Deutsches Reich 1919.11

Aus Oteripedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Deutschland.png
Wappen Weimarer Republik

DEUTSCHES REICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik November 1919


Zwischen Basel und Lörrach wird eine Straßenbahnverbindung eröffnet


Hauptseite Map Weimarer Republik.jpg
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Monats
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Ereignis

frühere Chroniken Deutschlands
Chronik des Deutschen Kaiserreiches des Jahres ...
1909 - 1910 - 1911 - 1912 - 1913 - 1914 - 1915 - 1916 - 1917
Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
November 1918 - Dezember 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
Januar 1919 - Februar 1919 - März 1919 - April 1919 - Mai 1919 - Juni 1919 - Juli 1919 - August 1919 - September 1919 - Oktober 1919 - November 1919 - Dezember 1919
fortlaufende Ereignisse
Seit 29.01.1919 ist die badische Stadt Kehl von französischen Truppen besetzt.
01.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches nach der Kabinettsumbildung
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Gustav Bauer.jpg Reichskanzler Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 1,16 Jahre
Eugen Schiffer.jpg Stellvertreter des Reichskanzlers
und Reichsjustizminister
Dr. Eugen Schiffer
(* 1860 Breslau, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
14.11.1918-19.04.1919
seit 03.10.1919
insgesamt
187 Tage
Hermann Müller.jpg Reichsminister des Auswärtigen Hermann Müller
(* 1876 Mannheim, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
20.12.1918-04.02.1919
seit 21.06.1919
insgesamt
181 Tage
Erich Koch-Weser.jpg Reichsminister des Innern Dr. Erich Koch-Weser
(* 1875 Bremerhaven, Freie Hansestadt Bremen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
03.10.1919 30 Tage
Matthias Erzberger.jpg Reichsfinanzminister Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
04.10.1918 1,08 Jahre
Wilhelm Mayer.jpg Reichsschatzminister Wilhelm Mayer
(* 1877 Enkenbach, Pfalz)
Zentrumspartei (Z)
21.06.1919 134 Tage
Robert Schmidt.jpg Reichswirtschaftsminister und
Reichsernährungsminister
Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
262 Tage
Alexander Schlicke.jpg Reichsminister des Arbeitsamtes Dr. Alexander Schlicke
(* 1863 Berlin)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
21.06.1919 134 Tage
Gustav Noske.jpg Reichswehrminister Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918 308 Tage
Johannes Bell.jpg Reichsverkehrsminister und
Reichsminister der Kolonien
Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 262 Tage
Johannes Giesberts.jpg Reichspostminister Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 262 Tage
Otto Geßler.jpg Reichsminister für Wiederaufbau Otto Geßler
(* 1875 Ludwigsburg, Württemberg)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
25.10.1919 8 Tage
Eduard David.jpg Reichsminister ohne Geschäftsbereich Dr. Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919 262 Tage
Mann.jpg Chef der Admiralität Konteradmiral Adolf von Trotha
(* 1868 Koblenz, Preußen)
parteilos
(mit beratender Stimme)
27.03.1919 220 Tage
Bemerkungen: Die Dauer bezieht sich auf die Zeit in der Regierungsverantwortung.
Deutschland.png Württemberg 1816-1945.png
Deutsches Reich / Freier Volksstaat Württemberg

Der württembergische Innenminister Dr. (Karl) Hugo Lindemann, SPD, tritt von seinem Amt zurück und soll alsbald durch Dr. Johannes von Hieber, DDP, ersetzt werden. Auch der Ernährungsminister Julius Baumann, DDP, stellt sein Amt zur Verfügung und soll durch den Zentrums-Abgeordneten Eugen Graf ersetzt werden.

03.11.1919
Deutschland.png Russland 1918-1923.png USA 1912-1959.png Großbritannien.png Frankreich.png
Deutsches Reich / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik / Vereinigte Staaten von Amerika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Französische Republik

Die alliierten Staaten fordern Deutschland auf, den noch nicht erfüllten Waffenstillstandsbedingungen nachzukommen. Dazu gehört unter anderem die Ablieferung der gesamten deutschen Handelsflotte.

02.11.1919
Deutschland.png Sachsen 1815-1935.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Gründung der Lausitzer Volkspartei als politischer Interessenvertretung des sorbischen Volkes.

04.11.1919
Deutschland.png Bayern 1919-1935.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In Bayern wird der Ausnahmezustand verhängt.

07.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich

Die Reichsregierung gibt bekannt, dass das Reichskolonialministerium aufgelöst wird. Reichsminister Dr. Johannes Bell, der sowohl Verkehrs- als auch Minister für Kolonien ist, behält sein Amt als Verkehrsminister.

Deutschland.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
Hugo Haase, USPD
Der am 8. Oktober 1911 durch ein Attentat lebensgefährlich verletzte Vorsitzende der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Hugo Haase ab, ein deutscher Juristen und Pazifist, der im Vorjahr für zwei Monate als gleichberechtigter Co-Vorsitzender dem Rat der Volksbeauftragten angehörte, stirbt in Berlin an den Folgen seiner Schussverletzungen. Hugo Haase (* 29.09.1863 in Allenstein, Ostpreußen). Als Rechtsanwalt verteidigte er viele politisch verfolgte Sozialdemokraten und Sozialisten, darunter Otto Braun, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Ernst Toller. Dem Reichstag gehörte er von 1897 bis 1907 und von 1912 bis 1918 an. Er war von 1911 bis 1916 einer der beiden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und von 1912 bis 1916 einer der beiden Fraktionsvorsitzenden der SPD im Reichstag. Als Gegner der Kriegspolitik des SPD-Vorstands aus Fraktion und Partei ausgeschlossen, gründete er 1917 mit seinen Anhängern die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), deren Vorsitzender er bis 1919 war. Nach der Novemberrevolution 1918 gehörte er für zwei Monate (10. November bis 29. Dezember 1918) dem Rat der Volksbeauftragten an. Darin war er laut Koalitionsvertrag mit Friedrich Ebert gleichberechtigter Vorsitzender. Er trat zurück, weil die Regierung gewaltsam gegen die Volksmarinedivision vorgegangen war. Im Januar 1919 in die Weimarer Nationalversammlung gewählt, wurde er dort Fraktionsvorsitzender der USPD. Bei dem Attentat wurde Haase von Johann Voß, einem angeblich geistesgestörten Lederarbeiter, durch Revolverschüsse an den Beinen verletzt. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert und war auf dem Weg der Besserung, als er am 7. November 1919 überraschend an einer Sepsis erkrankte. Er wurde 56 Jahre alt. Die Trauerfeier wird im Sitzungssaal des Reichstages stattfinden, etwa 1200 Menschen werden erwartet, darunter der Vizepräsident des Reichstags Paul Löbe. Reichspräsident Friedrich Ebert wird nicht erwartet. Erich Dombrowski porträtierte Haase bereits Ende 1918 unter dem Pseudonym Johannes Fischart in der Zeitschrift "Die Weltbühne" wie folgt:

Ein kleiner, unscheinbarer Mensch. Einer, der scheu und gedrückt war. Ein gelbliches, runzliges Gesicht. Ein schmaler, lässig herabhängender Schnurrbart. Kleine flüchtige graue Augen, die müde Lider bis zur Hälfte beschatteten. Einer, der, mit gebeugtem Rücken, nach einer harten Jugend und sehr viel Arbeit aussah […].
Ein kluger Kopf, ein Mann von zwingender Logik und mühselig erarbeitetem großen Wissen. Und ein Mensch, der über alle bitteren Nadelstiche des Lebens ein fühlendes Herz im Leibe behalten hatte. Ihn zog es nicht nach oben. Ihn gelüstete es nicht nach gesellschaftlichem Ehrgeiz, nach Geld und wieder Geld. Er blieb unten und half den Armen. Er wurde in Königsberg der Anwalt des Proletariats, und seine Praxis wuchs von Tag zu Tag. Dabei sah er oft darüber hinweg, wenn die Honorare ausblieben […]
Sein Radikalismus imponiert. Auf den Parteitagen weiß er die Genossen zu fesseln, denn er treibt nicht, wie Ledebour, rabiate Opposition um der Opposition willen. Ihm steht die Sache höher, und stets zeigte er Verständnis für praktische Fragen, für Taktik, wenn sie nicht die Grundprinzipien berührte.

Deutschland.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Beim Eisenbahnunfall von Neumühl-Kutzdorf in der Provinz Brandenburg auf der Bahnstrecke Breslau–Stettin fährt ein Güterzug in eine Rangiergruppe. 45 Menschen sterben, 18 werden verletzt.

13.11.1919
Schweden.png Deutschland.png
Königreich Schweden Deutsches Reich
Max Planck, Nobelpreisträger 1918 für Physik
Fritz Haber, Nobelpreisträger 1918 für Chemie

Max Planck (* 23.04.1858 in Kiel, damals Herzogtum Holstein) erhält den Nobelpreis für Physik. Plancks Vater Wilhelm von Planck stammte aus einer traditionsreichen Gelehrtenfamilie. Sein Urgroßvater Georg Jakob Planck war Stadt- und Amtsschreiber in Nürtingen, sein Großvater Gottlieb Jakob Planck (1751–1833) und sein Vater Heinrich Ludwig Planck (1785–1831) waren beide Theologieprofessoren in Göttingen. Wilhelm von Planck selbst war zur Zeit von Max Plancks Geburt Juraprofessor in Kiel, zuvor hatte er in Basel und Greifswald gelehrt. Sein Bruder Gottlieb Planck (1824–1910) war ebenfalls Jurist und lehrte in Göttingen, er war einer der Verfasser des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Wilhelms Mutter, Johanne Wagemann, stammte aus einer angesehenen Pastorenfamilie in Norddeutschland. Ihr Vater war der Theologe Gottfried Wilhelm Wagemann. Plancks Mutter Emma stammte aus Greifswald, wo ihr Vater Rechnungsrat in der Provinzialbehörde war. In ihrer Familie dominierten Staats- und Verwaltungsbeamte sowie Pfarrer. Emma Planck wurde stets ein „lebhaftes Temperament“ zugeschrieben, auch nach dem Tod ihres Mannes verkehrte sie in den akademischen Kreisen Münchens, wo sie sehr beliebt war. Max Planck blieb ihr bis zu ihrem Tod am 4. August 1914 eng verbunden. Im Sommer 1874 bestand Planck mit 16 Jahren das Abitur als Viertbester seines Jahrgangs. Die nun anstehende Wahl des Studienfachs fiel ihm nicht leicht, zunächst schwankte er zwischen Naturwissenschaften, der Altphilologie und einem Musikstudium. Planck, der über ein absolutes Gehör verfügte, spielte Klavier und Cello und begleitete regelmäßig Gottesdienste an der Orgel. Er war zudem ein hervorragender Sänger und war als Knabensopran Mitglied im Schul- und Kirchenchor. Zudem dirigierte und komponierte er Lieder für kleine Theaterstücke und die Hausmusik, die damals für das Bildungsbürgertum eine übliche Freizeitbeschäftigung waren. Als Student komponierte er später sogar eine Operette mit dem Titel Die Liebe im Walde, die jedoch nicht erhalten ist. Nach dem Studium wurde er Lehrer und Privatdozent für Physik, am 02.05.1885 wurde er in Kiel zum Professor ernannt. Planck wurde Begründer der Quantenphysik. Den Nobelpreis erhält er für die später nach ihm benannten Konstanten in einer physikalischen Grundgleichung, des (Planckschen) Elementaren Wirkungsquantums. Planck betrachtet das Wirkungsquantum neben der Gravitationskonstante und der Lichtgeschwindigkeit als die dritte der fundamentalen Naturkonstanten der Physik. Zusammen bilden diese Konstanten die Grundlage des natürlichen Einheitensystems der Planck-Einheiten. Er gibt der von ihm entdeckten Konstanten den Namen „elementares Wirkungsquantum“, weil sie bei „elementaren Schwingungsvorgängen“ eine entscheidende Rolle spielt und sich gemäß der Definition als Quotient einer Energie und einer Frequenz ergibt, weshalb sie die gleiche Dimension wie die physikalische Größe Wirkung hat.
Fritz Haber (* 09.12.1868 in Breslau) erhält den Nobelpreis für Chemie. Haber ist der Sohn des jüdischen Ehepaares Paula und Siegfried Haber. Sein Vater führt ein Handelsgeschäft für Stoffe, Farben, Lacke und Drogen und ist einer der größten Importeure von natürlichem Indigo in Deutschland. Die Mutter Fritz Habers starb aufgrund von Komplikationen drei Wochen nach dessen Geburt, so dass er von seiner Stiefmutter Hedwig Hamburger zusammen mit drei Halbschwestern "liebevoll" erzogen wurde. Nach einer altsprachlichen und mathematischen Ausrichtung studierte Haber ab 1886 zunächst Chemie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, wechselte aber nach nur einem Semester an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zu Robert Wilhelm Bunsen. 1888/1889 unterbrach Haber sein Studium und absolvierte in Breslau seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment von Peucker (1. Schlesisches) Nr. 6. Gemäß der Beförderungsstatuten für Offiziersanwärter erreichte Haber nach einigen Monaten den Rang eines Vizewachtmeisters. Die nun anstehende Beförderung zum Leutnant scheiterte jedoch an seinem jüdischen Glauben. Seine Offiziers-Kollegen verweigerten ihm die Aufnahme, weil er sich weigerte zum christlichen Glauben zu konvertieren. Warum er dann doch im November 1992 zum Protestantismus konvertierte, ist unbekannt. Möglicherweise wollte er mit diesem Schritt weiteren Diskriminierungen vorbeugen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär setzte Haber sein Studium fort. Im Oktober 1889 wechselte er erneut nach Berlin, dieses Mal an die TU Chsrlottenburg-Berlin, wo er seine Dissertation in Organischer Chemie zum Thema "Über einige Derivate des Piperonals" anfertigte und 1891 promoviert wurde. Nach einer kurzen Tätigkeit in der chemischen Industrie und an Hochschulen trat Haber 1894 eine Assistentenstelle am Institut für Physikalische Chemie der TH Karlsruhe an. 1898 wurde er zum außerordentlichen Professor für Technische Chemie ernannt. Im Jahre 1901 heiratete er Clara Immerwahr, die erste in Deutschland promovierte Chemikerin. Im folgenden Jahr kam der Sohn Hermann Haber zur Welt. Im Ersten Weltkrieg war Haber als Abteilungsleiter der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft verantwortlich für das gesamte Kampfgaswesen, und seine Frau missbilligte in aller Öffentlichkeit seine Tätigkeit. Den Nobelpreis erhält Haber für die Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens zur Synthese von Ammoniak. Ammoniak ist eine chemische Substanz, die überwiegend für die Herstellung von Harnstoff, Ammoniumnitrat, Ammoniumsulfat sowie Ammoniumphosphaten genutzt wird. Diese Stoffe werden als Düngemittel verwendet und tragen zur Ernährung eines Großteils der Weltbevölkerung bei. Weiterhin dient Ammoniak der Herstellung von Sprengstoffen und anderen stickstoffhaltigen Chemikalien. Die selektive katalytische Reduktion nutzt Ammoniak in der Rauchgasentstickung zur Umwandlung schädlicher Stickoxide in Stickstoff und Wasser. Ammoniak wird außerdem seit 1876 als umweltfreundliches und energieeffizientes Kältemittel eingesetzt.

15.11.1919
Deutschland.png Baden.png Schweiz.png
Deutsches Reich (Freistaat Baden) / Schweizerische Eidgenossenschaft

Zwischen Basel und Lörrach wird eine Straßenbahnverbindung eröffnet. Die "Straßenbahn Lörrach (St.B.L.)" ist ein kommunaler Eigenbetrieb der südbadischen Kreisstadt und ist für den Teil des Basler Straßenbahnnetzes zuständig, der über die Schweizer Staatsgrenze hinweg nach Deutschland führt. Bereits seit 1897 bemühte sich die Badische Landesregierung, mit der Stadt Basel eine Einigung über eine Konzession zur Errichtung und Betrieb eines Straßenbahnverkehrs zwischen Basel und Lörrach zu erzielen. Aufgrund verschiedenster Bedenken und Ansichten zogen sich die Verhandlungen in die Länge. Zu den größten Gegnern gehörten damals die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, die sich um die Wirtschaftlichkeit der zwischen Riehen und Lörrach fast parallel führenden Wiesentalbahn fürchteten. Weitere Gegner waren unter anderem die Gemeinde Riehen, die eine für eine Straßenbahnstrecke nach Basel nötige Verbreiterung der Lörracher Straße für unrentabel hielt. Die nun eröffnete Bahnlinie verkehrt allerdings nur im Stadtgebiet von Lörrach; wer nach Basel möchte, muss die Grenze zu Fuß überschreiten und auf Schweizer Gebiet die Anschlussbahn besteigen. Die Fahrzeuge und das Personal werden von den "Basler Strassenbahnen (B.St.B.)" gestellt, die den Betrieb führen und eine Pacht an die Stadt Lörrach zahlen.

18.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg
General Erich Ludendorff, früherer Stellvertreter Paul von Hindenburgs
Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff nehmen vor dem Untersuchungsausschuss des Reichstags über die Friedensmöglichkeiten im Ersten Weltkrieg Stellung. Hindenburgs Aussage, die deutsche Armee sei nicht besiegt, sondern von hinten "erdolcht" worden, begründet die "Dolchstoßlegende". Diese ist eine von der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie und andere demokratische Politiker abwälzen soll. Sie besagt, das deutsche Heer sei im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben und habe erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten. Antisemiten verknüpfen „innere“ und „äußere Reichsfeinde“ dabei zusätzlich mit dem Trugbild vom „internationalen Judentum“. Diese Legende dient deutschnationalen, völkischen und anderen rechtsextremen Gruppen und Parteien zur Propaganda gegen die Ziele der Novemberrevolution, die Auflagen des Versailler Vertrags, die Linksparteien, die ersten Regierungskoalitionen der Weimarer Republik und die Weimarer Verfassung. Sie wird in der Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs gelten und dem Nationalsozialismus wesentliche Argumente zur Begünstigung seines Aufstiegs liefern.
Deutschland.png Sachsen 1815-1935.png
Deutsches Reich / Freistaat Sachsen

Beim Eisenbahnunfall von Schrebitz in Sachsen in der Amtshauptmannschaft Oschatz auf der Kleinbahnstrecke Oschatz–Mügeln–Döbeln kommt es auf Grund von Schneetreiben und übereisten Schienen zum Zusammenstoß des Personenzugs 5750 aus Mügeln und dem von Gärtitz kommenden Güterzug 10889. Durch die Wucht des Aufpralls setzt sich der Personenzug rückwärts in Bewegung, entgleist anschließend auf einer Brücke und stürzt in die Tiefe. Es gibt fünf Tote und 15 Schwerverletzte.

Deutschland.png Lettland.png
Deutsches Reich / Republik Lettland

In Riga wird die Republik Lettland ausgerufen, die aus den drei Gebieten Kurland, einem Teil Livland und Lettgallens besteht. Das Deutsche Reich erklärt sich als Schutzmacht der neuen Republik.

Deutschland.png USA 1912-1959.png
Deutsches Reich / Vereinigte Staaten von Amerika

Der US-Senat lehnt mit 53 zu 38 Stimmen die Ratifizierung des Versailler Vertrags ab und tritt auch nicht dem Völkerbund bei. Die Vereinigten Staaten kehren zur Politik der "splendid isolation" zurück und konzentrieren sich auf ihre primären Interessen.

19.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich
Karl Trimborn ist neuer Vorsitzender der Zentrumsfraktion
Karl Trimborn wird neuer Vorsitzender der Zentrumsfraktion der Nationalversammlung. Der Rechtsanwalt aus Köln ist erster Vorsitzender des "Volksvereins für das katholische Deutschland" und Vorstandsmitglied des im Jahre 1910 gegründeten Verein für soziale Kolonisation Deutschlands, der Ödland durch Arbeitslose urbar machen lassen wollte. Im Jahre 1904 war Trimborn in Osnabrück Präsident der Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands. Im Ersten Weltkrieg wurde er in der deutschen Zivilverwaltung für Belgien zunächst in Verviers und später bis August 1917 als Generalreferent für das Unterrichtswesen in Brüssel eingesetzt. Trimborn verdankte diesen Einsatz vermutlich seinen langjährigen Beziehungen zum Königreich Belgien. Denn er hatte 1884, 30jährig, die 22jährige Jeanne Mali (geboren in Verviers/Belgien am 12. Februar 1862, gestorben in Köln am 2. August 1919), Tochter eines belgischen Tuchfabrikanten in der Textilstadt Verviers geheiratet. Diese spielte später eine wichtige Rolle in der frühen katholischen Frauenbewegung. Hermann von Wedderkop schrieb über ihn in einem Buch: "Als ich vor langen Jahren mal Karl Trimborn jemanden als Direktor des Wallraf-Richartz-Museum als Nachfolger Hagelstanges empfahl, der aber das Pech hatte Protestant zu sein, sagte er mir unvermittelt "Nächstens werden Se wohl auch noch verlangen, daß wir enne protestantische Erzbischof bekommen." Er war berühmt für seine Reden und hatte das komischste Auge, was einen jemals angeschaut hat. Er gehörte zu denjenigen Komikern, - wenn man dieses elend kompromittierte Wort auf ihn anwenden darf, - die niemals selbst lachen, sondern die unerhörtesten Reden in einer absoluten Pince-sans-rire-Manier von sich geben."
22.11.1919
Deutschland.png Mecklenburg.png
Deutsches Reich / Freistaat Mecklenburg-Schwerin

Die Regierung des Freistaates Mecklenburg-Schwerin beschließt die Auflösung des großherzoglichen Haushalts. Der Großherzog, der vor einem Jahr mit seiner Familie nach Dänemark ins Exil ging, kehrte im September 1919 wieder zurück nach Mecklenburg.

25.11.1919
Deutschland.png 70px Polen 1919-1928.png
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Polen

Das Deutsche Reich und die Republik Polen schließen ein Abkommen über den Abzug von Truppen aus den Teilen Westpreußens, in denen eine Volksabstimmung über den endgültigen Verbleib dieses Landesteiles stattfinden soll.

28.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich

Das Große Schauspielhaus in Berlin mit 5000 Plätzen wird feierlich eröffnet. Der Regisseur Max Reinhardt erhält damit das von ihm mehrfach geforderte Großtheater. Max Reinhardt, eigentlich Maximilian Goldmann, geboren am 09.09.1873 in Baden (Niederösterreich), hatte am 01.01.1903 die Leitung des "Kleinen Theaters" übernommen, nachdem er das "Deutsche Theater" verlassen hatte. Im September 1915 hatte er die Volksbühne Berlin übernommen und gastierte mit seiner Truppe auf Wunsch der deutschen Regierung häufig im Ausland. Im Mai 1918 konnte er den Berliner Architekten und Bühnenbildner Hans Poelzig dazu gewinnen, den Zirkus Schumann, eine vormalige Berliner Markthalle, zum Großen Schauspielhaus zumzubauen. Das vermeintliche "Theater der Fünftausend" umfasst tatsächlich lediglich 3200 Plätze.

30.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich
  • Beginn eines Parteitages der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Leipzig.
  • Die Krupp-Werke liefern die erste selbst gefertigte Lokomotive aus. Der führende deutsche Rüstungsbetrieb steht im Prozess der Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft.
Deutschland.png Sachsen-Coburg 1826-1918.png Bayern 1919-1935.png
Deutsches Reich / Freistaat Coburg / Freistaat Bayern

Eine Volksabstimmung im Freistaat Coburg ergibt eine klare Mehrheit für den Anschluss an den Freistaat Bayern. Von den 29.568 Teilnehmern der Abstimmung stimmen 26.102 (88,3%) gegen einen Anschluss an ein künftiges Land Thüringen und nur 3466 (11,7%) dafür. Die Wahlbeteiligung liegt bei etwa 70 Prozent, was als eine klare Mehrheit für den Anschluss an Bayern gewertet wird. Dieser soll im kommenden Jahr erfolgen.

30.11.1919
Deutschland.png
Deutsches Reich
Die Regierung des Deutschen Reiches am Ende des Monats
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Gustav Bauer.jpg Reichskanzler Gustav Bauer
(* 1870 Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 1,16 Jahre
Eugen Schiffer.jpg Stellvertreter des Reichskanzlers
und Reichsjustizminister
Dr. Eugen Schiffer
(* 1860 Breslau, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
14.11.1918-19.04.1919
seit 03.10.1919
insgesamt
216 Tage
Hermann Müller.jpg Reichsminister des Auswärtigen Hermann Müller
(* 1876 Mannheim, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
20.12.1918-04.02.1919
seit 21.06.1919
insgesamt
210 Tage
Erich Koch-Weser.jpg Reichsminister des Innern Dr. Erich Koch-Weser
(* 1875 Bremerhaven, Freie Hansestadt Bremen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
03.10.1919 59 Tage
Matthias Erzberger.jpg Reichsfinanzminister Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Zentrum
04.10.1918 1,16 Jahre
Wilhelm Mayer.jpg Reichsschatzminister Wilhelm Mayer
(* 1877 Enkenbach, Pfalz)
Zentrumspartei (Z)
21.06.1919 163 Tage
Robert Schmidt.jpg Reichswirtschaftsminister und
Reichsernährungsminister
Robert Schmidt
(* 1864 Berlin, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919
291 Tage
Alexander Schlicke.jpg Reichsminister des Arbeitsamtes Dr. Alexander Schlicke
(* 1863 Berlin)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
21.06.1919 163 Tage
Gustav Noske.jpg Reichswehrminister Gustav Noske
(* 1868 Brandenburg, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
29.12.1918 337 Tage
Johannes Bell.jpg Reichsverkehrsminister Dr. Johannes Bell
(* 1868 Essen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 291 Tage
Johannes Giesberts.jpg Reichspostminister Johannes Giesberts
(* 1865 Straelen, Preußen)
Zentrum
13.02.1919 291 Tage
Otto Geßler.jpg Reichsminister für Wiederaufbau Otto Geßler
(* 1875 Ludwigsburg, Württemberg)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
25.10.1919 37 Tage
Eduard David.jpg Reichsminister ohne Geschäftsbereich Dr. Eduard David
(* 1863 Ediger/Mosel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
13.02.1919 291 Tage
Mann.jpg Chef der Admiralität Konteradmiral Adolf von Trotha
(* 1868 Koblenz, Preußen)
parteilos
(mit beratender Stimme)
27.03.1919 249 Tage
Bemerkungen: Die Dauer bezieht sich auf die Zeit in der Regierungsverantwortung.

In Leipzig beginnt ein Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Es wird erwartet, dass nach dem tödlichen Attentat auf den Vorsitzenden Hugo Haase ein neuer Vorsitzender gewählt werden wird. Der Parteitag wird eine Woche andauern.

November 1919
(ohne genaues Datum)

Großbritannien.png Deutschland.png
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Deutsches Reich / (Ehemaliges Schutzgebiet) Deutsch-Südwestafrika

Die deutschen Beamten werden aus Südwestafrika ausgewiesen. Der Ausweisungsbefehl lautet wörtlich: "Offiziere, Verbrecher und Beamte werden nach Deutschland abtransportiert." Der Abtransport geschieht dementsprechend in unwürdigster Weise.

Deutschland.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Der Berliner Stadtkommandant Otto Wels bildet Soldatenwehren zum Schutz vor Plünderungen und Bürgerkrieg in Berlin.

Chronik des Deutschen Reiches der Monate
Januar 1919 - Februar 1919 - März 1919 - April 1919 - Mai 1919 - Juni 1919 - Juli 1919 - August 1919 - September 1919 - Oktober 1919 - November 1919 - Dezember 1919
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
Januar 1920 - Februar 1920 - März 1920 - April 1920 - Mai 1920 - Juni 1920 - Juli 1920 - August 1920 - September 1920 - Oktober 1920 - November 1920 - Dezember 1920
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ...
1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928 - 1929

spätere Chroniken Deutschlands
Weblinks