Chronik 04.1870

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DIE EREIGNISSE IM APRIL 1870



Die Städte London und Kalkutta werden durch ein Telegrafenkabel miteinander verbunden

Heinrich Schliemann beginnt Ausgrabungsarbeiten in Troja

Die Regierungen von Argentinien, Costa Rica und Venezuela werden gestürzt


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Die Mauern Trojas
Die wichtigsten Persönlichkeiten des Monats
(nach Geburtsjahr geordnet)
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Die wichtigsten Herrscher und Regierenden des Monats
Nation Name Regierungszeit
Großbritannien.png
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland
Königin Victoria
Premierminister William Ewart Gladstone
20.06.1837-22.01.1901
03.12.1868-20.02.1874
Vatikan 1825-1870.png
Kirchenstaat
Papst Pius IX.
Kardinalstaatssekretär Iacobus Cardinale Antonelli
16.06.1846-07.02.1878
12.04.1850-06.11.1876
(secundum mandatum)
Österreich-Ungarn.png
Österreich-Ungarische Monarchie
Kaiser Franz Joseph I.
Präsident des Ministerrates Leopold Hasner Ritter von Artha
Präsident des Ministerrates Alfred II. Józef Marian Graf Potocki von Pilawa
02.12.1848-21.11.1916
01.02.1870-12.04.1870
12.04.1870-06.02.1871
Frankreich.png
Französisches Kaiserreich
Kaiser Napoléon III.
Siegelbewahrer und Minister für Justiz und Religion Émile Ollivier
01.12.1852-04.09.1870
02.01.1870-09.08.1870
Russland 1858-1883.png
Russisches Kaiserreich
Zar Alexander II. "Osvoboditeli" ("der Befreier")
Vorsitzender des Ministerrates Pawel Pawlowitsch Gagarin
02.03.1855-13.03.1881
02.03.1864-04.03.1872
Deutsches Reich.png
Norddeutscher Bund
Präsident König Wilhelm I. von Preußen
Ministerpräsident Otto Graf von Bismarck
02.01.1861-09.03.1888
23.09.1862-01.01.1873
USA 1867-1877.png
Vereinigte Staaten von Amerika
Präsident Ulysses Simpson Grant
Vizepräsident Schuyler Colfax
04.03.1869-04.03.1877
04.03.1869-04.03.1873
Ereignis
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Fortlaufende Ereignisse
  • „Revolución de Abril“ in Venezuela – Volksaufstand gegen die Diktatur (seit 14. Februar 1870)
  • Besetzung Paraguays durch Brasilien (seit März 1870)
  • „Revolution der Lanzen" in Uruguay – Bürgerkrieg (seit 5. März 1870)
April 1870
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Französisches Kaiserreich / Département Algier / Département Oran

Das französische Expeditionskorps von General Emanuel Félix de Wimpffen, das im März in die Unruhezone in das Département Alger (Algier) entsandt wurde, wird in das Département Oran in den Süden Algeriens geschickt, um dort einen weiteren Aufstand zu unterdrücken. An der Spitze der Erhebung stehen die kabylischen Fürsten Mohammed al-Moqrani und Boumezraq. 80.000 Kolonialsoldaten sind im Einsatz in Algerien.

Anfang April 1870
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Antonio Guzmán Blanco putscht gegen Präsidenten José Ruperto Monagas
Der venezolanische Präsident José Ruperto Monagas
Vereinigte Staaten von Venezuela

Der 41 Jahre alte venezolanische General und Vizepräsident Antonio Guzmán Blanco versucht einen Putsch gegen den 39 Jahre alten venezolanische Präsidenten José Ruperto Monagas. General Blanco musste nach der konservativen Erhebung vor zwei Jahren nach Curaçao flüchten. Nun landet er mit eigenen Truppen gemeinsam mit General Juan Crisóstomo Falcón in Curamichate und macht sich auf den Weg nach Caracas, um den Präsidenten José Ruperto Monagas abzusetzen.

Griechenland 1822-1924.png Großbritannien.png Italien 1861-1946.png
Königreich Griechenland / Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Königreich Italien

Bei einer von der griechischen Regierung angeordneten Befreiungsaktion der seit dem 29. März entführten britischen, italienischen und griechischen Geiseln durch das Militär werden vier Touristen von der Bande getötet. Die europäische Presse bezeichnet Griechenland als „Nest von Dieben und Piraten“.

01.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
  • Der 1869 in Berlin gegründete Verband deutscher Frauenbildungs- und Erwerbsvereine gibt seit heute ein eigenes Verbandsorgan unter dem Namen „Der Frauenanwalt“ heraus. Es wird von Jenny Hirsch redigiert.
  • In Berlin erscheint die erste Nummer des Wochenblattes „Agitator“. Es ist nach dem „Social-Demokrat“ die zweite Arbeiterzeitung Berlins.
03.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
Der Historiker Philipp Jaffé
Der Historiker und herausragende Wissenschaftler mittelalterlicher Philologie Philipp Jaffé (* 17.02.1819 in Schwersenz, Posen) stirbt. Jaffé ist der erste Mensch jüdischen Glaubens in Preußen, der zum außerordentlichen Professor für Geschichte an der Berliner Universität ernannt wurde. 1845 veröffentlichte er sein umfassendes Werk Regesta Pontificum Romanorum ab condita Ecclesia ad annum p. Chr. n. 1198, das über 11.000 päpstliche Dokumente enthielt. Diese Arbeit machte ihn unter Geschichtswissenschaftlern bekannt. Er fand jedoch keine Anstellung als Historiker und musste sich so auf andere Weise seinen Lebensunterhalt verdienen. Er begann erneut ein Studium, diesmal der Medizin, in Berlin und später an der Universität Wien. Er graduierte 1853 in Berlin und praktizierte dort für ein Jahr als Arzt, bis er eine Stelle als Mitherausgeber der Monumenta Germaniae Historica fand. 1863 trat er von diesem Posten zurück, nachdem er an zahlreichen Bänden der „Scriptores“ (erzählende Quellen) mitgearbeitet hatte. Am 9. Mai 1862 wurde Jaffé als erster Jude in Preußen a.o. Professor an der Universität Berlin, wo er lateinische Paläographie sowie römische und mittelalterliche Chronologie lehrte. 1868 konvertierte Jaffé zum christlichen Glauben. Er vollendete 1869 die Tabulae Ordinis Theutonici von Ernst Strehlke. Im letzten Jahr seines Lebens litt er unter paranoiden Wahnvorstellungen. Heute nimmt er sich in Wittenberge das Leben.
04.04.1870
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Österreichisch-Ungarische Monarchie

Nach nur zweimonatiger Amtszeit bittet Leopold Hasner von Artha um seine Demission als österreichisch-ungarischer Ministerpräsident.

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Professor Heinrich Gustav Magnus stirbt
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Der Physiker, Chemiker und Technologe Professor Heinrich Gustav Magnus stirbt in Berlin. Er war Gründer der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Gustav Magnus wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers geboren; er war der jüngere Bruder des Malers Eduard Magnus. Magnus studierte in Berlin und lebte nach seiner Promotion ein Jahr in Stockholm, um bei Johann Jakob Berzelius zu arbeiten. 1831 habilitierte er sich in Berlin und erhielt 1834 eine außerordentliche und 1845 eine ordentliche Professur für Physik und Technologie. Er arbeitete auf vielen Gebieten der Physik und Chemie, darunter über Selen, Platin und viele Minerale, bestimmte die Ausdehnungskoeffizienten von Gasen und erforschte aerodynamische Phänomene. Er beschrieb 1828 das Magnus-Salz, baute 1831 ein Geothermometer, entdeckte 1833 die Perjodsäure, analysierte 1837 die Blutgase Sauerstoff und Kohlendioxid, führte 1844 Messungen zum Wasserdampfdruck (Magnus-Formel) durch und beschrieb 1852 den nach ihm benannten Magnus-Effekt. Magnus beendete seine Lehrtätigkeit 1869.

06.04.1870
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Norddeutscher Bund

Das Parlament des Norddeutschen Bundes verabschiedet ein Gesetz zum Schutz des Brief- und Schriftengeheimnisses.

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Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland

Cambridge gewinnt zum ersten Mal seit 1860 wieder das alljährlich auf der Themse ausgetragene Boat Race gegen Oxford. Der siegreiche Achter siegt in einer Zeit von 22 Minuten und 4 Sekunden.

07.04.1870
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Österreichisch-Ungarische Monarchie

In Österreich werden Arbeitervertretungen zugelassen. Das österreichische Parlament verabschiedet ein entsprechendes Gesetz, das auch einen Wegfall der strafrechtlichen Arbeitskampfverbote (Streik und Aussperrung) vorsieht.

09.04.1870
Österreich-Ungarn.png
Österreichisch-Ungarische Monarchie

In Österreich beginnt eine föderalistisch orientierte Politik. Außerdem wird die Führung von Personenstandsbüchern den Kirchen entzogen und den weltlichen Behörden wie Bezirkshauptmannschaften und Gemeindebehörden zugesprochen.

Deutsches Reich.png 70px
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

In einem zweigeschossigen Miethaus in der Französischen Straße 21 in Berlin-Mitte eröffnet die am 22. Januar von 21 Privatbankiers als erste nationale Aktienbank gegründete Deutsche Bank AG ihren Betrieb. Die Gesellschaft hat ihrer Satzung zufolge die Geschäfte des „nach Maßgabe der ihr vom Verwaltungsrat erteilten Instruktionen“ zu führen. Der aus 24 Personen bestehende Verwaltungsrat ist deutlich mächtiger als ein moderner Aufsichtsrat des 21. Jahrhunderts und nimmt seine operative Verantwortung durch einen wöchentlich tagenden Fünferausschuss wahr. Die neue Bank soll den Gesellschaftern, die meist einer eigenen, kleineren Privatbank vorstehen, keine Konkurrenz machen. Die ersten Direktoren sind Wilhelm Platenius, Georg von Siemens und Hermann Wallich.

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Der deutsche Kaufmann und Hobby-Archäologe Heinrich Schliemann
Osmanisches Reich / Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Nachdem er zum zweiten Mal geheiratet hat und seit einem halben Jahr vergeblich auf seine Grabungsgenehmigung in Kleinasien gewartet hat, beginnt der Kaufmann, Archäologe und Pionier der Feldarchäologie Heinrich Schliemann illegale Probegrabungen auf dem Berg Hissarlik nahe Troia (Troja) und legt dabei Mauern frei, die er - wie er später einsehen muss, fälschlicherweise - dem Palast des Priamos und dem Tempel der Minerva zuordnet. Als erster Forscher findet er die von ihm und zuvor schon anderen Forschern hier vermuteten Ruinen des bronzezeitlichen Troja.

11.04.1870
Argentinien 1818-2010.png
Der frühere Präsident Justo José de Urquiza wird ermordet
Argentinische Republik

Der Gouverneur der Provinz Entre Rios und frühere Präsident von Argentinien, Justo José de Urquiza y Garcia, wird im Palast San José ermordet. Urquiza erhielt seine schulische Bildung in Buenos Aires und war zunächst Hafenangestellter. 1819 kehrte er nach Entre Ríos zurück. Die Verbindungen seiner Familie zum Diktator Francisco Ramírez erlaubten es Urquiza, in die Politik zu gehen. Nach mehreren Jahren in der Provinzialpolitik ging Urquiza als Repräsentant des Gouverneurs Pascual Echagüe nach Buenos Aires. Er wurde ein Vertrauter des als Gouverneur von Buenos Aires autoritär über Argentinien regierenden Juan Manuel de Rosas und löste 1841 seinen ehemaligen Chef Echagüe als Gouverneur von Entre Ríos ab. Von Entre Ríos aus formte Urquizas eine Allianz gegen Rosas und führte 1852 die Schlacht von Monte Caseros gegen ihn. Im April 1852 unterzeichnet er das Protokoll von Palermo, das ihn zum provisorischen Direktor der Argentinischen Konföderation machte. 1853 wurde in Santa Fe auf sein Betreiben eine neue Verfassung verabschiedet, mit der die argentinischen Provinzen erstmals zu einem Einheitsstaat vereint wurden und die alle Provinzen außer der bisher dominierenden Provinz Buenos Aires ausgearbeitet und anerkannt hatten. In seiner Abwesenheit hatte Buenos Aires sich zu einem unabhängigen Staat erklärt, weswegen die Verfassung Concepción del Uruguay aus seiner Provinz Entre Ríos zur neuen Hauptstadt machte. 1854 wurde er Präsident von Argentinien und förderte den Außenhandel durch Abkommen mit Großbritannien, Frankreich und den USA. Nach seiner Präsidentschaft wurde er 1860 zum Oberbefehlshaber der Armee und der Flotte ernannt. Er zog sich jedoch, nachdem er Bartolomé Mitre und dem unabhängigen Staat Buenos Aires 1861 aus ungeklärten Gründen den Sieg überlassen hatte, in seine Provinz Entre Ríos zurück, die er als Gouverneur fast unumschränkt regierte. Er wurde möglicherweise auf Betreiben seines Schwiegersohnes Ricardo López Jordán, der Urquiza die Ideale der Föderalisten durch Verhandlungen mit der zentralistischen Regierung verraten sah, ermordet. In der Folge wird Entre Ríos, in dem Jordan kurzzeitig die Regierung übernahm, aber von der Zentralregierung ins Exil geschickt wurde, seine von Urquiza errungenen Privilegien als Hochburg des Föderalismus verlieren und stattdessen mit harter Hand von eingesetzten Zentralisten regiert werden, während Föderalisten nicht mehr zu Wahlen zugelassen werden. Das Attentat auf Urquiza y Garcia bedeutet den Niedergang der Opposition in Argentinien und den Beginn großer Unruhen.

12.04.1870
Österreich-Ungarn.png
Der zurückgetretene Ministerpräsident Leopold Hasner von Artha
Der neue Ministerpräsident Alfred Józef Graf Potocki
Österreichisch-Ungarische Monarchie

Der am 15. Januar 1870 wegen Meinungsverschiedenheiten zum Föderalismus in Österreich-Ungarn von seinem Amt als Ackerbauminister zurück getretene polnische Adlige und österreichisch-ungarische Politiker Alfred Józef Graf Potocki wird von Kaiser Franz Joseph I. zum „Kaiserlichen und Königlichen Ministerpräsidenten“ von Österreich-Ungarn ernannt. Der galizische Graf Potocki entstammt einer Magnatendynastie und ist bereits seit 1848 Abgeordneter des Wiener Parlaments. Er ist seit 1861 erbliches Mitglied im Herrenhaus und war von 1863 bis 1869 Abgeordneter im Landtag von Galizien. Potocki löst Leopold Hasner Ritter von Artha ab, der am 4. April nach nur zweimonatiger Amtszeit zurück getreten ist und nun vom Kaiser offiziell seines Amtes enthoben wird.

Großbritannien.png Deutsches Reich.png Russland 1858-1883.png Iran 1848-1896.png
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland / Britisch-Indien / Norddeutscher Bund / Russisches Kaiserreich / Kaiserreich Persien

Die Städte London und Kalkutta werden durch ein Telegrafenkabel miteinander verbunden. Heute findet der erste Telegrammwechsel über die Indo-Europäische Telegrafenlinie statt. Das Telegramm und seine Rückantwort aus Kalkutta benötigen insgesamt eine Stunde; die Nachrichten legen jeweils 11.000 Kilometer zurück. Das erfolgreiche Unternehmen wird ein großer Prestigegewinn für Siemens & Halske. Von ihnen wird als Apparatesystem ein Lochstreifentelegraph mit Kurbelinduktor verwendet. Durch einen Kurbelmechanismus wird eine Spule im Feld eines permanenten Magneten gedreht und erzeugt die Stromimpulse für die Übertragung. Durch den Einsatz von Lochstreifen, die mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durch eine Kontaktvorrichtung gezogen werden, wird eine hohe Eingabegeschwindigkeit erzielt. Auf Grund der großen Entfernungen wird der Telegrafiestrom durch wachsenden Leitungswiderstand und ungenügende Isolation geschwächt. Es ist erforderlich, Relaisstationen zwischenzuschalten. Der schwache Stromimpuls wird auf einen empfindlichen Elektromagnet geleitet, dessen Anker einen Kontakt betätigte. Dieser Kontakt schließt den Stromkreis einer Ortsbatterie und gibt einen verstärkten Impuls an die nächste Station weiter. Siemens & Halske erhielten nach langwierigen Verhandlungen 1867 die Konzession zum Bau einer Linie durch Russland und im Jahr darauf durch Persien.

13.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

In einem "Allerhöchsten Erlass" des Königs von Preußen wird die Errichtung der Kaiserpassage in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte verfügt. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 1871 beginnen.

USA 1867-1877.png
Vereinigte Staaten von Amerika / New York

Das Metropolitan Museum of Art wird gegründet. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll in New York ein Universalmuseum mit dem Anspruch auf Vollständigkeit seiner Kunstsammlungsgebiete und –epochen entstehen. Die Idee zur Gründung des Museums kam nach einem Bankett in einem Pariser Restaurant anlässlich des US-amerikanischen Nationalfeiertages am 4. Juli 1866 auf, als der gleichnamige Großneffe des berühmten Verfassungsjuristen John Jay (1745-1829) vor einer Gruppe amerikanischer Geschäftsleute eine Rede hielt und die Anwesenden dazu aufforderte, ein Museum zu schaffen, das der amerikanischen Bevölkerung sowohl die Kunst als auch die Kunsterziehung in einer „nationalen Institution“ nahe bringen soll.

16.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen
Wilhelm Foerster
Der schlesische Astronom Wilhelm Foerster unterbreitet den kommunalen Behörden in Berlin den Vorschlag, in Berlin ein Netz von elektrisch regulierten Uhren aufzustellen. Die Aufstellung einer solchen Uhr vor dem Kammergericht habe sich bereits bewährt.
Venezuela 1863-1905.png
Der venezolanische Präsident José Ruperto Monagas
Der Stellvertretende Präsident Guillermo Tell Villegas
Vereinigte Staaten von Venezuela

Venezuelas Präsident José Ruperto Monagas übergibt sein Amt an Guillermo Tell Villegas, um sich den Putschisten unter Vizepräsident Antonio Guzmán Blanco, der Anfang April mit Truppen unter General Juan Crisóstomo Falcón nach Venezuela in Curamichate zurückkehrte, entgegenzustellen. Tell Villegas war bereits von Juni 1868 bis Februar 1869 Interimspräsident.

18.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

In Berlin stirbt der Wirkliche Geheime Rat und Steuerdirektor Johann Friedrich von Pommer Esche (* 10.02.1803 in Stralsund), der in seinen Funktionen an der Spitze des Finanzministeriums und im Staatsrat wesentlich zur Vereinheitlichung der Zollbestimmungen in Deutschland beigetragen hat. Sein Vater war schwedischer Regierungsrat. Dieser wurde 1813 in den schwedischen Adelsstand erhoben. Einer seiner Brüder war Adolph von Pommer Esche. Er studierte zwischen 1822 und 1826 Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin. Danach trat er als Auskulator in den preußischen Justizdienst ein und absolvierte den üblichen Vorbereitungsdienst. Auf Betreiben von Christian Peter Wilhelm Beuth wechselte er 1831 in den Verwaltungsdienst. Anfangs bei der Regierung in Frankfurt an der Oder beschäftigt wechselte er schon bald zur Provinzialsteuerdirektion der Provinz Schlesien nach Breslau. Im Jahr 1832 wurde er zum Regierungsassessor und 1833 zum Regierungsrat ernannt. Ein Jahr später wurde er Justiziar der Regierung in Stettin. 1834 wechselte er als Hilfsarbeiter ins Finanzministerium. Bereits 1836 erfolgte die Ernennung zum geheimen Finanz- und vortragenden Rat. Dem folgte 1839 die Ernennung zum geheimen Oberfinanzrat. Pommer Esche war 1842 Bevollmächtigter bei der Rheinschifffahrts-Centralkommission. Im Jahr 1847 war er Ministerialbevollmächtigter beim Vereinigten Landtag. Im Jahr 1849 wurde er Generalsteuerdirektor. In diesem Amt spielte er eine bedeutende Rolle auch bei der Fortentwicklung des Deutschen Zollvereins. Er war stark am Zustandekommen der der Verträge Preußens mit dem Königreich Hannover (1851), dem Großherzogtum Oldenburg (1852), Österreich (1853) sowie in Nachfolge des Cobden-Vertrages mit Frankreich (1862), Belgien (1865) und Großbritannien (1865) beteiligt. Bereits 1854 wurde Pommer Esche für seine Verdienste um die internationalen Zollverträge zum wirklichen geheimen Oberfinanzrat und Mitglied des Staatsrates ernannt. Im Jahr 1857 wurde er zum Mitglied einer Kommission des Staatsrates ernannt, die grundsätzliche Entscheidungen der Finanzverwaltung für die Entscheidung des Königs vorbereitete. Im Jahr 1865 wurde Pommer-Esche zum wirklichen geheimen Rat ernannt. Nach der Annexion neuer Provinzen 1866 war er mit der Angleichung der dortigen Steuerverwaltung beschäftigt. Gleichzeitig war er Bevollmächtigter beim Bundesrat des Norddeutschen Bundes. Auch im Bundesrat des Zollvereins war er tätig. Von ihm stammt der Entwurf des Vereinszollgesetzes von 1869.

20.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Nachdem der Cottbuser Justizfiskus am 1. Februar das gesamte Areal des Schlossgrundstückes erworben hat, wird nun ein "Schloßturm-Bauverein" ins Leben gerufen. Ehrenvorsitzender wird Hermann Fürst von Pückler-Muskau, als Architekt für den Wiederaufbau des alten Bergfriedes kann Prof. von Arnim gewonnen werden. Auf den Grundmauern des alten Fürstenhauses soll eine Justizeinrichtung erbaut werden.

21.04.1870
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Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Zwischen Cottbus und Großenhain verkehren die ersten Züge.

27.04.1870
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Antonio Guzmán Blanco wird neuer Präsident Venezuelas
Vereinigte Staaten von Venezuela

Der venezolanische Journalist und Sohn des Gründers der Partido Liberal, General Antonio Guzmán Blanco, wird Sieger der "Liberalen Revolution" und neuer, provisorischer Präsident von Venezuela mit diktatorischen Vollmachten. Der Kongress verleiht ihm den Titel „Ilustre Americano, regenerador de Venezuela“. Sein Programm ist die Stabilisierung der innenpolitischen Verhältnisse sowie die Modernisierung der Wirtschaft. Zudem ist die Trennung von Kirche und Staat ein wichtiges Anliegen des neuen Präsidenten. Der Sohn des Politikers und Gründers des Partido Liberal, Antonio Leocadio Guzmán, studierte bis 1856 Rechtswissenschaften an der Universidad Central de Venezuela in Caracas und war danach im diplomatischen Dienst in den USA. Nach seiner Rückkehr 1858 wurde er von Präsident Julián Castro auf die Antillen verbannt. Er schloss sich General Juan Crisóstomo Falcón und Ezequiel Zamora bei deren Invasion in Venezuela an. Nach Falcons Niederlage 1860 floh er mit diesem und wurde zur Rekrutierung von Unterstützung nach Westindien entstand. Ende 1861 landete er erneut mit Falcon in Venezuela. Nach einer Reihe für Falcon erfolgreicher Schlachten wurden die Kampfhandlungen mit dem Vertrag von Coche am 22. Mai 1863 beendet. Eine nach Victoria einberufene Generalversammlung wählte Falcon zum Präsidenten und Guzmán zum Vizepräsidenten. Später wurde Guzmán auch zum Präsidenten des Kongresses gewählt.

Costa Rica.png
Der gestürzte Präsident Jesús Jiménez Zamora
Der neue Präsident Bruno Carranza Ramírez
Costa Rica

Der Präsident von Costa Rica, Jesús Jiménez Zamora, wird von dem militärischen Befehlshaber von Alajuela, Tomás Guardia Gutiérrez, gestürzt. Bruno Carranza Ramírez wird neuer Präsident, der den Führer des Staatsstreiches, Guardia Gutiérrez, zum Divisionsgeneral befördert und zum Oberbefehlshaber über die Armee von Costa Rica ernennt. Jiménez Zamora wurdeim April 1863 zum Präsidenten für die Amtszeit 1863 bis 1866 gewählt. Kurz nach Amtsantritt ließ er verfassungswidrig das Parlament auflösen und ein neues Parlament wählen. Er gewährte Gerardo Barrios Asyl, weshalb vier zentralamerikanische Regierungen die diplomatischen Beziehungen zu seiner Regierung einstellten. 1865 wurde in Bogotá im Tratado Castro-Valenzuela eine Grenze zwischen Costa Rica und Kolumbien definiert. Im Mai 1866 wurde Jiménez Stellvertreter der Präsidenten. Am 1. November 1868 putschte er gegen Präsident José María Castro Madriz. Er beendete die Vorherrschaft der Kommandanten der Kasernen von San José und rief eine verfassungsgebende Versammlung ein, welche 1869 eine Verfassung erließ, in welcher die Grundschulbildung verpflichtend mit Kostenübernahme durch den Staat erklärt wurde. Bei den Wahlen im April 1869 wurde er für die Amtszeit 1869–1872 zum Präsidenten gewählt. Er führte ein repressives Regime einschließlich Pressezensur, einige Oppositionelle verließen Costa Rica. Der neue Präsident Bruno Carranza Ramirez, wurde am 05.10.1822 in San José, Costa Rica, geboren. In Costa Rica war er auch im staatlichen Hospital San Juan de Dios als Arzt tätig. Er war Generalinspekteur des Impfwesens und Vorsitzender der Ständevereinigung der Ärzte. Bei einem Feldzug gegen die Filibusteropiraten von William Walker (Söldner) 1856 war er Feldarzt. Da das Heer die Cholera nach Costa Rica brachte, musste er umgehend zurückkehren. Als Journalist veröffentlichte er in verschiedenen Publikationen darunter El Álbum und La Estrella del Irazú daneben war er Unternehmer. Er war Cafetalero, Eigentümer einer Buchhandlung und einer Apotheke. Von 1855 bis 1859 hatte der die Konzession der Fábrica Nacional de Licores de Costa Rica und war Lieferant für staatlichen Alkohol. In der Regierungszeit von Juan Rafael Mora Porras war er einige Male Abgeordneter. 1857 war er in diplomatischer Mission in El Salvador. Er war Delegierter für San José bei der verfassungsgebenden Versammlung 1869, kurz nach seiner Wahl trat er von diesem Amt zurück. Er musste bei verschiedenen Gelegenheiten aus politischen Gründen ins Exil gehen. Er war Mitglied der Partido Liberal und zeigte Antiklerikalismus. Heute wurde er von Tomás Guardia Gutiérrez in das Präsidentenamt geputscht. Die politischen Ziele des neuen Präsidenten sind die Gründung der Comarca de Limón, die Einführung der Religionsfreiheit und ein Gesetz, das zum ersten Mal in der Geschichte von Costa Rica die Todesstrafe abschaffen soll. Es wird ein Aufgabenverteilungsplan der Ministerien entworfen. Eine verfassungsgebende Versammlung soll gewählt werden. Eine zentrale Position in seinem Regierungskabinett wird der guatemaltekische Historiker Lorenzo Montúfar y Rivera als Minister für Äußeres, öffentliche Bildung und Kultur übernehmen. Joaquín Lizano Gutiérrez wird Minister für Regierung, Justiz, Inneres, Landwirtschaft und Industrie, Rafael Gallegos Sáenz Minister für Finanzen und Wirtschaft und Buenaventura Carazo Alvarado wird Minister für Krieg, Marinen und öffentliche Arbeiten.

29.04.1870
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Heinrich Stephan wird Generalpostmeister der Norddeutschen Bundespostverwaltung
Norddeutscher Bund / Königreich Preußen

Der Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und preußische Ministerpräsident Otto Graf von Bismarck ernennt Heinrich Stephan zum Generalpostmeister der Norddeutschen Bundespostverwaltung. Mit guten Leistungen fiel Heinrich Stephan auch in seiner Lehrstelle bei der Stolper Post ab 20. Februar 1848 auf, so dass er, versehen mit einem ausgezeichneten Zeugnis, 1849 als Beamtenanwärter nach Marienburg kam. Bereits ein Jahr später war er Postassistent in der Oberpostdirektion Danzig. Nach Ableistung seines einjährigen Dienstes beim preußischen Heer wurde er nach einem kurzen Zwischenspiel beim Berliner Generalpostamt nach Köln zur Oberpostdirektion versetzt. Hier hatte er hauptsächlich mit der Bearbeitung überseeischer Postrechnungen zu tun, und dabei entstanden wohl die ersten Ideen für die Vereinheitlichung des internationalen Postverkehrs. 1855 schloss Stephan seine Ausbildung endgültig mit der Absolvierung der Prüfung zum höheren Postdienst ab, ebenfalls wieder mit Auszeichnung. Anschließend kehrte er in das Generalpostamt Berlin zurück. Zu seinen ersten Aufgaben im Generalpostamt zählte die Ausarbeitung eines Paketposttarifs für das Gebiet des Deutsch-Österreichischen Postvereins, der bei der deutschen Postkonferenz in München 1857 unverändert nach seinen Vorschlägen angenommen wurde. Stephan versuchte auch, den Annahme- und Abfertigungsdienst durch die Einführung der Poststenographie zu beschleunigen, konnte sich mit diesen Ideen jedoch nicht durchsetzen. Im September 1858 vollendete er sein umfangreiches Werk „Die Geschichte der Preußischen Post von ihrem Ursprung bis auf die Gegenwart“, das entgegen dem Titel nicht nur die Geschichte der Post in Preußen sondern die gesamte postalische Entwicklung in Europa darstellt. Dieses Standardwerk zur Postgeschichte erschien 1859 im Verlag des Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei in Berlin in Druck. Außerdem erschien im selben Jahr seine Schrift „Über die britische Portoreform Rowland Hills von 1840“, in der er die Einführung des britischen Einheitsportos unter Rowland Hill begrüßt. 1860 war er als Vertreter auf der deutschen Postkonferenz in Frankfurt am Main, wo ihn die durch die zersplitterten Kleinstaaten verursachten organisatorischen Probleme in seinem Reformwillen bekräftigten. 1862 und 1863 erreichte er Postverträge mit Belgien und den Niederlanden, 1864 mit Spanien und Portugal. 1865 veröffentlichte er eine Denkschrift zur Einführung der Postkarte, die zwar vom preußischen Generalpostmeister wegen der „unanständigen Form“ der Mitteilungen und zu erwartender Einnahmeausfälle abgelehnt wurde, auf der fünften Konferenz des Deutschen Postvereins in Karlsruhe im November 1865 dennoch Gehör fand. Nach Ausbruch des Deutschen Kriegs 1866 veröffentlichte Stephan eine Denkschrift, in der er der preußischen Regierung nahelegte, die Thurn- und Taxissche Post in Besitz zu nehmen, sobald es die militärischen Gegebenheiten zuließen. Nach dem Sieg im Deutschen Krieg besetzte Preußen die Freie Stadt Frankfurt und zwang Thurn und Taxis, in einem Abtretungsvertrag dem preußischen Staat die Posteinrichtungen zu überlassen. Der Vertrag wurde am 28. Januar 1867 ratifiziert, und die Übergabe erfolgte am 1. Juli 1867. Stephan schloss unterdessen Postverträge mit den Vereinigten Staaten von Amerika, Norwegen, Dänemark, der Schweiz, Italien und Schweden. 1868 wurde er zum Geheimen Oberpostrat befördert. Abermals verfasste er zahlreiche Schriften, darunter seine „Denkschrift betreffend den allgemeinen Postkongreß“ (1868), in der er Grund- und Leitsätze für eine weltumspannende Postgemeinschaft darlegte.

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