''Bordeaux''': <br> | Um 1208 Uhr hat der Wagen von Levassor bei Arveyres einen Unfall und wird schnell repariert. Die Ankunftszeiten in '''Bordeaux''': <br> | ||
Zeile 127: | Zeile 126: | ||
05. 1920 Uhr - Boulanger <br> | 05. 1920 Uhr - Boulanger <br> | ||
06. 2245 Uhr - Johannes Thum <br> | 06. 2245 Uhr - Johannes Thum <br> | ||
− | + | <br> | |
Die Spitzengruppe des 1178 Kilometer langen Autorennens Paris-Bordeaux-Paris, bei dem noch neun Fahrer im Rennen sind, erreicht am selben Tag noch das Buffet de la gare in '''Angoulême''' mit folgenden Ankunftszeiten: <br> | Die Spitzengruppe des 1178 Kilometer langen Autorennens Paris-Bordeaux-Paris, bei dem noch neun Fahrer im Rennen sind, erreicht am selben Tag noch das Buffet de la gare in '''Angoulême''' mit folgenden Ankunftszeiten: <br> | ||
01. 1628 Uhr - Émile Levassor <br> | 01. 1628 Uhr - Émile Levassor <br> | ||
02. 2015 Uhr - Louis Rigoulot <br> | 02. 2015 Uhr - Louis Rigoulot <br> | ||
03. 2350 Uhr - Auguste Doriot <br> | 03. 2350 Uhr - Auguste Doriot <br> | ||
− | + | <br> | |
Dem Spitzenreiter Émile Levassor gelingt noch die Ankunft in '''Poitiers''' um 2150 Uhr. | Dem Spitzenreiter Émile Levassor gelingt noch die Ankunft in '''Poitiers''' um 2150 Uhr. | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.06|13.06.1895]]''' <center> || <br> | + | | <center> '''[[Chronik 1895.06|13.06.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png|70px]] </center> || '''[[Französische Republik 1895|Französische Republik]]''' <br> |
Während die drei Franzosen Émile Levassor, Louis Rigoulot und Auguste Doriot noch am Vortag Angoulême erreichten, ist die Verfolgergruppe noch in '''Bordeaux''' in folgender Reihenfolge angekommen: <br> | Während die drei Franzosen Émile Levassor, Louis Rigoulot und Auguste Doriot noch am Vortag Angoulême erreichten, ist die Verfolgergruppe noch in '''Bordeaux''' in folgender Reihenfolge angekommen: <br> | ||
07. 0022 Uhr - Émile Mayade <br> | 07. 0022 Uhr - Émile Mayade <br> | ||
Zeile 143: | Zeile 142: | ||
11. 1222 Uhr - Charles Prévost <br> | 11. 1222 Uhr - Charles Prévost <br> | ||
12. 1245 Uhr - die Brüder Michelin <br> | 12. 1245 Uhr - die Brüder Michelin <br> | ||
− | + | <br> | |
In '''Angoulême''' kommt nun das weitere Fahrerfeld an: <br> | In '''Angoulême''' kommt nun das weitere Fahrerfeld an: <br> | ||
04. 0420 Uhr - Charles Prévost <br> | 04. 0420 Uhr - Charles Prévost <br> | ||
Zeile 153: | Zeile 152: | ||
10. später - Amédée Bollée <br> | 10. später - Amédée Bollée <br> | ||
11. später - die Brüder Michelin <br> | 11. später - die Brüder Michelin <br> | ||
− | + | <br> | |
In '''Tours''' ist der nächste Kontrollpunkt des Fahrerfeldes. Es sind noch zehn Fahrer im Rennen. Die Reihenfolge der Durchfahrt ist: <br> | In '''Tours''' ist der nächste Kontrollpunkt des Fahrerfeldes. Es sind noch zehn Fahrer im Rennen. Die Reihenfolge der Durchfahrt ist: <br> | ||
01. 0210 Uhr - Émile Levassor <br> | 01. 0210 Uhr - Émile Levassor <br> | ||
Zeile 165: | Zeile 164: | ||
09. später - Amédée Bollée <br> | 09. später - Amédée Bollée <br> | ||
10. später - die Brüder Michelin <br> | 10. später - die Brüder Michelin <br> | ||
− | + | <br> | |
Um 1257 Uhr wird Émile Levassor mit seinem Panhard nach 48 Stunden und 44 Minuten erster Sieger eines Langstreckenrennens im Automobilsport. Der Zweite, Louis Rigoulot, trifft mit seinem Peugeot um 1837 Uhr nach 54 Stunden und 53 Minuten ein. Als Dritter kommt Auguste Doriot, ebenfalls mit einem Peugeot, nach 59 Stunden und 49 Minuten ins Ziel. Alle drei sind Franzosen. <br> | Um 1257 Uhr wird Émile Levassor mit seinem Panhard nach 48 Stunden und 44 Minuten erster Sieger eines Langstreckenrennens im Automobilsport. Der Zweite, Louis Rigoulot, trifft mit seinem Peugeot um 1837 Uhr nach 54 Stunden und 53 Minuten ein. Als Dritter kommt Auguste Doriot, ebenfalls mit einem Peugeot, nach 59 Stunden und 49 Minuten ins Ziel. Alle drei sind Franzosen. <br> | ||
{| class="wikitable" style="text-align:center" | {| class="wikitable" style="text-align:center" | ||
Zeile 181: | Zeile 180: | ||
|} | |} | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.06|14.06.1895]]''' <center> || <br> | + | | <center> '''[[Chronik 1895.06|14.06.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png|70px]] </center> || '''[[Französische Republik 1895|Französische Republik]]''' <br> |
Beim 1178 Kilometer langen Langstreckenrennen Paris-Bordeaux-Paris, das gestern von drei Franzosen gewonnen wurde, treffen weitere Fahrer ein: Um 0002 Isaac und Paul Koechlin auf Peugeot nach 59 Stunden und 48 Minuten, um 1122 Uhr der einzige Deutsche im Feld Johannes Thum auf Benz, um 1655 Uhr Émile Mayade auf Panhard, um 1700 Uhr Belanger und H. Panhard ebenfalls auf Panhard und um 2215 Émile Roger auf Roger. Nur Amédée Bollée und die Brüder Michelin sind noch unterwegs. <br> | Beim 1178 Kilometer langen Langstreckenrennen Paris-Bordeaux-Paris, das gestern von drei Franzosen gewonnen wurde, treffen weitere Fahrer ein: Um 0002 Isaac und Paul Koechlin auf Peugeot nach 59 Stunden und 48 Minuten, um 1122 Uhr der einzige Deutsche im Feld Johannes Thum auf Benz, um 1655 Uhr Émile Mayade auf Panhard, um 1700 Uhr Belanger und H. Panhard ebenfalls auf Panhard und um 2215 Émile Roger auf Roger. Nur Amédée Bollée und die Brüder Michelin sind noch unterwegs. <br> | ||
Inzwischen hat die Rennleitung entschieden, dass den beiden Siegern, Émile Levassor und Louis Rigoulot, der Sieg und der zweite Platz aberkannt werden, da sie mit leichteren Zweisitzern unterwegs waren, was ihnen einen Vorteil gegenüber den schwereren Viersitzern brachte. Durch diese Verschiebung ist nun Paul Koechlin auf Peugeot der Sieger vor Auguste Doriot, ebenfalls Peugeot und dem einzigen Deutschen im Feld, Johannes Thum auf Benz. Koechlin kassiert eine Siegprämie von 31.500 Französischen Francs. Moralischer Sieger, auch aus der Sicht des Publikums, ist jedoch Levassor. Das Rennen bringt den Triumph der Benzinwagen gegenüber den dampfbetriebenen, da alle neun Fahrzeuge im Ziel vierrädrige Benziner sind; neben den siegreichen Marken Panhard und Peugeot sind dies Benz und Roger-Benz sowie eine Amédée Bollée Voiturette. Die ausgeschiedenen Dampfwagen stammen von führenden Herstellern wie Serpollet oder De Dion-Bouton (chauffiert von Comte Gaston de Chasseloup-Laubat), ferner zwei Gautier-Wehrlé und ein Rossel, Ebenfalls nicht ins Ziel kommen der Jeantaud-Elektrowagen, die teilnehmenden Motorräder der Marken Winke & Delmer, Hildebrand & Wolfmüller (beide bis Angoulême) und Millet (mit Umlaufmotor im Hinterrad; bis Orléans). Der Peugeot der Michelin-Brüder, der ausgerechnet wegen Reifenproblemen nach 100 Stunden aus dem Rennen genommen wird, wird erst morgen Abend in Paris eintreffen. Dennoch bleibt die Teilnahme der Brüder Michelin ein historisches Ereignis, denn diese fahren als Erste mit Schlauchreifen. Auch wenn sie sehr spät eintreffen, ist nicht zu leugnen, dass ihr Experiment als erfolgreich anzusehen ist. Émile Levassor, der nur „Sieger der Herzen“ geworden ist, bleibt der Trost, dass er wenigstens den bestehenden Rekord der Radfahrer auf dieser Strecke gebrochen hat. '''Der korrigierte Zieleinlauf des ersten Langstreckenrennens der Welt:''' <br> | Inzwischen hat die Rennleitung entschieden, dass den beiden Siegern, Émile Levassor und Louis Rigoulot, der Sieg und der zweite Platz aberkannt werden, da sie mit leichteren Zweisitzern unterwegs waren, was ihnen einen Vorteil gegenüber den schwereren Viersitzern brachte. Durch diese Verschiebung ist nun Paul Koechlin auf Peugeot der Sieger vor Auguste Doriot, ebenfalls Peugeot und dem einzigen Deutschen im Feld, Johannes Thum auf Benz. Koechlin kassiert eine Siegprämie von 31.500 Französischen Francs. Moralischer Sieger, auch aus der Sicht des Publikums, ist jedoch Levassor. Das Rennen bringt den Triumph der Benzinwagen gegenüber den dampfbetriebenen, da alle neun Fahrzeuge im Ziel vierrädrige Benziner sind; neben den siegreichen Marken Panhard und Peugeot sind dies Benz und Roger-Benz sowie eine Amédée Bollée Voiturette. Die ausgeschiedenen Dampfwagen stammen von führenden Herstellern wie Serpollet oder De Dion-Bouton (chauffiert von Comte Gaston de Chasseloup-Laubat), ferner zwei Gautier-Wehrlé und ein Rossel, Ebenfalls nicht ins Ziel kommen der Jeantaud-Elektrowagen, die teilnehmenden Motorräder der Marken Winke & Delmer, Hildebrand & Wolfmüller (beide bis Angoulême) und Millet (mit Umlaufmotor im Hinterrad; bis Orléans). Der Peugeot der Michelin-Brüder, der ausgerechnet wegen Reifenproblemen nach 100 Stunden aus dem Rennen genommen wird, wird erst morgen Abend in Paris eintreffen. Dennoch bleibt die Teilnahme der Brüder Michelin ein historisches Ereignis, denn diese fahren als Erste mit Schlauchreifen. Auch wenn sie sehr spät eintreffen, ist nicht zu leugnen, dass ihr Experiment als erfolgreich anzusehen ist. Émile Levassor, der nur „Sieger der Herzen“ geworden ist, bleibt der Trost, dass er wenigstens den bestehenden Rekord der Radfahrer auf dieser Strecke gebrochen hat. '''Der korrigierte Zieleinlauf des ersten Langstreckenrennens der Welt:''' <br> | ||
Zeile 217: | Zeile 216: | ||
|} | |} | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.11|01.11.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png | + | | <center> '''[[Chronik 1895.11|01.11.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png|70px]] </center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1895|Vereinigte Staaten von Amerika]]''' <br> |
In den USA wird der erste Automobilclub gegründet. Er trägt den Namen "The American Motor League". <br> | In den USA wird der erste Automobilclub gegründet. Er trägt den Namen "The American Motor League". <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.11|02.11.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png | + | | <center> '''[[Chronik 1895.11|02.11.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png|70px]] </center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1895|Vereinigte Staaten von Amerika]]''' <br> |
Der '''Chicago Times-Herald Expo Run''' wurde sehr kurzfristig angesetzt. Die Strecke führt über 151 km von Chicago nach Waukegan und zurück. Eigentlich sollte dies der Chicago Times-Herald Contest werden, der ursprünglich auf dieses Datum angesetzt war. Das Interesse war enorm; es gingen fast 100 Anmeldungen für einen Startplatz ein. Allerdings kam es in der Folge zu zahlreichen, kurzfristigen Absagen wegen nicht startbereiten Fahrzeugen. Daraufhin wurde dieses Rennen auf den 28. November verlegt. Um dem Publikum dennoch etwas zu bieten und das Interesse am Hauptrennen zu erhalten, wird jetzt stattdessen auf der vorgesehenen Route der "Expo Run" durchgeführt. Für die Teilnehmer am eigentlichen Contest wird der Expo Rund jedoch nicht attraktiv sein, da ein erhebliches Unfallrisiko besteht oder das Fahrzeug mit einem nicht rechtzeitig reparablen Defekt am Herald-contest ausfallen könnte. Daher ist nachvollziehbar, dass die Fahrer ihr Material schonen. Mehrere der für den Contest gemeldeten Rennwagen werden lediglich ausgestellt und nur zwei Teilnehmer starten tatsächlich zur „Wettfahrt“. J. Frank Duryea scheidet aus. Noch vor Waukegan landete sein Buggyaut im Straßengraben, als ein Pferdefuhrwerk beim Überholen ausschert. Das Fahrzeug muss zur Reparatur nach Hause geschickt werden. Davor hatte sich gezeigt, dass es deutlich schneller ist als der Mueller-Benz. Als Folge des Unfalls kommt Oscar Mueller als Einziger ins Ziel: <br> | Der '''Chicago Times-Herald Expo Run''' wurde sehr kurzfristig angesetzt. Die Strecke führt über 151 km von Chicago nach Waukegan und zurück. Eigentlich sollte dies der Chicago Times-Herald Contest werden, der ursprünglich auf dieses Datum angesetzt war. Das Interesse war enorm; es gingen fast 100 Anmeldungen für einen Startplatz ein. Allerdings kam es in der Folge zu zahlreichen, kurzfristigen Absagen wegen nicht startbereiten Fahrzeugen. Daraufhin wurde dieses Rennen auf den 28. November verlegt. Um dem Publikum dennoch etwas zu bieten und das Interesse am Hauptrennen zu erhalten, wird jetzt stattdessen auf der vorgesehenen Route der "Expo Run" durchgeführt. Für die Teilnehmer am eigentlichen Contest wird der Expo Rund jedoch nicht attraktiv sein, da ein erhebliches Unfallrisiko besteht oder das Fahrzeug mit einem nicht rechtzeitig reparablen Defekt am Herald-contest ausfallen könnte. Daher ist nachvollziehbar, dass die Fahrer ihr Material schonen. Mehrere der für den Contest gemeldeten Rennwagen werden lediglich ausgestellt und nur zwei Teilnehmer starten tatsächlich zur „Wettfahrt“. J. Frank Duryea scheidet aus. Noch vor Waukegan landete sein Buggyaut im Straßengraben, als ein Pferdefuhrwerk beim Überholen ausschert. Das Fahrzeug muss zur Reparatur nach Hause geschickt werden. Davor hatte sich gezeigt, dass es deutlich schneller ist als der Mueller-Benz. Als Folge des Unfalls kommt Oscar Mueller als Einziger ins Ziel: <br> | ||
'''1''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''Oscar Mueller''' auf '''Mueller-Benz''', Zeit: '''8:42''' <br> | '''1''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''Oscar Mueller''' auf '''Mueller-Benz''', Zeit: '''8:42''' <br> | ||
− | '''DNF''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''J. Frank Duryea''' auf '''Duryea''' | + | '''DNF''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''J. Frank Duryea''' auf '''Duryea''', ''keine Zeitnahme'' <br> |
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| <center> '''[[Chronik 1895.11|05.11.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png|70px]] || '''[[Französische Republik 1895|Französische Republik]]''' <br> | | <center> '''[[Chronik 1895.11|05.11.1895]]''' <br> [[Datei:Frankreich.png|70px]] || '''[[Französische Republik 1895|Französische Republik]]''' <br> | ||
Zeile 232: | Zeile 231: | ||
<br> | <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | <center> '''[[Chronik 1895.11|28.11.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png | + | | <center> '''[[Chronik 1895.11|28.11.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png|70px]] <center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1895|Vereinigte Staaten von Amerika]]''' <br> |
[[Datei:Frank Duryea.jpg|thumb|left|300px|''James Frank Duryea'']] [[Datei:America's First Car Race Map 1895.jpg|thumb|400px|''America's First Car Race Map 1895'']] | [[Datei:Frank Duryea.jpg|thumb|left|300px|''James Frank Duryea'']] [[Datei:America's First Car Race Map 1895.jpg|thumb|400px|''America's First Car Race Map 1895'']] | ||
Die eigentliche Geschichte des Motorsports in den USA beginnt am Thanksgiving Day des Jahres 1895. An diesem Tag mit dem "Chicago Times-Herald Contest" findet eine Veranstaltung statt, die gelegentlich auch als das erste Autorennen in den Vereinigten Staaten bezeichnet wird, obwohl das genau genommen nicht zutrifft. Sie ist jedoch die erste ihrer Art, die in den USA ein breites öffentliches Interesse zu wecken vermag und so einen entscheidenden Anstoß zur Motorisierung im Land bietet, außerdem ist es ein Rennen ohne Wagen, die mit Dampf angetrieben werden. Die teilnehmenden Fahrzeuge müssen mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, da ein Schiedsrichter in jedem Auto mitfahren soll. Zu diesen gehörten Persönlichkeiten wie Hiram Percy Maxim oder Charles Brady King; sie werden den jeweiligen Fahrzeugen per Losentscheid zugeteilt. King ist einer der Konstrukteure, die ihre Anmeldung zurückziehen mussten, weil das Auto nicht startbereit war. Nach Absagen und Disqualifikationen blieben 79 Anmeldungen übrig. Vor dem Rennen hat es drei Tage lang heftig geschneit. Kurzfristig wird daher entschieden, das Rennen in verkürzter Form zu starten; statt bis Waukegan führt die Strecke nun nur noch von Chicago nach Evanston, Illinois, und zurück. Die Entscheidung, das Rennen überhaupt durchzuführen, führt dazu, dass sich weitere Gemeldete zurückziehen. Es bleiben - vorerst - 31 übrig. Nur acht erscheinen tatsächlich; drei bleiben schon beim Start liegen. Einer der Favoriten, Oscar Mueller, geht das Rennen nach hektischen Reparaturen mit über einer Stunde Verspätung an. Viele Fahrer ziehen es vor, ohne Abmeldung fernzubleiben, so auch Edward Joel Pennington, der sich zu dieser Zeit bereits nach Großbritannien eingeschifft hat und so nach Meinung der Presse unter Beweis stellt, dass er nie ernsthaft teilnehmen wollte. Im Feld der Startenden sind zwei "Electrics"; drei der Benziner sind Benz-Konstruktionen, die von ihren Besitzern an die schlechten Straßen in den USA angepasst wurden. Besonderes Pech hat Elwood Haynes, ein weiterer Favorit: Er erleidet in Chicago noch während der Anfahrt zur Veranstaltung einen Unfall mit Totalschaden. Auch während des Rennens herrscht Schneefall und eisige Kälte. Nur zwei der sechs Starter erreichen das Ziel. Als erster fällt John Chester mit dem De la Vergne-Benz aus. Oscar Mueller bricht eine Stunde vor dem Ziel vor Kälte und Erschöpfung zusammen; sein Schiedsrichter lenkt das Auto über die Ziellinie. Auf der 87,484 km langen Strecke erreicht der Sieger eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 8,425 10,4 km/h, also viel langsamer als ein Fahrrad. Das Ergebnis: <br> | Die eigentliche Geschichte des Motorsports in den USA beginnt am Thanksgiving Day des Jahres 1895. An diesem Tag mit dem "Chicago Times-Herald Contest" findet eine Veranstaltung statt, die gelegentlich auch als das erste Autorennen in den Vereinigten Staaten bezeichnet wird, obwohl das genau genommen nicht zutrifft. Sie ist jedoch die erste ihrer Art, die in den USA ein breites öffentliches Interesse zu wecken vermag und so einen entscheidenden Anstoß zur Motorisierung im Land bietet, außerdem ist es ein Rennen ohne Wagen, die mit Dampf angetrieben werden. Die teilnehmenden Fahrzeuge müssen mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, da ein Schiedsrichter in jedem Auto mitfahren soll. Zu diesen gehörten Persönlichkeiten wie Hiram Percy Maxim oder Charles Brady King; sie werden den jeweiligen Fahrzeugen per Losentscheid zugeteilt. King ist einer der Konstrukteure, die ihre Anmeldung zurückziehen mussten, weil das Auto nicht startbereit war. Nach Absagen und Disqualifikationen blieben 79 Anmeldungen übrig. Vor dem Rennen hat es drei Tage lang heftig geschneit. Kurzfristig wird daher entschieden, das Rennen in verkürzter Form zu starten; statt bis Waukegan führt die Strecke nun nur noch von Chicago nach Evanston, Illinois, und zurück. Die Entscheidung, das Rennen überhaupt durchzuführen, führt dazu, dass sich weitere Gemeldete zurückziehen. Es bleiben - vorerst - 31 übrig. Nur acht erscheinen tatsächlich; drei bleiben schon beim Start liegen. Einer der Favoriten, Oscar Mueller, geht das Rennen nach hektischen Reparaturen mit über einer Stunde Verspätung an. Viele Fahrer ziehen es vor, ohne Abmeldung fernzubleiben, so auch Edward Joel Pennington, der sich zu dieser Zeit bereits nach Großbritannien eingeschifft hat und so nach Meinung der Presse unter Beweis stellt, dass er nie ernsthaft teilnehmen wollte. Im Feld der Startenden sind zwei "Electrics"; drei der Benziner sind Benz-Konstruktionen, die von ihren Besitzern an die schlechten Straßen in den USA angepasst wurden. Besonderes Pech hat Elwood Haynes, ein weiterer Favorit: Er erleidet in Chicago noch während der Anfahrt zur Veranstaltung einen Unfall mit Totalschaden. Auch während des Rennens herrscht Schneefall und eisige Kälte. Nur zwei der sechs Starter erreichen das Ziel. Als erster fällt John Chester mit dem De la Vergne-Benz aus. Oscar Mueller bricht eine Stunde vor dem Ziel vor Kälte und Erschöpfung zusammen; sein Schiedsrichter lenkt das Auto über die Ziellinie. Auf der 87,484 km langen Strecke erreicht der Sieger eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 8,425 10,4 km/h, also viel langsamer als ein Fahrrad. Das Ergebnis: <br> | ||
− | '''1''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''J. Frank Duryea''' auf '''Duryea''', Zeit: '''10:23"''' | + | '''1''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''J. Frank Duryea''' auf '''Duryea''', Zeit: '''10:23"''' <br> |
− | '''2''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''Oscar Mueller''' auf '''Mueller-Benz''', Zeit: '''10:47"''' | + | '''2''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''Oscar Mueller''' auf '''Mueller-Benz''', Zeit: '''10:47"''' <br> |
− | '''3''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''Jerry O'Connor''' auf '''Macy-Roger-Benz''', Zeit: '''39:00"''' | + | '''3''' [[Datei:USA 1891-1896.png|25px]] '''Jerry O'Connor''' auf '''Macy-Roger-Benz''', Zeit: '''39:00"''' <br> |
− | |||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | '''[[Chronik 12.1895|05.12.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png | + | | <center> '''[[Chronik 12.1895|05.12.1895]]''' <br> [[Datei:USA 1891-1896.png|70px]] <center> || '''[[Vereinigte Staaten von Amerika 1895|Vereinigte Staaten von Amerika]]''' <br> |
Die Preise für den am 28. November durchgeführten "Chicago Times-Herald Contest" werden verliehen: James Frank Duryea erhält 2000 US-Dollar für die beste Leistung, die höchste Geschwindigkeit und die beste Festigkeit und Kompaktheit seiner Konstruktion. 1500 US-Dollar erhält die Firma Müller-Benz für die Leistung und Wirtschaftlichkeit der Maschine, 500 US-Dollar gehen an Macy-Roger-Benz für seine Teilnahme am Rennen. Es wurden zahlreiche Sicherheitstests für das tatsächliche Rennen durchgeführt, dem acht Autos unterzogen wurden, die sechs Teilnehmer des Rennens sowie zwei weitere, beide mit Ölantrieb: Haynes und Apperson und Lewis. Die Tests, die von den beiden amerikanischen Ingenieuren J. Lundie und L. Summers kuratiert wurden, zeigten die besten Eigenschaften und die besten Erträge der gleichen Fahrzeuge, die den Chicago-Evanston-Chicago absolviert hatten: den Duryea und die beiden „abgeleiteten Autos“ Benz, der Müller-Benz und der Macy-Roger-Benz. <br> | Die Preise für den am 28. November durchgeführten "Chicago Times-Herald Contest" werden verliehen: James Frank Duryea erhält 2000 US-Dollar für die beste Leistung, die höchste Geschwindigkeit und die beste Festigkeit und Kompaktheit seiner Konstruktion. 1500 US-Dollar erhält die Firma Müller-Benz für die Leistung und Wirtschaftlichkeit der Maschine, 500 US-Dollar gehen an Macy-Roger-Benz für seine Teilnahme am Rennen. Es wurden zahlreiche Sicherheitstests für das tatsächliche Rennen durchgeführt, dem acht Autos unterzogen wurden, die sechs Teilnehmer des Rennens sowie zwei weitere, beide mit Ölantrieb: Haynes und Apperson und Lewis. Die Tests, die von den beiden amerikanischen Ingenieuren J. Lundie und L. Summers kuratiert wurden, zeigten die besten Eigenschaften und die besten Erträge der gleichen Fahrzeuge, die den Chicago-Evanston-Chicago absolviert hatten: den Duryea und die beiden „abgeleiteten Autos“ Benz, der Müller-Benz und der Macy-Roger-Benz. <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | '''[[Chronik 12.1895|Dezember 1895]]''' <br> [[Datei:Großbritannien.png | + | | <center> '''[[Chronik 12.1895|Dezember 1895]]''' <br> [[Datei:Großbritannien.png|70px]] <center> || '''[[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland 1895|Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]]''' <br> |
Auf Initiative von Sir David Salomon wird in Großbritannien die "Self Propelled Traffic Association" gegründet: Neben einem erklärten allgemeinen Engagement für die Verbreitung der mechanischen Fortbewegung setzth die neue Vereinigung zum Ziel, das geltende veraltete und sehr strenge Gesetz zum Fahren mit motorisierten Autos, das diese Art der Fortbewegung eher behindert als fördert, abzuschaffen. <br> | Auf Initiative von Sir David Salomon wird in Großbritannien die "Self Propelled Traffic Association" gegründet: Neben einem erklärten allgemeinen Engagement für die Verbreitung der mechanischen Fortbewegung setzth die neue Vereinigung zum Ziel, das geltende veraltete und sehr strenge Gesetz zum Fahren mit motorisierten Autos, das diese Art der Fortbewegung eher behindert als fördert, abzuschaffen. <br> | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | '''Inoffizielle | + | | '''Inoffizielle Wertung aller bisherigen Compétitions oder Épreuves im internationalen Automobilgeschehen der letzten beiden Jahre''' || Um über die Jahrzehnte hinweg einen Vergleich der besten Fahrer und der besten Fabrikate zu realisieren, ist eine inoffizielle Wertung nötig. Die "ewige Wertung" bei Oteripedia erfolgt so: <br> |
* Gewertet werden nur internationale Rennen, bei denen mindestens ein ausländischer Fahrer unter den ersten Zehn verzeichnet wird. | * Gewertet werden nur internationale Rennen, bei denen mindestens ein ausländischer Fahrer unter den ersten Zehn verzeichnet wird. | ||
* Gewertet werden nur Rennen, die mindestens über 100 Kilometer gehen. | * Gewertet werden nur Rennen, die mindestens über 100 Kilometer gehen. | ||
Zeile 254: | Zeile 252: | ||
* Solange es noch keine "Rennställe" gibt, werden die Punkte bei der Konstrukteurswertung geteilt, wenn Motorhersteller und Konstrukteur der Karosserie bekannt sind. | * Solange es noch keine "Rennställe" gibt, werden die Punkte bei der Konstrukteurswertung geteilt, wenn Motorhersteller und Konstrukteur der Karosserie bekannt sind. | ||
* Wechseln sich Fahrer ab, werden diese Punkte ebenfalls geteilt, und zwar geteilt durch die Anzahl der Beteiligten und nicht der zurückgelegten Kilometer. | * Wechseln sich Fahrer ab, werden diese Punkte ebenfalls geteilt, und zwar geteilt durch die Anzahl der Beteiligten und nicht der zurückgelegten Kilometer. | ||
− | + | <br> | |
− | Erfolgreichster Fahrer | + | Erfolgreichster Fahrer und erster inoffizieller Weltmeister des Automobilrennsportes ist der Franzose Paul Koechlin. <br> |
{| class="wikitable" style="text-align:center; font-size:95%" width="75%" | {| class="wikitable" style="text-align:center; font-size:95%" width="75%" | ||
|- class="hintergrundfarbe5" | |- class="hintergrundfarbe5" | ||
| Platz | | Platz | ||
| Fahrer | | Fahrer | ||
− | |||
| Punkte | | Punkte | ||
|- bgcolor="#F7F6A8" | |- bgcolor="#F7F6A8" | ||
− | | '''1''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] ''' | + | | '''1''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Paul Koechlin''' || '''10''' |
|- bgcolor="#DCE5E5" | |- bgcolor="#DCE5E5" | ||
− | | '''2''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] ''' | + | | '''2''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Auguste Doriot''' || '''9''' |
− | |||
− | |||
|- bgcolor="#FFDAB9" | |- bgcolor="#FFDAB9" | ||
− | | ''' ''' || align="left" | [[Datei: | + | | '''3''' || align="left" | [[Datei:Deutsches Reich.png|25px]] '''Johannes Thum''' || '''8''' |
− | |||
− | |||
|- | |- | ||
− | | ''' | + | | ''' ''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Émile Mayade''' || '''7''' |
|- | |- | ||
− | | ''' | + | | '''5''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Boulanger''' || '''6''' |
|- | |- | ||
− | | ''' | + | | '''6''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Émile Roger''' || '''5''' |
|- | |- | ||
− | | ''' ''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] ''' | + | | '''7''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Amédée Bollée''' || '''4''' |
|- | |- | ||
− | | ''' | + | | '''8''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Comte Gaston de Chasseloup Laubat''' || '''1''' |
− | |||
− | |||
|} | |} | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | '''Inoffizielle Konstrukteurswertung''' || Die erfolgreichsten | + | | '''Inoffizielle Konstrukteurswertung des bisherig einzigen internationalen Autorennens''' || Die erfolgreichsten Konstrukteure sind Franzosen, die erfolgreichsten Hersteller sind Firmen aus Frankreich sowie Deutschland. <br> |
{| class="wikitable" style="text-align:center; font-size:95%" width="75%" | {| class="wikitable" style="text-align:center; font-size:95%" width="75%" | ||
|- class="hintergrundfarbe5" | |- class="hintergrundfarbe5" | ||
| Platz | | Platz | ||
| Fahrer | | Fahrer | ||
− | |||
| Punkte | | Punkte | ||
|- bgcolor="#F7F6A8" | |- bgcolor="#F7F6A8" | ||
− | | '''1''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Peugeot''' || | + | | '''1''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Peugeot''' || '''19''' |
|- bgcolor="#DCE5E5" | |- bgcolor="#DCE5E5" | ||
− | | '''2''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Panhard''' || | + | | '''2''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Panhard''' || '''13''' |
|- bgcolor="#FFDAB9" | |- bgcolor="#FFDAB9" | ||
− | | '''3''' || align="left" | [[Datei: | + | | '''3''' || align="left" | [[Datei:Deutsches Reich.png|25px]] '''Benz''' || '''8''' |
|- | |- | ||
− | | '''4''' || align="left" | [[Datei: | + | | '''4''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Roger''' || '''5''' |
|- | |- | ||
− | | '''5''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] ''' | + | | '''5''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Bollée''' || '''4''' |
|- | |- | ||
− | | '''6''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] ''' | + | | '''6''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''de Dion''' || '''1''' |
− | |||
− | |||
|} | |} | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
− | | ''' | + | | '''Inoffizielle Wertung aller Nationen des bisher einzigen internationalen Autorennens''' || Die erfolgreichsten Fahrer der beiden Autorennen sind Franzosen, einer kommt aus Deutschland. <br> |
− | | | ||
− | | | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
{| class="wikitable" style="text-align:center; font-size:95%" width="75%" | {| class="wikitable" style="text-align:center; font-size:95%" width="75%" | ||
|- class="hintergrundfarbe5" | |- class="hintergrundfarbe5" | ||
| Platz | | Platz | ||
− | | | + | | Nation |
− | |||
| Punkte | | Punkte | ||
|- bgcolor="#F7F6A8" | |- bgcolor="#F7F6A8" | ||
− | | '''1''' || align="left" | [[Datei: | + | | '''1''' || align="left" | [[Datei:Frankreich.png|25px]] '''Frankreich''' || '''41''' |
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
|- bgcolor="#DCE5E5" | |- bgcolor="#DCE5E5" | ||
− | | ''' ''' | + | | '''2''' || align="left" | [[Datei:Deutsches Reich.png|25px]] '''Deutschland''' || '''8''' |
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | | '''8''' | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
|} | |} | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
{| class="wikitable" | style="color:blue;background-color:#ffffcc;" cellpadding="5" cellspacing="0" border="2" | {| class="wikitable" | style="color:blue;background-color:#ffffcc;" cellpadding="5" cellspacing="0" border="2" | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
Zeile 531: | Zeile 313: | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| '''Weblinks''' | | '''Weblinks''' | ||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
|} | |} |
Version vom 21. April 2022, 16:47 Uhr
DIE FORMEL 1 IM JAHRE 1895
Geschichte der Formel 1 : 1878 / 1887 / 1894 |
Königreich Italien Heute findet das Experimento di Corsa di Veicoli Automotori 1895 statt, das erste Autorennen in Italien und das vierte der Geschichte überhaupt. Auf einem Rundkurs Turin-Asti-Turin wird eine Strecke von 93 Kilometern zurückgelegt. Fünf Fahrzeuge stehen am Start, jedoch kommen nur drei ins Ziel. Der Start erfolgt um 0730 Uhr in Moncalieri südlich von Turin. Exakt drei Stunden später trifft der italienische Ingenieur Simone Federmann mit seinem Daimler „Omnibus“ in Asti auf der Piazza Alfieri ein. Erst eineinhalb Stunden später folgen die Motorräder des Italieners Giovanni Battista Ceirano und der Deutsche Alois Wolfsmuller. Der Italiener Cleto Brena trifft mit seinem Benz erst um 14 Uhr in Asti ein und entschließt sich, das Rennen "wegen Müdigkeit in den Beinen" nicht fortzusetzen. Auch das dritte Auto, Sclaverani in einem Eigenbau, kommt nicht viel weiter: Er stellt seinen Wagen mit Motorproblemen vor Villafranca d’Asti ab. Währenddessen führt Simone Federmann weiterhin das kleine Feld an und geht schließlich nach sechseinhalb Stunden Fahrt als Erster durchs Ziel in Turin. Die beiden Motorradfahrer treffen nach ihm ein. Federmanns Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 15,5 km/h; sein viersitziger „Omnibus“ der Firma Daimler wird ein Vorläufer für spätere Limousinen. | ||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik
| ||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik Nach Mitternacht kommen weitere Fahrer am Kontrollpunkt am Hotel du Faisan in Tours an: | ||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik Während die drei Franzosen Émile Levassor, Louis Rigoulot und Auguste Doriot noch am Vortag Angoulême erreichten, ist die Verfolgergruppe noch in Bordeaux in folgender Reihenfolge angekommen:
| ||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik Beim 1178 Kilometer langen Langstreckenrennen Paris-Bordeaux-Paris, das gestern von drei Franzosen gewonnen wurde, treffen weitere Fahrer ein: Um 0002 Isaac und Paul Koechlin auf Peugeot nach 59 Stunden und 48 Minuten, um 1122 Uhr der einzige Deutsche im Feld Johannes Thum auf Benz, um 1655 Uhr Émile Mayade auf Panhard, um 1700 Uhr Belanger und H. Panhard ebenfalls auf Panhard und um 2215 Émile Roger auf Roger. Nur Amédée Bollée und die Brüder Michelin sind noch unterwegs. | ||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika In den USA wird der erste Automobilclub gegründet. Er trägt den Namen "The American Motor League". | ||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika Der Chicago Times-Herald Expo Run wurde sehr kurzfristig angesetzt. Die Strecke führt über 151 km von Chicago nach Waukegan und zurück. Eigentlich sollte dies der Chicago Times-Herald Contest werden, der ursprünglich auf dieses Datum angesetzt war. Das Interesse war enorm; es gingen fast 100 Anmeldungen für einen Startplatz ein. Allerdings kam es in der Folge zu zahlreichen, kurzfristigen Absagen wegen nicht startbereiten Fahrzeugen. Daraufhin wurde dieses Rennen auf den 28. November verlegt. Um dem Publikum dennoch etwas zu bieten und das Interesse am Hauptrennen zu erhalten, wird jetzt stattdessen auf der vorgesehenen Route der "Expo Run" durchgeführt. Für die Teilnehmer am eigentlichen Contest wird der Expo Rund jedoch nicht attraktiv sein, da ein erhebliches Unfallrisiko besteht oder das Fahrzeug mit einem nicht rechtzeitig reparablen Defekt am Herald-contest ausfallen könnte. Daher ist nachvollziehbar, dass die Fahrer ihr Material schonen. Mehrere der für den Contest gemeldeten Rennwagen werden lediglich ausgestellt und nur zwei Teilnehmer starten tatsächlich zur „Wettfahrt“. J. Frank Duryea scheidet aus. Noch vor Waukegan landete sein Buggyaut im Straßengraben, als ein Pferdefuhrwerk beim Überholen ausschert. Das Fahrzeug muss zur Reparatur nach Hause geschickt werden. Davor hatte sich gezeigt, dass es deutlich schneller ist als der Mueller-Benz. Als Folge des Unfalls kommt Oscar Mueller als Einziger ins Ziel: | ||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik In Frankreich gründet der französische Autorennfahrer Albert Comte de Dion zusammen mit anderen Automobilenthusiasten den "Automobile Club de France" (ACF), eine Vereinigung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Autofahren publik zu machen und Autorennen zu organisieren und auch durchzuführen. | ||||||||||||||||||||||||||||
Französische Republik / Königreich Belgien Der Frankobelgier Baron de Zuylen, in Belgien bekannt unter dem Namen Étienne van Zuylen van Nyevelt, wird zum ersten Präsidenten des Automobilclubs von Frankreich (ACF) gewählt. Van Zuylen ist aktiver Autorennfahrer, ebenso seine Gemahlin. | ||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika Die eigentliche Geschichte des Motorsports in den USA beginnt am Thanksgiving Day des Jahres 1895. An diesem Tag mit dem "Chicago Times-Herald Contest" findet eine Veranstaltung statt, die gelegentlich auch als das erste Autorennen in den Vereinigten Staaten bezeichnet wird, obwohl das genau genommen nicht zutrifft. Sie ist jedoch die erste ihrer Art, die in den USA ein breites öffentliches Interesse zu wecken vermag und so einen entscheidenden Anstoß zur Motorisierung im Land bietet, außerdem ist es ein Rennen ohne Wagen, die mit Dampf angetrieben werden. Die teilnehmenden Fahrzeuge müssen mindestens drei Räder und Platz für zwei Personen haben, da ein Schiedsrichter in jedem Auto mitfahren soll. Zu diesen gehörten Persönlichkeiten wie Hiram Percy Maxim oder Charles Brady King; sie werden den jeweiligen Fahrzeugen per Losentscheid zugeteilt. King ist einer der Konstrukteure, die ihre Anmeldung zurückziehen mussten, weil das Auto nicht startbereit war. Nach Absagen und Disqualifikationen blieben 79 Anmeldungen übrig. Vor dem Rennen hat es drei Tage lang heftig geschneit. Kurzfristig wird daher entschieden, das Rennen in verkürzter Form zu starten; statt bis Waukegan führt die Strecke nun nur noch von Chicago nach Evanston, Illinois, und zurück. Die Entscheidung, das Rennen überhaupt durchzuführen, führt dazu, dass sich weitere Gemeldete zurückziehen. Es bleiben - vorerst - 31 übrig. Nur acht erscheinen tatsächlich; drei bleiben schon beim Start liegen. Einer der Favoriten, Oscar Mueller, geht das Rennen nach hektischen Reparaturen mit über einer Stunde Verspätung an. Viele Fahrer ziehen es vor, ohne Abmeldung fernzubleiben, so auch Edward Joel Pennington, der sich zu dieser Zeit bereits nach Großbritannien eingeschifft hat und so nach Meinung der Presse unter Beweis stellt, dass er nie ernsthaft teilnehmen wollte. Im Feld der Startenden sind zwei "Electrics"; drei der Benziner sind Benz-Konstruktionen, die von ihren Besitzern an die schlechten Straßen in den USA angepasst wurden. Besonderes Pech hat Elwood Haynes, ein weiterer Favorit: Er erleidet in Chicago noch während der Anfahrt zur Veranstaltung einen Unfall mit Totalschaden. Auch während des Rennens herrscht Schneefall und eisige Kälte. Nur zwei der sechs Starter erreichen das Ziel. Als erster fällt John Chester mit dem De la Vergne-Benz aus. Oscar Mueller bricht eine Stunde vor dem Ziel vor Kälte und Erschöpfung zusammen; sein Schiedsrichter lenkt das Auto über die Ziellinie. Auf der 87,484 km langen Strecke erreicht der Sieger eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 8,425 10,4 km/h, also viel langsamer als ein Fahrrad. Das Ergebnis: | ||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigte Staaten von Amerika Die Preise für den am 28. November durchgeführten "Chicago Times-Herald Contest" werden verliehen: James Frank Duryea erhält 2000 US-Dollar für die beste Leistung, die höchste Geschwindigkeit und die beste Festigkeit und Kompaktheit seiner Konstruktion. 1500 US-Dollar erhält die Firma Müller-Benz für die Leistung und Wirtschaftlichkeit der Maschine, 500 US-Dollar gehen an Macy-Roger-Benz für seine Teilnahme am Rennen. Es wurden zahlreiche Sicherheitstests für das tatsächliche Rennen durchgeführt, dem acht Autos unterzogen wurden, die sechs Teilnehmer des Rennens sowie zwei weitere, beide mit Ölantrieb: Haynes und Apperson und Lewis. Die Tests, die von den beiden amerikanischen Ingenieuren J. Lundie und L. Summers kuratiert wurden, zeigten die besten Eigenschaften und die besten Erträge der gleichen Fahrzeuge, die den Chicago-Evanston-Chicago absolviert hatten: den Duryea und die beiden „abgeleiteten Autos“ Benz, der Müller-Benz und der Macy-Roger-Benz. | ||||||||||||||||||||||||||||
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Auf Initiative von Sir David Salomon wird in Großbritannien die "Self Propelled Traffic Association" gegründet: Neben einem erklärten allgemeinen Engagement für die Verbreitung der mechanischen Fortbewegung setzth die neue Vereinigung zum Ziel, das geltende veraltete und sehr strenge Gesetz zum Fahren mit motorisierten Autos, das diese Art der Fortbewegung eher behindert als fördert, abzuschaffen. | ||||||||||||||||||||||||||||
Inoffizielle Wertung aller bisherigen Compétitions oder Épreuves im internationalen Automobilgeschehen der letzten beiden Jahre | Um über die Jahrzehnte hinweg einen Vergleich der besten Fahrer und der besten Fabrikate zu realisieren, ist eine inoffizielle Wertung nötig. Die "ewige Wertung" bei Oteripedia erfolgt so:
| |||||||||||||||||||||||||||
Inoffizielle Konstrukteurswertung des bisherig einzigen internationalen Autorennens | Die erfolgreichsten Konstrukteure sind Franzosen, die erfolgreichsten Hersteller sind Firmen aus Frankreich sowie Deutschland.
| |||||||||||||||||||||||||||
Inoffizielle Wertung aller Nationen des bisher einzigen internationalen Autorennens | Die erfolgreichsten Fahrer der beiden Autorennen sind Franzosen, einer kommt aus Deutschland.
|