Kirchenstaat 1600

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Flagge bis 1601
Flagge ab 1601

Kirchenstaat

Dekade 1600-1609

Hauptstadt: Rom (seit 1453)
Staatsform: Theokratie

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Chronik des Osmanischen Reiches der folgenden Dekade
1500 / 1510 / 1520 / 1530 / 1540 / 1550 / 1560 / 1570 / 1580 / 1590
01.01.1600
Kirchenstaat 754-1601.gif
Kirchenstaat

Wie bereits Papst Bonifacius VIII. vor genau 300 Jahren verkündet Papst Clemens das „Heilige Jahr 1600“ sowie einen Jubiläumsablass. In demselben Heiligen Jahr gewann der Papst persönlich etwa 60 Ablässe durch den Besuch der vier Hauptbasiliken; die sieben Patriarchalbasiliken von Rom (Ziele der Pilger) besuchte er während des Pontifikats sogar rund 160 mal. Man konnte den Papst barfuß inmitten von Prozessionen antreffen. Er lud öfter zwölf arme Pilger an seinen Tisch und bediente sie und er ging ins Hospiz der Allerheiligsten Trinität, um den Pilgern die Füße zu waschen und Almosen zu spenden. Außerdem befördert der Papst seinen Kardinalpriester Alessandro dei Medici zum neuen Kardinalbischof des Bistums Palestrina und gleichzeitig zum Bischof des Bistums Albano.

Die Herrscher des Kirchenstaates zu Beginn der Dekade
Funktion Name seit Jahre
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Papst
Clemens VIII.
(* 1536 Fano)
1592
8
08.02.1600
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Kirchenstaat

Der Priester, Dichter und Philosoph Giordano Bruno wird durch die Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und nach siebenjährigem Prozess vom Großinquisitor Giulio Antonio Santori zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Giordano Bruno wird zu einem „verstockten und hartnäckigen Häretiker“ erklärt, seine Bücher sollen öffentlich verbrannt und auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt werden.

17.02.1600
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Der Priester und Astronom Giordano Bruno stirbt auf dem Scheiterhaufen
Kirchenstaat

Der Priester, Dichter und Philosoph Giordano Bruno (* 1548 in Nola, eigentlich Filippo Bruno), der am 8. Februar durch die Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde, wird auf dem Campo dei Fiori in Rom hingerichtet. Vor der Hinrichtung wird ihm angeblich die Zunge festgebunden, damit er nicht zum anwesenden Volk sprechen kann. Bruno postulierte die Unendlichkeit des Weltraums und die ewige Dauer des Universums. Damit stellt er sich der herrschenden Meinung einer in Sphären untergliederten geozentrischen Welt entgegen. Viel schwerer aber wiegt, dass seine pantheistischen Thesen von einer unendlichen materiellen Welt keinen Raum für ein Jenseits lassen, da zeitliche Anfangslosigkeit des Universums eine Schöpfung und dessen ewiger Bestand ein Jüngstes Gericht ausschließen. Außerdem war Bruno der Überzeugung, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei. Bruno gehörte seit 1565 dem Dominikanerorden als Novize an. Bald danach geriet er in Konflikt mit der Ordensleitung, da er sich der Marienverehrung verweigerte und alle Heiligenbilder aus seiner Klosterzelle entfernte. Dies wurde als jugendliche Verirrung aufgefasst und blieb zunächst folgenlos. 1572 empfing er die Priesterweihe. Schon 1576 geriet er unter den Verdacht der Ketzerei und musste Neapel verlassen. Er floh nach Rom, um sich dem Papst zu Füßen zu werfen. Als jedoch bekannt wurde, dass Bruno bei seiner Flucht Schriften des Kirchenvaters Hieronymus in die Latrine geworfen hatte, musste er auch aus Rom fliehen. Er trat aus dem Mönchsorden aus und entdecke die Naturphilosophie, wobei das von Nikolaus Kopernikus postulierte heliozentrische Weltbild große Anziehung auf ihn ausübte. In Genf trat er der calvinistischen Kirche bei, jedoch stand Calvin den Thesen, denen Bruno anhing, ablehnend gegenüber, ließ ihn verhaften und von den Calvinisten exkommunizieren. Über Frankreich, England, Deutschland, Prag, Genf und Zürich kam er nach dem Tod des konservativen Papstes Sixtus V. wieder zurück nach Italien und übernahm den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität von Padua, wo er so lange lehrte, bis der Lehrstuhl Galileo Galilei übergeben wurde.

25.04.1600
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Königreich Frankreich / Großherzogtum Toskana

Zwischen Maria dei Medici und dem französischen König Henri IV. wird ein Heiratsvertrag unterzeichnet. Der Vater der Braut, Ferdinando I. de’ Medici, sagt eine Mitgift seiner Nichte in der Höhe von 600.000 Gold-Écus zu, von der die Hälfte zur Tilgung der Schulden Henri IV. dienen soll.

17.12.1600
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Königreich Frankreich / Großherzogtum Toskana / Kirchenstaat

In Lyon findet die persönliche Heirat des Königs Henri IV. von Frankreich und seiner bereits in Abwesenheit geheirateten Gemahlin Maria dei Medici statt. Noch vor dem Weihnachtsfest wird Henri IV. nach Paris zurückreiten, um sich seiner Mätresse Henriette d’Entragues zu widmen.

03.03.1605
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Papst Clemens VIII. stirbt'
Tolomeo Gallio, Dekan des Kardinalskollegiums, beruft ein Konklave ein
Kirchenstaat

Ippolito Aldobrandini, seit 1592 unter dem Namen Clemens VIII. Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, stirbt in Rom; er wurde am 24. Februar 1536 in Fano geboren und entstammte der in Florenz angesehenen Kaufmannsfamilie Aldobrandini, deren mehrere Linien in der Politik ihrer Heimatstadt seit dem späten Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt und sich durch häufige Bekleidung kommunaler Oberämter hervorgetan hatten. Als Gegner der Medici, die sich 1530 endgültig als Stadtherren etablieren konnten und von Kaiser Karl V. mit dem Titel der Herzöge von Florenz ausgestattet wurden, zog der Aldobrandini del Nero genannte Familienzweig nach Rom. Silvestro Aldobrandini, ein Anhänger der aus Florenz verbannten Gegner der Medici, war ein bekannter Jurist und nach 1538 Konsistorialadvokat an der päpstlichen Kurie, der sich unter Papst Paul IV. dessen antispanischer Politik verschrieb; nach deren Scheitern fiel er 1559 aber in Ungnade und schied aus dem päpstlichen Dienst aus. Silvestros ältester Sohn Giovanni wurde 1570 Kardinal und brachte im folgenden Jahre das Militärbündnis von Spanien, Venedig und Papst Pius V. zustande, das die Türken in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 schlagen konnte. Da Giovanni jedoch schon 1573 verstarb, konnte er in der kirchlichen Hierarchie nicht weiter aufsteigen. Dies gelang dagegen seinem jüngeren Bruder Ippolito, der nach einem Studium des Kirchenrechts in Padua und Perugia und der Promotion zum Doktor der Rechte in Bologna sich als Kirchenjurist profilierte und wie sein Vater Konsistorialadvokat und seit 1570 Auditor der Römischen Rota wurde. Nach der Ernennung zum Datar, dem Leiter der Apostolischen Datarie, wurde er am 18. Dezember 1585 von Papst Sixtus V. zum Kardinal mit der Titelkirche San Pancrazio ernannt. Später amtierte er 1587 als päpstlicher Legat in Polen und bewirkte die Wahl von Sigismund III. Wasa zum König von Polen und Großfürst von Litauen. Außerdem wurde er Großpönitentiar, der Vorsteher eines geistlichen Gerichtes im Kirchenstaat, das unter anderem für das Gnaden- und Ablasswesen zuständig ist. Ippolito war sehr fromm und persönlich bescheiden. Diese Vorzüge empfahlen ihn als Kandidaten für die Papstwahl im Konklave vom 10. bis 30. Januar 1592 nach dem Tode von Innocentius IX., an dem 54 Kardinäle teilnahmen. Nach 19 Wahlgängen wurde er schließlich einstimmig mit Unterstützung der beiden Parteien Spaniens und der Toskana zum neuen Papst gewählt. In Erinnerung an den florentinischen Vorgänger Clemens VII. nahm er den Namen Clemens VIII. an. Zu seinen Beichtvätern gehörten sein Lehrer, der Hl. Philipp Neri, sowie der berühmte Kirchenhistoriker und Kardinal Cesare Baronio. Der neue Papst ernannte 1593 seine beiden Neffen Pietro Aldobrandini und Cinzio Passeri Aldobrandini zu Kardinälen und zu gleichberechtigten Kardinalnepoten. Tatsächlich aber erlangte der erstgenannte Neffe männlicher Linie, der zudem Erzbischof von Ravenna wurde, den Vorrang, den er mit päpstlichen Finanzmitteln etwa dazu nutzte, den Dichter Torquato Tasso zu fördern. Das Pontifikat von Clemens VIII. gehört zu den bedeutenden der katholischen Reform, die den Maßgaben des Tridentinums folgte. Er gab das Pontificale Romanum (1595/96) und das Caeremoniale episcoporum (1600) sowie Neuausgaben des Breviarium Romanum (1602) und des Missale Romanum (1604) heraus. Im Jahr 1596 veranlasste er außerdem eine Neuauflage des Index Librorum Prohibitorum, des Verzeichnisses der von der Kirche ausdrücklich verbotenen Bücher. Als einer der außen- und kirchenpolitischen Höhepunkte seines Pontifikats gilt die in Rom 1595 vollzogene Brester Union, der Zusammenschluss der Orthodoxie von Kiew und Ruthenien mit der katholischen Kirche. Im Heiligen Jahr 1600 verkündete Clemens, wie es bereits Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1300 getan hatte, einen Jubiläumsablass. In demselben Hl. Jahr gewann der Papst persönlich etwa 60 Ablässe durch den Besuch der vier Hauptbasiliken; die sieben Patriarchalbasiliken von Rom (Ziele der Pilger) besuchte er während des Pontifikats sogar rund 160 mal. Man konnte den Papst barfuß inmitten von Prozessionen antreffen. Er lud öfter zwölf arme Pilger an seinen Tisch und bediente sie und er ging ins Hospiz der Allerheiligsten Trinität, um den Pilgern die Füße zu waschen und Almosen zu spenden. Die Kardinalskongregation de auxiliis zum Gnadenstreit (1595–1603) beendete ihre Arbeit unter Vorsitz des Papstes. Die Entscheidung wird jedoch wegen seines plötzlichen Todes nicht publiziert werden. Die Nachfolger seit Paul V. halten die Frage seither offen. Mutmaßlich tendierte Clemens VIII. zu einer Verurteilung des Molinismus, die versucht, die göttliche Allwissenheit mit der Willensfreiheit zu vereinen. Da Gott angeblich vorher wisse, wie seine freigeschaffenen Geschöpfe sich unter den vorgegebenen Bedingungen entscheiden werden, könne Gott die Verhältnisse so schaffen, dass sich die Menschen frei nach seinem Ratschluss entschieden. Bekanntestes Opfer der innerkirchlichen Politik des Papstes wurde der Dominikanermönch Giordano Bruno, der in einem Gerichtsverfahren wegen Häresie verurteilt und am 17. Februar 1600 auf dem Scheiterhaufen am Campo de’ Fiori in Rom verbrannt wurde. Für die Wiedergewinnung an die Protestanten verlorener Gebiete setzte Clemens vornehmlich die Jesuiten ein. Im Jahre 1595 sprach Clemens VIII. die Anerkennung des französischen Königs Henri IV. aus, welche die Religionskriege beendete. Drei Jahre später ließ er durch seine Truppen das Herzogtum Ferrara, in dem mit Alfonso II. d’Este (1559–1597) der letzte Herzog der direkten Linie der Familie D’Este verstorben war, besetzen und zog es als erledigtes Lehen für den Kirchenstaat ein; der von Alfonso als Nachfolger vorgesehene Vetter Cesare wurde als Sohn eines nichtehelichen Onkels auf das Herzogtum Modena und Reggio beschränkt, das kaiserliches Lehen war, er konnte aber den mobilen Familienbesitz dorthin mitnehmen. Das im Kirchenstaat seit langer Zeit grassierende Banditenunwesen, gegen das zuvor Sixtus V. energisch vorgegangen war, vermochte Clemens’ Neffe Giovanni Francesco Aldobrandini als General der römischen Kirche nicht richtig in den Griff zu bekommen. Seinen Ruf der Strenge setzte Clemens VIII. auch in einem berühmt gewordenen Kriminalfalle um, der noch Hunderte Jahre später die Gemüter beschäftigen wird. Die römische Adelsfamilie Cenci hatte außerhalb der Hauptstadt im kleinen Orte Petrella Salto am heutigen Stausee Lago del Salto in der Landschaft Sabina die Burg als Wohnsitz von der Fürstenfamilie Colonna gepachtet. Das Familienoberhaupt Francesco Cenci wurde dort wegen seiner brutalen Haltung gegenüber Kindern und zweiter Frau ermordet. Die Tochter Beatrice Cenci und ihr jüngerer Bruder Giacomo standen hinter dieser Tat, die rasch aufgeklärt wurde und zum Gerichtsverfahren mit Folter führte. Am 11. September 1599 wurden daraufhin Beatrice und ihre Stiefmutter nahe der Engelsburg enthauptet und der Bruder gevierteilt, nachdem der Papst seine Gnade versagt hatte. Beatrice Cenci ging anschließend als jugendliche Märtyrerin in Literatur, Musik, Malerei und Film ein. In Rom ließ Clemens VIII. einen großen Familienpalast an der Piazza Colonna, der als Palazzo Chigi heute Amtssitz des italienischen Ministerpräsidenten ist, und eine Stadtvilla wenig oberhalb im Osten der Piazza Venezia erbauen. In der Kirche S. Maria sopra Minerva schuf der Hausarchitekt des Papstes Carlo Maderno die Cappella Aldobrandini, in der sich u.a. die Grabdenkmäler von Vater und Mutter Clemens VIII. befinden. Als bekanntestes Bauwerk, das mit dem Familiennamen des Papstes verbunden ist, kann die Villa Aldobrandini in Frascati gelten. Er machte sie seinem Neffen Pietro Aldobrandini zum Geschenk. Die Villa wurde zwischen 1598 und 1604 von den Architekten Giacomo della Porta, Giovanni Fontana und Carlo Maderno auf dem Abhang des Hügels erbaut, der über dem Hauptplatz der Stadt liegt. Die Innenausstattung mit Fresken oblag verschiedenen Malern, so Giuseppe Cesari, genannt Cavaliere d’Arpino, den Brüdern Taddeo und Federico Zuccari und Schülern von Domenico Zampieri, genannt Domenichino. Hinter dem Gebäude zieht sich ein weiter Park den Hügel hinauf, der mit Wasserspielen, darunter einer Wassertreppe, versehen ist. Den Namen Aldobrandini trägt auch ein antikes Fresko, das 1605 im Park der stadtrömischen Villa des Kardinal Cinzio Passeri Aldobrandini gefunden wurde. Es ist als „Aldobrandinische Hochzeit“ bekannt und zeigt in duftiger Malweise die Vorbereitung einer Braut auf ihre Hochzeit durch ihre Dienerinnen. Auch unter Clemens VIII. beschäftigte die katholische Kirche weiterhin Kastraten im Sixtinischen Chor. Vor seinem Tod hat Clemens VIII. seine Familie fest in der römischen Aristokratie verankert. Daher wird sein monumentales Grab in der Cappella Paolina der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom errichtet werden können. Tolomeo Cardinal Gallio, seit 1603 Dekan des Kardinalskollegiums, beruft das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes ein.

14.03.1605
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Kirchenstaat

Der Dekan des Kardinalskollegiums, Tolomeo Cardinal Gallio, begrüßt die 60 am Konklave teilnehmenden Kardinäle. Neun Kardinäle, darunter die Kardinäle von Sevilla, Toledo, Olmütz und Kraków können nicht am Konklave teilnehmen. 39 der Teilnehmer wurden von Papst Clemens VIII. zu Kardinälen erhoben, alle Anderen sind länger im Amt. Wie das vorangegangene Konklave dreizehn Jahre zuvor, so wird auch diese Papstwahl zutiefst politisch beeinflusst. Die französischen Kardinäle haben Anweisungen von König Henri IV. empfangen, ebenso wie die spanischen Kardinäle von Philipp III. Von spanischer Seite sollen die Kardinäle Valiero, de’ Medici und Arigoni nominiert werden. Der französische König Henri IV. hingegen will entweder Kardinal Baronio, wie eine Instruktion vom 7. März 1605 an Kardinal Joyeuse zeigt, oder Pietro Aldobrandini auf dem Stuhl Petri sehen. Die Mehrheitsverhältnisse im Kollegium sind zwar abschätzbar, doch verfügt keine der Parteien über die notwendige Zweidrittelmehrheit. Die stärkste Partei ist die von Pietro Cardinal Aldobrandini. Von den 39 Kardinälen aus dem Pontifikat von Clemens VIII. folgen ihm 22. Die Seite Montaltos verfügte über acht Stimmen und die Spanier über 13 Anhänger. Einige Kardinäle stehen außerhalb jeder Partei, zu ihnen zählen die Oratorianer Tarugi und Baronio, der Jesuit Bellarmino und Federico Kardinal Borromeo.

01.04.1605
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Kirchenstaat

Im Verlauf des Konklave wurden 21 Kandidaten als "Papabili" (geeignet für die Papstwahl) gehandelt. Dies ließ ein länger dauerndes Konklave erwarten. Am 19. März verbreitete sich das Gerücht, Kardinal Baronio habe 39 Stimmen auf sich vereint, diese Nachricht erwies sich allerdings als falsch. In der Abstimmung am 24. März erhielt Baronio 23 Stimmen und am folgenden Tag 27, am 27. März erhielt er 31 und am 30. März sogar 32 Stimmen. Kardinal Baronio fehlten damit nur noch 8 Stimmen zur erforderlichen Mehrheit. In den ersten Abstimmungen war Alessandro Ottaviano de’ Medicis Stimmenanzahl hingegen unbedeutend. Heute nun änderten sich plötzlich die Verhältnisse. Baronio erhält nur noch 28 Stimmen, de’ Medici 13 Stimmen. Nachdem sogar Kardinal Baronio selbst für Kardinal de’ Medici eintrat, ändert sich schlagartig alles. Vor de’ Medicis Zelle haben sich zwei Drittel der Wähler versammelt und ohne weitere formale Abstimmung wird er zum Papst erhoben. Anschließend versammeln sich die Kardinäle in der Cappella Paolina zur Huldigung des neuen Papstes. Um der Form zu genügen, wird dann noch eine offene Abstimmung vorgenommen. Im Gedenken an seinen Vorfahren Giovanni de’ Medici, der als Papst Leo X. hieß, nimmt der der Neugewählte den Papstnamen Leo XI. an. Da es inzwischen spät am Abend war, wird das Konklave erst nach Mitternacht beendet.

02.04.1605
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Leo XI wird neuer Papst
Kirchenstaat

Der am 2. Juni 1535 in Florenz geborene Alessandro Ottaviano de Medici wird als Leo XI. vom Konklave zum neuen Papst der römisch-katholischen Kirche als Nachfolger von Clemens VIII. gewählt. Unterstützung kam von den französischen, nicht aber von den spanischen Kardinälen. Alessandro Ottaviano de’ Medici entstammt einer Seitenlinie der bekannten florentinischen Familie Medici. Er war der Sohn von Ottaviano de’ Medici (* 14. Juli 1484; † 28. Mai 1546) und dessen Ehefrau Francesca Salviati, die eine Tochter der Lucrezia de’ Medicis war. Lucrezia de’ Medici war wiederum die Tochter Lorenzo des Prächtigen und Schwester des Papstes Leo X. (1475–1521). Francesca Salviati (* 1501/07), die Mutter des späteren Papstes Leo XI., war bereits in erster Ehe mit Piero Gualterotti verheiratet, ehe sie als Witwe im Jahr 1533 ihre zweite Ehe mit Ottaviano de’ Medici schloss. Obwohl sie die Schwester der beiden Kardinäle Giovanni (1490–1553) und Bernardo Salviati (1508–1568) war, versuchte sie ihren Sohn zeitlebens vom Priesterberuf abzuhalten. Francescas ältere Schwester war Maria Salviati (1499–1543), die mit dem Condottiere Giovanni dalle Bande Nere (1498–1526) verheiratet war. Beide waren die Eltern von Cosimo I. (1519–1574), dem ersten Großherzog der Toskana. Im Auftrag seines Cousins, des Großherzogs der Toskana, Cosimo I. de’ Medici, wurde Alessandro Ottaviano Botschafter am Hof des Papstes Pius V. (1504–1572), wo er unter anderem Schüler des heiligen Philipp Neri (1515–1595) war. Papst Gregor XIII. (1502–1585) ernannte ihn im Jahr 1573 zum Bischof von Pistoia und ein Jahr später zum Erzbischof von Florenz. Am 12. Dezember 1583 nahm ihn der Papst als Kardinalpriester in das Kardinalskollegium auf und verlieh ihm die Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. De’ Medici, ein sehr religiöser Mensch, der zu den Dominikanern von San Marco gute Beziehungen hatte, war in seinen Diözesen für die Umsetzung jener Reformen verantwortlich, die 1563 im Konzil von Trient beschlossen worden waren. Auch ließ er viel Geld in die Restaurierung römischer Kirchen fließen. Im April 1596 ernannte ihn Papst Clemens VIII. (1536–1605) zum päpstlichen Legaten in Frankreich, eine Funktion, die er zwei Jahre ausübte. Als Legat zeichnete De’ Medici für die Wiederherstellung der durch die Religionskriege zusammengebrochenen Kirchendisziplin verantwortlich, allerdings gelang es ihm nicht, König Henri IV. zur Umsetzung der Tridentinischen Beschlüsse in Frankreich zu überreden. Eine weitere Aufgabe, mit der er als Legat betraut wurde, waren die diplomatischen Gespräche zwischen Frankreich und Spanien, die am 2. Mai 1598 zum Friedensvertrag von Vervins führten. 1600 erfolgte De’ Medicis letzte Beförderung zum Kardinalbischof des Bistums Palestrina und gleichzeitig zum Bischof des Bistums Albano. Der neue Papst beabsichtigt, die Wirtschaft im Kirchenstaat zu fördern und will in Rom eine neue Wasserleitung, die Acqua Paola, anlegen. Als eine seiner ersten Amtshandlungen überhaupt wird er die päpstliche Bank "Banca di Santi Spirito", die erste Bank Roms überhaupt, gründen. Ferner wird er ein Geheimarchiv anlegen und die Fassade von St. Peter erneuern lassen. Im übrigen wird er in seinem Pontifikat den Vorgaben seines Vor-Vorgängers Clemens VIII. folgen.

Das neue Oberhaupt des Kirchenstaates
Funktion Name seit Jahre
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Papst
Leo XI.
(* 1535 Florentia)
1605
-
27.04.1605
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Tolomeo Gallio, Dekan des Kardinalskollegiums, beruft erneut ein Konklave ein
Kirchenstaat

Kurz nach seiner Wahl, als er den Lateran gerade feierlich beziehen will, stirbt der erst seit 27 Tagen im Amt befindliche 69 Jahre alte Papst Leo XI., vermutlich an einer Lungenentzündung. Sein Grabmal trägt die Inschrift „Magis ostensus quam datus“ (mehr gezeigt als gegeben), was auf die Kürze des Pontifikats Bezug nehmen soll. Obwohl Leo keine eigene Politik begründen konnte, sind einige Anweisungen bekannt, die er von seinem Krankenbett aus erteilte. So sagte er Kaiser Rudolf II. Unterstützung im Krieg gegen das Osmanische Reich zu. Außerdem befreite er das römische Volk von einer Reihe von Steuern. Auf theologischem Gebiet veranlasste er die Gründung einer Kommission, um die Konklaveregelung zu überarbeiten. Tolomeo Cardinal Gallio, seit 1603 Dekan des Kardinalskollegiums, beruft zum zweiten Mal in diesem Jahr das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes ein.

08.05.1605
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Kirchenstaat

Der Dekan des Kardinalskollegiums, Tolomeo Cardinal Gallio, begrüßt die 69 am Konklave teilnehmenden Kardinäle. Sechs Kardinäle, darunter die Erzbischöfe von Sevilla und von Toledo und der Bischof von Kraków können nicht am Konklave teilnehmen. Auch Girolamo Kardinal Agucci, der am gleichen Tag wie Papst Leo XI. gestorben ist, fehlt im Konklave. 40 der Teilnehmer wurden von Papst Clemens VIII. zu Kardinälen erhoben, alle Anderen sind länger im Amt. Mit seinem Verhalten im vorigen Konklave fünf Wochen zuvor hatte Kardinal Aldobrandini sich mehr Gegner als Anhänger für eine Kandidatur verschafft. Die Spanier nominierten Kardinal Sauli. In den ersten Tagen des Konklave versucht eine Gruppe von Kardinälen eine Kandidatur des hochgeachteten Jesuiten-Kardinals Bellarmino durchzusetzen, was jedoch dessen eigenen Widerspruch hervorruft.

16.05.1605
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Paulus V. wird neuer Papst
Kirchenstaat

Nachdem mehrere Kandidaturen scheiterten, versuchte Kardinal Aldobrandini, den ehemaligen Militär-Kardinal Toschi durch Akklamation wählen zu lassen, was jedoch in einen Tumult mündete. Toschi galt den meisten Kardinälen wegen seiner rauen Umgangsformen und seiner groben Ausdrucksweise als ungeeignet. Nun aber einigt man sich schließlich auf Camillo Cardinal Borghese, der am Abend desselben Tages in offener Abstimmung gewählt wird. Der am 17. September 1552 in Rom geborene Camillo Borghese wird als Paulus V. vom Konklave zum neuen Papst der römisch-katholischen Kirche nach Nachfolger von Leo XI. gewählt, dessen Pontifikat nur 27 Tage dauerte. Er wählt den Papstnamen in Erinnerung an Paulus III., den Förderer seiner Familie. Camillo Borghese ist der Sohn des Grafen Marcantonio Borghese aus Siena, der 1541 mit seiner Familie nach Rom umsiedelte und Jurist in der päpstlichen Kurie wurde. Camillo ist das älteste von sieben Kindern, wovon aber drei vor seiner Wahl zum Papst verstarben. Sein Bruder Francesco (* 1556) war Graf von Rignano und General der Päpstlichen Armee. Ein weiterer Bruder Giovanni Battista (Giambattista Borghese, * 1554) war Gouverneur von Borgo und Kastellan der Engelsburg. Der Sohn aus der Ehe seiner Schwester Ortensia mit Francesco Caffarelli, der spätere einflussreiche Kardinal Scipione Caffarelli-Borghese, wurde von ihm adoptiert, damit dieser den Stamm-Familiennamen Borghese tragen durfte. Noch vor seiner Kardinalserhebung fungierte er als Taufpate des späteren Jesuitengenerals Alessandro Luigi Gottifredi (* 1595). Camillo Borghese studierte Jura und Philosophie, bevor er in den Dienst der Kurie eintrat. Am 5. Juni 1596 erhob ihn Papst Clemens VIII. zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant’Eusebio. 1599 wechselte er zur Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. 1597 wurde er residierender Bischof von Jesi. Im Jahr 1603 wurde er zudem Kardinalvikar von Rom und Inquisitor. Mit ihm wird das jüngste Mitglied des Kardinalskollegiums zum neuen Papst gewählt. Er hatte bereits Chancen auf die direkte Nachfolge Clemens’ VIII. gehabt, galt aber noch als zu jung. Nach dem raschen Tod des Medici-Vorgängers Leo XI. einigt man sich nun auf ihn als Hoffnungsträger. Durch die Erringung des Papstamtes schließt die Familie Borghese zu den alten römischen Adelsfamilien Colonna und Orsini auf und wird sie bald in Bezug auf das Familienvermögen übertreffen.

Das neue Oberhaupt des Kirchenstaates
Funktion Name seit Jahre
Paulus V.jpg
Papst
Paulus V.
(* 1552 Roma)
1605
-
18.07.1605
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Kirchenstaat

Zwei Monate nach seiner Wahl zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ernennt Papst Paulus V. als sogenannten Kardinalnepoten seinen Neffen Scipione Caffarelli-Borghese zum Kardinal und zum Kardinalstaatssekretär.

31.12.1609
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Kirchenstaat
Das derzeitige Oberhaupt des Kirchenstaates
Funktion Name seit Jahre
Paulus V.jpg
Papst
Paulus V.
(* 1552 Roma)
1605
4,6
31.12.1609
Kirchenstaat 1601-1798.gif
Kirchenstaat
Die bisherigen Führer der (römisch-katholischen) Kirche mit der längsten Amtszeit
Funktion und Amtszeit Name Jahre
Hadrianus I.jpg
Bischof von Rom
772-795
Hadrianus I.
23,8
Alexander III.jpg
Papst
1159-1181
Alexander III.
22,0
Silvester I.jpg
Bischof von Rom
314-335
Silvester I.
21,9
Chronik des Kirchenstaates der folgenden Dekaden
1610 / 1620 / 1630 / 1640 / 1650 / 1560 / 1570 / 1580 / 1590 / 1700
nach dieser Zeit
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