Deutsches Reich 1918.11: Unterschied zwischen den Versionen

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Der "21er-Rat" in Wilhelmshaven fasst einen Beschluss zur Absetzung des Großherzoges Friedrich August von Oldenburg und ruft die '''Republik Oldenburg-Ostfriesland''' aus. <br>
 
Der "21er-Rat" in Wilhelmshaven fasst einen Beschluss zur Absetzung des Großherzoges Friedrich August von Oldenburg und ruft die '''Republik Oldenburg-Ostfriesland''' aus. <br>
 
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In Weimar, der Landeshauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, wird der '''Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach''' ausgerufen. Staatskommissar und Staatsminister ist der am Vortag berufene August Baudert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), weiterer Staatsminister ist der vermutlich parteilos Julius Palen. Der alte, noch unter dem abgedankten Großherzog Wilhelm Ernst eröffnete Landtag, ist noch aktiv und tagt. <br>
 
In Weimar, der Landeshauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, wird der '''Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach''' ausgerufen. Staatskommissar und Staatsminister ist der am Vortag berufene August Baudert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), weiterer Staatsminister ist der vermutlich parteilos Julius Palen. Der alte, noch unter dem abgedankten Großherzog Wilhelm Ernst eröffnete Landtag, ist noch aktiv und tagt. <br>
 
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Der am Vortag zurückgetretene Herzog von Braunschweig verlässt sein Herzogtum zusammen mit seiner Familie nach Gmunden ins deutschösterreichische Exil, wo schon sein Vater das Schloss Cumberland hat errichten lassen. <br>
 
Der am Vortag zurückgetretene Herzog von Braunschweig verlässt sein Herzogtum zusammen mit seiner Familie nach Gmunden ins deutschösterreichische Exil, wo schon sein Vater das Schloss Cumberland hat errichten lassen. <br>
 
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Bis zur Ankunft des vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. bestimmten Monarchen des neuen „Vereinigten Baltischen Herzogtums“ wird eine Ritterschaft aus 10 „Regentschaftsraten“ unter Führung des livländischen Landmarschalls, Adolf Pilar von Pilchau als „Reichsverweser“, gegründet. Aufgrund der politischen Wirren in Deutschland ist es dem zukünftigen Herzog der Balten, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, derzeit unmöglich, nach Riga abzureisen. <br>  
 
Bis zur Ankunft des vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. bestimmten Monarchen des neuen „Vereinigten Baltischen Herzogtums“ wird eine Ritterschaft aus 10 „Regentschaftsraten“ unter Führung des livländischen Landmarschalls, Adolf Pilar von Pilchau als „Reichsverweser“, gegründet. Aufgrund der politischen Wirren in Deutschland ist es dem zukünftigen Herzog der Balten, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, derzeit unmöglich, nach Riga abzureisen. <br>  
 
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In Bayern wird der Achtstunden-Arbeitstag eingeführt. <br>
 
In Bayern wird der Achtstunden-Arbeitstag eingeführt. <br>
 
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Der Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat versucht, den Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont aus dem Amt zu drängen. <br>
 
Der Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat versucht, den Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont aus dem Amt zu drängen. <br>
 
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Version vom 2. Oktober 2021, 16:49 Uhr

Deutsches Reich.png
Wappen Weimarer Republik

DEUTSCHES REICH

Hauptstadt: Berlin

Chronik ab 9. November 1918


Reichskanzler Max von Baden übergibt die Regierungsgewalt an Friedrich Ebert

Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann

Unterzeichnung des Waffenstillstandes zwischen Deutschland und der Entente


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Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate
Januar 1917 - Februar 1917 - März 1917 - April 1917 - Mai 1917 - Juni 1917 - Juli 1917 - August 1917 - September 1917 - Oktober 1917 - November 1917 - Dezember 1917
Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
November 1918 - Dezember 1918
fortlaufende Ereignisse
09.11.1918
Deutsches Reich.png
Deutsches Reich
  • Am Morgen findet im Reichstag eine sozialdemokratische Fraktionssitzung statt, an der auch die Delegierten der Vertreter der großen Betriebe teilnehmen. Da der Kaiser zu den Forderungen seiner Abdankung bisher schweigt, herrscht rasch eine Übereinstimmung darüber, dass man nicht länger warten möchte. Die Berliner Zeitung schreibt: "Die Arbeiterschaft drängt auf eine Lösung, die gründlich, ruhig und ohne Blutvergießen erfolgen soll. Von verschiedenen Seiten wird der Wunsch nach Verständigung mit den Unabhängigen betont, es soll ein gemeinsamer Ausschuß gebildet werden. Die Vertreter der Betriebe teilen mit, dass in einzelnen Werken die Arbeit schon niedergelegt sei. Einmütig wird darauf der Austritt der Sozialdemokraten aus der Regierung beschlossen. Ebert, Braun, Wels und Eugen Ernst werden dazu bestimmt, mit zwölf Vertrauensleuten der Fabriken einen engeren Ausschuß zu bilden, der sich gegebenenfalls mit einem von anderer Seite zu bildenden Arbeiter- und Soldatenrat verständigen soll. Unmittelbar danach tritt der große Ausschuß der Vertrauensleute der Partei in den Betrieben zusammen und beschließt den allgemeinen Ausstand. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) setzt mit den Fabrikvertrauensleuten einen engeren Ausschuß ein, der mit der Regierung über die Übernahme der Geschäfte verhandeln soll. Es gehören ihm an Ebert, Scheidemann, Braun, Wuschick und Hölder. Mit den Unabhängigen ist eine Verständigung nicht möglich, da sie keinen bestimmten Standpunkt einnehmen. Nachdem sich Jägerbataillone schon am Morgen der Bewegung zur Verfügung stellten, spricht mittags der Reichstagsabgeordnete Otto Wels in der Kaserne der Gardejäger und des Alexanderregiments. Die Regimenter beschließen den Übergang zur Republik, und die versammelte Mannschaft stimmt in ein Hoch auf den freien deutschen Volksstaat ein. Die Wilhelmshavener Matrosen schicken eine Abordnung im Luftschiff nach Berlin. Der Flugplatz Johannisthal ist von den Arbeitern besetzt, damit das Luftschiff ohne Schwierigkeiten landen kann. 3000 Kieler Matrosen befinden sich im Marsch auf Berlin. Da die Schienen teilweise aufgerissen sind, werden sie zu Fuß erst gegen 15 Uhr in Berlin eintreffen. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter ist ihnen entgegengefahren, um sich an ihre Spitze zu stellen."
  • Reichskanzler Ebert (SPD) beauftragt den Vorsitzenden der preußischen SPD, Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews bestätigt.
Reichskanzler Max von Baden
Friedrich Ebert wird der neue Regierungschef im Deutschen Reich
Am Vormittag veröffentlicht Reichskanzler Max von Baden eine Bekanntmachung zur Abdankung des Kaisers sowie der nun folgenden Ereignisse:

Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch so lange im Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und der Einsetzung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind. Er beabsichtigt, dem Regenten die Ernennung des Abgeordneten Ebert zum Reichskanzler und die Vorlage eines Gesetzentwurfes wegen der sofortigen Ausschreibung allgemeiner Wahlen für eine verfassunggebende deutsche Nationalversammlung vorzuschlagen, der es obliegen würde, die künftige Staatsform des deutschen Volkes einschließlich der Volksteile, die ihren Eintritt in die Reichsgrenzen wünschen sollten, endgültig festzustellen.
Der Reichskanzler:
Max, Prinz von Baden.

Prinz Max von Baden benennt nun Friedrich Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zu seinem Nachfolger im Amt des Reichskanzlers und ordnet seinen eigenen Ruhestand an. Philipp Scheidemann (SPD) ruft um 14 Uhr, ohne Wissen des alten und des neuen Reichskanzlers, die Republik aus, wenig später tut dies Karl Liebknecht von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) noch einmal, indem er die "Freie Sozialistische Räterepublik" ausruft. Die Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann geschieht ohne Autorisierung durch den Reichskanzler Max von Baden, da dieser die Entscheidung über die Staatsform der noch zu wählenden Nationalversammlung überlassen wollte. Nach einer eigenen späteren Darstellung wird Scheidemann von zahlreichen Arbeitern und Soldaten im Reichstag zu seiner Rede gedrängt:

Da stürmte ein Haufen von Arbeitern und Soldaten in den Saal. Gerade auf unseren Tisch zu. Fünfzig Menschen schrien zugleich "Scheidemann kommen Sie mit uns. Philipp Du musst hier raus und reden." Ich wehrte ab. Ach wie viel hatte ich schon reden müssen. "Du musst, Du musst, wenn Unheil verhütet werden soll. Draußen stehen Tausende, die verlangen dass Sie reden. Scheidemann komm schnell, vom Schlossbalkon aus redet Liebknecht." – "Na wenn schon". "Nein, nein kommen Sie mit, Du musst reden". Für Scheidemann ist klar, dass die Legitimierung der neuen Führung allein durch die Erklärung Max von Badens nicht ausreichend sein kann. Vor allem die demonstrierenden Arbeiter und Soldaten erwarten einen demonstrativen Bruch mit dem bisherigen System. Für die zukünftige Entwicklung ist es von großer Bedeutung wer zuerst das Ende der Monarchie ausruft und den zukünftigen Weg skizzierte. 'Liebknecht will die Sowjetrepublik ausrufen. Was, nun sah ich die Situation klar vor Augen. Deutschland eine russische Provinz? Eine Sowjetfiliale? Nein! Tausendmal nein! Kein Zweifel, wer jetzt die Massen vom Schloss her bolschewistisch oder vom Reichstag zum Schloss hin sozialdemokratisch in Bewegung bringt, der hat gesiegt.' Scheidemann tritt also gegen 14 Uhr auf den Balkon des Reichstages. Seine Worte Das alte Morsche ist zusammengebrochen; der Militarismus ist erledigt, sowie das alte und morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik! treffen die Stimmung der Zuhörer und entfalten die gewünschte Symbolwirkung. Dagegen kommt Karl Liebknecht zwei Stunden später nicht mehr an, als er zum „Kampf für die freie sozialistische Republik Deutschland und die Weltrevolution“ aufruft. Philipp Scheidemanns Rede am Fenster des Reichstagsgebäudes lautet wie folgt: Arbeiter und Soldaten! Furchtbar waren die vier Kriegsjahre. Grauenhaft waren die Opfer, die das Volk an Gut und Blut hat bringen müssen. Der unglückselige Krieg ist zu Ende; das Morden ist vorbei. Die Folgen des Kriegs, Not und Elend, werden noch viele Jahre lang auf uns lasten. Die Niederlage, die wir unter allen Umständen verhüten wollten, ist uns nicht erspart geblieben. Unsere Verständigungsvorschläge wurden sabotiert, wir selbst wurden verhöhnt und verleumdet. Die Feinde des werktätigen Volkes, die wirklichen inneren Feinde, die Deutschlands Zusammenbruch verschuldet haben, sind still und unsichtbar geworden. Das waren die Daheimkrieger, die ihre Eroberungsforderungen bis zum gestrigen Tage ebenso aufrechterhielten, wie sie den verbissensten Kampf gegen jede Reform der Verfassung und besonders des schändlichen preußischen Wahlsystems geführt haben. Diese Volksfeinde sind hoffentlich für immer erledigt. Der Kaiser hat abgedankt; er und seine Freunde sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt! Prinz Max von Baden hat sein Reichskanzleramt dem Abgeordneten Ebert übergeben. Unser Freund wird eine Arbeiterregierung bilden, der alle sozialistischen Parteien angehören werden. Die neue Regierung darf nicht gestört werden in ihrer Arbeit für den Frieden und der Sorge um Arbeit und Brot. Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewusst. Unerhörtes ist geschehen! Große und unübersehbare Arbeit steht uns bevor. Alles für das Volk, alles durch das Volk! Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewusst. Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik!

  • In Berlin beginnt ein Generalstreik. Schließlich erhält die SPD mehr Zustimmung durch die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten und erteilt damit der Parole der USPD "Alle Macht den Räten" de facto eine Absage. Allerdings setzt sich die USPD bei der Bildung der vorläufigen Regierung mit der Formulierung durch: "Die politische Gewalt liegt in den Händen der Arbeiter- und Soldatenräte, die zur Vollversammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammengerufen sind."
  • Zwei führende "Revolutionäre Obleute", Emil Barth und Richard Müller, setzen während einer recht ungeordneten Versammlung der Soldatenräte im Reichstag den Beschluss durch, dass von morgen an in den Fabriken und Kasernen der Hauptstadt neue Räte gewählt werden sollen, die am Abend zu einer Vollversammlung zusammenkommen sollen. Diese sollen dann eine provisorische Regierung wählen. Auf 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen soll ein Delegierter kommen, entsprechendes soll für die militärischen Einheiten gelten. Dem Politker der Mehrheits-Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD, später SPD) Otto Wels gelingt es, die Vertreter der Soldaten auf die Linie seiner Partei zu bringen. Um die Arbeitervertreter wirbt die Partei mit der Parole „Kein Bruderkampf.“ Umgekehrt fordern Spartakus und Revolutionäre Obleute dazu auf, keine Vertreter der "MSPD" zu wählen.
  • Deutschland.png
    Im Zeichen der Niederlage nimmt die völkische Bewegung in Deutschland die Farben "Schwarz-Rot-Gold" an und nutzt sie im Sinne der alten großdeutschen Idee. In der Ausgabe der konservativ-nationalistischen „Alldeutschen Blätter“ vom heutigen Tag deklarieren die Alldeutschen diese Farbreihenfolge als „gesamtdeutsche Farben“: Schwarz-Rot-Gold: Die Geburtsstunde Großdeutschlands naht! (…) Jubelt den alten schwarz-rot-goldenen Farben zu! Schmückt wie Wien eure Häuser mit den schwarz-rot-goldenen Fahnen, tragt Schleifen und Bänder Schwarz-Rot-Gold und zeigt aller Welt von Aachen und Königsberg bis Bozen, Klagenfurt und Laibach, dass wir sind ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennend und Gefahr.
  • In den frühen Abendstunden scheitert der neue Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert an dem Versuch, den zurückgetretenen Reichskanzler Prinz Max von Baden als "Reichsverweser" zu gewinnen. Max hält es nicht mehr für realistisch, dass es irgend einen Sinn ergäbe, die Monarchie für Deutschland am Leben zu erhalten.
  • Der neue "Reichskanzler" Friedrich Ebert macht in folgendem Flugblatt der Bevölkerung von seinem Amtsantritt Mitteilung:

Der bisherige Reichskanzler Prinz Max von Baden hat mir unter Zustimmung der sämtlichen Staatssekretäre die Wahrnehmung der Geschäfte des Reichskanzlers übertragen. Ich bin im Begriff, die neue Regierung im Einvernehmen mit den Parteien zu bilden, und werde über das Ergebnis der Öffentlichkeit in Kürze berichten. Die neue Regierung wird eine Volksregierung sein. Ihr Bestreben wird sein müssen, dem deutschen Volke den Frieden schnellstens zu bringen und die Freiheit, die es errungen hat, zu befestigen. Mitbürger. Ich bitte Euch alle um Eure Unterstützung bei der schweren Arbeit, die unser harrt. Ihr wißt, wie schwer der Krieg die Ernährung des Volkes, die erste Voraussetzung des politischen Lebens, bedroht. Die politische Umwälzung darf die Ernährung der Bevölkerung nicht stören. Es muß die erste Pflicht aller in Stadt und Land bleiben, die Produktion von Nahrungsmitteln und ihre Zufuhr in die Städte nicht zu hindern, sondern zu fördern. Nahrungsmittelnot bedeutet Plünderungen und Raub mit Elend für alle. Die Ärmsten würden am schwersten leiden, die Industriearbeiter am bittersten betroffen werden. Wer sich an Nahrungsmitteln oder sonstigen Bedarfsgegenständen oder an den für ihre Verteilung benötigten Verkehrsmitteln vergreift, versündigt sich aufs schwerste an der Gesamtheit. Mitbürger! Ich bitte Euch alle dringend: Verlaßt die Straßen. Sorgt für Ruhe und Ordnung.
Der Reichskanzler.
gez. Ebert.

  • Der bisherige Reichskanzler, Prinz Max von Baden, verlässt Berlin.
  • Da der amtierende deutsche Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des Kaisers verkündete und verfassungswidrig - und somit in einem revolutionären Akt - sein Amt an Friedrich Ebert übertrug, entsteht nun das "Kabinett Ebert". Die Staatssekretäre sind nach der alten Bismarckschen Verfassung die Leiter der obersten Reichsbehörden. Anders als die Minister in anderen Staaten, führen sie ihre Ressorts aber nicht eigenverantwortlich, sondern arbeiteten dem Reichskanzler zu. Sie bleiben vorerst im Amt, obwohl sie ihren Rücktritt angeboten haben.
Die Mitglieder der provisorischen Regierung zu Beginn des Deutschen Reiches: Das Kabinett Ebert
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Friedrich Ebert.jpg
Reichskanzler
Friedrich Ebert
(* 1871 Heidelberg, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918 -
Friedrich Ebert wurde nach dem Tod von August Bebel im Jahre 1913 neben Hugo Haase zum Vorsitzenden der angesichts des drohenden Krieges zerstrittenen SPD gewählt. Während des Krieges vertrat er nachdrücklich und bis zum Schluss die Politik der „Vaterlandsverteidigung“ und des innenpolitischen Stillhaltens (Burgfriedenspolitik) gegen jene Sozialdemokraten, die diese Politik ablehnten. Ebert wurde als siebtes von neun Kindern, von denen drei im Kleinkindalter starben, geboren. Sein Vater Karl, aus Krumbach im Odenwald stammend, war Schneidermeister, stammte wie auch die Mutter Katharina (geb. Hinkel) aus einer kleinbäuerlichen Familie. Seine Mutter war Protestantin, der Vater praktizierender Katholik. Ebert wurde am 19. März 1871 katholisch getauft, trat aber später aus der Kirche aus. Der genaue Zeitpunkt ist unbekannt, Ebert wurde aber bereits bei seiner Wahl in den Reichstag 1912 als „Dissident“, also konfessionslos, geführt. Zwischen 1885 und 1888 lernte er das Handwerk des Sattlers. In der Gewerbeschule hat Ebert so großen Eindruck auf einen der Lehrer gemacht, dass dieser gar zu einem Studium riet. Jedoch legte er nie die Gesellenprüfung ab. Anschließend begab sich Ebert zwischen 1888 und 1891 auf Wanderschaft. Er bereiste dabei vor allem das südliche und westliche Deutschland. Stationen waren unter anderem Karlsruhe, München, Mannheim, Kassel, Hannover, Braunschweig, Elberfeld (heute zu Wuppertal), Remscheid, Quakenbrück und Bremen. Unterwegs engagierte er sich für den Zusammenschluss von Handwerkern in Gewerkschaften und Fachvereinen. In Mannheim lernte er durch einen dort lebenden Stiefbruder seines Vaters die sozialistische und gewerkschaftliche Bewegung kennen und trat um 1889 in die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) ein. Ebenfalls 1889 trat er dem Sattlerverband bei. In dieser Zeit bekam Ebert auch erstmals Einblick in marxistische Schriften sowie in Werke von Ferdinand Lassalle. Nach seinem Eintritt in Partei und Gewerkschaft war er als Agitator und Organisator tätig. In Kassel organisierte er einen erfolgreichen Arbeitskampf und wurde deswegen gezwungen, seine Arbeitsstelle aufzugeben. Im März 1893 erhielt Ebert eine Festanstellung als Redakteur bei der „Bremer Bürger-Zeitung“, der Zeitung der Bremer SPD. Nach dem Tod Paul Singers 1911 wählte der SPD-Parteitag in Jena im September 1911 Hugo Haase in einer Kampfabstimmung gegen Ebert zum Mitvorsitzenden der SPD, neben dem langjährigen Vorsitzenden August Bebel. Nach anderen Angaben zog Ebert seine Kandidatur kurz vor dem Wahlgang zurück und empfahl selbst die Wahl Haases, bekam aber dennoch bei der Wahl 102 Stimmen. Die SPD-Fraktion war 1912 mit 110 Abgeordneten die stärkste politische Kraft im Reichstag geworden. Obwohl Ebert neu war, wurde er in den siebenköpfigen Fraktionsvorstand gewählt. Im Plenum konzentrierte sich Ebert auf die Sozialpolitik und die Besoldungsfrage. Insgesamt sprach er nur selten im Parlament und nie zu öffentlichkeitswirksamen Streitfragen. Nach dem Tod von August Bebel 1913 war Ebert wegen seiner Arbeit in Partei und Fraktion, seinen engen Beziehungen zu den Gewerkschaften und den Gliederungen der Partei Favorit für dessen Nachfolge. Mit 433 von 473 Stimmen wurde er am 20. September 1913 auf dem SPD-Parteitag in Jena neben Haase zum Vorsitzenden gewählt. Seine Hauptaufgabe sah er darin, die auseinanderstrebenden Flügel zusammenzuhalten. Als im Dezember 1914, nach der Marneschlacht und dem Scheitern der deutschen Kriegsplanung gegen Frankreich, eine weitere Bewilligung von Kriegskrediten anstand, gelang es Ebert noch einmal, die Fraktionsmitglieder auf seine Linie einzuschwören. Lediglich Karl Liebknecht verweigerte seine Zustimmung. In der Folge brachen die inneren Konflikte offen aus. Der rechte Parteiflügel um Eduard David, Wolfgang Heine und die Gewerkschaftsvertreter verlangten den Ausschluss Liebknechts aus der Fraktion. Ebert und Haase versuchten dies zu verhindern. Die Zusammenarbeit von Ebert und Haase endete, nachdem Haase gemeinsam mit Eduard Bernstein und Karl Kautsky in der Leipziger Volkszeitung vom 19. Juni 1915 die sich abzeichnenden annexionistischen Kriegsziele der Reichsregierung scharf kritisiert und die SPD zum offenen Widerstand aufgerufen hatte. Auf Betreiben Eberts verurteilte der SPD-Parteiausschuss Haases Verhalten am 30. Juni 1915 als „nicht im Einklang mit den Pflichten eines Vorsitzenden“ stehend. Am 11. Januar 1916 wurde Ebert neben Scheidemann mit knapper Mehrheit zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Am 25. März zwang der Parteivorstand Hugo Haase zum Rücktritt als Parteivorsitzender. Im Januar 1917 wurden die SAG-Mitglieder und ihre Unterstützer in der Parteiorganisation auch aus der Partei ausgeschlossen. Nach einem weiteren Hungerwinter, ersten spontanen Massenstreiks und dem Kriegseintritt der USA gründeten sie im April 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD).
Wilhelm Solf.jpg Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes und
des Reichskolonialamtes
Wilhelm Solf
(* 05.10.1862 Berlin, Preußen)
parteiloser Liberaler
20.12.1911 6,89 Jahre
Wilhelm Solf ging nach dem Studium der Indologie in Berlin nach London und wurde 1888 in den deutschen diplomatischen Dienst aufgenommen. Einige Jahre war er am deutschen Generalkonsulat in Kalkutta (Britisch-Indien) tätig. Im Anschluss daran erwarb er in Göttingen die juristischen Staatsexamina. 1989 ging er als Bezirksrichter nach Daressalam (Deutsch-Ostafrika) und 1899 als Präsident des Munzipalrates nach Apia auf Samoa; 1900 wurde er Gouverneur der neuen deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Seinen Vorstellungen von einem humanitären Kolonialismus folgend, gelang es ihm 1904 den Lauati-Aufstand ohne Waffengewalt zu beenden. Seit Dezember 1911 war Solf Staatssekretär des Reichskolonialamtes. Während des Ersten Weltkrieges war er ein entschiedener Unterstützer der Politik des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg. Er setzte sich für einen frühen Verständigungsfrieden ein, mit dem er einen kolonialen Ausgleich verbinden wollte. Unter der Kanzlerschaft Max von Badens avancierte Solf 1918 zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes.
Karl Trimborn.jpg Staatssekretär im Reichsamt
des Innern
Karl Trimborn
(* 1854 Köln, Preußen)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
06.10.1918 35 Tage
Karl Trimborn studierte nach dem Abitur in Leipzig Geschichte und Philosophie, anschließend in München und Straßburg Rechtswissenschaften. Im Jahre 1904 war Trimborn in Osnabrück Präsident der Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands. Im Ersten Weltkrieg wurde er in der deutschen Zivilverwaltung für Belgien zunächst in Verviers und später bis August 1917 als Generalreferent für das Unterrichtswesen in Brüssel eingesetzt. Trimborn verdankte diesen Einsatz vermutlich seinen langjährigen Beziehungen zum Königreich Belgien. Denn er hatte 1884, 30jährig, die 22jährige Jeanne Mali (geboren in Verviers/Belgien am 12. Februar 1862, gestorben in Köln am 2. August 1919), Tochter eines belgischen Tuchfabrikanten in der Textilstadt Verviers, geheiratet. Diese spielte hatte eine wichtige Rolle in der frühen katholischen Frauenbewegung gespielt. Trimborn wurde noch von Max von Baden zum Staatssekretär berufen.
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsjustizamt
Paul von Krause
(* 1852 Karbowo, Westpreußen)
Nationalliberale Partei (NLP)
07.08.1917 1,26 Jahre
Paul von Krause studierte in Leipzig, Heidelberg und Berlin die Rechts- und Sozialwissenschaften und promoviere in Göttingen. 1878 wurde er Assessor und daraufhin Staatsanwaltsvertreter in Insterburg und Königsberg. Nach einer Zeit als Rechtsanwalt und Notar wurde er 1888 zum ersten Mal in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt und übersiedelte 1890 nach Berlin. Krause bekleidete zahlreiche höhere Posten in der deutschen Justiz, war Vorstandsmitglied des Deutschen Anwaltsvereins und Vorstandsvorsitzender der Berliner Anwaltskammer. Anlässlich des Kaiserjubiläums 1913 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben und zum Staatssekretär im Reichsjustizamt ernannt.
Ernst Karl August Klemens von Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsmarineamt
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler
(* 1864 Burghausen/Oberbayern)
parteilos
07.10.1918 34 Tage
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler trat 1884 in die Kaiserliche Marine ein und brachte es bis zum Vizeadmiral. Am 2. November 1918 wählte von Mann kaisertreue Kommandanten aus, um Schlachtschiffe, die während des Kieler Matrosenaufstandes von meuternden Soldaten besetzt waren, zu versenken. Am 5. November 1918 bat er das Kabinett in Berlin um Erlaubnis, Kiel von Land- und Seeseite her anzugreifen, um so die Rebellion zu beenden. Beiden Anfragen wurde nicht stattgegeben.
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichswirtschaftsamt
Hans Karl von Stein zu Nord- und Ostheim
(* 1867 Würzburg, Bayern)
parteilos
20.11.1917 355 Tage
Hans Karl von Stein zu Nord- und Ostheim trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften in den Königlich-Bayerischen Verwaltungsdienst ein. 1903 wechselte er in das Reichsamt des Innern, zwei Jahre später wurde er zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenen Rat und 1910 zum Geheimen Oberregierungsrat befördert. Im Februar 1914 wurde er Unterstaatssekretär des Ministeriums für Elsaß-Lothringen, im November 1915 wieder Leitender Mitarbeiter im Reichsamt des Innern, wo er ab Mitte 1917 Unterstaatssekretär war. Im August 1917 wurde er Ständiger Vertreter der preußischen Regierung in Fragen der Innenpolitik und Verwaltung bei der Obersten Heeresleitung und anschließend Staatssekretär im Reichswirtschaftsamt.
Mann.jpg Staatssekretär des
Kriegsernährungsamtes
Wilhelm von Waldow
(* 1856 Berlin, Preußen)
parteiloser Konservativer
06.08.1917 1,26 Tage
Wilhelm von Waldow ist Sohn des königlich-preußischen Oberforstmeisters Adolf von Waldow und dessen Frau Elisabeth geb. von Rochow-Plessow. Nach der Versetzung des Vaters zog die Familie von Berlin nach Frankfurt (Oder), dann nach Posen und dann nach Königsberg. Nach dem Abitur studierte von Waldow Rechts- und Staatswissenschaft an der Kaiserlichen Wilhelms-Universität Straßburg, der Georg-August-Universität Göttingen und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach erfolgreichem Studienabschluss arbeitete Waldow am Appellationsgericht in Frankfurt (Oder). Am 2. Januar 1878 erhielt er eine Ernennung zum Gerichtsreferendar, diente aber 1878/79 als Einjährig-Freiwilliger beim 2. Garde-Regiment zu Fuß der Preußischen Armee. Am 1. April 1881 trat Waldow in den höheren Verwaltungsdienst und wurde Regierungsreferendar. Als solcher arbeitete er bei der Regierung in Danzig. Nachdem er 1884 die große Staatsprüfung bestanden hatte, wurde er zum Regierungsassessor ernannt und bei der Regierung in Bromberg eingestellt. Es folgten Anstellungen im preußischen Ministerium des Innern in Berlin, bei der Regierung in Frankfurt (Oder) und ein Jahr später wieder im Innenministerium in Berlin. 1886 übernahm er die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes des Kreises Fischhausen im Regierungsbezirk Königsberg. Nachdem er am 3. November 1886 hier zum Landrat ernannt worden und in Königsberg sechs Jahre tätig gewesen war, übernahm er 1892 die kommissarische Verwaltung des Kreises Niederbarnim im Regierungsbezirk Potsdam. Er förderte den Chaussee- und Kleinbahnbau und baute das Feuerlöschwesen aus. Am 4. August 1890 heiratete Waldow in Königsberg Elisabeth von Werder (1866–1950), Tochter des Generals Hans von Werder und der Rose, geborene von Albrecht. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Von 1894 bis 1898 war Waldow Mitglied des Preußischen Landtages. Am 2. Februar 1898 wurde er Oberpräsidialrat in Königsberg und daselbst am 9. Oktober 1899 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Königsberg. 1903 wurde er zum Oberpräsidenten der Provinz Posen ernannt. Dort übernahm er zugleich die Ämter des stellvertretenden Präsidenten der Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen, des Kurators der Königlichen Akademie zu Posen und des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft zu Posen. Als 1906 sein Vater starb, erbte Waldow die Güter Dannenwalde und Gramzow. In dieser Phase wirkte er auch als Testamentsvollstrecker für seinen Cousin Rochus von Rochow-Stülpe und erhielt dadurch Kontakt mit dem bekannten Saatzüchter Ferdinand von Lochow-Petkus. 1910 wurde er Wirklicher Geheimer Rat. 1911 wurde er zum Oberpräsidenten der Provinz Pommern mit Amtssitz in Stettin ernannt. Am 6. August 1917 erhielt Waldow die Ernennung zum Staatsminister und wurde Staatssekretär des Kriegsernährungsamtes.
Gustav Bauer.jpg Staatssekretär des
Reichsarbeitsamtes
Gustav Bauer
(* 1870, Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 37 Tage
Gustav Bauer war der Sohn eines Gerichtsvollziehers, dessen Vorfahren 1731/32 aus Süddeutschland wahrscheinlich mit den Salzburger Exulanten nach Ostpreußen ausgewandert waren. Nach Abschluss der Volksschule in Königsberg arbeitete er 1884 zunächst als Schreiber in einer Rechtsanwaltskanzlei. Nach einer schweren Erkrankung musste ihm 1888 ein Bein amputiert werden. Von 1893 bis Dezember 1895 war er Bürovorsteher beim prominenten Strafverteidiger Fritz Friedmann. Bauer gründete 1895 den „Zentralverein der Bureauangestellten Deutschlands“, dem er bis zur Fusion mit dem „Verband der Verwaltungsbeamten der Krankenkassen“ 1908 vorstand. Nachdem er 1902 seinen Arbeitsplatz wegen der gewerkschaftlichen Tätigkeit verloren hatte, machte er sich als Gastwirt selbständig, gab dies jedoch bereits nach einem Jahr auf, als er hauptamtlicher Leiter des gewerkschaftlichen Zentral-Arbeitersekretariats wurde. Von 1908 bis 1918 hatte Bauer das Amt des zweiten Vorsitzenden der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands inne. 1912 wurde er zum Aufsichtsratsvorsitzenden der neu gegründeten Volksfürsorge gewählt. Im Jahr 1917 war er an der Gründung des Volksbundes für Freiheit und Vaterland beteiligt, der ein Gegengewicht zur extremistischen Deutschen Vaterlandspartei bilden sollte. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war er Geschäftsführer einer Berliner Wohnungsbaugenossenschaft. 1912 zog er als sozialdemokratischer Abgeordneter für den Wahlkreis Breslau 6 (Breslau-Ost) in den Reichstag des Kaiserreiches ein, wo er seit 1915 dem Haushaltsausschuss angehörte. Nach der Novemberrevolution wurde er in die Weimarer Nationalversammlung gewählt.
Otto Rüdlin.jpg Staatssekretär des
Reichspostamtes
Otto Rüdlin
(* 1861 Woldenberg-Neumark, Preußen)
parteilos
08.08.1917 1,26 Jahre
Otto Rüdlin studierte ca. 1880 Rechtswissenschaften in Berlin. 1883 bestand er die Referendarprüfung, 1888 wurde er Gerichtsassessor. Mit dem Wechsel in die staatliche preußische Eisenbahnverwaltung trug er ab 1890 den Titel Regierungsassessor. 1896 erhielt er die Beförderung zum Regierungsrat. Als er 1904 in das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten, dem auch das Eisenbahnwesen unterstand, berufen wurde, erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenden Rat. 1908 stieg er zum Geheimen Oberregierungsrat auf. Im Jahre 1910 erfolgte der nächste Karrieresprung: die Ernennung zum Präsidenten der Eisenbahndirektion Berlin. Während des Ersten Weltkrieges stand er der „Oberbetriebsleitung Ost“ vor.
Siegfried von Roedern.jpg Staatssekretär im
Reichsschatzamt
Siegfried Graf von Roedern
(* 1870 Marburg, Hessen)
parteilos
22.05.1916 2,47 Jahre
Siegfried Graf von Roedern entstammte dem schlesischen Uradelsgeschlecht Roedern. Seine Eltern waren der königlich-preußische Premierleutnant und Adjutant im 11. Jägerbataillon Graf Ludwig Erdmann von Roedern und dessen Frau Bertha, geborene Nasse. Roedern studierte von 1890 bis 1893 Rechts- und Staatswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, der Universität Genf und der Philipps-Universität Marburg. Am 4. November 1893 legte er die juristische Prüfung am Oberlandesgericht Frankfurt am Main ab. Am 21. Oktober 1897 heiratete er Else Nasse. Am 7. Januar 1899 bestand er die große Staatsprüfung. Vom 1. Januar 1901 bis zum 31. März 1903 arbeitete er beim Oberpräsidenten der Provinz Posen. Vom 1. Januar 1903 bis zum 31. März 1905 war er in der Abteilung Etats- und Kassenwesen des Finanzministeriums tätig. Am 1. April 1905 übernahm er die Verwaltung des Kreises Niederbarnim und wurde dort am 17. September zum Landrat ernannt. In dieser Funktion förderte er den Chausseebau und schaffte die Chausseegelderhebung ab. Er entwickelte das Gesundheitswesen weiter. In seiner Amtszeit entstanden fünf Krankenhäuser, und eine spezielle Krankeneinrichtung für Säuglinge wurde erbaut. Außerdem entwickelte Roedern Maßnahmen zum Schutz vor Seuchen. Zudem förderte er die flächendeckende Elektrifizierung des Landkreises. 1910 wurde Roedern zum Rechtsritter des Johanniterordens geschlagen. Im selben Jahr erhielt er die Rote Kreuz-Medaille III. Klasse, den Roten Adlerorden IV. Klasse und den Sankt-Stanislaus-Orden II. Klasse. Von 1911 bis 1914 war er beim Oberpräsidialrat beim Regierungspräsidium in Potsdam tätig. 1912 erhielt er den Kronenorden III. Klasse. Am 31. Januar 1914 trat er die Nachfolge des zurückgetretenen Staatssekretärs Hugo Zorn von Bulach im Ministerium für Elsaß-Lothringen an. In diesem Amt blieb er zwei Jahre. Am 22. Mai 1916 wurde er Staatssekretär im Reichsschatzamt. Zusätzlich erfolgte 1917 die Ernennung zum Staatsminister ohne Portefeuille der Landesregierung in Preußen. Die Praxis, Staatssekretäre der Reichsämter zu preußischen Staatsministern ohne Geschäftsbereich zu ernennen, war bis 1918 gang und gäbe. Unter seiner Leitung wurde im Ersten Weltkrieg eine Kriegssteuer für Unternehmen eingeführt, womit die leeren Staatskassen aufgefüllt werden sollten. Die Einnahmen erwiesen sich jedoch als mäßig, so dass zur Finanzierung der enormen Kriegskosten weiterhin auf Kriegsanleihen gesetzt wurde. 1917 erhielt Roedern den Roten Adlerorden I. Klasse und das Eiserne Kreuz II. Klasse. Im Herbst 1917 wurde er zum Stellvertreter des Reichskanzlers berufen. Kaiser Wilhelm II. beauftragte von Roedern 1918 gemeinsam mit Friedrich von Payer, eine Kabinettsliste für den neuen Reichskanzler, der kurz darauf in Max von Baden gefunden wurde, auszuarbeiten; letztlich bestimmte aber der Interfraktionelle Ausschuss im Reichstag die genaue Zusammensetzung des Kabinetts.
Matthias Erzberger.jpg Staatssekretär
ohne Geschäftsbereich
und Leiter der
Waffenstillstandskommission
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
04.10.1918 37 Tage
Matthias Erzberger war der Sohn eines Schneiders und nebenberuflichen Postboten. Die Bevölkerung seines Dorfes setzte sich je zur Hälfte aus Juden und Protestanten zusammen. Er besuchte die katholische Volksschule. Einer seiner Lehrer erkannte sein Talent und schlug den Eltern vor, ihrem Sohn eine Lehrerausbildung zu ermöglichen, deren Kosten die Familie tragen konnte. Nach der Schulzeit besuchte Erzberger zunächst die Präparandenanstalt in Gmünd. Dort übersprang er eine Klasse und absolvierte den dreijährigen Lehrgang in zwei Jahren. Anschließend studierte er am katholischen Lehrerseminar in Saulgau, wo er 1894 die Volksschullehrerprüfung als Bester seines Jahrgangs ablegte. Bereits in dieser Zeit setzte er sich mit politischen Fragen auseinander. Erzberger diente nicht in der Armee, weil in seinem württembergischen Heimatbezirk ein Überschuss an wehrfähigen Männern bestand. Er wurde zum „glühenden Katholiken“ erzogen, seine religiösen Anschauungen waren die zentralen Leitgedanken in seinem gesamten politischen Denken und Handeln. Erzberger trat 1894 in den Württembergischen Schuldienst ein. Nach Tätigkeiten als Lehrerpraktikant in Marbach und Göppingen sowie als Amtsverweser in Feuerbach bei Stuttgart entdeckte ihn Josef Eckard 1895 als politisches Talent. Eckard bot ihm eine Stelle als Redakteur für das katholische Deutsche Volksblatt in Stuttgart an, was Erzberger sofort annahm. Um der marxistischen Bewegung entgegenzuwirken, war 1890 der Volksverein für das katholische Deutschland gegründet worden, dessen Führung Josef Eckard und Adolf Gröber übernommen hatten, Hauptmitarbeiter wurde nun Erzberger. Zur Vorbereitung auf die neue Aufgabe begann Matthias Erzberger 1896 ein Studium des Staatsrechts und der Nationalökonomie in Freiburg im Üechtland. Gleichzeitig engagierte er sich in katholischen Arbeitervereinen und in der Zentrumspartei. Beeindruckt von der zentralistischen Disziplin und dem Zusammenhalt der sozialistischen Arbeitervereine und Gewerkschaften beschlossen Erzberger und andere christliche Delegierten 1897 anlässlich eines internationalen Kongresses in Zürich, eine christliche Gewerkschaftsbewegung in ganz Deutschland ins Leben zu rufen. 1899 beteiligte sich Erzberger an der Gründung Christlicher Gewerkschaften in Mainz, wo er der Hauptredner war, eines Bauernvereins und des schwäbischen Handwerkerbunds. Im Jahr 1900 heiratete Erzberger in Rottenburg Paula Eberhard, die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns. Der Ehe entstammen zwei Töchter und ein Sohn. Der Sohn starb 1918 als Soldat an der Spanischen Grippe. Bis zur Wahl in den Reichstag widmete er sich hauptsächlich der publizistischen Arbeit, wobei das zentrale Thema der Kampf gegen den Marxismus war; dieser Kampf gründete sich auf den starken religiösen Überzeugungen Erzberges und nicht auf dem Wunsch, den wirtschaftlich-sozialen Status quo im Kaiserreich zu erhalten. Er galt spätestens seit 1898 als einer der „unermüdlichsten Pamphletisten Deutschlands“. Erzbergers Polemik gegen die Sozialdemokraten zeichnete sich dabei durch das seinerzeit keineswegs selbstverständliche Bemühen aus, die sozialistischen Argumente ernst zu nehmen, aber sie aus christlicher Sicht zu widerlegen. Aufgrund der Wahlen von 1903 wurde Erzberger 28jährig als damals jüngster Abgeordneter für den Wahlkreis Württemberg 16 (Biberach, Leutkirch, Waldsee, Wangen) in den Reichstag gewählt, protegiert von den Abgeordneten Adolf Gröber und Richard Müller. Seine Wahlpropaganda zur Wahl war darauf ausgerichtet, den frommen Bauern „das rote Gespenst an die Wand zu malen, und es gelang ihm mühelos, die Schwächen des sozialdemokratischen Agrarprogramms aufzudecken.“ Ohne Vermögen und anderweitige Einkommen war er im damaligen Reichstag, der noch keine Diäten kannte, ein Außenseiter, ähnlich wie die Sozialdemokraten. Er wurde zu einem der ersten bürgerlichen Berufspolitiker, indem er sich zugleich als politischer Journalist finanzierte: Er schrieb eine Fülle von Artikeln für das Deutsche Volksblatt (Württemberg) und das Zentrums-Organ Germania. Außerdem kaufte er ein eigenes Magazin auf und verbreitete darüber teilweise reißerische Enthüllungsgeschichten, die er im Zusammenhang mit seiner Arbeit im Reichstag selbst recherchierte. Erzberger arbeitete sich schnell zu einem Experten für Militär-, Kolonial- und Finanzpolitik hoch und wurde bereits 1904, nach einem Jahr Reichstagszugehörigkeit, auf Vorschlag Gröbers in die Budgetkommission des Reichstags (Haushaltsausschuss) berufen. Da das Budgetrecht des Reichstags im Kaiserreich sein größter Einflussfaktor war, galt auch die Budgetkommission als besonders einflussreich. Erzbergers rascher Aufstieg schuf ihm unter den langjährigen Abgeordneten viele Gegner. In der Budgetkommission übernahm er zuerst sozialpolitische, dann militärpolitische Fachaufgaben. Der preußische Kriegsminister Karl von Einem äußerte sich in diesem Zusammenhang wertschätzend über Erzberger: „Der kann immer gleich Auskunft geben und weiß viel besser Bescheid als meine Offiziere und Beamten.“ 1905 und 1906 deckte Erzberger als kolonialpolitischer Sprecher seiner Fraktion mehrere Kolonialskandale auf und wurde dadurch reichsweit bekannt, weil seit Beginn des Herero-Aufstandes 1904 die Kolonialpolitik im Brennpunkt der deutschen Aufmerksamkeit stand. Erzberger lehnte, nicht zuletzt mit Blick auf den Missionsgedanken, Kolonien nicht grundsätzlich ab und verteidigte im Mai 1905 sogar den Feldzug der deutschen Kolonialtruppen gegen die Herero in Deutsch-Südwestafrika gegen Angriffe der SPD, namentlich Georg Ledebours. Allerdings mahnte er, auch die Rechte der Afrikaner zu berücksichtigen, die häufig Zwangsarbeit leisten mussten, und die zum Teil unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Kolonien schärfer zu kontrollieren. Vor allem aber attackierte er, gestützt auf Insiderberichte von Beamten im Reichskolonialamt, Misswirtschaft und Unterschleife in der Grauzone von Ministerialbürokratie und Unternehmen wie der Deutschen Kolonialgesellschaft und der Reederei Woermann. Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg musste als Leiter der Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt zurücktreten, und mit ihm verlor auch der Ministerialbeamte Karl Helfferich seinen Posten. Dessen Hass verfolgte Erzberger bis an sein Lebensende. Konservative Kreise waren empört, dass ein schwäbischer Volksschullehrer den Erbprinz Hohenlohe-Langenburg stürzen konnte. Anlässlich des Rücktritts seines Verwandten fragte Kaiser Wilhelm II. den seinerzeitigen Reichskanzler Bernhard von Bülow, ob „denn gar kein Mittel vorhanden [sei], unsere Beamten- und Offizierswelt vor dem gewerbsmäßigen Hintertreppen-Schleicher, Ehrabschneider und Verleumder Erzberger zu decken? Die Empörung in diesen Kreisen ist stark und nimmt zu; es wäre gut, wenn die Regierung ihm und dem Zentrum die Zähne zeigte.“ Erzbergers Kampagne trug dazu bei, dass die Regierung Bülow im Streit um das Budget für den militärischen Einsatz in den Kolonien 1907 zurücktrat und es zu Neuwahlen des Reichstags (den sog. „Hottentottenwahlen“) kam. Bülow, Konservative und Nationalliberale führten ihren Wahlkampf gezielt gegen Erzberger und das Zentrum. Da Zentrum und SPD in der aufgeheizt nationalistischen Atmosphäre an Stimmen verloren, konnte Bülow nach der Wahl einen konservativ-liberalen Block ohne das Zentrum bilden. Die Zentrumsführung und vor allem der rechte Parteiflügel nahmen Erzberger diese Entwicklung übel und drängte ihn eine Zeitlang in den Hintergrund. Ein weiterer Grund lag darin, dass die Führung hoffte, die Konservativen im Reichstag für sich zu gewinnen, was eine politische Gewichtsverlagerung nach rechts und eine Neutralisierung des linken Flügels mit Erzberger verlangte. Doch schon 1909 stürzten Deutschkonservative gemeinsam mit dem Zentrum unter Mitwirkung Erzbergers die Regierung Bülow, vor allem, weil keine Einigung bezüglich der (maßvollen) Erhöhung der Erbschaftssteuer gefunden werden konnte – eine der Steuererhöhungen, die Bülow wegen eines drohenden Defizits von 500 Millionen Mark im Haushalt vorschlug. Erzberger hatte schon im Rahmen der Daily-Telegraph-Affäre eine deutlich oppositionelle Haltung gegenüber Bülow eingeschlagen. Obwohl Erzberger schon vorher in und außerhalb der Partei eine einflussreiche bis herausragende Rolle spielte, wurde er erst am 7. Februar 1912 offiziell im Fraktionsvorstand des Zentrums aufgenommen. In seiner Genugtuung über den Zusammenbruch des Bülow-Blocks teilte Erzberger einige Jahre eine allgemeine Zufriedenheit mit dem politischen Status quo. So nahm er beim sogenannten Fall Oldenburg, einem auch für damalige Verhältnisse beispiellosen Angriff auf die Würde des Reichstages, eine auffallend neutrale Haltung ein und legte offensichtlich mehr Wert auf die Solidarität mit dem antiparlamentarischen Bündnispartner als auf eine Verteidigung der Rechte des Reichstags. Seine fortschrittliche Haltung lebte zunächst wieder mit der Erörterung der Verfassung von Elsaß-Lothringen auf, in der er sich für eine weitgehende Selbstverwaltung aussprach. In seiner Wahlbroschüre für die Reichstagswahl 1912 vermied er jedoch jeglichen Angriff gegen die antiparlamentarischen Kräfte im Reichstag, mit denen das Zentrum bis 1917 in erster Linie zusammenarbeitete. Dennoch wuchs bei Matthias Erzberger immer deutlicher die Erkenntnis, dass das herrschende politische System in Deutschland dringend einer Erneuerung bedürfe. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Erzberger ein deutlicher Befürworter weitreichender Annexionen und teilte die mehrheitliche Auffassung im deutschen Reichstag und in der Reichsregierung. Im September 1914, kurz bevor die deutsche Angriffsplanung an der Marne scheiterte, entwarf er ein phantastisches „Kriegszielprogramm“, das jenen der extremsten Konservativen kaum nachstand. Er veröffentlichte chauvinistische Aufrufe, die vor allem die Annexion Belgiens forderten. Zudem vertrat Erzberger eine rücksichtslose Kriegsführung. In Zeitungsartikeln schwärmte er davon, „Feuer vom Himmel regnen zu lassen“. Wenn man in der Lage sei, „durch ein Mittel ganz London zu vernichten, so ist das humaner, als wenn man noch einen einzigen deutschen Volksgenossen auf dem Kampffelde bluten läßt, weil eine solche Radikalkur am schnellsten zum Frieden führt.“ Von diesen extremen Forderungen wich Erzberger nur allmählich ab, wobei sich kein bestimmtes Ereignis und kein genauer Zeitpunkt nennen lässt, von dem an die grundsätzliche Meinungsänderung erfolgte, die ihn zu einem künftigen Vorkämpfer für den Völkerbund werden ließ. Erst im Juli 1917 war sie weitgehend vollzogen, nachdem seine am 19. Juli 1917 angenommene Friedensresolution die gesamte deutsche Politik verwandelt hatte. Als bemerkenswertester Zug bei seinem Aufstieg tritt hervor, dass er sich im Gegensatz zu den Jahren vor 1914 fast ausschließlich mit außenpolitischen Fragen beschäftigte. Erzberger war im Unterschied zu den meisten Annexionisten einsichtig genug, die Gebietsforderungen im weiteren Verlauf des Krieges fallen zu lassen.
Bemerkungen: Sowohl in der Kaiserzeit als auch zu Beginn der parlamentarischen Demokratie nahmen die "Staatssekretäre" die Aufgabe von Ministern wahr. Die Mitglieder des ersten Kabinetts des Deutschen Reiches stammen zu 54 Prozent aus Preußen, zu 18 Prozent aus Bayern und zu je 9 Prozent aus Baden, Hessen und Württemberg. Aus dem bevölkerungsreichen Sachsen stammt kein Mitglied der aktuellen Regierung. Mehr als die Hälfte der Regierungsmitglieder sind parteilos, jeweils 18 Prozent sind Angehörige des Zentrums, einer gehört zur Nationalliberalen Partei.
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Französische Republik / Deutsches Reich
  • Der mit der Überbringung der Waffenstillstandsbedingungen beauftragte deutsche Kurier funkt heute Nacht durch den Eiffelturm in Paris, dass er die Linien zum Deutschen Reich nicht passieren konnte, da die Deutschen das Feuer noch nicht eingestellt hätten. Zu dieser Annahme wird er anscheinend durch den Umstand veranlaßt, dass auf deutscher Seite ein Munitionsdepot in Brand geraten ist und mit fortgesetzten Detonationen in die Luft fliegt. Der Kurier wird durch Funkspruch hierüber aufgeklärt und erhält die Weisung, die Linien sofort zu überschreiten. Das Eintreffen der Waffenstillstandsbedingungen in Berlin kann nun stündlich erwartet werden. Der deutsche Heeresbericht bemerkt am heutigen Abend ganz kurz: "An der Westfront ruhiger Tag."
  • Der Kurier, der die Waffenstillstandsbedingungen aus dem Hauptquartier des Marschalls Foch in das deutsche Hauptquartier befördern sollte, hat seinen Bestimmungsort Stunden nach dem Funkspruch vom Eiffelturm immer noch nicht erreicht. Über die Gründe seines Ausbleibens, das anscheinend aus einen Unglücksfall zurückzuführen ist, besteht noch keine Klarheit. Von deutscher Seite wird daher durch Funkspruch bei der deutschen Delegation im französischen Hauptquartier um Aufklärung gebeten. Marschall Foch entscheidet, die Bedingungen nach einem inzwischen eingetroffenen Funkspruch durch einen französischen Flieger in das deutsche Hauptquartier zu senden.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, erklärt in Berlin seine Abdankung als deutscher Kaiser, nicht aber als König von Preußen.
  • Die bereits gewählten Arbeiter- und Soldatenräte halten gegen 22 Uhr im großen Sitzungssaal des Reichstages eine Sitzung ab und beschließen Folgendes: Sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen versammeln sich am Sonntag, 10. November, vormittags 10 Uhr in den Fabriken und wählen Arbeiterräte. Frauen sind wählbar. Sämtliche Soldaten versammeln sich gleichfalls in den Kasernen bezw. Lazaretten vormittags 10 Uhr. Auf ein Bataillon beziehungsweise eine Formation entfällt ein Soldatenrat. Auf 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen entfällt ein Arbeiterrat. Kleinere Betriebe vereinigen sich zur Wahl eines Arbeiterrats. Um 17 Uhr versammeln sich die gewählten Arbeiter- und Soldatenräte im Zirkus Busch und wählen die provisorische Regierung. Reichskanzler Ebert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) beauftragt den Vorsitzenden der preußischen SPD, Paul Hirsch, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung zu setzen und nötigenfalls selbst Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ergreifen; das Vorgehen wird vom preußischen Innenminister Bill Drews bestätigt.
  • Das III. Marinegeschwader kommt nach Kiel zurück und setzt beim Einlaufen wieder die rote Fahne. Der Großteil der Offiziere hat die Schiffe offenbar verlassen. Delegationen des Soldatenrates und der Offiziere einigen sich darauf, dass jene Offiziere, die schriftlich erklären, der neuen Volksbewegung nicht feindlich gegenüberstehen, wieder Vorgesetzte sein dürfen.
  • Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg benennen in Berlin den "Berliner Lokalanzeiger" um in die Zeitung "Die Rote Fahne" als Zentralorgan des Spartakusbundes.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Saargebiet

In Saarbrücken wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.

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Deutsches Reich / Königreich Württemberg

Eine revolutionäre Menge mit zum Teil auswärtigen Anführern dringt in das Wilhelmspalais, dem Sitz des württembergischen Königs Wilhelm II. ein. Noch am selben Abend verlässt König Wilhelm II. schließlich Stuttgart in Richtung Bebenhausen. Dass ihm in dieser Situation niemand beisteht, wird er nie verwinden. Wilhelm II. galt seinen Bürgern als beliebter und volksnaher König. Noch später werden Geschichten erzählt, wie die Einwohner Stuttgarts ihren Monarchen beim Spaziergang mit seinen Hunden (zwei Spitzen) mit den Worten: „Grüß Gott, Herr König“, grüßten und Wilhelm II. als Erwiderung seinen Hut zog und den Kindern Süßigkeiten gab. So soll es auch keine Seltenheit gewesen sein, wenn Kinder ihrem König begegneten, er von ihnen gefragt worden sei: „Keenich, hoscht mer nex?“ – Was sagen soll: „König, hast Du nichts für mich?“.

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Deutsches Reich / Großherzogtum Hessen

In Mainz wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet, zu dessen Vorsitzenden Bernhard Adelung von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bestimmt wird. Auch in Darmstadt wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet. Vorsitzender ist Carl Ulrich von der SPD.

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Deutsches Reich / Großherzogtum Baden

In Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück.

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Deutsches Reich / Großherzogtum Oldenburg / Freistaat Oldenburg

Der "21er-Rat" in Wilhelmshaven fasst einen Beschluss zur Absetzung des Großherzoges Friedrich August von Oldenburg und ruft die Republik Oldenburg-Ostfriesland aus.

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Deutsches Reich / Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

In Weimar, der Landeshauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, wird der Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach ausgerufen. Staatskommissar und Staatsminister ist der am Vortag berufene August Baudert von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), weiterer Staatsminister ist der vermutlich parteilos Julius Palen. Der alte, noch unter dem abgedankten Großherzog Wilhelm Ernst eröffnete Landtag, ist noch aktiv und tagt.

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Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha

Wilhelm Bock, Mitglied des Reichstags in der Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), erklärt auf einer Großkundgebung in Gotha den Herzog für abgesetzt und den Arbeiter- und Soldatenrat zum obersten Machtorgan der "Republik Gotha".

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Deutsches Reich / Herzogtum Anhalt

In Dessau wird unter dem Vorsitz des dortigen Bürgermeisters Fritz Hesse ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.

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Deutsches Reich / Herzogtum Braunschweig / Republik Deutschösterreich

Der am Vortag zurückgetretene Herzog von Braunschweig verlässt sein Herzogtum zusammen mit seiner Familie nach Gmunden ins deutschösterreichische Exil, wo schon sein Vater das Schloss Cumberland hat errichten lassen.

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Deutsches Reich / Vereinigtes Baltisches Herzogtum

Bis zur Ankunft des vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. bestimmten Monarchen des neuen „Vereinigten Baltischen Herzogtums“ wird eine Ritterschaft aus 10 „Regentschaftsraten“ unter Führung des livländischen Landmarschalls, Adolf Pilar von Pilchau als „Reichsverweser“, gegründet. Aufgrund der politischen Wirren in Deutschland ist es dem zukünftigen Herzog der Balten, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, derzeit unmöglich, nach Riga abzureisen.

10.11.1918
Deutsches Reich.png Frankreich.png Belgien.png Großbritannien.png USA 1912-1959.png
Deutsches Reich / Französische Republik / Königreich Belgien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Vereinigte Staaten von Amerika

Der Erste Generalquartiermeister Wilhelm Gröner meldet von der Obersten Heeresleitung den Fortgang der Rückverlegung der deutschen Linien zwischen Schelde und Maas: "Zwischen der Schelde und der Maas ist der Feind gestern unseren Bewegungen über Bonsec-Leuze-St. Ghislain-Maubeuge-Trelon und über die Sarmonne westlich von Charleville gefolgt. Auf den östlichen Maashöhen und in der Ebene von Woevre wurden mehrfache Vorstöße der Amerikaner abgewiesen."

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Deutsches Reich / Königreich Belgien / Königreich der Niederlande

Kaiser Wilhelm II. von Deutschland, der am Vortag abdankte, trifft mit zehn Herren Gefolge in Arnheim in Holland ein und nimmt dort in der Villa des Baron Bentinck Wohnung. Holländische Zeitungen melden: "Heute früh 7 Uhr trafen in Eysden auf der Straße von Visse her zehn Autos mit kaiserlichen Wappen ein. Die Insassen waren: der Kaiser, der Kronprinz, höhere Offiziere und Hofwürdenträger, im ganzen 51 Personen. Sie verließen Spa um 5 Uhr morgens und fuhren über Verviers und Battice. Um 8 Uhr morgens traf in Eysden ein Hofzug mit den Archiven und dem Personal des Großen Hauptquartiers ein. Die Autos wurden auf Waggons geladen, und mit der Eisenbahn setzten der Kaiser und sein Gefolge die Reise in nördlicher Richtung fort.

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Deutsches Reich

Am Abend kommen etwa 3000 Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin im Circus Busch zusammen. Eine Legitimationskontrolle findet nicht statt. Die Mehrheit von ihnen unterstützt die Politik der Mehrheits-Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD, später SPD) und die bereits am Vortag zwischen den Parteien beschlossene Bildung des Rates des Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert. In der Versammlung wird so etwas wie eine Fraktionsbildung SPD, USPD, Linke USPD sowie "Revolutionäre Obleute/Spartakus" deutlich. Emil Barth (USPD) beantragt die Bildung eines Aktionsausschusses der Vollversammlung und schlägt als Mitglieder Vertreter der Revolutionären Obleute und des Spartakusbundes vor. Ziel ist die Schaffung eines revolutionären Gremiums als Gegengewicht zum Rat der Volksbeauftragten und die Rückgewinnung der Initiative für die radikale Linke, die die Revolution vorbereitete. Friedrich Ebert verlangt stattdessen einen paritätisch aus Mitgliedern von USPD und MSPD besetzten Ausschuss. Nach heftigen Auseinandersetzungen wird vor allem auf Druck der Soldatenvertreter ein gemeinsames Gremium beschlossen. Die Bezeichnung ist unterschiedlich – eine Version lautet: „Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates in Berlin“ eine andere „Der Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin.“ Das Komitee der Arbeiter besteht aus 14 Mitgliedern. Von diesen gehörten jeweils sieben der MSPD und der USPD an. Die Mitglieder der USPD sind: Emil Barth, Paul Eckert, Georg Ledebour, Richard Müller, Paul Neuendorf und Paul Wegmann. Bis auf Ledebour kommen sie aus den Reihen der revolutionären Obleute. Die Mitglieder der MSPD sind: Franz Büchel, Gustav Heller, Ernst Jülich, Max Maynz, Otto Hiob (?) und Oskar Rusch. Die meisten von ihnen sind gewerkschaftsnahe Betriebsvertrauensleute. Die Mehrzahl der ebenfalls 14 Soldatenvertreter gehört keiner Partei an. Später soll als Soldatenvertreter noch Max Cohen-Reuß, ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter in das Gremium kommen. Für die USPD soll später Ernst Däumig hinzukommen. Zusammen bildeten Arbeiter- und Soldatenkommission den „Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlin.“ Der Vorsitzende wird Richard Müller. Die Kritik der bürgerlichen und sozialdemokratischen Presse richtet sich gegen den Anspruch des Vollzugsrates für ganz Deutschland zu sprechen, obwohl er nur aus Berlinern besteht.
Zwei Mitglieder der neuen Regierung des Deutschen Reiches stehen nach der Sitzung fest. Über die Besetzung der fachmännischen Ministerien führt der Rat der Volksbeauftragten noch Beratungen, die noch nicht zum Abschluß gekommen sind.

Die vorläufigen Regierungsmitglieder aus dem Rat der Volksbeauftragten und des Vollzugsrates
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Friedrich Ebert.jpg
Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
Reichskanzler
Friedrich Ebert
(* 1871 Heidelberg, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918 2 Tage
Hugo Haase.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
Hugo Haase
(* 1863 Allenstein, Ostpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
10.11.1918 -
Hugo Haase ist ein deutscher Jurist und Pazifist. Hugo Haase wurde als Sohn eines jüdischen Schuhmachers und Kleinhändlers in Allenstein geboren. Nach dem Abitur studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Albertus-Universität in Königsberg und war dort zwischen 1890 und 1911 als Rechtsanwalt niedergelassen. Er war Journalist bei der Königsberger Volkszeitung und der erste und einzige sozialdemokratische Rechtsanwalt Ostpreußens. In vielen Prozessen verteidigte er Landarbeiter, die von Großgrundbesitzern und Behörden in einem beinahe rechtlosen Zustand gehalten wurden, oder die sich gegen Polizisten gewehrt haben. In Dutzenden von Prozessen verteidigte er politisch verfolgte Sozialdemokraten, meist Journalisten, die wegen ihrer kritischen Artikel oft wegen Beleidigung angeklagt wurden. Seit 1887 gehört Haase der SPD an. Wie sein Freund Karl Kautsky rechnet er sich zum so genannten zentristischen Parteiflügel, der im Revisionismus-Streit versucht, zwischen Revisionisten und Marxisten zu vermitteln. Das gilt allerdings nur für die politische Praxis. 1894 wurde Haase unter den Bedingungen des Dreiklassenwahlrechts und in nicht geheimer Wahl als erster Sozialdemokrat in die Stadtverordnetenversammlung von Königsberg gewählt. 1897 wurde er in einer Nachwahl für den Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 3 (Königsberg-Stadt) in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt. Bei der Reichstagswahl 1907 gelang es ihm nicht, erneut den Wahlkreis zu gewinnen. Nach seiner Rückkehr in den Reichstag 1912 wurde er neben Philipp Scheidemann SPD-Fraktionsvorsitzender im Reichstag. Hugo Haase hielt im September 1906 auf dem Mannheimer Parteitag der SPD ein umfassendes kritisches Referat über das deutsche Strafrecht, in dem er zahlreiche Reformvorschläge machte. Er forderte unter anderem die Abschaffung der Straftatbestände Majestätsbeleidigung, „Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen“ und „Aufhetzung zum Klassenhass“. Die stetig wachsende Zahl der Verurteilten vor allem bei Eigentumsdelikten war nach Haase ein Symptom für wachsende soziale Not. Nach Bebels Tod 1913 wurden Haase und Ebert im September zu gleichberechtigten Parteivorsitzenden gewählt. Die Rivalen Haase und Ebert repräsentierten zwar praktisch die beiden widerstreitenden Parteiflügel; Haase selbst verstand sich aber nicht als Flügelmann, sondern hielt bis 1916 an der Vorstellung fest, er könne die einst in August Bebel verkörperte Einheit der SPD als radikale Oppositionspartei gegen das Kaiserreich und gegen den Imperialismus wiederherstellen.
Wilhelm Solf.jpg Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes und
des Reichskolonialamtes
Wilhelm Solf
(* 05.10.1862 Berlin, Preußen)
parteiloser Liberaler
20.12.1911 6,89 Jahre
Karl Trimborn.jpg Staatssekretär im Reichsamt
des Innern
Karl Trimborn
(* 1854 Köln, Preußen)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
06.10.1918 36 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsjustizamt
Paul von Krause
(* 1852 Karbowo, Westpreußen)
Nationalliberale Partei (NLP)
07.08.1917 1,26 Jahre
Ernst Karl August Klemens von Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsmarineamt
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler
(* 1864 Burghausen/Oberbayern)
parteilos
07.10.1918 35 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichswirtschaftsamt
Hans Karl von Stein zu Nord- und Ostheim
(* 1867 Würzburg, Bayern)
parteilos
20.11.1917 356 Tage
Mann.jpg Staatssekretär des
Kriegsernährungsamtes
Wilhelm von Waldow
(* 1856 Berlin, Preußen)
parteiloser Konservativer
06.08.1917 1,26 Tage
Gustav Bauer.jpg Staatssekretär des
Reichsarbeitsamtes
Gustav Bauer
(* 1870, Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 38 Tage
Otto Rüdlin.jpg Staatssekretär des
Reichspostamtes
Otto Rüdlin
(* 1861 Woldenberg-Neumark, Preußen)
parteilos
08.08.1917 1,26 Jahre
Siegfried von Roedern.jpg Staatssekretär im
Reichsschatzamt
Siegfried Graf von Roedern
(* 1870 Marburg, Hessen)
parteilos
22.05.1916 2,47 Jahre
Matthias Erzberger.jpg Staatssekretär
ohne Geschäftsbereich
und Leiter der
Waffenstillstandskommission
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
04.10.1918 38 Tage
Bemerkungen: Die Staatssekretäre gehören nicht zum "Rat der Volksbeauftragten", wurden aber bislang weder von der ehemaligen noch von der neuen Regierung aus ihren Ämtern entlassen, so dass sie sie in ihren Behörden weiterhin ausüben.
Generalquartiermeister Wilhelm Groener
Im "Ebert-Groener-Pakt" (auch „Pakt mit den alten Mächten“ oder Ebert-Groener-Bündnis) vereinbaren Friedrich Ebert als SPD-Vorsitzender und Mitglied des Rates der Volksbeauftragten und General Wilhelm Groener im Namen der Obersten Heeresleitung (OHL) ein gemeinsames Vorgehen gegen linksradikale Gruppierungen. Friederich Ebert hofft dadurch, einen geordneten Übergang von der Monarchie zur Demokratie zu gewährleisten. Während die linkeren Kräfte eine Fortsetzung der Revolution wollen, ist das Ziel der Sozialdemokraten eine Stabilisierung der Situation. Um diese zu erreichen ist es ihrer Ansicht nach notwendig, mit den Eliten des Kaiserreichs in Militär, Wirtschaft und Verwaltung zusammenzuarbeiten. Diese unterstützen meist die Position der MSPD, und durch die Mehrheit an MSPD-Mitgliedern in den Arbeiter- und Soldatenräten sowie die Übergehung der USPD-Mitglieder im Rat der Volksbeauftragten wird die heikle Zusammenarbeit beschlossen. Die alte Führung wurde vor allem gebraucht, um
  • die Soldaten nach dem Verlust des Krieges möglichst schnell nach Deutschland zurückzuholen und zu demobilisieren,
  • die weiteren Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten zu erfüllen, um die englische Blockade deutscher Seehäfen zu beenden,
  • den neuen Staat gegen die linksradikalen Spartakisten zu schützen und einen Bürgerkrieg, wie er in Russland nach der Revolution ein Jahr zuvor entstanden ist, zu verhindern,
  • die Nahrungsversorgung zu verbessern,
  • die Kriegswirtschaft auf eine Friedenswirtschaft umzustellen und die Soldaten wieder in normale Arbeit zu bringen,
  • das Verkehrswesen wieder aufzubauen.

Die Revolutionäre hatten im Verlauf der Revolution eine republikanische Soldatenwehr gegründet, diese war aber unzuverlässig. General Groener und die Heeresleitung sind an einer Zusammenarbeit mit der neuen Regierung interessiert, um

  • die Existenz der Armee und des Offizierkorps zu schützen,
  • eine Fortführung der Revolution und den Sieg des Bolschewismus zu verhindern,
  • einen Friedensvertrag herbeizuführen,
  • die restlichen Truppen schnell nach Deutschland zurückholen zu können.

Groeners Grundlage für das Zusammengehen mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ist Reichspatriotismus, der die Loyalität gegenüber der Person des Kaisers ablöst. In einem Telefonat Groeners mit Ebert sichert der General dem Vorsitzenden der neuen Regierung die Loyalität der Reichswehr zu. Ihre gemeinsamen Ziele sind die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung, die Abwehr des Bolschewismus und eine Armee mit Disziplin zum Schutz des Staates. Die OHL ordnet sogar die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten an, um so die Bewegung besser kontrollieren zu können; allerdings bleibt gemäß der Abmachung zwischen Ebert und Groener die alleinige Befehlsgewalt bei den Offizieren. Der Generalstab organisiert die Rückführung der Truppen von der Front.

Frankreich.png Deutsches Reich.png
Französische Republik / Deutsches Reich

In Deutschland werden die von Frankreich geforderten Waffenstillstandsbedingungen bekannt. Nachfolgend ein Auszug des von Frankreich vorgeschlagenen Abkommens:

  1. Inkrafttreten 6 Stunden nach Unterzeichnung.
  2. Sofortige Räumung von Belgien, Frankreich, Elsaß-Lothringen binnen 14 Tagen. Was an Truppen nach dieser Zeit übrigbleibt, interniert oder kriegsgefangen.
  3. Abzugeben 5000 Kanonen, zunächst schwere, 30000 Maschinengewehre, 3000 Minenwerfer, 2000 Flugzeuge.
  4. Räumung des linken Rheinufers, Mainz, Koblenz, Köln besetzt vom Feind auf Radius von 30 Kilometern Tiefe.
  5. Auf rechtem Rheinufer 30 bis 40 Kilometer Tiefe neutrale Zone, Räumung in 11 Tagen.
  6. Auf linkem Rheinufergebiet nichts hinwegführen, alle Fabriken, Eisenbahnen usw. intakt belassen.
  7. 5000 Lokomotiven, 150000 Waggons, 10000 Kraftwagen abgeben.
  8. Unterhalt der feindlichen Besatzungstruppen durch Deutschland.
  9. Im Osten alle Truppen hinter Grenze vom 1. 8. 1914 zurücknehmen, Termin dafür nicht angegeben.
  10. Verzicht auf Verträge von Brest-Litowsk und Bukarest.
  11. Bedingungslose Kapitulation von Ostafrika.
  12. Rückgabe des Standes der Belgischen Bank, des russischen und rumänischen Goldes.
  13. Rückgabe der Kriegsgefangenen ohne Gegenseitigkeit.
  14. Abgabe von 160 U-Booten, 8 leichten Kreuzern, 6 Dreadnoughts; die übrigen Schiffe desarmiert und überwacht von Alliierten in neutralen oder alliierten Häfen.
  15. Sicherheit der freien Durchfahrt durch das Kattegat; Wegräumung der Minenfelder und Besetzung aller Forts und Batterien, von denen aus diese Durchfahrt gehindert werden könnte.
  16. Blockade bleibt bestehen. Deutsche Schiffe dürfen weiter gekapert werden.
  17. Alle von Deutschland für Neutrale verhängten Beschränkungen der Schifffahrt werden aufgehoben.
  18. Waffenstillstand dauert 30 Tage.

Unmittelbar nach Bekanntgabe der Waffenstillstandsbedingungen findet eine Besprechung der Staatssekretäre in Berlin statt. Am Vormittag werden die Bedingungen angenommen und entsprechende Weisungen der Friedensdelegation in Frankreich mitgeteilt.

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Französische Republik / Deutsches Reich / Vereinigte Staaten von Amerika

In der Nacht lässt der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in Berlin eine Note an den US-amerikanischen Staatssekretär Robert Lansing funken, die folgenden Wortlaut hat:

Herr Staatssekretär. Überzeugt von der Gemeinsamkeit der demokratischen Ziele und Ideale hat sich die deutsche Regierung an den Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten mit der Bitte gewandt, den Frieden wiederherzustellen. Dieser Friede sollte den Grundsätzen entsprechen, zu denen Präsident Wilson sich stets bekannt hat. Er sollte eine gerechte Lösung aller strittigen Fragen und eine dauernde Versöhnung der Völker zum Zwecke haben. Der Präsident hat ferner erklärt, dass er nicht mit dem deutschen Volke Krieg führen und es in seiner friedlichen Entwicklung nicht behindern wolle. Die deutsche Regierung hat die Bedingungen für den Waffenstillstand erhalten. Nach einer Blockade von 50 Monaten würden diese Bedingungen, insbesondere die Abgabe der Verkehrsmittel und die Unterhaltung der Besatzungstruppen bei gleichzeitiger Fortdauer der Blockade, die Ernährungslage Deutschlands zu einer verzweifelten gestalten und den Hungertod von Millionen Männern, Frauen und Kindern bedeuten. Wir mussten die Bedingungen annehmen. Wir machen aber den Präsidenten Wilson feierlich und ernst darauf aufmerksam, dass die Durchführung der Bedingungen im deutschen Volke das Gegenteil der Gesinnung erzeugen muß, die eine Voraussetzung für den Neuaufbau der Völkergemeinschaft bilden und einen dauerhaften Rechtsfrieden verbürgt. Das deutsche Volk wendet sich daher in letzter Stunde nochmals an den Präsidenten mit der Bitte, auf eine Milderung der vernichtenden Bedingungen bei den alliierten Mächten hinzuwirken.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts.
Solf.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • In Kiel werden die Opfer vom 3. und 5. November beigesetzt.
  • In Breslau, Görlitz und Glogau werden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet.
  • In Berlin bildet sich der Rat geistiger Arbeiter, der für die politischen Ideale der sozialistischen Republik eintreten will.
  • Dem in Breslau gebildeten Volksrat mit 66 Sozialisten und 34 Linksbürgerlichen unter dem Vorsitz Felix Philipp, SPD) werden sämtliche schlesischen Behörden sowie die schlesischen Arbeiter- und Soldatenräte unterstellt.
  • Der seit dem 21. Oktober zur Behandlung seiner Kriegsverletzungen in Pasewalk im Lazarett liegende österreichische Soldat Adolf Hitler hört erstmals von der Novemberrevolution und den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne; sechs Jahre später wird er die Ereignisse im Sinne der Dolchstoßlegende als "größte Schandtat des Jahrhunderts" bezeichnen, die ihn zu dem Entschluss veranlasst habe, Politiker zu werden. Dies gilt jedoch als unglaubwürdig, da Hitler in seinem derzeitigen Zustand nahezu mittel- und perspektivlos ist, keine Kontakte zu Politikern hat und den angeblichen Entschluss bis 1923 auch nie erwähnen wird. Hitlers Entlassung aus dem Lazarett ist für den 19. November vorgesehen.
Deutsches Reich.png Frankreich.png Großbritannien.png
Deutsches Reich / Französische Republik / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Der deutsche Verhandlungsführer bei den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne bei Paris, Matthias Erzberger, hält Rücksprache mit Friedrich Ebert und dem Chef der Obersten Heeresleitung Paul von Hindenburg und wird von ihnen angewiesen, den Waffenstillstand mit Frankreich und Großbritannien zu jedweden Bedingungen anzunehmen.

Deutsches Reich.png Sachsen-Coburg 1826-1918.png
Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Meiningen
Herzog Bernhard III. von Sachsen-Meiningen dankt ab
Der Arbeiter- und Soldatenrat in Meiningen zwingt Herzog Bernhard III. von Sachsen-Meiningen einen Tag nach der Abdankung seines Schwagers, des deutschen Kaisers, ebenfalls zur Abdankung. Dies bedeutet allerdings noch nicht das Ende der Monarchie, da der Thron auf den jüngeren Bruder des Herzogs, Ernst, übergeht. Nach Beendigung seines Studiums trat Bernhard 1873 zur militärischen Ausbildung in das Gardefüsilierregiment der preußischen Armee in Berlin ein. Bernhard interessierte sich für die neugriechische Sprache, war Verfasser und Übersetzer einiger Werke, darunter von Schiller. Zwischen 1873 und 1894 unternahm er zahlreiche Studienreisen nach Griechenland und Kleinasien, wo er auch Ausgrabungsstätten besuchte und Kontakt mit bekannten Archäologen hatte. Auf diesem Gebiet erhielt er 1889 von der Universität in Athen den Titel „Philhelene“ und einen Lorbeerkranz und weiterhin 1912 die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau. Bernhard heiratete 1878 in Potsdam die preußische Prinzessin Charlotte, die nächstjüngere Schwester des späteren Deutschen Kaisers Wilhelm II. und gehörte somit zur kaiserlichen Familie. Der ehelichen Verbindung entstammte eine Tochter: Feodora (* 1879), verheiratet 1898 mit Prinz Heinrich XXX. Reuß zu Köstritz. 1882 wurde Bernhard in den Generalstab versetzt und bezog mit Charlotte eine Wohnung im Schloss Charlottenburg. 1889 wurde er zum Generalmajor und 1891 zum Generalleutnant ernannt. Das Deutsche Archäologische Institut ernannte ihn 1892 zum Ehrenmitglied. Im Dezember 1893 nahmen Erbprinz Bernhard und Erbprinzessin Charlotte ihren ständigen Wohnsitz im Großen Palais (Erbprinzenpalais) in Meiningen. Bernhard wurde General der Infanterie und war von 1896 bis 1903 Kommandierender General des VI. Armee-Korps in Breslau. Am 15. September 1903 beförderte man Bernhard zum Generaloberst und berief ihn zum Generalinspekteur der II. Armee-Inspektion mit dem Standort in Meiningen. Mit seiner Frau unternahm er nun zahlreiche Autoreisen durch das Herzogtum und das Deutsche Reich und übernahm zunehmend die Repräsentationspflichten für seinen Vater. 1909 erhielt Bernhard den Rang eines Generalfeldmarschalls, beendete dann 1912 seine militärische Laufbahn und zog endgültig nach Meiningen. Nachdem sein Vater wenige Tage vor dem Attentat von Sarajevo am 25. Juni 1914 im Alter von 88 Jahren und nach 48 Jahren Regentschaft verstarb, übernahm der „ewige“ Erbprinz als Bernhard III. mit 63 Jahren die Regierung. Seine konservativ-preußische Gesinnung machte den inzwischen kränklichen Herzog in seinem bis jetzt liberalen Land wenig beliebt. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges übertrug Bernhard III. die Regierungsgeschäfte seiner Frau Charlotte, die nun als Herzogin das Land führte, und ging an die Front, um Meiningische Truppen und militärische Einrichtungen zu besichtigen.
Deutsches Reich.png Sachsen-Coburg 1826-1918.png
Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha

Der Landtag von Coburg wird aufgelöst. Es wird ein von Abgeordneten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) dominierter Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.

Deutsches Reich.png Braunschweig.png
Deutsches Reich / Herzogtum Braunschweig / Freistaat Braunschweig

In Braunschweig wird eine reine Regierung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) durch den Arbeiter- und Soldatenrat, deren Mitglieder alle Spartakus-Anhänger sind, gebildet. Die neue Regierung unter August Merges ruft die Republik aus. Der Rat der Volksbeauftragten setzt sich aus folgenden Personen zusammen, die alle zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) gehören:

  • Präsident: August Merges, USPD
  • Volkskommissar für Inneres und Finanzen: Sepp Oerter, USPD
  • Volkskommissar für Verkehr und Handel: Michael Müller, USPD
  • Volkskommissar für Recht: August Junke, USPD
  • Volkskommissar für die Stadt Braunschweig: August Wesemeier, USPD
  • Volkskommissar für Ernährung: Gustav Gerecke, USPD
  • Volkskommissarin für Volksbildung: Minna Faßhauer, USPD
  • Volkskommissar für Arbeit: Karl Eckardt, USPD
  • Volkskommissar für revolutionäre Verteidigung: Gustav Rosenthal, USPD
Präsident August Merges (USPD)
Der Saarländer August Ernst Reinhold Merges ist bislang einer der Hauptakteure der Revolution in Braunschweig. Seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt. Als sein Vater als Soldat in den Deutsch-Französischen Krieg eingezogen wurde, kam er zu Pflegeeltern. Dort bekam er aufgrund von Mangelernährung Rachitis. Die Folge war, dass er kleinwüchsig blieb, ein lahmes Bein und einen Buckel hatte, was ihm den Spitznamen „Krummer August“ einbrachte. Sein Vater, ein Fleischermeister, schickte ihn zunächst in eine Schneiderlehre. Danach lernte er in der Zuschneideakademie in Berlin. Seine Gesellenzeit absolvierte er in Bremen. 1899 zog er nach Delligsen im Kreis Gandersheim, wo er als Schneider arbeitete und Minna, geborene Hermes, heiratete. Nach knapp neun Monaten wurde ihr erster Sohn Alfred geboren. Er hatte noch einen weiteren Sohn, Walter, und vermutlich eine Tochter und zwei weitere Kinder. Merges, der schon seit seiner Jugend Anhänger der Sozialdemokratie war, wurde in Delligsen von 1908 bis 1910 für die SPD in den Gemeinderat gewählt und trat als erfolgreicher Agitationsredner auf. 1906 hörte er auf, in seinem Beruf zu arbeiten, und war als bezahlter Funktionär für die SPD in Hildesheim und Alfeld an der Leine tätig. Dort verwaltete er das Gewerkschaftshaus. Er nahm unter anderem an den Demonstrationen der Arbeiterbewegung gegen das Dreiklassenwahlrecht und für demokratische und gleiche Wahlen im Land Braunschweig teil. 1911 zog er mit seiner Familie nach Braunschweig, wo er zunächst eine Kunststopferei betrieb. Er arbeitete dann als Anzeigenwerber für den Braunschweiger Volksfreund und wurde Herausgeber und Redakteur dieser sozialdemokratischen Zeitung. Anfang 1915 gründeten August Merges, Sepp Oerter und August Thalheimer den „Braunschweiger Revolutionsclub“. Er stand der „Gruppe Internationale“ nahe. Über Thalheimer und Merges bestand Kontakt zur Berliner „Zentrale“. Dem „Revolutionsclub“ gehörten etwa 15 Personen an, die in Opposition zur Kriegsunterstützung des SPD-Vorstandes standen. Die Hälfte der Mitglieder waren Funktionäre der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Gewerkschaft, die andere Hälfte oppositionelle Jugendliche aus dem „Bildungsverein jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen“. Besonders für die Jugendlichen war Merges Vorbild und Bezugspunkt. Merges gehörte zu den Erstunterzeichnern eines Protestbriefes, den die Gruppe Internationale am 9. Juni 1915 an den Vorstand der SPD schrieb und darin das Ende der Unterstützung der Kriegspolitik forderte. Anfang 1916 nannte sich der „Revolutionsclub“ in „Spartakusgruppe Braunschweig“ um. Die Gruppe konnte ihre Leitsätze in den Versammlungen der SPD vortragen und diskutieren und wurde so schnell zum bestimmenden Faktor innerhalb der Partei. In fast allen Betrieben gelang es, Vertrauensleute des Spartakus zu etablieren. Im selben Jahr wurde Merges wegen „antimilitaristischer Aktivitäten gegen den Krieg“ in „Schutzhaft“ genommen. 1917 spaltete sich die SPD in Unabhängige (USPD) und Mehrheitssozialdemokraten (MSPD). Merges wurde Mitglied der USPD (die in Braunschweig im Gegensatz zum Reich die Mehrheit stellte). Er war gleichzeitig Mitglied des Spartakusbundes und arbeitete aktiv bei den Internationalen Kommunisten Deutschlands mit. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges leitete Merges eine von den Spartakisten gegründete „Deserteurzentrale“, die Deserteuren Unterschlupf gewährte und sie mit gefälschten Pässen und Lebensmittelmarken versorgte. Am 3. November sprach er auf einer illegalen Protestkundgebung auf dem Leonhardtplatz in Braunschweig, mit ca. 1000 Teilnehmern. Bei der Kundgebung sollte eigentlich Karl Liebknecht sprechen, der aber kurzfristig absagte. Merges, radikaler Verfechter der Räterepublik sowjetischer Prägung, beabsichtigt nun im ehemaligen Herzogtum Braunschweig eine Republik nach russischem Vorbild zu errichten. Oerter hingegen, Führer der Braunschweiger USPD und einflussreiches Regierungsmitglied, spricht sich von Beginn an für ein vom Volk gewähltes Parlament aus, das als zusätzliches Organ neben der Rätevertretung arbeiten soll. Das Fernziel des Arbeiter- und Soldatenrates besteht in der Schaffung eines deutschen Einheitsstaates, in dem das Land Braunschweig aufgehen soll; Nahziel ist jedoch zunächst die Errichtung einer sozialistischen Staats- und Wirtschaftsordnung im Lande Braunschweig.
Minna Faßhauer (USPD), die erste Ministerin in Deutschland
Die Volksbeauftragte für Volksbildung, Minna Faßhauer, geborene Nikolai, wurde 1875 in Bleckendorf in Anhalt geboren und ist die erste Frau in Deutschland, die ein Ministeramt bekleidet. Als sie drei Jahre alt war, verstarb ihr Vater. Von 1881 bis 1889 besuchte sie die Volksschule in Bleckendorf. Da die Familie keinerlei finanzielle Unterstützung erhielt, mussten die Kinder bereits früh für sich selbst sorgen. So trug sie schon während ihrer Schulzeit mit zum Lebensunterhalt der Familie bei, indem sie nebenher arbeitete. Sie selbst beschreibt dieses prägende Erlebnis in ihrem Lebenslauf: „Durch die Tatsache, dass ich schon im frühen Kindesalter gezwungen war zu arbeiten und mein ganzes Leben arbeiten musste, um den Lebensunterhalt sicherzustellen, wurde ich frühzeitig darauf hingelenkt, mich mit den Ursachen für das Elend der breiten Masse vertraut zu machen.“ Diese soziale Notlage führte dazu, dass Nikolai beschloss sich „illegal“ in der Arbeiterbewegung zu engagieren insbesondere deshalb, weil zur damaligen Zeit „die Frau keine politische Gleichberechtigung besaß“. Diese Gleichstellung wurde eines ihrer wichtigsten Anliegen. Nikolai kam 1893 nach Braunschweig, wo sie zunächst als Dienstmädchen arbeitete, später war sie Flaschenspülerin, Waschfrau und Arbeiterin in der Konservenindustrie. Lesen und Schreiben hatte sie in ihrer Kindheit und Jugend nicht gelernt, erst als sie erwachsen war, brachte sie sich beides selbst bei. So kam sie auch mit sozialistischen Schriften in Berührung und lernte den Schmied Johannes Georg Faßhauer, durch den sie in den Kontakt mit der Braunschweiger Arbeiterbewegung kam. 1899 war die kirchliche Hochzeit der Beiden. Minna setzte sich bald besonders für die Rechte junger arbeitender Frauen und die Gleichberechtigung ein und leistete auf regionaler Ebene einen großen Beitrag dazu, dass 1908 das Verbot der politischen Betätigung von Frauen aufgehoben wurde. Hermann Wallbaum, KPD-Mitglied und Zeitzeuge der Novemberrevolution in Braunschweig, beschrieb sie folgendermaßen: „Die wurde von der bürgerlichen Presse hingestellt als dummes Weib: kann nicht lesen und schreiben, so etwa; beherrscht die deutsche Sprache nicht […] Jedenfalls war die ’ne ehrliche und aktive Frau, die für die Bewegung alles hergab. Sie war eine Waschfrau und ging von Haus zu Haus und wusch den Leuten die Wäsche. Eine richtiggehende Arbeiterin in den untersten Reihen. Merges und Robert Gehrke standen mit ihr in enger Beziehung; ich weiß bloß, dass sie sich aus dem niedrigsten Milieu raufarbeitete durch Lesen und so weiter. Verschiedene Schnitzer, die da beim Schreiben vorkamen, die hat die Bourgeoisie ausgeschlachtet.“ Im Jahr 1903 trat Minna Faßhauer in die SPD ein, wo sie nach eigenen Angaben als Referentin tätig war. Auch hier setzte sie sich insbesondere für die Abschaffung des Verbots der politischen Betätigung von Frauen ein, welches mit dem Reichsvereinsgesetz von 1908 tatsächlich aufgehoben wurde. Minna und Georg Faßhauer bekamen zwei Kinder: Otto (* 1903) und Walter (* 1906). Ein weiteres Anliegen Faßhauers war, bedingt durch ihre eigenen Erfahrungen, die Sorge um die Arbeiterkinder und die Ausbildung der Jugendlichen. Der „Bildungsverein jugendlicher Arbeiter“ wurde im Jahr 1907 als Jugendorganisation der SPD ins Leben gerufen. Der 1. Vorsitzende war Robert Wiebold, weitere Mitglieder waren die Beisitzer Walter Römling, Otto Kolbe und Fritz Benke. Der spätere braunschweigische Minister und Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik Otto Grotewohl gehörte zu den Mitgliedern des Vereins. Eine aktive Beteiligung Faßhauers an der Gründung des Vereins ist nicht belegt. Auf die Umbenennung der Organisation in „Bildungsverein jugendlicher Arbeiterinnen und Arbeiter“ im Jahr 1908 hatte sie jedoch Einfluss. Bei der in diesem Jahr in Nürnberg abgehaltenen Frauenkonferenz unter der Leitung Clara Zetkin hatte sie mit Lina Behrens als „Braunschweiger Delegierte“ teilgenommen. Aufgrund ihres Berichts wurde der Vereinsname geändert. Vor Beginn des Ersten Weltkriegs lag das Hauptanliegen der Frauenvertreterinnen auf der Forderung nach politischer Gleichberechtigung und dem Frauenwahlrecht. Für diese Ziele setzte sich Faßhauer aktiv ein, indem sie Vorträge hielt und das Thema in Parteidiskussionen, beispielsweise dem ersten Wolfenbütteler Frauentag am 2. März 1913, ansprach. 1913 wurde zudem eine „Kinderschutzkommisssion“ eingerichtet, der unter anderem Minna Faßhauer, Berta Schlösser, Anne Menge und Hedwig Steinbrecher angehörten. Diese hatte es sich zur Aufgabe gemacht die Umsetzung der Kinderschutzbestimmungen aus dem Jahr 1904 sowie Maßnahmen zur gesundheitlichen und kulturellen Förderung von Kindern zu überwachen. Faßhauer wohnte in Braunschweig in der Nähe von August Merges, des späteren Präsidenten der "Sozialistischen Republik Braunschweig". Der drohende Krieg führte zu einer Spaltung innerhalb der Partei. Die Lebensmittelpreise stiegen drastisch an, während die Löhne der Arbeiterschaft nicht angepasst wurden. Minna Faßhauer konnte der sogenannten Burgfriedenspolitik der SPD und der Gewerkschaften nichts abgewinnen, sie orientierte sich daher zunehmend an der radikalen Antikriegspolitik und den sozialistischen Vorstellungen von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. 1915 nahm sie gemeinsam mit August Merges Kontakt zur Internationalen auf. Als sie Anfang des Jahres 1916 auf einer Versammlung deutlich gegen weitere Kriegskredite und die Verlängerung des Krieges protestierte, wurde sie daraufhin vom Nationalen Frauendienst ausgeschlossen. Am 1. Januar 1916 trat sie dem Spartakusbund in Braunschweig bei. Sie war aktiv am Auguststreik des Jahres 1917 beteiligt, beidem sich 5000 streikende Arbeiter zu einer nicht genehmigten Versammlung im Oelper Waldhaus eingefunden hatten, um eine Verhandlungskommission zu wählen. Die Kommission bestand aus Faßhauer (Parteivertreterin und Vorsitzende des spartakusorientierten Frauenklubs), Warnecke (Amme, Giesecke & Konegen, einem Maschinenbauunternehmen), Junke (Voigtländer, einem Werk zur Herstellung von Fotokameras), Kugelberg und Richter (Büssingwerke, einer Spezialfabrik für Lastkraftwagen). Faßhauer schloss sich 1917 nach der Spaltung der SPD durch den Streit um die Burgfriedenspolitik der radikaleren Unabhängigen Sozialdemokratie (USPD) an. Ihre politische Arbeit bestand zu jener Zeit unter anderem darin, den Einfluss ihrer Gruppe in den Betrieben zu stärken und Mitglieder aus der SPD abzuwerben. Zum Ende des Krieges beteiligte sie sich aktiv an der Novemberrevolution in Braunschweig und führte die Revolution in Wolfenbüttel an.
Deutsches Reich.png Baden 1891-1918.png
Deutsches Reich / Großherzogtum Baden
Anton Geiß (SPD), Chef der provisorischen Regierung Badens
In den badischen Städten Mannheim und Karlsruhe bilden sich - wie schon am Vortag in Lahr und Offenburg - Arbeiter- und Soldatenräte, aber auch Wohlfahrtsausschüsse aus Stadtverwaltung, Stadträten und Parteien. Das Staatsministerium unter dem Nationalliberalen Heinrich Freiherr von und zu Bodman tritt zurück und eine in Karlsruhe vom "Wohlfahrtsausschuss" gebildete provisorische Allparteienregierung unter dem Sozialdemokraten Anton Geiß wird ohne Beteiligung des Großherzogs Friedrich II. von Baden gebildet, die aus folgenden Personen besteht:
  • Vorsitzender der Regierung: Anton Geiß, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Minister für Äußeres: Dr. Hermann (Robert) Dietrich, Nationalliberale Partei (NL)
  • Minister für Inneres: Ludwig Haas, Fortschrittspartei
  • Justizminister: Dr. Ludwig Marum, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Finanzminister: Dr. Joseph (Karl) Wirth, Zentrumspartei
  • Minister für Übergangswirtschaft und Wohnungswesen: Philipp Martzloff, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Minister für soziale Fürsorge: Adolf Schwarz, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
  • Ernährungsminister: Dr. Gustav Trunk, Zentrumspartei
  • Minister für militärische Angelegenheiten: Johannes Brümmer, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
  • Verkehrsminister: Leopold (Ferdinand Robert) Rückert, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Unterrichtsminister: Friedrich Stockinger, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.11.1918
Deutsches Reich.png Frankreich.png Großbritannien.png
Deutsches Reich / Französische Republik / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland
Marschall Ferdinand Foch
Der Leiter der Waffenstillstandskommission Matthias Erzberger
In Compiègne bei Paris wird der Waffenstillstand zwischen der Entente und Deutschland geschlossen. Die Unterzeichner sind:

für Frankreich: Marschall Ferdinand Foch
für Großbritannien: Sir Rosslyn Erskine Wemyss, 1. Baron Wester Wemyss sowie Admiral George Hope und Kapitän zur See Jack Marriott
für Deutschland: Der Leiter der Waffenstillstandskommission und ehemalige kaiserliche Staatssekretär Matthias Erzberger, Graf Alfred von Oberndorff (Auswärtiges Amt), General Detlof von Winterfeldt (Deutsches Reichsheer) und Kapitän zur See Ernst Vanselow (Kaiserliche Marine)
Mit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens von Compiègne zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Frankreich endet der Erste Weltkrieg. Er hat über neun Millionen Menschenleben gefordert.
Die maßgeblichen Punkte des Waffenstillstandsvertrages:

  • Einstellung der Feindseligkeiten binnen sechs Stunden nach Vertragsunterzeichnung
  • Rückzug aller deutschen Truppen aus sämtlichen besetzten Gebieten Belgiens, Frankreichs, Luxemburgs sowie aus dem Reichsland Elsaß-Lothringen binnen 15 Tagen
  • Innerhalb der darauf folgenden 17 Tage Besetzung der linksrheinischen Gebiete und von rechtsrheinischen Brückenköpfen um Mainz, Koblenz und Köln durch französische Truppen
  • Innerhalb dieses Zeitraums Übergabe von 5.000 Geschützen, 25.000 Maschinengewehren, 3.000 Minenwerfern und 1.700 Flugzeugen an die Entente
  • Auslieferung aller modernen Kriegsschiffe, Unterseeboote und Munition
  • die britische Seeblockade wurde nicht aufgehoben
  • Ablieferung von 5.000 Lokomotiven und 150.000 Eisenbahnwaggons an die Entente
  • Annullierung des Friedensvertrages von Brest-Litowsk mit Sowjetrussland.

Durch diese Maßnahmen soll dem Deutschen Reich die Möglichkeit genommen werden, den Krieg fortzusetzen. Marschall Foch äußert, dass Deutschland jetzt "den Siegern auf Gnade und Ungnade ausgeliefert" sei. Der Waffenstillstand tritt um 11 Uhr französischer Zeit in Kraft und gilt zunächst für 36 Tage (ohne Nennung des konkreten Ablaufdatums), also bis zum 17. Dezember 1918.

Deutsches Reich.png Frankreich.png Belgien.png Niederlande.png Großbritannien.png USA 1912-1959.png
Deutsches Reich / Französische Republik / Königreich Belgien / Königreich der Niederlande / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Vereinigte Staaten von Amerika

Das niederländische "Pressebureau Radio" fängt einen drahtlosen Bericht auf, der besagt, dass der Waffenstillstand um 5 Uhr morgens französischer Zeit unterzeichnet wurde und um 11 Uhr französischer Zeit in Kraft tritt. Der französische Marschall Foch schickt folgendes Radiotelegramm an den Oberkommandierenden: "Die Feindseligkeiten werden an der ganzen Front vom 11. November, 11 Uhr vormittags französischer Zeit an eingestellt werden. Die alliierten Truppen dürfen, bis ein neuer Befehl eintrifft, die an diesem Tage und zu dieser Stunde erreichte Linie nicht überschreiten."

Deutsches Reich.png Frankreich.png Belgien.png Großbritannien.png
Deutsches Reich / Französische Republik / Königreich Belgien / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Der Erste Generalquartiermeister Wilhelm Gröner meldet von der Obersten Heeresleitung die Einstellung der Feindseligkeiten an allen Fronten: "Bei Abwehr amerikanischer Angriffe östlich der Maas zeichneten sich durch erfolgreiche Gegenstöße das brandenburgische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 207 unter seinem Kommandeur Oberstleutnant Hennigs und Truppen der 192. sächsischen Infanterie-Division unter Führung des Oberstleutnants von Zeschau, Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 183, besonders aus. Infolge Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages wurden heute Mittag an allen Fronten die Feindseligkeiten eingestellt."

Deutsches Reich.png 70px Polen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistatt Preußen / Generalgouvernement Warschau

Polnische Truppen besetzen Gnesen, Teile des Regierungsbezirks Bromberg und Teile von Westpreußen. Das deutsche Ostheer bleibt auch nach dem Waffenstillstand weiterhin im Osten Europas und besonders in Russland stationiert, lediglich die deutschen Truppen in Warschau werden von Polen entwaffnet. Das Polnische Nationalkomitee, das heute in Volksrat (Rada Ludowa) umbenannt wird, und die Lubliner Regierung legen alle Staatsgewalt in die Hände Józef Piłsudskis. Damit endet die Ära des Regentschaftskönigreiches Polen. Die Gründung einer unabhängigen Republik Polen steht unmittelbar bevor.

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Deutsches Reich

Auf der ersten Sitzung des "Vollzugsrates des Arbeiter- und Soldatenrates" wird die provisorische Regierung, die aus Mitgliedern der beiden sozialdemokratischen Parteien unter der Leitung von Friedrich Ebert (SPD) besteht, bestätigt. Mitglied der Regierung, aber nicht des Vollzugsrates, ist auch Joseph Koeth aus Bayern, der gerade seinen Armeedienst quittierte. Koeth wird sowohl von dem Gewerkschaften als auch vom Vollzugsrat für das Amt vorgeschlagen. Seine Aufgabe wird sein, die Wirtschaft von Kriegs- auf Friedensproduktion umzustellen. Die provisorische Regierung Deutschlands wird gebildet durch:

Die Mitglieder der provisorischen Regierung des Deutschen Reiches
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Friedrich Ebert.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Innenpolitik und Militär)
(Reichskanzler)
Friedrich Ebert
(* 1871 Heidelberg, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918 3 Tage
Hugo Haase.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Außenpolitik und Kolonien)
Hugo Haase
(* 1863 Allenstein, Ostpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
10.11.1918 2 Tage
Philipp Scheidemann.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Finanzen)
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
03.10.-09.11.1918
seit 11.11.1918
insgesamt
39 Tage
Emil Barth.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Sozialpolitik)
Emil Barth
(* 1879 Heidelberg)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
11.11.1918 -
Emil Barth ist der Sohn eines Arbeiters, der eine Klempnerlehre abgeschlossen hat. Bald entdeckte Barth sein politisches Interesse. Zunächst soll er mit anarchistischen Gedanken sympathisiert haben. Nach den Auskünften seines Sohnes ist er bereits 1904 nach Berlin übergesiedelt. Dort war er ab 1906 bzw. 1908 als Mitglied der SPD und des DMV (Deutscher Metallarbeiter-Verband) zum ersten Mal auf der politischen Bühne aufgetaucht. Die Tatsache, dass er nach Berlin ging, zeigt eine gewisse Zielstrebigkeit, denn er wollte nicht irgendwo in der Provinz Politik gestalten, sondern an der Quelle der Macht, in der Hauptstadt des Reiches. Zeitweilig scheint er sich in Erfurt aufgehalten zu haben, wo er wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses aufgefallen sei. Nach Hermann Müller-Franken ist Emil Barth in den Jahren 1902–1909 von den Schöffengerichten in Heidelberg, Erfurt, Berlin I, Rixdorf und vom Landgericht Berlin II fünfmal zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. 1914 wurde er dann zum hauptamtlichen Funktionär des DMV gewählt, blieb aber weiterhin ein in der SPD unbekanntes Mitglied. Seit Kriegsbeginn stellte er sich entschieden gegen die von seiner Partei und den Gewerkschaften unterstützte Kriegspolitik des Kaisers. Er kritisierte die Kriegseuphorie seiner Genossen und vor allem die Bewilligung der Kriegskredite aufs Schärfste. In den ersten Kriegsjahren bildete sich die Bewegung der „Revolutionären Obleute“ aus oppositionellen Funktionären der Berliner Metallindustrie, zu deren Kreis auch Barth seit 1914 angehört hatte. Nach der Gründung der USPD trat er 1917 aus der SPD aus, um dann in der USPD die Streikbewegung und die Kriegsgegner um Liebknecht und Ledebour zu unterstützen. Dem Einzug in den Kriegsdienst konnte er durch die Vortäuschung eines Nervenleidens entgehen.
Wilhelm Dittmann.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Demobilmachung, Verkehr und Rechtswesen)
Wilhelm Dittmann
(* 1874 Eutin, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
11.11.1918 -
Wilhelm Dittmann ist ein gelernter Tischler, der 1894 in die SPD und in den Holzarbeiterverband eintrat. Ab 1899 arbeitete Dittmann als Redakteur bei Parteizeitungen in Bremerhaven und Solingen (Bergische Arbeiterstimme). 1904 trat er eine Stelle als Parteisekretär in Frankfurt am Main an, wo er 1907 auch Stadtverordneter wurde. 1909 kehrte er nach Solingen zurück und gewann 1912 den Reichstagswahlkreis Remscheid-Lennep-Mettmann. Am 21. Dezember 1915 stimmte er erstmals gegen die Kriegskredite zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs, wurde im März 1916 aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und gründete 1916 zusammen mit Hugo Haase und Georg Ledebour die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft. Im April 1917 war er Gründungsmitglied der USPD. Im Februar 1918 wurde er wegen seiner Beteiligung am Berliner Munitionsarbeiterstreik von einem Kriegsgericht des versuchten Landesverrats für schuldig befunden und zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Im Zuge des innenpolitischen Kurswechsels unter Reichskanzler Max von Baden wurde er am 15. Oktober 1918 aus der Haft entlassen.
Otto Landsberg.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Presse, Kunst und Literatur)
Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.11.1918 -
Dr. Otto Landsberg entstammt einer jüdischen Familie. Nach dem Abitur 1887 in Ostrowo in der Provinz Posen studierte Landsberg in Berlin Rechtswissenschaften. Nach dem ersten Staatsexamen 1890 war er als Gerichtsreferendar in Gostyn, Ostrowo und Posen tätig und legte 1895 das zweite Staatsexamen ab. 1895 ließ er sich als Rechtsanwalt in Magdeburg nieder. Im Ersten Weltkrieg wurde Landsberg dem „rechten“ Flügel der SPD zugerechnet. Gleichzeitig sprach er sich aber gegen selbst in der Sozialdemokratie vorhandene Annexionswünsche in Bezug auf Belgien aus, die vor allem durch Eduard David vorgebracht wurden. Nach der Novemberrevolution 1918 wurde er zusammen mit Paul Hirsch und Kurt Rosenfeld Volkskommissar der Übergangsregierung in Preußen. Er gehörte der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz von 1919 an. Landsberg war von 1903 bis 1909 Stadtverordneter in Magdeburg. Eine Kandidatur bei der Reichstagswahl 1907 im Reichstagswahlkreis Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen war erfolglos. Bei der Reichstagswahl 1912 wurde er im Wahlkreis Magdeburg 4 in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt (bis 1918).
Wilhelm Solf.jpg Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes und
des Reichskolonialamtes
Wilhelm Solf
(* 05.10.1862 Berlin, Preußen)
parteiloser Liberaler
20.12.1911 6,90 Jahre
Karl Trimborn.jpg Staatssekretär im Reichsamt
des Innern
Karl Trimborn
(* 1854 Köln, Preußen)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
06.10.1918 37 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsjustizamt
Paul von Krause
(* 1852 Karbowo, Westpreußen)
Nationalliberale Partei (NLP)
07.08.1917 1,26 Jahre
Ernst Karl August Klemens von Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsmarineamt
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler
(* 1864 Burghausen/Oberbayern)
parteilos
07.10.1918 36 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichswirtschaftsamt
Hans Karl von Stein zu Nord- und Ostheim
(* 1867 Würzburg, Bayern)
parteilos
20.11.1917 357 Tage
Mann.jpg Staatssekretär des
Kriegsernährungsamtes
Wilhelm von Waldow
(* 1856 Berlin, Preußen)
parteiloser Konservativer
06.08.1917 1,26 Tage
Gustav Bauer.jpg Staatssekretär des
Reichsarbeitsamtes
Gustav Bauer
(* 1870, Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 39 Tage
Otto Rüdlin.jpg Staatssekretär des
Reichspostamtes
Otto Rüdlin
(* 1861 Woldenberg-Neumark, Preußen)
parteilos
08.08.1917 1,26 Jahre
Siegfried von Roedern.jpg Staatssekretär im
Reichsschatzamt
Siegfried Graf von Roedern
(* 1870 Marburg, Hessen)
parteilos
22.05.1916 2,48 Jahre
Matthias Erzberger.jpg Staatssekretär
ohne Geschäftsbereich
und Leiter der
Waffenstillstandskommission
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
04.10.1918 39 Tage
Bemerkungen: Die Staatssekretäre gehören nicht zum "Rat der Volksbeauftragten", wurden aber bislang weder von der ehemaligen noch von der neuen Regierung aus ihren Ämtern entlassen, so dass sie sie in ihren Behörden weiterhin ausüben.
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Cottbus wird ein Soldatenrat gegründet.

Frankreich.png Deutsches Reich.png 70px
Französische Republik / Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Saargebiet

Die deutsche Armee beginnt mit der Räumung des linken Rheinufers, die französische Armee beginnt mit dem Einrücken nach Deutschland. Die Besetzung des Saarlandes beginnt.

Deutsches Reich.png Elsass-Lothringen 1891-1918.png Republik Elsaß-Lothringen.png Frankreich.png
Deutsches Reich / Republik Elsaß-Lothringen / Französische Republik
Eugen Ricklin wird Staatsoberhaupt von Elsaß-Lothringen
Da das Reichsland Elsaß-Lothringen keinen eigenen Landesfürsten besitzt, ist durch die Flucht des Staatsoberhauptes de facto das Reichsland in die Unabhängigkeit entlassen und erklärt unter dem Präsidenten der zweiten Kammer des Landtages des Reichslandes Elsaß-Lothringen, Dr. Eugen Adolf Ricklin (Zentrumspartei) daraufhin die Unabhängigkeit als Republik Elsaß-Lothringen. Der Mediziner Dr. Ricklin, der seit Jahren für eine Autonomie des "Reichslandes" eintritt und wegen "Majestätsbeleidigung" ein Amt als gewählter Bürgermeister von Dammerkirch (heute Dannemarie) nicht antreten durfte, erklärt sich selbst zum Nationalrat und übernimmt alle Aufgaben des Ministeriums und des Reichsstatthalters. Diese Eigenständigkeit wird von Frankreich abgelehnt; französische Truppen sind bereits unterwegs in das Gebiet, um es für Frankreich zu sichern. Bereits im Oktober hatte Reichskanzler Max von Baden in der Absicht, einen Anschluss des Gebietes an Frankreich zu verhindern, den Alliierten eine unabhängige Republik Elsaß-Lothringen angeboten, was diese jedoch abgelehnt hatten. Parallel zu der Ausrufung einer unabhängigen Republik durch das Parlament des Reichslandes verkündet – ähnlich wie Karl Liebknecht in Berlin – auch ein Soldatenrat die Republik. Es setzen sich jedoch die gemäßigten Kräfte durch und unterbinden den Versuch, eine Räterepublik zu errichten.
Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png Österreich 1918-1919.png Italien 1861-1946.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Republik Deutschösterreich / Königreich Italien

Ein Zeitungskorrespondent meldet aus Innsbruck: "Die Bayern setzen ihren Rückzug aus Tirol fort und räumten bereits den Brenner, über welchen die Italiener in Autos folgen. Die Italiener organisieren in Südtirol allmählich den Abtransport der Ausrüstungen und Truppen in die Heimat. Zurzeit sollen sich noch etwa 300.000 deutschösterreichische Soldaten in Südtirol befinden.

Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern

In Bayern wird der Achtstunden-Arbeitstag eingeführt.

Deutsches Reich.png Deutschland.png Deutschland.png
Deutsches Reich / Fürstentum Waldeck

Der Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat versucht, den Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont aus dem Amt zu drängen.

Deutsches Reich.png Hessen 1919-1935.png
Deutsches Reich / Großherzogtum Hessen / Volksstaat Hessen
Der vorläufige hessische Regierungschef Carl Ulrich
Politiker aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und des Zentrums bilden eine vorläufige Regierung unter Carl Ulrich (SPD), der bereits 1875 als einer der jüngsten Delegierten am Gründungsparteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SDAP), der Vorläuferin der SPD, teilgenommen hat. Der gelernte Metalldreher wurde im gleichen Jahr hauptberuflicher Redakteur der sozialdemokratischen "Neuen Offenbacher Tageszeitung", später auch Geschäftsführer der Genossenschaftsdruckerei. Seit Ende der 1880er Jahre ist er der unbestrittene Parteiführer der SPD in Hessen. Die vorläufige Regierung des "Volksstaats Hessen" besteht aus folgenden Personen:
  • Ministerpräsident: Carl Ulrich, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Innenminister: Dr. Heinrich Fulda, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Justizminister: Otto (Rudolf) von Brentano di Tremezzo (Zentrum)
  • Finanzminister: Dr. Konrad (Wilhelm) Henrich, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
  • Minister für Arbeit und Wirtschaft: (Johann) Georg Raab, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Minister für Bildungswesen: (Kaspar) Otto Urstadt, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
Deutsches Reich.png Baden 1891-1918.png
Deutsches Reich / Großherzogtum Baden

Eine Versammlung badischer Arbeiter- und Soldatenräte in Karlsruhe bestätigt die Regierung und konstituiert sich als Landesausschuss badischer Arbeiter- und Soldatenräte. Vor dem Karlsruher Schloss kommt es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, als der Matrose Heinrich Klumpp mit einigen Gesinnungsgenossen versucht, die Absetzung und Verhaftung des Großherzogs Friedrich II. zu erzwingen.

Deutsches Reich.png Oldenburg.png
Deutsches Reich / Großherzogtum Oldenburg / Freistaat Oldenburg
Großherzog Friedrich August II. von Oldenburg dankt ab
Großherzog Friedrich August II. von Oldenburg gibt den Verzicht auf seinen Thron und Thronfolger bekannt. Es wird ein Landesdirektorium gebildet. Der alte Landtag, der 1911 mit einer Nachwahl 1916 gewählt wurde, bestätigt das Direktorium und soll zunächst - als einziger Landtag in Deutschland - bis zur Konstituierung der Verfassunggebenden Landesversammlung weiterarbeiten. Das Landesdirektorium besteht aus folgenden Personen:
  • Präsident: Bernhard Kuhnt, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
  • Mitglied: Paul Hug, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied: Karl Heitmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied: August Jordan, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied: Julius Meyer, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied: Theodor (Johann) Tantzen, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
  • Mitglied: Dr. Franz Driver, Deutsche Zentrumspartei (Z)
  • Minister: Otto Graepel, parteilos
  • Minister: Hermann Scheer, parteilos

Der zurückgetretene Monarch heißt mit seinen vollen Titeln: Großherzog Friedrich August Erbe zu Norwegen, Herzog von Schleswig, Holstein, Stormarn, der Dithmarschen und Oldenburg, Fürst von Lübeck und Birkenfeld, Herr von Jever und Kniphausen und wurde als ältester Sohn des Großherzogs Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg und der Elisabeth, geborene Prinzessin von Sachsen-Altenburg geboren. Sein jüngerer Bruder war Georg Ludwig. Friedrich August studierte an der Universität Bonn, Straßburg und Leipzig. Seine Ausbildung wurde durch eine siebenmonatige Reise abgeschlossen, die ihn nach Kleinasien, Palästina, Ägypten und Italien führte. 1878 heiratete Prinz Friedrich August die preußische Prinzessin Elisabeth Anna (1857–1895), Tochter des „roten Prinzen“ Friedrich Karl Nikolaus von Preußen, eines Neffen des deutschen Kaisers. Die Regentschaft von Friedrich August begann 1900, am Todestag seines Vaters. Friedrich August galt als konservativ und als typischer Vertreter des Wilhelminismus. Seine persönlichen Interessen lagen überwiegend im technischen Bereich. So zeigte er eine große Vorliebe für die Seefahrt und die Marine. Friedrich August bemühte sich nachdrücklich um den Ausbau von Wasserwegen, wie etwa des Hunte-Ems-Kanals, baute die oldenburgischen Häfen an der Weser aus und förderte die Ansiedlung von Industrieunternehmen, um die Wirtschaftskraft des Landes zu stärken. Er war beliebt bei der Bevölkerung, alles schmunzelte, wenn sein Auto mit "Trari trara" durch die Straßen fuhr. Aber eigenwillig war er auch. Die alten Soldaten im Lande bezeugten, dass er als Leutnant ein Soldatenschinder war. Am 1. Dezember 1906 trat durch eine Verordnung Friedrich Augusts das Gesetz zur Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Kraft. Das Gesetz war zuvor von dem Verwaltungsjuristen und Vorsitzenden der eigens zu diesem Zweck gegründeten Kommission Karl Dugend ausgearbeitet worden. Als Teil des Deutschen Reichs nahm das Großherzogtum Oldenburg unter ihm am Ersten Weltkrieg teil. Während seiner Regentschaft befehligte er auch die Oldenburger Dragoner. Während des Krieges gehörte er zu der Gruppe der radikalen „Annexionisten“, die die deutsche Machtstellung durch Gebietserwerbungen und eine völlige Umgestaltung der europäischen Landkarte sichern wollten. Neben der Angliederung Belgiens wollte er Frankreich zu einem deutschen Vasallenstaat machen und in eine nördliche Republik und in ein südliches Königreich Bourbon teilen. Vermutlich von dem von ihm verehrten Großadmiral Tirpitz vorgeschoben, schlug er im März 1915 dem Bayerischen König Ludwig III. vor, im Namen der deutschen Fürsten von Wilhelm II. die Entlassung des angeblich zu schwachen Reichskanzlers Bethmann-Hollweg zu verlangen, der einem „deutschen Frieden“ im Wege stehe. Auch die Friedensresolution des Reichstages wies er 1917 entschieden zurück. Friedrich August erwarb an der von ihm geförderten Seefahrtsschule in Elsfleth ein Kapitänspatent, führte gern selber Schiffe und wurde für die persönliche Rettung von Schiffbrüchigen von der italienischen Regierung mit der Goldenen Rettungsmedaille ausgezeichnet. Auf Helgoland rettete er 1888 vor den Augen zahlreicher Badegäste einen dänischen Matrosen. Wegen seiner herausragenden seemännischen Fähigkeiten ernannte ihn Kaiser Wilhelm II. als einzigen deutschen Bundesfürsten zum Admiral der Kaiserlichen Marine. Seine Yacht Lensahn führte er persönlich auf vielen Reisen in Ostsee und Mittelmeer. Friedrich August erfand einen durch (Deutsches Reichspatent) DRP 157706 und viele Auslandspatente geschützten Schiffspropeller, den „Niki-Propeller“. Er bat den führenden Hersteller von Schiffspropellern, die Hamburger Firma Theodor Zeise, diesen Propeller für ihn zu bauen. Zeise weigerte sich, da er im „Niki-Propeller“ ein Konkurrenzprodukt erkannte, das seinem eigenen Geschäft abträglich erschien. In diesem Zusammenhang wurde ihm um 1910 auch der Titel Dr.-Ing. e.h. der Technischen Hochschule Hannover verliehen. Am 14. Januar 1914 wurde in Geestemünde das Segelschulschiff Großherzog Friedrich August auf seinen Namen getauft. Seit ihren Gründungsjahren um 1900 fungierte er als Ehrenvorsitzender der Schiffbautechnischen Gesellschaft und übte dies bis 1930 aus und gehörte im Januar 1900 zu den Gründern des „Deutschen Schulschiff-Vereins“, der sich für die Erweiterung der seemännischen Ausbildungskapazitäten für die deutsche Handelsmarine einsetzte.

Deutsches Reich.png Mecklenburg.png
Deutsches Reich / Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz

Obwohl der Verweser von Mecklenburg-Strelitz noch nicht abdankte, bildet Dr. Peter Stubmann von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) ein neues Staatsministerium:

  • Vorsitzender Dr. Peter (Franz) Stubmann, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
  • Mitglied: Gustav Rühberg, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
  • Mitglied: Paul Schaffer, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied: Hans Krüger, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Mitglied: Dr. Otto Piper, Deutsche Volks-Partei (DVP)
  • Mitglied: Dr. Friedrich Weber, Deutsche Volks-Partei (DVP)
Deutsches Reich.png Hamburg.png
Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

In Hamburg wird der linksradikale Historiker und Journalist Dr. Heinrich Laufenberg zum Vorsitzenden des Arbeiterrates gewählt. Dr. Laufenberg studierte Philosophie und Volkswirtschaft an der Universität Rostock und promovierte zum Thema "Der historische Wert des Panegyricus des Bischof Ennodius". Nach seinem Studium war er ab 1902 Mitglied der katholischen Zentrumspartei. Daneben war er als Redakteur für die Zeitschrift Germania tätig. Nach einem längeren Englandaufenthalt zum Studium von Marx und Engels sowie der Philosophie Joseph Dietzgens wurde er 1904 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und war bis 1907 Redakteur der Düsseldorfer Volkszeitung. Er veröffentlichte diverse antiklerikale Schriften. Danach zog er nach Hamburg und war auf Empfehlung von Franz Mehring als Parteihistoriker tätig. Er verfasste 1911 den Band I der Geschichte der Arbeiterbewegung in Hamburg, Altona und Umgebung, die der erste Versuch einer umfassenden historischen Würdigung der Arbeiterbewegung in Hamburg darstellt. In Hamburg engagierte er sich besonders in der Schulungsarbeit der Hamburger Sozialdemokraten. 1912 wurde Lauffenberg Leiter der Hamburger Parteischule der SPD. Im selben Jahr musste Laufenberg wegen seiner radikalen Ansichten seine Parteiämter niederlegen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges gehörte er zu dem Flügel der Linksradikalen, der sich massiv gegen die Kriegskredite wandte. Er arbeitete ab 1914 eng mit Fritz Wolffheim zusammen, wobei sie sich politisch stark rätekommunistischen aber auch syndikalistischen Ideen annäherten. Insbesondere die Veröffentlichungen Anton Pannekoeks (1873–1960), der unter dem Pseudonym „Karl Horner“ auftrat, und Herman Gorters (1864–1927) hatten die rätekommunistische Idee in die deutsche Sozialdemokratie eingebracht. Zudem hatte Fritz Wolffheim bereits seit 1912 Kontakte zu den am 27. Juni 1905 in Chicago gegründeten revolutionär-syndikalistischen Industrial Workers of the World. Laufenberg und Wolffheim veröffentlichten im August 1914 ihre gemeinsame Denkschrift Imperialismus und Demokratie – Ein Wort zum Weltkrieg, die sich gegen die „Burgfriedenspolitik“ der Sozialdemokratie wandte, welche sich darauf festgelegt hatte, für die Dauer des Krieges auf Auseinandersetzungen mit anderen Parteien sowie auf jegliche Agitation gegen die Reichsregierung zu verzichten. Seit 1916 unterhält Laufenberg enge Kontakte zu Johann Knief in Bremen, der dort die Zeitschrift "Arbeiterpolitik" herausgab. Zeitgleich geben Laufenberg und Wolffheim die Zeitschrift "Kampf" in Hamburg heraus.

Deutsches Reich.png Volksstaat Reuß.png
Deutsches Reich / Fürstentum Reuß älterer Linie / Fürstentum Reuß jüngerer Linie
Heinrich XXVII., der letzte regierende Fürst von Reuß, dankt ab
Der Fürst der vereinigten Fürstentümer Reuß, Heinrich XXVII., verzichtet auf Druck der Arbeiter- und Soldatenräte von Gera unter Emil Vetterlein und Greiz unter Paul Kiss, beide Mitglieder des Landtages und beide Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), auf den Thron von Reuß. Heinrich XXVII. war seit 1908 Regent des Fürstentums Reuß älterer Linie, und von 1908 bis 1913 Regent des Fürstentums Reuß jüngerer Linie, bevor er dort regierender Fürst von Reuß jüngere Linie wurde. Die jüngere Linie hatte 1902 die Regentschaft über das Fürstentum Reuß älterer Linie übernommen, weil dieses nach dem Tod von Heinrich XXII. keinen regierungsfähigen Nachfolger (Heinrich XXIV.) mehr hatte. In Gera und in Greiz werden Übergangskabinette gebildet:
  • Übergangskabinett Gera:
    • Staatsminister: Karl (Eduard Emil Franz Moritz Christoph) Freiherr von Brandenstein, parteilos, von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) vorgeschlagen
    • Staatsrat: Emil Vetterlein, Unabhängige Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD)
  • Übergangskabinett Greiz:
    • Staatsminister: William Oberländer, Fortschrittspartei/Deutsche Demokratische Partei (DDP)
    • Staatsrat: Paul Kiß, Unabhängige Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD)
Deutsches Reich.png Österreich 1918-1919.png
Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich
Der letzte Kaiser Österreich-Ungarns, Karl I., dankt ab
Nach der Auflösung des Doppelstaates gibt es kein Amt mehr für Ministerpräsident Heinrich Lammasch
Dr. Karl Renner (SPÖ) bleibt Staatskanzler Österreichs
Nach dem Bekanntwerden der Abdankung des deutschen Kaisers am 9. November ist man im Kabinett Deutschösterreichs allgemein der Auffassung, dass nun auch Kaiser Karl I. resignieren solle. Man befasst sich daher intensiv mit dem Entwurf einer vom Kaiser von Österreich abzugebenden Erklärung und arbeitet dazu mit dem deutschösterreichischen Staatsrat zusammen. Zum Vorgang liegt vom letzten k.u.k. Finanzminister, Josef Redlich, eine detaillierte Darstellung vor. Karl I. kann im Schloss Schönbrunn von dem österreich-ungarischen Ministerpräsident Heinrich Lammasch und Gayer zu Mittag dazu bewogen werden, auf die Ausübung seiner Monarchenfunktionen zu verzichten und dazu die von kaiserlichen und deutschösterreichischen Politikern ausgearbeitete Verzichtserklärung zu unterschreiben. Kaiser Karl I. von Österreich verzichtet auf den Thron und die Regierung unter Ministerpräsident Heinrich Lammasch tritt formal zurück. Alle Amtsträger werden vom geleisteten kaiserlichen Treueeid entbunden. Der letzte kaiserliche und königliche Kriegsminister Rudolf Stöger-Steiner von Steinstätten tritt ab. Karl I. unterzeichnet die so genannte „Verzichtserklärung“. Die Schlüsselsätze dieser Erklärung lauten: „Im voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften.“ In der Erklärung enthebt der Kaiser von Österreich seine Regierung ihres Amtes. Noch am Abend übersiedelt er nach Eckartsau in den Donauauen, in ein Schloss im Privateigentum der Habsburgischen Familienstiftung. Der Reichsrat beschließt, für den morgigen Tag die Ausrufung der Republik durchzuführen. Die Besiegelung des Untergangs Altösterreichs wird von einigen enthobenen Ministern als sehr traurig empfunden. Kaiser Karls Verzicht und das Ende des Ministeriums Lammasch werden noch am selben Tag per Extraausgabe der Wiener Zeitung publiziert. Unter der Verzichtserklärung wird mitgeteilt, der deutschösterreichische Staatsrat werde in der Provisorischen Nationalversammlung tags darauf den Antrag stellen, den Staat per Gesetz zur demokratischen Republik zu erklären. Da das cisleithanische Staatsgebilde keinen Nachfolger hat - die neuen Staaten lehnen die formelle Rechtsnachfolge ab - hat auch das Ministerium Lammasch keinen formellen Nachfolger. Der österreichische Staatsrat nimmt den vom österreichischen Staatskanzler Dr. Karl Renner vorgelegten Gesetzentwurf an, in dem Deutschösterreich als Republik und als Bestandteil der Deutschen Republik erklärt wird. Der Präsident des Staatsrats Seitz begibt sich sofort nach Fassung des Beschlusses mit Renner und Staatsnotar Silvester zu dem zurückgetretenen Ministerpräsidenten Lammasch, um ihm den Beschluß des Staatsrates mitzuteilen und zu versuchen, diesen Beschluß den beteiligten Fraktionen zur Kenntnis zu bringen. Unterdessen bittet der zurückgetretene Kaiser Karl I. von Österreich-Ungarn seinen letzten (österreich-ungarischen) Ministerpräsidenten Heinrich Lammasch, dem Volk folgende Worte kundzutun:

Seit meiner Thronbesteigung war ich unablässig bemüht, meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges hinauszuführen, an dessen Ausbruch ich keinerlei Schuld trage. Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben wieder herzustellen und habe den Völkern den Weg zu ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. Nach wie vor von unwandelbare Liebe für alle meine Völker erfüllt, will ich ihrer freien Entfaltung meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe ich meine österreichische Regierung ihres Amtes. Möge das Volk von Deutschösterreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen. Das Glück meiner Völker war von Anbeginn das Ziel meiner heißesten Wünsche. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen.
Karl m.p. (manu propria = eigenhändig)
Lammasch m.p.

12.11.1918
Deutsches Reich.png 70px
Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Rat der Volksbeauftragten stellt fest, dass dieser mit Friedrich Ebert und Hugo Haase als seinen beiden Vorsitzenden die Funktionen des Kaisers, des Reichskanzlers und teilweise weiterer Staatsorgane bis auf weiteres ausübt.
  • In Berlin tritt erstmals die revolutionäre preußische Regierung unter der Kontrolle der Arbeiter- und Soldatenräte zusammen. Einer der ersten Beschlüsse ist die Beschlagnahmung des gesamten Vermögens des Königshauses.
  • Der Rat der Volksbeauftragten verkündet sein Regierungsprogamm. Es sieht unter anderem die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen und die Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts vor.
  • In allen Betrieben in und um Berlin wird der Generalstreik beendet.
  • Einen Tag nach der Bestätigung der provisorischen Reichsregierung unter Friedrich Ebert (SPD) bestätigt der "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates" auch die preußische Räteregierung unter Paul Hirsch (SPD). Allerdings beansprucht der "Vollzugsrat" für die Stadt Berlin die "höchste Gewalt". Sogar den Anspruch auf diktatorische Gewalt sowie legislative und exekutive Kompetenzen wird erhoben. Über eine Durchsetzungsmöglichkeit dieser Ansprüche verfügt der Rat insbesondere angesichts des Ebert-Groener-Bündnisses aber nicht. Der Aufbau einer „Roten Garde“ muss angesichts des Widerstandes von SPD und Soldatenvertretern wieder aufgegeben werden. Der "Rat der Volksbeauftragten" erkennt den alles umfassenden Kompetenzanspruch des Vollzugsrates nicht an und wird dies auch niemals tun. Exekutive Befugnisse werden ihm nicht zugestanden, vielmehr stellt er aus Sicht der Regierung so etwas wie ein Übergangsparlament dar. Auch innerhalb des Vollzugsrates lässt sich der umfassende Anspruch wegen der geschilderten politischen Gegensätze kaum durchsetzen: Die "Mehrheitssozialisten" (MSPD) blockieren die Durchsetzung der Machtansprüche des Vollzugsrates gegenüber dem Rat der Volksbeauftragten. In vielen Bereichen herrscht dennoch Einigkeit zwischen den unterschiedlichen Lagern des Vollzugsrates. Einig ist man sich darin, den Militarismus zu beseitigen und ein friedliches, demokratisches und sozialistisches Deutschland zu schaffen. In welcher Art und Weise dies geschehen soll, ist indes umstritten. Einige sehen in der Schaffung einer parlamentarisch-demokratischen Republik eine Weg zum Sozialismus, andere plädieren für die Ziele der Rätebewegung und wieder andere sehen in Sowjetrussland ein Vorbild. Die Auseinandersetzungen im Vollzugsrat spiegeln damit die unklare Vorstellung über den einzuschlagenden Weg in der gesamten Rätebewegung wider.
  • Neues Mitglied der Richsregierung, aber nicht des Vollzugsrates, wird Joseph Koeth aus Bayern, der gerade seinen Armeedienst quittierte. Koeth wird sowohl von dem Gewerkschaften als auch vom Vollzugsrat für das Amt vorgeschlagen. Seine Aufgabe wird sein, die Wirtschaft von Kriegs- auf Friedensproduktion umzustellen.
Deutsches Reich.png 70px Deutschland.png
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Fürstentum Waldeck

In Arolsen wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet, der gemeinsam mit dem Garnisonskommando und der Staatsregierung eine Erklärung abgibt. Fürst Friedrich Adolf Hermann zu Waldeck und Pyrmont, der zwei Tage zuvor vom Arbeiter- und Soldatenrat zur Abdankung aufgefordert wurde, ist nach wie vor im Amt.

Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png Österreich 1918-1919.png
Deutsches Reich / Königreich Bayern / Freistaat Bayern / Republik Deutschösterreich
  • In München wird der "Freistaat Bayern" ausgerufen.
  • Der abgesetzte und aus Bayern geflüchtete König Ludwig III. entbindet im Wasserschloss Anif bei Salzburg die bayerischen Beamten vom Treueid auf seine Person, obwohl er die Abdankung weiterhin verweigert. König Ludwig III. war angesichts der Revolution in Bayern zuerst zum Schloss Wildenwart, dann an den Hintersee in Ramsau bei Berchtesgaden und schließlich nach Deutschösterreich ins Schloss Anif bei Salzburg geflüchtet, da weder in München noch auf Schloss Wildenwart oder am Hintersee die Sicherheit des Königs gewährleistet war. Das Anifer Schloss befindet sich im Besitz des bayerischen Reichsrats Ernst Graf von Moy. Der König bestellt den ehemaligen Vorsitzenden des Ministerrates, Otto von Dandl zu sich. Von Dandl verlangt vom König den Thronverzicht. Dazu ist Ludwig nicht bereit. Er entbindet jedoch die bayerischen Beamten und Soldaten von dem auf ihn geleisteten Treueid, da er nicht mehr in der Lage sei, die Regierung weiter zu führen. Von Dandl fährt mit dieser Erklärung nach München zurück.
  • Obwohl der Münchner Erzbischof Michael von Faulhaber die Revolution als Unrecht ansieht, widersetzt sich die Kirche den neu eingetretenen Verhältnissen nicht: Der Erzbischof ruft vielmehr die Gläubigen dazu auf, bei der Sicherung der öffentlichen Ordnung mitzuarbeiten. Wenig später wird - in aller Stille - in den Gottesdiensten die obligatorische Fürbitte für den König ausgesetzt.
Wahlplakat der Bayerischen Volkspartei
Georg Heim (BVP)
  • Nachdem die bayerische Organisation des Zentrums bereits während des Kaiserreichs eine Sonderrolle gespielt hat, gründen führende Mitglieder des bayerischen Zentrums um Georg Heim im November 1918 in Regensburg die Bayerische Volkspartei (BVP) als bayerischen Arm des politischen Katholizismus. Ausschlaggebend ist zum einen die Betonung des Föderalismus im Gegensatz zu dem unter Erzbergers Einfluss deutlich unitarischer eingestellten Zentrum, zum anderen die (auch in der Einschätzung der Novemberrevolution) deutlich konservativere Einstellung. Die BVP vertritt vor allem Interessen des Besitzbürgertums und von Teilen der Industrie. Der Mitbegründer der BVP, Georg Heim, geboren 1865 in Aschaffenburg, ist der Wortführer des bayerischen Separatismus. Da er 1893 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften promovierte, wird er von vielen Freunden und politischen Gegnern auch "der Bergdoktor" genannt. Er gründete 1900 die landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft der bayerischen Bauernvereine mit Sitz in Ansbach, ab 1907 in Regensburg, deren geschäftsführender Direktor er auch war. Neben den typischen geschäftlichen Aktivitäten einer landwirtschaftlichen Genossenschaft betrieb sie Waisenhäuser, Kliniken und Bildungseinrichtungen, darunter die Bauernuniversität in Regensburg, die von 1907 bis 1932 existierte. Heim war Begründer der bayerischen Landvolkshochschulbewegung. 1907 begann er, im Rahmen des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens Volkshochschulkurse in Regensburg zu geben. Schwerpunkt dieser Kurse waren Langzeitpädagogik und ganzheitliche Bildung für die Bevölkerung insbesondere in der an Regensburg angrenzenden strukturschwachen Region Niederbayern-Oberpfalz und im Hinterland um den Bayerischen Wald. Die bayerischen Bauernverbände schlossen sich 1898 unter Heim zum bayerischen Bauernverein zusammen. Zum 1. April 1918 gründete er die Handelspolitische Vereinigung der landwirtschaftlichen Körperschaften Bayerns einschließlich Müllerei und Mälzerei, deren Ziel es war, die geplante Zollunion mit Österreich-Ungarn zu verhindern, in der Heim Nachteile für die bayerische Landwirtschaft sah. Heim machte die Fuchsmühler Holzschlacht vom 30. Oktober 1894 über die Amberger Volkszeitung publik. Er brachte als Landtagsabgeordneter 1904/05 den Holzstreit zwischen Baron von Zoller und den Holzrechtlern zu einer friedlichen Einigung. Während und nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches infolge der Kriegsereignisse im Herbst und Winter 1918 vertrat Heim – vor allem in zahlreichen Artikeln des „Bayerischen Kuriers“ – eine strikt separatistische Haltung. Bayern sollte aus dem Deutschen Reich austreten und einen Zusammenschluss mit Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich suchen. Heim attackiert auch regelmäßig den Regierungschef des Freistaates Bayern, Kurt Eisner, mit antisemitischen Untertönen. Auch die Forderung nach Einführung einer Warenhaussteuer, die zum Beispiel gegen Oscar Tietz und Georg Wertheim gerichtet ist, dient ihm als Mittel judenfeindlicher Agitation. 1901 stellte er im bayerischen Landtag einen Antrag zur Beschränkung von Juden in der Justiz „im Verhältnisse der israelitischen Bevölkerung zur Gesamtbevölkerung“. Daneben zeichnet er das Bild einer angeblichen „jüdischen Pressemacht“ und definiert Juden wie auch Nicht-Juden in rassischen Kategorien. Heim war ursprünglich Mitglied des Zentrums. Nach Beginn der Novemberrevolution und Gründung der Bayerischen Volkspartei (BVP) soll nun zunächst noch keine vollständig Abtrennung von der Zentrumspartei vollzogen werden. Die BVP zielt vielmehr darauf, den Einfluss der Bayern innerhalb der Zentrumspartei zu stärken. Zugleich sollt die Macht Berlins in Bayern zurückgedrängt werden. Heim vertritt explizit die Forderung eines Austritts Bayerns aus dem Deutschen Reich („Los-von Preußen“-Bewegung): „Wir haben es satt, für die Zukunft von Berlin regiert zu werden. Wir lehnen die preußische Vorherrschaft ab. Bayern den Bayern“ soll er gesagt haben. Außerdem stammt von ihm folgendes Zitat: Wir (Anm.: die Bayern) hatten schon eine Kultur, als sich in der Mark Brandenburg noch die Wildschweine den Arsch an den Fichten gewetzt haben.
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Deutsches Reich / Großherzogtum Baden

Großherzog Friedrich II. von Baden zieht sich auf Schloss Zwingenberg zurück, nachdem es am Vortag vor seinem Amtssitz in Karlsruhe zu einer bewaffneten Auseinandersetzung gekommen war, die das Ziel hatte, seine Absetzung zu erzwingen.

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Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha

Das Staatsministerium in Gotha stellt sich unter die Kontrolle des Arbeiter- und Soldatenrates. Die Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) zieht aus dem gemeinschaftlichen Landtag aus, da die Coburger den Arbeiter- und Soldatenrat nicht anerkennen wollen. Dies ist de facto Ende der Union von Coburg und Gotha.

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Deutsches Reich / Herzogtum Anhalt
Herzog Joachim Ernst von Anhalt dankt ab
Nach Straßendemonstrationen in Dessau dankt Herzog Joachim Ernst von Anhalt ab. Der erst 17jährige Herzog regiert aufgrund seiner Minderjährigkeit nicht selbst, ist aber der rechtmäßige Nachfolger seines am 13. September verstorbenen Vaters Eduard von Anhalt. Als Regent fungiert derzeit der Onkel des jungen Herzogs, Prinz Aribert, der schließlich im Namen des Herzogs und der gesamten Fürstenfamilie auf den Thron verzichtet. Damit endet in Mitteldeutschland die dort seit dem 11. Jahrhundert andauernde Herrschaft der Askanier. Das Schloss Ballenstedt am Harz verbleibt der Familie von Anhalt als Wohnsitz. Herzog Joachim Ernst ist der einzige im 20. Jahrhundert geborene proklamierte deutsche Bundesfürst.
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

Der Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat beschließt auf einer gemeinsamen Sitzung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten die Übernahme der politischen Gewalt sowie die Auflösung von Bürgerschaft und Senat. Der Vorsitzende des Arbeiterrates wird nun Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates Hamburgs.

Deutsches Reich.png Sachsen-Coburg 1826-1918.png
Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Meiningen
Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen gibt seinen Thronverzicht bekannt
Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, dem am 9. November 1918 nach Rücktritt seines älteren Bruders Bernhard III. von Sachsen-Meiningen die Thronfolge im Herzogtum angeboten wurde, gibt seinen Verzicht bekannt. Ab 1884 studierte Ernst noch während der Militärzeit, die er 1885 als Offizier à la Suite beendete, in München Malerei. Von dieser Zeit an begann seine Laufbahn als Künstler, wo er in Meiningen, München, Bremen und in den Niederlanden mit zahlreichen bekannten Künstlern jener Zeit zusammenkam, darunter befanden sich als Lehrer Franz von Lenbach, Adolf von Hildebrand und Arthur Fitger. Bereits 1885 besaß Ernst in München ein eigenes Atelier und 1888 schuf er seine ersten Porträts. Er verkehrte in München in Künstlerkreisen und mit seinem Bruder Bernhard als Schwager von Wilhelm II. in kaiserlichen Kreisen. 1890 unternahm Ernst mit seinem Vater und dessen Frau Helene Reisen nach Griechenland und Konstantinopel. 1892 heiratete er Katharina Jensen, Tochter des Schriftstellers Wilhelm Jensen und von Georg II. in den Stand einer „Baronin von Saalfeld“ erhoben, und siedelte anschließend mit ihr nach Florenz in die Nähe seines Mentors Adolf von Hildebrandt um. Bis 1914 folgte Ernsts produktivste Schaffensphase als Künstler. Er reiste viel und schuf vielerorts Porträts und Wandgemälde. In dieser Zeit zog die Familie 1898 nach Frankfurt am Main und 1900 nach München um. Gleichzeitig hatte Ernst öfter Repräsentationspflichten für das heimatliche Herzogtum Sachsen-Meiningen zu erfüllen. Im Ersten Weltkrieg meldete sich Prinz Ernst zum Einsatz an die Front und er rückte als Oberstleutnant am 8. August 1914 mit dem Meininger 2. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 32 à la suite an die Westfront. 1915 wurde er als Kommandeur des 2. Jäger-Regiments zum Alpenkorps nach Tirol abkommandiert. Inzwischen zum Oberst befördert, wurde sein Regiment Anfang 1916 nach Verdun verlegt. Im August desselben Jahres übernahm er die 43. Infanterie-Brigade und am 1. November 1918 die 22. Infanterie-Brigade. Während des gesamten Krieges ruhte seine künstlerische Tätigkeit fast gänzlich. Prinz Ernst verlor in diesem Krieg seine Söhne Ernst (1915) und Georg (1916).

Landtagspräsident Eduard Fritze von der Nationalliberalen Partei beruft den Landtag ein und fordert diesen auf, vorläufig weiterzuarbeiten. Die neu gebilde Übergangsregierung besteht aus folgenden Personen:

  • Geheimer Staatsrat: Ludwig Freiherr von Türcke (parteilos)
  • Hauptamtlicher Staatsrat: Karl Marr (Fortschrittliche Volkspartei)
  • Hauptamtlicher Staatsrat: Ottmar Benz (Fortschrittliche Volkspartei)
  • Nebenamtlicher Staatsrat: Arthur Hofmann (Sozialdemokratische Partei Deutschlands)
  • Nebenamtlicher Staatsrat: Heinrich Eckardt (Sozialdemokratische Partei Deutschlands)
  • Nebenamtlicher Staatsrat: Adalbert Enders (Fortschrittliche Volkspartei)
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Deutsches Reich / Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen

Der zuletzt im Jahre 1912 im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen gewählte Landtag fordert die Fürstliche Staatsregierung einstimmig auf, als Entwurf ein neues Gesetz über das Wahlrecht vorzulegen, und beschließt, als Übergangsorgan einen Landesrat einzurichten. Dieser besteht aus dem Landtagspräsidenten Harald Bielfeld von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), den Abgeordneten Wilhelm Bärwinkel von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und Ottokar Keil von der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) sowie zwei Mitgliedern, „die das Vertrauen des Volkes genießen“ – Friedrich Eck (USPD) und Emil Zorn, der Vorsitzende des Sondershäuser Arbeiter- und Soldatenrates.

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Deutsches Reich / Fürstentum Lippe-Detmold / Freistaat Lippe
Fürst Leopold IV. zur Lippe dankt ab
Fürst Leopold IV. Julius Bernhard Adalbert Otto Karl Fritz Georg Gustav zur Lippe wird durch den lippischen Volks- und Soldatenrat zum Thronverzicht gedrängt. Seine Regierung stand im Zeichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstiegs, er war aufgeschlossen für Technik und Industrie. Um den Bewohnern Erwerbsmöglichkeiten zu bieten, ließ er die Staatswerkstätten einrichten und eine größere Anzahl bedeutender Bauvorhaben ausführen. Die Prachtbauten des Regierungs- und Landtagsgebäudes, der Sparkassen und Banken, des Gymnasiums, des Lehrerseminars, die Christuskirche mit Fürstengruft auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz, das evangelische Pfarramt, die Kasernen, der Ausbau des Schlosses usw. dienten dieser Maßnahme. In Bad Salzuflen unterstützte er mit Zuschüssen aus der eigenen Kasse die Erbohrung der Leopoldsquelle. Seine bedeutendste Schöpfung ist die Fürst-Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaften: eine Fachhochschule, in der kriegsversehrte Offiziere zu Kommunalbeamten umgeschult wurden. Seine große Liebe galt der Jagd und dem Theater, so ließ er mitten im Ersten Weltkrieg das abgebrannte Hoftheater wieder aufbauen. Auch der Volksbildung wandte er seine Fürsorge zu. Das Landesschulgesetz von 1914 schuf die staatliche Oberschulbehörde und beseitigte die Schulaufsicht der Kirche. Die Akademie stellte die Lehrer besser, den preußischen gleich. Die neuen Steuergesetze brachten eine gerechte Verteilung der Lasten und eine wesentliche Erhöhung des Steueraufkommens. Die Erschließung des Landes durch Straßen und Bahnen förderte Handel und Verkehr. Besonders die Industrialisierung machte starke Fortschritte. Der Rücktritt vom Amt und der Verzicht auf Thron und Thronfolge hindert den nun ehemaligen lippischen Landesfürsten nicht daran, den lettzen Adelstitel in Deutschland an Kurt von Kleefeld zu verleihen. Die Staatsführung übernimmt ab sofort der Volks- und Soldatenrat, bestehend aus Clemens Becker, Max Staercke und Heinrich Drake. Becker und Drake sind Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
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Deutsches Reich / Deutsch-Ostafrika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Die deutschen Kolonialtruppen in Ostafrika führen nördlich von Kasama ein Gefecht gegen britische Kolonialtruppen. Die Nachricht vom Waffenstillstand hat die Truppe noch nicht erreicht.

13.11.1918
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Deutsches Reich
Wilhelm Solf
Ulrich von Brockdorff-Rantzau
Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Wilhelm Solf, der seit 6,90 Jahren der Reichsregierung angehört, wird in dieser Aufgabe von dem parteilosen Abgeordneten Ulrich von Brockdorff-Rantzau abgelöst. Solf bleibt noch im Amt des Staatssekretärs des Reichskolonialamtes.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Das Vermögen des preußischen Königshauses ("Konfideikomissvermögens") wird beschlagnahmt; es wird vom Departement des Co-Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten, Philipp Scheidemanns, verwaltet, das für die Reichsfinanzen zuständig ist.
  • In Preußen tritt die Verordnung über die Erwerbslosenfürsorge in Kraft, die erstmals das Recht auf Arbeit festschreibt.
  • In Magdeburg entwirft der Fabrikant Franz Seldte den Organisationsplan des reaktionären Frontkämpferbundes „Der Stahlhelm. Bund der Fontsoldaten" als Zusammenschluss von Soldaten des Weltkriegs zur Abwehr der Novemberrevolution.
Deutsches Reich.png Bayern 1878-1918.png Österreich 1918-1919.png
Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Republik Deutschösterreich

Mit der "Anifer Erklärung" des abgesetzten Königs von Bayern kehrt der ehemalige Vorsitzende des Ministerrates Otto von Dandl nach München zurück. Die neue bayerische Regierung von Kurt Eisner veröffentlicht unverzüglich diese Erklärung zusammen mit einer Erläuterung, in der sie vom „Thronverzicht“ des Königs Kenntnis nimmt. Tatsächlich aber haben weder der König noch andere Mitglieder des Hauses Wittelsbach auf den bayerischen Thron verzichtet. Der veröffentlichte Text hat folgenden Wortlaut:

Zeit meines Lebens habe ich mit dem Volk und für das Volk gearbeitet. Die Sorge für das Wohl meines geliebten Bayern war stets mein höchstes Streben. Nachdem ich infolge der Ereignisse der letzten Tage nicht mehr in der Lage bin die Regierung weiterzuführen, stelle ich allen Beamten, Offizieren und Soldaten die Weiterarbeit unter den gegebenen Verhältnissen frei und entbinde sie des mir geleisteten Treueides.
Anif den 13. November 1918.
Ludwig

Deutsches Reich.png Sachsen 1815-1935.png Sachsen 1918-1919.png
Deutsches Reich / Königreich Sachsen / Freistaat Sachsen
König Friedrich August III. von Sachsen dankt ab
König Friedrich August III. von Sachsen aus der Linie der albertinischen Wettiner , der vor den Ereignissen in Dresden auf Schloss Guteborn bei Ruhland Zuflucht gesucht hat, verzichtet auf den Thron und entbindet alle Offiziere, Beamte, Lehrer und Geistlichen von ihrem Treueid. Allerdings ist der ihm nachgesagte historische Satz „Nu da machd doch eiern Drägg alleene.“ (Nun, dann macht doch euren Dreck alleine!) bei der Abdankung 1918 historisch nicht belegt. Nach der Abdankung zieht er sich auf seine schlesische Besitzung Schloss Sibyllenort im Landkreis Oels zurück. Friedrich August III. war seit 15. Oktober 1904 König von Sachsen. Der Monarch gilt aus heutiger Sicht sowohl als Familienmensch als auch als typischer Landesvater, der stets das Wohl Sachsens im Blick hatte und vielfältig interessiert war. Er war ein Kunstmensch, liebte die Jagd, förderte die Wirtschaft und galt vor allem deshalb als volkstümlich, weil er nie einen Hehl daraus machte, nicht nur im Gespräch mit dem Volk, sondern auch im Umgang mit anderen deutschen Königshäusern sächsisch zu sprechen. Friedrich August gelang es in seiner Amtszeit, in Sachsen nach seinem unpopulären Vater das Vertrauen der Bevölkerung zu ihrem König zurückzugewinnen. Politisch war es ein Mitverdienst des Königs, dass das konservative Wahlrecht (lediglich 20 Prozent der Wahlberechtigten entschieden über zwei Drittel der Parlamentssitze) 1909 durch ein demokratischeres Pluralwahlrecht ersetzt wurde.

Am 11. September 1912 wurde er nach dem erfolgreich in Sachsen abgehaltenen Kaisermanöver von Kaiser Wilhelm II. zum Generalfeldmarschall der Preußischen Armee ernannt. Jedoch übernahm er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 als einziger der vier deutschen Könige nicht den Oberbefehl über seine eigene, die Sächsische Armee, sondern übertrug diesen an Kriegsminister Max von Hausen. Der Prälat Klein sagte später über ihn: "Als Mensch ist der König über alle Beschreibung achtenswert und sympathisch. Religiös, sittenrein, schlicht, gerade, offenherzig ist er ein vorbildlicher Vater und gewissenhafter Regent, der in allem nur das Beste will und erstrebt. Er ist im höchsten Maße beliebt."

Deutsches Reich.png Baden 1891-1918.png
Deutsches Reich / Großherzogtum Baden

Großherzog Friedrich II. von Baden verzichtet vorläufig auf die Führung der Regierungsgeschäfte von Baden.

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Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Altenburg / Freistaat Sachsen-Altenburg
Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg dankt ab
Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg setzt eine neue, sozialliberale Regierung bestehend aus herzöglichen Beamten und Mitgliedern der Sozialdemokraten ein. Leitender Staatsminister wird Wilhelm Tell von der Fortschrittspartei. Anschließend dankt der Herzog ab, der unmittelbar nach dem Tod seines Onkels Herzog Ernst I. am 7. Februar 1908 die Regierung im Herzogtum übernommen hatte. Zugleich wurde er Chef des 8. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 153 und des 1. Königlich Sächsischen Jäger-Bataillons Nr. 12 in Freiberg. Im selben Jahr wurde ihm von Kaiser Wilhelm II. der Hohe Orden vom Schwarzen Adler verliehen. Er galt als volksnaher Fürst, der regelmäßig Audienzen für jedermann abhielt. Auch der Forschung und Technik gegenüber war er aufgeschlossen, so besaß er eines der ersten Autos im Herzogtum, unternahm 1911 eine Forschungsreise nach Spitzbergen (Der Polarforscher Wilhelm Filchner benannte die von ihm entdeckte Vahselbucht in der Antarktis in Herzog-Ernst-Bucht um. Diese Bezeichnung konnte sich jedoch nicht durchsetzen), betrieb die Eröffnung eines Flugplatzes – des heutigen Leipzig-Altenburg Airport – und empfing die Weltreisenden Sven Hedin und Fridtjof Nansen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Generalleutnant Ernst II. Kommandeur des 8. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 153, das als Teil des IV. Armee-Korps an der Westfront eingesetzt war. Am 19. August 1914 wurde er zum General der Infanterie ernannt und nach der Marneschlacht mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Er übernahm dann am 7. Oktober 1914 die 16. Infanterie-Brigade und wurde am 20. März 1915 zum Kommandeur der 8. Division ernannt. Am 30. Mai 1915 erhielt er den Orden Pour le Mérite und schied aus dem aktiven Dienst aus. Ernst II. wurde am 4. April 1916 ein zweites Mal an die Spitze der 8. Division berufen, die er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im August 1916 kommandierte. Noch im Oktober 1918, als sich die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und der Zusammenbruch der Monarchie bereits abzuzeichnen begannen, zögerte Ernst II., ein reformiertes Wahlrecht für das Herzogtum anzunehmen. Am 7. November 1918 brachen in Altenburg Unruhen aus. Der Herzog versuchte noch, die Situation durch die Berufung dreier Sozialdemokraten in die Regierung wenden zu können, dankte aber schließlich heute ab. Die Namen der neuen Regierung des "Freistaats Sachsen-Altenburg" sind nur noch teilweise bekannt:
  • Leitender Staatsminister: Wilhelm Tell (Fortschrittliche Volkspartei)
  • Staatsrat: August Frölich (Sozialdemokratische Partei Deutschlands)
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Deutsches Reich / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik / Republik Estland / Republik Lettland

Nach der Kapitulation der Mittelmächte annulliert die Sowjetregierung den Vertrag von Brest-Litowsk, und die von Trotzkij befehligte Rote Armee beginnt mit dem Einmarsch in die von Deutschen besetzten Gebiete. In Estland und in Lettland beginnen russische Truppen mit der Rückeroberung des Baltikums. Die sich noch im Baltikum befindlichen deutschen Truppen werden in die Kämpfe involviert.

Deutsches Reich.png Wappen Deutsch-Ostafrika.png Großbritannien.png
Deutsches Reich / Deutsch-Ostafrika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Das deutsche Ostafrika-Corps, das immer noch gegen die britischen Kolonialtruppen kämpft, erhält zum ersten Mal genaue Nachrichten über die Vorgänge in der Heimat.

14.11.1918
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Deutsches Reich


Die provisorische Regierung des Deutschen Reiches nach der Regierungsumbildung
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Friedrich Ebert.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Innenpolitik und Militär)
(Reichskanzler)
Friedrich Ebert
(* 1871 Heidelberg, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918 6 Tage
Hugo Haase.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Außenpolitik und Kolonien)
Hugo Haase
(* 1863 Allenstein, Ostpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
10.11.1918 5 Tage
Philipp Scheidemann.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Finanzen)
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
03.10.-09.11.1918
seit 11.11.1918
insgesamt
42 Tage
Emil Barth.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Sozialpolitik)
Emil Barth
(* 1879 Heidelberg)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
11.11.1918 4 Tage
Wilhelm Dittmann.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Demobilmachung, Verkehr und Rechtswesen)
Wilhelm Dittmann
(* 1874 Eutin, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
11.11.1918 4 Tage
Otto Landsberg.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Presse, Kunst und Literatur)
Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.11.1918 4 Tage
Wilhelm Solf.jpg Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes und
des Reichskolonialamtes
Wilhelm Solf
(* 05.10.1862 Berlin, Preußen)
parteiloser Liberaler
20.12.1911 6,90 Jahre
Karl Trimborn.jpg Staatssekretär im Reichsamt
des Innern
Karl Trimborn
(* 1854 Köln, Preußen)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
06.10.1918 40 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsjustizamt
Paul von Krause
(* 1852 Karbowo, Westpreußen)
Nationalliberale Partei (NLP)
07.08.1917 1,27 Jahre
Ernst Karl August Klemens von Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsmarineamt
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler
(* 1864 Burghausen/Oberbayern)
parteilos
07.10.1918 39 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichswirtschaftsamt
August Müller
(* 1873 Wiesbaden, Preußen)
parteilos
14.11.1918 -
Außerdem wird der parteilose Staatssekretär des Wirtschaftsamtes Hans Karl Freiherr von Stein u Nord- und Ostheim seines Postens zugunsten des Mitgliedes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) August Müller enthoben. Müller absolvierte eine Gärtnerlehre, arbeitete als Gewerkschaftssekretär und wurde Redakteur der Magdeburger Volksstimme. Obgleich er kein Abitur hatte, wurde er als Doktorand angenommen und promovierte zum Dr. iur. publ. et rer. cam. (Doktor der Verwaltungswissenschaften und Dr. der Staatswirtschaftskunde) mit der Bestnote "summa cum laude". 1909 wurde er Vorstandsmitglied des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine (ZdK). Seit 1905 publizierte er in den Sozialistischen Monatsheften insgesamt 12 Aufsätze. 1916 wurde Müller unter den Bedingungen des "Burgfriedens" als erster Sozialdemokrat in eine obere Reichsbehörde berufen und 1917 zum Unterstaatssekretär im Kriegsernährungsamt ernannt.
Emanuel Wurm.jpg Staatssekretär des
Ernährungsamtes
Emanuel Wurm
(* 1857 Breslau, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 -
Emanuel Wurm wird von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) Nachfolger des parteilosen Wilhelm von Waldow im Amt des Staatssekretärs des Ernährungsamtes. Von Waldow war 1,28 Jahre Staatssekretär. Der Breslauer Emanuel Wurm, der jüdischen Glaubens ist, ist studierter Chemiker und war seit 1883 Redakteur von Zeitschriften und Zeitungen. Wurm ist seit 1890 Reichstagsabgeordneter und war früher SPD-Mitglied.
Gustav Bauer.jpg Staatssekretär des
Reichsarbeitsamtes
Gustav Bauer
(* 1870, Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 42 Tage
Otto Rüdlin.jpg Staatssekretär des
Reichspostamtes
Otto Rüdlin
(* 1861 Woldenberg-Neumark, Preußen)
parteilos
08.08.1917 1,27 Jahre
Eugen Schiffer.jpg Staatssekretär des
Reichsschatzamtes
Dr. Eugen Schiffer
(* 1860 Breslau, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
14.11.1918 -
Dr. Eugen Schiffer wird neues Kabinettsmitglied. Zwischen 1899 und 1906 war er Amtsgerichtsrat sowie Landgerichtsrat in Magdeburg, anschließend wurde er an das Kammergericht in Berlin berufen, das ihn 1910 zum Oberverwaltungsgerichtsrat ernannte. Um die Jahrhundertwende konvertierte Dr. Schiffer von der jüdischen Gemeinde zur evangelischen Kirche. Parallel zu seiner juristischen Karriere verfolgte Eugen Schiffer eine politische. Er gehörte von 1912 bis 1917 dem Reichstag des Kaiserreichs an, wo er als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei den Wahlkreis Wolmirstedt-Neuhaldensleben vertrat. Dort widmete er sich vorwiegend der Vereinheitlichung der Rechtspflege im Deutschen Reich, die trotz der Reichsjustizgesetze noch sehr von den Einzelstaaten bestimmt wurde. Von 1904 bis 1918 vertrat Schiffer den Wahlkreis Magdeburg-Stadt im Preußischen Abgeordnetenhaus. Wegen seiner beruflichen Beförderungen musste er in dieser Zeit dreimal sein Mandat niederlegen, wurde in der Ersatzwahl jedoch stets wiedergewählt. Von 1903 bis 1917 gehörte er dem Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei an. Im Gegensatz zur Mehrheit der Parteimitglieder, die die Umgründung der Nationalliberalen Partei zur DVP mit vollzog, beteiligte Dr. Schiffer sich an der Gründung der DDP. Am 23. Oktober 1917 wurde er von Georg Michaelis als Unterstaatssekretär in das Reichsschatzamt berufen. Diese Position hatte Schiffer bis zum Ende des Kaiserreichs inne. Nun übernimmt er nach fünf Tagen Pause dort die Aufgabe des Staatssekretärs des Reichsschatzamtes von dem Parteilosen Siegfried Graf von Roedern.
Joseph Koeth.jpg Staatssekretär des
Reichsamtes für Demobilmachung
Joseph Koeth
(* 1870 Lohr/Main, Bayern)
parteilos
12.11.1918 3 Tage
Joseph Koeth wurde als Sohn eines Rechtsanwaltes und Justizrates geboren. Nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums trat er 1888 als Dreijährig-Freiwilliger in das 2. Feldartillerie-Regiment „Horn“ der Bayerischen Armee ein. 1890 wurde Koeth Sekondeleutnant und als solcher war er ab 1893 als Abteilungsadjutant tätig. Von 1895 bis 1898 absolvierte Koeth die Kriegsakademie, die ihm die Qualifikation für die Höhere Adjutantur und das Lehrfach sowie in zweiter Linie für den Generalstab aussprach. Als ihm die Aufnahme in den Generalstabsdienst verweigert wurde, wechselte er 1900 als Premierleutnant in die Preußische Armee über. Hier kam er zunächst in das 4. Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 66, stieg dort zum Hauptmann und Batteriechef auf und wurde 1904 in das Lehrregiment der Artillerie-Schießschule nach Jüterbog versetzt. 1909 folgte seine Berufung in die Feldartillerie-Abteilung (A 4) des Preußischen Kriegsministeriums und im März 1912 die Beförderung zum Major. Koeth nahm nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Abteilungskommandeur im Trierschen Feldartillerie-Regiment Nr. 44 an den Kämpfen in Frankreich teil und kehrte im Oktober 1914 in das Kriegsministerium zurück. Dort folgte er 1915 Walther Rathenau als Leiter der Kriegsrohstoffabteilung (KRA). Um Staatssekretär zu werden, schied er als Oberst aus dem aktiven Heeresdienst aus.
Matthias Erzberger.jpg Staatssekretär
ohne Geschäftsbereich
und Leiter der
Waffenstillstandskommission
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
04.10.1918 42 Tage
Bemerkungen: Die Staatssekretäre gehören nicht zum "Rat der Volksbeauftragten".
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Deutsches Reich

Der Rat der Volksbeauftragten des Deutschen Reiches fällt den Beschluss, den Bundesrat vorläufig erhalten zu wollen.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Die Volksbeauftragten Preußens bilden eine Regierung, die als ein "politische Kabinett" bezeichnet wird. Die Ministerien bestehen meist aus jeweils einem Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die gleichberechtigte Leiter ihres "Ministeriums" sind Außerdem ist ein Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) Minister Preußens:
    • Präsident der Regierung (Vorsitz): Paul Hirsch (SPD) und Heinrich Ströbel (USPD)
    • Minister des Innern: Paul Hirsch (SPD)
    • Justizminister: Dr. Kurt Rosenfeld (USPD)
    • Finanzminister: Dr. Albert Südekum (SPD) und Hugo Simon (USPD)
    • Handelsminister: Otto Fischbeck (DDP)
    • Landwirtschaftsminister: Dr. Otto Braun (SPD) und Adolf Hofer (USPD)
    • Kriegsminister: Heinrich Sche'üch (Militär)
    • Wissenschaftsminister: Adolf Hoffmann (USPD) und Dr. Konrad Haenisch (SPD)
    • Minister für öffentliche Arbeiten: Wilhelm Hoff (parteilos)
    • Großberliner Polizeipräsident: N.N.
    • Minister ohne Geschäftsbereich: Eugen Ernst (SPD)
  • Die vier führenden Bergarbeiterverbände und der Zechenverband einigen sich auf den 8-Stunden-Tag.
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Die bayerische Regierung beschließt die Gründung eines Ministeriums für Soziale Fürsorge und beruft Hans Unterleitner zum Minister. Unterleitner ist Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)

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Deutsches Reich / Freie Volksrepublik Baden

Die provisorische Regierung Badens proklamiert die "Freie Volksrepublik Baden" und setzt den Termin für die Wahl der Landesversammlung auf den 5. Januar 1919 fest.

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Deutsches Reich / Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin / Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz / Freistaat Mecklenburg-Schwerin / Freistaat Mecklenburg-Strelitz
Großherzog Friedrich Franz IV.
Vorsitzender des Staatsministeriums in Mecklenburg Hugo Wendorff (DDP)
Großherzog Friedrich Franz IV., der Verwalter des Landesteils Schwerin und der Verwalter des Landesteils Strelitz, dankt für beide Landesteile Mecklenburgs ab. Nach seinem Regierungsantritt in Schwerin bemühte sich Friedrich Franz gemeinsam mit seinen Staatsministern um eine Reform der Mecklenburgischen Verfassung. Alle Vorlagen, die neben der ständischen Repräsentation auch eine gewählte Kammer für den Landtag vorsahen, scheiterten am Widerstand der Landstände und von Mecklenburg-Strelitz. Im Ersten Weltkrieg führte er trotz seines Rangs als General der Kavallerie kein aktives Truppenkommando. Als Landesherr besuchte er mecklenburgische Truppen an der Westfront. Trotz der sich seit 1915 ständig verschlechternden allgemeinen Versorgungslage schränkte er seinen relativ aufwändigen Lebensstil im Krieg nicht ein. Politisch äußerte er Zweifel am von der Reichspolitik und der Obersten Heeresleitung erstrebten deutschen Siegfrieden. 1917 war Friedrich Franz gegen die Radikalisierung der Kriegsführung. Ein Verständigungsfrieden aller Kriegsgegner sollte seiner Ansicht nach den Krieg beenden. Nach dem Selbstmord seines Verwandten und letzten Regenten der Strelitzer Linie des mecklenburgischen Fürstenhauses, Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg [-Strelitz], verwaltete er diesen Landesteil als Verweser. Im Herbst 1918 war er sich über den Ernst der Lage der Mittelmächte nicht im Klaren. Deshalb war er gegen das Waffenstillstandsgesuch der Obersten Heeresleitung. Sein Ziel war immer noch ein Verständigungsfrieden. Im Herbst 1918 wollte er gemeinsam mit seinem Staatsminister Adolf Langfeld eine Änderung der mecklenburgischen Verfassung durch eine Verkündung aus eigener Hand erreichen. Für die sich anbahnende Revolution hatte er kein politisches Gespür und wurde von ihrem Ausbruch am 8. November 1918 überrascht.

In Mecklenburg-Schwerin wird ein Staatsministerium von Sozialdemokraten und Liberalen der Deutschen Demokratischen Partei gebildet:

  • Vorsitzender des Staatsministeriums und Minister für Äußeres und für Inneres: Dr. Hugo Wendorff, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
  • Minister für Finanzen: Heinrich Dethloff, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Minister für Justiz: Friedrich Eduard Wilhelm Stratmann, Nationalliberale Partei (NL); er tritt noch am Abend von seinem Amt zurück.
  • Minister für Unterricht, Geistliches, Medizinalangelegenheiten und Kunst: Hans Sivkovich, Deutsche Demokratische Partei (DDP)
  • Minister für Verkehr: Franz Starosson, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
  • Minister ohne Geschäftsbereich: Heinrich Erdmann, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
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Deutsches Reich / Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach / Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach

In Weimar, der Landeshauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, wird die Schlusssitzung des alten Landtages begangen. Der neue Landtag soll erst nach den Landtagswahlen im kommenden März wieder zusammentreten.

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Deutsches Reich / Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha / Freistaat Gotha
Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha
Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha erklärt durch seinen Staatsminister Hans Barthold von Bassewitz vor dem gemeinsamen Landtag von Coburg und Gotha seinen Thronverzicht auf beide Herzogtümer. In Coburg amtiert der Staatsrat Hermann Quarck weiter. Die Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) zieht aus dem gemeinschaftlichen Landtag aus, da die Coburger den Arbeiter- und Soldatenrat nicht anerkennen wollen. Dadurch zeichnet sich das Ende der Union von Sachsen und Gotha ab. Der scheidende Herrscher des Landes, der 1884 in der Grafschaft Surrey in England geborene Herzog Carl Eduard, ein Enkel Königin Viktorias und Cousin Kaiser Wilhelms II., übernahm 1905 die Herrschaft über das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, die seit dem Tode Herzog Alfreds im Jahr 1900 durch Ernst zu Hohenlohe-Langenburg als Regent ausgeübt worden war. Am 11. Oktober 1905 heiratete er in Schloss Glücksburg Prinzessin Viktoria Adelheid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, eine Nichte der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria. Der junge Herzog regierte demonstrativ konservativ und nationalistisch, mit reaktionären Tendenzen. Er war leidenschaftlicher Jäger und reiste viel. Der technikbegeisterte Regent besaß neben einem Salonwagen verschiedene Autos und wandte sich frühzeitig der Luftfahrt zu. Er förderte 1910 in Gotha den Bau eines Landeplatzes mit einer Luftschiffhalle und damit den Ausbau Gothas zur Fliegerstadt mit einer Fliegerschule und ab 1913 mit der Gothaer Waggonfabrik als Flugzeughersteller. Daneben engagierte sich Carl Eduard stark bei der Sanierung und dem Umbau der Veste Coburg und der Veste Wachsenburg. Neben zahlreichen Protektoraten unterstützte der an Rheuma erkrankte Herzog in Oberhof auch den Bobsport und das Golfspiel. Am Ersten Weltkrieg nahm er als sächsischer General der Kavallerie im Stab des Generalkommandos der 3. Armee teil, die unter anderem das XI. Armee-Korps mit der 38. Division und dem 6. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 95 umfasste, dem er als Chef vorstand. Dort war er nur formell und hatte, wie bei Bundesfürsten üblich, kein aktives Kommando inne. Er begleitete das Infanterieregiment an die Front und besuchte die Truppe dort oft. 38 Prozent der Kriegsdauer verbrachte er an der Front, bei insgesamt 18 Aufenthalten. Im Dezember 1914 wurde er zum General der Infanterie befördert. Carl Eduard stellte umfangreiche Räumlichkeiten in seinem Schloss in Gotha als Reservelazarett zur Verfügung. Um seine bedingungslose Loyalität zu Deutschland zu demonstrieren, unterzeichnete Carl Eduard am 12. März 1917 ein Gesetz, das außerdeutsche Mitglieder des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha von der Thron- und Erbfolge ausschloss, wenn ihr Heimatstaat Krieg gegen das Deutsche Reich führt. Ein Angriff auf London am 17. Juni 1917 mit 17 zweimotorigen Bombern der Gothaer Waggonfabrik kostete 160 Menschenleben und steigerte die antideutsche Stimmung in London. In der Folge verabschiedete das britische Parlament das Gesetz über die Entziehung von Titeln und Auszeichnungen (Titles Deprivation Act). Es war die rechtliche Grundlage für die Aberkennung seiner britischen Adelstitel und -rechte und damit auch seines Sitzes im englischen Oberhaus per Anweisung von König Georg V. von Großbritannien und Irland am 28. März 1919. Außer Carl Eduard als Duke of Albany, Earl of Clarence, Baron Arklow und Prinz von Großbritannien und Irland waren von diesem Gesetz drei weitere Personen betroffen: Ernst August, Kronprinz von Hannover als Herzog von Cumberland und Teviotdale, Earl of Armagh und Prinz von Großbritannien und Irland, ferner Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg als Prinz von Großbritannien und Irland sowie außerdem Heinrich Graf von Taaffe als 12. Viscount Taaffe of Corren and Baron of Ballymote. Gemäß dem Titles Deprivation Act haben die männlichen Erben dieser Personen das Recht, die britische Krone um ihre Wiedereinsetzung in diese Titel zu bitten.
Wilhelm Bock, Kopf des Arbeiter- und Soldatenrates von Gotha
Der neue Regierungschef in Sachsen-Coburg-Gotha, Wilhelm Bock, ist seit 1873 Präsident der Internationalen Gewerkgenossenschaft der Schuhmacher mit Sitz in Gotha. Außerdem war er Redakteur des Verbandsblattes "Der Wecker". Im Jahr 1875 war er Mitglied der Programmkommission zur Vorbereitung der Vereinigung von ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei auf dem Gothaer Parteitag. Am Zustandekommen dieses Zusammenschlusses war Bock stark beteiligt. Im Zusammenhang mit dem Sozialistengesetz wurden der Schuhmacherverband und deren Zeitung 1878 verboten. Dasselbe geschah mit dem 1878 von Bock gegründeten Gothaer Volksblatt. Bock war dann von 1878 bis 1920 Redakteur der neuen Zeitung "Der Schuhmacher" (seit 1887 "Schuhmacher-Fachblatt"). Seit 1887 war er Vorsitzender des zentralen Verbandsausschusses des Schuhmacherverbandes. Seit der Zeit des Sozialistengesetzes war er ein führender sozialdemokratischer Funktionär in Thüringen. In dieser Zeit organisierte er acht illegale Landeskonferenzen der Partei. Durch die Immunität seiner politischen Mandate war Bock vor politischer Verfolgung relativ geschützt. So war er von 1884 bis 1887 Reichstagsmitglied für den Wahlkreis Sachsen-Coburg-Gotha. Bock trug maßgeblich dazu bei, dass in Gotha nach dem Ende des Sozialistengesetzes ein geradezu idealtypisches sozialdemokratisches Milieu gruppiert um Partei, Gewerkschaften, Volkshaus, sozialdemokratisch orientiertes Vereinswesen und lokaler Parteizeitung entstehen konnte. Er gründete das "Gothaische Volksblatt", das in einer eigenen Buchdruckerei hergestellt wurde und bis 1933 erschien. Auf die Initiative von Bock kaufte die Partei das ehemalige Gasthaus zum Mohren in Gotha, dass nun als Volkshaus zum Mohren zum Versammlungsort der Arbeiterbewegung wurde. Die Partei hatte um 1913 etwa 1.000 und die freien Gewerkschaften rund 4000 Mitglieder. Die SPD erreichte bei der Reichstagswahl von 1912 34,8 % der Stimmen. Auch nach dem Ende des Sozialistengesetzes war Bock von 1890 bis 1907 und von 1912 bis 1918 Mitglied des Reichstages. Außerdem war Bock von 1893 bis 1907 Mitglied des Landtages von Sachsen-Coburg-Gotha. Bock vertrat einen wenig revolutionären Kurs. Dies erleichterte die Zusammenarbeit mit den liberalen bürgerlichen Politikern der Stadt. Ein Ausdruck dessen war seine Wahl zum Vizepräsidenten des Landtages (1903 bis 1907) und seine Mitgliedschaft im Verwaltungsgerichtshof des Herzogtums. Reichsweit einmalig war, dass der Staat das Arbeitersekretariat in Gotha mit Steuermitteln unterstützte. Außerdem förderte die Stadtverwaltung die Arbeit der freireligiösen Gemeinde, in der Bock ebenfalls aktiv war. Innerhalb der örtlichen Partei begann noch vor dem Ersten Weltkrieg ein Generationswechsel. Die führenden Parteimitglieder waren wie Bock in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren. Im Jahr 1910 kam mit Otto Geithner (1876–1948) aus Berlin ein theoretisch geschulter Mann zur Redaktion des "Volksblattes", der bald als führender Nachwuchspolitiker in Gotha galt. Dieser selbst rechnete sich dem linken Parteiflügel zu, vermied aber alles um in Konflikt mit Bock zu geraten. Der Beginn des Weltkrieges führte zu einem tiefgreifenden Wandel innerhalb der örtlichen Partei. Mit der Expansion der Rüstungsindustrie kamen zahlreiche neue Arbeiter in die Stadt, die mit der örtlichen Vorkriegssozialdemokratie und ihren führenden Repräsentanten nichts verband. Hinzu kam, dass bald auch Konflikte zwischen Bock und Geithner sichtbar wurden. Beide waren entschiedene Kriegsgegner. In diesem Sinn äußerte sich daher auch die örtliche Parteizeitung. Allerdings machte Bock, heftig kritisiert von Geithner, gegenüber der Parteiführung und der Regierung Zugeständnisse, um das Blatt zu retten. Dies erwies sich als vergeblich, da die Zeitung bereits 1914 verboten wurde. Die inneren Konflikte der Partei wurden durch die Einberufung von Geithner vorerst vertagt. Bock schloss sich als Gegner der Kriegskredite 1916 der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft um Hugo Haase und 1917 der USPD an. Die Gründungsveranstaltung der neuen Partei fand in Gotha im Volkshaus zum Mohren statt. Auch in der neuen Partei war er Mitglied der Kontrollkommission und gehörte eher dem rechten Flügel der USPD an. Den Schritt zur USPD machte die örtliche Partei geschlossen mit. Allerdings gelang es ihr nur noch bedingt, die neuen Arbeiter zu integrieren. Partei und Gewerkschaften verloren zunehmend die Kontrolle über die Arbeiterschaft, was sich unter anderem in politisch motivierten Streiks äußerte. Die Novemberrevolution verlief zunächst friedlich unter der Führung von Bock. Ein von der USPD dominierter Arbeiter- und Soldatenrat übernahm die Macht. In dieser Funktion erklärte er am 9. November Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha für abgesetzt. Der Arbeiter- und Soldatenrat setzte als provisorische Regierung einen Rat der Volksbeauftragten ein. Dazu gehörten Bock, Adolf Schauder und Emil Grabow. Auch im Arbeiter- und Soldatenrat begannen die radikaleren Kräfte, die insbesondere jede Zusammenarbeit mit dem Bürgertum ablehnten, die Oberhand zu gewinnen. So führte das Bekenntnis des Rates zur „sozialistischen Republik“ zu einer letztlich dauerhaften Entfremdung zwischen der Arbeiterbewegung und dem Bürgertum in Gotha. Innerhalb der Arbeiterbewegung der Stadt und Land Gotha kommt es nunmehr nicht nur zu Konflikten der USPD mit den wenigen Anhängern der Mehrheits-SPD, sondern auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der USPD selbst. Ein radikalerer und jüngerer Flügel um Geithner plädiert für eine Räterepublik als Instrument zur Durchsetzung der Diktatur des Proletariats. Eine gemäßigte Richtung um Bock und den noch jungen Hermann Brill hat als Ziel zwar ebenfalls eine sozialistische Gesellschaft, verfechtet aber weiterhin demokratische und friedliche Formen der politischen Auseinandersetzung. Neben den meisten Führungskräften der Vorkriegspartei wird diese Richtung auch von der örtlichen Führung der Gewerkschaften unterstützt. Diese Richtung steht ganz in der Tradition der Vorkriegssozialdemokratie, hat aber durch ihre Kompromissbereitschaft gegenüber den Behörden während des Krieges einen erheblichen Vertrauensverlust erlitten. Der Rat der Volksbeauftragten in Gotha setzt sich nun aus folgenden Personen zusammen:
  • Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten: Otto Geithner (USPD)
  • Volkskommissar: Cuno Blechschmidt (USPD)
  • Volkskommissar: Emil Grabow (USPD)
  • Volkskommissar: Adolf Schauder (USPD)
  • Volkskommissar: Wilhelm Bock (USPD)
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Deutsches Reich / Herzogtum Anhalt / Freistaat Anhalt
Der neue Ministerpräsident von Anhalt, Dr. Wolfgang Heine (SPD)
Nach dem Rücktritt des Herzogs von Anhalt wird der Freistaat Anhalt ausgrufen. Dr. Wolfgang Heine von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) löst den bisherigen Ministerpräsidenten Max Gutknecht (parteilos) in diesem Amt ab. Der bisherige Staatsrat Heinrich Deist von der SPD wird neuer stellvertretender Ministerpräsident, die bisherigen Staatsräte Josef Lux und Dr. Hermann Cohn, beide von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), bleiben auch in der neuen Regierung Staatsrat:
  • Ministerpräsident: Dr. Wolfgang Heine (SPD)
  • Stellvertretender Ministerpräsident: Heinrich Deist (SPD)
  • Staatsrat: Wilhelm Voigt (SPD)
  • Staatsrat: Dr. Hermann Cohn (DDP)
  • Staatsrat: Josef Lux (DDP)
  • Staatsrat: Richard Paulick (SPD)
  • Staatsrat: Fritz Hesse (DDP)
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Fürst Friedrich von Waldeck und Pyrmont
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Fürstentum Waldeck / Freistaat Waldeck

Der Arbeiter- und Soldatenrat erklärt den Fürsten Friedrich Adolf Hermann von Waldeck und Pyrmont für abgesetzt und ruft den Freistaat Waldeck innerhalb des Freistaates Preußen aus. Damit ist in allen deutschen Staaten die Monarchie abgeschafft. Fürst Friedrich war General der Kavallerie im Weltkrieg. Als einziger Fürst in Deutschland ist er der einzige Fürst, der keinen Verzicht unterzeichnete (aus diesem Grund wird er später von Philipp Scheidemann scherzhaft "Friedrich der Trotzige" genannt werden).

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Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen
Der Vorsitzende des Bremer Aktionsausschusses des Arbeiter- und Soldatenrates Alfred Henke (USPD)
Der Arbeiter- und Soldatenrat in Bremen übernimmt die Funktion der Legislative, der von ihm gewählte Aktionsausschuss die der Regierung, während der Senat als Verwaltungsspitze weiter amtiert. Die Bildung eines gemeinsamen Zwölfer-Ausschusses für die Verwaltung und die Arbeiterbewaffnung wird zu einem Problem zwischen dem Arbeiter- und dem Soldatenrat. 1. Vorsitzender des 12er-Rates wird Alfred Henke von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), dessen Stellvertreter wird der Linksradikale Hans Brodmerkel. Alfred Henke ist gelernter Zigarrenarbeiter und gehört der Tabakarbeitergewerkschaft an. Von 1900 bis 1917 war er Redakteur der Bremer Bürger-Zeitung, seit 1906 als Chefredakteur, und ist seit 1907 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Seit Mitte der 1890er Jahre war Henke in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und in der Gewerkschaft als Redner und Berichterstatter aktiv. Durch Selbststudium eignete er sich die Kenntnisse des Marxismus an. Zunächst war er Distriktsvorsitzender in Altona. Seine Zeitung war ein Kampfblatt des linken Flügels in der SPD. Regelmäßige Mitarbeiter waren Franz Mehring, Rosa Luxemburg, Karl Radek, Anton Pannekoek und Henriette Roland Holst. Henke nahm an vielen sozialdemokratischen Parteitagen und internationalen Sozialistenkongressen teil. Auf dem SPD-Parteitag in Jena 1913 stimmte er für die Massenstreikresolution von Rosa Luxemburg. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges trat Henke mit der Minderheit der Reichstagsfraktion gegen die Bewilligung der Kriegskredite auf. Gemeinsam mit den Kreditverweigerern im März 1916 aus der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion ausgeschlossen, gehörte Henke der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft an. Der Parteivorstand der SPD schloss den gesamten Sozialdemokratischen Verein Bremen aus der SPD aus. Unter Ausnutzung seiner finanziellen Anteile am Bremer Parteizeitungsunternehmen bemächtigte sich der Parteivorstand der Bremer Bürger-Zeitung. Chefredakteur Henke wurde ausgewechselt, blieb aber für wenige Monate noch Mitglied der Redaktion. 1917 zählte er zu den Begründern der USPD, deren Beirat er angehört.
Polen 1918-1919.png Deutsches Reich.png 70px 70px Sowjetrussland.png
Republik Polen / Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Republik Deutschösterreich / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik

Hauptsächlich im Gebiet Preußens, aber auch in früher von Russland und Österreich okkupierten Gebieten, gründen sich polnische Arbeiter- und Soldatenräte. In Posen ist ein solcher mit je fünf polnischen und deutschen Vertretern besetzt. Die nationalpolitischen Kräfte in der Provinz Posen entschließen sich zu einem gewaltsamen Handeln da der günstige Moment ausgenutzt werden soll, dass in Deutschland eine Revolution ausgebrochen ist und nach dem Sturz der Monarchie die politischen Machtverhältnisse ungefestigt sind. Der Nationalist und Oberbefehlshaber Józef Pilsudski wird zum ersten Staatschef der Republik Polen ausgerufen.

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Deutsches Reich / Deutsch-Ostafrika / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Der deutsche General Paul von Lettow-Vorbeck muss auf Befehl aus Berlin die Waffen in Deutsch-Ostafrika nach viereinhalbjährigem Kampf strecken. Die deutschen Soldaten des Ostafrika-Corps ergeben sich bei Abercorn in Rhodesien (heute Sambia) den britischen Truppen unter General Edwards. Die Truppe zählt 30 Offiziere, 125 Unteroffiziere und Mannschaften, 1168 Askari, 1522 Träger und einige hundert Frauen.

15.11.1918
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Deutsches Reich
Der bekannte deutsche Industrielle Hugo Stinnes
Maximilian Pfeiffer, Generalsekretär des Zentrums

Das Stinnes-Legien-Abkommen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Deutschland wird unterzeichnet, worin diese unbürokratisch und in Abgrenzung zu den revolutionären Bewegungen eine Zentralarbeitsgemeinschaft bilden und sich unter Wahrung der bestehenden Machtverhältnisse und privatwirtschaftlicher Eigentumsrechte auf einen Achtstundentag einigen, um die demobilisierten Soldaten in den Wirtschaftsprozess besser integrieren zu können.

Die Deutsche Zentrumspartei gründet ein Reichsgeneralsekretariat. Generalsekretär wird der Pfälzer Maximilian Pfeiffer, dessen Bruder Anton ebenfalls Generalsekretär einer Konkurrenzpartei, nämlich der Bayerischen Volkspartei (BVP) ist. Pfeiffer ist Doktor der Philosophie und besitzt die Zulassung zum Lehramt; seit der Jahrhundertwende ist er als Bibliothekar an renommierten staatlichen Bibliotheken tätig. Pfeiffer ist Ehrenmitglied der Société royale d'archéologie de Bruxelles. 1914 gehörte Maximilian Pfeiffer mit Matthias Erzberger, Liborius Gerstenberger und anderen Zentrumspolitikern zu den Gegnern einer Reichstagskandidatur des rechtskonservativen Martin Spahn, der später zur DNVP übertreten sollte, für das Zentrum. 1907 drohte seine politische Karriere an einem Skandal zu scheitern. Vor dem Bamberger Amtsgericht wurde Pfeiffer wegen § 175 angeklagt, da er eine Beziehung zu dem 19jährigen Bankangestellten Anton Montag hatte. Das Verfahren wurde auf dem Vergleichswege beendet. Die weitere Parteikarriere war durch den Vergleich gesichert.
Der liberale Staatsrechtler Hugo Preuß von der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) löst Karl Trimborn (Zentrum) im Amt des Staatssekretärs im Reichsamt des Innern ab wird von dem Volksbeauftragten und Reichskanzler Friedrich Ebert beauftragt, eine Reichsverfassung für die Deutsche Republik auszuarbeiten.

Das neue Mitglied der provisorischen Regierung des Deutschen Reiches
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Hugo Preuß.jpg Staatssekretär im Reichsamt
des Innern
Hugo Preuß
(* 1860, Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
15.11.1918 -
Hugo Preuß ist Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Der Sohn jüdischer Eltern studierte Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universtität in Berlin und der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg. 1883 legte er beim Berliner Kammergericht sein erstes Staatsexamen ab. Im selben Jahr promovierte ihn die juristische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen mit einer nicht veröffentlichten Arbeit zum Thema Eviktionsregress des in possessorio unterlegenen Käufers im Römischen Recht zum Dr. iur. Das Referendariat brach er ab, um Wissenschaftler zu werden. 1889 habilitierte er sich als Staatsrechtler an der Universität Berlin und arbeitete, da er ungetauft dort nicht Professor werden konnte, als Privatdozent für öffentliches Recht. 1891 trat er der Gesellschaft der Freunde bei (einem Berliner jüdischen Verein). Erst 1906 erhielt er seine erste Professur an der neu gegründeten Handelshochschule Berlin; 1918 wurde er deren Rektor. 1895 wurde Preuß Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung für die Freisinnige Vereinigung. Von 1910 bis 1918 war er ehrenamtlicher Stadtrat des Berliner Magistrats für die Fortschrittliche Volkspartei, innerhalb derer er dem linken Flügel angehörte.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die provisorische Regierung Preußens verfügt die Abschaffung des preußischen Herrenhauses sowie die Auflösung des Abgeordnetenhauses. Mit diesen Maßnahmen soll die Demokratisierung in Preußen eingeleitet werden.

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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

In Hamburg wird ein Wirtschaftsrat aus Vertretern der Handels-, Detaillisten- und Gewerbekammer gebildet; in der Folge sollen Räte für die verschiedenen Gewerke und Gruppen gebildet werden.

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Deutsches Reich / Volksstaat Sachsen-Meiningen

Der alte Landtag von Sachsen-Meiningen verabschiedet ein demokratisches Staatsgrundgesetz, das als "Gesetz betreffend Gesetzgebung und Verwaltung in Sachsen-Meiningen" bezeichnet wird.

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Deutsches Reich / Herzogtum Braunschweig

Der Braunschweiger Arbeiter- und Soldatenrat nimmt einen Wahlrechtsentwurf an, der allen Personen über 20 Jahren das geheime, gleiche und direkte Wahlrecht zuerkennt.

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Deutsches Reich / Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen / Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt

Konstituierung des Landesrates von Schwarzburg-Sondershausen aus dem ständigen Landtagsausschuss und einigen Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Auch in Schwarzburg-Rudolstadt tritt der Landtag zusammen. Ernst Otto von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) verlangt als Vorsitzender für den Arbeiter- und Soldatenrat die gesetzgebende Macht und den Thronverzicht des Fürsten. Der Fürst lässt mitteilen, dass er abdanken werde, sobald die notwendigen gesetzlichen Bestimmungen für den Übergang zur Republik geschaffen seien. Dadurch gewinnt der Landtag die politische Führung zurück.

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Deutsches Reich / Fürstentum Schaumburg-Lippe / Freistaat Schaumburg-Lippe
Fürst Adolf II. zu Schaumburg-Lippe dankt ab
Fürst Adolf II. zu Schaumburg-Lippe verzichtet auf den Thron. Die Übernahme der Regierung von Schaumburg-Lippe erfolgt durch den Arbeiter- und Soldatenrat. Adolf II. Fürst zu Schaumburg-Lippe (* 1883 in Stadthagen) war seit 1911 regierender Fürst zu Schaumburg-Lippe. In den wenigen Jahren seiner Regierung prägte er als Bauherr das Stadtbild von Bad Eilsen. Die Errichtung des gewaltigen Mausoleum Bückeburg sollte der Beginn des Baues eines großen Museums- und Kunstareals in Bückeburg und Bad Eilsen werden. Ausgeführt wurden die Fürstliche Kunsthandwerkerschule, aus der später die Fürst-Adolf-Werkstätte für Kunstkeramik hervorgehen werden, und die Fürstliche Musikschule in Bückeburg, die spätere Heeresmusikschule, deren bekanntester Schüler James Last werden wird. Weitere Planungen verhinderte der Erste Weltkrieg.
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Deutsches Reich / Republik Deutschösterreich

Die österreichische Nationalversammlung proklamiert die Republik Deutschösterreich, die den Anschluss an das Deutsche Reich sucht.

16.11.1918
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Deutsches Reich
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Genau eine Woche nach der Revolution in Berlin erscheint in der Morgenausgabe des Berliner Tageblattes unter der Überschrift "Die große demokratische Partei" ein vom Chefredakteur des Berliner Tageblatts Theodor Wolff verfasster und von 60 namhaften Persönlichkeiten unterzeichneter Aufruf zur Gründung einer neuen demokratischen Partei (gemeint ist die "Deutsche Demokratische Partei"). Obwohl sich die Mehrheit der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft darüber einig ist, dass eine Parteifahne nicht die der neuen deutschen Republik werden könnte und obwohl es großen Teilen des Bürgertums zunächst wohl noch bewusst ist, dass man der Arbeiterschaft nicht zumuten kann, weiterhin unter der Flagge des Wilhelminischen Obrigkeitsstaates, der Sozialistengesetze und der Demokratenverfolgung zu leben, wehen überall im Land rote Fahnen. Der Herausgeber der „Deutschen Zeitung“ und spätere deutschnationale Reichstagsabgeordnete Reinhold Wulle schreibt: Als vor 70 Jahren die Sehnsucht nach Kaiser und Reich die große Volksbewegung des Jahres 1848 ins Leben rief, tauchten die Farben Schwarz-Rot-Gold auf als das Symbol Großdeutschlands. Wenn heute das ganze deutsche Volk zusammengefasst werden soll, unsertwegen auch im Zeichen der Demokratie, dann besinne man sich wieder auf die Farben Schwarz-Rot-Gold. Sie sind die Kennzeichen des deutschen Idealismus... Helfen kann uns nur die befreiende schwarz-rot-goldene Tat zur Einheit, Ordnung und Freiheit.
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen
  • Der Rat der Volksbeauftragten Deutschlands bestätigt die Unabhängigkeit der Gerichte in Preußen.
  • Die Regierung Preußens wird durch zwei Minister ergänzt. Die geänderten Ministerien sind nunmehr wie folgt besetzt:
    • Ministerium des Innern: Paul Hirsch (SPD) und Dr. Rudolf Breitscheid (USPD)
    • Großberliner Polizeipräsident: Emil Eichhorn (USPD)
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Deutsches Reich / Freistaat Mecklenburg-Schwerin / Freistaat Mecklenburg-Strelitz

Der vor zwei Tagen abgedankte Großfürst Friedrich Franz IV. von Mecklenburg reist mit seiner Familie nach Dänemark ab.

17.11.1918
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Deutsches Reich / Republik Elsaß-Lothringen / Französische Republik

Französische Kampfverbände erreichen die elsässische Stadt Mühlhausen und rücken weiter in Richtung Colmar und Metz vor.

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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig

Die Volkskommissare des Freistaates Braunschweig beginnen damit, grundlegende sozialistische Reformen zu realisieren. Die Kommissarin für Volksbildung Minna Faßhauer gibt einen Erlass heraus, der die künftige Gestaltung des Geschichtsunterrichts in den Schulen des Freistaates betrifft. So verbietet sie beispielsweise sowohl die Fürstenverherrlichung als auch die Volksverhetzung und ersetzt die Kriegsgeschichte durch Kulturgeschichte. Darüber hinaus engagiert sie sich für die Einrichtung von Volkskindergärten und Volksschulen.

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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Im Bayerischen Nationaltheater in München wird die friedliche Revolution gefeiert.

18.11.1918
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Gemäß den Bedingungen des Waffenstillstands fahren das III. Geschwader und weitere Schiffe zunächst nach Wilhelmshaven. Von dort sollen sie in englische Küstengewässer und später in die Internierung nach Scapa Flow fahren. Vor allem die U-Boot-Fahrer setzen eine Überführungsprämie durch. Die SMS KÖNIG ist noch nicht fahrbereit und soll später folgen.

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Deutsches Reich / Freistaat Mecklenburg-Schwerin / Freistaat Mecklenburg-Strelitz
  • Im Freistaat Mecklenburg-Strelitz wird ein zentraler Arbeiter- und Soldatenrat gebildet.
  • Im Freistaat Mecklenburg-Schwerin wird die Polizeigewalt der ritterschaftlichen Gutsobrigkeit aufgehoben.
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

Nur sechs Tage, nachdem der Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat die politische Gewalt übernahm sowie die die Bürgerschaft und den Senat auflöste, werden beide Organe als kommunale Körperschaften mit rein administrativen Aufgaben wiedereingesetzt, unter anderem, um die lebensnotwendigen Finanzbeziehungen aufrecht zu erhalten. Der Arbeiter- und Soldatenrat lehnt einen Antrag der Linksradikalen ab, die bürgerlichen Gerichte zu schließen.

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Deutsches Reich / Republik Lettland / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik

Nachdem der Lettische Volksrat unter deutscher Besetzung seine staatliche Unabhängigkeit erklärt hat, stürzen Einheiten der Landeswehr die pro-britische lettische Regierung unter Kārlis Ulmanis. Gleichzeitig operiert im Baltikum die aus deutschen und deutschbaltischen Freiwilligen bestehende Landeswehr. Sie setzt sich im Verbund mit einigen lettischen und russischen Einheiten für eine Wiederherstellung des zaristischen Russland und ein Bündnis mit Deutschland ein.

19.11.1918
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

In Cottbus konstituiert sich ein Beamtenrat. Auch die Bauern im Landkreis schließen sich zu einem Bauernrat zusammen, dem sogar Gutsbesitzer angehören. Die Räteherrschaft in Cottbus lebt vom Zulauf der Bevölkerung und gewinnt immer mehr Stabilität.

20.11.1918
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Deutsches Reich / Freistaat Anhalt
DDP Wahlplakat 1919
Friedrich Naumann, Mitbegründer der DDP
Die "Fortschrittliche Volkspartei" und ein erheblicher Teil der Nationalliberalen mit den Unterzeichnern des Aufrufes vom 16. November im Berliner Tagblatt vereinigen sich in einer Gründungsversammlung zu einer "Deutschen Demokratischen Partei" (DDP). Mitbegründer der Partei sind der Publizist Theodor Wolff und Professoren wie Max Weber, Alfred Weber und Hugo Preuß. Die 1910 aus der Freisinnigen Volkspartei, der Freisinnigen Vereinigung und der Deutschen Volkspartei (DtVP) des Kaiserreichs hervorgegangene eher linksliberale Fortschrittliche Volkspartei und der vergleichsweise kleine „linke“ Flügel der vormaligen Nationalliberalen Partei des Kaiserreichs gehen in der neuen Partei auf. Die DDP vereint demokratische, liberale, nationale und soziale Positionen, grenzt sich aber von der Annexionspolitik der früheren Nationalliberalen des Kaiserreiches ab. Der Hauptvertreter dieser Richtung, Gustav Stresemann, der sich gegenwärtig noch als Monarchist versteht, betreibt daraufhin die Gründung einer der Republik eher feindselig gegenüberstehenden Partei, der Deutschen Volkspartei (DVP). Keine andere Partei identifiziert sich so uneingeschränkt mit der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik wie die DDP; keine andere Partei bekennt sich so eindeutig zu individueller Freiheit und sozialer Verantwortung. Die Partei strebt einen föderalen Einheitsstaat an. Sozialpolitisch steht die Partei den Reformbestrebungen der Hirsch-Dunker’schen Gewerkvereine nahe und sucht über die Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen Ausgleich zwischen den sozial- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen von Arbeiterschaft und Bürgertum. Die DDP unterstützt das Prinzip der Privatwirtschaft, fordert jedoch staatliche Interventionsmöglichkeiten. Das Programm der DDP ist eine Synthese aus liberalem und sozialem Gedankengut. In der Vorkriegszeit hatte solches bereits Friedrich Naumann versucht (er ist evangelischer Theologe und kommt aus der christlich-sozialen Bewegung). Anhänger und Mitglieder der Partei rekrutieren sich vor allem aus den freien Berufen, Lehrern und Hochschullehrern, also aus dem Bildungsbürgertum. Weiter wird sie getragen von leitenden Angestellten und Beamten, von vorwiegend der Chemie- und der Elektroindustrie zugehörigen Industriellen, von Mittelständlern sowie von liberalen Juden.
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Deutsches Reich / Großherzogtum Luxemburg

Die letzten deutschen Besatzungssoldaten ziehen aus Luxemburg ab. Die viereinhalbjährige Besetzung des Nachbarlandes ist damit beendet.

21.11.1918
Deutsches Reich.png Republik Elsaß-Lothringen.png Frankreich.png USA 1912-1959.png
Deutsches Reich / Republik Elsaß-Lothringen / Französische Republik / Vereinigte Staaten von Amerika

Französische Kampfverbände, unterstützt von US-amerikanischen Truppen, erreichen Straßburg und besetzen nahezu das gesamte ehemalige Reichsland Elsaß-Lothringen. Die deutschen Truppen verlassen nach 48 Jahren endgültig das Gebiet, das sich noch vor zehn Tagen als souveränen Staat erklärt hatte. Die Republik Elsaß-Lothringen wird als eines der kurzlebigsten staatsähnlichen Gebilde in die Geschichte eingehen.

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Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Freistaat Waldeck

Der vor einer Woche abgesetzte Fürst Friedrich von Waldeck-Pyrmont nimmt an einer öffentlichen Ordensverleihung statt, was vom Arbeiter- und Soldatenrat in Arolsen toleriert wird.

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Deutsches Reich / Freistaat Baden
Großherzog Friedrich II. von Baden
Vorsitzender der provisorischen Regierung, Anton Geiß (SPD)
Eine Landesversammlung von 70 badischen Arbeiter- und Soldatenräten in Mannheim erklärt sich zum Vorparlament und bildet einen 11-köpfigen Landesausschuss, der wiederum einen dreiköpfigen Ausschuss zur Kontrolle der Regierung bildet. Der Großherzog Badens, Friedrich II., wird zur Abdankung gezwungen; damit ist die Herrschaft des Hauses Baden beendet. In seiner Abdankungsurkunde schreibt er: "Ich will kein Hindernis derjenigen Neugestaltung der staatsrechtlichen Verhältnisse des badischen Landes sein, welche die verfassungsgebende Versammlung beschließen wird. Ich wünsche ..., dass die Beamten im Interesse der Aufrechterhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit ihren Dienst weiterführen und dass niemand sich durch Rücksicht auf meine Person oder die Treue und Anhänglichkeit für mich und mein Haus abhalten lässt, die Anordnungen der neuen Regierung zu befolgen. Gott schütze mein liebes Badner Land!"
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern

Der am 19. November aus dem Lazarett in Pasewalk entlassene Soldat Adolf Hitler kehrt nach München in die Oberwiesenfeldkaserne des 2. bayerischen Infanterieregiments zurück. Es gelingt ihm, der Demobilisierung der Reichswehr vorerst zu entgehen. Es wird später berichtet werden, dass Hitler in dieser Zeit sein politisches Weltbild formt und sein demagogisches Redetalent entdeckt und erprobt. Vorerst wird er mit 15 weiteren Soldaten mit der Bewachung von etwa 1000 französischen und russischen Kriegsgefangenen betraut werden.

22.11.1918
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Deutsches Reich / Republik Elsaß-Lothringen / Freistaat Preußen / Saargebiet / Französische Republik

Französische Truppen ziehen nach dem Ersten Weltkrieg in Straßburg ein und beenden damit die kurze Phase der Republik Elsaß-Lothringen. Außerdem wird die Besetzung des Saargebietes abgeschlossen und eine französische Militärverwaltung etabliert.

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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig

Unter der Federführung der Volkskommissarin für Bildung in Braunschweig, Minna Faßhauer, wird die kirchliche Schulaufsicht im Freistaat abgeschafft, die Religionsmündigkeit auf 14 Jahre herabgesetzt und eine weltliche Einheitsschule auf die Agenda gesetzt.

23.11.1918
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Deutsches Reich
  • Der von Friedrich Ebert beauftragte liberale Staatsrechtler Hugo Preuß legt der "Staatenkonferenz", einem Zusammenschluss von Delegierten aus den Ländern des Deutschen Reiches, ein Programm für die Errichtung eines deutschen Einheitsstaates vor. Dieser Plan wird mit überwältigender Mehrheit von den Delegierten zerschlagen. Diese Zusammenkunft ist für Preuß ein Testlauf für die Erstellung einer Reichsverfassung, die bereits in weniger als sechs Wochen seinem Auftraggeber vorliegen soll.
  • Da der am 10. November gebildete "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlins" zwar den Anspruch hat, für ganz Deutschland zu handeln, jedoch hauptsächlich aus Berlinern besteht, beschließt der Vollzugsrat die Erweiterung um Mitglieder aus dem gesamten Reich. Frauen sind noch nicht vertreten. Die hervorragenden Persönlichkeiten sind nun Max Cohen, Ernst Däumig, Georg Ledebour und insbesondere Hermann Müller.
  • Der Staatssekretär des neu geschaffenen Reichsamtes für Demobilmachung Joseph Koeth unterschreibt eine Anordnung über die Einführung des Achtstundentages in seiner Behörde. Der Staatssekretär ist Oberst a.D. und parteilos.
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Französische Republik

Der bayerische Ministerpräsident und Außenminister Kurt Eisner (USPD) lässt die bayerischen Gesandtschaftsberichte zum Kriegsausbruch in einer gekürzten Form veröffentlichen; sie sollen die deutsche Kriegsschuld beweisen. Eisner wird von rechtskonservativen Kreisen als Verräter bezichtigt und bedroht, da er zur Zurückhaltung in der Forderung nach Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen mahnt, obwohl er gleichzeitig die harten Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten kritisiert.

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Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Französische Republik

Französische Truppen, meist Angehörige der französischen Kolonien, marschieren in die Südwestpfalz ein. Es erfolgt ein Einspruch der deutschen Mitglieder der Waffenstillstandskommission.

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Deutsches Reich / Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt

Fürst Günther Victor von Schwarzburg, der Monarch von Schwarzburg-Rudolstadt, dankt ab; daraufhin beruft der Landtag eine Volksregierung ein, die neben den drei bisherigen Staatsministern Recke, Ernst Otto (SPD) und Emil Hartmann (SPD) auch zwei Abgeordnete der Fortschrittspartei angehören. Die neue Volksregierung des Freistaates Schwarzburg-Rudolstadt besteht aus den Ministern Franz Ernst Wilhelm Karl, Freiherr von der Recke, Ernst Otto und Emil Hartmann von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), außerdem gehören zwei Mitglieder der Fortschrittspartei und drei Mitglieder der fürstlichen Regierung der "Volksregierung" an.

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Deutsches Reich / Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen / Sozialer Volksstaat Schwarzburg-Sondershausen

Fürst Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt erlässt ein Gesetz zur Beendigung der Monarchien von Schwarzburg und Sondershausen, das vom Landtag bestätigt wird und das eine Abfindungsvereinbarung über die Besitz- und Vermögensverhältnisse des Fürsten enthält. Das Kammergut mit 22.600 Hektar Fläche, die Münzsammlung in Rudolstadt und die Waffensammlung im Zeughaus des Schlosses Schwarzburg werden Eigentum des Staates. Dem bisherigen Landesherrn werden eine lebenslange jährliche Rente von 150.000 Mark und Nutzungsrechte an dem Schloss Schwarzburg, Jagdschloss Rathsfeld und einigen Räumen der Heidecksburg zugesprochen. Daneben wird der wesentliche Inhalt der Schlösser sein Eigentum, und es stehen ihm Jagdrechte im Schwarzburger Forst sowie Fischereirechte in der Schwarza zu. Gleichzeitig legt Fürst Günther Victor die Regierungsgeschäfte in Schwarzburg-Rudolstadt nieder, behält sie jedoch vorerst noch für Schwarzburg-Sondershausen. Ungeachtet dessen erklärt der Landtag auf der gleichen Sitzung Schwarzburg-Sondershausen zum "Sozialen Volksstaat".

24.11.1918
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Deutsches Reich
DNVP-Logo
Wolfgang Kapp, Mitbegründer der DNVP
Die Deutschnationale Volkspartei wird als Nachfolgerin der Deutschkonservativen Partei, der Reichs- und Freikonservativen Partei, der Vaterlandspartei sowie einer Reihe kleinerer nationalkonservativer und zum Teil antisemitischer Gruppierungen; außerdem schließen sich einzelne Angehörige des rechten Flügels der Nationalliberalen Partei der DNVP an. Die DNVP sieht sich als Vertreter der „vaterländischen Verbände“. Aus diesem Grunde nimmt sie deutschnational in ihren Parteinamen auf. Dieser Begriff steht zwar in enger Beziehung mit der österreichischen „Deutschnationalen Bewegung“, im Deutschen Kaiserreich und in der nachfolgenden Weimarer Republik entspricht er aber eher „völkisch“ und „vaterländisch“. Die DNVP bezieht ihre Programmatik aus dem völkischen Nationalismus, Nationalkonservatismus, Monarchismus und Antisemitismus. Unterstützt wird sie vor allem von ostelbischen Großgrundbesitzern, Adligen und ehemaligen Offizieren der alten Armee und Marine. Zu ihrer Wählerschaft zählen aber auch Freiberufler, Intellektuelle, Beamte, Bauern, Teile der nicht von der politischen Linken oder dem katholischen Zentrum erfassten Arbeiterschaft sowie Angestellte. Für Arbeiter und Angestellte besteht mit dem Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband (DHV), der auch gewerkschaftliche Funktionen erfüllt, ein parteinahes Sammelbecken. Die bekanntesten Mitglieder und Gründer sind Oskar Hergt (ehemaliger preußischer Finanzminister), Alfred von Tirpitz (Großadmiral im Ersten Weltkrieg und Begründer der deutschen Hochseeflotte), Wolfgang Kapp (ehemals Vaterlandspartei), Alfred Hugenberg (bis 1918 Vorstandsvorsitzender der Friedrich Krupp AG), Karl Helfferich, ein ehemaliger Staatssekretär der Reichsfinanzen, der sich von einem Liberalen zu einem der heftigsten Wortführer der Deutschnationalen gewandelt hat, ferner Johann Victor Bredt, Hermann Dietrich, Siegfried von Kardorff, Martin Schiele, Wilhelm Wallbaum, Ferdinand Werner und Kuno Graf von Westarp. Die DNVP steht im rechtskonservativen Spektrum des Parteiensystems. Im Gegensatz zu den Konservativen der Kaiserzeit kann sie allerdings ihre soziale Basis erweitern und neben ihren Hochburgen in den ostelbischen Agrargebieten (Mecklenburg, Brandenburg, Pommern, Ostpreußen) auch in den städtischen Unter- und Mittelschichten Wähler gewinnen. In den Anfangsjahren bekämpft sie die Republik und tut sich in zum Teil hasserfüllter Polemik gegen Repräsentanten des neuen demokratischen Staates hervor, namentlich gegen Reichspräsident Friedrich Ebert sowie gegen Matthias Erzberger.
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Deutsches Reich / Freistaat Braunschweig

Die Neuwahlen des Arbeiter- und Soldatenrates in Braunschweig finden nur geringe Beteiligung bei den Wählern.

25.11.1918
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Deutsches Reich

Die Reichskonferenz der deutschen Bundesstaaten tritt in Berlin zusammen, um die vorläufigen Richtlinien der Zusammenarbeit zwischen Reich und Bundesstaaten zu beraten.

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Deutsches Reich / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Der deutsche General Paul von Lettow-Vorbeck ergibt sich zwei Wochen nach dem offiziellen Waffenstillstand in Europa mit den deutschen Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika. Mit der Kapitulation der deutschen Truppen in Ostafrika endet die deutsche Kolonialzeit.

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Deutsches Reich / Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt / Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt / Volksstaat Schwarzburg-Rudolstadt
Fürst Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt dankt als letzter deutscher Monarch ab
Fürst Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt legt zwei Tage nach der Abdankung in Sondershausen auch die Regierungsgewalt in Schwarzburg-Rudolstadt nieder. Der Schwarzburger ist damit der letzte deutsche Bundesfürst, der dem Thron entsagt. Fürst Günther wird von Zeitgenossen als gebildeter und kunstsinniger, dabei zugleich kontaktscheuer und zurückhaltender Mensch beschrieben. Seit seiner Kindheit von labiler Gesundheit, musste er sich wiederholt längeren Kuraufenthalten unterziehen. Es wurde die Mutmaßung geäußert, er habe an „epilepsieartigen Anfällen“ gelitten. Günther – durch das Kunststudium vor allem an Architektur und Zeichnen interessiert, porträtierte auch seine Frau – keineswegs unbegabt. Im Nachlass der Anna Luise findet sich eine größere Sammlung von Zeichnungen Günthers, vornehmlich Übungsskizzen in Form von Akt-, Porträt- und Naturstudien sowie Karikaturen, die vom künstlerischen Ausdruck her auf Schulung, gepaart mit Talent, schließen lassen. Zeitgenossen schreiben: „Fürst Günther hat große Scheu vor öffentlichen Auftritten ... Fürst Günther Victor ist einer der liebenswürdigsten, vornehmsten Menschen, die man kennenlernen kann; aber leider, man lernt ihn nicht kennen ... er flieht alles äußeren Gepränges. Man kann verstehen, dass ein Fürst, der menschliche Fehlbarkeit stärker kennenlernen mag, als viele unter ihm, sich vom öffentlichen Leben zurückzieht, aber man wird die Tatsache dadurch nicht aus der Welt schaffen, dass die Mehrheit der Menschen solcher Wesenheit fremd gegenübersteht.“ Mit der Abdankung des Fürsten tritt auch das Ministerium zurück; der Landesrat beruft zwei der drei bisherigen Minister als neue Regierung.
26.11.1918
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Deutsches Reich / Freistaat Bayern
  • Eine durch den bayerischen Innenminister Erhard Auer erlassene Verordnung hat das Ziel, die Kompetenzen der Arbeiter- und Soldatenräte einzuschränken.
  • Die ersten größeren Truppenverbände kehren nach München zurück.
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Deutsches Reich / Freie und Hansestadt Hamburg

Die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) im Arbeiter- und Soldatenrat in Hamburg fordern die sofortige Neuwahl der Bürgerschaft.

27.11.1918
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Die Regierung Preußens wird durch Dr. Wolfgang Heine (SPD) ergänzt, der nun gemeinsam mit Dr. Kurt Rosenfeld (USPD) das Justizministerium leitet.

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Deutsches Reich / Freistaat Bayern / Französische Republik

Auf Einspruch der deutschen Mitglieder der Waffenstillstandskommission müssen sich die am 23. November in der Südwestpfalz einmarschierten französischen Truppenverbände wieder zurückziehen.

28.11.1918
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Kaiser Wilhelm II. dankt ab
Deutsches Reich / Freistaat Preußen / Königreich der Niederlande

Wilhelm II. von Preußen dankt offiziell 19 Tage nach Ausrufung der Republik ab, nach eigener Aussage in der Hoffnung, die Situation im Reich zu stabilisieren. Er gibt jedoch nicht den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurückzukehren. Der in seinem niederländischen Exil verfasste Text der Abdankungsurkunde:

„Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde Ich alle Beamten des Deutschen Reiches und Preußens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, des Preußischen Heeres und der Truppen der Bundeskontingente des Treueides, den sie Mir als ihrem Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Amerongen, den 28. November 1918.
Wilhelm“

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Deutsches Reich / Freistaat Schaumburg-Lippe

Eine Vollversammlung des Arbeiter- und Soldatenrates Bückeburg sowie des Volks- und Soldatenrates Stadthagen wählt eine 21-köpfige Landesversammlung für Schaumburg-Lippe.

Sowjetrussland.png Estland.png Deutsches Reich.png
Deutsches Reich / Republik Estland / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik

Mit einem großen Angriff russischer Truppen auf die ostestnische Stadt Narva beginnt der Estnische Freiheitskrieg. Die Bolschewiki sehen sich dabei einer bewaffneten Gegenwehr aus estnischen Einheiten und abziehenden deutschen Truppenteilen gegenüber.

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Deutsches Reich / Freistaat Mecklenburg-Schwerin / Republik Lettland / Vereinigtes Baltisches Herzogtum

Das Deutsche Reich erkennt die Unabhängigkeit Lettlands, die der lettische Volksrat am 18. November erklärt hat, an. Damit stellt auch der Regentschaftsrat, der die Ankunft des Monarchen zur Führung des Vereinigten Baltischen Herzogtums vorbereiten sollte, seine Tätigkeit ein. Dem vom Deutschen Reich geplanten „Vereinigten Baltischen Herzogtum“ unter Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg wird für immer eine Absage erteilt.

29.11.1918
Sowjetrussland.png Estland.png Arbeiterkommune Estland.png Lettland.png Deutsches Reich.png
Deutsches Reich / Republik Estland / Arbeiterkommune Estland / Republik Lettland / Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik

Die estnischen Städte Narva und Narva-Jõesuu fallen in die Hände der Roten Armee. Diese rückt unmittelbar weiter nach Westen vor. In den von der Roten Armee zurückeroberten Gebieten rufen die Bolschewiki die Sowjetmacht aus. Der estnische Kommunist Jaan Anvelt bildet in Narva die Regierung der Arbeiterkommune Estlands (Eesti Töörahva Kommuun). Mit Zwangskollektivierungen, sowjetrussischen Gewaltakten und der Ablehnung der Idee der nationalen Selbständigkeit Estlands wachsen in der estnischen Bevölkerung die Widerstände gegen die Bolschewiki. In Südestland und in Lettland verhindern deutsche Truppen zunächst die Aufstellung estnischer und lettischer Verbände. Die Städte Võru, Valga und Tartu werden daher kampflos durch sowjetrussische Einheiten besetzt.

Ende November 1918
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Deutsches Reich / Freistaat Preußen

Korvettenkapitän Wilfried von Loewenfeld beginnt heimlich, jedoch mit Wissen des Bevollmächtigten der Regierung in Berlin, Gustav Noske, mit dem Aufbau einer Freicorpsformation. Dieses Freicorps soll sich zusammensetzen aus einer konspirativen Vereinigung von Seeoffizieren, die die politische Entwicklung möglichst vollständig rückgängig machen wollen.

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Deutsches Reich / Freie Hansestadt Bremen

Nach Bremen heimkehrende Truppen werden entwaffnet und dem Soldatenrat unterstellt, Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) scheidet "freiwillig" aus Räten aus wegen Radikalisierung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Das Bürgertum erstarkt durch wirtschaftliche und verwaltungstechnische Macht, der Senat verweigert zeitweise notwendige Finanzmittel.

30.11.1918
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König Wilhelm II. von Württemberg dankt als letzter deutscher Monarch ab.
Deutsches Reich / Königreich Württemberg / Freier Volksstaat Württemberg

König Wilhelm II. von Württemberg verzichtet auf die Krone und nimmt den Titel eines Herzogs zu Württemberg an. Nach dem Tod von König Karl hatte der Prinz 1891 die Herrschaft angenommen. Viele Souveränitätsrechte waren an den Deutschen Kaiser gefallen. König Wilhelm pflegte einen eher großbürgerlichen Lebensstil. Ohne Bewachung oder Begleitung ging er bis in die letzten Tage seiner Regierung in Stuttgart spazieren. Männer aus dem Bürgertum lud er zu Herrenabenden an seinen Wohnsitz im Stuttgarter Wilhelmspalais ein. Für Dienstboten und landwirtschaftliche Arbeiter im Lande führte der König eine Krankenversicherung ein und die Steuern in Württemberg wurden erstmals nach dem tatsächlichen Einkommen der Bürger erhoben. Dem Kaiser in Berlin stand König Wilhelm II. distanziert gegenüber, zumal er das Militärische zeitlebens nicht besonders schätzte. In der Regierungszeit König Wilhelm II. wurde es dem Internationalen Sozialistenkongress (1907) erlaubt, in Stuttgart zu tagen. Am Hoftheater wurden Stücke gespielt, deren Aufführungen in anderen Ländern des Reiches verboten waren, wie die Werke von Frank Wedekind, bei deren Vorstellungen in Stuttgart der König und die Königin gemeinsam anwesend waren. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf König Wilhelm II. schwer. Mit Tränen in den Augen verabschiedete er seine Truppen in Stuttgart. Nachdem am 9. November eine revolutionäre Menge mit zum Teil auswärtigen Anführern ins Wilhelmspalais eingedrungen war, verließ König Wilhelm II. schließlich am Abend Stuttgart in Richtung Bebenhausen. Dass ihm in dieser Situation niemand beistand, verwand er nie. Wegen der Popularität des „Bürgerkönigs“ lehnt ein Großteil der Württemberger die neue Republik ab.

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Deutsches Reich

Für die Wahlen zur künftigen deutschen Nationalversammlung wird von den Volkskommissaren eine Wahlordnung beschlossen, die die genaue Bezeichnung "Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung" trägt und kurz "Reichswahlgesetz" genannt wird.

Die Mitglieder der provisorischen Regierung des Deutschen Reiches am Monatsende
Funktion Name (Partei) seit Dauer
Friedrich Ebert.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Innenpolitik und Militär)
(Reichskanzler)
Friedrich Ebert
(* 1871 Heidelberg, Baden)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
09.11.1918 22 Tage
Hugo Haase.jpg Co-Vorsitzender des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Außenpolitik und Kolonien)
Hugo Haase
(* 1863 Allenstein, Ostpreußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
10.11.1918 21 Tage
Philipp Scheidemann.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Finanzen)
Philipp Scheidemann
(* 1865 Kassel, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
03.10.-09.11.1918
seit 11.11.1918
insgesamt
58 Tage
Emil Barth.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Sozialpolitik)
Emil Barth
(* 1879 Heidelberg)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
11.11.1918 20 Tage
Wilhelm Dittmann.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Demobilmachung, Verkehr und Rechtswesen)
Wilhelm Dittmann
(* 1874 Eutin, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
11.11.1918 20 Tage
Otto Landsberg.jpg Mitglied des Rates der
Volksbeauftragten
(zuständig für Presse, Kunst und Literatur)
Dr. Otto Landsberg
(* 1869 Rybnik, Oberschlesien, Preußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
11.11.1918 20 Tage
Wilhelm Solf.jpg Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes und
des Reichskolonialamtes
Wilhelm Solf
(* 05.10.1862 Berlin, Preußen)
parteiloser Liberaler
20.12.1911 6,95 Jahre
Hugo Preuß.jpg Staatssekretär im Reichsamt
des Innern
Hugo Preuß
(* 1860, Berlin, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
15.11.1918 16 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsjustizamt
Paul von Krause
(* 1852 Karbowo, Westpreußen)
Nationalliberale Partei (NLP)
07.08.1917 1,32 Jahre
Ernst Karl August Klemens von Mann.jpg Staatssekretär im
Reichsmarineamt
Vizeadmiral Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler
(* 1864 Burghausen/Oberbayern)
parteilos
07.10.1918 55 Tage
Mann.jpg Staatssekretär im
Reichswirtschaftsamt
August Müller
(* 1873 Wiesbaden, Preußen)
parteilos
14.11.1918 17 Tage
Emanuel Wurm.jpg Staatssekretär des
Ernährungsamtes
Emanuel Wurm
(* 1857 Breslau, Preußen)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
14.11.1918 17 Tage
Gustav Bauer.jpg Staatssekretär des
Reichsarbeitsamtes
Gustav Bauer
(* 1870, Darkehmen, Ostpreußen)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
04.10.1918 58 Tage
Otto Rüdlin.jpg Staatssekretär des
Reichspostamtes
Otto Rüdlin
(* 1861 Woldenberg-Neumark, Preußen)
parteilos
08.08.1917 1,31 Jahre
Eugen Schiffer.jpg Staatssekretär des
Reichsschatzamtes
Dr. Eugen Schiffer
(* 1860 Breslau, Preußen)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
14.11.1918 17 Tage
Joseph Koeth.jpg Staatssekretär des
Reichsamtes für Demobilmachung
Joseph Koeth
(* 1870 Lohr/Main, Bayern)
parteilos
12.11.1918 19 Tage
Matthias Erzberger.jpg Staatssekretär
ohne Geschäftsbereich
und Leiter der
Waffenstillstandskommission
Matthias Erzberger
(* 1875 Buttenhausen, Württemberg)
Deutsche Zentrumspartei (Z)
04.10.1918 58 Tage
Bemerkungen: Die Staatssekretäre gehören nicht zum "Rat der Volksbeauftragten".
November 1918
(ohne genaues Datum)

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Deutsches Reich

entfällt

Chronik des Deutschen Kaiserreiches der Monate
Januar 1918 - Februar 1918 - März 1918 - April 1918 - Mai 1918 - Juni 1918 - Juli 1918 - August 1918 - September 1918 - Oktober 1918 - November 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
November 1918 - Dezember 1918
Chronik des Deutschen Reiches der Monate
Januar 1919 - Februar 1919 - März 1919 - April 1919 - Mai 1919 - Juni 1919 - Juli 1919 - August 1919 - September 1919 - Oktober 1919 - November 1919 - Dezember 1919
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres ...
1920 - 1921 - 1922 - 1923 - 1924 - 1925 - 1926 - 1927 - 1928

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