Deutscher Bund 03.1848

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Das Wappen der Hauptstadt Frankfurt
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Seit 9. März 1848 die Flagge des Deutschen Bundes


DEUTSCHER BUND

Chronik März 1848

Hauptstadt: Frankfurt am Main


Der bayerische König Ludwig I. dankt ab, ebenso der österreichische Staatsminister Metternich

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Die wichtigsten Persönlichkeiten des Deutschen Bundes dieses Monats
(nach Geburtsjahr geordnet)
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Chronik des Deutschen Bundes des Jahres 1847
Januar 1847 - Februar 1847 - März 1847 - April 1847 - Mai 1847 - Juni 1847 - Juli 1847 - August 1847 - September 1847 - Oktober 1847 - November 1847 - Dezember 1847
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres 1848
Januar 1848 - Februar 1848 - März 1848 - April 1848 - Mai 1848 - Juni 1848 - Juli 1848
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1848
Juli 1848 - August 1848 - September 1848 - Oktober 1848 - November 1848 - Dezember 1848
fortlaufende Ereignisse
  • Deutsche Revolution (seit Februar 1848)
01.03.1848
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Deutscher Bund
Die wichtigsten Politiker des Deutschen Bundes am Anfang des Monats
Wappen Frankfurt.jpg Funktion Name seit Dauer
Ludwig von Habsburg-Lothringen.jpg
Präsident des Deutschen Bundes
Ludwig von Habsburg-Lothringen
(* 1784 Florenz)
04.03.1835
12y11m29d
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Präsidialgesandter
Joachim Eduard Freiherr von Münch-Bellinghausen
(* 1786 Wien)
24.02.1823
25y00m09d
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Staatsminister Österreichs
Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein
(* 1773 Koblenz)
08.10.1809
38y04m25d
Friedrich Wilhelm IV.jpg
König von Preußen
Friedrich Wilhelm IV.
(* 1795 Berlin)
07.06.1848
7y08m26d
Ludwig Gustav von Thile.jpg
Geheimer Staatsminister Preußens
Ludwig Gustav von Thile
(* 1767 Berlin)
09.03.1841
6y11m24d
01.03.1848
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Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

20.000 Menschen demonstrieren vor dem Ständehaus des Landtags in Karlsruhe. Einige Demonstranten dringen in das Gebäude ein. Der Führer der Demonstranten, der Mannheimer Friedrich Hecker, verlangt die Beseitigung der Adelsprivilegien und die Befreiung der Bauern, somit die Aufhebung der Überreste des mittelalterlichen Feudalsystems und übergibt die "Mannheimer Petition", die mit vielen Unterschriften versehen ist, den Abgeordneten des badischen Parlaments. Das Großherzogtum Baden wird der erste Staat werden, der die „Märzforderungen“ umsetzen wird.

02.03.1848
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Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

Die Erste Kammer (Ständekammer) des Großherzogtums Badens verabschiedet eine Gesetzesvorlage zur Abschaffung der Reste des Feudalwesens, zur Vereidigung des Heeres auf die badische Verfassung und zur religiösen Gleichstellung von Angehörigen nichtchristlicher Bekenntnisse.

03.03.1848
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Lajos Kossuth
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Der ungarische Rechtsanwalt und Freiheitsaktivist Lajos Kossuth fordert in einer Rede die konstitutionelle Umwandlung der österreichischen Monarchie sowie Verfassungen für jedes einzelne österreichische Land. Er stellt klar, dass das ungarische Volk dem neuen österreichischen Kaiser Franz Joseph I. die Gefolgschaft und die ungarische Königskrone verweigert.

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Deutscher Bund / Königreich Bayern

In Bayern hat es seit Beginn des Jahres vielerorts Unruhen und Proteste gegeben. Die Missernten im Vorjahr führten zu den höchsten Lebensmittelpreisen seit 1800. Gleichzeitig sanken die Löhne immer weiter. Die Nachricht von der sogenannten "Februar-Revolution" in Paris erreicht das Königreich. Die Kundgebungen in München, Augsburg und Nürnberg hören nicht mehr auf. Heute unterschreiben Tausende Bürger im Münchner Rathaus eine Petition mit der Forderung nach weiteren Reformen und Freiheitsrechten. Eine Volksmenge stürmt das Haus des Ministers Franz von Berks, einem Vertrauten des Königs Ludwigs I. von Bayern, der mit Unterstützung von Lola Montez, der Mätresse des Königs, in die Position des "Innenminister-Verwesers" gelangte und daher von den Münchnern als "Lola-Minister" oder "Huren-Minister" bezeichnet wird. Der Landtagsabgeordnete Lajos Kossuth hält im ungarischen Parlament eine Rede, in der er mehr Souveränität für Ungarn fordert. Er greift in seinem Vortrag das „Metternich-Regime“ scharf an und verlangt eine umfassende Reform der Habsburger Monarchie. Die Rede löst begeisterte Zustimmung in den Oppositionskreisen des österreichischen Kaiserreichs aus und gibt den Anstoß zur „Wiener Märzrevolution“. In einem Forderungskatalog verlangen die Münchner „Untertanen“ von ihrem König:

  • Die Verabschiedung eines Gesetzes über Ministerverantwortlichkeit.
  • Die Einführung voller Pressefreiheit und eines Pressegesetzes.
  • Die Einführung öffentlicher Gerichtsverfahren.
  • Die Unterstützung des Wunsches nach Schaffung einer Volksvertretung für den Frankfurter Bundestag.
  • Die Vereidigung des Militärs auf die Verfassung.
  • Die Verabschiedung eines neuen Polizeigesetzes.
  • Die Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes.
  • Die Entlassung des Verwesers des Innenministeriums Berks

Die Resolution liegt im Rathaus auf und innerhalb von nur vier Stunden werden bereits mehr als 10.000, kurz danach sogar 20.000 Unterschriften gesammelt. Der Magistrat und zwei aus dem Bürgerstand ausgewählte Vertrauensmänner überreichen die Resolution. Noch am Abend verkündet der Leitende Minister Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein, dass die „Stände“ zur Prüfung der „Resolution“ vorzeitig einberufen werden sollen. Als Termin wird der 31. Mai festgesetzt. König Ludwig I. kann und will die Forderungen der Bürger nicht akzeptieren, verspricht aber die Entlassung Berks. Außerdem soll die nächste „Stände-Versammlung“ auf den 31. Mai 1848 vorverlegt werden. Als die Münchner diese Forderungen aufstellen, hat Lola Montez das Königreich Bayern bereits seit drei Wochen in Richtung Schweiz verlassen. Es geht nicht mehr um die Affäre mit der „Spanischen Tänzerin“, es geht nur noch um das autokratische und neoabsolutistische Herrschaftssystem König Ludwigs I., das nicht mehr länger aufrechterhalten werden kann.

04.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Bayern

Mehrere Gerüchte werden in München verbreitet. Ein Gerücht besagt, dass der König alle Zusagen zurückgenommen hat und von seinen Untertanen nichts mehr wissen will. Ein anderes spricht von bewaffneten Bauern, die vor den Stadttoren lauern und die Regierung stürzen sowie in der Stadt sengen und brennen wollen. Um 14 Uhr wird bekannt, dass die Landwehr mit dem sogenannten Generalmarsch mobilisiert und damit faktisch der Ausnahmezustand eingetreten ist. In dieser Stimmung aus Angst vor einem militärischen Übergriff oder vor anarchischen Zuständen durch Vorstädter aus der Au oder Haidhausen, kommt es an zur Stürmung des Zeughauses. Das „Korn- und Geschützhaus“ am Jakobsplatz wird ohne Blutvergießen gestürmt und die Waffen aller Gattungen werden an die Demonstranten ausgegeben. Der mehrere Tausend Menschen umfassende und bewaffnete Demonstrationszug zieht bis zum Promenadeplatz, wo sich das bewaffnete Bürgertum mit der dort versammelten Landwehr vereinigen will. Doch zwischen den beiden Lagern hat inzwischen das Militär mit schwerer Ausrüstung und vier Kanonen Stellung bezogen. In dieser angespannten Situation erscheint rechtzeitig Prinz Karl, der Bruder des Königs und seit 1841 Generalfeldmarschall. Er kann die Situation mit der Aussage beruhigen, dass die Stände bereits zum 16. März einberufen werden. Daraufhin bringen die Demonstranten ihr Kriegszeug wieder zurück „Korn- und Geschützhaus“ und laben sich an dem Freibier, dass Prinz Karl ausschenken lässt. Daraufhin stellen sich seine Familie und die konservativen Kreise gegen König Ludwig I.; auch die Minister beginnen damit, mit dem Volk zu sympathisieren.

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Deutscher Bund / Großherzogtum Baden / Herzogtum Nassau

In Nordbaden erheben sich die Bauern. Die Revolution greift von Baden aus auf andere Staaten Deutschlands über. 30.000 Bauern besetzen die nassauische Hauptstadt Wiesbaden. Eine Losung wird an die Adligen gerichtet: "Schwefelt die Dachse aus!" Die Bauern erreichen die Abschaffung der Gemeindeordnung, die Absetzung von Schultheißen und Förstern. Man stellt Pacht- und Steuerzahlungen ein und bildet in den Dörfern eigene Sicherheitsausschüsse. Die Jagdfreiheit wird wieder hergestellt.

05.03.1848
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Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

Zehn Tage nach Ausrufung der Französischen Republik versammeln sich 51 Mitglieder der süddeutschen Landtage im "Badischen Hof" in Heidelberg, um die Einberufung einer deutschen Nationalversammlung zu beschließen. Die "fortschrittlichen" Politiker, die meisten unter ihnen Liberale und nur wenige Radikale, tagen auf Anregung des württembergischen Liberalen Friedrich Römer, „um in diesem Augenblick der Entscheidung über die dringendsten Maßregeln für das Vaterland sich zu besprechen.“ Die Versammelten betonen in einer Erklärung, dass Deutschland nicht in einen Krieg verwickelt werden, dass es aber auch kein Bündnis mit Russland suchen dürfe. Sie bezeichneten "die Versammlung einer in allen deutschen Landen nach der Volkszahl gewählten Volksvertretung" als "unaufschiebbar, sowohl zur Beseitigung der nächsten inneren und äußeren Gefahren wie zur Entwicklung der Kraft und Blüte des deutschen Nationalleben". Sie setzen einen Siebener-Ausschuß ein, der für Wahl und Einrichtung eines deutschen Parlaments Vorschläge machen und zudem "baldmöglichst eine vollständigere Versammlung von Männern des Vertrauens aller deutschen Volksstämme" - das sogenannte "Vorparlament" - zusammenberufen soll. Dieser Kommission gehören Heinrich von Gagern, Itzenstein, Carl Theodor Welcker und Willich sowie der Rheinländer Carl Stedmann, der Frankfurter Georg Christoph Binding und Friedrich Römer aus Stuttgart an. Heidelberg wurde von den Veranstaltern als Tagungsort ausgewählt, weil es verkehrsgünstig liegt und weil es als Verlagsort der "Deutschen Zeitung" einen hohen Ruf unter den liberalen Kräften besitzt.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

König Friedrich Wilhelm IV von Preußen willigt ein, in Zukunft regelmäßig Landtage einzuberufen.

06.03.1848
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König Ludwig I. von Bayern
Deutscher Bund / Königreich Bayern

In München münden wieder Demonstrationen in Straßenkämpfe. König Ludwig I. von Bayern verspricht seinem Volk in der sogenannten "Märzproklamation" die umgehende Einberufung der Ständeversammlung und die Veranlassung von Reformen. Beispielsweise soll die Armee fortan auf die Verfassung und nicht mehr auf den König vereidigt werden. In Nürnberg und andernorts in Bayern versammeln sich die Bürger, um die Reformankündigung mit Jubel zu feiern. Die "Märzproklamation" wird von den Mitglieder des Staatsrats – neben dem König und dem Kronprinzen die beiden jüngeren Söhne Ludwigs I., Luitpold und Adalbert, sowie Prinz Karl, der Bruder des Monarchen, ferner Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein (Verweser des Ministeriums des Innern und des Ministeriums des königlichen Hauses und des Äußern), Hermann von Beisler (Verweser des Ministeriums der Justiz), Karl Friedrich von Heres (Verweser des Ministeriums der Finanzen), Heinrich von der Mark (Verweser des Ministeriums im Kriegswesen) und Ludwig Friedrich von Voltz (Staatsrat ohne Geschäftsbereich) unterzeichnet. Der Text der Proklamation geht auf einen Entwurf Oettingen-Wallersteins zurück, den der König weitgehend übernimmt. Der Wortlaut der Bekanntmachung Ludwigs I. lautet:

Königliche Proklamation.
Ich habe mich entschlossen die Stände meines Reiches um Mich zu versammeln; dieselben sind auf den 16. d. Mts. in die Hauptstadt berufen. Die Wünsche Meines Volkes haben in Meinem Herzen jederzeit vollen Wiederhall gefunden. An die Stände des Reiches werden ungesäumt Gesetz-Vorlagen gelangen, unter anderen:

  • über die verfassungsmässige Verantwortlichkeit der Minister;
  • über vollständige Preßfreiheit;
  • über Verbesserung der Stände-Wahl-Ordnung;
  • über Einführung der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit in die Rechtspflege mit Schwur-Gerichten;
  • über die in der IX. Verfassungs-Beilage angedeutete umfassendere Fürsorge für die Staatsdiener und deren Relikten; dann deren Ausdehnung auf die übrigen Angestellten des Staates;
  • über Verbesserung der Verhältnisse der Israeliten.

Ferner ordne Ich in diesem Augenblicke die schleunige Abfassung eines Polizei-Gesetz-Buches an; ebenso befehle Ich die unverzügliche Beeidigung Meines Heeres auf die Verfassung, und lasse Ich von heute an die Censur über äussere wie innere Angelegenheiten ausser Anwendung treten. Bayern erkennt in diesem Entschlusse die angestammte Gesinnung der Wittelsbacher. Ein großer Augenblick ist in der Entwicklung der Staaten eingetreten. Ernst ist die Lage Teutschlands. Wie Ich für [die] teutsche Sache denke und fühle, davon zeugt Mein ganzes Leben. Teutschlands Einheit durch wirksame Maaßnahmen zu stärken, dem Mittelpunkte des vereinten Vaterlandes neue Kraft und nationale Bedeutsamkeit mit einer Vertretung der teutschen Nation am Bunde zu sichern, und zu dem Ende die schleunige Revision der Bundes-Verfassung in Gemäßheit der gerechten Erwartungen Teutschlands herbeizuführen, wird mir ein theuerer Gedanke, wird Ziel meines Strebens bleiben. Bayerns König ist stolz darauf, ein teutscher Mann zu seyn.
Bayern! Eurer Vertrauen wird erwiedert, es wird gerechtfertiget werden! Schaaret Euch um den Thron. Mit Euerem Herrscher vereint, vertreten durch Euere verfassungsmässigen Organe, laßt Uns erwägen, was Uns, was dem gemeinsamen Vaterlande Noth thut.
Alles für Mein Volk! Alles für Teutschland!
München, den 6. März 1848.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Die Demonstrationen in Berlin häufen sich. Die nur 150 Mann starken städtischen Polizeikräfte haben dem nichts entgegenzusetzen, sodass die Behörden auf Teile der preußischen Armee zurückgreifen. Am Abend tritt eine kleine Gruppe von Studenten im Tiergarten zusammen. Wie zuvor württembergische und badische Volksversammlungen wollen sie Forderungen des Volkes zusammenfassen und als Bittschrift direkt an den König übergeben. Obwohl keine Einigung zustande kommt, bewirkt ihr Treffen, dass in den folgenden Tagen Vertreter aller sozialen Gruppen der Stadt an den Tiergarten-Tagungen teilnehmen werden. Der zwischen dem Brandenburger Tor und Schloss Bellevue liegende Ort ist dafür von der Opposition gut gewählt: Außerhalb der Stadt gelegen, ist die Gefahr einer direkten Konfrontation mit dem Polizei- und Militäraufgebot eher gering. Kaffeehäuser, Biergärten und eine hölzerne Konzertbühne bieten den Demonstranten genügend Raum für improvisierte Reden, Diskussionen und Abstimmungen.

07.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Die Volksversammlung im Berliner Tiergarten einigt sich auf neun Forderungen an den König von Preußen:

  1. Unbedingte Pressefreiheit.
  2. Vollständige Redefreiheit.
  3. sofortige und vollständige Amnestie aller wegen politischer und Preßvergehen Verurteilten und Verfolgten.
  4. Freies Versammlungs- und Vereinigungsrecht.
  5. Gleiche politische Berechtigung aller, ohne Rücksicht auf religöses Bekenntnis und Besitz.
  6. Geschworenengerichte und Unabhängigkeit des Richterstandes.
  7. Verminderung des stehenden Heeres und Volksbewaffnung mit freier Wahl der Führer.
  8. Allgemeine deutsche Volksvertretung.
  9. Schleunige Einberufung des Vereinigten Landtages.

Die Bittschrift enthält die auch in anderen Staaten des Deutschen Bundes typischen liberalen und nationalen Wünsche. Ungewöhnlich sind jedoch die Rufe nach Amnestie und Entmilitarisierung, die mit der aufgeheizten Atmosphäre Berlins zu erklären sind. Die Situation verschärft sich weiter, als Friedrich Wilhelm IV. sich weigert, eine Delegation der Volksversammlung zu empfangen, um die Bittschrift entgegenzunehmen. Der Berliner Polizeipräsident Julius von Minutoli droht sogar mit Waffengewalt, falls Vertreter der Versammlung in das Berliner Schloss eindringen sollten. Die Bittschrift, so der Polizeipräsident, sei mit der Post einzureichen. Schließlich schaltet sich der Berliner Stadtmagistrat ein, um zwischen Regierung und Demonstranten zu vermitteln.

08.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

König Friedrich Wilhelm IV von Preußen verspricht, in Preußen die Zensur zu lockern.

09.03.1848
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Deutscher Bund

Die Nationalversammlung in Frankfurt am Main entscheidet über die künftigen Nationalfarben Schwarz, Rot und Gold für den Deutschen Bund und legt auch die Nationalfahne mit schwarz-rot-goldenen Querstreifen fest. Die Farben symbolisieren die Schwärze der Knechtschaft, aus der durch blutig-rote Schlachten das goldene Licht der Freiheit erreicht werden soll. Ihren Ursprung haben die Farben als Erkennungsmerkmale in den Uniformen des Lützower Freikorps. Diese militärische Einheit kämpfte 1813 unter dem Befehl des preußischen Majors Adolf von Lützow für die Befreiung von der französischen Fremdherrschaft. Sie bestand aus Freiwilligen, vor allem aus Studenten, die von einem vereinten Deutschland träumten. Die Uniformen des Freiwilligenkorps waren schwarz mit roten Aufschlägen und Goldknöpfen. Auch wenn Lützow die Farben aus eher praktischen Gründen wählte – mit Schwarz etwa konnten die Zivilröcke der Freiwilligen am einfachsten einheitlich gefärbt werden –, wurden Schwarz, Rot und Gold zu einem Symbol des Einheitsgedanken. Das Freikorps hatte in seinen Kämpfen hohe Verluste zu verzeichnen und wurde in einem Hinterhalt der Franzosen im Juni 1813 beinahe vollständig aufgerieben. Das brachte den freiwilligen Kämpfern Anerkennung, Bewunderung und Verehrung in der Bevölkerung. Damit wurde der positive Charakter des Korps auch auf die Farben Schwarz, Rot und Gold übertragen. Im Jahre 1815 gründeten Studenten, die im Lützower Freiheitskorps gedient hatten, die Burschenschaft zu Jena. Frustriert vom Scheitern der Freiheitskämpfe wollten sie nun im Kleinen für ihr Ideal vom vereinten Deutschland kämpfen und eine Verbindung aller deutschen Studenten erreichen. Für ihre Flagge wählten sie die Farben der Lützower. Die Studentenbewegung fand Anklang. Schon bald gründeten sich nach dem Vorbild der Jenaer weitere Burschenschaften in Berlin, Göttingen, Heidelberg und Bonn – und alle erklärten die Einheitsfarben zu ihrem Symbol. Die Studenten kämpften mit zahlreichen Gleichgesinnten weiter gegen die Adelsherrschaft und für ein vereintes Deutschland, traten für nationale und liberale Ideale ein. So präsentierten sich zum Beispiel 1832 auf dem Hambacher Fest 40.000 national gesinnte Studenten und Professoren mit ihren Farben.

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Der scheidende oberste Beamte Preußens Ludwig Gustav von Thile
Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg wird der erste "Ministerpräsident" Preußens
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der oberste Regierungsbeamte Preußens, der Geheime Staatsminister Ludwig Gustav von Thile, wird durch Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg ersetzt, der nicht mehr zum "Staatsminister", sondern zum erstmalig ernannten "Ministerpräsidenten" des Landes ernannt wird. Ludwig Gustav von Thile hatte sein Amt sieben Jahre inne. Der Ministerpräsident wurde am 10.04.1803 in Berlin geboren. Er ist Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Domdechant in Brandenburg, Kammerherr und Major der Landwehr-Kavallerie. Zunächst erhielt er Privatunterricht und war dann am Joachimsthalschen Gymnasium und von 1819 bis 1821 am Friedrichwerderschen Gymnasium in Berlin. Nach seinem Jurastudium in Berlin und Göttingen war er 1825 als Einjährig-Freiwilliger bei den Garde-Ulanen. 1825 trat er in den preußischen Justiz- und Staatsdienst, zunächst als Auskultator am Stadtgericht und als Referendar am Kammergericht Berlin. 1830 wurde er Landrat im Kreis Uckermark und 1833 Vizepräsident im Regierungsbezirk Stralsund. Ab 1834 war er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Aachen und ab 1838 des Regierungsbezirks Merseburg. 1848 wurde von Arnim-Boitzenburg Oberpräsident der Provinz Posen. 1842 wurde er mit knapp 40 Jahren jüngster Preußischer Innenminister. Als solcher kämpfte er vergeblich für eine Verfassungsreform. Da er die romantisch-irrealen Pläne von Friedrich Wilhelm IV. nicht mittragen wollte, trat er 1845 zurück. Auch deswegen holte ihn der König nach dem Scheitern seiner Verfassungspläne und dem Ausbruch der Deutschen Revolution 1848/49 zurück in die Regierung.

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Deutscher Bund / Königreich Bayern

Die Mätresse des Königs Ludwigs I. von Bayern, Lola Montez, kommt in der Nacht zu heute - „wie ein Mann bekleidet“ - in Begleitung eines Baron Meller nach München und versteckt sich beim Tapezierer Krebs in der Wurzerstraße, der viele Arbeiten in Lola Montez‘ Palais ausführte. Die Polizei wird verständigt und dringt in das Haus ein, wo sie die Gräfin unter einem Sofa versteckt finden und sie ins Polizeipräsidium in der Weinstraße bringen. Dort verleben Ludwig I. und Lola Montez drei gemeinsame Stunden. Danach schleust man sie unter größter Geheimhaltung aus der Stadt. Das Treffen auf der „Polizeiwache“ wird die letzte Zusammenkunft des Paares sein.

10.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen / Kaisertum Österreich

Der persönliche Gesandte und Berater des preußischen Königs, General Joseph von Radowitz, unterzeichnet gemeinsam mit Staatskanzler Fürst von Metternich eine "Punktation" über das Ziel der Schaffung eines geeinten Deutschlands. Die Bezeichnung "Punktation" besagt nach der Auslegungsregel im deutschen Rechtswesen, dass es sich um eine Art "Vorvertrag" handelt, in dem die Hauptpunkte festgesetzt sind, über einige Bestandteile bereits Einigung erzielt wurde, über andere jedoch nicht. In Österreich wiederum bedeutet diese Art von Vertrag, dass die Bestandteile, über die bereits Einigung erzielt wurde, auf jeden Fall in Kraft treten, auch wenn es keine Einigung in anderen Punkten gibt. Auch dies ist wieder ein treffendes Beispiel dafür, wie wichtig ein Zusammenschluss aller deutscher Staaten unter einem einheitlichen Rechtssystem wäre. Preußen und Österreich laden nunmehr alle deutschen Regierungen zu einer Konferenz nach Dresden ein, die am 25. März stattfinden soll. Dieser österreichisch-preußische Konferenzplan soll zum Gegenmodell für eine Einigung von unten durch ein Parlament werden.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Die Berliner Volksversammlung übergibt dem Rat der Stadt die verfasste Petition, die der König von Preußen vor drei Tagen nicht entgegennehmen wollte.

11.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Petition liberaler Landtagsabgeordneter des Rheinlands an König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.

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Deutscher Bund / Königreich Bayern

In einem Anfall von Rachegelüsten entlässt König Ludwig I. von Bayern seinen Leitenden Minister Ludwig Fürst zu Wallerstein.

12.03.1848
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Neuer Präsidialgesandter in Frankfurt wird Franz de Paula von Colloredo-Wallsee
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Nach 25,1 Jahren seiner Amtszeit wird der Präsidialgesandte und höchste Verwaltungsbeamte im Deutschen Bund, Joachim Eduard von Münch-Bellinghausen, aus dem Amt entlassen. Sein Nachfolger wird der am 29. Oktober 1799 in Wien geborene österreichische Diplomat Franz de Paula von Colloredo-Wallsee. Franz de Paula von Colloredo-Wallsee trat frühzeitig in die Armee, schlug aber 1820 eine diplomatische Laufbahn ein. 1830 war er Gesandter in Dresden. 1837 war er Gesandter in München. 1843 bis 1847 war er Gesandter in Sankt Petersburg.

13.03.1848
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Mit Wien wird die zweite Hauptstadt einer europäischen Großmacht von der Revolution erfasst. Nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Militär und Demonstranten kann die Regierung den Frieden erst durch den Rücktritt von Staatskanzler Metternich wiederherstellen. Sowohl in Berlin als auch in Wien fordern die jeweiligen "Volksversammlungen" liberale Freiheiten wie die Presse- und Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung, Schwurgerichte, Verantwortlichkeit der Minister gegenüber einem Parlament, liberale Verfassungen überhaupt und ein gesamtdeutsches Parlament ("Märzforderungen"). Symbole der Unterdrückung wie Polizeiwachen oder Gefängnisse werden gestürmt. Vielerorts antwortet das herbeigerufene Militär mit Gegengewalt. Die Fürsten der Klein- und Mittelstaaten weichen zunächst zurück, erkennen die "Märzforderungen" an und berufen liberale "Märzminister". Auch in Württemberg entsteht so das erste parlamentarische Ministerium. In einer Reihe von deutschen Staaten werden in kurzer Zeit liberale Verfassungen eingeführt. Der Wiener Staatsrat unter der Leitung des Fürsten Metternich verweigert liberale Konzessionen, worauf es zu Straßenkämpfen kommt und das Ständehaus gestürmt wird. Studenten, die für die Freiheit der Universitäten und der Abschaffung der Zensur eintreten, stürmen zusammen mit Bürgern eine Sitzung des niederösterreichischen Landtages, wo sie ihre Rechte einfordern. Die Unruhen greifen auf die Vorstädte Wiens über, Arbeiter besetzen Fabriken, zerstören deren Maschinen. Das Militär, das eingesetzt wird, erschießt 70 Menschen, die später als "Märzgefallene" geehrt werden. Noch am selben Abend muss Metternich, der zur Symbolfigur für die Reaktion geworden ist, Österreich verlassen und Kaiser Ferdinand I., der Gütige, der unter epileptischen Anfällen leidet und in der Regierung als geistesschwach gilt, ergreift die Initiative und gesteht seinem Volk wichtige Rechte zu. So hebt er unverzüglich die Zensur auf. Der österreichische Staatsminister Clemens Wenzel Fürst von Metternich verlässt nach 38,5 Jahren im Amt das Land in Richtung London. Karl Borromäus Graf von Inzaghi übernimmt kommissarisch die Nachfolge unter dem Titel des "Obersthofkanzlers". Graf von Inzaghi wird beauftragt, eine provisorische Regierung zu bilden, die eine neue Verfassung ausarbeiten soll. Die Deputierten Österreichs werden vom Volk als zu wenig liberal angesehen; bislang genießen nur 15 Prozent der Bevölkerung Österreichs das Wahlrecht. Die Unruhen in Wien werden in Böhmen zum Anlass genommen, einen "Ausschuss des Heiligen Wenzel" ins Leben zu rufen. Ziel des Ausschusses wird sein, einen selbstständigen böhmischen Staat zu fordern.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Am Abend stellen sich preußische Soldaten am Brandenburger Tor in Berlin den in die Stadt zurückkehrenden Teilnehmern der Tiergartenversammlung in den Weg. Bei der Auseinandersetzung, die sich bald auf das ganze Stadtgebiet ausweitet, bewerfen die Demonstranten die Soldaten mit Steinen und versuchen Barrikaden zu errichten, während die Soldaten mit Säbeln und Schusswaffen vorgehen. Bei den Kämpfen erliegt ein Demonstrierender einer Stichverletzung.

14.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erlässt die königliche Anordnung, dass der Zweite Vereinigte Landtag am 27. April zusammentreten soll. Trotz der neuen Nachrichten des Königs an das Volk im Wochentakt gelingt es der Regierung nicht, das Anwachsen einer Volksversammlung im Berliner Tiergarten zu stoppen. Aus diesem Grund gewährt der König jetzt dem Rat der Stadt eine Audienz, wo dieser die Gelegenheit bekommt, die bereits vor einer Woche verfasste Petition der Berliner Volksversammlung dem König zu übergeben. Bei der Audienz betont der König, kein Parlament nach französischem Vorbild zulassen zu wollen. Er wolle Preußen stattdessen wie schon beim Ersten Vereinigten Landtag eine ständestaatliche Volksvertretung zugestehen, da nur eine solche mit dem „deutschen Volkswesen“ vereinbar sei. Statt politischer Mitsprache ist er weiterhin lediglich bereit, dem Volk eine beratende Funktion im Steuer- und Kreditwesen einzuräumen.

15.03.1848
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

In Wien setzen die Revolutionäre alle ihre Forderungen durch.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen
  • Die Nachricht von der Flucht des Wiener Staatskanzlers Metternich, der seit dem Wiener Kongress zur wichtigsten Symbolfigur der Restaurationspolitik geworden war, erreicht Berlin erst heute. Die Befürworter einer militärischen Lösung verlieren nun zunächst den Rückhalt Friedrich Wilhelms IV. Zudem befürchtet die preußische Regierung eine mögliche Abspaltung der beiden westlichen Provinzen. Erschwert werden die diplomatischen Bemühungen jedoch durch den Umstand, dass vor zwei Tagen zusätzliche Truppen nach Berlin verlegt wurden.
  • In Berlin wird ein Demonstrant in der Nähe von errichteten Barrikaden von einem Soldaten erschossen.
  • In Magdeburg führen Protestkundgebungen und Auseinandersetzungen von Demonstranten mit dem Militär auf dem Domplatz zum Auftakt der bürgerlich-demokratischen Revolution. Symbolfigur der Revolution wird der Prediger der Freien Gemeinde, Leberecht Uhlich.
16.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Bayern

In München kommt es wieder zu Unruhen unter der Bevölkerung, da angeblich Lola Montez, die im Volk verhasste Geliebte des Königs Ludwig I., nach ihrer Verbannung wieder in die Hauptstadt gereist sei. Der bayerische König Ludwig I. zieht erstmals eine Abdankung in Betracht.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Die Wiener Ereignisse ermutigen die Berliner Demonstranten zu weiteren Schritten. Laut dem Schriftsteller und Augenzeugen Adolf Streckfuß fallen auf den Straßen erstmals Rufchöre mit Parolen wie „Wir werden auch siegen, wenn wir es nur wagen zu kämpfen“. War die Protestbewegung bis jetzt in Berlin noch verhältnismäßig zurückhaltend geblieben und hatte Preußen scheinbar nur leicht gestreift, droht die Eskalation nun offen auszubrechen. Zeitgleich unternahm die Regierung den Versuch, auf das alte Konzept der Bürgermiliz zurückzugreifen. Diese militärischen Verbände haben in Preußen eine bis in die napoleonische Zeit zurückreichende Tradition. Ihr Dienst kann bei Unruhen dazu beitragen, die Einsätze der unpopulären Armee zu reduzieren. Obwohl die Bürgermilizen bereits 1825 aufgelöst wurden, glaubt König Friedrich Wilhelm IV. mit dem Einsatz solcher Berliner „Schutzkommissionen“ doch noch deeskalierend auf die Demonstranten einwirken zu können. Freilich sollen die Berliner „Schutzkommissionen“ unbewaffnet bleiben und sich hauptsächlich aus bürgerlichen Vertretern des städtischen Kommunaldienstes zusammensetzen. Handwerker und Industriearbeiter bleiben ausgeschlossen, was den Unmut auf den Straßen weiter schürt. Innerhalb weniger Stunden gelingt es, etwa 2000 Mann aufzustellen, die sich allerdings bei den Demonstrationen vor dem Berliner Schloss und Unter den Linden als wirkungslos erweisen. Unterhalb des Kronprinzenpalais, dem Sitz von Prinz Wilhelm, kommt es erneut zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Militär und Berlinern mit zwei Toten und mehreren Verletzten. Der Vorgang führt nicht nur dazu, dass Prinz Wilhelm von der Öffentlichkeit für die Gewalt verantwortlich gemacht wird, sondern vor allem die Forderung nach einer Bürgerbewaffnung gestärkt wird.

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Deutscher Bund / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Heute bleibt Berlin weitgehend von Kämpfen verschont. Trotzdem fällt heute die Entscheidung, ob die Regierung durch eine bürgerliche Delegation oder eine Massendemonstration zu der Bewilligung einer Bürgerwehr gezwungen werden sollte. Vor allem die bürgerlich-liberalen Kräfte befürchten, dass eine Massendemonstration vor dem Berliner Schloss sich schnell zu einer gewaltsamen sozialen Umwälzung entwickeln könnte. Sie fürchten die Entstehung einer Terrorherrschaft wie im jakobinischen Frankreich. Der Stadtmagistrat spricht sich dafür aus, dass die Bürgerwehr nicht aus der besitzlosen Einwohnerschaft rekrutiert werden dürfe. Die zentrale Rolle bei der Durchsetzung der bürgerlichen Forderungen spielte eine kleine oppositionelle Gruppe um den Publizisten Theodor Woeniger, die sich in einem Hotel unweit der Staatsoper trifft. Nach mehrstündiger Diskussion formuliert Woeniger eine bewusst knapp gehaltene Bittschrift an den König, in der um einen Rückzug der Soldaten aus Berlin, der Gewährung von Pressefreiheit, der Erlaubnis zur Bürgerwehrbildung und der Einberufung des Zweiten Vereinigten Landtages gebeten wird. Ein Großteil der Demonstranten und ein Teil des Magistrates stellt sich hinter die Forderung. Den Ausschlag für die Massendemonstration gibt schließlich eine Rede Woenigers, in der er folgendes sagt: Meine Herren, es ist zu spät; unsere Aufforderungen durchlaufen die Stadt […]; verwerfen sie die Demonstration, so erhalten sie die Revolution. In der ganzen Stadt verbreitete sich am Abend der Aufruf, am nächsten Tag auf dem Schlossplatz zusammenzukommen. König Friedrich Wilhelm IV. stimmt derweil weitergehenden Reformplänen des Staatsministers Bodelschwingh zu. Dieser hat in den Tagen zuvor zwei Gesetzentwürfe formuliert. Demzufolge soll die Zensur vollständig aufgehoben werden. Die Einberufung des Zweiten Vereinigten Landtages wird auf den 2. April 1848 vorverlegt (ursprünglich war der 27. April vorgesehen). Am wichtigsten aber ist, dass Preußen eine echte Verfassung mit Volksvertretung erhalten soll.

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Deutscher Bund

Unter dem Eindruck der Märzrevolution in Deutschland schreibt der Dichter Ferdinand Freiligrath in London das später vertonte Gedicht "Schwarz-Rot-Gold."

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Deutscher Bund / Königreich Bayern

Da die mutmaßlich am Vortag nach ihrer Verbannung wieder in München eingetroffene Geliebte des Königs Ludwig I. von Bayern nicht gefunden wurde, lässt der König sie per Fahndungsaufruf von der Polizei suchen, was die für ihn schlimmste Demütigung darstellt. Die Geschichte des Königs mit seiner irischen Geliebten, die seit zwei Jahren in einer außerehelichen Beziehung stehen, wird vom bayerischen Volk sehr negativ aufgenommen. Ludwig Fürst zu Öttingen-Wallersteins Posten geht an Gottlieb Freiherr von Thon-Dittmer, der mit seiner ersten Amtshandlung der Lola Montez das „Bayerische Indigenat“ entzieht. König Ludwig I. muss öffentlich verkünden, dass Lola Montez das bayerische „Indigenat“ nicht mehr besitzt, sie als Unruhestifterin mit Haftbefehl gesucht und nach ihrer Festnahme in die nächstgelegene Festung gebracht soll.

18.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen
  • Vor dem Berliner Stadtschloss versammeln sich erneut Demonstrierende. Die am Vortag von der preußischen Regierung beschlossenen Reformen werden am Morgen in der ganzen Stadt durch Flugblätter bekanntgegeben. Tatsächlich versucht der Stadtmagistrat noch die angekündigte Massendemonstration abzusagen und die Bevölkerung über die Absichten der Regierung aufzuklären. Sogar eine festliche Beleuchtung Berlins wird vom Magistrat zu diesem Zeitpunkt noch in Erwägung gezogen. Die Kundgebung lässt sich jedoch nicht mehr aufhalten. Am Mittag sind bereits 10.000 Menschen auf dem Schlossplatz eingetroffen. Die Menge besteht aus drei Interessensgruppen: Die erste Gruppe nimmt die angekündigten königlichen Reformen zum Anlass, um die Demonstration in eine Dankesfeier umzuwandeln. Der zweiten Gruppe gehen die Reformen nicht weit genug. Durch ihr Erscheinen will sie den König zu weiteren Zugeständnissen ermutigen. Die dritte Gruppe ist von den Reformen nicht erreicht worden und beharrt weiterhin darauf, dass die königlichen Truppen aus Berlin abziehen sollen. Hinzu kommen noch Schaulustige. Die Situation scheint sich dank der militärischen Zurückhaltung des Stadtgouverneurs Ernst von Pfuel zunächst zu entspannen. Zwischen 13 und 14 Uhr wird Pfuel jedoch von dem Kommandierenden General des Gardekorps abgelöst. Karl von Prittwitz, ein Angehöriger der weniger kompromissbereiten höfischen Militärpartei, erhält den Oberbefehl über alle Truppen in und um Berlin. Sofort lässt Prittwitz strategisch wichtige Punkte wie das Zeughaus und das Stadtschloss mit zusätzlichen Einheiten verstärken. Die Truppen sollen dem König die Option einer Abreise nach Potsdam offenhalten. In einer morgendlichen Mitteilung an Bodelschwingh bekräftigte Friedrich Wilhelm IV. diesen Plan, der sich angesichts der versammelten Menge allerdings kaum noch realisieren lässt. Um 1330 Uhr werden Bodelschwingh und der König von den Hochrufen, die vom Platz zu vernehmen waren, auf den Balkon des Stadtschlosses gelockt. Auf das Erscheinen des Königs reagiert die versammelte Menge mit einem „stürmischen, fast trunken zu nennenden Jubel“, wie ein anonym gebliebener Augenzeuge der 1851 erschienen Berliner Revolutionschronik festhalten wird. Seit Wochen schon hat sich der Monarch nicht mehr der Öffentlichkeit gezeigt. Bodelschwingh tritt schließlich auf den Balkon und verliest die Reformpatente, wobei er auf dem Schlossplatz nicht mehr zu verstehen ist. Den Inhalt der Rede erfahren die Demonstranten über herumgereichte Extrablätter der Allgemeinen Preußischen Staatszeitung: Der König will, daß Preßfreiheit herrsche; der König will, daß der Landtag sofort berufen werde; der König will, daß eine Konstitution auf der freisinnigsten Grundlage alle deutsche Länder umfasse; der König will, daß eine deutsche Nationalflagge wehe; der König will, daß alle Zollschlagbäume fallen; der König will, daß Preußen sich an die Spitze der Bewegung stelle. Die nicht nachlassende Zahl der hinzuströmenden Bürger drängt den Rand der Masse an das Schlossportal. Die im Schlosshof postierten Soldaten befürchten daher eine Erstürmung des Schlosses. Die Menge fühlt sich ihrerseits von der Militärmacht bedroht und ruft in Sprechchören lautstark dazu auf, die um und im Schloss zusammengezogenen Truppen abzuziehen: „Militär zurück! Militär zurück!“ Mit dieser Entwicklung gewinnt erneut die Militärpartei an Einfluss auf Friedrich Wilhelm IV.; der König verliert die Nerven und gibt den preußischen Truppen unter Prittwitz den Befehl, „den Schlossplatz zu säubern und dem dort herrschenden Skandal endlich ein Ende zu machen“. Der König verlangt dabei, dass nur „mit eingesteckter Waffe“ vorzugehen sei. Da es aber nicht gelingt, die Menge zu zerstreuen, ziehen Dragoner entgegen dem königlichen Befehl ihre Säbel. Die Situation wird dadurch verschlimmert, dass die Soldaten in dem ausbrechenden Geschrei und Lärm des Gefechts ihre Vorgesetzten nicht mehr verstehen können. Kurz nach 1430 Uhr lösen sich aus Versehen zwei Schüsse, die aber niemanden treffen oder verletzen. Die Menschen verlassen nun fluchtartig den Schlossplatz und gehen davon aus, dass absichtsvoll auf sie geschossen wurde. Während die königlichen Truppen nun den Schlossplatz sichern, versuchen die Aufständischen sich zu bewaffnen und Straßen zu verbarrikadieren. Die Barrikaden können vergleichsweise schnell durch das Umwerfen von Gemüseständen, Fuhrwerken und Droschken aufgebaut werden. Die Zwischenräume werden unter anderem mit Gehwegplatten, Wollsäcken und Balken gefüllt. Die Aufständischen decken ihre Häuser ab und verwenden die so gewonnenen Ziegel als Wurfgeschosse gegen die anrückenden Soldaten. Ganze Gruppen Jugendlicher positionieren sich hierfür auf den Dächern. Da die Aufständischen sich spontan für den Kampf rüsten, ist ihre Bewaffnung unzureichend. Kaum ein Einwohner Berlins besitzt eine Schusswaffe. Planken, Mistgabeln und Holzäxte stellen ihre Hauptwaffen dar. Die ersten Barrikaden im Bereich des Stadtschlosses werden so unorganisiert errichtet, dass sie von den Soldaten schnell erobert werden können. Besonders die breiten Straßen lassen sich nur schwer mithilfe der Barrikaden verteidigen, sodass die Truppen bis in den späten Abend hinein den Bereich zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz wieder in ihre Gewalt bringen können. In den weiter vom Schloss entfernten Vierteln, vor allem im Norden und Osten der Stadt, bleibt den Aufständischen mehr Zeit für die Verteidigungsorganisation. Es entstehen Barrikaden, die eine Höhe von drei Stockwerken erreichen. Durch tiefe Gräben werden Straßen unpassierbar gemacht, erst recht für die schwere Artillerie, die in die verwinkelten, engen Gassen nicht vordringen kann. Durch die Erstürmung von Zeughäusern und Waffenlagern kommen die Aufständischen schließlich in den Besitz von Schusswaffen. In ganz Berlin werden innerhalb weniger Stunden über 900 Barrikaden errichtet. Als die ersten Schüsse des Barrikadenkampfes fallen, sitzen König Friedrich Wilhelm IV. und seine Entourage noch an der Mittagstafel. Die Kämpfe sind jedoch auch im Stadtschloss zu hören. Um einen Straßenkampf zwischen Militär und Berliner Zivilisten möglichst schnell zu beenden und die Kontrolle zurückzugewinnen, beauftragt der König zunächst seinen Hofmaler Eduard Graewert damit, ein weißes Leinentuch mit der Aufschrift „Ein Missverständnis! Der König will das Beste“ zu bemalen. Zwei freiwillige Zivilisten tragen das Plakat durch die Straßen Berlins. Allerdings kann die Aktion die Zusammenstöße nicht verhindern. In den nächsten Stunden greifen Friedrich Wilhelm IV. und seine Regierung, obwohl dazu von Beratern, Offizieren, Hofbeamten, Professoren und Lokalpolitikern bedrängt, zunächst nicht weiter in das Geschehen ein. Die Regierung scheint von der Menge an widersprüchlichen Nachrichten und Empfehlungen überfordert. Um etwa 1630 Uhr brechen die ersten größeren Schießereien aus. Um 18 Uhr wird die Königstraße zum Hauptkampfplatz. Gegen 1830 Uhr werden dort die ersten Kanonen gegen die Barrikaden eingesetzt. Zwar gelingt es den Soldaten einige Barrikaden niederzuschießen, doch verstärkt der Anblick von zerfetzten Leichen nur noch den Widerstandswillen der Aufständischen. In der ganzen Stadt werden die Kirchenglocken Sturm geläutet, um weitere Bürger zum Widerstand zu versammeln. Die Kämpfe laufen in der Regel wie folgt ab: Die sich den Barrikaden nähernden Soldaten werden von Fenstern und Dächern aus beschossen oder mit Steinen beworfen. In der Folge stürmen die Soldaten die umliegenden Häuser, wobei auch die Wohnungen unbeteiligter Einwohner von den Soldaten verwüstet werden. Selbst harmlose Passanten auf der Straße oder Frauen in ihren Wohnungen werden von Soldaten erschossen. Da der weitgehend wolkenfreie Himmel vom Vollmond hell erleuchtet wird, setzt sich die Eskalation noch bis in die Nacht hinein fort. Selbst kleinere Brände brechen aus: Während die Königlich Preußische Eisengießerei teilweise in Flammen aufgeht, brennt eine Verkaufsbude am Alexanderplatz vollständig ab. Obwohl das Militär mit 14.000 Soldaten und 36 Geschützen den 4000 Aufständischen weit überlegen ist, ist es auf Dauer mit den Häuser- und Barrikadenkämpfen überfordert. Im Gegensatz zu den Aufständischen, die von Sympathisanten mit Getränken und Speisen versorgt werden, haben die Truppen nach den Angaben von General Prittwitz in den „letzten 36 bis 48 Stunden nur Brot und Brantwein erhalten“. Da die Soldaten gegen ihre eigenen Landsleute vorgehen, wächst zudem die Gefahr, dass sie zu den Aufständischen überlaufen. Am Abend kontrolliert Prittwitz zwar den Schlossbezirk und die unmittelbar angrenzenden Straßen. Zwischen Spree, der Neuen Friedrichstraße und dem Spittelmarkt konnten alle Barrikaden entfernt werden. Dennoch haben seine für Feldschlachten ausgebildeten Soldaten keine Erfahrung mit Straßenkämpfen und der Bekämpfung von Volksaufständen. Auch die geringe Truppenstärke macht eine vollständige Eroberung Berlins unmöglich. Gegen Mitternacht führt Prittwitz eine persönliche Unterredung mit König Friedrich Wilhelm IV. Der General empfiehlt dem Monarchen, das Zentrum Berlins für einige Tage weiter besetzt zu halten und abzuwarten, ob nicht doch noch die gemäßigten Kräfte die Oberhand gewinnen werden. Sollte sich die öffentlich Erregung bis dahin nicht gelegt haben, müsse der König Berlin verlassen. Anschließend könnte die Stadt von außen durch Artillerie zur Kapitulation bombardiert werden. Friedrich Wilhelm IV. könnte dann auch seine politischen Zugeständnisse wieder rückgängig machen. Der König geht nicht auf Prittwitz’ Vorschlag ein. Er untersagt weiteres militärisches Vorrücken und arbeitet die Proklamation „An meine lieben Berliner“ aus.
  • Der Prediger der Freien Gemeinde in Magdeburg, Leberecht Uhlich, erhält trotz des Widerstandes durch den Oberbürgermeister Francke die Ehrenbürgerschaft der Stadt Magdeburg.
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Deutscher Bund / Königreich Bayern

Die große Mehrheit der Vertreter der Abgeordnetenkammer Bayerns setzt durch, dass die Eröffnung der Stände-Versammlung nicht mehr im Thronsaal der Residenz, sondern wieder im Ständehaus stattfinden soll. Anderenfalls sei ein förmlicher Bruch zwischen den Ständen und der Regierung zu erwarten. König Ludwig I. ist strikt gegen diese Aufforderung und vermerkt verärgert, er möchte von dieser Angelegenheit nichts weiter mehr hören. Wenige Stunden später streicht er eigenhändig die Sätze und schreibt darunter: Im Ständehaus soll dieses Mal die Eröffnung stattfinden.

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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Deutschgesinnte Vertreter der Ständeversammlungen Schleswigs und Holsteins beschließen in Rendsburg eine Deputation zum dänischen König Frederik VII. mit der ultimativen Forderung einer freien Verfassung zu senden. Diese soll unter anderem die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund und die Bildung einer schleswig-holsteinischen Volksarmee unter der Führung eigener Offiziere enthalten. Die Erfüllung dieser Forderungen würde praktisch Schleswig-Holstein von Dänemark trennen, nur noch der König würde gemeinsam bleiben.

19.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen

In seiner Proklamation „An meine lieben Berliner“ kündigt König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen an, das Militär teilweise dann abzuziehen, wenn die Bürger im Gegenzug dafür die Barrikaden entfernen. So heißt es in dem Manifest: „Kehrt zum Frieden zurück, räumt die Barrikaden, die noch stehen, […] und ich gebe euch mein königliches Wort, daß alle Straßen und Plätze sogleich von den Truppen geräumt werden sollen und die militärische Besetzung nur auf die nothwendigsten Gebäude […] beschränkt werden wird“. Diese Proklamation weist eine Bürgerdeputation unter Führung des späteren Berliner Bürgermeisters Franz Christian Naunyn mit dem Hinweis zurück, dass es für einen Waffenstillstand eines vollständigen Militärabzuges bedürfe. Um 1030 Uhr gibt Friedrich Wilhelm IV. diesen Forderungen nach. Der Berliner Barrikadenkampf zählt zu den verlustreichsten Unruhen der Märzrevolution: 303 Zivilisten kamen am Vortag ums Leben, darunter 288 Männer, elf Frauen und vier Kinder, die fortan als "Märzgefallene" bezeichnet werden. Über 600 Aufständische wurden verwundet oder gerieten in Gefangenschaft. Nur die königlichen Truppen hatten mit weniger als 50 Toten vergleichsweise geringe Verluste. Mit der hohen Zahl an Toten und Verwundeten gewinnt die Frage nach der Verantwortlichkeit eine zentrale Rolle, insbesondere, da selbst der militärische Schutz des Stadtschlosses größtenteils aufgegeben wurde. Der König hatte sich damit unmittelbar in die Hände der Bürger begeben. Die erste Auswirkung dieser folgenschweren Entscheidung zeigt sich bereits am Nachmittag: Die Aufständischen tragen die Leichen der Märzgefallenen auf Leiterwagen in den Schlosshof, ein Akt indirekter Anklage gegen den König. Vom Balkon des Berliner Schlosses muss er kurz nach 14 Uhr den Trauerzug beobachten. Um dem König die Schuss-, Bajonett- und Schrapnellwunden vor Augen zu führen, hat man die Oberkörper der Toten entblößt. Die 150 Leichen wurden von Blumen und Zweigen geschmückt. Mit dem Zuruf „Mütze ab“ zwingt man Friedrich Wilhelm IV., den Toten Ehre zu erweisen. Mit dieser Demutsgeste gelingt es wiederum Friedrich Wilhelm IV., die Bevölkerung von seiner persönlichen Schuld am Massaker abzulenken. Durch sein unentschlossenes Schwanken zwischen militärischer und diplomatischer Lösung trägt Friedrich Wilhelm IV. maßgebliche Verantwortung für die Eskalation, wird von der Berliner Öffentlichkeit aber weniger für den Barrikadenkampf verantwortlich gemacht als Prinz Wilhelm. Dieser wurde jedoch bereits am 10. März vom König zum Generalgouverneur der Rheinarmee ernannt und hatte folglich keine Befehlsgewalt über die in und um Berlin stationierten Truppen. Dass Prittwitz, der eigentliche Hauptverantwortliche, den Einsatz von Kartätschkugeln genehmigte, wird fälschlicherweise auf Wilhelm zurückgeführt. Noch am Abend flieht Wilhelm auf Befehl des Königs in die Spandauer Zitadelle mit dem Ziel, sich in den folgenden Tagen ins Exil nach London zu begeben. Aus diesem Anlass wird in der Regierung darüber debattiert, ob Wilhelm zu Gunsten seines Sohnes, des späteren Kaisers Friedrich III., von der königlichen Nachfolge ausgeschlossen werden sollte. Die Haltung Friedrich Wilhelms IV. gegenüber den Märzgefallenen beruhigt die Berliner Volksversammlung so weit, dass sie den Schlosshof und den Schlossplatz wieder räumt. Augenscheinlich ist das Vertrauen der Berliner in die Monarchie wieder hergestellt. Dies hat zwei Gründe: Erstens wurden in Preußen Reformbewegungen häufig von der Obrigkeit verordnet („Revolution von oben“), etwa im aufgeklärten Absolutismus unter Friedrich II. oder bei den Stein-Hardenbergischen Reformen. Aus Sicht der preußischen Öffentlichkeit muss eine gesellschaftliche Erneuerung nicht zwangsläufig durch eine Revolution von unten erzwungen werden, sondern liegt bereits im Interesse des monarchischen Verwaltungsstaates. Zweitens wird das deutsche Bildungsbürgertum durch den Terror im jakobinischen Frankreich abgeschreckt. Statt dem revolutionären Frankreich wendet man sich Großbritannien und damit dem Staatsmodell der konstitutionellen Monarchie zu. Der Schweizer Weber Johann Ulrich Furrer kommentiert diese fortbestehende „Untertanenmentalität“ (so Hachtmann) in seinem Tagebuch wie folgt: In der Schweiz glaube ich, hätte man es anders gemacht: Einem Mann, der vor wenigen Augenblicken noch Befehl gab, das Volk niederzuhauen, würde man nicht mit Viverufen, sondern mit Kugeln berauschen. Aber die einfältigen Leute glauben, dass die ganze Welt zugrunde ginge, wenn keine solchen Herren von Gottes Gnaden existieren würden. Von Anfang an hat diese „Untertanenmentalität“ und die soziale Zerrissenheit der Berliner Oppositionsbewegung den erfolgreichen Fortgang der Revolution gefährdet. Das scheinbare Zurückweichen des Königs verstärkte diese Tendenzen noch: Am Nachmittag erklärt sich Friedrich Wilhelm IV. mit der Einsetzung einer Bürgerwache zur Verteidigung des Schlosses einverstanden.

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Deutscher Bund / Großherzogtum Baden

Im badischen Offenburg findet zum zweiten Mal eine große Volksversammlung mit 20.000 Teilnehmern statt. Die Führer der Badischen Revolution Friedrich Hecker und Gustav Struve sprechen zu der Menge. Sie werfen der badischen Regierung vor, den 13 Forderungen des Volkes vom September des vergangenen Jahres unter dem Eindruck der Volksbewegung Anfang März zwar zugestimmt zu haben, aber mit deren verzögerter Umsetzung nur Zeit für die Rücknahme der Zugeständnisse bei nächster Gelegenheit gewinnen zu wollen. Auch der Erste Heidelberger Bürgermeister Christian Friedrich Winter hält eine Rede in Offenburg.

20.03.1848
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Der erste Ministerpräsident Österreichs, Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Der Regierende Obersthofkanzler Karl Borromäus Graf von Inzaghi wird nach sieben Tagen im Amt durch den als liberal geltenden Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky ersetzt, der der erste so genannte Ministerpräsident in Österreich wird. Graf Kolowrat ist gebürtiger Prager und Angehöriger der böhmischen Volksgruppe. Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky entstammt einem Geschlecht des böhmischen Hochadels und wurde deshalb, da er österreichischer Beamter aus Böhmen war, zum Oberstburggrafen von Prag ernannt. Dieses Amt entsprach dem Titel eines österreichischen Statthalters von Böhmen. Er war zeitlebens ein großer Bewunderer und Förderer der böhmisch-tschechischen Kultur, deren Entfaltung er in den Jahren 1809–1826 stark förderte. Aber nicht nur die Kultur, auch das böhmische Nationalbestreben fand die Zustimmung des Grafen Kolowrat-Liebsteinsky. Franz Anton wurde aber nicht nur als Provinzbeamter benötigt, unter Kaiser Franz I. und Ferdinand I. war er der Finanz- und Verwaltungsexperte schlechthin. Als er 1826 von seinem Statthalterposten abkommandiert wurde, machte ihn Kaiser Franz I. zum Staatsminister. Graf Franz Anton hatte somit weitgehend die innenpolitischen Geschicke Österreichs zu leiten. Franz Anton war von 12. Dezember 1836 bis zur Märzrevolution am 13. März 1848 Mitglied der österreichischen Geheimen Staatskonferenz. Der als liberal geltende Politiker war für die Innenpolitik und für die Finanzen zuständig. Als Kaiser Franz I. im Jahre 1835 verstarb, bestieg dessen als geistesschwach angesehener Sohn als Ferdinand I. den österreichischen Thron. Die Regentschaft wurde von der Geheimen Staatskonferenz ausgeübt, in der die beiden Staatsmänner Metternich und Kolowrat-Liebsteinsky tonangebend waren. Doch die Differenzen, die zwischen Staatskanzler und Staatsminister bestanden, brachten die Innenpolitik Österreichs weitgehend zum Erliegen. Als Folge der Märzrevolution 1848 musste der aufgrund seiner stoisch-konservativen Haltung verhasste Fürst Metternich zurücktreten und es wurde ein Ministerrat gebildet, an dessen Spitze nun Graf Kolowrat-Liebsteinsky berufen wird, der damit der erste konstitutionelle Ministerpräsident der österreichischen Monarchie ist.

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König Ludwig I. von Bayern dankt ab
Deutscher Bund / Königreich Bayern
König Ludwig I. von Bayern, König seit dem 13. Oktober 1825, dankt zugunsten seines Sohnes Maximilian II. freiwillig ab. Da er nicht den Anschein erwecken will, dass er zum Rücktritt gezwungen wird, wird er einige Wochen später schreiben: Regieren konnte ich nicht mehr, und einen Unterschreiber abgeben wollte ich nicht. Nicht Sklave zu werden, wurde ich Freyherr. Es liegt somit an Ludwigs Nachfolger, der revolutionären Stimmung in Bayern zu begegnen und die versprochenen Reformen zu gewähren. Durch die Märzproklamation band der Vater seinen Sohn an ein Programm, mit dessen Umsetzung er aus Bayern erst eine konstitutionelle Monarchie im eigentlichen Sinn machte. Man bezeichnet Ludwig I. deshalb als den letzten souverän regierenden Monarchen in Bayern.
Der neue König Maximilian II. von Bayern
Der neue bayerische König Maximilian II. ist der älteste Sohn König Ludwigs I. und dessen Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen, die ihr Leben lang evangelisch blieb. Nach der Abdankung seines Vaters übernimmt Maximilian die Regierungsgeschäfte und erklärt nach der Eidesleistung in seiner Thronrede: "Ich bin stolz, mich einen konstitutionellen König zu nennen." Kurz nach seinem Regierungsantritt gewährt er eine Reform der Verfassung, die noch sein Vater zugestanden hatte. Unter seiner Regierung soll der Landtag dann liberale Reformen in den Bereichen Landtagswahlrecht, Pressezensur, Versammlungs- und Vereinsrecht sowie Gerichtswesen, ebenso die Bauernbefreiung, beschließen. Auch soll das Prinzip der Ministerverantwortlichkeit beginnen und in der Justiz Schwurgerichte eingeführt und die Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Verfahrens verfügt werden. Es soll außerdem ein neues Wahlgesetz verabschiedet werden, das zum Inhalt haben soll, dass die Mitglieder der 2. Kammer nicht mehr nach Berufsgruppen gewählt werden, und dass der Landtag das Recht zur Gesetzesinitiative erhält. Die Umsetzung dieser Reformen wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch wird Bayern eine konstitutionelle Monarchie und ein Rechtsstaat. Der neue König verfügt eine Generalamnestie für alle politischen Verbrechen und Vergehen sowie für alle Fälle von Wald- und Forstfrevel als Entgegenkommen für die von Missernten geplagte Bevölkerung.
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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Die vor zwei Tagen von deutschgesinnten Vertretern der Ständeversammlungen Schleswigs und Holsteins an den dänischen König gesandte Deputation wird in einer großen, öffentlichen Versammlung im Kopenhagener Casino-Theater so interpretiert, dass ein Aufruhr in den Herzogtümern Schleswig und Holstein ausgebrochen sei. Angesichts dieser Drohung beschließt die Versammlung, den König aufzufordern, eine handlungsfähigere Regierung zu ernennen.

21.03.1848
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König Friedrich Wilhelm IV.
Deutscher Bund / Königreich Preußen

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und sein Kabinett leiten einen scheinbaren Kurswechsel ein, in dem sich der König selbst an die Spitze der Revolution stellt. Friedrich Wilhelm IV. gibt bekannt, dass er die Bildung eines gesamtdeutschen Parlamentes unterstützen würde. In Wahrheit fehlt es ihm an Mitteln, eine von der Bürgerbewegung unabhängige Politik zu betreiben. So reitet der König mit einer schwarz-rot-goldenen Armbinde durch die Stadt. Von einem in Zivil gekleideten Offizier lässt er zusätzlich eine schwarz-rot-goldene Fahne voraustragen. Immer wieder hält der König an, um in improvisierten Reden seine angebliche Unterstützung für eine deutsche Einheit zu beteuern.

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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

In Kopenhagen beginnt eine "Märzrevolution". Die Regierung begründet ein eiderdänisches Ministerium für die Gebiete Schleswig und Holstein. Es werden Rufe nach einer Einverleibung Schleswigs in das Dänische Königreich laut.

22.03.1848
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Lajos Batthyány
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

In Ungarn wird die erste eigenständige ungarische Regierung eingesetzt; sie wird von dem liberalen Ministerpräsidenten Graf Batthyány geleitet. Lajos Batthyány ist ein adliger Gutsbesitzer, der in Wien das Gymnasium besuchte und anschließend in Zagreb Jura studierte. Seit 1832 gehört er zu den bedeutenden Mitgliedern der Opposition und wurde 1847 zum Vorsitzenden der Reformer gewählt. Als solcher kämpfte er entschlossen für die Rechte des ungarischen Volkes und um eine selbstständige Regierung und Verfassung. Er war aber kein Verfechter eines gewaltsamen Vorgehens, sondern als gemäßigter Reformer wollte er durch planmäßiges Verhandeln mit der Wiener Regierung das Ziel erreichen. Seine Einstellung folgte mehr dem politischen Programm von István Széchenyi als den Forderungen von Lajos Kossuth. Széchenyi warnte seine Landsleute vor den Folgen des Sprachnationalismus und einer Abtrennung von Österreich. Kossuth war ein Revolutionär und bestand auf die Magyarisierung ethnischer Minderheiten. Nach Ausbruch der Märzrevolutionen 1848 wurden König Ferdinand V. in Wien durch den ungarischen Landtag in Preßburg die Wünsche der ungarischen Nation vorgelegt. Ungarn musste eine eigenständige Regierung zugestanden werden. Das Kabinett besteht aus folgenden Personen:

  • Ministerpräsident: Lajos Graf Batthyány de Németújvár, * 10.02.1807, Preßburg
  • Minister am Allerhöchsten Hoflager: Paul Fürst Esterházy, * 11.03.1786
  • Innenminister: Bartholomäus Szemere von Szemere, * 27.08.1812 Vatta, Komitat Borsod
  • Finanzminister: Lajos Kossuth de Udvard de Kossuth, * 19.09.1802 Moni, Komitat Zemplin
  • Minister für öffentliche Arbeiten und Verkehr: Stefan Graf Széchenyi von Sárvár und Felsövidék, * 21.09.1792, Wien
  • Justizminister: Franz Deák von Kehida, * 07.11.1803, Söjtör, Komitat Zala
  • Minister für Ackerbau, Industrie und Handel: Gabriel von Klauzál, * 18.06.1804, Pest
  • Kriegsminister: Lazarus von Mészáros, * 20.11.1796, Baja

Da die Einsetzung einer ungarischen Regierung für viele Menschen in Ungarn plötzlich und unerwartet kommt, wird sich die ungarische Revolution wegen zu hoch gesteckter nationaler Ansprüche verstärken.

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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Der venezianische Revolutionär Daniele Manin besetzt mit mehreren Begleitern das Arsenal in Venedig.

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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der Beisetzungszug der Berliner "Märzgefallenen" soll die Geschlossenheit der städtischen Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. Im Vorfeld traten jedoch erste größere Spannungen innerhalb der Protestbewegung auf. Der Berliner Magistrat hatte am Vortag geplant, die Zivilopfer zusammen mit den gefallenen Soldaten zu Grabe zu tragen, was auf den erbitterten Widerstand der Berliner Unterschicht traf, der die meisten Gefallenen angehörten. Die an Wänden in der ganzen Stadt angebrachten Plakate, die eine Erklärung des vom Magistrat eigens einberufenen „Komitees für die Bestattung unserer Toten“ enthielten, wurden abgerissen. Weder der preußische Ministerpräsident noch der Polizeipräsident zeigen Gehör für den Protest. Entscheidend ist jedoch der Umstand, dass sich auch die militärische Elite gegen eine Beisetzung ihrer Soldaten neben „Aufrührern“ ausspricht. In ihren Augen lässt sich die Loyalität der Truppen gegenüber dem Monarchen nur dann aufrechterhalten, wenn sie jeglichen Kontakt zur Revolution unterbinden. Am Vormittag werden 183 mit Kränzen und Schleifen geschmückten Särge der "Märzgefallenen" auf den Treppen des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt aufgebahrt. Angehörige aller sozialen Gruppen – Bürger, Studenten, Handwerker, Beamte, Künstler, Gelehrte, Lehrer, Schüler, Arbeiter und die höfische Aristokratie – nehmen an der Trauerzeremonie teil. Über 20.000 Menschen versammeln sich auf dem Gendarmenmarkt. Zu den Augenzeugen dort zählt wahrscheinlich auch der Maler Adolph Menzel, der die Szene in einem unvollendeten Gemälde festhält. Die Särge werden zunächst zum Stadtschloss getragen, wo der König und seine Minister barhäuptig auf dem Balkon erschienen und die Menge grüßen. Ziel des Geleits sind kurz zuvor ausgehobene Gräber eines eigens dafür geschaffenen Friedhofs der Märzgefallenen in Friedrichshain vor den Toren der Stadt. Die Kosten der Zeremonie und Beisetzungen werden vom Stadtmagistrat getragen. Später schreibt der König seinem Bruder Wilhelm, dem Prinzen von Preußen: Die Reichsfarben musste ich gestern freiwillig aufstecken, um Alles zu retten. Ist der Wurf gelungen;[…], so lege ich sie wieder ab! Demzufolge ist Friedrich Wilhelm IV. noch immer entschlossen, bei veränderten Kräfteverhältnissen der Revolution durch eine Gegenrevolution zu begegnen.

23.03.1848
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Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Der venezianische Revolutionär Daniele Manin, der am Vortag mit mehreren Begleitern das Arsenal in Venedig als wichtige Absicherungsmaßnahme besetzte, ruft die Repubblica di San Marco, ein unabhängiges Venedig, aus. Daniele Manin erklärt sich selbst zum Ministerpräsidenten der neuen Republik.


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Deutscher Bund / Königreich Preußen

Zum ersten Mal wird in Frankfurt am Main die Schwarz-Rot-Goldene Flagge gehisst. Bei dieser Gelegenheit versucht der Präsident der Nationalversammlung Heinrich von Gagern, König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen von der Führung Deutschlands, der Wiederherstellung Polens und dem Krieg gegen Russland zu überzeugen. Von Gagerns Vorschläge finden beim König keine Resonanz.

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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

In Kiel verbreitet sich das Gerücht, dass der dänische König handlungsunfähig und „in den Händen des Pöbels“ sei. Zu dieser Interpretation tragen die wenige Tage zuvor stattgefundenen Revolutionen in Wien und in Berlin bei, wie auch die weitaus bekannte politische Indifferenz des erst seit zwei Monaten regierenden dänischen Königs. Ein Kreis aus schleswig-holsteinisch gesinnten Prominenten sieht hierin eine Chance und bildet eine provisorische Regierung, die im Namen ihres angeblich unfreien Landesherren, des Königs, handeln soll.

24.03.1848
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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Die am Vortag gebildete provisorische Regierung von Schleswig und Holstein, die die Einverleibung ihres Gebietes in das Königreich Dänemark befürchtet, proklamiert die Vereinigung Schleswigs und Holsteins, will jedoch nicht die Personalunion mit dem Königreich Dänemark aufheben. Die Aufgabe der provisorischen Regierung sei es, die beiden Herzogtümer und den König gegen den angeblich stattgefundenen Übergriff auf den König von Dänemark zu verteidigen. Die nichtrevolutionäre Betonung trägt dazu bei, dass fast alle staatlichen Beamten und Städte der Herzogtümer die provisorische Regierung als legitim anerkennen. Die selbst ernannte Kieler Regierung erwartet, dass die Kopenhagener Regierung ihr mit Macht begegnen wird. Rendsburg mit seiner großen Garnison und dem großen Waffenarsenal ist die stärkste Festung des dänischen Gesamtstaates. Am Morgen fährt ein Extrazug von Kiel nach Rendsburg mit den Soldaten der Kieler Garnison sowie 50 Freiwilligen unter dem Kommando des provisorischen Kriegsministers Prinz Friedrich von Noer, der ein Bruder des Augustenburger Herzogs ist. Durch das Läuten der Feuerglocke gelingt es, die Soldaten der Garnison unbewaffnet aus der Festung zu locken. Offizieren wird freier Abmarsch gewährt, während fast alle Soldaten sich dem Aufstand anschließen. Von den 159 Offizieren wechseln 65 in den schleswig-holsteinischen Dienst, während 94 Offiziere ihren Treueeid zum dänischen König nicht brechen wollen. Die Zahl der übergetretenen dänischen Truppen beläuft sich auf etwa 2500 Mann. Es sind im Wesentlichen das 14. bis 17. Linien-Bataillon, das 4. und 5. Jäger-Corps, das 1. und 2. Dragoner-Regiment sowie das 2. Artillerieregiment und einige technische Truppen (Pioniere und Pontoniere). Jeden weiteren Tag werden neue Soldaten zu den Schleswig-Holsteinern überlaufen.

25.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen / Kaisertum Österreich / Königreich Sachsen

Die von Preußen und Österreich vor zwei Wochen angeregte Konferenz über die Schaffung eines gemeinsamen deutschen Staates, zu der alle Regierungen des Deutschen Bundes eingeladen wurden, wurde wegen der zahlreichen Unruhen überall in Deutschland abgesagt.

25.03.1848
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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Nach der Überrumpelung der dänischen Garnison in Rendsburg dringen die schleswig-holsteinischen Verbände nach Norden vor.

26.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen / Großherzogtum Baden
  • Der junge Freiburger Republikaner Karl von Rotteck eröffnet in Anwesenheit eines der Führer der Badischen Revolution Gustav Struves eine Volksversammlung in Freiburg, an der die Veranstalter die Sicherstellung der persönlichen Freiheit durch ein besonderes Gesetz („habeas-corpus-Akte“) und die vollständige Trennung von Kirche und Staat fordern. Im Rausch der Begeisterung genehmigt die Versammlung auf dem Münsterplatz einen Brief an den preußischen König, worin Struve Friedrich Wilhelms Verhalten in den Märztagen als „königlicher Schauspieler und Bürgertöder“ brandmarkt.
  • Im Schloßhof in Heidelberg findet ebenfalls eine Volksversammlung statt.
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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Der am 24. März begonnene Krieg zwischen Holstein und Schleswig auf der einen und Dänemark auf der anderen Seite wird fortgesetzt. Schleswig und Holstein haben gemeinsame Einheiten aufgestellt, die von Prinz von Noer und General Krohn angeführt werden. Die Truppenstärke wird auf 7000 Mann geschätzt. Etwas mehr als 7000 dänische Soldaten sind in Schleswig und Holstein stationiert.

27.03.1848
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Deutscher Bund

Die Nationalversammlung in Frankfurt am Main verabschiedet eine Reichsverfassung, die einen föderalen deutschen Einheitsstaat konstituieren soll, dem mit Ausnahme des Kaisertums Österreich alle Staaten des Deutschen Bundes angehören ("Kleindeutsche Lösung"). Sie sieht einen erblichen Kaiser als Staatsoberhaupt vor, der auch das Recht zur Einsetzung der Regierung hat. Dem Reichstag, der sich aus einem Staatenhaus und einem demokratisch zu wählenden Volkshaus zusammensetzt, obliegen vor allem die Gesetzgebung, das Budgetrecht und die Kontrolle der Exekutive. Die zentrale Frage der Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Parlament, blieb allerdings offen und sollte später geregelt werden.

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Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Um die schleswig-holsteinischen Streitkräfte durch Freiwillige zu verstärken, ruft die Provisorische Regierung zur Bildung von Freikorps auf. Die Führer der schließlich vier Freikorps sind von Krogh, Graf Kuno zu Rantzau-Breitenburg, von Wasmer und Major von der Tann. Die reguläre Armee und die preußischen Offiziere sehen die Freikorps skeptisch.

29.03.1848
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Der erste Ministerpräsident Preußens Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg dankt ab
Deutscher Bund / Königreich Preußen

Der erste Ministerpräsident Preußens Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg, seit zehn Tagen im Amt, tritt zurück, weil der König gegen seinen Rat eigene Pläne verfolgt, dieses Mal mit dem Versuch, sich an die Spitze der Nationalbewegung zu stellen. Arnim gehörte von 1839 bis 1868 dem brandenburgischen Provinziallandtag und 1847 dem Vereinigten Landtag an.

Gottfried Ludolf Camphausen wird neuer preußischer Ministerpräsident
Der neue Ministerpräsident Preußens, Gottfried Ludolf Camphausen, wurde am 10.01.1803 während der Annexion des Rheinlandes durch Napoléon als französischer Bürger in Hünshoven bei Geilenkirchen (Département de la Roer, Französische Republik) geboren und wurde erst 1815 Preuße. Camphausen ist Bankier; seine Familie spielt seit vielen Jahren eine bedeutende Rolle für den Handel und das produzierende Gewerbe im Rheinland. Gottfried Ludolf war Sohn des Kaufmannes Gerhard Gottfried Camphausen, der eine Tabak- und Ölhandlung betrieb. Die Mutter war Maria Wilhelmine geborene Peuchen. Das Ehepaar hatte mehrere Kinder. Camphausen besuchte das Gymnasium in Weilburg. Später ging er auf die Handelsschulen in Rheydt und Berg. Anschließend machte er eine kaufmännische Lehre in Düsseldorf und beteiligte sich am kulturellen Leben der Stadt. Durch den Besuch der Handelsschulen gehörte Camphausen zu der kleinen Gruppe der höher Gebildeten unter den frühen Unternehmern. Dies erleichterte ihm später die Kontakte mit den Bildungsbürgern auf der einen Seite und den vielfach aus der Praxis kommenden Wirtschaftsbürgern auf der anderen Seite. Ludolf Camphausen heiratete Elise Lenssen, die Tochter eines Spinnereibesitzers aus Rheydt. Zusammen mit seinem Bruder August übernahm Camphausen nach dem Tod des Vaters das elterliche Geschäft. Daraus ging später das Handels- und Bankhaus A. u. L. Camphausen hervor. Im Jahr 1826 errichteten sie eine Zweigniederlassung in Köln. Da der Geschäftsumfang der Kölner Niederlassung stark anwuchs, zog Ludolf Camphausen 1831 ganz nach Köln. Das Bankhaus gehörte rasch zu den vier größten Kölner Banken. Seit 1831 war Camphausen Mitglied der Kölner Handelskammer, von 1838 bis 1848 ihr Präsident. Als Präsident der Kammer versuchte er mit Eingaben und Denkschriften Einfluss auf die preußischen Regierungsbehörden zu nehmen. Zusammen mit Heinrich Merkens, Wilhelm Ludwig Deichmann und Heinrich von Wittgenstein versuchte Camphausen der Kölner Wirtschaft neue Impulse zu geben und die Stadt zum dominierenden Handels- und Verkehrszentrum des Rheinlands auszubauen. Stärker als andere rheinische liberale Politiker wie Gustav Mevissen war Camphausen Anhänger des Freihandels. Mevissen und Camphausen waren in den 1840er Jahren denn auch Protagonisten im Streit zwischen Freihändlern und Anhängern des Schutzzolls, der die Handelskammer, den städtischen Rat und die Bürgerschaft zeitweise in zwei Lager spaltete. Dabei konnte sich die freihändlerische Position Camphausens letztlich durchsetzen. Während sich die meisten Unternehmer in der Zeit der frühen deutschen Industrialisierung zunächst auf ein Geschäftsfeld konzentrierten, gab es insbesondere im Rheinland auch solche wie Camphausen, die in verschiedenste Unternehmungen investierten. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Eine Neuerung in der Schifffahrt war die Einführung von dampfgetriebenen Schleppern und Lastkähnen. Camphausen gründete 1841 eine rheinische Dampfschleppschifffahrtsgesellschaft, die neben der von Mathias Stinnes zur führenden Schifffahrtsgesellschaft auf dem Rhein wurde. Vor allem setzte er sich aber für den Eisenbahnbau ein. Camphausen begann sich nach seiner Übersiedlung nach Köln intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck studierte er die Literatur zum Eisenbahnwesen und entsprechende Gesetzgebung in England, Belgien und den USA. Die Bahn war für Camphausen ein zentraler Hebel für die Beförderung materieller Wohlfahrt. Der Fortschritt von gewöhnlichen Straßen zu Eisenbahnen ist so riesengroß, dass ein Land, welches sie besitzt, das Land, welches sie nicht besitzt, als auf einer niedrigeren Kulturstufe mit Recht betrachten mag, schrieb Camphausen 1838. Bis 1837 schrieb er insgesamt 18 Denkschriften zu Wirtschaftsfragen. Die wohl berühmteste ist die vom „Eisernen Rhein“, der Eisenbahn von Köln nach Antwerpen. An der Umsetzung waren neben Camphausen auch David Hansemann und Gustav Mevissen führend beteiligt. Camphausen stieg aus der Führung allerdings schließlich aus. Grund dafür war ein Streit um die Streckenführung der Kölner Investoren mit einer Gruppe aus Aachen um Hansemann. Stark engagiert war Camphausen auch beim Bau der Köln-Mindener und der Bonn-Kölner Eisenbahn. Zu seinen vielen Aktivitäten gehörte auch die Beteiligung an der Gründung der (älteren) Rheinischen Zeitung 1842. Camphausen, Mevissen und andere Großbürger finanzierten das Blatt mit der Absicht, ein in ihrem Sinn fortschrittliches Organ für Politik und Wirtschaft zu etablieren. Journalistisch geprägt wurde es allerdings von linksgerichteten Intellektuellen wie Karl Marx, deren Beiträge deutlich radikaler waren als von den Finanziers beabsichtigt. Obwohl Camphausen die Zeitung weiter finanziell unterstützte und seinen Aktienanteil verdoppelte, stand er ihrem radikalen Kurs kritisch gegenüber. Um ausgleichend zu wirken, schrieben sowohl Camphausen als auch Gustav Mevissen eigene Beiträge für das Blatt. Dennoch konnte dies nicht verhindern, dass die Zeitung 1843 von den preußischen Behörden als Oppositionsblatt verboten wurde. Nicht zuletzt investierte das Bankhaus Camphausen in Industrie- und Bergbauunternehmen im entstehenden rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Es war zusammen mit dem Schaaffhausen’schen Bankverein an der Gründung einer der ersten bergbaulichen Aktiengesellschaften im Ruhrgebiet beteiligt. Bei den Eisenbahnen, im Bergbau und der Großindustrie hatten sich Aktiengesellschaften als besonders effektive und leistungsfähige Form der Kapitalbeschaffung erwiesen. Konsequenterweise forderte Camphausen 1839 die Möglichkeit, auch Banken als Aktiengesellschaften zu führen. Dies stieß aber noch für Jahre auf scharfe Ablehnung durch die preußischen Behörden. Camphausen kam durch seine unternehmerische Tätigkeit ebenso wie sein Bruder auf ein jährliches Einkommen von etwa 24.000 Talern. Damit gehörten beide zu der nur etwa 2 % der Gesamtbevölkerung umfassende Oberschicht Kölns. Neben seiner wirtschaftlichen Tätigkeit widmete sich Camphausen bereits früh politischen Fragen. Im kommunalen Bereich schlug er zur Finanzierung städtischer Aufgaben die Auflegung einer städtischen Anleihe mit progressiven Tilgungsraten vor. Er wurde 1831 Mitglied des Stadtrates von Köln. Angesichts des erst ein Jahr zuvor erworbenen Bürgerrechts war dies ein ungewöhnlich früher politischer Erfolg. Dem Gremium gehörte er mit nur kurzen Unterbrechungen bis zum Vorabend der Revolution von 1848 an. Seit den 1830er Jahren entwickelte sich im Rheinland ein von den großbürgerlichen Unternehmern der Region getragene Spielart des Liberalismus. In den frühen 1848er Jahren weckte die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. Hoffnungen auf Reformen. Im „Montagskränzchen“, einem informellen Gesprächskreis, an dem sich Camphausen intensiv beteiligte, begann sich die liberale Bewegung im Rheinland zu verdichten. Neben Hermann von Beckerath, Mevissen und Hansemann gehörte Camphausen zu den führenden Köpfen der rheinischen Liberalen. Da es noch keine Parteien gab, bauten insbesondere Camphausen und Hansemann die Kölner Handelskammer auch zu einer politischen Plattform aus. Im Gegensatz zum süddeutschen Liberalismus war der rheinische Liberalismus weniger theoretisch orientiert, aber macht- und selbstbewusster. Ökonomische Fragen spielten bei dieser Gruppe eine wichtige Rolle, wobei der Freihandel, wie ihn Adam Smith propagiert hatte, nicht unumstritten war. Die rheinischen Liberalen übten scharfe Kritik an der obrigkeitsstaatlichen Gängelung der Wirtschaft. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sahen sie deutlicher als die süddeutschen Liberalen, die von einer klassenlosen Gesellschaft mittlerer Existenzen auf einer vorindustriellen Basis träumten, dass die Entwicklung in Richtung von Industrialisierung und sozialer Veränderung verlaufen würde. Während die süddeutschen Liberalen nicht selten die drohende Alleinherrschaft des Geldes befürchteten und für den Schutz des alten Gewerbes eintraten, sah Camphausen die Verdrängung des Handwerks durch die Industrie als unvermeidlich an. Dabei meinte er, dass Pauperismus und Verelendung der Heimarbeiter schmerzlich, aber für eine Übergangszeit unumgänglich seien. In Hinblick auf den politischen Einfluss der unteren Schichten gab es unterschiedliche Vorstellungen. Während etwa Mevissen sozialpolitisch orientiert war und sich für gleiche politische Rechte aussprach, wollten Camphausen und andere rheinische Liberale die politischen Rechte der Besitzlosen begrenzen. Im Jahr 1844 empörte sich Camphausen darüber, dass demokratische Intellektuelle versuchten, „den arbeitenden Klassen das Gefühl ihrer Rechte und der Gleichheit ihrer Stellung mit uns beizubringen“. Der starke demokratische und sozialistische Einfluss veranlasste Camphausen, sich wieder von der Gründung eines lokalen Ablegers des Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen zurückzuziehen. Zum Schutz ihrer Interessen forderten Camphausen und die rheinischen Liberalen daher ein Zensuswahlrecht. Gleichzeitig kämpften sie gegen Adelsvorrechte und die Reste des Feudalismus. Ihr Plädoyer für ein starkes Parlament war auch eine Kampfansage an das bestehende monarchische System. Im Jahr 1843 wurde Camphausen in den rheinischen Provinziallandtag gewählt. Dort trat er entschieden für die Einführung der Pressefreiheit ein. Gleichzeitig bot der Landtag trotz aller Beschränkungen die Möglichkeit zu einem stärkeren Zusammenschluss der rheinischen Liberalen. Dabei spielte Camphausen eine wichtige Rolle. Mevissen notierte: „An der Spitze der liberalen Partei des Landtages von 1843 steht der durch Schärfe des Geistes, Besonnenheit und Klarheit gleich ausgezeichnete L. Camphausen aus Köln.“ 1845 stellte er im Landtag unter Hinweis auf die Beschlüsse des Wiener Kongresses den Antrag auf „Bildung einer Repräsentation des Volkes im Sinne der königlichen Verordnung vom 22. Mai 1815.“ Camphausen verband dies unter anderem mit einer scharfen Kritik am preußischen Beamtenregiment. Dies führte zu einer heftigen Debatte im Provinziallandtag. An ihr beteiligten sich fast alle maßgeblichen Vertreter des rheinischen Liberalismus, die übereinstimmend den Antrag des Vorsitzenden der ersten Kurie, von Bianco, ablehnten, die Entscheidung über eine Verfassung allein dem König zu überlassen. Zahlreiche rheinische Städte unterstützten diese Forderung mit entsprechenden Petitionen. Camphausen resümierte, dass die Stände mehr parlamentarische Haltung als bei früheren Landtagen gezeigt und ihre „Hauptkräfte auf die wunden Stellen des Staatsorganismus gerichtet“ hätten. Mit seinem Antrag reihte sich Camphausen in eine ganze Reihe vergleichbarer Anträge, etwa in der Provinz Westfalen durch Georg von Vincke, ein. Im Jahr 1847 sah sich König Friedrich Wilhelm IV. gezwungen, auf Grund des Staatsschuldengesetzes von 1820 eine gesamtstaatliche Vertretung zu berufen, um die nötigen Finanzmittel zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Berlin nach Königsberg zu bewilligen. An Stelle eines gewählten preußischen Landtages wurde allerdings nur eine ständisch gegliederte Versammlung aus Mitgliedern der Provinziallandtage, der Vereinigte Landtag, einberufen. Unmittelbar nach Bekanntwerden des entsprechenden Patents vom 3. März 1847 übte Camphausen in einem Brief an seinen Bruder scharfe Kritik am Vorgehen des Monarchen und machte deutlich, dass die rheinischen Liberalen bereit waren, in die Offensive zu gehen und die Gelegenheit zur Durchsetzung einer gesamtstaatlichen Verfassung zu nutzen. Das Patent müsse „notwendig einen Verfassungsstreit hervorrufen, und wären die zahlreichen angreifbaren Stellen nicht vorhanden, so müsste die Opposition deren aufsuchen. Die lebendigere Erkenntnis der Rechten und Pflichten im Staate und die bis zur Furchtlosigkeit und Hingebung gesteigerte Teilnahme für sie kann nur im Kampf gewonnen werden, den die Presse zu eröffnen hat.“ Camphausen wurde vom rheinischen Provinziallandtag in den Vereinigten Landtag gewählt. Neben von Beckerath, Hansemann, August von der Heydt, Mevissen, Maximilian von Schwerin-Putzar und von Vincke war er eine der führenden Persönlichkeiten der liberal-konstitutionellen Opposition. Bereits unmittelbar nach der Eröffnung gehörte er zu denjenigen, die dafür eintraten, anstelle der ständischen Strukturen eine einheitliche Versammlung zur Beratung der Gesetze zu bilden. Außerdem plädierte Camphausen für den periodischen Zusammentritt einer solchen Versammlung. Um den Forderungen der gemäßigten liberalen Opposition Nachdruck zu verleihen, entwarf Camphausen zusammen mit von Beckerath und von der Heydt eine Petition, die von 139 Mitgliedern der Versammlung unterzeichnet wurde. Camphausen unterstützte von Beckeraths Antrag, das Gesetz, das bislang die Wählbarkeit an bestimmte Konfessionen knüpfte, aufzuheben. Allerdings zeigte sich Camphausen auch kompromissbereit. So plädierte er am 25. Juni 1847 dafür, in der Verfassungsfrage der Herrenkurie entgegenzukommen, um überhaupt zu einer Einigung zu gelangen. Seine Bereitschaft, den Gegensatz zur Krone nicht noch weiter zu vertiefen, zeigte sich auch nach der Ablehnung der Verfassungsforderung durch den König. Während Hansemann, unterstützt von weiteren 138 Abgeordneten, in einer Erklärung die liberalen Ziele noch einmal bekräftigte, wollte Camphausen die königliche Erklärung unerwidert lassen und stattdessen den Petitionsweg einschlagen. Als schwacher Ersatz für die Periodizität des Landtages wurden vom König vereinigte Ausschüsse zugestanden. Während eine Minderheit um Hansemann die Beteiligung an den Ausschusswahlen verweigerte, sprach sich Camphausen für eine Beteiligung aus, beharrte aber darauf, dass die Ausschüsse keinen Ersatz für einen Landtag darstellten und ließ keinen Zweifel daran, dass für die liberale Opposition die Verfassungsfrage weiterhin akut bleibe. Als die Ausschüsse Ende 1847 einberufen wurden, um über den Entwurf eines Strafgesetzbuches zu beraten, plädierte die Mehrzahl der rheinischen Liberalen, die das im Rheinland geltende französische Recht in Gefahr sahen, für einen Boykott. Camphausen zog sich den Unmut der übrigen Liberalen zu, als er sich für eine Beteiligung aussprach, um dort die Position der Opposition darzulegen. Als Mitglied des Vereinigten ständischen Ausschusses sorgte Camphausen dafür, dass die Verfassungsfrage auf der Tagesordnung blieb. Er zog die Legitimität dieses Organs in Frage und warf der Regierung vor, am Schluss der ersten Sitzungsperiode des Vereinigten Landtages die zur Verständigung ausgestreckten Hand der Ständevertreter „im Zorn zurückgestossen“ zu haben. Damit setzten die Liberalen noch vor Beginn der Märzrevolution in Preußen ein Zeichen. Eine revolutionäre Umwälzung wollten sie allerdings unter allen Umständen vermeiden. Die Februarrevolution in Paris schreckte die deutschen Liberalen auf. Camphausen schrieb am 1. März, dass die Ereignisse „in Frankreich wie Blei auf alle Sinnen“ wirkten. Während ein Teil der Liberalen die Revolution in Frankreich als Druckmittel nutzen wollte, um die Regierungen in Deutschland endlich zu Reformen zu bewegen, lehnte Camphausen dies ab. Vor allem die Beteiligung Hansemanns an der Heidelberger Versammlung, deren Beschlüsse schließlich zur Frankfurter Nationalversammlung führten, stieß auf die Kritik Camphausens, der schon im Oktober 1847 die Einladung Hansemanns zur Teilnahme an der Heppenheimer Tagung abgelehnt hatte. Stattdessen setzte er auf eine Vereinbarung zwischen bürgerlicher Opposition und den Landesherren und letztlich auf eine Reform des Deutschen Bundes durch einen Fürstenkongress statt auf eine Veränderung durch ein revolutionäres Parlament. Der Deutsche Bund sollte dabei im liberalen Sinn umgestaltet werden und eine Volksvertretung erhalten. Das revolutionär zustande gekommene Vorparlament sollte, so Camphausen, durch eine legitime Versammlung gesprengt werden. „Was die Heidelberger, unter ihnen Hansemann, beschlossen, wäre nicht viel weniger als die deutsche Republik; ich will womöglich zur Vernunft reden und einstweilen die Hand drin haben.“ Im Rheinland versuchte Camphausen die Opposition auf seine äußerst gemäßigte Linie festzulegen. Es gelang ihm, die Petitionen des Kölner Gemeinderates in seinem Sinne zu beeinflussen. Auch auf einer Tagung führender rheinischer Liberaler in Bonn setzte er nach heftigen Kontroversen mit Hansemann und Mevissen seine Haltung durch. Die schließlich angenommene Erklärung blieb aber wirkungslos, da sich die Situation mit der Märzrevolution in Berlin am 6. März 1848 ohnehin grundlegend gewandelt hatte. In den meisten deutschen Staaten zeigten sich die Monarchen bereit, gemäßigte Oppositionelle aus dem Vormärz in die Regierungen zu berufen, in der Hoffnung, die revolutionäre Bewegung bremsen zu können. Diese Regierungen werden im Allgemeinen als Märzministerium bezeichnet. Der erste Versuch scheiterte in Preußen allerdings daran, dass diesem vor allem Beamte angehörten. Unmittelbar nach dem Beginn der Revolution hatte der König mit Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Allerdings wurde sein Kabinett vor allem im Rheinland scharf kritisiert und stattdessen ein „volkstümliches Ministerium“ gefordert. Es waren sogar Gerüchte über separatistische Tendenzen im Umlauf. Der Kölner Regierungspräsident Karl Otto von Raumer argumentierte, dass in der Rheinprovinz nur ein Kabinett akzeptiert würde, dem Camphausen und möglichst auch Hansemann angehörten. Der König wollte zunächst Camphausen in das Kabinett von Arnim-Boitzenburg integrieren. Als Camphausen sich weigert, sieht sich König Friedrich Wilhelm IV. zur Bildung einer neuen Regierung unter Camphausen gezwungen. Camphausen wird damit der erste Bürgerliche auf diesem Posten überhaupt. Als Finanzminister spielt auch Hansemann eine wichtige Rolle. Daher wird diese Regierung in der Regel als "Kabinett Camphausen–Hansemann" bezeichnet. König Friedrich Wilhelm IV. demonstriert mit der Ernennung von führenden Vertretern der vormärzlichen Opposition seine Anerkennung der Revolution. Als wichtiger Nebeneffekt wird die Kreditwürdigkeit des preußischen Staates, die durch die Revolution erschüttert wurde, durch die Regierungsbeteiligung von Camphausen und Hansemann wiederhergestellt. Die Regierung Camphausen-Hansemann besteht aus gemäßigten liberalen Großbürgern und Adligen. Alfred von Auerswald wird Innenminister, Friedrich Wilhelm Ludwig Bornemann Justizminister und Heinrich Alexander von Arnim Außenminister. Kriegsminister wird vorerst Karl von Reyher. Das neue Kabinett weist eine starke Kontinuität auf: Nur Camphausen, Hansemann und Kanitz sind neu, die übrigen Minister bleiben im Amt oder stammen wie Bornemann aus der hohen Ministerialbürokratie. Die Regierung sieht ihre Aufgabe darin, alles zur „Rettung des Staates“ zu tun. Von zentraler Bedeutung wird dabei die Einlösung des Verfassungsversprechens. Dabei setzt die Regierung allerdings zunächst nicht auf eine Nationalversammlung, sondern auf die Wiedereinberufung des Vereinigten Landtages, um so Kontinuität zur vorrevolutionären Zeit zu demonstrieren. Die Errungenschaften der Märzrevolution sollen gesichert werden, gleichzeitig soll die Revolution selbst „geschlossen“ werden. Camphausen beschreibt den Charakter und die Zielsetzung seiner Regierung später als ein „Ministerium, nach seiner persönlichen Zusammensetzung geeignet, den Staat ohne lebensgefährliche Zuckungen über die Kluft, welche das alte System von dem neuen trennt, hinüber zu führen.“ Eine andere Selbstcharakterisierung ist „Ministerium des Übergangs, der Vermittlung“.
30.03.1848
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Deutscher Bund / Königreich Preußen / Großherzogtum Baden

Eine Kundgebung in der Aula der Universität Heidelberg zeigt, dass über die Weiterführung der Revolution keine Einigkeit unter den Bürgern besteht. Der Senat der Universität distanziert sich ausdrücklich von dem republikanischen Professor Karl Hagen, der für die Stadt Heidelberg in die Nationalversammlung entsandt wird und sich bei den Wahlmännern für die Wahl Friedrich Heckers bedankt.

31.03.1848
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Deutscher Bund

In Frankfurt am Main versammelt sich das sogenannte „Vorparlament“, das aus 574 ehemaligen und gegenwärtigen Mitgliedern von Stände-Versammlungen sowie aus etlichen durch „das Vertrauen des deutschen Volkes“ ausgezeichneten Männern besteht. Diese Abgeordneten sind allerdings noch keine gewählten Vertreter, die die verschiedenen Staaten des Deutschen Bundes deshalb nur sehr ungleichgewichtig repräsentieren können. Sofort bricht der Konflikt zwischen den „Demokraten“, die eine „republikanische Staatsform“ und „soziale Reformen“ durchsetzen wollen, und den „Liberalen“ aus, die der „Konstitutionellen Monarchie“ den Vorzug geben.

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Der österreichische Ministerpräsident Graf Kolowrat tritt von seinem Amt zurück
Der in Metz geborene General Ficquelmont wird neuer Ministerpräsident Österreichs
Deutscher Bund / Kaisertum Österreich

Elf Tage nach der Übernahme des Amtes des Ministerpräsidenten durch den Liberalen Böhmer Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky übernimmt der General Karl Ludwig Graf Ficquelmont das Amt. Dieser stammt aus einem alten lothringischen Adelsgeschlecht und trat zunächst in die österreichische Armee ein, wo er 1809 zum Obersten aufstieg und dann zum Generalstabschef der Armee des Erzherzogs Ferdinand von Este ernannt wurde. Er befehligte 1811 und 1812 drei Reiterregimenter gegen die Franzosen in Spanien. 1814 wurde Ficquelmont zum Generalmajor befördert, als der er 1815 die Kapitulation von Lyon zustande brachte. Nach dem Ende der Befreiungskriege war er in verschiedenen diplomatischen Missionen unterwegs. 1821 bis 1828 war er Gesandter in Neapel. 1825 heiratete er Dorothea von Tiesenhausen (1804–1863), Tochter von Ferdinand von Tiesenhausen. 1829 wurde er Botschafter in Sankt Petersburg und war dadurch ein wichtiger Einflussfaktor der Metternichschen Politik auf den Zaren Nikolaus I.; weitere Stationen der Karriere Ficquelmonts waren:

  • 1830 Ernennung zum Feldmarschallleutnant
  • 1831 Inhaber eines Dragonerregiments
  • 1840 Ernennung zum Staats- und Konferenzminister
  • 1843 Beförderung zum General der Kavallerie

Am 20. März 1848 übernahm Ficquelmont das Ministerium des Auswärtigen Österreichs im ersten verantwortlichen Ministerium Kolowrat.

Dänemark.gif Schleswig-Holstein.jpg Deutschland.gif
Königreich Dänemark / Herzogtum Schleswig / Herzogtum Holstein / Deutscher Bund

Der am 24. März 1848 begonnene Schleswig-Holsteinische Krieg zwischen Holstein und Schleswig auf der einen und Dänemark auf der anderen Seite wird fortgesetzt. Der neu ernannte schleswig-holsteinische General Krohn und seine 7000 als Schleswig-Holsteinern bestehenden Soldaten besetzen Flensborg (Flensburg). Über 7000 dänische Soldaten landen östlich der Stadt und Krohn befürchtet, dass sie die Stadt einkreisen werden und befiehlt den Rückzug. Doch noch bevor General Krohn seine Truppe abziehen kann, erreichen die Dänen Flensborg. Emissäre der Schleswig-holsteinischen provisorischen Regierung bieten den Dänen in Nordschleswig eine Abstimmung über ihre Staatszugehörigkeit an. Diese Depesche bleibt von dänischer Seite her unbeantwortet.

Wappen Frankfurt.gif
Deutscher Bund
Die wichtigsten Funktionsträger des Deutschen Bundes am Ende des Monats
Wappen Frankfurt.gif Funktion Name seit Jahre
Ludwig von Habsburg-Lothringen.jpg
Präsident des Deutschen Bundes
Ludwig von Habsburg-Lothringen
(* 1784 Florenz)
04.03.1835
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Karl Ludwig Graf Ficquelmont.jpg
Ministerpräsident Österreichs
Karl Ludwig Graf Ficquelmont
(* 1777 bei Metz)
31.03.1848
-
Friedrich Wilhelm IV.jpg
König von Preußen
Friedrich Wilhelm IV.
(* 1795 Berlin)
07.06.1840
7y09m25d
Ludolf Camphausen.jpg
Ministerpräsident Preußens
Gottfried Ludolf Camphausen
(* 1803 bei Aachen)
29.03.1848
2 Tage
Franz von Colloredo-Wallsee.jpg
Präsidialgesandter
Franz de Paula von Colloredo-Wallsee
(* 1799 Wien)
12.03.1848
20 Tage
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres 1848
Januar 1848 - Februar 1848 - März 1848 - April 1848 - Mai 1848 - Juni 1848 - Juli 1848
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1848
Juli 1848 - August 1848 - September 1848 - Oktober 1848 - November 1848 - Dezember 1848
Chronik des Deutschen Reiches des Jahres 1849
Januar 1849 - Februar 1849 - März 1849 - April 1849 - Mai 1849 - Juni 1849 - Juli 1849 - August 1849 - September 1849 - Oktober 1849 - November 1849 - Dezember 1849
Chronik des Deutschen Bundes des Jahres 1849
Dezember 1849
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