Chronik 10.1870
DIE EREIGNISSE IM OKTOBER 1870
Die Blockade von Paris dauert an
Der französische Innenminister Léon Gambetta verlässt das eingeschlossene Paris mit einem Ballon
Der Kirchenstaat einschließlich Rom werden Teil des Königreiches Italien
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(nach Geburtsjahr geordnet) | ||||
Jahres-Chroniken | ||||||
Länderchroniken |
Nation | Name | Regierungszeit | ||
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Premierminister William Ewart Gladstone |
03.12.1868-20.02.1874 | |||
Kardinalstaatssekretär Iacobus Cardinale Antonelli |
12.04.1850-06.11.1876 (secundum mandatum) | |||
Präsident des Ministerrates Alfred II. Józef Marian Graf Potocki von Pilawa |
12.04.1870-06.02.1871 | |||
Vorsitzender des Ministerrates Pawel Pawlowitsch Gagarin |
02.03.1864-04.03.1872 | |||
Ministerpräsident Otto Graf von Bismarck |
23.09.1862-01.01.1873 | |||
Vizepräsident Schuyler Colfax |
04.03.1869-04.03.1873 | |||
Chronik 1860 / Chronik 1861 / Chronik 1862 / Chronik 1863 / Chronik 1864 / Chronik 1865 / Chronik 1866 / Chronik 1867 / Chronik 1868 | |||||
Chronik Januar 1869 / Februar 1869 / März 1869 / April 1869 / Mai 1869 / Juni 1869 / Juli 1869 / August 1869 / September 1869 / Oktober 1869 / November 1869 / Dezember 1869 | |||||
Chronik Januar 1870 / Februar 1870 / März 1870 / April 1870 / Mai 1870 / Juni 1870 / Juli 1870 / August 1870 / September 1870 / Oktober 1870 / November 1870 / Dezember 1870 | |||||
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Schweizerische Eidgenossenschaft Die Schweizer Post führt die "Correspondenz-Karte" (Postkarte) als Versandart ein. | |||||
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
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Vereinigte Staaten von Amerika / New York In New York entsteht eine "Altkatholische Kirche" durch den Zusammenschluss derjenigen Katholiken, die die Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils ablehnen, insbesondere die Unfehlbarkeit des Papstes und zu dessen Jurisdiktionsprimat über die Gesamtkirche. | |||||
Königreich Italien / Kirchenstaat Bei einer Volksabstimmung im Kirchenstaat sprechen sich 167.000 Stimmberechtigte für die Eingliederung des Kirchenstaats in das Königreich Italien aus; nur 1.507 stimmen dagegen. Der Weg ist frei für Rom als Hauptstadt für das nun geeinte Italien. | |||||
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hat, ist immer noch von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee, anfangs unter Generalfeldmarschall Karl Friedrich von Steinmetz, später unter General Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer) eingeschlossen. In der Nacht vom 1. zum 2. Oktober lässt Bazaine Infanterie unter Marschall Canrobert und in deren Schutz 400 Wagen von Woippy aus nordwärts in die Felder zwischen den Linien vorrücken. Der Ausfall richtet sich gegen Ladonchamps, Ste. Agathe, St. Remy und Bellevue. Das Ziel, zwei Bauernhöfe mit großen Vorräten an Heu und Lebensmitteln, wird nicht erreicht. Die Deutschen (Teile des III. Armeekorps unter Generalleutnant Prinz Friedrich Karl von Preußen) müssen sich aus der äußersten Linie, den Orten Ladonchamps und Ste. Agathe, zurückziehen, können aber die befestigte zweite Linie behaupten. Im weiteren Verlauf des Kampfes gelingt es den Preußen, die Franzosen in ihre Ausgangsstellungen zurückzudrängen. | |||||
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Etival-Clairefontaine im Département Vosges in Lothringen findet ein Gefecht zwischen deutschen und französischen Truppen statt. | |||||
Königreich Italien / Kirchenstaat Eine Volksabstimmung in Rom, an der die Bewohner des Kirchenstaates teilnehmen dürfen, stimmen mit 133.681 gegen 1507 Stimmen für die Vereinigung mit dem Königreich Italien. | |||||
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Etival-Clairefontaine im Département Vosges in Lothringen findet ein Gefecht zwischen deutschen und französischen Truppen statt. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Cottbus wird die Gewerbliche Zeichenschule eröffnet. Die Stadt zählt mittlerweile etwa 18.000 Einwohner und zieht immer mehr Menschen nach Cottbus. | ||||
Königreich Italien / Kirchenstaat Ein königliches Dekret von Vittorio Emanuele II. proklamiert die Vereinigung des Kirchenstaates mit Italien. Das Risorgimento endet mit diesem Zusammenschluss. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
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Sultanat Sansibar Da der verstorbene Madschid bin Said nur eine Tochter hinterlässt, folgt ihm sein Bruder Sayyid Barghash ibn Said Al-Busaid (* 1837) als neuer Sultan des Sansibar-Archipels nach. Madschid bin Said war der erste Sultan nach der Unabhängigkeit von Oman, der seit 1856 über das Sultanat geherrscht hat. Barghasch war der jüngere Bruder und Nachfolger von Majid ibn Said, des ersten Sultans von Sansibar, und Sohn des Sultans Said ibn Sultan von Oman. Nachdem er bereits 1860 vergeblich versucht hatte, seinen Bruder Majid zu stürzen, beherrscht er nun das Sultanat Sansibar und dessen ostafrikanische Besitzungen. Unter seiner Herrschaft soll der Stadtteil Stone Town in Sansibar-Stadt ausgebaut und alsbald die Abkehr vom Sklavenhandel vollzogen werden. Sultan Barghasch ist ein leidenschaftlicher Anhänger der ibaditischen Lehre und verfährt hart mit denjenigen Muslimen, die nicht dieser Lehre folgen. Die rote Fahne des Sultanats weist darauf hin, dass sich die Bewohner des Landes als südlichster Vorposten des Islam ansehen (Rot ist im Arabischen das Symbol für Süden). | |||||
Königreich Italien / Kirchenstaat Der Kirchenstaat wird vom Königreich Italien annektiert. Papst Pius IX., der mit der Besetzung des Vatikan nicht einverstanden ist, zieht sich in den Palast des Vatikan zurück und bezeichnet sich von jetzt an als "Gefangener im Vatikan". | |||||
Französische Republik Die Pariser Ballonpost entsteht. Die ersten per Taubenpost versandten Mitteilungen erreichen das während des Deutsch-französischen Krieges belagerte Paris. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Beginn der Belagerung von Schlettstadt (Sélestat) im Arrondissement Sélestat-Erstein im Département Bas-Rhin im Elsass durch deutsche Truppen. | ||||
Königreich Bayern / Französische Republik Bei Artenay im Arrondissement Orléans im Département Loiret in der Zentralregion findet ein Gefecht zwischen dem I. Bayerischen Korps unter dem gebürtigen Darmstädter General Ludwig Freiherr von der Tann-Rathsamhausen mit 14.000 Mann und 100 Kanonen und dem französischen XV. Korps der Loirearmee unter General de la Motte-Rouge mit 8000 Mann und 16 Kanonen statt. Um die deutsche Belagerung von Paris nach Süden hin abzusichern, wurde Anfang Oktober das I. Bayerische Korps zusammen mit der 22. Division, 17. Division und zwei Kavalleriedivisionen in Marsch gesetzt. Ziel war die Eroberung von Orléans, wo sich neue französische Verbände aufstellten. Nach einem kleineren Treffen bei Angerville am Vortag, an dem jedoch nur die Kavallerie und die Vorhut beteiligt waren, zogen sich die Franzosen vor Orléans auf eine Linie von Artenay bis Patay zurück. Heute gegen 10 Uhr erreichen die bayerischen Truppen diese Linie bei Artenay. Seit dem Gefecht am Vortag haben sie etwa 20-25 Kilometer zurückgelegt. Die Infanterie des Korps mit etwa 80 Kanonen befindet sich im Zentrum, die 2. Kavalleriedivision auf der rechten und die 4. Kavalleriedivision auf der linken Flanke. Der Ort wird jedoch erst nach einem längeren Artilleriegefecht gegen 16 Uhr besetzt. Die Franzosen ziehen sich in Richtung Orléans zurück und die Bayern bleiben in Artenay, wo ihr General Ludwig Freiherr von der Tann-Rathsamhausen Quartier nimmt. Bayern hat bei dieser Schlacht 200 Tote und Verwundete zu beklagen, Frankreich 900 Tote, Verwundete und Gefangene. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik In Orléans im Département Loiret in der Zentralregion und in Bruyeres im Département Vosges in Lothringen finden Kämpfe zwischen deutschen und französischen Einheiten statt. | ||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen Der Oberbürgermeister von Magdeburg, Hasselbach, und der Generalmajor von Klotz unterzeichnen einen Kaufvertrag über 217 Morgen militärfiskalischen Geländes an der Süd- und Westseite der Stadt zu deren Stadterweiterung. | ||||
Vereinigte Staaten von Amerika / Konföderierte Staaten von Amerika (CSA) / Virginia In Lexington, Virginia, stirbt Robert Edward Lee (* 19. Januar 1807 auf der Stratford Hall Plantage in Virginia) im Alter von 63 Jahren an einer Herzerkrankung. Er war Oberst des US-Heeres und der erfolgreichste General des konföderierten Heeres. Sein bedeutendstes Kommando während des amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) war der Oberbefehl über die Nord-Virginia-Armee. Schließlich wurde er im Januar 1865 zum Oberbefehlshaber des konföderierten Heeres ernannt. Seinen Ruhm begründete er mit zahlreichen Siegen, die er mit unterlegenen Kräften meist durch Verlagerung des Schwerpunktes gegen überlegene Kräfte erfocht. Nach dem Bürgerkrieg setzte er sich für die Aussöhnung zwischen den Kriegsparteien ein. Lee hinterlässt seine Frau und sieben Kinder. Seine ältesten Söhne dienten sowohl im US-Heer als auch in den Streitkräften der Konföderation: George Washington Custis Lee und William Henry Fitzhugh Lee als Generalmajore der Kavallerie und Robert Edward Lee Junior als Hauptmann der Artillerie. Robert E. Lees Haltung zur Sklaverei war sehr gespalten. Sein am 7. Dezember 1856 an seine Frau geschriebener Brief wird häufig falsch zitiert. Er räumte darin zwar ein, dass die Sklaverei ein „moralisches und politisches Übel“ sei, schrieb aber insgesamt: Es ist nutzlos, sich über deren Nachteile auszulassen. Ich denke aber, dass sie ein größeres Übel für die Weißen darstellt als für die Schwarzen. Und wenn ich doch großes Mitleid mit Letzteren habe, so sind meine Sympathien doch bei den Ersteren. Die Schwarzen sind hier [in Nordamerika] unermesslich besser dran als in Afrika, moralisch, sozial und physisch. Die leidvolle Disziplin, der sie sich hier unterwerfen müssen, ist nützlich für die Weiterentwicklung ihrer Rasse und wird sie, so hoffe ich, auf bessere Zeiten vorbereiten und hinführen. Wie lange ihre Unterwerfung nötig ist, weiß nur und kann nur bestimmt werden durch die weise und gnadenvolle Voraussehung. Ihre Befreiung wird eher durch milden und sanften Einfluss gelingen als durch stürmische Auseinandersetzungen und Streitereien. Dieser Einfluss, obwohl langsam, ist sicher. […]. Während wir sehen, dass die Abschaffung der Sklaverei auf dem Weg ist und wir sie mit unseren Gebeten und allen rechtlichen Mitteln unterstützen, bleibt doch der Prozess und sein Ausgang in den Händen desjenigen, der das Ende kennt, der langsam arbeitet und für den tausend Jahre nur ein einziger Tag sind. Selbst sein 14 Tage vor Kriegsende vorgeschlagener Plan, Sklaven für den Süden kämpfen und nach dem Krieg frei zu lassen, hatte vermutlich nichts mit seiner Haltung zur Sklaverei an sich zu tun. Vielmehr war dies ein letzter Strohhalm, mit dem er hoffte, die rapide schwindende Mannschaftsstärke seiner Armeen wiederherstellen zu können. Alle Angehörigen der Nord-Virginia-Armee hatten am Ende des Bürgerkrieges zunächst den Status von auf Ehrenwort entlassenen Kriegsgefangenen. Am 29. April 1865 ermöglichte der US-amerikanische Präsident Andrew Johnson es ihnen, durch das Leisten eines Treueeides auf die Union ihre Bürgerrechte zurückzuerhalten. Wie viele andere beantragte auch Lee diese Amnestie. Sie wurde ihm allerdings nie gewährt, da der damalige Außenminister William H. Seward den Antrag direkt zu den Akten legte; vermutlich nahm er an, dass der Fall bereits bearbeitet war. Lee interpretierte das Ausbleiben einer Antwort so, dass die Regierung sich das Recht vorbehalten wolle, ihn zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht zu stellen. Der Irrtum klärte sich erst auf, als das Dokument Jahrzehnte später gefunden wurde. Lees Beispiel, die Amnestie zu beantragen, war eine Ermutigung für viele andere Konföderierte, den Kriegsausgang zu akzeptieren und erneut Bürger der Vereinigten Staaten zu sein. Lee hatte vor dem Krieg gemeinsam mit seiner Frau im Haus ihrer Familie, dem Custis-Lee Mansion, gelebt. Das Grundstück wurde während des Krieges von Truppen der Union beschlagnahmt und 1864 zum Friedhof umfunktioniert, heute ist es Teil des Nationalfriedhofs Arlington. 1882, also nach Lees Tod, entschied der Oberste Gerichtshof, dass die Enteignung illegal gewesen sei. Lees Sohn, G. W. Custis, verkaufte daraufhin das Grundstück für 150.000 Dollar an die US-Regierung. Am 2. Oktober 1865 wurde Lee Präsident des Washington College (heute Washington and Lee University) in Lexington, Virginia. Unter seiner Führung wurde das Washington College eines der ersten in den USA, das Kurse in Wirtschaft, Journalismus und Spanisch anbot. Aufgrund seiner militärischen Entscheidungen und Handlungen wird Lee als einer der großen Feldherren der Geschichte angesehen. Obwohl durch den Mangel an Material und politische Zwänge behindert, war sein Handeln stets wagemutig und er zögerte nie, schwerwiegende Risiken einzugehen. Meist ging dieses Konzept auch auf, scheiterte jedoch bei Gettysburg. Auf dem Schlachtfeld war er bei Angriffen energisch und in der Verteidigung hartnäckig. Bei seinen Soldaten war er beliebt. Lee dominierte das Geschehen auf dem Schlachtfeld und seine überragenden Fähigkeiten kamen gerade in den letzten hoffnungslosen Schlachten des Krieges zum Ausdruck. Eine Besonderheit Lees war das Führen mit Aufträgen. Das war damals wie heute in den amerikanischen Streitkräften nicht üblich, deshalb benötigten seine Untergebenen einige Zeit, sich auf die damit verbundenen Freiheiten einzustellen. Das führte bei einigen Feldzügen zur Niederlage: Während des zweiten Tages der Schlacht von Gettysburg befahl er dem Kommandierenden General des II. Korps, Generalleutnant Richard S. Ewell, anzugreifen, wenn sich eine “favorable opportunity” (günstige Gelegenheit) ergeben sollte. Ewell sollte eine solche Situation herbeiführen. Er wartete jedoch ab, ob eine solche eintrat. Weitere Beispiele dazu gibt es in der Sieben-Tage-Schlacht. War das gegenseitige Verständnis jedoch eingespielt, zum Beispiel beim Maryland-Feldzug oder während der Schlachten von Fredericksburg und Chancellorsville, ergaben sich gegenüber den Nordstaatlern eindrucksvolle Siege. Lees Strategie und Taktiken werden bis ins 21. Jahrhundert noch an Militärakademien als Musterbeispiel dafür gelehrt, dass eine personell und materiell unterlegene, schlechter ausgerüstete Armee einem übermächtigen Gegner standhalten kann. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Königreich Bayern / Französische Republik Zwischen der französischen Besatzung von Paris (XIV.Korps) unter General Auguste-Alexandre Ducrot und dem II. Bayerischen Korps sowie Teilen des V. Korps findet unter der Führung des bayerischen Generals Jakob Ritter von Hartmann bei Châtillon ein Gefecht statt, das in einigen Quellen auch als Gefecht von Bagneux bezeichnet wird. Der Ort Châtillon-sous-Bagneux (heute Châtillon (Hauts-de-Seine) liegt im Südwesten von Paris, etwa sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Gegenwärtig verläuft hier die Frontlinie. Der Ort liegt auf einer Anhöhe mit einer Höhe von bis zu 152 Metern. Damit lässt sich die umliegende Landschaft einschließlich der Forts Montrouge, Banves und Issy-les-Moulineaux von der Artillerie beherrschen. Sogar ein Beschuss des Stadtzentrums mit schwerer Artillerie ist von der Anhöhe aus möglich. Die Pariser Besatzungsarmee unternahm bereits mehrfach Ausfälle unterschiedlicher Stärke. Das Angriffsziel heute ist die Anhöhe bei Châtillon, um diese beherrschende Position einzunehmen und die dort stationierten deutschen Batterien zu erobern oder zumindest zum Rückzug zu zwingen. Die Schlacht beginnt um 0800 morgens, als die Forts Bicêtre, Montrouge, Banves und Issy das Feuer eröffnen, das sich besonders auf das 5. Königlich-Bayerische Infanterieregiment zu konzentrieren scheint. Insgesamt sind 18 französische Bataillone an dem Angriff beteiligt. Es gelingt den Franzosen, die Bayern aus dem Ort zu vertreiben. Es gibt zwar große Reserven an Infanterie auf französischer Seite und damit auch eine zahlenmäßige Überlegenheit, jedoch herrscht ein Mangel an Feldartillerie. Der Erfolg kann somit gegen die überlegene preußische und bayerische Artillerie nicht ausgebaut werden. Auch das Halten der Ortschaft ist nicht möglich und so werden die Franzosen im Gegenangriff unter dem Kommando von General Jakob Ritter von Hartmann wieder zurückgeworfen. Die Bayern erleiden 366 gefallene Kameraden, über die Verluste Frankreichs ist nichts bekannt. | ||||
Norddeutscher Bund / Französische Republik Infolge der Belagerung der französischen Hauptstadt Paris, die seit dem 19. September andauert, wird von jetzt an das Fleisch rationiert. Jeder Bürger muss sich auf der Bürgermeisterei eine auf seinen Namen lautende Karte holen, auf welcher die Zahl der ihm zustehenden Portionen vermerkt ist. Mit dieser Karte wird eine andere, fünfzehn abtrennbare Coupons in fortlaufender Nummer enthaltende Karte ausgegeben, von der bei jedem Einkauf ein Coupon von der Fleischerei abgelöst wird. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Soissons im Département Aisne in der Picardie im Norden Frankreichs wird nach mehr als dreiwöchiger Belagerung von deutschen Truppen eingenommen. | ||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Die Pariser Zeitung "La Vérité" (Die Wahrheit) meldet, dass ihr eine Zeitung der "Le Nouvelliste de Rouen" vom 12. Oktober zugespielt wurde, in der (die Falschmeldung) steht, dass die Armee des französischen Generals Bazaine nach Angaben gefangener preußischer Offiziere bereits 150.000 Preußen in Metz neutralisiert habe. Dagegen melden englische Zeitungen, dass Bazaines Lage beginnt, verzweifelt zu werden, da bislang alle Ausfallversuche aus Paris vergeblich waren. Die letzte Nachricht wird in Paris nicht verbreitet. | ||||
Königreich Italien / Kirchenstaat Der bisherige Kirchenstaat wird vom Königreich Italien annektiert. Die Herrschaft des Papstes wird offiziell auf den Vatikan beschränkt. Papst Pius IX., der seit 1846 im Amt ist, bezeichnet sich selbst als „Gefangener im Vatikan“. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Châteaudun findet zwischen Teilen der französischen Loirearmee und Einheiten des bayrischen I. Armee-Korps unter dem Kommando von General Ludwig von der Tann-Rathsamhausen eine weitere Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg statt. Châteaudun liegt etwa 20 km nordöstlich von Orléans. Die Armeeabteilung, die aus dem bayrischen Korps, der 22. preußischen Infanterie- sowie der 1. und 4. Kavalleriedivision gebildet wurden, besetzte am 10. Oktober nach der ersten Schlacht bei Orléans die Stadt. Von diesen Verbänden waren nach der Einnahme von Orléans die 22. Infanterie – und die 4. Kavalleriedivision abgezogen worden, um die Einschließungsarmee vor Paris zu unterstützen. Dabei erhielten diese Einheiten den Befehl, die Gegend um Châteaudun und Chartres von französischen Verbänden zu säubern. Befehlshaber der Franzosen ist Colonel Fabien, die Freischärler stehen unter dem Befehl des Straßburger Generals Comte Joseph Ernest de Lipowski (andere Schreibweise auch Lipowsky). Generalleutnant von Wittich erreicht mit seiner 22. Division und einigen Kavallerieeinheiten am 18. Oktober 1870 den Ort Châteaudun. Der erste Versuch einer Einnahme der Stadt misslingt, da die Stadt sehr stark verteidigt wird. Von Wittich bereitet daraufhin den zweiten Angriff so gründlich vor, dass die Verteidiger durch die untergehende Sonne geblendet werden. Die Preußen erreichen den Ortsrand, um dann in einen langen und blutigen Häuserkampf sowohl mit regulären Einheiten als auch mit Freischärlern verwickelt zu werden. Dieser Kampf dauert noch bis lange nach Einbruch der Dunkelheit an, bevor sich die Franzosen ergeben. Nach diesem auch irregulär geführten Kampf werden an einigen aufgegriffenen Einwohnern Strafmaßnahmen vollzogen, Teile der Stadt werden dabei von den deutschen Truppen in Brand gesteckt. Die Kämpfe führen beim deutschen Oberkommando zu der falschen Annahme, dass sich größere feindliche Verbände in dieser Gegend aufhalten müssten, tatsächlich aber stehen das XV. und XVI. Französische Korps noch an der Loire und bei Salbris. Über Truppenstärken oder Verluste bei der Schlacht bei Châteaudun gibt es keine verlässlichen Angaben. | ||||
Osmanisches Reich / Vereinigte Rumänische Fürstentümer / Republik Ploieşti Die 36 Verschwörer des 9. August von Ploieşi um Alexandru Candiano-Popescu werden in Târgovişte vor Gericht gestellt. In der Anklage wird ihnen „Revolte gegen die Regierung“ vorgeworfen. Alle gefangen genommenen Führer der Revolution werden freigesprochen. Candiano-Popescu und andere hatten die Republik von Ploieşti ausgerufen, die jedoch nur einen Tag währte. Es handelte sich bei dieser Provokation um den Versuch einer Revolte gegen die Monarchie Fürst Carols I. (Karl I.) von Hohenzollern-Sigmaringen und Sachsen-Coburg und Gotha, der bereits seit Februar 1866 seine Residenz in Bukarest bewohnt. | |||||
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Das am 8. Mai 1869 in Dienst gestellte Passagierschiff S/S CAMBRIA der britischen Reederei Anchor Line prallt vor der Küste der irischen Grafschaft Donegal auf das schroffe Felsenufer der Insel Inishtrahull und sinkt. Der knapp 99 Meter lange Schiffsrumpf des Schiffes der britischen Dampfschifffahrtsgesellschaft mit Sitz in Glasgow, ist aus Eisen gebaut und hat zwei Decks. Die drei Masten waren mit der Takelage einer Bark ausgerüstet. Der Dampfer wurde von einer zweizylindrigen Niederdruckdampfmaschine der Finniston Steamship Works in Glasgow und einem Einzelpropeller angetrieben, die bis zu 400 PS erreichten und eine Reisegeschwindigkeit von 13 Knoten ermöglichten. Medienberichte beschreiben sie als sehr sicheres und seetaugliches Schiff. Das Schiff transportierte seit Mai 1869 Passagiere und Fracht von Glasgow über Moville nach New York. Am 8. Oktober 1870 legte die S/S CAMBRIA in New York unter dem Kommando von Kapitän George Carnaghan zu einer weiteren Überfahrt ab. Es war erst ihre zwölfte Atlantiküberquerung. Sie war mit 74 Besatzungsmitgliedern und 106 Passagieren auf dem Rückweg nach Glasgow. Unter den Passagieren waren viele US-Amerikaner, aber auch viele Einwohner der nordirischen Stadt Derry. Als sich der Dampfer der irischen Küste näherte, verschlechterte sich das Wetter. Am Abend passiert die S/S CAMBRIA bei hoher Geschwindigkeit und unter voller Besegelung gefährlich nah die Klippen an der Küste der kleinen Insel Inishtrahull, etwa zehn Meilen vor der Küste der irischen Grafschaft Donegal. Ein schwerer Sturm wütet in der Gegend, so dass man an Bord der S/S CAMBRIA aufgrund der hohen Wellen und der schäumenden Gischt die Lichter des Leuchtturms auf der Insel nicht sehen kann. Gegen 2300 Uhr prallt der Dampfer auf die schroffen Felsen von Inishtrahull, etwa sieben Meilen südöstlich des Eingangs zur Bucht Lough Foyle. Durch den aufgerissenen Rumpf brechen schnell große Mengen Seewasser in die Schiffshülle und löschen die Feuer in den Kesseln. Passagiere und Besatzungsmitglieder stürmen an Deck. Vier der sechs vorhandenen Rettungsboote können zu Wasser gelassen werden, bevor das Schiff sinkt. Eines der Boote kentert in der aufgewühlten See. Von den 16 Insassen schafft es nur der Zwischendeckpassagier John McGartland aus der nordirischen Stadt Omagh, wieder in das Boot zu klettern, nachdem es sich wieder aufgerichtet hat. Die drei anderen Boote verschwinden in der Dunkelheit. Der Lärm des Unglücks und die Hilfe- und Angstschreie der Schiffbrüchigen werden vom Leuchtturmwärter von Inishtrahull und seiner Frau gehört. Wegen der Dunkelheit und des stürmischen Wetters können die Beiden aber nicht einschätzen, von wo die Geräusche kommen und was ihre Ursache ist. | |||||
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Der einzige Überlebende des Schiffsunglücks vor Inishtrahull, John McGartland, der in einem Rettungsboot vor der irischen Küste treibt, wird um 0230 Uhr nachts vor Inishowen von der S/S ENTERPRISE aufgenommen, die sich auf dem Weg vom Liverpooler Hafen Garston nach Derry befindet. Kapitän Gillespie an Bord der ENTERPRISE lässt sein Schiff noch einige Zeit nach weiteren Überlebenden suchen, aber es wird niemand mehr gefunden. McGartland bleibt der einzige Überlebende des Unglücks. Er wird in Derry an Land gebracht. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Cussay im Département Indre-et-Loir wird von preußischen Truppen eingenommen. | ||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Schlettstadt (frz. Sélestat) im Département Bas-Rhin in der Region Elsass wird nach 14 Tagen Belagerung von Truppen des Norddeutschen Bundes eingenommen. | ||||
Französische Republik / Département Algier Die provisorische Regierung in Paris gibt ein Dekret heraus, welches unter anderem die Militärregierung in Algerien beendet, um diese durch eine Zivilverwaltung zu ersetzen. Dies wird seit dem 4. September von der dortigen Bevölkerung gefordert. Unter der Bezeichnung „Cremieux Dekret“ wird den Juden in Algerien die französische Staatsbürgerschaft in der Hoffnung zuerkannt, einem aufflammenden Antisemitismus der muslimischen Bevölkerung damit zu begegnen. Das „Cremieux Dekret“ ermöglicht außerdem die Förderung der vorwiegend armen Bevölkerung durch staatliche Mittel. Mit dem heutigen Tag wächst die französische Bevölkerung von Algerien um 37.000 Bürger. | |||||
Großherzogtum Baden Ein Orkan über Nordbaden hebt das Bahnsteigdach des Mannheimer Hauptbahnhofs, unterbricht sämtliche Telegrafenleitungen, versenkt fünf Schiffe im Neckar und zerstört beinahe einen Omnibus. Weitere Schäden entstehen in Baden-Baden, wo die Bahnsteighalle völlig zertrümmert sird, sowie in Karlsruhe und in Pforzheim und Umgebung. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Der französische Marschall François-Achille Bazaine und die 134.000 Mann starke französische Rheinarmee, die sich am 20. August nach Metz in den Schutz des starken Festungsgürtels geflüchtet hat, ist immer noch von der zweiten preußischen Armee unter Führung von Generalleutnant Prinz Friedrich Karl von Preußen (linkes Moselufer) und der ersten Armee unter General Edwin von Manteuffel (rechtes Moselufer), insgesamt 180.000 Mann, eingeschlossen. Durch das Ausbleiben von Verstärkung und Versorgung sieht sich Bazaine gezwungen, zu kapitulieren. Die Kapitulation markiert einen Wendepunkt im Deutsch-Französischen Krieg. In zahlreichen französischen Städten kommt es zu Volkserhebungen. Die freigewordenen preußischen Armeen können nun gegen die französischen Truppen im Loiretal und als Verstärkung für die Belagerung von Paris eingesetzt werden. 173.000 französische Soldaten gehen in Gefangenschaft der Truppen des Norddeutschen Bundes und ihrer Verbündeten. | ||||
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen In Berlin fällt eine überdurchschnittliche Regenmenge von 39,5 Liter/Quadratmeter. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Bei Le Bourget beginnt eine Schlacht zwischen Preußen und Frankreich zwischen der 2. Garde-Infanteriedivision des preußischen Heeres unter dem Kommando des Generalleutnants Rudolph Otto von Budritzki und einem französischen Verband aus Freischärlern der Franctireur, Marineverbänden und regulären Truppen der Pariser Verteidigungsarmee unter General Adrien Carrey de Bellemare. Am frühen Morgen beginnt, ohne dass jemand hierfür einen Befehl gab, ein Angriff der Franzosen. Dabei wird die deutsche Kompanie aus dem Dorf hinausgedrängt. Die Garde selbst hat anfangs kein Interesse daran, die Stellung zurückzuerobern, aber der sächsische Kronprinz Albert befiehlt den Gegenangriff. Von Le Bourget aus werden die weiteren Stellungen der Preußen in der Reichweite schwerer französischer Artillerie liegen. Um seinen Erfolg auszubauen, bittet de General Adrien Carrey de Bellemare beim Oberbefehlshaber von Paris, General Louis Jules Trochu um Verstärkungen, was dieser jedoch ablehnt. | ||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik
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Königreich Dänemark In Dänemark wird die liberal-konservativ-zentristisch ausgerichtete Partiet Venstre ("Linke Partei Dänemarks") gegründet. Entgegen ihrem Namen wird die Partei eher dem Mitte-Rechts-Lager zugeordnet. Die „Vereinigte Venstre“ wird aus verschiedenen Gruppierungen im Reichstag gebildet, die vor allem klein- und großbäuerliche Interessen vertreten und in Opposition zu aristokratischen Gutsbesitzern und Nationalliberalen standen. | |||||
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen / Französische Republik Die deutschen Verbände stoßen nach dem Fall von Metz nach kurzen Kämpfen bis nach Dijon vor und erobern die Stadt. Das Hauptziel der deutschen Truppen bleibt jedoch die Belagerung der Festung von Belfort; die Einnahme der Festung ist jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. | ||||
Französische Republik Wegen der vielen Opfer unter der Zivilbevölkerung bei der Schlacht um Le Bourget wird ein Manifest herausgegeben, in dem General Louis Jules Trochu zum Rücktritt aufgefordert wird. Dieser lehnt es jedoch ab, von seinem Kommando zurückzutreten, was zur Verschlechterung der Stimmung unter der französischen Bevölkerung beiträgt. | |||||
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Die vermissten Rettungsboote der am 19. Oktober vor der irischen Insel Inishtrahull gesunkenen S/S CAMBRIA werden vor Giant’s Causeway an der Küste der Grafschaft Antrim treibend gefunden. Von Passagieren und Mannschaft fehlt jede Spur. Das abgerissene Heck der S/S CAMBRIA wird an die Küste der schottischen Hebriden-Insel Islay gespült. John McGartland aus der nordirischen Stadt Omagh bleibt der einzige Überlebende von 180 Menschen an Bord. | |||||
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