Chronik 56

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DIE EREIGNISSE DES JAHRES 56



Der ehemalige Pharisäer Paulus verkündet allen Christen die Rechtfertigung aus Glauben, nicht durch Werke

Paulus stellt klar, dass alle Christen der Obrigkeit untertan sein sollen

In Rom kommt der Radpflug zur landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung auf



Hauptseite Map Paulus 3. Missionsreise.jpg
Dritte Missionsreise des Paulus (Quelle: cms.bistum-trier.de)
Wichtige Persönlichkeiten des Jahres
(nach Geburtsjahr geordnet)
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Länderchroniken
Die wichtigsten Herrscher des Jahres
Nation Name Regierungszeit
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Kaiserreich China
(221 BC - 1912 AD)
(Östliche Han-Dynastie)
Kaiser Han Guangwu-di
25 - 57
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Christliche Gemeinschaft
(33-754)
Leiter der christlichen Urgemeinde Petrus
(Simon bar Jona)
32 - 67
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Reich der Parther
(247 BC - 224 AD)
Schah Valgasch II. (Vologaeses)
51 - 78
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Imperium Romanum
(27 BC - 395 AD)
Imperator Nero
54 - 68
Ereignis
frühere Ereignisse
Chronik 46 - 47 - 48 - 49 - 50 - 51 - 52 - 53 - 54 - 55
fortlaufende Ereignisse
* Der Apostel Paulus und sein Team sind im dritten Jahr auf Pauli dritter Missionsreise unterwegs.
  • Der im Jahre 54 im Nordwesten der römischen Provinz Tarraconensis, dem späteren Asturien, begonnene Aufruhr gegen die römische Besatzungsmacht aufgrund von Machtmissbrauch der kaiserlichen Procuratoren wird fortgesetzt.
01.01.56
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Imperium Romanum
  • In Rom schreibt man dass Jahr DCCCIX (809) ab urbe condita (seit der Gründung Roms).
  • Quintius Volusius Saturninus und Publius Cornelius Lentulus Scipio werden zu Consuln ernannt. Consules suffecti werden Lucius Junius Gallio Annaeanus, Titus Cutius Ciltus, Publius Sulpicius Scribonius Rufus, Publius Sulpicius Scribonius Proculus, Lucius Duvius Avitus und Publius Clodius Thrasea Paetus.
  • Für die Verwaltung der Staatskasse werden von jetzt an zwei Praefekte eingesetzt.
Frühjahr 56
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Imperium Romanum / Römische Provinzen in Asien / Christliche Gemeinschaft

Der Apostel Paulus hält sich seit September 53 in Ephesus auf und predigt dort das Evangelium. Daneben denkt er an seine Glaubensgeschwister in Hellas; weil die Reise dorthin noch Monate warten muss, schreiben er und sein Begleiter Sosthenes den "1. Brief an die Korinther". Im weiteren Verlauf des Briefes redet Paulus die Gemeinde dann aber durchwegs in der Ich-Form an (beginnend mit 1 Kor. 1,4), so dass Paulus als der eigentliche Verfasser des Briefes gilt. An seiner Verfasserschaft gibt es unter Theologen keine Zweifel. Die Zielvorstellung des 1. Korintherbriefes ist die auch noch im 21. Jahrhundert „in Jesus Christus begründete Einheit der Gemeinde angesichts ihrer faktischen Zerrissenheit“. Schon zu Beginn erwähnt Paulus, dass er von Streitigkeiten in der korinthischen Gemeinde erfahren habe. Daher wird erwogen, ob manche Aussagen am Beginn eines thematischen Abschnittes nicht die Meinung des Paulus ausdrücken, sondern die Meinung mancher Korinther. Demnach versucht Paulus, den Christen in Korinth einen Weg „zwischen Beliebigkeit und extremen Idealen“ aufzuzeigen. Dabei führe er zuerst ein Schlagwort der jeweiligen Position an und entfalte dann Schritt für Schritt seine eigene Meinung. Demnach könnte man den jeweiligen Einstieg in Anführungszeichen setzen („Alles ist mir erlaubt“, 1 Kor 6,12), oder als Frage übersetzen: „Ist mir alles erlaubt?“ Bei der Auslegung des 1. Korintherbriefes ist jedenfalls zu bedenken, dass Paulus auf bestimmte Anfragen oder Meinungen korinthischer Gruppen reagiert. Die wichtigsten Lehren aus dem 1. Korinterbrief sind Folgende:

  • Paulus rät, dass jeder Mensch in jeder Situation nach Zufriedenheit trachten soll. Er rät den Sklaven, dass sie mit ihrem Dasein zufrieden sein sollen, er rät Ihnen aber auch, dass sie Gebrauch von der Freiheit machen sollen, wenn diese ihnen ermöglicht würde.
  • Der Geist Gottes wohnt in jedem Menschen, der an Christus glaubt: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1. Kor. 3,16).
  • Allen Christen ist alles erlaubt, aber es ist nicht alles nützlich und nicht alles erbaut den Menschen (10,23).
  • Paulus erklärt den Korinthern das auch heute noch in den meisten christlichen Kirchen gebräuchliche Abendmahl (in manchen Kirchen auch "Herrenmahl" genannt) und begreift dies als ein Gedächtnismahl an Jesus im 11. Kapitel (mit Versangaben):

23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm,
24 und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis.
25 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.
26 Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

  • Paulus erklärt das Geheimnis, dass der "Leib Christi" (gemeint ist die Gemeinschaft der Gläubigen) wie ein einziger Leib anzusehen ist, der aus vielen Gliedern bestehe.
  • Der Apostel wiederholt das Zeugnis von der leiblichen Auferstehung Jesu von den Toten im 15. Kapitel (mit Versangaben):

3 Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften;
4 und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften;
5 und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen.
6 Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übriggeblieben, einige aber auch entschlafen sind.
7 Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen;
8 zuletzt aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.
9 Denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

  • Außerdem erklärt Paulus der Gemeinde in Korinth, dass ein Christ jeglichen Geschlechts faktisch nur eine einzige Person über sich habe. Er schreibt in 1. Korinther 7,23 (in der Lutherübersetzung): "Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte!"
  • Die meisten Christen sind davon überzeugt, dass das sogenannte "Hohelied der Liebe" im 13. Kapitel eine von mehrere zentralen Stellen der Bibel ist (mit Versangaben, im Luthertext):

1 Wenn ich mit Menschen-und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, also dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich; die Liebe eifert nicht; die Liebe treibt nicht Mutwillen; sie blähet sich nicht;
5 sie stellet sich nicht ungebärdig; sie suchet nicht das Ihre; sie lässet sich nicht erbittern; sie trachtet nicht nach Schaden;
6 sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit; sie freuet sich aber der Wahrheit;
7 sie verträget alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles.
8 Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden, und die Sprachen aufhören werden, und die Erkenntnis aufhören wird.
9 Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk.
10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
13 Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

01.05.56
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Imperium Romanum / Römische Provinzen in Asien / Christliche Gemeinschaft

Die Abreise des Paulus und seines Teams aus Ephesos bleibt von der Bevölkerung nicht unbeachtet. Es entsteht sogar ein Aufruhr unter seinen Gegnern, von dem der Evangelist Markus in der Apostelgeschichte im 19. Kapitel schreibt (mit Versangaben):

23 Es entstand aber um jene Zeit ein nicht geringer Aufruhr betreffs des Weges.
24 Denn einer mit Namen Demetrius, ein Silberschmied, der silberne Tempel der Artemis machte, verschaffte den Kunsthandwerkern nicht geringen Erwerb;
25 und nachdem er diese samt den damit beschäftigten Arbeitern versammelt hatte, sprach er: Männer, ihr wisst, dass aus diesem Erwerb unser Wohlstand kommt;
26 und ihr seht und hört, dass dieser Paulus nicht allein von Ephesus, sondern beinahe von ganz Asien eine große Volksmenge überredet und abgewandt hat, da er sagt, dass das keine Götter seien, die mit Händen gemacht werden.
27 Nicht allein aber ist für uns Gefahr, dass dieses Geschäft in Verruf kommt, sondern auch, dass der Tempel der grossen Göttin Artemis für nichts geachtet und auch ihre herrliche Größe, die ganz Asien und der Erdkreis verehrt, vernichtet wird.
28 Als sie aber [das] hörten, wurden sie voll Wut, schrien und sagten: Groß ist die Artemis der Epheser!
29 Und die Stadt geriet in Verwirrung; und sie stürmten einmütig nach dem Theater und rissen die Mazedonier Gajus und Aristarchus, die Reisegefährten des Paulus, mit fort.
30 Als aber Paulus unter das Volk gehen wollte, ließen die Jünger es nicht zu.
31 Und auch einige von den Asiarchen, die seine Freunde waren, sandten zu ihm und baten ihn, sich nicht nach dem Theater zu begeben.
32 Die einen nun schrien dies, die anderen jenes; denn die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wussten nicht, weshalb sie zusammengekommen waren.
33 Aus der Volksmenge heraus verständigte man den Alexander, den die Juden vorschoben. Alexander aber winkte mit der Hand und wollte sich vor dem Volk verantworten.
34 Als sie aber erkannten, dass er ein Jude war, erhob sich eine Stimme aus aller Mund, und sie schrien etwa zwei Stunden lang: Groß ist die Artemis der Epheser!
35 Als aber der Stadtschreiber die Volksmenge beruhigt hatte, spricht er: Männer von Ephesus, welcher Mensch ist denn, der nicht wüsste, dass die Stadt der Epheser eine Tempelpflegerin der großen Artemis und des vom Himmel gefallenen [Bildes] ist?
36 Da nun dies unbestreitbar ist, so geziemt es euch, ruhig zu sein und nichts Übereiltes zu tun.
37 Denn ihr habt diese Männer hergeführt, die weder Tempelräuber sind noch unsere Göttin lästern.
38 Wenn nun Demetrius und die Kunsthandwerker mit ihm gegen jemand eine Sache haben, so werden Gerichtstage gehalten, und es sind Statthalter da. Mögen sie einander verklagen!
39 Wenn ihr aber wegen anderer Dinge ein Gesuch habt, so wird es in der gesetzlichen Versammlung erledigt werden.
40 Denn wir sind auch in Gefahr, wegen des heutigen Aufruhrs angeklagt zu werden, da es keine Ursache gibt, weswegen wir uns über diesen Auflauf werden verantworten können. Und als er dies gesagt hatte, entließ er die Versammlung.
Kapitel 20
1 Nachdem aber der Tumult aufgehört hatte, rief Paulus die Jünger zu sich und ermahnte sie; und als er Abschied genommen hatte, ging er fort, um nach Mazedonien zu reisen.
2 Als er aber jene Gegenden durchzogen und sie mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland.

Juli 56
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Imperium Romanum

Consul Quintius Volusius Saturninus übergibt sein Amt an Consul suffectus Lucius Junius Gallio Annaeanus.

September 56
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Imperium Romanum / Römische Provinzen in Südosteuropa / Christliche Gemeinschaft

Nach seiner Ankunft in Makedonien erhält der Apostel Paulus vons einem Schüler Titus die Nachricht, dass die Christen in Korinth ihre Fehler eingesehen hätten und reumütig zum Gehorsam zurückgekehrt seien. Daraufhin verfasst Paulus, teilweise gemeinsam mit Timotheus, den 2. Korintherbrief. Einige spätere Ausleger vermuten, dass der heute vorliegende Brief aus verschiedenen Briefen des Paulus bestehe, die von seinen Schülern in einen zusammenhängenden Text gefasst wurde. Das Thema des Briefes ist der Dienst, wodurch er mit dem Brief des Paulus an Philemon vergleichbar wird. Dennoch behandeln beide Briefe das Thema aus unterschiedlicher Sicht. Im Philemonbrief wirbt Paulus um die Gemeinde, dass sie in den Dienst für Jesus Christus hineinwachse. Im 2. Korinterbrief spricht Paulus als Diener Christi, der einer Gemeinde ins Gewissen reden muss. Der Brief kann so gegliedert werden:

  • Gemeinschaft des Trostes (2 Kor 1,3−2,14)
  • Der richtige Dienst für Christus (2 Kor 2,12−6,10)
  • Lebensregeln der Gemeinschaft der Christen (2 Kor 6,11−9,15)
  • Die Vollmacht des Apostels (2 Kor 10,1−13,10)
  • Schlusswort und Segenswunsch (2 Kor 13,11–13)

Und so heißt es auch am Schluss:

13 Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

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Imperium Romanum

Consul Lucius Junius Gallio Annaeanus, der erst vor zwei Monaten zum Consul berufen wurde, wird durch Consul suffectus Publius Sulpicius Scribonius Rufus ersetzt.

November 56
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Imperium Romanum

Consul Publius Sulpicius Scribonius Rufus, der erst vor zwei Monaten zum Consul berufen wurde, wird durch den Consul suffectus Lucius Duvius Avitus abgelöst.

Ende November 56
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Imperium Romanum / Römische Provinzen in Südosteuropa / Christliche Gemeinschaft

Der Apostel Paulus und sein Team treffen in Korinth ein. Die Christen in Korinth sind die ersten, die bereits zum zweiten Mal von Paulus besucht werden.

Winter 56
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Imperium Romanum / Römische Provinzen in Südosteuropa / Christliche Gemeinschaft

Der Apostel Paulus schreibt in Korinth einen Brief an die Christen in Rom. Der Brief gehört zu jenen sieben Briefen von Paulus, deren Authentizität kaum umstritten ist. In ihm präsentiert Paulus einen Entwurf einer grundlegenden Thematik der vier Evangelien, ohne, wie in seinen anderen Briefen, auf konkrete Fragen oder Konflikte in der Empfängergemeinde mit Empfehlungen Bezug zu nehmen. Als Darlegung der christlichen Heilsbotschaft wird dieser Brief in allen Epochen der Kirchengeschichte über 2000 Jahre lang hochgeschätzt werden. Er ist in einer Form der griechischen Sprache, der Koine, verfasst. Das Christentum hatte in Rom zunächst unter den vielen Diaspora-Juden und in jüdischen Synagogengemeinden, denen sich auch Proselyten und gottesfürchtige Nichtjuden anschlossen, Anhänger gefunden. Doch seit ein paar Jahren sind Christen in den Synagogen schon nicht mehr geduldet. Diesbezügliche Auseinandersetzungen scheinen zu der von Sueton berichteten Ausweisung der Juden aus Rom unter Kaiser Claudius geführt zu haben. Der Gemeinde, an die Paulus schreibt, gehören sowohl Juden- als auch Heidenchristen an. Die Kirche muss schon eine beachtliche Größe erreicht haben und auf mehrere, vermutlich voneinander unabhängige, Hausgemeinden verteilt sein (Röm 16,5.10f.14f.). Dass ein Drittel der namentlich Angesprochenen Frauen sind, wie beispielsweise die Apostelin Junia, könnte ein Indiz für die wichtige Rolle sein, die Frauen in der frühen Kirche Roms spielen. Die Tatsache, dass die Gemeindeglieder Steuern zahlen müssen (Röm 13,6), und die größtenteils nicht typisch römischen Namen lassen darauf schließen, dass die meisten keine römischen Bürger, sondern peregrini, Freigelassene oder Sklaven wie „die aus dem Haus des (Nichtchristen) Narcissus, sind, die in dem Herrn sind“ (Röm 16,12). Im Gegensatz zu den Adressaten seiner anderen Briefe hat Paulus die römische Gemeinde nicht selbst gegründet und kennt sie auch nicht. Einzelne Mitglieder wie Prisca und Aquila, die aufgrund des Edikts von Claudius Rom verlassen haben, sind ihm aber schon aus Griechenland bekannt. Da er beabsichtigt, auf einer weiteren Missionsreise, die den westlichen Mittelmeerraum zum Ziel hat, auch Rom zu besuchen (Röm 15,24), dient der Brief der Vorbereitung dieses Besuchs. Auf spezielle Probleme der Gemeinde geht er weniger ein, als es in den anderen Briefen der Fall ist. Stattdessen stellt er seine Theologie ausführlich dar. Paulus benutzt teilweise die in Mode gekommene Form einer Diatribe, wenn er schreibt, als antworte er auf Zwischenrufe. Der Text ist dementsprechend wie eine Diskussion strukturiert. Die Form lässt annehmen, dass Paulus Missverständnisse bezüglich seiner Theologie vermutet, denen er vorbeugen möchte, ehe er selbst nach Rom kommt. Im Ablauf des Briefes wechselt Paulus mehrmals die Ansprechpartner: Zum Teil scheint er sich an die Judenchristen, dann an Heidenchristen und manchmal auch an die ganze Gemeinde zu wenden. Ähnlich wie Jesus arbeitet Paulus mit dem Stilmittel des Gleichnisses, eine Abhängigkeit ist jedoch nicht zu erkennen. Mehrfach wendet er beispielsweise das Bild vom Verhältnis zwischen Herrn und Sklaven an, das sich auf die Stellung des Menschen gegenüber der Sünde oder auch der Gnade bezieht. Seine Aussagen belegt er häufig mit Zitaten aus dem Alten Testament der christlichen Bibel, vor allem aus dem Jesajabuch. Als Grundlage dient ihm dabei meist das Griechische Alte Testament. Die Form der Auslegung verrät seine theologische Prägung sowohl durch das hellenistische Judentum als auch durch die Pharisäer in Jerusalem.
Das zentrale Thema des Briefes ist das Evangelium von Jesus Christus (1,16f.): „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft, zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst, als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“ Dieser Vers fasst die wichtigsten Aussagen des Römerbriefes zusammen: Die Rechtfertigung durch den Glauben an Jesus Christus gilt für Juden und Nichtjuden gleichermaßen. Nach Paulus sind alle Menschen schuldig und gegenüber Gott für ihre Sünden verantwortlich. Nur durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi kann die Menschheit Erlösung erlangen. Gott ist deshalb gleichzeitig gerechter Richter und derjenige, der gerecht macht. Als Antwort auf Gottes freie, souveräne und gnädige rettende Tat können die Menschen durch den Glauben gerechtfertigt werden. Viele der Ausführungen des Paulus im Römerbrief finden in früheren Paulusbriefen, insbesondere dem Galaterbrief und den Korintherbriefen, ihre Vorläufer. Aber in keinem Brief ist die Problematik von Sünde und Rechtfertigung so ausführlich dargestellt wie hier:
Alle Menschen sind Sünder - Zu Beginn seines Briefes (1,18 – 3,20) stellt Paulus dar, dass alle Menschen Sünder sind. Zwar wüssten die Heiden nicht vom Gesetz, sie hätten aber Gott aus seiner Schöpfung als Schöpfer erkennen und verehren müssen. Da sie das nicht taten, sondern stattdessen Kreaturen als Götzen verehrten, „hat sie Gott dahingegeben in verkehrtem Sinn, sodass sie tun, was nicht recht ist“ (Röm 1,28). Aber auch die Juden sündigten, obwohl sie das Gesetz als Maßstab für gottgefälliges Handeln hatten. So stellt Paulus fest, dass „kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor Gott gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (3,20). Später weitet Paulus das Thema der Sünde weiter aus. Die Sünde wird als Macht personifiziert, der der Mensch unterworfen ist. Paulus spricht ihn damit jedoch nicht von persönlicher Verantwortung frei. Er entwirft auch nicht die These einer Erbsünde, sondern leitet die Sünde aus dem ersten Sündigen, also von Adam und Eva, her.
Rechtfertigung aus Glauben, nicht durch das Gesetz - Stattdessen kommt die Gerechtigkeit vor Gott allein von Gott selbst, und zwar aus dem Glauben an seinen Sohn Jesus Christus. Als Beispiel für die Möglichkeit, ohne das Gesetz Gerechtigkeit zu erlangen, nennt Paulus im Kapitel 4 Abraham, den Stammvater des jüdischen Volks. Er vertraute entgegen dem äußeren Anschein Gottes Zusage, dass er Vater vieler Völker werden solle (Genesis 17,5), und erlangte so die Verheißung. Die Beschneidung sei nicht Ursache der ihm von Gott zugesprochenen Gerechtigkeit, sondern nur äußeres Zeichen von Gottes Bund mit Abraham. Genauso sollen die Christen glauben, dass Jesus zur Vergebung ihrer Sünden gestorben und auferstanden ist, und um dieses Glaubens willen Gerechtigkeit bei Gott erlangen (4,22–23). Deshalb bezeichnet Paulus Abraham als den Vater aller Gläubigen, sowohl der Juden als auch der Griechen. In Kapitel 5,12–21 stellt Paulus Adam und Jesus Christus als Antitypen einander gegenüber: Wie durch den Ungehorsam eines einzigen, nämlich Adams, der im Garten Eden die verbotene Frucht nahm, der Tod über alle Menschen kam, so befreit der Gehorsam eines einzigen, Jesus Christus, alle Menschen von der Macht der Sünde. Durch die Taufe stirbt der, der an Jesus glaubt, symbolisch mit Jesus und ist damit der Macht der Sünde entzogen (6,3–11). Er lebt in Jesus Christus und ist frei vom Gesetz (7,6). Er hat also den Herrschaftsbereich gewechselt und steht nicht mehr unter Gesetz und Tod, sondern unter der Gnade. Der Heilige Geist, der im Christen ist (8,1–17), soll jetzt sein Leben bestimmen. Wie die christliche Lebensführung konkret aussieht, beschreibt Paulus in den Kapiteln 12 bis 15. Im Zentrum steht dabei das Gebot der Nächstenliebe (13,8–10). Diese christliche Ethik hat Jesus schon in seiner Bergpredigt dargestellt.
Das Volk Israel sowie die Gemeinschaft von Christen aus den Juden und Christen aus den Nationen - Ein Aspekt des Römerbriefs, der den ganzen Brief durchzieht, ist das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Christen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft in den frühen christlichen Gemeinden. Ein Teil der aus dem Judentum stammenden Christen verlangte, dass auch diejenigen Christen, die zuvor Heiden gewesen waren, sich beschneiden ließen und die jüdischen Lebensweise befolgten, also den Sabbat und die Speisegesetze beachteten. Paulus legt nun dar, dass Juden und Heiden gleichermaßen Sünder seien, die Gott durch Jesu Tod und Auferstehung gerettet habe. Daher sei das Halten dieser Gebote vom Erlösungsgedanken hernicht mehr nötig. Zwar gelte die Torah für die Juden als Maßstab gottgefälligen Lebens, sie schütze aber nicht vor der Sünde (3,19–20; 7,23). Vor allem die Kapitel 9–11 behandeln die Rolle derjenigen Juden, die nicht an Jesus als den Messias und an seine Auferstehung glauben. Paulus, selbst ein „Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin“ (11,1), betont, dass Israels Erwählung, der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat, und die Torah weiterhin und unwiderruflich gültig seien (9,4–13). Gott habe nur einen Teil der Juden verstockt, um auf diese Weise den Heiden die Möglichkeit zu geben, von Jesus zu hören und zum Glauben zu finden (11,11.25–32). Erst dann werde auch Israel gerettet. In der Auslegung dieses Textes besteht ein Widerspruch zwischen der verbreiteten traditionellen Ansicht, dass nur ein Rest von Israel, nämlich die Juden, die sich zu Jesus als dem Messias bekennen, gemeint seien, und der von der neueren Forschung vertretenen Meinung, dass ganz Israel gerettet würde. Als Konsequenz aus der besonderen Rolle Israels in Gottes Plan fordert Paulus von Juden- und Heidenchristen in der Gemeinde gegenseitige Akzeptanz. Zwar nennt er die, die nicht wie er selbst ohne schlechtes Gewissen zusammen mit Menschen an einem Tisch sitzen können, die sich nicht an die jüdischen Speisegebote halten, schwach, verlangt aber von den sogenannten Starken, Rücksicht auf deren Gewissen zu nehmen (14,1 – 15,7). Das entsprach dem auf dem sogenannten Apostelkonzil zwischen Paulus auf der einen Seite und Petrus und dem Herrenbruder Jakobus auf der anderen Seite ausgehandelten Vergleich.
Liste von Charismen - Mit Röm. 12,1 beginnt ein neues Thema; Paulus „appelliert“ an die Römer, sich Gott zur Verfügung zu stellen, denn Gott arbeitet mit den Christen zusammen, und er tut das durch die den Christen anvertrauten Charismen. Es folgt eine Liste von sieben Charismen (Röm 12,6–8), die zweitlängste Liste im NT (nach 1 Kor. 12,8–10). Der nächste Abschnitt beginnt mit der „echten Liebe“ – das ist vielleicht die Überschrift über die nun folgenden Tätigkeiten, unter anderem „ausdauernd im Gebet“; diese Tätigkeiten folgen beschreibend aufeinander, nicht in Befehlsform (Röm 12,9–19).
Gehorsam gegenüber der Staatsmacht - Ein besonders umstrittener Abschnitt des Römerbriefs ist 13,1–7. Die Obrigkeit, mit der nicht allein der Herrscher, sondern auch seine Beamten und andere Beauftragte gemeint sind, erscheint darin als Dienerin Gottes zum Schutz der Guten und zur Bestrafung der Bösen. Jeder hat ihr zu gehorchen. Die Regierungsform oder die Legitimität der Herrschaft problematisiert Paulus dabei nicht. Der Text wird daher über Jahrhunderte hinweg als Rechtfertigung jeglicher Form von staatlicher Willkür gelten. Spätere Ausleger beziehen häufig die Zeitumstände der Abfassung des Römerbriefs mit ein. Möglicherweise habe Paulus angesichts der schwierigen politischen Lage nach der Vertreibung der Juden aus Rom zur Loyalität gegenüber dem römischen Staat aufgerufen. Schließlich sei die junge christliche Gemeinde schutzbedürftig gewesen. Und er erwähnt hier drei Instanzen, die den Menschen beurteilen und einschränken: Sein Gewissen (als innerer Gerichtshof), die Obrigkeit und Gottes Gericht am Ende.

56
EREIGNISSE DES JAHRES OHNE GENAUE DATUMSANGABE
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Imperium Romanum
  • In Rom kommt der Radpflug zur landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung auf.
  • Lucius Volusius Saturninus, der Consul suffectus des Jahres 3, stirbt. Er war der Sohn des gleichnamigen Lucius Volusius Saturninus, Consul suffectus im Jahr 12 BC, und Nonia Polla. Saturninus hatte eine Schwester, Volusia, und war mit einer Cornelia verheiratet. Seine beiden Söhne waren der Pontifex Lucius Volusius Saturninus und der Consul des Jahres der 56, Quintus Volusius Saturninus. Zusammen mit seinen Söhnen besaß er ein Columbarium an der Via Appia. Er hatte einen makelosen Ruf und ein großes, aber legal erwirtschaftetes Vermögen. Um ihn zu ehren, gibt der Senat nach seinem Tod auf Kosten Neros ein Staatsbegräbnis und errichtet mehrere Statuen in großen Tempeln, Theatern und anderen öffentlichen Gebäuden in Rom, darunter eine bronzene auf dem Augustusforum, zwei aus Marmor im Tempel des göttlichen Augustus, eine im Tempel des Divus Iulius, eine auf dem Palatin beim Tripylumstor, eine andere auf dem Vorhof des Apollotempels, auf die Curia Iulia blickend, eine weitere Statue, die ihn als Auguren darstellt, eine andere Reiterstatue und eine Statue auf einer sella curulis in der Nähe des Theaters des Pompeius. Der Verstorbene war bis zu seinem Tod Augur, von 9 bis 10 Proconsul von Asia, Legatus Augusti pro praetore von 14 bis 15 in Illyricum sowie im gleichen Amt von 34 bis 50 in Dalmatia. Seit 42 war er Stadtpraefekt von Rom.
  • Gaius Stertinius Xenophon, der ehemalige Leibarzt des Kaisers Claudius, stirbt etwa 64jährig. Xenophon stammte von der griechischen Insel Kos, die damals zur römischen Provinz Asia gehörte. Dort gab es ein berühmtes Heiligtum des Asklepios, wo er zum Arzt ausgebildet wurde, bevor er nach Rom ging. Er erhielt das römische Bürgerrecht und konnte mit seiner medizinischen Tätigkeit ein großes Vermögen von 30 Millionen Sesterzen (gemeinsam mit seinem Bruder) erwerben. Als Leibarzt des Claudius bekam er ein jährliches Honorar von 500.000 Sesterzen, von seinen früheren reichen Patienten angeblich noch weit mehr. Xenophon begleitete den Kaiser auf dessen Feldzug nach Britannien und erhielt militärische Auszeichnungen. Sein Wohnhaus in Rom lag, wie ein Wasserleitungsrohr mit seinem Namen zeigt, auf dem Hügel Caelius. Als Agrippina, die Frau des Claudius, im Jahr 54 angeblich versuchte, ihren Mann zu vergiften, soll Xenophon (nachdem ein von der berühmten Giftmischerin Locusta geliefertes Gift versagt hatte) dabei geholfen haben, den Tod endgültig herbeizuführen. Er führte eine Pfauenfeder in den Rachen des Kaisers ein (angeblich, um ihn zum Erbrechen zu bringen), die mit einem schnell wirkenden Gift versehen war, wie zumindest der Historiker Tacitus einige Jahrzehnte später in seinen Annalen berichtete. Ob der Tod des Claudius wirklich ein Giftmord war, ist in der Forschung allerdings umstritten. Nach dem Tod des Claudius kehrte Xenophon nach Kos zurück, wo er aus seinem Vermögen dem Heiligtum des Asklepios reiche Zuwendungen machte. Er wurde deswegen mit Statuen und Münzbildern hoch geehrt.
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Königreich Ulster / Königreich Connaught / Königreich Munster / Königreich Leinster

Der Hochkönig (High King) von Irland, Fiacha Finnfolaidh, wird getötet. In den Provinzen regieren König Elim von Ulster, der Sohn des Conra; König Sanbh von Connaught, Sohn von Ceat Mac Magach; König Foirbre von Munster, Sohn des Finn und König Eochaidh Aincheann von Leinster.

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