Chronik 1871.05

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Weltchronik des Mai 1871


Beginn der "Gründerjahre" im Deutschen Reich

Bisher 8000 Opfer der Gelbfieber-Epidemie in Buenos Aires

Der erste Kühlschrank wird von Carl Linde entwickelt

Hier geht es zu den Ereignissen der Jahre... 1861 / 1862 / 1863 / 1864 / 1865 / 1866 / 1867 / 1868 / 1869
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1870 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Hier geht es zu den Ereignissen der Monate des Jahres 1871 Januar / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / Oktober / November / Dezember
Ereignis
Fortlaufende Ereignisse
  • Besetzung Paraguays durch Brasilien (seit März 1870)
  • Gelbfieber-Epidemie in Buenos Aires (seit 27. Januar 1871)
  • Waffenstillstand im Deutsch-Französischen Krieg und Friedensverhandlungen (seit 26. Februar 1870)
  • "La commune de Paris" (Pariser Kommune) (seit 18. März 1871)

Mai 1871 Deutsches Reich (Königreich Preußen) Das Unternehmen Schering AG wird in Berlin gegründet.


1. Mai 1871 Österreich-Ungarische Monarchie In Ungarn werden die ersten Briefmarken hergestellt. Es handelt sich um zwei Serien mit sechs verschiedenen Werten, die Ferenc József (Kaiser Franz Josef I.) darstellen.


04.05.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Die am 16. April verabschiedete Bismarck‘sche Reichsverfassung tritt in Kraft und ersetzt die Novemberverträge (Verfassung des Deutschen Bundes) aus dem Jahre 1870. Obwohl sie keine Aussage über die Hauptstadt trifft, ist Berlin als Sitz von Kaiser, Reichskanzler und Reichstag damit Reichshauptstadt.

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Französische Republik / Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Unter dem Eindruck der steigenden Intensität des Bürgerkriegs erlangt die autoritäre Fraktion in der Pariser Kommune bald ein höheres Gewicht im Gemeinderat. Dies wird zusätzlich durch den Austritt gemäßigter Vertreter begünstigt, nachdem nach einer Kampfabstimmung ein aus der Revolution von 1789 bekannter Wohlfahrtsausschuss gebildet wird, der mit quasi diktatorischen Vollmachten ausgestattet wird und dessen Mitglieder nur der Kommune verantwortlich sind. Die Kommune beginnt mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die die Lebensbedingungen der Bürger verbessern sollen. Als soziale Maßnahmen sind vor allem ein Dekret über den rückwirkenden Erlass von fälligen Mieten, der Erlass über die Rückgabe von verpfändeten Gegenständen, insbesondere von „Kleidungsstücken, Möbeln, Wäsche, Büchern, Bettzeug und Arbeitswerkzeugen“ und die Abschaffung der Nachtarbeit für Bäckergesellen zu nennen. Andere Dekrete sind grundsätzlicher Natur und spiegeln den säkularen und sozialreformerischen Anspruch der Kommune wider; dazu gehört beispielsweise die Trennung von Kirche und Staat und das Dekret, wonach von ihren Besitzern bei der Flucht der Regierung verlassene Fabriken in Kollektiveigentum überführt und durch eine „kooperative Assoziation der Arbeiter“ betrieben werden sollen. Dazu gehört auch, dass die Kommune den Waisen von bei der Verteidigung von Paris gefallenen Nationalgardisten eine Pension zugesteht, egal ob es sich dabei um legitime oder illegitime Kinder handelte. Zu den Verordnungen zählen darüber hinaus auch symbolische Akte wie die Verbrennung der Guillotine auf dem Plâce Voltaire oder der Sturz der Vendôme-Säule, dem Symbol der Napoléonischen Feldzüge.

10.05.1871
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Deutsches Kaiserreich / Königreich Preußen

Ende des Französisch-Preußischen Krieges. Die Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland in Frankfurt am Main enden mit der Unterzeichnung des abschließenden Friedensvertrages von Frankfurt. Dieser verpflichtet Frankreich zur Abtretung des Elsass ohne Belfort und Nordlothringens mit der Festung Metz sowie zur Zahlung von fünf Milliarden Francs Reparationen an Deutschland.

11.05.1871
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Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Der britische Astronom Sir John Frederick William Herschel (* 7. März 1792 in Slough bei Windsor) stirbt in Hawkhurst in der Grafschaft Kent. John Herschel war der Sohn des bekannten Astronomen und Entdecker des Uranus Wilhelm Herschel. Zunächst wurde er Jurist und wandte sich später wie sein Vater der Astronomie zu und übernahm dessen Sternwarte. Er entdeckte, dass die Magellanschen Wolken aus Sternen bestehen, gab verschiedene Sternen-Kataloge heraus und führte das Julianische Datum in die Astronomie ein. Er wurde 1831 geadelt, 1848 Präsident der Royal Astronomical Society und 1850 königlicher Münzmeister. Nachdem er den Katalog seines Vaters über den nördlichen Himmel vervollständigt und ergänzt hatte, kam er im Januar 1834 in Kapstadt an und erwarb das Gut Feldhausen (einst Veldhuyzen, im heutigen Vorort Wynberg oder Claremont), wo er sein Teleskop errichtete. Seine Vielseitigkeit beweist auch die Anwendung der Lichtempfindlichkeit bestimmter Eisensalze zu damals neuen fotografischen Verfahren. 1842 entdeckte er den fotografischen Prozess zum Belichten von Papierbildern auf der Basis von kolloidalem Gold, den er Chrysotypie nannte. Seit seinem Studium in Cambridge war Herschel mit Charles Babbage, dem Erfinder des Ur-Computers, befreundet. Mit ihm zusammen gründete er schon während seines Studiums in Cambridge unter der Leitung von Robert Woodhouse die Analytical Society. Herschel gehörte – wie der der bekannte britische Politiker und Premierminister von Februar bis Dezember 1868 Benjamin Disraeli zu der kleinen Gruppe von messianischen Juden in Großbritannien. Er wird nach einem Staatsakt in der Westminster Abbey beerdigt.

13.05.1871
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Königreich Italien / Kirchenstaat

Die Garantiegesetze des neuen italienischen Staates sichern dem Papst Souveränität und eine Jahresrente sowie die uneingeschränkte Herrschaft über die apostolischen Paläste Vatikan, Lateran und Castel Gandolfo zu. Papst Pius IX. akzeptiert dies jedoch nicht. Die Situation bleibt unentschieden.

14. Mai 1871 Französische Republik / Schweizerische Eidgenossenschaft Der reformierte Publizist und Kämpfer für die Religionsfreiheit in Frankreich Graf Agénor Étienne de Gasparin (* 10. Juli 1810 in Orange) stirbt in Genf. Als Sohn des ehemaligen Ministers Adrien de Gasparin (1782–1862) studierte er Rechtswissenschaften an der Sorbonne. Mit 27 Jahren heiratete er 1837 die Genferin Valérie Boissier. Zunächst Kabinettchef im Ministerium seines Vaters, dann Berichterstatter der Petitionskommission im Staatsrat. 1842 wurde er als Abgeordneter für Korsika in die Nationalversammlung gewählt, wo er sich namentlich für die Menschenrechte der Schwarzen einsetzte. Politisch konservativ, bekämpfte gleichzeitig die Korruption bei Besetzung öffentlicher Stellen und setzte sich als eifriger Protestant ebenso nachdrücklich für die freie Ausübung des protestantischen Kultus ein. 1846 wurde er nicht wiedergewählt und engagierte sich danach kaum noch politisch. 1852 begab er sich in die Toskana, um für das Ehepaar Madiai, das wegen seines Übertritts zum Protestantismus zur Galeere verurteilt worden war, die Freiheit zu erwirken. Dies gelang ihm aber erst durch die Vermittlung des Königs von Sardinien. Den größten Teil seines restlichen Lebens verbrachte er in Genf.


15.05.1871
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Deutsches Kaiserreich

Das Strafgesetzbuch wird im deutschen Kaiserreich verabschiedet.

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Argentinische Republik

Buenos Aires werden weiterhin rückläufige Todesraten von Gelbfieber-Toten verzeichnet. Inzwischen sterben lediglich 20 Menschen pro Tag. Die zuständige staatliche Kommission aus Politikern, Medizinern und Priestern erklärt ihre Mission für beendet.

17.05.1871
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Französische Republik

Die Pariser Kommune gibt ein „Geiseldekret“ bekannt, wonach die Exekution jedes Kommunarden durch die Regierungstruppen „mit der Exekution der dreifachen Anzahl Geiseln“ durch die Kommune beantwortet werden wird.

19.05.1871
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Deutsches Kaiserreich

Eine Allerhöchste Kabinetts-Order (AKO) ordnet die Formierung eines »Eisenbahn-Bataillons« an, das sein Quartier in Berlin-Schöneberg bezieht.

21.05.1871
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Französische Republik

Regierungstruppen dringen in die Pariser Innenstadt vor mit dem Auftrag die Herrschaft der Pariser Kommune zu brechen. Sie dringen in die Befestigungsanlagen der Stadt ein. Die Organisationsstrukturen der Kommune brechen damit effektiv zusammen und sie kehrt quasi wieder zu dem Zustand bei ihrer Gründung zurück - als dezentraler Kampf in den Pariser Stadtbezirken. Ein verbissener Kampf wird nun vor allem um Barrikaden in den Pariser Straßen geführt.

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Schweizerische Eidgenossenschaft

Die Vitznau-Rigi-Bahn wird als erste Zahnradbahn Europas in Betrieb genommen. Sie fährt auf den Berg Rigi bei Luzern und dient ausschließlich dem Tourismus.

22. Mai 1871 Deutsches Reich (Herzogtum Anhalt) Der Herzog von Anhalt-Dessau Leopold IV. Friedrich (* 1. Oktober 1794 in Dessau) stirbt in seiner Geburtsstadt. Er war ein Sohn von Erbprinz Friedrich von Anhalt-Dessau und Enkel von Herzog Leopold III.. Nach der Schlacht bei Leipzig folgte er den Verbündeten bis Paris. Er übernahm am 9. August 1817 nach dem Tod seines Großvaters die Regierung von Anhalt-Dessau. Durch die Stürme von 1848 sah er sich genötigt, dem Land am 29. Oktober 1848 eine konstitutionelle Verfassung zu verleihen, welche jedoch schon am 4. November 1849 wieder aufgehoben und erst im Oktober 1859 durch eine neue Landschaftsordnung ersetzt wurde. Nach dem Aussterben der Linie Anhalt-Köthen (1847) übernahm Leopold als Senior des Hauses Anhalt am 23. November 1847 die Regierung von Anhalt-Köthen. Am 1. Mai 1853 wurden die beiden Herzogtümer Dessau und Köthen vereinigt zum Herzogtum Anhalt-Dessau-Köthen. Mit dem Tode des Herzogs Alexander Carl von Anhalt-Bernburg († 19. August 1863) erbte er auch Anhalt-Bernburg. Ab 30. August 1863 führte er den Titel Herzog von Anhalt. Ihm folgte sein Sohn Herzog Friedrich I.. Vermählt war Leopold seit dem 18. April 1818 mit Prinzessin Friederike (* 30. September 1796; † 1. Januar 1850), Tochter des Prinzen Friedrich Ludwig Karl von Preußen. Nachfolger als Herzog von Anhalt wird der Sohn des Verstorbenen, Friedrich I.


24.05.1871
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Französische Republik
  • Ein angestrebter Gefangenenaustausch zwischen Paris und Versailles, den Erzbischof von Paris Georges Darboy gegen den Revolutionär Louis-Auguste Blanqui, scheitert am Widerstand der Thiers-Regierung und endete mit der Exekution des Erzbischofs.

Ein angestrebter Gefangenenaustausch zwischen Paris und Versailles, den Erzbischof von Paris Georges Darboy (* 16. Januar 1813 in Fayl-Billot) gegen den Revolutionär Louis-Auguste Blanqui, scheitert am Widerstand der Thiers-Regierung und endete mit der Exekution des Erzbischofs. Georges Darboy wurde in der Nähe von Langres als Sohn von Gewürzhändlern geboren, besuchte das Priesterseminar in Langres und wurde 1836 zum Priester geweiht. Er war zunächst Vikar von Notre-Dame in Saint-Dizier und dann seit 1840 Professor am Seminar in Langres. Als das Seminar einem religiösen Orden übergeben wurde, ging Darboy 1845 nach Paris in die Dienste des Pariser Erzbischofs Denis Affre, wo er sich durch eine Übersetzung der Werke des Dionysius Areopagita (Paris 1845) Bekanntheit verschafft hatte. Zunächst beigeordneter Priester am Kloster der Karmeliten und 1846 Almosenier des Lycée Henri IV., wurde er bald und zum Titularkanonikus von Notre-Dame ernannt. Im November 1854 begleitete er den Erzbischof Marie Dominique Auguste Sibour nach Rom und erhielt vom Papst den Titel eines Apostolischen Protonotars erster Klasse. 1855 wurde er zum Titulargeneralvikar von Paris, 1859 zum Bischof von Nancy, am 10. Januar 1863 durch kaiserliches Dekret zum Erzbischof von Paris erhoben. Am 8. Januar 1864 wurde er Großalmosenier des Kaisers, am 5. Oktober 1864 Senator und im August 1866 Mitglied des öffentlichen Unterrichtsrats. Darboy war von gemäßigter Haltung und ein Feind der jesuitischen Richtung, weswegen sich Papst Pius IX. auch hartnäckig weigerte, dem vom kaiserlichen Hof sehr begünstigten Bischof die Kardinalswürde zu verleihen. Auf dem vatikanischen Konzil bestritt Darboy offen als opportuniste das Unfehlbarkeitsdogma, protestierte gegen die aufgedrängte, eine freie Beratung zur Illusion machende Geschäftsordnung, trat mehrmals, besonders in seiner Rede vom 20. Mai 1870, für die Rechte der Bischöfe ein und stimmte gegen das Dogma, doch nach Proklamierung desselben fügte er sich stillschweigend. Nach seiner Rückkehr nach Paris im Juli 1870 blieb er sowohl während der Belagerung als nach dem Aufstand der Pariser Kommune vom 18. März 1871 auf seinem Posten. Am 4. April wurde Darboy als Geisel für gefangene Kommunarden genommen und am Abend des 24. Mai nebst dem Präsidenten des Kassationshofs, Bonjean, dem Pfarrer Deguerry und drei anderen Geistlichen in dem Hof des Gefängnisses von La Roquette erschossen.


25.05.1871
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Französische Republik / Deutsches Kaiserreich

Französische Republik Die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Kämpfern der Pariser Kommune dauern an. Der Abgeordnete August Bebel bekennt sich in seiner Rede im Deutschen Reichstag zur Pariser Kommune.

28.05.1871
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Französische Republik / Deutsches Kaiserreich

Französische Republik Der 72 Tage anhaltende Aufstand des „Nationalkomitee der Nationalgarde“ und der mit ihr verbündeten Pariser Bevölkerung - der Pariser Kommune - der unter anderem durch die Ablehnung der Waffenstillstandsbedingungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg begonnen hat, endet nach sechswöchigem Beschuss von Paris in der „Blutwoche“ vom 21. bis 28. Mai, in der bei Kämpfen und den darauf folgenden Massenexekutionen 20–30.000 Menschen ihr Leben verlieren. 40.000 Menschen werden inhaftiert. 147 führende Aktivisten des Aufstands werden an der Mauer des Friedhofs Père Lachaise standrechtlich erschossen. Andere werden von Schnellgerichten abgeurteilt oder nach Versailles deportiert. Die Regierungstruppen verzeichnen 900 Gefallene, die Kommunarden töten im Verlauf der Kämpfe rund 70 Geiseln; zur Umsetzung des sogenannten „Geiseldekrets“ vom 17. Mai, wonach die Exekution jedes Kommunarden durch die Regierungstruppen „mit der Exekution der dreifachen Anzahl Geiseln“ durch die Kommune beantwortet werden würde, kam es allerdings nie. Ob die Zerstörung des Pariser Rathauses, des Finanzministeriums und der Tuilerien, dem Wahrzeichen des Despotismus, die während des Todeskampfs der Kommune den Flammen zum Opfer fallen, auf bewusste Brandstiftungen oder nicht doch Petroleumbomben der französischen Armee zurückzuführen sind, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei belegen.

31. Mai 1871 Königreich Spanien In Madrid nimmt die erste Pferdebahn ihren Betrieb auf.


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